12
Möglichkeiten statt Grenzen: Gerlach kundenmagazin Ausgabe 1/2012 gerlach time gerlach time Aktives Risikomanagement durch Compliance-Beratung Zolldienstleistungen in der Zalando Supply Chain: So wird ein Schuh draus! Interview zum Thema Außenwirtschaft und Konjunkturerwartungen 2012

Kundenmagazin gerlachtime 01/2012 - Gerlach |Deutschland

  • Upload
    others

  • View
    9

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Kundenmagazin gerlachtime 01/2012 - Gerlach |Deutschland

Möglichkeiten stattGrenzen: Gerlach

kundenmagazin

Ausgabe 1/2012

gerlachtimegerlachtime

AktivesRisikomanagement durchCompliance-Beratung

Zolldienstleistungenin der Zalando Supply Chain:So wird ein Schuh draus!

Interview zum ThemaAußenwirtschaft undKonjunkturerwartungen 2012

Page 2: Kundenmagazin gerlachtime 01/2012 - Gerlach |Deutschland

or Ihnen liegt die erste Ausgabeunseres von nun an regelmäßig

erscheinenden Kundenmagazins.Ich freue mich, Ihnen auf den folgendenSeiten einerseits Lösungen aus der kom-plexen Welt der Zollprozesse vorstellenzu dürfen, aber auch Experten aus unter-schiedlichen Bereichen mit interessantenAufsätzen und Denkansätzen zu Wortkommen zu lassen. Kein ausschließliches»Wir über uns«, sondern ein »Wir fürSie« ist nämlich die Motivation für dieseZeitschrift. In der ersten Ausgabe bildet»Compliance« mit zwei Artikeln einSchwerpunktthema. Aber auch der Blicküber den Tellerrand sowie eine Moment-aufnahme aus der bunten Welt unsererKunden finden den ihnen zustehendenRaum.

Sie werden mir sicher gestatten, Ihnenvorab unser Unternehmen mit wenigenWorten kurz vorzustellen. Als führenderZollbroker Europas unterstützen wir un-sere Kunden in allen Belangen rund umden Zoll. Dazu gehören umfassende Be-ratungsleistungen, High End-IT-Lösungensowie eine in 130 Jahren gewachseneReputation am Markt, die ihresgleichensucht.

Unser Portfolio bietet professionelleDienstleistungen, die alle Bereiche desgrenzüberschreitenden Warenverkehrsumfassen. Als Ansprechpartner begleitenwir Sie an Europas Grenzen mit unserenVerzollungsdienstleistungen und zoll-rechtlicher Beratung. Wir stellen Ihnenunser hoch qualifiziertes Personal zurSeite und lösen direkt in Ihrem Unter-nehmen alle zollrelevanten Fragestel-lungen. Last but not least erbringen wirMehrwertdienstleistungen – von derAbgabe statistischer Meldungen bis hin

V

Thomas Munsters

2 editorialThomas Munsters

Willkommen in der Welt vonGerlach!

zu Inhouse-Schulungen. All das verfolgtletztlich nur ein Ziel: Ihnen den Rückenfreizuhalten für Ihre Kernaufgaben.

Einen tieferen Einstieg in die Gerlach-Welt bietet Ihnen unsere vollständigüberarbeitete Homepage, die wir Ihnenam Ende des Hefts kurz vorstellenwerden.

Mit der neuen Homepage, insbesondereaber mit unserem Magazin, möchten wirIhnen Mehrwerte bieten. Falls uns dasgelingt, freue ich mich. Auf Ihre Reak-tionen bin ich selbstverständlich schonjetzt sehr gespannt. Sprechen Sie unsan, wenn Ihnen etwas nicht gefallen hat.Oder wenn Ihnen etwas besonders positivaufgefallen ist. Uns ist jede Rückmeldungund Anregung willkommen.

Nun entlasse ich Sie aber in eine hoffent-lich spannende und kurzweilige Lektüreund wünsche viel Vergnügen mit Ihrergerlachtime!

Ihr

Thomas MunstersGeschäftsführer

Liebe Kunden und Geschäftsfreunde,

liebe Leser!

