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Truppenzeitung der ABC-Abwehr und AFDRU 4. AUSGABE 2019 LD50 AFDRU-MILIZÜBUNG 2019 – EIN RÜCKBLICK DEKONTAMINATIONSSYSTEM MAMMUT (TEIL 3) AFDRU-MILIZÜBUNG 2019 – EIN RÜCKBLICK DEKONTAMINATIONSSYSTEM MAMMUT (TEIL 3) WIR SCHÜTZEN ÖSTERREICH. BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG

LD50 - BundesheerTruppenzeitung der ABC-Abwehr und AFDRU 4. AUSGABE 2019 LD50 AFDRU-MILIZÜBUNG 2019 – EIN RÜCKBLICK DEKONTAMINATIONSSYSTEM MAMMUT (TEIL 3) AFDRU-MILIZÜBUNG 2019

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Truppenzeitung der ABC-Abwehr und AFDRU 4. AUSGABE 2019

LD50

AFDRU-MILIZÜBUNG 2019 –EIN RÜCKBLICK DEKONTAMINATIONSSYSTEM MAMMUT (TEIL 3)

AFDRU-MILIZÜBUNG 2019 –EIN RÜCKBLICKDEKONTAMINATIONSSYSTEM MAMMUT (TEIL 3)

WIR SCHÜTZEN ÖSTERREICH.

BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG

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LD50 4. Ausgabe 20192

GESCHÄTZTE LESERINNEN UND LESER DER LD50!

DER CHEFREDAKTEUR

INHALT:DER CHEFREDAKTEUR 2

47. GARNISONSBALL 2020 3

ÖBH 2030 DAS ZUKÜNFTIGE BEDROHUNGSBILD 4

GRUNDLAGEN & WISSENSCHAFT DEKONTAMINATIONSSYSTEM MAMMUT (TEIL 3) 7 ABC-MAD – NEU (TEIL 1) 10 SAN-SELBSTHILFESATZ/ABC – NEU 13 „MASCHINEN“ 15

AFDRU AFDRU-MILIZÜBUNG 2019 – EIN RÜCKBLICK 16 WER RETTET DAS BUNDESHEER? EIN AFDRU-MILIZIONÄR BERICHTET… 19

MILIZ MILIZ SERVICE CENTER – NEU 21

AUSBILDUNG & LEHRE ABC-ABWEHRKOMPANIE BEI DER NÖ-LANDESKATASTROPHENSCHUTZÜBUNG 2019 22 KADERAUSBILDUNG 5 BEI DEN „STÄHLERNEN BIESTERN“ 24

PERSONALIA EIN NEUER OFFIZIER IN DER ABC-ABWEHRKOMPANIE 26 EIN NEUER KERNPHYSIKER IM ABC-ABWEHRZENTRUM 26

IMPRESSUM 27

FORUM 27

Am Anfang die Info über das Jänner-Highlight Garnisonsball in der Dabsch-Kaserne – 2020 unter dem Motto „Mystisches Nordlicht“. Nach dem zweitwärmsten Sommer der Messgeschichte (siehe ht-tps://www.zamg.ac.at), gefolgt von einem Oktober mit zahlreichen Sommertagen (Höchstwert mindestens 25 °C) sind wir im Novem-ber endlich in der „Kalten Jahreszeit“ angekommen. Aber ungeach-tet schweißtreibender Temperaturen stand auch dieser Sommer bei unseren ABC-Abwehrsoldaten im Zeichen von Ausbilden, Üben, Er-proben, Erfahrung sammeln – eben business as usual.

Damit die Theorie nicht zu kurz kommt, beginnen wir mit einer Dar-stellung des modernen ABC-Bedrohungsbildes. Die Grundlagen un-seres neuen Dekontaminationssystems MAMMUT werden im Teil 3 dieser Beitragsserie vertieft und ein Entwurf für einen San-Selbsthil-fesatz/ABC – NEU vorgestellt. „AFDRU ist tot, es lebe die AFDRU“ – mit dieser aus der französischen Geschichte entlehnten Anspielung möchten wir (getreu dem österreichischen Bonmot „Totgesagte le-ben länger“) hinweisen auf die im August erfolgreich über die Bühne gegangene Beordertenwaffenübung unserer Austrian Forces Disas-ter Relief Unit (AFDRU) auf dem bewährten ABC- & Katastrophenhil-feübungsplatz Tritolwerk. Unsere AFDRUaner haben wieder einmal gezeigt, wozu Milizionäre – trotz widriger Rahmenbedingungen – im-stande sind. Der AFDRU-Kommandant und ein Übender kommen in diesem Heft zu Wort. Auch das neu etablierte Miliz Service Center des BMLV wird vorgestellt.

Kadersoldaten und Rekruten der ABC-Abwehrkompanie/ABC-Ab-wehrzentrum durften bei der diesjährigen NÖ Landeskatastro-phenschutzübung Synergien mit & Unterschiede zu den Blaulicht-organisationen in der Praxis kennenlernen. Die Teilnehmer der Kaderausbildung 5 machten einen Ausflug in die virtuelle Realität der „Stahlbiester“. Personelle Verstärkung gibt es durch einen neu-en Experten der Nuklearphysik in der Abteilung Weiterentwicklung und höhere Fachausbildung, während die ABC-Abwehrkompanie einen frisch ausgemusterten Leutnant als neuen Offizier begrüßen konnte.

Die Redaktion wünscht ihrer gesamten Leserfamilie eine spannende Lektüre der vierten und letzten LD50-Ausgabe dieses Jahres sowie einen besinnlichen Advent, ein gesegnetes Weihnachtsfest und ei-nen guten Rutsch in ein gesundes, erfolgreichen Neues Jahr 2020.

Der Chefredakteur a.i.

OR Hptm Dr. Johannes Reisinger, MBABUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG

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3LD50 4. Ausgabe 2019

EINLADUNG47. GARNISONSBALL

47. GARNISONSBALLam 11. Jänner 2020

in der Dabsch-Kaserne in Korneuburgunter dem Motto

„Mystisches Nordland“

E-Mail-Kartenbestellung:ab Montag, 2. Dezember 2019 [email protected]

Eintritt................................ 19 EuroEintritt ermäßigt(GWD, Schüler).................. 12 EuroPlatzkarte….......................... 3 Euro

Einlass........................... 19.30 UhrEröffnung....................... 20.30 UhrEnde............................... 04.00 Uhr

Großer Gesellschaftsanzug,Großer Gesellschaftsanzug weiß,Abendkleidung

Telefonische Kartenbestellung:Vzlt Alexander Hirschegger Tel. 050201 / 37-20210,Mobil: 0699 / 19083029 ab Montag, 2. Dezember 2019Mo - Fr von 09.00 bis 11.00 Uhr

Persönliche Abholungder Eintrittskarten:bei Vzlt Alexander Hirscheggerin der Dabsch-KaserneObjekt 5, EG, Zimmer 2ab Montag, 2. Dezember 2019Mo - Fr von 09.00 bis 11.00 Uhr

Eröffnung Tanzschule FrankMusik: 4 YOU, DJ Mitternachtseinlage: Batala AustriaTombola / Supertombola

BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG

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LD50 4. Ausgabe 20194

DAS ZUKÜNFTIGE BEDROHUNGSBILDvon Obstlt Mag.(FH) Gernot Wurzer, MBA

Trends und KonfliktbildIn den nächsten zehn Jahren werden ver-schiedene Faktoren einen Druck auf die Sicherheits- und Soziallage in Österreich ausüben.

Durch die Auswirkungen des Klimawandels und eine Bevölkerungszunahme in den Entwicklungsländern wird es zu einem er-höhten Migrationsdruck kommen. Dadurch kann es zur religiös und/oder ethnischmotivierten Bildung von Parallelgesell-schaften kommen.

Diese Entwicklung bildet in Verbindung mit eigener sozialer und wirtschaftlicher Unzu-friedenheit eine entscheidende Grundlage für Radikalisierung und Extremismus, ein-schließlich des Terrorismus als deren ulti-mative Ausdrucksform.

Die Überalterung der eigenen Bevölkerung und die Migration führen zu einem Druck auf das Sozialsystem.

Obwohl die Auswirkungen des Klima-wandels in Europa nicht so drastisch ausfallen werden wie in bestimmten Re-gionen unseres Planeten, wird es auch in Österreich zu einer Zunahme von Natur-katastrophen kommen, was in der Folge zu einem weiteren Druck auf die Sicherheits-lage in Österreich führen wird. (1)

Auf Grund dieser Entwicklungen werden Anlassfälle, welche den Einsatz militäri-scher Mittel zur Aufrechterhaltung der Sou-veränität Österreichs notwendig machen, wahrscheinlicher.

Anlassfälle zur gesamtstaatlichen Ver-teidigung können neben dem Angriff von Streitkräften eines Staates gegen Öster-reich auch Angriffe im Cyber-Raum, ge-waltsame Unruhen in der Bevölkerung,

ÖBH 2030

Gewalteskalation gegen staatliche Autori-tät, Separations bewegungen, Terrorismus, Angriffe auf die kritische Infrastruktur oder der Angriff organisierter, bewaffneter Kräf-te sein. (2)

Im Zuge solcher Anlassfälle können ver-schiedene Akteure auftreten. Neben re-gulären und irregulären Gegnern treten auch eine Vielzahl anderer Akteure wie dieBevölkerung, staatliche und nicht staat-liche Organisationen, Wirtschaftsunter-nehmen, Medien oder privat-militärische Unternehmen auf. (3)

Der hybride KonfliktDas völkerrechtlich klar normierte Kriegs-bild wurde durch hybride Kriegsaustragung ersetzt.

Dabei werden die verfügbaren machtpoliti-schen Instrumente eines Akteurs unterhalb der Schwelle des bewaffneten Konflikts synchronisiert zur strategischen Zielerrei-chung eingesetzt.

Das Vorgehen des Aggressors ist dabei größtenteils verdeckt. Beispiele dafür wä-ren der Konflikt auf der Krim und in der Ost-Ukraine. (4)

Die Streitkräfte bilden dabei eines der machtpolitischen Instrumente des Staa-tes. Vorrangiges Ziel der hybriden Kriegs-führung ist die Destabilisierung einesStaates und die Schwächung des nationa-len Zusammenhalts.

Dies kann durch Propaganda, Unruhen, Aufstände erfolgen – mit Eskalation bis zum Bürgerkrieg. (5)

Der Aggressor bedient sich dabei seiner verfügbaren Machtinstrumente wie Außen-politik, Wirtschaft, Zivilgewalt, Information

und Militär.Der Einsatz des Militärs kann durchkonventionell geführte Angriffe als auch nichtkonventionell durch Anschläge und Terror erfolgen. Dabei bedient er sich auch irregulärer und terroristischer Kräfte. (6)

Nichtkonventionelle Anschläge und Terror zielen unter anderem auch darauf ab, eine Reaktion zu provozieren.

Der betroffene Staat ist dabei jedoch inseiner Handlungsfreiheit eingeschränkt, da in demokratischen Staaten der Zweck nicht die Mittel heiligen darf. Der Staat muss die nationalen Gesetze und die Gesetze des Humanitären Völkerrechts einhalten. (7)

Daraus ergibt sich ein Ungleichgewicht in der Handlungsfreiheit. Irreguläre Kräfte und terroristische Organisationen müssen sich im Gegensatz zu anerkannten Staaten an keine Regeln halten.

