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GRUNDRISS DER SOZIALÖKONOMIK BEARBEITET VON G. ALBRECHT, TH. BRAUER, G. BRIEFS, C. BRINKMANN, TH. BRINKMANN K. BÜCHER, J. ESSLEN, F. EULENBURG, E. GOTHEIN, FR. VON FELD, K. GRÜ'NBERG, F. GUTMANN, H. HAUSRATH, E. HEIMANN, H. HERKNER, A. HETTNER, J. HIRSCH, H. HOENIGER, E. JAFFE, E. LEDERER, A. LEIST, FR. LEIT-. NER,W.LOTZ,J.MARSCHAK,H.MAUER,R.MICRELS,K.MILLER,P.MOLDENHAUER, P. MOMBERT, G. NEUHAUS, H. NIPPERDEY, K. OLDENBERG, L. PESL, E. VON PHILIPPOVICH, A. SALZ, K. SCHMIDT, G. VON SCHULZE-GAEVERNITZ, H. SCHU- MACHER, J. SCHUMPETER, E. SCHWIEDLAND, H. SIEVEKING, W. SOMBART, E. STEINITZER, F. SWART, 'l'H. VOGELSTEIN, K. VON VÖLCKER, ADOL1!' WEBER; ALFRED WEBER, MAX WEBER, E. WEGENER, M. R. WEYERMANN, K. WIEDENFELD, FR. FREIHERRN VON WIESER, R. WILBR.ANDT, W. WITTJCH, W. WYGODZINSKI, 0. VON Z\YIEDINECK-SÜ'DENHORST IV. ABTEILUNG Spezifische Elemente der modernen kapitalistischen Wirtschaft I. Teil TÜBINGEN 1925 VERLAG VON J. C. B. MOHR (PAUL SIEBECK) - ' . : ,, ; r GRUNDRISS DER SOZIALÖKONOMIK . IV. Abteilung Spezifische der modernen kapitalistischen Wirtschaft I. Teil MIT BElTRÄGEN VON C. BRINKMANN, F. EULENBURG, E. LEDERER, A. LEIST, FR. LEIT: NER, H. NIPPERDEY, A. SALZ, W. SOMBART) E. STEINITZER, 0. VON ZWIEDINECK-SÜDENHORST. --.(e"- __ . ·- \. -.- ·,,, ' . . .... · 1801 . T Ü B I N GE N 19 2 5- VERLAG VON J. C. B. MOHR (PAUL SIEBECK) (. \

Lederer, Emil 'Konjunktur Und Krisen' 1925

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in GRUNDRISS DER SOZIALÖKONOMIK, IV. Abteilung, Spezifische Elemente der modernen kapitalistischen Wirtschaft, I. Teil, Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), 1925, S. 354-412.

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Page 1: Lederer, Emil 'Konjunktur Und Krisen' 1925

GRUNDRISS DER

SOZIALÖKONOMIK BEARBEITET

VON

G. ALBRECHT, TH. BRAUER, G. BRIEFS, C. BRINKMANN, TH. BRINKMANN K. BÜCHER, J. ESSLEN, F. EULENBURG, E. GOTHEIN, FR. VON GOTTL-OTTLILIEN~ FELD, K. GRÜ'NBERG, F. GUTMANN, H. HAUSRATH, E. HEIMANN, H. HERKNER, A. HETTNER, J. HIRSCH, H. HOENIGER, E. JAFFE, E. LEDERER, A. LEIST, FR. LEIT-. NER,W.LOTZ,J.MARSCHAK,H.MAUER,R.MICRELS,K.MILLER,P.MOLDENHAUER, P. MOMBERT, G. NEUHAUS, H. NIPPERDEY, K. OLDENBERG, L. PESL, E. VON PHILIPPOVICH, A. SALZ, K. SCHMIDT, G. VON SCHULZE-GAEVERNITZ, H. SCHU­MACHER, J. SCHUMPETER, E. SCHWIEDLAND, H. SIEVEKING, W. SOMBART, E. STEINITZER, F. SW ART, 'l'H. VOGELSTEIN, K. VON VÖLCKER, ADOL1!' WEBER; ALFRED WEBER, MAX WEBER, E. WEGENER, M. R. WEYERMANN, K. WIEDENFELD,

FR. FREIHERRN VON WIESER, R. WILBR.ANDT, W. WITTJCH, W. WYGODZINSKI, 0. VON Z\YIEDINECK-SÜ'DENHORST

IV. ABTEILUNG

Spezifische Elemente der modernen kapitalistischen Wirtschaft

I. Teil

TÜBINGEN 1925

VERLAG VON J. C. B. MOHR (PAUL SIEBECK) - '

. : ,, ;

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GRUNDRISS DER

SOZIALÖKONOMIK

. IV. Abteilung

Spezifische El~mente der modernen kapitalistischen Wirtschaft

I. Teil

MIT BElTRÄGEN

VON

C. BRINKMANN, F. EULENBURG, E. LEDERER, A. LEIST, FR. LEIT: NER, H. NIPPERDEY, A. SALZ, W. SOMBART) E. STEINITZER,

0. VON ZWIEDINECK-SÜDENHORST.

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T Ü B I N GE N 19 2 5-VERLAG VON J. C. B. MOHR (PAUL SIEBECK)

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Page 2: Lederer, Emil 'Konjunktur Und Krisen' 1925

···, \

Das Recht der Uebersetzung in fremde Sprachen behält sich die Verlagsbuchhandlung vor.

Druo)< von H. Lau p p jr in Tübingen.

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Inhalt.

Seite

Abkürzungen . . • . . . . . . . . . . . . . ·. . : . . . . . . . VI I. Prinzipielle Eigenart des modernen Kapitalismus. Von W e r n e r S o m b a r t 1

I I. Die moderne Privatrechtsordnung m1d der Kapitalismus. Von AI e x an ~ 1e r L e _i s t t (bearbeitet von H a n s N i p p e r d e y) . . . . . . . . . . 27

III. Die moderne Staatsordnung und der Kapitalismus. Von Ca r I Brinkmann. 49 IV. Die allgemeine Bedeutung des modernen Nachrichtenwesens. Von Er w i n

Steinitzer ....•................... 68 V. Elemente des privatwirtschaftliehen Betriebes. Von Fr i e d r i c h Lei t n er 90

VI. Bedarfsdeckung und· Erwerbswlrtschaft. VOJ:t Er w i n S t e i n i t z er . . . . 111 VII. Vermögen und Vermögensbildung in der vorkapitalistischen und in der m.odernen

kapitalistischen Wirtschaft. Von Art h ur S a I z . . . . . . . 160 VIII. Kapital, Kapitalformen, Kapitalbildung, Kapitaldyn'amik. Von Art h ur

S a I z ·. . . . . ,-.r • . • • • • ~. • • • • • • • • • • 209 )( IX. Die Preisbildung in der modernen Wirtschaft. Von Fra n z E u I e n b ur g 258. ~A ..

}:,._X. Die Lohnpreisbildung. Von 0 t t o v o n Z w i e d in e c k- S ü d e n h o r s t.... 316 ,\ 1 XI. Konjunktur und Krisen. Von E m i I L e d er er . 354 Register . . , . • . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 414

. ·:

Page 3: Lederer, Emil 'Konjunktur Und Krisen' 1925

VI.

Abkürzungen.

H e 11 m a n n , Untersuchungen = v. Hermann,- Staatswirtschaftliche Un­tersuchungen, 2. Aufl. 1870.

K n i e s , Pol. Oek. = K, Knies, Die politische Oekonomie vom Stand· punkt der geschichtlichen . Methode, 2. Aufl. 1882 (1. Aufl. 1853).

M i ll , Pol. Oek. = J. St. Mill, Grund­sätze der politischen . Oekonomie übers. von Soetbeer.

P h i 1 i p p o v i c h, Grundriß = E. von Phifippovich, Grundriß der politischen Oekonomie. 1. Band. Allgemeine Volks­wirtschaft! ehre. 10. neu bearbeitete Aufl. (21.-23. Tausend).1913; II. Band. Volkswirtschaftspolitik; 1. Teil. 7. revi­dierte Aufl. 1914; II. Band. Volks­wirtschaftspolitik. 2; Teil. 5. neu be­arbeitete Aufl. 1915.

R o s'c her, System I (bzw. II, IIJ, IV) == W. Roscher, System der Volks­wirtschli.ft; I. Grundlagen der Natio­nalökonomie, 24. Aufl. 1906, heraus­gegeben von Pöhlmann; 11. Na­tionalökonomik des Ackerbaues, 14. Aufl. 1912, heramigegeben von Da d e; III. Nationalökonomik des Gewerbe­fleißes und Handels, 8. Aufl. 1913, herausgegeben von S t i e d a; IV. System der Finanzwissenschaft, 5. Aufl. 1901, bearb. von Ger lach; V. System der Armenpflege und Armen­politik; '3. Aufl. 1906, ergänzt von Klum ker.

S c h ä f f 1 e , Bau und Leben = A. E. F. Schäffle, Bau und Leben d.es so­zialen Körpers. 2. Aufl. 2 B'de. 1896. (1. Aufl. 4 Bde. 1874-1878).

Sc h·m olle 11, Grundriß I, li = G. Schmoller, Grundriß d. allgemeinen Volkswirtschaftslehre, Erster Teil 1900, 1901 (7.-10. Tausend 1908), Zweiter Teil 1904.

Schmolle11, F. = G. Schmoller, Staats-und sozialwissenschaftliche For-schungen.

Schönberg, Hdb. I (bzw. Il 10 sind III 11 IU~) = Handbuch der Politi­schen Oekonomie, herausgegeben von

G. Schönberg; I und Ilu II~ Volks­wirtschaftslehre; li I 1 und I 11 2 Fi· nanzwissenschaft und Verwaltungs· lehre, 4. Aufl. 1896-1898.

E. d. VI. = Die Entwicklung der deut­schen Volkswirtschaftslehre im neun­zehnten Jahrhundert, 2 Teile, 1908. (40 Abhandlungen zur Literaturge­schichte. de11 Nationalökonomie.)

G. d. S. = Grundriß der Sozialökonomik. Hdw. d. Stw. = Handwörterbuch der

S taa tswissenschaften, herausgegeben von J. Conrad, L. Elster, W. Lexis und Edgar Loening, 3. Aufl. 1909-11.

Sehr. d. d. G. f. S. = Schriften dep deut­schen Gesellschaft für Soziologie;

Sehr. d. V. f. s: = Schriften des Vereins füll Sozialpolitik. ·

W. d. d. St.- u. V.R. =Wörterbuch des deutschen Staats- und Verwaltungs­rechts, herausg. von FHlischmann, 2. Aufl. d. v. Stengel herausgeg. Wtb.

W. d. V. =Wörterbuch der Volkswirt­schaft, herausgegeben von L. Elster. · 3. Aufl. 1910__:_11,

Archiv = Archiv füv Sozialwissenschaft und Sozialpolitik. Neue Folge des Archivs füll Soziale Gesetzgebung und Statistik. ·

Jahrb. f. N. = Jahrbücher füll National­ökonomie und Statistil{,

J. f. G. V.= Jahrbuch fü11 Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reich.

Z. f. S. = Zeitschrift füll Sozialwissen­schaft:

Z. f. Stw. = Zeitschrift füJ! die gesamte Staatswissenschaft.

Z. f. Volksw. = Zeitschrift f. Volkswirt­schaft, Sozialpolitik und Vevwaltung.

Z. d·. V. D. I. = Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure.

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Spezifische Elemente der modernen kapitalistischen Wirtschaft

I. Teil

Page 4: Lederer, Emil 'Konjunktur Und Krisen' 1925

354 '

XI.

Konjunktur und Krisen. Von

Emil' Lederer.

Inhaltsübersicht.

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . I. Dogmengeschichtliche Vorbemerkung .

11. Die "Wellenbewegung des Wirtschaftslebens" 111. Der wirtschaftliche Kreislauf und das Problem der Proportionalität . IV. Kredit und Konjunktur 1• • • , • • • • • •

a) Kredit als Uebertraguitg von Ersparnissen b} Zwischenbemerkung über öffentliche Anleihen c) Der "zusätzliche" Kredit . . . . . . •' d) Kredit un4 Proportionalität der Produktionszweige

V. Die Ursache der periodischen Wirtschaftskrisen . VI. Vorschläge zur Behebung der Krisen • . .• . . .

a) Kredit . . . . . . . . . . . . . . . . b} Notstandsarbeiten und Arbeitslosenunterstützung . c) Unproduktiver staatlicher Konsurp. . . . . . d) Kapitalexport . . • . . . . . . . . .

VII. Sind die Krisen Im Rahmen der kapitalistischen Produktion vermeidbar? a) Der Kartellierungsprozeß . . . b} Das "Univer$alkartell" . . . . c) Die Organisation des Bankwesens d) Die Stabilisierung ~es Geldwertes

Seite

355 356 361 368 :376 377 378 379 384

. 387 405 405 407 407 408 408 409

~ 410 411 412

Literatur.

Literatur.

Die Literatur üper das Problem der Konjunktur und Krise nur einigermaßen vollständig anzuführen, ist unmöglich. Alle Gesamtdarstellungen des volkswirt~ schaftliehen Prozesses ·behandeln diese Phänomene. (Vgl. z; B. die ausführliche Literaturübersicht von Her kn er und (4. Aufl.) bei S p i e.t hoff im Artikel "Krisen" im Handwörterbuch der Staatswissenschaften.) Daher beschränke ich mich auf die Nennung einiger wesentlicher, repräsentativer Werke.

Die Diskussion d.es Krisenph,änomens setzt lebhaft im Anschluß ·an die These von S a y ein, dessen Theorie der Absatzwege ein Versuch ist, das Krisenphänomen mit der Analyse des normalen Marktes zu verbinden. Von älteren Werken sind am bekanntesten die Bücher von Max Wirt h, welche jedoch keine gedankliche Bewältigung des Problems bringen, sondern mehr anekdotenhafte Schilderungen enthalten. (Zugleich ein Beweis. dafür, wie Wirtschaftsgeschichte, speziell der kapi-talistischen Epoche, ohne Theorie unmöglich· ist.) . '. · .

Vom Boden der Arbeitswertlehre hat den wirtschaftlichen Kreislauf zuerst M a r x zu' konstruieren gesucht. (Kapital, Bd.· B ·und.· 111.) Von .,der neumarxistischen Literatur sei erwähnt: Rosa· Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals, I und II; Rudolf Hilferding, Das Finanzkapital; Tugan Baranowsky~ Handelskrisen in England, 1894. Ferner .viele Aufsätze .in der "Neuen Zeit".

Von der bolschewistischen Literatur sei genannt: Buch a r in, Die Oeko­nomik in der Transformationsperiode des Kapitalismus.

Auf der Grundlage der Grenznutzenlehre versuchte zuerst Bö h m. Ba werk, den Gesamtprozeß der kapitalistischen Produldion zu erfassen. Doch enthält sein Werk lediglich die Analyse des "normalen Prozesses"; die Konjunkturbewegung und zumal das Krisenphänomen erörtert er nicht. Im großen Zusammenhang wird das Problem erörtert von: S c h u m p e t e r , , Theorie der wirtschaftlichen Ent--; wicklung, und "Die Wellenbewegung des Wirtschaftslebens" im "Archiv", Vgl. ferner: W i c l} s e ll , Geldzins und· Güterpreise; G.' C a s s e I , ··Lehrbuch der allgemeinen. Volkswirtschaftslehre, 2. Auflage. . · ·

Vonneueren speziellen Darstellungen des Problerp.s seien genannt: A ·f t a I i o n, Les crises periodiquesde surprod_uction; B o uni a t i an, Geschichte und Theorie der Wirtschaftskrisen,-2 Bde, 1908; L es c ur e, Des crises generales et periodi­ques de surproduction. Po h I e, Bevölkerungsbewegung, Kapitalbildung und perio­dische Wirtschaftskrisen; R. E. M a y , Das Grundgesetz der Wirtschaftskrisen. Endlich sind zu erwähnen die Untersuchungen des Vereins für Sozialpolitik über die "Störungen im deutschen Wirtschaftsleben 1900 .ff." und dieVer h an d I u n g e n des Vereins für Sozialpolitik ül)er das Problem in Hamburg, Schriften; Bd. 105-:-113.

Für unser Problem ist besonders wichtig die englische und amerikanische Litera­tur. Einigeneuere Werke seien genannt: J. A. Hob so n, The lridustrial System, 1910; Thorsten V e b I e n, Theory of.Business Euterprise 1904, Pi g o u, The Economics of Welfare, 1920; Mit c hell, Business Cycles, 1913. (Dieses große Werk sucht ·das Phänomen der Konjunktur und Krise aus einem ·reichen Tatbestands~ material heraus zu entwickeln, und gelangt demgemäß zu einer "idealtypischen" Beschreibung des ·Gesamtverlaufs einer Konjunkturperiode. Es~st· die Grundlage vieler Konjunkturstudien geworden.)

Systematische Konjunkturstudien werden publiziert von: "National Bureau for economical research", Washington und für England von der Londoner "Scho,ol of Economics".

Zur Frage einer Konjunkturstfibilisierung vgl. die vorhergenannte Literatur, außerdem aber besonders: Irving Fisher 1 Stabilizing the Dollar, und J. M. K e y n e s ; A tract on Monetary Reform. ·

23*

Page 5: Lederer, Emil 'Konjunktur Und Krisen' 1925

356 Emil Lederer, Konjunktur und Krisen.

I. Dogmengeschichtliche Vorbemerkung 1).

1~A.. • Den wirtschaftlichen Kreislauf als Gan. zes zu betrachten ist. notwendig, wen .. n

, · • man dem Problem der Krise theoretisch näher kommen will. Denn sie ist, wie • , immer man sie betrachten mag, eine Störung der Verbindung von Produktion p . . ~nd Konsum, un? man mu~ daher zunä.chst ?as Bild .. des "normalen Zustandes" , I ' m der Verkehrswirtschaft zeichnen, um die Knse als Storung derselbe.n zu erfassen;

und so ihren Ursachen nachzuspüren. Die Physiokraten haben in ihrem Tableau Economique den Versuch einer · Gesamtdarstellung des volkswirtschaf~lichen Kreislaufs unternommen. Aber bei ihnen ist das Gesamtbild zu einfach. Es zeigt

/nur die-statische Wirtschaft, daher läßt es der Entwicklung keinen Spielraum.

/ ,.' Es;bstrahiert von allen Differenzierungen des modernen Wirtschaftsprozesses, indem es nur die okonomischen Klassen in einfachster Form, also Landwirte (Pächter), Gewerbetreibende und Grundbesitzer einführt. Es interpretiert in etwas gewaltsamer und doktrinärer Weise die Werttheorie in die Daten hinein, und tut der Wirklichkeit in einem Punkte (Profit in der Gewerbesphäre) Gewalt an. .Aber es packt das Ganze. der Wirtschaft von einem unzweifelhaft richtigen Aspekt an, daß nämlich die Produktion in der entwickelten Verkehrswirtschaft bereits den Verteilungsvorgang in sich schließt und dadurch die neue Produktion vorbereitet. Es gibt also .einer besonderen Verteilungstheorie neben der Theorie der Produktion und der Preisbildung keinen Raum, Das ist auch der gegenwärtig herrs.chende · Standpunkt. Es ist der allein mögliche: .Es geht nicht an, die Pro.: duktion als einen ·für sich bestehenden, selbständigen wirtschaftlichen· Vorgang· zu erfassen (nur von einem wir t s c h af t I ich e n Vorgang ist die Hede, nicht von der technischen Seite des Prozesses, welche hier überhaupt nicht zu erörtern ist) und dann darnach, gleichsam unabhängig davon anderen "sozialen" .' Kräften gehorchend, den Verteilungsvorgang abzuhandeln. Vollends· das Gesamt~ bild der Konjunkturbewegung in einer Volkswirtschaft zu zeichnen, ist bei einer sqlchen Trennung unmöglich, . .

Die Harmonie der Interessen, welche in der Konsequenz der S m i t h sehen Lehre liegt, und die mit ~em Phänomen der Krisen in Widerspruch zu stehen schien, drängte zu Ueberlegungen, nach welchen Grundsätzensich der wirtschaft­liche Kreislauf regle, und wie er mit der Produktionssphäre zusammenhänge. S a: y hat aber nur der unbestreitbaren Tatsache Ausdruck gegeben, daß jede_ Produktion einen Konsum in sich schließt, und nur die Folge eines vorangegangenen Nachfrageaktes sein könne. Er hat also die enge Verschlingung von Produktion 1111d Konsum ausgedrückt, besser gesagt, er hat dem Ged~nken Anerkennung zu verschaffen gesucht, daß Gütererzeugung und Verteilung, Produktion und Kon­sum nur zwei Seiten desselben Tatbestandes seien. Dabei aber hat er sich im Wesen beruhigt; und daraus scP,on ~ne notwendig und auf die Dauer stets gege­bene Deckung von Produktion und Konsum, gefolgert, also die Konjunktur als nebensächliche Erscheinung behandelt. Unstreitig hat er das . Verdienst, diese Verbindung von Produktion und J~ohsum.aufs nachdrücklichste betont zu. haben. Aber hier b e gi n n t erst das Problem und es kann nicht mit dem Hinweis auf die gegenseitige Anhängigkeit .von Produktion und Konsum beantwortet werden, Diese bewirkt bloß, daß sich immer a u f d i e D a u er Produktion und Konsum

\ decken müssen, aber schließt nicht aus, daß eine Diskrepanz zwischen Produktion und Konsum gegeben sein kann, löst nicht das Rätsel, wieso diese immer wiedet · · ·periodisch auftritt und klärt auch nicht den Prozeß, durch welchen sich. :....:.:::sei- es · auf dem Wege der Hochkonjunktur oder der Krise - die Uebereinstimmung

'~-)' In dieser Vorbemerkung soll nur das Problern des Zirkulationsprozesses vo,rn Boden der Arbeitswertlehre aus erörtert werden. Die neueren Theorien werden in der systematischen Darstellung des Problems herangezogen.

Dogmengeschichtliche Vorbemerkung. 357

zwischen Warenproduktion und Konsum und damit ein harmonischer Wirtschafts. ablauf wieder herstellt.

Erst ~ a .r x hat das Problem wieder so aufgenommen, wie es die Physiokraten ursprünglich gestellt hatten. Die Werttheorie schließt natürlich bei Marx die Theorie der Verteilung in sich, und es ist nur notwendig, das Spiel der Konkurrenz _wirken zu lassen, .u~ ~us dem Wertgesetz das Ineinandergreifen von Produktion und ~onsu~ abzuleiten. A~er das Bild. der Produktion sieht Marx komplizierter ·als die Physwkraten, und Wlt werden semen Thesen und den Versuchen des Neo .. marxismus, von dieser Grundlage aus weiterzubauen, noch begegnen.

. Bei Marx sind alle Geldsummen, welche in einer kapitalistischen Verkehrs­wirts~haft die Hände wechseln (von der Besoldung der Beamten usw. abgesehen), Pr e I s·e von Waren und demgemäß sind auch alle Ei n kommen Resultate des Preisbildungsprozesses, .und nur nach dem Wertgesetz bzw. Preisgesetz zu ver.:. stehen. (Hingegen werden nicht alle Preise zu Einkommen I Das ist wichtig mit Rüc~sic~lt auf den Stellenwechsel von "Kapitalgütern", und mit Rücksicht darauf,

' daß m Jedes Produkt Kapitalsubstanz eingeht, welche normalerweise nicht Wert­be~tandteil eines_ Einkommen s bilden wird.) Das Hauptproblem des Zirku~ latwnsprozesses nach der werttheoreti.schen Auffassung von Marx ist dann: Wie wächs~ aus der P~oduktion eine Mehrproduktion hervor, wie erfolgt die Akku~ mulatwn des Kapitals? Jeder Kapitalteil, welcher akkumuliert wird entsteht in der Form . des Profits, und es muß also ein Teil des Mehrwerts ber~its in der Form von Kapitalgütern erzeugt werden~ wiewohl potenziell die Möglichkeit gegeben wäre, daß de'r Kapitalist diesen ProfiLzur Gänze zu verbrauchen gewillt wäre .. Die. Konkurrenz allein ist es, welche die Formwerdung des Profits beein­flußt und Im normalen Verlauf der Dinge die richtige Proportion garantiert. Jede Verletzung· der Proportion bedeutet aber eine Disproportionalität, und damit eine Möglichkeit der Krise. Das sind die Bahnen,.auf welchen sich die nachmarxi­stische Krisentheorie bewegt.

Vom Boden einer exakten Arbeitswertlehre aus kann eine Krise natürlich nur entstehen, wenn das Wertgesetz sich nicht durchzusetzen vermag. Das ist aber immer der Fall, wenn von einer Ware mehr erzeugt wird, als sich zum "Produk"

· tionspreis" verkaufen läßt (in der Bedeutung dieses Wortes bei Marx). Diese Möglichkeit ist aber jederzeit in einer Volkswirtschaft gegeben, in welcher die Pro­duktion für einen unbestimmten nicht näher bekannten Markt erfolgt. Es können dann zuviel Waren der einen Kategorie erzeugt werden, so daß eine Herabsetzung der Preise erfolgen muß, um die ganze Produktion abzusetzen. Dieses Mißverhält­nis. zwischen P~oduktion und Absatz kann gegeben sein:

a) innerhalb der- Fertiggüterproduktion; b) ·innerhalb der Produktionsmittelproduktion; c) in der Verteilung zwischen Fertiggüter und Produktionsmittelproduktion. Daß eine solche Unsti:rpmigkeit zwischen Erzeugung .und wirksamer, d. h.

auf eige~er Produktion beruhender Nachfrage entstehen kann, ist natürlich, ebenso, daß Veränderungen der· Preise, Verändermigen der Profite und Einkom­men die F o 1 g e. dieser Unstimmigkeiten sein müssen. (Daß dabei die Arbeits­wertlehre nicht Z)l erklären vermag, um wie v i.e 1 die Preise nach oberi oder unten gehen werden, wenn eine solche Unstimmigkeit eintritt, bleibe hier außer Betracht.) Für alle Preise von Waren, nicht nur für Getreide, gilt die King sehe Regel: die Preise werden also, allerdings nur ceteris. paribus, d. h. der Preis jeder Wa.re für. sich be~rachtet, n i c h t proportional der Mengenveränderung variieren.

· Aber diese Abweichungen der Preise von den Produktionspreisen bedeuten noch nicht Notwendigkeit der Konjunktur urid Krise. Der Elastizitätsgrad der kapita­listischen Verkehrs~irtschaft ist ein sehr hoher- davon unten- und das P'roblem ist, zu erklären, nicht nur daß Unstimmigkeiten mit Schwankungen des Renta­bilitätsgrades eintreten können t sondern daß sie eintreten müssen, und zwar

J'

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358 E m il L ed 13 r er, Konjunktur und Krisen. I

rege 1m ä ß i g eintreten. Die Arbeitswertlehre - vorlii.ufig geeignet, ein anschau~ liches Bild eines s tat i s c h e n Wirtschaftsprozesses zu geheil -hat mit Schwierig~ keiten zu kämpfen, sol:)ald es sich um die Erfassung der Be w .e g u n g s erschei~ mingen und zwar der Bewegungserscheinungen zweiten und dritten Grades also um Fern Wirkungen von Datenänderungen handelt. Jedes Konjunkturbild · bietet aber neben Datenveränderungen solche Fernwirkungen, die gerade nicht ver~· nachlässigt werden dürfen. Welcher Art diese Schwierigkeiten sind, ~nd daß sie alle aus der starren Fassung der Größen hervorgehen, sieht man am besten aus der Ueberlegung: Wie in einer kapitalistischen Verkehrswirtschaft wirtschaftliche Entwicklung überhaupt nach der Arbeitswertlehre möglich sei? Denn wirtschaft~ liehe Eiltwicklung bedeutet ja: Ausweitung aller Daten, Vermehrung aller Produk~ tionsinhalte, Steigerung der Ergiebigkeit jeder Warenproduktion. Diese involviert aber, soll sie nicht ani Beginn stecken bleiben, Erhöhung der Kopfquoten (bei gleichbleibender Bevölkerung) und zwar auch der auf die Arbeiterschaft entfallenden Kopfquoten an Produkten·. Hier kann also nur das "historische" Element im Lohn helfen, weil ein Maß für dieses Ansteigen ökonomisch-theoretisch nicht ge­

--geben ist. (Desgleichen wieder bei der Senkung des Reallohnes in der Depression und Krise.) Würde man aber z. B. annehmen, daß der Reallohn g 1 e i. c h bleibe,

· daß Veränderungen der Produktionsquanten per Kopf des Arbeiters, Verbesserung der Produktionsmethoden in keiner Weise den Reallohn affiziert, so würde der Lohn des Arbeiters, als Wertgröße betrachtet, s i n.k e n 1) und die Wert- und Produktmasse, welche dem Unternehmer zufiele, würde steigen. Weiterhin Gleich~ bleiben des Unternehmerkonsums, angenommen, würde jede Steigerung des Pro~ duktionsvolumens sich umsetzen müssen in eine Steigerung. der P r o d u k t i o n s~ m i t t e 1 ~ r z e u g u n g und daher sofort, schon im Entstehen, zu kritischer Lage des Marktes führen. Eine ökonomische "Entwicklung" wäre also unter diesen Bedingungen gar nicht· möglich, sondern würde immer sofort wieder durch Ver­schlechterung der Absatzbedingungen aufgehoben werden. Bei gleichbleibender Bevölkerung wäre wirtschaftliche E n t w i c k 1 u n g . eine Illusion, vergleichbar dem Auf und Ab des Wellengangs, mehr noch dem Gewebe der Penelope: Schaf.,. fung eines . zuschüssigen, nicht verwertbaren Kapitals in der Hochkonjunktur, · Lahmlegung, wirtschaftliche Vernichtung desselben und Schaffung einer relativen Ueberschußbevölkerung in der Krise, Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen Produktion und Konsum in der Depression und Beginn des Kreislaufs von neueminder Konjunktur. ·naher bietet die Konjunkturlehre im Rahmen der Arbeitswerttheorie ein sehr unbefriedigendes Bild: Entweder führt· sie zur These von der "Selbstaufhebung" der kapitalistischen Wirtschaft in immer erneuten, immer heftigeren Kl:isen, weil das Verwertungsstreben' des Kapita~s zu immer neuer Produktionsausdehnung treibt und der Absatz der Produkte an dem Zu~ rückbleiben der Löhne eine Schranke findet, oder Konjunktur, Ausweitung des Pro­.duktionsprozesses ist nur durch Hinausgehen über die kapitalistische Wirtschaft möglich. Diese Auffassung liegt auch dem Buche Rosa Luxemburgs, "Die Akkurnu~ lation des Kapitals" zugrunde. Sie .betrachtet Ausweitung des Produktionsprozesses in der Tat ljtls u n mö g 1 ich in einer bloß kapitalistischen. Gesellschaft. Inner­halb .derselben müßte zuschüssige Produktion unverkäuflich bleiben. Daher sei Er weiter u n g des wirtschaftlichen Radius durch Export von Verbrauchs~ gütern, besonders aber Produktionsmitteln in Länder ·auf vorkapitalistischer Stufe, identisch mit der Zerstörung der "urwüchsigen" Produktionsformen, not~ wendig. Ebenso könne sich die Entfaltung" des kapitalistischen Produktions­prozesses im Rahmen eines Staates auc~ I]. Ur. durch Zerstörung der bäuerlichen

. 1

) Dies unter der Voraussetzung, daß die Ersparnisse an Arbeit in der Industrie min­destens so groß sind, um die Wirkungen des Gesetzes vom abnehmenden Bodenertrag auszu­gleichen.

I Dogmengeschichtliche Vorbemerkung. 35~

und gewerblichen Wirtschaften vollziehen. N'ur so könne die zusätzliche P~p~ duktion abgesetzt, der "Profit in blankes Gold" verwandelt werden. . · Hiebei bleibt_aber die Frage offen, ob 1. die so exportierten Waren bezahlt werden, d. h. gegen a n d r e Produkte sich austauschen, oder 2. d e f i n it t v mit Geld bezahlt werden, oder 3. ob der Kaufpreis gestundet wird. Ad 1. Die Handelsstatistik zeigt, daß der weitaus größte.Teil des Warenverkehrs ei.n Au~:. t a u s c h ist. Auch Rosa Luxemburg nimmt das an (Die Akkumulation (les Kapi­tals li, S. 69/71) .. Soweit aber Austaus c h vorliegt, müssen die Aequi~alente der exportierten Waren; die 1mporte, k o n s um i er t wer.den. Gerade der Ex~ portvon Kapitalgütern wird ja meist mit Verb.rauchsgütern, sogar mit Massen:­verbrauchsgütern bezahlt. Es liegt also offenbar hier - indirekt ...:....:. Produktion für den MassenverbraU(~h vor. Die Reproduktion und· Akkumulation erfolgt also somit offenbar 5Ii der gleichen Weise, als wenn die Produ}ftiorismittelim Inlande abgesetzt worden wären. Die "Zertrümmerung" obsoleter Wirtschaftsformen schafft ja noch keinen Verkehr und keinen Profit. Sie verbreitert nur die Basis kapitalistischer Produktion, und verbreitert· den Markt; Aber was· "Ausbeutung" fremder Länder biete!]. kann, ist ja gerade nur g ü n s t i g e r Absatz,. d. h.: A.J:>satz zu hohen Preisen, was identisch i.st niitgr o ß en Importen, die aber im Inlande; jedenfalls in kapitalistischen Ländern, abgesetzt werden müssen .. Die Ve~~chie:­burig des Absatzes ins Ausland ist nur die e i n e H ä 1 f t e des Prozesses. Ihm korrespondiert gleichzeitig steigende Einfuhr, welche ja im I_n'l an,.~ e abgesetzt werden muß. . ·· ... :: •· >·: ..

. Ad 2. Wenn die Exporte nicht.ml.t Waren, sondern xnit Geld.be~:'l,l}ll werdeJ1, .. so liegt ein Iriflationsprozeß vor. In diesem Falle wir<f freilich der Ahsii~z.kei~·~Ji Schwierigkeiten begegnen, andererseits liegt· dann, Volk~~~rtschaftlich betrachtet, keine Akkumulation vor: Eine Deflation, welche z. B .. bei gleicher metälUs'cher Goldbasis früher oder später einsetzen :muß, bringt aber rdie :Gegenwerte____: ver­spätet.~· ins Land, unä stellt dann dass~ibe Problem, wie i11 ('1): · _. ·· .

. Ad 3. Wird der Gegenwert dieser Exporte aber g~stundet (hie~het gehört auch die "Kapitalanlage im Ausland''), ~o wird sich nur allnläl1lich,.durch Verzinsung un~ RückZahlung, dasselbe Problem derVenvertung dieser Einkünfte ergeben. Es wird

. aber gr u: n d s ä tzli c h hier dasseihe Problem, wenngleich' in verringertem Umfang, gegeben sein. . ,

Der Hinweis auf die Bevölkerungsverrrie}lrung (Otto Bauer) ist vom ;Boden der Arbeitswertlehre keine_· hinr~ichende Erklärung, wenn man an der Stabilität des Reallohnes U:rid an dein GedarikEm steigender Produktivität in <ler\natio­nalen Produktion festhält. Dann . würde sich · auch, bei steigender Bevölkerung, · die Quote des auf-dem Marktean dieArbeiterbevölkerung absetzbaren Produkt$, eher verringern. Immerhin ist die Bevölkerungsvermehrung . ein 'Yesentlicher Faktor für die ökonomische Entwicklung, aber nicht ausreichend zur Erklärung d~s T e m p o s, wenn man nicht a u ß e.'r d e Il1 in d~n Konjunkturzeiten ·. steil$enden Massenkonst(m annimmt~ Hier sei noch hinzugefügt, daß sich vom Boden der Arbeitswertlehre auch nur sehr schwer di.e Rolle des Kredits für den Akkumulations-­prozeß erfassen läßt. ·Davon, sowie auch von der Theorie des . Akkumulations~ prozesses auf Grundlage der neueren Wertlehre weiter unten. . · ·. . · Teilt man die These von Rosa Luxemburg nicht, so kann man vom Boden der Arbeitswertlehre (wie z. B. Hilferc;ling oder Tugan-Baranowsky) das ganze Pro~ blehl der Konjunktur nur als solches der Propoitionalität b~w; Disproportionalität ansehen. Daß die Krise durch Disproportionalitätendes Kapitals, der Investierungen, verursacht. wird, ist offenbar auch qie Auffassung von B u.ch a r in 1). Denn er gibt-zu, daß auch die kapitalistische Wirtschaft Entwicklung der· Produktivkräfte

1) 1\[. B u c h a r in , Oekonomik der Transformationsperiode, insbes. S. 105Jf., .. 113 u. passim. ·

I

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360 E m il Lederer, Konjunktur und Krisen. ·(I

kennt, und behauptet nur, daß sie nicht u n u n t e r b r o c h e n , ohne Rückschlag erfolgen könne. Daß die Entfaltung der Produktivkräfte bloß "auf dem Wege der periodischen Zerstörung möglich sei" (was natürlich voraussetzt, daß in der Hochkonjunktur größere Werte geschaffen werden, als. vorher in der Krise zerstört wurden), hat seine Ursache im Mangel einer Führung des Produktionsprozesses. Folgerichtig müßten bei Selbstorg~nisation des kapitalistischen Prozesses die Krisen verschwinden. - ' /

1,

Innerhalb der Arbeitswertlehre wird die Krise also entweder aus dem Wider­spruche zwischen der steigenden Produktivität des volkswirtschaftlichen Apparat::; und der zurückbleibenden Konsumfähigkeit des Marktes erklärt(~der aus der falschen·;~,.: Verteilung der Produktion~rgittel in die einzelnen Sphären. Sind dies aber die Ur- ···: , sachen ·der Krisen, ~o ist nicht einzusehen, warum die E r k e n n t n i s dieser Pr- . sachen die Krisen 11icht aufheben könnte, und ferner ist die P e r i o d i z i t ä t der Krisen noch nicht erklärt.

Die Arbeitswertlehre ist in der Theorie· der Preise gewissermaßen unbeweglich. Denn für sie ist sofort eine" Störung" gegeben, wenn der Wert (oder Produktionspreis) in einer Disproportionalität nicht realisiert werden kann. Und diese Theorie kann .das Ausmaß der Abweichung des wirklichen vom Produktionspreis ·nicht bestimmen. Die Betrachtung des Konjunkturverlaufs zeigt aber gerade,· daß die "Störungen" eine ,;Norm", zum mindesten eine Regelmäßigkeit bilden, und drängen eine Fragestellung auf, welche vom Boden der Arbeitswertlehre unmöglich ist: Es müssen nämlich, wenn Krisen die regelmäßige Begleiterscheinung einer raschen Ent­faltung der Produktivkräfte in der kapitalistischen Wirtschaft bilden, Unterschiede ganz b es o n derer Art in der Bewegung der Preise einzelner Warenkategorien~ die Ursache dieser Phänomene sein, welche nicht. durch die Elastizität des Wert­und Preissystems, und ·der Märkte aufgehoben werden können~ Es müssen regelmäßig' Abweichungen b e s t i m m t e r Preise von den ,~natürlichen" oder Produktions­preisen gegeben sein, welche n i c h t automatisch und sofort wieder aufgehoben werden. · Dieses Phänomen ist dem der verschieden schnellen Anpassung der J?rdse

. ·bei Aenderungen des Geldwertes, beziehungsweise dem des Verbarrens besti~ter · Preise auf ihrem Niveau trotz Aenderung des Geldwertes wesensverwandt, und wie

···dieses nicht auf dem Boden der etwas starren Arbeitswertlehre zu erklären .. Die Fragestellung, welche auch in der Konjunkturtheorie die allein fruchtbare '

ist: Gibt es D i f f e r e n z e n in der Bewegung der Werte und Preise der einz~lnen Warenkategorien (eine Frage, welch,e bei der Bewegung des Geldwertes auch immer gestellt werden muß, woraus _sich schon die Verwandtsc)Jaft der Phänomene ergibt} ist vom Boden dl:lr etwas starren Arbeitswertlehre eben überhaupt nicht möglich, weil wir die Antwort darauf in der Arbei~swertlehre nicht fifiden ~önnen.

Systematischer Teil.

· Vorbemerkung.

· Krise nennen wir ,den mehr oder minder katastrophalen mit der Vernichtung oder tiefgreifenden· Schädigung zahlreicher Unternehmungen verbundenen Ab­schluß der· Konjunkturperiode. Sie· ist immer die verlustreiche Liquidation privat­wirtschaftlicher Entwicklungsansätze, welche· mit der Marktlage in Widerspruch standen, und· daher nicht zur Reife gebracht werden können. Es ist die Aufgabe ·der Krisentheorie, die Ursachen der Wirtschaftskrisen aufzuhellen; zu untersuchen, ob sie die notwendige, aus dem Bewegungsprozeß 9er kapitalistischen Gesellschaft . folgende Form der Liquidation von Entwicklungsstufen sind, oder ob sie jeweil.s · auf konkrete, im Kreislauf der Volks- und Weltwirtschaft nicht notwendige "außer­wirtschaftliche" Tatsachen zurückgehen; endlich, welche Veränderungen im wirt­schaftlichen Prozeß sie mit sich bringen. Da die Krise immer den Abschluß einer

u Die "Wellenbewegung des Wirtschaftslebens". 361

Hochkonjunkturperiode bildet, so bildet auch deren Untersuchung ein wesentliches Problem jeder Krisentheorie. · . ! •

Die Antworten auf diese Fragen sind verschieden. Wir unterscheiden da . exogene und endogene Krisentheorien. Es ist aber die überwiegende Zahl der Theoretiker der Ansicht, daß die Krisen endogenen Charakter tragen. Das geht scho~ aus dem Verlauf ,des wirtschaftlichen Prozesses, aus der Beobachtung der

. KonJunkturbewegy.ng, der "Wellenbewegung des Wirtschaftslebens" (Schum­peter) hervor.

