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Malory Roman Leseprobe 2

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Großer Schicksalsroman, spannend und mysterioes

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[…]

Grinsend machte er zwei spontane Schritte auf sie zu. Sie gefiel ihm immer besser.

„Kommen Sie, Miss Sullivan. Ich lade Sie zu einer Tasse Kaffee in der Cafeteria ein.

Dort gibt es die beste braune Brühe, die man sich nur vorstellen kann – sogar mit

echtem Milchpulver. Aber man gewöhnt sich zwangsläufig dran. Außerdem müsste

unser Hausdrache dann schon seine Augen durch die Sprechlöcher heraus

mindestens acht Meter um die Ecke ausfahren, um uns weiter mit tödlichen Blicken

durchbohren zu können.“

Als sie nicht reagierte – weil ihr Herz bei seiner körperlichen Annäherung völlig

unkontrolliert loshämmerte, was er aber Gott sei Dank nicht ahnte – hakte er sie

einfach unter und zog sie gegen ihren überraschten Widerstand ankämpfend mit

sich.

Es war genauso, wie vor einer halben Stunde auch schon. In dem Moment, in dem sie

am Empfangskäfig vorbei mussten, spürte Malory, wie sich sämtliche kleinen

Härchen auf ihrem Rücken aufstellten.

Als Steven sie nur Sekunden später außer Sichtweite in die Cafeteria geführt hatte,

musste sie sich innerlich richtig schütteln, um dieses beklemmende Gefühl wieder

loszuwerden. In Gedanken sah sie förmlich, wie sich wütende Augen an einem

langen Gummiband mit ihnen um die Ecke bewegten und sie dunkel feurig

beobachteten.

Malory fragte sich verwundert, wie der Notarzt bei all dem so gelassen bleiben

konnte? Seelenruhig zog er sich einen Becher aus dem braunen Automaten und

blickte auf seine Uhr. „Wir haben ungefähr drei bis fünf Minuten, schätze ich.“

Malory hob ablehnend die Hand, als er ihr ebenfalls einen Becher reichen wollte.

„Für mich nicht, danke. Ich habe eigentlich gar keine Zeit und muss sofort wieder los.

Sie haben nur noch drei bis fünf Minuten Pause? Oder was meinten Sie?“

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Steven steckte indes eine Münze in den Automaten, drücke auf den Knopf für Kaffee

mit Pseudo-Milch und schüttelte den Kopf. „Nein, meine Pause ist noch etwas länger.

Ich meinte, dass wir wahrscheinlich nur noch drei – jetzt eher zwei – Minuten haben,

bis Miss Wichtig die ersten Nummern eilig in ihr Haustelefon getippt hat, um

Meldung zu machen. Ein paar Sekunden später wird dann der erste Kollege wie

zufällig neugierig hier um die Ecke kommen, um sich einen Kaffee zu ziehen und uns

so ganz nebenbei zu beschnüffeln.“

„Oh.“ Mal biss sich auf die Unterlippe. Das wurde ja immer besser. „Ist das hier

immer so?“

Nachdem die Maschine ihm zischend und tropfend das gewünschte Gebräu

ausgegeben hatte, nahm Steve sich den dampfenden Becher und steuerte auf einen

freien runden Tisch zu.

Malory entschied sich, ihm kurz zu folgen, da die weißen Kordeln der Geschenktüte

mit dem Gewicht der Flaschen ihr langsam aber sicher das Blut abschnürten. Vorher

warf sie allerdings noch einen genauen Blick auf den schwarzen Zeiger der großen

runden Uhr, die über der Kasse hing. Eine einzige Minute war etwas kurz für ihr

Anliegen. Aber sie hatte nicht vor, sich hier wie in einem Affenstall besichtigen zu

lassen. Außerdem war sie auf diese Weise wenigstens schnell wieder raus hier –

genauso wie geplant.