So setzte beispielsweise der Islami-sche Staat (IS) bewusst den Bruch vonMenschenrechten als Mittel ein, um die Bevölkerung einzuschüchtern, Kämpfer anzuwerben und Gegenmaßnahmen von anderen Staaten zu provozieren. (8)

Irreguläre Kräfte und terroristische Organi-sationen werden sich somit auch nicht den völkerrechtlichen Bestimmungen bezüglich des Einsatzes von ABC-Kampfmitteln unter-werfen.

Wenn der Einsatz von ABC-Kampfmitteln ihrer Zielerreichung dient und die Mög-lichkeiten der Beschaffung gegeben sind, dann wird ein Einsatz dieser sehr wahr-scheinlich.

In einer modernen Gesellschaft reichen oft punktuelle Angriffe aus, um Prozesse

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5LD50 4. Ausgabe 2019

ÖBH 2030

unkontrolliert in Gang zu setzen. Hybride Kriegsführung versucht diese Störanfällig-keit bewusst zu nutzen. (9)

So reichten im Jahre 2001 wenige mitAnthrax Sporen gefüllte Briefe aus, um eine globale Hysterie auszulösen.

Der Aggressor selbst muss im Gegensatz zu irregulären Kräften und terroristischen Organisationen die Gesetze des Humanitä-ren Völkerrechtes einhalten.

Er muss verhindern, „dass oppositionelle Kräfte auf klaren Fakten beruhende, glaub-würdige Argumente beispielsweise über rechtswidriges Handeln in die Hand bekom-men; eine Anklage vor dem Inter nationalen Strafgerichtshof wäre ein strate gischer Rückschlag.“ (10)

Um diese Einschränkung zu umgehen, wird der Aggressor alle Maßnahmen, welche völkerrechtlich ein rechtswidriges Verhal-ten darstellen, verdeckt durch eigene Kräf-te durchführen lassen.

Darunter fallen beispielsweise Sabotage-akte, politische Attentate oder die indirekte Unterstützung bewaffneter Gruppierungen.

Zur Ausführung politischer Attentate wer-den, was uns die jüngere Geschichte lehr-te, auch ABC-Kampfstoffe bevorzugt einge-setzt.

Prominente Beispiele wären der bulga-rische Journalist und Dissident Georgi Markov, welcher 1978 mit Rizin ermordet wurde, die Briefe mit Milzbranderregern im Jahre 2001, der ukrainische Politi-ker Viktor Juschtschenko, welcher 2004 mit Dioxin vergiftet wurde, der russischeGeheimdienstagent Alexander Litwinenko,der 2006 an einer hohen DosisPolonium-210 starb, sowie Kim Jong Nam, der Halbbruder des nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un, welcher 2017 mit VX vergiftet wurde.

Das jüngste Beispiel fand 2018 inSalisbury, England statt. Sergej Skripal, ein ehemaliger russischer Doppelagent und seine Tochter wurden durch Novichok,einen neuartigen Nervenkampfstoff, ver-giftet.

Der Vorfall brachte einen kompletten Stadt-teil von Salisbury zum Erliegen, hunderte Experten und Einsatzkräfte waren über Mo-nate zur Bewältigung des Vorfalls gebunden.

Monate später kam durch denselben Kampfstoff eine Frau zu Tode. Ihr Partner fand in einem Park eine Parfum- Flasche, in der sich der Kampfstoff befand. (11)

Der Einsatz von ABC-Kampfstoffen fürpolitische Attentate hat einerseits eine ab-schreckende Wirkung auf politische Geg-ner und andererseits ermöglicht die beim Opfer erst verzögert einsetzende Wirkung des ABC-Kampfstoffes dem Attentäter die Flucht.

Daher ist es auch schwer, dem Aggressor im Nachhinein die Beteiligung am Anschlag nachzuweisen.

Der Aggressor kann neben dem verdeckten Einsatz seiner eigenen bewaffneten Kräfte durch die Unterstützung bewaffneter Grup-pierungen und/oder terroristischer Organi-sationen Druck auf den betroffenen Staat ausüben.

Aggressoren werden dabei bereits vorhan-dene Protest- bzw. Terrorbewegungen unter-stützen, um den anderen Staat unter Druck zu setzen. Dabei wird die direkte militäri-sche Konfrontation mit dem ange griffenen Staat vermieden.

Vor allem bei der Unterstützung von terroris-tischen Gruppierungen wird der Aggressor darauf bedacht sein, jegliche Kooperation mit der Terrororganisation abzustreiten.

Nachteilig für den Aggressor ist, dass Terror-organisationen nur in geringem Ausmaß von der Unterstützung eines anderen Staa-tes abhängig sind und sich in ihren strate-gischen Zielen damit auch nicht durch den Unterstützerstaat steuern lassen.

Es kann daher passieren, dass im Laufe des Konfliktes die strategischen Ziele der Terrororganisation nicht mehr mit den stra-tegischen Zielen des Unterstützerstaates vereinbar sind. (12)

Terrorismus richtet sich vorwiegend gegen weiche Ziele eines Staates.

Durch die Unterstützung von Terrororgani-sationen kann ein Aggressor gezielt Druck auf die zivile Bevölkerung eines Staates ausüben. (13)

Im Gegensatz zu Terrororganisationen sind Aufständische Kräfte aufgrund ihrerhöheren Anzahl an Mitgliedern, des Bedarfs an schweren Waffen und des finanziellenBedarfs in einem hohen Grad von derUnterstützung eines Staates abhängig.

Dadurch können Aggressoren durch die Unterstützung dieser irregulären Kämpfer einen wesentlich höheren Einfluss auf de-ren strategische Ausrichtung ausüben, als auf Terrororganisationen.

Im Gegensatz zu terroristischen Kräften haben Aufständische einen real verwirk-lichbaren territorial definierten Machtan-spruch. (14)

Das neue Informationszeitalter spielt in diesem Zusammenhang eine entschei-dende Rolle. Durch die Überlegenheit im Informationsraum kann die öffentliche Meinung stark beeinflusst werden.

So können beispielsweise Bilder vonOpfern aufgrund eines ABC-Waffenein-satzes rasch zu Fehlinterpretationen und in weiterer Folge zu staatlichen Überreak-tionen führen. (15)

Aber auch die Veröffentlichung der angeb-lichen Ohnmacht von Einsatzkräften in der Folge eines ABC-Waffeneinsatzes kann die Autorität des betroffenen Staates unter-graben und zu Protesten in der Bevölke-rung führen.

Als besonders sensibel wäre hier die Gleichbehandlung bzw. Ungleichbehand-lung verschiedener Ethnien durch Einsatz-kräfte zu bewerten.

Autoritär regierte Staaten haben gegen-über demokratischen Staaten einen Vor-teil, da sie dazu in der Lage sind, kritische Medien weitgehend aus- bzw. gleichzu-schalten.

Des Weiteren können sie Aktionen langfristig vorbereiten und dadurch im Informationsraum rasch reagieren. (16)

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LD50 4. Ausgabe 20196

ÖBH 2030

(1) Vgl. BMLV, Bedrohungsbild 2030/Trends, Konfliktbild, Ableitung, Wien: 2018, S. 4ff.

(2) Vgl. Ebd., S. 33ff.

(3) Vgl. Ebd., S. 23ff.

(4) Vgl. Ebd., S. 37.

(5) Vgl. Hartmann, Uwe: Hybrider Krieg als neue Bedrohung von Freiheit und Frieden – Zur Relevanz der Inneren Führung in Politik, Gesellschaft und Streitkräften, Berlin: 2015, S. 18f.

(6) Vgl. BMLV, Bedrohungsbild 2030/Trends, Konfliktbild, Ableitung, Wien: 2018, S. 37.

(7) Vgl. Hartmann, Uwe: Hybrider Krieg als neue Bedrohung von Freiheit und Frieden – Zur Relevanz der Inneren Führung in Politik, Gesellschaft und Streitkräften, Berlin: 2015, S. 22.

(8) Vgl. Ebd., S. 23.

(9) Vgl. Ebd., S. 42f.

(10) Vgl. Ebd., 2015, S. 24.

(11) Vgl. Marsh, Sarah: Emergency services spent £ 900k replacing vehicles after Salisbury attack. https://www.theguardian.com/uk-news/2019/jun/13/emergency-services-scrap-900k-vehicles-after-salisbury-attack[abgerufen am 27.09.2019]

(12) Vgl. Youssef, Youssef, Ramy: Staatliche Unterstützung von Terrororganisationen als Möglichkeit hybrider Bedrohungspro-jektion. In: BMLVS, Schriftenreihe der Landesverteidigungsakademie Band 6 – Vernetzte Unsicherheit – Hybride Bedrohungen im 21. Jahrhundert – 2. überarbeitete und erweiterte Auflage, Wien: 2016, S. 192ff.

(13) Vgl. Ebd., S. 197.

(14) Vgl. Ebd., S. 196f.

(15) Vgl. Dengg, Anton, Schurian, Michael N.: Zum Begriff der Hybriden Bedrohungen. In: BMLVS, Schriftenreihe der Landes-verteidigungsakademie Band 6 – Vernetzte Unsicherheit – Hybride Bedrohungen im 21. Jahrhundert – 2. überarbeitete und erweiterte Auflage, Wien: 2016, S. 53.

(16) Vgl. Hartmann, Uwe: Hybrider Krieg als neue Bedrohung von Freiheit und Frieden – Zur Relevanz der Inneren Führung in Politik, Gesellschaft und Streitkräften, Berlin: 2015, S. 22.

Jedoch auch die Zielerreichung der Terror-organisationen ist von der medialen Aus-schlachtung ihrer Anschläge abhängig. Terror organisationen werden daher alle ihnen zur Verfügung stehenden medialen Mittel verwenden, um eine möglichst hohe Wirkung in der Öffentlichkeit zu erzielen.

FolgerungenIn einem hybriden Konflikt wird der Aggres-sor vorerst nicht gegen einen Staat offen militärisch vorgehen. Er wird sich dabei be-waffneter Gruppierungen im Inneren des

Staates bedienen und diese unterstützen.

Diese Gruppierungen unterscheiden sich durch ihre politischen Ziele und durch die Wahl der Mittel, welche sie zur Zielerrei-chung einsetzen. Sie haben mit dem Ag-gressor allerdings ein Ziel gemein, nämlich die Destabilisierung des angegriffenen Staates.

Während terroristische Gruppierungen vor-erst keine territorialen Ziele verfolgen und auch vor dem Einsatz von unkonventionel-len Mitteln nicht zurückschrecken, haben

aufständische und separatistische Grup-pierungen das Ziel der politischen Legitimi-tät und sind somit auch in der Wahl ihrer Mittel nicht völlig uneingeschränkt.

Der Aggressor-Staat wird daher, abge-stimmt auf seine eigenen Ziele, diese Grup-pierungen unterstützen.

Eine verdeckte Weitergabe von ABC-Kampf-mitteln an terroristische und separatisti-sche Bewegungen ist dabei nicht auszu-schließen.

