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Sebastian Voigt, Astrid Grüttner, Maud von Lampe, Götz Meister und Matthias Stöck (Hrsg.) Gefährdete Naturräume zwischen Halle und Wettin 4. Sonderheft hallesche umweltblätter Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal

Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal · 2009. 10. 30. · Dank Die Herausgeber möchten all jenen Institutionen und Personen danken, welche die Veröf-fentlichung

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Page 1: Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal · 2009. 10. 30. · Dank Die Herausgeber möchten all jenen Institutionen und Personen danken, welche die Veröf-fentlichung

Sebastian Voigt, Astrid Grüttner, Maud von Lampe, Götz Meister und Matthias Stöck (Hrsg.)

Gefährdete Naturräume zwischen Halle und Wettin

4. Sonderhefth a l l e s c h e umwe l t b l ä t t e r

Landschaften voneuropäischer Bedeutungim Unteren Saaletal

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4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal4

Gefördert mit Mitteln der Stiftung Umwelt- und Naturschutz Sachsen-Anhalt,des Unabhängigen Institutes für Umweltfragen (UfU)und des Naturschutzbundes Deutschland, Regionalverband Halle/Saalkreis

Titelbild:Porphyrfelsen, Heidevegetation (Eurphorbio-Callunetum) und Trockenrasen am Lauchengrund bei Gim-ritz, das zum FFH-Gebiet �Porphyrkuppenlandschaft nordwestlich Halle� gehört; Blick nach Südostenüber das Saaletal nach Salzmünde (Schornstein). Foto: V. Schmidt

herausgeber der reihe: calendulaGroße Klausstraße 11, 06108 HalleTel und Fax: 202 16 18 (NABU)e-mail: [email protected]

herausgeber dieses bandes: Sebastian Voigt, Astrid Grüttner, Götz Meister,Maud von Lampe und Matthias Stöck

layout: Stephan Arnold, Matthias Stöck, Sebastian Voigt

druck: druck-zuck GmbH,

Halle (Saale), 2001.

gefördert durch: Stiftung Umwelt- und NaturschutzSachsen-Anhalt, Förderprojekt AZ: 06043/00Unabhängiges Institut für UmweltfragenNaturschutzbund Deutschland,Regionalverband Halle/Saalkreis

ISSN 0949-8573

impres sum

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Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal 4.Sonderheft 5

Inhalt7 Vorwort8 Ansichten aus der Region

11 Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal - Überblick zur Naturschutzforschung, zurDokumentation naturschutzrelevanter Kenntnisse sowie zur Naturschutzplanung

18 Beschwerde des Naturschutzbundes Deutschland gegen die Bundesrepublik Deutschlandwegen Verstoßes gegen die FFH-Richtlinie durch das Autobahnprojekt �A 143 - Westumfahrung Halle�,Abschnitt AS Bennstedt (B 80) - AD Wallwitz (A 14)

18 1. Zum rechtlichen Status der betroffenen (potentiellen) FFH-Gebiete21 2. Die Planung der A 143 � Westumfahrung Halle22 3. Beschreibung des Naturraums: Ausgangszustand, bestehende Gefährdungen und

potentiell betroffene Erhaltungsziele im Sinne der FFH-RL22 3.1. Porphyrlandschaft (Besonderes Schutzgebiet Nr. 118)27 3.2. Muschelkalkhänge westlich Halle (Besonderes Schutzgebiet Nr. 123)28 4. Beeinträchtigungen der FFH-Gebiete durch die A 14328 4.1. Porphyrlandschaft (Besonderes Schutzgebiet Nr. 118)28 4.1.1. Lebensraumverluste, Randeffekte28 4.1.2. Lebensraumzerschneidung und -isolation29 4.1.3. Lebensraumbeeinträchtigungen durch (fernwirksame) Störfaktoren30 4.2. Muschelkalkhänge westlich Halle (Besonderes Schutzgebiet Nr. 123)31 5. Beurteilung der Wirksamkeit von Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen31 5.1. Porphyrlandschaft (Besonderes Schutzgebiet Nr. 118)31 5.1.1. Lebensraumverluste32 5.1.2. Lebensraumzerschneidung und -isolation35 5.1.3. Lebensraumbeeinträchtigungen durch (fernwirksame) Störfaktoren35 5.2. Muschelkalkhänge westlich Halle (Besonderes Schutzgebiet Nr. 123)36 6. Fazit: Zusammenfassung und Bewertung der Beeinträchtigungen der FFH-Gebiete durch die A 143

38 7. Alternativen39 8. Abwägung41 9. Liste der Verstöße der Beschwerdegegnerin gegen die FFH-Richtlinie

44 Literatur 46 Anlage I: Liste der Arten, welche gemäß EUROPÄISCHER KOMMISSION (1995) bzw. SSYMANK et al. (1998)

die im Gebiet vorkommenden FFH-Lebensräume charakterisieren48 Anlage II: Alternativen zur A 143 � Westumfahrung Halle

59 Anlage III: Auszüge aus der FFH-Richtlinie 64 Petition �Wissenschaftler und Künstler für den Erhalt des Unteren Saaletals�

66 Anlage 1: Übersichtsplan des Trassenverlaufes der Bundesautobahn A 143 sowie dervorgeschlagenen Alternativlösung (für den Autobahnabschnitt nördlich der B 80)

67 Anlage 2: Auszüge aus der Umweltverträglichkeitsstudie68 Anlage 3: Betroffene Naturschutzobjekte des Saalkreises70 Anlage 4: Verkehrsplanerische Aspekte

74 Denkschrift �Für eine bessere Bewertung der natürlichen Ressourcen in den neuen Bundesländern�80 Anlage A: Kurze Übersicht über den Wechsel der Landschaftsformen und die Mannigfaltigkeit der

Naturschätze im Verlauf des Saaletales87 Anlage B: Stellungnahme zum Projekt des Saaleausbaus93 Farbtafeln

101 Abkürzungsverzeichnis102 Register

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4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal6

Karte leicht verändert aus: Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.) (1999): Daten zur Natur 1999.

NaturparkUnteres Saaletal

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Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal 4.Sonderheft 7

VorwortIn unmittelbarer Nachbarschaft zur mitteldeutschen Industrieregion, vor den Toren der�Chemie-Stadt� Halle, hat sich im Unteren Saaletal ein vom Menschen noch wenig gestör-ter, weiträumig relativ unzerschnittener und von Ruhe geprägter Landschaftsraum erhal-ten, der durch jahrhundertelange extensive Nutzung sein spezifisches Gepräge erhielt.Die �Naturschätze des Unteren Saaletals� (HERMANN MEUSEL) haben seit jeher die Wertschät-zung vieler Menschen gefunden � seien es Erholungssuchende, die es aus dem Ballungs-raum Halle-Leipzig in den geplanten Naturpark �Unteres Saaletal� zieht, seien es die zahlrei-chen Forscher, welche die Hallesche Porphyrkuppenlandschaft zu einer ökologisch außer-ordentlich intensiv untersuchten Region gemacht haben, seien es Umweltschützer undKünstler, die sich für den Erhalt dieser Landschaft einsetzen, seien es Anwohner, die ineinem ehemals vorwiegend ländlich geprägten Raum weiterhin �in der Natur� wohnenmöchten. Ihre Eigenart verdanken diese Landschaften den geologischen und geomor-phologischen Verhältnissen ebenso wie der besonderen klimatischen Lage im Mitteldeut-schen Trockengebiet. Die kontinental beeinflußte Lebewelt erinnert in vielen ihrer Merk-male an die Steppenregionen Osteuropas, ist jedoch in ihrer spezifischen regionalen Aus-prägung in Europa einzigartig. Folgerichtig mißt auch die Europäische Union solchen Natur-räumen einen hohen Wert und damit auch einen besonderen Schutz als Besondere Schutz-gebiete gemäß Flora-Fauna-Habitatrichtlinie (FFH-Gebiete) zu.Das Untere Saaletal im Kontext des europäischen Naturschutzrechts vorzustellen und dabeiaktuelle Planungen in diesem Raum einer kritischen Analyse zu unterziehen ist Anliegendieses 4. Sonderheftes der calendula - Hallesche Umweltblätter. Dabei sollen die Eigenartder Landschaften des Unteren Saaletals ebenso verdeutlicht werden wie ihre Gefährdungund die Bemühungen um ihren Erhalt.Die Herausgeber haben sich entschlossen, diese Betrachtung anhand der derzeit wohlgravierendsten � und auch in der politischen Diskussion der letzten Jahre herausragenden� Bedrohung vorzunehmen, welche auf das Untere Saaletal zwischen Halle und Wettinzukommt: die Planungen zum Bau der �Bundesautobahn A 143 � Westumfahrung Halle�(Abschnitt Bennstedt � Wallwitz). In diesem Zusammenhang werden zudem wesentlicheumweltpolitische Dokumente der letzten Jahre zum Teil erstmals bzw. erstmals in höhererAuflage veröffentlicht.Unter diesen werden die Denkschrift �Für eine bessere Bewertung der natürlichen Res-sourcen in den neuen Bundesländern� aus dem Jahre 1994 und die Petition �Wissen-schaftler und Künstler für den Erhalt des Unteren Saaletals� (1999) jeweils unverändertdokumentiert. Gleiches gilt für den Textteil der Beschwerde des Naturschutzbundes ge-gen das Autobahnprojekt �A 143 - Westumfahrung Halle�; die umfangreichen Anlagender Beschwerde können allerdings aus technischen und publikationsrechtlichen Gründenhier nur verkürzt bzw. geringfügig verändert abgedruckt werden. Zum besseren Ver-ständnis der Beschwerde wurden außerdem die relevanten Auszüge aus der FFH-Richtlinieder Europäischen Union aufgenommen.Ein wesentliches Anliegen des vorliegenden Bandes ist es, Argumente gegen die Verwen-dung von Bundes- und EU-Mitteln für die Zerstörung europäischen Naturerbes zu liefern.Dazu muß der Bundesverkehrswegeplan bei dessen unmittelbar anstehender Überarbeitungso verändert werden, daß die Verkehrsplanungen den Anforderungen des internationalenNaturschutzes gerecht werden. Aus unserer Sicht bedeutet dies den Verzicht auf denBau der �A 143 - Westumfahrung Halle�, Abschnitt Bennstedt (B 80)-Wallwitz (A 14).

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4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal8

DankDie Herausgeber möchten all jenen Institutionen und Personen danken, welche die Veröf-fentlichung des vorliegenden Bandes ermöglicht haben.Vor allem der Stiftung Umwelt- und Naturschutz Sachsen-Anhalt, vertreten durch PeterOleikiewitz, gebührt Dank für den gewährten Druckkostenzuschuß.Für juristische Beratung danken wir Rechtsanwalt Ralf M. Krüger, Würzburg.Den Bildautoren, Hans-Jürgen Hafermalz, Dr. Volker Schmidt, Dr. Holger Schöpke und Mar-tin Schulze, sei herzlich für die Bereitstellung ihrer Fotos gedankt.Der Gesellschaft für Angewandte Fernerkundung mbH (GAF), München, sei für das CIR-Luftbild im Faltumschlag gedankt.Technische und finanzielle Unterstützung leisteten der Naturschutzbund Deutschland(NABU), Regionalverband Halle/Saalkreis, und das Unabhängige Institut für Umweltfragen(UfU) in Halle.Die Herausgeber danken Stephan Arnold für die Gestaltung, sowie Corinna Hohndorf,Dr. Sibylle Töpfer und Reinhard Neuhaus für technische Hilfe.

Ansichten aus der RegionNatürlicher Reichtum im Regierungsbezirk Halle

Im Oktober 1996 äußerte sich die damalige Präsidentin des Regierungsbezirkes Halle, spä-tere Umweltministerin Sachsen-Anhalts und heutige Oberbürgermeisterin der Stadt Halle,INGRID HÄUSSLER, auf einer Tagung an der Martin-Luther-Universität in Halle wie folgt:�Was macht den natürlichen Reichtum in unserem Regierungsbezirk Halle aus? Hier befin-den sich europaweit einmalige Natur- und Kulturlandschaften mit hoher Artenvielfalt derTier- und Pflanzenwelt, wie beispielsweise (...) die Porphyrlandschaft nördlich von Halle.(...) Es liegt in der Verantwortung aller Bürger (...), für den Erhalt und die Weitergabewertvoller Naturraumausstattung an kommende Generationen zu sorgen, eine besondereVerantwortung ist hierbei der Verwaltung übertragen worden�1. Weiter heißt es bei HÄUSSLER:�Bei unvoreingenommener Betrachtung der bereits per Planfeststellung genehmigten oderin der Planung weit vorangeschrittenen Vorhaben zur Verkehrsinfrastruktur muß einge-schätzt werden, daß zugunsten einer Verbesserung der Bedingungen für den Straßen-und Autobahnverkehr (...) beträchtliche Eingriffe in Natur und Landschaft in Kauf genom-men werden. Nicht ausgleichbare Veränderungen einzelner Schutzgüter sind insbesonderebei der A 143 in den Porphyrgebieten bei Halle (...) zu erwarten.� Unter den anschließendaufgezählten unverzichtbaren Autobahnprojekten im Regierungsbezirk Halle werden �z.B.die A 38� �oder die A 14� genannt, nicht aber die A 143 (vgl. aber HÄUSSLER gegenübercalendula 2/2000, S. 4).

1 HÄUSSLER, I. (1997): Umweltgerechte Landnutzung im Regierungsbezirk Halle - Konflikte und Perspektiven. - S. 30-49. In: H. AHRENS, K.-P.MEINICKE & P. WYCISK (Hrsg.) (1997): Entwicklung von Landnutzung und Umweltqualität in Mitteldeutschland. - Sammelbd. zur Tagung am21. u. 22. Okt. 1996. Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Universitätszentrum für Umweltwissenschaften, 242 S.

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Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal 4.Sonderheft 9

Ein Bürgerverein stellt sich vor

Der Bürgerverein Saaletal e.V., hervorgegangen aus der Bürgerinitiative Schiepzig, wurdeim Juni 1996 von einer Gruppe Salzmünder und hallescher Bürger gegründet. Als Hauptan-liegen des Vereins wurde damals erklärt, eine wirtschaftliche und verkehrspolitische Ent-wicklung der Region zu fordern und zu fördern, die die ursprüngliche Landschaft mit ihrenNaturreichtümern bewahrt. Die grundsätzlich dörfliche Struktur im Gebiet des Saaletals sollim Interesse der hier ansässigen Bevölkerung einschließlich der Neusiedler bestehen blei-ben. Zugleich soll das Saaletal mit seinem Angebot an Landschaftsvielfalt als Naherholungs-angebot für die Bürger der Stadt Halle erhalten werden.Aus dem bisher noch vorhanden Reichtum an �Natur� ragen einige �Angebote� von über-regionaler Bedeutung heraus, die nicht nur von deutschem, sondern durchaus europäi-schem Interesse sind. Dazu gehören die Porphyrlandschaften bei Brachwitz und Gimritzebenso wie die Muschelkalkhänge zwischen Lieskau, Köllme und Bennstedt. In ihnen fin-den sich Pflanzen- und Tiergemeinschaften mit seltenen oder sogar vom Aussterben be-drohten Arten.Die Ziele des Bürgervereins sowie vieler anderer interessierter Bürger und Verbände, dievorhandene Natur zu schonen und für die Zukunft zu bewahren, werden durch die imPlanungsverfahren befindliche Autobahntrasse der A 143 (Westumfahrung Halle) im Saa-letal massiv berührt. Deshalbhat sich der Bürgerverein, auchin mehrjähriger Zusammenar-beit mit dem Naturschutzbund,seit seiner Gründung immerwieder an Parteien, Politikerund Ämter und auch in öffent-lichen Aktionen gegen die mitder Autobahntrasse verbunde-nen Belastungen und Beein-trächtigungen gewandt in derAbsicht, eine verkehrspolitischeLösung zu erreichen, die denmassiven Eingriff in Landschaftund Siedlungsraum des Saale-tals verhindert. Dieses Engage-ment soll auch in Zukunft fort-gesetzt werden.Ein weiteres Betätigungsfeld istfür den Bürgerverein Saaletal,die Gemeinde Salzmünde mit ihren Ortsteilen Schiepzig, Neuragoczy, Benkendorf, Quill-schina, Pfützthal und Gödewitz dabei zu unterstützen, die bestehenden Siedlungen unddie Wege zwischen ihnen attraktiver zu machen, zum Beispiel durch Pflanzungen vonBäumen und Sträuchern. Der Verein will bei der Vorbereitung von Pflanzaktionen mitwir-ken und dabei helfen, die Bürger der Gemeinde für die Teilnahme an solchen Aktionen zugewinnen.

Bürgerverein Saaletal e.V.Reformhaus - Haus der BürgerbewegungenGroße Klausstraße 11, 06108 Halle/SaaleTel.: 0345/47 23 6 11, Fax: 47 23 6 10, e-mail: [email protected]

Blick von Friedrichsschwerz über das Saaletal auf Salzmündeund das Salzatal. Die A 143 würde am linken Bildrand auf denBetrachter zulaufen. Foto: H.-J. Hafermalz

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4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal10

Die Bürgerinitiative Friedrichsschwerz

Die geplante Trassenführung der A 143 beeinträchtigt durch ihreOrtsnähe die Lebens-und Wohnqualität der Einwohner des OrtesFriedrichsschwerz (Gemeinde Brachwitz) in besonderem Maße.Die Einzelheiten hierzu wurden mit der Umweltverträglichkeits-studie zum Raumordnungsverfahren bedrückend deutlich sicht-bar. Friedrichsschwerz ist eingebettet in eine Porphyrlandschaft,umgeben von landwirtschaftlichen Nutzflächen sowie Trockenra-sengebieten mit bedeutenden Orchideenstandorten und zahlrei-chen Vorkommen anderer seltener Wildpflanzen. Genau durchdieses besonders schutzbedürftige Areal soll nach Vorstellung derDEGES (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH)die A 143 geführt werden.Um sich gegen die rücksichtslosen und umweltzerstörerischen Pläne zur Wehr zu setzen,die Einwohner der betroffenen Gemeinden zu informieren und bei der Suche nach neuen,besseren Lösungen mitzuhelfen, gründete sich Anfang 1999 die Bürgerinitiative Fried-richsschwerz. Mit zum Teil aufsehenerregenden Aktionen � erinnert sei an die Abtrassie-rung des geplanten Streckenverlaufs mit Markierungsband und schwarzen Luftballons am31. Januar 99 oder auch an das Pflanzen mehrerer Bäume auf der Trasse zwischen Salz-münde und Schiepzig am 18. 04. 99 � gelang es, viele Bürger auf die Problematik aufmerk-sam zu machen. Teil all dieser Aktionen waren Informationsforen für interessierte Bürger,bei denen anhand offizieller Planungsunterlagen der DEGES sowie verschiedener andererVeröffentlichungen viele Fragen beantwortet und Meinungen ausgetauscht wurden.Parallel durchgeführte Unterschriftensammlungen ergaben, daß sich ein großer Teil derEinwohner der betroffenen Gemeinden gegen das geplante Bauvorhaben aussprach undmit der Unterschrift die Arbeit der BI unterstützte.Bei der Kommunalwahl 1999 stellte die gerade erst gegründete Bürgerinitiative Friedrichs-schwerz eine eigene Kandidatenliste auf und konnte mit einem guten Wahlergebnis einenSitz im Gemeinderat Brachwitz erringen. Darüber erscheint in unregelmäßigen Abständenfür alle Haushalte des Ortsteils Friedrichsschwerz eine eigene Zeitung der Bürgerinitiative,die �Friedrichsschwerzer Bürgerblätter�.Dank insbesondere der guten und engen Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbund(NABU) konnte eine breite Öffentlichkeit errreicht und zur Thematik umfassend informiertwerden.

Der Ortsrand von Friedrichsschwerzvon der geplanten Autobahntrasseaus gesehen. Im Hintergrund dasSaaletal und Salzmünde.Foto: H.-J. Hafermalz

Bürgerinitiative Friedrichsschwerzc./o.: Heiko Neumeier

Dorfstraße 59c06198 Friedrichsschwerz

Tel.: 0345 / 55 08 770

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Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal 4.Sonderheft 11

Die Landschaften des Unteren Saaletales und seines Umfeldes umfassen sehr abwechs-lungsreiche und kleinräumig differenzierte Standorte. Mannigfaltige Ökosysteme alter Kul-turlandschaften und ausgedehnte naturnahe Biotopmosaike beherbergen Biozönosen mithohen Anteilen seltener bzw. gefährdeter Tier- und Pflanzenarten. Allein wegen dieserFormenvielfalt und der herausragenden Biodiversität gehört das durch Verkehrsinfrastruk-tur noch wenig zerschnittene Gebiet zu den wertvollen und erhaltenswerten Landschafts-regionen Europas.Der vorliegende Übersichtsbeitrag möchte Zugänge zur Naturschutzforschung und -pla-nung sowie zur Dokumentation naturschutzrelevanter Kenntnisse im Gebiet zwischen Halleund Wettin ermöglichen, ohne diese außerordentlich komplexe Thematik für den gesam-ten geographischen Raum der unteren Saale und angrenzender Landschaftsbereiche voll-ständig behandeln zu können.

Naturschutzforschung

Seit jeher fanden die an der Universität Halle angesiedelten Bio- und Geowissenschaftenim Unteren Saaletal ein reiches Betätigungsfeld. Über mehr als ein Jahrhundert wurdeWissen zumeist in isolierten Disziplinen akkumuliert und in der Fachliteratur weit gestreut.Interdisziplinäre Forschungsprojekte der Naturschutzbiologie haben im letzten Jahrzehntweitere umfangreiche Daten erbracht und die Eignung des Gebietes für naturschutzrele-vante wissenschaftliche Untersuchungen ebenso bewiesen, wie sie ihrerseits dazu beitru-gen, seinen Naturschutzwert zu untersetzen. Die entsprechenden Forschungsarbeitenfanden zumeist in der Halleschen Kuppenlandschaft zwischen Halle-Lettin und Wettin statt.Anfang der 90er Jahre formierte sich unter Beteiligung von Kooperationspartnern aussechs Staaten ein Forschungsverbund (Kurztitel: �Isolation, Flächenbedarf und Biotopqua-lität� - FIFB), der Arbeitsgruppen aus sieben deutschen Universitäten sowie das Umwelt-forschungszentrum Leipzig-Halle GmbH (UFZ) umfaßte. Dieser Verbund wurde vom Insti-tut für Zoologie der Martin-Luther-Universität Halle administrativ koordiniert, und die Hal-lesche Kuppenlandschaft stand als Hauptuntersuchungsgebiet im Mittelpunkt der For-schung. Ein zentraler Ansatz betraf die Frage nach der Überlebensfähigkeit von Tier- undPflanzenpopulationen auf isolierten Habitatinseln (v.a. Porphyrkuppen). Dazu wurde dieMethodik von Populationsgefährdungsanalysen weiterentwickelt. Ergebnisse des im Jah-re 1996 abgeschlossenen Projektes sind in Buchform (SETTELE et al., 1996; AMLER et al.,1999), in Buchbeiträgen (z.B. BLISS & PARTZSCH, 1997), in Dissertationen (z.B. SUNDERMEIER,1999), in Forschungsberichten (BLISS, 1994-1996) sowie in mehr als 200 weiteren wissen-schaftlichen Veröffentlichungen niedergelegt (http://pluto.ufz.de/(de)/spb/nat/fifblit.html- aktuelle Liste bei Autoren verfügbar).

Landschaften von europäischerBedeutung im Unteren SaaletalÜberblick zur Naturschutzforschung, zur Dokumentation na-turschutzrelevanter Kenntnisse sowie zur Naturschutzplanung

Peter Bliss und Matthias Stöck

P. Bliss u. M. Stöck: Naturschutzforschung und Naturschutzplanung, S. 11-17

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4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal12

Daten des FIFB-Projektes (s. BLISS & SELUGA, 1997) flossen in eine Multimedia-Bibliothek(KUHN et al., 1998) ein, die flächenscharfe Referenzdaten für spätere Untersuchungenenthält und für den Einsatz in der universitären Lehre sowie den Schulunterricht konzipiertist. Der Strukturzusammenhang (bzw. die Kohärenz) des Landschaftsraumes, die Verbrei-tung von Metapopulationen und seltenen Vegetationseinheiten werden mit einer CD-ROM veranschaulicht.Ergebnisse des Forschungsver-bundes �Ökologische Konzeptefür die Region Halle-Bitterfeld� -ÖKOR (1991-1992) - und desanschließenden Projektes REG-NAL (�Regeneration von Ökosy-stemen/Landschaften für einenachhaltige Landnutzung - Bal-lungsraum Leipzig-Halle-Bitterfeldals Modellregion�) konzentriertensich auf Graslandhabitate und lie-gen als Abschlußbericht (UFZ,1996), in Buchform (FELDMANN etal., 1997) und als weitere wis-senschaftliche Veröffentlichun-gen (z.B. HENLE, 1997; WITSACK,1997) vor. Untersucht wurdenim Unteren Saaletal bei Gimritzv.a. die Floren- und Vegetations-entwicklung sowie zoozönoti-sche Strukturtrends auf Acker-brachen. Denselben Ansatz verfolgte das Projekt �Trends zoozönotischer Strukturverän-derungen im Verlauf sekundärer Sukzessionen auf Ackerbrachen� (WITSACK, 2000), womitumfängliches Datenmaterial zur Frage der ökologischen Wertigkeit dieser Biotope vorliegt.Den Landschaftsstrukturwandel schließlich analysierte das Projekt HNA (Historische Nut-zungsanalyse...) im Kontext der Siedlungs- und Landnutzungsgeschichte (SCHNEIDER, 1996).Seitens des Bundesamtes für Naturschutz (Leipzig) und des UmweltforschungszentrumsLeipzig-Halle GmbH laufen gegenwärtig keine naturschutzrelevanten Forschungsprojekteim Unteren Saaletal (Auskunft vom Januar 2001). Eine umfassende wissenschaftliche Syn-these der bisherigen Forschungsergebnisse steht noch aus, doch unterstreicht das vorlie-gende Material, daß im Unteren Saaletal europäisches Naturerbe zu bewahren ist.

Zur Dokumentation naturschutzrelevanter Kenntnisse

Im Unteren Saaletal begann diese Dokumentation mit den Reihen �Geschützte Natur imSaalkreis� (SCHÖNBRODT & EBEL, 1984, 1986, 1990; EBEL & SCHÖNBRODT, 1991, 1995), �Pflanzen-und Tierarten der Naturschutzobjekte im Saalkreis� (EBEL & SCHÖNBRODT, 1988a-c, 1991,1993) sowie �Geschützte Natur in Halle� (BUKOWSKI et al., 1992; BUSCHENDORF & KLOTZ, 1995,1996). Diese Schriften katalogisierten und inventarisierten die Schutzgebiete einschließ-lich ihres biotischen Inventars und zeigten Gefährdungen auf. Eine erste gebietsspezifi-sche bibliographische Dokumentation, die sich nicht auf die Schutzgebiete beschränkte,erschien im Jahre 1995 (BLISS et al., 1995); sie wurde alsbald in wesentlich erweiterterForm fortgeführt (SCHÖPKE et al., 1996).

P. Bliss u. M. Stöck: Naturschutzforschung und Naturschutzplanung, S. 11-17

Hallesche Kuppenlandschaft mit ungefährem Verlauf der ge-planten Bundesautobahn A 143. Die schwarze Signatur zeigtdie insuläre Verbreitung von Trocken- und Halbtrockenrasensowie atlantischen und subatlantischen Zwergstrauchgemein-schaften. Aus BLISS & PARTZSCH (1997: 273).

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Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal 4.Sonderheft 13

Beide Arbeiten decken ein breites Themenspektrum ab: Flora und Vegetation, Fauna,Naturschutz, Landschaftsökologie und -pflege, Vegetationsgeschichte, Paläobiologie, Kli-ma, Geowissenschaften, Heimatkunde und Tourismus, Besiedlungs- und Kulturgeschich-te, Wirtschafts- und Infrastrukturentwicklung, Kartographie, Bibliographisches. Diese Quel-lenverzeichnisse fanden Ergänzung bzw. teilweise Aufnahme in drei Publikationen aus demLandesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, die sich den Großschutz-, Naturschutz- undLandschaftsschutzgebieten des Landes widmeten (LAU, 1997; RUGE & OTTO, 1999; LAU,2000). Mit der Dokumentation der endgültig oder einstweilig sichergestellten Naturschutz-und Landschaftsschutzgebiete (LAU, 1997, 2000) erfolgten erstmals in jüngerer Zeit (s.auch HENTSCHEL et al., 1983) ausführliche textliche Darstellungen für eine breite Öffentlich-keit. Dabei umfaßte ihr Rahmen - neben den genannten bibliographischen Verweisen -topographische und administrative Angaben, Schutzziele, Charakteristika der Gebietszu-stände sowie Hinweise für die Pflege der Schutzflächen und des Inventars dieser endgül-tig oder einstweilig sichergestellten Schutzgebiete. Im Landesamt für Umweltschutz Sach-sen-Anhalt wird heute das �Gesamtkataster Naturschutz� geführt und ständig aktualisiert.Es beinhaltet u.a. Nutzungstypenkartierungen auf Basis einer Colorinfrarot(CIR)-Luftbildin-terpretation, selektive terrestrische Biotopkartierungen sowie ein Schutzgebietskatasterjeweils im Maßstab 1:10.000, Daten zur Landschaftsgliederung im Maßstab 1:50.000, Da-ten zur potentiell-natürlichen Vegetation und ein Kataster zu Pflanzen- und Wirbeltierar-ten sowie zahlreichen Wirbellosengruppen.Das sehr differenzierte Spektrum von Informationen zum Unteren Saaletal erstreckt sichauf verschiedenste Themenfelder, die hier nur anhand weniger regionaler Beispiele ange-deutet werden können. Spezialisiert sind naturgemäß die Schriften �Arbeiten aus demNaturpark Unteres Saaletal� mit sechs bisher erschienenen Heften (SCHRÖDER, 1992; EBEL &SCHÖNBRODT, 1993; WALLASCHEK et al., 1996; SCHÖPKE et al., 1996; DAMISCH & VILLWOCK, 1997;DAMISCH, 1999). Umfassende Daten zu Vegetationseinheiten sowie Pflanzen- und Tierartenin zahlreichen Landschaftselementen der Halleschen Kuppenlandschaft wurden in WALLA-SCHEK et al. (1996) flächenscharf dokumentiert und der weiteren Forschung ebenso wieder Naturschutzpraxis zugänglich gemacht. Die �Berichte des Landesamtes für Umwelt-schutz Sachsen-Anhalt� (z.B. LAU, 1994) sowie �Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt�(z.B. HAFERMALZ & NEEF, 1993) publizieren ebenso Beiträge zur Thematik wie die �Heimatblät-ter Halle-Saalkreis� (z.B. VOGEL, 1998; GROSSE & MEYER, 2001) sowie die �Bernburger Heimat-blätter� (z.B. GREMLER, 1997) oder die �calendula, Hallesche Umweltblätter� (z.B. BISCHOFF,1996; DROBIG, 1997; BLISS & STÖCK, 1998a, b; STÖCK, 1998). Wissenschaftliche Zeitschriftenoder Reihen wie �Hercynia N. F.� (z.B. ZINKE, 1997; EXNER & SCHWAB, 2000) und �HalleschesJahrbuch für Geowissenschaften� (z.B. ZINKE, 1995; DEHNER, 2000) veröffentlichen spora-disch zum Unteren Saaletal. Wichtige Informationen finden sich ferner in Atlanten zurVerbreitung von Tiergruppen (z.B. SCHÖNBRODT & SPRETKE 1989), in vegetationskundlich-landschaftsökologischen Arbeiten (z.B. PARTZSCH, 2000, 2001) sowie in geowissenschaftli-chen Dokumentationen (u.a. �Geotopverzeichnis�; KARPE, 1999).Darüber hinaus wurden und werden akademische Qualifizierungsarbeiten, Berichte usw.angefertigt, die sich auf dieses Gebiet und angrenzende Landschaftsräume beziehen (z.B.BLISS et al., 1995; KLOSE, 1998; SCHRÖDER & BLISS, 1998). Sofern es sich um Arbeiten jüngerenDatums handelt, sind sie bislang bibliografisch kaum dokumentiert. Gleiches gilt für mancheder fortlaufend bei den Naturschutzbehörden erarbeiteten Unterlagen zu den Schutzge-bieten, etwa die Pflege- und Entwicklungspläne.