Ganz nebenbei versuchte sie sich einzureden, dass die Vorstellung, gemeinsam mit

diesem Wahnsinnsmann an einem Tisch zu sitzen, Kaffee zu trinken, zu quatschen

und zu lachen und anschließend Arm in Arm glücklich nach draußen zu gehen, nur

eine Wahnvorstellung sein konnte.

Tief durchatmend stellte sie die beiden Tüten zu Stevens Kaffeebecher auf den Tisch

und rieb sich dankbar für die Entlastung kurz ihre Handfläche. Dann blickte sie

wieder auf die große, runde Uhr. „Shit, nur noch dreißig Sekunden.“ Jetzt galt’s!

Ihr war nicht bewusst, dass sie das gerade laut ausgesprochen und dem Mann mit

dem Kaffeebecher damit schon wieder zu einem amüsierten Grinsen verholfen hatte.

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Sie musste sich wirklich beeilen, wenn sie nicht einfach weglaufen und zum zweiten

Mal einen geistesgestörten Eindruck hinterlassen wollte.

Steve brauchte kein Medizinstudium, um ihre nervöse Unruhe wahrzunehmen.

Schließlich füllte sie damit schon fast den ganzen Raum aus. Außerdem hatte er

selbst es sich längst auf einem der unbequemen, braun gepolsterten Metallstühle

bequem gemacht, während sie wie auf glühenden Kohlen vor seinem Tisch hin und

her trippelte und sich zwei dunkelrote Streifen in ihrer Hand rieb.

Er war hin und her gerissen – einerseits wollte er sie gehen lassen, um sie aus der

unangenehmen Situation zu befreien, andererseits wollte er sie doch aufhalten, um

ihre aufgeweckte Gegenwart noch für den Rest seiner Pause genießen zu können.

Er sah, wie sie nervös ihren Blick über den Eingangsbereich der Cafeteria schweifen

ließ und dann tief Luft holte.

„Doktor Carter, ich wollte mich nur bei Ihnen für mein kopfloses Verhalten vor vier

Tagen entschuldigen und Ihnen und Doktor McKay zum Dank für ihre Hilfe etwas

vorbeibringen. Wenn Sie also bitte Brian mit besten Grüßen von mir auch einen

Rotwein überbringen würden?!“

Ohne seine überrascht hochgezogenen Augenbrauen zu beachten, nahm sie schnell

die Tüten vom Tisch und hielt ihm die dunklen Flaschen entgegen. Mit erneutem

Blick auf den tickenden schwarzen Zeiger fuhr sie übergangslos fort: „Und außerdem

muss ich ganz dringend in spätestens zwanzig Sekunden zurück in meinem Laden

sein. Wissen Sie, es gibt noch so unendlich viel zu tun. Und ich warte auf einen ganz

wichtigen Anruf von Ronny. Ich muss jetzt also unbedingt los. Es tut mir leid. Auf

Wiedersehen.“

Steven musste so laut lachen, dass er nur mit Mühe und Not verhindern konnte, den

Schluck Kaffee, den er gerade genommen hatte, nicht quer über den Tisch zu

prusten.

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In diesem Moment kam dann auch der erste weiße Kittel bemüht unauffällig um die

Ecke geschlendert, steuerte auf das Regal mit den Naschsachen zu und begutachtete

mit gespielt großem Interesse die Inhaltsstoffe auf einer Gummibärchentüte.

Ein kurzer, natürlich völlig zufälliger Blick auf das durchaus interessante Geschehen

an Tisch vier ließ ihn zufrieden nicken. Der Anruf von der Zentrale hatte sich ja

wirklich gelohnt. Den werten Kollegen aus Station A1 während der Arbeitszeit so

dermaßen gut gelaunt zu sehen, und dazu auch noch in Begleitung einer bekannten

und sehr gut aussehenden jungen Dame, war schon wirklich ungewöhnlich und

würde sicherlich guten Gesprächsstoff abliefern.

Und schon kam die nächste weiße Uniform aus B6 um die Ecke, nickte dem Notarzt,

scheinbar überrascht ihn hier zu sehen, freundlich zu und zog eine Münze für den

Kaffeeautomaten aus der Kitteltasche.