II. ~ie "Wellenb-ewegung des Wirtschaftslebens"• ,.

. . Der ":irtschaftsp~ozeß der kapitalistischen yolkswirtschaften verläuft zyk­lisch 1

). Wir unterscheiden folgende Phasen: 1~ Die Depression. Diese wird in der neueren Literatur, so bei Bouniatian und S9humpeter als ein statischer Zu­stand der Volkswirtschaft aufgefaßt, . In der Depression werden die bestehenden Betriebe weitergeführt. Die Preise sind verhältnismäßig in einem Ruhezustande .. Der Beschäftigungsgrad ändert sich nur wenig. Es fehlt in der Volkswirtschaft an frischem Unternehmungsgeist und daher erfahren weder die Mengen in der Produktion, noch die Preise irgendeine wesentliche Veränderung. Diese Zeit.w!rd von dem Aspekt des Unternehmers aus, der ja für die Beurteilung der Wirtschafts­lage der maßgebende· ist, als u n g ü n s t i g e Zeit, ja sogar schon als Störuncr" empfunden. Das ist sie aber nur vom Gesichtspup.kte desnach Verwertu~g strebe~­den, nach Ausdehnung der Produktion verlangenden kapitalistischen Unterneh·· me~s. Für den Konsumenten, soweit er nur über ein festes Einkommen verfügt, be­deutet die Depression eine günstige Lage. Denn die Preise ändern sich nicht sie l):aben sogar die Tendenz, zu fallen, Die Verkäufer sind zu Entgegenkom~en, gün~tigen N~henabreden, Verschiebung der Zahlungsfristen, KreditgewähJung bereit. Das Emkommen des "Nurkonsumenten", des Rentners, des Beamten, des An­gestellten, wird in der Depressionnicht geringer, Er genießt dazu einen stabilen, im Vergleich/mit der Zeit der Hochkonjunktur sogar einen steigenden Geldwert. Das wird ihm allerdings häufig gar nicht klar, weil das allgemeine Urteil über die wirt­schaftliche Lage eben entscheidend von den Produzenten bestimmt wird. Zu diesen gehören allerdings auch die Arbeiter. Es ist aber eines der schwierigsten Probleme und auch je nach der Kategorie von Arbeitern, um welche es sich handelt. verschieden, öb wir in diesem Zusammenhange den Arbeiter mehr als Produzenten oder mehr a1s K~?nsumenten~auffassen müssen .. In welchem Sinne ich die Frage beantworten möchte, wird aus dem Folgenden. hervorgehen, ·

•. Die Zeit der Depression. kann durch eine· Zeit des lebhafteren Geschäftsganges nur abgelöst ~erden, wenn eine Veränderung im Nachfragebild des Marktes un9 eine dadurch gegebene Veränderung der Preise· eintritt. Ohne Aenderung der Preise können sich auch die Daten des Produktionsprozesses, Umfang .der Produktion und Richtung, d·erselben nicht verändern, Auf die Ursachen, welche zu einer solchen Belebung des Geschäftsganges führen, kann an dieser Stelle noch nicht einge­gangen werden. Es müssen, ;wie gesagt, immer Veränderungen in der wir ks a­m e n Nachfrage sein. Denn die Tatsache, daß es unbefriedigte Bedürfnisse in der Welt gibt, machtWaren no~h nicht absatzfähig, Produktion auf privatwirtschaft­licher Grundlage noch nicht möglich. Aber erfahrungsgemäß zeigt sich nach einer kürzeren oder längeren Dauer der Depression eine Bewegung auf dem Markte. D~e Nachfrage wird intensiver oder dehnt sich aus. Es ist gleichgültig, ob dies ge­schuldet wird dem Zustrom neuer Käuferschichten oder dem Umstande, daß die bisherigen Käufer imstande sind, größere Produktmassen aufzunehmen. Solche Steigerung der Nachfrage wird, woferp sie. nicht begleitet ist von einem Rückgang . . .

· 1

) Vo11V e bIenwird das (für die hoi;hkapitalistische Volkswirtschaft) bestritten: Darüber siehe weiter Ul}ten.. · . · ·

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'~··.~·~-·

I

362 E m i l, Lederer, Konjunktur und Krisen. n

auf anderen Gebieten, al;:;o nicht bloß eine Verschiebung der Nachfragekompon~n­ten darstellt, von durchgreifender Bedeutung sein; z. ~·wird Nac~frage.nac~ Ferti~­gütern, Anbot höherer Preise für Fertiggüter ~uch .d1e Produktwnsmitte~mdustne , anregen und steigern. Steigende Produkti?n w1rd d1e Lage al!f dem Arbeitsmarkte zu verändern die Tendenz haben, und Wird derart auch Wieder neue Nachfrage schaffen - sei es infolge von Lohnerhöhungen, ·sei es durch Heran~iehul;lg bisher Arbeitsloser welche nunmehr Nachfrage entfalten können. So ergibt siCh aller­orten eine Ausdehnung der. Produktion. Diese Ausdehnung der P~oduktio!: wird eine allseitige sein, gleichgültig, an .welcher Stelle des .Markte~ d1e Verstarkung der Nachfrage zuerst sichtbar auftritt. Geht die Aenderung der Marktlage von der Sphäre des letzten Konsum~, also des Ver?rauc~~ von Endprodukt~n aus, so wird sie sich bei genügender Breite auch auf die Sphare des "reproduktiven Kon­sums" also des Konsums von Produktionsmitteln, übertragen, weil eine erhebliche Aukdehnung der Fertiggütererzeugung ohne Ausdehnung der Produktionsmit~el­industrie unmöglich ist. Umgekehrt: zeigt si~h die Ausdehnun~ de: Produktw~ zunächst sichtbar in der·Sphäre des reprodukb'ven Konsums, so 1st dies ohne stei­gende Heranziehung von Arbeitern, ohne St~ige!ung ?er .Löhne _nicht m?g~icb, was .wieder Steigerung des Konsums von Fertiggutern m siCh schließt. W1e Jede Depression, so bedeutet auch jede Konjunktur gleichartige Bedingungen für a 11 e Wirtschaftszweige. · · ·

·Ausdehnung der Warenproduktion bedeutet aber Steigerung des angewendeten Kapitals: Die brachliegenden Ersparnisse ~wofern .. so!che vorhand~.n ":aren) werden rasch investiert. Die Anspannung des Kredits ermoghcht, den Bedurfmssen der Pro­duktion rasch und' elastisch Rechnung zu tragen. Freilich wird die Anspannung des Kredits Steigen des Zinsfußes, und damit Verteuerung der Produktion· bedingen, aber die Steigerung der Preise ist meist rascher und ermöglicht, höhern Zins zu bezahlen.

\"Steigerung· der Preise ist. meist rascher und ermöglicht, h. öhern Zins zu bezahlen1 'bas Ansteigen des Zinsfußes müßte z~ar die Ten?en~ haben, ?~~- Kur.swert .von Aktien usw. zu senken, aber da diePreise und damit dieRentabihtat me1st rascher wachsen als der· Zinsfuß, so steigen auch die Aktien im Kurs. Desgleichen die Häuser deren Mieten ansteigen (insbesondere soweit geschäftliche R~ume in Frage komm:n). Die ganze Volksw~rtschaft bietet das Bild eines sich a u s w. e i t e. n d e n Produktionsprozesses, der von einer· Senkung des. Geldwertes begleitet Wird. _In dieser.~onjunkturwi:d die Nae~frage immer .stütmisc~er .. Steiger11:ngen de:, Prei~e scheinen bald gar kem Hemmms mehr zu biete~, weil s1e schon m der nac?sten Woche überholt sind. Den Produzenten werden d1e Waren aus der Hand genssen,

· wie das besonders deutlich in der letzten großen Konjunktur der Vorkriegsz~it 1905/06 allgemein in Erscheinung trat. Dies befeuert naturg~mäß die Produ~~ion, schließt jede Regelung derselben durch Kartelle ~der Syn.dikat.e aus, ver~mdert aber auch eine reguläre mit den Daten der Entwicklung 1m Emklang bleibende Preisbildung. Alle Preise steigen de:art, wenn ~u~h nich~ in dem:?~ l b e n Tempo; Aber sie steigen alle, und wenngleich große Schichten m der KonJu~ktur Nach­teile erleiden können, wenn ihre Einnahmen nicht so raschwachsen, als d1e Belastung ihres Budgets durch die Preissteigermigen, so bedeutet doch d~s W achs:tun;t der Preise an sich für . die überwiegende Masse der Bevölkerung emen freundlichen Aspekt, weil .intensiveren Besc~äftigungsgrad. Ul;ld steigendes Geldeinkommen (wieder abgesehen von den Besitzern festverzmshcher Wer~e und de1_1 Angestell­ten und Beamten mit langsam wachsenden oder gleichbleibenden Emkommen).

· Die Natur des Prozesses, der sich als Konjunktur dem Blick des Praktikers darbietet, kann eine sehr mannigfaltige sein: Die zwei Haupttypen (Grenzfälle) sind folgende: . a) die Steigerung der Preise ist begle~tet von einer.~ntsprechenden oder ~ehr als entsprechenden Vermehrung der ProduktiOn. ·Dann wurde nach Abschluß dwses wirtschaftlichen Erregungszustandes das Niveau der Preise sich ~eder her~tellen; b) wenn ·keine Steigerung der Produktion erfolgt, dann muß ~s b~1. der Stmgerung

II Die "Wellenbewegung des Wirtschaftslebens". . 363

der Pr~i~e blei?en, so~~nge nicht Gegenwirkungen eintreten. Es liegt dann eine ."Inflatwn~konJunktur. vor. Von den Bedingungen der Grenzfälle und der Misch­formen· w1rd noch wmter unten zu handeln sein.

Dieser lebhafte .. Geschäfts~ang, ~elcher. ein allgemeiner ist, dauert einige Zeit a.n. ~rfahru,n~sgema.ß aber wahrt d1e KonJunktur nur wenige Jahre, dann zeigt s1ch eme Uns1che~he1t des Mar~tes .. Nach. den Ermittlungen Ja,strows (in'Seineh Unte~suchun~en uber qen Arbmt~markt) 1st das Nachlassen des Beschäftigungs­grades das ~1cherst~. Symptom fur den Wandel der Konjunktur und zeigt sich sch~n .erhebhc~e Ze1t vor dem ~bbröckeln der Preise. (Heute ist die Wirtschafts­statistik der fuhrenden. Industnestaaten so ausgebaut, daß nahezu alle Konjunk­tursymptome syste~atiscl} verfolgt werden. Daher sind wir heute weitaus besser · als etwa. noch 1900 ll';lstande, de.n Gang der Konjunktur zu beurteilen; Allerdings geh~~ dte Date? allem noch keme Grundlage für zuverlässige Schlüsse, weil die KonJunktur mitunter von den führenden Finanzmächten beeinflußt also be­schleun~gt, g~stützt oder gebrochen werden kann. Vgl.als Beispiel solche; Konjunk­turstudien die Untersuchungen der "London School of Economics" · für Deutsch­land a.m ~ugänglichsten publiziert in de.n "Wiederaufbauheften" de~ "Manchester guard1an , herau~gegeben von Keynes.· Jetzt auch die bedeutsamen Veröffent­h~hungen des Natwnal Bureau of .~co?omic .Resctarch, für die Vereinigtell Staaten.) Die ~aren, welche eben_ n?ch sturm1s.ch begehr~ wurden, werden jetzt nicht mehr so l.e1c~t abgesetzt. Sow1e m der KonJunktur d1e Nachfrage eine allgemeine war, so 1st Jetzt .?as Au~setzen derselben ebenso allgemein. Es ist gleichgültig, in welcher Sphare e.s siCh zue:rst zeigt, ob in der . Fertigindustrie welche dann die Bes\ellh1_1gen .an ;Produ~tionsmitteln rasch und völlig einst~llt, oder in der· ,Pr~dl\ktwns~:mttehndustne, welche zu. Arbeiterentlassungen genötigt . ist, worauf .S~orungen 1m ~?sat~ von Kön~umgütern unvermeidlich folgen. Dieses Um­kippen der G~schaftslage er~olgt m der I~rise plötzlich. Es ist meistens einge~ leitet. yon e111er · KontraktiOn .des Kreditsystems. Diese Erschütterung des ~reditub~rbaues kann. von der Ve~änderung in • der Geschäftslage ausgehen. ~~e kann. auch auf ~111en Wechsel 111 der Kreditpolitik der Banken zurückzu­fuhren sm~, wenn d~ese plötzlic~ ··ängstlich ihre Liquidität schützen . wollen, nac~de~ s1e _vorher 1~ der .. Kreditgewährung. zu weit gegangen waren 1). Die .?:uruckz~ehung oder ~111sch.rankung von Krediten gerade in der Zeit beginnen-. der ~bsl:ltzsto.ckung w1rd d1e Unt~rnehmer dazu zwingen, sich die_ Kreditbasis 11:m Jeden Preis zu erhalten. Der Zmsfuß wird also steigen und damit ein wesent­liches Kostenelement. Das .. m~ß verschärfe11d auf die Lage wirken. . Bei freier Konkurrenz· der Unternehmer und .der Banken untereinander wird eine Erschütte- · · r~ng der Geschäf~slage zu ~iner Zurückziehung der Sparanlagen, Depositen u~w. fuh~_e':l, un~ damit zu: weiteren Verstärkung der Kreditkrise, weil die Banken genotigt sem w~rden, I~re Liq~iditä~. Zl;'- ver~eidigen. Diese Bewegung wird die Unte:nehmer Wieder zw111gen, siCh fluss1ge Mittel um jeden Preis zu beschaffen und Ihre Waren, wenngleich ,zu niedrigen Preisen, oder mit Verlusten abzu: stoßen. ~nd .so ergibt sie~ bei f~eier Konku:renz bald das Bild ·einer hem'mungs­losen Pamk, 111 welcher e111e Preissenkung d1e andere ablöst, ein Beankrott dem

· 1

) Na~entlich ':"i~d die l(ris~ dadur~h se~r verschärft, daß in der guten l(onjuitktur Anlagen mtt (kurzfnsttgem) Betnebskredtt ernchtet, werden der darin in der Zeit der Ge

. s~häft~stocku1_1g, nichtmehr prolongiert wird. Das ist wichtig für die M~thoden der Industrie= fmanzt~run?. tn Deutschla!id. ·?bens_o aber in den. Vereinigten Staaten von l\!ordamerika. (Vgl. htezu. Bur~. o n,. Fm~nqal ~nses, S. 263, zittert bei, Pi g o u, Economics of Welfare, S: 86§.). Au~ g_ e I o s t ':"trd. dte KonJunkturwendung aber metst durch eine l(rise auf dem Markt für ta~hch fal!tge Verbmdltchkeite_n. Die· Schuldner werden - bei Senkung des·l(urses ihrer als. P!ai!der hmterlegten Wertpaptere - zur weiteren 'Sicherheitsleisturig aufgefordert ohne daß ste l!flrrier;dazu imstande sind. Spekulative Inanspruchnahme von l(redit ver s c h'ä r f t derart. dte l(nse. (Vgl. V e b.l e n, !he t~eory o~ business interprise, S. 192.) Doch ginge es zu wett! an~unehmen, daß eme l(nse n 1 c h t emtreten würde wenn alle Unternehmungen bloß mtt e 1 g e n ~ m l(apital geführt würden. · '

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andern folgt, um so mehr als die Zahlungsunfähigkeit eines Unternehmers 1mmer wieder andere welche mit ihm verflochten sind, in Mitleidenschaft zieht. Dieser Zusammenbru.'ch kann selbst -den großen Kreditinstituten gefährlich werden:. besonders dann wenn sie ihr Schicksal zu stark mit dem einer einzelnen Industrie~ gruppe verknüpft haben und daher .nicht genü?en?el:l Risikoausgleich _in ihren Schuldnern· besitzen. Derart folgt m der kapitalistischen Verkehrswirtschaft, wenn nicht organisatorische Einrichtungen den . Absturz he~men, auf. die ge­steigerte Hochkonjunktur eine vernichtende Knse, und es ~md nur. die alten, starken- Unternehmungen, mit größen Reserven, welche aus diesen Knsen unver­sehrt hervorgehen, während andere gestützt, andere wieder ihrem Schicksal über~ lassen werden müssen. Daher bedeutet denn die Krise naturgemäß Einschränkung der Produktion, Fortsetzung des wirtschaftlichen Kreislaufs auf engerer Stufen­leiter, d. h. die Krise geht in die Depression, einen s t a t i s c h e n Zustand, über.

Hier ist in erster Linie von der Krise die Rede, welche eine Periode der Hoch­konjunktur in der Produktion abschließt, und eine tiefgreifende Erschütterung des gesamten Wirtschaftslebens bedeutet. Nur ä u ß e r I i c h zeigen in der Sphäre des Bankwesens, des Geldmarktes eine ähnliche Form die reinen Speku­lationskrisen und die Krisen des Geldmarktes.

Die Spekulationskrise ist der gewaltsame Abschluß und die Liqui?ation ~~er übersteigerten Ueberbewertungstendenz auf dem Effektenmarkte. Dw Aufwarts­bewegung- der Effektenkurse kann, durch reale Ursachen, z. B. günstige Absatz­konjunktur, ausgelöst, Grundlage von Spekulation, d. h. von Geschäftstra~saktionen werden, welche mit weiteren Steigerungen rechnen. Solche spekulative Trans­aktionen werden immer K ä u f e von Effekten sein müssen, und gerade deshalb weitere Kurssteigerungen lferbeiführen. Je ausgebreiteter eine Spekulation ist, um so mehr wird sie durch ihre Einwirkung auf den Markt, ihre Kalkulation durch­setzen. Wenn aber der durch Spekulation forcierte Kurs allzusehr in Widerspruch mit den Rentabilitätschancen der Unternehmung gerät, wird es unvermeidlich sein daß Besitzer von Effekten trachten, diesen übernormalen Wert zu realisieren. Das' wird aber in ·der Regel der Wendepunkt der spekulativen Konjunktur sein. Denn schon ein leichtes Abbröckeln der Kurse, welches in diesem Falle unver­meidlich ist, erfordert bei vielen Spekulanten zusätzliche Mittel, um ihre Engage­ments halten zu können. Aus Mangel an Mitteln sind die Schwächeren zur Liqui­dation genötigt, was den Kurs weiter wirft und zu weiteren verlustreichen Liqui­dationen zwingt, usw. In dieser Panik können die Kurse wieder weit tiefer sinken, als es in der Rentabilität der Unternehmungen begründet ist, deren Aktien den Gegenstand der Krise bilden. Dies ist die Zeit für die kapitalistischen Beherrscher des Marktes, um die Papiere, welche sie vordem zu hohen Preisen verkauften, für einen Bruchteil wieder zurückzukaufen. (Daher das bekannte Wort Roth• schilds: das Geheimnis des Erfolges liege darin, zu verkaufen, wenn andre kaufen, und zu kaufen, wenn andre verkaufen.)

Da es sich bei diesen Börsenkrisen oft -nur um rein spekulative Bewegungen, mit einem sehr schmalen realen Untergrunde handelt, ist ihre Wirkung auf die Produktionssphäre in der Regel eine sekundäre. Sie besteht in zweierl~i: ~rstens: Anreiz zu übermäßigem und Luxuskonsum i:ri der Periode der Prmsste;gerung. Und zwar, je nach Dimension der spekulativen Bewegung, in den Kreisen der "Börse" (dies als sozialer Begriff genommen), oder auch darüber hinaus. paskann bedenklich werden, weil oft das Betriebskapital von Untern~hmungen m Speku~ lationen festgelegt undteilweise aufgezehrt wird. Dasselbegilt von privaten Spar­kapitalien. Denn a ll e diese, in Spekulation investierten Kapitalteile wachsen s c h ein b a r, werden also z. T. verbraucht. Sie schrumpfen aber nach dem Zusammenbruch der Konjunktur wieder auf ihren realen Wert zus~mmen, 1,md das Resultat ist daher privatwirtschaftlich E.apitalvernichtung, msbesondere Schmälerung des Betriebskapitals. Zweitens: soweit nicht Verbrauch des Kapitals

II Die "Wellenbewegung des Wirtschaftslebens" .. 365

vorliegt, wird es im Zusammenbruch der Spekulationskonjunktur auf den Gegen­part (hier die Baissespe~ulation) übertragen, ist also insoweit nur Besitzver­schiebung des Kapitals. Wenn die Spekulation sich daher überwiegend auf den Kreis der "Börse" beschränkt, werden die Einwirkungen auf die Produktions­sphäre verhältnismäßig gering sein •.

In den Jahre:n nach dem Kriege wurde vielfach die rasche Preissteigerung der Effekten als Konsequenz der Börsenspekulation aufgefaßt. Allmählich aber er­kannte man~ daß sie zum größten Teil nur Auswirkung der Inflation war, Der Verbrauch der "Gewinne" aus den Kurssteigerungen war demnach Verbrauch der Kapitalsubstanz. ;

Anders sind die Krisen auf dem Geldmarkt zu beurteilen, wenngleich sie mit­unter ihre Ursache in gesteigerter Spekulation haben mögen. In jeder modernen Volkswirtschaft wird nur ein kleiner Teil der Waren durch Vermittlung baren Geldes umgeschlagtm: Die dem Werte nach weitaus überwiegende Masse der Transaktionen wird durch bargeldlose Zahlung, Wechsel, Scheck usw. vollzogen,. welche insolange eine glatte Abwicklung der Umsätze ermöglichen, als ihre- Um­wandlungsmöglichkeit in bares Geld zweifelsfrei feststeht. Aber nur die großen Zahlungen der Vo!kswirtschaft erfolgen auf diese Weise. Hingegen werden die Löhne und Gehalte, und darüber hinaus die Umsätze im Detailhandel überwiegend durch Zahlung baren Geldes beglichen, Diese Geldmittel fließen dann, nach längerer oder kürzerer Pause, wieder an die Banken zurück.

Es ist bekannt, daß ·sich infolge dieser Eigentümlichkeit des Zahlungsverkehrs ~uch im "norml;llen'~ Zustand der Volkswirtschaft regelmäßige Schwankungen Im Geldbedarf, d. h. der Nachfrage mich flüssigen Mitteln, ergeben: zu Wochen~ ende, mehr noch-~u Monatsende, besonders aber am Ende der Quartale, im Herbst (Erntebedarf) und am Jahresende ist der ;,Geldbedarf" besonders groß 1). Das heißt, es müssen dann in sehr kurzer Zeit eine Menge von Zahlungen geleistet werden. Zu diesen Terminen müssen also die Produzenten (denn nur von diesen aus können die Zahlungen in der Volkswirtschaftihren Ausgangspunkt nehmen) in den Besitz großer barer Mittel gelangen, Das ist nur möglich, wenn ~ie selbst Waren gegen bares Geld verkaufen, oder auf die ihnen gewährten Kredite oder auf ihre Guthaben

· bares Geld erhalten können, In den technisch noch weniger entwickelten Epochen des Frühkapitalismus,

als das Bankwesen noch zu zersplittert war, um eine wirkliche Uebersicht über den Geldmarkt zu ermöglichen, konnten selbst die normalen Anforderungen für diese periodischen Zahlungen Verlegenheiten und Schwierigkeiten hervorrufen, da eine etwas starre Theü!ie die Erweiterung . der Um,laufsmittel, selbst vorübergehend, für solche Liquidationstermine, perhorreszierte 2).

Die Schwierigkeiten des Geldmarktes können sich zur Krise steigern, wenn der Bedarf nach Zahlungsmitteln noch aus speziellen Gründen groß und dringlü;h wird, z. B. wenn außerordentliche Mittel zur Liquidierung von Effektenspekulationen notwendig werden, oder wenn infolge der Erschütterung des Vertrauens die Be­völkerung vom bargeldlosen Verkehr zum Bargeldverkehr plötzlich in großem Umfang übergeht; oder die Einlagen in Banken und Sparkassen abhebt. Die Krise erreicht die schärfste Form, wenn das Vertrauen in die Noten erschüttert und Einlösung in Edel111etallgeld verlangt wird.

Solche Krisen werden mit Recht Geldkrisen genannt, da sie nicht den. Pro­duktionsprozeß affizieren, wenn man sie rechtzeitig meistert. Sie sind t e c h­n i s c h e Schwierigkeiten, und können auch immer durch technische Mittel überwunden werden. (Suspension der Bankakte in England, reichlichere Ausgabe

1) Vgl. hiezu S o m a r y, Bankpolitik, insbes. S. 81 ff. 2

) Ueber die Schwierigkeiten des amerikanischen Geldmarktes bis zur Bankreform des Jahres 1913; vgl. z. B. SomllJrY; .S. 178; ferner Kemmerer, The ABC aböut the Federal Reserve _System.

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von Zahlungsmitteln, eventuell Einführung des Zwangskurses, wenn das Publilnim in großem Maßstab Noten zur Bareinlösung präsentiert.) Charakteristisch für diese ·Krisen ist, daß die zusätzlich ausgegebenen Geldmittel sehr bald wieder zurückströmen, da sie ihrer Natur nach Betriebskredit!'l sind. Sie können sich auch nach Abflauen der Krise nicht mehr in der Zirkulation halten, zumal wenn keine Thesaurierung stattfindet, wozu nach Beendigung der Krise kein Anlaß ist. Diese Mehrausgabe von Zahhtngsmitteln stellt .auch keinen zusätzlichen Kredit in der Vo~kswirtschaft dar, sondern tritt bloß an die Stelle von 'Depositen, oder an die Stelle von schon gewährten Krediten. Dieser gesteigerte Umlauf an Zahlungsmitteln ist also keine Inflation.

Durch diese Kreditgewährung bzw. durch die Kreditgewährungin dieser Form wird nur der Warenumschlag in Fluß gehalten oder beschleunigt, und die Barmittel,

·welche ausgegeben werden, um diesen Umschlag zu ermöglichen, strömen den.. Banken alsbald wieder zu. Im ganzen der Volkswirtschaft findet daher nur vorüber­gehende Steigerung des Geldumlaufs statt, daher keine dauernde Beeinflussung des Produktionssystems, keine neuen Investitionen und keine Preissteigerungen, sondern bloß Aufrechterhaltung des bisherigen Produktionssystems. Daher ist auch sehr weitgehende Erhöhung des Geldumlaufs in diesen Fällen unbedenklich. Denn es soll dadurch ja nur das technische Mittel geschaffen werden, uni die be­reits produzierten Güter in die Hände der Produzenten (insbesondere der Arbeiter) zu bringen. Hingegen· findet in der Produktionssphäre keine Veränderung statt.

Nur iiußerlich zeigt die Krise des Geldmarktes am Ende einer In f 1 a t i o n s­p er i o d e, nach Wiederherstellung der Stabilität der Währung und der Preise, in vielen Zügen ein ähnliches Bild, d. h. Geldmangel (im Sinne von: Mangel an barem Geld) und phantastisch gesteigerte Zinssätze. Wenn die zusätzliche Noten­ausgabe des Staates oder wenn die Gewährung privater Kredite in einer sich ent­wertenden Währung plötzlich aufhört, so stockt auch die Aufwärtsbewegung der Preise .. Da der Antrieb zum raschen Ausgeben des Geldes fortfällt, sinkt die Um­laufsgeschwindigkeit des Geldes. Die Käufer rechnen mit Preissenkungen und v:erschieben se~bst die Deckung dringlichen Bedarfs. Da nun in der Inflationszeit

· infolge der raschen· Umlaufsgeschwindigkeit der Gesamtwert des umlaufenden Geldes verhältnismäßig gering ist, und bei Herannahen einer Währungskatastrophe auf ein Minimum sinkt, so entsteht ein Moment aer Stabilisierung, wenn das Publi­kum in der Tat dieser Stabilität vertraut, ein Heißhunger nach "Geld" (im Sinne von Bargeld). In diesem Falle ist aber der Bedarf nach "flüssigen Mitteln'' zur Lohn­zahlung, und zum Durchhalten der Warenbestände, der in der Inflation durch Inanspruchnahme zusätzlichen Kredits so leicht :Qefriedigt werden konnte, der Ausdruck einer Krise des Produktionssystems. Denn qiese Krise des Geldmarkts ist jetzt so verhängnisvoll, weil gesteigert durch eine weitgehende Immobilisie­rung des normalerweise als Betriebsfonds dienenden Kapitals; auch die leistungs­fähigen Unternehmungen gewöhnen sich in der Inflationszeit, mit sehr niedrigen Kosten für Löhne usw. zu rechnen, und geraten plötzlich in Schwierigkeiten, wenn diese Quote der Kosten steigt. Um so mehr a~l diejenigen Betriebe, welclw n'ur auf Grundlage der Inflation existenzfähig sind, d.· h. die ihren Betrieb nur mit Kredit führen können, dessen Last rasch dahinschwindet. - Diese zeigen sich sofort als leistungsunfähig, wenn sie nicht mehr in der Lange· sind, mit niedrigen Papierlöhnen zu wirtschaften und überdies ihre Verluste auf ihre Gläubiger abzu-wälzen. · · ·

Diese Krise kann nicht durch Geldschöpfung behoben werden, da die Emission neuen Geldes nur die· Jnflatio!l fortsetzen würde. (Allerdings muß nach einer Währungskatastrophe, wenn der Wert des umlaufenden Papiergeldes aufs äußerste zusammenschrumpft, der Geldumlauf wieder etwas erweitert werden. Das sind die "zum Auslaufen der Inflation" nötigen Emissionen, welche unvermeidlich sind, um das Intervall bis zur Deckung des Defizits zu überbrücken. Dasselbe gilt von

Die "Wellenbewegung des Wirtschaftslebens''. 367

Darlehe~ an lei.stungsfähige ,Unternehmungen für Lohnzahlungen auf stabiler Wertbasis.) Das m der Volkswirtschaft notwendige Betriebskapital ( zirkulierendes Kapital") kann IJ.Ur in eine:qt privatwirtschaftlich schmerzhaften 'Prozeß-wieder neu gebilde~ werden; Und .zWar durch Herabsetzung der Preise, was den Waren­umschla? Wieder beschleunigt, also die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes erhöht und zwmtens durch hohe Zinssätze, welche zum Sparen anregen. Dadurch werde~ Geldbeträge flüssig~ welche bish~r verbra~cht wurden, und sie werden an diejenigen Stellen der VolksWirtschaft geleitet, wo sw zwar auch verbraucht werden aber zu­gleich die Geldbedürfnisse von Unternehmungen (z. B. für Lohnzahlunge~) decken können. Es'kann als Regel gelten, daß solche Krisen des Geldmarktes nur durch D~mobi~isierung ~ines Teiles d~r Inv~stiti~nen behoben werden können, wa._s ix~mer .pnvatWirtschafthch xerlustreiCh sem wird. Am glattesten vollzieht sich noch

·die Lösung, w~n1_1 A?stoßun~_von Kapital an. das Ausland, oder Ver~chuldung an d~s Ausland moghc~ Ist. So konnen- durch direkte Geldsendungen--'- die flüssigen Mittel der. VolksWirtscha~t vermehrt, und es kann das Gleichgewicht zwischen fixem und. zirkulierendem Kapital wiederhergestellt werden. (Auf die Dauer kann di~ses freilich nur bei einer günstigen Zahlungsbilanz aufrechterhalten werden. D~es~ Krise ~eim Absc?luß der lnflation~periode wird aber um so hartnäckiger sem,.Je I_llehr m der Kon~unktur (besond.ers m der lnflationskonjunktur) die flüssigen Kapltahe.n der Volks\VIrtschaft und die Reserven, welche im Einkoml)lensstrom der Arbeiter, Angestellten, Beamten und Rentner liegen, in ihrem Werte herab-

. gesetzt~ d .. h. v?m Staate durch Inflation weggesteueit, oder von der Industrie (als Nutzmeßerm der Inflation) immobilisiert Wurden. So müssen die Unter.­nehmungen einen wesentlichen Teil ihrer Inflationsgewinne in dieser Krise des Geldmarktes wieder ab~eben, insbesondere durch hohe ·Zinssätze für tägliches Geld und Herabsetzung m der Bewertung der Anlagen und Lager. .

Der Charakter . der Konjunkturperioden; und zwar sowohl der Hochkon­junktur als auch der Krise und Depression wird ~urch einen besonderen Umstand noch ganz besonders gesteigert: .In der Hochkonjunktur sind die Preise in der Aufwärtsbewegung begriffen. Da sich diese Bewegung auf alle Preise erstreckt so f~hrt sie. schließlich ~azu, ~aß . die Konsumen~en zur V o r v e r s o r g u n g ~chreiten: Sie verleg~n die Bedurfmsdeckung auf ·emen früheren Termin als es in Ihrem Wirtschaftsplan begründet war, weil sie noch zu niedrigeren Preisen kaufen wollen, Daher drängt sich die Nachfrage um so mehr zusammen der Antrieb zur Preissteigerung ":ächs~. Umgekehrt liege~ die Dinge in der Dep;ession. Bei einer: S~nkung der Preise halt der Konsument 111 der Erwartung weiterer Preissenkung mit dem Kaufe zurü_ck. Er ver~chiebt die Deckung seines Bedarfs und trägt daher zur.Entleerung des ~arkt~s bei .. Erverschärft die Krisenlage,.zwingt zu weiteren Prmssenk~~~en und sieht s~ch du~ch diese En~wicklung in seiner Zurückhaltung nur no(;h besta~Igt. So verstarkt die Spekulation (denn als solche ist die Vorver­legu?g und .Hinausschiebung des Be~arfs anzusehen) das Konjunkturbild und bereitet ~amit de~ Umschlag d~r KonJunktur vor.· Denn in der Hochkonjunktur erfolgt Vle~~ach e~ne Ueberversorgung,, welche. den nachfolgenden Umschwung nur noch. ubersteigert -:- umgekehrt 111 der Depression eine Unterversorgung; welche bei B~lebung -~er Nachfrag~ zu~ rapiden .Preissteigerqng Anlaß geben wird. . Jede Knsentheone, .welche d1e Wirtschaftliche Krise als Abschluß der Kon­junkt~r~ewegung erfassen. will, wird das Problem der wirtschaftlichen Konjunk­tur m1t 111 den Kreis der Betrachtungen ziehen müssen. Die Tatsache der Wirt­s~haftskrise kann isoliert, unabhän~ig vo?- der w~rtschaftlichen Konjunktur, gar mcht. erfaßt werd~n. Wenn man die Knse als e111e wenngleich no.ch -nicht not­w~ndige, s? doch Jede~falls regelmäßig zu konstatierende Begleiterscheinung des wirts~hafthche~ Entwicklung~proz~.sses auff~ßt, so müssen ~r in der Dynamik des wi:tsGhafthchen Ablaufs die Kr~fte f!.ufzmgen, welche zu e111er Wellenbewegung des Wirtschaftslebens und unter freier Konkurrenz zu den bekannten Formen von

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I

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368 E m i I L e derer; Konjunktur . ~nd Krisen; 111

Hochkonjunktur, Krise un:d Depression führen, S c h u m p e t e r hat dies be~ kanntlich mit dem Hinweis auf das periodis.che Auftreten der "Unternehmer" zu tun versucht 1). Aber diese Betrachtung, welche sich eng an eine~ Grundgedanken seiner "Theorie der wirtschaftlichen 'Entwicklung" anschließt, ist nicht befrie­digend, weil sie gar nicht zu erklären versucht, wieso die Unternehmer periodisch, gleichsam in Schwärmen auftreten, welches die Bedingungen sind, unter denen sie auftreten können, und ob sie immer dann auftreten werden, und warum, wenn die Bedingungen für sie günstig sind? Wir müssen doch versuchen, in die Mechänik des wirtschaftlichen Geschehens tiefer einzudringen, und durch dessen Analyse dem Problem der Krisen näher zu kommen.

J ni. Der wirtschaftliche Kreislauf und das Problem der Disproportionalität. Wir gehen also vom w i r t s c h a f t I i c h e n k r e i s I a u f aus. Dieser

·. ist "'--- wie oben schon erwähnt '- zum erstenmal dargestellt im Tableau Econo­mique der Physiokraten. Diese zeigten, daß Verteilung und Produktion nur zwei Seiten desselben Gesamtkomplexes sind, daß Verteilung notwendig ist, um Pro-duktion zu ermöglichen und daß Ulll.gekehrt in. der Produktion schon ein Voctei7 lungsprozeß vorgebildet ist. Aber ihre Betrachtung ist zu einfach. Auch wir müssen vereinfachen, wie das jede Theorie thn muß, aber wir wollen darin doch nicht so weit gehen, als es M a r x tut, der die größten Verdienste um die Aufhellung des Zirkulationsprozesses hat. Gerade aus einer zu w e i t g eh e n d e n V er e i n-f a c h u n g entspringen Schwierigkeiten für das Verständnis. Wenn wir, wie es ' M a r x tut, den gam:;en wi~schaftlichen Kosmos bloß als Arbeiter-' und Unter-· nehmerklasse vorstellen, so \vird die Produktionssphäre zu e i n f a c h. Das Verteilungsproblem aber wird gerade durch zu weit gehende Vereinfachung beinahe unlösbar. ·

Wenn wir z. B. annehmen, daß die Gesellschaft nur aus Unternehm-ern und Arbeitern (sowie Angestellten) besteht, entsprechend dem Schema des Zirkulations­prozesses bei Marx (II. Band des "Kapital"), so fehlt jeder Antrieb für eine Kon­j'!Jhktur, sowiejeder Anlaß für eine Krise. Die Kaufkraft für Konsumgüter ist durch die Einkpmmen der Arbeiter und Unternehmer begrenzt. Werden mehr Produkte erzeugt als bisher (was ja infolge Mangels jeder Datenänderung strenggenommen unmöglich ist), so bleiben sie unverkäuflich, beziehungsweise die Senkung der Preise muß bald wieder das Produktionsvolumen reduzieren. Ausweitung der Produktion ist daher unter diesen Voraussetzungen mir bei Senkung der Kosten und infolgedessen der Preise möglich (als Folge neuer technischer Verfahren). Diese Veränderungen werden den Reallohn freilich steigern, und desgleicheh die Konsumkraft des Unter­nehmereinkommens. Sie werden aber nicht das Bild einer allgemeinen Konjunktur auslösen. Denn in diesen einfachen Verhältnissen löst jede Veränderung einer Gruppe von Preisen alsbald alle Wirkungen und Fernwirkungen aus, welche ein neries Gleich­gewicht schaffen. Infolgedessen sind zwar einzelne Veräild!'lrungen und ganze Reihen von Veränderungen möglich, nicht aber eine Konjunkturbewegung als System regel­mäßiger, periodischer Preisbewegungen. Allerdings, unter ein er Bedingung könnte auch dieses einfachste, kapitalistische System einer Volkswirtschaft, eine Konjunktur~. als regelmäßige Abfolge von Preisbewegungen aufweisen: wenn der Geldwert regelmäßig manipuliert würde. Das setzt aber schon zentralisiertes Bank­wesen voraus, welches sich nur in einer entwickelten; differenzierten Gesellschaft auf­bauen kann.

Wir nehmen also folgende soziale Ansicht des ökonomischen Prozesses. an: 1. Die Unternehmer in der Industrie und im Handel, welche mit eigenem

sowie fremdem Kapital, mit fremden Arbeitskräften arbeiten. Aus dem Erlös der Produkte einer Produktionsperiode decken sie ihre "Kosten", also Rohstoffe,

' 1) Vgl. seine Abhandlung: "Die Wellenbewegung im Wirtschaftsleben" .im Archiv Bd. XXX IX S. 1. · . .·

·'(:

111 Der wi~tschaftJiche Kreislauf und das Problem ·der Pisproportionalität. ,3()9

.Hilfsstoffe, Verzinsung und Amoitisation des stehenden Kapitals, Löhne .. Was ihnen bleibt, ist Vergü~ung ihrer Arbeit, bezi~hungsweise Unternehmerlohn .. Wenn wir das Kapital rechnungsmäßig herausheben, gleichgültig ob es eigenes oder fremdes Kapital ist, so können wir die für die Verzinsung und Amortisation not­wen~igen Beträge von der Vergütung für die Arbeit und dem Unternehmergewjnn scheiden. , ' .

2. Die Arbeiter, wel~he vom Lohn leben und diesen 'vom Unternehm~r er-halten. . ·

3. Die Landwirte, deren. Produkt sich analog (1) verteilt. 4. Deren Arbeiter, wie (2). . · . · 5. Beamte und 1\ngestellte öffentlicher Körper werden aus den Abgaben

der Gruppen 1-4 erhalten. Hierher gel;lören nicht nur die Beamten im engeren ~inn des Wortes, sondern auch diejenigen öffentlichen Unternehmungen, welche Ih~er Bedeutung nach für die. Volkswirtschaft "produktiv" sein mögen,· deren Dienste aber unentgeltlich zur Verfügung stehen, und daher aus allgemeinen Steuergeldern vergütet werden. ·

.. ~· Beutner: sie erhalten Zinsen von ihrem Kapital, also Aequivalent(( eines Teils der Produkte, .we~che die Gruppen 1 und 3 realisieren.. Insoweit sie Be­sitzer von S t a a t s a n l e i h e n sind, gehören sie wirtschaftlich zur Gruppe 5, deren Einkommen aus Steuergeldern fließt. . ·. ·

Das Einkommen entsteht also originär für die Gruppen 1-4 und von diesen werden Teile weitergegeben an die Gruppen 5 und 6. Bei Feststellung des "Ge­samteinkommens" in einer Volkswirtschaft ist das zu berücksichtigen, um Doppel:. Zählungen zu vermeiden. · ·

Wenn wir yo~ Verteilung des "Einkommens" und von "Einkommen"· über­haupt sprechen, so müssen' wir uns über den Einko:rnmensb.egriff klar sein.· Das "Einkommen" tritt in der Einzelwirtsch~ft in Erscheinung als eine Geldsumme. Aber diel)e. Geldsumme wird nur heim Arbeiter oder beim Beamten oder beim reinen Kapitalrentner sich deutlich sofort als Einkommen ausweisen, b(lim Unter-

• nehmer muß sie aus dem Gesamtbetrag seiner Einkünfte ausgesondert werden. · Das Einkommen ist beim Unternehmer ein Geldbetrag, und zwar ein· Aequi::­valent eines Teils der realisierten Produkte. Nach allgemein üblicher Auffassung wird man als Einkommen des Unternehmers einen Geldbetrag bezeichnen, wel­cher das Aequivalent derjenigen Produkteist, die verbraucht werden können, ohne . daß sich das in · Geld ausgedrückte Vermögen verändert. Das sind (bei gleichbleibendem Geldwert) diejenigen Produkte, we~che z u s ä t z I i c h in der Produktion er~eugt wurden (nach Abzug der Kostenelemente) .. Bei gleich~ bleibendt:<m Geldwert ~a:nn · dann die Produktion in der nächsten Periode ohne Minder1.1ng wieder aufgenömmen werden. Auch für die volkswirtschaftliche Be­trachtung w~rd es zweckmäßigsein, diese Unterscheidung einzuführen; wir werden als "Einko1Ilmen der Volkswirtschaft" bezeichnen das Aequivalent derjenigen Produkte, welche dem Verbrauch zugeführt werden können, sei es direkt oder in­direkt .durch Export und Austaus'ch gegen Import~, __..ohne die Produktionskräfte der Volkswirtschaft zu schmäler11 und ohne die Güterversorgung in d e m s e l b e n Umfang .in der n ä c b. s t e n Produktionsperiode zu gefährden ..

