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KRAV MAGA CARSTEN DRAHEIM EFFEKTIVE SELBSTVERTEIDIGUNG DAS GROSSE AUSBILDUNGSBUCH EMPFOHLEN VON DER IKMF

KRAV - m-m-sports.com · 7 Krav Maga für spezielle Anwender und Anwendungen 8 Ideen für den kreativen Krav-Maga-Unterricht 9 Ergänzungssportarten und der Krav-Maga-Schüler als

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KRAV MAGA

CARSTEN DRAHEIM

EFFEKTIVE SELBSTVERTEIDIGUNG

KRAV

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M

Carsten Draheim, Jahrgang 1975, trai-

niert Kampfsport und Selbstverteidi-

gung seit seiner Kindheit und ist In-

haber des Krav-Maga-Instituts,

dem größten Anbieter für das

israelische Selbstverteidigungssys-

tem im deutschsprachigen Raum.

Er ist zudem vom Verteidigungs-

ministerium bestellter Nahkampfaus-

bilder für Soldaten bei der Bundeswehr und Dienstleister in diesem

Bereich für die Polizei des Landes NRW. Carsten wird von Experten

der israelischen Armee fortlaufend in Selbstverteidigung und an

Schusswaffen ausgebildet und nahm als einziger Zivilist in einer

Gruppe von Polizei-Einsatztrainern an Krav-Maga-Ausbildungen,

unter anderem beim BKA, teil. Als S.W.A.T.-Instructor bildet er inter-

national Angehörige von Militär und Polizei aus und ist Military

Director des größten israelischen Krav-Maga-Verbands der Welt.

Zusammen mit seinem Ausbilder- Team vom Krav-Maga-Institut

leitet er über 1.000 Selbstverteidigungs-Unterrichtseinheiten pro

Jahr und gilt somit als einer der erfahrensten Krav-Maga-Ausbilder.

CARSTEN DRAHEIMUrsprünglich für die israelische Armee entwickelt und in Kriegs- und Krisenge-bieten erprobt, boomt das Selbstverteidigungssystem „Krav Maga“ weltweit.

Unabhängig von Alter oder Geschlecht bietet Krav Maga defensive Techni-ken zur Verteidigung. Die intuitive und somit schnelle Abrufbarkeit dieser Techniken und die Effektivität machen den Erfolg und die internationale Verbreitung dieses einzigartigen Selbstverteidigungssystems aus.

Carsten Draheim ist DER Ausbilder für das israelische Selbstverteidigungs- system im deutschsprachigen Raum. Als Zivilist unterrichtet er in offiziellem Auftrag fortlaufend Angehörige polizeilicher und militärischer Einheiten, aber eben auch ganz normale Leute im täglichen Selbstverteidigungstrai- ning. Zudem ist er Inhaber des Krav-Maga-Instituts, welches mit über 1.000 Trainierenden, über 2.000 m2 eigener Szenario-Trainingsfläche sowie über 1.000 Unterrichtseinheiten pro Jahr zu den größten Krav-Maga-Anbietern weltweit zählt.

In diesem Buch offenbart er nun seine gesamten, langjährigen Erfahrungen und Kenntnisse – als bisher einzige deutschsprachige Unterrichtsergänzung zur Krav-Maga-Ausbildung. Weiterhin beinhaltet es Anmerkungen von Mike Diehl, einem ehemaligen Angehörigen des Kommando Spezialkräfte und Ausbilder im Ausbildungszentrum spezielle Operationen der Bundeswehr.

Dieses Buch entschlüsselt das System Krav Maga und zerlegt es hierbei in seine Bestandteile, anstatt sich auf die Darstellung von Techniken zu be- schränken und gibt hierbei wertvolle Anleitungen für den Unterricht dieses modernen Selbstverteidigungssystems.