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7LD50 4. Ausgabe 2019

GRUNDLAGEN & WISSENSCHAFT

DEKONTAMINATIONSSYSTEM MAMMUT (TEIL 3)von Vzlt Andreas Hämmerle

Das Modul 3ist der kleinste, aber wichtigste Teil des De-kontaminationssystems MAMMUT.

Das Modul 3 ist ein 4-Fuß Container mit ei-nem Gewicht – im befüllten Zustand – von rund 4 t, dessen Hauptfunktion die Dekon-tamination unserer Soldaten ist.

In diesem Container steht uns ein Ther-moelektrisches Energiemodul (TEE) zur Verfügung. Dieses Energiemodul ist für die Heizung, die Klimaanlage und die Warm-wasser-Erzeugung für die Dusche verant-wortlich.

Für das benötigte Wasser der Dusche steht im Modul 3 ein verbauter Nirosta-Wasser-tank mit 600 Liter Tankinhalt zur Verfü-gung. Mit dieser Menge an Trinkwasser ist es möglich, einen Infanterie-Zug in einer Stunde zu dekontaminieren. Danach muss das Trinkwasser zugeführt werden – ent-weder über einen Hydranten oder über die ABC-Abwehrkompanie in Form des 10.000 Liter Wassertransport-Containers.

DuschplattformDie Duschplattform hat zwei Funktionen.

Zum Ersten dient die Duschplattform als Transportraum für das Zusatzgerät, wel-ches die MAMMUT-Gruppe für das Errich-ten eines Personendekontaminationsplat-zes benötigt.

Abb. 1: Thermoelektrisches Energiemodul (TEE) mit oben liegender Klimaanlage.(Foto: Hämmerle)

Abb. 2: Duschplattform beladen.(Foto: Hämmerle)

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LD50 4. Ausgabe 20198

GRUNDLAGEN & WISSENSCHAFT

Im Gegensatz zur schweren Dekontaminati-onsgruppe, welche ihre Dekontaminationszel-te mittels Alu-Gestänge aufbauen muss, sind die Zelte der MAMMUT-Gruppe aufblasbar. Der Vorteil dieser Zelte liegt darin, dass sie mittels Luftgebläse innerhalb von drei bis fünf Minuten aufgeblasen sind.

Zum Zweiten dient die Duschplattform als Dusch-Einrichtung für kontaminierte Perso-nen. Für die Dekontamination stehen den Personen zwei Brauseköpfe zur Verfügung. Wenn die kontaminierten Personen die Du-schplattform betreten, müssen sie zuerst ei-nen grün beleuchteten Druckknopf, welcher sich neben dem Brausekopf befindet, drü-cken. Danach fließt eine Minute lang ange-nehm warmes Wasser aus dem Brausekopf.

Während beim System der schweren Dekon-taminationsgruppe die Seifenlösung (RM 21) direkt mit dem warmen Wasser auf die Per-son gelangt, muss bei der MAMMUT-Gruppe das RM 21 mittels Seifenspender selbst ge-nommen werden. Pro Brausekopf steht ein an der Wand montierter Seifenspender zur Verfügung.

Abb. 4: Duschplattform mit Ausstattung für zwei zu dekontaminierende Personen: grün beleuchteter Druckknopf (1a, 1b)zum Aktivieren des Brausekopfes (2a, 2b) und Seifenspender mit RM 21 (3a, 3b). (Foto: Hämmerle)

Abb. 3: Duschplattform leer. (Foto: Hämmerle)

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9LD50 4. Ausgabe 2019

GRUNDLAGEN & WISSENSCHAFT

Abb. 6: Modul 3 mit Schallzelt. (Foto: Hämmerle)

Nach einer Minute stoppt das Modul den Wasserzulauf der jeweili-gen Brauseköpfe und die Person kann die Duschplattform verlassen.

Im RAD-Fall werden die Personen noch vor dem Verlassen der Platt-form frei gemessen. Ist die Person frei von Kontamination, bekommt sie ein Körpertrockentuch und eine Ersatzbekleidung. Danach kann die dekontaminierte Person das Zelt in Richtung Abmarschraum verlassen. Das anfallende Abwasser wird mittels eingebauter Tauch-pumpe sofort von der Duschplattform in einen Abwassertank abge-pumpt.

SchallzeltDas aufblasbare Schallzelt wird an/über das Modul 3 angebaut. Dieses Zelt dient als Sicht-, aber auch als Witterungsschutz. Im Zelt werden folgende Stationen eingebaut:

■ Erfassen der Evidenz-Daten ■ Nachkontrolle im RAD-Fall ■ Ausfassen des Körpertrockentuches und Abtrocknen ■ Anziehen der Ersatzbekleidung

Um sicherzustellen zu können, dass die Einsatzbereitschaft jeder-zeit gewährleistet ist, wird nach jedem Einsatz des Moduls 3 – sei es nach einer Übung oder nach einem realen Einsatz – dieses komplett gereinigt und desinfiziert. Diese Maßnahme beinhaltet die Desinfek-tion des Trinkwassertanks, der Leitungen und der Brauseköpfe.

Abb. 5: Steuerungselement mit Heizungsgitter. (Foto: Hämmerle)

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LD50 4. Ausgabe 201910

GRUNDLAGEN & WISSENSCHAFT

ABC-MAD – NEU (TEIL 1)von OStv Oliver Foissy

Der ABC-Melde- und Auswertedienst (ABC-MAD)„Generation FOXTROT“Veränderungen in der Ausbildungsland-schaft sind seit der Umstellung auf das Kaderanwärter- bzw. Kaderausbildungs-system überall zu spüren. Dies trifft auch zu im Bereich des ABC-Melde- und Aus-wertedienstes (ABC-MAD) des Österreichi-schen Bundesheeres (ÖBH). Aufgrund der Veränderung des ABC-Bedrohungsbildes wurden auch die Basisdokumente für den ABC-MAD über die Jahre erweitert und ergänzt. Dies betrifft vor allem die NATO Allied Tactical Publication 45 (ATP-45, War-ning and Reporting and Hazard Predicti-on of Chemical, Biological, Radiological and Nuclear Incidents – Operators Ma-nual), welche mittlerweile in der Version F (“FOXTROT“) promulgiert ist und mit Jän-ner 2020 innerhalb der NATO in Kraft tre-ten wird.

Bei der bis 2018 durchgeführten zwei-wö-chigen Version des Kurses wurde erkannt,

Abb. 1: Vergleich der Modellierungen nach Freisetzung eines ABC-Gefahrstoffes mit maximaler Zugweite von 10 km. (Quelle: Foissy)

dass nur die Anlernstufe und in Teilberei-chen die Festigungsstufe erreicht werden konnte. Das „alte“ Curriculum war auch mit Schwergewicht auf die ABC-Abwehr-fachdienste abgestimmt, wobei didaktisch die ABC-Beratung nur angerissen werden konnte. Bei der Implementierung in dieKaderanwärterausbildung wurden zusätz-liche Mängel im Vorwissen – mit Masse betraf dies militärische Abläufe im Allge-meinen im Friedens- und Einsatzbetrieb – erkannt. Daher wurde der Kurs um eine Woche verlängert, die vor allem praktische Übungen zur Festigung vorsieht und den Bereich der ABC-Beratung umfasst.

Der Lehrgang (LG) ABC-MAD wurde 2017 und 2018 noch in alter Art und ab 2019 in der drei-wöchigen Version in die Kader-anwärterausbildung 2/ABC-Aufklärung (KAAusb2/ABCAufkl) integriert, um die Voraussetzungen für die Besetzung des Postens des Auswerte-Unteroffiziers (Aus-wUO) in der Melde- und Auswertestelle (MASt, SCC – Sub Collection Centre) des

ABC-Aufklärungszuges (ABCAufklZg) bzw. der ABC-Abwehrkompanie (ABCAbwKp) zu schaffen. Allerdings musste bei den Kader-anwärtern in weiterer Folge ein zusätzliches Fehl an Computerkenntnissen festgestellt werden, dem durch den Erwerb des Euro-päischen Computerführerscheins (ECDL) entgegengesteuert werden kann. Da dieser im Kaderanwärtersystem vor der KAAusb2 nicht vorgesehen und somit auch nicht als Kursvoraussetzung forderbar ist, wird der Kurs ab 2020 in einer überarbeiteten Ver-sion durchgeführt, wobei der manuelle und der automatisierte Auswerteteil getrennt in zwei aufeinander folgenden Kursen an-geboten werden. In die KAAusb2/ABCAufkl wird nur mehr der manuelle Teil integriert. Die Voraussetzungen zur Aufschulung des automatisierten Teils sind erst nach Ab-schluss eines ECDL gegeben. ABC-Abwehr-fachpersonal kann die beiden Kurse, die zusammen wiederum drei Wochen dauern, direkt hintereinander absolvieren, wobei aufzuschulende Kursteilnehmer erst im 2. Teil einsteigen.

Vergleich der ModelleKreismodellDreiecksmodell

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11LD50 4. Ausgabe 2019

GRUNDLAGEN & WISSENSCHAFT

Die Erstauflage der ATP-45 war ein Werk, das rein der Berechnung von Atomdetonationen diente. In der Auflage ATP-45 Version A aus dem Jahr 1994, die noch immer ihr Schwergewicht im Bereich der Auswertung von Nuklearereignissen hatte, wurden erstmals biologische und chemische Freisetzun-gen fragmentarisch behandelt und im Bereich der ABC-Gefahrstoffe zivilen Ursprungs von ROTA (Re-lease Other Than Attack) gesprochen. Seither hat sich natürlich einiges geändert. Die Umsetzung in das ABC-Informationssystem (ABC-IS) des ÖBH hatte hierbei immer schon die Vorgabe ein NA-TO-kompatibles System zu entwickeln, allerdings auch die Freiheit, als Nicht-NATO-Mitglied, dem ABC-IS einige österreich-spezifische Eigenschaf-ten und Gadgets zu verpassen.

Die neueste Auflage, ATP-45 Version F, ist bereits in der letzten Ausrollung des ABC-IS umgesetzt. Zusätzlich verwendet der ABC-MAD ein detaillierte-res Ausbreitungsmodell zur Erstellung der betrof-

fenen bzw. gefährdeten Bereiche. Das sogenannte kreisförmige Ausbreitungsmodell kann – natürlich unter Berücksichtigung der maximalen Zugweite der freigesetzten ABC-Gefahrstoffe – das gefähr-dete Gebiet (im Vergleich zur Dreiecksmethode) genauer berechnen und dadurch auch kleiner hal-ten (siehe Abb. 1). Zum Erhalt der Kompatibilität ist bei der Validierung der Gefährdungsmeldung (ABC-3) ein Umschalten auf die Dreiecksmethode der NATO möglich.