[email protected]

Gerlach Zolldienste GmbHHeadofficeIm Freihafen 6D-47138 Duisburg

Fon +49 (0)203 348 599-0Fax +49 (0)203 348 599-11

gerlachtime 1.2012

Verantwortlich fürden Inhalt (V.i.S.d.P.)Thomas Munsters

BildquelleBildeigentum der jeweiligen Firmenwww.shutterstock.com

Konzept + Realisationwww.fokus-kommunikation.de

RedaktionThomas [email protected]

Page 3: Kundenmagazin gerlachtime 01/2012 - Gerlach |Deutschland

gerlachtime 1/2012

complianceGeschäftsfeld Beratung

3

ausgewiesenen Zollexperten, um hieralle Fallstricke zu meistern.«

Teure FehlerFehler in diesem Bereich werden sehrschnell sehr teuer. »Daher ist eine Zoll-prozessberatung für die außenwirtschaft-lichen Beziehungen eines Unternehmensunerlässlich«, betont Urschler. Nimmtman als weitere Schwierigkeit die Kom-plexität der Zollvorschriften hinzu, dannwird die Unsicherheit in den Unterneh-men noch um einiges größer. »Wir alsAuthorized Economic Operator (AEO)begleiten unsere Kunden durch all dieseUnwägbarkeiten, analysieren und gestal-ten Zollprozesse und unterstützen beider Umsetzung.«

Stellt sich die Frage, warum Unternehmenihre Zollprozesse nach wie vor selbst ma-nagen. »Die Risiken für Unternehmen,die ohne externe Expertise und Unter-stützung in Zollfragen arbeiten, steigen.Und die Kosten für eigene Ressourcen

natürlich auch«, betont Martina Urschler.»Wer sich hingegen auf einen Zolldienst-leister stützt, profitiert von einem erfahre-nen Risikomanagement und einer trans-aktionsbezogenen Kostenrechnung. Dennunser Kunde zahlt nur für das, was er inAnspruch nimmt.«

Selbstverständlich können Gerlach-Kun-den ihre Mitarbeiter auch in allen zoll-rechtlichen Fragestellungen schulen las-sen. »Unsere Compliance-Inhouse-Schu-lungen sind so individuell wie die Ge-schäftsmodelle der Kunden und letztlichein wertvoller Baustein auf dem Weg zueinem vollständigen Compliance Mana-gement System.«

as klingt selbstverständlich, aber:In einem Zeitraum von zwei Jah-ren war einer Studie zufolge je-

des zweite Unternehmen von Wirtschafts-kriminalität oder Gesetzesverstößen be-troffen. Bei einer hohen Dunkelzifferwird der Gesamtschaden aufgedeckterFälle auf mehr als sechs Millionen Eurojährlich geschätzt. »Compliance wirddeshalb mittlerweile als einer von dreiBereichen des Unternehmens-Risikoma-nagements betrachtet«, weiss die Gerlach-Expertin Martina Urschler.

Die Nichteinhaltung von Regeln und Ge-setzen, ob bewusst oder aus Unkenntnis,kann zu Strafen, Bußgeldern oder Ge-winnabschöpfung führen. Diese direktenVerluste werden durch zusätzliche Kostenfür Gerichtsverfahren und eventuelleSchadensersatzansprüche erhöht.

Auch wenn Unternehmen grundsätzlichdie Einhaltung gesetzlicher Bestimmun-gen sichergestellt haben, werden geson-derte Abteilungen meistens nur für solcheRechtsgebiete geschaffen, in denen fürdas einzelne Unternehmen besondereRisiken bestehen. Die Außenwirtschafts-verflechtungen des Unternehmens fallenbei dieser Risikobetrachtung oft durchdas Raster. »Dabei lauern gerade im Im-port- und Exportgeschaft sowie in dendamit verbundenen Zollformalitäten und-prozessen erhebliche Risiken«, warntMartina Urschler.

Welche Länder unterliegen einem Embar-go oder einer Ausfuhrkontrolle? WelcheFormalitäten und Prozesse gilt es bei Wa-renlieferungen nach Syrien, Libyen oderin den Iran zu berücksichtigen? MartinaUrschler: »Die Welt ist diesbezüglich großund bunt – und es bedarf schon eines

D

!Aktives Risikomanagementdurch Compliance-BeratungEine neue Vokabel erobert die internationale Businesswelt: Compliance.

Ins Deutsche übersetzt bedeutet Compliance Regeltreue oder Regel-

konformität. Gemeint ist die Notwendigkeit zur Einhaltung gesetzlicher

Regelungen durch Unternehmen.