P. Bliss u. M. Stöck: Naturschutzforschung und Naturschutzplanung, S. 11-17

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4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal14

Naturschutzplanung

Die Idee, das Untere Saaletal großräumig zu sichern und dem Gesamtraum die übergreifen-de Schutzkategorie Naturpark zuzuordnen, geht auf das Jahr 1991 zurück (vgl. SCHRÖDER,1992). Begleitet von der Gründung des �Verbandes zur Landschaftspflege und Einrichtungeines Naturparkes Unteres Saaletal�, wurden erstmals vom damaligen Ministerium für Um-welt und Naturschutz des Landes Sachsen-Anhalt formulierte Zielvorstellungen auf das Un-tere Saaletal angewandt: �Die Naturparke umfassen die (nach Nationalparken und Biosphä-renreservaten) ökologisch, kulturhistorisch und landschaftsästhetisch wertvollsten Landschaf-ten bzw. Landschaftsteile. In ihnen ist beispielhaft eine umwelt- und sozialverträgliche Raum-entwicklung und Landnutzung zu praktizieren. Sie stellen damit natur- und kulturräumlicheFörderungs- und Entwicklungsgebiete dar. Im Naturpark sind naturverträgliche Erholung,umweltverträgliche Landnutzung und Naturschutz als Einheit zu sehen, wobei Planung,Gliederung und Entwicklung des Naturparks nach Maßgaben der Schutzziele zu erfolgenhat� (zit. nach SCHRÖDER, 1992). Nach MÜLLER (1994) steht in Naturparken die Entwicklung von�Vorbildlandschaften� nach entsprechenden Leitbildern im Vordergrund. Der Naturpark istallerdings bis heute keine juristische Realität, wenn auch beispielsweise an der AutobahnA 14 Schilder auf ihn hinweisen. Sachsen-Anhalts Umweltminister Konrad Keller antworteteunlängst gegenüber calendula (7+8/2000, S. 10-11) auf die Fragen: Welche Priorität wei-sen Sie der Ausweisung des Naturparkes �Unteres Saaletal� zu? Wann ist Ihrer Meinungnach mit der Ausweisung zu rechnen? Sehen Sie unter Umständen erhebliche Hindernisse,die einer baldigen Ausweisung im Wege stehen?: �Für die Ausweisung von Naturparken istdie Ausweisung von Schutzgebieten nach dem Naturschutzgesetz des Landes Sachsen-Anhalt auf der überwiegenden Fläche die Grundlage. Die zuständigen Landkreise als untereNaturschutzbehörden und die Regierungspräsidien arbeiten derzeit an der Ausweisung derletzten Schutzgebiete im geplanten Naturpark �Unteres Saaletal�. Nach Abschluß dieser Ar-beiten kann das Ausweisungsverfahren des Naturparks durch die oberste Naturschutzbe-hörde eröffnet werden. Derzeit befindet sich bereits ein Verordnungsentwurf in der Diskus-sion, ein Termin für die Ausweisung läßt sich jedoch noch nicht festlegen. Die Zeitdauer derVerfahren nach § 26 NatSchG LSA (Naturschutzgesetz des Landes Sachsen-Anhalt, Verf.) zuden Naturschutz- und Landschaftsschutzgebieten und des eigentlichen Ausweisungsver-fahrens des Naturparks ist nicht abschätzbar und hängt auch von der Qualität der Erörte-rung mit den Betroffenen ab. Hinweise auf eventuelle Hindernisse bei der Ausweisung derSchutzgebiete bzw. des Naturparkes sind mir gegenwärtig nicht bekannt.�Dazu ist anzumerken, daß der Status einer Reihe von Naturschutzgebieten (z.B. �Muschel-kalkhänge zwischen Lieskau und Köllme�, �Porphyrlandschaft bei Brachwitz�) nach langjähri-ger einstweiliger Sicherstellung in der jüngeren Vergangenheit ausgelaufen ist und bislangnicht erneuert, d.h. in �endgültige Ausweisungen� überführt wurde. Ursache für dieseEntwicklung ist vorwiegend eine begrenzte Kapazität der Naturschutzverwaltung bei derDurchführung dieser zeit- und kostenintensiven Verfahren. Die Verwaltung ist jedoch nachder Meldung dieser Gebiete als �Besondere Schutzgebiete� entsprechend FFH-Richtlinie(s.u.) ohnehin gehalten, ihnen auch einen adäquaten Schutzstatus nach nationalem Rechtzuzuweisen (vgl. die Beschwerde des NABU in diesem Band, S. 18ff.).Im Landschaftsprogramm des Landes Sachsen-Anhalt (MUN LSA, 1994) sind Leitbil-der für die Landschaftseinheit Saaletal formuliert: �Die alte Kulturlandschaft des Saaletals sollin ihrem Landschaftsbild erhalten und entwickelt werden, umfangreiche Pflegemaßnahmensollen der Erhaltung der vielgestaltigen Landschaft mit ihren Hangwäldern, Wiesen etc.dienen, in der Talaue sollen u.a. extensiv genutzte Wiesen die Landschaft gliedern, dieHänge der Saaledurchsbruchtäler sollen weiterhin eine mikrostandörtlich differenzierte Xero-thermvegetation tragen, in Hangmulden und Tälchen sowie auf sonnenabgewandten Hän-gen sollen spontane Gehölzansiedlungen erhalten bleiben. Wie die Gehölze stehen auch

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sämtliche Böden mit natürlichem Bodenprofil unter Schutz, als besonders erhaltenswert sinddie Vorpostenstandorte kontinental und mediterran verbreiteter Arten zu behandeln, unddie Schaffung und der Ausbau von Erholungsmöglichkeiten soll dabei auf umweltverträglicheAlternativen zurückgreifen�.Neben dem Landschaftsrahmenplan der Stadt Halle bietet das Arten- und Biotopschutz-programm der Stadt (ABSP, 1998; Textteil als CD-ROM verfügbar) für den halleschen Teil desUnteren Saaletales eine außerordentlich detaillierte und umfassende Dokumentation der Le-bensräume und ihrer Nutzungen, der Pflanzen- und Tierarten, der nutzungsbedingten Ge-fährdungen und Konflikte sowie der Anforderungen und Maßnahmen des Naturschutzes.Im Saalkreis wurde lediglich der Landschaftsrahmenplan (LRP, 1996) als Fachplan derUnteren Naturschutzbehörde erstellt. Er formuliert ein Bekenntnis zum Naturpark: Die alteKulturlandschaft des Unteren Saaletals soll erhalten und zu einem �Gebiet mit alternativen,unweltverträglichen Erholungsmöglichkeiten� werden. �Notwendige Verkehrstrassen sollendas Gebiet nicht neu durchschneiden, sondern gebündelt mit bereits bestehenden über-queren. Die Landschaftspflege soll mit der im wesentlichen ökologisch zu orientierendenextensiven Landwirtschaft die langfristige Erhaltung dieses herausragenden Erholungsgebie-tes sichern.� Im Hinblick auf ökologische �Verbundachsen mit überregionaler Bedeutung�wird eingeschätzt, daß �zusammenhängende Hangkomplexe des Saaletals einen Verbundder Trockenbiotope wie Trocken- und Halbtrockenrasen und Streuobstwiesen gewährleis-ten� (LRP, 1996).Das Regionale Entwicklungsprogramm für den Regierungsbezirk Halle (RE Halle,1996) enthält im hier betrachteten Bereich als Vorranggebiete für Natur und Landschaft -das sind solche �ökologisch wertvollen Bereiche�, die �vor nachhaltigen Störungen und schäd-lichen Einflüssen gegenüber entgegenstehenden Nutzungsansprüchen zu schützen� sind -die �Porphyrlandschaft bei Gimritz�, die �Muschelkalklandschaft Lieskau/Köllme/Bennstedt�,die �Porphyrkuppen bei Brachwitz� sowie die �Brandberge� und die �Lunzberge�. Die Stra-ßenverbindung �Göttingen-Halle (Südharzautobahn A 38/143)� wird im gleichen Papier als�vordringlich� eingestuft.Das Gesetz über den Landesentwicklungsplan (LEP LSA, 1999) enthält die �Porphyr-landschaft bei Gimritz/Brachwitz� als Vorranggebiet für Natur und Landschaft und weistdarauf hin, daß in solchen Gebieten �Maßnahmen vorzusehen� sind, die �die Entwicklungund Sicherung des ökologischen Potentials zum Ziel haben�. Weiterhin sind �die Erhaltungeiner artenreichen Tier- und Pflanzenwelt und ihrer Lebensräume, die Verbesserung desKlimas und der Frischluftzufuhr, die Einhaltung der Bodenqualität, die Reinhaltung der Ge-wässer und Sicherung der hydrologischen Gegebenheiten� Entwicklungsziele. Gleichzeitigwird das �Verkehrsprojekt Deutsche Einheit BAB 143 Westumfahrung Halle� in diesem Ge-setz aufgeführt, ohne daß hier ein möglicher Widerspruch herausgearbeitet wird. Sehr deutlichwird diese Problematik in der zum Gesetz gehörenden Kartendarstellung, in der das Vorrang-gebiet für Natur und Landschaft Nr. XVI �Porphyrlandschaft bei Gimritz/Brachwitz� in unter-brochener Signatur dargestellt wird, um die vermeintlich konfliktfrei geplante Querung derA 143 damit zu vereinbaren.Im Zuge der Ausweisung des Schutzgebietssystems Natura 2000 der EuropäischenUnion (vgl. Faltkarte im Umschlag des vorliegenden Bandes) wurden durch einen Kabinetts-beschluß der Landesregierung vom 29.02.2000 Schutzgebiete entsprechend der FFH-Richtlinie vorgeschlagen. Im Unteren Saaletal zwischen Halle und Wettin und in seiner un-mittelbaren Nachbarschaft betrifft dies die �Porphyrkuppenlandschaft nordwestlich Halle�(Gebiet Nr. 118), die �Muschelkalkhänge westlich Halle� (Gebiet Nr. 123), die �Brandberge inHalle� (Gebiet Nr. 179), die �Nordspitze Peißnitz und Forstwerder in Halle� (Gebiet Nr. 120)sowie �Dölauer Heide und Lintbusch bei Halle� (Gebiet Nr. 122). Im Rahmen der Darstellungder Beschwerde des NABU an die EU-Kommission (ab S. 18 in diesem Band) wird auf diejuristische Relevanz dieser Beschlüsse ausführlich eingegangen.

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des Naturschutzbundes Deutschland (NABU)- Beschwerdeführer (BF) -

gegen die Bundesrepublik Deutschland- Beschwerdegegnerin (BG) -

wegen Verstoßes gegen die Richtlinie 92/43/EWG zur Erhaltung der natürlichen Lebens-räume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen (FFH-Richtlinie)

1Antrag:Es soll ein EU-Vertragsverletzungsverfahren gegen die BG eingeleitet werden.

Begründung:Der BF wendet sich gegen die Verletzung der FFH-Richtlinie (im folgenden: �FFH-RL�)durch das Autobahnprojekt �A 143 - Westumfahrung Halle�, Abschnitt AS Bennstedt(B 80) - AD Wallwitz (A 14), welches die Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung�Porphyrkuppenlandschaft nordwestlich Halle� (Teile davon gemeldet als FFH-Gebiete �Por-phyrlandschaft bei Brachwitz� und �Porphyrlandschaft bei Gimritz�) und �Muschelkalkhängewestlich Halle� schneidet.

Beschwerde

1. Zum rechtlichen Status der betroffenen(potentiellen) FFH-Gebiete

Das Land Sachsen-Anhalt hat am 28. 12. 1995 an das Bundesumweltministerium (BMU)eine erste Liste gemäß FFH-RL Artikel 4 Absatz 1 (Bundesnaturschutzgesetz BNatschG§ 19b Absatz 1) gemeldet, in der Teile der Porphyrkuppenlandschaft nordwestlich Halle alseigenständige FFH-Gebiete �nsg0066H Porphyrlandschaft bei Brachwitz� und �NSG 0142HPorphyrlandschaft bei Gimritz� (im folgenden bezeichnet als �NSG bei Gimritz� bzw. �NSGbei Brachwitz�) enthalten sind. Diese Meldung wurde inzwischen vom BMU an die Europä-ische Kommission weitergeleitet.Die Grenzen dieser FFH-Gebiete folgen denen der bestehenden Naturschutzgebiete glei-chen Namens.

Sebastian Voigt unter Verwendung von Zuarbeiten vonTobias Stenzel, Matthias Stöck und Jens Stolle

1 Diese Beschwerde wurde am 4. Mai 2000 bei der Europäischen Kommission eingereicht und ist dort unter derNr. 2000/4415, SG(2000) A/6157 eingetragen (Anm. d. Hrsg.).

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Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal 4.Sonderheft 19

Aufgrund der fachlichen Überprüfung der Gebietsmeldung von 1995 und der Klage derEU-Kommission gegen Deutschland vom 24. 2. 1999 wegen unzureichender Umsetzungder FFH-Richtlinie wurde im Februar 2000 vom Kabinett des Landes Sachsen-Anhalt eineneue, erweiterte Liste gemäß FFH-RL Artikel 4 Absatz 1 verabschiedet. Sie enthält alsBesonderes Schutzgebiet Nr. 118 die �Porphyrkuppenlandschaft nordwestlich Halle�, wel-che u.a. aus den 1995 einzeln gemeldeten FFH-Gebieten bei Gimritz und bei Brachwitzsowie dem Korridor zwischen diesen beiden Gebieten besteht, sowie das neue BesondereSchutzgebiet Nr. 123 �Muschelkalkhänge westlich Halle�.

Auf alle genannten FFH-Gebiete sind schon jetzt die Schutzvorschriften des Artikels 6,Absätze 2, 3 und 4 der FFH-Richtlinie (§ 19c BNatSchG) anzuwenden, obwohl Artikel 4Absatz 5 FFH-RL die noch nicht erfolgte Aufnahme in die Kommissionsliste der Gebiete vongemeinschaftlicher Bedeutung gemäß Artikel 4 Absatz 2 FFH-RL als Voraussetzung dafürnennt. Die Kommissionsliste konnte jedoch nur aufgrund der unzulänglichen und nichtfristgemäßen Gebietsmeldungen gemäß Artikel 4 Absatz 1 FFH-RL durch die BG bishernicht fertiggestellt werden. Die Unzulänglichkeit der bisherigen Gebietsmeldungen ist ausder Klage der Europäischen Kommission gegen Deutschland wegen Verstoßes gegen dieFFH-Richtlinie vom 24. Februar 1999 ersichtlich. Die Frist für die Erstellung der nationalenGebietsliste lief bereits am 5. 6. 1995 aus.Aus dem Gemeinschaftsrecht folgt jedoch die Pflicht des Mitgliedsstaates, vor Ablauf derUmsetzungsfrist einer EU-Richtlinie die Ziele der Richtlinie nicht zu unterlaufen und durcheigenes Verhalten keine gleichsam vollendeten Tatsachen zu schaffen, welche später dieErfüllung der aus der Beachtung der Richtlinie gemäß Artikel 5 Absatz 2 i. V. mit Artikel 189Absatz 3 EGV erwachsenen Vertragspflichten nicht mehr möglich machen würden. (BVer-wG, Urteil vom 19. 5. 1998 � 4 A 9.97 � Wakenitz � im Anschluß an EuGH, Urteil vom 18.12. 1997 � Rs. C-129/96, EuZW 1998, 167/170 Nr. 44 � Inter-Environment Wallonie).Daher sind mit Ablauf der Frist zur Erstellung der Kommissionsliste gemäß Artikel 4 Absatz2 FFH-RL (also ab 5. 6. 1998) alle solche Gebiete wie bereits in die Kommissionslisteaufgenommene Gebiete zu behandeln, welche bei fristgemäßer Umsetzung zweifelsfrei indie Kommissionsliste aufgenommen worden wären.Dies trifft zunächst auf die bereits in die nationale Liste gemäß Artikel 4 Absatz 1 FFH-RLaufgenommenen und an die Kommission gemeldeten FFH-Gebiete �Porphyrlandschaft beiGimritz� und �Porphyrlandschaft bei Brachwitz� zu. Da beide Gebiete prioritäre Lebensräu-me gemäß Anhang I FFH-RL enthalten, erfolgt ihre Aufnahme in die Kommissionsliste inPhase 2 der Gebietsauswahl gemäß FFH-RL Anhang III nach der Meldung an die Kommis-sion ohne weitere Prüfung automatisch.Die Anwendbarkeit der Schutzvorschriften der FFH-RL auf die bereits gemeldeten Gebiete(also die NSG bei Gimritz und bei Brachwitz) hat auch die BG anerkannt, indem sie eineFFH-Verträglichkeitsprüfung (FFH-VP) gemäß Artikel 6 Absatz 3 FFH-RL (BNatschG §§ 19c-d)durchgeführt hat.Gleichartig ist auch das Besondere Schutzgebiet Nr. 123 zu behandeln, obwohl es nochnicht an die Kommission gemeldet wurde1 . Der Kabinettsbeschluß der Landesregierungvon Sachsen-Anhalt vom 28./29. 2. 2000 stellt de facto den Abschluß der GebietsauswahlPhase 1 gemäß FFH-RL Anhang III dar.

Beschwerde des NABU, Kap. 1: Zum rechtlichen Status der FFH-Gebiete, S. 18-20

1 Diese Meldung ist inzwischen erfolgt (Anm. d. Hrsg.).

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4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal20

Die Weiterleitung der vom Land an das Bundesumweltministerium gemeldeten Gebiete andie Kommission ist reine Formalität. Eventuelle Änderungen infolge der Berücksichtigungfachfremder Interessen wären ohnehin unbeachtlich, da laut Artikel 4 in Verbindung mitAnhang III der FFH-RL ausschließlich fachliche Kriterien bei der Gebietsauswahl anzuwen-den sind; vgl. dazu auch EuGH-Urteil vom 2. 8. 1993 � Rs C-355/90 (Santoña) und EuGH-Urteil vom 11. 7. 1996 � Rs C-44/95 (Lappel-Bank).Das Besondere Schutzgebiet Nr. 123 ist demnach wie ein schon an die Kommission gemel-detes Gebiet zu behandeln. Die Aufnahme in die Kommissionsliste in Phase 2 gemäß FFH-RLAnhang III erfolgt wiederum automatisch, da auch im Besonderen Schutzgebiet Nr. 123prioritäre Lebensräume vorkommen.Genau dasselbe gilt auch für den Korridor zwischen den NSG bei Gimritz und bei Brachwitz,welcher mit dem Kabinettsbeschluß vom 28./29. Februar 2000 in das Besondere Schutz-gebiet Nr. 118 integriert wurde. Auch dieser neu in die Grenzen des FFH-Gebietes �Por-phyrlandschaft nördlich Halle� einbezogene Korridor fällt also unter die Schutzbestimmun-gen der FFH-RL.Der Gleichstellung der genannten FFH-Gebiete mit bereits in die Kommissionsliste gemäßArtikel 4 Absatz 2 Unterabsatz 3 FFH-RL aufgenommenen Gebieten steht auch das Kon-zertierungsverfahren nach Artikel 5 FFH-RL (vgl. S. 60 in vorliegendem Band) nicht entgegen.Denn dieses Verfahren ist nur für solche Fälle vorgesehen, in denen der Mitgliedsstaat dieAufnahme eines Gebietes in die Liste gemäß Artikel 4 Absatz 1 FFH-RL nicht für notwendiggehalten hat. Daher kann Artikel 5 zunächst generell auf vom Mitgliedsstaat bereits gemel-dete Gebiete keine Anwendung finden.Außerdem dient das Konzertierungsverfahren ausdrücklich nur dem Vergleich der wissen-schaftlichen Daten. Artikel 5 gilt folglich auch nicht für solche Gebiete, deren Aufnahme indie nationale Liste aus fachfremden Gründen unterblieb, insbesondere dann nicht, wenndies ausschließlich auf die zeitlich verzögerte Erstellung der Liste zurückzuführen ist. Mitdem Abschluß der fachlichen Gebietsauswahl Phase 1 durch den Kabinettsbeschluß vom28./29. Februar 2000 ist somit das Konzertierungsverfahren gemäß Artikel 5 FFH-RL auchfür das Besondere Schutzgebiet Nr. 123 sowie für den neu in das Besondere SchutzgebietNr. 118 integrierten Korridor nicht mehr relevant.

Beschwerde des NABU, Kap. 1: Zum rechtlichen Status der FFH-Gebiete, S. 18-20

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Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal 4.Sonderheft 21

2. Die Planung der A 143 – Westumfahrung Halle

Die A 143 ist Teil des Verkehrsprojektes Deutsche Einheit Nr. 13, der sogenannten �Süd-harzautobahn� A 38/A 143 (ursprünglich A 82/A 140).Die A 143 zweigt südwestlich von Halle am Autobahndreieck (AD) Lauchatal von der A 38ab und stößt nordwestlich von Halle am AD Wallwitz auf die A 14 (Halle�Magdeburg). Siequert bei Bennstedt die B 80, welche die Anbindung Halles an die Südharzautobahnherstellt.Das Planfeststellungsverfahren (PFV) für den südlich der Anschlußstelle (AS) Bennstedtgelegenen Abschnitt der A 143 (Verkehrseinheit 4221.2, Abschnitt Holleben�Bennstedt)wurde 1998 eröffnet und wird nach zwischenzeitlicher Pause gegenwärtig fortgeführt.Dieses PFV beinhaltet einen Antrag auf Baurecht für ein ca. 250 m langes Stück nördlichder B 80 und setzt damit einen südlichen Zwangspunkt für den nördlich anschließendenAutobahnabschnitt.Für den Abschnitt der A 143 von der AS Bennstedt (B 80) bis zum AD Wallwitz (A 14)wurde das Raumordnungsverfahren (ROV) am 11. 12. 1995 mit der LandesplanerischenBeurteilung abgeschlossen. Die Linienbestimmung durch das Bundesverkehrsministerium(BMV) erfolgte im November 1999 in der Variante 4+ (vgl. Faltkarte im Umschlag diesesBandes). Im Rahmen des Linienbestimmungsverfahrens wurde eine Verträglichkeitsprü-fung gemäß Artikel 6 Absatz 3 FFH-RL (§ 19c-d BNatSchG) durchgeführt, jedoch nur fürdie bereits gemeldeten FFH-Gebiete �Porphyrlandschaft bei Brachwitz� und �Porphyrland-schaft bei Gimritz�. Inwieweit diese Verträglichkeitsprüfung den Anforderungen der FFH-RL entspricht, wird noch zu prüfen sein (vgl. die folgenden Kapitel dieser Beschwerde).Eine FFH-Verträglichkeitsprüfung für das Besondere Schutzgebiet Nr. 123 fehlt bisher.

Die Ausführungen zu den folgenden Abschnitten orientieren sich im wesentlichen an denim Zuge der Autobahnplanung erstellten Unterlagen, insbesondere am Erläuterungsbe-richt zum Raumordnungsverfahren (DEGES 1995a, im folgenden zitiert als �ROV�), an derUmweltverträglichkeitsstudie zum Raumordnungsverfahren (DEGES 1995b; im folgendenzitiert als �UVS�) und an den Unterlagen zur Verträglichkeitsprüfung gemäß Artikel 6 Ab-satz 3 FFH-RL, welche dem BF allerdings nur in einer vorläufigen Fassung vorliegt (DEGES1998, im weiteren zitiert als �FFH-VU�.Die überarbeitete, endgültige Fassung der FFH-Verträglichkeitsuntersuchung wurde demBF, mit Ausnahme zweier Karten, vom Vorhabenträger trotz Aufforderung nicht zur Verfü-gung gestellt.

Beschwerde des NABU, Kap. 2: Die PLanung der A 143, S. 21

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4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal22

3. Beschreibung des Naturraums:Ausgangszustand, bestehende Gefährdungen und potentiellbetroffene Erhaltungsziele im Sinne der FFH-RL

3.1. Porphyrlandschaft (Besonderes Schutzgebiet Nr. 118)

Die A 143 zerschnitte mit dem Unteren Saaletal eine der letzten noch großflächig naturna-hen und relativ ungestörten Landschaften innerhalb der sonst an Naturschätzen starkverarmten und durch die Industrie belasteten mitteldeutschen Region.Das Untere Saaletal zwischen Halle und Könnern stellt eine bundesweit einzigartige, bislangkaum zerschnittene, durch relative Ruhe geprägte Offenlandschaft mit einem äußerstvielfältigen Vegetationsmosaik dar. Der hohe Reichtum der Naturausstattung wird durchdie abwechslungsreiche Oberflächengestalt und das enge Nebeneinander verschiedenerGesteine (Muschelkalk, Porphyr, Zechstein, Rotliegendes) in Verbindung mit den besonde-ren klimatischen Bedingungen in der Kernzone des Mitteldeutschen Trockengebietes be-dingt. Die Porphyrlandschaft nordwestlich Halle zählt mit 460-500 mm Niederschlag proJahr zu den trockensten Gebieten Mitteleuropas und ist mit > 4000 km2 das größtederartige Gebiet in Deutschland (BLISS et al. 1996).Mit dem geplanten �Naturpark Unteres Saaletal�, soll hier ein �weiträumiges, naturnahes,lärmfreies Erholungsgebiet mit einem vernetzten System von besonders geschütztenBereichen zur Erhaltung der vielfältigen Naturreichtümer� (Auszug aus der Satzung desNaturparkvereins) entstehen.Das Gebiet wird vom BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (1999) zu den unzerschnittenen, verkehrs-armen Räumen in Deutschland gezählt, denen eine besondere Bedeutung für den Natur-schutz zukommt (vgl. Karte S. 6 in vorliegendem Band).Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen haben umfangreiche Kenntnisse über dieTier- und Pflanzenwelt des Gebietes zusammengetragen (dokumentiert u.a. in EBEL UND

SCHÖNBRODT 1988, 1991b, 1993, LAU 1997, SCHÖPKE et al. 1996, WALLASCHEK et al. 1996, vgl.auch BLISS & STÖCK in diesem Band). Als Resultat des mehrere Universitäten einbeziehen-den Forschungsprojektes �Bedeutung von Isolation, Flächengröße und Biotopqualität fürdas Überleben von Tier- und Pflanzenpopulationen in der Kulturlandschaft am Beispiel vonTrockenstandorten� (FIFB) sind auch die ökologischen Zusammenhänge in der Porphyr-landschaft gut erforscht.Der einmalige Wert des Naturraums wird auch von den Planern der A 143 anerkannt: �DerUntersuchungsraum mit seinem Schwerpunkt im Gebiet Brachwitz � Gimritz � Friedrichs-schwerz ist Teil des größten und faunistisch am reichsten ausgestatteten xerothermenBiotopkomplexes auf Porphyr in Deutschland� (ROV, S. 33).�Der nördliche Teilraum mit der Porphyrlandschaft Brachwitz � Friedrichsschwerz � Gimritzim Zentrum ist bislang eine unzerschnittene Offenlandschaft mit einer überaus reichhalti-gen Artenausstattung von kontinentaler Prägung. Von höchstem Wert sind die an dasVorkommen von Porphyr und Kalkstein gebundenen xerothermen Biotopkomplexe derTrocken- und Halbtrockenrasen (...) Hervorzuheben ist, daß es nirgendwo in Deutschlandeinen derart reich ausgestatteten Lebensraum kontinentaler Prägung gibt, es sich also umhöchstes Schutzgut handelt� (ROV, S. 30/31).Die Naturschätze dieses einzigartigen Landschaftsraumes wurden in zahlreichen Veröffent-lichungen gewürdigt, darunter u.a. die von namhaften Wissenschaftlern der Martin-Lu-ther-Universität Halle verfaßte Denkschrift �Für eine bessere Bewertung der natürlichenRessourcen in den Neuen Bundesländern� (ab S. 74 in vorliegendem Band).

Beschwerde des NABU, Kap. 3: Beschreibung des Naturraums, S. 22-27

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Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal 4.Sonderheft 23

Laut FFH-RL Artikel 6 Absatz 3 bezieht sich eine FFH-VP (nur) auf die für das Gebietfestgelegten Erhaltungsziele. Damit schließt sie allerdings auch die Effekte des Vorhabensauf die für die Erhaltung notwendige Entwicklung des Gebietes ein, nicht nur die Auswir-kungen auf den aktuellen Zustand (GELLERMANN 1996).

Da für die hier betroffenen FFH-Gebiete noch keine Erhaltungsziele im Sinne der FFH-RLfestgelegt wurden, soll zunächst auf die Schutzgebietsverordnungen für die NSG bei Brach-witz und bei Gimritz (REGIERUNGSPRÄSIDIUM HALLE 1994a und b) zurückgegriffen werden.Als höchst schützenswert gekennzeichnet sind darin das �repräsentative und deshalb äußerstwertvolle Vegetationsmosaik auf Porphyr� mit �Silikatfelsfluren, Trockenrasen, Halbtrocken-rasen, Zwergstrauchheiden� u.a., welche eine �außerordentlich hohe Zahl nachgewiese-ner stark gefährdeter Arten unterschiedlichster Taxa� beherbergen. �Auch aus faunisti-scher Sicht gehört das Gebiet zu den am reichsten ausgestatteten xerothermen Biotop-komplexen auf Porphyr in Deutschland.��Ziel der Unterschutzstellung ist der Erhalt und die Entwicklung dieser in Mitteleuropaeinmaligen vielfältigen Naturraumausstattung auf Porphyr.�Zu den in den Schutzgebietsverordnungen hervorgehobenen seltenen und gefährdetenArten der NSG gehören u.a. Gemeines Katzenpfötchen Antennaria dioica, Felsen-Finger-kraut Potentilla rupestris, Pferde-Sesel Seseli hippomarathrum, Felsengoldstern Gageabohemica, der Raubwürger Lanius excubitor, der Laufkäfer Cymindis axillaris, die Dunkel-fransige Hosenbiene Dasypoda hirtipes, die Smaragdfurchenbiene Halictus smaragdulus,die Fingerkrautsandbiene Andrena potentillae, die Schmetterlinge Acanthopsyche atra,Eublemma noctualis, die Berghexe Chazara briseis, der Große Perlmutterfalter Mesoacidaliaaglaja, der Weberknecht Nemastoma dentigerum, die Ameisengrille Myrmecophilus acer-vorum, die Blauflügelige Ödlandschrecke Oedipoda caerulescens.Als in den FFH-Gebieten bei Gimritz und bei Brachwitz vorkommende prioritäre Lebensräu-me gemäß FFH-RL Anhang I nennt die FFH-VU (S. 11) als Untertypen der Festuco-Brome-talia (*besondere Bestände mit bemerkenswerten Orchideen, Natura 2000-Code 6210):Festuco rupicolo-Brachypodietum pinnati, Festuco valesiacae-Stipetum capillatae und Halb-trockenrasen des Mesobromion.Die wertbestimmende Art für diese Magerrasen zur Einstufung als prioritär gemäß AnhangI FFH-RL ist das Kleine Knabenkraut Orchis morio. Die Population der Art ist im Gebietstabil, während sie sonst in Sachsen-Anhalt starke Verluste zu verzeichnen hat. Es handeltsich hier um die letzten vitalen Vorkommen von Orchis morio im gesamten nord- undmitteldeutschen Raum (LMU-LSA 1996). Nach HAFERMALZ (1997) umfassen die Vorkommender Art im Saalkreis 94 Prozent des Bestandes in den Neuen Bundesländern.Weitere im Gebiet vorkommende (nicht�prioritäre) Lebensraumtypen nach FFH-RL An-hang I sind das Euphorbio-Callunetum (Natura-2000 Code: 4030; Trockene europäischeHeiden) und das Thymo-Festucetum cinereae (Natura-2000 Code: 8230; Silikatfelsen mitPioniervegetation).Als Arten nach Anhang II FFH-RL treten die Sand-Silberscharte (Jurinea cyanoides, priori-täre Art), Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus), Mausohr (Myotis myotis), Kammolch(Triturus cristatus) und die Schmale Windelschnecke (Vertigo angustior) auf.Die genaue Verbreitung der nach FFH-Richtlinie (Anhänge I und II) geschützten Lebens-räume und Arten im Gebiet ist aus den Karten 3 (Vegetation) und 4 (FFH-Lebensräume,Pflanzen) sowie 5 (Fauna) zur FFH-VU ersichtlich.

Beschwerde des NABU, Kap. 3: Beschreibung des Naturraums, S. 22-27

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Um aus den Schutzzielen der NSG und den Vorkommen der FFH-Lebensraumtypen dieErhaltungsziele der FFH-Gebiete abzuleiten, muß auch auf die allgemeinen Ziele der FFH-RL zurückgegriffen werden.Erhaltungsziel ist nach FFH-RL die Sicherung bzw. Entwicklung eines günstigen Erhaltungs-zustandes der vorkommenden Lebensräume und Arten nach FFH-RL Anhang I und II.Zum Erhaltungszustand der FFH-Lebensräume gehören gemäß Artikel 1e) FFH-RL auchihre für den Fortbestand nötige Struktur und ihre spezifischen Funktionen sowie ihrecharakteristische Artenausstattung.Für Mitteleuropa wurden nur relativ wenige Arten in den Anhang II der FFH-Richtlinieaufgenommen, da die meisten zu schützenden Arten schon über ihre Lebensräume miterfaßt wurden. In Deutschland erfolgt also der Artenschutz nach FFH-RL hauptsächlichüber den Schutz ihrer Lebensräume (SSYMANK et al. 1998). Da negative Effekte auf denErhaltungszustand von Lebensräumen � wie zum Beispiel Zerschneidungseffekte durchStraßenbau � stets über die Populationsebene wirksam werden, ist es sinnvoll, möglichstgenau zu definieren, auf welche Arten sich der Schutz der Lebensräume nach Anhang IFFH-RL mit erstreckt.Für eine verbindliche Festlegung der für die FFH-Lebensräume charakteristischen Artensind die amtlichen Handbücher zur Definition der FFH-Lebensräume (für Europa: EUROPÄISCHE

KOMMISSION 1995, für Deutschland: SSYMANK et al. 1998) heranzuziehen. Die dort als charak-teristisch für die einzelnen FFH-Lebensraumtypen aufgeführten Spezies stellen das Mini-mum der Arten dar, welche gemäß FFH-RL Artikel 1.e) mit zu erhalten sind. Die Vorkom-men dieser Arten in dem FFH-Lebensraumtyp, den sie charakterisieren, sind also faktischden Arten nach FFH-RL Anhang II gleichgestellt. Eine Liste dieser Arten für die von derA 143 betroffenen FFH-Gebiete findet sich in Anlage I. Da die genannten Handbücherjeweils nur relativ grobe Definitionen mit nur geringer Einbeziehung von Untertypen derLebensräume und fast gänzlich ohne Berücksichtigung regionaler Besonderheiten enthal-ten, gibt es noch eine weit größere Anzahl von Arten, welche für die FFH-Lebensräumedes Gebietes charakteristisch sind und somit gemäß Artikel 1.e) mit unter den Schutz derFFH-RL fallen.So werden die FFH-Lebensräume trockener Sonderstandorte in der Porphyrlandschaft vorallem durch ihren hohen Reichtum an Arten (besonders an Wirbellosen) charakterisiert.Die hohe Biodiversität dieser Lebensräume ist u.a. aufgrund Artikel 1.k) FFH-RL (Ziel desErhalts der biologischen Vielfalt) zu schützen. Diese Auffassung wird auch durch die Defi-nition der Erhaltungsziele in der FFH-VU bestätigt, welche in Abstimmung mit den ohnehinfür die Festlegung der Erhaltungsziele zuständigen Naturschutzbehörden (Obere Natur-schutzbehörde, Landesamt für Umweltschutz, Bundesamt für Naturschutz) erfolgte. Dem-nach ist im Gebiet vor allem die hohe Vielfalt an wirbellosen Tierarten schützenswertgemäß FFH-RL. Dazu heißt es wörtlich: �Die große Zahl gefährdeter und z.T. überregionalvom Aussterben bedrohter Arten verdeutlicht jedoch den hohen Wert diesero.g. Lebensräume für die Belange des Arten- und Habitatschutzes. (...) Unter diesenAspekten ist die Erhaltung repräsentativer Zönosen der Tagfalter, Heuschrecken und Lauf-käfer und die Erhaltung der Möglichkeit des Individuenaustausches zwischen den Lebens-räumen erforderlich, um die unersetzliche, europaweit bedeutsame Funktion i.S. des Schutz-zieles Natura 2000 zu gewährleisten� (FFH-VU, S. 13).Weitere FFH-relevante Tiergruppen im Gebiet sind neben den oben aufgeführten Tagfal-tern, Heuschrecken und Laufkäfern u.a. auch Wildbienen und Spinnentiere. Ob die Schutz-wirkungen der FFH-RL generell auch auf die im Gebiet vorkommenden Vogelarten nachAnhang I der Richtlinie 79/409/EWG (Vogelschutzrichtlinie) anzuwenden sind, sei dahin-gestellt. Der Schutz der FFH-RL erstreckt sich nach Artikel 1.e) auf jeden Fall zumindest

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auf solche Vogelarten, welche für die geschützten FFH-Lebensräume charakteristisch sind.Neben den in Anlage I aufgeführten Arten gehören dazu z.B. auch der Neuntöter (Laniuscollurio), das Schwarzkehlchen (Saxicola torquata) und der Raubwürger (Lanius excubitor)für den Lebensraumtyp 4030 sowie der Bluthänfling (Acanthis cannabina) für den Lebens-raumtyp 6210 (jeweils Leitarten für den betreffenden Lebensraum gemäß FLADE 1994).Arten, die als charakteristische Arten der FFH-Lebensräume von den Schutzwirkungen derFFH-RL mit erfaßt werden, werden im weiteren als �FFH-relevante Arten� bezeichnet.

