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Mitgliedermagazin der FDP Baden-Württemberg Liberales Baden-Württemberg Ausgabe 1/2010 Vorstellungen: Dirk Niebel MdB, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Ernst Burgbacher MdB, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie Dr. Hans-Ulrich Rülke MdL: Gut positioniert in das Jahr vor der Wahl Hotel-MwSt.: Interview mit Roland Burtsche, Inhaber des Freiburger Colombi Hotels

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Mitgliedermagazin der FDP Baden-Württemberg

Liberales Baden-WürttembergAusgabe 1/2010

Vorstellungen: Dirk Niebel MdB, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Ernst Burgbacher MdB, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie

Dr. Hans-Ulrich Rülke MdL: Gut positioniert in das Jahr vor der Wahl

Hotel-MwSt.: Interview mit Roland Burtsche, Inhaber des Freiburger Colombi Hotels

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Liebe Mitglieder und Freunde der FDP,wir Liberale tragen nach dem erfolgrei-chen Jahr 2009 nicht mehr nur im Land, sondern auch im Bund Regierungsver-antwortung. Wir haben jetzt die Ge-legenheit, das Land zu gestalten. Dies werden wir entlang unserem politischen Programm konsequent und unbeirrt tun.

Unser erfolgreicher Politischer Ascher-mittwoch in Karlsruhe und viele andere gut besuchte Veranstaltungen vor Ort zeigen immer wieder, dass das Interes-se der Menschen an der FDP ungebro-chen groß ist. Wir werden solche Ge-legenheiten auch weiterhin nutzen um Menschen direkt anzusprechen und zu überzeugen.

Wir machen jetzt das, was wir vor den Wahlen versprochen haben. Dazu haben wir zu Beginn des Jahres die Familien deutlich entlastet, Wachstumshemm-nisse für Unternehmen reduziert und im Koalitionsvertrag festgelegt die Bildung zu stärken, das Gesundheitssystem zu-kunftsfähig zu machen, die Bürgerrech-te wieder zur Basis des Regierungshan-delns zu machen und den Sozialstaat auf neue und sichere Grundlagen zu stellen. Für die Diskussion über eine neue Ba-lance des Sozialstaats haben wir breite Rückendeckung von den Bürgerinnen und Bürgern bekommen. Das Bundes-verfassungsgericht hat mit seiner Ent-

scheidung zur Vorratsdatenspeicherung unsere Position in Bürgerrechtsfragen gestärkt. Erneut waren es Liberale, die diesen Sieg der Freiheit erstritten haben. Der Koalitionsvertrag ist keine Wunsch-liste, sondern eine feste Vereinbarung. Die Bundestagsfraktion wird mit ihren 93 Abgeordneten dafür sorgen, dass die liberale Handschrift im Koalitionsvertrag in die Praxis umgesetzt wird.

Bereits vor der Wahl zeichnete sich ab, dass uns nicht alle unseren Erfolg gön-nen. Einige wollen ihn sogar mit allen Mitteln verhindern. Die von der Op-position inszenierte Schlammschlacht der letzten Wochen zeigt deutlich, auf welches Niveau politischer Auseinan-dersetzung wir uns einzustellen haben. Insbesondere die SPD schlägt nur noch wild um sich, um von der eigenen Kon-zeptionslosigkeit abzulenken. Das hält uns nicht davon ab, schwierige und not-wendige Reformen anzugehen und wei-ter deutlich Position zu beziehen. Gera-de jetzt kommt es darauf an, in unseren Inhalten klar und personell geschlossen zu bleiben. Nur gemeinsam werden wir auch weiterhin Erfolg haben. In Baden-Württemberg liegen wir laut der letzten Umfrage bei 11 Prozent und damit über dem Landtagswahlergebnis von 2006. Das unterstreicht, dass wir in Baden-Württemberg fest verankert sind und die Bürgerinnen und Bürger auf uns setzen.

Wir haben seit Anfang Februar mit Ste-fan Mappus einen neuen Ministerpräsi-denten in Baden-Württemberg und auch

die Landesregierung wurde vom Landtag neu bestätigt. Mit unserem Justizminister und stellvertretenden Ministerpräsiden-ten Prof. Dr. Ulrich Goll, Wirtschaftsmi-nister Ernst Pfister sowie Staatssekretär Richard Drautz werden wir weiterhin ein verlässlicher Partner und die treibende Kraft der Regierung bleiben. Unser Ziel bleibt ein Haushalt ohne Neuverschul-dung, auch wenn das aufgrund der Wirt-schafts- und Finanzkrise vorläufig nicht erreichbar ist. Wir werden in unseren Anstrengungen zur Haushaltskonsoli-dierung jedenfalls nicht nachlassen. In der Bildungspolitik werden wir weiter engagiert für die Chancengleichheit von Kindern kämpfen. Mit der neuen Kultus-ministerin haben wir jetzt die Chance für einen Neustart in der Bildungspolitik.