Martina UrschlerReferentin Zoll und Außenwirtschaft Gerlach

Page 4: Kundenmagazin gerlachtime 01/2012 - Gerlach |Deutschland

Zolldienstleistungen in der Zalando Supply Chain

So wird ein Schuh draus!

4

Zalando, der schnell wachsende Anbieter für Schuhe und

Fashion im Internet, setzt auf die Zollexpertise von Gerlach.

Die Zollspezialisten sorgen für die notwendige Koordination,

begleitende Beratung und das operative Management.

Trendy, exklusiv, erlebnisorientiert: Der Zalando Online-ShopDas Zalando-Angebot für Damen, Herren und Kinder reicht von bekannten Trendmarken bis hin zu gefragten Designerlabels.

Neben Schuhen und Bekleidung gehören exklusive Accessoires, Beauty-Produkte und Sportartikel zum umfassenden Sortiment.

Insgesamt arbeitet Zalando mit über 1.000 Markenherstellern zusammen.

Erweitert und ergänzt wird das Produktangebot mit der Zalando-Lounge, die für registrierte Mitglieder zusätzliche Fashion-

und Lifestyle-Tipps bereithält. Darüber hinaus setzt das Unternehmen auf eine Kombination einzigartiger Serviceleistungen:

Kostenloser Versand und Rückversand, eine kostenlose Service-Hotline sowie 100 Tage Rückgaberecht auf alle Produkte

machen den Online-Einkauf zu einer sicheren Transaktion. Mit einem eigenen Modeblog, eigenen Facebook- und Twitter-

Accounts, sowie dem vierteljährlich erscheinenden Zalando-Magazin versorgt der Online-Shop seine Kunden laufend mit

Fashion-News.

Vom Startup zum europäischen Player: Das Unternehmen ZalandoDas Unternehmen MyBrands Zalando eLogistics GmbH & Co. KG wurde 2008 gegründet und hat seinen Sitz in Berlin. Aufgrund

des Erfolgs auf dem deutschen Markt expandierte das Unternehmen in das umliegende Ausland und beliefert seit 2009 eine

wachsende Anzahl europäischer Nachbarländer. Um weiterem Wachstum Rechnung zu tragen, entsteht derzeit ein neues

und modernes Logistikzentrum in Erfurt. Ab Anfang 2013 werden dort nicht nur die Logistik-, sondern auch die Vertriebsaktivitäten

verstärkt.

David SchröderGeschäftsführer Zalando

Page 5: Kundenmagazin gerlachtime 01/2012 - Gerlach |Deutschland

gerlachtime 1/2012

5

uns wichtig«, betont David Schröder.»Wir vertrauen deshalb auf die Refe-renzen und Erfahrungen des Gerlach-Teams.«

Antworten auf komplexe Fragen

»Das junge und innovative Zalando-Teamwar von Anfang an prädestiniert für un-sere Kombination aus intensiver, indi-vidueller Beratung auf der einen Seiteund Standardprodukten auf der anderen«,erklärt Volker Manger, Business Develop-ment- und Sales-Manager bei Gerlach.»Von der Prozessanalyse über Tarifie-rungsfragen und Bewilligungen bis hinzur Unterstützung bei der Beantragungeines Authorized Economic Operator(AEO): Unsere Berater geben auch inkomplexen Fragestellungen des interna-tionalen Warenverkehrs klare Antwor-

ten«, so Manger. Im Bereich der Aus-fuhren sorgt das operative Gerlach-Teamfür die Erstellung der Ausfuhranmel-dungen und Transitdokumente im elek-tronischen NCTS Verfahren. Rückwarewird per Antrag auf Rückwareneigen-schaft in den freien Verkehr überführt.Das alles funktioniert so effizient undreibungslos, dass die VertragspartnerSchröder und Manger das Verhältnis als»entspannt und partnerschaftlich« be-schreiben.

Der gemeinsame Blick in die Zukunft istdeshalb optimistisch. »Zalando befindetsich weiterhin auf Expansionskurs – so-wohl in Bezug auf das Sortiment als auchin Bezug auf die Absatzmärkte. Vor die-sem Hintergrund beurteilen wir die wei-tere Entwicklung sehr positiv und hoffen,immer mehr Menschen als Kunden ge-winnen zu können«, erklärt David Schrö-der. Darüber hinaus werde die Bedeutungeiner effizienten und termintreuen Be-schaffungslogistik weiter zunehmen.»Wir gewinnen kontinuierlich neueLieferanten hinzu und weiten gleichzeitigdas Beschaffungsvolumen bei etabliertenPartnern aus.«

