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2 KULTURPROJEKT PELGUZAR ÑRoze yena ke hard vanu: Mordemi kotiye? Mordemu nÍvenenu. Roze ki yena, mordem vanu: Hard kotiyu? HardÈ xu nÈvenenu.ì Didar Ana ÑEines Tages wird die Erde fragen: wo sind die Menschen? Ich finde sie nicht mehr. Eines Tages werden auch die Menschen fragen: wo ist die Erde? Wir finden unsere Erde nicht mehr.ì Mutter Didar Projektskizze Dieses Zitat stammt aus dem Epos Pelguzar (zu Deutsch: Herzblatt), das von der grossen Liebe Xidir Bava (*ca. 1885 bis 1940), eines Derwisches und Friedensbotschafters, zu Didar Ana, erz‰hlt. Sein ganzes Leben lang war er unterwegs, hat den Menschen Informationen und Gedichte ¸berbracht und Epen gesungen. Das Epos ist in Zaza-Sprache (Zazaki) verfasst, die heute noch im Gebiet zwischen Tunceli (fr¸her Dersim) und QoÁgiri (alevitisches Gebiet im Osten der heutigen T¸rkei) gesprochen wird und aufgrund der politischen Verh‰ltnisse der letzten Jahre stark vom Aussterben bedroht ist. 1 T¸rkei mit den heutigen Regionen, fr¸here Region Dersim mit alevitischer (90%) und sunnitischer Bevˆlkerung (rot) Tevfik Sahin, der seit mehr als 20 Jahren in Basel lebt, hat seit rund 15 Jahren traditionelles Wissen in Zaza-Sprache gesammelt, in dem er mit den alten Menschen dieser Region Gespr‰che und Interviews f¸hrt und ihre Geschichten, Gedichte und Naturreligionsgebete aufzeichnet. Sein Archiv umfasst in der Zwischenzeit rund 50 Interviews mit ¸ber 200 Gedichten und zahlreichen alten Bilddokumenten, darunter auch das Epos Pelguzar mit ¸ber 490 Strophen, das er in 7-j‰hriger Forschungsarbeit wieder sorgf‰ltig zusammengetragen hat. Seine Forschungen konzentrieren sich vor allem auf seine Heimat QoÁgiri (Gebiet im ‰ussersten Nord-Westen der Region Dersim) und umfassen die heutigen Bezirkverwaltungen Zara (das eigentliche QoÁgiri), Imranl˝, G¸lova, Ak˝nc˝lar, Hafik, Divrii 1 Obwohl die t¸rkische Regierung nach Jahren der Unterdr¸ckung (repressive Assimilationspolitik) von einer Demokratisierung und Verbesserung spricht, hat sich die Lage f¸r Minderheiten-Sprachen (Zaza, Armenisch, Kurdisch, Suryani) kaum verbessert. Die 1980er-, 1990er- und 2000er-Generation hat ihre Zaza-Muttersprache fast vergessen.

KULTURPROJEKT PELGUZAR · (fr¸her Dersim) und QoÁgiri (alevitisches Gebiet im Osten der heutigen T¸rkei) gesprochen wird und aufgrund der politischen Verh‰ltnisse der letzten

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    KULTURPROJEKT PELGUZAR ÑRoze yena ke hard vanu: Mordemi kotiye? Mordemu nÍvenenu. Roze ki yena, mordem vanu: Hard kotiyu? HardÈ xu nÈvenenu.ì Didar Ana ÑEines Tages wird die Erde fragen: wo sind die Menschen? Ich finde sie nicht mehr. Eines Tages werden auch die Menschen fragen: wo ist die Erde? Wir finden unsere Erde nicht mehr.ì Mutter Didar Projektskizze Dieses Zitat stammt aus dem Epos Pelguzar (zu Deutsch: Herzblatt), das von der grossen Liebe Xidir Bava (*ca. 1885 bis 1940), eines Derwisches und Friedensbotschafters, zu Didar Ana, erz‰hlt. Sein ganzes Leben lang war er unterwegs, hat den Menschen Informationen und Gedichte ¸berbracht und Epen gesungen. Das Epos ist in Zaza-Sprache (Zazaki) verfasst, die heute noch im Gebiet zwischen Tunceli (fr¸her Dersim) und QoÁgiri (alevitisches Gebiet im Osten der heutigen T¸rkei) gesprochen wird und aufgrund der politischen Verh‰ltnisse der letzten Jahre stark vom Aussterben bedroht ist.1

