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Ligue du Bien public In der Ligue du Bien public (Liga für das Allgemein- wohl) schloss sich unter der Führung Karls des Kühnen, damals Graf von Charolais, eine Gruppe französischer Barone zusammen, die zwischen März und Oktober 1465 gegen König Ludwig XI. revoltierte. Die Adelsrevolte richtete sich gegen die Politik Ludwigs, der die Macht der Feudalherren zugunsten des Königtums zurückdrän- gen wollte. 1 Hintergrund Mit dem Vertrag von Arras hatte der damalige französi- sche König Karl VII. dem burgundischen Herzog Philipp die Pfandschaft über einige Städte an der Somme über- lassen. Karls Sohn Ludwig, seit 1461 französischer Kö- nig, zielte auf eine Schwächung der großen Adelshäuser ab und löste u. a. auch die Pfandschaft über die Somme- Städte aus. Karl der Kühne widersetzte sich Ludwigs Vor- gehen und fand Unterstützung bei anderen hohen Adli- gen, die sich ebenfalls durch die königliche Politik in ih- ren Rechten beschnitten sahen. In der Liga wirkten mit: Jakob von Armagnac, Herzog von Nemours und Graf von La Marche Johann II., Herzog von Bourbon Franz II., Herzog der Bretagne Johann II., Herzog von Lothringen Johann V., Graf von Armagnac Ludwig von Luxemburg, Graf von Saint-Pol Johann von Orléans, Graf von Dunois, der Bastard von Orléans Antoine de Chabannes Karl II., Graf von Albret Pierre d’Urfé, der Herzog von Bayern der Herzog von Kleve der Kurfürst von der Pfalz In einem Manifest, das am 10. März 1465 veröffentlicht wurde, gaben sie an, einer unordentlichen und jämmerli- chen Regierung entgegentreten zu wollen. Sie beabsichtig- ten, anstelle des Königs einen Regenten einzusetzen, der niemand anders als der erst 18-jährige Charles de Valois, duc de Berry, der Bruder des Königs sein sollte. Der Kö- nig antwortet bereits am 16. März mit einem Gegenma- nifest. 2 Die militärische Auseinanderset- zung in zeitgenössischen Quellen Ludwig XI. wandte sich darüber hinaus an Francesco Sforza um Hilfe und schlug Lüttich eine Allianz gegen den gemeinsamen Feind vor, die dann am 17. Juni auch unterzeichnet wurde. Der König, der zudem von der wirk- samen Unterstützung durch Gaston IV., Graf von Foix und Béarn profitierte, hatte eine Armee von 30.000 Mann zur Verfügung. Sofort nach Ausbruch der Feindseligkei- ten, also bereits im März, marschierte er ins Bourbonnais ein, wandte sich dann mit einem Zug in Richtung Paris gegen Franz II., Herzog der Bretagne, und Karl den Küh- nen. Bei Montlhéry kam es am 16. Juli 1465 zu einer Schlacht, die unentschieden endete, aber jeder Seite erlaubte, für sich den Sieg zu beanspruchen. Die Liga versuchte da- nach mit Paris zu verhandeln, um durch eine antikönigli- che Positionierung der bedeutendsten Stadt die übrigen Städte mit sich zu ziehen. [1] Ludwig XI. kam der Li- ga zuvor und zog in Paris ein. Laut Philippe de Com- mynes (1447–1511) gab der König dem Volk von Paris neue Kraft und platzierte 2000 bewaffnete Männer in der Stadt. Er wandte bei der Besetzung keinerlei Gewalt an und rächte sich an niemandem. [2] 3 Der Frieden Mit drei Verträgen wurden Frieden geschlossen und das allgemeine Wohl nach einer treffenden Bemerkung von Philippe de Commynes privatisiert : „le bien publicque es- toit converti en bien particulier“. [3] 5. Oktober 1465: Vertrag von Conflans. 27. Oktober 1465: Vertrag von Saint-Maur mit den Baronen. 1

Ligue Du Bien Public

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In der Ligue du Bien public (Liga für das Allgemeinwohl) schloss sich unter der Führung Karls des Kühnen, damals Graf von Charolais, eine Gruppe französischer Barone zusammen, die zwischen März und Oktober 1465 gegen König Ludwig XI. revoltierte.