Die Vorbereitungen zur nächsten Land-tagswahl in Baden-Württemberg im März 2011 haben begonnen. Die guten Zahlen und Fakten Baden-Württembergs in vielen wichtigen Zukunftsbereichen zeigen, dass sich unsere verlässliche und erfolgreiche Arbeit als Regierungspartei für Baden-Württemberg auszahlt. Wir werden das vor uns liegende Jahr bis zur Wahl nutzen, um die Menschen von unserer Politik zu überzeugen. Eine gute Gelegenheit hier-für bietet uns der Landesparteitag, den wir Mitte Juli durchführen werden. Dar-über hinaus wird es zum zentralen Thema Bildungspolitik im Herbst einen eigenen, so genannten Kleinen Parteitag geben. Zu beiden Anlässen möchte ich Sie bereits jetzt herzlich einladen.

Nach einem langen und harten Win-ter kommt nun endlich der Frühling ins Land. Wir haben allen Grund, auf unsere Erfolge stolz zu sein und mit Mut und Zuversicht die Umsetzung unserer Vor-haben anzugehen. Die Bürgerinnen und Bürger haben uns nicht fürs Lamentieren gewählt, das können andere viel besser. Sie haben uns gewählt, damit wir jetzt mit der Kraft der Freiheit anpacken.

Wir freuen uns dabei über alle, die mit-machen.

Ihre

Birgit Homburger

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Der Amtsantritt des Liberalen Walter Scheel am 14.11.1961 gilt als Gründungs-datum des BMZ. Die Amtsübernahme des Liberalen Dirk Niebel im Oktober 2009 wurde mit Kritik und Skepsis aufgenom-men. Die Beibehaltung des Ministeriums anstelle einer Eingliederung in das Aus-wärtige Amt und die Erhöhung der Mittel für ländliche Entwicklung, Gesundheit, Bildung und Zivilgesellschaft im Haus-halt 2010 zeigen den hohen Stellenwert, den Entwicklungspolitik für diese Bun-desregierung hat. Besondere Chancen liegen in einer besseren Zusammenarbeit mit den anderen liberal geführten Minis-terien und einer einheitlichen Außendar-stellung der deutschen Politik.

Niebel sieht Entwicklungszusammen-arbeit werte- und interessenorientiert, er will sie wirksamer und sichtbarer machen. Sie soll Armut bekämpfen und Menschen die Freiheit geben, selbstbe-stimmt und eigenverantwortlich ihr Le-ben zu gestalten. Die Ziele seiner Arbeit formuliert Niebel als Hilfe zur Selbsthil-fe, als Hilfe, die sich überflüssig macht, wenn sie erfolgreich ist. Dazu will er die bilaterale Zusammenarbeit mit einzelnen Ländern stärken und den Spuk des letz-ten Jahrzehnts vertreiben, den er durch Phobien vor Bundeswehr, Israel und der Privatwirtschaft gekennzeichnet sieht. In Afghanistan wirbt Niebel für das Konzept der vernetzten Sicherheit. Der zivile Auf-bau wird der entscheidende Erfolgsfaktor in der neuen Strategie der Übergabe in Verantwortung. Wo die Bundeswehr Ver-antwortung für die Sicherheit trägt, sol-len Aufbaumaßnahmen intensiviert wer-den. Deshalb werden die Mittel deutlich erhöht und das Engagement im Norden des Landes verstärkt. Bis 2013 wird das BMZ jährlich rund 250 Mio. Euro zur Ver-fügung stellen. Ein abgestimmter Prozess und eine bessere Verzahnung der natio-nalen Maßnahmen sollen Vertrauen und eine spürbare Friedensdividende für die Menschen vor Ort schaffen.