    T¸rkei mit den heutigen Regionen, fr¸here Region Dersim mit alevitischer (90%) und sunnitischer Bevˆlkerung (rot) Tevfik Sahin, der seit mehr als 20 Jahren in Basel lebt, hat seit rund 15 Jahren traditionelles Wissen in Zaza-Sprache gesammelt, in dem er mit den alten Menschen dieser Region Gespr‰che und Interviews f¸hrt und ihre Geschichten, Gedichte und Naturreligionsgebete aufzeichnet. Sein Archiv umfasst in der Zwischenzeit rund 50 Interviews mit ¸ber 200 Gedichten und zahlreichen alten Bilddokumenten, darunter auch das Epos Pelguzar mit ¸ber 490 Strophen, das er in 7-j‰hriger Forschungsarbeit wieder sorgf‰ltig zusammengetragen hat. Seine Forschungen konzentrieren sich vor allem auf seine Heimat QoÁgiri (Gebiet im ‰ussersten Nord-Westen der Region Dersim) und umfassen die heutigen Bezirkverwaltungen Zara (das eigentliche QoÁgiri), Imranl˝, G¸lova, Ak˝nc˝lar, Hafik, Divrii 1 Obwohl die t¸rkische Regierung nach Jahren der Unterdr¸ckung (repressive Assimilationspolitik) von einer Demokratisierung und Verbesserung spricht, hat sich die Lage f¸r Minderheiten-Sprachen (Zaza, Armenisch, Kurdisch, Suryani) kaum verbessert. Die 1980er-, 1990er- und 2000er-Generation hat ihre Zaza-Muttersprache fast vergessen.

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    und Kangal sowie Refahiye Il˝Á und Kemah von Erzincan (gehˆrt mit ca.1500m ¸ber Meer zu den hˆchst gelegenen bewohnten Bergregionen der T¸rkei). Die Bevˆlkerung setzt sich mehrheitlich aus Zaza-Aleviten zusammen, daneben gibt es kurdische und turkmenische Aleviten und eine geringe Anzahl t¸rkischer Sunniten. Bis in die 1910er Jahre waren hier auch noch armenische Bewohner vertreten. Ein Teil der Region (um Zara) war bis zu Beginn des 20. Jh. als Ortsteil der Verwaltung der Provinz Sivas angegliedert, sp‰ter teilte man sie in verschiedene Verwaltungseinheiten auf. Ihren Unterhalt gewinnt die Bevˆlkerung vor allem mit Viehzucht, Abbau von Kreide und anderen landwirtschaftlichen Produkten. Das Zazaki, das dort gesprochen wird, gehˆrt der nordwestiranischen Gruppe der iranischen Sprachgruppe der indogermanischen (indoeurop‰ischen) Sprachfamilie an und ist mit dem Kurdischen und dem Persischen verwandt. Eine genaue Angabe ¸ber die Zahl der Zazasprechenden ist nicht bekannt. Man geht von 3 bis 6 Millionen aus. Mit hˆchster Wahrscheinlichkeit stammt die Sprache urspr¸nglich aus Nord-Iran, aus der historischen Region "Deylem‚n" am Kaspischen Meer.