Gesundes Wachstum für beide Partner

In Bezug auf Gerlach bedeutet das: »Wirwerden die erfolgreiche Zusammenarbeitgern auch in Zukunft fortsetzen und aus-bauen, da wir sicher sind, dass wir beiGerlach in guten Händen sind«, erklärtDavid Schröder. Das Team von VolkerManger freut sich deshalb auf steigendeVolumina und wachsende Aufgaben. »Mitdem Kunden zu wachsen ist gesundesWachstum«, weiß Volker Manger.

ie Logistikpartner Fiege (Fulfil-ment) und Gerlach ermöglichendem Berliner Unternehmen eine

reibungslose und umfassende Kontrolleder Supply Chain. Die Zalando-Beschaf-fungsstrategie unterscheidet zwischenEigen- und Fremdmarken. »Bei unserenFremdmarken vertrauen wir auf die Sup-ply Chain-Kompetenz der Lieferantenund lassen uns die Ware direkt in unsereFulfilment Center liefern«, erklärt Zalan-do-Geschäftsführer David Schröder. »Beiunseren Eigenmarken, die zum großenTeil in Asien produziert werden, möchtenwir die Supply Chain möglichst umfas-send kontrollieren und greifen deshalbtief in die Beschaffungsprozesse ein.«Neben Asien bezieht Zalando Warenauch aus Süd- und Osteuropa.

Für rund 20 Prozent der Ware tritt Zalan-do als Importeur auf. »Den Rest beziehenwir indirekt über unsere Lieferanten«,so Schröder. Die meisten Importe (rund80 Prozent) kommen via Landverkehr,15 Prozent per Seefracht und lediglichfünf Prozent als Luftfracht.

An derzeit zwei Standorten im BerlinerUmland werden die über den Webshopzalando.de eingehenden Kundenaufträgebearbeitet: in Brieselang und Großbeeren.Nach dem großen Erfolg im deutschenMarkt werden seit 2009 auch europä-ische Nachbarländer beliefert. Gestartetwurde mit Österreich und der Schweiz,2010 folgten die Niederlande und Frank-reich, 2011 kamen Italien und Großbri-tannien hinzu.

Um umfassendes und tiefgreifendes ZollKnow-how sowie eine optimale Qualitätbezüglich der Zollprozesse zu implemen-tieren, setzt Zalando auf die Spezialistendes europäisch aufgestellten Zollnetz-werks Gerlach. »Das Thema Zoll ist für

case studyZalando

D

Page 6: Kundenmagazin gerlachtime 01/2012 - Gerlach |Deutschland

6 interviewmit Prof. Dr.-Ing. T. Wimmer

Wir sind nichtalt und lustlos«Interview mt BVL-Chef Prof. Dr.-Ing. Thomas Wimmer

über die wirtschaftlichen Aussichten Deutschlands im internationalen

Wettbewerb

ie Konjunktur wird in diesemJahr nach Einschätzung desBundeswirtschaftsministeriums

und des Bundesverbands der DeutschenIndustrie (BDI) nicht einbrechen, son-dern nur vorübergehend schwächeln.Angesichts ungelöster Schuldenpro-bleme im Euroraum scheint das sehroptimistisch. Wie lautet Ihre Prognose?

Thomas Wimmer: Werfen Sie bitte einenBlick auf den Logistik-Indikator, den dasInstitut für Weltwirtschaft jedes Quartalim Auftrag der Bundesvereinigung Logis-tik ermittelt: Im letzten Quartal des ver-gangenen Jahres machte sich trotz stabilerWirtschaftsdaten eine gefühlte Unsicher-heit breit – und schlug sich deutlich sicht-bar im Logistik-Indikator nieder, den dieBVL Anfang Dezember 2011 veröffent-lichte. Drei Monate später hat sich dasBild gewandelt: Lageeinschätzung undErwartungen konvergieren, wobei die

Erwartungen seit einem knappen Jahrerstmals wieder auf Expansion gerichtetsind.

Der BDI rechnet mit einem Exportwachs-tum von drei Prozent, der Bundesver-band Groß- und Außenhandel (BGA)sogar mit sechs Prozent. Spiegeln diesePrognosen die bestehenden Risikenhinreichend wider?