Auch beim händischen Auswerten wird die kreis-förmige Methode bereits angewandt und geschult. Doch wie funktioniert das Kreismodell eigentlich? Das Prinzip beruht auf einem kreisförmigen durch den ABC-Gefahrstoff direkt betroffen Ausgangs-bereich, d. h. einem Bereich, wo sich am Boden Kontamination in flüssiger bzw. fester Form befin-den könnte, sprich dem bis dato bereits bekann-ten „Angegriffenen Gebiet“ bzw. „Release Area“. Dieser Kreis wächst bzw. vergrößert sich konstant

Abb. 2: Gefährdung bei niedrigen Windgeschwindigkeiten AUT vs. ATP-45. (Quelle: Foissy)

Vergleich der Modelle

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LD50 4. Ausgabe 201912

GRUNDLAGEN & WISSENSCHAFT

Abb. 3: Vergleich ATP-45 vs. MET am Beispiel einer Freisetzung von 100 kg eines Mäuse- & Rattengiftes. (Quelle: Foissy)

und bewegt sich mit der Windrichtung und -geschwindigkeit. Bei niedrigen Windge-schwindigkeiten bewegt sich der Kreis der Gefährdung (Abdriftbereich) langsam entlang der Windrichtung, wächst jedoch konstant. Dies bewirkt, dass sich das ge-fährdete Gebiet auch gegen die eigentliche Windrichtung ausbreiten kann, ein Effekt, der vor allem durch Turbulenzen am Boden entsteht. Bei höheren Geschwindigkeiten wächst der Kreis zwar gleich schnell, wird aber vom Wind schneller in Windrichtung weggetragen.

Die ATP-45 kennt im Vergleich hierzu nur Windgeschwindigkeiten kleiner/gleich 10 km/h und größer 10 km/h. Bei ers-terer wird für die Gefährdung immer ein Kreis mit Radius 10 km um das angegrif-fene Gebiet gezogen. Erst über 10 km/h zieht die Abdrift in der Windrichtung ab. Dass dies bei niedrigen Geschwindigkeiten zu riesigen gefährdeten Bereichen führt, wird seitens der NATO akzeptiert. Beim österreichischen Modell hingegen gibt es keinen abrupten Übergang der Ausbrei-tungsmodelle, sondern einen fließenden, windgeschwindigkeits-spezifischen Übergang(siehe Abb. 2).

Auch im Bereich der Freisetzung von ABC-Gefahrstoffen zivilen Ursprungs (Toxic Industrial Materials, TIM) geht der österrei-

chische ABC-MAD neue Wege. Unser Part-nership für Peace (PfP)-Status in der NATO ermöglicht es uns, auch abseits der ATP-45 Auswertungen vorzunehmen, wie z. B. mit dem Schweizer Modell für Effekte mit toxis-chen Gasen (MET), das sich stoffspezifisch mit der Ausbreitung der Gefährdung von To-xic Industrial Chemicals (TIC) beschäftigt.

Liest man die ATP-45, so verwendet diese nur Stoffgruppen nach UN-Nummer, wobei je nach Größe der Freisetzung (grobe Un-terteilung in SMALL, MEDIUM, LARGE & X-LARGE) die Zugweite des Emergency Re-sponse Guidebooks, welche eigentlich nur eine Gültigkeit für 30 Minuten nach einer Freisetzung hat, mit einem Multiplikator versehen wird. Im Vergleich dazu berück-sichtigt das MET die genaue freigesetzte Menge mit einer Auflösung von 0,1 kg, die für die Toxizität eines Stoffes repräsenta-tive Konzentration in ppm, die Verdamp-fungsgeschwindigkeit abhängig von der Freisetzungsart und die vorherrschende Stabilität der Luftschichten.

Aus einer Stoffdatenbank kann der jeweili-ge Toxizitätswert (PAC-2, „Protective Action Criteria“) und die Flüchtigkeit (MF, Mass-factor) entnommen werden. Diese stoffspe-zifischen Daten werden in eine dem jewei-ligen Stabilitätsfaktor zugewiesene Tabelle eingesetzt und die maximale Zugweite je

freigesetzter Menge daraus entnommen. Durch den Detaillierungsgrad werden die durch die Ausbreitungsmodelle ermittelten Gefahrenbereiche bei vielen ABC-Gefahr-stoffen um einiges kleiner und damit auch glaubwürdiger (siehe Abb. 3).

Eine Einschränkung, die derzeit beim MET noch existiert, ist die Bestimmung der Sta-bilität, da die angewandte Methode dem Farbstufenverfahren ähnelt. Dieses ist auf Grund der meteorologischen Parameter nur in Zentraleuropa anwendbar.

An einer global anwendbaren „Über-setzung“ wird bereits im ABC-Abwehr-zentrum gearbeitet. Das MET wird seit 2019 im manuellen Auswerteteil bereits unterrichtet und wäre auch für ABC-Ab-wehrfachpersonal, welches über kein ABC-IS verfügt, als Auswertetool für in Öster-reich stattfindende Ereignisse denkbar.

Nicht nur im manuellen Auswerten hat sich einiges getan. Auch das ABC-IS hat einige neue Features erhalten, die es im inter-nationalen Vergleich zu anderen Systemen, wie z.B. dem NBC-Analysis oder dem deut-schen NEWS, einzigartig macht. Welche elektronischen Neuigkeiten uns zur Ver-fügung stehen bzw. geplant sind, darüber wird im Teil 2 dieser Beitragsreihe berichtet werden.

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SAN-SELBSTHILFESATZ/ABC – NEUvon HptmdhmtD DI Dr. Gerald Bauer

ACHTUNG! Dieser Beitrag stellt den Wissens- und Bearbeitungsstand des ABC-Abwehrzentrums (ABCAbwZ) darund nicht die tatsächlich umgesetzte Materialstruktur.

2017 hat die ABC- & Umweltmessstelle im Auftrag des damaligen KdoABCAbw&ABCAbwS damit begonnen, den ABC-Selbsthilfesatz zu überarbeiten. Im Rahmen der (wegen abgelaufener Haltbarkeit bzw. nicht mehr gegebener Verfügbarkeit einiger Produkte des aktuellen Satzes) durchgeführten Suche nach Ersatzprodukten wurde ein Nationenspiegel der ABC-Selbsthilfesätze von BEL, CHE, DEU, FRA, SVK und SVN erstellt.

GRUNDLAGEN & WISSENSCHAFT

Nr. VersNr. Benennung Stück001 6545-0-100-0046 Tasche: F. San-Selbsthilfesatz 1002 6810-0-010-0048 Hautentgiftungspulver: 60 g in Streudose 2003 6810-0-010-0047 Trinkwasser-Desinfektionstablette: 1 x 10 Stk 1 (Pkg)004 6510-01-503-2117 Compressed Gauze 2,5 x 2 x 0,5 Zoll

Material: Baumwolle, Primed Gauze 1

005 6515-41-000-3713 Autoinjektor PC-II-M, M. Atropine Sulfate u. Obidoxime Chloride, bei Vergiftung durch C-Kampfstoff 1

006 6505-00-926-9083 Atropin 2 mg Autoinjektor: Atropine Sulfate 2

007 0706NPflasterwundverband ca. 7 cm x 5 cm, transparent, steril, wasser- u. keimundurchlässig, verklebungsarmes,absorbierendes Wundkissen

5

Tab. 1: Aktuelle SNL, VersNr: 6545-0-100-0045, Kurz-Bezeichnung: SAN-SELBH-S/ABC

Nr. VersNr. Benennung Stück

001 NEU Medictasche, 2-teilig, Farbe RAL 7013 (leicht modifizierte Tasche erw. SKH-Satz) 1

002 NEU Reaktive Haut-Dekontamination Lotion (RSDL), Multi-Pack, grün, mit Schwamm, 3 x 21 ml 1

003 NEU Einweg-Handschuh mit Fullererdezur Absorbtion von Flüssigkeiten 1

004 6810-0-010-0047 Trinkwasser-Desinfektionstablette: 1 x 10 Stk 1 (Pkg)

005 6510-01-503-2117 Compressed Gauze 2,5 x 2 x 0,5 ZollMaterial: Baumwolle, Primed Gauze 1

006 6515-40-001-1790 Autoinjektor 2 mg Atropin / 200 mg Obidoxim 3

007 6510-99-597-2155Pflasterwundverband ca. 10 x 8 cm, transparent, steril,wasser- u. keimundurchlässig, verklebungsarmes,absorbierendes Wundkissen

3

008 0706NPflasterwundverband ca. 7 cm x 5 cm, transparent,steril, wasser- u. keimundurchlässig, verklebungsarmes,absorbierendes Wundkissen

3Reduktion von 5 auf 3

009 unbearbeitet Autoinjektor Diazepam 1

Tab. 2: Entwurf einer neuen SNLBUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG

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LD50 4. Ausgabe 201914

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Abb. 1: Der SAN-SELBSTHILFESATZ/ABC – NEU mit den Erprobungsprodukten. (Quelle: Bauer)

Der aktuelle Satz besteht aus der Satznormliste (SNL) gem. Tab. 1 und hat nach wie vor Gültigkeit. Die Positionen Nr. 001, 002, 005 und 006 wären aus Sicht ABCAbwZ zu streichen und durch andere Produkte zu ersetzen.

Aus den Materialeinschränkungen und dem Nationenspiegel abgeleitete Grundlagen: ■ Es werden v.a. drei Combo-Pen-Autoinjektoren verwendet (jeweils mit Atropin und Obidoxim), nicht wie in der aktuellen SNL ein Stück

Combo-Pen und zwei Stück Single-Pen (nur Atropin). ■ Als Anti-Konvulsant ist bei einigen Nationen ein Autoinjektor Diazepam Teil des Satzes. ■ Für die Haut-Deko wird zumeist Reaktive Haut-Dekontaminationslotion (Reactive Skin Decontamination Lotion, RSDL) verwendet. ■ Das Hautentgiftungspulver wird im ÖBH seit Jahren auf Basis interner Chlorgehalt-Tests weiterverwendet und muss in absehbarer Zeit

ersetzt werden. ■ Die Tasche des aktuellen Satzes ist nicht sinnvoll kompatibel mit dem Kampfanzug 03.

Darauf aufbauend ist in Tab. 2 der SNL-Entwurf aus Sicht ABCAbwZ dargestellt. Die Positionen Nr. 001 – 003 sind Vorschläge, für die noch keine Ver-sorgungsdaten bestehen und die – abgesehen von wenigen Erprobungsmustern – auch nicht im ÖBH vorhanden sind. Die Positionen Nr. 006 – 007 sind versorgungsmäßig bereits angelegt und beschafft, aber in der aktuellen SNL noch nicht geändert. Die Position Nr. 009 behandelt den Autoinjektor Diaze-pam, bezüglich dessen noch keine Entscheidung über die Integration in den Satz getroffen wurde.

Position Nr. 001 ist eine neue Tasche für den Satz, angelehnt an die Tasche des erweiterten Selbst- und Kameradenhilfe-Satzes. Diese wäre kompatibel mit dem Kampfanzug 03, ermöglicht die witterungs-geschützte Bereitstellung an der Kampfweste und schafft so beste Voraussetzungen, wenn der Inhalt schnellstmöglich benötigt wird.

Bei Position Nr. 002 handelt es sich um RSDL. Enthal-ten sind drei separat verpackte Schwämme mit 21 ml der Lotion. Damit können Gesicht bzw. ABC-Schutz-maske, Hände und Arme sowie die Waffe dekon-taminiert werden. Mit Position Nr. 003 wurde ein Handschuh mit saugfähigem Material (Fuller-Erde) ergänzt. Dieser dient dazu, gefährliche Flüssigkeiten vor der Deko mit RSDL zu binden und von der Haut bzw. betroffenen Oberfläche zu entfernen, um eine bessere Wirksamkeit von RSDL zu ermöglich. Alter-nativ kann auch die Waffe nach der Deko abgewischt werden, damit sie nach der Deko nicht zu glitschig für eine Bedienung ist.