    Da das Zazaki immer mehr in Vergessenheit ger‰t, soll das Epos Pelguzar ñ als ‰usserst wichtiger Bestandteil der alevitischen Kultur ñ erhalten, neu vertont und so wieder einer grˆsseren ÷ffentlichkeit zug‰nglich gemacht werden. Es wird im April 2010 als CD mit Begleitbooklet (zweisprachig Zaza-Deutsch) erscheinen, begleitet von einem Konzert im Stadtcasino Basel. Gerade f¸r die Schweiz und speziell f¸r die Region Basel ist dieses Projekt von besonderer Bedeutung, denn in der Schweiz leben heute zwischen 25'000 ñ 35ë000 AlevitInnen, davon ca. 5'000 ñ 6ë000 in den Kantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft. Grosse Gemeinden befinden sich auch in Deutschland und Frankreich. Umsetzung F¸r die Umsetzung der CD mit Begleitbooklet konnte der bekannte Musiker und Zaza-S‰nger Mikail Aslan gewonnen werden, der seit rund 14 Jahren in Deutschland lebt und am Peter-Cornelius-Konservatorium in Mainz studiert hat. Er gehˆrt zu den wenigen, die das Zazaki noch beherrschen und wird von vielen Zazasprechenden auch Ñals Architekt der Zaza-Liederkulturì bezeichnet. Aus den 490 Strophen des Epos hat er 49 ausgew‰hlt, die er in 7 Teilen vertonen wird. Zwei der Kompositionen sind bereits in traditionelle Sammlungen eingegangen, die restlichen f¸nf werden von Mikail Aslan neu komponiert.

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    Die 49 ausgew‰hlten Strophen sollen zudem zweisprachig (Zaza-Deutsch) im Begleitbooklet erscheinen. Sie wurden von Kemal Sˆnmez bereits ins Deutsche ¸bersetzt. Zur Erscheinung der CD mit Begleitbooklet wird es am 24. April 2010 ein Konzert im Stadtcasino Basel geben, bei dem das Epos Pelguzar sowie weitere Gedichte der Zaza-Kultur einer breiten ÷ffentlichkeit vorgestellt werden. (siehe Anhang) Projektteam Tevfik ™ahin, Projektleitung und Koordination, [email protected] Mikail Aslan, Komposition und musikalische Bearbeitung Kemal Sˆnmez, Text¸bersetzung (Zaza-Deutsch) Janine Schmutz, Redaktion und Lektorat (dt., engl.) Cel‡l D¸zg¸n, ÷ffentlichkeitsarbeit Sibel Arslan, Sponsoring Yoldas Azizoglu, Technik Patronat: Cemal Acikgoz Allegur, Anwalt und Notar, Toronto Mustafa Atici, SP, Grosser Rat Kanton Basel-Stadt Turan Eser, Alevitenforscher und Schriftsteller Kenan G¸ngˆr, Dipl. Soz. Wiss., Wien Hidir G¸rakar, SPD Vorsitzender, Kreisverband Waldshut J¸rg Meier, SP, Grossrat Kanton Basel-Stadt Cem ÷zdemir, Bundesvorsitzender von B¸ndnis 90/Die Gr¸nen und Abgeordneter des Europ‰ischen Parlaments (Die Gr¸nen/Freie Europ‰ische Allianz) Kemal Sˆnmez, Unternehmensberater, Basel Matronat: Sibel Akg¸n, Bundeskanzleramt ÷sterreich, Frauenservice, Budget- und Parlamentskoordination Heidi M¸ck, Gr¸nes B¸ndnis, Grossr‰tin Kanton Basel-Stadt, VPOD Sekret‰rin Nordwest-Schweiz Das Projekt ist eine Initiative der Dersim Kulturgemeinde Basel. Die meisten der Mitwirkenden des Projektteams sind an verschiedenen Projekten zur Erhaltung der Zaza-Sprache und Kultur im In- und Ausland t‰tig. Der grˆsste Teil ihrer Arbeit geschieht unentgeltlich. Finanzierung (siehe Budget)

    mailto:[email protected]