Thomas Wimmer: Prognosen, ganzgleich zu welchem Thema, sind in derderzeitigen Situation mit hohen Un-sicherheiten behaftet. Die Schätzung desBDI ist eher vorsichtig. Die gute Stim-mung in der deutschen Industrie sprichtdafür, dass der Zuwachs sogar etwashöher liegen wird. Diese Auffassungteilen offensichtlich auch die Logistikerin Industrie, Handel und den Dienst-leistungen. Ihre Erwartungen haben sichim ersten Quartal 2012 deutlich auf-gehellt.

D

Prof. Dr.-Ing. T. Wimmer

gerlachtime 1/2012

Page 7: Kundenmagazin gerlachtime 01/2012 - Gerlach |Deutschland

gerlachtime 1/2012

7

Auch die Binnenkonjunktur mit einemstarken privaten Konsum avanciertzum neuen Hoffnungsträger des Wirt-schaftswachstums. Was stimmt diedeutschen Verbraucher Ihrer Meinungnach so positiv?

Thomas Wimmer: Für die derzeitigeFreude am Konsum gibt es ein ganzesBündel von Gründen. Zum einen sorgtdie gute Beschäftigungsentwicklung füreine sinkende Angst vor Arbeitslosigkeitund stärkt damit die Planungssicherheit.Aber – so paradox es klingt: auch dieBanken- und Schuldenkrise, die die Pla-nungssicherheit absenkt, erhöht wohldie Kaufbereitschaft. Das Vertrauen inFinanzanlagen sinkt – und so geben dieKonsumenten einen höheren Anteil ihresEinkommens als vorher für Konsumgüteraus, jedoch auch für Investitionen insEigenheim, für Reisen oder fürs Auto.Ich warne jedoch davor, auf die Binnen-

nachfrage als einzigen Motor für weiteresWachstum zu setzen. Eine Flaute beimAußenhandel kann Deutschland nur füreine gewisse Zeit auf diese Weise über-brücken.

Die Schuldenkrise scheint ein Problemder europäischen und der US-amerika-nischen Wirtschaft zu sein. Die dynami-schen Schwellenländer in Asien undLateinamerika zeigen sich weitgehendunbeeindruckt von den Problemen derwestlichen Welt, so dass man den Ein-druck einer ökonomischen Zweiteilungdes Globus' bekommt. Wie konnte esdazu kommen?

Thomas Wimmer: Die Märkte in denBRIC-Staaten und weiteren Schwellen-ländern weisen eine deutlich höhere Dy-namik auf als diejenigen der etabliertenIndustrienationen. Insbesondere Chinaund Indien dürften in den nächsten Jah-ren Zugpferde des weltwirtschaftlichenWachstums sein. Brasilien hält ganz gutmit. Russland spielt eine Sonderrollewegen seiner Abhängigkeit von Rohstoff,insbesondere von Energieexporten. Dakann das Pendel nach beiden Seiten aus-schlagen. Die Gewichte verschieben sichalso. Das war übrigens schon vor der Kri-se absehbar. Von einer ökonomischenZweiteilung des Globus würde ich jedochnicht sprechen.

Kommen wir zu den ökonomisch schwermessbaren Faktoren. Die geistigen Ener-gien der hochentwickelten Industrie-länder scheinen verbraucht, es fehltan Visionen. »So viel Alter war selten«,schreibt beispielsweise die NeueZürcher Zeitung. Woher kommt dieserPessimismus?

Thomas Wimmer: Zunächst einmal istdie Aussage ja nicht pessimistisch, son-dern entspricht einfach den Tatsachen.Das Durchschnittsalter der Bevölkerungin Deutschland liegt gegenwärtig beiknapp 45 Jahren, in der Schweiz beiknapp 42 Jahren. Die Weltbevölkerungist im Schnitt noch nicht einmal 29 Jahrealt. Es ist nicht verwunderlich, wenn Ge-sellschaften wie die indische (Durch-schnittsalter: 26 Jahre) oder die brasili-anische (29 Jahre) durch die Jugend ihrerBürger mehr Dynamik aufweisen als äl-tere und saturiertere Gesellschaften inEuropa. Was wir in Deutschland oder inStaaten mit ähnlichen demographischenDaten aus dem »Alter« machen, darinliegt die Herausforderung. So teile ichkeineswegs die Einschätzung, die geis-tigen Energien seien verbraucht. SchauenSie sich die Dynamik der deutschen Wirt-schaft an: das ist nicht das Werk vonMenschen, die alt und lustlos sind.