Niebel will auch trilaterale Kooperati-onen mit Ländern, die über besondere Expertisen verfügen, wie z.B. Israel in

Dirk Niebel MdB, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

der Bewässerungstechnik, auf den Weg bringen. Er will private Wirtschaftstätig-keit und privates Kapital stärker für den Aufbau einer eigenständigen Struktur in den Partnerländern nutzen. Auf seine Reisen nimmt er deshalb auch Vertreter der deutschen Wirtschaft mit. Im Feb-ruar war er beim Richtfest des namibi-sch-deutschen Zementwerks Ohorongo Cement in Otavi, wo das Familienun-ternehmen Schwenk Zement KG aus Ulm mit 254 Millionen Euro die größte deutsche Direktinvestition tätigt und mehr als 2000 Arbeitsplätze schaffen will. Entwicklungszusammenarbeit ist auch in der Finanz- und Wirtschaftskrise eine wichtige Investition und das BMZ leistet seinen Beitrag zur Verwirklichung der Milleniumsziele. Klimaschutz und Entwicklungszusammenarbeit sind zwei Seiten derselben Medaille. Diese Aufga-ben kann die Weltgemeinschaft nur ge-meinsam erfüllen.

Ungefähr 10 % des BMZ-Personals ar-beiten im Rotationsverfahren zwischen Inlands- und Auslandseinsätzen in den Auslandsvertretungen, bei internati-onalen Organisationen oder in ganz konkreten Projekten. Die Mittel für den

entwicklungspolitischen Freiwilligen-dienst „Weltwärts“ bewegen sich trotz des Sparzwangs fast auf Vorjahresniveau, der Fortbestand des Programms wird gewährleistet. Durch die Kampagne für mehr bürgerschaftliches Engagement soll die intensive Zusammenarbeit mit Nicht-regierungsorganisationen, Stiftungen und Kirchen gestärkt werden. Durch eine Reform bei den Durchführungsorganisa-tionen der technischen Zusammenarbeit sollen Doppelstrukturen beseitigt und die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit effektiver gestaltet werden. Hierzu wird es in Kürze konkrete Vorschläge geben.

Quelle: Bundesbildstelle/BPA

TERMINE

20. März 2010, Jugendlandtag der FDP/DVP-Landtagsfraktion, 10:00 Uhr, Landtag, Stuttgart

23. März 2010, foyer liberal, der FDP/DVP-Landtagsfraktion, Thema: Eltern und Schule 18:30 Uhr, Landtag, Stut-tgart

24./25. April 2010: Bundesparteitag Köln, Congress-Centrum Kölnmesse Eventhalle 9

17. Juli 2010, Landesparteitag mit Neuwahlen des Landesvorstands

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Ernst Burgbacher MdB, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie

Nach elf Jahren Opposition jetzt als parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Politik direkt gestalten zu können, ist eine besondere Ehre für mich und eine Aufgabe, die ich täglich mit großer Freude annehme.

Die Herausforderungen sind groß, denn es gilt, die Rahmenbedingungen für den beginnenden Aufschwung richtig zu setzen und eine Strategie zu ent-wickeln und umzusetzen, wie sich der Staat wieder Schritt für Schritt aus sei-nem krisenbedingten direkten Eingriff in die Wirtschaft, insbesondere die Finanz-wirtschaft, zurückzieht. Nur so kann ein funktionsfähiger Marktmechanismus wieder hergestellt werden.

Der Mittelstand ist das Herz der deut-schen Wirtschaft und der Motor für Wachstum und Beschäftigung. Als Be-auftragter der Bundesregierung für Mittelstand und Tourismus habe ich die spannende Aufgabe, darauf zu achten, dass die Politik der Bundesregierung insgesamt mittelstandsfreundlich ist und der Tourismusstandort Deutschland

gestärkt wird. Im Vordergrund steht im Besonderen die Liquiditätssicherung der kleinen und mittleren Unternehmen. Sie brauchen die Unterstützung der Politik, um ihren hohen Innovationsstandard zu halten und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Gemeinsam mit der KfW haben wir die Programme noch einmal deutlich attraktiver gemacht.