Diese Begriffsbestimmung setzt konstanten Geldwert voraus. In diesem Fall pleibt dann auch der Geldausdruck des Vermögens ungeändert 1). Offensichtlich hat

1) Dieser Begriff des "Einkommens" bedarf allerdings bei näherer Prüfung der Daten jeweils der Interpretation: 'wenn man den einzelnen. Wirt betrachtet, ·so wird sich ihm als "Einkommen" die Geldsumme d<,trstellen, \velche er verbrauchen kann, ohne seinen Vermögens­stamm anzugreifen. Besteht das Vermögen aus Geld, so Wird der· Nominalbetrag des Ver~ mögens, die Geldsumme, als. Anhaltspunkt dienen können. Aendert sich der Geldwert, so ändert sich auch das Vermögen in seinem Wert = Kaufkraft. Trotzdem wird fnan, von Aus­nahmefällen abgesehen, an dem Einkommensbegriff in dem formalen Sinn = Ueberschuß über das Geldvermögen · festhalten können. Das. kann man .insbesondere ftir k ü r z'e r e

8ozialökonomik. IV. 1. · .. 24 .. ·

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:370 , E m i l Lederer, Konjunktur und Krisen; III

dieser Einkommensbegriff seine Wurzel in einem wirtschaftspolitischen Po.stulat. Daher wird er auch in der Steuergesetzgebung angewendet. Etwas anders 1st der Begriff des "Einkommens der Volkswirtschaft" i~ der The?ri~ des. Zirku~ati.onspr~­zesses aufzufassen: Als "Einkommen" der Volkswirtschaft 1st Jeweils derJemge Teil des; Sozialprodukts zu verstehen, welcher tatsächlich · verbraucht wurde. Es ist ein Problem der Wirtschaftspolitik, welcher Teil des Sozialprodukts alsKonsum­güter hergestellt werden, oder wie groß das "Einkomm~n'' .sein s~llte, mit Rücksic~t auf die oben angeführten Gesichtspunkte. Ob das tatsachliche Emkonunen d. h. die tatsächlich konsumierten: Teile des Sozialproduktes größer ist, als das "Einkommen'' vom Gesichtspunkt einer Wirtschaftspolitik, welc~e die Ausstat~~ng ?er ~esel~schaft mit Produktionsmitteln zum Prinzip der Beurteilung macht, laßt siCh mcht Immer zweifelsfrei entscheiden. S y m p t o m e dafürsind aus den Dat.en der Handelsbil~Jiz, der Zahlungsbilanz, der Bewegung der Wechselkurse und mcht .zulet~t aus. emer Amilyse des Produktionsprozesses zu gewinnen. Jede~falls .wird eu:~ Tell des Produktionsprozesses sich auf Erzeugung von ProduktiOnsmitteln, em anderer Teil auf Erzeugung von Genußmitteln richten. . . .

Wenn wir den Begriff des "Einkommens" in dem Sinne gebrl'u?-chen;· daß ~he . Ausrüstung mit Produ)üivgütern unverändert bleibt, d. h. daß so VIele Produktiv­güter neu erzeugt werden, als im Laufe der Produktionsperiode vernutzt we~den, dann werden sich abgesehen von der Wiederherstellung der vernutzten Produktions­mittel die Prod~ktivkräfte der Erzeugung von Fertiggütern direkt öder indirekt (über den Umweg der Ausfuhr) z~wenden. Ist d~r v_erbrauch größer als d~s "Ein­·kommen" in diesem Sinne, so w1rd der Produktivmittelfonds der Volkswirtschaft geringer, oder es tritt eine Verschuld'?-ng an das A~slan~ ein; ist der Verbra11:ch kleiner als das "Einkommen", so tntt Akkumulati~n em, d. h. der Produktiv­güterbestand wächst. Wenn wir die Volkswirtschaft, als Ganzes genommen, be­trachten, so wird immer ein Teil der Produktion sich· auf die Erzeugung vo.n Produktionsmitteln, ein Teil auf die Erzeugung von Fertiggütern richten. Von der

Zeiträumetun .. I~ länge~en Perioden ändern sich die für ei~ U.ntern·e~?Jen "not.wendigen", d. h. zu seiner wirtschaftlichen Sicherheit erforderlichen KapJtahen .. Be1.mecham~cher .. Auf­rechterhaltung des Geldvermögens wird also ein Untern'ehmen zuruckbletben. F~r kurzere Zeiträume und insbesondere in Zeiten ruhigen Geschäftsganges kannl alles a!s Emk_ommen betrachtet' werden, was nach "Erhaltung der Vermögen~substanz" übrig bletbt. Dte "Er­haltung der Verinögenssubstanz" kann allerdings Verschtedenes. bedeuten, .~n~ zwar 1. Er­haltung des Vermögens in seinem buchmäßigen Ausdruck, was emen zuverlasstgen Ma~stab nur bietet bei beständigem Geldwert. (Bei s i n k e n d e m. Gel~wert kan~ der .. pnva~e Unternehmer verleitet werden m eh r zu verbrauchen, als sem "Emkommen betragt, sem Unternehmen kann sich verschiechtem trotz buchmäßiger Aktivität. Bei steig.endem Geldwert kann er g e z w u n g e n werden, wenig~r .zu verbrauchen als sein "Einkomm~~"; das . i~t illl) nominalen Charakter der Geldbeträge, msbesondere der Geldschulden begrundet. In dteserrt Falle ist Einkommen" gedacht als Aequivalent desjenigen· Produktteils, der verkauft werden kann ohhe die technische Leistungsfähigkeit zu beeinträchtigen.) .

2. Erhaltung. des Unte,rnehmens in seinem technischen Z~~tande! so daß .Maschmen, Ausrüstung, Rollstoffe und Hilfsstoffe, Vorräte, Bauzustand unve~andert mtakt bletben. Dann ist vom "Einkommen" erst die Rede, wenn ein Ueberschuß bletbt, o h n e daß qer Zustand des Unternehmens eine Verschlechterung erfährt. · . . . .

3. Aufrechterhaltung der Konkurrenzfähigkeit; als Vorbedingung f.ür die Erze~;~gurtg eines "Einkommens•: - und das kann bei freier Konkurrenz und fortschreitender _techmsc~er Entwicklung: Zwang zur Ausdehnung des Unternehmens bedeuten, so daß ~on "Em­kommen" dann erst gesprochen werden kann, \Venn die unentb~hrliche Akku~ulabon sch~n erfolgt ist. Das ist eine priyatwirtschaftliche. Aus~eutung des Emkommensbegnffs, welch.e m einer dynamischen Volkswtrtschaft notwendtg wtr!}. . . 4. Endlich wird die Forderung nach "Erhaltung der Y_ermögen~substanz" in einer _Yol~s­wirtscnaft mit wachsender Bevölkerung auch vom volkswtrtschafthchen Standp~;~nkt m steh schließen: Akkumulation von Kapital nach Maßgabe dieses Wachstums, so d~ß keme Senkung des Volkseinkommens, auf den Kopf der Bevölkerung gerech?et, eintntt. Eme solche yolks­wirtschaft muß daher als eine dynamische vorgestellt werden! m welcher. alle !?a~en,C~lle o~ono­mischen Größen also auch die Einzelvermögen, wachsen. Dteser Fall wtrd hauftg mit (3) tden-. tisch sein, weil ~ich in der dynamisc;hen Volkswirtsc;haft auch das Einzelunternehmen aus-. gestalten muß, um leistungsfähig zu bleiben. · ·

:m Der wirtschaftliche Kreislauf und das Problem der Disproportionalität. 371

Produktionsmittelerzeugung ist wiederum .·ein . Teil dazu bestimmt •• die ~ich ver:. nut.~en?en Produkti?nsmi~tel zu ersetzen, ein anderer Teil darauf g~richtet; neue, ~usat~hche Pro?ukti~nsmittel zu erzeugen. Innerhalb der Konsumgütererzeugung 1st Wiederum em ~eil der Erzeugung von Konsumgütern für den VerbraUch der Klassen l un? 3, em anderer Teil für den der Klassen 2, 4 usw. gewidmet, wobei zu beachten 1st, daß auch der. Inhalt dieser Produktionsteile voneinander ver­schie~en .ist. Diese Gliederung der Produktion und die Verteilung der Produkte auf die emzelnen Verw~ndungszwecke erfolgt in der kapitalistischen Verkehrswirt­schaft nic~t nach einem einh~itlichen Plan und nach vorbe9achter Ordnung, ' Viel­mehr ~ewirk~ bloß das ~piel von Angebot und Nachfrage und das Bestreben aller EmzelWirtschafter, Ihr Vermögen zu erhalten lind zu vermehren daß ein gewisser "Produktionsplan" sich durchsetzt, und daß die Einkommen in.' unserem oben gebrau?hten Sinne mit der · zusätzlichen Produktion oder einein ange-messenen Telle derselben übereinstimmen. ·

Es kömien infolge des Mangels .eines genauen Produktions:. und Konsum-planes Unstimmigkeiten verschiedener Art entstehen: · · · ·

1. Es ki:mn in der ·Erzeugung der Konsumgüt.er die Produktion in die Irre gehen. Es·w~rden; z. 'B. Konsumgüter· erzeugt, welche nicht nachgefragt ~erden, und andere smd mcht auf dt>m Markte, welche begehrt werden .. Das kann seinen ~rund h~ben in ei~er Verschiel;mng des Bedarfs, in einet Aenderung der Mode, hi emer falschen Schatzupg der Kaufkraft und ~lust der einzelnen Käuferschichten~

· 2. Dieselb~ Abirru;ng ~ann .in der Sphäre der Produktionsmitteler~eugung . erfolgen. ~s k.onnen Maschmen Im Uebermaß für eirie Industrie, in zu geringem Umfa~ge fur ei.ne an~ere erzeugt .wor.den sein, z: B .. zuviel ~aumwollspindein und z?wemg Masclun~n fm; Led~rfabnkatwn .. Auch m diesem Falle wird eine Störung em~reten .. E~ Wird em Tell der Produktionsmittel unverkäuflich oder .nur zu germ.gem ·~reise und später verkäu,flich sein, eiri anderer Teil der erzeugten Pro­duktiOnsmittel wiederum wird sich zu höherem Preise als dem normalen" ver­kaufen .. Endlich kann ~ und das wird ein sehr häufiger Fall sei~ - die Art der nachgefragten Produktionsmittel nicht mit der der produzierten übereinstimmen. ~: ~· sind noch Maschi_rien ~ines alten Systems erzeugt und treten mit Ieistungs­fahlgeren neuen Maschmen m Konkurrenz. Sie bleiben unverkäuflich oder sind nur zu sehr herabgesetztem Preis absetzbar. Daraus können außerordentliche Störungen erwachsen. · ·

. ..3. ~ine Unstimmig~eit ·kann ~uch da~aus entstehen, daß überhaupt die eine Sphare ·m zu. hoh.em, die andere m (relativ) zu geringem Maße entwickelt ist. Es werden z. B, msgesamt mehr Produktionsmittel erzeuat als zu einem nor­~ale~" Preis Ab~atz fi.nden könnten, ~ingege1_1 weniger K~~sumgüter. De~~ da die Nachfrage bei Begmn der Produktwnspenode noch nicht'Übersehen werden !mnn, un? ~ie Produktion ohne einen Pl~n er~olgt, sind solche Unstimmigkeiten 1mmer moghch, Ihre Bedeutung wird von einzelnen Theoretikern sehr hoch ver­anschlagt 1). · . . . .

. Vorweg aber muß bemerkt werden, daß wir aus d i e s e m Momente heraus di~ r e g e 1 m ä_ß i g 'wiederkehrenden Geschäftszyklen nicht zu erklären ver:. ~ogen .. Denn ~Ieso kommt es,:daß eine solche Disproportionalität (etwa als Krise) Immer In· bestnnmten Zeiträumen· wiederkehrt? Wieso ist es möglich, daß sich

.. 1

) Dieser. Gesichtspunkt ~aucht in verschiedener Weise auf: qald wird die Disproportionali-. t~t schl~chth!~ betont (so ~tele Redt:er au.f de~ Hamburger Generalversammlung des Vereins

fur. Soz~~lpohttk und~R. H 1 I f er d 1 n g- m semem "Fmanzkapital"); bald wird auf die un~ glet~hmaßtge Ausdehn~ng der P~oduktionssphären hingewiesen, je nachdem ob sie auf or­gamscher ?der !lfo':Orgat:tscher B!lsts ruhen (S o m I,J a r t), bald werden Fernwirkungen solcher Unproportto!!al~taten m den. Mtttelp!-lnkt der Erörterung gestellt, wie z. B. die Ueberkapitali~ s~tton (B~umatwn),. welche Ja nur eme Konsequenz von Unproportionalitäten ist. Meist aber smd es dte Proporttonen de! ~roduktionssphären, von denen die modernen Krisentheorien ~usgehen, selt~ner nehm~n ste thren Ausgangspunkt v.on den Gesetzen der Preisveränderung m den verseiltedenen Wtrtschaftssphären, bei Aenderung der Konjunktur (z. B. c a r ver).

24*

Page 13: Lederer, Emil 'Konjunktur Und Krisen' 1925

372 E m i l L e derer, Konjunkttlr und Krisen. '' dieseDisproportionalität überhaupt so scharf herausbildet, und vor allein: wieso gehtihr ein so guter; allgemeiner Geschäftsgang voraus, da doch sehon während 'dieser Z~it überproportionale EntwickJung einiger Wirtschaftszweige vorhanden :sein muß? Warum aber entsteht/ immer rege 1m ä ß i g eine solche Dispro­portionalität? Das müßte jedenfalls aufgeklärt werden und wird ja auch zu er­klären versucht. (Darüber noch unten.) Hier sei aber sofort auf das Unzureichende . dieser Erklärung aus der Disproportionalität hingewiesen. Wenn sich die Dis­.proportionalität aufs Gebiet der Fertigindustrie erstreckt, so wird sich ein Teil der Produktion auf diesem Gebiete ohne Profit, vielleicht sogar mit Verlust verkaufen, ein anderer Teil jedoch wird überproportionale Gewinne erzielen; alle Fertigprodukte . sind aber untereinander produktionsverwandt: aus denselben Rohstoffen, Hilfsstoffen und mit denselben Arbeitskräften kann man ·die ver­schiedensten Produkte herstellen; dasselbe gilt von der Landwirtschaft. Wäh­rend· des Krieges hät sich gezeigt, ~e rasch die Umorientierung der Produk­tion, sowohl der landwirtschaftlichen als der industriellen möglich ist. Wir müssen ·daher mit einem großen Elastizitätsgrade . der Fertiggütererzeugung rechnen und annehmen, daß Disproportionalitäten auf diesem· Gebiete durch die Kon- · kurrenz des Kapitals um die günstigste Anlagesphäre, durch das Streben des einmal angelegten Kapitals nach· der bestmöglichen Verw~ndung, rasch und leicht beseitigt werden ·können. Dabei müssen - wie schon angedeutet wurde . -weder Kapital noch Arbeitskräfte aus der Produktion "herausgezogen" werden, 'sondern die meisten Betriebe haben in ihrer Ausrüstung die Möglichkeit zu ver­schiedenen Produktionen, welche sich der Marktsitutation leicht und ohne erheb­liche Verluste anpassen. ·Dasselbe gilt, wenngleich in geringerem Maße, von Dis-. proportionalitäten auf dem Gebiete der Produktionsmittelindustrien. Auch inner­halb dieser ist weitgehende Elastizität vorhanden. Diese wird insbesondere durch "Einschränkung und Ausdehnung von Produktionen. bedingt. Es ist nämlich mög­)ich, in jedem Betriebe durch Intensivierung-der Arbeit, Vermehrung der Arbeits­.kräfte, Ver!ä:ngeiimg der Arbeitszeit das Produktionsqu::tntum zu vermehren, was insbesondere mit wachsender Mechanisierung der Arbeit immer leichter. wird. "Damit ist aber auch gegeben, daß eine jede Disproportio:nalität im Wirtschafts­körper durch Aenderung der Dispositionen leicht überwunden werden kann.

Mit diesem Argument soll di~ Bedeutung der Disproportionalität nicht ge­leugnet werden. Wenn eine solche in großem Umfange b~stünde, so müßte sie natürlich für den .·volkswirtschaftlichen Gesamtprozeß verhängnisvoll werden. Denn jede Ueberproduktion auf einem Gebiete hemmt den Absatz, nötigt zur Eirt­:schränkung der Produktion, wirft damit Arbeiter aus dem Markte heraus und vernichtet ihre Konsumkraft und greift derart immer weiter um sich.

Aber es geht nicht an, nur d i e s e Wirkung der Disproportionalität zu be­achten. Wenn gleichzeitig große Produktionszweige in zu geringem Umfange vorhanden sind, so bedeutet das eben für diese eine wachsende Nachfrage, einen steigenden Beschäftigungsgrad, eine Intensivierung der Arpeit, welche gleichfalls weiter greift und die Märkte anregt. Eine solche Ausdehnung der Produktion tind damit Schaffung eines Gegengewichts gegen p a r t i e ll e Ueberprodukt.ion :(und jede Theorie der Disproportionalität bedeutet: Theorie einer partiellen. Ueber­produktion mit der Tendenz zur universalen). kann i m m er dann stattfinden, wenn nur irgendwelche Reserven an Rohstoffen und Arbeitskräften vorhanden sind;

. ·Denn der Produktionsapparat ist nie aufs äußerste ausgenutzt, er gestattet immer· noch eine Steigerung der Produktiop.smeng~. Reserven an Rohstoffen und Arbeits­kräften werden auch immer vorhanden sein, weil eine Minderung derselben sich • ja schon in einer Steigerung der Preise u;nd damit in eine Anregung der Produktion umsetzt. Derart kann eine effektive Disproportionalität sehr erheblichen Umfangs .nur eintreten~ wenn die Rohstoffversorgung aus speziellen Gründen (Mißernten. .Krieg, Ausfuhrverbote usw.) stockt, oder wenn bestimmte Wirtschaftszweige

..

Ill Der wirtschaftliche Kreislauf 1n1d das Probhirn der Disproportionalität. 37ä

aus · außerwirtschaftlichen Gründeli zu Dimensionen anwachsen, ·welche in den ~arkt-. und.: Nachfragever~ältnissen nicht begrü~det sind ·(z. B. die. Rüstungs­mdustne wahrend des Kneges). Erfolgt aber d1e Ausweitung des Wirtschafts­kö~;pers nach w i r t s c h a f tl i c h e n Gesichtspunkten, also innerhalb der Grenzen, ·welche durch die Preisentwicklung gezogen sind, so ist die Elastizität des :Wi:tschaftskörpers stark genug, um Disproportionalitäten, · wie sie durch­schmtthch entstehen, zu überwinden .

Noch mehr:. selbst wenn die Disproportionalität der 'Produktion nicht rasch und leicht:. ausgeglichen werden könnte, so darf man doch nicht e i n e Wirkung derselben ubersehen, welche von den Disproportionalitätstheoretikern ganz außer a.cht gelassen ~rd: die. Einwir~ung auf die Preise, und die Konsequen~en, welche sich daran ~nupfe~. Smd.bes!Immte Produktionszweige in zu geringem Umfange vorhanden, .und .konnen Sie mch~ entsprechend der Marktlage sich elastisch aus­dehnen, so Ist die Konsequenz dieser Lage:. ü b e r p r o p o r t i o Ii a 1 e E r h ö ~ ~ u ~ g d e r Pr~ i s e. . Das bedeutet aber: · stärke Steigerung det Kaufkraft m diese~ ProduktiOnszweige~, also ein Aequivalent für die Minderung der Kauf­kraft' bei den Produzenten Jener Wirtschaftszweige, welche sich zu stark aus­gedehnt haben. Es treten Verschiebungen ein, und zwar Verschiebungen im "definiti.ven" und im repro?ukt.iveli Konsum. Es ist also eine einseitige Betrach­tungswe~se, ~enn man bloß ~he Wirkung einer der Marktlage gegenüber zu großen Pr?duktwn m. Bet:acht mmmt. Alle. Preissenkungen, welche daraus für die Wirtschaftszweige m Ueberproduktion folgen, und deren Produktionseinschrän­kung herbe~f~~ren, sind ja i d e n t ~ s c h ~it Preiserhöhungen, also Steigerungen der Rentabihtat andrer Produktwnszw:eige, und bedeuten nur. eine andre Ver­teilung des Sozialprodukts, welcher: sich der Produktionskörper um so eher anzu­passen vermag, als ja viele Wirtschaftszweige produktionsverwandt sind.

E x k ur s. In der neueren Literatur wird ein die Krise auslösendes Moment mitunter auch in der langen Produktionsdauer, vor allem innerhalb der S c h wer­i ~ du s t r i e erblickt. In der guten . Konjunktur werden· allerorten die Be­tn~pe ausgedehnt. Neue Schächte werden im Bergbau abgeteuft, neue Hoch­ofenanlagen. entstehen, welche infolge der Preissteigerungen und vor allem in­folge. des ·steigenden Absatzes eine günstige Rentabilität versprechen. Alle diese Betnebe brauchen zur Vergrößerung und zur Erweiterung längere Zeit, und es vergehen z. B. im Kohlenbergbau einige Jahre, etwa 7-10 Jahre, bis die neuen

) Schächte die volle Förderung auf den Markt bringen. Derart dehnt sich während \der guten Konjunktur die Produktion nicht allmählich aus, sondern sie bleibt zu~ächst wenig geändert und vermehrt sich dann ruckweise, so daß die ProporMon zWis~?en. der ~chweren I~dustrie und den Fer~igindustrien empfindlich gestört wird. Tatsachlich Ist auch die schwere Industne das .wesentliche Gefahrenzentrum der Wirtschaftsentwicklung. ' · ,

Diese Betra,chtung übersieht folgendes: ' 1. Ist auc~ schon ohn.e Anlage neuer Betriebe eine wesentliche Ausdehnung

der. ProduktiOn, selbst Im Kohlenbergbau möglich. Einlegung von Doppel-: schiChten, Vermehrung der Arbeiteranzahl,. Herausziehung von Arbeitern aus (ler "unproduktiven" für "produktive" Verwendung usw. gestatten auch ohne An­l~ge neuer Schächte sehr wesentliche Produktionssteigerungen. Das gleiche' gilt von. der Erze~gung von Eisen und Stahl, weil die Anlagen in der Zeit der:

1 DepressiOn und selbst der ruhigen Konjunktur nicht voll ausgenutzt werden 1) •. 1) Die· Eisenproduktion betrug in den Vereinigten Staaten:

1892: 9 157 Millionen Tonnen, 1894: 6 657 " " 1895: 9 446 1904: 16 762 1905: 23 361 1907: 25 781 1908: 15 936

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Emil.Lederer,. Konjunktur·und Krisen; 111

Die ·Produktionszif~ern zefgen also eine · wesentli'Che Elastizität. ·Infolgedessen erreichen die Preise auch gar nicht diejenige Höhe, welche sie in der Zeif der Konjunktur haben müßten, wenn eine Ausdellnung der Produktion erst nach Erstellung neuer Anlagen möglich wäre. Meist bringt dann die Inbetriebsetzung der neuen Anlagen eine wesentliche Wendung, den Zusammenbruch der Kon· j~nktur, mit sich, we~l eb~n trotz der E~schließung neuer Produktionsquanten die Anspannung der bishengen Anlagen mpht ganz aufhört. Das dürfte nanient~ lieh für den B e r g b a u wichtig sein 1), . .

2. Wenn sich nach Fertigstellung der neuen. Anlagen eine rasche Steigerung des Anbots ergibt, und wenn irrfolge der ProduktionsausdehnunO' während der Hochkonjunktur die Menge von Kohle, Eisen usw. verhältnis~äßig rascher g.ewac_h~en sei~ sollte, als ~ie M_enge der Fertiggüter, .so m~ßte dies~ Dispropor­tionalltat zunachst nur die· Wirkung haben, daß die-Freise der emen Waren­gruppe sich gegenüber den Preisen.: der anderen verschieben. Jeder Preis ist ja nur ein Relationsausdruck für das Austauschverhältnis von Waren. Nun kann eine plötzliche . und außerordentlich starke Disproportionalität freilich auch das allgemeine Preisniveau senken (was sonst nur eine Aenderung des Geld­werts herbeizuführen vermag). Wenn z. B. in. einem geschlossenenWirtschafts­gebiet ohne wesentliche Kommunikation mit dem Auslande eine ü b e r r e i c h . l i c h e Ernte erzielt wird, so wird· der Preis des Getreides gemäß der K i n.g­schen Regel sehr stark sinken. Er wird so stark sinken, daß die Landwirtschaft als ~anzes betrac~t~t, an Kaufkraft einbüßt, und U!:\Ch Rücklagen für Repro­duktiOn z. B. wemger an Industrieprodukten für ihren Verbrauch wird konsu­mieren können.. Die stMtische Bevölkerung wird ihren Konsum an Agrar­produlden steigern und nur in dem. Maße, als sie trotz der Konsumsteigerung I)lre Geldausgaben für die Agrarprodukte herabsetzt, wird sie mehr industrielle Produkte aufzuneh111en vermögen. Ob dieser Fall eintritt, hängt. von der Größe der Ernte und der Wirksamkeit des Preisgesetzes ab, für welche mit Friktionen zu rechnen ist. Man kann aber sagen, daß Produktionssteigerurigen in verhält· nismäß~g • bescheidenen Grenzen lediglich Verschiebungen in der Verteilung des Sozialproduktes, bei günstiger Ernte also bessere Versorgung der Stadt­bevölkerung mit Agrarprodukten u n d Industrieprodukten, schlechtere Ver­sorgung der Landbevölkerung mit Industrieprodukten zur Folge haben wird.

. Nur eine ganz exqrbitante Steigerung der Ernte, welche Agrarprodukte, z. B. Getreide, beinahe zu einem freien Gute macht, wird das Gleichgewicht der Marktlage stören, und dadurch dann auch die Kaufkraft der städtischen Be­völkerung herabsetzen, weil sie nicht mehr die Produkte an die Landwirtschaft

· 1) Ueberdies ist füralle fortgeschrittenen Industriestaaten mit gut organisierten Kartellen der Ausbau der Produktionsbetriebe nicht auf die Zeiten guter Konjunktur beschränkt. Da die Zuteilung der Kontingente nach der Leistungs f ~ h i g k e i t der einzelnen Wer~e erfolgt und der Absatz der Quote auch in der Depression gesichert ist, ·bewirken die Kartelle fortgesetzten .Ausbau der Unternehmungen auch in Krisenzeiten, vielfach vielleicht gerade. in Krisenzeiten, in welchen die Produktionskosten für die Neuerstellung von Anlagen geringer sind. Auch bei der Krise, d.eren Untersuchung die Verhandlungen des ;,Vereins für Sozial­politik" im Jahre 1905 gewidmet waren, zeigt sich, daß die Ausdehnung der Produktion als Konsequenz der neuen Anlagen gar nicht mehr innerhalb der Konjunktur erfolgt, also auch die Depression nicht herbeiführen konnte. Eine große Anzahl von Kohlenschächten, und vor allem die großen· neuen Werke in Lothringen, gelangten erst nach Eintreten des Konjunktur­umschwungs in die Produktibn (vgl. die Ausführungen S ö m b a r t s über diese Tatsache, a. a. 0. s. 136). Dieselbe Tatsache verzeichnet Mit c h e II. Er hebt mit Recht hervor, daß die Investitionen nie; .auch nicht in del' Depressionszeit, stocken. Immer sind Reparaturen und oft Neuanlagen auch in i:ler Depression nötig, weil ja oft nach Abnützung des Produktions­mittelapparats Rekonstruktion in ganz anderer, leistungsfähigerer Weise auf breiterer Grund­lage erfolgen muß. Freilich st~igt das Bedürfnis nach Inv~stitionen sehr rasch in der Kon­junktur. Die Produktivmittelindustrien müssen ihren Betrieb sehr ausdehnen und ihre An­lagen erweitern, um die Lieferungsfristen für die rasch ·anwachsenden Bestellungen einhalten zu können. Aber das· braucht Zeit, und die höchste Flut der: Konjunktur ist schon vorbei, bevor die neuen Anlagen wirksam die Produktion beeinflussen können (Business Cycles, S. 483/5).

lU Der wirtschaftliche Kreislauf und das Problem· der Disproportionalität. 375

~bzusetzen vermag. Bleiben aber· die Mengenänderungen in verhältnismäßig engen ~~e~zen, ~o wird ledigl~ch eine Verschiebung eintreten, und als Folge der Rentabihtatsveranderungen eme Tendenz zur Veränderung der einzelnen Pro-duktionszweige. , . . ' . . .. . Das müßte man aber auch von den Verschiebungen innerhalb der industriellen . Sphäre erw~rten, 'Yel~he a~f die Preisverschiebungen folgen. Die Ausdehnung der Schwermdustne Ist die Konsequenz günstiger Preise. Günstige Preise schaffen erst die Ueberschüsse, welche zur Ausdehnung der Produktion aus Ersparnissen oder auf der Grundlage von Krediten anregen. Wachstum der Produktion in raschem Ausmaße senkt. aber die Preise der im. Uebermaß erzeugten Produkte, was gleichbedeutend ist mit steigender Rentabilität und Tendenz zur Ausdehnung. d .er j e n i g e ri Industrien,· welche die verbilligten P.r~du!tte v~rbrauchen. Da aber die Produkte der schweren Industrie gerade dieJemgen smd, welche zur Ausdehnung a 11 e'r übrigen benötigt werden; so kann die .Disproportionalität im Hinblick auf die gestiegene Erzeugung der Schwerindustrie doch nicht die Ursache der Krise sein, oa sie ja gerade erst die Möglichkeit für die Erweiterung der Fertigindustrie bietet. Nicht nur was die Produktionsquanten anlangt, liegt das auf der Hand; sondern auch d~~ Markt­mechanismus wirkt in derselben Richtung. Die Theorie der Disproportionali­tät läßt .sich also n~r für Fälle plötzlich eintretender Größenveränderungen im Produktwnsm.echamsmus vertreten, denen gegenüber dann die Elastizität des Wirtschafts~örpe;s yersagt. Hingegen reicht sie zur Erklärung nicht aus, und auch der Hmweis auf die il a t ü r 1 ich e n Verschiebungen, welche für das ~ach~tum .~~r einzelnen Produktionen gegeben .sind 1), machen das Argument mcht tragfahig~r. Wenn z. B. von M a r x betont wird, daß b~i ansteigender Konjunktur zunächst die Preise von Rohstoffen und Urprodukten wachsen, weil ihre Mengen auf dem Markte nicht sofort vermehrt werden können, so ist dies nat~rlic~ richtig .. Aber in seinem Räsonnement ist nur die Wirkung dieser P:eisstmgerung, mcht · aber der Umstand berücksichtigt, daß Preissteigerung e 1 n e r Produktionsgruppe identisch ist mit Preissenkung a n d er er · u n d u m g e k e h r t , so daß bei Ueberführung des Marktes in der zweiten Phase

• '- 1) Vgl. hierzu z.- B. Kar I M a rx, Theorien über den Mehrwert Bd. II 2 S. 232 ff. m~besonde~e S .. 2~9 ff. ~ie! ist ~eutlich ~rsichtli.ch; daß die Analyse der Konseque.{zen, welche ~lsproportlonahtate!l m1t s1ch lmngen, mcht we1t genug getrieben ist. Es werden jeweils nur d1e Konsequenzen emer Produktion, welche größer ist als der zahlungsfähige Bedarf für diese Produktion betrachtet, hingegen nicht untersucht, was diese Tatsache der Überprop~rtiomilen Produktion in einigen Produktionszweigen für an cl er e Produktionen bedeutet. Sie können näm.lich "';In t er de"?- Wert~"· (in marxistischer Terminologie) kaufen und d<\durch Ueber­profJte erzielen. Uebngens w1rd S. 318 unten ganz deutlich daß auch M a r x die Dispro~ portionalität !licht als a!lsreichend empfindet, sowie dann ,H i 1 f er d i n g , Finanzkapital; S. 330, .aller~I.~g~ ohne s1ch d~r Wendun_g. des Gedanke~s bewußt zu sein, plötzlich die Dis­proportlonahtat m der Verteilung an d1e. Stelle. der Disproportionalität in der Produktion setzt. Dasselbe ist ge~enü~.er den_ Aus~ü.hrungen S o m )J a r t s auf der Hamburge~ General­versammlung des Verems fur SoZJalpohtlk (S. 131{132) zu vermerken. Auch hier taucht der Unterschied zwischen organh;cher und anorganischer Produktion auf dessen Konsequenzen genau wie bei M a r x beschrieben werden. Auch da ohne Berücksichtigung des Elastizitäts­~oments und. ?hne Be~~cksic~tigung.der Fer~wirk!lngen, welche aus der "Ueberproduktion" fheßen. Auf d1e Ursprunge d1eser Disproportionalitätstheorie bei S a y und MaI t h~u s sei hi7r nicht ~eit~r .7irtg~angen. Die bei M .a r x ·(Kapital Bd, 3, I, S. 95--:-98) hervorgehobene Disproportwnflhtat zwischen der Produktion der Mal)chinerie und der Produktion der Roh­stoffe. in der Agrarproduktion ist ja zugleich ein Grund für die Aufnahme rasch waclisender Maschinerie in der Landwirtschaft, und zwar direkt durch Anwendung entwickelterer Werk-· zeuge und Maschinen in der Agrarproduktion und indirekt durch Konsum von Industrie­p.rod?kten, ,,'\Ve~che Maschin~n zu. ih~er Herst~llung benötigen. Auch ist immer zu berück­Sichtigen,. daß Jede Produktion mit emem bestimmten Lagerbestand als .Reserve arbeitet und daß die Ernten in der Welt nicht in die gleiche Zeit fallen. Dadurch ist auch die Produktion von Rohstoffen, soweit sie in der Landwirtschaft erfolgt, elastischer als das M a rx an der angegebenen Stelle annimmt und fiir seine Zeit annehmen mußte. '

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37& E m i 1. Lederer, Konjunktur und Krisen. IV

· ·der Konjunktur ·relative Preissteigerung ·der. Fertigprodukte und damit wieder Ausgleich der Konjunktur gegeben sein müßte. · Gerade vom· S~andpunkt der objektiven Wertlehre aus i~t Verkauf unter den Kost~n e I~ er Waren­gruppe i dentischmit Verkauf anderer. Warengruppe~ u b e ~ Ihrel'n: Werte. Jedenfalls folgt noch nicht ein Stocken des gesellschaftlichen Zirkulatwnspro-

. · zesses aus der. Disproportionalität allein, außer wenn sie plötzlich u~d in _ganz gewaltigen Dimensionen eintreten sollte~ Endlich kann darauf · 11mgewiesen werden daß in der Zeit der Depression zunächst krampfhafte Ausdehnung der Pr:duktionen erfolgt, soweit sie noch über Mittel verfügen, um durch forcierte

·.· Erzeugung, Herabsetzung der Kosten ~nd dami~ ·Abs.atzfähig~eit ~u .. erha_Iten. Eine solche Tendenz müßte aber gleichfalls die Disproportwnal,tat· Wieder beseitigen. Alle diese Erwähnungen solle~ nur das Mome.?t der Elastizit_ät im kapitalistischen Produktions- und Verte~lungsprozeß starker unterstreiche~, als es i.n allen Disproportionalitätstheorien geschieht und klarmachen, daß die Ursache der endogene.n Krisen im kapitalistischen Pr?duktions- und Verteilungs­mechanismus nicht in einer automatisch immer wieder entstehenden unver­hältnismäßig zu "großen" Ausdehnung einiger Produktionszweige gelegen sein kami 1) 2) (S p i e t h o f f).

IV. Kredit und Konjunktur. .,

·. Der volkswirtschaftliche Zirkulationsprozeß • vollzieht sich nicht l)loß durch · "dir~kten.Verkehr der' Produzenten und Konsumenten. Zahlreiche Zwischenglieder

· sind vorhanden, welche nicht nur durch den technischen Prozeß mit allen seinen Komplikationen sondern au~h durch die· Mannigfaltigkeit der ökonomische~ Zu-

' sammenhänge bedingt sind. Die Gliederung der, ~roduktion und der Verteilung bedeutet auf. der einen Seite eine gewisse Starrheit, weil Störungen aus einer Stufe in. die andere sich verpflanzen und die Tendenz zur Verallgemeinerung in sich haben. Aber andererseits können diese Glieqerungen und· Differenzierungen des P.roduktions- und Verteilungsmechanismus auch eine größere Elastizität be-

1) Dieser Gedanke findet sich, wie bereits erwähnt, auch schort gelegentlich bei M a r x, von da aufgenommen bei H i I f erd in g. AuchHer k ne_r hat auf den Ha!llb_urger Ver­handlung(m des Vereins für Sozialpolitik (a. a. 0. · S. 186/87) auf das Unbefned1gende des Disproportionalitätsgedankens in der Produktionssphäre allein hingewiesen und da~ Momel?-t der' verschieden schnellen Entwicklung der Einkommensströme hervorgehoben. D1e Theorie von R.- E. J11 a y , Das Grundgesetz der Wirtschaftskrisen, beruht auf demselben Grundge" danken,. dem H e r k n e r Ausdruck gab; . . . .

2) Die Disproportionalit~tstheorie . ve;such~ un: Grunde Immer den Nachweis,, daß ~1e These von S a y - wonach Jede Produktion eme Nachfrage bedeutet und daher eme Knse unmöglich ist - nicht zutrifft. Daher mag im z.usami_Tienhang mit der Erör.terung dieser Theorie auf die Abhandlung von J. L es c ur e hmgew1esen werden, welche (m der ~evue d'Economie politique 1912) versucht, di.e großen Preissteigerungs: un.d Senkungspen~den (1850-73: Preissteigerung; 1875-96 Pre1s~enkung; 189.~1~12 Preissteigerung) zuer~laren. Hierbei lehnt er den Satz von S a y , daß Jede Prod.ukh~n eme ~ achfrage bedel!tety,nd daß Produkte immer andere Produkte kaufen, ab, da mcht Jede steigende Produk!Ion eme e!lt; sprechend steigende Nachfrage bedeute, so~dern ~ur nach 'Maßgabe ~er durch <lle ?roduktum gegebenen Werteveränderungen. Produkt~ons~teigerungen, welch~ mfol~.e tech~1sche~ Ver­besserungen Preissenkung.ge~tatten und bei fr~1er ~onkurre!lz er~.wmgen, uben keme W1r~ung auf Preiserhöhungen. Bei dieser ArgumentatiOn 1st allerdmgs ubersehen, daß. Produk~Ions­steigerung bei gleichzeitiger Preissenkung Er s p a r n iss e an Kaufkraft bei de~ Kauf~!­schichten und damit wieder wachsende Nachfrage nach anderen· Produkten und smngemaß Preissteigerungen auslösen. Der volkswirtschaftliche Zyklus muß· immer .~ls Gal!zes gef~ßt werden und die meisten Analyseq von Konjunkturen oder Betrachtungen uber Wirkung· ei?­zelner Momente leiden daran, daß sie die. Kausalkette nicht weit genug verfolgen. Aue~ m seinem großen Werk über die Krisen ("Des Crises generales et. periodiques de ~urproduchol!, ·deuxieme Edition, Paris 1910) legt L es c ur e zu wenig auf d1e Tatsache ~ew1cht, ~aß stei­gende .Preise der Produktionsmittel den ~ o n s u.m d.e~. Produzenten ~1eser Sphäre .ent­sprechend ausdehnen und dadurch der Disproportionalltat vorbeugen konnten (vgl. z. B. s. 594ff.).

IV Kredit und Konjunktur.

wirken; die Gewinne· sowohl als auch die Verluste verteilen sich auf mehrere Gruppen; Arbeitsteilung bedeutet immer gegenseitige Verflechtung und damit gegenseitige Abhängigkeit, aber auch gegenseitige Stützung. Die Elastizität wird vielleicht nur t e c h n i s c h geringer, so daß Lahmlegung einzelner Produktionen stets andere beeinflußt, hingegen ökonomisch größer. Und das,hängt dann ·ins­besondere mit der ·Herausbildung des modernen· ·Geld- und Kreditmechanismus zusammen,. welcher die Wirtschaftseinheiten in g~genseitige Abhängigkeit von­einander bringt.

Von Kredit soll hier nur insofern gesprochen werden, als er den Zirkulations­prozeß und die Konjunkturbewegung berührt. Dabei wird grundsätzlich (}er Kire­dit als Uebertragung ersparten Kapitals und als zusätzlicher Kredit zu betrachten

""'--.,---· -.. sem.

a) K r e d i t a l s U e b er t r a g u n g v o n- E r s p a r n i s s e n.

Die klassische Lehre stellt den Kredit immer als die Uebertragm1g von Er­sparnissen vor. Ein Unternehmer, welcher Ueberschüsse erzielt, dieselben aber nicht anlegt1 oder ein Einkommensträger, welcher nipht sein ganzes Einkommen verbraucht, aber seinersejts nicht in der Lage ist, diese Ersparnisse produktiv, d. h. für ihn ertragbringend, anzulegen, vertraut sie einem Unternehmer oder einer

. Mittelsperson an, die ihrerseits für die nutzbringende Anlage Sorge trägt. Banken, Sparkassen usw. sind derart Träger des Kredits, Hebelarme, durch welche Kauf­kraft mobilisiert und. der Produktion zugeführt wird. Diese Kreditgewährung hat die größte Bedeutung für das Wachsturn der Volkswirtschaft. Wenngleich bei Uebettragung von bloßen, reinen Ersparnissen der Riredit naturgemäß kein neues Kapital darstellt, sondern nur Uebertragung des Kapitals von einer Hand in die andere, so ist dies doch von der allergrößten Bedeutung, weil ohne diese Ueber­tragung eine ,Akkumulation im Sinne einer Vermehrung des Kapitals, d. h. also Bildung neuen ·Kapitals gar nicht stattfinden könnte. Denn wenn Ueberschüsse, welche in einer Unternehmung erzielt werden oder ersparte Einkommensteile nur entweder vom Sparenden selbst verl5'raucht oder angelegt werden könnten, so würde ein großer Teil der Ersparnisse tot bl.eiben und als· ein privatwirtschaftlicher oder für den. Unternehmer bestimmter Reservefonds betrachtet werden. In diesem Falle würde auch eine große Spartätigkeit zu Absatzstörungen führen, weil keine der Produktion entsprechende Konsumtion stattfindet. Es könnte dann aber auch keine, den Marktverhältnissert sich elastisch anschmiegende Erweiterung des Pro­duktionsapparates stattfinden.