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    KONZERT Qocgiri. Die Verschlossene Truhe Dersims Sa, 24. April 2010, 19.30 Uhr, Stadtcasino Basel Mikail Aslan Ensemble Mikail Aslan (Tunceli (Dersim), TR) Dieter Schmalzried (D) Cemil Kocg¸n (TR) G¸nter Bozem (D) Zafer K¸c¸k (Tunceli (Dersim), TR) Yasin Boyraz (Qocgiri, TR) Gasts‰ngerin: Beser Sahin (Qocgiri, TR) Das Konzert wird von Semah (alevitisches Tanzritual) mit Nil¸fer Ercan und Song¸l Ucar erˆffnet und von Dias und kurzen Filmen aus der Region Qocgiri umrahmt

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    DERSIM KULTURGEMEINDE BASEL Sinn und Zweck Die Dersim Kulturgemeinde Basel hat sich zum Ziel gesetzt, die Identit‰t, Sprache, die Sitten, Br‰uche und die Kultur der Zaza Bevˆlkerung aufrechtzuerhalten, zu pflegen und zu beleben. Des Weiteren hat die Kulturgemeinde das Anliegen gemeinn¸tzige Projekte zu verwirklichen. Es ist Kernzweck unserer Gemeinde folgende Projekte zu unterst¸tzen: - Das Aussterben der Zaza-Sprache zu verhindern und neu zu fˆrdern. - Die Geschichte der Zaza und ihre historischen Wurzeln zu ergr¸nden, darzulegen und zu bewahren. - Das Kultur- und Naturerbe, die Literatur, traditionelle Musik und T‰nze sowie die ¸berbrachte Lebensform in Erinnerung zu rufen und zu bewahren. Des Weiteren ist es unser Bestreben, dieses Erbe an die heutigen Gegebenheiten anzupassen und an nachfolgende Generationen weiterzugeben. Die Dersim Kulturgemeinde Basel versteht sich als Gegner jeglicher Unterdr¸ckung von Glaubens- und Meinungsfreiheit. Sie ist Anlaufstelle f¸r Probleme der B¸rger von Dersim, die in Basel bzw. in der Schweiz leben und setzt sich mit den Hauptschwierigkeiten der Integration auseinander. Die Dersim Kulturgemeinde Basel tritt zudem f¸r ein respektvolles und nachsichtiges Zusammensein von verschiedenen Kulturen und Religionen ein, bem¸ht sich mit besonderer Sorgfalt Vorurteile abzubauen und fˆrdert und pflegt gegenseitige Toleranz sowie ein dauerhaft friedliches Zusammenleben. HER THEYR ZON« XODE WANENU, HER VAS KOK› XU SER ROY›NU ìJeder Vogel singt auf seine Sprache, Jede Pflanze w‰chst auf ihrer eigenen Wurzel.ì Projektteam Sibel Arslan (1980 in Tunceli (Dersim), TR), seit 2002 Studium der Rechtswissenschaft an der Universit‰t Basel. Seit 2005 im Grossen Rat des Kantons Basel-Stadt, Mitglied der Justiz-, Sicherheits- und Sportkommission (JSSK). Daneben Mitarbeiterin AKEP (Muttersprachliche Erziehung) bei HEKS; Co-Pr‰sidentin St‰dtepartnerschaft Basel-Van und Second@s Plus Schweiz; Vorstandsmitglied Dersim Kulturgemeinde Basel. Mikail Aslan (*1972 in Tunceli (Dersim), TR) ist ein Kirmanc/Zaza-S‰nger aus Dersim, der seine Zugehˆrigkeit zur "Dersim-Nation" oder "Kirmanciye", dem Land der zazakischen und kurdischen Aleviten, sieht. Er hat mit den bekanntesten t¸rkisch-kurdisch-zazakischen Musikern gearbeitet und in der T¸rkei die Musikgruppe Grup Munzur gegr¸ndet. Seine Aktivit‰ten als Musiker und Liedermacher hat er in Deutschland mit der t¸rkischen Musikgruppe Tohum mit Kemal Dinc und dem Bassisten und Komponisten Ergin Aslan fortgesetzt. 1999 entstand das Solo-Projekt ÑAgerayisì in Zazaki, wozu er Musiker mit Jazzerfahrung suchte, um die traditionelle Musik in verschiedensten Konzerten dahin zu erweitern. Im Jahre 2000 gr¸ndete er mit Dieter Schmalzried und Michael Weil das Mikail