Ein Kreditmediator soll zusätzlich dafür sorgen, dass die Unternehmen die best-mögliche Unterstützung bekommen und keine Kreditklemme eintritt. Außerdem bearbeite ich besonders die Bereiche Existenzgründungen und Innovationen. Die Förderung gemeinsamer Forschungs- und Entwicklungsprojekte von zwei oder mehreren Unternehmen oder die Zusam-menarbeit mit Forschungseinrichtungen , liegt mir ebenso am Herzen wie die neue Initiative „Gründerland Deutschland“, mit der das BMWi Unternehmergeist so-wie die Lust auf Selbständigkeit fördert. Gerade junge Menschen an Schulen und Hochschulen sollen stärker für die Chan-cen des Schritts in die Selbständigkeit sensibilisiert werden. Ein besonderes Ziel habe ich mir gesetzt: Mit großer Mehrheit

hatten wir im Bundestagswahlkampf den reduzierten Mehrwertsteuersatz für Ho-tels gefordert. Ich will allen Kritikern zei-gen, dass sie Unrecht haben. Die Senkung der Mehrwertsteuer schafft neue Jobs! Ich will die Diskussion drehen und zeigen, wie positiv die Effekte bei Investitionen und Arbeitsplätzen sind. Wir werden das schaffen!

Mit Wirtschaftsminister Rainer Brüderle und mit meinen Kollegen Staatssekretären besprechen wir wöchentlich mindestens ein Mal in der sogenannten „Lage“, wie wir eine konsequent marktwirtschaftliche Politik umsetzen können. Die Vertretung des Ministers im Plenum des Bundestages, in der Fragestunde, im Wirtschafts-, Tou-rismus- und Haushaltsausschuss, gehört zu meinen ständigen Aufgaben.

Mein neues Amt bringt es auch mit sich, dass ich verstärkt Termine in Berlin und der ganzen Republik wahrnehme – eine starke Präsenz im Land ist für mich aber unver-zichtbar. Es gleicht manchmal einem Spa-gat; als Sportler bin ich aber sicher, diesen Spagat zu schaffen. Schließlich macht es mir Spaß, bei unzähligen Gelegenheiten im Land die liberale Fahne hochzuhalten und Anregungen zu bekommen, die ich in Berlin wieder umsetzen kann. Mein besonderer Schwerpunkt bleibt also na-türlich Baden-Württemberg, wo ich eng mit unserem Wirtschaftsminister Ernst Pfister zusammenarbeite.

IMPRESSUM Herausgeber: FDP Landesverband Baden-Württemberg

Verantwortlich: Jan Havlik

Anschrift: Rotebühlstraße 131 70197 Stuttgart

Telefon: (0711) 666 18-0 Fax: (0711) 666 18-12 Email: [email protected] Web: www.fdp-bw.de

Verlag: liberal Verlag GmbH, Berlin Herstellung: altmann-druck GmbH, Berlin Gestaltung: Markus Lochmann, FDP-BW

Fotos: FDP-BW, FDP/DVP Landtagsfraktion, www.koch-mehrin.de, Titel: www.sxc.hu

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Seit dem 1. Januar gelten in Deutsch-land im Beherbergungsgewerbe, also bei Hotels, Pensionen und Ferienhäu-sern, ermäßigte Mehrwertsteuersätze. Damit hat die FDP eine langjährige For-derung durchgesetzt, die die 358.000 Arbeits- und 48.000 Ausbildungsplätze in Deutschland sichert und es vor allem kleinen und mittelständischen Betrieben ermöglicht, überfällige und wichtige In-vestitionen zu tätigen.

Was sind die konkreten Auswirkungen dieser Regelung? Roland Burtsche, der Inhaber des Freiburger Colombi Hotels antwortet in einem Interview:

LiberalesBW: Herr Burtsche, seit dem 1. Januar gelten die ermäßigten Mehr-wertsteuersätze für die Hotellerie. Was bedeutet das für Ihren Betrieb und was bringt es den Gästen?

Burtsche: Durch die Mehrwertsteuerer-mäßigung stehen unserem Unternehmen endlich zusätzliche Mittel zur Verfügung. Diese benötigen wir zur Beseitigung von Investitionsstaus, für dringend notwendige Erhaltungsmaßnahmen, zur Sicherung der Marktposition, für Investitionen in unsere Mitarbeiter und zur Chancengleichheit ge-genüber Kollegen in anderen Ländern. Der Gast profitiert unmittelbar durch preis-günstigere Angebote von Zimmern.

LiberalesBW: Ihr Hotel ist in Freiburg. Die Grenzen zur Schweiz und nach Frankreich sind nahe. Auch in diesen beiden Ländern gelten schon seit Jahren stark ermäßigte Steuersätze für Hotels. Machte sich das bemerkbar?

Burtsche: Es gab Wettbewerbsnachteile bei der Preisfindung. Uns fehlten die Mit-tel vor allem in den eben beschriebenen Bereichen. Die Übernachtungszahlen von Gästen aus der Schweiz und Frankreich sind schon seit Jahren rückläufig.

