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Orthodoxe Kirchengemeinden
Balingen und Albstadt
ÖKUMENISCHES PATRIARCHAT VON KONSTANTINOPEL ERZBISTUM DER ORTHODOXEN GEMEINDEN RUSSISCHER TRADITION
IN WESTEUROPA
GEMEINDEBLATT MÄRZ 2018
Kapelle zum Hl. Martin von Tours in Balingen, (Siechenkapelle), Tübinger Str. 48, 72336 Balingen
www.orthodoxe-kirche-balingen.de
Tel. 07432 941 521
Fax 07432 941 522
Junil [email protected]
Kapelle zum Hl. Sergius von Radonesch in Albstadt, Schloßstr. 42, 72461 Albstadt www.orthodoxe-kirche-albstadt.de
Junil [email protected]
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!!! Aktuelles !!! Termine !!! _________________________________________
04.03.2018 Katechese für die Kinder
11.03.2018 Gemeindewallfahrt nach Ulm-Wiblingen. 15.30 Uhr Gottesdienst zur Verehrung der Kreuzreliquie am Sonntag der Kreuzverehrung.
Kloster Wiblingen, Schloßstraße 38, 89079 Ulm-Wiblingen
18.03.2018 Vortrag zum Thema: Das heilige Kreuz in der Orthodoxen Kirche
01.04.2018 Katechese für die Kinder
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Regionalteam Baden-Württemberg
Jahresprogramm 2018 Wochenendseminar für junge Erwachsene
Das nächste Wochenendseminar für junge Erwachsene findet
vom 13. – 15. April 2018
im Haus Schönbühl in Irndorf statt.
OJB - Sommerlager
Das achte OJB-Sommerlager in Baden-Württemberg findet vom 9. bis 19. August 2018 wieder in der Jugendbegegnungsstätte Uchtstr. 28 in 78598 Königsheim statt.
Eingeladen sind Kinder von 7 - 15 Jahren.
OJB-Jugendtag in Stuttgart
Am 22.09.2018 wird der dritte Jugendtag in Stuttgart stattfinden.
Der Jugendtag wird wieder in der rumänischen Kirchengemeinde Christi Geburt, Stammheimerstr. 104 in 70439 Stuttgart-Zuffenhausen stattfinden.
Für Fragen stehen wir Euch unter 07432/941521 oder [email protected] gerne zur Verfügung.
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Die Große Fastenzeit
Die Große Fastenzeit umfasst im engeren Sinn vierzig Tage. Daran
schließen sich dann unmittelbar die beiden Feste des Lazarus-Samstag
und des Palmsonntags an, denen dann Die Große und Heilige Woche
(Karwoche) folgt. Insgesamt dauert dieser Abschnitt des Kirchenjahres 48
Tage. Sie heißt „Große Fastenzeit“ wegen der herausragenden Bedeutung
des Gedächtnisses des Leidens und der Auferstehung unseres Herrn Jesus
Christus im Leben der Christen.
Den sieben Wochen der Fastenzeit gehen selbst noch drei Vorbereitungswochen, die sogenannte Vorfastenzeit, voraus. Diese
Vorfastenzeit beginnt mit dem Sonntag des Zöllners und Pharisäers. Vom
Beginn der dritten Woche der Vorfastenzeit bis zum Ende der Fastenzeit
wird kein Fleisch gegessen. Die dritte Woche der Vorfastenzeit heißt
Butterwoche (russisch: Maslenitza), weil die Hauptspeisen in dieser
Woche Milchprodukte, Fisch, Eier und Käse sind, auf deren Genuss
gläubige orthodoxe Christen in der anschließenden Großen Fastenzeit
ebenfalls verzichten.
Drei Wochen vor der Großen Fastenzeit (ab dem Sonntag, an dem in der
Göttlichen Liturgie das Evangelium vom Zöllner und Pharisäer gelesen
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wird) beginnt man im Gottesdienst das „Triodion“, ein Buch mit den
besonderen gottesdienstlichen Texten für diese Zeit, zu verwenden.