Für die Erhaltungsziele ist weiter von Belang, daß der Erhalt der nach FFH-RL zu schützen-den Lebensräume und Arten nur über die Bewahrung des oben beschriebenen besonde-ren Charakters des Naturraums möglich ist, durch welchen sich erst die hohe biologischeVielfalt des Gebietes herausbilden konnte. Von allen Seiten (z.B. ROV, UVS, FFH-VU, FIFB,Naturschutzbehörden) besonders betont wird die Wichtigkeit des funktionalen Zusam-menhangs des Gesamtgebietes der Porphyrlandschaft.So werden z.B. in den Schutzgebietsverordnungen für die NSG bei Brachwitz und beiGimritz (REGIERUNGSPRÄSIDIUM HALLE 1994a und b) als Schutzziele ausdrücklich benannt: �dieErhaltung, Sicherung und Entwicklung des (...) Gebietes als eine bundesweit einzigartige,bislang unzerschnittene, durch relative Ruhe geprägte Offenlandschaft�, zudem �funktio-nierende Austauschbeziehungen� sowie die �Sicherung von Mindestpopulations- und Bio-topgrößen� (Hervorhebung durch den BF).Für die ökologische Kohärenz des Naturraumes ist die Einbindung der Porphyrkuppen indie umgebende Agrarlandschaft von Bedeutung. Diese stellt nicht nur die Matrix für dieAustauschbeziehungen zwischen den Porphyrkuppen dar, sondern dient auch selbst alsHabitat für bedrohte Arten (z.B. seltene Ackerwildkräuter, vgl. REGIERUNGSPRÄSIDIUM HALLE 1994a)und ist Teil des Lebensraums FFH-relevanter Arten.Den hohen Stellenwert von Erhaltung und Sicherung der funktionierenden Austauschbe-ziehungen streicht auch die FFH-VU (S. 5) besonders heraus. Die Bedeutung des Gebie-tes für die Tierwelt wird u.a. durch die große Zahl nicht zu sehr voneinander isolierterSonderstandorte bedingt (FFH-VU, S. 11).Auch der Wert des Gebietes für die Kohärenz des europäischen Schutzgebietssystems�Natura 2000� wird � meist unbewußt � stark hervorgehoben: �So haben sich auf den imPlanungsraum vorkommenden Extremstandorten der Porphyr- und Kalksteingebiete zumTeil einmalige Arten- und Lebensgemeinschaften kontinentaler Prägung herausgebildet,die auch über die eigentlichen Vorkommen hinaus wichtige Funktionsbeziehungen in ei-nem ideal vernetzten Biotopgefüge aufgebaut haben. Insbesondere hieraus resultierteine ausgeprägte Empfindlichkeit gegenüber Zerschneidungseffekten.� (ROV, S. 45).�Um die Funktionsfähigkeit im Rahmen des angestrebten Netzes von Natura 2000 sicher-zustellen, ist es notwendig, den Erhaltungszustand seltener und schutzbedürftiger Tierar-ten nicht zu gefährden und deren Ausbreitungsmöglichkeiten zu erhalten� (FFH-VU, S.11, Hervorhebung durch den BF).Funktionierende Austauschbeziehungen sind insbesondere für die FFH-relevanten Arten(s. Anlage I, S. 46) zu erhalten. Als Beispiele seien hier nur wenige Arten genannt, welcheim FIFB-Projekt genauer untersucht wurden:Für die Präsenz der Spinne Eresus cinnaberinus (siehe Abb. S. 98 in vorliegendem Band) inder Porphyrlandschaft stellten BAUMANN & HOFFMANN (1996) das Vorhandensein von Nachbar-kolonien (innerhalb 100 m Abstand) als wichtigsten Faktor fest. Bei Eresus cinnaberinuswurde kein Fadenflug beobachtet (SEUFERT & BAMBERGER 1996), welcher viele andere Spin-nenarten zum Überwinden von Barrieren oder von größeren Entfernungen befähigt. DasVerbreitungsmuster der Zikade Neophilaenus albipennis wird nach BAUMANN & HOFFMANN (1996)

Beschwerde des NABU, Kap. 3: Beschreibung des Naturraums, S. 22-27

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und SEUFERT & BAMBERGER (1996) ebenfalls u.a. von der Entfernung zur nächsten besiedeltenFläche bestimmt. Auch das Vorkommen der Heuschrecke Oedipoda caerulescens (sieheAbb. S. 98 in vorliegendem Band) in der Porphyrlandschaft ist abhängig von Flächengrößeund Isolation (POETHKE et al. 1999). Kolonien von Oedipoda caerulescens wurden von M.APPELT (1996) zu 90% innerhalb von 300 m Abstand zur nächsten Kolonie gefunden.

Einen hohen Wert für den funktionalen Zusammenhang des Gesamtgebietes hat dabeider neu in das FFH-Gebiet Nr. 118 integrierte Korridor zwischen den beiden NSG beiGimritz und Brachwitz, den die geplante Trasse der A 143 zerschneidet. Hier haben sichauf kuppigen, flachgründigen Standorten FFH-Lebensraumtypen wie Sandthymian-Blau-schwingelfluren, Furchenschwingelrasen, trockene Heidevegetation etabliert, die als Ver-bundelemente wirken (FFH-VU, S. 9). Bisher gibt es zwischen den NSG kaum ein Hindernisfür Austauschbewegungen; es existiert sehr häufig ein Biotopverbund für die Arten tro-cken-warmer Lebensräume. Die NSG bei Gimritz und Brachwitz stellen funktional zusam-menhängende Gebiete dar, deren Arten z.T. als verbundene Teilpopulationen innerhalbeiner Metapopulation vorkommen (FFH-VU, S. 4). �Der Raum zwischen den FFH-Gebietenverdient somit bezüglich seiner Vernetzungsfunktion besondere Beachtung im Hinblick aufvorhabensbedingte, potentielle Barrierewirkungen� (FFH-VU, S. 7).

Innerhalb der einzelnen NSG besteht zwischen den Kolonien von Eresus cinnaberinusvermutlich keine Isolation, die jedoch im Landschaftsmaßstab für diese Spinnenart vonBedeutung sein kann (SEUFERT & BAMBERGER 1996). Isolation von Teilpopulationen von Eresuswird also u.a. von den Austauschmöglichkeiten zwischen den NSG beeinflußt. Letzterewerden auch von der Zauneidechse (Lacerta agilis) benötigt, welche entlang geeigneterPfade Strecken von über 4 km zurücklegt und vermutlich in der ganzen Porphyrlandschafteine Metapopulation bildet (MÄRTENS et al. 1996).

Ausreichender Genfluß innerhalb von Metapopulationen gehört nach SSYMANK (1994) zuden zahlreichen räumlich-funktionalen Aspekten, welche die Kohärenz des ökologischenNetzes �Natura 2000� (Artikel 3 FFH-RL) ausmachen.

Als bestehende Gefährdungen des Gebietes sind vor allem die fortschreitende Sukzession(besonders Verbuschung) aufgrund fehlender bzw. ungenügender Beweidung (Schafhu-tung) sowie der Nährstoffeintrag in die mageren Standorte der FFH-Lebensraumtypenund die damit verbundene Ruderalisierung zu verzeichnen (ONB 1994, BIANCON 1994/95zit. in FFH-VU, LAU 1997). Nährstoffimmissionen haben in den letzten Jahrzehnten bereitszu einem Rückgang der Flora und Fauna von Magerrasen geführt (BLISS et al. 1996).Besonders kritisch ist die Gefahr der Eutrophierung der Standorte von Orchis morio zuwerten, welche an extrem nährstoffarme Standorte gebunden ist (EBEL & SCHÖNBRODT 1991a,HAFERMALZ 1997).Gegenüber Verbuschung sind die Halbtrockenrasen (Mesobromion) anfälliger als die konti-nentalen Trockenrasen (DANNEMANN et al. 1999).

Die stärksten Verluste an Biodiversität sind zur Zeit in Europa in den bisher noch relativintakten, wenig beeinflußten Gebieten zu verzeichnen (BENETT 1997). Dies unterstreichtdie hohe Empfindlichkeit des einzigartigen Naturraums der Porphyrlandschaft bei Halle.

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Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal 4.Sonderheft 27

3.2. Muschelkalkhänge westlich Halle (Besonderes Schutzgebiet Nr. 123)

Die Grenzen des FFH-Gebietes Nr. 123 folgen denen des NSG �Muschelkalkhänge zwischenLieskau, Köllme und Bennstedt�, für welches als Schutzziele u.a. festgelegt sind: Erhaltungdes repräsentativen Biotopmosaiks über Muschelkalk, darunter Fels- und Schotterfluren,Trocken- und Halbtrockenrasen, Sicherung der artenreichen Flora und Fauna und derwichtigen Elemente im Biotopverbund (LAU 1997 und REGIERUNGSPRÄSIDIUM HALLE 1994c).

Im Gebiet kommen folgende Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie vor:Im gesamten Gebiet bei Lieskau, Köllme und Bennstedt sind *Lückige basophile oder Kalk-Pionierrasen (Alysso-Sedion albi, Natura 2000 � Code 6110, prioritärer Lebensraum!) inmeist kleinflächigen, aber gut ausgebildeten Beständen vorhanden (Alysso-Festucetumcinereae auf felsigen bis sehr flachgründigen Standorten gemäß LAU 1997).Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco-Brometalia, Natu-ra 2000 � Code 6210) werden im gesamten Gebiet bei Lieskau, Köllme und Bennstedt inteilweise sehr großen und gut ausgebildeten Beständen angetroffen. Dazu gehören Ga-mander-Blaugras-Trockenrasen (Teucrio-Seslerietum) auf felsigen bis sehr flachgründigenStandorten, sowie auf tieferen Böden das Festuco rupicolo-Brachypodietum pinnati undauf Löß das Festuco valesiacae-Stipetum capillatae (LAU 1997). *Orchideenreiche Bestän-de (mit Orchis militaris, siehe Abb. S. 93 in vorliegendem Band, prioritärer Lebensraum!)kommen im Gebiet am Nikolausberg bei Köllme vor.*Kalkhaltige Schutthalden der kollinen bis montanen Stufe Mitteleuropas (Natura 2000 �Code 8160, prioritärer Lebensraum!) findet man im gesamten Gebiet in meist kleinflächi-gen, aber gut ausgebildeten Beständen (Teucrio botryos-Melicetum ciliatae auf schotter-reichen Böden gemäß LAU 1997).

Inmitten der mannigfaltigen Fauna ist die hohe Zahl gefährdeter Schmetterlings- undBienenarten besonders bemerkenswert. Die ehemaligen Steinbrüche besitzen herausra-gende Bedeutung für vom Aussterben bedrohte Fledermausarten, darunter die Artennach FFH-RL Anhang II Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) und Mausohr (Myotismyotis) (REGIERUNGSPRÄSIDIUM HALLE 1994c).Die Schutzgebietsverordnung für das NSG führt u.a. folgende seltene und gefährdete Ar-ten auf: Frühlings-Adonisröschen Adonis vernalis, Feinblättrige Schafgarbe Achillea setacea,Graues Sonnenröschen Helianthemum canum, Badener Rispengras Poa badensis, Breitflügel-fledermaus Myotis brandti, Bartfledermaus Myotis mystacinus. Bemerkenswert sind die ho-hen Brutpaarzahlen von Wachtel Coturnix coturnix, Kiebitz Vanellus vanellus, Sperbergras-mücke Sylvia nisoria - Abb. S. 47 in vorliegendem Band, Grauammer Miliaria calandra undNeuntöter Lanius collurio - Abb. S. 94 in vorliegendem Band.

Die Autobahnplanungs-Gesellschaft (DEGES) hebt die ausgeprägten �Austausch- und Aus-breitungsbeziehungen zwischen Dölauer Heide/Zorges/Tongruben Kalksteingebiet Lies-kau/Köllme� hervor. �Damit ist die außerordentlich hohe Empfindlichkeit des südlichen Teil-raumes, insbesondere gegenüber Zerschneidung, offensichtlich� (ROV, S. 43).

Die laut FFH-RL Artikel 6 Absatz 3 vorgeschriebene Verträglichkeitsprüfung wurde für dasFFH-Gebiet Nr. 123 nicht durchgeführt.

Beschwerde des NABU, Kap. 3: Beschreibung des Naturraums, S. 22-27

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4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal28

4. Beeinträchtigungen der FFH-Gebiete durch die A 143

Es sind folgende Beeinträchtigungen der FFH-Gebiete durch die A 143 zu berücksichtigen(vgl. FFH-VU, S. 15):· Lebensraumverluste (baubedingt: auch Arbeitsstreifen, Zuwegungen usw.; anlagebe-dingt: auch Böschungen sowie zusätzliche Randbereiche)· Lebensraumzerschneidung und -isolation (Barrierewirkung)· Lebensraumbeeinträchtigungen durch bau- und betriebsbedingte Störfaktoren (z.B. Lärm,düngende Stoffe, Tausalze, Schadstoffe). Es ist zu beachten, daß solche Beeinträchtigun-gen im Extremfall auch zum Totalverlust von FFH-Lebensräumen führen können, sofernderen essentielle Bestandteile zu stark verändert werden.

4.1. Porphyrlandschaft (Besonderes Schutzgebiet Nr. 118)

4.1.1. Lebensraumverluste, Randeffekte

Laut FFH-VU (S. 16) werden durch die Trasse selbst ca. 2270 m2 an Lebensraumtypennach FFH-RL Anhang I, davon 1660 m2 prioritär, direkt zerstört. Bei der Berücksichtigungvon Randeffekten im unmittelbaren Nahbereich der Trasse sowie von zusätzlichem Flä-chenverbrauch in der Bauphase sind hier mit Sicherheit weitere Totalverluste an FFH-Lebensräumen zu erwarten.Die mögliche Reichweite von Randeffekten wird unter 5.1.1. diskutiert.

4.1.2. Lebensraumzerschneidung und -isolation

Die Fragmentierung und Isolation von Lebensräumen gilt heute allgemein als eine derHauptursachen für den dramatischen Rückgang der Biodiversität (vgl. z.B. HENLE & MÜHLEN-BERG 1996, BENETT 1997, VAN STAALDUINEN & HEIL 1995).Dabei treten die gravierendsten Schäden durch zusätzliche Fragmentation in solchen Land-schaften auf, welche � wie das Gebiet des Unteren Saaletals nördlich und westlich vonHalle - für mitteleuropäische Verhältnisse bisher noch relativ wenig zerschnitten sind (KIRBY

1997).

Nach RECK & KAULE (1993) �sind Autobahnen für den überwiegenden Teil der untersuchtenArten eine absolute Barriere, die auch in Jahrzehnten nicht überwunden werdenkann.� (S. 219, Hervorhebung im Original!); dies bewirkt �für bodengebundene Artennahezu vollständige Isolation zumindest wirbelloser Tiere durch autobahnähnliche Straßen�(S. 213). PFISTER et al. (1997) stellen fest: �Vielbefahrene Straßen sind nahezu unüber-windbare Hindernisse, insbesondere für tagaktive, flugunfähige Arten, und beeinträchti-gen bei direkter Lebensraumzerschneidung sogar die intrapopulare Migration flugfähigerArten�.

Angesichts der in Abschnitt 3 beschriebenen enormen Bedeutung funktionierender Aus-tauschbeziehungen innerhalb der Porphyrlandschaft und insbesondere zwischen den NSGbei Gimritz und bei Brachwitz stellt diese absolute Barrierewirkung eine gravierende Beein-trächtigung der Erhaltungsziele durch die Autobahntrasse dar. Dies betont auch die Auto-bahnplanungs-Gesellschaft selbst: �Jegliche Eingriffe, insbesondere Zerschneidung zusam-menhängender Lebensräume mit vielfältigen Austauschbeziehungen auf Dauer sind nicht

Beschwerde des NABU, Kap. 4: Beeinträchtigungen der FFH-Gebiete, S. 28-30

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Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal 4.Sonderheft 29

ausgleichbar� (ROV, S. 33). Dies wird durch die FFH-Verträglichkeitsuntersuchung konkre-tisiert: �Die Zerschneidung führt bei Unterschreitung von Minimalarealen insbesondere zurIsolation von Teilpopulationen flugunfähiger bzw. bodengebundener Tierarten. Dadurchwerden besonders schutzwürdige Arten der trocken-warmen Sonderstandorte ... erheb-lich gefährdet. Der Zerschneidungseffekt behindert auch Ausbreitungsbewegungen vonSäugern, die (...) wichtige Habitatbildner (Schlüsselarten) für die Lebensgemeinschaftender Sonderbiotope sein können� (FFH-VU, S. 17).

4.1.3. Lebensraumbeeinträchtigungen durch (fernwirksame) Störfaktoren

Schadstoffeintrag: Der Einfluß von Kfz-Abgasen wird von der FFH-VU lediglich genannt,jedoch nicht genauer analysiert.Nach RECK & KAULE (1993) konnten erhöhte Schadstoffwerte noch in 500 m Straßenent-fernung in Pflanzengewebe nachgewiesen werden.Zu den Effekten von Schadstoffen auf Pflanzen in Straßennähe gehören nach RECK & KAULE

(1993) u.a. verfrühter Laubfall, reduzierte ATP-Bildung, verringertes Wachstum, Rück-gang der Keimlingsrate (letzteres z.B. bis in 200 m Entfernung von der Straße) sowie dieVerschmutzung von Spaltöffnungen durch Staub. Letzterer Effekt führt zur Hemmungder Regulationsmechanismen für den Wasserhaushalt (Einfluß auf Öffnungszustand unddamit Diffusionswiderstand), welche irreversibel ist. Noch in 200 m Straßenentfernungwurden zu 30% verschmutzte Spaltöffnungen festgestellt (RECK & KAULE 1993, S. 68/69).Die in den letzten Jahren steigenden Konzentrationen an bodennahem Ozon bilden einschwer kalkulierbares Risiko. Autobahnen stellen neben Ballungszentren wichtige Quellender ozonbildenden Stoffe dar (hauptsächlich Stickoxide und flüchtige organische Kohlen-wasserstoffe, vgl. z.B. BECKMANN et al. 1995, TEUFEL et al. 1996). Auch im Raum Halle-Merseburggehören die vorhandenen Autobahnen (A 9 und A 14) zu den stärksten Emittentendieser Ozonvorläufersubstanzen (LMU-LSA 1996, 1997). Aufgrund des komplizierten Gleich-gewichts ozonbildender und ozonabbauender Prozesse werden die höchsten Ozonkon-zentrationen in einiger Entfernung von der Quelle der ozonbildenden Substanzen erreicht.Im Falle der A 143 ist demnach in den Kernflächen der NSG bei Gimritz und Brachwitz mitden ausgedehntesten Flächen an FFH-Lebensräumen, welche 1-3 km von der Autobahnentfernt sind, mit höheren Ozonbelastungen zu rechnen als in unmittelbarer Nähe derTrasse.

Nährstoffeintrag und Ruderalisierung: Auch zum Eutrophierungseffekt macht die FFH-VUkaum genauere Angaben, obwohl die Verdriftung düngender Stoffe als mögliche Beein-trächtigung erkannt wird. Die Stickoxid-Emissionen des Straßenverkehrs stellen nach RECK

& KAULE (1993, S. 14) einen wesentlichen eutrophierenden Faktor dar. �In nährstoffarmenLebensräumen verlieren Arten in größerem Wirkbereich [der Straße] ihre Lebensgrundla-ge� (ebenda, S. 57).Bei Untersuchungen von ANGOLD (1997) wurde eine Förderung konkurrenzstarker Gräser inder Nähe einer vielbefahrenen Straße festgestellt. Noch in 200 m Entfernung machte sichder Einfluß von Nährstoffen in einer signifikanten Änderung der Artenzusammensetzungder Heidevegetation bemerkbar.Die geplante A 143 ist nur ca. 150 m von ausgedehnten Heideflächen (FFH-Lebensraum-typ!) im NSG bei Gimritz entfernt; zu ebenfalls nährstoffarmen, prioritären FFH-Lebensräu-men mit Orchis morio (extrem empfindlich gegenüber Eutrophierung!) beträgt der Ab-stand ca. 250 m (FFH-VU, S. 16 und Karten Nr. 3 und 4).

Beschwerde des NABU, Kap. 4: Beeinträchtigungen der FFH-Gebiete, S. 28-30

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4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal30

Nach FORMAN et al. (1997) können Straßenrandarten bis in 200-1000m Entfernung von derStraße in die umgebenden Habitate einwandern, und wenn diese dafür geeignet sind,sogar noch weiter. Dieser Effekt kann also weit in die NSG bei Gimritz und bei Brachwitzhineinreichen; er wird vom Nährstoffeintrag noch unterstützt. Die Ruderalisierung dernährstoffarmen Standorte wird dadurch weiter gefördert. FFH-Lebensräume könnendadurch gänzlich entwertet werden.

Lärm: Der BF verweist auf die ausführlichen Erläuterungen zur Wirkung von Lärm aufVogelarten in der Anlage 3 zur FFH-VU. Diese machen deutlich, daß noch bis in mindestenszwei Kilometer Entfernung, also bis in Kernbereiche der NSG bei Gimritz und Brachwitz, mitnegativen Auswirkungen auf die Vogelwelt zu rechnen ist. Dabei wird nach eigener Ein-schätzung der FFH-VU (S. 1 der Anlage 3) �das Risiko bzw. die Beeinträchtigung durchden Straßenverkehr eher unter- als überschätzt�.Zu den betroffenen Vogelarten gehören u.a. die FFH-relevanten Arten Steinschmätzer(Oenanthe oenanthe), Feldlerche (Alauda arvensis), Goldammer (Emberiza citrinella), Neun-töter (Lanius collurio) und Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria) (vgl. Anlage I, S. 46).Über mögliche negative Auswirkungen von Verkehrslärm auch auf wirbellose Tiere (z.B.auf Heuschrecken) gibt es bisher nur sporadische Kenntnisse, so daß hier ein weiteresnicht kalkulierbares Risiko besteht.

4.2. Muschelkalkhänge westlich Halle (Besonderes Schutzgebiet Nr. 123)

Im Muschelkalkgebiet werden laut UVS (S. 97) subkontinentale Magerrasen durch dieA 143 zerstört; weiterhin werden Zerschneidung, Verlärmung, Beunruhigung und Schad-stoffeintrag u.a. für die Kalkmagerrasen wirksam. Teilflächen der Lebensraumtypen nachFFH-RL Anhang I (6210 Festuco-Brometalia und 8230 *Kalkhaltige Schutthalden) sinddirekt von der Autobahnplanung betroffen.Die A 143 zerstört zudem einen der aufgelassenen Steinbrüche, welche u.a. den Artennach FFH-RL Anhang II Barbastella barbastellus und Myotis myotis Lebensraum bieten.Auch im Muschelkalkgebiet ist laut UVS (S. 97) mit der �Zerschneidung großräumigerVernetzungsstrukturen und weiteren Biotopen mit Vernetzungsfunktion� zu rechnen. Diessind insbesondere �die weiträumigen Beziehungen zwischen Dölauer Heide/Lintbusch �Zorges � Tongruben � Kalkfluren � Köllme, die für Indikatorarten und vom Aussterbenbedrohte Arten von Tagfaltern, Heuschrecken und Vögeln deutlich werden� (ROV, S. 57).Zu den empfindlich auf die Barrierewirkung von Autobahnen reagierenden Arten gehörenselbst flugfähige Tiere wie Fledermäuse. Traditionelle Flugbahnen können durch Autobah-nen zerstört werden, da das Überfliegen der Trasse teilweise gänzlich vermieden wird.Zudem treten bei Fledermäusen nach RECK & KAULE (1993, S. 89) häufig Unfallverlustedurch den Straßenverkehr auf.

Beschwerde des NABU, Kap. 4: Beeinträchtigungen der FFH-Gebiete, S. 28-30

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Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal 4.Sonderheft 31

5. Beurteilung der Wirksamkeit von Vermeidungs-und Minderungsmaßnahmen5.1. Porphyrlandschaft (Besonderes Schutzgebiet Nr. 118)

Die FFH-VU behauptet, daß die oben beschriebenen Auswirkungen der A 143 auf die FFH-Gebiete durch geeignete Maßnahmen so weit vermieden, gemindert bzw. ausgeglichenwerden könnten, daß keine erheblichen Beeinträchtigungen verblieben.Dieses Urteil der FFH-VU wird mit einem Bündel von Vermeidungs-/Minderungsmaßnah-men und Ausgleichsmaßnahmen, deren Wirkungen in starkem Maße miteinander vermischtwerden, begründet.Nach den Bestimmungen der FFH-RL (Artikel 6 Absatz 3 und 4) sind Ausgleichsmaßnah-men erst nach der Entscheidung über die Zulässigkeit eines Projektes vorzusehen, eineBerücksichtigung von Ausgleichsmaßnahmen in der FFH-VP bzw. im Entscheidungsprozeßist folglich unzulässig.Außerdem können Ausgleichsmaßnahmen im Sinne der FFH-Richtlinie nicht geplant wer-den, solange weder die von der FFH-Richtlinie geforderten Erhaltungsziele formuliert nochManagementpläne zur Erreichung dieser Ziele aufgestellt sind. Welche der für �Ausgleichs-maßnahmen� vorgesehenen Flächen ohnehin für das Schutzgebietssystem �Natura 2000�benötigt werden, kann erst anhand dieser Erhaltungsziele und Managementpläne beur-teilt werden. Maßnahmen, welche ohnehin für das Erreichen der Erhaltungsziele notwen-dig sind, dürfen nicht als �Ausgleichsmaßnahmen� deklariert werden!

Im folgenden werden daher die Wirkungen von Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmenvon denen der Ausgleichsmaßnahmen getrennt, letztere werden nicht berücksichtigt.

5.1.1. Lebensraumverluste

Laut Information der DEGES (mdl.) wird eine Zerstörung von FFH-Lebensraumtypen durchdie inzwischen erfolgte nachträgliche �Optimierung� der Trassenlage vermieden. Wie ausder überarbeiteten Vegetationskarte zur FFH-VU ersichtlich, trifft dies lediglich (teilweise)auf Lebensraumverluste durch direkte Überbauung zu. FFH-Lebensräume werden auchdurch die aktuelle Trassenführung zumindest tangiert, Lebensraumverluste werden alsohöchstens vermindert, jedoch keinesfalls vollständig vermieden. Unter Umständen kön-nen sich die gesamten Totalverluste an FFH-Lebensräumen durch die Verschiebung derTrasse sogar erhöhen � in Abhängigkeit davon, bis in welche Entfernung von der TrasseBiotope durch Randeffekte so stark verändert werden, daß sie ihren Charakter als FFH-Lebensräume verlieren. Diese Entfernung läßt sich nicht exakt vorhersagen, doch schla-gen RECK & KAULE (1993, S. 56) als Richtwert vor, �ab 1000 Kfz/24h beidseitig je 50 m zu50% als Flächenverlust für Arten- und Biotopschutz [zu] werten�. Ein solcher 50%igerFlächenverlust für Arten- und Biotopschutz beinhaltet zweifelsohne eine sehr hohe Wahr-scheinlichkeit des Totalverlustes im Sinne des Wertes als FFH-Lebensraum. Im Falle einerstark befahrenen Autobahn wie der geplanten A 143 wird dieser Bereich hoher Verlust-wahrscheinlichkeit weit über die für 1000 Kfz/24h angegebenen 50 m beiderseits derTrasse hinausreichen, selbst wenn die für die A 143 prognostizierte Verkehrsstärke von60.000 Kfz/24h nicht erreicht wird. Bei der aktuellen Trassenlage wird schon in 50 mAbstand die Grenze des NSG bei Gimritz erreicht. Es besteht somit ein hohes Risiko, daßsich die Lebensraumverluste bis in das Flächennaturdenkmal �Hügel südlich Tänzers Loch�mit seinen ausgedehnten Flächen an Lebensraumtypen nach FFH-RL Anhang I (zum Teil

Beschwerde des NABU, Kap. 5: Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen, S. 31-35

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4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal32

prioritäre!) erstrecken. Der Abstand zum nächsten Vorkommen von Orchis morio verrin-gert sich durch die Trassen-Verlegung auf ca. 150 m.Verluste durch die zeitweilige Inanspruchnahme von Flächen während der Bauphase kön-nen mit den vorgeschlagenen Maßnahmen (FFH-VU, S. 23) lediglich in begrenztem Maßevermindert, jedoch nicht gänzlich vermieden werden.Die als Maßnahmen zur Vermeidung/Minderung von Störfaktoren (insbesondere Lärm)vorgesehenen Verwallungen entlang der Trasse führen zu zusätzlichem Flächenverbrauch.

5.1.2. Lebensraumzerschneidung und -isolation

Gemäß FFH-VU könnten unvertretbare Beeinträchtigungen der FFH-Gebiete aufgrund derZerschneidungswirkung der A 143 nur durch die vorgesehene 250-300 m breite Grün-brücke zwischen den beiden (noch getrennt voneinander betrachteten) FFH-Gebietenbei Gimritz und bei Brachwitz vermieden bzw. gemindert werden. Zur Vermeidung undMinderung der von der A 143 ausgehenden Wirkungen stellt die Grünbrücke demnach diebedeutendste Maßnahme dar, welche zur Erhaltung der Vernetzungsfunktion zwischendiesen beiden FFH-Gebieten (jetzt ein zusammenhängendes FFH-Gebiet!) zwingend er-forderlich ist (FFH-VU S. 17 und S. 22).

Der Zerschneidungseffekt kann jedoch auch mit Hilfe der Grünbrücke als weitreichendstermöglicher Minderungsmaßnahme nicht beseitigt werden. Es ist allgemein anerkannt, daßjegliche Querungshilfen den Trenneffekt von Straßen allenfalls verringern, doch niemalsganz aufheben können (z.B. KELLER & PFISTER 1997, KIRBY 1997, PFISTER et al. 1997). Nach VAN

STAALDUINEN & HEIL (1995) sind Minderungsmaßnahmen wie z.B. Grünbrücken oder Tunnelnur für eine begrenzte Zahl von Tierarten effektiv und für Pflanzen gar nicht.Dennoch urteilt die FFH-VU (S. 22): �Bei der vorgesehenen Breite der Grünbrücke von ca.250-300 m in Verbindung mit der Anlage bzw. Entwicklung von zur Brücke hinführendenLebensraumkorridoren kann davon ausgegangen werden, daß eine dauerhafte und wirk-same Vernetzung der betroffenen, europaweit bedeutsamen Lebensräume und Arten inausreichendem Maße gewährleistet wird.�Diese Behauptung entbehrt jeder Grundlage angesichts der Tatsache, daß über die Effek-tivität von Grünbrücken bei der Verbindung von Lebensräumen bzw. Populationen prak-tisch noch nichts bekannt ist. Wie die bisher umfangreichste Untersuchung zur Wirksam-keit von Grünbrücken feststellt, sind nach heutigem Kenntnisstand nur Aussagen über dieBenutzung von Grünbrücken durch Individuen möglich, während die Effektivität von Grün-brücken für Populationen erst langfristig beurteilt werden kann (PFISTER et al. 1997, S. 14;ebenso auch FORMAN et al. 1997). Für den Schutz der Arten und Lebensräume ist jedochallein der Effekt auf Populationen entscheidend (OPDAM 1997). Wie HENLE & MÜHLENBERG (1996)betonen, ist die physische Verbindung von Habitaten nicht automatisch gleichbedeutendmit einem funktionellen Zusammenhang (im Sinne ausreichender Austauschbeziehungenzwischen Teilpopulationen einer Metapopulation).

Gerade eine Analyse des Einflusses der Grünbrücke auf die durch die A 143 gefährdetenPopulationen bzw. Metapopulationen FFH-relevanter Arten fehlt in der FFH-VU gänzlich,insofern ist die FFH-VU als völlig unzureichend zu bewerten. Laut AMLER et al. (1996) sindbei Autobahnplanungen in Gebieten mit besonders wertvollen und empfindlichen Artensogar vollständige Populationsgefährdungsanalysen (population viability analysis, PVA) ge-rechtfertigt. Die PVA stellt das einzige Mittel zur vollständigen Beurteilung der Auswirkungeines Eingriffs auf eine Zielart dar (HENLE & MÜHLENBERG 1996). In der FFH-VU wurde jedoch

Beschwerde des NABU, Kap. 5: Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen, S. 31-35

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noch nicht einmal die stark vereinfachte Form der PVA, die �Biologische Schnellprognose�,durchgeführt, welche im FIFB-Projekt (genau in dem von der A 143 betroffenen Gebiet!)als Standardmethode für die Landschaftsplanung entwickelt wurde. Dabei würde die imFIFB-Projekt aufgebaute hervorragende Datenbasis für die Porphyrlandschaft selbst denAufwand für eine vollständige PVA stark reduzieren. Die völlige Vernachlässigung der (fürden Schutz der betroffenen Arten einzig relevanten!) Populationsebene in der FFH-VU istsomit nicht akzeptabel.Jedoch selbst für den Individuenaustausch (als Voraussetzung für einen möglichen Effektauch für Populationen) kann die Wirksamkeit der für die A 143 geplanten Grünbrücke inder FFH-VU nicht plausibel begründet, sondern unter Verweis auf PFISTER et al. (1997)lediglich vermutet werden: �... kann jedoch angenommen werden, daß die vorgesehene,250-300 m breite Grünbrücke ausreicht, um das Ziel zu erreichen, einen dauerhaften,ausreichenden Individuenaustausch zwischen getrennten Lebensräumen herzustellen� (FFH-VU, S. 17, Hervorhebung durch den BF).Tatsächlich standen selbst für PFISTER et al. (1997) nur Ergebnisse aus wenigen JahrenForschungstätigkeit zur Verfügung, so daß es für Aussagen über dauerhaften Individuen-austausch über Grünbrücken bis heute keine Grundlage gibt. Auch für die Behauptungder �Sicherstellung des Individuenaustausches für alle FFH-relevanten Anspruchstypen (Artender Felsfluren, Trocken- und Halbtrockenrasen ...)� in der FFH-VU (S. 17) fehlt jeglicheDatenbasis, da gerade diese Arten trocken-warmer Lebensräume bei den bisherigen Ar-beiten an Grünbrücken kaum untersucht wurden. Zudem wurden von PFISTER et al. (1997)wegen der nötigen Stichprobengröße nur im Untersuchungsgebiet häufige Arten unter-sucht, außerdem nur solche Arten, deren Biologie gut bekannt ist. Gesicherte Kenntnisseüber die Nutzung von Grünbrücken durch Individuen gibt es also nur von einer begrenz-ten Anzahl von Arten, darunter gerade nicht von den FFH-relevanten Arten der Porphyr-landschaft.

Die Aussagen der FFH-VU über die angebliche Wirksamkeit der Grünbrücke beruhen somitauf Vermutungen. Dem gegenüber sprechen die Fakten klar gegen die Wirksamkeit derGrünbrücke als eine die FFH-Lebensräume vernetzende Struktur:Selbst für die bereits untersuchten Tiergruppen konnte nur eine begrenzte Wirksamkeitvon Grünbrücken festgestellt werden. So gab es nach dem von PFISTER et al. (1997)wissenschaftlich begleiteten Bau der B 31 Neu trotz der Grünbrücken erhebliche Be-standsrückgänge einiger wirbelloser Tierarten im straßennahen Bereich. Querungen derTrasse durch flugunfähige Laufkäferarten verringerten sich nach dem Bau der Straße imBereich der Grünbrücken um 40%, an den Straßenabschnitten ohne Querungshilfen um95%. Selbst bei Einbeziehung aller Laufkäferarten (also einschließlich der flugfähigen) re-duzierte sich der Individuenaustausch um 32% bzw. 92%.Selbst im unmittelbaren Bereich von Grünbrücken bleibt also ein erheblicher Zerschnei-dungseffekt der Straße bestehen! Eine Kompensation der nahezu absoluten Barrierewir-kung der Straße an Abschnitten ohne Querungshilfen ist erst recht nicht möglich.

