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Matinée am 5. Mai 2016 um 11 Uhr im Prinzregententheater Symphonieorchester Wilde Gungl München Dirigent: Michele Carulli; Moderation: Arnim Rosenbach Am strahlenden Himmelfahrtstag ein strahlendes Konzert im ausverkauften Saal des Prinzregen tentheaters, das ist ein treffliches Zusammenkommen. Und solch ein Konzert können die Münchner nur mit „ihrer“ WILDEN GUNGL erleben! Aufforderung zum Tanz hieß das Motto nach dem be rühmten Stück von Carl Maria von Weber – das natürlich auch zu hören war im bunten Strauß der Stücke, die dieses HimmelfahrtsKonzert ausmachten. Viele davon waren die sogenannten Reißer, der Blumenwalzer aus dem „NußknackerBallett“ von Tschaikowsky, der Kaiserwalzer von Strauß, Kontretänze des jungen Beethoven, zu Beginn ein MozartMenuett aus dem Divertimento KV 317. Also alles Stücke, die man durchaus kennt und sicher auch schon oft gehört hat. Auf CD, im Radio oder sonst wo. Aber: So, wie sie heute die Musikerinnen und Musiker des Symphonieorchesters Wilde Gungl entstehen ließen, wie es eben doch nur bei einem LiveKonzert zu erleben ist, das hat wieder einmal die ganze Kraft und Energie der Tonkunst gezeigt. Keine noch so gute Aufnahme, kein noch so guter Mit schnitt kann eben das leibhaftige Entstehen von Musik ersetzen, da hatte Maestro Celibidache ein fach Recht. Und wie die Kompositionen heute entstanden! Anmoderiert auf seine unnachahmlich charmante Art vom Konzertmeister Arnim Rosenbach ergab sich aus dem Programm mit den vielen Einzelstü cken ein wunderbarer Bogen von Mozart bis zu den zwei Zugaben, die sich das begeisterte Publi kum erklatschte. Und gerade bei den scheinbar ach so oft gehörten „Ohrwürmern“ kam durch die Klangentfaltung und durch das Wahrnehmen der einzelnen Orchestergruppen oder Solisten das „GunglWunder“ – wie es der Präsident KurtDetlef Bock hinterher beschrieb – eben jene Magie auf, die Musiker und Zuhörer gleich verzauberte und mitnahm in die „Gefilde der Seligen Geister.“ Natürlich hatte Maestro Michele Carulli daran den Anteil, den er als Dirigent an all den drei Konzer ten, die ich bisher das Vergnügen hatte, zu hören, als „Anfeuerer“, als tänzerischster „Begeisterer“ eben einfach hat. Seine intensive und mitreißende Körpersprache, sein völliges Aufgehen im Au genblick der Gestaltung eines Stückes, sind umwerfend, eben con anima e corpore, wie ich schon einmal schrieb. Nur waren es heute eben Aufforderungen zum Tanz, die ein leider zum Stillsitzen verurteiltes Publikum eben nur innerlich – immerhin – erleben konnte. Der schon beim letzten Konzert im Herkulessaal ausnehmend weiche und dennoch füllende Klang der Streicher wurde aufs Schönste und Passendste ergänzt und gesteigert durch die Bläser und in einigen Stücken natürlich auch durch die Pauke, die Harfe(!) und verschiedenste „Schlagzeuge“. Den Solistinnen und Solisten galt denn auch nach jedem Stück Maestro Carullis Dank, den er – wie zum Schluss auch einigen Da men des Orchesters die Rosen – vollendet „gentlemanlike“ zum Ausdruck brachte. Im letzten Stück des offiziellen Programms – einem Ausflug nach Brasilien mit der Komposition „TicoTico“ von Zequinha de Abreu – brach ein Beifallssturm los, den das Orchester zusammen mit Maestro Carulli mit zwei Zugaben beantwortete. Im letzten, einem Galopp des Namensgebers des Orchesters Josef Gung’l machte er sich mit perfekt geschauspielertem „Entsetzen“ über seine „Rolle“ als Dirigent lustig: nach dem Goethe’schen Motto „Wer sich nicht selbst zum Besten halten kann, der ist gewiß nicht von den Besten!“ Und das kann man von ihm und „seinem“ Orchester“ nach diesem wunderbaren , herzbewegenden Konzert sicher nicht sagen. (Ceterum censeo: Auch die Münchner Presse täte langsam gut daran, die Konzerte der „Wilden Gungl“ endlich einmal angemessen zur Kenntnis zu nehmen und zu würdigen!) [Ulrich Hermann, Mai 2016]

Matinée am 50516 Mü uhkhkudb - Startseite€¦ ·  · 2016-05-06Title: Microsoft Word - Matinée am 50516 Mü_uhkhkudb.docx Author: Katharina Fleck Created Date: 5/6/2016 8:18:33

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Matinée  am  5.  Mai  2016  um  11  Uhr  im  Prinzregententheater  

Symphonieorchester  Wilde  Gungl  München  Dirigent:  Michele  Carulli;  Moderation:  Arnim  Rosenbach  