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  • Ligue du Bien public

    In der Ligue du Bien public (Liga fr das Allgemein-wohl) schloss sich unter der Fhrung Karls des Khnen,damals Graf von Charolais, eine Gruppe franzsischerBarone zusammen, die zwischenMrz und Oktober 1465gegen Knig Ludwig XI. revoltierte. Die Adelsrevolterichtete sich gegen die Politik Ludwigs, der die Machtder Feudalherren zugunsten des Knigtums zurckdrn-gen wollte.

    1 HintergrundMit dem Vertrag von Arras hatte der damalige franzsi-sche Knig Karl VII. dem burgundischen Herzog Philippdie Pfandschaft ber einige Stdte an der Somme ber-lassen. Karls Sohn Ludwig, seit 1461 franzsischer K-nig, zielte auf eine Schwchung der groen Adelshuserab und lste u. a. auch die Pfandschaft ber die Somme-Stdte aus. Karl der Khne widersetzte sich Ludwigs Vor-gehen und fand Untersttzung bei anderen hohen Adli-gen, die sich ebenfalls durch die knigliche Politik in ih-ren Rechten beschnitten sahen. In der Liga wirkten mit:

    Jakob von Armagnac, Herzog von Nemours undGraf von La Marche

    Johann II., Herzog von Bourbon

    Franz II., Herzog der Bretagne

    Johann II., Herzog von Lothringen

    Johann V., Graf von Armagnac

    Ludwig von Luxemburg, Graf von Saint-Pol

    Johann von Orlans, Graf von Dunois, der Bastardvon Orlans

    Antoine de Chabannes

    Karl II., Graf von Albret

    Pierre dUrf,

    der Herzog von Bayern

    der Herzog von Kleve

    der Kurfrst von der Pfalz

    In einem Manifest, das am 10. Mrz 1465 verentlichtwurde, gaben sie an, einer unordentlichen und jmmerli-chen Regierung entgegentreten zu wollen. Sie beabsichtig-ten, anstelle des Knigs einen Regenten einzusetzen, derniemand anders als der erst 18-jhrige Charles de Valois,duc de Berry, der Bruder des Knigs sein sollte. Der K-nig antwortet bereits am 16. Mrz mit einem Gegenma-nifest.

    2 Die militrische Auseinanderset-zung in zeitgenssischen Quellen

    Ludwig XI. wandte sich darber hinaus an FrancescoSforza um Hilfe und schlug Lttich eine Allianz gegenden gemeinsamen Feind vor, die dann am 17. Juni auchunterzeichnet wurde. Der Knig, der zudem von der wirk-samen Untersttzung durch Gaston IV., Graf von Foixund Barn protierte, hatte eine Armee von 30.000Mannzur Verfgung. Sofort nach Ausbruch der Feindseligkei-ten, also bereits im Mrz, marschierte er ins Bourbonnaisein, wandte sich dann mit einem Zug in Richtung Parisgegen Franz II., Herzog der Bretagne, und Karl den Kh-nen.BeiMontlhry kam es am 16. Juli 1465 zu einer Schlacht,die unentschieden endete, aber jeder Seite erlaubte, frsich den Sieg zu beanspruchen. Die Liga versuchte da-nach mit Paris zu verhandeln, um durch eine antiknigli-che Positionierung der bedeutendsten Stadt die brigenStdte mit sich zu ziehen.[1] Ludwig XI. kam der Li-ga zuvor und zog in Paris ein. Laut Philippe de Com-mynes (14471511) gab der Knig dem Volk von Parisneue Kraft und platzierte 2000 bewanete Mnner in derStadt. Er wandte bei der Besetzung keinerlei Gewalt anund rchte sich an niemandem.[2]

    3 Der FriedenMit drei Vertrgen wurden Frieden geschlossen und dasallgemeine Wohl nach einer treenden Bemerkung vonPhilippe de Commynes privatisiert: le bien publicque es-toit converti en bien particulier.[3]

    5. Oktober 1465: Vertrag von Conans.

    27. Oktober 1465: Vertrag von Saint-Maur mit denBaronen.

    1

  • 2 7 BELEGE

    12. Dezember 1465: Folgevertrag von Conans

    Ludwig XI. ernannte seinen Bruder Karl zum Herzog derNormandie; er gab Karl dem Khnen die Stdte an derSomme zurck und trat ihm Boulogne ab, Gunes, Roye,Pronne und Montdidier; er gab Johann von Lothringendie Stdte Mouzon, Sainte-Menehould und Neufchteau;der Herzog der Bretagne erhielt Montfort und tampes,der Herzog von Bourbon mehrere Herrschaften in derAuvergne; der Herzog von Nemours wurde Gouverneurvon Paris und der le-de-France, der Graf von Arma-gnac bekam mehrere Burgen im Rouergue; er machteTanneguy du Chastel zum Grostallmeister und den Gra-fen von Saint-Pol zum Conntable. Eine Kommission von36 Mitglieder sollte unter dem Vorsitz von Dunois dieMissstnde in der Verwaltung abstellen. Die Bedingun-gen, die Ludwig XI. andererseits auferlegt wurden, be-achtete er nach einiger Zeit nicht mehr.