Diese Uebertragung der Ersparnisse erfolgt durch .die Banken, indem sie Depositen entgegennehmen, und die fremden Gelder wieder an Unternehmer aus­leihen. Desgleichen durch die Sparkassen .und Hypothekenbanken, welche die Ersparnisse durch Zwischenglieder dem Häuserbau und der Intensivierung land­wirtschaftli~her Produktion zuführen.· Das Wachsen der Depositen, Spareinlagen usw. ist ein deutliches Zeichen für Akkumulation auf dem Wege der Kreditge­währung, denn alle diese Einlagen finden als Darlehen den Weg in die Produktion 1).

1) Die Tatsache, daß auch in den Zeiten der Depression die E r s p a r. n i s s e Anlage

finden, wird in den Theorien von Tu g an - Bar an o w s ky (Theorie und Geschichte der. Han<;lel~krisen in ~ngland) und L e s c u r e (Des crises generales et periodiques de sur­productipn) ,übersehen. T u g a n - B a r·a n o w s k y glaubt (hierin sind ihm mehrere National" ökonomen in ihren Ausführungen auf den mehrfach zitierten Verhandlungen des Vereins für Sozialpolitik in Harnburg gefolgt), daß die kapitalistische Produktion mit einer Dampfmaschine verglichen werden könne, in welcher die Ersparnisse, dasangesammelte J\apital, dem Dampfe gleiche. Das Sparkapital sammle sich an, bis es eine gewisse Höhe erreicht habe .. Dann er­gieße es sich in die Produktion und rufe durch seine Nachfrage nach Produktionsmitteln die Konjunktttr hervor.· Sobald es sich in die Produktion ergossen habe, lasse der Beschäftigungs­grad nach, es trete eine Depression ein, bis wieder neue Kapitalansammlung eine neue Kon­junktur schaffe. Da aber auch in der Depression alle Ersparnisse angelegt werden, so kann

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378 E mil Lederer;. Konjunktur und Krisen. IV

Würde eine solche Uebertragung von ErspaniJsseil nicht eintreten, oder iin größeren Umfange gehemmt werden (was z. B. in der Krise der Fall ist) so be~ deutet es:· Daß Produkte erzeugt werden, welche keinen Absatz zu finden ver~ mögen. Denn die eingesparten Beträge ,sind ja Bescheip.igungen über eine Produk~ tion; sie sind das Entgelt für. Waren, welche v e r k a u f t wurden, und welche sich letzteil Endes - wenn die Zirkulation ohne Störung vor sich gehen soll -,-- gegen Proqukte eintauschen müssen, die der Produzent direkt oder indirekt nach-' fragt. Wenn er spart und seine Ersparnisse verleiht, so wird der Schuldner diese Kaufkraft' repräsentieren und auf dem Markte entwiCkeln. Wenn er jedoch spah und n i c h t kreditiert, so schafft er Produkte für den Markt, ohne in diesem Um­fang nachzufragen. Das bedeutet aber eine Störung. Umgekehrt ist es möglich, daß. eine Störung auf cl,em Warenmarkte, wenn Waren unverkäuflich sind,. auf m~ngelhafte Umsetzung von Ersparnissen in "Anlage" zurückgeht.

b), Zwischenbemerkung über ö f f e nt 1 i ehe An I e.i h e n.

Privatwirtschaftlich identisch mit der Kreditgewährung an Private ist die Kreditgewährung an öffentliche Körper, z. B. den Staat. Volkswirtschaftlich aber und für den Kreislauf der Produkte ist nicht gleichgültig die Verwendung dieses Kredits. Wenn z. B. Kredite für Bahnbau oder Erweiterung staatlicher Bergwerke aufgenommen werden, so wird die Rückzahlung aus dem normalen Produktions~ und Zirkulationsprozeß erwartet werden können. Eine solche Kreditaufnahme ist ·gleichbedeutend mit Kreditgewährung an Private zU: Zwecken der Gründung oder Erweiterung von Unternehmungen. Dieser auf den Staat übergeleiteten Kaufkraft entsprechend müssen innerhalb der gesell.:. schaftliehen Erzeugung die Produktionsmittel erzeugt sein oder werden, welche für diese Unternehmungen dienen. Werden diese Kredite aber u n p r o du k t i v verwendet, z. B. fi).r Rüstungen, Kriegsschiffsbau, Befestigungsanlagen usw.,

·so wird eine Verzinsung und Amortisatiqn des Kapitals nicht aus den .Erträg­nissen einer ·zusätzlich geschaffenen Produktion fließen. Der volkswirtschaft­liche Zirkulationspro:Zeß spielt si<;h vielmehr dann so ab, daß eine Reihe von Produzenten und Einkommensbeziehern, welche diese Anleihen zeichnen, Werte produzieren, deren Aequivalent sie auf den Staat übertragen, der dafür Pro­dukte kauft, die er konsumiert, ohne dadurch ein neues Einkommen zu schaffen. Man kann esauch so vorstellen, daß die Zeichner der Anleihe alle vom Staate zu kaufenden Produkte erzeugen und dem Staate zur Verfügung stellen. Ein Aequivalent dafür kann 11ur aus den allgemeinen Steuereinnahmen, also durch

· Verringerung der "Einkommensummen" der gesamten Volkswirtschaft zur Ver­fügung gestellt werden. Insoweit solche Steuergesetzgebung nicht möglich ist, Abfluß der Anleihen ins Ausland gleichfalls nicht erfolgen kann, offizieller Bankerott des Staates au.ch nicht stattfindet, bleibt nur die Vermehrung des Zirkulationsmittels, Schaffung zusätzlicheil Geldes, Inflation als Ausweg übrig, der auch vielfach ·gewählt wird. Im Endergebnis bedeutet das nur eine rohere, wenngleich nicht sofort· sichtbare Besteuerung aller derjenigen Einkommen­bezieher, welche nicht in der Lage sind, ihr Einkommen der Inflation gemäß anzupassen. Diese ~teuer trifft alle diejenigen Gruppen, deren Einkommen

die Konjunktur nicht ihre Folge sein. Die Kapitalien, bzw. Ersparnisse, welche in der Depression zum Ankauf von Staatsanleihen usw. verwendet werden, können nicht in der Hochkonjunktur "herausgezogen" und in der Industrie angelegt werden. Das kann nur individuell, aber nicht allgemein, in der ganzen Volkswirtschaft, geschehen. Daher kann eine Konjunktur nicht durch die Ersparnisse der Vergangenheit, sondern nur durch neue Ersparnisse,· oder durch zusätz~ Iichen Kredit finanziert werden. __,_ Im Gegenteil zU dieser Anschauung vertritt H o b s o n (, ,The Iudustrial System") die These, daß die Zeiten guter Konjunktur solche eines iibermäßigen, überproportionalen Sparens seien (hervorgerufen und ermöglicht durch die rasch wachsenden Einkommen der Unternehrrterschicht), welches · Ueberproduktion zur Folge habe. (Dabei. ist also offensichtlich angenommen, daß Kapital bloß durch S p a r e n entstehe.)

•.

IV · KTedit und Konjunktur ..

die relativ· starrste Größe in deni ökonomischen Zusammenhang ist. Das sind· · Bezieher von Kapitalrenten, Hypothekengläubiger,· soweit die· Hypothek un-· kündbar ist, in einem hohen Grade auch Beamte, Angestellte und Arbeit~r. z.ugleich ~at die Inflation die Tendenz, durch Auslösung von Preissteigerungen mne KonJunktur hervorzuru,fen; deren Bild äußerlich dem einer "echten Kon­junktur" ähnlich, in den Folgewirkungen aber wesentlich verschieden ist. Dar­über wird noch weiter unten - bei Erörterung der zusätzlichen Kredite _.:..; die Rede sein. ·

Der. Kniditmechanismus, auch wenn wir alle Kredite als Uebertragung von Ersparmssen auffassen, bedeutet also ein Moment der Elastizität im Produktions­und Zirkulationsprozeß. Werden a 11 e irgendwie ersparten Summen sofort wieder als kreditierte ·Beträge dem Produktionsprozen zugeführt, so bedeutet das in der Tat, daß alle in irgendeine Wirtschaft einströmenden Geldsummen auch wieder Waren kaufen. Insofern also Geldeingänge als Erlös von Produkten, als Beschei­nigung über Produktionen gelten kömien, bedeutet dann restlose Zirkulation des

·Geldes, daß jede Produktion im gleichen Umfange Konsumtion auslöst, d. h. sich restlos auf dem Markte austauschen kann. So scheint.derKreditmechanismus ein weiteres Argument für die These Says zu bieten. Nur der Sparer, der sein Geld vergräbt, oder thesauriert, wäre . denmach ein hemmendes Moment, könnte zu einer Störung auf dem Markte führen. Aber damit kann nicht behauptet werden, daß der Kreditmechanismus allein und die mit ihm gegebene leichtere und raschere Zirkulation des Geldes die Krise an sich schon ausschließt. Im Gegenteil, in ihin ~iegt auch ein den Fortgang der Konjunktur und den ungestörten Güterabsatz ge­fährdendes Element. Indem der Kredit jedermann das Sparen wirtschaftlich ~innvoll erscheinen l~ßt, weil er (bei stabilem Geldwerte) über· größere Gütermengen m der Zukunft -als m der Gegenwart verfügen wird, kann er trotzdem eine Dis­krepanz zwischen Produktion und Konsum im' allgemeinen schaffen. Stellen wir z. B. vor, da~ a 11 e Menschen lediglich ihre dringendsten Existenzbedürfnisse zu decken gewillt sind, hingegen alle Eink()mmenssummen darüber hinaus sparen, so führt das z u n ä c h s t zu einer starken Ausdehnung der Produktionsmittel­industrien und damit zu einer starken Tendenz auf Ausdehnung der Produktion. Aendern ·sich die Konsumgewohnheiten aber nicht, so kann irgendeine erhebliche Steigerung des Konsums nicht eintreten, sondern immer neue Tendenz zur Akku­mulation; also Ausdehnung der Produktion ohne parallel steigenden Konsum, müßte d1e Folge sein. Das müßte aber - trotz aller Preissenkungen, welche die

· Folge dieser gesteigerten Produktion wäre - schließlich zu ejnem weitgehenden unbehebbaren Auseinanderklaffen von Produktion und Konsum und damit zu einer Krise führen, die sich in einem jede Rentabilität ausschließe~den Sturz aller Warenpreise ausdrücken würde 1). ·

c) Der "z ;u sät z 1 ich e Kredit".

. · Unter zusätzlichem Kredit verstehen wir die Uebereignung von Kaufkraft, welche neu geschaffen, also nicht das Resultat einer vorangegangenen Produktion ist. Di.e :ßedeutung einer solchen zusätzlichen Kreditgewährung ist schön in der älteren Literatur (L a w , M a c l e o d) hervorgehoben worden.· Die klassische

1) ~it diesen Ausführungen soll nicht der Popularanschauung beigepflichtet werden

W?nach J~der Luxus~onsum "Geld ~nter die Leute bringt", und so die Volkswirtschaft be~ re1chert: Denn oft 1~t Konsum glelchbe?eutend mit V e r h i n d e r u n g von Produktion a~f breitere! ~tufe~lelter, und unpro?ukbver Kon~um in großem Maßstab kann große Ent~ VJ!cklun~smoghchk~lten verbauen. Q1ese !Jefahr emes zu großen Konsums ist meist größer als die e1.!le~ zu genngen .. Trotzdem darf eme theoretische Betrachtung auch diesen Fall nicht vernachlass1gen. Allgemeine, dauernde Einschränkung des Konsums würde den oben ge~ kenrtztii~hneten ungünstigen Effekt haben, weil eben in einer kapitalistischen Verkehrswirt­schaft (1m Gegensatz zu einer Planwirtschaft) die Verringerung des Konsums noch nicht mit Einschränkung der Produktion identisch ist. ~ - · · · · ' · .

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Emil L,ederer·, Konjunktur undiKrisen. IV

Theorie toilletdings verhielt sich ihr gegenüber:durchaus ableh.nend. In der neueren Theorie haben dann besonders S c h um p e t er und von. Ihm angeregt H a h n dieses Problem energisch aufgegriffen 1). Hier soll ~liese Frage nicht in ihr.er ganzen Breite und Bedeutung, sond~rn zunächst nur so ,:weit erörtert werden, al~ sie auf den Zirkulationsprozeß der Volkswirtschaft . und die Gestaltung der KonJu:?ktu: von Einfluß ist. Die Organisation des modernen Geld-und Bankwesens er~ o g li.c ~ t die Gewährung zusätzlicher Kredite durch ~ie Banken. yon ~er techmsch~n S~Ite

. her betrachtet sind die Banken nur dann m der Kreditgewahrung an die Hohe der· bei ihnen angelegten Depositen gebunden, wenn .sie alle Kredite in barem Gelde auszahlen müssen. Dann werden nur Ersparnisse. als Kredite ausgegeben werden können. Die. Durchsatzung des bargeldlosen Verkehrs. (und schon die Einbürgerung des Wechsels als Zahlungsmittel) e:mögli~h~ es aber de!l Banke~,, Kredite in größerem Umfange einzuräumen; dazu ISt ledigheb n_?twendig, daß em Teil der Kredite durch Einräumung von Buchforderungen begrundet werden u,nd daß die Abhebungen im Wege von Ueberschreibungen erfolgen. Wenn dies~. Kredite, welche wir als Buchkredite bezeichnen können, an Unternehmungen gewahrt wer­den, deren Ertrag den -erhofften Erwartungen entspric~t, so wird sich eine ~latte Abwicklung der Kreditbeziehungen ergebe~/-, und zwar Immer .dann, wenn _die ~ur Ausgleichung notwendigen Barzahlu~~en ~er ~anken a~s Ihre~ Depositenen~­lagen bestritten werden können. Frmhch wird die Bank bis zu dieser Grenze me• gehen dürfen. Sie wird mit Rücksicht auf die Li~uidität, ~_uf ?ie Möglich~eit, daß plötzlich große Ansprüche an sie herantret~n konll:~n . (Kundigungen, Ruckfo_rde­rungen von Depositen), danach. trachten mussen, f~r Ihre ~eldbewegung:n ~men -elastischen Spielraum zu behalten. Aber die ~ ö g li c h k e I ~ so.lc~:r z~sa~zhcher Kredite wenngleich begrenzt durch den Gesichtspunkt der Liqmditat, Ist Im mo­dernen Banksystem gegeben; und es kann auch keinem Zweifel begeg~en, daß. die Ausweiturig des kapitalistischen Produktionsapparates z~ se~r erhebhc~en Teilen nicht aus Ersparnissen erfolgte, sondern auf solchen zusatzheben Krediten fußte. Die ältere Theorie hat sich dieser Ausdehnung des wirtschaftlichen Prozesses gegen­über schroff ablehnend verhalten. ("Kredit ist kein Kapital", hieß es). Aus der schon von A d a m S m i t h vertretenen These, daß Kapital und Arbeitskräfte den Umfang der Produktion eines Landes bestimmen, der durch den Kredit allein nicht vermehrt werderi könne, wurde jeder zusätzliche Kredit abgelehnt und stets der rein inflationistische Charakter solchen Kredits betont. Aus demselben Grunde gilt der Waren w e c h s e 1 als die "ideale" Form ein~s kommerziellen o~er' industriellen. Kredits, weil er sich der effektiven ProduktiOn anpaßt und keme neue Kaufkraft dem Markte zuführt, die nicht durch eine Pr o d u k t i o n be­gründet sei (bzw. die Bescheinigung einer laufenden oder abgeschlossenen Produk-tion sei) 2). · · • . . • •

Unter Umständen - auf welche bereits M a c l e o d hmwies - bedeutet aber auch der Warenwechsel bereits einen zusätzlichen Kredit. Setzen wir den Fall, daß ein S-P.inner Baumwolle gegen sechs Monate Zi~l kauft, d.aß er. die Baumwolle verspinnt und bereits nach einem Monat gegen drei Monate Ziel weiter­verkauft so wird er nach vier Monaten in den Besitz einer Geldsumme oder eines· G~thabens kommen, welches ihm gestattet, den für die Baumwolle aus­aestellten Wechsel einzulösen. Er hat dann die Wahl, entweder die Baumwolle zu· bezahlen und dadurch den Zins für die zwei Monate zu sparen, oder diesen Be­trag noch weitere zwei Monate etwa für weitere Rohstoffkäufe usw. zu benutzen~ Geschieht das regelmäßig und geschieht das in vielen Betrieben, . so liegen hier

1) Vgl. insbesondere: Sc h um p e t er, Theorie d~r wirtschaf~~ich.en Entwi?kl.ung !lnd A H ahn Volkswirtschaftliche Theorie des Bankkredtts. Der zusatzliehe I(redtt m semer B~deutung 'ats konjunkturanregendes und -verstärkendes Moment wird auch. von P i g o u hervorgehoben (Economics of Welfare, S. 851/2).

2) Siehe insbesondere die Schriften von B e n d i x e n.

IV Kredit und Konjunktur. ;381

bereits Fälle von Kreditgewährung vor, die nicht durch Ersparnisse gedeckt sind. In solchen Fällen liegt eine Kreditgewährung der "Volkswirtschaft" an den Unternehmer vor, wenn er auf dem Markte seine Wechsel diskontiert, und so zu einem größeren Kapital gelangt als durch den Umfang seiner Produktion begründet wäre. Der Unternehmer wird diese "Kreditgewährung" freilich nur ausnützen, wenn der Zinsfuß, den er für diesen zusätzlichen Kredit bezahlen muß, geringer ist, als der Profit, den er durch Ausdehnung der Produktion erzielen kann. Hiermit ist schori der innige Zusammenhang zwischen Kreditgewährung, Produktionsausdehnung und ·Zinsfuß erwiesen. ·(Das Buch von W i c k s e 11: "Kapitalzins und Güterpreise" ist dieseni Problem gewidmet.) Hier liegt a:lso schon ein echter "Zusätzlicher Kredit", den die ganze Volkswirtschaft gewährt urid gewähren muß, solange dieser Wechsel zirkuliert, vor - mit allen Konse:.. quenzen eines solchen Tatbestandes, die wir hier allerdings nur insoweit zu berüh­ren haben, als sie den Zusammenhang des Zirkulationsprozesses als eine·s Ganzen· betreffen.

Die Wirkung eines solchen zusätzlich gewährten Kredits besteht für die Frage des Gesamtzusammenhanges von Produktion und Konsum in folgendem: Es macht sich auf dem Markte neben der Kaufkraft, welche die. Bescheinigurig und der Beweis für eine abgeschlossene Produktion ist, noch andere zusätzliche Kaufkraft geltend, die Pro~ukte. erwerben will, ohne selbst zur Produktion ~eigetragen zu haben. Daher wird die Gesamtmasse der auf dem Markte ersehemanden Kauf­kraft größer sein müssen, als die Gesamtsumme der auf allen Märkten v~rausgabten Geldbeträge, die aus der Produktion fließen. (Einkauf von Produktionsmitteln und Verwendung von "Einkommen" in unserem Sinn.) Das muß ·zunächst zu einer Steigerung der )?reise für diejenigen Produkte führen, welche von den Trägern zusätzlicher Kaufkraft begehrt werden, wei~erhin sich verpflanzend zu einer allge­meinen Preiserhöhung, die unvermeidbar ist, wenn sich die Produktionsmasse nicht geändert~._ hat, während die Kaufkraftmenge vermehrt wurde. . ' Wenn die zusätzliche Kaufkraft in ein völlig starres System der Produktion hineingeleitet würde, in welchem eine Vermehrung der Menge_n nicht möglich ist, so wäre die Wirkung solcher Kredite eine rein inflatorische. Es wäre vermutlich die Preissteigerung dann zunächst·. nicht gleichmäßig, aber insgesamt wäre die Preissumme aller auf dem Markte umgesetzten Produkte um den Betrag der zu­sätzlichen Kredite gesteigert. Wenn wir uns den einfachsten Fall vorstellen, sö wird er so aussehen, daß sich der Träger zusätzlichen Kredits an den Markt wendet, um Produktionsmittel, z. B. Kohlen, Maschinen, Arbeitskräfte, zu beschaffen. Wenn die Mengen dJeser Waren genau ausreichen, um die wirksame Nachfrage zu den Marktpreisen zu befriedigen, so können die neuen Käufer nur kaufen, wenn 'sie höhere Preise bieten. Dadurch zwingen sie aber auch alle anderen Käufer zu höheren Preisen. Diese müssen dann ihren Bedarf einschränken, außer we'nn sie ihrerseits imstande sein sollten, auch höhere Preise zu bieten, um sich

· 'ihren Bedarf zu sichern:: Insoweit das der Fall ist, müssen die neuen Käufer noch weiter im Preise hinaufgehen, weil sie nur durch Ausschluß bisheriger Käufer (bei unveränderten Mengen) zum Kauf gelangen können. Durch .diese Preisbewegung werden den Verkäufern der zusätzlich begehrten Waren größere Geldsummen in die Hand gespielt \md sie werden ihrerseits zur Steigerung der Preise der von ~ li n e n begehrten Produkte beitragen. Wie immer man aber den Verkaüf vorstellt, .ßicher ist, daß · solche zusätzlichen Kredite bei im übrigen unverändert gleichen Mengen der auf dem Markte verkaufbaren Güter den Verbrauch mancher bisherigen Konsumenten einschränken m ü :;; s e n, weil ja bloß durch Ausschaltung von Konsumenten die neuen Käufer in den Besitz der von ihnen begehrten Produkte gelangen können. ·

Ein soleher zusätzlicher Kredit wird daher eine bemerkenswerte Wirkung haben: Infolge der steigenden Preise wird -selbst bei allseits g 1 e i c h m ä ß i g

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.steigenden ·Preisen, also auch, wenn die Löhne ebenso rasch .steigen als· die Pro­duktpreise, - der Ueberschuß der Unternehmungen in Geld ausgedrückt wachsen. Da er sich auf ein Anlagekapital bezieht, welches durch die rtiedrigeren ·Preise · der Vergangenheit bestimmt wurde, so wird prozentual der Gewinn wachsen, wenngleich nicht einmal die Möglichkeit besteht, d i e s e 1 b e.n Produkte dafür zu kaufen, wie bisher. •Aber der Ueberschuß; in Prozenten ausgedrückt, wird steigen und damit als Anreiz zur Ausdehnung der Produktion wirken, sowie schon vorher die Steigerung d~r Preise 1). Es wird -also immer dort, wo eine Möglichkeit dazu vorhanden ist, solcher zusätzlicher Kredit die ")Virkung zusätzlicher Produktiod nach sich ziehen· 2). Und es wird demgemäß dann !i p ä t er hin wieder eine Senkung der Preise nach Maßgabe der vermehrten Produktion eintreten können,

· · So kann auch zusätzlicher Kredit wie neues Kapital wirken 3). Ob und in welchem · · Umfange aber das der Fall sein wird, wird von der "Elastizität des Wirtschafts-

systems" abhängen. . Unter Elastizität des Wirtschaftslebens können wir in diesem Zusammenhang

nur die Fähigkeit zur Ausdehnung des Produktionsprozesses bei steigenden Preisen verstehen; Der Grad dieser Elastizität wird in erster Linie· abhängeq von der Leichtigkeit, mit welcher sich die Produktion ausdehnt. Das bedeutet im einzelnen die Frage, ob die landwirtschaftliche Produktion rasch intensiver gestaltet werden

· kann, ob Bergbau und Industrie rasch ausdehnungsfähig sind und ob, allgemein gesprochen, die Anzahl der A r b ei t s k r ä f t e gleichfalls einer Ausdehnung fähig ist. (Sei es, daß mehr Arbeitskräfte eingestellt werden können oder daß der Arbeitstag verlängert oder daß die Arbeit intensiviert werden kann.) Daher ist die "Elastizität" nicht bloß eine Frage der vorhandenen Daten, sondern auch eine psychische Frage, weil ein Unternehmer das Risiko der Betriebsausdehnung nur auf sich nehmen wird, wenn er der Konjunktur vertraut. Eben dadurch, daß er es tut; trägt er, aber zur Steigerung der Preise· bei und legitimiert gleichsam selbst seinen Wagemut. ,

Diese Ausdehnung der Produktion vollzieht sich also miter s t e i g e n d e n · ' 1) · Vgl. hiezu auch Pi g o u , Economics of Welfare, S. 854/5. V e b I e n (The theory of business enterprise) sieht in der Aenderung des Geldwertes geradezu den Hebel der Kon~ junktur. Die· Steigerung der Rentabilität sei oft bloß scheinbar. ja, er geht soweit, anzuneh­men,. daß <Jie ganze kapitali,stische Geschäftsführung in diesem Sinne auf einer· Illusion be-ruht. (vgl. insbesondere S. 191, 208 und passim). . ·

· . 2) Wenn man das Postulat eines stabilen Geldwertes aufstellen und streng durchführen , wolite, so müßte bei Senkung des Geldwertes auch das Anlagekapital in einem höheren Geld­betrag veranschlagt werden. Dann würde sich sofort zeigen, daß die Rentabilität keine Stei­gerung erfahren hat. Trotzdem kann auch diese bloß nominelle Steigerung Q.es Ertrags für den Unternehmer bzw. das Unternehmen r e a I e Steigerung des Ertrags bedeuten, wenn fremdes .Kapital mitarbeitet, welches fest verzinst wird. Steckt z. B. im Unternehmen zu. 60% fremdes Kapital, betrug früher· die Rentabilität 7%, die Verzinsung des fremden Kapitals 5%, so betrug der. Ueberschuß 7% vom eigenen .und 2% vom fremden Kapital, oder bei dieser Relation: 10% auf ,das eigene Kapital gerechnet. Bei einer Steigerung der Rentabilität auf 14% würde sich das eigene Kapital mit 27,5% v,erzinsen, so daß der reale Ertrag (trotz voller Berücksichtigung der Geldentwertung) steigt .. Die Ausdehnung. der Produktion ist also nicht bloß Folge einer e i n g e b i I d e t e n Rentabilitätssteigerung. Die Kosten dieser Rentabili­tätssteigerung tragen die Gläubiger des Unternehmens, und die Arbeiter, insoweit deren Löhne relativ zurückbleiben. . . . .

3) Dabei ist hier auf die Frage, wer über die Höhe des gewährten Kredits entscheipet und ob das auch von ö k o n o m i s c h e n Momenteil abhängt, nicht weiter eingegangen. Häufig wird die ganze Bewegung von der Produktionssphäre her einsetzen, indem nämlich Unternehmungen Kredit in Anspruch nehmen wollen und 'die Banken ihn gewähren, obwohl die bei .ihnen angelegten "fremden Gelder" nicht in demselben Umfange gewachsen sind. Es kann aber auch die Initiative von den Banken selbst ausgehen, welche die Kreditgewährung erleichtern und geradezu Kredit "aufdrängen". Der Unternehmer seinerseits wird geneigt sein; mehr Kredit' als ·bisher in Anspruch zu nehmen; wenn er hoffen kann, einen Gewinn zu· erzielen, welcher die Vergütung für den Kredit (den Zins) übersteigt. In diesem Verhältnis

· zwischen Zins und Unternehmergewinn liegt eine der wesentlichsten regulierenden Kräfte für die Gestaltung der Konjunktur und besonders der Preise. Darauf kann hier aber im ein­zelnen nicht eingegangen werden;~ Es sei auf W i c k s e II und S c h u m p e t e r verwiesen.

!V Kredit und Konjunktur. 383

Preisen .. Nic~t alle Preise aber steigen gleichmäßig. Welche. am raschesten steigen werden, 1st n.ICht vorherzus.ehe~, aber anzu~ehmen, daß die Preissteigerungen in der konzentrierten Industne, m welcher d1e Konkurrenz nicht so stark wirkt größer sind, als in der zersplitterten, also.in der Fertigindustrie. Ferner ist anzu~ nehmen, daßdie Produktpreise im allgemeinen rascher steigen als die Löhne. Das ist schon in der Mechanik des Arbeitsmarktes begründet, außerdem beobachten wir ~~i. steigender Konjunktur, daß die Gewinne rascher steigen als das Preisniveau. ~as ist jedoch nur möglich~ wenn die Preiskomponenten der einzelnen Pr.odukte mcht so rasch steigen als der Preisdes Produkts. Da aber Rohstoffe, Halbfabrikate u_~W· ihrerseits w~eder Pr~dukte sind, undGe~~nne ih.ihren Preisen tragen, so ka.n11 eine a l.l.g .. e m e I n e St.e1ger~ng ?er Produk!wn, ~fern· ausgelöst durch steigEmde Re~tab1htat, nu~ stat~fmden, bei z.urückbleiben der ~?.l:lllg:u:ote hinter den Preis­~~e1ge~ungen. .Em Ste~gen _der Gewmne über das Maß der Geldentwertung hinaus 1st bei allgememer Preissteigerung eben nur möglich, wenn e i n e Komponente der Kosten w ~ n i g e r rasch steigt, als die andern.

·In diesem Fa}le wird die ganze Gruppe der Lohnempfänger den Konsum nicht in demselben Maße steigern können, als die Produktion zunimmt, und es wird in­sofern von ihnen- durch.Verzicht auf Konsumtion- ein Teil der Neuproduktion

, von Produktio.nsmitt.eln .bewirkt, hzw. ermöglicht. Dieser Vorgang ist daher von Sc h um p e t er mit emem glücklichen Ausdruck: "Erzwungenes .Sparen''. ge~ 'nannt worden, und trifft um so mehr auf die Schichten mit f e s t e n Einkommen zu, deren Konsumtion durch die Preissteigerung im ganzen Belauf der Preiserhö­hungen e~ngeengt ,wird. Dieses "erzwungene Sparen" hört für die Schiehten mit festem Emkommen erst auf, wenn und insofern eine Steigerung· der Produktion späterhin wieder die Preise reduziert. -Diese Gewährung zusätzlichen Kredits wird also ~ei Elastizität. 'des Produktions.vroze~ses nicht bloß eine Verschiebung in, der Verteilung des Bes1tzes an ProduktiOnsmitteln, sondern eine reale Steigerung der Pro~uktion m~t sich bringen können, und sie wird das in der äußeren Form einer K~nJunktur tun 1), ;nach ~eren Abflauen o.der Umbiegung das Gleichgewicht z'Y1schen. dem· Antei! de~ emzelnen ProduktiOnsfaktoren an dem Sozialprodukt' w1eder hergestellt sem w1rd, - und zwar auf einem höheren Niveau d. h. mit vergrößertem Sozi~lprodukt. · '

In unserm Zusammenhange ist es wesentlich, welche Bedeutung diese Art von Kredit für d!e Gestaltung des Zirkulationsprozesses und namentlich die Verteilung der Produktionsmittel und Arbeitskräfte auf die einzelnen Sphären hat Aehn­lich wit:\ beim Phänomen des Kredits, der anschließlieh sich herleitet ~us dem erspartep. Einkommen, wird einerseits ein ausgleichendes Moment in die Wirtschaft eil1gefü~~· !n Zeiten. angeregten Gesc~äftsganges oder aussichtsreicher Möglich­keiten fur eme Ausweitung des ProduktiOnsprozesses kann diese. Form des Kredits ganz besonders die Zuleitung der Produ;k.tivkt:äfte in die kapitalistisch lohnendste Y~rwendung bewirken.. Denn die Gewährung solcher zusätzlichen Kredite ~ird­!>~Eleitet sein von einem Steigen des Zinsfußes und die aussichtsreichen Uqter­rhiD.Jingen werden i~ erster Linie in der Lage sein, auch teurere:r;t Kred~t i~ An­_p_ h zu nehmen~ D1e neuen Unternehmungen werden darin, um die günstige Zeit aus~un~tzen, oft. we~ters:ehen, als alteingeführte Unternehmungen. So ,bildet de.r.. zusatzliehe Kred1t e;n Mltt~L9~LA.!ls~esf3 und kann die, voni Rentabilitätsgesichts­p~nkte, kapitalisti~ch "richtige" Ver~eil~ng der Pro,duktivkräfte beschleunigen. Es

. w~rd a~er gerade d1ese Art von Kred1t m1t!m_t_er den gegent,eilige_n. E:ffe}{t haben: Sie 'Y1rd eme_Deberspannuns: derK~edit~ewäprung in eine ~estimmte Richtung ermög,. hchen, Wird gesellschafthebe M1ttel m'Form bloßer abstrakter Kaufkraft festlegen können und so gerade durchU11te.rstützun~. von Spekulation, durch Uebertreibung

· 1

) Von den Einze.Iheiten dieser Bewegung, insbesondere der Frage, welche Preise rascher, welche langsamer stetgen, und welche Konsequenzen davon . für die Rentabilität und den Fortgang der Produktion erwachsen, kann hier nicht die Rede sein. · ·

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an sich vorhandener Rentabilitätschancen, zu einer f a I s c h e n Verteilung der Produ~tivkräfte und d.ami~ zur Krise fü~re~ köni?-en ... Je ~El.i,ll~Lt~~·~as~anki. wesJm>lSt, um so größer 1st d1ese Gefahr, well s1e zu emer ubermtensiVen. FmaJ!~ ~~~eG~P.-.§~~.<?hi~Ifi.@er_I!t<!Y,§.tti® Anlaß gibt, -:-·je ~on~entr~erter. ~ingegen die Kr~dltgewährung erfolgt, um so mehr kann man eme nchtlge D1sposlt10~ auch in diesen zusätzlichen Krediten erwarten. Mit der wachsenden Selbstorgan i-,_ .s a t i o n der kapitalistischen Wirtschaft wird daher- dieser zusätzliche Kredit überwiegend ein weiteres Elastizitätsmoment, also ein Sicherheitsmoment bilden. · Die Vorstellung von M a r x. und derjenigen Theoretiker, welche die Krise auf die Disproportionalität in der Verteilung der Produktivkräfte in erster Linie oder allein zurückführen, übersieht· eben, daß die Verteilung der Produktivkräfte auf die einzelnen Sphären nicht völlig blind verläuft, sondern daß ein gewisser Ueberblick über die Verteilung der Kaufkraft auf die einzelnen- Sphären in den zentralen Kreditorganisationen gegeben ist. Ferner ist gar nicht abzusehen, w a r u m gewisse Zweige der Produktion, und gerade die vo111 kapitalistischen Standpunkt aus falschen, Imstande sein sollten, stärkere Kaufkraft auf sich zu lenken, als andere, welche für den Absatz günstiger liegen, weil sie "unter der Proportion" bleiben. Je mehr Elastizität in der Volkswirtschaft vorhanden, um so unerklärlicher die r e g e l m ä ß i g e Abfolge der Konjunktur, die · p e r i o­d i s c h e Hochkonjunktur und Krise.

d) K :t: e dit und Proportionalität der Produktionszweige.

Die Basierung der Produktion auf Kredit und zwar auf A n l a g e k r e d i t hat aber noch eine andere Konsequenz: Es wird dadurch .eine Eigentümlichkeit der modernen kapitalistischen Produktion, nämlich sich der Produktionsumwege zu bedienen, sehr unterstützt, und in weitgehendem Maße 'erst ermöglicht. Diese Produktionsumwege sind für die Gestaltung des Konjunkturverlaufs von ganz entscheidender Bedeutung: Stellen wir uns eine Produktion ohne solche Produk­tionsumwege vor, so wird es ein Fehlgehen der Produktion nur in sehr geringem Umfange geben können. · Denn es wird die Dauer des Produktionsprozesses be­grenzt sein. Sie wird .abhängen von einem Zeitraum, den der Produktionsfortgang und die Laufzeit der Maschinen beanspruchen. Produktion auf erweiterter Stufen-· leiter mit Einschaltung von Produktionsumwegen bedeutet aber, daß die Dauer des Produktionsprozesses wächst, weil in sie die Produktion aller Produktionsmittel einzurechnen ist. Es ist daher möglich, daß die Produktion erst in einem Zeitpunkt

1

endet, in welchem sich die Bedingungen, unter denen sie begonnen wurde, wesent­lich geändert haben. Steigen z. B. die Aussichten c;Ies Absatzes von Garn, so kann die Menge mit den vorhandenen Produktionsmitteln nur in begrenztem Umfange gesteigert werden. Die bestehenden Unternehmungen oder neugegründete müssen rieue Gebäude aufführen und Maschinen herstellen lassen und die neue Produktion wird vielleicht erst 1-2 Jahre später in Gang kommen. Wenn zahlreiche Betriebe unter dem Eindruck einer günstigen Marktlage den Produktionsprozeß ausweiten, so kannsehr wohl das Ergebnis des Produktionsprozesses dann ganz außer Verhältnis zu den Bedürfnissen des Marktes stehen. Der Kredit, welcher die Vorbereitung von Produktionen von langer Hand her gestattet; und daher besonders geeignet ist, überlegene und überlegte Dispositionen zu verwirklichen, wird derart ZU einem Moment der Unsicherheit und kann im Resultat das Gleichgewicht zwischen Pro­duktio~ und Konsum gefährden. Aber auch hier begegnen wir wieder einer Tat­·sache, die wir schon oben andeuteten. Es ist in der Eigenart eines mit Umwegen arbeitenden Produktionsprozesses begründet, daß in den einzelnen weiter· zurück­liegenden Produktionsstadien noch nicht definitiv über Inhalt und Form des Endpro­dukts die Entscheidung getroffen wird. Ausbau der Kohlenbergwerke als Folge_ einer guten Konjunktur in der Leder- und Textilindustrie kann ebensogut zu einer Erwei­terung der Nahrungsmittelindustrie oder einer _Entfaltung des Verkehrswesens

IV Kredit und Konjunktur. 385'

dienen.· Dasselbe gilt von der Eisen- und Stahlproduktion, V<Jn der Erzeugu'ng·von Werkzeugen; und Maschinen (wenigstens zum Teil). Ebenso wird die .Steig~rung der ProduktiOn auf Land, Rodung von Urwald, Intensivierung des Landl:laues durch Anlage von Straßen, Entwässerung usf., allen Zweigen der_ Agrarprodukte zugute kommen können. _ .

.so bedeuten . also die . Produktionsumwege zweierlei für die Gestaltung der ~OnJunkturbewegung, nämlich einerseits die Möglichkeit, in ganz großem Umfange d1e Voraussetzungen für eine Erweiterung der Produktion zu schaffenund damit un~er Umst~nden- --wenn diese Erweiterung die Nachfragetüberflügelt - eine Knse her~e1zuführen ;. andererseits wiederum die. Ausweitung des Produktions­prozesse~ m, großem Umfange mit großer Elastizität, insofern als ·die Dauer der allgemein~n Kon)unkturhinreicht, um die in der Sphäre der Urproduktion und·der Ausgangsmdustne hergestellten Produkte zu verwerten. . Es wird einerseits die Elastizität der Wirtschaft nicht vermindert, aber andererseits doch durch· die weitausholenden Produktionsumwege die Chance· eines Konjunkturzusammen~ b~uchs wesentlich gesteigert. .

. A~ße~dem ist ?ieses Moment für die 'Länge des industriellen Zyklus von W1chtlgk~lt, denn eme Wendung des Konjunkturverlaufs kann ja erst eintreten, sobald d1e Produkte auf den Markt kommen, deren Erzeugung bei Steigerung d~r Nachfrage begonnen wurde. Selten wird der Konjunkturumschwung durch

{be vermehrte Erzeugung in den bereits vorhandenen Produktionsstätten be- \·\· _- :_~ wirkt werden, meist erst werden die aus den neuen Unternehmungen stammenden Produkte auf den Markt kommen müssen, um das charakteristische Bild eines überfüllten Marktes, eines überschießenden Angebots zu bieten. Wenn es z. B. 5 . oder 7 Jahre dauert, bevor eine _merklich vermehrte Kohlenproduktion auf den Markt kommen !mnn, bevor infolgedessen die angebotenen Mengen von Eisen l' und. Stah~. erhebli~h . wach~en,. so. wird eine zum Teil unbefriedigte Nachfrage und 1

damit erhohte Pre1se und eme angespannte Konjunktur ebenso lange dauern - es müßte denn sein, daß die forcierte Erzeugung aus den vorhandenen Produktions­:stätten die Nachfrage bereits durchaus befriedigt. Da das aber gerade in den Produktionsmitt~lindustrien .nicht der Fall ist, und in diesen eine Steigerung der

-Erzeugung um em beträchthches ohne Neuanlage nicht möglich ist, so wird in der Tat di~ Länge des. technischen Prozesses, <lie.Dauer bis zur Steigerung der Erzeu-. :gung .m den. Grundlagen aller Produktionen für _die Länge des industriellen Zykl~s von Bedeutung sein. Ein weiterer Grund speziell dafür, daß die Konjunk­tur rilcht v o r h e r ihr Ende findet, liegt in folgendem: Die wesentliche Er­weiterung der Produktionsgrundlagen bedeutet starken Konsum von ·Roh., und Hilfsstoffen, sowie. Kraftstoffen~ Maschinen und Arbeitskräften; Kohle, Eisen, Holz (Grubenholz) werden in großem Umfange zur Schaffung von Produktions­.anlagen benötigt und können sich daher weder in Produktionsmittel der weiter­verarbeitenden. Industrie, noch in Endprodukte verwandeln. Dazu kommt daß

·-die Ausweitung der Produktionsunterlagen immer. Umsiedlung der Arbeiter' also Bautätigkeit, und damit wieder Konsum von Produktionsmitteln und: Arbeits­kräften bedeutet. Ein erheblicher 'Teil der Produktivkräfte ist also während der Hochk:Onjunktur gebunden und bringt keine Produkte unmittelbar auf den Markt.