Page 8: Kundenmagazin gerlachtime 01/2012 - Gerlach |Deutschland

8 interviewmit Prof. Dr.-Ing. T. Wimmer

Aber: wir müssen uns in der Tat hüten,träge zu werden und uns in verkrustetenStrukturen gemütlich einzurichten.

Teilen Sie persönlich die Meinung, un-sere soziale Marktwirtschaft sei einAnachronismus und dem globalenWettbewerb nicht mehr hinreichendgewachsen?

Thomas Wimmer: Die soziale Markt-wirtschaft deutscher Prägung hat sichgerade in der Krise der Jahre 2008/2009als äußerst robust erwiesen. Unterneh-mer, Arbeitnehmer und die staatlichenEinrichtungen sind in bester Weise kre-ativ und flexibel mit dem Instrumenta-rium umgegangen. Die Grundsätze freierMarktwirtschaft und sozialstaatliche

Verpflichtungen ergänzten sich in derKrise, stabilisierten die Wirtschaft, dämpf-ten die negativen Wirkungen auf den Ar-beitsmarkt. Das war ein Sonderweg unddafür erhält Deutschland internationalviel Lob, zum Beispiel von der OECD.Gleichzeitig mahnt die OECD jedoch zuReformen – und das hat wieder viel mitder demografischen Frage zu tun. Inves-titionen in Bildung und Qualifikationmüssen gestärkt werden. Es gilt, ältereMenschen und Frauen verstärkt für denArbeitsmarkt zu gewinnen. Und schließ-lich: Deregulierung, insbesondere imEnergiesektor. All das ist richtig - undmöglich im Ordnungsrahmen der sozia-len Marktwirtschaft.

Professor Dr.-Ing. Thomas Wimmer

ist Vorsitzender der Geschäftsführung

der Bundesvereinigung Logistik (BVL)

e.V. Als Honorarprofessor lehrt er an

der Universität Bremen im Fachgebiet

Planung und Steuerung produktions-

technischer Systeme »Angewandte

Logistik«. Vor seinem Eintritt bei der

BVL im Jahr 2004 war er seit 1984 in

der Industrielogistik tätig.

Die 1978 gegründete Bundesvereini-

gung Logistik (BVL) e.V. ist eine ge-

meinnützige, neutrale und überwiegend

ehrenamtliche Organisation. Als Platt-

form für Manager der Logistik in Indus-

trie, Handel und Dienstleistung, für

Wissenschaftler und Studierende bildet

sie mit heute gut 10.000 Mitgliedern

eine Brücke zwischen Wirtschaft und

Wissenschaft und ist Podium für den

nationalen und internationalen Gedan-

kenaustausch zwischen Führungskräf-

ten aus Logistik und Supply Chain

Management. Mit dem BVL Campus

unterhält sie darüber hinaus eine Bil-

dungseinrichtung, die die Idee des

lebensbegleitenden Lernens in den

Bereichen Logistik und Internationale

Wirtschaft beispielhaft umsetzt. Der

BVL Campus umfasst die Hochschule

für Internationale Wirtschaft und

Logistik (HIWL), die Deutsche Außen-

handels- und Verkehrs-Akademie

(DAV) und ein umfangreiches Seminar-

angebot.

gerlachtime 1/2012

Page 9: Kundenmagazin gerlachtime 01/2012 - Gerlach |Deutschland

von Rechtsanwalt Dr. Andreas Müller

Tragen Sie Verantwortung für logistische Prozesse? Gehört die Distribution

von Waren, der Im- und Export zu Ihrem Aufgabenbereich? Dann sollte

Compliance für Sie kein Fremdwort sein. Der Begriff »Compliance« steht

für die Einhaltung, Befolgung und Übereinstimmung bestimmter rechtlicher

Gebote. Ihre Verletzung zieht in der Regel Strafen, Bußgelder oder finan-

zielle Haftungen nach sich.

nter dem Begriff Compliance fasstman deshalb diejenigen Maßnah-men zur Vermeidung von zivil-

und strafrechtlichen Haftungen undVerantwortlichkeiten der handelndenPersonen des Unternehmens und seinerOrgane zusammen.