    4 Pardon und Repressalien Antoine I. de Cro, dirigierender Minister Herzog

    Philipps III. (des Vaters Karls des Khnen) hatte -vom franzsischen Knig bestochen - die Rckgabeder Stdte an der Somme eingeleitet; nach der Aus-shnung Karls mit seinem Vater wurde Cro am 12.Mrz 1465 angeklagt und oh mit all seinen - zuvorin einussreiche mter protegierten - Verwandtennach Frankreich.

    Johann II. von Bourbon wurde 1483 zumConntable ernannt.

    Pierre dAmboise wurde fr seine Beteiligung ander Liga bestraft Ludwig XI. lie dessen SchlossChaumont verwsten begnadigte ihn aber vier Jah-re spter und beteiligte sich nanziell an den Kostendes Wiederaufbaus.

    1468 wurde Charles de Melun, Gouverneur von Pa-ris und der Bastille, fr seine Verbindungen zur Ligain Le Petit-Andely[4] hingerichtet; sein Besitz wurdebeschlagnahmt und Antoine de Chabannes berge-ben.

    Der Herzog von Nemours, der mehrere Male ei-nen vollstndigen Pardon abgelehnt hatte, wurde1475 nach einem neuerlichen Verrat in der Burg vonCarlat belagert, gefangen genommen, in die Bastillegebracht, verurteilt und 1477 auf einem entlichenPlatz in Paris gekpft.

    5 Siehe auch Praguerie Guerre folle

    6 Weblinks Plan der Schlacht von Montlhry Paul Murray Kendalls Bericht ber die Schlacht von

    Montlhry in seiner Biographie Ludwigs XI.

    7 Belege[1] Philippe de Commynes (14471511), Bernard de Man-

    drot (18481920) (Hrsg.): Mmoires de Philippe deCommynes. 1, A. Picard, Paris 1901, S. 48f (online).(mittelfranzsisch)

    [2] Philippe de Commynes (14471511), Bernard de Mand-rot (18481920) (Hrsg.): Mmoires de Philippe de Com-mynes. 1, A. Picard, Paris 1901, S. 6264 (..., il arrivaen la ville de Paris en lestat quon doit venir pour recon-forter le peuple ; car il y vint en trs grande compaignie, etmist bien deux mille hommes darmes en la ville,..., online).(mittelfranzsisch)

    [3] Philippe de Commynes (14471511), Bernard de Man-drot (18481920) (Hrsg.): Mmoires de Philippe deCommynes. 1, A. Picard, Paris 1901, S. 81 (online).(mittelfranzsisch)

    [4] Henri Forgeot: Jean Balue, cardinal dAngers, 1421?1491. E. Bouillon, Paris 1895, S. 46f (auf Gallica).(franzsisch)

  • 38 Text- und Bildquellen, Autoren und Lizenzen8.1 Text

    Ligue du Bien public Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Ligue_du_Bien_public?oldid=144076083 Autoren: Jed, Br, Rybak, Sir Ga-wain, Pbous, YurikBot, Androl, MAY, Nixred, Shadak, Susu the Puschel, Thijs!bot, .anacondabot, Moros, Ennimate, SieBot, Jesi, K.u.k.Fan, GordonKlimm, Arsanias, CarsracBot, Numbo3-bot, Knergy, Kikulores, Stanzilla, The real Marcoman, Fusil, Equord, Johannes Menz-hausen, Addbot, Dalbra und Anonyme: 3

    8.2 Bilder

    8.3 Inhaltslizenz Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0

    Hintergrund Die militrische Auseinandersetzung in zeitgenssischen Quellen Der Frieden Pardon und Repressalien Siehe auchWeblinks Belege Text- und Bildquellen, Autoren und LizenzenTextBilderInhaltslizenz