Am Vorabend des Sonntags, der den Namen „Sonntag des Zöllners und Pharisäers” trägt, wird während der Nachtwache erstmals ein besonderes
Bußgebet gesungen, das Inhalt und Bedeutung orthodoxen Fastens
zusammenfasst: „Öffne mir die Tore der Reue...” Damit beginnt die
Vorfastenzeit. Dieser Gesang wird in allen Vorabend-Gottesdiensten (in
der Nachtwache) während der gesamten Großen Fastenzeit wiederholt
(bis zum Vorabend des fünften Sonntags in der Fastenzeit). Während der Woche des Zöllners und Pharisäers gibt es kein Fasten am Mittwoch und
Freitag, um es nicht dem Pharisäer gleich zu tun, der sich seiner eigenen
Frömmigkeit rühmte.
Mit dem „Sonntag des verlorenen Sohnes” beginnt die zweite Woche der Vorfastenzeit. Bei der Liturgie wird das Evangelium mit dem Gleichnis
vom verlorenen Sohn gelesen. In den griechischen Handschriften wird
dieses Evangelium wesentlich treffender als das „Gleichnis von Sohn der
bereute“, wir können auch übersetzen: das „Gleichnis vom Sohn, der
umkehrte“ überschrieben. Am Vorabend erklingt erstmals als zweiter Bußgesang der Psalm 136: „An den Strömen von Babel...”.
Mit dem „Sonntag des Jüngsten Gerichts” beginnt die dritte Woche der Vorfastenzeit. Am Sonntag wird in der Heiligen Liturgie das Evangelium
vom Jüngsten Gericht gelesen. Dieser Sonntag heißt auch „Sonntag des Fleischverzichtes”, denn es ist der letzte Tag, an dem Fleisch gegessen
wird. Vom darauffolgenden Montag bis Ostern werden die Frommen nun
kein Fleisch mehr essen. Am Samstag davor wird mit einer besonderen
Panychida (Requiem) aller verstorbenen Christgläubigen gedacht. Die auf
diesen Sonntag folgende Woche heißt „Butterwoche”.
Im Volksbrauchtum vieler orthodoxer Länder ist die Butterwoche, ähnlich
wie im Westen Europas, mit einem ausgeprägten Faschings- oder
Karnevalsbrauchtum verbunden. Jedoch lädt uns die orthodoxe Kirche
ein, uns bereits in dieser Zeit auf den nun auf uns zukommenden Lebensrhythmus einzustimmen und nicht noch mal „vollkommen über
die Stränge zu schlagen“ und es halt „ordentlich krachen zu lassen“; zumal
sich weder Völlerei noch Alkoholmissbrauch oder sogar weitergehende
Freizügigkeiten mit einer ernsthaften christlichen Lebensausrichtung
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vereinbaren lassen. Wer in einer mit dem kirchlichen Leben verbunden
Familie in einer unserer orthodoxen Volkskulturen aufgewachsen ist,
weiß, dass gelebter orthodoxer Glaube und ein vom Kirchenjahr geprägter
Lebensrhythmus nichts mit freudlosem Puritanismus zu tun hat. Aber
unsere Heilige Kirche weiß, dass wir nicht imstande sind, uns von heute auf morgen zu wandeln und ohne weiteres von einer Gemütsverfassung zu einer anderen überzugehen. Deshalb kündigt sie die Großen Fasten
lange vor deren direkten Beginn in besonders geprägten Gottesdiensten
an und ruft uns auf, uns jetzt schon innerlich darauf vorzubereiten. In den
fünf Wochen, die der Großen Fastenzeit vorangehen, wird uns in jeder
sonntäglichen Evangeliumslesung ein besonderer Hauptaspekt der Buße
vor Augen geführt.