Mit Position Nr. 006 wird auf das System auf drei Combo-Pen Autoinjektoren umgestellt. Position Nr. 007 ist eine Ergänzung des bestehenden Pflas-ters für größere Wunden.

Abb. 1 zeigt den Entwurf mit den Erprobungsproduk-ten. Aus Sicht ABCAbwZ wäre eine Änderung der SNL dringend notwendig. Diese ist aber sinnvollerweise von der logistischen Bereitstellung von RSDL und Handschuhen abhängig. BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG

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„MASCHINEN“von Vzlt Johann Brunner

GRUNDLAGEN & WISSENSCHAFT

Nach Abschluss der militärischen Ausbil-dung sollten Soldaten und Soldatinnen in der Lage sein, die ihnen gestellten Aufträge zu erfüllen.

Um Aufträge selbständig oder gemeinsam auszuführen, brauchen sie als Grundvor-aussetzung Fachwissen, Selbstvertrauen, Ausdauer und die Fähigkeit, in wechseln-den Situationen rasch und richtig zu re-agieren.

Die Erfahrungen der Vergangenheit, aber auch die Auswertungen von den Kriegs-schauplätzen unserer Zeit zeigten, dass das Überleben oder der Erfolg davon ab-hing, ob der Soldat seine Handgriffe auto-matisch beherrschte und sich dadurch auf das Gefechtsfeld konzentrieren konnte.

Der Drill in der Ausbildung hat den Solda-ten oder die Soldatin im Einsatz durch ein-trainierte, automatisierte Abläufe in der Handhabung von Waffen und Gerät zu be-sonderer Leistung befähigt.

Dadurch wird der Soldat oder die Soldatin noch lange nicht zur Maschine.

Und außerdem führt in der Schule, in der beruflichen Ausbildung, beim Sport usw. –

kurz überall, wo Grundfertigkeiten Voraus-setzungen für das eigentliche Können sind – nur das ständige und wiederholte Üben zum Erfolg.

Das Prinzip des Gehorsams tritt hier beson-ders augenfällig zutage und ein Ordnungs-

rahmen wird verlangt, wo doch Ordnung heute nicht immer als notwendig erachtet wird.

Daher sind auch Pflichtbewusstsein und Leistungsbereitschaft ein wesentlicher Faktor, um seine eigenen Leistungsgren-zen zu erfahren.

Der Einsatz setzt die Soldaten und Solda-tinnen einer hohen körperlichen, geistigen und seelischen Belastung aus.

Um diese zu meistern, brauchen sie Selbst-vertrauen, das sie aber nur dann besitzen werden, wenn sie um ihre Leistungsfähig-keit Bescheid wissen.

Persönlich erbrachte Leistungen machen stolz und stärken das Vertrauen in die ei-gene Person.

Unterwürfige Hampelmänner werden si-cher nicht in der Lage sein, ihre Aufgaben im Ernstfall zu erfüllen.

Schützen und Helfen sind die Aufgaben des Österreichischen Bundesheeres.

Verlässlichkeit und Bereitschaft, sich ein-zubringen, einzuordnen – das gilt für Vor-gesetzte und Untergebene gleichermaßen – bilden die Basis für echte Teamwork und den Garant für den Erfolg.

Anmerkung der Redaktion:Vzlt Johann Brunner ist evangelischer Militär-Pfarradjunkt & evangelischer Militär-Lektor der Evangelischen Militärseelsorge NÖ in der Stabs-abteilung 1 des Militärkommandos Niederösterreich.

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AFDRU

AFDRU-MILIZÜBUNG 2019 –EIN RÜCKBLICKvon ADir Obstlt Markus Bock

Im Zeitraum 09.-16.09.2019 führte die Austrian Forces Disaster Relief Unit(AFDRU) eine Milizübung (MÜ) durch, deren Ziel es war, die Milizsoldaten mit neuem Gerät vertraut zu machen und erlernte Ver-fahren zu üben.

Anders als bei den MÜ der letzten Zeit bestand diesmal die Möglichkeit, auch andere Teileinheiten als nur den Rette- und Bergezug (RuB-Zug) einzuberufen.

Dies erschien überaus wichtig, da in allen AFDRU-Einsätzen nur das Zusammenwir-ken von ABC-Spür-, Dekontaminations-, RuB- und Wasseraufbereitungselementen zum Erfolg führt. Egal, ob es sich um einen Einsatz mit dem Schwergewicht ABC-Auf-klärung oder einen Einsatz zum Retten und Bergen nach Naturkatastrophen handelt, es sind die Fähigkeiten der gesamten ABC-Abwehr im Einsatz gefragt.

Dieser umfassende Ansatz mit der Abbildung aller Fähigkeiten der ABC-Ab-wehrtruppe macht AFDRU zu einem einzig-artigen Tool in der Welt der Internationalen Humanitären und Katastrophenhilfe. Kein anderes Team ist in der Lage, derartig schnell auf sich ändernde Rahmenbedin-gungen im Einsatzraum zu reagieren.

Die AFDRU-Struktur mit in Modulen abgebildeten Fähigkeiten ermöglicht es,

Abb. 1: Das AFDRU-Feldzeichen ist bei der Truppe. (Foto: AFDRU)

Abb. 2: Ausbildung am neuen Schallortungsgerät. (Foto: AFDRU) Abb. 3: Die Betonkettensäge im Einsatz. (Foto: AFDRU)BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG

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AFDRU

ein maßgeschneidertes Team für jeden Anlass zu formieren.

Dies erfordert neben den planerischen Grundlagen auch die ständige Aus- und Weiterbildung der Milizsoldaten – eine herausfordernde Aufgabe, die aber dank der Fähigkeiten, welche die Milizionäre aus ihrem zivilen Berufsleben mitbringen, praktisch ein Selbstläufer ist. Man kann die Expertise, welche Milizsoldaten ausihrem Job mitbringen, kaum überbewerten.

AFDRU verfügt in allen Teilbereichen über Personal, das auch im Zivilberuf mit den geforderten Fähigkeiten arbeitet und lebt. Als Beispiele seien der Kommandant des San-Elements und einer der Verbindungs-offiziere angeführt.

Der Kommandant der San-Gruppe arbeitet in seinem Zivilberuf als Notarzt und stellt sich in seiner Freizeit zusätzlich als Notarzt dem Roten Kreuz zur Verfügung. Zurzeit bekleidet er die Stelle des Leitenden Not-arztes des Roten Kreuzes Niederösterreich. Er ist also im täglichen Leben mit Entschei-dungen auf medizinischer Basis konfron-tiert und arbeitet als Arzt bei Notfällen direkt am Patienten. Eine Qualifikation, die ihresgleichen sucht.

Einer der Verbindungsoffiziere arbeitet in seinem Zivilberuf in der Trinkwasserunter-suchung und bringt daher eine hohe Ex-pertise in der Qualitätsüberwachung der Wasseraufbereitung ein. Aufgrund seiner Qualifikation wurde dieser Milizoffizier bei der MÜ mit der Ausbildung des ABC-Ana-lyseelements betraut. Er entwickelte mit dem Team einen Beprobungsplan für die Wasseraufbereitung und schulte die Milizi-onäre auch in der Auswertung der gezoge-nen Proben. Eine Fähigkeit, die ansonsten systemisch im ÖBH kaum abgebildet ist.

Diese Beispiele ließen sich noch endlos fortsetzen, vom Kraftfahrunteroffizier, der als Verkehrsjurist bei einem österreichi-schen Autofahrerclub arbeitet, über den Nachschubunteroffizier, der jahrelang als Disponent und Gefahrgutbeauftragter in einem großen Logistikunternehmen arbei-tete, bis hin zum Rette- und Bergegehilfen, der im Zivilberuf als Bauingenieur tätig ist.

Aber auch alle anderen, hier nicht beispiel-

Abb. 4: Ein Opfer wird unter ständiger sanitätsdienstlicher Betreuung aus einer Zisterne gerettet. (Foto: AFDRU)

Abb. 5: Bei AFDRU ziehen alle an einem Strang. (Foto: AFDRU)BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG

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LD50 4. Ausgabe 201918

AFDRU

haft angeführten, Milizsoldaten bringen ihre Erfahrungen und Fertigkeiten mitäußerst hohem Engagement ein. Frei nach dem Motto: „Es gibt Niemanden, der nichts kann“.

Mit dieser guten Ausgangslage starte-te die AFDRU-MÜ und in allen Teilfähig-keiten konnten die Gefechtstechniken geübt und verfeinert werden. Trotz geräte mäßiger Engpässe (auch AFDRU blieb von den Auswirkungen der Finanz-politik der letzten Jahre nicht verschont) konnten in allen Teilbereichen eine her-vorragende Ausbildung garantiert und die Ziele der MÜ erreicht werden.

Im Rahmen der Spürausbildung konnten

die Milizionäre mit neuen Nachweis geräten (die zur Beurteilung der Verwendungsfähig-keit im ÖBH von einer Firma zur Verfügung gestellt wurden) arbeiten, daneben wurde natürlich auch mit den eingeführten Spür- und Nachweisgeräten geübt.

Im Bereich der Dekontamination (Deko) wurden die eingeführten Verfahren erneut geübt und der Deko-Zug hatte die Mög-lichkeit das neue Deko-System MAMMUT ebenfalls kennenzulernen. An dieser Stelle möchte ich mich nochmals herzlich bei al-len Angehörigen des ABCAbwZ, namentlich bei ADir Mohr, Olt Mag. Jäger, Bakk MSc, Vzlt Hämmerle und den Angehörigen der ABC-Abwehrkompanie für die Unterstüt-zung während der Ausbildung bedanken.

Der RuB-Zug beschäftigte sich während der MÜ hauptsächlich mit der Persönlichen Schutzausrüstung gegen Absturz (PSA) und Neugeräten wie der Betonkettensäge und den neuen Schallortungsgeräten. Auch dieser Zug zeigte hohes Engagement, es wurde sogar die Bitte an mich herangetra-gen: „Dürfen wir noch weiterüben?“, was ich natürlich erfreut bejahte.

Der Wasseraufbereitungszug (WA-Zug) überraschte mich am allermeisten. Trotz wirklich bedenkenswerter Geräteeng pässe schafften es die Milizionäre, sowohl die chemische als auch die physikalische WA in Betrieb zu nehmen und, was das Analyse-element bestätigte, einwandfreies Trink-wasser zu produzieren. Hier möchte ich mich bei den Kommandanten und vor allem den Wasseraufbereitern herzlich bedan-ken. Ich weiß, dass nur Ihr Engagement und Improvisationstalent dies ermöglichten.

Auch die Kommando- und Versorgungsgrup-pe übte ihre Verfahren. Die Vers-Gruppe überraschte uns jeden Tag mit improvisier-ten leckeren Gerichten und führte so ne-benbei auch noch eine B1- (Kfz)Einweisung für AFDRU durch. Den Milizsoldaten der Melde- und Auswertestelle wurden durch ADir Mohr die Feinheiten des ABC-Infor-mationssystems (ABC-IS) nähergebracht.