Möchten Sie wissen, wie der moderne Selbstverteidigungsunterricht beim Militär, der Polizei oder im zivilen Bereich ausgerichtet ist, dann ist dieses Buch genau die richtige Lektüre!

c [D] 24,95/ c [A] 25,70978-3-89899-907-6

www.dersportverlag.deAuch als E-Book erhältlich. DAS GROSSE AUSBILDUNGSBUCH

EMPFOHLEN VON DER IKMF

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5Inhalt

INHALT

Vorwort ...................................................................................................... 10

1 Geschichte des Krav Maga und des Krav-Maga-Instituts .................... 14

2 Prinzipien des Krav Maga .................................................................... 26

3 Was macht einen guten Krav-Maga-Instructor aus? .............................. 40

3.1 Lehrmittel des Krav-Maga-Instructors ............................................................................ 43

3.2 Positionierung des Krav-Maga-Instructors im Unterricht ......................................... 43

3.3 Rhythmus und Geschwindigkeit – oder wir sprechen alle eine Sprache ............ 47

4 Was macht eine gute Krav-Maga-Stunde aus? .................................... 50

5 Gliederung des Krav-Maga-Unterrichts ............................................... 62

5.1 Grundsätzlicher Aufbau des Unterrichts ....................................................................... 62

5.2 Gute Planung ist alles ......................................................................................................... 63

5.3 Equipment für den Krav-Maga-Unterricht ................................................................... 67

6 Techniken, Einleitung und Checkpoints im Unterricht .......................... 74

6.1 Distanzen – Chronologie eines Angriffs ........................................................................ 76

6.2 Tactical Mindset – taktisches Verhalten ........................................................................ 77

6.3 Contact Combat – Kontaktangriffe ................................................................................. 81

6.4 Bedrohungsszenarien und bewaffnete Angriffe ......................................................... 82

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6 KRAV MAGA Effektive Selbstverteidigung

6.5 Mehr als einer – multiple Angriffe durch mehrere Angreifer ................................. 83

6.6 Protect the ones you love – schütze dich und andere .............................................. 84

7 Krav Maga für spezielle Anwender und Anwendungen ........................ 88

7.1 Krav Maga für Kleinkinder, Kinder und Teenager ...................................................... 88

7.2 Krav Maga für Frauen .......................................................................................................... 92

7.3 Krav Maga für Menschen mit Einschränkungen ........................................................ 96

7.4 Krav Maga Customized – angepasstes Krav-Maga-Training .................................. 97

8 Ideen für den kreativen Krav-Maga-Unterricht .................................. 102

9 Ergänzungssportarten und der Schüler als Kunde,

Kollege oder Kamerad ....................................................................... 122

10 Military Krav Maga – militärischer Nahkampf ................................... 126

10.1 Basistraining ......................................................................................................................... 133

10.2 Unterrichtshilfen – Military Krav Maga ....................................................................... 140

10.3 Mike Diehl – Mindset is everything ............................................................................... 176

11 Law-Enforcement-Krav-Maga – dienstliche Selbstverteidigung ........ 180

11.1 Trainingserfolge durch einsatznahen Unterricht ...................................................... 183

11.2 Basistraining ......................................................................................................................... 186

11.3 Unterrichtshilfen – „Blaulicht-Gruppe“ ........................................................................ 192

11.4 Selbstverteidigung für Rettungskräfte ......................................................................... 207

12 Trainingsszenarien und Unterrichtskombinationen ............................ 214

13 Krav-Maga-Glossar ............................................................................ 222

Bildnachweis ..................................................................................... 230

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7

DANKSAGUNG

Hiermit möchte ich mich für die unendliche Unterstützung bei allen meinen Aktivitäten

und insbesondere auch bei diesem Buch bei meiner Familie bedanken!

Für die wertvolle Ausbildung und Unterstützung, Danke an Avi Moyal, an John Freeman

und an meinem Freund und Mentor, Tamir Gilad. Besonderer Dank auch an Heidi Pütz,

ohne Dich wäre dieses Buch niemals entstanden, sowie für den wertvollen Input an

Mike Diehl sowie an mein Trainier-Team und an die Students vom Krav Maga Institut!