LiberalesBW: Ein Hauptvorwurf gegen diese Ermäßigung ist, dass nur die großen Hotelkonzerne davon profitieren. Können Sie das bestätigen?

Burtsche: Nein. In entsprechender Rela-tion profitieren alle Hotelbetriebe glei-chermaßen von dieser Maßnahme.

Mittel- und Kleinbetriebe haben in den letzten Jahren meines Erachtens beson-ders stark unter Wettbewerbsnachteilen gelitten. In vielen Gemeinden mussten traditionelle Betriebe schließen. Weil – unter anderem – angemessene Über-schüsse nicht erzielt werden konnten, gab es auch keine Möglichkeiten für dringende Investitionen. Die Mehrwert-steuerermäßigung ist eine Maßnahme, die sicher gerade Klein- und Mittelbe-triebe stützt.

LiberalesBW: Bedeuten die Steuerabrech-nungsvorschriften zu viel Bürokratie?

Burtsche: Nein. In meinem Unternehmen konnten wir nicht feststellen, dass die neuen Vorschriften einen nennenswerten zusätzlichen bürokratischen Aufwand verursachen.

LiberalesBW: Wie lange haben die Hotel- und Gaststättenverbände diese Forderung schon erhoben? Wurde die Absenkung auch von anderen Parteien gefordert?

Burtsche: Beim Hotelverband IHA, in dem ich seit 30 Jahren im Beirat bin,

stand in den letzten 15 Jahren bei jeder Sitzung das Thema „Mehrwertsteuer“ auf der Tagesordnung. Der Verband ist bereits unter Kanzler Schröder in die-ser Sache bei der Bundesregierung vor-stellig geworden. Herr Schröder hat die Reduzierung des Mehrwertsteuersatzes befürwortet und wollte unseren Antrag in den Bundestag einbringen, dort ist er jedoch abgelehnt worden. Beim Wahl-kampf im vergangenen Jahr haben auch alle anderen Parteien die Forderung nach einer Mehrwertsteuerreduzierung für die Hotellerie und Gastronomie in ihrem Wahlprogramm thematisiert und ich er-innere mich, dass Herr Lafontaine beim Wahlkampf im Saarland sich für die Er-mäßigung ausgesprochen hat.

LiberalesBW: Herr Burtsche, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Das Colombi Hotel gibt es seit 1957. Es war das erste größere Hotel, das nach dem 2. Weltkrieg in Freiburg gebaut worden ist. Heute arbeiten im Hotel 170 Vollzeit-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Derzeit hat das Colombi 49 Auszubildende in den Berufen Hotel- oder Rstaurantfachmann/frau, Koch/Köchin oder Konditor/in. Das Haus verfügt über 115 Zimmer und Sui-ten. Im vergangenen Jahr verzeichnete es 18.500 Übernachtungen.

Umsatzsteuer im Beherbergungsgewerbe – Auswirkungen vor Ort

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dens und unserer Sicherheit in Europa sind vor allem Vertrauen und gegenseitige Kontrolle. Alle Le-bensbereiche sind davon betroffen. Besonders sensi-bel ist die Grund-lage all dieser Er-rungenschaften: die Wirtschaft. Vertrauen ist nicht willkürlich und nicht allum-fassend. Es muss stets aufs Neue in einem ehrli-chen Geben und

Nehmen gewonnen werden. Andererseits darf die Kontrolle nicht erdrückend sein.

Aus diesem Grund hat die Europäische Union sich Regeln und gemeinsame Ver-einbarungen gegeben. Aber diese Grund-sätze können nur wirksam sein, wenn sie auch angewandt und überprüft werden. Wo Prüfungen eines Landes aufgrund von Regelmissachtungen notwendig sind, müssen sie klare, eindeutige und verläss-liche Instrumente für eine praktische An-wendung sein. Daran mangelt es noch.