Um überhaupt eine gewisse Wirksamkeit einer Grünbrücke zu erreichen, sind Lebens-raumkorridore unerläßlich, wie auch die FFH-VU aufgrund der bisherigen Erfahrungen anGrünbrücken feststellt. Lediglich Tiere mit großem Aktionsradius können Grünbrücken alsreinen Ausbreitungskorridor nutzen. Schon von Kleinsäugern werden Grünbrücken nurdann angenommen, wenn sie ihre jeweils artspezifischen Lebensraumbedingungen auf-weisen; dies gilt erst recht für die meisten Wirbellosen (PFISTER et al. 1997). Es müßten also

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4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal34

1 Inzwischen auch publiziert von PARTZSCH (2000, 2001), s. S. 17 in diesem Band (Anm. d. Hrsg.).

Lebensraumkorridore über die Grünbrücke hinweggeführt werden, im Trassenbereich wäredafür die Neuschaffung von Lebensräumen notwendig.In der Porphyrlandschaft wird dies jedoch durch die hohe Mannigfaltigkeit an Arten er-schwert, für welche die Grünbrücke und die zuführenden Korridore als Lebensraum zudienen hätten. Für alle von der Zerschneidung betroffenen FFH-relevanten Arten (vgl.Liste Anhang V) geeignete Lebensbedingungen künstlich zu schaffen, dürfte ausgespro-chen schwierig sein; zumal hierfür auch die Mindest-Flächengrößen der einzelnen Artenvon Bedeutung sind. Nach neueren Untersuchungen benötigen viele Wirbellose mit0,5 - 1 km2 wesentlich größere Minimalareale, als lange angenommen wurde (HENLE & MÜH-LENBERG 1996).Es ist ausgeschlossen, daß gebietstypische Lebensräume überhaupt innerhalb einer ange-messenen Frist neu hergestellt werden können. Für die Funktion neu geschaffener Le-bensräume als Trittsteinbiotope bzw. Lebensraumkorridore sind vielmehr in der Porphyr-landschaft ähnliche Probleme zu erwarten, wie sie GRUTTKE (1997) in einer Agrarlandschaftfeststellte: Dort waren Waldstücke für die meisten von Fragmentation betroffenen Lauf-käferarten offenbar erst ab einem Mindestalter von 50 Jahren als Trittsteinbiotope geeig-net. Für die Porphyrlandschaft nördlich Halle weisen BLISS & PARTZSCH (1997)1 nach, daß dieBiodiversität und der Naturschutzwert der einzelnen Porphyrkuppen mit ihrem Alter zu-nimmt. Weniger als 60 Jahre alte Kuppen beherbergen eine deutlich geringere Zahl anPflanzenarten als ältere, dabei ist außerdem der Anteil von Trockenrasenarten (Arten derFestuco-Brometea und Sedo-Scleranthetea) wesentlich geringer. Statt dessen sind vorallem Ruderalarten stärker vertreten. Selbst Kuppen bis zu einem Alter von 140 Jahrenerreichen noch nicht die volle Artenzahl und das Artenspektrum der ältesten Kuppen.Als Lebensräume für die Arten der trockenen Heiden, Felsfluren und Trocken- und Halb-trockenrasen sind also jüngere Kuppen deutlich weniger geeignet als alte. Für neu ge-schaffene Lebensräume ist mit einer notwendigen Entwicklungsdauer von vielen Jahr-zehnten zu rechnen, bevor sie als �Trittsteinbiotope� für alle FFH-relevanten Arten funk-tionieren können.Die Artenzahl und der relative Anteil der Arten der Festuco-Brometea, Sedo-Scleranthe-tea und sonstiger Magerrasenarten steigt nach MAHN & PARTZSCH (1996) auch mit der Flä-chengröße der Porphyrkuppen. Dies kann angesichts des begrenzten Raumes (insbesonderedirekt auf der Grünbrücke) ein weiterer Faktor sein, welcher die Möglichkeit der Neuschaf-fung geeigneter Lebensräume limitiert.

Schlußendlich seien � am Rande � erhebliche Zweifel angemeldet, ob eine Grünbrücketatsächlich in der Ausführung gebaut werden kann, welche die Verträglichkeitsprüfungzugrunde legt. Die dafür notwendigen Finanzmittel sind nämlich in Wirklichkeit gar nichteingeplant. Im ROV wurden die Kosten der Vorzugslinie auf ca. 220 Millionen DM ge-schätzt, und zwar noch ohne jegliche Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen. Ein Vergleichmit den Kosten bereits errichteter Grünbrücken in Holland (z.B. Ecoduct �Woeste Hoeve�über die A 50: ca. 8 Millionen DM bei 50 m Breite, laut SLUITER 1995) läßt Kosten der hiergeplanten Grünbrücke von 250-300 m Breite auf mindestens 35 Millionen DM erwarten.Bei Einschluß der laut FFH-VU für das Funktionieren der Grünbrücke unverzichtbaren Le-bensraumkorridore können leicht Gesamtkosten von 40 Millionen DM erreicht werden.Laut dem aktuellen Investitionsplan 2002 der BG stehen für die A 143 zwischen Bennstedtund Wallwitz insgesamt 260,5 Millionen DM zur Verfügung, also lediglich ca. 40 Millionen DM

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mehr als die im ROV veranschlagte Summe. Die gesamten für Ausgleichs- und Ersatzmaß-nahmen bewilligten Mehrkosten würden also nur durch die eine Maßnahme der Grün-brücke verbraucht! Schon die beiden weiteren geplanten Grünbrücken bei Görbitz/Bei-dersee und im Muschelkalkgebiet bei Lieskau/Köllme/Bennstedt (Besonderes Schutzge-biet Nr. 123) wären nicht mehr finanzierbar, weitere Maßnahmen erst recht nicht.Angesichts der höchst angespannten Haushaltslage, welche gerade im genannten In-vestitionsplan 2002 besonders betont wird, ist eine Aufstockung der dort bewilligtenFinanzmittel nicht denkbar.

5.1.3. Lebensraumbeeinträchtigungen durch (fernwirksame) Störfaktoren

Zum Einfluß von u.a. Verlärmung, Beunruhigung, Schadstoffeintrag für Trockenrasen ur-teilt die UVS (S. 96): �Die weitere Zerstörung der Lebensräume vieler bedrohter Tier- undPflanzenarten ist betriebsbedingt sehr wahrscheinlich� (Die UVS ging dabei noch von Ver-kehrszahlen von 32.000 bis 35.000 Kfz/24h aus. Die aktuelle Verkehrsprognose sagt 60.000Kfz/24h voraus).Die Wirkung von Schadstoff- und Nährstoffeinträgen soll laut FFH-VU zwar durch die Grün-brücke und die weitgehende Lage der Trasse im Einschnitt vermindert werden, jedochfehlen dazu jegliche genauere Angaben. Die Einschnittlage der Trasse lag jedoch bereitsdem obigen Urteil der UVS zugrunde, und die abschirmende Wirkung der Grünbrücke istauf einen sehr eng begrenzten Bereich beschränkt. Die unter 4.1.3. beschriebenen Be-einträchtigungen werden also lediglich in völlig unzureichendem Maße reduziert.

Die erheblichen Beeinträchtigungen von Vogelarten (durch Lärm u.a. Lebensraumverlust/Minderung der Habitatqualität für Raubwürger und für Feldarten wie z.B. Grauammer,Braunkehlchen, Schafstelze) sollen laut FFH-VU durch die Optimierung der Vogellebens-räume in gering verlärmten Bereichen �kompensiert� werden. Mit der Notwendigkeit der�Kompensation� wird die Unmöglichkeit der Vermeidung bzw. ausreichenden Verminde-rung der Störungen zunächst anerkannt.Ausgleichsmaßnahmen sind innerhalb der FFH-VP nicht zu berücksichtigen. Außerdem hältselbst die FFH-VU eine Kompensation nur für �die meisten� (also nicht für alle!) betroffe-nen Vogelarten für möglich (S. 27).

5.2. Muschelkalkhänge westlich Halle (Besonderes Schutzgebiet Nr. 123)

Für das Muschelkalkgebiet wurde keine FFH-Verträglichkeitsprüfung durchgeführt, daherfehlen bisher detaillierte Untersuchungen zur Wirkung von Vermeidungs- und Minderungs-maßnahmen.Bezüglich der in der UVS (S. 78) vorgeschlagenen �geeigneten Bauwerke zur Sicherungder ökologischen Funktionsfähigkeit� sei auf die obigen Ausführungen (5.1.2.) zur be-grenzten Wirksamkeit solcher Querungshilfen verwiesen.Zur Wirkung der Optimierungsmaßnahmen urteilt die UVS (S. 97): �Restrisiken verbleibenbesonders durch die Zerschneidung von großräumigen Vernetzungsstrukturen.�

Beschwerde des NABU, Kap. 5: Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen, S. 31-35

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4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal36

6. Fazit: Zusammenfassung und Bewertung der verbleibendenBeeinträchtigungen der FFH-Gebiete durch die A 143Die Landesplanerische Beurteilung zur A 143 als Abschluß des Raumordnungsverfahrensbewertet die Ergebnisse der UVS wie folgt:�Der Verbleib äußerst hoher Restrisiken (der Vorzugsvariante) vor allem im Bereich derStandorte des Halleschen Porphyr- und Lieskauer Muschelkalkgebietes, stellt eine akute,nicht kalkulierbare Gefährdung für eine Vielzahl seltener bzw. bestandsbedrohter Pflanzen-und Tierarten dar. Schutzgutbezogen wird in der UVS wiederholt belegt, daß der Eingriffin Biotope, Boden, Wasser, Kultur- und Sachgüter, Landwirtschaft und Erholung trotzMinimierung nicht ausgleichbar ist� (RP 1995, S. 18).�Die zusammenfassende Bewertung der faunistischen Fachgutachten lehnt bereits auf-grund der hochgradig negativen Wirkungen (direkte Zerstörung, Zerschneidung vonBiotopkomplexen) alle vorgeschlagenen Trassenvarianten im Abschnitt 11 ab. Die Folgender Trassenführung sind für die hoch schutzwürdigen Gebiete (nördlich Bennstedt bisLieskau, Porphyrgebiet Gimritz) weder durch Ausgleichs- noch durch Ersatzmaßnahmen zubeheben oder entscheidend zu mindern� (Ebenda, S. 19).Die Landesplanerische Beurteilung stellt daher fest:�Aus Sicht des Naturschutzes ist das Vorhaben nicht vertretbar� (RP 1995, S. 22).Dieses Ergebnis des Raumordnungsverfahrens macht die Unverträglichkeit der A 143 mitdem Schutz der FFH-Gebiete deutlich. Für die �Muschelkalkhänge westlich Halle� (Beson-deres Schutzgebiet Nr. 123) ist diesem Urteil nichts hinzuzufügen.

Für das Besondere Schutzgebiet Nr. 118 wird dagegen in der FFH-VU der Versuchdeutlich, eine angebliche Verträglichkeit des Vorhabens mit den Schutzzielen der FFH-Gebiete künstlich zu konstruieren.So werden zuvor analysierte Auswirkungen der A 143 in der Zusammenfassung zum Teilschlicht geleugnet: Die auf S. 16 der FFH-VU festgestellten und sogar quantifiziertendirekten Zerstörungen von zum Teil prioritären FFH-Lebensraumtypen (vgl. 4.1.1.) lesensich in der Zusammenfassung (S. 27) wie folgt: �da nach bisherigem Kenntnisstand keine(...) prioritären Lebensraumtypen gemäß FFH-RL betroffen werden... �.Weitere Auswirkungen können laut FFH-VU nur durch Ausgleichsmaßnahmen kompen-siert werden (z.B. FFH-VU, S. 22: �Für die nicht vermeidbaren Beeinträchtigungen wer-den Ausgleichsmaßnahmen erforderlich�); damit wird zugleich die ungenügende Wirksam-keit der Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen anerkannt. Die Berücksichtigung vonAusgleichsmaßnahmen in der FFH-VP ist nicht nur formal unzulässig (FFH-RL Artikel 6 Ab-sätze 3 und 4), zum Teil ist auch die Wirksamkeit der Maßnahmen zweifelhaft, oder sie sindmit Nachteilen an anderer Stelle verbunden, oder der Verlust an Biotop-Qualität soll durchQuantität in der Fläche �kompensiert� werden (FFH-VU, S. 24).Häufig werden zudem Maßnahmen als �Ausgleich� verbucht, welche zur Erhaltung derFFH-Lebensräume ohnehin dringend notwendig sind, z.B.: �Lebensraumoptimierung ver-bleibender Sonderbiotope (...) z.B. durch Umsetzung spezieller Pflegemaßnahmen (z.B.Entbuschung, Mahd) bzw. (...) Schafbeweidung� (FFH-VU, S. 24).

Dagegen verbleiben laut UVS auch unter Berücksichtigung der Vermeidungs- und Minde-rungsmaßnahmen (einschließlich z.B. sogar mehrerer Querungsbauwerke und der �Opti-mierung� der Trasse zur Variante 4+) in jedem Fall nicht ausgleichbare Eingriffe, u.a.:Versiegelung, Zerschneidung bestehender, lebensraumvernetzender Biotopfunktionen,

Beschwerde des NABU, Kap. 6: Zusammenfassung und Bewertung, S. 36-37

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Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal 4.Sonderheft 37

Verinselung von Restflächen, Verlärmung von Tierlebensräumen und Schadstoffeintrag inhochempfindliche Biotopstrukturen. Zusammenfassend urteilt die UVS: �Auch bei Realisie-rung der genannten gesamten Kompensationsmaßnahmen verbleiben äußerst hohe Rest-risiken, insbesondere im Raum nördlich der Saale. Neben der direkten Zerstörung vonnaturnahen Biotopen sind insbesondere für die ausgeprägten faunistischen Funktionsbe-ziehungen nachhaltige und erhebliche Beeinträchtigungen zu befürchten, die nicht aus-gleichbar sind� (UVS, S. 83/84).Diese Ausführungen der UVS können in der FFH-VU nicht widerlegt werden.

Folgende unter Berücksichtigung aller Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen verblei-bende erhebliche Beeinträchtigungen der FFH-Gebiete durch die A 143 sind hervorzu-heben:

· Auch bei der inzwischen vorgesehenen Verschiebung der Trasse ist mit Totalverlustenvon FFH-Lebensräumen zu rechnen, welch u.U. sogar erheblicher sein können als ohnediese Trassen-�Optimierung� (vgl. 5.1.1). Gemäß ARBEITSGEMEINSCHAFT FFH-VERTRÄGLICHKEITS-PRÜFUNG (1999) ist jeder dauerhafte Flächenverlust an FFH-Lebensräumen als erheblicheBeeinträchtigung zu werten und führt daher zwingend zur Ablehnung des Vorhabens(negatives Ergebnis der FFH-VP). Aufgrund der hohen Dichte an FFH-Lebensräumenist demnach auch im gesamten Gebiet keine FFH-verträgliche Trassenführung möglich.

· Der Zerschneidungseffekt der Autobahntrasse kann durch die geplanten Maßnahmennur unwesentlich gemindert werden. Insbesondere ist die für die Wirksamkeit derGrünbrücke unerläßliche Neuschaffung von Lebensräumen als Trittsteinbiotope bzw.Lebensraumkorridore innerhalb angemessener Zeiträume nicht möglich, wie die Ent-stehungsgeschichte der Porphyrkuppen und ihrer Vegetation zeigt (vgl. 5.1.2.). Esmuß daher � entsprechend dem Urteil der UVS � mit gravierenden Beeinträchtigun-gen der FFH-Gebiete aufgrund der Barrierewirkung der Autobahn gerechnet werden.Darüber hinaus geben allein die unter 5.1.2. geschilderten Unsicherheiten über dieWirksamkeit von Grünbrücken hinreichenden Grund zur Ablehnung des Vorhabens, dalaut FFH-RL Artikel 6 Absatz 3 die Beweislast für die Verträglichkeit eines Planes bzw.eines Projektes mit den Schutzzielen der FFH-RL auf der Seite des Vorhabenträgersliegt. Die Effektivität der Grünbrücke kann jedoch in der FFH-VU nicht einmal wahr-scheinlich gemacht, geschweige denn �bewiesen� werden, vielmehr stützt sich dieArgumentation diesbezüglich auf Vermutungen und nicht belegte Behauptungen.

· Sämtliche weiteren Auswirkungen der A 143 auf die FFH-Gebiete (insbesondereLärm-, Schadstoff- und Nährstoffemissionen) können ebenfalls nicht entscheidend ver-mindert werden, so daß auch hier erhebliche Beeinträchtigungen verbleiben.

· Großräumig betrachtet, wird die Einbindung der FFH-Gebiete in die Agrarlandschaftdurch die A 143 besonders auch in solchen Abschnitten beeinträchtigt, wo keineunmittelbare Durchquerung der FFH-Gebiete erfolgt. So werden Agroökosystemenördlich und südlich der geplanten Grünbrücke dauerhaft geteilt. Hier werden dieNegativwirkungen der Autobahn in allen Details landschaftswirksam, was auch kilome-terweit zur Isolation der FFH-Gebiete führt. Die kurze Strecke der Grünbrücke steht inkeinem Verhältnis zum Ausmaß der dauerhaft geteilten Landschaft.

Zusammengefaßt ist festzustellen, daß jeder einzelne der genannten Wirkfaktoren schonfür sich allein zu gravierenden Beeinträchtigungen der FFH-Gebiete führt. Das Ergebnis derFFH-Verträglichkeitsprüfung ist als negativ zu werten. Die Trassenführung der A 143 �Westumfahrung Halle durch die FFH-Gebiete �Porphyrlandschaft nordwestlich Halle� und�Muschelkalkhänge westlich Halle� ist laut FFH-RL Artikel 6 Absatz 3 nicht zulässig.

Beschwerde des NABU, Kap. 6: Zusammenfassung und Bewertung, S. 36-37

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4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal38

7. Alternativen

Aus FFH-RL Artikel 6 Absatz 4 folgt die Pflicht zur Wahl der Alternative mit der geringstenBeeinträchtigung von FFH-Gebieten (IVEN, K. 1996). Eine Streckenführung ohne Beein-trächtigung von FFH-Gebieten ist im gesamten bisher (im ROV) untersuchten Planungs-raum nicht möglich. Bei der Prüfung von Alternativen muß demnach die Suche nachanderen verkehrlichen Lösungen für die Ziele der A 143 im Vordergrund stehen.

In Anlage II werden Alternativlösungen zur A 143 anhand einer Analyse der Ziele desVorhabens, der Verkehrsströme und der Verkehrsprognosen ausführlich dargestellt. Dem-nach stehen folgende Alternativen zur A 143 (Abschnitt Bennstedt�Wallwitz) zur Verfü-gung:

· Nutzung der B 86/B 180 einschließlich der dort ohnehin geplanten bzw. schon im Baubefindlichen Ortsumgehungen für den Fernverkehr in der Relation A 38�A 14,

· Anbindung der Stadt Halle an die A 38 über den Südabschnitt der A 143 und die B 80sowie Anbindung der Stadt Leipzig an die Südharzautobahn über A 38 und B 95,

· Nutzung der A 9/A 14 für Fernverkehre in Nord-Süd-Richtung sowie der A 38 (Südum-fahrung des Raumes Halle/Merseburg/Leipzig) für Fernverkehre in Ost-West-Richtung,

· stadtnahe Alternativen für den Regionalverkehr mit überwiegender Nutzung vorhan-dener und bereits im Bau befindlicher Straßen bzw. in Bündelung mit vorhandenerBahntrasse (stadtnahe Westumfahrung von Halle mit nördlichem Saaleübergang imBereich Lettin/Trotha sowie eine südlich-östliche Verbindung von der A 38/A 143 zur A14 mit südlichem Saaleübergang entlang der Kasseler Bahn).

Wie Anlage II ausführt, können die Ziele der A 143 also auf anderem Wege erreichtwerden, welche sogar in ihrer verkehrlichen Wirkung effektiver und dabei auch nochkostengünstiger sind als die Autobahn. Damit erübrigt sich die Suche nach Trassen-Alter-nativen. Doch sei darauf verwiesen, daß verträglichere Trassenführungen im Planungs-raum ohnehin nicht möglich sind, wie u.a. die UVS beweist (vgl. Anlage II, Punkt 4).Bei der Suche nach Trassenalternativen wäre demnach vorher eine neue Korridorfestle-gung erforderlich. Dabei sind die Aspekte des europäischen Naturschutzrechtes einzube-ziehen, was bisher versäumt wurde.

Beschwerde des NABU, Kap. 7: Alternativen, S. 32

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Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal 4.Sonderheft 39

8. Abwägung

Nach FFH-RL Artikel 6 Absatz 4 kann einem Projekt bei negativem Ergebnis der Verträglich-keitsprüfung nur zugestimmt werden, wenn keine Alternativen vorhanden sind und wennzwingende Gründe des überwiegenden öffentlichen Interesses vorliegen.Demnach ist das Vorhaben �A 143 � Westumfahrung Halle� schon aufgrund der unter 7.(i.V. mit Anlage II) dargelegten Alternativen abzulehnen.

Selbst im Falle des Fehlens prioritärer Arten bzw. Lebensräume im betroffenen FFH-Gebietund auch ohne vorhandene Alternativen könnte eine Zustimmung zu einem Projekt nachArtikel 6 Absatz 4 Unterabsatz 1 nur im Ausnahmefall erfolgen.Für die Rechtfertigung eines solchen Ausnahmefalls ist eine Abwägung zwischen den fürdas Autobahnprojekt ins Feld geführten öffentlichen Belangen und den Belangen deseuropäischen Arten- und Habitatschutzes erforderlich (FREYTAG & IVEN 1995). Dabei ist diebesondere Bedeutung zu berücksichtigen, die dem Schutz des gemeinschaftlichen Natur-erbes der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union zukommt (vgl. z.B. 4. Begründungser-wägung der FFH-RL).Mit der Zulassung lediglich �zwingender� Gründe des �überwiegenden� öffentlichen In-teresses gibt der europäische Gesetzgeber für solche Ausnahmen eine doppelte strengeEinschränkung. Nach dem Grundsatz, daß Ausnahmen eng auszulegen sind (vgl. z.B. IVEN

1996, NIEDERSTADT 1998), können nur Gründe von außerordentlichem Gewicht eine solcheAusnahme begründen. Für die hier betroffenen FFH-Gebiete greift noch zusätzlich dieVerschärfung der Ausnahmeregelung gemäß Artikel 6 Absatz 4 Unterabsatz 2 FFH-RL, dahier prioritäre Lebensräume bzw. Arten nach FFH-RL Anhang I bzw. II durch das Vorhaben�A 143 - Westumfahrung Halle� erheblich beeinträchtigt werden (Für die Anwendbarkeitvon Artikel 6 Absatz 4 Unterabsatz 2 FFH-RL ist allerdings schon allein das Vorkommenprioritärer Lebensräume bzw. Arten im Gebiet hinreichend).Dabei ist es sehr zweifelhaft, ob wirtschaftliche und soziale Erwägungen überhaupt als�zwingende Gründe des überwiegenden öffentlichen Interesses� im Sinne des Artikels 6Absatz 4 Unterabsatz 2 FFH-RL geltend gemacht werden können. Mit dieser Vorschrifterhalten nämlich prioritäre Gebiete einen substantiell strengeren Schutz gegenüber nicht-prioritären. Das Fehlen eines entsprechenden Hinweises im Unterabsatz 2 auf die in Unter-absatz 1 ausdrücklich erwähnten wirtschaftlichen und sozialen Belange ist ein deutlichesZeichen für die Absicht des europäischen Gesetzgebers, solchen Belangen keinen Vorrangvor dem Schutz prioritärer Gebiete zu geben.Selbst wenn wirtschaftliche und soziale Erwägungen generell als mögliche Ausnahmegrün-de akzeptiert werden könnten, so kämen doch nur solche von höchstem Stellenwert inFrage. Angesichts der hohen Bedeutung, welche die EU dem europäischen Arten- undHabitatschutz beimißt (z.B. 4. Erwägungsgrund der FFH-RL), kann also ein solcher besondersstrenger Ausnahmefall nur durch Projekte von ganz außerordentlicher Bedeutung be-gründet werden.Anhaltspunkte für den nötigen Stellenwert der Belange, welche nach FFH-RL Artikel 6Absatz 4 Unterabsatz 2 für eine ausnahmsweise Zustimmung zu einem Projekt geltendgemacht werden können, geben die Stellungnahmen der Kommission zum geplanten Bauder Bundesautobahn A 20 (Stellungnahme vom 27. 4. 1995 A 20 � Trebel- und Recknitz-tal; Stellungnahme vom 18. 12. 95 zur Querung des Peenetals). Als wirtschaftliche/ver-kehrspolitische Gründe zur Rechtfertigung des Autobahnbaus führt die Kommission dort

Beschwerde des NABU, Kap. 8: Abwägung, S. 39-40

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4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal40

an: die ungewöhnlich hohe Arbeitslosenrate in Mecklenburg-Vorpommern; die Eigenschaftdes Bundeslandes als zurückliegendes Gebiet, das durch EU-Strukturfond gefördert wird;die Bedeutung der A 20 als Teil des Transeuropäischen Verkehrsnetzes und als Verkehrs-projekt Deutsche Einheit. Es handelt sich also um Gründe von weitreichender, überregio-naler, quasi gesamtstaatlicher (sogar europäischer) Bedeutung. Dabei waren im Falle derA 20 prioritäre Gebiete noch nicht einmal direkt betroffen!Eine ähnlich hohe Bedeutung kann der A 143 keinesfalls zugemessen werden:Wie aus Anlage II hervorgeht, kommt eine überregionale Bedeutung lediglich der Süd-harzautobahn (A 38) als Ost-West-Verbindung zu, selbst diese hat jedoch angesichtsbestehender Alternativen für den Ost-West-Verkehr (vgl. Anlage II, Punkt 1., Zu a))keinen europäischen Rang. Daher ist die A 38/A 143 auch kein Bestandteil des Transeuro-päischen Verkehrsnetzes � im Gegensatz z.B. zur A 20. Zwar gehört auch die A 38/A 143zu den Verkehrsprojekten Deutsche Einheit, dabei ist jedoch der Abschnitt AS Bennstedt� AD Wallwitz der A 143 lediglich �Ergänzung� und für die überregionale Funktion desVPDE Nr. 13 als Ost-West-Verbindung gänzlich überflüssig (vgl. Anlage II, Punkt 1., Zu a))in Verbindung mit Abbildung IIa, S. 56), daher kann diesem Abschnitt auch nicht dieBedeutung eines VPDE beigemessen werden. Für die A 143 verbleibt lediglich eine regio-nale Funktion als Verbindung von der A 38 zur A 14 und eine lokale Bedeutung als (ineffi-ziente!) Ortsumgehung für die Stadt Halle.Die geringe verkehrliche Bedeutung der A 143 erreicht also bei weitem nicht einen sol-chen Stellenwert, wie ihn z.B. die Kommission in der oben zitierten Stellungnahme alsnotwendig für die Begründung eines Ausnahmefalls erachtet hat. Bei der A 143 wärenhingegen sogar noch höhere Maßstäbe anzusetzen, da hier im Gegensatz zur A 20 priori-täre Gebiete direkt betroffen sind. Der in Abschnitt 3 ausführlich dargestellte einmaligeWert der von der Autobahnplanung betroffenen FFH-Gebiete sei hier nochmals hervorge-hoben.Mit ganz ungewöhnlicher Deutlichkeit haben sich auch zahlreiche namhafte Wissenschaft-ler und Künstler für den Erhalt dieses einzigartigen Naturraums und ausdrücklich gegenden Bau der A 143 ausgesprochen (Petition aus dem Jahre 1999, ab S. 64 in vorliegen-dem Band).Den verbleibenden lokalen/regionalen verkehrlichen Funktionen der A 143 könnte selbstohne die vorhandenen Alternativen keine überregionale Bedeutung von europäischemRang zugemessen werden; ein Vorrang gegenüber dem Schutz der Gebiete von gemein-schaftlicher Bedeutung ist gänzlich ausgeschlossen. Daraus folgt zwingend die Ablehnungdes Vorhabens A 143 (Abschnitt AS Bennstedt � AD Wallwitz) gemäß Artikel 6 Absatz 4FFH-RL.Auch die bestehenden Alternativen für die verbleibenden verkehrlichen Funktionen lassenkein anderes Abwägungsergebnis zu.

Beschwerde des NABU, Kap. 8: Abwägung, S. 39-40

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Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal 4.Sonderheft 41

9. Liste der Verstöße der BG gegen die FFH-RL

Aus den obigen Ausführungen sind folgende Verstöße der BG gegen die FFH-RL im Zu-sammenhang mit der Planung der Autobahn A 143 ersichtlich:

I. a) Verstoß gegen die FFH-RL Artikel 6 Absatz 3 durch Verzicht auf die Durchfüh-rung einer FFH-Verträglichkeitsprüfung für das Besondere Schutzgebiet Nr. 123.Durch die nationale Umsetzung der FFH-RL in §§ 19c-d BNatschG ist die FFH-Verträglich-keitsprüfung dem Linienbestimmungsverfahren nach § 16 Bundesfernstraßengesetz bzw.§ 2 Absatz 1 Verkehrswegeplanungsbeschleunigungsgesetz zugeordnet. Das Linienbe-stimmungsverfahren wurde im November 1999 abgeschlossen (Mitteilung der BG an denBF vom 7. 12. 1999). Eine FFH-Verträglichkeitsprüfung wurde dabei nur für die bereitsgemeldeten FFH-Gebiete bei Gimritz und bei Brachwitz durchgeführt, jedoch nicht für dasBesondere Schutzgebiet Nr. 123. Laut FFH-RL Artikel 6 Absatz 3 ist eine FFH-VP jedochschon dann durchzuführen, wenn lediglich die Möglichkeit einer erheblichen Beeinträchti-gung des Gebietes besteht. Bei einem Projekt der Größenordnung einer Autobahn, diezudem das betreffende FFH-Gebiet durchschneidet, ist eine solche Möglichkeit in jedemFalle gegeben. Zudem weist die UVS im Rahmen des Raumordnungsverfahrens ausdrück-lich auf gravierende Effekte der A 143 auf das Gebiet hin.Die BG kann sich auch nicht darauf berufen, daß die Schutzwirkungen des Artikels 6 FFH-RL auf das Besondere Schutzgebiet Nr. 123 noch nicht anzuwenden wären. Die Anwend-barkeit dieser Schutzvorschriften auf das Gebiet wird im Kapitel 2 dieser Beschwerdebegründet.Die erfolgte Linienbestimmung ist folglich mit europäischem Recht nicht vereinbar, sie istsomit nichtig. Das Verfahren ist neu aufzunehmen, darin ist eine FFH-Verträglichkeitsprü-fung für das Besondere Schutzgebiet Nr. 123 zu integrieren.

I. b) Verstoß gegen die FFH-RL Artikel 6 Absatz 3 aufgrund unzulänglicher FFH-Verträglichkeitsprüfung für die FFH-Gebiete bei Gimritz und bei Brachwitz. Die FFH-VUbildet keine ausreichende Grundlage für die Beurteilung der Auswirkungen der A 143 aufdie FFH-Gebiete. Insbesondere wurden die Beeinträchtigungen durch Nährstoff- und Schad-stoffemissionen und durch Randeffekte lediglich erwähnt, jedoch nicht analysiert (vgl.5.1.3.), sowie bei der Bewertung des Zerschneidungseffektes die hierfür einzig relevantePopulationsebene vernachlässigt (vgl. 4.1.2.).

II. Verstoß gegen Artikel 6 Absatz 3 letzter Teilsatz FFH-RL durch fehlende Öffent-lichkeitsbeteiligung im Zusammenhang mit der FFH-Verträglichkeitsprüfung für die gemel-deten FFH-Gebiete bei Gimritz und bei Brachwitz.Die nationale Umsetzung der FFH-Richtlinie durch die §§ 19a bis 19f BNatschG sieht zwareine Beteiligung der Öffentlichkeit nicht vor. Gemäß Artikel 6 Absatz 3 letzter Teilsatz FFH-RLkann aber auf die Öffentlichkeitsbeteiligung nur unter Berücksichtigung der Gegebenheitendes Einzelfalls verzichtet werden (GELLERMANN 1996), der nationale Gesetzgeber hat folglichkein Recht, die Öffentlichkeitsbeteiligung generell auszuschließen. Die Umsetzung der FFH-RL in nationales Recht ist also in dieser Hinsicht offensichtlich ungenügend. Daher ist bezüg-lich der Öffentlichkeitsbeteiligung eine unmittelbare Wirkung der FFH-RL anzunehmen, daEU-Richtlinien gemäß Artikel 189 Absatz 3 und Artikel 5 EG-Vertrag zumindest für Behördenunmittelbar wirksam werden können (FREYTAG & IVEN 1995). Um eine solche Verpflichtungstaatlicher Behörden zu begründen, ist gemäß EuGH-Urteil vom 11. 8. 1995, Rs C-431/92(�Großkrotzenburg�) keine subjektive Betroffenheit erforderlich (vgl. NIEDERSTADT 1998).

Beschwerde des NABU, Kap. 9: Verstöße gegen die FFH-RL, S. 41-43

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4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal42

Im konkreten Falle ist auch die von der BG (mit Schreiben an den BF vom 7. 12. 1999)angekündigte Verschiebung der Öffentlichkeitsbeteiligung auf das noch folgende Plan-feststellungsverfahren (PFV) unzulässig, weil die Aspekte des europäischen Naturschutz-rechtes im PFV nicht mehr berücksichtigt werden können. Diese Aspekte fließen vielmehrgemäß §§ 19c und 19d BNatschG lediglich in die Linienbestimmung ein, welche also dieabschließende Entscheidung über die Zulässigkeit des Vorhabens im Sinne der FFH-RLArtikel 6 Absätze 3 und 4 darstellt. Folglich hat auch die Öffentlichkeitsbeteiligung gemäßArtikel 6 Absatz 3 letzter Teilsatz FFH-RL im Linienbestimmungsverfahren zu erfolgen.Die FFH-RL selbst gibt keine Kriterien für die Einzelfallentscheidung über die Anhörung derÖffentlichkeit nach Artikel 6 Absatz 3 an. Da es zur Anhörung der Öffentlichkeit im Ge-meinschaftsrecht eine Entsprechung in der Richtlinie 85/337/EWG über die Umweltver-träglichkeitsprüfung (UVP-RL) gibt, sind die dort verwendeten Kriterien heranzuziehen.Nach UVP-RL Artikel 6 in Verbindung mit der Projektdefinition nach Artikel 2 und AnhangII ist demnach für Autobahnprojekte eine Öffentlichkeitsbeteiligung vorzusehen.Außerdem hat sich die BG im Falle der A 143 in ihrem Schreiben an den BF bereits für eineÖffentlichkeitsbeteiligung nach FFH-RL entschieden � mit der angekündigten Verschie-bung auf das PFV hat sie hierfür allerdings eine unzulässige Abfolge der Verfahrensschrittegewählt.Die erfolgte Linienbestimmung verstößt damit schon allein wegen der fehlenden Anhö-rung der Öffentlichkeit gemäß Artikel 6 Absatz 3 letzter Satz FFH-RL gegen europäischesRecht, sie ist daher nichtig.