Als Resümee dieser MÜ darf ich mit Stolz behaupten, AFDRU IST EINSATZBEREIT. Was nicht passt, wird passend gemacht. Unsere AFDRU-Miliz ist ein Vorbild für das gesamte Österreichische Bundesheer.

Abb. 6: Ausbildung des Sanitätselements. (Foto: AFDRU)

Abb. 7: Der verminderte Dekontaminationszug bei der Ausbildung. (Foto: AFDRU)

Abb. 8: Rettung aus einem Tunnelsystem. (Foto: AFDRU)

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AFDRU

Abb. 1: Die Physikalische Wasseraufbereitung wird vorbereitet. (Foto: AFDRU)

WER RETTET DAS BUNDESHEER?EIN AFDRU-MILIZIONÄR BERICHTET…von OStWm Michael Fohler

AFDRU-Milizübung 2019Am Tag vor dem Aufbruch in unseren Übungsraum – es war der ABC- & Katas-trophenhilfeübungplatz Tritolwerk – hat-te ich mit einem aktiven Unteroffiziers-kameraden ein anregendes Gespräch über das Improvisieren, das ihm „dienstlich“ verboten ist, uns Milizsoldaten aber immer mehr bei unseren Übungen begleitet.

Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, wie sehr das Improvisationstalent unseres Wasseraufbereitungszugs (WAZg) oder ich möchte ganz bewusst das Wort „Team“ in den Mund nehmen, gefordert sein würde.

Ich hatte Anfang dieses Jahres (in Vorbe-reitung auf immer weniger Kameraden) den Heeresführerschein „C“ gemacht, um flexibel einsetzbar zu sein. Die erste Überraschung war der geländegängige LKW Steyr 12M18, der zu Recht den Titel „Oldtimer“ trägt. Aber er beförderte mich

und das Material wohlbehalten zum Übungsort und wieder retour.

Schon beim Ausladen unseres Geräts wurde uns bewusst, dass unsere Aufgabe herausfordernd sein würde. Das gerings-te Übel waren noch die verbogenen Zelt-stangen mit fehlenden Federn. Richtig interessant wurde es, als wir das Herz unseres Systems, die Berkefeld Filter-gruppe, in Stellung brachten. Der Deckel war nicht verschlossen, Schellen waren ab-gerissen und Muttern fehlten, aber – hurra! – die Filterkerzen waren vorhanden.

Die nächste Überraschung war die kleine Umkehrosmoseanlage, deren Äußeres uns blass werden ließ. Das Bild vervollständigte sich mit undichten Schläuchen, Kupplungen ohne Dichtung, fehlenden Kupplungen usw.

Aber deshalb aufgeben, das gibt es bei uns (AFDRU-Milizionären) nicht; schon gar

nicht, wenn man so motivierte und tüch-tige Handwerker im Team hat, auf die ich sehr stolz bin, ohne jetzt jeden einzelnen namentlich nennen zu können. Als Werk-zeug diente uns das Bordwerkzeug des Wasserversorgungs-LKW.

Das Ansetzen in den Rohwasserbecken hatte auch historische Züge. Das Gestänge hatte schon bessere Tage gesehen, wirk-lich gerade waren die wenigsten Stangen. Einblasgerät? Nicht wirklich vorhanden — dafür ein einziges Einrührpaddel. Dass der Analysekoffer fehlte, war schon klar. Dafür hatten wir Unmengen an Anschwemmmit-tel, ausreichend für mehr als ein Monat.

Der einzige Lichtblick in dieser Situation war, dass uns ein Profi, OStv Günaydin, sei-nes Zeichens Kommandant des WAZg der ABC-Abwehrkompanie/ABC-Abwehrzent-rum, einen Besuch abstattete, bei dem er uns wichtige Tipps gab. Er empfahl uns, aus dieser Misere hinaus zu arbeiten und lobte uns für das bisher Geleistete, was uns natürlich wiederum anspornte.

Alle von uns putzten, schraubten und dich-teten provisorisch, so gut es ging, lecke Stellen ab. Besonders hervorheben möchte ich unsere liebe Kameradin, Frau Kpl Mag. Sonnleitner. So zart von Statur sie ist, sie schleppte auch schwerste Geräte.

Als letztes galt es, großen Wert auf per-fekte Desinfektion zu legen. Gott sei Dank hatten wir dafür ausreichend Chemie. Großes Lob möchte ich auch unserem Nachschubunteroffizier (NUO), StWm Schellander, aussprechen. Unser Zugs-kommandant, Olt Baloun, und ich belegten den NUO ausreichend mit Wünschen, die er, so er die Möglichkeit dazu hatte, auch gerne erfüllte. So ein Organisatorix wie ich kann manchmal ganz schön anstrengend sein. Auch OWm Dimt half uns gewaltig.BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG

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LD50 4. Ausgabe 201920

AFDRU

Aber niemand, der nicht „Wasserpantscher“ ist, kann nachempfinden, wie spannend für uns die Zeit war zwischen der Wasser-Pro-benahme durch das Analyse-Team und der Bekanntgabe des Analyse-Ergebnisses. Und dann trat das eher Unerwartete ein: Das von uns aufbereitete Wasser wurde für einwandfrei befunden! Milizsoldaten hatten es (wieder einmal) geschafft, mit „solchem“ Gerät brauchbares Trinkwasser – im Fachjargon „Wasser für den mensch-lichen Gebrauch“ – herzustellen. Dieser Erfolg war eindeutig das Ergebnis einer ge-lebten Teamarbeit, so wie sie sein soll.

Belohnt wurden wir und der Rest der AFDRU-Übungseinheit durch die Soldaten des „Wirtschaftsteams“, geführt durch OStWm Pirolt. Sie verschönerten unsere Übung durch ihr einzigartiges Engage-ment. Unsere AFDRU-Einheit steht auch als großes Team zusammen. Ein „Ich habe kei-ne Zeit dir zu helfen“ gibt es nicht.

Natürlich wäre ich nicht “Ich“, wenn ich nicht Wünsche hätte. Einige sind erfüllbar, andere fallen eher in die Kategorie „jetzt bist du munter geworden“. Realisierbar, so meine ich, ist die Idee von OWm Dimt für die Beschaffung von Scheibtruhen – mit ge-

Abb. 3: Protokoll der Beprobung mit anschließender Wasseranalyse. (Foto: AFDRU)

Abb. 2: Aktivitäten am Wasseraufbereitungsplatz. (Foto: AFDRU)

schäumten Reifen – ein gelände gängiges, billiges Transportmittel, welches sich schon im Zivilleben bewährt haben soll.

Meine „Wünsche ans Christkind“: einer-seits eigenes Gerät, für das wir verantwort-lich sind, das wir auch selbst pflegen und warten – und andererseits häufigere, dafür kürzere Übungen (vergleichbar mit einer freiwilligen Feuerwehr), die auch durch uns organisiert werden, um nicht die aktiven

Kameraden zu belasten.Resümee dieser Milizübung: Unser AFDRU-Kontingentskommandant, ADir Obstlt Bock, kann sich auf „seine Mädels und Burschen“ verlassen, so wie wir uns auf ihn verlassen können.

Anmerkung der Redaktion: Der AFDRU- Milizionär (Wasseraufbereitung) OStWm Michael Fohler ist im Zivilberuf Finanzbe-amter in Wien.

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21LD50 4. Ausgabe 2019

MILIZ

Um das derzeitige System der Milizbetreuung, Milizbearbeitung und Milizwerbung bestmöglich unterstützen zu können und zukünftig den Bedürfnissen der Milizbetreuung, Milizbearbeitung und Milizwerbung noch besser nachkommen zu können, wurde durch Generalstab/Sektion IV Einsatz/ Gruppe Einsatzgrundlagen/Abteilung Einsatzvorbereitung folgendes Pilotprojekt angeordnet:

MILIZ SERVICE CENTER – NEUvon OStv Markus Hutećek

„Betreiben eines zentralen Miliz Service Centers durch Kommando Streitkräfte unter Mitwirkung von Wehrpflichtigen des Milizstandes“

ProjektzielErhalt von Erkenntnissen und Erfahrungen über die Akzeptanz und Wirksamkeit einer zentralen Anlaufstelle zur Milizbetreuung und ob und unter welchen Rahmenbedingungen Wehrpflichtige des Milizstandes beim Betreiben eines zentralen Miliz Service Centers mitwirken und damit die präsente Organisation entlasten bzw. unterstützen können.

Die Umsetzung umfasst eine weitere Verbesserung der Milizbearbeitung: ■ Kommunikation mit der Miliz – Milizbetreuung verbessern. ■ Reaktionszeiten bei Anfragen verringern. ■ Rasche Beantwortung von Anfragen aller Zielgruppen.

Der Start des Pilotprojektes „Miliz Service Center“ wurde mit 01.09.2019 festgelegt.

Miliz Service Center - Zielgruppen ■ Milizsoldaten der selbständig strukturierten Miliz, Milizanteile, Expertenstäbe ■ Wehrpflichtige des Reservestandes (freiwillige Meldungen für die Miliz)

Miliz Service Center – Erreichbarkeit

Miliz Service Telefon: 050201 / 99 1670 Erreichbarkeit: Montag von 0800 Uhr bis 1900 Uhr Dienstag bis Freitag von 0800 Uhr bis 1600 Uhr Außerhalb der Dienstzeit, Samstag, Sonn- und Feiertag: Mobilbox mit dem Hinweis auf Zeiten der Erreichbarkeit (… hinterlassen Sie Ihren Namen und Ihre Telefonnummer, Sie werden am nächsten Werktag zurückgerufen)

Miliz Service E-Mail-Adresse: [email protected] Erreichbar Montag bis Sonntag Antwort an Werktagen (Montag bis Freitag) Rückruf oder Email am selben Tag

Samstag, Sonntag und Feiertag Automatische Nachricht (Email) - Danke für Ihre Anfrage, ein Mitarbeiter wird Sie am nächsten Werktag kontaktieren.

ErsuchenIch darf Sie ersuchen, die angegebene Telefonnummer bzw. E-Mail-Adresse des Miliz Service Center nur dann zu verwenden, wenn Sie im Vorfeld mit Ihrem Mob-Unteroffizier Kontakt hatten und keine zufriedenstellende Antwort bekommen haben bzw. falls Sie ihn nicht erreichen konnten. BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG

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AUSBILDUNG & LEHRE

ABC-ABWEHRKOMPANIE BEI DER NÖ-LANDESKATASTROPHEN-SCHUTZÜBUNG 2019von OStWm Heinz Regović

Am 5. Oktober 2019 fand im Bezirk Tulln die diesjährige NÖ-Landeskatas-trophenschutzübung statt. Sämtliche Blaulicht organisationen des Landes übten gemeinsam die Koordination der Rettungs-einsätze und auch die ABC-Abwehrkompanie (ABCAbwKp) des Korneuburger ABC-Ab-wehrzentrums war mit Teilen des Dekon-taminationszugs (DekoZg) und des Rette- und Bergezugs (RuBZg) vertreten.

ABCAbwKp/DekoZg in GrafenwörthKommandanten-PerspektiveDie verstärkte Deko-Gruppe rückte mit dem neuen Deko-System MAMMUT an (Anm. der Redaktion: siehe dazu Beiträge in der LD50 1 und 2/2019 sowie in diesem Heft) und sorgte vor Ort für einiges an Aufregung. Wir durften die Waffen- und Geräte-Deko (WuG-Deko) stellen, weiters war es unser Auftrag, Spezialfahrzeuge der Feuerwehren nach deren Einsatz zu dekontaminieren.