Am „Sonntag der Vertreibung des Adam aus dem Paradies” auch
„Vergebungs-Sonntag“ oder „Sonntag des Käseverzichtes” genannt. In
der Feier der Göttlichen Liturgie wird aus dem Evangelium die Stelle über
die Verzeihung der Sünden und über das Fasten gelesen. In den
Gottesdiensten dieser gesamten Woche wird uns die Vertreibung Adams
aus dem Paradies als Folge der ersten Sünde in vielen Gebeten und
Hymnen in Erinnerung gerufen. Am Abend versammeln wir uns alle in der
Kirche zur Versöhnungsveper mit dem Ritus des gegenseitigen Verzeihens. Diese Vesper wird bereits als Fastengottesdienst gehalten,
denn das liturgische Gewand hat gemäß der russischen Tradition eine
schwarze Farbe, es werden Große Kniefälle gemacht und der Gottesdienst
wird als Vorabend des ersten Tages in der Großen Fastenzeit bereits nach
den Fastenmelodien gesungen. Am Ende des Gottesdienstes wird ein
Segensgebet für die nun beginnende Große Fastenzeit gelesen. Die
Geistlichen bitten die Gläubigen und einander um Verzeihung. Danach
gehen alle der Reihe nach zum Priester, verbeugen sich, bitten um
Verzeihung und verzeihen ihrerseits alle Sünden und Kränkungen. Danach
bitten sich die Gläubigen auch einander um Verzeihung. Dabei küssen wir
das Heilige Kreuz und das Evangelienbuch zum Zeichen der Aufrichtigkeit
unserer Bereitschaft, die Verzeihung als Tor zur Buße zu durchschreiten.
Dieses gegenseitige Verzeihen aller Unzulänglichkeiten und Kränkungen
ist eine unverzichtbare Bedingung dafür, um die rechte demütige Herzenshaltung einnehmen zu können, die wiederum die einzig
notwendige Bedingung für einen würdigen Beginn der Fastenzeit ist.
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Die Große Fastenzeit unterscheidet sich von allen übrigen Zeiten des
Kirchenjahres durch eine nur ihr eigene Gottesdienstordnung.
An den Montagen, Dienstagen und Donnerstagen wird keine Göttliche Liturgie gefeiert (außer an einigen Festtagen).
An den Mittwochen und Freitagen wird die Liturgie der vorgeweihten Gaben zelebriert, ein feierlicher Vespergottesdienst mit Kommunion-
spendung.
An den Sonntagen wird die Göttliche Liturgie nach der Ordnung des
heiligen Basilius des Großen gefeiert.
Auch der Aufbau der täglichen Gottesdienste verändert sich an den
Wochentagen der Großen Fastenzeit, denn der Umfang der Gebete und
Hymnen in den Gottesdiensten größer, es werden vermehrt
Psalmenkathismen gelesen und es wird weniger und nur nach der
besonderen Fastenmelodie gesungen. Dadurch gewinnen diese
Gottesdienste den besonderen Charakter ihrer “Glanzstrahlenden Traurigkeit“.
In den Gottesdiensten und bei den täglichen Privatgebeten wird das
Gebet des Heiligen Ephräm des Syrers mit 16 großen und kleinen
Verbeugungen gelesen. Alle Wochentags-Gottesdienste werden noch
durch besondere Gebete erweitert, bei denen man sich verbeugt oder
niederkniet.
Alle diese Unterschiede geben der Großen Fastenzeit ihre besondere
geistliche Atmosphäre. Die Frommen unter den orthodoxen Christen
besuchen nun auch an den Werktagen die Gottesdienste der Kirche.
Die wichtigsten Gottesdienste in der Großen Fastenzeit sind folgende:
In der Erste Woche: Die Lesung des Bußkanons des Heiligen Andreas von Kreta am Montag, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag beim
Spätabendgottesdienst (Kleine Komplet). Am ersten Mittwoch in der Großen Fastenzeit findet die erste Liturgie der vorgeweihten Gaben
statt. Am Freitag wird nach der Liturgie der Vorgeweihten Gaben ein
Moleben (Bittgottesdienst) mit der Weihe der „Kutja“ oder „Kolyva” zum
Gedächtnis an das Wunder des Heiligen Großmärtyrers Theodor Tiron
gefeiert. Die Kutja ist eine Speise aus gekochten Getreidekörnern, die mit
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Trockenfrüchten vermischt wird. Diese geweihte Speise wird an die
Gläubigen verteilt und an diesem Tag auf nüchternem Magen gegessen.
Diese erste Woche der Fastenzeit endet mit dem ersten Fastensonntag.
An diesem Ersten Fastensonntag wird mit dem „Sonntag der Orthodoxie“
des Sieges der Rechtgläubigen über alle Häresien, insbesondere die
Bewahrung der Verehrung der heiligen Ikonen auf dem Siebten Ökumenischen Konzil gedacht.