Gruß,

Carsten

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Vorwort

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Vorwort

1 Geschichte des Krav Maga und des Krav-Maga-Instituts

2 Prinzipien des Krav Maga

3 Was macht einen guten Krav-Maga-Instructor aus?

4 Was macht eine gute Krav-Maga-Stunde aus?

5 Gliederung des Krav-Maga-Unterrichts

6 Techniken, Einleitung und Checkpoints im Unterricht

7 Krav Maga für spezielle Anwender und Anwendungen

8 Ideen für den kreativen Krav-Maga-Unterricht

9 Ergänzungssportarten und der Krav-Maga-Schüler als Kunde,

Kollege oder Kamerad

10 Military Krav Maga – militärischer Nahkampf

11 Law-Enforcement-Krav-Maga – dienstliche Selbstverteidigung

12 Trainingsszenarien und Unterrichtskombinationen

Krav-Maga-Glossar

Vorwort

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VORWORT

Geschriebenes kann den Krav-Maga-Unterricht und vor allem das regelmäßige Praktizie-

ren im Krav-Maga-Training nicht ersetzen.

Ein guter Krav-Maga-Instructor ist man nicht, sondern man wird es durch Erfahrung im

Training und im Unterricht sowie durch die Erkenntnis, dass man Teil der Gruppe ist und

„nur“ seine eigenen und beschränkten Kenntnisse vermittelt, um Menschen auf das mit-

unter Schlimmste vorzubereiten, was diesen im Leben passieren könnte, nämlich einen

gewaltsamen Übergriff, in welcher Form auch immer. Um es mit Imi Lichtenfelds Worten

zu sagen:

„So that one may walk in peace.“

Carsten Draheim, im Frühjahr 2015

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MILITARY KRAV MAGA – MILITÄRISCHER NAHKAMPF

Abb. 47: Military Krav Maga – militärischer Nahkampf – 1

10

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127Military Krav Maga – militärischer Nahkampf

10 Das militärische Krav Maga, sprich der militärische Nahkampf, unterscheidet sich, wie

zuvor bereits erwähnt, rein technisch nur unwesentlich von der Variante für BOS-Ange-

hörige (Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben, z. B. Polizei, Justiz, Feuer-

wehr etc.) außer, mit dem entscheidenden Unterschied, dass der/die Angreifer hier nicht

festgesetzt, sondern unter Berücksichtigung der jeweils gültigen RoE (Rules of Engage-

ment) kampfunfähig gemacht werden. Das Motto lautet hier: Nahkampf wird überlebt,

nicht gewonnen!

Wie auch teilweise im Law-Enforcement-Training, ist auch im militärischen Krav Maga

davon auszugehen, dass der Soldat als „Common Object“ primär seine Waffe in der Hand

hält und somit im Krav-Maga-Training mit der Waffe in der Hand und auch einhändig

trainiert wird. Dies ist aber nicht nur das Kernelement, zumal der Soldat natürlich auch in

die Lage gebracht werden soll, sich waffenlos mit bloßen Händen verteidigen zu können.

Ziel des Nahkampf- oder Selbstverteidigungsunterrichts für Soldaten ist es, diesen, un-

abhängig vom sportlichen Background und den Vorerfahrungen des Einzelnen und mög-

lichst unabhängig vom Geschlecht, rasch und ohne regelmäßiges Training durch zusam-

menhängende, aber in sich geschlossene Trainingseinheiten so schnell wie möglich auf

den Ernstfall, nämlich eine Kampfsituation, vorzubereiten.

Auch bei militärischen Lehrgängen gibt es eine Unterscheidung zwischen dem militäri-

schen Nahkampf und der waffenlosen Selbstverteidigung. Zudem wird zwischen dem

allgemeinen Nahkampf für alle Soldaten – welcher auf dem Vorangegangenen aufbaut

– und der Ausbildung für spezialisierte Truppen/Soldaten unterschieden.