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    Aslan Ensemble. Ein Jahr sp‰ter nahm er ein Gitarre- und Saxophonstudium am Peter-Cornelius-Konservatorium in Mainz auf, das er 2005 mit dem Musiklehrer-Examen abschloss. 2003 wurde die CD ÑKilitÍ Kouì (Die Schl¸ssel der Berge) verˆffentlicht, die als Dokument der alevitischen Kultur seiner Heimat Dersim zu verstehen ist. Daneben komponierte und spielte er Musik f¸r zwei Dokumentarfilme ¸ber Anatolien (arte TV / ZDF). 2005 erschien seine dritte Solo-CD ÑMirazì. Die musikalische Grundlage des Mikail Aslan Ensemble sind Eigenkompositionen und traditionelle St¸cke aus Dersim. Die musikalischen Wurzeln liegen dabei in der zazaki, kurdischen, armenischen, persischen und t¸rkischen Musikkultur. Die meisten Texte sind in Zazaki verfasst. Erste St¸cke wurden 2002 in Konzerten in Wiesbaden und Mainz pr‰sentiert. Ein vorl‰ufiger Hˆhepunkt war das Konzert des erweiterten Ensembles mit dem Sinfonieorchester des Peter-Cornelius-Konservatoriums Mainz in der Urauff¸hrung der Sinfonie Nr. 5 ÑConnectionsì von Gerhard Fischer-M¸nster am 20. April 2005. Die Sinfonie ist rund um das St¸ck ÑFlucht des Munzur (Remayise Munzuri)ì von Mikail Aslan komponiert und verbindet traditionelle anatolische Kl‰nge mit modernen Kl‰ngen des europ‰ischen Sinfonieorchesters. Yoldas Azizoglu (*1981 in Zell im W., D), 1997 bis 2001 Ausbildung zum Zerspannungstechniker, 2002 bis 2007 Fernstudium DAA-Technikum zum Maschinenbau Techniker, ab 2007 selbst‰ndig Firma AZ-Technik. Celal D¸zg¸n (*1972 in Tunceli (Dersim), TR), 1992-1997 Studium der Soziologie an der Mimar Sinan Universit‰t Istanbul. Weitere Studien in deutscher Sprache und Soziologie an den Universit‰ten Wien und Basel. Mitarbeit in der Dialoggruppe bei SAD Suisse Academy for Developement sowie in weiteren Kulturprojekten. Tevfik Sahin (*1963 in Qocgiri, TR), lebt seit 1986 in der Schweiz. Er sammelt und archiviert m¸ndliche Literaturwerke der Zaza-Kultur und hat bisher drei B¸cher in der Zaza-Sprache verˆffentlicht. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Janine Schmutz (*1975 in Glarus, CH), studierte Kunstgeschichte und Geschichte an den Universit‰ten Basel und Freiburg i. Br. 2002 bis 2004 wissenschaftliche Assistentin am K¸nstlerhaus Schlofl Balmoral, Bad Ems (D). Seit 2004 in der Kunstvermittlung der Fondation Beyeler, Riehen/Basel. Daneben als freie Kuratorin t‰tig. Kemal Sˆnmez (*1964 in Tunceli (Dersim), TR), studierte Sozialanthropologie und Linguistik an der Universit‰t Fribourg. Dolmetscher und ‹bersetzer, sp‰ter Wechsel in den Migrationsbereich und Mitarbeit in verschiedensten Projekten. Er hat zahlreiche Artikel zu sozialen und politischen Themen, insbesondere Migration, Exil, Minderheitenfragen etc. verfasst und sammelt Material ¸ber die Sprache und Kultur von Dersim. Zurzeit arbeitet er an seiner Lizenziatsarbeit.