In der zweite Woche: Am Samstag findet zum Totengedenken eine
Panychida (Requiem) statt. Am Sonntagabend wird in vielen russischen
Kirchen die erste „Passionsandacht“ gefeiert. Es ist ein Gottesdienst mit
einem Akathistos-Hymnus zu Ehren des Leidens Christi. Andere
Passionsandachten werden an den folgenden drei Sonntagen gefeiert.
Diese besonderen Passionsgottesdienste sind nicht im Typikon
vorgeschrieben, sie sind eine fromme russische Tradition.
In der dritte Woche: Am Samstag findet zum Totengedenken eine
Panychida (Requiem) statt. Die Woche endet mit dem dritten Fastensonntag, dem Sonntag der Kreuzverehrung. Am Vorabend wird bei
der Nachtwache ein Kreuz-Ikone aus dem Altarraum zur Verehrung in die
Mitte der Kirche getragen. Diese Kreuzverehrung erfolgt unter dem
Gesang des Hymnus: „Dein Kreuz, o Gebieter, beten wir an, und Deine heilige Auferstehung preisen wir.” Das Kreuz bleibt die ganze Woche zur
Verehrung in der Mitte der Kirche liegen.
In der vierte Woche: Die vierte Woche der Großen Fastenzeit ist ganz der
Kreuzverehrung und einer Intensivierung der asketischen Anstrengungen
gewidmet. So ist diese Woche ist eine Woche des strengeren Fastens als
die zweite und dritte Fastenwoche. Am Mittwoch ist dann bereits die
Hälfte der Fastenzeit vergangen. An allen Tagen der Woche wird das
Kreuz verehrt. Am Freitag wird bei der Vesper das Kreuz in den Altarraum
zurückgetragen. Am Samstag findet zum Totengedenken eine Panychida
(Requiem) statt. Die Woche endet mit dem vierten Fastensonntag, der
dem Gedächtnis des ehrwürdigen Johannes Klimakos, eines strengen
monastischen Asketen, gewidmet ist.
In der fünfte Woche: Am Mittwochabend wird im Spätabendgottesdienst
(Keine Komplet) das „Stehen Marias” gefeiert. Dieser Gottesdienst ist
dem Gedächtnis der ehrwürdigen heiligen Büßerin Maria von Ägypten
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gewidmet. Während dieses Gottesdienstes wird der Bußkanon des heiligen Andreas von Kreta zur Gänze gelesen. Deswegen wird die
Liturgie der vorgeweihten Gaben aus praktischen Gründen meist am Donnerstag zelebriert. Der Samstag der fünften Woche heißt der „Akathistos-Samstag“ oder „Lobpreis der allheiligen Gottesgebärerin“.
Am Vorabend wird der Akathistos-Hymnus zu Ehren der Gottesmutter
mit besonderen Festgesängen gelesen. Aber das Fasten wird an diesem
Tag nicht gelockert.
In der sechste Woche: Am Freitag dieser Woche gehen die Vierzig Tage zu Ende. Der darauffolgende Samstag ist bereits der Lazarus-Samstag, das
Gedächtnis des gerechten Lazarus, der von Jesus Christus am vierten Tag nach seinem Tod auferweckt wurde. Diese Woche endet mit dem
Palmsonntag, dem dann unmittelbar die Karwoche folgt.
zusammengestellt von Thomas Zmija v. Gojan
Das Fest des „Triumphes der Orthodoxie“ am ersten Sonntag in der Großen Fastenzeit
Thomas Zmija v. Gojan
Der Sonntag der Orthodoxie ist der erste Sonntag der Großen Fastenzeit.
Seit dem Jahre 843 ist das wichtigste Thema des Sonntags der Sieg der
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Ikonen. In diesem Jahr wurde der Bilderstreit, der – einmal mehr, einmal
weniger – seit dem Jahre 726 ausgetragen worden war, endlich beendet
und die Ikonen und ihre Verehrung am ersten Sonntag der Großen
Fastenzeit wiederhergestellt. Seitdem wird dieser Sonntag als „Triumph
der Orthodoxie“ bezeichnet.
Historischer Hintergrund
Das Siebte Ökumenische Konzil beschäftigte sich im Wesentlichen mit
dem Streit um die Ikonen und deren Platz in der orthodoxen Verehrung.