Als entscheidender Unterschied spielt die Verhältnismäßigkeit der Abwehr hier im Gegen-

satz zum Law-Enforcement-Krav-Maga nur eine untergeordnete Rolle. Weiterhin ist der

Soldat in der Regel (nicht nur im Einsatz, sondern mitunter natürlich auch während des

Trainings) durch militärische Ausrüstungsgegenstände in seinen Bewegungen eventuell

besser geschützt, aber sicherlich auch ebenso stärker eingeschränkt, wenn nicht sogar

dadurch (Trageriemen, Chest Rig, Tiefziehholster, schwerer Rucksack etc.) behindert. Wei-

terhin kann davon ausgegangen werden, dass der Gegner ebenso durch Körperpanzerung

und Ausrüstungsgegenstände an vielen Stellen – welche im Law-Enforcement-Krav-Maga

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128 KRAV MAGA Effektive Selbstverteidigung

oder in der zivilen Variante attackiert werden können – so gut (Tiefschutz/Bristol) ge-

schützt ist, dass ein Angriff auf diese Punkte mitunter nicht möglich ist.

Abb. 48: Military Krav Maga – militärischer Nahkampf – 2

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129Military Krav Maga – militärischer Nahkampf

Generell setzt die militärische Krav-Maga-Variante natürlich zudem die uneingeschränkte

Bereitschaft des Soldaten voraus, sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln unter

massiver Anwendung von vielleicht sogar tödlicher Gewalt zu verteidigen. Das Ziel ist

immer die weitere Durchführung des Auftrags.

Angriffsziele, welche trotz möglicher Gefechtsausrüstung des Gegners in der Regel für den

Verteidiger gut erreichbar sind, können der Halsbereich sein, die Gelenke, insbesondere an

den Ellbogen und den Knien, aber – durch Gefechtshelm eingeschränkt – auch der Kopf

(z. B. die Augen) und der Genitalbereich. Im militärischen Krav-Maga-Training wird also der

Nahkampf in voller Gefechtsausrüstung genauso trainiert, wie der Nahkampf im leichten

Feldanzug oder gar in Trainingskleidung. Es wird mit Waffe oder ohne Waffe in der Hand

trainiert, mit simulierten Einschränkungen (wie schlechte Sicht, nur einarmig, nur einbeinig

etc.), genauso wie in einer Sporthalle oder draußen auf dem freien Feld.

Aber natürlich auch ohne Waffe in Geiselnahmesituationen gegen bewaffnete oder un-

bewaffnete Gegner und natürlich auch mit „3rd Partie Protection“, also dem Schutz drit-

ter Personen, sprich der Sicherung des Kameraden. Die Inhalte des Military Trainings

sind somit Krav-Maga-Selbstverteidigungstechniken und -taktiken für den militäri-

schen Einsatz. Außerdem gehören Übungen mit dem Einsatz von „Common Objects“, also

z. B. der Kurz- oder Langwaffe als Schlaginstrument, gegen einen und mehrere Angrei-

Abb. 49: Military Krav Maga – militärischer Nahkampf – 3

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130 KRAV MAGA Effektive Selbstverteidigung

fer, sowie die Abwehr von Messerangriffen und Schusswaffenbedrohungen zum Training.

Außerdem gehören zu den Trainingsinhalten taktisches Verhalten in Konfliktsituationen,

Teamarbeit bei der Selbstverteidigung, das Verhalten bei Konfrontation oder Eskalation

mit Konfliktparteien oder Aggressoren, Befreiungstechniken bei Kontaktangriffen sowie

Techniken in Notwehr- und Nothilfesituationen in engen Räumlichkeiten, „Close Quarter

Combat” und unter widrigen Bedingungen. Die Techniken richten sich nach dem Fort-

schritt der Teilnehmer, der Lerneffekt im verletzungsfreien Training steht hierbei für alle

Soldaten immer im Vordergrund.