Es ist nötig, dass wir in Europa uns alle an die abgemachten Regeln halten und uns nicht gegenseitig etwas vormachen. Tricksereien haben Auswirkungen auf alle Länder und Völker. Ich bin dafür, Länder im gegenseitigen Interesse ge-nauer unter die Lupe zu nehmen. Grie-chenland wird nicht Pleite gehen, davon hätte niemand etwas. Dennoch können wir Europäer eine derartige Großzügigkeit oder Lotterwirtschaft einzelner Staaten nicht einfach hinnehmen. Das schadet uns allen. Die Stabilitätskriterien für den

Für den Europäischen Währungsfonds (EWF)

Von Dr. Silvana Koch-Mehrin, Vizepräsiden-tin des Europäischen Parlaments und Vorsit-zende der FDP im Europäischen Parlament

Griechenland ist ein klassisches Land. Ein Land, das Europa in vielen Dingen Vorbild war. Aus seiner klassischen Geschichte haben wir viel gelernt. Derzeit macht uns das meerumspülte Gestade aber große Sorgen. Griechenland steckt in einer zu einem erheblichen Teil selbst verschul-deten Wirtschafts- und Finanzkrise. Und ganz Europa ist betroffen. Ein - vorsich-tig ausgedrückt - allzu kreativer Umgang mit Wirtschafts- und Währungsdaten gegenüber der EU hat nicht nur den inselreichen Staat in unsicheres Fahr-wasser gebracht. Denn Griechenland ist nicht nur für sich selbst verantwortlich. Es ist an die europäische Gemeinschaft gebunden, und diese an Griechenland.

Griechenland genießt als Mitglied der EU wie alle übrigen Staaten exklusive Gemeinschaftsrechte. Das bedeutet aber auch, Pflichten zu erfüllen. Die vieles umspannende Grundlagen unseres Frie-

Euro müssen nach meiner festen Über-zeugung noch viel mehr absolut ver-bindliche Regeln sein. Bislang werden sie nach Belieben als allgemeine Richtwerte herangezogen. Ich finde: Wird der Stabi-litätspakt verletzt, müssen automatisch Strafverfahren in Gang gesetzt werden. Ein grober Fehler im System ist, dass die Finanzminister der Mitgliedsländer selbst entscheiden können, ob es Sankti-onen gibt. Besser wäre, dass ein automa-tisches Strafverfahren in Gang kommt, wenn Verstöße vorliegen. Dazu gehört eine konsequente Anwendung und ein politischer Wille zum Schutz aller. Beides kann ich derzeit in den meisten europäi-schen Ländern noch nicht erkennen.

Es stellt sich die Frage, wie wir mit den „Sünden“ Griechenlands umgehen. Ein angemessenes Maß an gegenseitiger Prü-fung zu allseitigem Schutz und Nutzen ist notwendig. Die Causa Griechenland wird nach meiner Überzeugung der Anlass sein, wirksame, verlässliche und angemessene Sanktionsinstrumente einzuführen.

Bislang hat die Europäische Union für solche Fälle keine klaren Mechanismen entwickelt. Ich meine, dass ein Europä-ischer Währungsfonds (EWF) nötig ist. Er hätte die Aufgabe und die Kraft, die finanzpolitische Stabilität in der Euro-zone zu überwachen, Konsolidierungs-programme für in Not geratene Staaten auszuarbeiten und vor allem: die konse-quente Umsetzung solcher Programme in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission und der Eurogruppe zu über-wachen. Die unabhängige Europäische Zentralbank muss nach meiner Ansicht in enger Absprache an all diesen Maß-nahmen beteiligt sein. Ihre Unabhängig-keit, für die wir uns stark gemacht haben und die wir letztlich in Europa durchge-setzt haben, ist Garant für einen fairen Umgang in Europa.

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„Die Donaustrategie ist eine historische Chance für die Menschen in den Regionen entlang dieses großen europäischen Stroms.“, so Michael Theurer MdEP.

20 Jahre nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs liegt in der Donau die ein-zigartige Möglichkeit, die europäische Integration voranzutreiben. Ein Fluss endet nicht an einer nationalen Grenze, die Donau ist somit schon per se grenz-übergreifend, europäisch. Sie verbindet West- mit Mittel- und Osteuropa. Durch die Initiative der Donaustrategie wird eine Verbindung geschaffen, die auf eine ein-zigartige Weise zum gegenseitigen Nut-zen, wirtschaftlicher Prosperität und kul-turellen Austausch aller Beteiligten auch zur Schaffung eines vereinten Europas bei-trägt. Das Projekt, das kurz nach der Jahr-tausendwende mit ersten Überlegungen in Baden-Württemberg startete, und bei dem das Land bis heute der Antriebsmotor bleibt, ist zu einem festen Bestandteil der EU-Politik geworden. Ziel des Projektes ist die Entwicklung des Donauraums zu einer dynamischen Region.