Es wurde im Jahre 787 durch die Kaiserin Irene auf Wunsch von Tarasios,
dem Patriarchen von Konstantinopel zusammengerufen. Es kamen 367
Bischöfe zum Konzil. Fast 100 Jahre vorher hatte dieser Bilderstreit schon
einmal die Fundamente von Kirche und Staat im byzantinischen Reich
erschüttert. Übermäßige religiöse Ehrerbietung für die Ikonen und den
ihnen zugeschriebenen Wundern, erreichten bei manchen Mitgliedern der
Gesellschaft einen Punkt, der der Anbetung – die nur Gott gebührt – und
damit der Idololatrie nahe kam. Das wiederum führte zu Exzessen auf der
entgegengesetzten Seite, wobei Ikonen von den Ikonoklasten ganz aus
dem liturgischen Leben der Kirche verbannt wurden. Die orthodoxen
Verehrer der heiligen Ikonen glaubten andererseits, dass die Ikonen der
Bewahrung der dogmatischen Lehre der Kirche dienten; sie betrachteten
die Ikonen als den dynamischen Weg das Göttliche durch Kunst und
Schönheit auszudrücken.
Das Konzil entschied sich für eine Lehre, nach der Ikonen verehrt, aber
nicht angebetet werden durften. Papst Hadrian beantwortete eine
Einladung der Kaiserin zum Konzil mit einem Brief, in dem auch er die
Meinung vertrat dass Ikonen verehrt, aber nicht angebetet werden, da
das nur Gott gebührt.
Der Entscheid des Konzils, den Kirchen die Ikonen zurückzugeben, enthält
eine wichtige Bestimmung, die bis auf den heutigen Tag als Fundament
für das Grundprinzip des Gebrauchs und der Verehrung von Ikonen in der
Orthodoxen Kirche gilt:
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„Wir beschließen mit aller Genauigkeit und Sorgfalt, dass ebenso wie die Gestalt des ehrwürdigen und lebenspendenden Kreuzes auch die verehrten und heiligen Bilder in Malerei und Mosaik und anderer geeigneter Materie in den heiligen Kirchen Gottes, auf heiligen Geräten und Gewändern, auf Wänden und Tafeln, in Häusern und Straßen aufgerichtet werden, und zwar das Bild unseres Herrn und Gottes und Heilandes Jesu Christi, das unserer reinen Herrin, der heiligen Gottesmutter, der verehrungswürdigen Engel und aller heiligen und frommen Menschen. Denn in dem Maße, in dem sie beständig in bildlicher Darstellung gesehen werden, werden auch die sie Betrachtenden zum Gedenken und zur Sehnsucht nach den Urbildern erhoben, und sie erweisen ihnen Gruß und ehrfürchtige Verehrung, nicht aber die unserem Glauben gemäße wahrhaftige Anbetung, welche allein der göttlichen Natur gebührt. ... Die Ehre, die man dem Bilde erweist, geht auf das Urbild über, wer ein Bild verehrt, verehrt in ihm die dargestellte Person.“
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Unter Kaiserin Theodora wurde im Jahr 843 ein regionales Konzil nach
Konstantinopel einberufen. In der Hagia Sophia wurde feierlich die
Verehrung der Ikonen proklamiert. Die Kaiserin, ihr Sohn Michael III.,
Patriarch Methodios, Mönche und Klerus kamen in einer Prozession und
setzten die Ikonen wieder an die ihnen gebührenden Plätze. Auch die
orthodoxen Gläubigen brachten zu dieser feierlichen Prozession ihre in
den Häusern vor den Ikonoklasten verborgen Ikonen mit und stellten sie
auf dem Templon (Ikonostas) während der Feier der folgenden göttlichen
Liturgie auf. Dieses vollziehen die orthodoxen Gläubigen an vielen Orten
bis heute nach.
Prozession mit den heiligen Ikonen am Sonntag der Orthodoxie in den USA
Der Tag wurde der „Triumph der Orthodoxie“ genannt. Seit dieser Zeit
gedenken wir Orthodoxen an dieses Ereignis jedes Jahr am ersten Sonntag
in der Großen Fastenzeit mit einem besonderen Gottesdienst.