__ - Die neuere Theorie hat mit Recht in höherem Maße als die alte die Be­deu~ung. dieser Produktionszweige für den · Konjunkturverlauf hervorgehoben. S p 1 e th o f f nennt diese Produktionsmittel: "Güter des reproduktiven Kon­·sums." Und es ist oben -schon gezeigt worden, daß hier die Quelle starker Disproportioi?-alitäten sein kann. Diese sind darin begründet, daß wegen des großen Arbe1tsbedarf~ während der Herstellungsdauer der Produktionsanlagen,_ wegen der dann steigenden Löhne und Preise die ganze Volkswirtschaft in' 'einer gün~~igen Konjunktur steht; und es ist.dann sehr leicht möglich, daß :nach Ausfuhrung aller Anlagen, nach Erweiterung der Produktionsmittelindustrie

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die weiterverarbeitende Industrie nicht mehr über den Markt verfügt, welcher dieser . Ausdehnung 'entsprechen würde 1). Aber n o t w e n d i g folgt diese Konsequenz nicht aus dieser stoßweisen Ausdehnung der ganzen Produktions­unterlagen. Denn jede Produktion von Gütern bedeutet ja normalerweise zu­gleich Kaufkraft in der Hand der Produzenten. ·Bei der großen Elastizität der Produktion kann ein bloßes Mißverhältnis zwischen den Vorstadien der Produktion und der Fertigerzeugung nicht die Ursache einer allgemeinen Krise sein; sqndeni müßte - durch das Mittel der Preissteigerung eine sehr rasche Ausdehnung der Fertiggütererzeugung zur Folge haben, wofür ja die Voraussetzungen in diesem Zeitpunkt bereits gegeben sind. Eine wirklich allgemeine Störung der Güterpro­duktion tritt vielmehr dadurch ein, daß die G e s a m t m a s s e der auf den Markt kommenden Produkte sich nicht verkaufen kann, was aber nur der Fall ist, w~il die als "Einkommen" verwendete Kaufkraft geringer ist als die Preissumme aller erzeugten Fertiggüter. Auch eine "Ueberproduktion" in den Vorstufen der Er­zeugung, im Kohlenbergbau, Eisen- urid Stahlproduktion usw. bedeutet offen­kundig nur, daß die Nachfrage nach Fertiggütern nicht in dem Maße steigen kann, als der Produktion der Produktionsmittel entsprechen würde - was mit dem eben Gesagten identisch ist. So stoßen wir, auch wenn wir die große Bedeutung des technischen. Elements, seine Wichtigkeit für die Länge der Produktionsperiode zugeben, wie4er auf den schon mehrfach betonten Tatbestand: A u s e i n a n d e r­k 1 a f f e n z w i s c h e n P r o d u k t i o n s e n t w i c k l u n g u n d E i n­. k o m m e n s e n t w i c k l u n g (Einkommen in dem Sinn des tatsächlich aus­gegebenen und ausgehbaren Einkommens verstanden), welches a 11 ein eine universale Krise und ihr regelmäßiges Auftreten zu

, er k 1 ä r e n vermag. Freilich darf nicht übersehen werden, daß einewes e n t­. 1 i c h e Disproportionalität an s i c h schon zu einer schweren Krise führen kann.

(Siehe oben.) Und es kann eine solche Disproportionalität als Folge der forcierten Produktionsausdehnung in den Erzeugungsgrundlagen der Volkswirtschaft ein­treten und den Absatz ganz im allgemeinen stören, ohne daß die "relative" Preissteigerung für die unterproportional erzeugten Produkte ein genügendes Gegengewicht für die Konjunktur zu bieten vermöchte. Denn wenn große.Teile der Produktion unverkäuflich· werden, bringt die Rückwirkung. dieses Umstandes. auf die Gesamtproduktion auch eine Störung im Absatz derjenigen Wirtschafts.:.. zweige mit sich, welche ohne diese Verminderung der Kaufkraft auf dem Markte, hätten voll beschäftigt sein können. Ob in einem solchen Falle nun.wirklich eine· Krise eintritt, ist unter anderm eine Frage der Quantitäten, weil eine geringe~

. Disproportionalität durch relative Preissteigerungen überwunden werden kann .. Auch Elementarereignisse können zu solchen Krisenführen: z. B. eine überreich-. liehe Ernte wird die Getreidepreise scharf herabdrücken und die Kaufkraft d.er· Landwirtschaft lähmen - allerdings gleichzeitig wieder die Kaufkraft der städtischen Bevölkerung für Industrieprodukte steigern, wenn die Preissenkung rascher vor sich geht als die Steigerung der Ernten, was wieder eine Frage der:· . Quantitäten ist. Es wäre dann nur die Frage, ob die städtische Bevölkerung die-­jenigen industriellen Produkte ka.uft,- welche die Landwirtschaft .bei anderer Eiih kommensverteilung in der Volkswirtschaft konsumiert hätte oder ob sie spart.

1) Die von der neuen Theorie sehr stark in den Vordergrund gerückte Bedeutung der: Sphäre .des "reproduktiven Konsums" gründet· sich auf den Kreditmechanismus, und zwar· in erster Linie auf den "zusätzlichen Kredit". Ohne diesen wäre eine so überproportionale Ausdehnung der Schwerindustrie nicht möglich, weil bei Gründung der Produktionsausdehnung.-· auf reale Ersparnisse sich die, Verteilung in die einzelnen Sphären der Pr'oduktion nach dem. Preisbild des ·Marktes proportional gestalten würde. Der zusätzliche Kredit kann leichter­einer bevorzugten· Sphäre zuströmen. Insofern bedingt also die Einfügung des Kredits eirte· Konjunktur in dem .oben (S. 382) ausgeführten Sinn; ·In der.gleichen Weise, wenn auch nicht in so großen Dimensionen, kann eine Krise vorbereitet werden durch Kreditierung flüssiger Mittel; die normalerweise als B e tri e b s m i t t e I dienen, als A n I a g e kredit. Die "Rel:-­nigungskrisen" nach Inflationszeiten tragen diesen Charakter. .

( V Die. Ursache der periodischen Wirtschaftskrisen. 387

oder sich anderem Konsum zuwendet.. Desgl~ichen bei Mißernten· und stark an~ s~eigenden Preisen: Dann wird die Konjunkturlage von dem Konsum der Land;. Wirtschaft abhängen. Diese JJisproportionalitäten können also , - anders in einer Plan- oder Bedarfsdeckungswirtschaft I - zu wichtigen S t ö r u n g e n führen; aber damit ist das r e g e 1 m ä ß i g e Auftreten der Krise und d a ß diese Dis-· proportionalitäten wirklich zu KrisenJühren, noch nicht erklärt, ebensowenig ist~ erklärt, daß das Wachstum der Produktion sichstoßweise vollzieht und nicht: ._ entsprechend dem Bevölkerungswachstum - kontinuierlich. Wäre das der· Fall, so brauchte ja eine Krise nicht einzutreten. ·

:Venlil danach gefragt wird, warum im Verlaufe des kapitalistischen Pro-­duktwnsprozesses r e g e l m ä ß i g Krisen auftreten, so karin der Hinweis auf V~rä~derungen in. den Quantitäten des Produlitionsprozesses nicht ganz be­fnedigen~ Denn diese Veränderungen können vermöge der Rückwirkung auf' die Preise für die Gesamtkonjunktur bedeutungslos sein und umgekehrt werden die P_reisän_derun~en bald wieder·- infolge der Elastizität des Produktionsprozesses---. die Gleichgewichtslage herstellen. ·Es müssen vielmehr, um das Auftreten der Krise zu erkl_ären: Bewegungen aufgezeigt werden, denen das gap.ze Preissystem der Volkswirtschaft unterworfen ist, und zwar das Preissystem in seiner Totalität i~sofern e~ nich~ riur Warenp~eise, sondern auch Preise für Arbeitsleistungen in siCh begreift. Diese Frage sei Im folgenden erörtert. . . .

V. Die Ursache der periodischen Wirtschaftskrisen . Wenn wir das Bild .einer Hochkonjunkturperiode betrachte~· so finden wi~

daß s ä m t l i c h e Preise steigen. Es handelt sich hierbei nicht mehr darum: daß eine Gruppe von Preisen sich ändert, sondern a ll e gehen in die Höhe. Eine bloße Erhöhung des Baumwollpreises bedeutetfür die PrÖduzenten von Baumwolle:

.· Verbillig~ng all~r ~brigen W, aren. Nur insofern dann ihre vermehrte. Nachfrage nach vyaren ?Ie _Preise der von Ihne~ begehrten Produkte steigert, verlieren sie wieder emen ~eil d~eses Vorspru~ge~. Die ~o~hk~njunktur aber ist dadurch gekennzeichnet, daß sich em .·neu es Preismveau Ii1 Ihr durchsetzt, also eine Steigerung s ä m t-1 i c ~.er ··!?re~se. Di~~e _Steigerung ~äintlicher Preise in der Hochkonjunktur ist cet~ns P\!!bus nur moghch, wenn d,Ie Menge des umlaufenden Geldes steigt (In­flatiOn, sei es auch Edelmet~llinflatwn, :wie durch Erschließung von Edelmetall­vorkommen); 9der wenn. sich die U,mlaufsgeschwindigkeit erhöht; oder wenn der Geldmechanismus durch Schaffung von zusätzlichem Geld seinen Umlauf erweitett · oder wenn Kredit an: Stelle des Geldes tritt. In allen diesen Fällen wird el.ne größer~ Gesamtpreissumme in der Volkswirtschaft möglich. Diese Elastizität des Geld­~p.echan~smus. wi.rd. aber! abgesehen von ~delmetallfunden und d e r.e n Wirkung, we_lche mflatwn~stis~h Ist, nur d~r. Ausdruck dafür sein, daß ~rsparnisse aus der Zeit der DepressiOn Jetzt dem _Wirtschaftsleben d.er Industrie .zuströmen (die Re­serven der Banken werden germger), und daß darüber hinaus Kredit als zusätz­li?her" gew~hr~. wird;, Bei n~he_rer Ueherlegung wird man finden, daß die B;J,~ltt.ung ~-I~ses ":lllsatzhchen . Kredit~ m d~n modern~nKonjunkturen besonciersgroß sein muß~· '"Denn die Erspar n·~ s s:e. werden ja auch in der Depressionszeit. ange:. legt" 1) und so ist _nur .mit zusätzlichem Kredit, also neugeschaffener· Kau'fkraft,

. 1

) Wenn}~ de.n "Verha~dltingen des Vereins für Sozialpolitik" dem Umstande des I<:api­talszustro111es m ?Je Ind.ustne so gro.~e Bedeutung beigelegt wird, eines Zustromes, der wäh­re)ld der. Depr~s~10n glei.chsam "zuruc~gehalten" worden sei, . so ist dieser Vergleich nicht ~tJchhaltJg, weil J~ auch m der De~ress10n alles .Kapital angelegt wird, und daher in der ·Kon­JUnktur nur. das m barem Gelde hegende Kapital, also der Barbestand der Banken Industrie­kassen 1;1sw. m Betracht käme, der sich allerdings in der Depression zu erhöhen pflegt. Es kann aber keme. Rede. davon sein, daß die Preiserhöhungen in der HochkOI').junktur gleichsam eine "~chleuse" wegziehen; Steigerung der _l.Jmlaufsgeschwindigkeit ist selbst in Hochkonjunkturen mcht groß genug, UU? starke Kon~rakbon des Geldumlaufs. herbeizuführen, und so die Kredit~ grundJagen zu verbreiten. Auch d1e besonders von S p i e t h o f f und A. W e b e r in diesen

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388 . .E m i l L e.d er er, Konjunktur und Krisen. V

eine sehr erhebliche Ausdehnung des Produktionsprozesses möglich l.). Erst dadurch wird ja eine allgemeine Preissteigerung eingeleitet. Wenn nämlich als nachfragende Kaufkraft nur die aus den verkauften Waren erlösten Geldbeträge zur Verfügung ständen, so würde auch Beschleunigung des Umlaufs usw. keine allgemeine Preis­steigerung bewirken können. Wenn im ganzen der Volkswirtschaft nicht mehr Geld ausgegeben wird als eingenommen wurde - und das ist der Fall, wenn nur die eigenen Einnahmen oder Einnahmen fremder Wirtschaftsubjekte, also Er­sparnisse, zum Einkauf dienen können - so kann sich nur bei verminderter oder

. vermehrter Produktion die Preissumme ändern. Aber solche Veränderungen der • Pro.duktion erfolgen wiederum erst nach Aenderungen in den Preisen 2

). Dieses Quid pro quo löst sich nur dadurch, daß an einer Stelle des Zirkulationsprozesses · eine neue . Kaufkraftsumme in Erscheinung tritt. Diese ermöglicht dann eine gleichzeitig wachsende Nachfrage auf allen Gebieten und damit allgemeine. Preis­steigerung. (Damit ist allerdings noch nicht erklärt, warum und wieso in regel­mäßigen Zeitabschnitten solcher zusätzlicher Kredit von den Produzenten in An­spruch genommen wird, wofür die Ursache ja nur Tendenz zur Preissteigerung sein kann, also steigende Nachfrage.) · . . Das Problem, woher das Kapital für die Hochkonjunktur kt>mmt, ist auch nicht mit dem Hinweis auf die Abstoßung von Kapitalwerten zu lösen. Denn innerhalb der Volkswirtschaft kann die Flüssigmachung von Aktien, .Hypotheken usw. nur Vers c hieb u n g von einer Hand in die .andere bedeuten. Daher ~ird dadurch neues Kapital nur geschaffen, insofern etwa Abstoßung zu billigerem Preis zu Ankauf aus dem Einkommen, also aus neu sich bildenden Ersparnissen führt. Abstoßung ins Ausfand würde zweifellos das flüssige Kapitaleiner Volks­wirtschaft steigern können. Bei dem internationalen Charakter der modernen Konjunkturen liegt aber darin auch nur eine Verschiebung und nicht eine Lösung des Problems. ·

Wenn wir die Hochkonjunkturperiode betrachten, so finden wir also, daß in ihr alle Preise steigen. Wenn alle Preise gleichmäßig steigen würden, so läge darin nichts anderes als eine völlig bedeutungslose Aenderung des Geldwertes. Eine Aenderung · des Geldwertes ist nun in dem Verlauf jeder Hochkonjunktudnvolviert, aber die'

I Konjunktur bringt nicht g l e i c h m ä ß i g e Steigerung der Preise. Es ist eine allgemein gesicherte Beobachtung, daß die Hochkonjunktur von einer bestimmten Preisgruppe ihren Ausgangspunkt nimmt; so z. B. von Kohle, Eisen, Stahl, Leder,. und sich von da aus auf. die Fertigprodukte und auch auf die Löh_ne überträgt. Wir können eine ganze Stufenfolge solcher ·Steigerungen aufzeigen und werden finden, daß die Preise der Rohstoffe an der Spitze stehen~). Diese sind besonders

Verhandlungen hervorgehobenen Schwierigkeiten der Anlage von Ersparnissen in der J?e­pressionszeit können nicht die genügende Grundlage für die Ausdehnung der Produktion bieten weil doch tatsächlich auch in der Depression Anlage von Kapital erfolgt. Wäre das nicht der Fall, so müßte ja der Zins durch die Konkurrenz der akkumulieren~en Kapitalisten

. auf Null sinken. Auch ist es kaum möglich, anzunehmen, daß die ganze Produktionsausdehnung in der Zeit der Hochkonjunktur durch neue, in dieser Zeit gemachte Ersparnisse bestritten wird· obwohl der steigende Zins das Sparen beschleunigen mag. Man wird nicht fehl gehen,· wen~ man die Produktionsausdehnung auf· den "zusätzlichen Kredit" zurückführt.

1) Ueber die Schwankungen in den Krediten, die in Anspruch genommen und gewährt werden, vgl. auch V e b I e n, The t!ieory of busine'ss enterprise, S. 190.

2) Allerdings sind p a r t i e 11 e Veränderungen der Produktion möglich, z. B. durch Erfindungen welche auch bei gleichbleibenden Preisen eine Produktionsvermehrung zur Folge haben' können. - Eine Geldvermehrung, ·z. B. Goldfunde, körnen, wie. zusätzlicher Kredit, auch eine Konjunktur anregen; aber sie werden eher in Geldentwertung ausla~fen,. weil sich die dadurch ausgelösten Preissteigerungen über die ganze Volkswirtschaft verbreiten, während der zusätzliche Kredit intensivere Anregung der aussichtsreicheren Unternehmungen ermöglicht. . . . . . . . ._ .

a) Im allgemeinen·· kann man sag~n, daß d1e Pre~se derjemge!!- Produkte 31m. me1sten steigen, welche im z e n t r·u m der Konjunktur stehen. je mehr eme Produkti_on entfernt ist, "from the point of initial disturbance" (V e b I e n, a. a. 0. S. 199); desto wemger werden.

V . Pie Ursache der periodischeil Wirtschaftskrisen. 389

elastisch, namentlich wenn sie marktgängig sind und auf der Börse gehandelt, wer­den. Wenigf:r __ ~Jastisch sind die Preise der Fertiggüter, nQ!ili-~uiger- meistens - die Löhn,~.-~). AriCEnde der Reihe stehen die GehJJ.Jte;r für Apg(Cl~J~Jte, staat­liche Feimte und endTicll'äleRei!_t_(f_E, Zinserträg11isse, welche auf langfristigen ~ Verträgen.beruhen, oder überhaupt fixiert sind, wie z. B. die Verzinsung von Staats­renten, Industrieobligationen usw. ·W~nn wir die Einkommenspyramide der Volkswirtschaft betrachten, so werden wir demgemäß eine rasche Aenderung der Unternehmereinkommen (nicht a ll e r, am stärksten in der Großindustrie und in der Landwirtschaft), eine langsamere der Arbeitseinkommen bemerken, während sich die Renteneinkommen nur insoweit ändern, alsneue Verträge abgeschlossen werden. In s~r starker Ue.!?_erhöhung zeigt jede Inflationsperiode dr~is«h dieses verschieden schnelle Ansteigen der Preise, oder was dasselbe ist, auch der Ein­kommen.

Diese Unterscheidung soll nicht bedeuten, daß i r g e n d w e l c h e Preise · oder Einkommen in der Hochkonj-unkturperiode zurückgehen. Auch die Löhne · steigen an. Aber sie steigen nicht sö rasch an. Es ist auch möglich, daß die Löhne rascher steigen als die Preise, so daß der Reallohn gleichfalls steigt. Aber die Stei- . I

. gerung des Reallohnes wird hinter der Steigerung der Produktion in einer Hoch- • } konjunktur zurückbleiben und' man kann wohl als Regel ansprechen, daß die t' Arbeiter, namentlich aber, wenn man Arbeiter, Angestellte und Beamte zusammen- 'i, nimmt und die Rentner usw. heranzieht (Aktienbesitzer sindnicht einzubeziehen, !,~---.!_'! soweit sie Dividende beziehn 2), eine geringere Quote des Produkts zurückkaufen l

können als zur Zeit der Depression. Das ist danri aber g l e i c h b e d e. u t e n d mit stärkerer Akkumulation, die sich in der Ausdehnung der Produktionsanlagen auch deutlich sichtbar ausspricht ..

Einen Versuch, die Bewegung von Preisen: und Löhnen statistisch zu erfassen, macht L e. s c u r·e (in dem Artikel Hausses et baisses generalesdes prix in der Revue d'Economie politique), der allerdings nicht den modernen ökonomischeil Zyklus, sondern die großen Preisbewegungen untersucht. Er unterscheidet drei Phasen: 1850-73, Periode der Preissteigerungen; 18.73-96 Sinkende Preise; 1896-1914 Steigende Preise. Nach den Untersuchungen von L es c ur e gestalten sich die Preise folgendermaßen: Wenn man den Stand von Löhnen, Preisen usw. von 1900 mit 100 setzt, so zeigt sich folgende Bewegung: in· den Jahren 1850-74 steigen

die Löhne von 55 auf 88, das ist also um 60 %-die Preise der Produkte im allgemeinen von 75 auf 111, das ist um 46%; die Preise der Mineralien (Eisen, Kupfer usw.) von 77 auf 140, das istum 82%. In den .Jahren 1877-96 bleiben die Löhne fast. gleich. Sie sinken von 88 auf 84 = 4%. . · Hingegen siriken die Preise aller Güter wie von 112 auf 62, d. i. '44%. Die .Preise der- Mineralien von 1;10 auf 62, d. i. 56%·

---:---ihre Preise affiziert sein. Gerade deshalb aber muß sich darüber hinaus das Preissystem f ü r a II e Produktionen g~meinsam ändern, um eine·allgemeine Konjunktur zu schaffen. Darüber siehe weiter unten. ·

1)" Daß in der' Konjunktur die Preise der Rohstoffe, soweit sie zur Produktion .der Pro­duktionsmittel erforderlich sind, und. die Preise der Produktionsmitterselbst rascher steig!)n, · als alle anderen Preise, ergibt sich auch schon aus der eigentümlichen Marktsituation für diese Warengruppen: die Fertigproduktion wird sich, um einen Bedarf, der sich um 20% erhöht hat, ztl befriedigen, lediglich um 20% ausdehnen müssen, da gemeinhin alle ihre Produkte im Jahre der Erzeugung auch verbraucht werden. Die Produktionsmittel werden v_iele Jahre hindurch benutzt. Nehmen wir -an, daß sich der Produktionsapparat durchschnittlich in 10 Jahren er­neuert, so werden jährlich, bei konstanter Produktion, 10% des Produk~ionsmittelapparats erzeugt werden. Steigt die Produktion um 20% an, so ist daher d. reim al so ·große Er­zeugung der Produktionsmittel erforderlich. Dies Argument wird von P i g o u mit Recht betont (Economics of Welfare, 1920, S. 807); allerdings übersieht er dabei, daß z a h Ir e i c h. e

. Fertiggüterindustriell/einen ähnlichen Charakter ~ragen (z. B. Häuserbau, Webereien,. Er-" zeugung aller Haus)laltungsgegenstände, wie Möb~l, Teppiche usw.). .

r · · 2) Allerdings setzt die Politik vieler Gesellschaften· die Aktionäre auch während der Hoch-konjunktur auf schmale Kost. Insoferne wird also ihr "Einkommen" nieht so rasch ansteigen, als es dem Aufschwung der Produktion entsprechen würde. Es werden Reserven gebildet, d. h. also es wird_akkumuliert. Das ,,Einkommen" im Sinne der Preissumme von gekauften Konsumgütern wird also in diesem Fall durch die Politik der Aktiengesellschaften gemindert.

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390 E m i l L e d er er , Konjunktur und Krisen. V '

- . ·In dieser Periode steigen daher die Reailöhne sehr erheblich, in folge der Preis-senkung, während sie sich in der vorangegangenen Periode mindestens relativ nicht gehoben hatten. Viel deutlicher aber zeigt sich. die~e Tendenz in d.er ~etzten Period~, .

'in welcher Bildung der Monopole rasche Preissteigerungen ermöghch t, denen die Löhne sich nicht rasch anzupassen vermögen. Es stiegen die Löhne im Jahre 1886 · . bis 1906 wie von 84 auf 102 oder um 21%, · "' . hingegen die Preise von (1896-1910} 62 auf 80 oder um 29%,

die Preise der Mineralien von (1896 bis · ·. 1910} · . · 62 auf 107 oder um 72%.

Wiewohl die Preisstatistik jener Zeit keineswegs als zureichend erachtet werden­kann, insbesondere noch keine Indexmethode regelmäßig zur Anwendung kommt, . so geben doch diese Daten einen Hinweis darauf, wie jede Preisbe)Yegup.g auch eine andere· Verteilurig d~s So~jalpr()4l1l~ts p1it.stcb. brin._g,t, WöMi-are ver~chieden schnelle Preisbewegung die Ursache· für die Verschiebung m den Quoten bildet, welche auf die einzelnen sozialen Gruppen entfallen. Um die Wirkung der Preisbewegung abzuschätzen, müßten genaue Daten über die jährlich erzeugten Produktmengen zur Verfügung stehen. Da iri der Hochkonjunktur die Produktionsmenge, per Kopf gerechnet, ansteigt, so muß sich das relative Zurückbleiben der Löhne im KOIJ.­junkturbilde noch stärker bemerkbar machen. Dabei ist zu sehen, daß die Löhne in der Zeit rascher Industrialisierung sehr flott anzogen, fast ebenso schnell wie die Preise der Rohstoffe; daß aber nach erfolgter Industrialisierung, als die freie Konlmrrenz unter den Schlägen der schweren Krise allmählich einer Organisation der Wirtschaftskräfte wich, die Löhne zurückblieben und die Last der steigenden Preise, wie es scheint, sogar den Reallohn herabdrückt. Genaueres läßt sich frei- ' Hch nach den hier mitgeteilten Daten nicht angeben, immerhin sind sie ein Fmger­zeig dafür, daß sich das Verhältnis der Preise zueinander im Laufe der Konjunk-turperiode sehr stark verscliiebt. ·

Daß tatsächlich in der Hochkonjunktur die E,rhöhung der Arbeitseinkommen und Renteneinkommen aller Art ·ni~ht so rasch vor sich geht, als die Steigerung· der· Preise für die Produkte, und 'daß insbesondere diese Einkommen und die · Einkommenssumme nicht so rasch wachsen als die Produktion und die Preis­summe der · Gesamterzeugung, spricht sich schon in der großen Akkumulation aus :- umgekehrt ist diese Akkumulation an das vorübergehende relative Zuri,ick­bleiben der Löhne und Renteneinkommen geknüpft. W i e s o dieses erfolgt, ist im einzelnen venichieden und hängt von dem auslösenden Moment der Hochkon­junktur ab. Bildet sich z. B. im Ausland ein neuer Markt mit großer Kaufkraft (so wenn etwa fremde Regierungen auf Grundlage von Anleihen oder erfolgreiCher Steuerpolitik als Käufer von Rüstungsmaterialien oder als Besteller von Eisen-

. bahnanlagen usw. auftreten), so wird diese Nachfrage die Preise erheblich steigern; ;mit der vermehrten Produktion .werde~ auch die Löhne ansteigen. Das Bild des Marktes wird dem Ptozeß ähneln, welcher sich bei einer Inflation (sei es Gold­oder Papierinflation) abspielt; es werden alle Preise, also .auch die Preise für Ar-

"~ beitsleistungen, aber nicht alle g I eichmäßig ansteigen, denn jede Preis­steigening begegnet anf~ngs Widerständen und ain stärksten sind diese dort, wo langlaufende Kontrakte trotz Minderung des Geldwertes nicht sofort geändert werden. Dieser Aenderung von.Löhnen.und Arbeitsentgelten aller Art steht auch ·__;.. im, Anfang der Konjunkturpeilode besonders '-- die landläufige Ueberzeugung gegenüber, daß ,die ,;teJier:Uri.g" wieder z4rückgehen werde, und .daß nj9J._t eine Entwertung des Geldes, ,sond,em,eine Steigerung der Preise, hervorgerufen durch große Nachfrage, vorliege, w~lchß. in11n hinnehmen müs'se. Indem. nun die Preise :rascher ansteigen als. das·. Koste:n:element des Lohnes, so ergibt sich ein großerer .. Ueberschuß; dessen Akkumulation wiederu1ll raschere AJJ.sdehnung der Produktion

' '':' ., e~mögJicht, oder anders all,sgedrückt: W\'lP.~.aJle.J?p~~§e steigen, aber die Löhne · • rela:tt:Y: ... ;?.;urückbleiben, -so km:,In~und. muß von der gesellschaftlichen Produktion eil\

g~9f.3erer Teil ~er Eq:~ug~~g · ~ojiE:apitalgütern · ge.widmet werden~ welche als <!e­wmn m ErschemungJreten:~ D1eser ganze Prozeß wird durch das Mittel des Kredits, v9r allem. des {\iber die 'Ersparnisse hinausgehenden) z u sät z 1 i c h e n Kredits, überhaupt e~st .ermöglicht, -zumal bei Gewährung zusätzlicheil Kredits die Akkumu­lation aus Ersparnissen nicht erst abgewartet zu werden braucht. Der Kredit i~t

I•

V Die Ursache der periodischen Wirtschaftskrisen. 391

dann der Hebel, durch den die Produktionsmittel denjenigen Unternehmungen zugeführt werden, deren Preise sich rascher entwickeln als die Löhne - und dies h e vor noch diese Differenzierung in den Einkommen sich ausgewirkt hat. Aehn­lich liegt der Fall, wenn der Ansto.ß zur Konjunktur dem Inlandsmarkt entstammt. Auch dann werden bei Verschiebung der Nachfrage die Preise steigen. Es werden die Einkommen aber nicht .so rasch ansteigen und damit der Kreditmechanismus rasche Ausdehnung der Produktion - auf Kosten des r e I a t i v e n. Zurück· )?Jeiben!l_der,L~)lne- möglich machen. In allen diesen Fälieii aber wird auch das Realprodukt der Volkswirtschaft offenbar ansteigen, wenn wir annehmen 'daß

. d~r R._eallolJIJ. i~ einer solchen. Zeit llicJ.lt sinken kann, sonde-rn sogar ansteigt, und die Mmderung m der Kaufkraft a,ller festen Einkommen überwiegt. Denn es bedarf keines Nachweises, daß bei (langsam) ansteigendem Lohn und rascherer ·Akkumulation eben die Gesamtproduktion steigen muß-wenn man reale Güterversorgung und nicht bloß Bewegung der Preise registriert (letzteres wäre dann eben eine reine Inflation). Wodurch im I-nlande· eine solche Konjunktur ausgelöst werden kann, ist allerdings hier noch nicht angedeutet. Darüber weiter unten. Daß die Produktion unter dem Ein.fluß einer steigenden Nachfrage des A u s l a n d e s sich ausdehnen kann, bedarf keiner besonderen Begründung. Aber diese Lösung verschiebt nm; das Problem: denn woher kommt die steigende Nachfrage des Auslandes bei

J gleichbleibenden Preisen und Einkommen ? . . W~nn man die~e Ueberl~gungen ganz abs~rakt ~aßt, und die Reibungsmomente;

die. m emer Volkswirtschaft Immer gegeben smd, die ·starken Reservoirs von . Kauf­k~aft, .?i~ Imp?-ls~ aus den;t Auslande, die Antriebe aus der Bevölkerungsvermehrung, _die Moghchkmt emer Steigerung der Leistung - kurzum, wenn man alle die einer Dynamik günsti~:,en Teile des Tatbestandes ignoriert, so wird man sogar zu der Konsequenz genötigt, daß der Kredit erst die Konjunktur schafft oder ermöglicht. Denn auch. eine Einschränkung des Verbrauches bedeutet ja leqiglich eine ·VerschIebung der Nachfrage von Konsumgütern zu Produktionsmitteln, . :und daher in demselben Maße . Senkung als Steigerung der Nachfrage. Erst die Bevölkerungsvermehrung bringt auch eine Datenänderung, weil Steigerung der Arbeitskräfte mit sich. Bevor sich diese noch geltend macht, wird steigende· Be­völkerun~: stei~ende Nachfrage nach Konsumgütern, besonders Nahrungsmitteln, und damit steigende GetreideJ?reise bedeuten. Diese steigenden Getreidepreise schränken die _Nachfrage der- städtischen Bevölkerung nach Industrieprodukten eil~, set~en die ländliche Bevölkerung aber instand, mehr Industrieprodukte z11 konsumieren .. Außerdem werden aber die steigenden Getreidepreise zu einer Aus­dehnung der Produktion in der Landwirtschaft Anlaß geben, wenn nicht die Imid­wirtschaftUche Bevolkerung selbst ihren Konsum an Nahrungsmitteln einschränkt; was nicht der Fall sein dürft.e. So beginnt also zunächst eine Ausdehnung .der Agrarproduktion, welche bei entsprechendem Verhältnis. zwischen Agrarprodukt­und Industrieproduktpreisen auch zu einer Ausdehnung der gewerblichen Produk­tion führen kann u~d wird. Aber offensichtlich sind das sehr langsam wirkende Uebertragungen; -d_gl Ausde.hnm~g. der Produktion kann erheblich be::;chleunigt werden, wenn im Wege des Kredits und zwar dann des zusätzlichen Kredits, also der Schaffung neuer Kaufkraft, die A u s d eh n u· n g der Produktion ·erfolgt, bevor noch aus Ersparnissen, reali~ierten Preissteigerungen usw. vermehrte· Pro­duktion möglich wird. Die latenten Reserven der Produktion können derart rasch und fast unmittelbar, g l e i c h z e i t i g mit dem steigenden Bedarf; der Produk­tion. nutzbar gemacht und. diese k!11ln derart ausgedehnt werden. Der Rückfluß · der Kredite aus der Produktion zeigt-dann, inwieweit diese zusätzlichen, ·vorerst noch nicht auf Produktion oder Ersparnissen fußenden Kredite eine "gesunde" oder zu weit gehende, irh Aufba,u der Volkswirtschaft noch ni(.:ht begrü!l;dete Aus­dehnung der .Produktion involvierten. Erfolgt· d~r Rückfluß aber "normal", d. h. in dem von de,n Banken selbst angenommen.en Te:m:po, dann ist das ein Beweis

·I

. i:. I

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.dafür, daß die Kreditgewährung lediglich (line Ausdehnung der Prodüktion be­

.schleunigte· oder erleichterte, welche auf dem Wege der Ersparnisse erfolgt· wäre. Manchmal noch darüber hinaus, insofern gewährte Kredite und die damit be:.. dingte Preisveränderung eine S t e i g e r u n g der Produktion herbeiführen.können " und nicht bloß inflationistisch zu wirken brauchen. Alles. wird, wie erwähnt, von der Elastizität des Wirtschaftslebens abhängen, aber es muß nachdrücklich her­vorgehoben werden, daß in dieser ganzen Wechselbeziehung auch der Kredit eine-führende Rolle spielen kaniL Er ~I!.!U!.die Konjunkturbewegung "anregen"; d. h. Preisbewegungen auslösen, welche zu einer allseitigen Ausdehnung. der Pro-

. duktio)l. führen:" · Schon mehrfach wurde auf die Disp_ro:pgr.tLQl!!!ltt!l.t)n der .Entwicklung der

Einkommenströme hingewiesen, welclle .. sich in jeder Konjunkturperiode .,zeigen.· · biese DispropQrtionalität ist identisch mit der Beobachtung, daß nicht alle Puü§e in der Hochkonjunktur g l e i c h m ä ß i g ste~n. · . · ·

Was sich bei einer starken biflation ganz augenfällig zeigt, daß manche Preise gegenüber'einerVeränderung in der Nachfragesituation rascher nachgeben, andere aber beharrlicher sind, bzw. daß längere Zeit verstreicht, bis sie der Bewegung nach­folgen, läßt sich bei jeder Konjunkturbewegung verfolgen 1). Diese verschiedene

'Bewegung ·der Preise ist eben i d e n t i s c h mit der verschiedenen Bewegung der Einkommen und zwar sowohl der Unternehmer- als der Arbeitereinkommen. Denn 'würden alle Einkommen in der gleichen Weise variieren, so würde das ja gleiche Be­wegung der Pq~ise bedeuten.· Da~ der Eisenpreis in ·der Konjunktur z. B. faseher steigt als .der Pteis des Tuches oder des Bieres ist identisch damit, daß der Gewinn im Kohlenbergbau bei anziehender Nachfrage, desgleichen der Lohn in der Hii.tten­industd.e rascher steigt, als der Gewinn in.der Bierbrauerei und die Löhne in derBier­·brauerei, überhaupt in den weiterverarbeitenden lndustriep.~ Jede allgemeine Preis­steigerung ändert also die Re Ja t i o n der Preise, schafft differentielle Ueber- und Uiiterge~fliile; ünd differentielle Löhne. Eine solche. Differenzierung aber scha.Jft wfed.erum-Voraussetzti.ngen für eine Differenzierung der Produktion. Hierbei ist eine d o p 'p e l t e Differenzierung festzustellen: 1. zwischen den einzelnen Produk­tioriszweigeri, wovori schon oben die Rede war, 2. inner h alp je<;it?,S Produk-

l .tioii·szweiges, insofern als der Lohn nicht· so ras{:h wächst a:ls der Produktpreis, ·,· . so daß also der· Gewinn rascher ansteigt als der Lohn.' Nur diesem relativ raschen

'Ansteigen--der Gewinne sin'd die hohen. AkkumulaJioris:r.a.ten in d~r Konjunktur zu verdank.en. Sie könnten aus der A u s cl' e h n u n g der Prodül.{Hon allein nicht erklärt werden. Ein gutes Jahr kann oft die Verluste oder die Stagnation vieler Depressionsjahre wettmachen. Diese Differenzierung der einz.elnen Kostenfaktoren

. bedeutet aber schon eine Differenzierung der Produktion, wovon gleich zu sprechen .·ist. 1 D_iese· Differenzierung der Einkommen ist hauptsächlich ·darauf zurückzu" .führen,- daß sich die Löhne nielit bei'~Aenderung der Lage auf dem Arbeits­markt automatisch verändern. Sie bleiben vielmehr etwas hinter den Preisen zu­rück, sei es, weil Begrenzungen durch' Tarif~erträge vorliegen, sei es, weil die . Arbeiter nicht hnstande sind, die Einschränkung des Angebots -so weit zu treiben, um eine entsprechende Lohnerh,öhung ·zu· er;t:wingen. Außerdem ist zu be­rücksichtigen, ·.daß in der · Konjunktur die Produktmasse per Kopf gerechn~:tv<. steigt. , · · · · ·

Daß die Löhne in den einzelnen Produktionen eine verschiedene Quote der Kosten beanspruchen, ist offenbar kein Einwand. Denn wenn die Gesamtheit der Löhne, Gehalter Renteneinkommen usw. nur eine ldeinere Quote d~s Ge­samtprodukts zurückkaufen können, so ist tlas schon gleichhedeutend mit der Tatsache, . daß die Akkumulation steigt. Diese hohe Akkm;nulationsrate muß auch; bei Gefahr schwerster Störungen, bereits in der Form von Produktiöns­.mitteln vorhanden· sein. Die annähernd gleiche Verteilung über die verschie- .

. 1) Vgl. hiezu ·auch. Mit c h e U; Business cycles, 1913, passim und S. 572. ~

V Die tJrsache der periodischen Wirtschaftskrisen. 393

denen Produktionszweige (wobei große Differenzen gegeben sein können, welche aber nur zufällig mit dem Lohnanteil parallel gehen mögen) wird bei freier Kon­kurrenz durch die Konkurrenz, bei Organisation der Wirtschaft aber durch die Dosierung der Kredite bewirkt ..

Das für die Löhne Gesagte gilt in noch weit höherem Maße für die Gehalte der Beamten und die Einkommen d~r Rentner 1). Diese Differenzierung der Ein­kolh,:men bedeutet aber zugleich eil} Yer:schieben der Ge,vichte in der Nachfrage. Jfs:~;'?- ß sich bei steig~nden Gewinnen und wachsende:rAl<:~.turiulation die Nach-

. ' 1

) Daß die Löhne in der Konjunkturperiode hinter den Preissteigerungen zurückbleiben, macht auch ~· E, M a y in seinem Buch, Das Grundgesetz der Wirtschaftskrisen, 1'902, zur Grundlage semes Erklärungsversuches der Krisen. Er versucht seine These mehr statistisch als theoretisch zu verifizieren. - Genau deq entgegengesetzten Standpunkt vertritt L. P o h I e . '" in seiner Schrift: "Bevölkerungsbewegung, Kapitalbildung und periodische Wirtschaftskrisen." i).J

Er behauptet (S. 23/4), daß der Lohn in der Konjunktur steigt, so daß das Einkommen der . Arbeiter nicht nur absolut, sondern auch r e I a t i v wächst; infolgedessen nehmen die Er­sparnisse. ab, da die wohlhabenden Kipssen ihren Ko!Jsum nicht einschränken und daher die Beschaffung der Produktionsmittel unmöglich wird. /In dieser Argumentation übersieht aber Po h I e vollständig die Wirkung, welche eine solche Situation mit sich bringen müßte: näm­lich rasch steigenden Zinsfuß, Akkumulation, zusätr~:lichen Kredit und vor allem Preissteige­rungen der Endprodukte, die zu einer · Konsumeinschränkung einerseits, . akkumulierbaren Gewinnen andererseits führen müßten. Vollends stimmt es mit der Wirklichkeit nicht überein, wenn P o h I e behauptet, daß diese Unterproduktion von Produktionsmitteln bei wachsender Bevölkerung bewirkt, daß die neu heranwachsenden Arbeiter nicht in die Produktion einge­stellt werden können - da doch umgekehrt in der Krise das Arbeitsfassungsvermögen der Industrie nie völlig ausgenützt ist! Po h I e führt also die Krise auf Ueberkonsumtion.zurück •

. Ei_n~ solche schafft aber nicht eine Krise, sondern im Gegenteil eine Konjunktur unter gleich­z.eiJiger Aenderung des Geldwertes, die dann das relativ zu rasche Ansteigen der Löhne sehr wirksam korrigiert. Denn .im normalen Fortgang einer Volkswirtschaft bedeutet ja Ueber­kolisumtion, daß ein relativ zu großer Teil der gesellschaftlichen Arbeit direkt für Genußgüter­produktion verwendet wird. Dadurch h:iidet die Ersetzung des gesellschaftlichen Kapitals, die Umformung und Erweiterung des Produktionsapparats Schaden. Bei fortdauernder relativ zu großer Nachfrage nach Konsumgütern (die nur stattfinden kann, wenn die Löhne relativ zu hoch sind, d. h. die Profitesehr beschneiden, oder aufzehren), liegt in der Preisbewegung für Produktionsmittel ein selbsttätiges Korrektiv. Wenn die Produktionsmittelpreise steigen, so bedeutet das zugleich schon Senkung der Löhne und Steigerung der Profite, die Volkswirt­schaft als Ganzes betrachtet. Diese Preisveränderung wird aber im normalen Verlauf der Dinge schon lange vor dem t a t s ä c h I i c h e n Zurückbleiben des Produktionsapparats eine· Ver­minderung oder Verschlechterung des Produktionsmittelapparats verhindern. In der Tat tritt eine solche auch nie

1

im Verlauf der normalen Konjunkt).lrbewegung ein., · . "" . Ueberkonsumtiop großen Stils zeigt die Kriegswirtschaft. Die Produktionsmittel .des

.Landes werden aufgezehrt, woferne nicht Einschränkung der Konsumtion durch Steuern im · Behufe der Kriegskosten eintritt. Die Preisbewegung für Produktionsmittel, welche auch in diesem' Fall eintritt, wird aber die richtige Adjustierung der Volkswirtschaft nicht zur Folge haben können, weil die Produktionsmittelerzeugung nicht erhöht werden kann, und weil sämt­liche Produktivkräfte,· auch verwaltungsmäßig, mit Beschlag belegt werden. D i es e Ueber­konsumtion führt daher zur Inflation mit allen Folgen einer solchen . insbesondere zu schweren Disproportionalitäten. ' ·

Im ubrig'en zeigt schon das erfahrungsmäßige Bild der Krisen, daß nicht eine Ueberkon­sumt.ion ihre. Ursache ist: beginnt sie doch im Gegenteii mit der Stockung in denjenigen Pro- · duktlonsz~eigen, welche. Endprodukte herstellen. Ihr erst~s Symptom ist meist Nachlassen der Ordern seitens der Ferhgprodukt!on. Das deutet nicht auf überproportional hohe Kaufkraft des. Konsums, sondern im Gegenteil auf seine Schwächurig hin. In. der Tat ist das Haupt­symptom der Krise: gefüllte Lager, auch in der Fertigin'dustrie. Wäre Po h I e im Recht

·so müßten die IndtJstrien, infolge der zu hohen. Löhne, gewinnlos werden, und die Akkumulatio~ stocken; ~n der Tat Jst aber die Krise der Abschluß einer Wirtschaftsperiode mit besonders rascher und großer Akkumulation, und die Industrien werden in ihr gewinnlos bei größten nicht verkäuflichen Lagern. · ' · . · ' ·

J?ie Daten,_ welche P o h I e zur Verifizierung seiner Theorie bietet (S. 77 ff.), sind nicht ausreichend, weil nur Löhne und Preise einander· gegenübergestellt werden ohne Berücksich­tigu~g der yeränderung in den Produktionsmethoden, die das Gesamtprodukt per Kopf we­sentlich beemflussen.-- Ueber das Verhältnis zwischen Konjunktur und Konsumtion zwischen Kapitalakkumulation und Krise vergleiche auch H o b s o n , The Iudustrial System. D.er Standpunkt H oq so n s (die Krisen erklärt durch überproportionelles Sparen) ist dem p o h 1 es

, genau entgegengesetzt.