III. Verstoß gegen Artikel 6 Absatz 3 Satz 2 in Verbindung mit Artikel 6 Absatz4 FFH-RL.Mit der Linienbestimmung hat die BG dem Projekt A 143 die Zustimmung im Sinne vonFFH-RL Artikel 6 Absatz 3 und 4 (BNatschG §§ 19c und 19d) ausgesprochen.Das Ergebnis der von der BG zuvor durchgeführten Verträglichkeitsprüfung nach Artikel 6Absatz 3 wurde dem BF bisher nicht mitgeteilt. Ein eventuell von der BG nicht als negativgewertetes Ergebnis der Verträglichkeitsprüfung wird hiermit hilfsweise beanstandet. DieAusführungen der Kapitel 3. bis 6. machen deutlich, daß erhebliche Beeinträchtigungender FFH-Gebiete durch die A 143 unvermeidbar sind. Das Ergebnis der FFH-VP ist demnachals negativ zu werten.Eine Zustimmung wäre demnach nur (unter Einbeziehung der Kommission) gemäß Artikel6 Absatz 4 Unterabsatz 2 FFH-RL möglich (siehe aber Verstöße Nr. IV-VI !).

IV. Verstoß gegen Artikel 6 Absatz 4 Satz 1 FFH-RL durch fehlende Prüfung bzw.unzureichende Berücksichtigung vorhandener Alternativlösungen.In Kapitel 7 in Verbindung mit Anlage II sind mögliche Alternativen zur A 143 ausführlichdargestellt. Diese Vorschläge waren der BG auch rechtzeitig bekannt: sie wurden durchden BF bereits im Jahre 1995 in das Raumordnungsverfahren eingebracht und danachmehrfach von verschiedenen Seiten in Erinnerung gerufen (vgl. z.B. die Petition vomSommer 1999, ab S. 64 in diesem Band).§ 19c Absatz 3 BNatschG macht deutlich, daß die Alternativenprüfung sich auf den Zweckdes Vorhabens zu beziehen hat. Demnach sind nicht nur Trassen- oder Ausführungsalter-nativen, sondern generell alle denkbaren Lösungsmöglichkeiten zu prüfen.In keinem Planungsabschnitt wurden grundsätzlich andere Lösungen für die Ziele des hierbetrachteten Abschnitts der A 143 erwogen.

Beschwerde des NABU, Kap. 9: Verstöße gegen die FFH-RL, S. 41-43

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Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal 4.Sonderheft 43

Vor allem jedoch sind weder bei der Auswahl des Planungskorridors noch bei der folgen-den Prüfung von Trassenvarianten im Raumordnungsverfahren die Aspekte des europäi-schen Naturschutzrechtes berücksichtigt worden, schon allein aus diesem Grunde wäre imLinienbestimmungsverfahren eine zusätzliche Alternativenprüfung nach FFH-RL Artikel 6Absatz 4, also unter Berücksichtigung des Schutzes der betroffenen Gebiete nach FFH-RLund unter Einbeziehung von grundsätzlich anderen Lösungen für die Ziele der A 143,erforderlich gewesen. Eine solche Alternativenprüfung fand im Linienbestimmungsverfah-ren offenbar nicht statt.Somit hält die Linienbestimmung schon allein aufgrund der fehlenden Alternativenprüfungnach FFH-RL Artikel 6 Absatz 4 europäischem Recht nicht stand, sie ist daher nichtig.Aufgrund der vorhandenen Alternativen hätte diese Prüfung zur Ablehnung des Vorha-bens führen müssen.

V. Verstoß gegen Artikel 6 Absatz 4 Unterabsatz 2 FFH-RL durch Nichtbeteiligungder Kommission. In den betroffenen FFH-Gebieten kommen prioritäre Lebensräume vor.Erwägungen im Zusammenhang mit der menschlichen Gesundheit oder der öffentlichenSicherheit bzw. positive Umweltauswirkungen kommen bei einer Autobahnplanung offen-sichtlich nicht in Betracht. Eine Entscheidung über das Projekt ist daher gemäß FFH-RLArtikel 6 Absatz 4 Unterabsatz 2 (BNatschG § 19c Absatz 4) erst nach Stellungnahme derKommission möglich.Die Linienbestimmung ist damit nichtig. Eine gültige Linienbestimmung könnte frühestensnach Berücksichtigung einer Stellungnahme der Kommission erfolgen.

Die Kommission hat erklärt, solche Stellungnahmen erst dann abgeben zu können, wenndie Voraussetzungen für eine Beurteilung der Verträglichkeit von Plänen und Projektenmit dem Schutzgebietssystem �Natura 2000� geschaffen sind. Dies ist aufgrund der unzu-reichenden Gebietsmeldungen nach Artikel 4 Absatz 1 FFH-RL durch die BRD derzeit nichtder Fall (vgl. Klage der EU-Kommission gegen Deutschland vom 24. 2. 1999 wegen unzu-reichender Umsetzung der FFH-Richtlinie). Die Planungen zur A 143 sind daher zumindestso lange zu stoppen, bis die Voraussetzungen für eine Stellungnahme der Kommissiongegeben sind.

VI. Verstoß gegen Artikel 6 Absatz 4 Unterabsatz 2 FFH-RL durch falsche Abwägung.Bei der Präsenz prioritärer Arten bzw. Lebensräume werden durch die FFH-RL außeror-dentlich strenge Maßstäbe an mögliche Gründe angelegt, die für eine ausnahmsweiseZustimmung zu einem Projekt geltend gemacht werden können. Wie in Kapitel 8. darge-legt, muß die Abwägung nach Artikel 6 Absatz 4 Unterabsatz 2 FFH-RL zur Ablehnung desVorhabens führen. Die Linienbestimmung verstößt somit gegen europäisches Recht, sieist daher nichtig.Die Weiterführung des Autobahnprojektes �A 143 � Westumfahrung Halle� (Abschnitt ASBennstedt � AD Wallwitz) ist nach FFH-RL nicht zulässig.

Beschwerde des NABU, Kap. 9: Verstöße gegen die FFH-RL, S. 41-43

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4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal44

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Beschwerde des NABU: Literatur, S. 44-46

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4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal46

Anlage I: Arten,welche laut EUROPÄISCHER KOMMISSION (1995)bzw. SSYMANK et al. (1998) die im Gebiet vor-kommenden Lebensraumtypen nach FFH-RL Anhang I charakterisieren (�FFH-relevanteArten�).Die Vorkommen dieser Arten in dem FFH-Lebensraumtyp, den sie charakterisieren,sind faktisch den Arten nach FFH-RL AnhangII gleichgestellt.

Erfaßt sind im FFH-Gebiet �Porphyrlandschaftnordwestlich Halle� nachgewiesene Arten.Mit �#� gekennzeichnete Arten sind überdiesin unmittelbarer Nähe der geplanten A 143nachgewiesen (WALLASCHEK et al. 1996).

4030 Europäische Trockene Heiden

Pflanzen:Calluna vulgaris, Danthonia decumbens,Genista pilosaVögel:Oenanthe oenanthe

Reptilien:Lacerta agilis

HeuschreckenMyrmeleotettix maculatus #, Stenobothrusstigmaticus #

SchmetterlingeHipparchia semele #� Issoria lathonia #, Ly-caena phlaeas #, Plebejus argusKäferBradycellus caucasicus, Bradycellus ruficollis,Calathus melanocephalus

HautflüglerAnthophora bimaculata, Colletes similis, Da-sypoda hirtipes, Halictus leucaheneus

ZweiflüglerPipizella virens, Sphaerophoria scripta

WanzenOrthotylus ericetorumSpinnenEresus cinnaberinus #

Beschwerde des NABU, Anlage I: FFH-relevante Arten S. 46-47

Richtlinie 85/337/EWG des Rates vom 27. Juni 1985 über dieUmweltverträglichkeitsprüfung bei bestimmten öffentlichenund privaten Projekten. Amtsbl. der EG Nr. L 175 vom05.07.1985, Brüssel.

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Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal 4.Sonderheft 47

Fütternde Sperbergrasmücke, Sylvia nisoria,eine auch nach Anhang I der EU-Vogelschutz-richtlinie geschützte Art. Im Unteren Saaletalfindet sie sowohl in den Auen als auch an mitGebüsch bestandenen warmen Hängen geeig-nete Lebensbedingungen. Foto: Hauckner

Beschwerde des NABU, Anlage I: FFH-relevante Arten S. 46-47

6210 Festuco-Brometetalia

Pflanzen:Achillea pannonica #, Agrostis capillaris, An-thyllis vulneraria, Astragalus danicus, Brac-hypodium pinnatum, Bromus erectus, Cam-panula glomerata, Carex caryophyllea, Carexericetorum, Carex humilis #, Carex supina,Carlina vulgaris, Centaurea scabiosa, Cirsiumacaule, Dianthus carthusianorum #, Eryngi-um campestre #, Erysimum crepidifolium #,Euphorbia cyparissias #, Festuca rupicola #,Festuca valesiaca, Hippocrepis comosa,Koeleria macrantha, Koeleria pyramidata, Lu-zula campestris, Lychnis viscaria, Ononis re-pens, Ononis spinosa #, Orchis morio #,Pulsatilla vulgaris #, Scabiosa canescens #,Seseli hippomarathrum, Saxifraga granulata,Silene otites, Stipa capillata, Stachys recta #,Thymus pulegioidesVögel:Alauda arvensis, Emberiza citrinella, Laniuscollurio, Sylvia nisoria

HeuschreckenChorthippus brunneus, Chorthippus mollis #,Gryllus campestris #, Myrmecophila acer-vorum, Oedipoda caerulescens #, Omoces-tus haemorrhoidalis #, Platycleis albopunc-tata #, Stenobothrus lineatus #, Steno-bothrus stigmaticus #

SchmetterlingeColias alfacariensis, Lictoria achilleae, Mesoa-cidalia aglaja #, Papilio machaon, Pyrgusmalvae #, Zygaena carniolicaKäferAmara consularis, Amara eurynota, Callistuslunatus, Cymindis angularis, Cymindis axilla-ris, Dromius notatus, Harpalus azureus, Lici-nus cassidens, Panagaeus bipustulatus

HautflüglerAndrena curvungula, Andrena fulvago, Da-sypoda hirtipes, Eucera tuberculata, Mega-chile pillidens

SpinnenEresus cinnaberinus, Pardosa monticola #

WeichtiereChondrula tridens, Cochlicopa lubricella, He-licella itala, Pupilla muscorum #, Truncatelli-na cylindrica #, Vallonia costata #, Valloniaexcentrica

8230 Silikatfelsen mit PioniervegetationPflanzen:Veronica verna #, Cerastium pumilum #,Gagea bohemica, Myosotis stricta #, Rumexacetosella #, Scleranthus perennis #, Se-dum acre #, Sedum sexangulare #,Trifolium arvense #

WeichtierePupilla muscorum #, Truncatellina cylindrica #

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4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal48

Anlage II: Alternativen zur A 143 – Westumfahrung Halle

Aus FFH-RL Artikel 6 Absatz 4 folgt die Pflicht zur Wahl der Alternative(n) mit der gerings-ten Beeinträchtigung von FFH-Gebieten (IVEN 1996). Eine Streckenführung ohne Beein-trächtigung von FFH-Gebieten ist im gesamten bisher (im ROV) untersuchten Planungs-raum nicht möglich (vgl. Abschnitt 5 dieser Anlage, S. 54). Bei der Prüfung von Alternati-ven muß demnach die Suche nach anderen verkehrlichen Lösungen für die Ziele derA 143 im Vordergrund stehen.Dabei sei betont, daß es hier lediglich um Alternativen für den nördlich der B 80 gelegenenAbschnitt der A 143 geht, der von der eigentlichen Südharzautobahn unabhängig ist.

Für das Auffinden von Alternativen ist eine Analyse der mit der A 143 verfolgten Ziele, derVerkehrsströme sowie der den Planungen zugrunde liegenden Verkehrsprognosen erfor-derlich.

1. Die Ziele der A 143 � Westumfahrung Halle

Die A 143 ist formal ein Bestandteil des �Verkehrsprojektes Deutsche Einheit Nr. 13�, dervon Göttingen nach Halle führenden �Südharzautobahn� (A 38/A 143). Dieses Verkehrs-projekt verfolgt folgende Ziele (laut BMV 1992, DEGES, ROV):a) Verbindung der Oberzentren Kassel/Göttingen und Halle/Leipzig sowie der Räume Hal-

le/Leipzig zu Rhein-Ruhr (ROV, S. 2), darüber hinaus Aufnahme eines Teils des Schwer-lastverkehrs zwischen Westeuropa (Frankreich, Holland) und dem Osten (Polen, GUS).Angemessene Verkehrsverbindung bei gleichzeitiger Entlastung der Ortsdurchfahrten.

b) Eine Stärkung der industriell gewerblichen Wirtschaft im südlichen Harzrandgebiet so-wie im Raum Halle/Merseburg/Leipzig durch (bzw. in Verbindung mit) verbesserte(n)Marktzugangs- und Absatzchancen (dies Ziel gilt �in besonderer Weise�) (ROV, S. 6).

c) Umfahrung für die Städte Halle und Merseburg in Nord-Süd-Richtung und für Leipzig inOst-West-Richtung erforderlich (ROV, S. 2); Entlastung der Ortsdurchfahrten,insbesondere der Stadt Halle.

Zu a)Die Schaffung �einer leistungsfähigen Verkehrsverbindung zwischen den Räumen Halle/Leipzig und Kassel/Göttingen� wird stets als Hauptziel der Planungen zur A 38/A 143angegeben (BMV 1992, Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen von 1992, ROV, DEGES).Der in vorliegendem Papier betrachtete nördlich der B 80 gelegene Abschnitt der A 143(Abschnitt AS Bennstedt�AD Wallwitz) ist jedoch für die Verwirklichung dieses Zieles derSüdharzautobahn gänzlich überflüssig. Dies wird durch einen Blick auf die Übersichtskarte(Abbildung IIa, S. 56) deutlich:

· Die Anbindung der Stadt Halle an die Südharzautobahn erfolgt über den südlichenAbschnitt der A 143 (AD Lauchatal�AS Bennstedt) und weiter über die B 80, welchehier bereits heute autobahnähnlich ausgebaut ist.

· Die Verbindung nach Leipzig und weiter darüber hinaus Richtung Osten erfolgt überden südlichen Zweig der A 38 (Südumgehung Raum Halle/Merseburg und Leipzig).

Beschwerde des NABU, Anlage II: Alternativen, S. 48-58

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Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal 4.Sonderheft 49

Beschwerde des NABU, Anlage II: Alternativen, S. 48-58

Der nördliche Abschnitt der A 143 ist also Ergänzung, nicht notwendiger Bestandteil desVPDE Nr. 13. Diese Auffassung wird auch seitens Planer der Autobahn bestätigt:

· Fast die gesamte Strecke der eigentlichen Südharzautobahn innerhalb des LandesSachsen-Anhalt (A 38 von der Landesgrenze zu Thüringen bis zur L 181 und dersüdliche Abschnitt der A 143 bis zur AS Bennstedt, insgesamt ca. 100 km) wurde ineinem einzigen Raumordnungsverfahren behandelt; der kurze nördliche Abschnitt derA 143 (13 km) wurde durch ein gesondertes Raumordnungsverfahren schon frühzeitigplanerisch von der Südharzautobahn abgetrennt.

· In diesem Raumordnungsverfahren wird die A 143 ausdrücklich als �Ergänzung� zurA 38 bezeichnet. Der Erläuterungsbericht stellt fest: �Im Westen von Halle wird dieA 38 durch die A 143 - Westumfahrung Halle � ergänzt.� (ROV, S. 3, Hervorhebungdurch den BF)

· In ihrer Antwort auf die Stellungnahme des BF im Planfeststellungsverfahren zum süd-lich anschließenden Abschnitt der A 143 (Holleben-Bennstedt, VKE 4221.2) führt dieAutobahnplanungsgesellschaft aus: �Eine Verkehrswirksamkeit der vorliegenden VKE(...) ist, unabhängig von der nördlichen Weiterführung, gegeben� (DEGES 2000, Her-vorhebung durch den BF).

Das Hauptziel des VPDE Nr. 13 kann somit nicht zur Begründung für den nördlichen Ab-schnitt der A 143 (AS Bennstedt�AD Wallwitz) herangezogen werden. Hierfür werdenfolglich auch keine Alternativen benötigt.Dennoch sei darauf hingewiesen, daß schon frühzeitig (ab 1992) auch für die Südharzau-tobahn im Ganzen u.a. seitens anerkannter Naturschutzverbände Alternativen vorgeschla-gen wurden, welche bisher in keinem Planungsschritt berücksichtigt worden sind.Die Verbindung zwischen den Ballungszentren Halle/Leipzig und Göttingen/Kassel (bzw.darüber hinaus nach Rhein/Ruhr und Richtung Osten) soll vorrangig dem Güterfernverkehrdienen. Im Raumordnungsverfahren wird der steigende Anteil des LKW-Verkehrs ange-führt und ergänzt: �Die vorhandene Schieneninfrastruktur ist technisch in noch zu schlechtemZustand, um einen nennenswerten Umstieg des Güterverkehrs auf die Schiene ermögli-chen zu können� (ROV S. 8). Dieses Argument spricht jedoch viel weniger für den Baueiner Autobahn als vielmehr für den Ausbau der Schienenwege! Parallel zur Südharzauto-bahn wird bereits die Schienenverbindung zwischen Göttingen und Halle ausgebaut (Ver-kehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 6)1. Durch den weiteren Ausbau der Ost-West-Schie-nenverbindungen im Harzer Raum (z.B. Strecken Hannover-Goslar-Vienenburg-Halberstadt-Halle2 und Northeim-Walkenried-Nordhausen3) können die Kapazitäten der Bahn weitererhöht werden.Aktuell wurde auch durch Vertreter der BG selbst der Sinn des Gesamtprojektes �Südharz-autobahn� in Frage gestellt (Brief des Bundesumweltministers an den Bundesverkehrsmi-nister vom April 2000).

1 Dieses Projekt wurde inzwischen einschließlich der Eichenberger Kurve fertiggestellt, d.h. die Strecke ist zweigleisigfür 120 km/h ausgebaut und elektrifiziert. (Anm. d. Hrsg.)

2 Die Strecke Halle-Halberstadt wurde inzwischen, leider nur eingleisig, für Neigetechnik und 160 km/h ausgebaut. (Anm. d. Hrsg.)3 Bislang nicht realisiert. (Anm. d. Hrsg.)

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Zu b)Die Stärkung der Wirtschaft wird durch die verkehrliche Wirkung der Autobahn erreicht.Ziel b) ist also von Ziel a) abhängig; da die A 143 hierfür nicht benötigt wird, ist sie auchfür Ziel b) irrelevant.

Zu c)Bei diesen Zielen der A 143 für den Regionalverkehr handelt es sich sämtlich um im späte-ren Planungsverlauf zusätzlich aufgenommene Ziele, die in den ursprünglichen Planungenzum VPDE Nr. 13 (BVWP, Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen) noch keine Rolle spiel-ten. Diesen regionalen Zielen kann also auch nicht die Bedeutung eines VPDE zugemes-sen werden; ihnen dürfte also selbst ohne vorhandene Alternativen kein Vorrang vor demSchutz der FFH-Gebiete gegeben werden. Dennoch werden vorliegend auch für dieseuntergeordneten Ziele Alternativlösungen zur A 143 präsentiert:

· Die Umfahrung von Leipzig in Ost-West-Richtung erfolgt, wie oben dargestellt, überden südlichen Zweig der A 38, die A 143 ist hierfür nicht erforderlich (vgl. Abb. IIa, S.56).

· Eine Umfahrung der Städte Halle und Merseburg in Nord-Süd-Richtung existiert bereitsdurch die A 9 (6-streifig ausgebaut) (vgl. Abbildung IIa).

· Der Autoverkehr innerhalb einer Großstadt wie Halle besteht zum überwiegenden Teilaus Quell- und Zielverkehr sowie städtischem Binnenverkehr. Solche Verkehre könnengenerell von Umgehungsstraßen nur dann aufgenommen werden, wenn sie relativstadtnah verlaufen. Daher ist eine Verlagerung auf die geplante A 143 wegen ihrer zugroßen Entfernung von der Stadt Halle kaum möglich. Eine deutlich stärkere Entlas-tung könnten folgende stadtnahe Alternativen bewirken: eine Westumfahrung vonHalle durch eine 2-spurige Bundesstraße (weitgehende Nutzung vorhandener Stra-ßen ergänzt durch nördlichen Saaleübergang im Bereich Lettin/Trotha) sowie einesüdlich-östliche Verbindung zwischen der A 38/A143 und der A 14: B 80 - SüdlicherSaaleübergang - Südtangente (beides in Trassenbündelung mit bestehender Bahn-strecke) � Osttangente (bereits im Bau) � B 100 - A 14. Beide Trassen (vgl. Anlage 1zur Petition �Wissenschaftler und Künstler für den Erhalt des Unteren Saaletals�, S. 66in diesem Band) sind im Flächennutzungsplan der Stadt Halle enthalten, ihre Finanzie-rung ist jedoch ungeklärt. Hier könnte das für die A 143 geplante Budget wesentlicheffektiver eingesetzt werden.

2. Verkehrsprognosen

Für die Beurteilung von Alternativen ist es wichtig zu wissen, welche Verkehrsmengenbewältigt werden müssen. Daher ist eine Beurteilung der den Planungen zur A 143 zugrundeliegenden Verkehrsprognosen (sowie des Verlagerungspotentials) notwendig.Die für die Autobahnplanung erstellten Verkehrsprognosen sind äußerst fragwürdig undzudem in sich nicht konsistent. Der BF kann gegenwärtig noch keine eigene Verkehrs-schätzung vornehmen; die folgenden Ausführungen zeigen jedoch, daß die aktuellenVerkehrsprognosen offensichtlich viel zu hoch sind.Das Bundesministerium für Verkehr legte den Planungen für die Südharzautobahn Ver-kehrszahlen von 30.000 Kfz/24h bis 45.000 Kfz/24h zugrunde, für Teile der A 38 gar vonnur 13.000 Kfz/24h (Verkehrsprognose für das Jahr 2010, lt. Verkehrsprojekte DeutscheEinheit, Projekte, Planungen, Gesetze, Argumente des Bundesministeriums für Verkehr).

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Hierfür wurden die Auswirkungen des Schienenprojektes Eichenberg-Halle (VPDE Nr. 6)sowie von verkehrsvermeidenden Maßnahmen nicht einmal einbezogen.Im Raumordnungsverfahren (ROV) wird jedoch mit einer Verkehrsbelastung von ca. 60.000Kfz/24h gerechnet, ohne daß diese massive Änderung der Zahlen im einzelnen begründetwürde. Verwiesen wird dabei auf ein aktualisiertes Verkehrsgutachten, das dem BF leidernicht zur Verfügung gestellt wurde.In der Verkehrsuntersuchung vom Juni 1993 wurde für die A 143 nördlich der B 80 fürden hier relevanten Planfall 15 nur zwischen 35.000 (zwischen AD Wallwitz und AS Salz-münde) und 43.000 Kfz/24h (zwischen AS Salzmünde und AS Bennstedt) prognostiziert(BITZER et al. 1993, S. 29 und Abbildung 46b); die Umweltverträglichkeitsstudie legte garnur Verkehrszahlen von 32.000 bis 35.000 zugrunde (UVS, S. 12). Auch für diese Diskre-panz gegenüber den im ROV verwendeten Prognosen gibt es keine Erklärung.Im Erläuterungsbericht zum ROV selbst werden nur die Ergebnisse des genannten aktua-lisierten Verkehrsgutachtens vorgestellt. Einige Beispiele verdeutlichen die Fragwürdigkeitder präsentierten Zahlen:

A. Verkehrsbelastung der Landesstraße L 159 zwischen Dölau und Halle-NeustadtAuf der nördlich zur B 80 parallelen L 159 zwischen Dölau und Halle-Neustadt wurden1991 knapp 9.000 Kfz/24h gezählt (ROV, S. 8). In der aktualisierten Verkehrprognosewerden für 2010 im Bezugsfall (d.h.: kein Bau der A 38/ A 143, aber sonstige Verkehrspla-nungen werden ausgeführt) 34.000 Kfz/24h prognostiziert (ROV, S. 10 und AbbildungIIb, S. 57). Dies entspricht einer Steigerung auf fast 400% gegenüber 1991. Ein solchenormer Anstieg ist kaum glaubhaft.Von diesen 34.000 Kfz/24h sollen im Planfall (d.h.: Bau der A 38/A 143 entsprechend derVorzugslinie) fast drei Viertel, nämlich 25.000 Kfz/24h, auf die A 143 verlagert werden(nur noch 9.000 Kfz/24h verblieben auf der L 159, vgl. Abbildung IIc, S. 58). Die Verlage-rung von nur dieser einen Straße würde also mit mehr als 35% zur gesamten für die A 143prognostizierten Verkehrsbelastung von ca. 60.000 Kfz/24h beitragen! Hier drängt sichder Verdacht auf, daß eine offenbar völlig unrealistisch hohe Steigerung der Verkehrsbe-lastung auf der L 159 erfunden wurde, um dadurch den Bedarf nach dem Autobahnneu-bau zu konstruieren.Bestätigt wird dies durch eine genauere Betrachtung der theoretischen Verkehrsströmeauf der L 159 und B 80 bzw. der möglichen Verlagerung auf die A 143:

· Die hohen Verkehrszahlen für die L 159 im Bezugsfall sind angeblich ein Ergebnis derÜberlastung der B 80 und der Verlagerung des Verkehrs von der B 80 über die L 159in den Bereich Halle-Dölau/-Lettin/-Kröllwitz (ROV, S. 10). Ein Vergleich der Abbildun-gen der Verkehrszahlen zeigt jedoch, daß die Belastung am Ortseingang Halle (KnotenB 80 / Weststraße) im Planfall mit 78.000 Kfz/24h (Abbildung IIc) sogar fast doppelt sostark ist wie im Bezugsfall mit 41.000 Kfz/24h (Abbildung IIb)! Demnach müßte derVerkehr auf der L 159 im Falle des Baues der A 143 sogar noch stärker ansteigen alsohne die Autobahn - prognostiziert wird jedoch im ROV ein Rückgang gegenüber demBezugsfall um fast drei Viertel.

· Im Planfall würde die A 143 die Verbindung von der A 38 über die B 80 zur A 14herstellen. Bei den angeblich von der L 159 auf die A 143 verlagerten 25.000 Kfz/24hkönnte es sich also nur um solche Verkehre handeln, die im Bezugsfall von der B 80über die L 159 und die Kröllwitzer Brücke zur A 14 flössen (vgl. Abbildung IIb). Demzu-folge müßten jedoch auch die Zubringer der A 14 (B 6, L 141) im Bezugsfall ebenfalls

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um eben diese 23.000 Kfz/24h stärker belastet sein als im Planfall. Aus dem Erläute-rungsbericht (vgl. Abbildung IIb und IIc) geht jedoch eine Mehrbelastung von lediglich6.000 Kfz/24h (auf der B 6) hervor.

B. Verkehrsströme zwischen der B 80 und der A 14sowie am Autobahndreieck WallwitzAuch die Gesamtzahlen der prognostizierten Verkehre zwischen der B 80 und der A 14passen nicht zusammen. Im Planfall sollen 59.000 Kfz/24h die A 143 zwischen der B 80(AS Bennstedt) und der A 14 (AD Wallwitz) nutzen (Abbildung IIc). Diese Verkehrsströmemüßten im Bezugsfall von den schon vorhandenen Zubringern der A 14 (B6, L 141)bewältigt werden. Deren Verkehre sollen jedoch insgesamt nur um 6.000 Kfz/24h höherliegen als im Planfall. Der Gesamtverkehr in der Relation B 80 - A 14 wäre folglich im Planfallangeblich um sage und schreibe 53.000 Kfz/24h höher als im Bezugsfall.Die Summe aller Verkehrsströme am Autobahnkreuz Wallwitz wäre im Bezugsfall um 42.000Kfz/24h geringer als im Planfall. Demnach wären mehr als zwei Drittel des auf der A 143fließenden Verkehrs zusätzlicher, durch den Autobahnneubau überhaupt erst erzeugterVerkehr, der also natürlich keine Entlastung anderer Straßen, etwa in der Stadt Halle, mitsich bringt, sondern vielmehr zusätzliche Belastungen.

C. Entlastung der Stadt Halle durch die A 143 ?Die Verkehrsbelastung am westlichen Ortseingang von Halle soll im Falle des Baues der A143 (Planfall, vgl. Abbildung IIc: 61.000 Kfz/24h auf B 80 + 17.000 Kfz/24h auf L 164n)sogar noch um 37.000 Kfz/24h höher liegen als ohne diese Autobahn (Bezugsfall, vgl.Abbildung IIb, 41.000 Kfz/24h). Dem stünden lediglich Verringerungen an den anderenOrtseingängen (B 6, B 91, L 163, L 159) von insgesamt 10.000 Kfz/24h gegenüber.Demnach stiege die gesamte Verkehrsbelastung der Stadt Halle durch den Bau der A 143sogar deutlich an, von einer Entlastung kann keine Rede sein!

Zusammenfassung und Schlußfolgerungen:Die oben ausgeführten Beispiele machen deutlich, daß die in der Planung zur A 143 ver-wendeten Prognosen schon in sich völlig unstimmig und daher äußerst fragwürdig sind.Zum Teil werden unrealistisch hohe Steigerungen der Verkehrszahlen vorausgesagt, undes wird mit in Anbetracht der möglichen Verkehrsströme unsinnigen Verlagerungen ge-rechnet.Außerdem wird offenbar ein extrem hoher Anteil von durch die A 143 zusätzlich erzeug-tem Verkehr erwartet. Statt der angestrebten Entlastung (vgl. Ziel 1.c) ) brächte dieAutobahn also hohe zusätzliche Verkehrsbelastungen insbesondere für die Stadt Halle.

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Aus der Analyse der Verkehrsprognosen geht hervor, daß die Alternativen deutlich gerin-gere Verkehrsmengen bewältigen müssen, als für die Autobahn prognostiziert werden,daher reichen kleinere Kapazitäten aus.

3. Verkehrsströme

Unter Berücksichtigung der obigen Ausführungen sind für die einzelnen Verkehrsströmefolgende Lösungen ohne den Bau der A 143 vorhanden:

a Der Nord-Süd-Fernverkehr fließt über die A 9. Die Verbindung von Magdeburg (A 14)nach Süden (A 9) ist über das Schkeuditzer Kreuz gegeben (vgl. Abbildung IIa).

b Fernverkehr in Ost-West-Richtung fließt über die A 38 (Südumfahrung des RaumsHalle/Leipzig).

c Für Fernverkehr aus Westen Richtung Norden (nach Magdeburg) ist eine Verbindungzwischen A 38 und A 14 bereits im Raum Sangerhausen bzw. Eisleben gegeben (überdie B 86/B 180 und B 185; jeweils mit Nutzung bestehender, im Bau befindlicher undgeplanter Ortsumgehungsstraßen u.a. für Sangerhausen, Eisleben, Aschersleben). DieseVerbindung ist wesentlich kürzer als der Umweg über die A 143, der für diese Relationalso ohnehin nicht genutzt würde (vgl. Abbildung IIa, S. 56).

d Für Fernverkehr aus Westen Richtung Norden (nach Berlin) stehen verschiedene Al-ternativen zur Verfügung:- wie bei c) zur A 14 und weiter über die B 6n bis zur A 9- eine Südumfahrung von Halle über die A 38 bis zur A 9 (AK Rippach) ist zwar einUmweg gegenüber der Fahrt durch die Stadt Halle. Die Route über die A 143 (A 38 �AD Lauchatal � A 143 � AD Wallwitz � A 14 � AS Halle-Peißen � B 100 � AS Brehna �A 9) ist jedoch nur unwesentlich kürzer als diese Südumfahrung, so daß hier kaum einezusätzliche Entlastung der Ortsdurchfahrt zu erwarten ist.

e Der regionale Durchgangsverkehr der Stadt Halle kann die oben vorgeschlagenen stadt-nahen Alternativstrecken (siehe Erläuterungen zu 1.c) auf S. 50) nutzen.

f Für den Quell- und Zielverkehr der Stadt Halle ist die A 143 nahezu ohne Bedeutung.Eine geringfügige Verlagerung von Verkehr zwischen den halleschen Einfallstraßen istmöglich, führt in der Summe aber nicht zu einer Gesamtentlastung der Stadt. EineEntlastung einzelner Straßen (z.B. der innerstädtischen Saaleübergänge) kann mit denstadtnahen Alternativen viel wirkungsvoller erreicht werden.

g Zur Aufnahme von Binnenverkehr der Stadt Halle ist die A 143 aufgrund ihrer zugroßen Entfernung von der Stadt nicht geeignet. Die vorgeschlagenen stadtnahenAlternativstrecken bringen also zusätzliche Entlastungseffekte für die Stadt Halle, wel-che die A 143 nicht leisten könnte.

h Verkehre vom Standort der Chemieindustrie südlich von Halle (Raum Schkopau/Merse-burg/Leuna) Richtung Norden fließen über die A 38 zur A 9 (AK Rippach). Einzig für dieVerbindung Chemiestandorte - A 14 (Richtung Magdeburg) stellt diese Verkehrsfüh-rung einen nennenswerten Umweg im Vergleich zur Strecke über die A 143 dar.

Fazit:Für nahezu alle für die A 143 vorgesehenen Verkehrsströme gibt es gleichwertige odersogar wirkungsvollere Alternativen.Für nur einen einzigen Verkehrsstrom (h) stellt die A 143 eine etwas günstigere Verbin-dung dar. Für den Chemiestandort Schkopau/Merseburg/Leuna ist damit beim Verzicht aufdie A 143 unter allen Verkehrsbeziehungen allein eine, nämlich die zur A 14 Richtung

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4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal54

Nordwesten mit einem gewissen Umweg verbunden. Dieser geringfügige verkehrlicheVorteil der A 143 ist also gegen die verkehrlichen Nachteile bei den übrigen Verkehrsströ-men (c, d, f, g) und gegen die europäische Bedeutung der FFH-Gebiete abzuwägen.