Die orthodoxe Lehre über die Heiligen Ikonen, wie sie von den auf dem
Siebten Ökumenischen Konzil versammelten Heiligen Vätern ausgedrückt
wurde, wird in den an diesem Sonntag gesungenen Texten immer wieder
beschrieben und zur Lehre der Kirche und den Worten des Heiligen
Evangeliums in unmittelbare Beziehung gebracht:
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„Aus dem Unglauben sind wir zum Glauben gekommen, wurden erleuchtet durch der Erkenntnis Licht. Wie der Psalmist, so lasst uns in die Hände klatschen, Gott Dank und Lob darbringen. Und die heiligen Bilder, an den Wänden, an den Tafeln und an heiligen Gefäßen dargestellt, Christi, der Allreinen, aller Heiligen heilige Bilder, in hehrer Weise wollen wir sie verehren und von uns werfen der irrig Lehrenden gottlosen Brauch. Denn die Ehre, die man dem Bilde erweist, wie Basilius spricht, geht über auf das Urbild. Lasset uns flehen: auf deiner reinen Mutter Fürbitten, o Christus, unser Gott, und aller Heiligen schenk uns das große Erbarmen.“
Der Name des Sonntags spiegelt die große Bedeutung der Heiligen Ikonen
für den Glauben und das Frömmigkeitsleben der Orthodoxen Kirche
wieder. Für uns Orthodoxe sind die Ikonen keine religiösen Bildwerke, die
man haben oder eben auch nicht haben kann. Sie sind kein frommes
Beiwerk des Glaubens oder eine bloße Bilderbibel für des Lesens
unkundige Menschen. Auch ist die Ikone für uns Orthodoxe kein
Ausschmückungsgegenstand unserer Häuser und Wohnungen mit religiös-
ästhetischem Hintergrund. In all diesem unterscheidet sich die orthodoxe
Ikone ganz grundsätzlich von der religiösen Kunst unserer evangelischen
Mitchristen und den Devotionalien und Heiligenbildern unserer
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katholischen Mitchristen. Für uns als orthodoxe Christen sind die Heiligen
Ikonen ein unverzichtbarer Ausdruck und Bestandteil unseres orthodoxen
Glaubens und integraler Teil unserer Gottesverehrung. Wir betrachten die
Heiligen Ikonen als eine notwendige Folge des christlichen Glaubens an
die wirkliche Menschwerdung Gottes in Jesus Christus. Deshalb haben die
Ikonen sakramentalen Charakter, indem sie dem Gläubigen die Person
oder das Ereignis, das auf ihnen dargestellt ist, geistlich gegenwärtig
machen. Deshalb ist auch das ganze Innere unserer orthodoxen Kirchen
mit Ikonen geschmückt, ja oft sind die Wände bis zu den Kuppeln mit
gemalten Ikonen bedeckt. Auch gibt es in einer orthodoxen Kirche immer
einen Ikonostas, der das Allerheiligste mit dem Altar vom Schiff der Kirche
trennt. In Südosteuropa und in Russland sind auf dem Ikonostas die
Ikonen oft in mehreren Reihen geordnet. Kein orthodoxes Heim ist
vollständig ohne eine Ikonenecke oder Hauskapelle, wo sich die Familie zu
den täglichen Gebeten versammelt.
Die Heiligen Ikonen werden verehrt durch brennenden Lampen und
Kerzen, die man vor ihnen aufstellt, durch Weihrauch, Kuß und
Verbeugung. Jedoch gibt es eine ganz klare dogmatische Trennung
zwischen der Verehrung, die man Ikonen darbringt und der Anbetung, die
allein Gott gebührt. Deshalb gilt die Verehrung der Ikone nicht der
Materie der Ikone, sondern der darauf dargestellten Person. Die gilt auch
für die wundertätigen und myronfließenden Ikonen. Diese
Unterscheidung bewahrt die orthodoxe Ikonenverehrung vor der
Idololatrie, der Anbetung der Schöpfung anstelle des Schöpfers.
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Eine wundertätige Gottesmutterikone (Kopie der Ikone Gottesmutter Feodorowskaja) besucht ein kleine
orthodoxe Pfarrgemeinde bei Kiew
Das Thema des Sieges der Ikonen zeigt uns durch die Betonung der
Menschwerdung Gottes, die grundlegende christliche Wahrheit, dass in
Jesus Christus der Sohn Gottes Menschgeworden ist. Er ist der Logos, das
Person gewordene Wort Gottes. Diesem begegnen wir durch Sein Heiliges
Evangelium (Ikone des Wortes) im Hören und im Schauen der
Heilsmysterien durch die Heiligen Ikonen.