Page 24: Lederer, Emil 'Konjunktur Und Krisen' 1925

394 E m i,l Lederer, Konjunktur und Krisen .. V

,!_rage im h_öl!_~rllli..MßD.~ a\xf die Pro~p~l~&.~n. als bish~r, als.o in. pro­gressiv steigendem Ma~hata~er ·Ausdehnung der Produktwnsmittelmdu­strien in rascherem Tempo als Ausdehnung der Fertiggüterindustrien zur Folge. Dem liegt dann nicht irgendein volkswirtschaftlicher Plan zugrunde, der sich etwa auf die bessere Ausstattung der Gesamtheit mit Produktionsmitteln richten würde. Sie erfolgt automatisch; weil die Gewinne und also dieAkkumulationsraten steigen. So entsteht eine Disproportionalität der Produktion; welche aber im Rahmen der

· Einkommensverteilung gar keine Disproportionalität ist, sondern lediglich der Ver-t eil u n g der Kaufkraft in der Volkswirtschaft entspricht. Diese relativ zu starke Ausdehnung der Produktionsmittelindustrie ist bei der Differenzierung der , -· Einkommen eine notwendige Folge, wenn nicht die Unternehmer selbst ihren Konsum entsprechend den· gesteigerten Gewinnen auspehnen, was aber nie der Fall ist. Die Akkumulationmuß also unter. diesen Umständen "zu schnell" vor sich gehen, d. h. es· pmß der Punkt bald. erreicht werden, an welchem das Kapital zwar als ein akkumuliertes erscheint, die ProduktioiisanlMen also ~!!sgedehnt sind, abbr die Möglichk~it_ der "endgültigen Realisienmg der Profite" in der Volkswirt­schaft durch eine rentable .Knlage nicht 9urchweg gegeben ist. Auch wir kommen hier auf eine Disproportionalität. Aber sie unterscheidet sich sehr erheblich von der Disproportionalität, welche in der herrschenden Theorie als Ursache der Krisen angegeben wurde; nämlich 4_adurch, daß dort ein Mißverhältnis der Produktions­zweige stattfand, als R()sultat eiD;es mangelnden Ueberblicks und schlechterer, weil nicht rationellerer ·oisposition. Nach unserer Auffassung ist a:ber diese Dis~ position "privatwirtschaftlich" richtig, und si~ ist außerdem notwendig, weil ja Art und Tempo des volkswirtschaftlichen Entfaltungsprozesses Funktion der Ein­kommenspyrariJ.ide ist, wie diese wieder. Funktion des Preissystems. Sie führt also notwendigerweise zu einer Disproportionalität auf Grundlage der Ein­kommensverteilung in der Hochkonjunktur und· ein1 Gleichgewicht kann erst wieder hergestellt, die :Krise kann dann erst. wieder behoben werden, wenn durch neuerlicthe Veränderungen der Einkommensströme das a I t e Verhältnis wieder hergestellt, die Akkumulation wieder gesenkt, die Quote der konsumierten Waren wieder in das gleiche Verh~ltnis zum Kapitalbestand gebracht wird. Diese Wiederherstellung erfolgt in der I<;rise. ·

Bevor aber von diesem Prozeß gesprochen werden kami., sei noch dem Zu:. stand der Stock~ng etwas Aufmerksamkeit gewidmet: Diese Stockung gibt sich darin kund, daß- eine große Anzahl von Waren unverkäuflich wird. Dieses Un­verkäuflichwerden bestimmter Warengruppen kann aber sowohl in der Fertig­industrie als in dem Stac1ium der Vorproduktion beginnen. Denn es kann die Versorgung mit Fertigproduktenzu rasch vor sich gegangen) ·und demgemäß hier

·zuerst_ die Stockung eingetreten· sein. Es ist aber.auch rp.öglich; daß die Fertig­produktenindustrie bald die Grenzen ihrer Ausdehnungsfähigkeit erkennt und daher ihre Bestellungen auf Produktionsmittel . einschränkt und daher die Krise jn früheren Produktionsstadien · heworruft. Dem Umstande, wo sich zu­erst die .Stockung zeigt, darf daher _keine besondere Bedeutung beigemessen werden. · .

Immerhin ist es auffallend, daß sich die Kr,ise in den letzten Zyklen besonders häufig zuerst in der Schwerindustrie zeigte. Das hat noch einen pesonderen Grund; Jeweils brachte eine Konjunkturperiode auch Erschließung urid Industrialisierung noch unbekannter Länder mit sich, wenn sie nicht sogar von dort aus ihren Anfang nahm. Die Umformung eines Agrarlandes in ein Agrar-Industrieland bedeutet aber einen _sehr starken Konsum an-Produktionsmitteln. ·Die Konjunktur in d(m alten Industrieländern erforderte aber gleichfalls steigende Produktion an Produktions­mitteln. · Daher mußte bei Sättigung des Bedarfs der Rückschlag in diesen Indu:.. striezweigen besonders stark sein.. Wenn in einer solchen Phase dann die Diffe,. renzierung der Einkom~en ihre Wirkung übt, so muß der Rückschlag besonder.s

V . Die Ux;sache der periodischen Wirtschaftskrisen. 395

heftig sein, aber auch hier, w~_e, ersichtlich,, irrfolge der. Dispr.oportionalit~t <{er _Einkommen 1).

E_xkurs. Statistische Nachprüfung. ,,

'Es .fehlte bisher an Daten, um die hier. vertretene Anschauung für die Krisen · . der letzt~n Ja~r~ehnte zu verifizieren. Das würde in erster Linie eine gerraue Lohn­~nd Preisstatistik erfordern; darüber hinaus ist aber auch eine Feststellung der Im ganzen .gezahlten Lohnsummen, im Vergleich mit dem Produktionsvolumen un~ der Prmssum;ne aller erzeugten Waren in den einzelnen Jahren der Konjunktur­periode erforderlich. Endlich müßte das Hineinspielen des Außenhandels berück­sichtigt w~rden. Einige Untersuchungen des. amerikanischen· "National Bureau o~ ~conomiCal Res~ar~h" gestatten nun, für die letzte Krisenperiode in den Ver­mmgte~ .s~aaten, die m meiner These vertretene Anschauung zu überprüfen bzw. zu verifiZieren 2). · •

. • 1

) ~e_n_weist in der Disku~si'on des Krisenphä~om.ens {The theory of busines~ ·enter- , pnse) auf d~ese Tats~chen ebenfalls hm. Aber er macht ~-~e~mcht zum Zentrum der Erörterung. · Erblickt er doch seme Aufgabe im Wesen darin, die Mechanik der indus'triellim ·Produktion als G e 1 d b e weg u n g , _und die Konjunkturbewegung im Wesen als Bewegung des Geld­wertes zu fasse~, welche dte U?ternehmer selbst düpiert. So erscheint ihm der Wechsel zwi­schen HochkonJunktur 1-!~d .Knse nur als der Reflex v?n Aend,erungen in den (wirklichen oder angeno~menen) ~entabthtätschancen, ohne daß. er dte Ursachen. dieser periodischen Aende­runge~ m den Mlttelpun~t. d~r Erörterungen stellt. Allerdings leugnet er diese Periodizität.

.. und mm~t -;- seh~ pess.tmt~tl~ch ~ eine ständige D e p r e s s i o n als den Zustand an,- in w~lchat~eme mdustnekapltahstl~che Gesellschaft ~ich befind~n muß. Zu dieser Behauptung wtr~ er vor allem auch durch dte Annahme veranlaßt, daß dte Produktion in der Krise nicht zuruc~gehe ~ ~as allerdmgs durch die Pr<rduktionsstatistik leicht widerlegt werden kann. In dteser Zuspltzung .bedeutet dann diese Theorie, daß die Konjunkturbewegung im ~ e s e n. Geldwertbe;v~gu.ng, und da~er eine Maschinerie zur Konzentration des Kapitals ist. ~m T e 1 1 ~er Reahtat 1st durch dtese These zweifellos getroffen; Die ständige Depres­SIOn , a_Is Schtcksal de~ entfalteten Kapitalismus leitet V e b 1 e n aus den Fortschritten der !llasch!nellen Pr~dukt.wn .ab, welche die Preise senkt, und damit Herabsetzung des früher mvestlerten Kapttals 1!1 semem Werte notwendig macht. Diese Argumentation -für das Ende des.19. Jahr~underts 1m Wesen zutreffend- wird aber durch die Entwicklungder Rohstoff­. pretse U~?-d dte. Konzentrations~ewegung !n ihrer Geltung eingeschränkt. jedenfalls hat aber . V e b 1 e n dan.n recht, daß em wesentliches Element der modernen Konjunkturen die Gold-~ertbew~gung.tst. E~ st~llt aber zu.w~ni~ in ~ech~ung, daß das moderne Bankwesen ·(durch dte Gewah_rung "zusatzh~hen ~redlts )· m steh. eme Maschinerie zur Bewegung des Geld­werts,$arstellt, .welche m1~ zu~ qanzen. des modernen Produktionsprozesses ge_hört, und daß

. !n~latlonserschemungen, dte steh m gewtssen Grenzen halten, eine Wellenbewegung der Kon-JUnk;ur sch.affen. (Vgi;-auch Amn.- 4 auf S. VII.) · , .

._) Bu~mess Cycles and Unemployment. Report · and recommandations of a Committee o~ the Prestden!s Conference on unemployment. (Including an investigation made under the aus­ptces of the natlon~I Bureau of Economic Research), mit einem Vorwort von Herbert H o o v er Ne~ york ! 923 ~1m folgen?en zitiert als "Report"). Die· Untersuchungen dieses Bandes be~, sch~ft~_gen stc,)! mtt der Beztehung der Konjunkturschwankurigen. zur· Arbeitslosigkeit· mit den per!od!schen Sch.wan~ung~n des ~eschä.ftigungsgrades; und mit den ·Heilmitteln gegen die per!odtsche Arbettsl?stgkett. - Dte zwet.te Untersuchung, welche hier heranzuziehen ist, er­sc~ten unter dem ~1tel: Employment hours. and earnings in prosperity and depression. By Wlll~ord Isbell K 1 n g. Herausgeg; v. Natwnal Bureau of Economic Research. Nr. 5 der Scl;mften, 2. Aus~abe, N~w _Yor~, -~923. (Im fol.~enden zitiert als "King";) Diese Unter­suchung ~er_f?lgt 1~ Detail dte En~w.tcklung de~ Lohne und des Beschäftigungsgrades. Diese, sehr speztahsterte, 1m Wesen. statistische Arbett sollte als Material für die Kommission zur Unters~chung des Arbeitslosenproblems dienen. Sie unter&ucht den Anteil der· einzelnen I~dust~ten an de.r Ko~junkturbewegung, das v~rschi~dene Verhalten der Groß- und Kleinbe­t~tebe m der Knse; dte Bewegungen der Arbeiterschaft von der einen Industrie zur andern dte ~chwankungen in Arbeitszeit und Löhnen Während der Krise · die VerhäHnisse auf dem Arbeitsmarkt für ·lanQwirtschaftliche Arbeiter usw. Insbesondere g~stattet diese Untersuchung z~m e~stenmal annähernd die ~eduktion des Beschäftigungsgrades zu schätzen, welche durch dte .Knse des Jahres 1921 bewtrkt wurde) und die Gesamtsumme der gezahlten Löhne mit der Pretssumme der ,erzeugten Produkte zu vergleichen. · ·

II! I Ii! . ,, ,,,

Page 25: Lederer, Emil 'Konjunktur Und Krisen' 1925

396 E m i 1 Lederer, Konjunktur und Krisen.

1. p r e i s e u n d p r 0 du k t i 0 n s m e n g e n. Die Bewegung der Preise und der ProdukJ:ionsrriengen i~ Vergleich zu :der

der Löhne ist eine außerordentlich heftige. Preise und Produktwnsme~gen steigen in der Konjunktur rascher als die Löhne und s~nken in der. J?epression tiefe~ ~ls die Löhne. Die Konjunkturperiode 1919/1922 m den Vereimgten Staaten zeigt das besonders deutlich~

Einige Daten für Preisbewegungen seien als Illustration angeführt (Report, · Table. III, S. 24):

Größte Preissteigerung · Tiefste Preissenkung seit 1913 in % in %

Häute 390,5 · 86,5 Zucker (roh). 498;0 82,8 Koks 537;0. 82,2 Baumwolle -214,1 75,1 Rohseide . 366,4 1 72,9·

Unter den Waren mit den geringsten Schwankungen seien erwähnt: ) · Zink 66,0 51,5 ·

Kupferbarren 45,0 48,7 Beef 101,0 44,2 Leder (Sohle) 102,0 . . 40,4

Diese ·Ziffern sind so zu verstehen, daß die Steigerung seit 1913 in Prozent des Preises von 19t3 ausgedrückt ist, die Senkung in Prozent des höchsten Preises. Eine· Steigerung von 300 bedeutet also Vervierfachung des Pr~ises von 1913; eine Senkung um 75 %bedeutet in diesem Falle Rückkehr zum Preise des Jahres 1913.

Das V o I um e n der Produktion_ wurde in der Krise sehr stark; aber ver­schieden stark, eingeschränkt. Z. B. bei Stahl um 74,5 %, bei Pig iron um 72,7 %, . bei Wolle um 64,8% usw. Die geringste in dieser Untersuchung verzeichnete Einschränkung betrug 34,9 % bei geschlachteten Schweinen (Table VI, ~eport S. 30). Die Zeit, während welcher die Einschränkung sich auswirkte, betrug ZWischen 6 und 26 Monaten.

Wenn man die Ziffern dieser beiden Tafeln kombiniert, so findet man folgende Verhältniszahlen· für den Geldwert der Produktion im Höhe- und Tiefpunkt der Konjun.ktur:

Größte Preissteigerung seit 1913 iti% Tiefste Preissenkung in % Höchster Preis (1913 = 100) Tiefster Preis (1913 = 100) Senkung der Produktionsmenge Index für Wert der Höchstpro-

duktion · Index .für den Wert der tiefsten

Pig iron

220 59,3

320 140 72,7o/o

32 000

Wolle

250 63,6

350 127 64,8%

35 000

Weizenmehl

228,0 54,2

328 150 37,4%

32 800

Cotton (rrtiddling upland)

231,4 72,2

331,4 92 42,9

33100

· Produktion 3822 4470 9390 5243

. Diese Indizes .geben freilich nur die Ziffern für· den Höhe- und Tiefpunkt; in längeren Zeiträumen, und selbst schon für ein . Quartal st~llen sie~ die Schwan­kungen wesentlich niedriger. Wenn man die in der Industne bzw. m der ganzen Volkswirtschaft tatsächlich aufgewendeten Arbeitsstunden zugrundelegt (welche ungefähr mit der Produktionsmenge korrespondieren mögen), so erhält man fol­gende Daten:

Index der effektiven Arbeitsstunden in allen Gewerben, ·

in der Industrie (Fabriken, Bergwerke, Eisen bahnen)

1920 Quartal:

1. 2. 3.

100 104 107

100 100 103

4. 1.

99 87

93 77

1921 Quartal: 2. 3.

88 90

73 73

4.

88

74

1922 Quartal:

1.

86

72

Die Ursache der periodischen Wirtschaftskrisen. 397

Die Senkung des Produktionsvolumens in der Industrie ist also von dem Quartal / mit dem besten zum Quartal mit dem s~hlechtesten Beschäftigungsgrad wie von

103. auf 72, oder 28 %. Für das ganze Jahr 1920 auf 1921 wie von 396 auf 297 = 25 %. Das zeigt für längere Zeiträume eine .weitaus geringere Senkung des Pro­duktions v o I um e n s als die oben genannten Ziffern für die Extreme. Aber auch diese Daten zeigen, Wie sehr die Werte der Produktion in den Jahren guter Konjunktur von pen Werten der Produktion in der Depression differieren. Wenn man nur annimmt, daß die Preise in der Depressio11. durchschnittlich. um 30 % tiefer stehen, als in der Konjunktur, so verhalten sich die Produktionswerte dieser Jahre wie 100: 52,5.

2. L o h n - u nd P r ei s b e w e g u n g. Das wertvollste Ergebnis der beiden genannten Untersuchungen besteht darin,

daß ~ie Bewegq.ng der Löhne und des Beschäftigungsgrades in allen Gewerben zusammengenommen hinter der Bewegung der Preise und der Produktionsmengen weit zurückbleibt. Eine Fülle von Daten zeigt diese Tendenz unzweifelhaft klar. Leider erstreckt sich die Untersuchung von King nur auf den .Z~;Jitraum seit 1920, setzt also nahe dem H ö h e p u n k t der Konjunktur ein. Doch haben wir im "Report" auch Daten zur Verfügung; welche die Bewegung während der ganzen Periode, seit 1916, für einige Industrien zeigen.

a) Baugewerbe: (Report, S 183, Chart 45). Preisbewegung für: 1916 1920

· 1. Quartal Ende 1921 Bauholz Baumaterialien .

100 370 170

(Durchschnitt) 105 300 160 Ziegel · 100 295 200 L ö h n e 105 200 200 1)

Es ist also offenkundig, daß die Löhne nicht so rasch steigen,' als die Preise der , verwendeten Materialien, d. h. der Lohnanteil am Produktpreis geht zurück; nach '' dem Wendepunkt der Konjunktur steigt der Anteil der Löhne wieder, die verhält-

nismäßig stabil sind. · b) -Eisenbahnen. Die Eisenbahnen sind eine der größten Industrien der Vereinigten Staaten, und

der Report (S. 203 u. passim) nimmt an, daß die Eisenbahnen direkt etwa 5% der überhaupt Berufstätigen beschäftigen, und weitere 5 % als Käufer von Produkten. 10 % der Berufstätigen hängen daher von den Eisenbahnen ab. · Obzwar riun übß! Einnahmen, Ausgaben und Gewinne verhältnismäßig reich­

liche Daten zur Verfügung stehen, so sind diese doch nicht zur Beurteilung des hier diskutierten Problems geeignet, weil .die Frachtraten und Personenfahrpreise der Bahnen sich nicht so frei und automatisch bewegen~:ßie Warenpreise. Die Einnahmen steigen daher in der Konjunktur nicht so rasch an, hingegen gehen sie in der Depressionjnfolge Nachlassens des Verkehrs rasch zurück, während die Auslagen, besonders für Löhne, nicht entsprechend herabgesetzt werden können, da das Personal nur unwesentlich verringert werden kann.

Hingegen ist für unsere Zwecke die Entwicklung der D u r c h s c h n i t t s-1 ö h n e interessant, die im folgenden seit 1916 mitgeteilt seien: (berechnet nach Report, Tabelle XXXI, und XXXII, s; 204 und 205).

./ .

1915 1916 1917 1918

Index 2) f?urchsch.nittsJohn be1 den Elsenbahnen

101 830 = 100 127 891 108 177 1004 = 121 194 1420 = 171

1} Hier reichen die Daten nur bis Mitte 1921; seither vermutlich eine Senkung.

2) Inde~ der Großhandelspreise nach dem Bureau of Labour.

I i

Page 26: Lederer, Emil 'Konjunktur Und Krisen' 1925

398 Ern il L e d er er , Konjunktur und Krise!)-. V

Index Durchschnittslohn

bei den Eisenbahnen 1919 206 1486 = 179 1920 226 1820 = 219

. 1921 147 1665 = 200 1922 149 1668 = 200

Diese Daten zeigen klar, .daß in der Konjunktur während des Krieges und nach. demselben, bis 1920, die Löhne und Gehalte der, bei Eisenbahnen in den Vereinigten · Staaten Beschäftigten anstiegen, aber weitaus langsamer als, die , Großhandels­preise.- Mit dem Zusammenbruch der Konjunkt':r gehen auch die Bezüge zurück, aber in geringerem Maße als die Großha,ndelspreise. . .

Die Bewegung zeigt noch deutlicher der Index des "Federal Reserve Board", der im Jahre 1920 bis' auf 239 steigt, um dann auf 148 zu sinken. Weniger ausgeprägt der Bradstreet-Index, der nur auf 203 steigt, aber dafür bis auf 122 sinkt. Aus allen Daten aber geht die starke Steigerung der Kaufkraft des Landes in der Krise hervor. ·

Endlich muß noch in ·Betracht gezogen werden, daß die Produktion in der Konjunktur rascher ansteigt, als die Zahl der Beschäftigten. Dieses Verhältnis zwischen dem Wert der Gesamtproduktion der Vereinigten Staaten und der Lohn­und Gehaltssumme der bei. Eisenbahnen ~eschäftigten sei noch im folgenden dar­gestellt. Allerdings stehen nur die Daten bis 1919 zur Verfügung. Der Vergleich beruht auf dem Großhal).delsindex. '

A B C Index der t a t s ä c h- · Groß- Index fUr 1 ich e n Produktion handels- den Wert der

in den U.S. 1) index Gesamt-. produktion

D E Lohn- und Wert von Gehalts- C

summe bei 1915 = 100 den Eisen-

bahnen

F Wert von

D 1915 = 100

in Mi!!. Doll. 2)

1915 103,0 101 10 401 11.423668. 114007 110109' 1916 120,6 127 15 316 1917 124,1 177 21 965 1739 211 140 1918 125,4 194 24 327 2268_4133 . 222374 220289 1919 114,6 206 23607

Auch hier zeigt sich dasselbe Bild: die Gesamtbezüge, welche yon den Eise~­bahnen bezahlt werden, steigen nicht so rasch, als die Gesamtpreissumme de: m der Volkswirtschaft erzeugten und auf den Markt gebrachten Waren. _Diese Personengruppe war also während dieser Jahre nicht in der Lage, eine ebens? große · Quote der Gesamtproduktion ~urQ()k~J!kaufen, als 1915, pas auch scho? em ~~hr der Konjunktur war: Wenn die Tabelle ':01ll Jah.re 1914 aus konstru~ert ware, würde sie also diese Bewegung noch deutlicher zeigen, ebenso vermutlich, wenn sie noch .für das Jahr 1920 konstruiert würde. ·

3. D i e E n t w i c k l u n g d er G e.s a m t a r b ei t s z e i t u n d · d ~ r G e­s a m t 1 o h n s u m m e n i n d e r l e t z t e n K o' n j un k t u r p e ri o d e.

Die Daten der hier er~ähnten amerikanischen Untersuchung zeigen deutlich, daß die Gesamtarbeitszeit sowie die Gesamtlohnsumme in (jer Volkswirtschaft im Verhältnis zu .den Produktionswerten r e 1 a t i v geringeren Schwankungen unterworfen ist.

a) Arbeiterzahl und Arbeitszeit 3). _ •

Die Ziffern für die Industrie 'zeigen freilich große Schwankungen. Die Zahl der B e s c h ä f t i g t e n in der Industrie, im Bergbau und bei den Eisen­bahnen zeigte folgende Veränderungen:

1 ) Report, S. 36. 2) Report, S. 204/5. a) I< i n g, s. 79.

V Die Ursache der periodischen Wirtschaftskrisen. 399

J

Anzahl der Be­schäftigten (in Tausenden)

Index Anzahl der Ar­

beitsstunden (in Millionen

1920 1921 1922 1. 2. 3 . 4. 1. ' 2. 3. 4. 1.

Quart. Quart. Quart. Quart. Quart. Quart. Quart. Quart. Quart.

14 228 14 450 14 690 13 685 11 924 11 207 11 114 11 135 11 026 100 102 103 96 84 79 78 78 77

9150 9183 9417 8539 7065 6702 6646 . 6742 6618

Index 100 100 103 93 97 73 73 74 · 72.

Die Schwankungen der Beschäftigten betragen also mehr als 26 %, der Arbeits­stunden mehr als 31 %. Das Bild aber stellt sich ganz anders, wenn wir die analogen Ziffern für alle Gewerbe betrachten. Wir finden dann:

1920 1921 1922 1. 2. 3. 4. 1. 2. 3. 4. ;1.

Quart. Quart. Quart. Quart. Quart. Quart. Quart. Quart. Quart. Anzahl der Be-

schäftigten (in 27 232 25078 Tausenden) 28 377 29 180 27 416 24 828 24 598 24474 24147

Index 100 104 107 101 91 90 92 91 89 Anzahl der Ar-

beitsstunden (in 17 747 18 395 19 064 17 612 15 515 15 549 15 919 15 655 15 180 Millionen) ·

100 . Index 104 107 99 87 88 90 88 86

Die größte Differenz beträgt h~er 16,8% bei der Zahl der Beschäftigten und 19,6% bei der Anzahl der Arbeitsstunden. Der Unterschied gegenüber den in Fabriken Beschäftigten erklärt sich daraus, daß in den mit t l er e n und K 1 ein­Betrieben und insbesondere in der Landwirtschaft die Schwankungen viel geringer sind. Der Beschäftigungsgrad geht in der Depression weniger rasch zurück, als

· in den größeren Betrieben. · · Dasselbe Verhältnis zeigt sich bei den Löhnen: So waren z. B. die Löhne im

Durchschnitt in den Großbetrieben (mit mehr als 100 Beschäftigten) in folgenden .. Industriezweigen: · . .

'

Baugewerbe Eisenbahnen Metallindustrie

hingegell · Papier- u. Druckindustrie Oeffentlicher Dienst · Landwirtschaft -

1920 1921 Differenz in% 1510 1105 - 26,8 1730 1298 ·L_ 25 1723 875 - 49 '

1590 1142 781

1418 1399(!) 614

._ 10,8 + 22 (I) -21

Hingegen gestaltete sich der Durchschnittslohn für a ll e Beschäftigten folgen-dermaßen:

1920 1921 Differenz in % In den Betrieben mit mehr als 100

Beschäftigten 1544 1112 - 28 Mit .21-100 Beschäftigten 1354 1222 - 10 Bis 20 Beschäftigte 1121 1077 - 4 (!) In a ll e n Betrieben 13~7 1117 - 18,3

In der gleichen Zeit sank der Index der Großhandelspreise von 226 auf 149, d. h. um 35 %. Wenn man nur eine 'Senkung des Produktionsvolumens um 10 % annimmt, so ergib~ s_ich für 1920 eine Indexziffer (für die Pr_ eissumme der er­zeugten ProdukteYvon 22 600 gegenüber 13 410 im Jahre 1921. Das ist eine Senkung uin 40 %· Wenn man eine Senkung des Produktionsvolumens um 20% am:limmt, so beträgt die Verringerung im Geldwert der Gesamtp'roduktion: 50%­Die Löhne b~w. die Lohnsumme haben SfCh also wesentlich stabiler gehalten, als

· · die W aren_Preise.

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400 E m i l L e der .er, ~onjunktur und Krisen. V I

Diese Ziffern sind um so bemerkenswerter, als (vgl. King, S. 108) sie nicht die t a t s ä c h 1 i c h durchschnittlich gezahlten ·Löhne angeben. Die tatsächlichen Löhne waren in der Depressionsperiode höher. Der Untersuchung ist aber die Zahl-der "potentiellen" Arbeiter zugrundelegt, d. h. der Arbeiter, welche sich selbst zu der Industrie rechnen, also einschließlich der Arbeitslosen.

Infolgedessen zeigen die Gesamtziffern für die Löhne eine ähnliche Tendenz. Sie seien noch zum Schluß hier aufgeführt. Auch diese Ziffern zeigen größere Schwankungen in den Großbetrieben, geringere in den mittleren . und kleineren Betrieben und Kompensationen in den einzelnen Gruppen, in denen sich die Preis­bewegung der Hochkonjunktur erst spät auswirkt.

Der Kürze halber seien hier nur die Daten für die Gesamtsumme der Löhne und Gehalte seit 1920 aufgeführt:

in Mill, Dollars l. Quartal 1 920 : 9 463] ,

2. " ~~~g~ ~g ~~~139 887 3. " 4. ;, 1920: 9 905 1. " 1921: 83811 2. " 1921: 8114 32 597 3. " 1921: 8 047 4. " 1921: 8 055 1. " 1922: 7 743

' Die Senkung von 1920 auf 1921 betrug daher:· 7291 Millionen oder 18,2 %. Hingegen sank der Index für die Großhandelspreise um 35% (35%)~ der Er­nährungsindex (nach dem Statistischen Jahrbuch für das Deutsche ReiCh, 1923, S. 47*) um 31 Yz %, nämlich von 215 auf 145, der Index des Federal Reserve Board sogar um 38Yz% (von 239 auf 148). Etwas stärker ist die Senkung der Löhne und Gehälter, wenn man die höchste Summe, 10 472 im 3. Quartal 1920, mit der niedrigsten, 7743 für das 1. Quartal1922 vergleicht. Dann erhält man eine Differenz von 26 %· Aber auch diese bleibt noch wesentlich hinter dem Preisindex und der G,esamtpreissumme zurück. . . .

Diese Ziffern geben die Bewegung der Gesamtlohnsumme m der absteigenden Konjunktur, in einer bisher noch nicht erreichten Vollstän?igkeit: Si.e beweisen die relative Stabilität der Lohn- und Gehaltseinkommen. Da die Kapitalemkommen, Einkommen aus Grundrente und Hausmiete verhältnismäßig für längere Zeit­räume fixiert sind, so ergibt sich daraus die Richtigkeit der ob.en vertretenen These, wonach die Kaufkraft der "Konsumenten", d~ h. der Schichten, welche .

· nicht Unternehmer sind, in der Krise relativ wächst. Diese Schichten können jetzt einen weit größeren Teil .der Ges!'lmtproduktion ~u~en als in ~er Ho~h­konjunktur, was übrigens nur em andrer Ausdruck dafur Ist, daß die Profite sinken. Derart wird die volkswirtschaftliche Situation wil;lder "saniert" durch

. Abverkauf der Lager und Vernichturig privatwirtschaftlicher Kapitalien, d. h. Herabsetzung der Kapitalwerte, die Rentabilität auch bei gesunkenen Preisen ermöglicht.

Dieses Bild einer v er h ä 1 t n i s m ä ß i g e n. Stabilität mutet deshalb so wirklichkeitsfremd an, weil die Verhältnisse in der GrQ,ßincil!~trie, welche viel labiler sind, im Mittelpunkt des Interesses stehen. So beträgt die Senkung der Löhne in der Metallindustrie, wie oben erwähnt, beinahe 50 %, der Gesamtlohn­summe in dieser Industrie sogar 58 % (vgl. King, S. 107); in allen Fabriken 40.% usw. Aber diese heftigen Schwankungen werden durch die an der n Berufs­zweige kompensiert, Die Arbeiter der Industrie leiden stärker unter der Krise als die der andern Erwerbsgruppen.

Ein weiterer Beweis für die Stabilität ist, daß eine irgendwie beträchtliche Wa]lde­rung von_ einer Erwerbsgruppe zur andern nicht festgestellt werden kann, trotz der großen Differenzf;\n in der Lohnentwicklung: die Arbeiter und Angestellte~ bleiben in ihrer Industrie (offenbar auch die Angelernten und Ungelernten), selbst

';~ ~-, . ,..-:

V Die Ursache der periodischen Wirtschaftskrisen. 401

wenn sie arbeitslos werden. (Eine Tatsache, welche ja für die gildensozialistischen Bestrebungen von großer Bedeutung ist.)

Für den ansteigenden Ast der Konjunktur geben diese Daten freilich nur wenig Anhaltspunkte. Aber für diesen Teil der Konjunkturperiode wird meine-These . _ . _ ~inem,_Wid~~PE11Ch begegnen kö~n. Daß die Löhne und Gehalte, und daß auch /""" M

d1e Ge~amtsl!mme der Löfille und Gehalte weniger rasch steigen als die Warenpreise und die Prmssllinlne der Gesamtproduktion wird nicht bestritten werden. Diese Behauptung ist ja mit dem wesentlichen Merkmal der ansteigenden Konjunktur: den wachsenden Gewinnen,- identisch. . ·

Wie könnten de_nn die Gewinne überhaupt steigen, wenn nicht der Anteil "der Lohn.:. un~ Gehaltssumme am Sozialprodukt sinken würde? (Dabei kann der Lohn, sowohl semem Geldbetrag nach wie au.ch in natura, steigen; das Sozialprodukt muß dann nur n o c h s c h n eil er wachsen 1).) , . ·

· Wenn die Krisen auf die Disp:r_():rortionalität der Einkommen zurückgehen, so könnten sie durch Erl1öhung der Löhne und Gehälter und Minderung .der Kapital­erträgeleicht be:h._oben werden. Das würde zwar auf der einen Seite die. Gewinne reduzieren, jedoch andererseits sehr rasch den Konsum steigern und damit die Störung auf den Märkten überwinden, allerdings die Akkumulation reduzieren. Aber es ist aus der unternehmungsweisen Konstruktion der kapitalistischen Wirt., schaft verständlich, daß eine solche Steigerung der Löhne am wenigsten dann er­folgen wird, wenn das _Zurückbleiben der Arbeitseinkommen, .wobei immer die Beaintengehalt~ und ihrer identischen ökonomischen Wirkung wege~ auch die festen Rentenemkommen und die vorsichtig niedrig gehaltenen Dividenden mit gemeint sind, zu einer Störung geführt haben. Denn in diesem Augenblicke ver­schlimmert sich ja die Lage auf dem Arbeitsmarkte und ein Steigen der Löhne ist unni.öglich. Jeder Unternehmer für sich handelt auch wirtschaftlich richtig, wenn er die Lohnquote herabzusetzen sucht, denn er kann nur hoffen, durch Erzielung eines Vorsprunges vor seinen Konkurrenten (oder wenn es sich um ein Kartell innerhalb einer Weltwirtschaftskrise handelt: gegenüber den ausländischen Pro­duzenten) die Produktion zu halten und Absatz .zu finden. Der Wettlauf kann sich also nur in der Senkung der Kosten vollziehen, hingegen würde zwar eine Erhöhung der Löhne iur Milderung der Krise im. allgemeinen beitragen, für die einzelnen Be-

. triebe aber, welche höhere Löhne zahlen, sofortige Höherbelastung ohne merkliche Absatzerhöhung bedeuten. Im Mechanismus der kapitalistischen Industrie ist­dah~r L?hndruck gerad~ df:lnn begründet, wenn er volkswirtschaftlich verhängnis-

. volle Wirkungen haben muß. Daß aber auch die Praxis in der Zeit der Krise eine Ausweitung der Kol!_sumtion ~ls notwendig empfindet, kami man an der immer

_automatisch auftretenden Forderung von Notstandsarbeiten sehen: diese sind ja nichts anderes als Steigerung des Konsums.

In ei_ner Wirtschaftskrise, welche aus den Mißverhältnissen innerhalb der Pro­duktionssph~re entspringt, wird alleJ;dings eine Steigerung der Löhne zur Sanierung der Verhältnisse nicht möglich sein, d. h. es wird die Krise durch Lohnerhöhungen nicht ül)erwu.nden werden können. Denn in den Konjunkturperioden spielt ein Faktor eine Rolle, der nicht außer acht gelassen werden darf, nämlich ein Einschlag von I n f 1 a t i o n. Die Inflation .bedeutet eine Aenderung des Austauschverhält­nisses aller Waren zum Gelde und zwar eine Senkung des Geldwertes. Das Maß

1) Dieselbe antagonistische Bewegung zwischen Löhnen und Warenpreisen als wesent­

!ichen Inh<j1~ der l(onj.upkturbewegung nehmen P e r c y und Albert W a II i s in ihrem mter~ssant.~n \_Verke Pnces and Wages an·(London, 1921), das mirerst nach Abschluß dieser ~rbeit zugangheb war: Sie stellen die Konjunkturbewegung allerdings zu einseitig auf die Ver­anderung der ProduktiOnskosten von Gold ab, und räumen dem Einfluß des zusätzlichen l(redits zu weni~ .Bed.eut!lng eit~. Ihr Werk ist weg!)n de~ breiten Tatsachenunter Iage, welche sie bieten, al~ Venfikat10n, der hier vertretenen These ~ertvoll. Im übrigen ein höchst interessanter Wiederbelebungsversuch. der ob j e k t .i v ~ ri .Wert- und Preislehre, welche die gedankliche' Grundlage. des Werkes bildet.- Vgl. passmt, msbesondere aber S. 406 ff.

Sozilllökonomik. IV. 1. · 26

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402 Emir L e derer, Konjunktur und Krisen. · V

der Inflation kann an der Indexziffer gemessen. werden. Wenn die Indexziffer steigt, also der Geldwert sinkt, - und das tritt ·in jeder Konjunkturperiode ein ....,_ so liegt darin eine· wesentliche Störung des volkswirtschaftlichen Gesamt­prQzesses, Denn . das allgemeine · Steigen der Preise erfolgt ja nicht gleichmäßig, verschiebt. also die Rentabilitätsbedingungen, und ist. überdies mit· Senkung der Zins- und Renteneinkommen identisch; Da der Qeldwert gesunken ist, so werden alle Unternehmungen rhit altem Kapital- im Vorteil sein, sie .werden Ueber­gewinne erzielen. Die jungen Unternehmungen, deren Kapitalhöhe sich nach den neuen Preisen bemißt, werden dadurch in der Konkurrenz schwächer sein. Wenn die Konjunktur den Höhepunkt erreicht hat, wird der Rückstrom der Kapitalien, besonders in den neuen Unternehmungen, stocken, welche dan.n öko­nomisch. zusammenbrechen und. an 'die älteren· stärkeren Unternehmungen fallen. (Allerdings können auch, besonders in der. Fertigindustrie, die. jüngeren Unter­nehmungen, weil moderner und leistungsfähiger; den. Platz behaupten.) Dieser Zusammenbruch der Konjunktur wird aber naturgernaß mit einem Zusammen­bruch der Preise identisch sein, · weil sich der. ökonomische Ruin der einzelnen Unternehmungen nicht ohne einen Preiskampfvollziehen kann. IH es er Preis­kampf rhuß auch Herabsetzung der Löhne usw. zur Folge haben, weil in dieser

. Katastrophe sich der alte Geldwert annähernd wiederherstellt . und angesichts ·! der vorangegangenen Lohnsteigerung auch ei11e Lohnherabsetzung erfolgen muß,

1;1m die Kaufkraft des Geldes wieder auf den alten Stand zu bringen. Nur wird die Senkung der Löhne ___.:.um 'das alte Verhältnis \Vieder herzustellen, - nicht in 'demselOen Ausmaß als die Serikmig der übrigen Preise erfolgen können, Insofern also in der Krise eine Herabsetzung aller Preise 'tlrfolgen muß, und im Interesse· einer Wiederherstellimg des wertbeständigen· Geldes auch· erfolgen .soll,· ist auch eine Senkung der Löhne erforderlich; aber- was wohl beachtet werden muß _._:_lediglich einenominelle Senkung,_ weil ja die andern Preise nochrascher !linken müssen. Sinken aber die Löhne ebenso· stark oder noch stärker als· die andern Preise, so würde dadurch die Krise verschärft und vermehrt, weil ja d'adurch ·der Absatz besonders beeinträchtigt wird. Hingegen setzt sich in der relativ schnelleren Senkung · der I;>roduktpreise und h1 der Einschränkung der Produktion die wirtschaftlich ge­botene Verschiebung der Relation zwischen Erzeugung una Verbrauch durch,- aller­dings, entsprechend der widerspruchsvollen Struktur der kapitalistischen Wirtschaft, begleitet von Arbeitslosigkeit und absoluter Einschränkung des Verbrauchs.

Wen·:q. in der Krise alle Preise gesenkt werden,. wenn sich auch die Löhne senkeri, wo liegt dann die Grenze für Preissenkungen? Jede Steigerung der

· Krise, jede Stmkung der Preise macht ja Arbeiter brotlos, vermindert dadurch die Lohnsumme und schaltet dadurch wieder Kaufkraft aus dem Markte aus.

