Upload
lycong
View
216
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
HörsaalCity 13.01.2010 LSIP: www.sowi.rub.de/lsip 1
Krisenbekämpfung durch Global GovernanceProf. Dr. Stefan A. Schirm, Lehrstuhl für Internationale Politik
HörsaalCity 13.01.2010 LSIP: www.sowi.rub.de/lsip 2
Krisenbekämpfung durch Global GovernanceProf. Dr. Stefan A. Schirm, Lehrstuhl für Internationale Politik
Global Governance: Wegweiser, Leitplanke oder Zwangsjacke?
• Die Finanzkrise als Problem der internationalen Ordnung
• Mangelnde Effizienz und Legitimität des Ordnungsmodells
• Bessere Effizienz und Legitimität durch neue Regeln?
• Die Internationalen Verhandlungen über neue Regeln
• Vielfalt gesellschaftlicher Ideen und Interessen
• Neue Konzepte und Ordnungsmuster infolge der Krise
HörsaalCity 13.01.2010 LSIP: www.sowi.rub.de/lsip 3
Krisenbekämpfung durch Global GovernanceProf. Dr. Stefan A. Schirm, Lehrstuhl für Internationale Politik
1. Die Finanzkrise als Problem der internationalen Ordnung I
- Diesmal vor allem Industrieländer betroffen, daher:
Krise des marktwirtschaftlichen Modells (USA)
- Globalisierte Finanz- und Gütermärkte, daher:
Wirksamkeit nationaler Politik eingeschränkt: Global Governance
- Mangelnde Effizienz: nachhaltige Sicherung von Wohlstand
- Mangelnde Legitimität: Gerechtigkeit und Akzeptanz
HörsaalCity 13.01.2010 LSIP: www.sowi.rub.de/lsip 4
Krisenbekämpfung durch Global GovernanceProf. Dr. Stefan A. Schirm, Lehrstuhl für Internationale Politik
1. Die Finanzkrise als Problem der internationalen Ordnung II
- Abkehr von Deregulierungspolitik der 90er ohne Wachstums-
dynamik des Wettbewerbs zu beschneiden: kompetenter Staat
- Neue nationale und internationale Regeln für globale Märkte:
Eigenkapital, Aufsicht, Boni, Internationale Organisationen IWF
- Breitere Beteiligung im internationalen System: G7 => G20
HörsaalCity 13.01.2010 LSIP: www.sowi.rub.de/lsip 5
Krisenbekämpfung durch Global GovernanceProf. Dr. Stefan A. Schirm, Lehrstuhl für Internationale Politik
2. Mangelnde Effizienz und Legitimität des Ordnungsmodells
- Lockere Geldpolitik Federal Reserve weder legitim (rechen-
schaftspflichtig) noch effizient (Konsum auf Pump, Kreditblase)
- Versagen von Aufsichtsbehörden und Rating Agenturen beim
Verschleiern des Ausfallrisikos durch CDOs/CDSs
- Fehlverhalten Landesbanken
- Entlohnungssysteme: leistungsunabhängige bzw. nur auf
kurzfristige Spekulation gerichtete Boni und Vorstandsbezüge
HörsaalCity 13.01.2010 LSIP: www.sowi.rub.de/lsip 6
Krisenbekämpfung durch Global GovernanceProf. Dr. Stefan A. Schirm, Lehrstuhl für Internationale Politik
3. Bessere Effizienz und Legitimität durch neue Regeln?
- Höhere Eigenkapitalquoten (besonders für Risikokredite)
- TÜV für Finanzprodukte, keine privaten Rating Agenturen
- Transparenz & Verbot Zweckgesellschaften außerhalb Bilanz
- Too big to fail: Zerschlagung systemrelevanter Banken?
- Gehälter/Boni an langfristigen Unternehmenserfolg koppeln
- Steuer auf Finanztransaktionen
HörsaalCity 13.01.2010 LSIP: www.sowi.rub.de/lsip 7
Krisenbekämpfung durch Global GovernanceProf. Dr. Stefan A. Schirm, Lehrstuhl für Internationale Politik
4. Die Internationalen G20-Verhandlungen über neue Regeln
- Washington 11/2008, London 4/2009, Pittsburgh 9/2009:
- Eigenkapitalquoten, Boni, Steuerparadise – unverbindlich
- Basel II nun bis 2011 umgesetzt (Merkel 2006 USA kritisiert)
- Umverteilung 5% Stimmquoten im IWF an Emerging Powers
- Keine Resultate: too big to fail, moral hazard Geldschwemme
- Keine Stärkung internationaler Organisationen (IWF, ESRB)
- Große Unterschiede zwischen Positionen der Staaten: Warum?