Bevor der Triumph der Orthodoxie am ersten Sonntag der Großen
Fastenzeit gefeiert wurde, war dieser Tag dem Gedenken an Moses,
Aaron, Samuel und die anderen heiligen Propheten gewidmet. Spuren
dieser älteren Regel können wir immer noch in der Wahl der Epistellesung
bei Feier der Göttlichen Liturgie (Hebräer 11,24-26.32-40) und in den
Alleluja-Versen vor der Evangeliumslesung (Psalm 98,6) erkennen: „Mose
und Aaron waren unter Seinen Priestern, und Samuel unter denen, die
Seinen Namen anriefen.“
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3. Sonntag in der Großen Fastenzeit
Verehrung des Kostbaren und Lebensschaffenden Heiligen Kreuzes
An diesem Sonntag gedenkt die Orthodoxe Kirche des Kostbaren und
Lebenspendenden Kreuzes unseres Herrn und Retters Jesus Christus. Die
Gottesdienste beinhalten eine besondere Verehrung des Kreuzes durch
die Gläubigen im Gedenken an die Kreuzigung während der Großen
Woche.
Das Gedenken und der Ritus des 3. Fasten-Sonntags ähneln stark dem
Ritus am Fest Kreuzerhöhung (14. September) und bei der Prozession am
Fest des Lebenspendenden Kreuzes (1. August). Der Sonntag der
Kreuzverehrung bereitet uns nicht nur auf das Gedenken der Kreuzigung
vor, sondern er erinnert uns auch daran, dass die ganze Fastenzeit ein
Zeitabschnitt ist, in dem wir mit Christus gekreuzigt werden.
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Da wir „das Fleisch und damit ihre Leidenschaften und Begierden gekreuzigt“ (Galater 5: 24) und uns in diesen 40 Tagen des Fastens
gedemütigt haben, wird uns nun das kostbare und lebenspendende Kreuz
vor Augen geführt um unsere Seelen zu erfrischen und uns zu ermutigen,
die wir vielleicht erfüllt sind mit Bitterkeit, Unwillen und
Niedergeschlagenheit. Das Kreuz erinnert uns an die Passion des Herrn
und da es uns Ihn als Vorbild zeigt, ermutigt es uns Ihm in Kampf und
Opfer zu folgen, und dadurch ermutigt, versichert und getröstet zu
werden. Mit anderen Worten, wir müssen erfahren, was der Herr
während Seiner Passion erfahren hat – auf schändliche Weise gedemütigt
zu werden. Das Kreuz lehrt uns, dass wir durch Schmerz und Leiden die
Erfüllung unserer Hoffnungen sehen werden: das himmlische Erbe und
ewige Herrlichkeit.
Wie die, welche einen langen und mühsamen Weg gehen und von
Müdigkeit befallen werden im Schatten eines blätterreichen Baumes
Erholung und Erstarken finden, so finden wir Trost, Erfrischung und
Verjüngung unter dem Lebenspendenden Kreuzesbaum, den die Väter in
diesen Sonntag ‚gepflanzt’ haben. So gestärkt können wir unsere
Fastenreise leichten Schrittes, ausgeruht und ermutigt fortführen.
Oder, wie vor der Ankunft des Königs die königlichen Standarten,
Trophäen und Siegeszeichen voraus getragen werden und dann der König
selbst im Triumphzug jubelnd und frohlockend ob seines Sieges erscheint
und seine Untertanen mit Freude erfüllt, so geht das Fest der
Kreuzverehrung dem Kommen unseres Königs Jesus Christus voraus. Es
macht uns aufmerksam darauf, dass Er dabei ist Seinen Sieg über den Tod
zu verkünden und uns in der Herrlichkeit der Auferstehung zu erscheinen.
Sein Lebenspendendes Kreuz ist Sein königliches Zepter und da wir es
verehren werden wir mit Freude erfüllt und erweisen Ihm die Ehre. So
also werden wir vorbereitet, unseren König willkommen zu heißen, der so
offenbar über die Mächte der Finsternis triumphiert.