Malory starrte Steven, der ihr die Tüten abnahm und fast auf dem Tisch lag vor

Lachen, währenddessen entgeistert an. „Doktor Carter?“

Steve nahm genau wahr, dass zunehmend mehr männliche wie weibliche Personen

in weißen Kitteln im Raum zu sehen waren, als schlurfende Patienten in

Bademänteln und Puschen.

Er versuchte, sein Lachen wenigstens so weit herunterzufahren, dass er dabei noch

einigermaßen verständlich sprechen konnte. „Es tut mir leid Miss Sullivan. Aber Sie

werden es leider nicht mehr schaffen, in zwanzig Sekunden zurück auf Ihrer

Baustelle zu sein. Dieses Hospital verfügt leider noch nicht über die Möglichkeit zu

beamen.“

Mal stutzte kurz und fühlte dann schlagartig eine unangenehme Hitze in ihre

Wangen steigen. Hatte sie das etwa wirklich gesagt? Gott, sie hatte gehofft, bei

diesem Mann wenigstens im Ansatz seinen ersten Eindruck von ihr wieder

gutmachen zu können.

Stevens Augen funkelten sie belustigt an, während er sich erhob und nach den beiden

eingetüteten Weinflaschen griff. „Ich werde Sie aber gerne noch ein Stück nach

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draußen begleiten, um Sie vor schätzungsweise zehn neugierigen Augenpaaren hier

im Raum und den tötenden Blicken hinter grünem Glas am Eingang zu beschützen.“

Überrascht sah Mal sich um. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass die Cafeteria immer

voller geworden war. Vor dem Automaten hatte sich regelrecht eine Schlange

gebildet. Manche hatten wenigstens noch genug Anstand, schnell wegzugucken, als

sie sich umdrehte.

Sie zuckte kurz zusammen, als sich ein Arm um ihre Schulter legte und sie in

Richtung Eingangshalle führte.

Steven nickte seinen Kollegen und Kolleginnen freundlich zu, als sei dies die

normalste Sache der Welt, und steuerte Malory schnell an ihnen vorbei. Auch die

Frau vom Oberarzt, die ihn mit einem äußerst zufriedenen Hab-ichs-doch-gewusst-

Ausdruck in den Augen beobachtete, bekam nur mit einem entspannten Lächeln

seine gesunden, weißen Zähne zu sehen. Und schon schoben sich die großen

Hospitaltüren auseinander und sie waren draußen in der Sonne.

Malory fühlte sich, als sei sie gerade von einem ganzen Panzerbataillon gleichzeitig

überrollt worden. Sie hatte keine Ahnung, welches Gefühl in ihr gerade die Oberhand

hatte. Die Scham, sich verbal wieder einmal blamiert zu haben, das Kribbeln und die

heimliche Sehnsucht, die sein Arm in ihr hervorrief, oder die Panik, in kürzester Zeit

Gesprächsthema Nummer eins in Cattysbourgh zu sein. Wenn auch nur einer der

Leute von eben verwandt oder bekannt mit Maria Kelly war, war es bereits um ihren

guten Ruf geschehen.

Steven beobachtete sie amüsiert. Er hatte selten einen Menschen wie sie kennen

gelernt, die ihre Gedanken gar nicht erst auszusprechen brauchte, weil sie ihr

sowieso schon fast wörtlich auf der Stirn geschrieben standen.

Überrascht nahm er wahr, dass er sie jetzt gerne fest in seine Arme geschlossen und

sie noch viel mehr beschützt hätte, doch stattdessen löste er sich mit Bedauern von

ihr. Immerhin war es eine große Glastür hinter ihnen, keine blickdichten

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Burgmauern. Und die Kollegen da drin hatten für heute definitiv genug Futter

bekommen.

Malory fühlte eine komische Leere in sich aufsteigen, als er seinen Arm wegnahm

und einen Schritt zur Seite ging.