4. Trassen-Alternativen

In der UVS Stufe II wurden zahlreiche Trassenvarianten innerhalb des ausgewählten Kor-ridors miteinander verglichen. Obwohl dabei der Schutz der betroffenen Gebiete nachFFH-RL nicht ausdrücklich berücksichtigt wurde, wird aus diesem Vergleich deutlich, daßbei allen anderen Varianten gegenüber der nunmehr festgelegten Trassenführung mitnoch gravierenderen Beeinträchtigungen der Natur, insbesondere auch von FFH-Gebie-ten, zu rechnen ist. So nehmen zum Beispiel sowohl direkte Verluste von FFH-Lebensräu-men durch Überbauung als auch Zerschneidungseffekte bei anderen Trassenführungennoch stärkere Ausmaße an.Theoretisch zu berücksichtigen wären lediglich noch Trassenführungen außerhalb des imRaumordnungsverfahren untersuchten Korridors. Jedoch konnte in der UVS Stufe I weit-räumig kein konfliktarmer Korridor gefunden werden, der für eine alternative Trasse zurVerfügung stünde. Ein konfliktärmerer Suchraum für eine alternative Trassenführung wäredemnach erst außerhalb der Porphyrlandschaft des Unteren Saaletals zu erwarten, alsomit einer Saalequerung flußabwärts von Rothenburg.

5. Unzulängliche Alternativen-Prüfung

Die Umsetzung der FFH-Richtlinie in nationales Recht macht in BNatschG § 19c Absatz 3deutlich, daß die Alternativenprüfung im Sinne der FFH-Richtlinie sich auf den Zweck desVorhabens zu beziehen hat. Demnach sind nicht nur Trassen- oder Ausführungsalternati-ven, sondern generell alle denkbaren Lösungsmöglichkeiten zu prüfen.

Auswahl des Planungs-Korridors (UVS Stufe I)Zur Auswahl des im Raumordnungsverfahren untersuchten Korridors führt die UVS aus:�Im Hinblick auf die Anbindung an die A 14 nördlich von Halle ergibt sich ein relativ stadt-ferner Korridor südlich von Gimritz über Salzmünde und Bennstedt in Richtung Bad Lauch-städt. ... [Es] ist festzustellen, daß in diesem Abschnitt kein �konfliktarmer Korridor� imwörtlichen Sinne ermittelt werden kann� (UVS, S. 30). Trotzdem hielt die Planung andiesem hochproblematischen Korridor fest. Für andere Gebiete hatte dagegen das Fehleneines konfliktarmen Korridors schon frühzeitig zum Ausschluß aus den weiteren Planungengeführt! Dies betrifft z.B. den Raum zwischen Eisleben und Halle (vgl. ROV, S. 19) sowieGebiete in Stadtnähe zu Halle: Bereich Dölauer Heide, Lettin, Franzigmark (vgl. ROV, S.25). Demnach ist schon die Korridorauswahl ausgesprochen fragwürdig. Die europäischeBedeutung der betroffenen Schutzgebiete wurde dabei nicht berücksichtigt. Bei der Su-che nach Trassen-Alternativen wäre also eine erneute Korridorauswahl unter Einbezie-hung der Aspekte des europäischen Naturschutzrechtes erforderlich.

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Alternativenprüfung im RaumordnungsverfahrenGrundsätzlich andere Lösungen für die Ziele der A 143 wurden lediglich im Raumordnungs-verfahren ansatzweise erwogen, nämlich durch die Untersuchung sogenannter �Nullvari-anten�. Auch diese Untersuchung war jedoch unzulänglich im Sinne der FFH-Richtlinie:· Die europäische Bedeutung der betroffenen Schutzgebiete wurde dabei nicht beachtet.· Als �Nullvariante� wurde lediglich der völlige Verzicht auf den Bau der Südharzautobahnim ganzen untersucht. Eine echte Nullvariante für den hier relevanten Autobahnabschnitt(d.h.: nur auf den Abschnitt der A 143 nördlich der B 80 wird verzichtet, der Bau dereigentlichen Südharzautobahn wird verwirklicht) wurde nicht erwogen.· Die Alternativvorschläge des BF wurden mit falschen Behauptungen abgewiesen: �Aucheine wesentliche Veränderung der Planung mit Bündelung von Verkehrsvorhaben derStadt Halle im Sinne einer 0-Variante scheidet aus, da dies nicht dem verkehrlichen undstädtebaulichen Konzept der Stadt Halle entspricht� (UVS, S. 77). Tatsächlich sind dievorgeschlagenen Trassen nach wie vor im Flächennutzungsplan der Stadt Halle ausgewie-sen! Weiter wird in der UVS (S. 34) behauptet: �Eine ursprünglich zwischen Wettin unddem Hafen Trotha geplante Straßenbrücke über die Saale (...), wird aber nicht weiterverfolgt, weil damit quasi als Überlauf zum überlasteten innerstädtischen Saaleübergangeine neue Ost-West-Verbindung durch das Stadtgebiet eröffnet würde.� Die Stadtver-waltung Halle stellte den nördlichen Saaleübergang im Stadtgebiet jedoch nur deswegenhintan, da sie ihn und die A 143 als Alternativen zueinander betrachtete: �Mit einemSaaleübergang der A 82, der jetzigen A 143, im Raum Salzmünde erübrigt sich der Saale-übergang zwischen Wettin und dem Trothaer Hafen ...� (aus der Antwort der Stadtver-waltung auf eine Kleine Anfrage des Stadtrates Dr. Köck vom 7. 12. 1994)

Alternativenprüfung im LinienbestimmungsverfahrenDas Linienbestimmungsverfahren ist der Planungsabschnitt, in dem nach BNatschG §§ 19cund 19d als nationaler Umsetzung der FFH-Richtlinie die Behördenentscheidung (einschließ-lich Verträglichkeitsprüfung) über die Zulässigkeit eines Planes oder Projektes gemäß FFH-RL Artikel 6 Absatz 3 und 4 erfolgt.Die FFH-VU hat sich jedoch ausdrücklich auf die Untersuchung lediglich von �Maßnahmenzur Konfliktvermeidung und -minderung� beschränkt und selbst die Prüfung vonTrassenvarianten von vornherein ausgeschlossen. Dazu heißt es wörtlich: �wurden dievorhabensbedingten Beeinträchtigungen (...) stets unter dem Aspekt potentieller Alter-nativlösungen betrachtet. Dabei ging es nicht um Findung alternativer Trassenvarianten(...), sondern darum, umsetzbare Möglichkeiten bzw. Maßnahmen zur Konfliktvermeidungund -minderung aufzuzeigen� (FFH-VU, S. 22, Hervorhebung durch den BF). Lösungsal-ternativen wurden erst recht nicht erwogen.Auch an anderer Stelle im Linienbestimmungsverfahren fand offenbar keine Alternativen-prüfung im Sinne der FFH-RL statt.

In keiner Phase der Planungen ist also eine Alternativen-Prüfung erfolgt, welche denAnforderungen der FFH-RL entspräche. Weder die besondere Bedeutung der betroffe-nen Gebiete als europäische Schutzgebiete noch grundsätzlich andere Lösungen für dieZiele der A 143 wurden in ausreichendem Maße berücksichtigt.

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4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal58

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Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal 4.Sonderheft 59

Beschwerde des NABU, Anlage III: Auszüge aus der FFH-Richtlinie, S. 59-63

Anlage III: Auszüge aus der FFH-Richtlinie

RICHTLINIE 92/43/EWG DES RATESvom 21. Mai 1992zur Erhaltung der natürlichen Lebensräumesowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen

Artikel 1Im Sinne dieser Richtlinie bedeutet:

e) �Erhaltungszustand eines natürlichen Lebensraums�: die Gesamtheit der Einwirkun-gen, die den betreffenden Lebensraum und die darin vorkommenden charakteristi-schen Arten beeinflussen und die sich langsam auf seine natürliche Verbreitung, seineStruktur und seine Funktionen sowie das Überleben seiner charakteristischen Arten indem in Artikel 2 genannten Gebiet auswirken können.

Der �Erhaltungszustand� eines natürlichen Lebensraums wird als �günstig� erachtet, wenn- sein natürliches Verbreitungsgebiet sowie die Flächen, die er in diesem Gebiet ein-

nimmt, beständig sind oder sich ausdehnen und- die für seinen langfristigen Fortbestand notwendige Struktur und spezifichen Funktio-

nen bestehen und in absehbarer Zukunft wahrscheinlich weiterbestehen werdenund- der Erhaltungszustand der für ihn charakteristischen Arten im Sinne des Buchstabens i)

günstig ist.

k) �Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung�: Gebiet, das in der oder den biogeographi-schen Region(en), zu welchen es gehört, in signifikantem Maße dazu beiträgt, einennatürlichen Lebensraumtyp des Anhangs I oder eine Art des Anhangs II in einemgünstigen Erhaltungszustand zu bewahren oder einen solchen wiederherzustellen undauch in signifikantem Maße zur Kohärenz des in Artikel 3 genannten Netzes �Natura2000� und/oder in signifikantem Maße zur biologischen Vielfalt in der biogeographi-schen Region beitragen kann.

Artikel 2(1) Diese Richtlinie hat zum Ziel, zur Sicherung der Artenvielfalt durch die Erhaltung der

natürlichen Lebens- räume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen im europäi-schen Gebiet der Mitgliedstaaten, für das der Vertrag Geltung hat, beizutragen.

(2) Die aufgrund dieser Richtlinie getroffenen Maßnahmen zielen darauf ab, einen günsti-gen Erhaltungszustand der natürlichen Lebensräume und wildlebenden Tier- und Pflan-zenarten von gemeinschaftlichem Interesse zu bewahren oder wiederherzustellen.

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4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal60

Artikel 3(1) Es wird ein kohärentes europäisches ökologisches Netz besonderer Schutzgebiete mit

der Bezeichnung �Natura 2000� errichtet. Dieses Netz besteht aus Gebieten, die dienatürlichen Lebensraumtypen des Anhangs I sowie die Habitate der Arten des An-hangs II umfassen, und muß den Fortbestand oder gegebenenfalls die Wiederherstel-lung eines günstigen Erhaltungszustandes dieser natürlichen Lebensraumtypen undHabitate der Arten in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet gewährleisten.

(3) Die Mitgliedstaaten werden sich, wo sie dies für erforderlich halten, bemühen, dieökologische Kohärenz von Natura 2000 durch die Erhaltung und gegebenenfalls dieSchaffung der in Artikel 10 genannten Landschaftselemente, die von ausschlaggeben-der Bedeutung für wildlebende Tiere und Pflanzen sind, zu verbessern.

Artikel 4(1) Anhand der in Anhang III (Phase 1) festgelegten Kriterien und einschlägiger wissen-

schaftlicher Informationen legt jeder Mitgliedstaat eine Liste von Gebieten vor, in derdie in diesen Gebieten vorkommenden natürlichen Lebensraumtypen des Anhangs Iund einheimischen Arten des Anhangs II aufgeführt sind. (...)Binnen drei Jahren nach der Bekanntgabe dieser Richtlinie wird der Kommission dieseListe gleichzeitig mit den Informationen über die einzelnen Gebiete zugeleitet.

(2) Auf der Grundlage der in Anhang III (Phase 2) festgelegten Kriterien und im Rahmender fünf in Artikel 1 Buchstabe c) Ziffer iii) erwähnten biogeographischen Regionensowie des in Artikel 2 Absatz 1 genannten Gesamtgebietes erstellt die Kommissionjeweils im Einvernehmen mit den Mitgliedstaaten aus den Listen der Mitgliedstaatenden Entwurf einer Liste der Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung, in der dieGebiete mit einem oder mehreren prioritären natürlichen Lebensraumtyp(en) odereiner oder mehreren prioritären Art(en) ausgewiesen sind. (...)Die Liste der Gebiete, die als Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung ausgewähltwurden und in der die Gebiete mit einem oder mehreren prioritären natürlichenLebensraumtyp(en) oder einer oder mehreren prioritären Art(en) ausgewiesen sind,wird von der Kommission nach dem Verfahren des Artikels 21 festgelegt.

(5) Sobald ein Gebiet in die Liste des Absatzes 2 Unterabsatz 3 aufgenommen ist, unter-liegt es den Bestimmungen des Artikels 6 Absätze 2, 3 und 4.

Artikel 5(1) In Ausnahmefällen, in denen die Kommission feststellt, daß ein Gebiet mit einem

prioritären natürlichen Lebensraumtyp oder einer prioritären Art in einer nationalenListe nach Artikel 4 Absatz 1 nicht aufgeführt ist, das ihres Erachtens aufgrund vonzuverlässigen einschlägigen wissenschaftlichen Daten für den Fortbestand dieses prio-ritären natürlichen Lebensraumtyps oder das Überleben dieser prioritären Art unerläß-lich ist, wird ein bilaterales Konzertierungsverfahren zwischen diesem Mitgliedstaat undder Kommission zum Vergleich der auf beiden Seiten verwendeten wissenschaftlichenDaten eingeleitet.

Beschwerde des NABU, Anlage III: Auszüge aus der FFH-Richtlinie, S. 59-63

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Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal 4.Sonderheft 61

Beschwerde des NABU, Anlage III: Auszüge aus der FFH-Richtlinie, S. 59-63

(2) Herrschen nach einem Konzertierungszeitraum von höchstens sechs Monaten weiterhinMeinungsverschiedenheiten, so übermittelt die Kommission dem Rat einen Vorschlagüber die Auswahl des Gebietes als Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung.

(3) Der Rat beschließt einstimmig innerhalb von drei Monaten ab dem Zeitpunkt, zu demer mit diesem Vorschlag befaßt worden ist.

(4) Während der Konzertierungsphase und bis zur Beschlußfassung des Rates unterliegtdas betreffende Gebiet den Bestimmungen des Artikels 6 Absatz 2.

Artikel 6(2) Die Mitgliedstaaten treffen die geeigneten Maßnahmen, um in den besonderen Schutz-

gebieten die Verschlechterung der natürlichen Lebensräume und der Habitate derArten sowie Störungen von Arten, für die die Gebiete ausgewiesen worden sind, zuvermeiden, sofern solche Störungen sich im Hinblick auf die Ziele dieser Richtlinie er-heblich auswirken könnten.

(3) Pläne oder Projekte, die nicht unmittelbar mit der Verwaltung des Gebietes in Verbin-dung stehen oder hierfür nicht notwendig sind, die ein solches Gebiet jedoch einzelnoder in Zusammenwirkung mit anderen Plänen und Projekten erheblich beeinträchti-gen könnten, erfordern eine Prüfung auf Verträglichkeit mit den für dieses Gebietfestgelegten Erhaltungszielen. Unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Verträglich-keitsprüfung und vorbehaltlich des Absatzes 4 stimmen die zuständigen einzelstaatli-chen Behörden dem Plan bzw. Projekt nur zu, wenn sie festgestellt haben, daß dasGebiet als solches nicht beeinträchtigt wird, und nachdem sie gegebenenfalls die Öf-fentlichkeit angehört haben.

(4) Ist trotz negativer Ergebnisse der Verträglichkeitsprüfung aus zwingenden Gründendes überwiegenden öffentlichen Interesses einschließlich solcher sozialer oder wirt-schaftlicher Art ein Plan oder Projekt durchzuführen und ist eine Alternativlösung nichtvorhanden, so ergreift der Mitgliedstaat alle notwendigen Ausgleichsmaßnahmen, umsicherzustellen, daß die globale Kohärenz von Natura 2000 geschützt ist. Der Mitglied-staat unterrichtet die Kommission über die von ihm ergriffenen Ausgleichsmaßnah-men.

Ist das betreffende Gebiet ein Gebiet, das einen prioritären natürlichen Lebensraum-typ und/oder eine prioritäre Art einschließt, so können nur Erwägungen im Zusam-menhang mit der Gesundheit des Menschen und der öffentlichen Sicherheit oder imZusammenhang mit maßgeblichen günstigen Auswirkungen für die Umwelt oder, nachStellungnahme der Kommission, andere zwingende Gründe des überwiegenden öf-fentlichen Interesses geltend gemacht werden.

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4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal62

ANHANG I

NATÜRLICHE LEBENSRÄUME VON GEMEINSCHAFTLICHEM INTERESSE, FÜR DEREN ER-HALTUNG BESONDERE SCHUTZGEBIETE AUSGEWIESEN WERDEN MÜSSEN

AuslegungDas Zeichen �*� bedeutet: prioritäre Lebensraumtypen.

4. Gemäßigte Heide- und Buschvegetation4030 Trockene europäische Heiden

6. Natürliches und naturnahes Grasland6110 * Lückige basophile oder Kalk-Pionierrasen (Alysso-Sedion albi)6210 Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien

(Festuco-Brometalia) (* besondere Bestände mit bemerkenswerten Orchideen)

8. Felsige Lebensräume und Höhlen8160 * Kalkhaltige Schutthalden der collinen bis montanen Stufe Mitteleuropas8220 Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation8230 Silikatfelsen mit Pioniervegetation des Sedo-Scleranthion oder des

Sedo albi-Veronicion dillenii

ANHANG II

Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse, für deren Erhaltung beson-dere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen

AuslegungEin vor der Artenbezeichnung stehendes �*� bedeutet, daß diese Art eine prioritäre Art ist.

SäugetiereBarbastella barbastellusMyotis myotis

AmphibienTriturus cristatus

GastropodaVertigo angustior

Pflanzen* Jurinea cyanoides

Beschwerde des NABU, Anlage III: Auszüge aus der FFH-Richtlinie, S. 59-63

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Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal 4.Sonderheft 63

Beschwerde des NABU, Anlage III: Auszüge aus der FFH-Richtlinie, S. 59-63

ANHANG III

KRITERIEN ZUR AUSWAHL DER GEBIETE, DIE ALS GEBIETE VON GEMEINSCHAFT-LICHER BEDEUTUNG BESTIMMT UND ALS BESONDERE SCHUTZGEBIETE AUSGEWIESEN

WERDEN KÖNNTEN

Phase 1: Für jeden natürlichen Lebensraumtyp des Anhangs I und jede Art des AnhangsII (einschließlich der prioritären natürlichen Lebensraumtypen und der prioritären Arten)auf nationaler Ebene vorzunehmende Beurteilung der relativen Bedeutung der Gebiete

Phase 2: Beurteilung der gemeinschaftlichen Bedeutung der in den nationalen Listenenthaltenen Gebiete

1. Alle von den Mitgliedstaaten in Phase 1 ermittelten Gebiete, die prioritäre natürlicheLebensraumtypen bzw. Arten beherbergen, werden als Gebiete von gemeinschaftlicherBedeutung betrachtet.

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4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal64

Wissenschaftler und Künstler für denErhalt des Unteren Saaletals

Im Sinne der vor nunmehr fünf Jahren von halleschen Naturwissenschaftlern verfaßtenDenkschrift �Für eine bessere Bewertung der natürlichen Ressourcen in den neuen Bundes-ländern� wenden wir uns gegen den geplanten Bau des nördlichen Abschnittes der Bun-desautobahn �A 143 - Westumfahrung Halle�.

Das bei Bennstedt an die B 80 anschließende, bis Gimritz/Wallwitz führende und dort aufdie A 14 treffende Teilstück der A 143 (s. Anlage 1) würde eine der wertvollsten Land-schaften Mitteldeutschlands durchqueren und sie für immer schädigen.Das Untere Saaletal zwischen Halle und Könnern zeichnet sich durch eine äußerst reicheNaturausstattung aus, die sich u. a. auf die abwechslungsreiche Oberflächengestalt, dasenge Nebeneinander verschiedener Gesteine (Muschelkalk, Porphyr, Zechstein, Rotlie-gendes) sowie das warm-trockene Klima des östlichen Harzvorlandes gründet.Seit Jahrzehnten bietet dieser nordwestlich von Halle gelegene Abschnitt des SaaletalsWissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen Raum für breit angelegte Ökosystem-forschungen.Als Teil der mitteldeutschen Offenlandschaft, in der die agrarische Bodennutzung in Mittel-europa begann, ist diese Landschaft auch von besonderem kulturhistorischen und archäolo-gischen Interesse.Das Lieskauer Muschelkalkgebiet sowie die sich nördlich anschließende Porphyrkuppen-landschaft haben als Erholungsgebiete für die Bürger der Stadt Halle herausragende Be-deutung, weil es in der halleschen Umgebung sonst kaum noch großflächig-naturnaheund relativ ungestörte Landschaften gibt.

Aufgrund der hohen Dichte an wertvollen und demzufolge unter Schutz stehenden Flä-chen im betreffenden Bereich des Unteren Saaletals gibt es keine schonende Strecken-führung für die A 143.In der Umweltverträglichkeitsstudie zum Raumordnungsverfahren konnte ausdrücklich kein�konfliktarmer Korridor� für die Autobahntrasse gefunden werden; dort heißt es: �AlleVarianten zerschneiden das LSG �Saale� sowie den geplanten Naturpark in etwa gleicherWeise und sind daher grundsätzlich in gleicher Weise ungünstig�. �Nirgendwo sonst inDeutschland gibt es einen derart reich ausgestatteten Lebensraum kontinentaler Prä-gung. Jegliche Eingriffe sind nicht ausgleichbar�. Es wurde eine �akute, nicht kalkulierbareGefährdung für eine Vielzahl seltener bzw. bestandsbedrohter Pflanzen- und Tierarten�festgestellt (s. Anlage 2).In einem Korridor von je 2000 m rechts und links der inzwischen als Vorzugsvariante fest-gelegten Trasse befinden sich auf einer Strecke von 13 km 5 Naturschutzgebiete sowie20 Flächennaturdenkmale (s. Anlage 3). Beim Bau der Strecke würden 1 Flächennatur-denkmal und 2 Geschützte Landschaftsbestandteile, darunter ein nach § 30 des Natur-schutzgesetzes von Sachsen-Anhalt �besonders geschütztes Biotop� direkt zerstört. NachInbetriebnahme der Autobahn werden die stark ansteigenden Abgaskonzentrationen je-doch großräumig, weit über die unmittelbar vom Baugeschehen betroffenen Flächen hin-aus, schwere Schädigungen an der Tier- und Pflanzenwelt auslösen; seltene und vomAussterben bedrohte Arten werden auch aus dieser Region endgültig verschwinden.

Petition �Wissenschaftler und Künstler für den Erhalt ...� (1999), S. 64-73

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Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal 4.Sonderheft 65

Als schwerwiegend muß eingeschätzt werden, daß der Aufbau eines Biotopverbundsy-stems im Naturpark �Unteres Saaletal� unter Einbeziehung der Porphyrkuppen (deutsch-landweit einmalig!) unmöglich wird, denn die vorgesehene Autobahntrasse schneidet daszwischen Brachwitz und Wettin gelegene Porphyrkuppenband an seiner schmalsten Stel-le. Die daraus resultierende Habitatverinselung provoziert eine genetische Verarmung undhat nichtkalkulierbare Folgen für das ökologische Ausgleichspotential des Raumes.

Darüber hinaus wird die Landschaft durch den Anblick des Baukörpers, vor allem aberdurch die mit dem Autobahnbetrieb einhergehende Verlärmung als Erholungsgebiet ent-wertet. Die Wohn- und Lebensqualität in den 17 Ortschaften von Bennstedt bis Nauen-dorf wird drastisch sinken.Die an Naturschätzen bereits stark verarmte und durch die Industrie belastete mitteldeut-sche Region würde einen charakteristischen Landschaftsbestandteil verlieren, und die hierlebenden Menschen wären eines wesentlichen Aspekts der Identifizierung mit ihrer Hei-matregion für immer beraubt.

Eine Bundesautobahn A 143 als Westumfahrung der Stadt Halle verbietet sich nicht nuraus Gründen des Arten- und Biotopschutzes; sie ist auch durch verkehrsplanerische Argu-mente nicht zu rechtfertigen.Im Raumordnungsverfahren sind die für die A 143 zu erwartenden Fahrzeugmengen we-sentlich zu hoch angesetzt worden (s. Anlage 4). Für das tatsächlich zu erwartendeVerkehrsaufkommen würde ein Ausbau vorhandener Bundesstraßen genügen.Auch ist die geplante A 143 kaum geeignet, um die Stadt Halle vom innerstädtischenVerkehr zu entlasten, da die Anschlußstellen zu weit vom Stadtgebiet entfernt liegen.Außerdem produziert jede Großstadt den überwiegenden Teil ihres Autoverkehrs selbst(Quell- und Zielverkehr). Das Problem des innerstädtischen Dauerstaus kann also durchden Bau der A 143 nicht gelöst werden. Erfahrungsgemäß führt der Bau neuer Straßenund Autobahnen nur zu einer weiteren, unnötigen Vermehrung des Verkehrs.Um aber dem Durchgangsverkehr eine Alternative zur Stadtdurchfahrt zu bieten undzugleich eine gewisse Entlastung der halleschen Bürger vom innerstädtischen Verkehr zuerreichen, würde sich eine östliche Verbindung von der A 38/A 143 zur A 14 (SüdlicherSaaleübergang - Südtangente - Osttangente - A 14; s. Anlage 1) anbieten; und fallsunbedingt notwendig, ergänzt durch eine stadtnahe Westumfahrung Halles mit einerzweispurigen Bundesstraße, welche die Saale im Bereich Lettin/Trotha quert (nördlicherSaaleübergang). Beide Trassen sind im Flächennutzungsplan der Stadt Halle enthalten.

In Anbetracht der aufgezählten Tatsachen fordern wir: Der das Untere Saaletal querende,unzweckmäßige und landschaftszerstörende Abschnitt der Bundesautobahn �A 143 -Westumfahrung Halle� (AS Bennstedt � AD Wallwitz) darf nicht gebaut werden!

Anlagen:Anlage 1: Übersichtsplan des Trassenverlaufes der Bundesautobahn A 143 sowie der vor-geschlagenen Alternativlösung (für den Autobahnabschnitt nördlich der B 80) (S. 66)Anlage 2: Auszüge aus der Umweltverträglichkeitsstudie (S. 67)Anlage 3: Betroffene Naturschutzobjekte des Saalkreises (S. 68)Anlage 4: Verkehrsplanerische Aspekte (S. 70)

Petition �Wissenschaftler und Künstler für den Erhalt ...� (1999), S. 64-73

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4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal66

Petition �Wissenschaftler und Künstler für den Erhalt ...� (1999), S. 64-73

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Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal 4.Sonderheft 67

Anlage 2: Auszüge aus der Umweltverträglichkeitsstudie

des Büros für Umweltplanung Dr. F. Michael, Wernigerode, zum Raumordnungsverfahren�Neubau der Bundesautobahn A 143, Planungsabschnitt 11 � Westumfahrung Halle� (ASBennstedt � AD Wallwitz) vom 11. 12. 95.

(Die an dieser Stelle aufgeführten Textstellen konnten nicht direkt aus der Umweltver-träglichkeitsstudie zitiert werden, da die Einsichtnahme in die Originalgutachten des BürosDr. Michael, Wernigerode, bislang nicht genehmigt wurde.)

Das Fazit der Umweltverträglichkeitsstudie lautet: Es wurde kein �relativ konfliktarmer Kor-ridor� im Sinne der Umweltverträglichkeit gefunden:�Im Hinblick auf eine Anbindung an die A 14 nördlich von Halle ergab sich ein relativstadtferner Korridor südlich von Gimritz über Salzmünde und Bennstedt (...). In diesemAbschnitt konnte kein �konfliktarmer Korridor� im wörtlichen Sinne ermittelt werden� (DE-GES [Deutsche-Einheit-Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH]-Bürgerinformation Nr. 4 zurA 82/A 140, jetzt A 38/A 143, April 1994).

�Alle Varianten zerschneiden das LSG �Saale� sowie den geplanten Naturpark in etwa glei-cher Weise und sind daher grundsätzlich in gleicher Weise ungünstig.��Der Verbleib äußerst hoher Restrisiken (der Vorzugsvariante), vor allem im Bereich derStandorte des Halleschen Porphyr- und Lieskauer Muschelkalkgebietes, stellt eine akute,nicht kalkulierbare Gefährdung für eine Vielzahl seltener bzw. bestandsbedrohter Pflan-zen- und Tierarten dar. Schutzgutbezogen wird in der Umweltverträglichkeitsstudie wie-derholt belegt, daß der Eingriff in Biotope, Boden, Wasser, Kultur- und Sachgüter, Land-schaft und Erholung trotz Minimierung nicht ausgleichbar ist� (Raumordnungsverfahren�Neubau der Bundesautobahn A 143, Planungsabschnitt 11 - Westumfahrung Halle� vom11. 12. 95, S. 16 u. 18).

In der Umweltverträglichkeitsstudie wird außerdem festgestellt: �Nirgendwo sonst inDeutschland gibt es einen derart reich ausgestatteten Lebensraum kontinentaler Prä-gung. Jegliche Eingriffe sind nicht ausgleichbar�.

Petition �Wissenschaftler und Künstler für den Erhalt ...� (1999), S. 64-73

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4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal68

Anlage 3: Betroffene Naturschutzobjekte1 des Saalkreises

(für den Autobahnabschnitt nördlich der B 80)

- insgesamt befinden sich im 2-km-Umkreis des nördlich der B 80 gelegenen Abschnittes der A 143:

2 LSG (Landschaftsschutzgebiete),5 NSG (Naturschutzgebiete),20 FND (Flächennaturdenkmale),4 GLB (geschützte Landschaftsbestandteile),3 NDF (flächenhafte Naturdenkmäler)

- beim Autobahnbau direkt zerstört werden: 1 FND, 2 GLB. 1 LSG wird durchschnitten. Der Naturpark �Unteres Saaletal� wird durchschnitten!

- Reihenfolge der Schutzobjekte nach ihrer Lage in Süd-Nord-Richtung- �( )� = Nummer des Schutzobjektes nach EBEL et SCHÖNBRODT, 1991, 1995: GeschützteNatur im Saalkreis. Mitteilungen aus dem Botanischen Garten der Martin-Luther-UniversitätHalle-Wittenberg, Nr. 127, 3. Aufl. (1991), Nr. 145: Ergänzungsbd. zur 3. Aufl. (1995)- Entfernungsangabe: Abstand zur A 143; Luftlinie von der A 143 bis zur Grenze desSchutzgebietes (zugrunde gelegt wurde die Vorzugsvariante der A 143 aus dem Raum-ordnungsverfahren)- �HW� = Schutzgebiet befindet sich, von der A 143 aus gesehen, in Hauptwindrichtung.Hauptwindrichtung im betreffenden Gebiet: SW (bzw. WSW) lt.: Klimatologische Normal-werte für das Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik (1901-1950), herausgege-ben vom Meteorologischen Dienst der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1978.- Angabe der Gefährdungskategorien: nach Rote Listen Sachsen-Anhalt, 1992, 1993.Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, H.1., 9.- Schutzgebietsgrenzen, Bedeutung des Schutzgebietes u. Anzahl der gefährdeten Artennach EBEL et SCHÖNBRODT (1991, 1995) sowie EBEL et SCHÖNBRODT (Hrsg.), 1993: Rote-Liste-Arten der Naturschutzobjekte im Saalkreis. Arbeiten aus dem Naturpark �Unteres Saale-tal�, H. 2, Mitteilungen aus dem Botanischen Garten der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Nr. 137.

1. (114) GLB �Hügel südlich des Hoppberges� (einziges Objekt südlich der B 80): 700 m2. (5) NSG �Lintbusch am Rand der Dölauer Heide�: 1000 m, HW

- 1 vom Aussterben bedrohte Prachtkäfer-Art, 1 stark u. 3 gefährdetePflanzenarten

3. LSG �Dölauer Heide�: z.T. < 2000 m, HW- wichtigstes und größtes Naherholungsgebiet für die Bürger der Stadt Halle

4. (62) FND �Ostspitze des Zorges bei Bennstedt�: 700 m, HW- 1 stark u. 2 gefährdete Pflanzenarten, größtes Vorkommen des DeutschenAlants (Inula germanica) im hercynischen Raum (EBEL et SCHÖNBRODT 1991, S. 20)

5. (113) NDF �Hohlweg am Köllmer Weg�: 700 m, HW6. (1) NSG �Schauchenberg südlich Köllme�: 1650 m7. NSG �Muschelkalkhänge zwischen Lieskau, Köllme und Bennstedt�: 100 m, HW

(zu diesem NSG gehören die unter 8.-14. aufgeführten FND)8. (19) FND �Blaugras-Hügel bei Köllme�: 1100 m9. (20) FND �Geblers Berg in Köllme�: 950 m

Petition �Wissenschaftler und Künstler für den Erhalt ...� (1999), S. 64-73

1 vgl. Faltkarte im Umschlag des vorliegenden Bandes; dort nur Gebiete mit gegenwärtig bestehendem Schutzstatus (Anm. d. Hrsg.).

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Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal 4.Sonderheft 69

10. (21) FND �Schuhmanns Berg in Köllme�: 600 m11. (22) FND �Kalkacker am Nikolausberg in Köllme�: 850 m12. (14) FND �Kirschberg bei Lieskau�: 1150 m, HW13. (15) FND �Kalkfluren bei Lieskau�: 800 m, HW14. (61) FND �Bläulingsbiotop bei Lieskau�: 400 m, HW

- 1 stark u. 4 gefährdete Pflanzenarten15. (76) FND �Salzawiese in Salzmünde�: 900 m16. LSG �Saale�: durchschnitten17. NSG �Porphyrlandschaft bei Brachwitz�: 300 m, HW

- von der Landesregierung als Schutzgebiet nach der Flora-Fauna-Habitat-richtlinie der EU vorgeschlagen(zu diesem NSG gehören die unter 18.-22. aufgeführten FND)

18. (38) FND �Küster-Berge bei Brachwitz�: 1200 m, HW19. (39) FND �Schul-Berge bei Brachwitz�: 1700 m, HW20. (40) FND �Lucienberg bei Brachwitz�: 1300 m, HW21. (41) FND �Doppelkuppe bei Brachwitz�: 1100 m, HW22. (43) FND �Trockenrasen östlich Friedrichsschwerz�: 300 m, HW

- 1 vom Aussterben bedrohte, 4 stark u. 13 gefährdete Pflanzenarten23. (42) FND �Kalkberg bei Brachwitz�: 1300 m, HW24. (110) GLB �Zechsteinterrasse bei Friedrichsschwerz�: in der Mitte durchschnitten,

zerstört!- 3 vom Aussterben bedrohte u. 2 gefährdete Segetalarten

25. (88) GLB �Sandgrube östlich Döblitz�: 600 m26. NSG �Porphyrlandschaft bei Gimritz�: angeschnitten

- nach der Flora-Fauna-Habitatrichtlinie der EU geschütztes Gebiet(zu diesem NSG gehören die unter 27.-29. aufgeführten FND bzw. NDF)

27. (45) FND �Hügel südlich Tänzers Loch�: tangiert und damit zerstört- 1 vom Aussterben bedrohte, 2 stark u. 8 gefährdete Pflanzenarten

28. (44) FND �Hügel nördlich Tänzers Loch�: 500 m29. (83) NDF �Sandtrockenrasen nördlich Döblitz�: 2000 m

- einziges Vorkommen der Sand-Silberscharte (Jurinea cyanoides) im Saalkreis;Jurinea cyanoides: durch die Flora-Fauna-Habitatrichtlinie der EU als prioritäre Artgeschützt

30. (109) NDF �Porphyrkuppen südlich des Lerchenhügels�: 400 m, HW- 1 vom Aussterben bedrohte u. 2 stark gefährdete Pflanzenarten,Trockenrasen-Standort, �besonders geschütztes Biotop� nach § 30 NatSchG LSA

31. (46) FND �Heyersloch bei Beidersee�: 550 m, HW32. (48) FND �Formsandgrube 1 bei Beidersee�: 900 m, HW33. (73) FND �Formsandgrube 2 bei Beidersee�: 800 m, HW34. (108) GLB �Porphyrhügel bei Görbitz�: in der Mitte durchschnitten, zerstört!