\Wieso zerstört die Krise nicht das ganze Wirtschaftsleben? Wieso kommt es :~:u einem Beharrungszustand und schließlich wieder zu einem neuen Aufschwunge oder· anders ausgedrückt: wieso konstatieren wir einen periodischen Zyklus in der. kapitalistischen Volkswirtschaft? . ·

Die Senkung der Preise in der Krise zeigt ein ähnliches Bild, wie die S t e i­g er u n g der Preise in der guten Konjunktur. Sie ist nicht g l e i c h m ä ß i g. Einige Preise, wie für Kapitalnutzungen, Leistungen der Beamten und Angestellten, bleiben fast unverändert oder wenig geändert, so daß ihr Gegenwert, in Waren ausge­drückt, steigt. Auch die Löhne der Arbeiter sinken, soweit sie Arbeit firid'en (und das ist die große Mehrheit), nicht so rasch als viele Preise. Wenn daher die Preise herabgleiten, so wird bald ein Punkt erreicht sein; an welchem die Kaufkraft er:. heblieber Schichten' relativ rasch steigt. 'Sie werden ein Aequivalent für den Ausfall des Konsums anderer Schichten bilden. Sie werden verhindern, daß die . Preise ins Bodenlose sinken. Ebenso wie diese Schichten, durch die Einschränkung iP,res Konsums, die. grenzenlose Steigerung der Preise in der Hochkonjunktur

V Die Ursache der periodischen Wirtschaftskrisen. 403

ve~hindern, so bilden sie jetzt ein Hemmnis für den grenzenlosen Absturz durch Ausdehnung ihres Konsums bei sinkenden Preisen. Sie wirken gleichsam · wie ein·Fallschirm für die Konjunktur. In der gleichen Weise. wirken die landwirt­schaftlichen -Kreise der :ß.evölkenmg. Der Absatz ihrer Produkte ist in den wich­tigsten Industrieländern garantiert und der Preis ist vielfach durch Zollgesetz­gebung auf einem Niveau gehalten, das Rentabilität verbürgt. Derart ist illre Kaufkraft auch in der Krise - weil alle ihre Produkte nur einen Teil des Inlands­bedarfs deckenf also auch verkauft werden können, wenn die Gesamtnachfrage sinkt)-nicht ge'brochen oder . auch nur wesentlich gemindert. Die Störung des Absatzes erfolgt vielmehr dadurch - wie ja oben entwickelt - daß die A ti s-. d e h n u n g der Produktion anf Grenzen stößt und sich die Entfaltung der Pro- {I dul<.tivkräfte auf Grund der gegebenen Einkommensverteilung als unmöglich\ erweist~ während sie durch diese EinkQmmensverteilung andrerseits forciert wird 1). '

Die Störung des Absatzes wiederum hat ihre. Grenzen in der weiterbestehenden Aufnahmefähigkeit großer Konsumentenschichten und sie wird behoben, wenn durch Senkurig der Preise die. Gewinne reduziert werden und die Möglich­keit gegeben ist, wieder eine größere Quote des Produkts in den Konsum hinein­zuleiten. Das ist aber, selbst wenn\ man schon die notwendige Wiederherstellung des früheren Geldwertes in Rechnung stellt, oft schwer möglich, weil die r e I a­ti v e Steigerung der Löhne und Arbeitseinkommen sich nicht automatisch und glatt, sondern nur gegen das Widerstreben der Unternehmer vollzieht . .So ist 9W. ~l!~4.~~E~S!s!Er1~J~IJE!J~~.~l!l.M~~J:,.~ii!ßf!l~!!>~~~~g~~IlJM!~,. n~t_.P..reis.sJ tagSl.tiW.ß:",=~ßll.JJ.wJ~§.t\ • .f'.IJ~!~t\agx.r"_qJlg • .._~""~~~::~~I(J,e.,Jn.~~ ... ~~

=~;jii~l~§~~~~~tq:~i:&1~~~~~!~*;;~~~;~~%~%~v~fu~:~~ schaft kommt also, wie. angedeutet, den Scpichten außerhalb der ·Industrie· die entscheidende Bedeutung :t;u. Würden wir die industrielle Gesellschaft ·lediglich· als Unternehmer und Arbeiter vorstellen; die an d e.r n Schichten der Gesell.,., schaft aber ignorieren, so könnten wir zu einer U e b e r w i n d u n g · der Krise überhaupt nicht gelangen: Denn die Krise würde Senkung der Löhne, damit aber wieder steigende Arbeitslosigkeit und weitersinkende Preise ins Endl'ose (bei

· freier Konkurrenz) bedeuten. Hingegen wird in unserm Gesellschaftsbild durch das Sinken der Preise die vorhandene Kaufkraft der andern Schichten in ihrer Wirkung

· gesteigert u'nd es wird bei sinkendem Lohn sogar baldwieder ili.~Möglichkeit geschaffen;. die zum Ausgangspunkt peuer Geschäftsbelebung wird. Die Mannigfaltigkeit der gesellschaftlichen Gliederung ist ebensosehr die Vorbedingung für einen raschen Auf­schwung, als auch zug]&il;:h der Schutz vor einer gänzlichen Zerrüttung des Wirtschafts~ prozesses durch die Krise.· . So ist auch vom Gesichtspunkt des ganzen Wirt-;­schaftsprozesses aus betrachtet das ökonomische Schema, von welchem z •. B. M a r x ausgeht, zu eng. Derart vollzieht sich dann "die Entwicklul).g" der Wirt­schaft (im Sinne vom Ausbau der Produktion) ·in einem wellenförmigen Rhythmus.

In diesem Zusammenhang muß auc):l betont werden, daß die Gewerkschaften durch ihren Wirletstand gegenLohrireduktionenin der Krise und Depression den · Verlauf der Krise gunstig beeinflussen. Die Unternehmer würden, wenn sie ungehemmt vorgehen könnten, die Löhne weit mehr herabsetzen. Sie würden aber dadurch die Krise - durch Verminderung der Absatzmöglichkeiten - sehr steigern.

· Wenn wir zusammenfassen: die Konjunktur wird ausgelöst durch die relativ ansteigende . Konsurtlfähigkeit der Schichten mit festem oder Lohneinkommen, welche· die Lager rasch leert, während die Produktion sinkt. In dieser Periode, welche der Konjunktur vorangeht, steigt der Geldwert und sinkt der Zinsfuß. Uebersteigt der Konsum die Neuproduktion (was im Tiefpunkt der Konjunktur der Fall ist), so sind schon die Vorbedingungen für steigende Preise und damit

. 1) Das ist auch der einzige vernünftige Sinn, den man der Formel von der "Ueberkapi-talisation" geben kann. , .

26*

( I

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404 E m ii L e d·er er, Konjunkturund Krisen. V

Neubelebung der Konjunktur geschaffen .. Die Preise steigen ungleichmäßig, wodurch einerseits Akkumulation möglich wird, andererseits der Verwertung des neugebildeten Kapitals Schwierigkeiten erwachsen, welche wieder in die Krise münden. Die Konjunkturbewegung ist so immer zugleich eihe Bewegung des Geldwertes (die Umkehrung gilt nicht imnier), aber ihrerseits durch die ver-schiedene Bewegung der Einkommensströme ausgelöst 1) 2). ,

Daß die Einkommen der Beamten, Angestellten, Arbeiter und Rentner ins­gesamt in der Konjunkturperiode einen geringeren Teil des Gesamtprodukts aus­:machen, als in der Depression, ist nur die Kehrseite der Tatsache, daß mehr Pro­duktionsmittel als bisher erzeugt werden. Diese · Produktionsmittelerzeugung ist aber ihrer Struktur nach eine d a u e r n d e Produktion, muß daher regelmäßig auf­gehalten werden, solange die Konsummöglichkeiten nicht steigen. Relativ stei­gender Konsum ist aber - ebenso wie relativ steigende Erzeugung von Produk­tionsmitteln - mit Konjunkturänderung identisch. - In einer planmäßig ge­leiteten Wirtschaft können gleichfalls Produktionsmittel nur erzeugt werden auf Kosten des momentanen Verbrauchs. Aber sie könnten planmäßig erzeugt werden, ohne die Erschütterung der Waren- und Arbeitsmärkte, und darin liegt die Eigentümlichkeit der kapitalistischen Produktion, daß sie jede erhebliche Ausdehnung des Produktionsapparats nur um den Preis einer Erschütterung des Wirtschaftskörpers erkaufen kann. ·

1) Vgl. hiezu auch Pi g o u, Economics of Welfare, 1920, S. 853/5. Auch V e b 1 e n, The theory of business enterprise, führt die steigenden Gewinne in der Konjunktur auf das langsamere Ansteigen der Löhne zurück (S. 200 und passim). -Aber er stellt diese Diskrepanz der Einkommenströme nicht in den Mittelpunkt. Ueber seine Theorie siehe noch im nächsten Abschnitt.- Im Wesen identisch mit der hier ausgeführten These ist das, von Ca s s e l formu­lierte. Gesetz, daß "die Produkt_ion von festem Kapital wesentlich von den Konjunkturen ab­hängt, während die Produktion von Gütern, die direkt in die Konsumentenwirtschaften über­gehen, keine ausgeprägte Abhängigkeit von 'den Konjunkturen zeigt". Das ist nur ein anderer Ausdruck dafür, daß die Kaufkraft aller Einkommen, von dem der Unternehmer abgesehen, in der Konjunktur relativ sinkt .. (Vgl. Ca s s e l "Theoretische Sozialökonomie", 2. Auf!. s. 481.) ~~ . . . . . .

2) · M i t c h e 11 , der sich in seiner Fragestellung vielfach mit V e b l e n berührt, gibt in seinem großen Werk: Business cycles, eine genaue Analyse des Konjunkturprozesses in der kapitalistischen Volkswirtschaft höchster Organisationsstufe. D_a .ilJ den Konjunktur- . prozeß seiner ganzen Breite nach untersucht, ist er we@g_gerreigt, all~Jatsachenreihen auf eine etnheitli~he. Ursa_fhe_2urQ~;_kzgfJ:ihren. Immerhin'betrachtet auch er (vgl. insbesondere S. 572 ff.)'. das verschiedentfWachstum--der Preise in der Konjunktur- und das ist g I eich­b e deutend mit verschiedenem Wachstum des Einkommens-:- als die Voraussetzung für die Ausdehnung der Produktion (soweit sie aus Gewinnen, also Ersparnissen stammt), für Ent­stehung der Hochkonjunktur, in welcher sich aus denselben Gründen eine Krise vorbereitet. So wenig geleugnet werden kann, daß zahlreiche Züge das Bild der Konjunktur zusammen­setzen, so ist es doch m. E. möglich, Hauptursachen von Nebenursachen zu sondern, welche durch die ersterei't__ induziert werden. In der Analyse des ganzen Prozesses wird man dann nicht umhin können, der Diskrepanz zwischen Lohn-, Gehalts- und Renteneinkommen einer­seits, Gewinnen andererseits die wichtigste Rolle einzuräumen. - Dieser Grundzug aller Kon­jun~turbewegung ändert sich nicht, wenn die Konjunktur bewußt "gemacht" und gedrosselt wird, um an der Bewegung des Geldwertes zu gewinnen und Unternehmungen zu billigen Preisen zu. "kapern". In diesem Fall wird zuerst zusätzlicher Kredit reichlich gewährt, die Preise steigen, die festen Einkommen bleiben zurück, die Gewinne erhöhen sich, die Rentabilität steigt .. Sobald sich die ersten Schwierigkeiten des Absatzes bemerkbar machen, werden die Kredite gekündigt bzw. nicht erneuert, die Unternehmer sind zum Verkauf ihrer Lager, sei es auch mit Verlusten, genötigt, die Kurse der Aktien fallen rasch und die operierenden Finanz­mächte können billig in den Besitz der Unternehmungen kommen, welche sie vorsätzlich, um diesen Effekt zu erzielen, im Stich gelassen hatten (vgl. Mi t c h e 11 , S. 588 ff.). Diese "Konjunkturbewegung" ist zwar "künstlich", aber sie bedient sich nur der Erscheinungen, ~eiche im ökonomischen Zirkulationsprozeß vorliegen, und operiert mit ihnen. Eine n e u e .Mechanik der Wirtschaft wird damit nicht geschaffen.

Die Zurückführung der gesamten Konjunkturerscheinungen auf die ·entscheidenden Bewegungsvorgänge innerhalb der -Volkswirtschaft ist besonders für alle Konjunkturpolitik und für die Kritik des kapitalistischen Wirtschaftsprozesses bedeutsam. Die amerikanische Literatur -ist deshalb so wertvoll, weil sie fast durchwegs auf dem Boden der kapitalistischen Wirtschaft, ohne jede Kritik, steht, - daher den Tatbestand objektiv herausarbeitet.

. !

VI Vorschläge zur_ Behebung der Krisen.

VI. Vorschläge zur Behebung der Krisen.

a) Kredit .

405

In der Literatur wird vielfach die Frage erörtert, ob es eine dauernde Kon"' junktur geben könne? Ein Problem, das in der gegenwärtigen Inflationszeit besonders aktuell ist, aber schon früher aufgeworfen wurde, und zwar vom Ge­sichtspunkt des Kredits aus. Jedes einzelne Unternehmen- so kann man diesen Gedankengang kurz charakterisieren - wird seinen Betrieb aufrecht erhalten können, auch _in der Zeit der Krise, wenn es instand gesetzt wird, trotz Absatz­stockung weiterzuarbeiten· und bis zur günstigeren Zeit durchzuhalten. Diese Möglichkeit ist aber in der Kreditgewährung gegeben. Es ist z. B. zweifellos einer Bank möglich, ein einzelnes Unternehmen, das lebensfähig ist, auch durch die schwerste Krise hindurch über Wasser zu halten, ihm ausreichenden Kredit zu gewähren und es derart weiterarbeiten zu lassen, bis das Wiederaufleben der Konjunktur die angesammelten Lager. entleert und den Rückfluß der Kredite ermöglicht. Denn für ein Unternehmen ist es ja nur wesentlich, daß es s o I v e n t 'bleibt: Solvenz ist ein formaler, ein privatwirtschaftlicher und nicht ein volks­wirtschaftlicher Begriff und die Solvenz kann erhalten bleiben, auch wenn die Waren unverkäuflich sind und das Unternehmen nicht im lebendigen Zirkulations­prozeß der Volkswirtschaft steht. Ob das Unternehmen ·auf die Dauer er­halten bleiben kann, hängt freilich von den Gestehungskosten seines -Erzeugungs­prozesses ab. Es gibt jedoch wenige Unternehmungen, die absolut nicht lebensfähig

·sind, also nicht "saniert" werden können. In der Tat arbeiten ja auch nach der privatwirtschaftliehen "Reinigung" durch die Krise, und jedenfalls bald nach Ein­setzen einer neuen Konjunktur fast a 11 e Unternehmungen, die in der Krise "zu­sammenbrechen". So ergibt sich diese Frage auch für die ganze Volkswirtschaft, nicht nur für das -Einzelunternehmen. Kann die Krise durch Kredit vermieden werden?

Diese Frage, ob durch Gewährung von Kredit die Konjunktur als d a u e tn d e erhalten werden kann, ist nicht gleichbedeutend mit der andern, ob Kredit Kapital ist. Ob Kredit Kapital ist, interessiert vor allem im aufsteigenden Ast der Kon­junktur und die Frage hat volkswirtschaftlich die Bedeutung, ob die Ausdehnung der Pr9duktion im größeren Umfange durch Kreditgewährung geweckt werden kann, als auf dem yYege <)_er bloßen Ueberleitung von Ersparnissen in die Produktion.

, . Iri der Literatur wnrde - gerad~ in den letzten ~ahren und wohl unter dem Einfluß der Inflationskonjunkturen - die These vertreten, daß Gewährung bil­ligen Kredits, ja von Gratiski'edit, grenzenlose Ausdehnung und Fortdauer der Konjunktur gestatten würde, und daß ein solcher Kredit ohne Bedenken gewährt werden l~önne, wenn durch entsprechende Organisation der Banken die Liquidität gesichert werde. Insbesondere eine einheitliche Zentralbank eines Landes könne nie illiquid, ihr Status könne nie passiv werden, da ja jedem ihrer Passivposten not­wendigerweise ein Aktivposten von -der gleichen Höhe gegenüberstehe.

Es fragt sielt-nun, ob das möglich und richtig ist? Wenn ein einzelnes Unter­nehmen von einer großen Bank unbegrenzt Kredit zugestanden erhält, wenn es diesen Kredit umsonst erhält, oder was dasselbe ist, zu ganz mäßigem Zinssatz (etwa % oder 1 %) und wenn es auch die Verzinsung wieder kreditiert erhält, so wird es ununterbrochen weiterarbeiten können; wofern es die Waren nicht absetzt, wird es sie lagern können. Wenn ein Rückfluß des Kapitals nicht verlangt wird,_ so wird privatwirtschaftlich die Weiterarbeit immer möglich sein. Werden in der ganzen Volkswirtschaft im Falle einer Stockung zusätzliche Kredite gewährt, ohne daß ein Rückfluß erfolgen muß, so wird die Produktion zunächst möglich sein. Sie wird sich sogar im Falle von Absatzstockungen ausdehnen, weil die indu~ striellen Betriebe trachten, ihre Kosten durch Ausweitung der ,Produktion herab..,

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406 E m i I L e d er er, Konjunktur und Krisen.· VI

zusetzen. Eine Krise wird in der Tat vom Warenmarkt her nicht eintreten können, solange die Kreditgewährung andauert. Die Kredite werden aber in einem solchen. Fall inflationistisch wirken, weil immer neue Kaufkraft in die Hand der Pro­duzenten geleitet wird, ohne daß diese Kaufkraft wieder zurückströmt. Auch soweit Kreditgewährung nicht völlige Absatzstockung, sondern nur t e i l w e i s e Absatzstockung überwinden soll, wirkt sie in demselben Sinn, wenngleich nieht mit derselben Intensität inflatorisch. Es ist dann auch keine Möglichkeit gegel)en, die Disproportionalität in den Preisen, welche sich in jeder Konjunktur herstellt, wieder aufzuheben und damit die Krisenursachen zu beseitigen. Aber es ist kein Kreditsystem der Welt stark genug, um einen solchen Inflationsprozeß tragen zu können, es müßte denn sein, daß man auf wertbeständiges Geld (sei es wertbe­ständig auf einer Metallgrundlage oder mit Rücksicht auf einen Preisindex) über­haupt verzichtet. Allerdings würde damit eine jede geordnete Wirtschaftsführung als überflüssig abgelehnt werden 1). .

In einem gewissen Sinne geht dieser Vorschlag, durch Gewährung von Kredit, also durch Schaffung neuer, zusätzlicher Kaufkraft, durch Inflation, ·die Sanierung der Krise herbeizuführen und derart die Disproportionalitäten vermittels künst­licher Preissteigerungen zu überdecken, auf denselben Gedanken zurück, auf welchem die These T u g a n B a r a n o w s k y s beruht, wonach eine ständige Produktion möglich sei,. wenn nur die Pr o p o r t i o n der einzelnen Produktionszweige ge­wahrt bleibe. Auch bei T u g a n- B a r a n o w s k y ist der Rückfluß des Kapitals, dE)r gesellschaftliche Zirkulationsprozeß, nicht in den Kreis der Erwägungen ein­bezogen,. sondern eine "Produktion um der Produktion willen'' angenommen. Grenzenlos gewährter zusätzlicher Kredit bedeutet gleicbfalls eine "Produktion um der Produktion willen", welche schließlich an der Ueberfülle der produzierten und nicht abgesetzten Güter ihre innere Grenze finden muß.

Es ist aber ganz interessant, diesen Gedanken nach einer a n d e r e n Richtung hin zu. verfolgen. Wenn man Schaffung zusätzlicher Kaufkraft für unbedenklich hält, so könnte im Falle einer Absatzkrise stets die Lage durch Gewährung von Kredit wiederhergestellt werden. Allerdings nicht durch Gewährung von Kredit an die Produzenten, sondern an die K.o n s um e nt e n. Wenn man den Konsu­menten einen langfristigen oder gar unkündbaren· Gratiskredit einräumen wollte, so würde die Stockung bald überwunden sein. (Wirtschaftlich damit gleich­bedeutend war ja die Kr i e,g s k o n j u n k.t ur, in welcher der Staat als Groß~ konsument einen Gratiskredit erhielt, - ja in der mit Rücksicht auf den sinkenden Geldwert der Zins sogar negativ war, d. h. der Konsument nicht zur Zurücker­stattung derselben Wertgröße, sondern einergeringeren verpflichtet wurde.) Auch dieser an die Konsumenten gewährte Kredit würde,allerdings nicht zurück­fließen; und insofern müßte er volkswirtschaftlich als V e r l u s t betrachtet werden.

· Einen a u t o m at i s c h wirkenden Kreditmechanismus, der . die Krise über':' winden könnte, vermögen wir überhaupt nicht zu schaffen. Vielmehrmuß die Kredit­gewährung an solche Unternehmungen eintreten, welche stark, und daher wirtschaft­lich wertvoll genug_ sind, um die Krise zu überwinden, während· andere,' welche nur der Konjunktur ihr Dasein verdanken und unter "norll)alen" Bedingungen nicht existenzfähig sind, durch -Entziehung des Kredits /Wieder ausgeschaltet werden müssen und tatsächlich wieder ausgeschaltet werden. Mit andern Worten: es muß von Zeit zu Zeit in der Krise eine Neuadjustierung des_ Produktionspro;. zesses eintreten, weil er ja in der Konjunktur nicht organisiert war. Die "Or­ganisation", welche durch die Kreditrestriktion der Banken gegeben ist, hilft (wenngleich mit großen privat- und volkswirtschaftlichen Verlusten) dem Mangel

. ·_ · . ~)-Eine solche _zur Vermeidung der Krise erfolgende Kreditgewährung würde auch in dem Lande ein höheres Preisniveau als im Auslande schaffen, also auf die Dauer sich - da man auf Goldwährung verzichten müßte - in einer Entwertung des L.andesgeldes gegenüber dem fremden Gelde ausdrücken.· · ·

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VI . Vorschläge :zur, Behebung .·der .Krisen .... 407

an Organisation nach, der,injederHochkonjunktur (auch bei Kartellen) vorhanden ist, und die ,;Auswüchse'' det Konjunktur mit sich bringt. Dabei vollzieht sich natürlich die "Ausschaltung'' der "nicht lebensfähigen" Produzenten nur in 4er Weise, daß die Produktionsstätten zu billigem Preise an an d e r;e Unternehmer. übergehen. Die "Kapitalvernichtung" in ·der Krise· ist in deii'-meisten Fällen nicht Vernichtung des Sachkapitals, sondern nur· Herabsetzung seines· Buch­wertes. Es lfegt also meist p r i v a. t wir t s c h af t l ich, nicht aber volks­wirtschaftlic_h Kapitalverlust vor. Die Produktion wird nur dann eingestellt wer-,. den müssen,· wenn die Kosten (ohne Verzinsung des AnlagekapitaJs, das ja bei der "Sanierung" eventuell zur Genüge .abgeschrieben werden kann) höher ~indr«4 "'

Die Richtigkeit unserer These zeigt sich auch in den Mitteln, welche in schwe• ren Krisenzeiten immer wieder angewendet werden, . um die verhängnisvollsten Wirkungen der ·Arbeitslosigkeit abzuwehren.

I . . ' I ' •

b) Not s.t an d s arbeiten u_n d Arbeits I o s, e nunterstütz u n g.

In den Zeiten der Krise werden stets öffentliche Arbeiten vergeben, welche in der Hochkonjunktur zurückgestellt Wurden oder welche überhaupt nie vorgesehen waren. Insoweit öffentliche Mittel zur Unterstützung der Arbeitslosen doch auf­gewendet werden müssen, bedeuteri · die Löhne nicht eine neue Belastung und-· es sind derart~ in be'sonderenNotlagen,;InvE)stitionen billig; weil ein Teil ihrer Kosten jegenfalls aufgewendet werden ~üßte. Sowohl die Notstandsarbeiten als die Ar­beitslosenuriterstützungen stellen einen durch die öffentliche Gewalt veranlaßten K o n s u·m dar, welcher sonst riicht erfolgen könnte. Dadurch wird-nicht nur die­Notlage der Arbeitslosen vermindert, sondern auch die Geschäftslage für alle Produktionen verbessert; abstrakt betrachtet treten diese. Konsumakte subsidiär in den Markt ein, hemmen das· Fortschreiten der Krise und stellen eine - durch die Verwa,tung bewirkte _;__ Steigerung der Gesamtlohnsumme in· der Vo~kswirtschaft dar. In diesen Maßnahmen liegen Selbstschutzbestrebungen der Volkswirtschaft und so sehr 'auch vielfach gegen Arbeitslosenunterstützungen und Notstandsarbeiten theoretische· BedenJ\.en geltend gemacht wurden, so setzen' sie sich _doch imirier durch .und sie sind auch, nach dem Gesagten, von keiner schädlichen Wirkung auf die' Volkswirts-chaft. Nur wenn man ---' wie es etwa in der Auffassung von M a 1 t h u: s · liegt - die Bevölkerung für zu groß, das Bevölkerungswachstum für gefähr}.ich erachtet, könnten solche Maßna,hmen durch zu große Erleichterung der Existenz schädlich )Virkim, die Existenzgrmidlage verengtfn, und dadurch a_ucP­.die Arbeitsfähigkeit hera,bmindern. Hält man aber diese Grerize fü~ noch nicht erreicht, so können Notstandsarbeiten und Arbeitslosenunterstützungen als gesell~ schaftlieber Koris'um betrachtet werden; der helfend eintritt, sobald der Konjunk'­turumschlag :den Konsum gewaltsam senkt. Nur insofern diese Maßnahmen eine I n f l a t i o n in sich schließen und da, durch das 'Verhältnis der Preise zueinander nicht --Jieder- in den Gleichgewichtszustand zurücktreten lassen, können sie schad:.. lieh sein. ·Das setzt aber Dimensionen voraus, welche in der ·historischen Entwick~ lung .des Kapitalismus normalerweise nie eingetreten sind. (Die Zeit nach dem Weltkrieg ist in dieser Rückßicht "abnormal";) Wesentliche· Störungen sind aller­dings durch Schaffung· zusätzlicheil Konsums auf anderem Wege eingetreten, nämlich ··

c) h ei großem s_t a a t s bedarf.

Insbesöndere ist der Bedarf für Rüstungszwecke an dieser Stelle zu erwähnen. Ein großer Bedarf für Rüstungszwecke wird gewöhnlich auf Anleihen. genommen werden. Es ..ist dann '(l:l:uch in .. der Krise)J3eschäftigung ,großer Industrien ge­sichert, :welche am dem' freien Markte keinen Absatz finden könnten. Die Be­zählung erfolgt meist aus dem Erlöse von Anleihen, welche von den Staatsbürgern aus ihreil Ersparnissen gekauft werden. Die Sparer wenden sich diesen Anlagen zu,

II . II ( I

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I

408 E m i 1 Lederer, Konjunktur und Krisen. VII

weil sie entweder durch gesetzliche Bestimmungen dazu gezwungen werden (,,mün­delsichere" Anlage), oder ·weil sie größere Stetigkeit und Sicherheit ihres Spar­kapitals erhoffen. In Zeiten schlechten Geschäftsganges stößt auch die Neuanlage auf Schwierigkeiten. Die Verzinsung und Amortisation solcher Anleihen erfolgt aus den Steuergeldern. Wenn man den Prozeß im ganze!! betrachtet, ~o l~egt z u n ä c h s t Flüssigmachen von Kaufkraft vor, welche. mitunter, z. B. m emer Krise, für den Markt nicht verfügbar gemacht werden könnte. Die Ersparnis~e würden, nicht privaten Industrien geliehen .werde~, wenn der ~bsat~ stockt, s~e stehen aber dem Staat zur Verfügung, da dieser die Steuerhoheit besitzt, und die Verzinsung und Amortisation garantiert oder zu garantieren scheint. Diese Ver­zinsung und Amortisation fließt späterhin aus den Steuern, also aus Einkommens­teilen die nicht in den Verzehr der Einkommensträger, sondern der Sparer ge­lange~. Jedenfalls bedeutet aber jede solche "Kap~talsanlag~" eine Kapi~al­vernichtung der Volkswirtschaft. Es werden Ersparmsse ver}undert, · volkswirt­schaftliches "Kapital" im Sinne von Produktionsmitteln für weitere Produktion zu werden. Insofern setzen sie auch die gesellschaftliche Produktion und damit die gesamte Profitrate herab, wenngleich. nicht direkt,, so indirekt durch Steigen der Besteuerung. Gerade wenn man annimmt, daß die Steuer nur aus dem. freien Einkommen, also nicht aus dem Existenzminimum, sondern nur aus dem · volks­wirtschaftlichen Fond fließen kann, welcher üb er dem Existenzminimum liegt, so wird diese Verwendung. von Ersparnissen in Krisenzeiten der Selbstvernich~ tung von Kapitalien gleichkommen, also die Wiederherstellung des Gleichgewichts beschleunigen. Auf der andern Seite wird in Zeiten guten Geschäftsganges die Akkumulation· verlangsamt.

d) D e r K a p i t a I e x p o r t. Auch der Kapitalexport (als Expor:t von Produktionsmitteln) wird vielfach

angewendet, um die Krise zu überwinden. Offensichtlich liegt dieses Mittel in derselben Linie, wie die bisher gEmannten. Da die Beschäftigung der Industrie nicht durch Zuleitung von Kaufkraft aus dem Lande selbst erfolgen kann, so, wendet sie sich nach auswärts. Es ist hier wieder in erster Linie die Industrie, die Produktionsmittel erzeugt, für welche bei eintretender Geschäftsstockung der Ab­satz im Inlande fehlt. Kapitalexport ist aber nur ein Mittel von vor ü b'e r­g eh e n d e r Wirkung. Ist die Industrialisierung des fremden Landes erfolgt, so benötigt es nur mehr eine Quote des Imports zur Instandhaltung und Ergänzung . der Anlagen. Immerhin schafft solcher Export Luft. Er setzt fremde Konsumenten an die Stelle der einheimischen, un.d erweitert so die Grundlage, auf welcher sich der Produktionsprozeß aufzubauen vermag - allerdings auch dies nur vorüber­gehend. Insofern Zinsen und Amortisationsraten als Gegenwert zurü~kfließen und wieder akkumuliert werden sollen, wird sich. in der nächsten KonJunktur­wendung das Problem auf erweiterter Stufenleiter neu stellen. Hingegen bringt der Kapitalexport im Sinne von Export der Kaufkraft, welche vom anleihesuc~enden Lande .dazu verwendet wird, um 'Produkte dritter Länder zu kaufen, unmittelbar keine Erleichterung in der Krise. Es wird vielmehr l!~diglich die Verlegenheiten der Kapitalisten vermindern, indem ein Teil des Wachstums im Produk~ions­prozeß nach dem Auslande verlegt wird, weil es im Inlande nicht stattfmden kann. Das war z. B. der Fall des französischen Kapitalexportes nach Ruß­land. Da erfolgte lediglich Anlage von Ersparnissen im Auslande, Uebertragung von Kaufkraft, die nur teilweise wieder zum Ankauf französischer Produkte ver­wendet wurde,

VII. Sin~ ·die Krisen im Rahmen der kapitalist!scheq Produktion verineidbar? . Diese Frage müßte von allen denjenigen Theoretikern ohne weiteres bejaht

werden, welche der Meinung sind, daß nur die Disproportionalität der Produktions-

VII Sind die Krisen im Rahmen der kapitalistischen Produktion vermeidbar? 409·

zweige eine Krisenursache ist, und die weiterhin der Meinung sind:, daß diese Dis­proportionalität auf den Mangel einer übersichtlichen Leitung des Produktions­prozesses zurückzuführen ist. Allerdings führt diese Auffassung dann zur For­derung einer einheitlichen Leitung des Produktionsprozesses, sei es durch einen Generaltrust oder eine Universalbank, welche durch ihre Kreditzuteilung über die Ausdehnung, der .einzelnen Produktionssphären entscheidet 1). Ja mehr. noch: schon eine Organisation der einzelnen Unternehmungen in Kartellen müßte nach dieser Auffassung zu einer Anpassung der einzelnen Industrien an die Konjunktur­lage, zu einer übersichtlichen Gestaltung ·der Produktion und demgemäß zur Aus­schaltung der Krisen führen.

a) D i e K a r t e ll'i e r u n g.

Als der Kartellierungsprozeß begann - in Europa nach der großen Krise, welche die Konjunkturperiode nach dem deutsch-französischen Krieg abscJ.lloß -, schien irrt Kartell ein taugliches Mittel gegen den Konjunkturumschwung gegeben zu sein. Denn ein Kartell, welches funktioniert, kann sich allerdings durch Ein­schränkung der Produktion, durch Aufhebung der freien Konkurrenz, weitgehend der Konjunktur anpassen, sei es, daß es die Preise wirksam zu bestimmen oder die Menge der auf den Markt kommenden Produkte einzuschränken vermag; jedenfalls kann es auch in der Depression die Preise hochhalten, indem es die Konkurrenz hemmt und die weniger zahlungsfähigen Abnehmer ausschaltet. Dadurch wird.der Gesafntumsatz, in Geld ausgedrückt, gesteigert werden, die Preise werden . ver-:­hältnismäßig stabil bleiben, sie werden jedenfalls keine so großen Schwankungen nach oben und unten zeigen als bei freier Konkurrenz. Das ist natürlich nur mög­lich, wenn die Produktion beim Rückgang der Konjunktur stark. eingescP,ränkt wird. Die Einschränkung wird nach der Karteliierung systematischer und ener~ giseher vorgenommen werden als bei freier Konkurrenz. Solange sich die Kartelle nur auf einige Industrien beschränken, wird diese Wirkung zweifellos geübt werden könne.n.

Wenn wir diese Wjrkung feststellen, so ist sie für die kartellierten Industrien zweifellos von Vorteil. Die volkswirtschaftliche Wirkung kann man aber erst be­stimmen; wenn man die Fernwirkung dieser Kartellpreise erwägt. Sie bedeutet ja, d~ß viele Produktionen, welche das Kartellprodukt benötigen (z. B. Kohle oder Eisen oder Baumaterialien) wegen der hochg~haltenen Preise vom Konsum fern­gehalten werden. Handelt es sich um ein Fertigprodukt (z. B. Textilwaren), so werden viele Konsumenten ihren Bedarf einschränken müssen, wenn die Preise nicht sinken. Oder wenn_der Konsum nicht eingeschränkt werden kann, so werden. we­niger andere Produkte konsumiert werden. Dies ist die Wirkung von Kartellen agrarischer Produzenten, welche z. B. den Preis von Milch oder Fleisch auch in der Krise hoch)lalten und dadurch den Konsum· von Industrieprodukten hemmen. Die Krise, wel~he vordem alle Industrien gleichmäßig traf, wird sich jetzt auf die nicht organisierten Gewerbszweige konzentrieren. . Diese Hochhaltung der Preise .kann eine doppelte Wirkung haben: a) Sie leitet mehr Kaufkraft, als bei freier Kon­.kurrenz möglich wäre, in die bevorzugten, kartellierten Gewerbezweige. Wenn sie dort konsumiert wird, so b-itt lediglich Konsumverschiebung ein und das volks­.wirtschaftliche Bild ändert sich nicht. Die Produzenten der Kartelle genießen in größerem Verbrauch die für.sie eintretende r e I a t i v e Verbilligung der andern Produkte. b) Wird .8.ber der Uebergewinn akkumuliert, so ist das Problem der Arilage des Gewinnes um so stärker gegeben und die Depression wird nur noch vermehrt und · verschär_ft, Diese Situation ist dann besonders für n u m p i n g-

1) Der Fed~ral Reserve Board in den Vereinigten Staaten von Amerika scheint diese ·Funktion übernehmen zu. wollen, wenn er sich bemüht, der "Inflationsgefahr" in der nächsten Konjunkturperiode entgegenzuwirken. ·

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410 Emil Lederer, Konjunktur und.Krisen. VII

Praxis geeignet; das Kartell, welch~s nur eine~ Teil seiner Prod11kt~on im Inland zu lohnenden Preisen abzusetzen vermag, geht ms Ausland und bereitet dort ~on:­kurrenz. Es ist volkswirtschaftlich derselbe Vorgang, wie Export von ProduktiOns­mitteln: hier sogar gesteigert,: weil Export stattfinde~ noch ü.ber die - n~ch ~aß­gabe . der wechselseitigen Produktionsko~ten :- mterna.bonale Arbeitstellung hinaus. Das Dumping verschiebt dann dte Kn~en~olg.en ms Ausla.nd und set~t ausländischen Könsum an. Stelle des fehlenden mlandischen, - w1e betont se1, nicht nur in Auswirkung internationaler Arbeitsteilung, sondern 'darübe~ hinaus, so daß der Import vom Auslande nicht notwendig parallel ":'ächst. A~lerdmgs d~rf man ~ie Wirkung solcher Kartelle, selbst wenn sie du:chgr.etfen, und m den Ba~Is­indüstrien gegeben sind, nicht überschätzen. Auch hter. wtrkt doch - we~ngle~ch abgeschwächt - das Prinzip der Konkurrenz. Selbst em Kohlenkartell wtrd sich

. der Konkurrenz des Auslandes ausgesetzt sehen und seine Preise nicht Von der Konjunktur ganz unabhängig festsetzen ~önne~, wenngleich bei Kohle am ehesten der Frachtschutz wirkt. Kartelle von Eisen, Ztegel, Zement usw., mehr noch alle Kartelle von Fertigfabrikaten müssen sowohl mit de~ Ausla~dskonkurrenz a~s auch mit der Konkurrenz v e r w a n d t e r Produktwnszwet~e rechnen. Dte Auslandskonkurrenz lmnn durch Zölle ausgeschaltet oder wemgstens gehemmt werden, die Konkurrenz verwandter Produktionszweige ~ird sie~ auch tro~z der Zollgesetzgebung im Inlande hemerkba.r machen. D.~her. mussen die Kartelle Immer

. weiter greifen und miteinander kooper.teren: ~· B. samthebe ~~rtelle d~r Baumate­rialien sämtliche Kartelle der Textilmdustnen usw. Soweit mternatwnale Kon­kurrer:z in Betracht kommt ist Ausdehnung der Organisation über die· Landes­grenzen möglich und wird ;ngestreht. Sie hat aber noch nirgends wir k.sam e Formen angenommen. . Solche intern~tionale Ko~perat~on ist auch we1~ e~er unter Trusts als unter Kartellen möghch. Denn dtese smd schw:erer zu eu~helt­

. Ücher Aktion iu bringen und namentlich die Zeit guter Konjunktur hrh1gt Ihren Zusammenhalt immer wieder in Gefahr.

b) Das "U i:J. i ver s a 1 k arte 11".

Diese Kooperation der Kartelle aber führt ~ur Frage, ob . eine· u n i v e. r­s a 1 e Kartellorganisatiön, eine lückenlose ~artell~erung ~er nab.onal~.n. Produk­tionen - späterhin auf internationaler Basis -:- e~ne stetige, gleiC.hmaßtge Kon­junktur hewirk~n könnt~? . Die. Voraussetzung emer solchen ?~Iver~ale~ ~a;~ tellierung im· Inlande allem Ist eme entsprec~ende Schutzzollpohtik, wt.e s1e J~. m vielen modernen Industriestaaten befolgt Wird. Unter dem Schutz dteser Zolle würde dann jedes Kartell nur soviel produzieren, als es gewinnhrhtgend abzu­setzen vermag. Das setzt·· allerdings, · in Anbetracht der Konkurrenz unter. d~n verwandten Produktionszweigen, eine sehr weitgehende, über sehr groß~ Industrie­gruppen hinausreichende. Organisat~on der Indust.rie vor~us. In dte~em Fall würde der Wechsel der Konjunktur mcht mehr von emem Wtrtschaftsz~et~ auf. den andern abgewälzt werden. Nehmen wir an, daß alle Wirtschaftszwetg~. m ~1eser Art gleich gut organisiert sind (was hisher .noch nie der ~all w:ar).~ so wurde Jeder Versuch eines solchen Industriekartells, steh dem KonJunkturruckschlag d_urch Produktionseinschränkung zu entziehen, von den nachf?lgend~n . Produkti~ns-

. stadien entsprechende Parallelmaßnahmen auslösen. Es hh.ebe al.so 1~ Falle e~ner Krise bei der allgemeinen Produktionseinschränkung und dte Pretse ko~nten .mcht fallen. Es würde sich ein "innerer Ring" einer absatzfähigen Produkti.on hll~en, die relative Konsumsteigerung, welche .an die Preissenkun.g geknüp.ft ·1st,. wurde ausbleiben. ,Damit würde aber auch wieder NMhfragestetgerung mcht emtret.en können und der Impuls zur neuen Konjunktur würde nieht. mehr geg~hen .. sem. Wäre. die ·VolkswirtschaJt derart _dux:chorganisiert •. müßt~ d1~ Depresswn langer dauern und -sie· würde ·erst üher\vunden werden durch Kapitalexport oder_ Be-

VII Sind die Krisen im Rahmen der kapitalistischen Produktion vermeidbar? 411

völkeru~gsvermehrung, oder planmäßige. Lohn- und Gehaltssteigerungen, welche Produktwns.ausdehnung auf g~sellschaftl~cher Stufenleiter. ermöglichen 1), ·

Noch em anderer. Weg, dte DepressiOn zu überwinden, würde endlich in der Steigerung des Unternehmerkonsums liegen, also im Verbrauch der Ueberschüsse anstatt in der Akkumula:tion. Die Produktion der Unternehmerklasse für sich würd~ größere Dimensionen annehmen, und das ist möglich, wenn die Akkumulation der Ueberschüsse nicht mehr vorteilhaft ist, oder- mangels Ausdehnung der Produk­tions~tä~ten.- gar nicht erfolgen kann und ebenso Abwanderung des Kapitals auf Schwtengketten stoßen würde. So könnten allerdings die Krisen als akute Stö­rung des Zirkulationsprozesses vermieden werden, aber es würde in diesem Wirt­~chaftsbilde aüch keine gesteigerte Konjunktur, keine Belebung der Produktion In großem M;aßstabe geben. Wenn man die Aufgabe der volkswirtschaftlichen Produktion in der Versorgung der Volksgesamtheit mit Gebrauchsgütern sieht, so würde eine solche universale Organisation die Versorgung nicht verbessern, sondern eher verschlechtern. Sie würde freilich mit den Rohstoffen der Gesellschaft und der Welt sparsamer umgehen, als die Wirtschaft freier. Konkurrenz, sie würde aber auch mit solchen Materialien, welche im Ueberflusse vorhanden sind, sparsam wirtschaften und es wäre die ganze Volkswirtschaft nicht auf möglichst reich­haltige, sondern auf a n d a _u er n d e und darum eben nicht sehr reichliche Be-

. dürfnisbefriedigung gestellt. Die Konjunktur wäre gedrückt, die Depression ver­längert. Der .volkswirtschaftliclle Zyklus in seiner prägnanten Form, wie ihn die Konkurrenzverkehrswirtschaft zeigt; wäre allerdings aufgehoben. Es wäre eine Organisation der Produktion für Produzenten, nicht aber für die Gesamtheit und darum .liegt nur vom Gesichtspunkt einer reibungslos arbeitenden Produk~ tionsmaschinerie ein Fortschritt in einer allgemeinen Kartellierung, Insbesondere würde ein solcher Wirtschaftszustand, wegen der Abschwächung der Konjunktur, nicht ras~he Löhnstei~er~ngen bri~gen. Weder die a b so 1 u t e n Lohnsteigerungen der KonJunkturen, dte Immer d1e · Gesamtmasse der Bevölkerung in ihrem Ver­sorgu_ngsgrade ein Stück weiterbringen, wenngleich der Lohn nicht so rasch steigt wie die Produktion- ~oeh die relativen Lohnsteigerungen und Gehaltssteigerungen, welche sich in den Krisenzeiten ergeben. Es ist allerdings keine Wahrscheinlichkeit dafür gegeben, daß sich eine solche universale Organisation der Produktion jemals in eüropi;\isch,en Industriestaaten oder in Amerika vollziehe .. Dazu sind die Reibungen der Produzentenschichten untereinander und die internationale Ver­flechtung zu intensiv. ,Auch ist für die entscheidenden Massenwaren der Welt­wirtschaft eine solche Karteliierung gar nicht vorstellbar, weder für Getreide noch ·für Fleisch, noch für Kohle, noch für Eisen, noch .für . WoÜe, Baumwolle usw. Auf absehbare Zeit wird daher Karteliierung immer nur Ueberwälzungdes Kon­junkturrisikos von einem Wirtschaftszweig auf alle andern bedeuten - und dazu ist sie ein taugliches Werkzeug. :Inuherhin mag sich annäherungsweise. manche hochka pitali~ti~che Vo1kswirtschaft · diesem Typus einer allseitigen Karteliierung nähern.