Die Vorstellung war also beendet. Sie konnte die weißen Personen hinter der Scheibe

trotz der Spiegelung von draußen durchaus noch schemenhaft erkennen. Sie musste

unbedingt weg von hier. So war das ganz und gar nicht geplant gewesen. Sie würde

dieses Haus, das Dank des weiblichen Dämons schon beim Empfang Kranke nur

noch kränker machte, für alle Ewigkeiten meiden, ganz sicher!

Um einen sicheren Stand bemüht, blickte sie zu ihm auf. Die gelbe

Nachmittagssonne ließ seine Augen strahlen wie heller Bernstein. Ihr Herz machte

einen Satz. Am liebsten würde sie ihm jetzt mit ihren Fingern durch die über den Tag

leicht zerwühlten, dunklen Haare fahren … Was war bloß los mit ihr? Das musste

sofort aufhören. Unbedingt!

Steve schien ähnlich zu denken, denn er streckte ihr nur kurz und viel zu förmlich

seine Hand entgegen, was ihr einen Stich versetzte. Doch wie automatisiert nahm sie

sie und ließ auch sofort wieder los.

Es fiel ihr schwer, mit fester Stimme zu sprechen, während sie innerlich völlig

aufgewühlt war. Um sich selbst abzulenken, deutete sie auf die beiden Tüten in

seiner Hand.

„Ich entschuldige mich wie gesagt noch einmal für mein hirnloses Geplapper vor ein

paar Tagen, Doktor Carter. Wenn sie bitte auch Ihrem Kollegen noch einmal meinen

Dank für seine Hilfe aussprechen würden? Ich hoffe, sie mögen Rotwein?!“

Steven hob die Geschenke kurz an. „Ja. Vielen Dank – wäre aber wirklich nicht nötig

gewesen! Wie dem auch sei, ich muss jetzt wieder rein. Meine Pause ist zu Ende und

da warten ein paar Patienten auf mich. Vielleicht sieht man sich ja mal wieder.“

Dieser unterkühlte Abschied schmeckte ihm nicht. Aber zum einen würde er dem

ganzen Gerede noch einen draufsetzen, wenn er nicht pünktlich wieder in der

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Notaufnahme erschien, und zum anderen wollte er Malory Sullivans offensichtliches

Unbehagen auch nicht weiter schüren.

Mal sah ihn ein letztes Mal kurz an – zu kurz, als dass er das Bedauern in ihren

Augen hätte sehen können. „Ja. Vielleicht. Dann noch einen schönen Tag.“

Steve nickte. „Ja, Ihnen auch. Und nicht so viel arbeiten. Sie wissen schon. Wegen

Stress und so.“

Mal räusperte sich und drehte sich um. In diesem Moment klingelte ihr Handy. Sie

wühlte eilig in ihrer Tasche, bis sie es in den Fingern hatte. Während sie abhob,

entfernte sie sich schon in Richtung Parkplatz.

Steven hörte von dem Gespräch nur noch: „Ronny, hey! Ich habe schon auf deinen

Anruf gewartet. Wie ist es?“

Ronny? Wer war Ronny?

Er fasste es nicht, was da gerade in ihm losging. Das konnte ja wohl kaum ein kleiner

Stich von Eifersucht sein, der sich da in ihm ausbreitete?! Völlig unmöglich!

Er hätte anstatt diese ungenießbare braune Plörre zu trinken, vielleicht lieber mal

etwas anständiges Essen sollen. Dann würde sein Magen jetzt nicht so blöde Töne

von sich geben.

Ein letztes Mal ließ er seinen Blick zu der Frau schweifen, die gerade ihre langen,

schlanken Beine in ihrem Chevrolet verschwinden ließ. Dann wandte er sich

entschlossen ab. Es konnte ihm doch nun wirklich egal sein, wer oder was dieser

Ronny war!

Ohne sich umzudrehen, sah Malory Steven durch den Seitenspiegel im Hospital

verschwinden. Aufgewühlt schlug sie die Autotür hinter sich zu, fuhr aber nicht los.