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    EPOS PELGUZAR (Auszug aus den Texten) Zerre Mein Herzst¸ck Meleme meleme t˝ ki xan˝ma yeli Du bist mein Balsam und die Dame meines Bejna Tu ki mendera s˝v˝ska serÍ tÍli Volkes Melem yare, Melem yare So schˆn und fein ist Dein Kˆrper Dilbera zerria m˝na bele Wie der Faden der zarten Wolfsmilchpflanze Liebste, mein Balsam Allerschˆnste meines Herzens NÍ ÁÍnÍ m˝ va m˝radÍ m˝n u to b˝keru Der heilige XÈzÈr aus Qerebel X˝z˝rÍ kertÍ Qerebeli Soll unsere Liebe in Erf¸llung bringen Melem yare jukek yare Mein Balsam, meine Einzige NÍ ÁÍne m˝ va Á˝ko Á˝ko, melem Á˝ko Nach Dir rufe ich mein Balsam NÍ Áene to na goyilÍ m˝ ÁayÍ s˝k˝to Warum brichst Du mir das Herz? Melem yare Mein Balsam, meine Liebste NÍ ÁÍne m˝ va, na genciya ma ke vÈrde Was bleibt dir von mir wenn die Jahre meiner FaydÍ na kok˝mine m˝n u torÍ Á˝ko Jugend vorbei sind? Melem yare Was bleibt dir von meinem veralteten Kˆrper? Mein Balsam, meine Liebste NÍ ÁÍne m˝ va, vanu vanu Zu Dir spreche ich Liebste Melem to rÍ vanu Mein Balsam, zu Dir spreche ich NÍ ÁÍ xat˝r be tu ezo endi sonu Liebste, Aufwiedersehen jetzt gehe ich Sod˝r sonu, sonde pÍyser yenu Am Morgen gehe ich, am Abend komme ich zur¸ck Intizar In Erwartung Meleme Meleme Liebste, mein Balsam R˝nde Meleme Gut und g¸tig bist Du mein Balsam «˝m buri qeytanÍ, Wunderschˆne Augen mit geraden Brauen Qeytan qeleme Als h‰tte man sie mit einem Stift gezeichnet B˝nÍ dewe ra sonÍ rayi Unterhalb des Dorfes sind Wege YenÍ sonÍ surelayi Die Schˆnen spazieren dort hin und her DerdÍ surelau ez werdu Von ihnen habe ich so viel Leid ertragen ›layi derdÍ Á˝m∫iyayi und noch mehr ertrug ich von den Eifers¸chtigen B˝nÍ dewe hÍgayÍ hergi Unterhalb des Dorfes sind gr¸ne Felder Melema m˝ hÍgayÈ hergi Mein Balsam gr¸ne Felder «ÍnÍ exbalÍ m˝n u tora Ist es denn unser Schicksal? Ni roji ÁayÍ hondÍ biyÍ dergi Denn die Tage werden immer l‰nger B˝nÍ dewe bax u bostano Unterhalb des Dorfes sind Reben und G‰rten Vaze, halÍ ma nia sebeno Sag mir, was wird denn aus uns beiden PiyÍ torÍ bÍro xaf˝lÍ q˝da Bˆses soll deinen Vater heimsuchen Cay˝la m˝ nia sebeno Er trennt uns, meine Liebste wie soll es noch Weiter gehen