Zudem muss der Mittelstand wieder stärker gefördert werden. Dabei soll-ten sowohl die Erfahrung als auch das Potential der EU-Staaten genutzt wer-den, um den Handel in dieser Region zu stärken und weiter auszubauen. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen in Baden-Württemberg sieht Theurer große Chancen in der Zusammenarbeit mit den Partnern an der Donau. Dies kann gelin-gen, wenn die Länder zusammenarbeiten, gemeinschaftlich in die Zukunft investie-ren und der Wissensaustausch innerhalb

Europas gefördert wird. Auf Wissenschaftsebene aber auch auf kultureller Ebene kann ein stärkerer Austausch zu einem Synergieeffekt führen, der die erforderlichen Fortschritte in der Forschung ermöglicht. Denn Forschung und Entwick-lung werden in den nächsten Jahren nur wachsen können, wenn Europa es schafft, zu-sammenzuarbeiten. Dafür sol-len die Unternehmen stärker gefördert, die transnationale und interregionale Zusammen-arbeit intensiviert sowie die gesellschaftliche Entwicklung gemeinsam gestaltet werden.

Am 1. und 2. Februar 2010 trat Michael Theurer auf der Donaukonferenz in Ulm als Redner auf. Auf dieser Konferenz haben Ver-treter Bulgariens und Rumäniens den Wunsch nach Partnerschaft mit Unter-nehmen und Forschungseinrichtungen in Deutschland geäußert. Diese Form der grenzüberschreitenden Kooperati-on würde auch den deutschen Unter-nehmen neue Entwicklungspotentiale bieten. Neuland betreten die drei Do-naustädte Ulm, Wien und Budapest mit der Gründung eines Netzwerks auf der Grundlage des Europäischen Verbundes für territoriale Zusammenarbeit (EVTZ). Zum ersten Mal in Europa schließen sich damit Städte zusammen, die geo-graphisch nicht aneinander grenzen. Dieses Anliegen konnte Michael Theurer mit dem Oberbürgermeister von Ulm, Ivo Gönner, der Kommission unterbreiten. Mit 40 Abgeordneten aus den verschie-denen Fraktionen hat Michael Theurer, ein überzeugter Verfechter der Donaus-trategie, eine mündliche Anfrage an die EU-Kommission gestellt und sie aufge-fordert, bis 2011 eine Strategie für eine

Entwicklungsachse vorzulegen, die sich an der schon laufenden Kooperation im Ostseeraum orientiert. Am 20. Januar wurde eine Resolution des Europäischen Parlamentes verabschiedet, die den Aus-bau des Verkehrnetzes, die Stärkung der Kooperation im Unternehmens- und For-schungssektor sowie Umweltmaßnah-men beinhaltet. Mit der Resolution soll der Donauraum vom Schwarzwald bis zum Schwarzen Meer als europäische Makro-Region etabliert werden.

Theurer fordert zudem dazu auf, die Kommunen, die Hochschulen und zivil-gesellschaftlich engagierte Bürger in die Strategie einzubinden. Er betont, dass sich die Bedeutung des Donauraums al-lein schon daran zeige, dass 80 Millionen Menschen in sechs EU-Mitgliedsländern und in vier Nachbarländern an der Do-nau wohnen. Dieser Wirtschafts- und Kulturraum müsse in der künftigen För-derperiode angemessen berücksichtigt werden, dies ist für Michael Theurer von entscheidender Bedeutung.

Donaustrategie verbindet Donaueschingen mit dem Schwarzen Meer

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FDP mit klaren Positionen und hervorragender Mannschaft in das Jahr vor der Wahl

Von Dr. Hans-Ulrich Rülke, Vorsitzender der FDP/DVP-Landtagsfraktion

Die Regierungsbildung ist vollzogen. Während Ministerpräsident Mappus zwei neue Minister ins Kabinett berief, hatte sich die FDP schon früh entschieden, mit ihren erfolgreichen Ministern in das letzte Jahr vor der Landtagswahl am 27. März 2011 zu gehen. Der stellvertretende Mi-nisterpräsident und Justizminister Prof. Dr. Ulrich Goll sowie Wirtschaftsminister Ernst Pfister stehen für zwei Kernanliegen der FDP: Rechtsstaatlichkeit und eine mit-telstandsfreundliche Wirtschaftspolitik.