HörsaalCity 13.01.2010 LSIP: www.sowi.rub.de/lsip 8
Krisenbekämpfung durch Global GovernanceProf. Dr. Stefan A. Schirm, Lehrstuhl für Internationale Politik
5. Vielfalt gesellschaftlicher Ideen und Interessen I
- Regierungspositionen in G20 spiegeln unterschiedliche nationale
gesellschaftliche Ideen und Interessen wider (societal approach)
- Was als effizient bzw. legitim angesehen wird, folgt gesellschaftl.
Ideen / Wertemustern und stellt keine allgemeingültige Größe dar
=> unterschiedliche ideelle Interpretationen der Kriseursachen
und der Rolle des Staates bei ihrer Bewältigung
=> Krise betrifft materielle Interessen in Ländern unterschiedlich
HörsaalCity 13.01.2010 LSIP: www.sowi.rub.de/lsip 9
Krisenbekämpfung durch Global GovernanceProf. Dr. Stefan A. Schirm, Lehrstuhl für Internationale Politik
5. Vielfalt gesellschaftlicher Ideen und Interessen II
- GB: liberal market economy, Skepsis der Briten gegenüber
staatlicher Regulierung, Vertrauen in Marktkräfte, Lobbydruck des
großen Finanzsektors => Regierung gegen verbindliche Regeln
- D: coordinated market economy, Skepsis gegenüber Markt,
Vertrauen in Staat, kleiner Finanzsektor => verbindliche Regeln
- Divergenzen Krise: GB „Versagen Boardrooms“, D „Systemkrise“
- Divergenzen Regeln: EU-Aufsicht, Eigenkapital, Kompetenz IWF
HörsaalCity 13.01.2010 LSIP: www.sowi.rub.de/lsip 10
Krisenbekämpfung durch Global GovernanceProf. Dr. Stefan A. Schirm, Lehrstuhl für Internationale Politik
6. Neue Konzepte und Ordnungsmuster infolge der Krise I
- Nationalstaat ist gestärkt durch neue Aufsicht, Bankenrettung und
neokeynesianische Ausgabenprogramme zur Ankurbelung der
Nachfrage: Legitimität und Effizienz von Politik gestiegen (!?)
- Internationale Kooperation ist in den Mittelpunkt gerückt durch
Suche nach Lösungen und Koordination auf G20-Treffen und EU
- Internationale Organisationen gestärkt: IWF verfügt über mehr
Mittel und größere Akzeptanz aufgrund flexibler Kreditvergabe -
zuvor wegen strikter Konditionen von Emerging Powers gemieden
HörsaalCity 13.01.2010 LSIP: www.sowi.rub.de/lsip 11
Krisenbekämpfung durch Global GovernanceProf. Dr. Stefan A. Schirm, Lehrstuhl für Internationale Politik
6. Neue Konzepte und Ordnungsmuster infolge der Krise II
- Internationale Hierarchien flacher: G7 wurde de facto durch G20
ersetzt, Financial Stability Forum/Board nun mit Emerging Powers
=> 2/3 Weltbevölkerung & BSP, aber: autoritäre Regime (China)
Fazit: Wenig verbindliche neue Regeln der Global Governance, aber
mehr Kooperation und Koordination => Eine koordinierte
Weltwirtschaft als Ausdruck des Spannungsverhältnisses
zwischen der Notwendigkeit neuer globaler Regeln und der
Anerkennung der Vielfalt gesellschaftlicher Interessen und Ideen.
HörsaalCity 13.01.2010 LSIP: www.sowi.rub.de/lsip 12
Krisenbekämpfung durch Global GovernanceProf. Dr. Stefan A. Schirm, Lehrstuhl für Internationale Politik
Stefan A. Schirm 2009: Koordinierte Weltwirtschaft? Neue Regeln für effizientere und legitimere Märkte, in: Zeitschrift für Internationale Beziehungen 16:2 (Dez. 2009), Seite 311-324.
Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit!