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Kultur vor der Haustür Erfahrungen aus dem ersten KulturQuartier x

KulturQuartier X Abschlussbericht

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Abschlussbericht des Projekts KulturQuartier X in Remscheid

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Kultur vor der HaustürErfahrungen aus dem ersten KulturQuartierx

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Küppelstein 3442857 Remscheidwww.ibk-kubia.dewww.kulturquartier-rs.deTelefon: 02191 - 794 295E-mail: [email protected]:Nina Selig, Kim de Groote (IBK), Martina Krause (WQ4)V.i.S.d.P.:Almuth Fricke

Impressum

Gefördert von:

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Im April 2010 hat in Remscheid Deutschlands erstes Festival zur Kre-ativität im Alter, das KulturQuartierx

stattgefunden. Eine Woche lang ha-ben insgesamt 1500 Besucher an 70 Workshops teilgenommen und Aus-stellungen, Lesungen, Führungen so-wie Aufführungen besucht. Ältere Remscheider wurden genauso wie die lokalen Sozial-, Bildungs- und Kultur-einrichtungen vom Institut für Bildung und Kultur von Beginn an in die Kon-zeption und Vorbereitungen des Festi-vals aktiv eingebunden und haben sich als Kulturmacher auch an der Durch-führung beteiligt.

Das Institut für Bildung und Kultur e.V. ist mit kubia, dem Europäischen Zentrum für Kultur und Bildung im Alter seit 2008 durch die Kulturab-teilung der Staatskanzlei des Landes NRW beauftragt. Mit der Einrichtung des Themenschwerpunkts „Kultur und Alter“ reagiert die Staatskanzlei auf die Herausforderungen des demo-grafischen Wandels. Ziel des Projekts ist die Entwicklung neuer Konzepte und Handlungsstrategien, die den Kul-turakteuren in NRW zur Verfügung gestellt werden.

Akteure im Kulturbereich in NRW erhalten Unterstützung durch Grund-lagenforschung, Bedarfsanalysen und angewandte Forschung im Bereich von Kulturteilhabe und kulturellem Lernen sowie durch Beratung, Qualifi-zierung, Vernetzung und Information.

Begleitet werden diese Aktivitäten von konkreten Pilotprojekten, um neue Ak-tionsfelder modellhaft zu erschließen, um die wissenschaftlichen Erkenntnis-se in der Praxis zu überprüfen und zu evaluieren und um die Erfahrungen aus der praktischen Arbeit in die Beratung und Qualifizierung einfließen zu lassen.Eines dieser Pilotprojekte ist das Festi-val KulturQuartierx.

Die Idee zum Festival kam durch die europäische Zusammenarbeit mit der irischen Organisation Age & Oppor-tunity. Unter dem Motto „Celebrating creativity in older age“ findet seit 1996 jährlich im ganzen Monat Mai irland-weit das Bealtaine-Festival statt. Das Festival gibt Älteren die Möglichkeit, sich einen Monat lang intensiv kulturell zu betätigen. Kultureinrichtungen und Sozialeinrichtungen im ganzen Land bieten in dieser Zeit besondere Pro-gramme für Ältere an. Ältere werden aufgefordert, selbst kreativ zu werden, und sind mit ihren Interessen und Be-dürfnissen einen Monat lang im Fokus der kulturellen Programmplanung. 2008 gab es über 1.000 Veranstaltungen al-ler Kunstsparten und es nahmen über 55.000 ältere Menschen teil. Es ist so-mit eines der größten Kulturfestivals in Irland.

Hintergrund und Ziele

Weitere Informationen zum Bealtaine-Festival unter:

www.bealtaine.com

Hintergrund und Ziele

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Das Konzept des KulturQuartiersx wird von den drei Säulen Kultur, Bildung und bürgerschaftliches Engagement getragen:

Konzept

Konzept

Kultur Bildung

Bürgerschaft-liches Enga-gement

Lokale Kultureinrich-tungen werden durch das Festival für die Zielgruppe der Älte-ren sensibilisiert und bekommen Ideen für die längerfristige Pla-nung neuer Angebote. Ebenso können Sozi-al- und Bildungsein-richtungen kulturelle Angebote entwickeln und erproben.

In der Festivalwo-che gibt es sowohl rezeptive Angebote als auch solche, bei denen Ältere selbst aktiv werden können. Ebenso bezeichnet die Säule Bildung, dass im Vorfeld der Festival-woche ältere Bürger sowie Mitarbeiter der verschiedenen Einrich-tungen an Workshops teilnehmen konnten, um Projektideen für das Festival zu entwi-ckeln und umzusetzen.

Wie in Irland wird die Festivalwoche vorwiegend durch bürgerschaftliches Engagement getragen. Kulturinteressierte ältere Bürgerinnen und Bürger engagieren sich als Kulturmacher und -vermittler und bringen so ihre Vor-stellungen und Ideen in die Gestaltung des Festivals ein.

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Das Festival wurde dezentral veran-staltet. Das IBK hat die verschiedenen Akteure vernetzt und koordiniert, die Öffentlichkeitsarbeit übernommen und die Auftakt- und Abschlussveran-staltungen organisiert.

Das KulturQuartierx sollte von Be-ginn an durch die Einbindung Rem-scheider Akteure in der Stadt verankert werden. Es sollte nicht als ein von au-ßen organisiertes Event wahrgenom-men werden, sondern aus den Ideen, Wünschen und Potentialen der älteren Bürger hervorgehen. Remscheider Ak-teure sollten sich einbringen und diese Haltung sollte sich auch in der Öffent-lichkeitsarbeit widerspiegeln.

Um die Beteiligung möglichst vieler Akteure zu gewährleisten, stand zu Be-ginn der Vorbereitungen Recherche-Arbeit. Kontakt zu nicht-institutionell eingebundenen Remscheidern wurde auf unterschiedlichen Wegen herge-stellt. Zum einen lud die lokale Presse zu den verschiedenen Vorbereitungs-treffen ein, über die sie im Anschluss meist noch im Lokalteil berichtete. Re-cherchen in Publikationen wie „Profi-le aus der Stadt Remscheid“, in dem Remscheider Persönlichkeiten vorge-stellt werden, die vielfach älter sind, waren ein weiterer Weg, an Kontakte zu gelangen. Ebenso wurden Kontakte auf bereits etablierten Veranstaltungen wie der Seniorenmesse oder dem Tag der Vereine geknüpft. Auch über be-stehende Interessengruppen wie z.B. die Remscheider Stadtführer konnten

Interessierte gewonnen werden. Im „Schneeballsystem“ kamen weitere Kontakte zustande: Konnte ein Interes-sierter gewonnen werden, nannte dieser weitere engagierte Remscheider oder sprach sie gleich selbst an. Als wich-tigstes Instrument zur Gewinnung von engagierten Festivalmachern erwies sich der persönliche Kontakt. Ein Verteiler, der am Ende rund 250 Institutionen, Vereine und Personen umfasste, wurde regelmäßig über E-Mails und Briefe mit Informationen versorgt.

Vorgehensweise – Gewinnung von Partnern

Vorgehensweise

Vorbereitungstreffen im Gemeinde- und Stadtteil-zentrum „Die Esche“

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Es war wichtig, dass von Anfang an äl-tere Remscheider einbezogen und nach ihren Wünschen für die Festivalwoche gefragt wurden. Ein Problem bei der Kontaktaufnahme war, dass das IBK zwar in Remscheid ansässig ist, aber bis-lang nie konkret vor Ort aktiv war, son-dern in der Regel landes-, bundes- und europaweit agiert. Dies hatte zur Folge, dass bei der Gewinnung von Partnern erst einmal Vertrauen gewonnen wer-den musste.

Vorgehensweise

Fruchtbar war insbesondere die Ko-operation mit anderen Partnern. So wurde als erster Kooperationspartner das Stadtteilprojekt WohnQuartier4 gewonnen.

Zudem wurde das Gemeinde- und Stadtteilzentrum „Die Esche“, in der sich u.a. auch das Büro von Wohn-Quartier4 befindet, zum wichtigsten Treffpunkt für alle Vor- und Nachbe-reitungen des Festivals.

Die Stadt Remscheid unterstützte die Festivalvorbereitungen, indem sie die Idee des Festivals an die städtischen Kultureinrichtungen weitertrug. Au-ßerdem unterstützte sie die Öffent-lichkeitsarbeit dadurch, dass sie den städtischen Verteiler zur Verfügung stellte. Ebenso konnten die Strukturen des städtischen Runden Tischs 50+ genutzt werden, in dem Vertreter von Vereinen, Religionsgemeinschaften, Seniorentagesstätten, Migrationsaus-schuss, Seniorenbeirat u.v.m. sowie engagierte ältere Remscheider über Maßnahmen zur Verbesserung der Le-bensqualität älterer Remscheider bera-ten.

Das Modellprojekt WohnQuartier4 will soziale Prozesse im Stadtteil an-gesichts des demografischen Wan-dels gestalten. WohnQuartier4 wird über einen Zeitraum von drei Jahren u.a. am Projektstandort Remscheid-Hohenhagen erprobt und arbeitet zusammen mit örtlichen Trägern, Bewohnern und der Kommune.

Anlieferung des Atelier-Containers vor dem Ge-meinde- und Stadtteilzentrum „Die Esche“

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Vorbereitungstreffen

Zur gemeinsamen Ideenfindung be-kamen alle Anwesenden durch ein Namensschild eine „neue“ Rolle zu-gewiesen, z.B. die des Bürgermeisters, des Kulturdezernenten, des Theater-intendanten oder die des interessier-ten Bürgers. Jeder konnte dann in sei-ner Rolle Ideen und Wünsche äußern. Dabei wurden verschiedenste Themen gesammelt, die ältere Remscheider Bür-ger interessieren könnten: Stadt(teil)geschichten, Erinnerungsaustausch zwischen den Generationen, die Rem-scheider Sprachgeschichte oder Verlie-ben gestern und heute. Die Teilnehmer des Informationstreffens betonten, dass die Angebote barrierefrei sein soll-ten, gut erreichbar und preisgünstig.

Schon hier wurde der Wunsch for-muliert, dass ältere Remscheider Bür-ger zum Mitmachen angeregt werden („nicht ‚für’, sondern ‚mit’ und ‚von’ uns“), Angebote ausprobieren können und ihre Kreativität geweckt wird. Da-rüber hinaus wurde der Wunsch nach intergenerationellen Angeboten geäu-ßert, bei denen Ältere und Jüngere ge-meinsam Spaß haben, Erfahrungen

Durch Kreativworkshops, zu de-nen ab Mai 2009 eingeladen wurde, wurden die Akteure auf das Festival vorbereitet. Die Kreativworkshops dienten der Information und der Ideenfindung. Bei diesen Workshops wurde das Festival vorgestellt, ver-sucht, für das Thema zu sensibili-sieren, und ältere Bürger nach ihren Wünschen gefragt. Zudem erhielten ältere Bürger in einem kreativen Rah-men die Gelegenheit, mit Kulturanbie-tern ins Gespräch zu kommen, sodass diese auf die Wünsche reagieren konn-ten. Des Weiteren wurden durch die Workshops Kooperationen angeregt und erstmalige Kontakte geknüpft

Das erste Treffen fand am 05. Mai 2009 im Deutschen Werkzeugmuseum statt. Es wurden die bis dahin recher-chierten Vertreter von Remscheider Kultur-, Bildungs- und Sozialeinrich-tungen sowie engagierte Senioren und Künstler eingeladen.

Teilnehmer des Kreativworkshops im September 2009

Ideen aus dem Kreativworkshop

Vorbereitungstreffen

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und bei denen Jüngeren gezeigt wird, „dass die Älteren auch noch was drauf haben“. Es wurde außerdem betont, das KulturQuartierx nicht als Woche der Highlights zu sehen, sondern auch nachhaltige Angebote zu schaffen sei-en.

Ziel des zweiten Vorbereitungswork-shops unter der Leitung der Diplom Pädagogin Karin Nell (Evangeli- sches Erwachsenenbildungswerk Nordrhein) am 09. September 2009 war, weitere Interessierte zu gewin-nen und in die konkrete Programm-planung einzusteigen. Zu Beginn des Treffens wurden alle gefragt, was für sie eine Kulturveranstaltung zum be-sonderen Erlebnis werden lässt und was ihre „Herzenswünsche“ für das Festival seien. Es zeichnete sich ab, dass das Festival von allen Anwesen-den als Kontaktforum verstanden wird – Kontakt untereinander und Kontakt zu Künstlern zu bekommen ist wich-tig. Ein Blickwechsel (auch auf fremde Kulturen) sollte erreicht werden, der vielleicht auch Impulse geben kann für die eigene Kreativität. Bei der Ausar-beitung der „Herzenswünsche“ hat sich gezeigt, dass bei fast allen Vor-schlägen die Themen Biographiearbeit und Erzählen mitgedacht werden soll-ten. Es wurde erneut gewünscht, dass einige Veranstaltungen nach Möglich-keit auch außerhalb der Festivalwoche fortgeführt werden. Zudem gelang es der Seminarleiterin deutlich zu ma-chen, dass das Festival zum Teil auch an schon bestehende Remscheider Traditionen anknüpft und somit nicht als ein Projekt, das von außen kommt,

wahrgenommen werden muss.

Am 18. November 2009 gab es dann ein letztes großes Planungstreffen, zu dem über 30 Personen kamen. Hier wurden bisher feststehende Pro-grammpunkte vorgestellt, neue Ko-operationen gebildet und letzte Ideen entwickelt. Anhand einer Liste konn-te jeder Interessierte sehen, welche Projekte schon in konkreter Planung waren und wo noch Mithilfe gesucht wurde.

Nach dem zweiten Kreativworkshop wurden über den Festivalverteiler sowie über die Lokalpresse alle Remscheider und Remscheiderinnen aufgefordert, weitere Ideen einzureichen.

Vorbereitungstreffen

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Zeitleiste Festivalvorbereitungen

Oktober 2008 Erste Gespräche über eine Kooperation mit Wohn-Quartier4

März - April 2009 Recherche und Ansprache von Remscheider Kultur-, Sozial- und Bildungseinrichtungen sowie interessierten Älteren

März 2009 Vorstellung des Festivals beim Runden Tisch 50+

Mai 2009 Erstes Informationstreffen im Deutschen Werkzeugmuseum

Mai - August 2009

Recherche und Ansprache weiterer Partner sowie Akquise von För-derern

Juli 2009 Gespräch mit dem Remscheider Kulturdezernenten Dr. Henkelmann

Zeitleiste

September 2009 Kreativworkshop zur weiteren Ideenfindung

September 2009 - Januar 2010

Konkrete Einzelgespräche mit interessierten Älteren und Vertretern von Kultur-, Bildungs- und Sozialeinrichtungen

Oktober 2009 Erstes Treffen des Programmbeirats

November 2009 Stichtag für das Ideenformular

November 2009 Großes Planungstreffen, Konkretisierung der Projektideen

Januar 2010 Letztes Treffen vor Erstellung des Programmheftes, Hilfestellung bei Formulierung von Texten und Vermittlung von Kooperationspartnern

Februar 2010 Stichtag für Programmhefttexte

Februar - März 2009

Erstellung des Programmheftes und der Plakate

März 2009 Verteilung des Programmheftes und der Plakate

17. - 25. April 2010

Festivalwoche

März - April 2010 Vorbereitung der Auftakt- und Abschlussveranstaltung

Mai 2010 Auswertungstreffen für alle Veranstalter

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Das Interesse am Festival wuchs stetig. Nahmen an dem ersten Informations-treffen im Mai nur 13 Interessierte teil, konnten am Ende der Vorbereitungen insgesamt rund 50 Einrichtungen und ältere Engagierte für die Durchfüh-rung von Festivalangeboten gewonnen werden. Zur Vorbereitung und Durch-führung des Festivals sind in den un-terschiedlichen Sparten verschiedene Kooperationen eingegangen worden. Diese Kooperationen haben das Festi-val erst ermöglicht, denn das IBK war nur in wenigen Ausnahmen als Veran-stalter tätig. Außerdem haben so die Einrichtungen von der Expertise des jeweiligen Kooperationspartners pro-fitieren können. Teilweise waren die Kooperationen finanzieller Art, z.B. wurden Dozentenhonorare geteilt, oder auch organisatorischer Art, z.B. durch die Bereitstellung von Räumen. Dies ist auch bei einem vergleichenden Blick auf die nebenstehenden Abbil-dungen zu erkennen: Die Sozial- und Kultureinrichtungen bilden mit 14 und 12 Veranstaltern eine fast gleich große Gruppe, die meisten Veranstaltungen (17) haben jedoch in Kultureinrichtun-gen stattgefunden. Unter den weiteren Veranstaltern waren 5 Einzelhändler, 6 Einzelpersonen und ebenso viele Vertreter von Bildungseinrichtungen. 10 der Sozialeinrichtungen waren au-ßerdem Veranstaltungsorte, 6 Veran-staltungen fanden im Einzelhandel, 3 in Bildungseinrichtungen und 5 Open Air statt.

Kooperationen

Kooperationen

Veranstalter des Festivals

12

14

5

6

6

KultureinrichtungenSozialeinrichtungenEinzelhandelEinzelpersonenBildungseinrichtungen

Veranstaltungsorte des Festivals

17

10

6

53

KultureinrichtungenSozialeinrichtungenEinzelhandelOpen AirBildungseinrichtungen

Veranstalter des Festivals

Veranstaltungsorte des Festivals

Die Remscheider Kultur-, Bildungs- und Sozialeinrichtungen sind dabei größtenteils Kooperationen eingegan-gen, die sich schon in anderen Zusam-menhängen bewährt hatten. Ältere Engagierte, die als Dozenten eigene Workshops anboten, wurden durch das IBK an verschiedene Institutionen vermittelt.

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Ein anderes Beispiel für eine neue, nachhaltige Kooperation ist die Rem-scheider Freiwilligenzentrale, die in der Festivalwoche eine Ausbildung zu Leseomas und -opas angeboten hat. Durch das KulturQuartierx bekam die Freiwilligenzentrale erstmalig Kontakt zur Lüttringhauser Stadtteilbibliothek, die ausschließlich durch ehrenamtli-ches Engagement getragen wird und auch immer wieder Vorleseaktionen in Kindergärten organisiert. In einer ge-meinsamen Sprechstunde haben beide Vereine ältere Bürger beraten, die sich für ein Engagement als Leseoma bzw. -opa interessieren und werden diese in ihrer Ausbildung betreuen. Ebenso konnte Nash Dom, der russische Chor der Caritas (die Mitglieder sind alle über 60 und stammen größtenteils aus den ehemaligen GUS-Staaten), der in

der Festivalwoche mit einem Balalai-ka-Spieler auftreten wollte, an das Rem-scheider Balalaika-Ensemble Drushba vermittelt werden. Die beiden kannten sich bislang nicht, arbeiten nun zusam-men und planen auch nach der Festival-woche noch gemeinsame Auftritte.

Kooperationen

Mitglieder des Chores „Nash Dom“ beim Ab-schlussfest

Sprechstunde der Leseomas und -opas

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Die Vorbereitungen und die Durch-führung des Festivals wurden in gro-ßen Teilen vom bürgerschaftlichen Engagement älterer Bürger getragen. Es wurden nicht nur bestehende Netz-werke und Gruppen aktiviert, sondern auch mit der Anbindung der Veran-staltungen an Kultur-. Bildungs- und Sozialeinrichtungen neue potentielle Möglichkeiten des Engagements so-wie neue Strukturen geschaffen. So hat z.B. eine pensionierte Remscheider Fotografin an der Albert-Einstein-Ge-samtschule einen intergenerationellen Makrofotografie-Workshop durchge-führt und das erste Mal Schüler und Senioren unterrichtet. Im Anschluss an den Workshop hat sowohl die Do-zentin als auch die Schule Interesse bekundet, regelmäßig und weiterhin unentgeltlich weitere gemeinsame Workshops durchzuführen.

Am Ende des zweiten Kreativwork-shops im September 2009 formierte sich zudem ein Programmbeirat, der die Festivalvorbereitungen und die Programmauswahl beratend begleite-te. Bei den Treffen des Programmbei-rates wurden z.B. die Ideen, die beim IBK eingereicht wurden, vorgestellt und diskutiert oder die Plakatmotive vorgestellt. Einzelne Ideen konnten zudem von den Beiratsmitgliedern mit potentiellen Ansprech- bzw. Koopera-tionspartnern verknüpft werden und wurden somit in der Realisierung von einzelnen Ansprechpartnern kontinu-ierlich begleitet.

Bürgerschaftliches Engagement

Die Mitglieder des Programmbeirats könnten bei der Überführung des Fes-tivals in nachhaltige Strukturen wichti-ge Bezugspersonen und Multiplikato-ren werden.

Die Mitglieder des Programmbei-rats:

Rita Becker (Bürgerin aus Rem-scheid-Hohenhagen)

Barbara Hampe (Interessengemein-schaft der Remscheider Stadtführer)

Sabine Kretschmer (kreativ50plus-Programm der Akademie Rem-scheid)

Martina Krause (WohnQuartier4

Urs Diederichs (Leiter des Deut-schen Werkzeugmuseums)

Hans Lothar Schiffer (u.a. Kultur-Stadt Remscheid e.V.)

Richard Ulrich (Geschäftsführer des Jugendzentrums „Die Schlawi-ner“)

Bürgerschaftliches Engagement

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Durch die Beteiligung vieler älterer Engagierter und unterschiedlicher Einrichtungen ist ein sehr vielfältiges Festivalprogramm entstanden. Es gab Projekte zu den Themenbereichen Kunst und Gestalten, Musik, Tanz, Theater, Literatur, Stadtgeschichte, Kino und Medien. Dabei gaben 16 der 20 Institutionen, die den Evaluations-bogen des IBK beantwortet haben, an, die Veranstaltungen speziell für die Festivalwoche konzipiert zu haben. Die anderen vier, wie einige andere In-stitutionen auch, haben einen Teil ih-res regulären Programms im Rahmen des Festivalprogramms, bei der Ziel-gruppe der Älteren noch einmal spe-ziell beworben.

Die Angebote sprachen die unter-schiedlichen Interessen der heteroge-nen älteren Generation an: So gab es

Festivalprogramm

Festivalprogramm

Medien

Kunst und Gestalten

Musik

Literatur

Kino

Theater

Tanz

Stadtgeschichte

3

3

4

9

5

11

12

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Anzahl der Veranstaltungen nach Sparten sortiert

eine Seniorenrockparty, einen Baucon-tainer, in dem täglich Kunstworkshops stattfanden, Fotografie-Workshops, die Erarbeitung des Musicals My fair lady, verschiedene Tanz- und Theater-workshops oder Medienworkshops. Neben aktivierenden gab es eine Viel-zahl von rezeptiven Angeboten wie Stadtführungen durch verschiedene Stadtteile, Vorträge über Europäische Karikaturen, über die Talsperren und über die Remscheider Kinogeschichte. Im Festivalprogramm wurden für ver-schiedene Zielgruppen Veranstaltun-gen angeboten. Der senior street art Workshop einer Berliner Künstlerin, die sich bereits viele Jahre zusammen mit Älteren mit dieser Jugendkultur auseinandersetzt, richtete sich an eine generationenübergreifende Gruppe. Ebenso gab es Angebote für Hoch-altrige in Seniorenheimen, wie eine Ausstellung von Werken eines Bewoh-ners oder das Erinnerungscafé der

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Diakonie, zu dem speziell für die Festi-valwoche zwei Museumspädagoginnen des Wilhelm Lehmbruck Museums eingeladen wurden, die mit demenzi-ell Erkrankten und ihren Angehörigen künstlerisch gearbeitet haben. Multi-plikatoren und Fachkräfte, die mit älte-ren Menschen arbeiten, konnten an ei-ner Weiterbildung zum Thema Singen und Musizieren mit älteren Menschen teilnehmen.

Dem in den Kreativworkshops ge-äußerte Wunsch, mit Remscheider Künstlern ins Gespräch zu kommen ist eine Buchhandlung nachgegangen. Sie hat in der Festivalwoche Remschei-

der Künstlerinnen eingeladen, ihr Lieb-lingsbuch vorzustellen, über das Inte-ressierte dann mit ihnen ins Gespräch kommen konnten.

Die Woche schloss mit einer Ab-schlussveranstaltung im Kulturzentrum Klosterkirche Lennep ab. In einem Bühnenprogramm, trat z.B. der russi-sche Chor der Caritas gemeinsam mit dem Balalaika-Ensemble und die Rem-scheider Seniorenkantorei auf. Außer-dem konnten die verschiedenen Veran-stalter mit Ständen ihre Institution und die kreativen Ergebnisse der Festival-woche vorstellen und neue Interessierte gewinnen. Ältere konnten mit ihnen ins Gespräch kommen und sich über das Kulturleben ihrer Stadt informieren.

Teilnehmer des senior street art Workshops

Teilnehmerin des Erinnerungscafés mit einer Do-zentin

Sänger der Remscheider Seniorenkantorei auf der Abschlussveranstaltung

Festivalprogramm

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49

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rezeptiveAngeboteaktivierendeAngebote

291

1271

0

200

400

600

800

1000

1200

1400

Besucher aktivierenderAngebote

Besucher rezeptiverAngebote

In der Festivalwoche sind lediglich drei der insgesamt 70 Veranstaltungen wegen geringer Teilnehmerzahlen aus-gefallen. Es haben 291 der Besucher an den 21 aktivierenden, 1271 an den 49 rezeptiven Angeboten teilgenommen. Im Schnitt waren also je Workshop 13 Festivalbesucher aktiv, was eine gute Größe ist, um kreativ zu arbeiten.

Die größeren rezeptiven Veranstal-tungen wie z.B. die Seniorenrockparty im Jugendzentrum „Die Welle“ waren gut besucht. Einer der Veranstalter hat hinterher berichtet, dass er von Älte-ren angesprochen wurde, die schon lange nicht mehr auf einem Konzert waren. Sie haben das Festivalangebot genutzt, um alte Interessen wieder aufleben zu lassen und an Kulturorte zurückzukehren, die sie schon lange nicht mehr besucht hatten.

Kleinere Veranstaltungen, wie z.B. eine Führung durch die Räume des Westdeutschen Tourneetheaters, wur-den mit viel personellen Aufwand durchgeführt, obwohl hier nur drei In-teressenten kamen. Dies zeigt das gro-ße Engagement, mit dem die Kultur-, Bildungs- und Sozialeinrichtungen ih-rem neuen Publikum, den Älteren, be-gegnet sind.

Festivalprogramm

Anzahl der rezeptiven und aktivierenden Angebote

Besucher aktivierender und rezeptiver Angebote

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Neben der Koordinierung des gesam-ten Festivalprogramms hat das IBK hauptsächlich die Öffentlichkeitsarbeit des Festivals übernommen. Neben dem 48seitigen Programmheft, das nach Sparten sortiert alle Veranstaltun-gen der Woche mit kurzen Beschrei-bungstexten, Kontaktmöglichkeiten und Zeitangaben enthielt, wurden Pla-kate gedruckt und Informationen auf die kubia-Homepage gestellt.

Der Festivalname, die Plakatmotive und das Logo des Festivals sollten die regionale Anbindung verdeutlichen. Das „x“ im Namen stellt die unendli-che Potenz der Kreativität Älterer dar, ist aber auch eine Referenz an Rem-scheid als Geburtsstadt von Wilhelm Conrad Röntgen, dem Entdecker der Röntgenstrahlen. Im Logo ist neben dem X eine Dröppelminna, die Kaf-feekanne, die zur bergischen Kaffeeta-fel gehört, zu erkennen. Der Button, mit dem Festivalmotto „Alter macht kreativ“, ist, auch auf den Plakaten, der einzige Hinweis, dass es sich um eine Festival handelt, das sich speziell an Ältere richtet. Eine stärkere Etiket-tierung kann abschreckend wirken, zu-dem waren einige Angebote generatio-nenübergreifend.

Öffentlichkeitsarbeit

Öffentlichkeitsarbeit

Das Festivallogo

Die zwei Plakatmotive – Werkzeuge und bergischer Zwieback – sind eben-falls eine Referenz an die Region. Die Zwiebäcke wurden allerdings von den Wenigsten als solche erkannt, was si-cher auch ein Grund für die schlechte Bewertung der Plakate auf dem Nach-treffen war.

Die Festivalplakate

Logoentwicklung

Plakate

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Die Plakate hingen vor und während des Festivals in den Bussen der Stadt-werke sowie auf Litfasssäulen und Plakatwänden der Wall AG. Einige der Veranstalter haben zudem eigene Flyer und Plakate erstellt, in die sie das Fes-tivallogo integrierten.

Die Plakate auf den Litfasssäulen und Plakatwänden wurden allerdings sehr wenig wahrgenommen. Als wich-tigere Werbemaßnahme haben sich die persönliche Ansprache und das Pro-grammheft erwiesen.

Das Programmheft wurde über das Festivalnetzwerk vertrieben. Die Hef-te wurden in einer Auflage von 3000 Stück an rund 50 Institutionen sowie ältere Engagierte verteilt, die diese dann wiederum auslegten oder in der Nachbarschaft, im Einzelhandel, der Gemeinde oder dem Freundeskreis verteilten. Außerdem wurde ein Teil der Hefte über den Verteiler der Stadt Remscheid an öffentliche Kulturein-richtungen, Schulen und Ämter zur Auslage weitergeleitet. In der Gestal-tung wurde auf eine für Ältere gut les-bare Schriftgröße geachtet. Das Heft wurde in den Evaluationsbögen sowie beim Auswertungstreffen als über-sichtlich bewertet, eine Besucherin regte an, im nächsten Heft zu jedem Veranstaltungsort auch die nächstgele-gene Haltestelle zu nennen.

Zudem gab es während der Festivalwo-che einen täglichen Newsletter an den Festivalverteiler, in dem in kurzer Form die Veranstaltungen des nächsten Tages aufgelistet waren.

Auf der kubia-Homepage, www.kultur-quartier-rs.de wurde das Programmheft rund 5000 mal heruntergeladen. Es konnten zudem die aktuellen Pressebe-richte zum Festival sowie weitere Infor-mationen eingesehen werden.

Eine weitere Form der Öffentlich-keitsarbeit war die Auftaktveranstaltung am 17.04.2010. Diese fand in einem Bus der Stadtwerke statt, der an vier Halte-stellen in Remscheid nicht nur inter-essierte Zuschauer aufnahm, sondern auch Kulturmacher, die mit kurzen Auftritten Einblicke in ihr Festivalan-gebot gewährten. Moderiert wurde die Busfahrt vom WDR-Journalisten Horst Kläuser, der neben kurzen Interviews mit den Kulturmachern auch durch zahlreiche Informationen und Anekdo-ten zu verschiedenen Orten entlang der Strecke die Fahrgäste unterhielt. Der Busfahrt stieß auf sehr gute Resonanz und hat dem Festival nicht nur unter den Fahrgästen sondern auch bei der Presse viel Aufmerksamkeit verschafft. Im Anschluss an die Fahrt gab es im Deutschen Werkzeugmuseum einen Empfang, der von den Schülern einer Jazz AG musikalisch begleitet wurde.

Öffentlichkeitsarbeit

Programmheft Verteilung

Newsletter

Internetseite

Auftaktveranstaltung

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Das Festival wurde von Beginn an sehr gut von der lokalen Presse be-gleitet. In der Vorbereitungszeit wurde regelmäßig zu den Treffen eingeladen und im Anschluss über diese berich-tet. Während der Festivalwoche stand täglich etwas in der Zeitung. Die Ver-anstalter wurden durch das IBK auf-gefordert, ihre eigenen Veranstaltun-gen zusätzlich zu bewerben. Dies hat ebenfalls zu vielen weiteren Ankün-digungen und Berichten in der Lokal-presse geführt.

Außerdem wurde eine Woche vor Be-ginn des Festivals in der Lokalzeitung „Remscheider Generalanzeiger“ eine durch Werbeanzeigen finanzierte Son-derbeilage zum Festival veröffentlicht.

Fundraising

Das IBK stellte zwar Mittel zur Öf-fentlichkeitsarbeit sowie Personalmittel für die Koordination, doch waren die meisten Projekte finanziell unabhängig. Einige der Angebote haben eine kleine finanzielle Unterstützung für einen Do-zenten oder für Material erhalten, doch die meisten haben selbst das nötige Geld oder Sachmittel akquiriert. Viele Veranstalter und Dozenten haben sich zudem unentgeltlich für das Festival en-gagiert.

Als zusätzliche Förderer konnten die Jubiläumsstiftung der Stadtsparkasse Remscheid sowie die EWR GmbH ge-wonnen werden.

Fundraising

Auftakt im KulturQuartierx-Bus

Pressearbeit

Präsentation der kreativen Ergebnisse des Offe-nen Ateliers im KulturQuartierx

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Auschnitte aus dem Pressespiegel

Versteckte Talente im Alter wecken SonntagsBlatt Regional, 11.04.2010

Kreativität ist keine Frage des Alters rs anzeigenblatt, 14.04.2010

Rockerin legt die Gehhilfen ab Remscheider General-Anzeiger, 19.04.2010

Rollender Auftakt: So macht Bus fahren SpaßRemscheider General-Anzeiger, 19.04.2010

Senioren sind kreativ Bergische Morgenpost, 21.04.2010

Keine Angst vor der FarbeRemscheider General-Anzeiger, 21.04.2010

Graffiti-Kunst kennt keine Alter-grenzenBergische Morgenpost, 22.04.2010

Musik im Alter hilft gegen das Altern Bergische Morgenpost, 24.04.2010

Beim Rundgang wurden Erinne-rungen wachSonntagsBlatt, 25.04.2010

Senioren: ideenreiche Kulturma-cher und KulturvermittlerWaterboelles.de, 25.04.2010

Die Jugend überrundetRemscheider General-Anzeiger, 27.04.2010

Kulturmacher mit grauen Haaren Bergische Morgenpost, 27.04.2010

Kommentar aus der Bergischen Morgen-post vom 16.04.2010

Pressespiegel

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Fazit

Das Festival hat zur Veränderung des Altersbildes in Remscheid beigetragen. Ältere Bürger engagierten sich für das KulturQuartierx und traten als aktive Personen und Kulturschaffende in Er-scheinung. Sie wurden nicht mit ihren Defiziten, sondern mit ihren kreati-ven Potenzialen wahrgenommen. Die Bereitschaft, sich bürgerschaftlich in der Festivalwoche und in der Vorbe-reitungszeit zu engagieren, war groß und hatte die Berücksichtigung der Wünsche und Ideen vieler Bürger zur Folge. Ältere Remscheider haben Lust, sich für ihre Stadt zu engagieren und zeigen damit, dass sie nicht an Attrak-tivität verlieren muss – obwohl viele Kultureinrichtungen von Sparmaß-nahmen betroffen sind.

Teilnehmerinnen des Seniorentanz-Workshops

Das Festival war außerdem für die Kultur-, Bildungs- und Sozialeinrich-tungen eine Möglichkeit, neue Ziel-gruppen zu erschließen. Die Kultur-einrichtungen haben durch das Festival die Bedürfnisse, Interessen, Motive und Barrieren Älterer in ihrer Region kennen gelernt und in ihrem Angebot

berücksichtigt, weil sie von Anfang an in der Planung im Austausch mit älte-ren Bürgern standen. Es gab zudem viele niederschwellige Angebote, die Bürgern, die bislang wenig kulturinter-essiert sind, neue Zugänge öffneten. Es gab z.B. Schnupperveranstaltungen, die ermöglichten, kulturelle Bildungsange-bote auszuprobieren. Ältere haben so neue Kulturangebote und -einrichtun-gen kennen gelernt. 14 der 20 Institu-tionen, die ihre Rückmeldungen in dem Evaluationsbogen des IBK formulier-ten, haben angegeben, dass durch ihr Angebot in der Festivalwoche neue Nutzer und/oder Besucher auf ihre Einrichtung aufmerksam wurden. Die-ses Potential des Festivals, neue Ziel-gruppen erschließen zu können, haben einige Veranstalter nicht von Anfang an erkannt. Selbst kommerzielle Anbie-ter, für die das Festival auch kostenlose Werbung bedeutete, zögerten zunächst, sich zu beteiligen. Dies wird sicher bei den weiteren Ausgaben des Festivals leichter zu vermitteln sein. Schwierig war es auch, die lokalen Theater mit ih-ren langfristigen Spielplänen einzubin-den. Zwar haben das Teo Otto Theater und auch das Westdeutsche Tournee-theater spezielle Führungen angeboten, aber für die Planung eines aktivierenden Angebots war die Vorbereitungszeit des Festivals zu kurz.

Fazit

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21Fazit

Die Festivalwoche hat sowohl den Bürgern als auch den Einrichtungen Gelegenheit dazu gegeben, neue An-gebote auszuprobieren, die teilweise über das Festival hinaus weitergeführt werden. 12 der 20 Anbieter, die den Evaluationsbogen ausgefüllt haben, werden die Angebote für Ältere auch nach dem Festival in ihr reguläres Pro-gramm aufnehmen. Aus dem Projekt „Kirchenraum mit allen Sinnen“ ist z.B. eine Gruppe Älterer hervorge-gangen, die sich weiterhin regelmäßig trifft und neben einem gemeinsamen Besuch eines Kölner Künstlers auch schon Kirchenführungen mit Kindern durchgeführt hat.

Auch die Strukturen der Kulturland-schaft sind bereichert worden. In den Vorbereitungen sind viele neue Kon-takte und Vernetzungen zwischen un-terschiedlichen Einrichtungen entstan-den, darunter einige, die sich bislang nicht kannten. Es sind Kooperationen entstanden, die von der Expertise der jeweils anderen Institution profitieren und die über das Festival hinaus Be-stand haben werden.

Die Erfahrungen des ersten Festival-durchgangs haben gezeigt, dass für die Organisation einer solch dezentralen Veranstaltung feste Ansprechpartner, die alles zusammenhalten und koor-dinieren, sehr wichtig sind. Nur durch wiederholte persönliche Ansprache waren die meisten der Veranstalter be-reit, sich an dem Festival zu beteiligen. Ebenso hat es sich als sehr hilfreich erwiesen, auf die bestehenden lokalen Strukturen, z.B. Vereine, städtische und soziale Gremien oder organisierte En-gagierte zurückzugreifen. Das Festival wurde so von sehr vielen Bürgern ge-staltet und getragen. Dies war gerade in der Teilnehmerakquise, die auch über persönliche Kontakte geschah, ein Er-folgsfaktor.

Stadtführung durch Lennep

Bronzeskulpturen und Zeichnungen des Autodidakten Stephan Diehl (geboren 1922)

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Für die nächsten KulturQuartierx-Durchgänge wurde außerdem ge-wünscht, die Seniorenheime stärker einzubinden, bzw. auch die Angebote stärker an bestehende Gruppen, für-Hochaltrige (wie z.B. beim Erinne-rungscafé, das mit einer Gruppe De-menzerkrankter durchgeführt wurde, die sich regelmäßig trifft) zu binden. Zudem wurde vorgeschlagen, das nächste Festival über zwei Wochen zu veranstalten um Terminüberschnei-dungen bei der Menge der Veranstal-tungen zu vermeiden. Für den Beginn solle das Festival direkt im nächsten Jahr noch ein mal veranstaltet werden, da dann die Erinnerung an den ersten Erfolg noch frisch sei. Später, so die Überlegung der Auswertungsgrup-pe, könne man zu einem zweijährigen Rhythmus übergehen.

Fazit

Zusammenfassend lassen sich die Er-fahrungen des ersten Festivals als sehr positiv bewerten. Das Konzept ist nun in Remscheid bekannt und ein zweiter Durchlauf somit leichter zu planen. Dies wird sicher auch dabei helfen, die Beteiligung am Festivals noch wei-ter zu vergrößern. So gestaltete es sich eher schwierig, Vereine und bestehende Gruppen älterer Migranten in das Festi-val einzubinden. Dies wird, neben einer erhöhten Anzahl von Angeboten für Hochaltrige, ein wichtiges Anliegen für das nächste KulturQuartierx sein.

Hosentaschenmuseum aus dem Joseph Beuys Mini-Workshop

Teilnehmerinnen des Erinnerungscafés