Grundwehrdiener (GWD) fungierten als sog. Figuranten (Darstellung von Opfern), welche der (durch die Feuerwehren gestell-ten) Personen-Deko zugeführt wurden. Als Zuschauer wurde ich Zeuge, dass sich un-

sere Verfahren von Grund auf unterschei-den.

Während die Feuerwehr im Bereich der Personen-Deko die Betroffenen so schnell wie möglich durch Herunterschneiden von kontaminierter Kleidung trennt, sind unse-re Verfahren strikt darauf ausgelegt, eine Kontaminationsverschleppung zu vermei-den und daher erheblich zeitraubender. Fazit: wir sprechen zwar alle über Deko, aber Verfahren und Ausrüstung unter-scheiden sich stark und wir können uns dadurch in Zukunft gut ergänzen.

Zum Schluss bekamen die äußerst interes-sierten Kameraden der anderen Einsatz-organisationen noch eine Einweisung in das Deko-System MAMMUT. Den letzten Akt bildete die gemeinsame Einnahme der Verpflegung.

DekoZg in GrafenwörthGWD-PerspektiveAm 5. Oktober 2019 um 0600 Uhr wur-de den teilnehmenden Teilen des Deko-Zg und RuBZg in der Dabsch-Kaserne die Ausgangslage erläutert. Unsere verstärkte

Deko-Gruppe bezog einen Verfügungsraum im Bezirk Tulln und wurde unmittelbar da-nach zum Assistenzeinsatz alarmiert. Als wir im Einsatzgebiet eintrafen, wurden wir von der Feuerwehr über die Situation auf-geklärt und ergänzten deren Kräfte bei der Deko. Unsere Aufgabe war es, Spezialfahr-zeuge der Feuerwehren nach deren Einsatz zu dekontaminieren.

Einige Kameraden wurden als Figuranten eingesetzt. Während diese in ihre Aufga-ben eingewiesen wurden, errichteten wir mit dem Deko-System MAMMUT einen WuG-Deko-Platz. Bis die Figuranten ihre Positionen eingenommen hatten, waren wir bereits fertig mit dem Aufbau des WuG- Deko-Platzes und führten eine Funktions-überprüfung durch.

Als der Einsatz begann, konnten wir sehen, wie die Feuerwehr (im Gegensatz zu unse-rem Verfahren) eine Personen-Deko durch-führt. Bei uns dauert es zwar länger, aber dafür ist unser Verfahren darauf ausgelegt, jegliche Kontaminationsverschleppung zu vermeiden. Bald darauf kamen die ersten Fahrzeuge der Feuerwehren, um von uns dekontaminiert zu werden. Nach Abschluss der Fahrzeug-Deko begannen wir mit der Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft. Den krönenden Abschluss bildete ein ge-meinsames Essen.

RuBZg in KlosterneuburgKommandanten-PerspektiveAm 5. Oktober 2019 setzte sich (nach einer kurzen Vorbereitungsphase) um 0715 Uhr in der Dabsch-Kaserne der RuBZg in Marsch, um den Verfügungsraum Kloster-neuburg Strandbad zu erreichen. Dort an-gekommen nahm ich als Zugskommandant Kontakt auf mit dem Kommandanten des Katastrophenhilfsdienstes der Freiwilligen Feuerwehr. Nach Erläuterung der Leis-tungsparameter eines RuBZg unterstellte

Abb. 1: Anmarsch in den Einsatzraum.(Foto: Abschnittsfeuerwehrkommando Klosterneuburg)BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG

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AUSBILDUNG & LEHRE

Abb. 3: Die Einsatzkräfte in Klosterneuburg.(Foto: Abschnittsfeuerwehrkommando Klosterneuburg)

uns der Einsatzleiter einen Rettungs hunde-Trupp.

Gegen 1130 Uhr kam ein Einsatzbefehl. Der RuBZg fand am Einsatzort folgende Lage vor: „Einsturz eines Schulgebäudes mit mehreren vermissten Personen“. Es wurde ca. 150 m von der Schadenstelle entfernt ein Kfz-Abstellplatz bezogen. Der RuBZg wurde einem Gruppenkommandan-ten der Freiwilligen Feuerwehr zugeteilt, welcher mit der ihm zugeteilten Masse an Personen und Ausrüstung sichtlich überfor-

dert war. Also bot ich Ihm meine Hilfe an und unterstützte das Abarbeiten der Scha-denstelle mit Lösungsansätzen sowie mit Personal und Gerät.

Nachdem alle Personen gerettet waren, wartete noch ein Mauerdurchbruch auf uns, um eine weitere vermisste Person zu retten. Diese Aufgabe wurde von den RuB-Soldaten sehr zügig abgearbeitet und die Übung endete mit dem Abschluss dieser Schadenstelle. Zusammenfassend kann ich sagen, dass wir uns zwar unter

unserem wahren Wert verkauft, aber die ABC-Abwehrsoldaten des RuBZg durch ihre Motivation und ihren hohen Ausbildungs-stand aus der Masse herausgestochen haben.

RuBZg in KlosterneuburgGWD-PerspektiveDie Übungsteilnahme bescherte uns Rekru-ten eine realitätsnahe Einsatz-Erfahrung. Das Szenario, mit dem wir konfrontiert wur-den, war eine Gasexplosion in einer Schule mit der Konsequenz eingeschlossener bzw. verschütteter Personen, welche wir retten mussten. Über eine Leiter kletterten wir in den ersten Stock und begannen mit der Su-che nach Personen. Es waren u. a. Türen mit Gewalt zu öffnen, Wände zu durchbre-chen und geborgene Opfer mit einer Trage ins Freie zu bringen.

Die Übung hätte eine gute Möglichkeit geboten, um unter realitätsnahen Stress- Bedingungen schnell und präzise zu ar-beiten, doch spontane Befehls- und Lage-änderungen (ohne ersichtlichen Grund) führten zu unnötigem Stress und großen Zeitverzögerungen. Der Hauptauslöser da-für waren Unklarheiten in der Führung und ungenaue Befehle. In einem Fall mussten in eine Mauer mehrere Löcher gemacht wer-den, da die erstangelegten Durchbrüche zu einfach bzw. zu schnell fertig waren und da-her wiederholt wurden, was der Übung den Realitäts-Faktor nahm. Diese Übung hätte noch interessanter werden können, wirkte jedoch tw. wie ein „dilettantischer Versuch ein reales Geschehen zu inszenieren“.

Abb. 2: Deko eines zivilen Spezialfahrzeugs.(Foto: Bezirkfeuerwehrkommando Tulln)

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AUSBILDUNG & LEHRE

KADERAUSBILDUNG 5BEI DEN „STÄHLERNEN BIESTERN“von OStv Oliver Foissy

Die Nutzung moderner Ausbildungs-mittel bildet einen nicht mehr wegzu-denkenden Fixpunkt in der heutigen Ausbildungslandschaft: die Soldaten der Kaderausbildung 5/ABC-Aufklä-rung (KAusb5/ABCAufkl) nahmen an einer Führungsausbildung teil, die mittels Simulationsprogramm „Steel Beasts“ bei der Lehrgruppe Simulati-onsunterstützung der Heerestruppen-schule durchgeführt wurde, bei der wir uns schon vorweg für die wie immer hervorragende Zusammenarbeit be-danken möchten.

Die Ausbildung beginnt mit einem standardisierten Lernprogramm zum Kennenlernen der Software und der Eingabegeräte. Erst nach der positi-ven Absolvierung des Tutorials waren die Stabsunteroffiziersanwärter bereit sich der eigentlichen Gefechtsaufgabe zu stellen. Der Auftrag an die Teilneh-mer der KAusb5/ABCAufkl war es, ei-nen ABC-Aufklärungszug (ABCAufklZg) an Aufklärungsziele im gesicherten Mot-Marsch heranzuführen, die not-wendigen Nahverfügungsräume zu gewinnen und Beobachtungsstellen zur ABC-Informationsgewinnung zu beziehen. Als Ausgangslage diente die in der Lehrabteilung/ABCAbwZ entwi-ckelte Lage MUTSCHIKISTAN, die den Übenden in den Nachbarstaat DYSON-REICH des Bürgerkriegslandes MUT-SCHIKISTAN „entführt“, in dem er als Angehöriger einer multinationalen Bri-gade den Aufmarsch der MFOR (MUT-SCHIKISTAN Force) sicherstellen muss. Große Teile der KAusb5/ABCAufkl wur-den schon seit Kursbeginn in dieser Lage gespielt, somit war die Ausgangs-lage im Großen bereits bekannt und die Ausbildung mittels „Steel Beasts“ konnte in Form einer Lagefortsetzung bestritten werden.

Nach dem Erfassen des Auftrags und der Beurteilung der Lage kam es dar-auf an, im Bereich der eigenen Mög-lichkeiten den Kampfwert der unter-schiedlichen Elemente im ABCAufklZg richtig zu erkennen und entsprechen-de Einzelaufträge den Elementen zu-zuordnen. Den Abschluss bildete die Befehlsausgabe an den Zug. Jetzt galt es „nur mehr“ die Gefechtsidee am Simulator umzusetzen.

Trotz vorher absolviertem Bediener-training traf die Problemstellung des Multitasking die Teilnehmer unge-bremst. Zusätzlich zur komplexen Be-dienung mussten die Auszubildenden gleichzeitig den Funkverkehr bedienen, sich im virtuellen Gelände orientieren und natürlich den befohlenen Kampf-plan umsetzen – eine gehörige Her-ausforderung. Der rege Funkverkehr zeigte, dass viele befohlen geglaubte Vorgaben doch nicht so eindeutig er-fasst wurden, wie vom Befehlsgeben-den gedacht. Hier konnte einiges an Erfahrung gewonnen werden – auch den eingespielten Funksprechverkehr für die Zukunft betreffend. Dass das virtuelle Gelände nicht so detailiert sein kann wie das echte, ist klar für

jeden, der sich mit Arbeitsspeicher und Netzwerkübertragung beschäftigt. „Steel Beasts“ kommt hier durch einen Abgleich mit dem Realgelände des östlichen Österreich auf einen sehr realitätsnahen Stand. Trotzdem sind viele Einzelheiten beim Karten- und Geländevergleich nicht darstellbar und erschweren dadurch die Orientierung. Der Erfahrungsgewinn daraus lehrt uns, sich mehr mit Geländeformen zu beschäftigen und sich nicht immer nur auf markante Punkte im Gelände zu verlassen. Die Navigation der vom Computer gesteuerten Elemente, die dem „bemannten“ Führungsfahrzeug folgen, erschien komplizierter als ge-dacht. Aber im Realleben muss man als Kommandant ebenfalls nicht nur auf sich, sondern auch auf seine un-terstellten Soldaten achten.

Nichtsdestotrotz konnten das Füh-rungsverfahren auf Zugsebene und einige Verfahren zur Sicherstellung des Gefechts mit simulierten Echtpara-metern geübt und im Anschluss ausge-wertet werden. So konnte der Lessons Learned/Identified Prozess sicherge-stellt werden und das, obwohl es allen auch noch Spaß gemacht hat.