Abb. 50: Military Krav Maga – militärischer Nahkampf – 4

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131Military Krav Maga – militärischer Nahkampf

Never Give-up

Ein Weglaufen (Fight, never Flight or Freeze) ist hier natürlich in der Regel (außer kurzfris-

tig zur besseren Positionierung) genauso wenig wie Erstarren, Zögern oder gar Aufgeben

zu keinem Zeitpunkt eine Option!

Zusammengefasst lässt sich daraus die Methodik und Didaktik des Krav-Maga-Mili-

tary-Trainings ableiten, denn genau dafür ist dieses System von Imi Lichtenfeld entwickelt

worden, nämlich den Soldaten so schnell, so nachhaltig wie möglich, aber mit geringstem

Trainingsaufwand, auf den Ernstfall, nämlich das Überleben in Kampfsituationen, vor-

zubereiten. Ziel des Military Trainings ist es somit, den Soldaten effektive und einfache

Methoden an die Hand zu geben, um sich gegen gewalttätige Übergriffe im Einsatz

behaupten zu können.

Der Trainingserfolg beruht zudem zu einem großen Teil auf ausgereiften Einsatzszenarien.

Ziel ist es, die Soldaten im Training möglichst nah an die Einsatzrealität zu führen, um

Abb. 51: Military Krav Maga – militärischer Nahkampf – 5

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132 KRAV MAGA Effektive Selbstverteidigung

das „Abrufen“ der richtigen Techniken im Einsatz sicherzustellen. Ein entscheidender Vor-

teil dieser Trainingsvariante – außerhalb der Sporthalle – liegt auf der Hand.

Die Techniken werden somit noch effektiver vermittelt, sodass diese in – für den Solda-

ten nachvollziehbaren – Einsatzsituationen auch unter hohem Stress abgerufen und zur

Wirkung gebracht werden können. Die Soldaten sollen hierbei an ihre psychische und

physische Leistungsfähigkeit gebracht werden, um den Kampfeswillen zu stärken und

die Kraft, Geschwindigkeit und Koordination für den Eigenschutz und den Schutz dritter

Personen kontinuierlich zu steigern. Zudem spielt das taktische Verhaltenstraining und

Abb. 52: Military Krav Maga – militärischer Nahkampf – 6

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133Military Krav Maga – militärischer Nahkampf

mit diesem die korrekte Lagebeurteilung und die zweckmäßige Reaktion im Krav-Ma-

ga-Training eine entscheidende Rolle. Diese Handlungsoptionen zur Selbstverteidigung

werden unter Betrachtung verschiedener Stufen der Eskalation und mit dem Hinweis auf

die jeweiligen Rules of Engagements aufgezeigt und als Drill ebenfalls kontinuierlich

trainiert und durch Trainingsfortschritt gesteigert.

10.1 BASISTRAINING

Im Basistraining werden die grundlegenden Techniken, wie das richtige und situationsan-

gepasste Stehen (Stances) sowie die Bewegung daraus (Movements) sowie das richtige

Fallen (vorne, hinten, seitlich mit Impact oder ohne) und natürlich auch die richtigen

Schlag- und Tritttechniken mit Rücksicht auf die jeweilig mitgeführte Ausrüstung vermit-

telt. Das Basistraining ist somit die Toolbox, also der theoretische Werkzeugkasten, zur

praktischen Umsetzung des Gelernten im Nahkampf, aus welchem sich die Soldaten nun

für alles Darauffolgende bedienen und je nach Distanz des Angreifers abrufen können,

wie folgt:

Abb. 53: Basistraining – 1

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134 KRAV MAGA Effektive Selbstverteidigung

Die sogenannte Timeline ist Kernelement des Krav-Maga-Trainings, nicht nur im mi-

litärischen Bereich. Diese bezieht sich auf die eigene Handlungsfähigkeit, abhängig

zur eigenen Distanz zum Angriff, abhängig von der Zeit, mit welcher der Angreifer

sich nähert.