1 ·

c) Die 0 r g an i s a t i o n des Bankwesens.

. In der letzten Phase der kapitalistischen Entwicklung tritt neben die Organi­sation der Industrie zu Kartellen, diese stützend_ und ergänzend, die Organisation des Bank- und Kreditwesens. Insoweit (wie z. B. in Deutschland, und seit der Einrichtung des .Fed.eral Reserve Board in den Vereinigten Staaten) die Kredit­g,ewährung organisiert ist, und von einer zentralen Bank aus reguliert. wird, kann

. . )

· •1

) In einer s~ orga~isierten Volkswirtschaft .würde es zwar an. Antrieben fürs p e z i e 1 I e ~onJunkturen, wte Erfmdungen, Bedarfsverschtebungen, Geldvermehrung (Ooldfuride z. B.) m~ht· fehlen, aber .diese partiellen Konjunkturen würden nicht das Bild der a 1 1 g e m e·i n e n zetgen.

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412 E m il L e d er er, Konjunktur und Krisen. VII

in der wirksamsten Weise von einheitlichen Gesichtspunkten aus die Entfaltung der Konjunktur kontrolliert, die Entwicklung zur Krise gehemmt · werden~ wenn· in der Konjunktur schon die Produktion gedrosselt wird. Wemi die heute gegebenen Ansätze ausreifen, kann man weit eher von der Ausgestaltung ·der Bankenorganisation, als von der Organisation der Industrie die Verflachung der, Konjunkturwellen erwarten 1).

Züge einer solchen Gesamtorganisation der Volkswirtschaft und daher Teil­wirkungen derselben haben sich schon in manchen europäischen Wirtschaften vor dem Kriege gezeigt, und darum ist theoretisch die Ausmalung eines solchen Wirtschaftsbildes auch für die Wirtschaftsp'olitik nicht ohne Bedeutung 2).

d) D i e S t a b i l i s i e r u n g d e s G e l d w e r t e s.

Auf einen Wirtschaftszustand ohne das Auf und Ab der Konjunktur zielt · letzten Endes auch die Idee Ir v in g Fisher s ab, einen "stabilen Dollar'' zu schaffen 3), Sollte ein einzelnes Land stark geuug sein, die Kaufkraft seines Geldes zu stabilisieren 4), so würde es damit die starke Anregung,~welche in den

1) Mit dem Problem der Konjunkturstabilisierung beschäftigt sich auch V e b 1 e n in seinem bereits mehrfach zitierten Buch, insbesondere Kap. VII: The theory of.modern welfare. V e b 1 e n leugnet, wenigstens für die Vereinigten Staaten von Amerika, 'seit dem Ende der 70er Jahre die regelmäßige Abfolge von Konjunktur und Krise. Er glaubt, daß die Pro­duktion in Krise und Konjunktur in gleicher Weise fortschreite; seitdem die Maschine die Grundlage aller gewerblichen Produktion geworden sei, erfolgen immer wieder neue Ver­besserungen, wer<ten unausgesetzt neue Unternehmungen gegründet, welche in ihrer Pro­duktionsausrüstung und Organisation den alten Unternehmungen überlegen sind, und durch ihre Konkurrenz die Preise senken. So zeigen alle Industrieprodukte die Tendenz zur Preis­senkung, die Rentabilität sinkt, und dadurch sei eine ständige Depression gegeben, welche nur durch besondere Umstände (Goldfunde, Kriegsrüstungen, unproduktiven öffentlichen Bedarf) vorübergehend gemildert werde. Vom Gesichtsp~tnkt des Wirtschaftslebens sei daher entweder unproduktiver Konsum zu wünschen oder Organisation der Produktion in Kartellen, welche durch Einschränkung der Produktion und Beeinflussung der Preise eine stabile Ren­tabilität herbeiführe.

· Diese. originelle Auffassung V e b 1 e n s ist sehr interessant. Sie erinnert in vielen Zügen an die Vorstellung des Zirkulationsprozesses und an die Thesen von Rosa Lux e m b u r.g, wenngleich sie völlig unsentimental das Gebiet der Wirtschaft als eine Mechanik behandelt, die nur ihrem eigenen Gesetz gehorcht. Aber gerade von diesem Standpunkt aus ergeben sich mehrere Einwände, welche nur angedeutet seien: eine a 11 g e m e i n e Tendenz der Preis­senkung (welche weder für Amerika noch Europa seit 1896 angenommen werden kann) brauchte noch nicht mit Depression gleichbedeutend zu sein, weil jede Preissenkung eines Produkts Kostenelemente a n d e r e r Produktionen verbilligt, daher Gewinnmöglichkeiten schafft. Letzten Endes ist allgemeine Preissenkung identisch mit Steigerung des Geldwertes. Diese braucht die Rentabilität nicht zu verringern, da bei einer Steigerung des Geldwertes die Kon­sumfähigkeit aller Schichten mit gegebenem Einkommen wächst, sich daher das Produktions­volumen ausdehnt. - Die Theorie V e b 1 e n s hat in ihrem Grundgedanken viel Berührungs­punkte mit den im Texte von mir vertretenen Thesen. Von seinem Standpunkt aus diskutiert er jedoch bloß i n n e r h a 1 b des gegebenen· Wirtschaftssystems, und für dieses muß er die Notwendigkeit unproduktiven Konsums, ja zeitweise der Inflation zugeben. Nur die Ver­nichtung von Werten schafft in diesem System immer wieder vorübergehend Luft. - Die Wirkungsmöglichkeit der Kartelle überschätzt V e b 1 e n offenbar. Er übersieht, daß gerade die Kartelle durch Einschränkung der Produktion tin'd Hochhaltung der Preise die Rentabilität an derer Produktionen herabsetzen und daß eine a 11 g e m ein e Karteliierung oder Ver­trustung nicht umhin könnte, die Produktion einzuschränken und die rasche Entfaltung der Produktivkräfte zu hemmen. Der anregende Beitrag V e b 1 e n s zu unserem Problem wird trotzdem als eine wichtige Bereicherung der Diskussion bezeichnet werden können. . 2) Die letzte Konjunkturperiode· in Deutschland. vor dem Krieg zeigt schon einige Züge des hier skizzierten Bildes. Vgl. A. Fe i 1 er, Die Kot'ljunkturperiode, 1912, und meine "Sozialpolitische Chronik" im· "Archiv" 1913, Abschnitt: Gewerkschaften. ·

8) Ir v in g Fisher, The purchasing power of money, und Stabilizing the Dollar; vgl. hiezu auch P i g o u , a. a. 0. S. 870 ff. Ferner jetzt K e y n e s , A Tract on Monetary Reform, 1923.

') Dabei ist nicht diskutiert, ob eine· solche Politik wünschenswert ist, z. B. mit Rück­sicht darauf, daß sich die Produktivität der Arbeit in .einem Lande verschieben kann .•

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VII Sind die Krisen im Rahmen der kapitalistischen Produktion verm~idbar? 413

Konjunkturen gegeben ist, ausschalten, allerdings auch die zerstörenden Wir­klingen der Krise. Es fragt sich aber, ob dann die Entfaltung der Produktivkräfte ebe1_1so .ra.sch vor sich. gehen würde, als bei dem schwankenden Geldwert. Eine kapitalistische Volkswirtschaft braucht den Stachel exorbitanten Gewinns zu rascher Produktionsausdehnung. Bei stabilem Geldwert würden die Bedürfnisse ~er Gesellschaft" vermut~ich nicht so !asch wachsen. Nur eine plan~äßig organi­sierte Gesellschaft kann Ihre Produktion mit Rücksicht auf die Bedürfnisse aus­dehn,~n, ohne von der Rentabilität im privatwirtschaftliehen Sinne des Wortes abhängig zu sein. Sie al~ein ist -~n der Lage, .den Produktionsmittelapparat lan_gsam, konstant und ohne Ruckschlage auszuweiten, und sie kann ihn ebenso schnell umfor11_1en und ausdehnen, ohne daß die Ueberleitung in einen Zustand veränderter .~orgamscher Zusammensetzung" der. Gesamtproduktion mit einer Krise Wertver­nichtung und Arbeitslosigkeit verknüpft sein muß, wie im kapitalistisch~n System.

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414

A.

Ablaß 231 Absatz 272; 275; 287; 357;

359 -, Störung des 403 Absatzstockung 363; 405 Abschreibung 100 Aemterverkauf 184 Aktien 33; 43; 46; 184 Aktiengesellschaft41; 48; 130;

137 ff. -, Aufsichtsrat der 150 -, industrielle 138 Aktiengesetz 145 Aktienhandel 139 Aktien-Kategorien 147 Aktienrecht 153 ff. Aktionäre, Generalversamm-

lung der 151 Aktionärschutz 153 . Amonn 323 1

Angebot 272; 282 ff. · -, Einschränkung des 314;

392 -, Elastizität des 284 ff. -, Konzentration des 291 - und Nachfrage 281; 306;

340; 371 Anlagekredit 384 Anlagevermögen 94 Anleihen, öffentliche 378 Anzeigenwesen, amtliches 72 Arbeitsbedarf, Dringlichkeit

des 347 Arbeitseinkommen 194; 389;

403 Arbeitsertrag, voller 351 Arbeitsfähigkeit 407 Arbeitskosten 319 Arbeitskräfte 380; 382 -, Mangel an 343 · Arbeitskraftbedarf 340 Arbeitsleistung, Entgelt für

318 . -, Preisbildung für die 330 ...,-, die, als Ware 330 Arbeitslohn 175; 191; 196;

273; 318

Register.

Arbeitslöhne, Anteil der, an den Produktionskosten 347

Arbeitslose 336; 362 Arbeitslosigkeit 402; 413 Arbeitslosenunterstützung

407 . Arbeitsmarkt 23; 326; 329;

362; 363 -, Mechanik des 383 . Arbeitsmärkte, Vielheit der

332 Arbeitsnachweisstellen 340 Arbeitsteilung 113; 123; 215;

225; 263; 269; 278; 377 -, internationale 410 Arbeitsvermittlungswesen

331 Arbeitsverhältnis, patriarcha-

1

lisches 25 Arbeitswertlehre 357 ff. Arbeitszeit 398 Arbeit 92; 283 -, gelernte 332 Arbeiter 130 ff.; 369 -, Eigenschaften des 333 -, ungelernte 332 Arbeiterausbeutung 344 Arbeiterfrage 60 Arbeiterkategorien 341; 345 Arbeiterorganisation· 130; 345 Arbeiterschaft, Qualität der

330 Arbeiterzahl 398 Arbeitgeber 318 Arbeitnehmer, Organisierung

der 350 -, Qualität der 335 Aufmachung 311 Aufwendungen zugunsten des

Arbeiters 319 • Ausbeutung 359 - der Konsumenten 292 Ausbeutungstheorie 325 Ausbildungszeit 341 Auslandskonkurrenz 410 Außenhandel 395 Außerhausindustrie 15 Austausch 359 Auswanderung 343

B.

Bank 138; 377 Bankwesen, modernes 380 -, Organisation des 411 ff. Bankzinsfuß 351 Bargeldloser Verkehr 380 Baudeau 321 Bauproduktivgenossenschaf-

ten 132 Beamtengehälter 393 Bedarfsdeckung 276 -, karitätswirtschaftliche

118 f. . ~, reine 261; 269 -, unternehmerlose 132 Bedarfsdeckungswirtschaft

278 -, staatliche 116 -, der Gemeinden 117 Bedlirfnis, Dringlichkeit des

294 . Bedlirfnisse, Rangordnung d.

276 . Bedlirfnisbefriedigung 293 Bedlirfnisdeckung 367 Bekanntmachungswesen,

amtliches 72 Beloch 168; 172; 211 . Berichterstattung, offizielle

und offiziöse 72 Bernstein 327 Berufsbestand, natlirlicher

Wechsel des 341 · Berufsbildung 2t'6

Berufsgliederung 196 Berufsschulung 333 Berufsteilung 225 Berufswahl 341 Berufswechsel 341 Beschaffungskosten 311 Betriebe, Einteilung der

123 Betriebsausdehnung, Risiko

der 382 Betriebskapital 367 Betriebsrätegesetz 136 Bevölkerungsbewegung 323;

324; 326; 340

-·.· Bevölkerungsvermehrung 359; 410

Bevölkerungswachstum 407 B1Ianz 92 ff. · Böhm-Bawerk, Bugen 211;

223 ff.; 243; 248; 250; 251; 253; 261; 328

Boden 283• Bodenmonopol 267 Bodenreform 61 Bodenrecht, feudales 60 Bodenwert 178 · Börse 139; 265; 311 Börsenkrisen 364 Branchenmonopole 145 Bucharin 359 Blicher, Kar! 76; 163; 174;

178 . BuchfÜhrungsmethoden 95 Buchhaltung 92 ff. -, doppelte 95 -, einfache 95 Buchkredit 380

c. Cantillon 320; 322 Carey 329 Cassel 273; 328; 329; 404 Chartismus 337 · Chartisten 323; 326 Clark, J. B. 222; 244; 329 Code civil 29 Colbert 138 . Conrad, Otto 287

D. k Darlehen 377

li~ 1.. • • •.•.

-,· ziilsbares 175 ~r Deflation 310;: 35!! .

· Degenfeld-Schonburg 321 ff. Depression 361; 364; 389; 395

' -, Ueberwindung der 410.ff. Detailpreise 311 -, größere Konstanz der 312 Diskontosatz 301 ; 309 .Oiehl 324 ( Dietzel 224 Dollar, stabiler 412 D!iring 287 · Dumping 409 ft . Durchschnittslohn 338 Durchschnittsprofit 290

E.

Eigenbedarfsdeckung 112 ·· Edelmetallvorrat 22 Eigentum 267 -, Freiheit des 22 Eigenwirtschaft, mittelbare

122 Einheitspreise 313

Register.

Einkaufsverbände· 303 Einkommen ·269; 273; 278;

345; 350; 357; 381 , Begriff des 369 .

-, Bewegung der 392 -, Differenzierung der 392 -, Disproportionalität der

401 -, Höhe des 276; 296 -, selbständiges 274 Einkommensformen 244 Einkommensminderung 298 Einkommenssteigerung und

Preis, Verhältnis von 297 ff. Einkommensstufen 194 ff. Einzelgewinn 312 Eisenbahngesellschaften 138 Engels 325 Engrosmärkte 311 Entgelt 269 · . . . Entwicklung, wirtschaftliche

358 Ergiebigkeit 251 Ersparnisse 387 · -, Uebertragung von 377 Ersparung 223 ff.; 237 Ertrag 91; 244 -, Gesetz vom abnehmen~

den 288 Ertragsbilanz 97 · Ertragswert 147; 212; 346 Erwerb 112; 121 Erwerb.sidee 4; 9 Erwerbskapital 213 Erwerbsmethoden 166 Erwerbsprinzip 11 ; 166; 320 Erwerbsvermögen; . beweg-

liches 174 · Erwerbswirtschaft 161; 300 . Erzeugung, Menge: der 287 Export 359 Existenzminimum 344; 408

F.

Fabrik 15 Fertigindustrie 383 Feudalismus 230; 243 Feudalrechte 179 Feudalstaat 173 Finanzwissenschaft 55; 57; IW<l15 Fischart 231 Fisher, Irving 66; 412 Fourier 291 · · Fortschritt, wirtschaftlicher

207 Frauenarbeit · 333 Freier Beruf 125 · Freiberufliche Arbeit, Kom-

merzialisierurig der 125 Freihandelslehre 62 ff. FreizUgigkelt 324 · Frlihkapitalismus 25; 365 -, Lohntheorien des. 320 Funkdienst für Zeitungen 85

415

··o. Gebrauchswert 261 ; 286 Geburtenziffer 343 · Gehälter, feste 389 ff. . . Gehaltssteigerungen 410 Geld 165; 261; 263 · -, ä~,tßere Kaufkraft des 305 --'-, Ausnutzbarkeit des 306;

310 -, Entwertung des 390 -, ii:mere Kaufkraft des 304;

306 -, Umlaufsgeschwindigkeit

des307; 310; 366; 367i 379 Geldbedarf 307; 365 Geldbewegung 395 Gelddarlehen 45 Geldentwertung 45; 383 Geldinflation 308 · Geldlohn 321 Geldmarktkrisen 365 Geldmenge 307 Geldrechnung 287 Geldumlauf, Steigerung des

365 ff. Geldverkehr 262 Geldvermehrung 309 ff. · Geldverminderung 310 Geldwert 402; 403

·'--, Aenderung des 388 . -, Bewegung des 404 · -, konstanter 369 ..."...., Schwanken des 279 -, schwankender 412 -, Senkung des 401 -, Stabilisierung des 412 -, stabiler 108 · . Geldwertän-derung 312. · Geldwirtschaft 22; · 212 Gemeinwirtschaft 114 Genossenschaften 203 Genossenschaftswesen, Kate-

gorien des 132 Genußvermögen 164 Geschäft als Begriff 1 0 Gesamtarbeitszeit 398 Gesamteinkommen 369 Gesamtgewinn 312 Gesamtkapital 250 Gesamtlohnsumme 398: Gesamtumsittz 409 Gesellschaft mit beschränk-

ter Haftung 38; 41; 156 Gesellschaft, Polarisation der

216 . Gesellschafter, offener 37 -, stiller 37 Gesellschaftsklassen · 238 . Gesellschaftsoi:dnl.mg, kapita-

listische 60 · · Gesinnung, kapitalistische

221 ff. Gestehungskosten 304 Gewerbefreiheit 22 Gewerkschaften i57; 326 ff.;

338; 399; 403

Page 35: Lederer, Emil 'Konjunktur Und Krisen' 1925

416

Gewerkschaft, montanistische 137

Gewerkschaftslohnpolitik 351 Gewinn 273; 280; 282; 383;

401 Gewinnerzielung 134 Gewinnstreben 4 ff. Gewinn- und Verlustkonto 97 Gewinn- und Verlustrech-

nung 97 Giercke 173; 184 Gildensozialismus 120, 137 Gleichgewicht, wirtschaft-~; liches 279 Gold, Depreziation des 307 Goldbilanz 109 Gossensches Gesetz 303 Gothein 184 . Grenzbetrieb 289 Grenzkäufer 297 Grenzkosten 289 Grenzmenge 286 . Grenznutzen 294; 301; 329 Grenzproduktivitätstheorie

329 Großbanken 252 Großbetrieb 15; 123 -, Ueberlegenheit des 123 Großeinkaufsgesellschaften

122 Großunternehmung 31; 124 Großhandel 311 Grundbesitz 155; 199 ff.; 228 Grundbuch 44 Grundrente 175; 273 Gründungsepochen 139 Grundstückspekulation 201 Grunze!, josef 63 Güter, wirtschaftliche 287 Güterabsatz 9 Gütererzeugung 282 Gütermärkte 351 Güterverbrauch 276 Gütervorrat 278 .!

H.

Hahn, Albert 380 Handel 18 ff.; 262; 270 ff.;

283; 285; 300 Handelsgesellschaft 41 -, offene 38, 128 Harms, Bernhard 67 Haushalt 120 ff, Hausindustrie 15 Hauswirtschaft,. geschlossene

261 Heget 222 Heimarbeiter 334 Hilferding 375 Hobson 378; 394 Hochkapitalismus 25; 51; 74 Hochkonjunktur '356; 361;

387 Hochkonjunkturperiode 388 Höchstpreise 313

Register.

Holyoake ;t 30 Hypotheken 33; 36; 44 Hypothekenbanken 41; · 377 Hypothekengeschäft 202 Hypothekenrecht 38 -, preußisches 46

I, J.

jastrow 186; 363 jevons 267 Jhering 211 Immobiliarkredit 175 Imperialismus 63 Import 359 . Indexziffer 402 Individualunternehmung 128 Industrie 271 -, Organisation der 411 Inflation 45; 312; 359; 378;

387; 401 ; 406 ff. Inflationskonjunktur 363 Inhaberpapiere usw., recht­

licher Schutz der 42 ff. Inhaberschuldverschreibun-

gen 33; 38 ff. Inseratenwesen 72 Inseratenmonopol 76 Inventar 93 Journalistik 72 juristische Person 176

K.

Kalkulation 105 ff.; 263; 286 Kampf zwischen Kapital und · Arbeit 326; 353

Kapita111; 93; 126; 164; 262; 283; 300; 362; 380; 408

-, Akkumulation des 357; 377

-, feste!! 271, 291, 300 -, fixes, und Arbeitsmarkt

346 ff. -, fixes und flüssiges 254 -, Herrschaft des 321 -, industrielles 247 -, konstantes 329 -, Kreislauf des 246 ff. -, stehendes 31 -, umlaufendes 300 -, Zuwachsrate des 238 - und Arbeit 248 - -, beliebige Verwelildung

von 267 Kapitalakkumulation 21; 219;

243 . Kapitalbegriff, Bestimmung

des 210ff. Kapitalbestand 94 Kapitalbewegung 91 Kapitalbildung 194; 214; 249;

276;' 329 • -, nationale 238 Kapitalertrag 239 ff.

Kapitalexpansion 240 . Kapitalexport 408; 410 Kapitalfixierung 347 Kapitalfonds 300 ff. Kapitalsformen; · . Proportion

der 252 Kapitalgüter 295, 357 Kapitalmarkt 347! Kapitalmenge 324 Kapitalprofit 274 Kapitalverhältnis, Lehre von

der Entstehung des 217 ff. Kapitalverlust 407 Kapitalvernichtung 407 Kapitalverwertung 214; 238;

242 Kapitalwerte, Verschiebung

von 388 Kapitalzins 226; 273; 277 Kapitalismus 28 ff.; 319 -, Begriff des 2 -, Dynamik des 245 ff. -, Epochen des 24 - und Kirche 230 ff. - des, Ordnungsprinzipien 3 - und Religion 229 -, Verwirklichung des 26 - als Wirtschaftssystem 235 Kapitalistische, Motivation,

Objektivierung der 5 Kapitalist. Staat, Zweck­

ordnung des 57 ff. Kapitalwirtscijaftliches Sy-.

stem 318 Karlsbader Beschlüsse 86 Kartelle 48; 145; 290; 362 Karteliierung 409 Kathedersozialismus 115 Käufer, Einfluß der 312 - und Preis, Zahl der 302 Käufermonopol 302 ff. · Kauffähigkeit 295; 296; 299 Kaufkraft 344; 386 Kaufkraft, Uebereignung von

379 -, Verteilung der 394 Kaufwille 293 ff. Kellenberger, Eduard 65 Keynes 66; 412 Kingsehe Regel 298; 357; 37 4 Kirche, Finanzwirtschaft der

179 ff. Klassenbedarfsvorstellungen

345 . ' Klassenbildung 273 Klassengegensatz 247 Kleinbetrieb 173 -, handwerksmäßiger ~~9 Kleinunternehmung 124' '. Knipping 176 Koalitionsfreiheit der Arbei-

ter 336 Kollektivunternehmung 129 Kommanditist 37 Kommandite 129 Kommanditgesellschaft 38 - auf Aktien 156

Kommunismus 267 · 268 Konjunktur 279 ' · -, Veränderungen der 299 -, Zusammenbruch der 402 Konjunkturumschwung 385 Konjunkturzusammenbruch

385 Kortkurrenz 124; 266; 290·

312; 357; 393 ' -; freie 243; 363; 403 -, freie, Aufhebung der 409 Konkurrenzprinzip 4 f.; 260;

410 ' . ' Konsum 278 -, Anpassung des 277 -, reproduktiver 277; 299 -, Trägheitsgesetz des 277 Konsumenten 114; 361 Konsumentenrente 276; 297;

312 Konsumgüter 264; 295 Konsumgütererzeugung 371 Konsumtion 120; 276 -,freie 281 Konsumverein 121; 130 ff.;

312 . Konsumverschiebung 409 Konsumwahl, Freiheit der

267 Kontenbilanz 97 Konto .94 Konzerne 145 Kosten 286 -, abnehmende 288 Kostengesetz 286 Kredit 175 ff.; 300; 359; 362;

366; 377; 380· 383· 387· 391; 405 ' ' '

- auf Schuldschein 33 ff. -, zusätzl. 379 ff.; 387 ff.;

406 Kreditbeschaffung 31 ff. Kreditdeflation 308 r Kreditinflation 308 Kreditflüssigkeit 309 Kreditkrise 363 -Kredltmittel, Ausdehnung der

310 Kreditrecht 29; 31 Kreditsystem 254 Kreditverkehr 307 Kreditwirtschaft 212 Kreislauf, wirtschaftlicher

368 . Kriegskonjunktur 406 Kriegswirtschaft 267; 268;

299 Krise 385 -, Begriff der 360 -, Behebung der 405 . -, Ueberwindung der 403 -, universale 386 -, ·vermeidbarkeit der 408 Krisenproblem 356 Krisentheorie 360 Kundentausch 262 Kunstkritik 89

Sozialökonomik; IV. 1.

Register. 417

L.

Ladenpreis 312 Landrecht, preußisches 29 Landwirtschaft, Industriali-

sierung der 46

Lohnstaffelung 332 Lohnstatistik 395 Lohnsteigerung 325; 410; 411 Lohntheorien 320 Lohnvereinbarung 318 -, Methoden der 335 Lohnverschiedenheiten 331 Lohnziffern 342

Lassalle 51; 191; 222; 323 Law 379 Lebensführung, Steigerung

0 der 329 Lebenshaltung 276 Leibrente 175 Leseure 376; 377 Lex Anastasiana 33 ff. Lexis 327 Libet:alismus 51; 266

Lokalblätter 80 Lütkens, Gerhart 63 Luxemburg, Rosa 218; 255;

256; 257; 358; 359; 412 Luxusbedürfnisse 294 Luxuswaren 311

M. -, manchesterlicher 59 Lieferungsverträge, Recht der

47 Macleod 379 Liefmann 328 Mahlberg 109 List 236 Malthus 61; 323; 375; 407 Locke 320 Malthussches Bevölkerungs-Lohn 255; 274; 277; 317; 383; gesetz 284 ·

389ff.; 401 Manchestertum 53; 64 -, Bewegung des 396 ff. Manufaktur 15 -, Herabsetzung des 402 Markt 4; 112ff.; 212; 261; -, Kaufkraft des 342 263 ff.; 269; 270 -, der, als Kostengröße 318 -, freier 281; 311 -, Lehre von der Gravita- -, Freiheit des. 267

tion des 320 ,. Marktgüter ll2 -,lokale Verschiedenheit des Marktlage 278; 295; 340; 360

333 . Marktpreis 278; 312 -, natürlicher 322; 323; 324 - der Arbeit 323 ·

, Steigerung des 403 Marktpreisbildung, freie 315 Lohnänderungen 340 Marktverhältnisse 311 Lohnarbeitsverhältnis 318 Marktverkehr 263 Lohneinkommen 165; 244; Marktwert der Arbeit 320

318; 319 Marshall 207; 244; 276; 324; Lohnempfi\nger 318 329 Lohnerhöhung 362 Marx, Karl2; 22; 208; 212 ff.; Lohnfonds 300; 319 216; 222; 228; 246; 249; Lohnfondstheorie 252; 324; 250; 254; 273; 287; 323;

328 325; 327; 351; 357; 368; Lohngesetz, ehernes 321; 323; 375; 387; 403

326; 328; 351 Marxismus 28; 52 Lohnkampf 338 Massenbedarf 297 Lohnminimum, naturgemä- Massenerzeugung 124

ßes 322 Massenkonsum 359 Lohnpolitik 58 Massenproduktion 318 -, indirekte 326 -, Gesetz der 288 Lohnpreis 317 May, R. E. 376; 394 -, Bewegung des 323 Mehrwert 218; 239; 248; 255; -, gleitender 350 357 -, · ökonom. Bestimmungs- Mehrwertlehre 325

gründe des 340 Mehrwertproduktion 216 Lohnpreisbildung und Bevöl- Meinung, öffentliche 86

kerungsbewegung, Zusam- Menger, E. 212; 261; 283; 306 menhang von 343 Merkantilismus 51 ff.; 63; 65;

-, Differenzierung der 332 67; 138; 162; 167; 262; 313 -, isolierte 318 Mill, J. St. 207; 216; 221; -,kapitalistische 319 227; 229; 236; 239; 241; -, marktmäßige 318 250; 277; 325 -;-, Objekt der 338 Mindestlohneinkommen 349 Lohnpreissenkung 348 Mitchell 374; 404 Lohnquote 383; 392 Mittelbetrieb 123 Lohnsatz 318 Mobile Werte 203 Lohnskalen, gleitende 326 Kategorien der 204

27

Page 36: Lederer, Emil 'Konjunktur Und Krisen' 1925

418

Mobiliarkredit '175 ff. Moll 163 Monopole 65; 267; 289; 291;

313 Monopolgüter, Marktbezogen­

heit der 268

N.

Nachfrage 292 ff.; 310; 356; 361

-, Elastizität der 295; 299 ff, -, Kohärenz der 302 .

Register.

Preise, Beharrungsgesetz der 311

~. Bewegung der 396 ff, - und Einkommen, Zusam-

menhang von 275 · -, Gesetz der Kohärenz der

296 - und Gewinn, Beziehun­

gen von 291 ff. - und Nachfrage, Verhältnis

von 295 ff. -, Relation der 392 -, Schwankungen der 278 -, statisches Gesetz der 304

-, Steigerung der 385 -,.Streuung der 297 Nachricht, die 69 ff.

-, Steigerung der 381; 390 · -, Steigerungsämtlicher 387 -, Ueberwälzung der 277 -, Veränderung der 357; -, die öffentliche 72 ff.

Nachrichtenagenturen 84 ff. Nachrichtenübermittlung 69 Nachrichtenwesen; öffentl.,

techn. Grundlagen des 73 Naturalrechnung 287 Naturalwirtschaft 121 Nebenkosten der Arbeits-

kraft 319 Neumann, F. J. 320 Notmarktlage 294 Notpreise 292 Notstandsarbeiten 407 Nutzen 293 -, Gesetz des abnehmenden

294

o. .Oikoswirtschaft · 168 . 'Oppenheimer, Pranz 64; 328; . 332; 335 Orderobligationen 33; 41 Organisationen, genossen-. schaftliehe 114 Organisationsformen, .·gesell-

schaftliche 48 Ostindische Kompagnie 137

P.

Papiergeldinflation 310 Parteizeitungen 78 ff. Passow 48 Pazifismus 64 Personalkredit 175 ff. Pfandbriefe 41 Philippovich, E. von 163 Physiokrateri 247; 257; 320;

356; 357; 368 Pigon 380; 382; 389; 404;

412 Plahitz 48 Planwirtschaft 120 Prämien 65 Prämienlohnsystem 131 Preis 357 -, Trägheitsgesetz des 277;

282; 312

361 ff. -, Zusammenbruch der 402 Preisänderung 273. -, Einfluß der 276 Preisbewegung 381· Preisbildung 135; 356; 362 -, Voraussetzungen der

261 ff. Preiserhöhung 299 Preisfestsetzung durch die

Behörden 313 -, Problem der 312 ff. Preisgesetz 280 ff. -,--, allgemeines 312 Preisgestaltung und Waren-

qualität 277 · Preisgleichgewicht, Labilität

des 278 · Preisgut 306 · · · -, innere Kaufkraft des 308 Preiskampf 277; 402 Preisnachlaß · 312 Preisl:).iveau 278; 383 :Preispolitik 58 Preissenkung 298 ff.; 368 Preisstatistik · 395 Preissteigerung · 383 -, allgemeine 388 -, Folgen der 270 ff. · · -, überproportionale 310 Preis~ystem 387 Preisunterschiede 311 Preisverschiebung 278 Presse, parteilose 79 Pressefreiheit 86 ff. Privatrechtsordnung 2~ ff. Produktenverteilungsverein

121 . Produktion 9; 120; 237; 247;

270; 278 -, Ausdehnung der 391 -, Differenzierung der 392 -, Disproportionalität der . 394 . -, Einschränkung der 409 -, Erweiterung der 385 -, Gliederung der 376 -, Grenzen der 272 -, kapitalistische 216; 247

Produktion und · Konsum, Disproportionalität · von 37.1 ff.

- -, Verbindung von 356 -, Steigerung der 389 -'--, Stufenleiter der 251 Produktionsausdehnung 362 Produktionsauswertung 368 · Produktionsentwicklung und

Einkommensentwicklung, Auseinanderklaffen zwi-schen 386

Produktionsfaktoren 283 -, Preisbildung der 273 ·Produktionsgüter 264 Produktionskostentheorie

322; 324 Produktionsmittelerzeugung

371 Produktionsperiode 224; 251;

253 Produktionsprozeß, Auswei­

tung des 383 Produktionsmethode, Wahl

der 347 Produktionsunternehmung.

· der kapitalistischen Be-triebsformen 14 ff.

Produktionsweise, technische 347 .

Produktionszeit 254 Produktionszweige, Propor~

tionalität der 384; 406 Produktivitätsgeda11ke 329 Produktivkapital· 214 Produzent 361 Produzenten und Konsumen­. ten, direkter Verkehr der

376 Protektionismus 63 Profit 273; 357; 381 Profitrate, Herabsetzung der

408 Profitwirtschaft, kapitalisti­

sche 351. ·

Q.

Quesnay 320

R.

Ranke 173 Rathenau, Watther 136 Rationalisierung der geschäft-

lichen Beziehungen 318 Rationalismus, ökonomischer

8 Rationierung 267; 269; 314 Rüstungszwecke, Bedarf für

407 Reallohn 324; 351; 358 ff.;

368 . -, Steigerung des 389 Rechtsordnung, freiheitliche

22

(

.Rechtstatsachenforsch'ung 47 Reichtum, moderner 186 · ~, Wertschätzt,mg des 228 · Reklame 311 Reklamewesen 72 ff. Reinertrag · 255 1

Rentabilitätsgrenze· 347 Rente 165 Renteneinkommen 196; 389 Rentenkauf 175 Rentenwirtschaft 168 Rentner 197; 244 Rentnereinkommen 393 Rentnerturn 196 Reservefonds 152 Ricardo 186; 214; 236; 240;

267; 290; 309 ff. ; 322 ff. ; 326; .329

Ricardosche Lohntheorie 323 Richelieu 138 · Risiko 7; 127; 337 Ritterorden, geistliche 180 ff. Rodbertus 166; 326; 327;

329· 351 . Römi~cltes Recht 28 · Rohstoffversorgung 372

s. Sachgüter 264. SachgüterproiJuktion 115 Saisonarbeit 333 Sax, Emil 57 Say 356;'375; 379 Schäffle 329 Scheffer-Boiehhorst 171 Schein.gewinne 99. Scheler, Max ·53 Schlüsselindustrie 65 Schmalenbach 108 Schmid 109 Schmoller 52; 166; 174; 184;

334 . Schnapper-Arndt 186 Schüller, Richard -62; 66 Schmppeter, josef 64; 322;

324; 361; 368; 380; 383 Schutzzollehr~n 62 Schutzzollpolitik 410 , Shaw, Bernard 222 Seehandel 183 Siedlungsgedanke 114 Sklavenvermögen 169 Smith, Adam 123; 208; 214ff.;

223; 227; 239; 241; 254 ff.; 266; 290; 321; 323 ff.; 356; 380 I -

Sohm 176 Som!Jart 52; 224; 253; 374 Sonntag 48 · Soziales Bewußtsein, K(mti-

nuität des 229 Sozialisierung 120; 135 Sozialismus 51 ; 119 Sozialkonservatismus 61 Sozialliberalismus 64

.Register.

Sozialpolitik 56 ff. Sozialversicherung 119 . ·Sozietätsrecht; kapitalisti-

sches 183 Spätkapitalismus 26 Spann, Othmar 63 Sparen, erzwungenes 383 Sparfähigkeit 239 ff. Sparkassen 203; 377 Spattätigkeit, kapitalbildende

242 Sparwille 239 Spekulation 144 Spekulationskrise 364 Spezialmärkte 264 Spiethoff 328; 376; 385; 387 Staat 51 Staatsanleihen 369 Staatsautonomie 53 Staatsreklame 74 Staatsrente 184 Staatssozialismus 117 Stabilisierung 366 Städte, Finanzwirtschaft· der

175 ff. . Stadtwirtschaft 174; 261; 313 Stahl 163 Standardlohn 350 Sterblichkeitsverhältnisse 343 Steuerart ·321 Steuern408 Stockung 394. Stolzmann 327 Streik 327 · Submissionswe.sen 303 Svarez 46 Syndikate 362

Tagesschriftsteller 71 Tarifvertrag 326; 334; 392 Tarifvertragsmethode 345 Tauschhandel 261 Tauschkraft 211 Tauschverkehr 261 Tauschwert 305

· Tauschwirtschaft .113 Taussig 328 Taxen 313 Technik 9 Teuerung 390

. Thompson 249 Thünen, H. v. 329 Transportbe'dingungen 264 Transportkosten 33.1 · Treuhandgesellschaften 155 Trust 137; 145; 158; 243;

267 ' Tugan-Baranowsky 327; 377;

406 . Turgot 321.

u. Ueberproduktion 386 Ueberschußbevölkerung 24

419

Uebervölkerung 326 Umlaufmittel, Vermehrung

der 308 Umlaufszeit 253; 254 Umsatz 106; 275 Umsatz, steigender 290 Umsatzvermögen 94 Umschlag 253; . 275 Umschlagszeit 253 Universalmärkte 342 Unternehmer 5; 6; 197; 244; . 273; 318; 351; 368; 377

Unternehmereinkommen 389 Unternehmer, Funktionen des·

126 . . . · Unternehmergewinn 127; 165;

324; 352 . Unternehmer, kapitalistischer

15 ff.; 21. . .• Unternehmerlohn 273; 369 Unternehmerkapital 91; 247 Unternehmerkonsum, Steige"

rung des 411 . Unternehmung 92; 120 -, Arbeitsbedarf der 345 -, Definition der 125 . -, gemischt-wirtschaftliche

135 -, halböffentliche 13q ·

··. -, kapitalistische 10.ff. -, öffentliche ·133. ,-, Zweck der 124 Unternehmungskapital 91.

· Urheberrecht 268

V.

Veblen 382; 388; 395; 404; 412

Verbrauch 120; 370 · -, Einschränkung des 391;

402 Verelendung der Massen 325 Verhältnis von Staat und

Wirtschaft 55 ff. Verkäufer 311 -, Zahl der 289 Verkaufszeit 254 Verkehr 262; 278 Verkehrsleistungen, Preisfest-

setzung der 313 Verkehrsrecht 31 Verkehrswirtschaft 269 -, arbeitsteilige 299 Verlust 406 Vermögen 165; 210; 237 -, Verteilung des 190 Vermögensanlage 199 ff. Vermögensbegriff 161 Vermögensbestand 94 Vermögensbewertung 100 Vermögensverwertung, Ge-

schichte der 166 ff. Verpflichtungsschein 42 Versicherungswesen 138 Versorgungsmonopol, örtlich

begrenztes 117 ·

I I

Page 37: Lederer, Emil 'Konjunktur Und Krisen' 1925

420

Verteilung, Gliederung ,der 376

Vertragsfreiheit 22; 47 . Vertragsschließung, kollektive

338 Vervielfältigung 268 Viehleihe 183; 211; 223 Vindikation 46 Volkseinkommen 164 Volkskapital 250 Volksvermögen 163, 165, 243 -, antikes 172 Volkswirtschaft 263 Vollkapitalismus 336; 341 -, Lohntheorie des 322

w. Währung, stabile 304 Währungsgesetz 45 Währungskatastrophe 366 Währungsprobleme 66 Wagner, Adolf 118; 186 Walker, Francis 244 Waren 112; 280 -, Preise der 293 -, Qualität der 311 Warenangebot, das, als Funk­

tion des Preises 285 Waren- und Arbeitsmärkte,

Erschütterung der 404 Warenaustausch 255 Warenbeschaffung 270 Warenhäuser 312 Warenkapital, Bewegung des

250 Warenmarkt 23; 406 Warenmenge 283 Warenpreise 273; 307 -, Steigerung der 309 Warenumlauf 26"2

Register.

Warenverkehr 359 Warenwechsel 380 Warenzirkulation, einfache

306 Webb, Beatrice und Sidney

327; 350 . Weber, Adolf 329; 387 -, Alfred 63 -, Max 53 Weltdemokratisierung 54 Weltmarkt 265 Weltwirtschaft ·224 Weltwirtschaftspolitik 62 ff. Wertbeständigkeitsklausel,

gesetzliche 45 Wertlehre 286 Werttheorie 356 ff. Wettbewerb 266; 268; ,291;

338 -, Ausschaltung des 290 --,--, freier 281 Wettbewerbsgleichheit, Prin­

zip der 332 Wicksell, Knut 57; 381 Wiederbeschaffungskosten

286 Wieser, v. 293 Wirtschaft, die Bedingungen

der kapitalistischen 2l -, Elastizität der 385 -, Entwicklung der 403 -, kapitalistische 211 ff.;

263 -, kapitalistische Selbstor­

ganisation der 384 -, Rationalisierung der 8 Wirtschaftlichkeit, Gesetz der

120 Wirtschaftskrisen 243 -, periodische 387 Wirtschaftslehre 211

Wirtschaftsordnung, kapita-listische 28; 252 .

Wirtschaftssystem, Elastizi-tät des 382

-, kapitalistisches 4 Wochenmarkt 31-1 Wohnungswesen 118

z. Zahlungstermine 254 Zahlungswesen 307 Zeitung 75 ff. -, kulturelle Aufgaben der

88 ff. - und Politik 86 Zeitungsproduktion 83 ff. Zeitungsarten 80 ff. Zeitungsinhalt 80 ff. Zeitungstechnik 80 ff. Zeitungswesen 70 -Zession 33 ff. Zins 165; 181 ff.; 244 Zinssätze 367

. Zinsfuß 362 ff.; 366; 381; 403

-, Höhe des 241 -, Steigen des 383 Zinsphänomen 211 Zirkulationsmittel, Vermeh-

rung der 378 Zirkulationsprozeß 275 -, volkswirtschaftlicher 376;

378 Zola 336 Zwangswirtschaftsgesetz-

gebung 31 · Zweckfreiheit der Zeitung 77 Zusammenschluß, genossen­

schaftlicher 121 Zuschußbevölkerung 24

(