Abb. 1: Arbeitsplatz Simulationssystem „Steel Beasts“. (Foto: Gamsjäger)BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG

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Schutz & HilfeDas Österreichische Bundesheer

1955–1991»Schutz & Hilfe«Das Österreichische Bundesheer 1955 – 1991

Arsenal · Objekt 1 · 1030 Wien · Österreich · www.hgm.at

Ausstellung

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PERSONALIA

Mein Name ist Michael Schrenk, ich wurde 1965 in Wien geboren und lebe seitdem in dieser für mich schönsten Stadt der Welt. Meine Ausbildung hatte ein sehr technisches Schwergewicht. Nach fünf Jahren Gymnasium wech-selte ich in eine HTL und maturierte dort im Bereich Maschinenbau. Das anschließende Studium der Techni-schen Physik an der Technischen Uni-versität Wien war sehr durchwachsen.

EIN NEUER KERNPHYSIKER IM ABC-ABWEHRZENTRUMvon OltdhmtD Ing. Dipl.-Ing. Michael Schrenk

EIN NEUER OFFIZIER IN DER ABC-ABWEHRKOMPANIEvon Lt Nikola Savić, BA

Mein Name ist Nikola Savić und ich wurde 1991 in Novi Sad, Hauptstadt der autonomen Provinz Vojvodina der Republik Serbien, geboren. Seit 1994 lebe ich mit meiner Familie in Wien, wo ich 2009 an einem Bundesrealgymna-sium maturierte. Danach bin ich ein-gerückt, um den Grundwehrdienst zu absolvieren. Die Entscheidung beim Militär zu bleiben, war schnell getrof-fen und meine ersten beiden Dienst-jahre ließen mich im Rahmen der Ausbildung in ganz Österreich herum-kommen.

2011 führte mich mein persönliches Interesse zur ABC-Abwehrkompanie in Korneuburg, wo ich (damals noch als Charge) begann – abseits von der Infanterie – eine für mich neue Seite des Militärs kennenzulernen. Inner-halb der nächsten zwei Jahre konnte ich die Ausbildung zum Unteroffizier erfolgreich abschließen und fand mei-

ne neue militärische Heimat in der Kor-neuburger Dabsch-Kaserne. Nach der Verwendung als Ausbilder bei einigen Einrückungsterminen, diversen Assis-tenzeinsätzen und einem Auslandsein-satz im Rahmen der Austrian Forces Di-saster Relief Unit (AFDRU) war die Zeit reif für eine Veränderung: Ich war fest entschlossen, mich im Vorbereitungs-semester 2016 für die angestrebte Of-fizierslaufbahn zu versuchen!

Es folgten nicht nur einige entbeh-rungsreiche und spannende Monate am Truppenübungsplatz Allentsteig, sondern auch die erfolgreiche Aufnah-me an der Theresianischen Militäraka-demie in Wiener Neustadt. Die Ausbil-dung an der „Alma Mater“ stellte sich als sehr abwechslungsreich und for-dernd heraus und gewährte teils tiefe Einblicke in rein militärische Themen-gebiete wie die Taktik, aber auch in wirtschaftliche, soziologische und

psychologische Aspekte, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Das Schwer-gewicht lag jedoch ganz eindeutig auf der militärischen Führung und dem-entsprechend durchlief ich zahlreiche Truppenoffizierslehrgänge – infanteris-tisch wie ABC-Abwehr-spezifisch. Ab-gerundet wurde der Studiengang mit Sport, Gebirgsausbildung im Sommer und im Winter, einem Auslandssemes-ter und ein paar Auslandsaufenthalten und endete mit meiner diesjährigen Ausmusterung zum Leutnant.

Schließlich bin ich froh, dass ich zu meiner militärischen Heimat ABC-Ab-wehrkompanie/ABC-Abwehrzentrum als Offizier zurückgefunden habe und blicke nun erwartungsvoll in die Zu-kunft. Ich will meine kurze Vorstellung an dieser Stelle getreu dem Motto der ABC-Abwehrkompanie beenden mit: „Mutig und hilfsbereit!“

Paralleles Arbeiten im erlernten Beruf brachte viel Erfahrung, verzöger-te jedoch das Studium enorm. Viele Jahre später, mit einem zwischendurch eingelegten Einjährig Freiwilligen (EF) Jahr beim Österreichischen Bundes-heer, schloss ich das Studium mit den Schwerpunkten Kernphysik, Nuclear Engineering und Technischer Strahlen-schutz ab.Nachdem es schon während meiner

Diplomarbeit am Atominstitut eine enge Zusammenarbeit mit der Inter-nationalen Atom Energie Organisation (IAEO) gegeben hatte, war ich nach der Graduierung insgesamt elf Jahre bei der IAEO als Nuclear Instrumentation Engineer und Nuclear Security Officer für die Division of Nuclear Security tätig. In technischen Belangen unter-stützte ich auch das Department of Safeguards und in Reach-Back BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG

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SEITENBLICKE

„LD50“ bedeutet „Letale Dosis 50“ und gibtjene Menge eines Stoffs / einer Strahlung an,bei der 50 % der beobachteten Populationbestimmter Lebewesen sterben.

ImpressumAmtliche Publikation der Republik ÖsterreichBundesminister für Landesverteidigung

Medieninhaber, Herausgeber und Hersteller:Republik Österreich,Bundesminister fürLandesverteidigung,BMLV, Roßauer Lände 1, 1090 Wien

Chefredakteur a.i. & Lektor: OR Hptm Dr. Johannes Reisinger, MBA

Redaktion: Obstlt Mag.(FH) Franz Fraiss; ADir Obstlt Ing. Mag.(FH) Ingo Berger, MSc MBA; OStv Oliver Foissy; Vzlt Alexander Hirschegger; Lt Roman Mischak, BA

Redaktionsassistent: Wm Renate Schön

Layout: FInsp Cornelia Daschl

Redaktionsanschrift:BMLV, Redaktion LD50, ABCAbwZ,Dabsch-Kaserne, Platz der Eisenbahnpioniere 1, 2100 KorneuburgTel.: + 43 (0)5 02 01 - 37 20150,E-Mail: [email protected]

Erscheinungsjahr: 2019

Foto Cover: ABC-Abwehrzentrum

Druck:Heeresdruckzentrum, 1030 Wien 19-03020

Die in der LD50 verwendeten personenbezogenen Ausdrücke betreffen, soweit dies inhaltlich in Be-tracht kommt, Frauen und Männer gleicher maßen. Die LD50 ist eine unabhängige, unparteiliche, viermal jährlich erscheinende Truppenzeitung des BMLV/ABCAbwZ. Gastkommentare müssen nicht mit der Meinung der LD50 Redaktion über-einstimmen.

FORUM ABC-ABWEHR – CBRN DEFENCE AUSTRIA(ZVR-Zahl 037983717)ist ein – vom BMLV als „wehrpolitisch relevanter Verein“ anerkannter – Verein.Über den Vereinszweck informiert der § 2 der Statuten:

Der Verein, dessen Tätigkeit gemeinnützig und nicht auf Gewinn gerichtet ist, bezweckt die Bildung, Fortbildung, gemeinsame Traditionspfl ege und Sozialhilfe der Angehörigen sowie ehemaligen Angehörigen der ABC-Abwehr in Österreich und des derselben nahestehenden Personenkreises sowie die Gewinnung und Verbreitung wehrpolitischen und ABC-fachspe-zifi schen Wissens.

FORUM ABC-Abwehr – CBRN Defence AustriaPlatz der Eisenbahnpioniere 1, 2100 KorneuburgTel.: 050201 / 37-20301, -20370, Fax: -17210E-Mail: [email protected]

FORUM ABC-Abwehr Marketing Produkte:Info und Bestellung bei StWm Thomas Rakowitz,Tel.: 050201 / 37-20212

Funk tion das Incident and Emergen-cy Center, weiters auch das UN Saf-ety and Security Service der Wiener UNO-City. Danach arbeitete ich auf selbstständiger Basis als Berater für Radiologische Sicherheit und Messge-räte-Technologie sowie in Projekten in der Maschinenbau- und Anlagentech-nik.

Wie schon erwähnt begann mein mili-tärischer Werdegang 1993: Mit knapp 28 Jahren startete ich in mein EF-Jahr mit dem Ausbildungsziel Wirtschafts-offi zier. Ab Oktober 1994 war ich miliz-mäßig als Unteroffi zier und ab 2000 als Offi zier beim Jägerbataillon Wien 2 (früher JgB 5) beordert. Immer kleiner werdende Verbände und die neue Generation an Logistikern verdräng-ten mich in den Bataillonsstab und führten schließlich zur Entorderung.

Die neuen Funktionen für Milizoffi ziere als Experten kamen genau zur rech-

ten Zeit. Durch meine Ausbildung und Berufserfahrung wurde ich 2009 zum Experten Physik nominiert und bekam eine Beorderung zum Amt für Rüstung und Wehrtechnik.

Da es mich nach mehr „Action“ ver-langte, nahm ich 2013 Kontakt auf mit der damaligen ABC-Abwehrschu-le „Lise Meitner“ in der Korneuburger Dabsch-Kaserne. Nach der ersten freiwilligen Waffenübung (fWÜ) in Kor-neuburg war für mich klar, wo ich mi-litärisch hingehöre. So folgten viele weitere Wochen in Form von fWÜ in der Einsatzfunktion des Experten Physik in der ABC- und Umweltmessstelle, aber auch als Teilnehmer von Kursen, Lehr-gängen und Seminaren.

Durch den EU-Ratsvorsitz 2018 und die damit verbundenen sicherheits-polizeilichen Assistenzeinsätze – wo ich das Lagezentrum in der Dabsch-Kaser-ne als Reach-Back Subject Matter Ex-

pert unterstützte – folgte ein besseres Kennenlernen der Mitarbeiter des Sta-bes und anderer Abteilungen des da-maligen Kommandos ABC-Abwehr.Hier wurde auch die Idee geboren, das heu-tige ABC-Abwehrzentrum (ABCAbwZ)hauptberufl ich zu unterstützen. Nach einer halbjährigen Bewährungspha-se wurde ich schließlich mit 1. Au-gust 2019 zum Oberleutnant des höhe-ren militärtechnischen Dienstes auf der Planstelle „Referatsleiter Grundlagen Physik und Experte Physik“ ernannt. Ich arbeite in der Abteilung Weiterentwick-lung und höhere Fachausbildung des ABCAbwZ und unterstütze im Einsatz die ABC- und Umweltmessstelle.

Abseits des Dienstes nimmt für mich meine Familie (Lebenspartnerin Martha und neunjähriger Sohn Stanislaus) eine zentrale Rolle ein. Auch aktiver Sport und das Eintauchen in andere Welten mittels Fantasie- und Fiction-Büchern und -Filmen darf nicht fehlen.

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Das ABC-Abwehrzentrum und seine Partner:

Erscheinungsort KorneuburgVerlagspostamt 2100 Korneuburg

Österreichische Post AGInfo.Mail Entgelt bezahlt

Platz der Eisenbahnpioniere 12100 Korneuburg

TRUPPENZEITUNG DER ABC-ABWEHRUND AFDRU

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