Der Compliance-Gedanke hat längst Ein-gang auch in die Deutsche Gesetzgebunggefunden. So verlangt § 91 Abs. 2 AktG:»Der Vorstand hat geeignete Maßnahmenzu treffen, insbesondere ein Überwa-chungssystem einzurichten, damit denFortbestand der Gesellschaft gefährdendeEntwicklungen früh erkannt werden.«Diese Regelung wird mittlerweile nichtnur auf Aktiengesellschaften, sondernauch auf andere Gesellschaftsformen ent-sprechend angewendet. Sie verpflichtetdamit den Vorstand, den Geschäftsführeroder Unternehmensinhaber, ein Risi-komanagement im Unternehmen aufzu-bauen und durchzuführen. Compliance-Management ist damit in erster LinieChefsache. Verletzungen dieses Gebotesbleiben nicht folgenlos. Sie können alsStraftaten oder Ordnungswidrigkeitenmit Freiheitsstrafen und Geldstrafen bis1 Mio. Euro geahndet werden. So verlangt§ 130 OWiG von den Inhabern und Ge-schäftsführern erforderliche Aufsichts-maßnahmen, wozu auch die Bestellung,sorgfältige Auswahl und Überwachungvon Aufsichtspersonen gehört. In Anbe-tracht von über 10.000 bestehendenDokumentations- und Nachweispflichtenist die Bedeutung dieser Anforderungenbesonders augenscheinlich.

Um diese zahlreichen und umfangreichenVerpflichtungen abdecken zu können,muss im Unternehmen ein Compliance

Management existieren. Hierzu gehörteine Palette von rechtlichen und organi-satorischen Instrumenten, die in der Re-gel nur im Verbund zusammenwirken.Gerade im Bereich der Logistik und desIm- und Exportes von Waren ist dies vongroßer Bedeutung, wenn die unterschied-lichsten Güter, deren Herkunft, stofflicheZusammensetzung, Warenwert odersonstige Eigenschaften oftmals gar nichtbekannt sind, ein- oder ausgeführt, distri-buiert, kommissioniert oder transportiertwerden. Hier geht es mitunter um Millio-nenwerte. Wer hier nicht Abläufe undVerantwortlichkeiten in seinem Organi-sationsbereich strukturiert, schriftlichfestlegt und seinen Mitarbeitern oderDienstleistern zuweist, setzt sich einemhohen Haftungsrisiko aus. Wer beispiels-weise Präferenzzölle bei der Einfuhr vonWaren in Anspruch nimmt, muss imRahmen eines Compliance Managementsauch gewährleisten, dass begründeteZweifel an der ordnungsgemäßen Anwen-dung der Präferenzregelung ausgeschlos-

U

9interviewDr. Andreas Müller

Dr. Andreas Müller

gerlachtime 1/2012

Compliance – Modewortoder Notwendigkeit

Page 10: Kundenmagazin gerlachtime 01/2012 - Gerlach |Deutschland

sen sind. Dies setzt voraus, dass Mit-teilungen der Europäischen Kommissiondurch Veröffentlichungen im Amtsblattregelmäßig nachvollzogen werden.

Ein anderer Aspekt des Compliance Ma-nagements ist der zugelassene Wirt-schaftsbeteiligte (Authorized EconomicOperator, kurz AEO genannt). Die Zerti-fizierung als AEO ist eine Voraussetzungdafür, dass die Zollbehörden einenerleichterten Zugang zu Bewilligungenund Begünstigungen schaffen. Um-gekehrt bedeutet dies, dass der AEOselbst im Rahmen seines ComplianceManagements sicherstellen muss, dassdie einschlägigen zoll- und außen-wirtschaftsrechtlichen Bestimmungeneingehalten werden. Ähnlich verhält essich mit Fragen der Luftsicherheit. Wennes darum geht, Güter für den Versandper Flugzeug vorzubereiten und abzu-fertigen, muss es im eigenen Interessedes Unternehmens liegen, sicherzu-stellen, dass die gesetzlichen Anfor-

Rec

htsa

nwal

t Dr.

And

reas

Mül

ler

· Fac

hanw

alt f

ür T

rans

port

- und

Spe

diti

onsr

echt

· K

anzl

ei E

hle

& S

chill

er /

Köl

n

10 interviewDr. Andreas Müller

derungen, etwa die EU-Verordnung300/2008, eingehalten werden oder Zerti-fizierungen als bekannter Versender oderberechtigter Empfänger erlangt und auf-rechterhalten bleiben.