Am  strahlenden  Himmelfahrtstag  ein  strahlendes  Konzert  im  ausverkauften  Saal  des  Prinzregen-­‐tentheaters,  das  ist  ein  treffliches  Zusammenkommen.  Und  solch  ein  Konzert  können  die  Münchner  nur  mit  „ihrer“  WILDEN  GUNGL  erleben!  Aufforderung  zum  Tanz  hieß  das  Motto  nach  dem  be-­‐rühmten  Stück  von  Carl  Maria  von  Weber  –  das  natürlich  auch  zu  hören  war  im  bunten  Strauß  der  Stücke,  die  dieses  Himmelfahrts-­‐Konzert  ausmachten.  Viele  davon  waren  die  sogenannten  Reißer,  der  Blumenwalzer  aus  dem  „Nußknacker-­‐Ballett“  von  Tschaikowsky,  der  Kaiserwalzer  von  Strauß,  Kontretänze  des  jungen  Beethoven,  zu  Beginn  ein  Mozart-­‐Menuett  aus  dem  Divertimento  KV  317.  Also  alles  Stücke,  die  man  durchaus  kennt  und  sicher  auch  schon  oft  gehört  hat.  Auf  CD,  im  Radio  oder  sonst  wo.  Aber:  So,  wie  sie  heute  die  Musikerinnen  und  Musiker  des  Symphonieorchesters  Wilde  Gungl  entstehen  ließen,  wie  es  eben  doch  nur  bei  einem  Live-­‐Konzert  zu  erleben  ist,  das  hat  wieder  einmal  die  ganze  Kraft  und  Energie  der  Tonkunst  gezeigt.  Keine  noch  so  gute  Aufnahme,  kein  noch  so  guter  Mit-­‐schnitt  kann  eben  das  leibhaftige  Entstehen  von  Musik  ersetzen,  da  hatte  Maestro  Celibidache  ein-­‐fach  Recht.  Und  wie  die  Kompositionen  heute  entstanden!  Anmoderiert  auf  seine  unnachahmlich  charmante  Art  vom  Konzertmeister  Arnim  Rosenbach  ergab  sich  aus  dem  Programm  mit  den  vielen  Einzelstü-­‐cken  ein  wunderbarer  Bogen  von  Mozart  bis  zu  den  zwei  Zugaben,  die  sich  das  begeisterte  Publi-­‐kum  erklatschte.  Und  gerade  bei  den  scheinbar  ach  so  oft  gehörten  „Ohrwürmern“  kam  durch  die  Klangentfaltung  und  durch  das  Wahrnehmen  der  einzelnen  Orchestergruppen  oder  Solisten  das  „Gungl-­‐Wunder“  –  wie  es  der  Präsident  Kurt-­‐Detlef  Bock  hinterher  beschrieb  –  eben  jene  Magie  auf,  die  Musiker  und  Zuhörer  gleich  verzauberte  und  mitnahm  in  die  „Gefilde  der  Seligen  Geister.“  Natürlich  hatte  Maestro  Michele  Carulli  daran  den  Anteil,  den  er  als  Dirigent  an  all  den  drei  Konzer-­‐ten,  die  ich  bisher  das  Vergnügen  hatte,  zu  hören,  als  „Anfeuerer“,  als  tänzerischster  „Begeisterer“  eben  einfach  hat.  Seine  intensive  und  mitreißende  Körpersprache,  sein  völliges  Aufgehen  im  Au-­‐genblick  der  Gestaltung  eines  Stückes,  sind  umwerfend,  eben  con  anima  e  corpore,  wie  ich  schon  einmal  schrieb.  Nur  waren  es  heute  eben  Aufforderungen  zum  Tanz,  die  ein  leider  zum  Stillsitzen  verurteiltes  Publikum  eben  nur  innerlich  –  immerhin  –  erleben  konnte.  Der  schon  beim  letzten  Konzert  im  Herkulessaal  ausnehmend  weiche  und  dennoch  füllende  Klang  der  Streicher  wurde  aufs  Schönste  und  Passendste  ergänzt  und  gesteigert  durch  die  Bläser  und  in  einigen  Stücken  natürlich  auch  durch  die  Pauke,  die  Harfe(!)  und  verschiedenste  „Schlagzeuge“.  Den  Solistinnen  und  Solisten  galt  denn  auch  nach  jedem  Stück  Maestro  Carullis  Dank,  den  er  –  wie  zum  Schluss  auch  einigen  Da-­‐men  des  Orchesters  die  Rosen  –  vollendet  „gentlemanlike“  zum  Ausdruck  brachte.  Im  letzten  Stück  des  offiziellen  Programms  –  einem  Ausflug  nach  Brasilien  mit  der  Komposition  „Tico-­‐Tico“  von  Zequinha  de  Abreu  –  brach  ein  Beifallssturm  los,  den  das  Orchester  zusammen  mit  Maestro  Carulli  mit  zwei  Zugaben  beantwortete.  Im  letzten,  einem  Galopp  des  Namensgebers  des  Orchesters  Josef  Gung’l  machte  er  sich  mit  perfekt  geschauspielertem  „Entsetzen“  über  seine    „Rolle“  als  Dirigent  lustig:  nach  dem  Goethe’schen  Motto  „Wer  sich  nicht  selbst  zum  Besten  halten  kann,  der  ist  gewiß  nicht  von  den  Besten!“  Und  das  kann  man  von  ihm  und  „seinem“  Orchester“  nach  diesem  wunderbaren  ,  herzbewegenden  Konzert  sicher  nicht  sagen.  

(Ceterum  censeo:  Auch  die  Münchner  Presse  täte  langsam  gut  daran,  die  Konzerte  der  „Wilden  Gungl“  endlich  einmal  angemessen  zur  Kenntnis  zu  nehmen  und  zu  würdigen!)  [Ulrich  Hermann,  Mai  2016]  

Aufforderung zum Tanz Matinée an Christi Himmelfahrt mit dem Symphonieorchester Wilde Gungl München am 5. Mai 2016 im Prinzregententheater, München Fotos: Matthias Hallensleben