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    Meleme Meleme Liebste, mein Balsam Melema yari Mein Balsam, Du bist meine Liebste Ez qurbanÍ bejna bari Ich bin Opfer deiner Schˆnheit Vanu vanu, torÍ vanu Das alles sage ich Tu d˝ma jibenu Deinetwegen weine ich JÍ phepugÍ na usari Wie der Pepug-Vogel im Fr¸hling Tu d˝ma wanenu Ich singe und rufe nach Dir Naz Die Ziererei Meleme meleme Liebste, Du bist mein Balsam Tu ki xan˝ma yeli Und die Dame meines Volkes Bejna to ki mendera s˝v˝ka serÍ tÍli So schˆn und fein ist dein Kˆrper Melem yare Wie der Faden der zarten Wolfsmilchpflanze Liebste, mein Balsam VerÍ dewe ra sona vaye Vor das Dorf f¸hrt ein Wasserkanal Ezu vÍjiyane diyarÍ kemera ∫iaye Ich stehe vor dem schwarzen Felsen DiyarÍ kemera ∫iayÍ ra wanenu Vor diesem schwarzen Felsen rufe ich nach dir JÍ phepugÍ na usari Ö.. Wie der Pepug-Vogel im Fr¸hling Er-erÍ tode dÍrdi pÍda bÍ Qualen sollen dich befallen IlacÍ doxtori melem nÍbÍ Und kein Arzt soll dich heilen kˆnnen DestÍ m˝ torÍ derman bÍ Nur meine H‰nde sollen Dir Heilung bringen VerÍ dewe dere u derxo Vor dem Dorf fliesst ein Bach M˝ va Meleme porr mun˝to peyde rexto Die Haare meiner Liebsten sind Heqo t˝ tenÍ diya m˝de Zu langen Zˆpfen geflochten No m˝llet bara marÍ ÁayÈ nia bÍbexto O Gott gib mir noch ein wenig Kraft Denn alle sind so neidisch und treulos zu uns VerÍ dewe Áayir u Á˝me Vor dem Dorf sind gr¸ne Wiesen M˝ va destÍ xu destÍ m˝ ke Gib mir Deine H‰nde sage ich Dir Na welat ra vejime, ∫ime Lass uns dieses Land verlassen ™ime Melem xorÍ ∫ime Lass uns gehen sage ich Dir ™ime reyna pÍyser nime Gehen und nicht mehr zur¸ckkehren Ere vayÍ yeno, vayÍ poyraji Es weht ein Nordwestwind Saneno tÍl u b˝skanÍ tu zal˝me Er spielt mit Deinen Haaren TÍde keno az be azi Und l‰sst sie in der Luft Tanzen T˝ ke Heqi zanna In Gottes Namen bitte ich Dich Bara m˝rÍ xo mefiye naji Lass diese Ziererei und komm zu mir M˝rad Liebeserf¸llung B˝nÍ dewe pirdo texto Unterhalb des Dorfes ist eine hˆlzerne Br¸cke Melema m˝ pirdo texto Meine Liebste, eine hˆlzerne Br¸cke M˝ va yare por mun˝to Meine Schˆne hat die Haare zu Zˆpfen Geflochten PÍy de dergo, ref be rexto An ihrem R¸cken h‰ngen sie gerade nach unten

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    Didara m˝ Didara m˝ Meine Didar,2 meine Didar Bejna Didare leya qeraji Langer Kˆrper wie ein junger Baum DestÈ xo destÈ m˝ ke Gib mir doch deine Hand Ma ∫ime koyÈ ™Èvaji Lass uns in die Berge von Sevas ziehen Didara m˝, melema m˝ Meine Didar, mein Balsam ™uqulungi kute kungi Die Kraniche sind beunruhigt J¸yo ke raye ra niame, nÍ∫i Wenn niemand auf dem Weg vorbeil‰uft M˝n u torÍ kuto l˝ngi Sind sie unseretwegen aufgeregt B˝nÍ dewe Áay˝r u Áimen Unterhalb des Dorfes sind gr¸ne Wiesen DestÍ xo b˝de ma xo rÍ ∫ime Gib mir deine Hand und lass uns gehen Meleme ten˝k Meleme Liebste mit feinem Kˆrper Na dina bÍfaydiya Die Welt ist erbarmungslos BÍ ma muradÍ xo bijÍrime Lass uns unsere Liebe in Erf¸llung bringen

    Birae Cewdere, Zaza-S‰nger, 2006

    2 Didar ist ein Frauenname in Zazaki.

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    Besa Palbexe, 2008

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    Seyd Weli, 2008

    R˝zaÍ Fesati-inte, 2005