a) Weite Distanz > 7 m

In der Vergangenheit gab es insbesondere bei US-Behörden oder zum Beispiel 1994-1995

durch die University of Chicago verschiedene Fallstudien, welche aufzeigten, dass ein

entschlossener, aggressiver Angreifer mit einem griffbereiten oder gar gezogenen Messer

mit einer – unter Umständen geholsterten – Waffe auf einer Distanz von circa unter 7 m

nicht wirksam zu stoppen ist. Daraus lässt sich folgerichtig ableiten, dass der Soldat situ-

ationsabhängig in der Lage sein sollte, einen dynamischen Angriff aus einer Distanz von

über 7 m mit der Schusswaffe wirksam zu bekämpfen bzw. den Angreifer zu stoppen. Im

zivilen Krav Maga wäre hier „Flight“, also Weglaufen, angesagt!

In der militärischen Variante bedeutet dies, die eigene Gefechtsbereitschaft herzustellen,

also die Waffe zu ziehen und mitunter zu schießen. Auf die 7-m-Aussage würden wir uns

jedoch nicht unbedingt verlassen und es auch keinem Trainer raten, dies seinen Schü-

lern so im Unterricht als das „Nonplusultra“ zu vermitteln, im Gegenteil, es gab bereits

Abb. 54: Basistraining – 2. Egal, wie teuer die Zielhilfen/Optiken sind, dies interessiert bei der Abwehr eines „realen“ Angriffs nicht.

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135Military Krav Maga – militärischer Nahkampf

nachweislich Situationen, in denen der Angreifer durch mehrere Schüsse aus großkalib-

rigen Waffen getroffen wurde und trotzdem auf die Verteidiger weiter einstach, sei es

durch einen Adrenalinkick oder unter Drogeneinfluss. Genau diesen Ansatz greift das

Krav-Maga-Training auf und vermittelt neben der Priorität, die eigene Gefechtsbereit-

schaft herzustellen, grundsätzlich immer auch die Möglichkeit, dass dies eben – aus wel-

chen Gründen auch immer – nicht schnell genug passieren könnte und der Verteidiger

darauf vorbereitet sein muss, sich ohne einen Schuss abzugeben, mit der sogenannten

Cold Weapon (ungeladen/unterladen) verteidigen muss.

Krav Maga fängt also zu dem Zeitpunkt an, an dem der Verteidiger nicht mehr reden

kann und hört aber auch ab dem Zeitpunkt auf, ab dem der Verteidiger (effektiv und

wirksam) schießen könnte. Wir befinden uns beim Krav-Maga-Training also im Nahkampf-

bereich. Mit oder ohne Waffe in der Hand sind wir darauf vorbereitet, dass unsere Waffe

aufgrund der Angriffsdistanz oder einer schlichten Waffenstörung versagen könnte und

wir uns anderweitig verteidigen müssen.

b) Distanz < 2-7 m

Treten

Abb. 55: Basistraining – 3

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136 KRAV MAGA Effektive Selbstverteidigung

Im Gegensatz zur zivilen Variante ist der Soldat insbesondere durch mögliche Ausrüs-

tungsgegenstände in der Kickdistanz stark eingeschränkt, sogenannte High Kicks, also

Tritte über den Genitalbereich hinaus, scheiden aufgrund von Gefechtsausrüstung, eines

schweren Rucksacks, welcher nach hinten runterziehen könnte oder schlichtweg aufgrund

von Witterungsverhältnissen (Glätte), aus und haben somit im Krav-Maga-Military-Trai-

ning nichts zu suchen. Auch zermürbende Tritte, zum Beispiel gegen den Oberschenkel

des Gegners, wie man sie als Low Kicks aus dem Thai-Boxing her kennt, haben keine

Berechtigung. Es geht nicht darum, sich in eine Wettkampfsituation zu bringen und den

Kontrahenten durch wiederholtes Traktieren an dieselbe Stelle langsam zu zermürben,

sondern darum, den Kampf so schnell wie möglich zu beenden, oder zumindest zu über-

leben!

Auch Roundhouse Kicks, also kreis- bzw. bogenförmige seitliche Tritte, sind zu unterlas-

sen, weil hier in Kauf genommen wird, dass der Fuß seine Bewegung im Falle des Nicht-

treffens weiterführt und der Verteidiger sich ggfls. durch eine schnelle Drehung wieder in

Position bringt, denn: Wir drehen unserem Gegner niemals, unter keinen Umständen, den

Rücken zu und sei es nur für Sekundenbruchteile. Für das Military Krav Maga kommen

somit nur folgende Tritttechniken zum Einsatz und diese liegen maximal auf Bauchhöhe

des Angreifers:

Regular Front Kick – ein Stoßtritt kontrolliert, mit der Hüfte nach vorne, um sich nä-

hernde Gegner auf Distanz zu halten, ähnlich einem großen Schritt zur Überwindung

eines Hindernisses, wobei der Fuß, bei richtiger Ausführung der Technik, allerdings auch

vorne absetzt, anstatt, wie bei einigen Kampfsportarten üblich, wieder hinten. Es geht

bei diesem Tritt entweder darum, die Distanz zum Gegner zur Herstellung der eigenen

Feuerbereitschaft wieder zu erreichen oder die eigenen „combatives“ weiter fortzuführen!

Defensive Kick Forward – ein gerader Schnapptritt von unten nach oben, welcher den

ganzen Körper mitzieht, Ziel ist der Genitalbereich des Gegners. Perfekter Tritt für Solda-

ten mit Stiefeln und sehr effektiv.

Side Kick – seitlicher Stoßtritt, bei welchem der Körper, im Vergleich zum Roundhouse

Kick, bereits vor der Ausführung des Tritts seitlich zum Gegner steht. Im Krav Maga

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137Military Krav Maga – militärischer Nahkampf

bedeutet dies, sich vor der Ausführung einer Technik nicht erst zu positionieren, um so

schnell wie möglich zu sein. Steht der Gegner also seitlich, dann drehe ich mich nicht erst

um, um diesen zum Beispiel mit einem Defensive Kick Forward zu treffen, sondern agiere

aus meiner aktuellen Position. Wenn ich also seitlich zum Angreifer stehe, ist der Side

Kick die erste Wahl. Wichtig im Training ist das direkte Umdrehen zum Gegner hin und

das Weiterführen der Kampfhandlung.

Defensive Back Kick – im Gegensatz zum Side kick, bei welchem ich mitunter über meine

Schulter gucke, um das Ziel vor dem Tritt auszumachen, stehe ich beim Back Kick vollstän-

dig mit dem Rücken zum Gegner. Aus Zeitgründen wird hierbei im Eselstritt zugetreten.

Effektives Ziel ist hierbei unterhalb des Genitalbereichs das Knie, damit sich der Soldat

nicht zu weit nach vorne lehnen muss und dadurch unter Umständen das Gleichgewicht

verliert. Wie beim Side Kick endet die Bewegung mit einem Umdrehen zum Gegner hin.

Bailout Kick – hierbei verlässt der Verteidiger mit einem seitlichen Ausfallschritt die

Linie des Angriffs und tritt unmittelbar (Kap. 3.3 „Rhythmus und Geschwindigkeit“: Shut-

tered) nach. Der Gegner fällt sozusagen durch seine eigene Vorwärtsbewegung in den

Tritt hinein und der Verteidiger befindet sich somit außerhalb der Linie des Angriffs, was

zum Beispiel von Vorteil ist, wenn der Angreifer ein Messer in der Hand hält und dieses

als Eispickel benutzt. Würde ich diesen Kick gerade ausführen, fällt er unter Umständen

trotzdem in mich hinein und verletzt mich mit diesem Gegenstand.

Zusätzlich gibt es weitere Trittvarianten, wie zum Beispiel den Stampfkick auf am Bo-

den liegende Gegner, welche allerdings nicht zum Basiswissen für die Krav-Maga-Toolbox

zählen, insbesondere weil es sich – nachdem der Gegner am Boden liegt – eher anbietet,

die eigene Feuerbereitschaft schnellstmöglich wiederherzustellen, anstatt auf dem am

Boden liegenden Gegner weiter einzutreten.

Neben den Tritten ergibt sich hier selbstverständlich auch die Möglichkeit, die Langwaffe

zum Schlagen und Stoßen zum Einsatz zu bringen.

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138 KRAV MAGA Effektive Selbstverteidigung

c) Distanz < 2 m

Schläge

Gleichgültig, ob mit oder ohne eine Waffe in der Hand, wenn der Gegner so nahe steht,

dass ich nicht mehr treten kann, dann schlage ich zu mit der Faust (Handschützer) oder

mit der Palm, also mit dem unteren Bereich der offenen Hand, mit dem Handballen-

schlag oder -stoß, welcher gerade bei Ungeübten die Verletzungsgefahr der eigenen

Handknöchel erheblich mindert und dabei genauso effektiv wie ein korrekt ausgeführter

Faustschlag sein kann.

Zu den Schlägen gehören ebenfalls die Hammerschläge, als Definition: schlage mit der

Faust einen Nagel in die Wand. Gleichgültig, ob seitlich, horizontal oder vertikal, aller-

dings ist hier die Distanz bereits geringer als bei einem regulären Schlag, womit wir wieder

näher dran wären. Auch hier eignet sich für den Hammerschlag die Waffe in der Hand.

Kann ich aufgrund der Distanz nicht mehr schlagen oder treten, nutze ich Ellbogenschlä-

ge oder Tritte mit den Knien. Auch hier Ellbogenschläge horizontal, vertikal nach hinten,

nach vorne, seitlich oder nach unten. Analog zu den Hammerschlägen.

Abb. 56: Basistraining – 4

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139Military Krav Maga – militärischer Nahkampf

Wichtiger Bestandteil des Krav-Maga-Trainings ist somit ebenfalls das korrekte Umdre-

hen zum Gegner, ich decke mit dem Arm mein Gesicht, sodass ich noch darüber gucken

kann und drehe mich um. Erkenne ich die Gefahr eines Angriffs, dann schlage ich mit dem

Ellbogen oder wenn der Gegner etwas weiter weg steht, mit dem Hammerfaustschlag

und drehe mich grundsätzlich (als Drill im Training) immer zum Gegner um und setze

meine Verteidigung fort oder bin zumindest weiter kampfbereit und scanne die Umge-

bung nach weiteren Aggressoren.

Kann ich aufgrund der Nahdistanz nicht mehr treten, nutze ich das Knie, im Krav Maga

jedoch auch hier nicht „Roundhouse“, sondern vertikal nach oben, in den Genitalbereich

des Gegners.

Auf nähere Distanz eignet sich insbesondere für Soldaten mit Helm der Headbutt, also

der Kopfstoß, nach vorne, seitlich und nach hinten. Bei noch näherer Distanz kann Bei-

ßen eine hervorragende Option sein.

Je nach Situation (Bodenkampf) seien hier noch Hebel der Knöchel und Gelenke anzu-

führen, wobei dies in der Regel zu lange dauert und, wie bereits im Vorstehenden be-

schrieben, geht man beim Krav-Maga-Training nicht davon aus, mit dem Gegner alleine

auf einer Matte zu rangeln!

Das Training erfolgt, wie zuvor bereits erwähnt, in voller Ausrüstung oder eben auch nur

im Feldanzug mit oder ohne Waffe in der Hand, sowie grundsätzlich mit links und auch

mit rechts, also mit der starken oder der schwächeren Seite.

Erst wenn diese Basics ausreichend erlernt wurden und der Soldat somit distanzabhän-

gige „Werkzeuge in seiner Verteidigungsbox“ hat und sämtliche Abläufe mit dem beim

Krav Maga obligatorischen taktischen Verhalten (Erkennen von Gefahren, Verlassen der

Angriffslinie, richtige Positionierung etc. ) sowie dem Scanning, also dem Rundumblick

am Ende einer jeden Ausführung, beherrscht, beginnt das eigentliche Krav-Maga-Tech-

niktraining.

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