- 10 stark gefährdete bzw. gefährdete Pflanzenarten, Trockenrasen-Standort,�besonders geschütztes Biotop� nach § 30 NatSchG LSA

Petition �Wissenschaftler und Künstler für den Erhalt ...� (1999), S. 64-73

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4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal70

Anlage 4: Verkehrsplanerische Aspekte

1. GrundsätzlichesDie A 143 ist Teil des �Verkehrsprojektes Deutsche Einheit Nr. 13�, der sogenannten�Südharzautobahn� (A 38/A 143, Göttingen - Halle). Diese wird mit dem �dringendenBedarf nach einer leistungsfähigen Verkehrsverbindung zwischen den Räumen Halle/Leip-zig und Kassel/Göttingen� begründet.Der das Untere Saaletal schneidende Abschnitt der A 143 (AS Bennstedt � AD Wallwitz)wird jedoch selbst seitens der Verkehrsplaner nicht als essentieller Teil der Südharzauto-bahn angesehen. So wurde für diesen Abschnitt ein von der A 38 und dem südlichenAbschnitt der A 143 unabhängiges Raumordnungsverfahren durchgeführt. Dort wird dieA 143 zudem ausdrücklich als �Ergänzung� zur A 38 bezeichnet. Zugleich wurden diePlanungen für die A 143 jedoch pauschal mit der Einstufung der Südharzautobahn im�vordringlichen Bedarf� des Bundesverkehrswegeplanes begründet, eine getrennte Be-darfsermittlung fand nicht statt! Auch das oben zitierte Ziel der Südharzautobahn für denFernverkehr wird im besagten Raumordnungsverfahren als Begründung für den Bau derA 143 ins Feld geführt, obwohl die Verbindung zwischen Göttingen und Halle bzw. Leipzigbereits durch die A 38 erfolgt. Die A 143 ist hierfür völlig überflüssig.

2. VerkehrsprognosenDie gegenwärtig seitens der Planungskommissionen genutzten Verkehrsprognosen beru-hen auf einem Gutachten des Büros Schönharting, Steierwald und Partner von 1991, dasdurch ein weiteres Gutachten �Verkehrsuntersuchung A 38/A 143 Göttingen - Halle -Leipzig, Ergänzungsuntersuchung Raum Halle-West/Chemiestandort Schkopau� vom Ja-nuar 1997 ergänzt worden ist (Erläuterungsbericht zum Planfeststellungsverfahren A 143,Westumfahrung Halle, AS Holleben - AS Bennstedt, S. 8).

Die für die Autobahnplanung erstellten Verkehrsprognosen sind äußerst fragwürdig undzudem in sich nicht konsistent. In den Planfeststellungsunterlagen wird von einer Maximal-belegung von 59.200 Kfz/24 h auf der A 143 ausgegangen. Diese Prognose ist offensicht-lich viel zu hoch: Das Bundesministerium für Verkehr legte den Planungen für die A 38(welche über die A 143 schließlich in Bad Lauchstädt erreicht werden soll) Verkehrszahlenvon 30.000 bis 45.000 Kfz/24h zugrunde, für einzelne Abschnitte der A 38 sogar nur13.000 Kfz/24h (Verkehrsprognose für das Jahr 2010, lt. Verkehrsprojekte Deutsche Ein-heit, Projekte, Planungen, Gesetze, Argumente des Bundesministeriums für Verkehr).Hierfür wurden die Auswirkungen des Schienenprojektes Eichenberg-Halle sowie von ver-kehrsvermeidenden Maßnahmen nicht berücksichtigt.Aus den dem Bundesverkehrswegeplan zugrundeliegenden Verkehrszählungen geht je-doch hervor, daß die Belastung der bestehenden B 80 östlich von Nordhausen mitDurchgangsfernverkehr maximal 15.000 Kfz/24h beträgt. Gemäß der internen Logik desBundesverkehrswegeplanes wäre damit für das Jahr 2010 eine Belastung von maximal30.000 Kfz/24h zu prognostizieren.

Bei der Zusammenstellung vorliegender Petition �Wissenschaftler und Künstler für den Erhalt des Saaletals� (einschl.

Anlagen) wurden Zuarbeiten von Frau Inge Stenzel, den Herren Matthias Stöck, Sebastian Voigt und Sascha Böhme

sowie von Frau Dr. Maud v. Lampe verwendet.

Petition �Wissenschaftler und Künstler für den Erhalt ...� (1999), S. 64-73

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Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal 4.Sonderheft 71

Petition �Wissenschaftler und Künstler für den Erhalt ...� (1999), S. 64-73

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4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal72

Petition �Wissenschaftler und Künstler für den Erhalt ...� (1999), S. 64-73

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Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal 4.Sonderheft 73

Die angeführten Institute gehören, falls nicht anders angemerkt, der Martin-Luther-Universität Hal-le-Wittenberg an, die künstlerischen Fachgebiete der Hochschule für Kunst und Design, Burg Giebi-chenstein.

Petition �Wissenschaftler und Künstler für den Erhalt ...� (1999), S. 64-73

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4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal74

DenkschriftFür eine bessere Bewertung der natürlichenRessourcen in den neuen Bundesländern

Stellungnahmen zu geplanten Baumaßnahmen im Bereich des Saaletales undVorschläge zu Maßnahmen der Landschaftspflege und des Naturschutzes

1. Erhaltung des Saalelaufes in einem naturnahen Zustand2. Einrichtung eines Naturparkes �Untere Saale�3. Erhaltung des Naturschutzgebietes �Auenlandschaft Döllnitz�4. Landschaftspflege im Saaletal zwischen Weißenfels und Saalfeld5. Sicherung eines jahreszeitlich differenzierten Wasserdargebots der Saale

Zur Erläuterung und Begründung der vorgelegten Vorschlägesind folgende Anlagen beigefügt:

A: Kurze Übersicht über den Wechsel der Landschaftsformen und die Mannigfaltig- keit der Naturschätze im Verlauf des Saaletales (S. 80)

B: Stellungnahme zum Projekt des Saaleausbaus (S. 87)

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Januar 1994

Für eine bessere Bewertung der natürlichen Ressourcenin den neuen Bundesländern

Bei den Maßnahmen zur Entwicklung und Neuordnung von Wirtschaft und Industrie, beiVorhaben im Siedlungsbereich und Projekten der Verkehrsplanung sind in den neuen Bun-desländern weitgehende Veränderungen und Eingriffe in unseren Landschaftsraum zuerwarten. Innerhalb des schon stark beanspruchten und vielfach durch Mißwirtschaft ge-schädigten Kulturlandes der neuen Bundesländer sollte aber berücksichtigt werden, daßin vielen Gebieten noch wertvolle Landschaftsräume mit einer reichen Naturausstattungund historisch gewachsenen Siedlungsstrukturen erhalten werden konnten. In Anbe-tracht derartiger Werte ist es notwendig, wie das Naturschutzgesetz vorschreibt, daßungünstige Eingriffe in den Landschaftshaushalt und in den Bestand der heimischen Pflan-zen- und Tierwelt so gering wie möglich gehalten werden.

In vielen Fällen wird aber in den neuen Bundesländern durch die Art der Durchsetzungtechnischer Eingriffe in unsere Landschaft eine Planung, die ökologische Zusammenhängeausreichend berücksichtigt und die damit auf die Zukunft unseres Landes und der Bewoh-ner der betreffenden Region ausgerichtet ist, unmöglich gemacht.

Denkschrift �Für eine bessere Bewertung ...� (1994), S. 74-92

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Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal 4.Sonderheft 75

Vor allem läßt die einseitig technisch-ökonomisch orientierte Durchführung des neuenVerkehrswege-Gesetzes eine ausreichende Rücksichtnahme auf die Erhaltung ökologischbedeutsamer Landschaftsstrukturen und die Vielfalt unserer Tier- und Pflanzenwelt ver-missen. In verschiedenen Fällen hat dies bereits zu Fehlentscheidungen geführt. So istzum Beispiel vorgesehen, daß das für die Erholung der Menschen günstig gelegene undfür die Erhaltung eines ausgeglichenen Wasserhaushaltes wichtige Thüringerwald-Gebirgevon zwei breiten Schnellverkehrstrassen durchschnitten und zudem durch den Bau meh-rerer großer Talsperren und zahlreicher Großsteinbrüche belastet werden soll.

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß bei derartigen Vorhaben eine Beurtei-lung aus übergeordneter Gebietsplanung fehlt, sowohl die ökologischen Auswirkungen,den Umgang mit wertvoller Natur (Landschaften, Biotope, Pflanzen- und Tierarten) alsauch die wirtschaftlichen Aspekte betreffend. Nur im Rahmen einzelner Bauabschnittewurden Gutachten in Auftrag gestellt, die eine �Verträglichkeit� für die betreffenden Bau-maßnahmen bestätigen sollen.

Zudem wird die Möglichkeit, rechtzeitig konstruktive Hinweise zu den vorliegenden Pro-jekten einzubringen, durch die Gesetze zur Beschleunigung von Genehmigungsverfahren(Verkehrswegeplanungsbeschleunigungsgesetz, Investitionserschließungs- und Wohnbau-gesetz) stark eingeschränkt.

Aus Verantwortungsgefühl für die Werte unserer Heimat und aus vorliegenden Sach-kenntnissen und Erfahrungen heraus möchten wir im folgenden Stellung zu geplantenMaßnahmen nehmen und Vorschläge für eine ökologisch orientierte Landschaftsplanungim Gebiet des Saaletales unterbreiten. Dabei soll das Gebiet aus der Gesamtheit seinerStrukturen betrachtet und auf Möglichkeiten nachhaltiger Landnutzung bei Erhaltung undMehrung der natürlichen Ressourcen beurteilt werden. Eine solche Planungsweise haltenwir für besonders geeignet, regional und langfristig gute Lebens- und Arbeitsbedingun-gen für die Menschen in unserem Lande zu ermöglichen.

In Anbetracht der Gefahren einer Zerstörung unersetzlicher Naturschätze und der hohenKosten der vorgesehenen Maßnahmen schlagen die Unterzeichner eine baldige Beratunginnerhalb eines Kreises von Fachwissenschaftlern der neuen und alten Bundesländer mitden zuständigen Regierungsvertretern des Bundes und der betreffenden Länder (Sach-sen-Anhalt und Thüringen) vor. Grundlage dafür können die im folgenden vorgelegtenStellungnahmen und Vorschläge sein, die sich um die Gestaltung einer den vielseitigenzukünftigen Anforderungen entsprechenden Kulturlandschaft bemühen, in welcher dieNatur die notwendige Berücksichtigung findet.

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4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal76

Stellungnahmen zu geplanten Baumaßnahmen im Bereichdes Saaletales sowie Vorschläge zu Maßnahmen der Land-schaftspflege und des Naturschutzes

1. Erhaltung des Saalelaufes in einem naturnahen Zustand

Trotz vieler Eingriffe weist die Saale in den meisten Abschnitten ihres Laufes noch Struk-turen eines naturnahen Fließgewässers auf. Der Fluß läßt in seiner Erstreckung vom Ober-lauf bis zur Mündung noch Zusammenhänge eines geschlossenen Ökosystems erkennen.Meist bestehen enge Beziehungen zwischen dem Flußlauf und seiner Aue, womit wesent-liche Voraussetzungen dafür gegeben sind, daß mit der Verringerung der bisher übermäßi-gen Abwasserfrachten und der beginnenden Rückbesiedlung ein rascher Selbstreinigungs-prozeß einsetzt.

Naturnahe Fließgewässer können durch ihre hohe Selbstreinigungsleistung die enormenAufwendungen für eine Beseitigung der gegenwärtig hohen Grundbelastungen zumindestteilweise ersetzen. Ein durch ein System technischer Maßnahmen (Durchbrüche, Begradi-gungen, Staustufen und Schleusen) ganz oder zu weiten Teilen zu Kanälen verbautesFlußsystem ist dazu nicht in der Lage, da in diesem die typischen Lebensgemeinschaftenfehlen und Rückbesiedlungen aus anderen Flußbereichen aufgrund der technischen Barri-eren nicht möglich sind. Gebändigte Flußläufe haben ihr Eigenleben weitgehend verloren.Die typischen Flußlebensräume und �lebensgemeinschaften sind hier langfristig zum Aus-sterben verurteilt.In Westeuropa werden heute zahlreiche Versuche zur Renaturierung von Flüssen unter-nommen.Die noch weitgehend unverbauten Flußauen Ostdeutschlands sind unersetzliche Lebens-adern und in ihren ökologischen Funktionen sowie durch die von ihnen ausgehendenWohlfahrtswirkungen das wichtigste Kapital einer gesundenden Kulturlandschaft!

Von größter Bedeutung sind naturnahe Gewässer mit ihren Auen für die Erholung:Im industriellen Ballungsgebiet Halle-Leipzig-Merseburg wie auch in Bernburg ist die Saale-aue ein Zentrum heilsamer Naherholung. Die Landschaften des Saaletales zwischen Naum-burg und Saalfeld bieten viele Möglichkeiten zur Entwicklung sanften Tourismus� und zurGestaltung von Naherholungsräumen.

Mit seinen Auwiesenflächen und Auenwäldern trägt das Saaletal zu einem ausgeglichenenWasserhaushalt und verschiedentlich auch zur Trinkwasserversorgung bei.Darüber hinaus darf nicht übersehen werden, welche Bedeutung die naturnahen FIüssefür die Erhaltung vieler Vertreter unserer Tier- und Pflanzenwelt besitzen. Eine große Zahlder vom Aussterben bedrohten Sippen ist an Fließgewässer-Biotope gebunden. Geradejetzt, da die Schadstoffbelastung im Gebiet der Saale zurückgeht und sich Flußläufe undangeschlossene Altwässer und Tümpel wieder beleben (zwischen Halle und der Saale-mündung leben bereits wieder 20 Fischarten, es gibt auch mehrere Ansiedlungen desElbebibers), sollten bisher naturbelassene oder regenerierte Gewässer erhalten bleiben.Es ist als ein glücklicher Zufall zu sehen, daß der �Ausbau� der Saale noch nicht weitervorangekommen ist!

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Wenn die naturnahen Strukturen des Saaletales erhalten werden sollen, ist vor allem zufordern, daß die geplante Staustufe im Unterlauf der Saale bei Klein-Rosenburg und diedamit verbundenen umfangreichen Ausbauvorhaben unterbleiben.In der Stellungnahme von Dr. G. Zinke (Anlage B) wird auf viele mit dem Ausbau verbun-dene Schäden aufmerksam gemacht. Wir müssen darauf hinweisen. daß mit der Saale-staustufe wichtige Teile des Landschaftsschutzgebietes Mittlere und Untere Saale nach-haltig negativ beeinflußt und wertvolle Reservate (Auwald bei Plötzkau, Auwald Peißnitz,Auenlandschaft bei Döllnitz, Collenbeyer Holz, Luppe-Elsteraue) entscheidend gestört wür-den.

Anstelle einer Erschließung der unteren Saale für 1.350-t-Schiffe sollte erwogen werden,ob Fracht auf der Saale und Elbe nicht auch von Schiffen übernommen werden kann, diean die in diesem Gebiet herrschende Wasserführung angepaßt sind und in der hiesigenRegion (Schiffswerft Roßlau) gebaut werden können.

Mit Nachdruck weisen wir zudem darauf hin, daß in den Plänen zum Ausbau von Flüssen inden neuen Bundesländern die Staustufe an der unteren Saale nur als der Anfang einerKette von Maßnahmen zum Bau von Wasserstraßen vorgesehen ist, bei denen nicht nurdie Erhaltung des Biosphärenreservates Mittlere Elbe gefährdet, sondern auch der Be-stand der gesamten Auenlandschaften zwischen Elbe und Oder in Frage gestellt würde.

Diese Probleme müssen dringend von zuständigen Fachleuten in besonderen Stellungnah-men einer Klärung zugeführt werden. Man sollte zukünftig Flüsse nicht zu Wasserstraßendeformieren, sondern Formen finden, sie als naturnahe Fließgewässer mit all ihren Wohl-fahrtswirkungen zu nutzen.

2. Einrichtung eines Naturparkes �Untere Saale�

Im Gebiet zwischen Halle und Könnern bewegt sich die Saale in einer noch weithin natur-geformten, teilweise von Gehölz bestandenen, oft aber auch als Grünland oder Ackerlandgenutzten Aue. Hier, am Übergang vom thüringisch-subhercynischen Hügelland zum nord-deutschen Flachland bestehen viele Möglichkeiten zu großstadtnaher Erholung und sanf-tem Tourismus in der Umgebung flußnaher Porphyrfels-Bastionen und in der sich anschlie-ßenden, von Porphyrkuppen durchsetzten, abwechslungsreichen Obstbaum- und Acker-landschaft. Es ist deshalb die Einrichtung eines Naturparkes vorgesehen, verbunden mitder Unterschutzstellung von fünf Prozent der Fläche als Naturschutzgebiet.

In der Übersicht der Landschaften des Saaletales (siehe Anlage B) wird auf die einmaligenGeländestrukturen und die damit verbundene reiche Naturausstattung hingewiesen. So-wohl von geographischer und geologischer als auch von botanischer und zoologischerSeite liegen über dieses Gebiet viele, oft grundsätzliche Fragen behandelnde, wissen-schaftliche Arbeiten vor. Zur Zeit laufen hier im Auftrag des Bundesforschungsministeriumskomplexe Untersuchungen über Populationsentwicklungen von Pflanzen und Tieren aufisolierten Standorten sowie über die Auswirkungen von Vernetzungsmaßnahmen durchNaturschutz-Management.

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In Anbetracht der kombinierten Funktion als Erholungsgebiet und Raum für Ökosystem-forschung würde die Durchschneidung durch eine Autobahntrasse große Probleme mitsich bringen. Es wäre deshalb zu prüfen, ob einem erhöhten Verkehrsaufkommen nichtauch durch den Ausbau von Bundesstraßen Rechnung getragen werden könnte. Ebensosollte die Zahl der Brücken im Naturpark auf ein angemessenes Maß beschränkt und dieAnlage weiterer Großsteinbrüche unterlassen werden.

3. Erhaltung des Naturschutzgebietes �Auenlandschaft bei Döllnitz�

Vor ihrer Mündung in die Saale fließt die Weiße Elster in natürlichen Windungen. Hierkommt es auch heute noch zu regelmäßigen Überschwemmungen. Neben als Trinkwas-serschutzzone gesichertem Wiesengelände ist das Naturschutzgebiet Auenlandschaft beiDöllnitz (einschl. NSG Burgholz, NSG Collenbeyer Holz) als stark vernäßter Abschnitt mitAltwässern, Röhricht und Weidenbeständen sowie randlichen Auwaldresten erhalten ge-blieben. Trotz der Nähe von Großindustrieanlagen enthält dieser Komplex von Feucht-und Naßbiotopen eine artenreiche Pflanzen- und Tierwelt. Die Zahl der Brutvögel reichtfast an 100 Arten, eine äußerst seltene Krebsart, vom Aussterben bedrohte Amphibienund seltene Insekten sind hier zu Hause. Mit dem Rückgang von Wasserverschmutzungund Luftverunreinigung haben sich die Bestände seltener Pflanzen und einer ganzen Rei-he von Tierarten wieder erholt.

Wenn trotz begründeter Einwände aller Umwelt- und Naturschutzverbände sowie derBürgerinitiative �Das bessere Bahnkonzept� eine das Reservat durchschneidende ICE-Tras-se gebaut wird, würde dies nicht nur zum Verlust wertvoller Naturschätze in der bereitssehr verarmten mitteldeutschen Industrieregion führen, das Saaletal würde damit eincharakteristisches Element seiner Flußdynamik verlieren. In Anbetracht dieser irreparablenVerluste möchten wir dringend empfehlen, den kürzlich gefaßten Beschluß über den Baueiner das Naturschutzgebiet überquerenden Trasse zu revidieren. Wir können es uns heu-te nicht mehr leisten, technischer Vorteile wegen den Verlust einmaliger Naturschätzehinzunehmen.

4. Landschaftspflege im Saaletal zwischen Weißenfels und Saalfeld

Das Tal der mittleren Saale bietet weithin das Bild einer vielgestaltigen Kulturlandschaft.Bei der Durchreise richtet sich der Blick nicht nur auf die reich gegliederten, abwechselndvon Wald bedeckten oder von Obst und Ackerkulturen eingenommenen, oft von Schlös-sern und Burgen gekrönten Randhöhen, sondern auch auf offene Auenflächen. Heutebesteht aber die Gefahr, daß die bisher größtenteils landwirtschaftlich genutzte Aueverbaut wird. Damit würde der gewundene Flußlauf mit seinen offenen Wasserflächen,Ufergebüschen und Auwaldresten als Lebensader der Landschaft verdeckt. Ist es nichtAufgabe der Kulturlandschaftspflege, darauf zu achten, daß Landschaftserlebnisse. wie siesich im Saaletal tagtäglich vielen Durchreisenden bieten, nicht ausgelöscht werden?

Im Rahmen einer auf das Landschaftsbild orientierten Gebietsplanung müßte die landwirt-schaftliche Nutzung der Aueflächen fortgeführt werden. Dabei wäre die Schaffung vonLandschaftspflegeverbänden (wie z.B. im thüringischen Bergland) wünschenswert.

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In Anbetracht vieler unschöner Beispiele der Zerstörung von Flußauen-Landschaften inWesteuropa wird vorgeschlagen, im mittleren und unteren Saaletal die einsetzenden Ak-tivitäten in der Bebauung offenen Geländes so zu lenken, daß das Bild einer ausgegliche-nen (harmonischen) Kulturlandschaft erhalten bleibt.Zu erwägen ist die Einrichtung eines Naturparkes �Mittleres Saaletal�, der sowohl die Auenals auch die Hangleiten des randlichen Buntsandstein- und Muschelkalkhügellandes umfas-sen müßte.

Zu den wertvollsten Reservaten im Bereich des mittleren Saaletales gehört das Natur-schutzgebiet Leutratal. Mit einem breiten Spektrum thermophiler Gehölze und von Trok-ken und Halbtrockenrasen beherbergt es viele vom Aussterben bedrohte Pflanzen undTierarten in einem eindrucksvollen Landschaftsraum. Die Erweiterung der durch das Ge-biet führenden Autobahn wird sehr große Verluste mit sich bringen. Hier ist größte Rück-sichtnahme bei der Planung der Trassenführung und bei allen Baumaßnahmen zu fordern.Ebenso müßte versucht werden, neue Reservate im Bereich der Muschelkalkandschaftum Jena einzurichten und bestehende Naturschutzgebiete zu erweitern.

5. Sicherung eines jahreszeitlich differenzierten Wasserdargebots der Saale

Mit einem über 361 km2 ausgedehnten Einzugsgebiet im Thüringer Schiefergebirge führtdie Schwarza der Saale beachtliche Wassermengen zu. Der Abfluß zeigt große jahreszeit-liche Schwankungen (MNQ : MHQ wie 1 : 116). Da die Schwarza in den Oberlauf der Saaleeinmündet, wird deren jahreszeitliche Abflußdynamik wesentlich beeinflußt. Damit kanndie Schwarza eine gewisse Ersatzfunktion für die durch Talsperrenbau stark regulierteSaale übernehmen. Sie sorgt für periodische Hochwässer mit deren günstigem Einfluß aufdas Grundwasserregime in den Auen.

Der Bau der riesigen Trinkwassertalsperre Leibis an einem Schwarzazufluß und die geplan-te Errichtung eines Pumpspeicherwerkes im oberen Schwarzatal würden dieses wichtigeWirkungsgefüge und einzigartige Naturlandschaften zerstören. Großräumiger Wasserent-zug, Veränderungen der Abflußdynamik und der Verlust ganzer Lebensgemeinschaften imEinzugsgebiet der Flüsse werden die Folge sein. Es würden also nicht nur altbekannteWander- und Erholungsgebiete verbaut und drei wertvolle Naturschutzgebiete (NSGWurzelbergfarmde, NSG Unteres Schwarzatal, NSG Meuraer Heide) schwer geschädigt;von noch größerer Tragweite wäre der Zusammenbruch eines ganzen Fließgewässer-Systems.

Eine weitere Bedrohung für die lebenswichtige Abflußdynamik der Saale stellt die Überlei-tung von Saalewasser in Restlöcher des mitteldeutschen Braunkohlebergbaus dar. Alleindie geplante Flutung des Geiseltales würde der Saale über einen Zeitraum von ca. 20Jahren ca. l0 % des Flußwassers entziehen. Dieser Wasserentzug im Bereich der mittlerenund unteren Saale würde sich u.a. spürbar in den Auwaldbereichen der Saalemündungund der mittleren Elbe auswirken.

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Anlage A:Übersicht über den Wechsel charakteristischer Landschaftsformenund die Mannigfaltigkeit der Naturschätze im Verlauf des Saaletals

Prof. Dr. Hermann Meusel

Inmitten Deutschlands verbindet die Saale in ihrem süd-nördlichen Verlauf sehr verschie-denartige Landschaften mit mannigfaltigen Geländestrukturen und einer reichen Natur-ausstattung. Ihr Flußsystem umfaßt 4 Mittelgebirge und große Teile der thüringischenund der ostsubhercynischen Hügel- und Bördelandschaften.

Dem Fichtelgebirge entsprungen, durchbricht die Saale in einem von steilen Felswändenbegleiteten Lauf das Thüringer Schiefergebirge. Der bereits 1932 vollendete Bau derBleilochtalsperre bei Saalburg (Inhalt 215 Mio. Kubikmeter) hat mit dem unterhalb gelege-nen Ausgleichsbecken bei Burgk wertvolle Bereiche des Durchbruchstales mit einer eigen-tümlichen Reliktflora (europäischer und eurosibirischer Gebirgspflanzen) in ein Wasserück-haltebecken verwandelt. 1939 wurde die Talsperre Hohenwarte (Inhalt 182 Mio. Kubik-meter, ebenfalls mit einem Ausgleichsbecken) fertiggestellt. Deren Staustufe reicht zu-rück bis Ziegenrück, so daß nur noch ein etwa 9 km langes steilwandiges, enges Durch-bruchstal durch das Thüringer Schiefergebirge als ursprüngliches Bild des mäandrierendenSaaletals vorhanden ist. Beide Talsperren dienen der Elektroenergiegewinnung und sollen�Hochwasserschutz� gewährleisten. Das gesamte Gebiet der oberen Saale um die Talsper-ren ist seit Jahrzehnten als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Auch zoologisch ist dasobere Saaletal wertvoll; ist es doch u.a. Brutgebiet des vom Aussterben bedrohten Uhus,unserer größten heimischen Eulenart. Die jahreszeitliche Dynamik der Wasserführung imMittel- und Unterlauf der Saale wird durch die Talsperren stark eingeschränkt. Sie ist inbegrenztem Maß insofern noch gewährleistet, als die dem Schiefergebirge entspringendeSchwarza noch nicht verbaut ist. Das Naturschutzgebiet Schwarzatal bietet noch die Mög-lichkeit, Landschaftsformen, naturnahe Waldvegetation in den Hanglagen und die Dyna-mik von Erosion, Umlagerung und Sedimentation im Oberlauf eines Gebirgsflusses - belebtvon Forellen, Äschen, Wasseramseln und Gebirgsstelzen - kennenzulernen.

Am Ausgang aus dem Schiefergebirge erhebt sich bei Saalfeld die von der Saale freigeleg-te Steilwand des Bohlen (Naturschutzgebiet). Sie bietet einen großartigen Aufschluß deraufgefalteten Schichten des variskischen Gebirges, diskordant überdeckt von flachliegen-den Schichten des Zechsteins. Auch hier ist noch der Uhu zu Hause. Dealpine Pflanzenwie das Blaugras und die Felsbirne schmücken die Felspodeste.Nördlich des Schiefergebirges verläuft die Saale in einem Platten- und Hügelland an derOstflanke des Thüringer Beckens zwischen Saalfeld, Rudolstadt, Jena und Naumburg inden Schichten des Buntsandsteins und des Muschelkalks. Noch in Nähe des Mittelgebirgesbildet der Buntsandstein sanft geformte, breit dahinziehende, meist von Nadelwald be-deckte Randhöhen. Hier befinden sich die letzten Vorkommen des Auerhuhns. Die Leuch-tenburgverwerfung durchbricht diese Randhöhen mit einer stark herausmodellierten Mu-

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schelkalkrippe, die am Saaleufer bei Kahla als imposanter Bergsturz (NaturschutzgebietDohlenstein) hervortritt.

Aber erst bei Göschwitz südlich von Jena wird an den Flanken des Saaletals der Buntsand-stein von Muschelkalktafelbergen landschaftsprägend abgelöst. Der Muschelkalk bildet steilehelle Felswände und Felsnasen mit oft nur geringer Vegetationsbedeckung. Anstelle einerhumiden Waldflora mit zarter Waldquellvegetation, üppigen Farnen und Moosdecken imBereich des Buntsandsteins kennzeichnen hier dürreresistente Gräser und Zwergspalier-sträucher ein trockenheißes Standortklima. Mit vielen Floren- und Faunenelementen süd-licher submediterraner Herkunft (wie charakteristischen Orchideenarten und seltenenSchmetterlingen und Heuschrecken) hat die Umgebung von Jena und Naumburg Be-rühmtheit erlangt. Noch gut erhaltene Buchenwälder, die bis an die exponierten Felshän-ge heranreichen und vielfach weithin die Hänge bedecken, weisen jedoch darauf hin, daßsich die Extremstandorte in einem ausgeglichenen gemäßigten Laubwaldklima befinden,das den Aufenthalt in diesem Gebiet so erholsam macht (Bad Kösen). Erst an den niedri-ger werdenden Talflanken im Gebiet von Naumburg vermitteln Weinberge den Eindruckzunehmender Sommerwärme.

Innerhalb des gesamten Talverlaufs zeugen Terrassen oder Abrisse und Schuttmassen vonBergstürzen an den Talflanken von der Geschichte des Flußlaufes, der diese Landschaftmodelliert hat. Geschichtete Felsbänke an Steiluferwänden geben Einblick in die Struktu-ren der landschaftsformenden Gesteinsformationen. Flankiert von den vielgestaltigen Rand-höhen, bewegt sich die Saale in sanften Windungen in einer nur mäßig breiten (bis etwa1 km) Aue. Einzelne Gehölze oder Auwaldreste säumen den Flußlauf. Die reichen Bödender Aue, einst von Wiesen bedeckt, werden nach dem Wegfall der vor dem Talsperren-bau regelmäßigen Hochwässer als Ackerland genutzt. Als ausgedehnte Grünflächen wechselnAcker- und Obstkulturen mit alten, gewachsenen Dorfsiedlungen. Nur um die StädteSaalfeld, Rudolstadt, Kahla dehnen sich Industrieanlagen weiter in die offene Aue aus. ImGebiet zwischen Jena und Göschwitz hat in den vergangenen Jahrzehnten die Aue einergeschlossenen Bebauung weichen müssen. Weithin bietet aber das Saaletal von Naum-burg bis Saalfeld noch das Bild einer harmonisch gegliederten Landschaft, an der sich vieleDurchreisende täglich erfreuen. Überall lädt diese Landschaft zum Wandern oder zumErholungsaufenthalt in einer an Natur und Kulturschätzen reichen Umgebung ein. Vielealte Burgen bzw. Burgruinen zeugen von der bewegten Geschichte dieses alten germa-nisch-slawischen Siedlungsraumes (�An der Saale hellem Strande stehen Burgen, stolz undkühn ...�). Manche sind zu bekannten Museen oder Gedenkstätten ausgebaut (Heidecks-burg in Rudolstadt, Dornburger Schlösser/Goethe-Gedenkstätte, Neuenburg bei Freyburg,wo die Unstrut in die Saale mündet). Andere sind viel besuchte Ausflugsziele (Fuchsturmund Jenzig bei Jena, Rudelsburg und Saaleck bei Bad Kösen). Für das gesamte mittlereSaaletal erscheint es deshalb geboten, durch weitsichtige Landschaftspflege dazu beizu-tragen, daß die wertvolle Kulturlandschaft nicht kurzfristig durch unangemessene Bauob-jekte versiegelt, sondern vielmehr einer naturgemäßen Nutzung erhalten und weiter er-schlossen wird.

Im Gebiet von Weißenfels verläßt die Saale das Thüringische Trias-Platten- und Hügellandund kommt in den Bereich der weitflächigen mitteldeutschen Ackerebene. Innerhalb die-ser stellen sich jedoch der weiteren Ausbreitung des Flusses Hindernisse entgegen. Glet-scherrandlagen während der letzten Eiszeit versperrten ein Ausbiegen nach Nordosten. Inder Nord- und Nordwestrichtung begegnete der Fluß mit der Halle-Hettstedter Gebirgs-brücke einer mächtigen Felsbarriere. Als Struktur der Harttektonik wird diese aus Gestei-

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nen des jungen Erdaltertums, vielfach Porphyrergüssen, aufgebaut, die bereits weitge-hend eingeebnet und von pleistozänen Decken überlagert sind.

Halle liegt im Bereich des Durchbruchs der Saale durch dieses alte Gebirge in einer einma-ligen geographischen Situation. Südlich der Stadt wirkt sich, dort, wo von Osten dieWeiße Elster aus dem westlichen Sachsen zusätzliche Wassermengen heranführt, derStau des Felsgebirges zu einer Aufteilung des Flußlaufes und einer Ausbiegung nach Westenaus. Häufige Hochwässer in diesem Staugebiet hinterlassen Naßflächen, Altarme und Röh-richte. Nur auf den höhergelegenen Flächen können sich Weidengebüsche und Auwälderentwickeln. Ein von Wiesen bedeckter Teil ist als Trinkwassereinzugsgebiet eingerichtet.Die tiefergelegene siedlungsfeindliche nasse Aue hat sich bis heute als ein Komplex natur-naher Feucht- und Naß-Biotope mit einer reichen Pflanzen- und Tierwelt erhalten. Es istein einzigartiger Naturpark vor den Toren der Stadt, der heute wieder im Begriff ist, inSelbstreinigung die schweren Schäden durch die benachbarte Industrie (Abwassereinlei-tung) aus den letzten Jahrzehnten zu überwinden. Mit Auwaldresten und Wiesenflächenreicht er bis in das Innere der Stadt.