Diese Trümpfe werden wir in den nächs-ten Monaten und besonders im anste-henden Landtagswahlkampf ausspie-len. Dabei wird uns unsere stets klare Haltung in der zu erwartenden harten Auseinandersetzung mit der Opposition zugute kommen. Bei der Diskussion über den Ankauf der Steuerdaten-CD hat sich die FDP/DVP-Landtagsfraktion frühzeitig gegen einen Handel ausgesprochen, des-sen rechtliche Zulässigkeit nicht eindeutig ist. Unsere Position ist: Steuerhinterzieher sind Straftäter, die verfolgt werden müs-sen – allerdings mit rechtsstaatlichen Mitteln. Der Staat darf sich nicht über seine Gesetze und Verfassung stellen.

Bei der Laufzeitverlängerung der Kern-kraftwerke gelten unsere Aussagen zur

dass die Anteile des Landes an der Lan-desbank abgegeben werden sollten, wenn sie wieder ihren alten Wert erreicht hat.

Eltern machen ihre Wahlentscheidung insbesondere von einer erfolgreichen Bildungspolitik abhängig. Die CDU/FDP-Landesregierung braucht sich hier nicht zu verstecken. Ganz im Gegenteil: Pro Schüler gibt das Land rund 5000 Euro aus. Wenn man dies zur Schüler-Lehrer-Relation von 1:17 setzt, ergibt sich im Vergleich mit den anderen Ländern ein Spitzenwert. Mit der Qualitätsoffensive Bildung nimmt das Land nochmals 530 Millionen Euro in die Hand, um den Klas-senteiler deutlich zu senken und Unter-richtsqualität sowie die Eigenständigkeit der Schulen zu stärken. Auch für die Schulen in freier Trägerschaft wurden für die Jahre 2010 und 2011 zusätzliche Mit-tel in Höhe von 3,5 beziehungsweise 8,3 Millionen Euro bereitgestellt.

Allerdings hat die FDP/DVP-Landtags-fraktion immer deutlich gemacht, dass die erfolgreiche Bildungspolitik des Lan-des besser kommuniziert werden muss. Mit der neuen Kultusministerin besteht jetzt die Chance dazu. Die Kultusver-waltung selbst hat bisher eher rigide agiert. Bei der weiteren Umsetzung der Werkrealschule muss sie mehr Flexibili-tät zeigen und den Verantwortlichen vor Ort mehr Gestaltungsfreiheit einräumen. Dies gilt auch für die Beruflichen Schulen und für den gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderungen.

Wir können selbstbewusst in den kom-menden Landtagswahlkampf gehen. Unse-re Bilanz kann sich mehr als sehen lassen. Mit der Landesvorsitzenden und Vorsit-zenden der Bundestagsfraktion, Birgit Homburger, unseren Kabinettsmitgliedern, den Mitgliedern der Landtagsfraktion und den Kandidatinnen und Kandidaten vor Ort sind wir hervorragend aufgestellt. Mit der CDU arbeiten wir in Baden-Württemberg in guter Partnerschaft zusammen. Seit 14 Jahren treten wir den Beweis an, dass die verlässliche schwarz-gelbe Koalition das Beste für unser Land ist.

Bundestagswahl 2009. Der Ausstieg aus der Kernenergie ist zum jetzigen Zeitpunkt ökonomisch und ökologisch falsch. Die Laufzeiten sicherer Kernkraft-werke müssen daher verlängert werden. Wir haben aber entschieden etwas dage-gen, dass die Energieunternehmen bisher nicht bereit sind, rund die Hälfte ihrer Erlöse aus einer künftigen Laufzeitver-längerung für die Weiterentwicklung der erneuerbaren Energien zur Verfügung zu stellen. Mit einem Obolus, wie sich der Vorstandsvorsitzende der EnBW aus-drückte, ist es nicht getan.

Einen eindeutigen Kurs verfolgen wir Li-berale auch in der Haushaltspolitik: Wir drängen auf strukturelle Einsparungen, die ihren Namen auch verdienen. Nur so werden wir die Null-Neuverschuldung in den künftigen Haushaltsplänen nicht aus den Augen verlieren. Dazu fordern wir eine strenge Ausgabendisziplin ein.

Unsere Einsparvorschläge sind konkret: Wir wollen das Landeserziehungsgeld zu-gunsten der verstärkten Betreuung von Kindern umschichten. Und wir werden konkret beim Aufgabenabbau: Flurneu-ordnung und Vermessungsverwaltung sowie Hochbau und Liegenschaften. Auch die Universitäts-Kliniken müssen nicht zwingend in öffentlicher Trägerschaft bleiben. Wir schlagen vor, Alternativen zu erproben. Weiter sind wir der Meinung,

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