Dieses Fest wurde noch aus einem anderen Grund in die Mitte der Großen
Fastenzeit gelegt. Man kann das Fasten mit der Quelle von Mara
vergleichen, deren Wasser die Kinder Israels in der Wildnis fanden. Das
Wasser war nicht trinkbar weil es zu bitter war, aber süß wurde, als der
Prophet Moses ein Stück Holz hineinwarf. Genauso versüßt das Kreuz die
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Tage des Fastens, die bitter und oft schmerzlich sind wegen unserer
Tränen. Doch Christus tröstet uns auf unserem Weg durch die Wüste des
Fastens, führt und leitet uns an Seiner Hand zum geistigen Jerusalem
hinauf durch die Kraft Seiner Auferstehung.
Zudem wird das Heilige Kreuz der Baum des Lebens genannt und in die
Mitte des Fastens gesetzt, wie der Baum des Lebens im Paradies in die
Mitte des Gartens Eden gesetzt war. Dadurch wollten die Heiligen Väter
uns an die Schlemmerei des Adam erinnern, wie auch an die Tatsache,
dass durch diesen Baum die Verbannung getilgt ist. Wenn wir uns also mit
dem Kreuz verbinden, werden wir den Tod nicht schauen, sondern das
ewige Leben erben.
Die Ikone zum Fest der Kreuzverehrung ist die gleiche wie zum Fest der
Kreuzerhöhung am 14. September. Darauf ist abgebildet wie Patriarch
Makarios hinter dem Altar steht und das Kreuz für alle sichtbar erhebt. Zu
beiden Seiten des Patriarchen stehen Diakone. Das erhobene Kreuz ist
umgeben von vielen Geistlichen und Laien, die es verehren, zusammen
mit der Hl. Helena, der Mutter des Kaisers Konstantin. Im Hintergrund des
Bildes ist eine Kuppel zu sehen, welche die Auferstehungskirche in
Jerusalem darstellt. Diese Kirche war eine von den Kirchen, die von Kaiser
Konstantin an den heiligen Stätten Jerusalems erbaut wurden. Quelle: http://lent.goarch.org/sunday_of_the_cross
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Gottesdienste
März 2018
Samstag, 3. März 2018 19.00 Uhr Abendgottesdienst, Totengedenken, anschl. Beichtgelegenheit
Ort: Hl. Sergius von Radonesch Albstadt
Sonntag, 4. März 2018 2. Sonntag der Großen Fastenzeit Hl. Gregor Palamas 10.00 Uhr Göttliche Liturgie im Anschluss Katechese für die Kinder
Ort: Hl. Sergius von Radonesch Albstadt
Samstag, 10. März 2018 19.00 Uhr Totengedenken, Abendgottesdienst, anschl. Beichtgelegenheit
Ort: Hl. Martin von Tours, (Siechenkapelle), Balingen
Sonntag, 11. März 2018 3. Sonntag der Großen Fastenzeit Sonntag der Kreuzverehrung 10.00 Uhr Göttliche Liturgie Ort: Hl. Martin von Tours, (Siechenkapelle), Balingen
15.30 Uhr Gottesdienst zur Verehrung der Kreuzreliquie Ort: Kloster Wiblingen, Schloßstraße 38 , 89079 Ulm-Wiblingen
Änderungen sind möglich
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Gottesdienste
März 2018
Samstag, 17. März 2018 19.00 Uhr Abendgottesdienst, Totengedenken, anschl. Beichtgelegenheit
Ort: Hl. Martin von Tours, (Siechenkapelle), Balingen
Sonntag, 18. März 2018 4. Sonntag der Großen Fastenzeit Hl. Johannes Klimakos 10.00 Uhr Göttliche Liturgie im Anschluss Vortrag zum Thema: Das heilige Kreuz in der Orthodoxen
Kirche
Ort: Hl. Martin von Tours, (Siechenkapelle), Balingen
Samstag, 24. März 2018 19.00 Uhr Abendgottesdienst, anschl. Beichtgelegenheit
Ort: Hl. Martin von Tours, (Siechenkapelle), Balingen
Sonntag, 25. März 2018 5. Sonntag der Großen Fastenzeit Hl. Maria von Ägypten Hochfest Maria Verkündigung 10.00 Uhr Göttliche Liturgie Ort: Hl. Martin von Tours, (Siechenkapelle), Balingen
Änderungen sind möglich