„Ronny, ich verstehe das nicht. Wir hatten doch ganz klar abgemacht, dass die

Spiegelflächen spätestens übermorgen geliefert und montiert werden müssen, damit

wir ab Montag dann loslegen können mit den finalen Deko- und Eröffnungsarbeiten.

Geschweige denn von der vielen Zeit, die ich noch in der Backstube brauche!“

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[…]

Malory legte auf und startete den Wagen. Da die Straße völlig frei war, setzte sie

zügig zurück. Noch während der Wagen rückwärts rollte, schaltete sie in den ersten

Gang und gab Gas. Ein kurzer, routinierter Kontrollblick in den Rückspiegel ließ sie

jedoch schlagartig zusammenfahren. Noch während sie entsetzt aufschrie, rutschte

ihr Fuß von der Kupplung und der Wagen machte einen unkontrollierten Satz nach

vorne.

Entsetzt schrie sie ein zweites Mal panisch auf und riss das Lenkrad nach rechts

herum, um nicht eine völlig geschockte Fahrradfahrerin auf der

entgegenkommenden Seite über den Haufen zu fahren.

Sofort bei der nächstbesten Hauseinfahrt hielt sie an und machte den Motor aus.

Ihr ganzer Körper war außer Kontrolle. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, das Blut

rauschte ihr in irrem Tempo durch die scheinbar viel zu engen Adern und ihre Beine

zitterten dermaßen, dass sie gar nicht mehr in der Lage war, die Pedale im Fußraum

kontrolliert zu treten, ohne immer wieder abzurutschen.

Mit kaltem Schweiß auf der Stirn wandte sie ihren Kopf zurück, um den

Straßenbereich direkt vor dem Krankenhaus genauer sehen zu können. Doch da war

nichts, außer leerem, grauem Asphalt. Dabei hätte sie schwören können, eben gerade

noch im Rückspiegel ein junges Mädchen mit langen, braunen Haaren gesehen zu

haben. Sie hatte plötzlich wie aus dem Nichts heraus mitten auf der Straße gestanden

und ihr traurig hinterhergeblickt!

Mal wehrte sich mit aller Kraft dagegen, an den Namen der Kleinen zu denken. Doch

er schoss ihr unaufhörlich wie spitze Pfeile gegen die Schläfen, prallte dort ab und

wanderte geradewegs in ihren schmerzhaft krampfenden Magen. Malory Jessica.

Malory Jessica. Ich. Ich. Ich. Du.

Am liebsten hätte sie ihren Kopf auf das Lenkrad fallenlassen und stundenlang

einfach nur geheult. Sie wusste nicht mehr, was größer in ihr war: Die Angst davor,

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was mit ihr passierte, oder die Wut über sich selbst, anscheinend gerade die

Kontrolle über sich und ihr Leben zu verlieren.

Malory zog ein Papiertaschentuch aus der Packung, die sie für den Notfall immer in

der Mittelkonsole hatte, wischte sich die salzigen Schweißperlen von der Stirn und

der Nase und schniefte kräftig hinein.

Gut, dass Steven Carter längst wieder mit seinen Patienten beschäftigt war und sie

wahrscheinlich schon halb vergessen hatte. Sie wäre nicht nur im Boden versunken,

wenn er die gefährliche Aktion gerade gesehen hätte, sondern wahrscheinlich auch

noch von ihm höchstpersönlich in die Psychiatrie eingewiesen worden.

Mal atmete tief durch. Es gelang ihr nur zögerlich, die Kontrolle über ihren Geist und

ihre Muskeln zurückzuerlangen. Ihre Beine ließen sich viel zu viel Zeit, ihren

Befehlen wieder zu gehorchen.

Der Tag wurde ja immer besser. Wenn ihr jetzt gleich im Sullivan’s nicht endlich mal

etwas Positives gelang, würde sie sich einfach in ihr Bett verkriechen und so tun, als

wäre sie nie geboren worden.

[…]

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