Im Norden von Halle zeigen Porphyrfels-Bastionen den Durchbruch des Flusses durch dieGebirgsbrücke an. Bis in das Gebiet von Könnern kennzeichnen herausragende Felsen undsteile Hangflächen wechselnd mit teilweise engen, oft aber auch muldenartig verbreiter-ten und zur Ackerhochfläche überleitenden Seitentälchen den Durchbruch der Saale durchein von eiszeitlichen Sedimenten überdecktes Gebirge. Wenn im Bereich der mitteleuro-päischen Mittelgebirge enge cañonartige Talformen wie im oberen Saaletal verschiedentlichwiederkehren (z. B. im Verlauf der Schwarza im Thüringer Schiefergebirge, der Selke undder Bode im Harz), so ist das Ergebnis der Flußerosion an einem von Diluvialsedimentenüberdeckten alten Gebirge, wie es uns an der unteren Saale begegnet, eine geomorpho-logisch einmalige Erscheinung. Sie bietet Geo- und Biowissenschaftlern viele Möglichkeitenzur Lösung von Aufgaben der Ökosystemforschung. Aus dem Wechsel oder der Kombina-tion von anstehendem Fels und pleistozäner wie holozäner Auflagerung ergeben sichunter dem Einfluß des im östlichen Vorland des Harzes herrschenden warmtrockenenKlimas in standörtlicher Abwandlung die verschiedenartigsten Bodentypen. Sie werdenvon einer reichen Vegetationsfolge von Felsfluren, Trocken- und Halbtrockenrasen zu Ge-büschformationen besiedelt, die sich sämtlich durch seltene, oft reliktäre Pflanzen- undTierarten auszeichnen. Teilgebiete des unteren Saaletals sind als Lebensräume solcherReliktsippen - unter den Pflanzen größtenteils Vorposten einer kontinentalen südosteuro-päischen oder südsibirischen Steppen- und Waldsteppenvegetation - als Reservate ausge-schieden. Für boden- und vegetationskundliche sowie tierökologische Forschung stehenhier noch ausreichende Beobachtungs- und Testflächen zur Verfügung. Es ist aber drin-gend geboten, diese durch die Einbindung in die Pflegeordnung eines Naturparkes zusichern.Die Gesteine der Halle-Hettstedter Gebirgsbrücke begleiten die Saale rechtsseitig bis Ro-thenburg und Könnern als teilweise steile Talflanke roter Sandsteine mit Wimperperlgras-Felsfluren an den exponierten Kanten und feldulmenreichen Gehölzen am Hangfuß. Siebieten einer artenreichen Kleintierwelt (u. a. mit Nachtigall und anderen bedrohten Sing-vogelarten) Aufenthalt.

Nördlich anschließend bewegt sich der Fluß in einer ertragreichen Ackerlandschaft mitmächtigen Lößdecken über flachliegenden Tafeln des unteren Buntsandsteins (als sub-hercynische Formation im äußersten nordöstlichen Vorland des Harzes). Die hier am links-

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seitigen Prallhang entstandenen Siedlun-gen (Gnölbzig, Alsleben, Großwirschlebenund Plötzkau) erscheinen ihrer traditionel-len Wirtschaft entsprechend in ihren hö-heren Lagen dem Ackerbau, flußseitigjedoch der Fischerei und der regionalenSchiffahrt verbunden. In der rechtssei-tig weiten Aue bewegt sich der Fluß mitweiten Schlingen, die wie viele Altwäs-ser von ausgedehnten Auwäldern um-geben sind. Der Blick von dem malerischgelegenen Schloß Plötzkau vermittelt ei-nen lebhaften Eindruck einer noch viel-seitig naturnahen Landschaft im Unter-lauf der Saale.

Im Frühjahr ist der Auenwald des un-teren Saaletals von einer bunten Bo-denvegetation geschmückt. In Bern-burg, einer auf festen Schichten desmittleren Buntsandsteins gegrün-deten Residenzstadt, reicht derblühende Auwald bis in dieSiedlungen der Unterstadt hi-nein und erweist sich in demteilweise durch große Indus-trieanlagen stark veränder-ten Raum als ein willkomme-ner Gruß der umliegendenNatur.

Erst nördlich von Bernburgwird die Saale zu einemvon Hochwasserdämmenumgebenen Tieflandfluß,dessen naturnah ge-nutzte Aue sich im Mün-dungsgebiet in die Elbebei Klein-Rosenburg demBiosphärenreservat Mitt-lere Elbe angliedert.

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Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal 4.Sonderheft 87

Anlage B:Stellungnahme zum geplanten Saaleausbau

Dr. Günter ZinkeInstitut für Geographie, Martin-Luther-Universität Halle

Zu Anfang der 30er Jahre wurde im Zusammenhang mit dem Bau des Mittellandkanals dersogenannte Mittellandkanal-Südflügel, eine Kanalisierung der Saale, beginnend an der Saa-lemündung in die Elbe bei Barby und endend mit dem sogenannten Saale-Elster-Kanal amHafen Leipzig-Lindenau projektiert (vgl. Abb.). Er sah eine Laufverkürzung der Saale zwi-schen Barby und Merseburg von 134 km auf 107,5 km vor, 28 Durchstiche von Saalemäan-dern unterhalb und 6 oberhalb Halles. Die Kanalisierung des Flusses mit einer durchgehen-den Sohlbreite von 30 m und einer nutzbaren Wassertiefe von 2,25 m beinhaltete zudemden Neubau von 12 Schleusen und sollte 1000-t-Schiffen dienen. Der überwiegende Teilder Durchstiche wurde zwischen 1932 und 1940 vom Reichsarbeitsdienst realisiert. Danebenwurden der 2,7 km lange Umgehungskanal (Regattastrecke) zwischen Halle und Halle-Neustadt, der 2,5 km lange Mittelkanal südöstlich von Merseburg sowie der 18 km langeElster-Saale-Kanal zwischen Günthersdorf und Leipzig-Lindenau sowie 1938 der Hafen Leip-zig-Lindenau gebaut. Zur Speisung des Großschiffahrtsweges wurden die beiden größtenTalsperren Deutschlands gebaut: Bleiloch 215 hm (1926 32) und Hohenwarthe 182 hm(1936 - 42).

Im Stadtgebiet von Halle wurden seit 1871 6 Durchstiche bzw. Begradigungen durchge-führt, die halleschen Schleusengräben (vorwiegend zwischen 1812 und 1820 erbaut undspäter erweitert) hatten eine zu geringe Kapazität für die Passage von 1000-t-Schiffenebenso wie die Hafenbecken des 1928/29 errichteten Hafens Halle-Trotha.

Nach heutigen Plänen soll diese Wasserstraße - ebenso wie die Elbe - den gültigen Aus-baunormen für ein Europaschiff von 1350 t (9 m breit, 110 m lang, 2,50 m Tiefgang) miteiner Gewässerbreite von 45-50 m und einer Wassertiefe von 3-4 m entsprechen. Um-fangreiche Regulierungsarbeiten, Schleusenneubauten sowie eine Schleusentreppebei Wüsteneutsch wären erforderlich.

Bereits der jetzige Zustand hat den Charakter der Flußaue der Saale verändert (vgl. beilie-gende Karten). Durch die Begradigungen und Durchstiche erfolgte eine verstärkte Tie-fenerosion. Durch rascheren Abfluß ist die Retentionswirkung der Auenwälder und derextensiv genutzten Grünlandbereiche der Aue verringert worden.

Abgeschnittene Altwässer sind bereits stark verlandet und durch Einspülung hochkonta-minierter Saaleschlämme (Geflügelmast Rupin) in ihrer ökologischen Qualität erheblich be-einträchtigt worden.

Der Grundwasserstand in der Aue hat sich bereits um 1 bis 2 m abgesenkt, ein Umstand,der u.a. auch das Großwasserwerk Beesen betrifft.

Obwohl die Saale streckenweise schon begradigt, eingedämmt und angestaut wurde(s.o.), blieben die Möglichkeiten zu einer echten Mehrzwecknutzung zu großen Teilenerhalten.

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4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal88

Besonders deutlich wird diese Mehrfachfunktion der naturnahen Saaleaue im Stadtgebietvon Halle mit den zahlreichen Saaleverzweigungen, Schleusen- und Mühlgräben und Still-gewässern:

1. Das Gebiet ist mit ca. 35 km2 Flächengröße Bestandteil des seit 1961 existierendenLandschaftsschutzgebietes (LSG) �Mittlere Saale� mit einer Flächengröße von 285,5 km2.Dieses LSG wird seit 1975 nach einem Landschaftspflegeplan entwickelt. 2,3 % der Flächedes LSG werden von Naturschutzgebieten, Flächennaturdenkmalen sowie von 51 Natur-denkmalen (ND) eingenommen. Auch im Untersuchungsgebiet befinden sich mehrereFND (z.B. Nordspitze Peißnitz 9 ha) und ND. Daneben existieren in der Saaleniederungeine Reihe ökologisch wertvoller Gebiete (vorwiegend Feuchtgebiete).

2. Das Gebiet wird im südlichen Teil von den Trinkwasserschutzgebieten (Gesamt-TWSGZonen I bis III 1400 ha) des Wasserwerkes Beesen bzw. der Fassungszone Röpzig (TWSG400 ha) eingenommen, die eine bedeutende Stellung in der Trinkwasserversorgung derStadt Halle einnehmen (max. 60.000 m3/d).

3. Das gesamte Gebiet der Halleschen Saaleniederung, das Saaledurchbruchstal zwischenGiebichenstein/Trotha und Kröllwitz sowie der Trothaer Saaleniederung - ca. 40 km � istHochwasserabflußgebiet (HWG), das gezielt extensiv bewirtschaftet wird und zahlreicheWasserschutzanlagen aufweist.

4. Die Saaleaue ist größtes Naherholungsgebiet des gesamten halleschen Raumes. DerKulturpark �Saaleaue�, zwischen Mühlgraben im Osten und Wilder Saale im Westen gele-gen, war mit 760 ha Flächengröße, 2 Mio Besuchern/a und 180.000 Fahrgästen/a, die dieWeiße Flotte der Saaleschiffahrt benutzten, das fünftgrößte städtische Naherholungsge-biet der ehemaligen DDR.

5. Am unmittelbaren Saaleufer stehen mehrere wertvolle architektonische Bauwerke,deren Erhalt unbedingt zu sichern ist: Moritzkirche, Stadtmauer, Klausbrücke, Neue Resi-denz, Dom, Neue Mühle (mit historischem Pegel), Moritzburg, Steinmühle.

6. Ziel muß es darum sein, die Funktionsfähigkeit der Saale und ihrer Aue jetzt zu bewah-ren bzw. wiederherzustellen, damit die vielen Gratisleistungen des Fließgewässers weiterhingenutzt werden können.

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Folgende Argumente sprechen gegen einen weiteren Ausbauder Saale zu einem Saale-Elster-Großschiffahrtsweg:

- besteht überhaupt ein Handlungsbedarf eines verstärkten Transportes auf dem Wasser-wege nach Veränderung der Standortsstruktur der Industrie?- die Notwendigkeit des Transportes von Erdöl, chemischen Grundstoffen und Massengü-tern auf dem Wasserwege würden beim Bau leistungsfähiger Pipelines entfallen;- jede der geplanten 20 Staustufen an Elbe und Saale würde bis zu 1 Mrd. DM verschlingen;- die Nutzen-Kosten-Bilanz für den geplanten Flußausbau ist derzeit negativ;- jeder Flußausbau zieht unberechenbare Folge- und Reparaturleistungen nach sich;- ein Ausbau würde die Entfernung von vielen Hunderttausend Tonnen hochkontaminier-ter bis 2 m mächtiger Schlämme (besonders Quecksilber, Zink, Cadmium u.a.) der Saaleerforderlich machen; die Frage erhebt sich: wohin mit diesem gefährlichen Sondermüll;- sind diese Kosten auch schon eingeplant?- langfristig gesehen ist der Transport auf dem Schienenwege billiger als der auf demWasserwege;- Laufverkürzungen und Strukturverarmung setzen das Selbstreinigungsvermögen des Flusseserheblich herab;- Staubauwerke unterbrechen das Fließkontinuum und verhindern Wanderungen von Or-ganismen;- Tiefenerosion und Uferabbrüche unterhalb der Staubauwerke wären durch erhöhte Fließ-geschwindigkeit unausbleiblich;- durch die Absenkung des gegenwärtig bei 2 - 3 m unter Flur liegenden Grundwasserspie-gels mit Schwankungen zwischen 2 und 5 m würde es zur Einschränkung intakter Feucht-biotope und damit der Lebensräume für zahlreiche Pflanzen und Tierarten kommen;- durch die Grundwasserabsenkung würde es zur Beeinträchtigung der Quantität des vonden Wasserwerken der Aue geförderten Trinkwassers kommen;- durch die Einförmigkeit in der Gestaltung eines solchen kanalisierten Flußlaufes und dieRodung bzw. Überflutung der Auenwälder würde es zur Einschränkung der Erholungseig-nung kommen;- durch Begradigungen, Dämme, Betonierungen, massive Bauwerke würde es zu einerEinschränkung landschaftsästhetischer und ethischer Werte kommen;- durch die Absenkung des Wasserspiegels würden die natürlichen Hochwasserüberflu-tungsgebiete wesentlich eingeschränkt; ein Umstand, der zur Beeinträchtigung bzw. Ver-nichtung der Auenwälder, Auenrestwälder und Feuchtbiotope und deren �Wohlfahrtswir-kung� führen würde.

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4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal90

Die Mehrfachfunktion bzw. �Wohlfahrtswirkung� der Auenrestwälder und Feuchtbiotopeim Bereich des Halleschen Saaletales besteht in Folgendem:

1. Wasserschutz: Sicherung der quantitativ sowie qualitativ optimalen Wasserversorgungder Bevölkerung, insbesondere durch das Großwasserwerk Beesen (Kapazität: 60.000m3/d).2. Immissionsschutz: Besonders für Ballungsgebiete wichtig, die durch hohe Schadstoff-belastung, Inversionswetterlage, Nebelbildung und behinderten Luftaustausch gekenn-zeichnet sind. Besonders positiv deshalb hier der Beitrag zum Abbau von Schadstoffkon-zentrationen.3. Klimaschutz: Schutz der Wohnstätten, Erholungsanlagen und landwirtschaftlichen Nutz-flächen (besonders Sonderkulturen) vor allem vor Frostschäden, Kaltluft- und Windeinflußsowie Bodenerosion.4. Retentionsfunktion: Sicherung der natürlichen Wasserspeicherungsfunktion: Abfluß-verzögerung bei Hochwasser - Aufhöhung bei Niedrigwasser.5. Erholungsfunktion: Sicherung der Naherholungsfunktion von Halle, z.B. Peißnitz.6. Sicherung ästhetischer und ethischer Werte.7. Naturschutz-/Habitatfunktion : LSG �Mittlere Saale�, Naturpark �Unteres Saaletal�, zahl-reiche Naturschutzgebiete, Flächennaturdenkmale sowie weitere ökologisch wertvolle Ge-biete (Erhalt der Feuchtbiotope sowie einer artenreichen Flora und Fauna).

Unter Berücksichtigung von Umweltverträglichkeit und Kostenumfang sollten folgendeZiele erreicht werden:

1. Erhalt einer ökologisch verträglichen Saaleschiffahrt (Schubleichter) bis zum HafenHalle-Trotha;2. Verzicht auf einen weiteren Saaleausbau oberhalb des Hafens Halle-Trotha durch dasökologisch sensible Stadtgebiet von Halle und bis zum Hafen Leipzig-Lindenau;3. Verzicht auf die Staustufe Klein-Rosenburg zur Sicherung des Biosphärenreservates�Mittlere Elbe� sowie auf alle weiteren Staustufen an Saale und Elbe.

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Für eine bessere Bewertung der natürlichen Ressourcenin den neuen Bundesländern

Die Unterzeichner setzen sich für eine rechtzeitige breite wissenschaftliche Diskussionunter Einbeziehung aller Fachleute bereits im Stadium der Planung bei allen Maßnahmenzur Erschließung der Verkehrs- und Wirtschaftsräume in den neuen Bundesländern ein. Essollten Wege und Ziele einer den natürlichen Ressourcen angepaßten Nutzung und Ent-wicklung des mitteldeutschen Raumes deutlich gemacht werden, um den Schutz derNaturgüter mit vielfältigen, sozial verträglichen Wirtschaftsweisen zu verbinden, die nach-haltig Naturschätze und Arbeitsplätze erhalten und fördern.

Dabei muß der gesamte Naturraum als Einheit betrachtet und die Planung als Gesamtheitkonzipiert werden. Es ist nicht im Sinne einer langfristigen Entwicklung, nur von Fall zu FallEinzelprojekte zu erörtern.Eine noch weitgehend erhaltene, hochwertige Landschaftsstruktur in den LändernSachsen-Anhalt und Thüringen ist das Saaletal. Es könnte deshalb als Modell für die Be-handlung anderer Landschaftsräume dienen. Die von Mitarbeitern der Mathematisch-Na-turwissenschaftlich-Technischen Fakultät der Martin-Luther-Universität erarbeitete Denk-schrift könnte Grundlage und Anregung für eine zum jetzigen Zeitpunkt beginnende Dis-kussion sein. Die verantwortlichen Behörden und Ministerien sind aufgerufen, eine Ar-beitsgruppe ins Leben zu rufen, an der alle fachkompetenten Institutionen und Einrich-tungen sowie die potentiellen Nutzer beteiligt sind, um eine in die Zukunft gerichteteKonzeption für das gesamte Saaletal zu erarbeiten.Die Unterzeichner und die von ihnen vertretenen Einrichtungen sind zur konstruktivenMitarbeit bereit.

Denkschrift �Für eine bessere Bewertung ...� (1994), S. 74-92

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4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal92

Denkschrift �Für eine bessere Bewertung ...� (1994), S. 74-92

*Die Herren Prof. em. E. Mücke, Dr. F. Ebel und Dr. H. Mühlenberg waren zum Zeitpunkt der Unter-zeichnung nicht erreichbar. Sie hatten ihr Einverständnis vorab erklärt.

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AbkürzungsverzeichnisAD AutobahndreieckAS AutobahnabschnittBF Beschwerdeführer (der Naturschutzbund Deutschland)BG Beschwerdegegnerin (die Bundesrepublik Deutschland)BMU BundesumweltministeriumBMV BundesverkehrsministeriumBNatSchG BundesnaturschutzgesetzBVerwG BundesverwaltungsgerichtBVWP BundesverkehrswegeplanDEGES Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbHEGV EG-VertragEU Europäische UnionEuGH Europäischer GerichtshofFFH Flora-Fauna-HabitatFFH-RL FFH-RichtlinieFFH-VP FFH-VerträglichkeitsprüfungFFH-VU FFH-Verträglichkeitsuntersuchung (Unterlage zur Verträglichkeitsprüfung im

Rahmen der Linienbestimmung für die A 143, DEGES 1998, vgl. S. )FIFB Forschungsprojekt �Bedeutung von Isolation, Flächengröße und Biotop-

qualität für das Überleben von Tier- und Pflanzenpopulationen in der Kultur-landschaft am Beispiel von Trockenstandorten der Porphyrlandschaft bei Halle�

FND Flächennaturdenkmal = Naturdenkmal von flächenhafter AusdehnungGLB Geschützter LandschaftsbestandteilLAU Landesamt für Umweltschutz Sachsen-AnhaltLMU-LSA Umweltministerium des Landes Sachsen-AnhaltLSA Land Sachsen-AnhaltLSG LandschaftsschutzgebietNatSchG NaturschutzgesetzNSG NaturschutzgebietPFV PlanfeststellungsverfahrenPVA Populationsgefährdungsanalyse (population viabilty analysis)ROV Raumordnungsverfahren (als Quellenangabe: Erläuterungsbericht zum

Raumordnungsverfahren zur A 143, DEGES 1995a)RP RegierungspräsidiumUVS Umweltverträglichkeitsstudie (als Quellenangabe: Ergebnisbericht der

Umweltverträglichkeitsstudie Phase II zur A 143, DEGES 1995b)VKE VerkehrseinheitVPDE Verkehrsprojekt Deutsche Einheit

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4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal94

Register

AA 14 40, 51, 53A 143 � Westumfahrung Halle

7, 9, 10, 15, 18, 21, 37, 38, 39,40, 42, 48, 64, 70

A 38. Siehe SüdharzautobahnAcanthis cannabina 25Acanthopsyche atra 23Achillea setacea 27Adonis vernalis 27, 94Ähren-Blauweiderich Pseudolysimachium

spicatum 95Alauda arvensis 30Alternative

38, 39, 42, 43, 48, 49, 52, 61, 65Alysso-Festucetum cinereae 27Ameisengrille Myrmecophilus acervorum

23Andrena potentillae 23Antennaria dioica 23Artenvielfalt 8. Siehe auch Biodiversität,

biologische VielfaltAue. Siehe FlußaueAusdauernder Knäuel Scleranthus

perennis 99Ausgleichsmaßnahmen 31, 35, 36, 61Austauschbeziehungen 25, 27, 28, 32Autobahndreieck Lauchatal 21, 48, 53Autobahndreieck Wallwitz

21, 40, 48, 51, 52, 53Autobahnplanungs-Gesellschaft

27, 28. Siehe auch DEGESAutobahntrasse 9, 78

BB 80 21, 48, 51, 52Badener Rispengras Poa badensis 27Barbastella barbastellus 23, 27, 30, 62Barriere, Barrierewirkung

25, 26, 28, 30, 33, 37Bartfledermaus Myotis mystacinus 27Bennstedt 21, 54, 65Berghexe Chazara briseis 23, 95Beschwerde 7, 15, 18Besenheide Calluna vulgaris 96

Besondere Schutzgebiete gemäß FFH-Richtlinie 63. Siehe FFH-Gebiete

Besonderes Schutzgebiet Nr. 11819, 20, 22, 26, 28, 31, 36

Besonderes Schutzgebiet Nr. 12319, 20, 21, 27, 30, 35, 36, 41

Beweidung 26, 36Biodiversität 11, 24, 26, 28, 34. Siehe

auch Artenvielfalt, biologische Vielfaltbiologische Vielfalt 24, 25, 59, 75Biotopkomplex, Biotopmosaik

11, 22, 23, 27, 36Biotopverbund 27, 65Blauflügelige Ödlandschrecke Oedipoda

caerulescens 23, 26, 98Bluthänfling Acanthis cannabina 25BNatSchG. Siehe Bundesnaturschutz-

gesetzBrachwitz 10, 22Breitflügelfledermaus Myotis brandti 27Bundesnaturschutzgesetz (BNatschG)

18, 21, 41, 42, 54, 55Bundesumweltministerium (BMU) 20Bundesverkehrsministerium (BMV)

21, 44, 50, 70Bundesverkehrswegeplan (BVWP)

50, 70Bürgerinitiative Friedrichsschwerz 10Bürgerverein Saaletal 9

CCalluna vulgaris 96Carex caryophyllea 96Carlina vulgaris 100Chazara briseis 23, 95Coturnix coturnix 27Cymindis axillaris 23

DDasypoda hirtipes 23DEGES 10, 27, 31, 44Denkschrift 7, 22, 64, 74, 91Deutscher Alant Inula germanica 68Dölauer Heide 15, 27, 30Dunkelfransige Hosenbiene Dasypoda

hirtipes 23

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Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal 4.Sonderheft 95

EEchte Kugelblume Globularia punctata 93Emberiza citrinella 30Eresus cinnaberinus 25, 26Erhaltungsziel 23, 24, 25, 28, 31Erholung, Erholungsgebiet

15, 22, 36, 64, 76, 88Erläuterungsbericht 21, 49, 70EU-Kommission 15, 19. Siehe auch

Kommissions 23EuGH (Europäischer Gerichtshof) 19, 41Euphorbia cyparissias 96Euphorbio-Callunetum 23, 96Europäische Kommission 18, 44Europäische Union 7, 15, 39Europäischer Gerichtshof. Siehe EuGHEuropäisches Naturschutzrecht

7, 38, 42, 43, 54Eutrophierung. Siehe Nährstoffeintrag

FFeinblättrige Schafgarbe Achillea setacea

27Feldlerche Alauda arvensis 30Felsen-Fingerkraut Potentilla rupestris 23Felsengoldstern Gagea bohemica 23Fernverkehr 38, 53Festuco rupicolo-Brachypodietum pinnati

23, 27Festuco valesiacae-Stipetum capillatae

23, 27Festuco-Brometalia 23, 27, 62FFH-Gebiet

14, 18, 19, 37, 38, 39, 41, 43FFH-Gebiet �Porphyrkuppenlandschaft

nordwestlich Halle� 20, 22, 37, 46.Siehe auch Besonderes Schutzge-biet Nr. 118

FFH-Gebiet "Porphyrlandschaft beiBrachwitz" 23

FFH-Gebiet "Porphyrlandschaft beiGimritz" 23

FFH-Gebietsliste. Siehe GebietslisteFFH-Lebensraum 24, 28, 29, 31, 54, 62

Lebensraumtyp 4030 (TrockeneEuropäische Heiden)23, 25, 62, 96

Lebensraumtyp 6110 (Basophile oderKalk-Pionierras 27, 62

Lebensraumtyp 6210 (Festuco-Brometalia)23, 25, 27, 30, 62, 95, 98, 100

Lebensraumtyp 8160 (KalkhaltigeSchutthalden) 27, 62

Lebensraumtyp 8220 (Silikatfelsen mitFelsspaltenv 62, 99

Lebensraumtyp 8230 (Silikatfelsen mitPioniervege 23, 30, 62, 99

FFH-Richtlinie7, 15, 18, 19, 23, 24, 54, 55, 59, 60, 61, 63

FFH-Verträglichkeitsprüfung (FFH-VP)Siehe Verträglichkeitsprüfung

FFH-Verträglichkeitsuntersuchung(FFH-VU) 21, 28, 31

FIFB 11, 22, 33Fingerkrautsandbiene Andrena potentillae

23Flächengröße 22, 26, 34Flächennaturdenkmal 64Flußaue 76, 77, 78, 79, 82, 87, 88FND (Flächennaturdenkmale)

68, 69, 108FND "Hügel nördlich Tänzers Loch" 99FND �Hügel südlich Tänzers Loch�

31, 95FND �Trockenrasen bei

Friedrichsschwerz� 95Fragmentierung 28. Siehe auch

ZerschneidungFriedrichsschwerz 10, 22Frühlings-Adonisröschen Adonis vernalis

27, 94Frühlings-Fingerkraut Potentilla

neumanniana 99Frühlings-Segge Carex caryophyllea 96

GGagea bohemica 23Gebietsliste 18, 19Gebietsmeldung 19, 43Gemeines Katzenpfötchen Antennaria

dioica 23genetische Verarmung 65Genista pilosa 98Gimritz 12, 22, 54

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4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal96

GLB (Geschützte Landschaftsbestandteile)68, 69

Globularia punctata 93Goldammer Emberiza citrinella 30Golddistel Carlina vulgaris 100Grauammer Miliaria calandra 27, 35Graues Sonnenröschen Helianthemum

canum 27Große Perlmutterfalter Mesoacidalia aglaja

23Grünbrücke 32, 33, 34, 35, 37

HHaar-Ginster Genista pilosa 98Habitatverinselung 65Halbtrockenrasen 15, 23, 26, 82Halictus smaragdulus 23Halle

7, 38, 48, 50, 51, 52, 53, 55, 82, 88Heidevegetation 26, 29, 62, 96Helianthemum canum 27Helm-Knabenkraut Orchis militaris 27, 93

IInula germanica 68Isolation 22, 26, 32, 37

JJurinea cyanoides 23, 62, 69, 97

KKalk-Pionierrasen 62Kalkhaltige Schutthalden 27, 30, 62Kammolch Triturus cristatus 23, 62Kiebitz Vanellus vanellus 27Kleines Knabenkraut Orchis morio

23, 26, 29, 32, 95Klima 7, 13, 15, 22, 64, 81, 82Kohärenz 12, 25, 26, 59, 60, 61Köllme 27, 30, 93Kommission 19, 39, 40, 43, 60, 61konfliktarmer Korridor 64, 67kontinental 15, 22, 25, 64, 67, 82Konzertierungsverfahren 20, 60Körnchen-Steinbrech Saxifraga granulata

99Kulturlandschaft

11, 14, 15, 22, 75, 78, 81

LLacerta agilis 26Landesamt für Umweltschutz Sachsen-

Anhalt (LAU) 24Landesplanerische Beurteilung 21, 36Landschaftspflege 13, 74, 78Landschaftsschutzgebiet (LSG) 13, 68Lanius collurio 25, 27, 30, 94Lanius excubitor 23, 25Lärm 30, 32, 35, 37, 65Lebensraumkorridor 33, 34, 37Leipzig 38, 48, 50Lieskau 27Linienbestimmungsverfahren

21, 41, 42, 43, 55Liste gemäß FFH-RL Artikel 4 Absatz 1

18, 60. Siehe auch GebietslisteLSG 68. Siehe auch Landschaftsschutz-

gebietLSG "Saale" 64, 67, 69Lückige Kalk-Pionierrasen 27

MMartin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

(MLU) 8, 22, 73Mausohr Myotis myotis 23, 27, 30, 62Merseburg 48, 50Mesoacidalia aglaja 23Mesobromion 23Metapopulation 12, 26, 32Miliaria calandra 27Minimalareal 29, 34. Siehe auch Flächen-

größeMitteldeutsches Trockengebiet 7, 22Mopsfledermaus Barbastella barbastellus

23, 27, 62Muschelkalk 15, 22, 27, 64, 80Muschelkalkhänge westlich Halle

9, 18, 19, 27, 30, 35, 36, 37. Sieheauch Besonderes Schutzgebiet Nr. 123

Myotis brandti 27Myotis myotis 23, 27, 30, 62Myotis mystacinus 27Myrmecophilus acervorum 23

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Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal 4.Sonderheft 97

NNABU. Siehe NaturschutzbundNährstoffeintrag 26, 29, 30, 35, 37, 41Natura 2000 24, 26, 59, 60, 61. Siehe

auch Schutzgebietssystem �Natura2000�

Naturpark "Unteres Saaletal"7, 13, 14, 22, 65, 68, 77

Naturschutzbund (NABU)7, 8, 9, 10, 15, 18

Naturschutzgebiet 13, 18, 64, 68. Sie-he auch NSG

NDF (Naturdenkmale flächenhaft)68, 69

Nemastoma dentigerum 23Neophilaenus albipennis 25Neuntöter Lanius collurio 25, 27, 30, 94Nikolausberg bei Köllme 27, 93NSG (Naturschutzgebiete)

NSG "Auenlandschaft bei Döllnitz" 78NSG "Leutratal" 79NSG �Muschelkalkhänge zwischen

Lieskau, Köllme und 14, 27, 68NSG �Porphyrlandschaft bei Brachwitz�

14, 18, 23, 25, 69NSG �Porphyrlandschaft bei Gimritz�

18, 20, 26, 28, 29, 30, 69, 95

OOedipoda caerulescens 23, 26, 98Oenanthe oenanthe 30Ökosystemforschung 64, 78, 82Orchideen 10, 23, 27, 62, 81Orchis militaris 27, 93Orchis morio 23, 26, 29, 32, 95Osttangente 65Ozon 29

PPferde-Sesel Seseli hippomarathrum 23Planfeststellungsverfahren 21, 70Planfeststellungsverfahren (PFV) 42Poa badensis 27Population 23, 32, 33, 41Populationsgefährdungsanalyse (PVA)

11, 32Porphyr 22, 23, 64Porphyrkuppen 11, 25, 34, 37, 65, 77

Porphyrkuppenlandschaft nordwestlichHalle 15, 18

Porphyrlandschaft7, 8, 9, 10, 22, 24, 26, 28, 31, 34, 64

Porphyrlandschaft bei Brachwitz18, 19, 21

Porphyrlandschaft bei Gimritz 18, 19, 21Potentilla rupestris 23Potentilla neumanniana 99prioritäre Art 23, 39, 43, 60, 61, 62prioritärer Lebensraum

19, 23, 27, 29, 32, 36, 39, 43, 60, 61, 62Pseudolysimachium spicatum 95

RRandeffekt 28, 31, 41Raubwürger Lanius excubitor 23, 25, 35Raumordnungsverfahren (ROV)

10, 21, 36, 41, 42, 43, 49, 51, 54, 55, 67Ruderalisierung 26, 29, 30

SSaaletal 9, 14, 75, 76, 80, 81, 91, 100Salzmünde 9, 10, 51, 54, 94Sand-Silberscharte Jurinea cyanoides

23, 62, 69, 97Sand-Thymian Thymus serpyllum 99Sandthymian-Blauschwingelfluren 26Saxicola torquata 25Saxifraga granulata 99Schadstoffeintrag 29, 35, 37, 41Schiepzig 9, 10, 94Schmale Windelschnecke Vertigo

angustior 23, 62Schutzgebietssystem �Natura 2000�

15, 25, 31, 43Schutzgebietsverordnung 23, 25, 27Schwarzkehlchen Saxicola torquata 25Scleranthus perennis 99Seseli hippomarathrum 23Silikatfelsfluren 23, 62Smaragdfurchenbiene Halictus

smaragdulus 23Sperbergrasmücke Sylvia nisoria 27, 30Staustufe 77, 80, 89, 90Steinschmätzer Oenanthe oenanthe 30Steppe 7, 82Südharzautobahn

15, 21, 38, 40, 48, 49, 50, 55, 70

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Page 96: Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal · 2009. 10. 30. · Dank Die Herausgeber möchten all jenen Institutionen und Personen danken, welche die Veröf-fentlichung

4.Sonderheft Voigt et al. (Hrsg.): Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal98

Dr. Peter BlissSalzbinsenweg 106120 Halle (Saale)

Dr. Astrid GrüttnerBeyschlagstraße 306110 Halle (Saale)

Dr. Maud von LampeLafontainestraße 1206114 Halle (Saale)

Sukzession 12, 26Sylvia nisoria 27, 30

TThymo-Festucetum cinereae 23Thymus serpyllum 99Trespen-Schwingel-Kalk-Trockenrasen

27, 30Triturus cristatus 23Trockenrasen

10, 15, 23, 26, 27, 35, 82, 98

UUmweltverträglichkeitsstudie (UVS)

10, 21, 30, 35, 36, 41, 54, 55, 64, 67Universität Halle. Siehe Martin-Luther-

Universität Halle-Wittenberg (MLU)Unteres Saaletal

7, 11, 12, 14, 15, 22, 64

VVanellus vanellus 27Verkehrspolitik 39Verkehrsprognosen 38, 50, 52, 70Verkehrsprojekt Deutsche Einheit

15, 21, 40, 48, 49, 70

Verkehrsströme 38, 51, 52, 53Vernetzung 26, 32, 35, 77Vertigo angustior 23Verträglichkeitsprüfung

19, 21, 23, 27, 35, 37, 39, 41, 42, 55, 61Vogelschutzrichtlinie 24

WWachtel Coturnix coturnix 27Westumfahrung Halle. Siehe A 143

Xxerotherm 22, 23Xerothermvegetation 14. Siehe auch

Trockenrasen

ZZauneidechse Lacerta agilis 26Zerschneidung

24, 25, 27, 28, 30, 32, 33, 35, 36, 37, 54Zorges 27, 30Zwergstrauchheide 23. Siehe auch

HeidevegetationZypressenwolfsmilch Euphorbia cyparissias

96

Anschriften der Autoren/Herausgeber

Dipl.-Biol. Matthias StöckPestalozzistr. 5306128 Halle (Saale)

Dipl.-Biol. Sebastian VoigtGrellstraße 1606118 Halle (Saale)

Dr. Götz MeisterUnabhängiges Institut fürUmweltfragen (UfU)Große Klausstraße 1106108 Halle (Saale)

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