Ein anderer, in der Logistik ebenfallsnoch nicht durchgängig beachteter Punktist der Abgleich der Geschäftsdaten mitinternationalen Terroristendateien. Seitden Ereignissen vom 11. September 2001bestehen hier immer weitergehenderestriktive Maßnahmen zur Bekämpfungdes Terrorismus und des Al QuaidaNetzwerkes (VO EG Nr. 2580/2001 und881/2002). Danach werden Gelder, allefinanziellen Vermögenswerte und wirt-schaftliche Ressourcen von Personen undOrganisationen, die im Verdacht derUnterstützung von Terroristen stehen,eingefroren.

Am Außenwirtschafts- und Logistik-verkehr teilnehmende Unternehmenmüssten folglich einen Datenabgleichvornehmen, wollen sie nicht Gefahr

laufen, Handlanger dieser Personen zuwerden und ganze Lagerbestände be-schlagnahmt zu bekommen. Die Bekämp-fung des internationalen Terrorismushat mittlerweile das Alltagsgeschäft derAußenwirtschaft und Logistik erreicht.Wer hier nicht ein geeignetes ComplianceInstrument entwickelt, handelt leicht-fertig und setzt sich der Gefahr aus, miteinem Thema in den Blick der medialenÖffentlichkeit zu gelangen, das wenigwerbewirksam ist. Zudem drohen hiererhebliche Strafen und Bußgelder. Vondieser Sanktion sind nicht nur Sach-bearbeiter, Lageristen oder unmittelbarhandelnde Personen betroffen. Auch dieim Regelfall verantwortlichen leitendenAngestellten sowie die vertretungs-berechtigten Organe, wie der Vorstandoder Geschäftsführer, können sich straf-bar machen, indem Sie die Einrichtungvon Überprüfungsmaßnahmen fahrlässigoder vorsätzlich unterlassen.

Die Schaffung geeigneter Compliance-Strukturen in einem Unternehmen jederGröße ist deshalb ein Muss. Eineganzheitliche Compliance-Struktur be-zieht die gesamte Organisation desUnternehmens mit ein und sorgt dafür,dass Geschäftsordnungen, Arbeitsan-weisungen, Zeichnungsordnungen undandere Elemente zur Strukturierung dergeschäftlichen Abläufe erstellt, aufein-ander abgestimmt und in der Praxisumgesetzt werden. Wer dies in der Praxisnicht mit eigenen Ressourcen bewältigenkann, sollte das Thema nicht lange vorsich herschieben und Hilfe externer Be-rater in Anspruch nehmen, um zu ver-meiden, dass Zollfahndung, Polizei oderStaatsanwaltschaft vor der Türe stehen.

gerlachtime 1/2012

Page 11: Kundenmagazin gerlachtime 01/2012 - Gerlach |Deutschland

11gerlachDie neuen Gerlach-Seiten im Internet

Schnell, kundenorientiert,kontaktstark:Die neuen Gerlach-Seitenim Internet

chneller finden:Die verbesserte Übersicht undNavigation ermöglicht Ihnen einen

direkten Einstieg in die Gerlach-Welt.Wie können wir Ihnen helfen? Überdieses zentrale Menü finden Sie schnellalles Wichtige rund um Ihre Fragen.

Schneller in Kontakt kommen:Nie war es einfacher, mit uns in Kontakt

S

Wir schlagen neue Seiten im Internet auf. Unsere Homepage

www.gerlachcs.de ist vollständig überarbeitet und bietet Ihnen mehr

Service und mehr Informationen als je zuvor.

zu treten. Auf jeder Seite bieten wir Ihnendie Möglichkeit, uns schnell und unkom-pliziert zu erreichen – wahlweise perE-Mail-Formular oder ganz einfach tele-fonisch.

Schneller tiefer einsteigen:Wenn Sie tiefer einsteigen möchten indie Welt der Zollformalitäten und -dienst-leistungen, dann steht Ihnen ein umfang-

reicher Downloadbereich sowie eineLinkliste zur Verfügung.

Am besten besuchen Siewww.gerlachcs.de noch heute, oder gleichsofort. Über Meinungen, Anregungenund Kritik freuen wir uns.

Viel Spaß beim Surfen!

@

Page 12: Kundenmagazin gerlachtime 01/2012 - Gerlach |Deutschland

NOCHFRAGEN?Wenn Sie mehr zum Thema Compliance im

Zusammenhang mit Verzollungen lesen möchten,

hier unser Tipp: Das Wirtschaftsstrafrecht.

Sie können sich aber auch einfach von uns

beraten lassen. Kompetent und zuverlässig.

Mit besten Grüßen

Ihr Gerlach-Team

www.gerlachcs.de