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TEST Handschuhe im Härte- check DEUTSCHLAND 4,00 € ÖSTERREICH 4,50 € SCHWEIZ 7,00 SFR BELGIEN 4,80 € LUXEMBURG 4,80 € ITALIEN 5,50 € SPANIEN 5,50 € n i e M Streitthema Sperrriemen: Ist er wirklich nötig? 4 1 9 6 9 6 2 0 0 4 0 0 5 0 2 Das Magazin für aktive Reiter 2 • Februar 2015 • www.mein-pferd.de Reiten als Schulfach In der Prinz-von-Homburg-Schule werden Kinderträume wahr Fakten, die Sie über Ihr Lieblingstier noch nicht wussten 20 THEMA DES MONATS IBERISCHE PFERDE Show: Event oder Tierquälerei? Warum Iberer so faszinieren Ein Traumpferd aus Spanien Wie triebige Pferde fleißiger werden Wundertüte Pferd „Der geht ab wie eine Rakete“

Mein pferd leseprobe 2 2015

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Streitthema Sperrriemen: Ist er wirklich nötig?

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Das Magazin für aktive Reiter

2 • Februar 2015 • www.mein-pferd.de

Reiten als SchulfachIn der Prinz-von-Homburg-Schulewerden Kinderträume wahr

Fakten, die Sie über Ihr Lieblingstier noch nicht wussten20

ThEma dES monaTS

IberIsche Pferde

Show: Event oder Tierquälerei?Warum Iberer so faszinierenEin Traumpferd aus Spanien

Wie triebige Pferde fleißiger werden

Wundertüte Pferd

„Der geht ab wie eine Rakete“

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titelthema

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titelthema

12 www.mein-pferd.de 02/2015

Wissen

Wundertüte Pferd

Pferde sind schön, intelligent, loyal und zaubern Glanz in unsere menschenwelt.

Wir denken, wir kennen sie in- und auswendig – und dann überraschen sie uns jeden Tag aufs Neue. Gehen Sie mit uns

auf entdeckungsreise: Wir stellen ihnen 20 Fakten über ihr lieblingstier vor, die

Sie bestimmt noch nicht kanntentext: Wiebke Ramisch

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Wissen

Wundertüte Pferd

Pferde sind schön, intelligent, loyal und zaubern Glanz in unsere menschenwelt.

Wir denken, wir kennen sie in- und auswendig – und dann überraschen sie uns jeden Tag aufs Neue. Gehen Sie mit uns

auf entdeckungsreise: Wir stellen ihnen 20 Fakten über ihr lieblingstier vor, die

Sie bestimmt noch nicht kanntentext: Wiebke Ramisch

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Besser reiten

22 www.mein-pferd.de 02/2015

Faule Pferde gibt es nicht.Mit unseren Tipps wird aus jeder Schlafmütze ein flotter Feger – egal ob im Schritt, Trab oder Galopp Text und Fotos: Ilja van de Kasteele

Schwitzen an einem sonnigen, aber kalten Tag? Das hätte sich Nicole vor diesem Ereig-nis niemals vorstellen kön-nen. Das Ereignis ist Risto, ein 1,83 Meter großes Shire-

horse. Diese Kaltblüter wollte sie immer schon mal reiten. Das Problem: Der sanft-mütige Riese reagiert nicht so auf Nicoles treibende Hilfen, wie sie es sich wünschen würde. Im Schritt schlurft er, im Trab eben-falls, und Galopp scheint er gar nicht zu kennen. Nicole zieht zuerst die Jacke aus und die Sporen an. Dann entledigt sie sich noch ihres Pullovers und greift zur Gerte – eigent lich gar nicht ihr Ding.

Plötzlich platzt der Knoten

Risto reagiert jetzt zwar, geht ins Schulterhe-rein und galoppiert sogar an, aber alles wirkt wie zäher Kaugummi. Der Knoten platzt erst, als sie den Reitplatz verlässt und auf eine lang gezogene Wiese reitet. Hier springt Risto mit einer Leichtigkeit in den Galopp, die Nicole erst verblüfft und ihr dann ein breites Lächeln entlockt. Na also, geht doch. Wie Nicole geht es vielen Reitern: Sie strengen sich an, machen

Auf Sporen können Sie verzichten: Zum Trei-ben legen Sie die Wade an den Pferdekörper

RichTig TReiben

23www.mein-pferd.de02/2015

„Der zündet wie eine Rakete!“

nicole und Risto: im gelände stimmt die Motivation, und der

galopp klappt sofort

Basics leicht gemacht

Serie

viel, und das Pferd reagiert wenig bis gar nicht. Kein Wunder, wenn man die Sache aus Pferdesicht betrachtet. Bereits wenige Stunden nach der Geburt kann ein Pferd sämtliche Gangarten und auch fliegende Wechsel. Der Reiter muss sie ihm also nicht beibringen. Er muss dem Pferd allerdings verständlich ma-chen, was er wann möchte. Und ihm einen Grund dafür geben. In der freien Natur gibt es im Wesentlichen fünf Gründe, warum ein Pferd sich bewegt: Flucht vor Gefahr, Sexual-verhalten, Nahrungsaufnahme, mit der Herde weiterziehen und Spiel mit Artgenossen. In einer Halle oder auf dem Platz herumzulaufen ist aus Pferdesicht erst einmal sinnlos. Es sein denn, man gibt dem Pferd einen Grund, der seiner Natur entspricht. Die ersten zwei Grün-de möchte man als Reiter sicher nicht unter dem Sattel mit seinem Pferd erleben. Aber die anderen drei eignen sich sehr gut, um dem Pferd seine Idee (in welchem Tempo und in welcher Gangart geritten wird) zu vermitteln.

Neben der richtigen Motivation spielt na-türlich auch die Technik, also das Wie, eine wesentliche Rolle. Stellen Sie sich vor, jemand erklärt Ihnen, was er von Ihnen erwartet. Er spricht sehr umständlich, kommt nicht auf den Punkt, und Sie schalten langsam ab, weil Sie gar nicht verstehen, was er meint. Für den Inhalt seiner Rede hätten drei klare Sätze ge-nügt, stattdessen hat er einen halbstündigen Monolog gehalten, und Sie sind so schlau wie vorher. Ähnlich ergeht es vielen Pferden. Wenn Sie beispielsweise einen fleißigeren Schritt wünschen und permanent mit dem Schenkel treiben, mit dem Becken schieben und dem Oberkörper hin- und herwackeln und vielleicht auch noch gleichzeitig am Zü-gel ziehen, ist das wie der oben beschrieben Monolog – nur dass jetzt Ihr Pferd abschaltet, weil es nicht versteht, was Sie meinen.

Ein fleißigerer Schritt bedeutet, dass ein Pferd entweder sein Hinterbein schneller bewegt oder damit weiter vortritt, also raum-greifender geht – das Hinterbein wird aktiver. Um diesen Prozess beeinflussen zu können, müssen Sie erst einmal spüren, wann das Pferd mit welchem Bein abfußt – in allen Gangarten. Keine Angst, das klingt anfangs schwerer als gedacht. Geben Sie sich und Ih-rem Pferd Zeit dafür. Beginnen Sie im Schritt. Sie halten die leicht durchhängenden

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Faule Pferde gibt es nicht.Mit unseren Tipps wird aus jeder Schlafmütze ein flotter Feger – egal ob im Schritt, Trab oder Galopp Text und Fotos: Ilja van de Kasteele

Schwitzen an einem sonnigen, aber kalten Tag? Das hätte sich Nicole vor diesem Ereig-nis niemals vorstellen kön-nen. Das Ereignis ist Risto, ein 1,83 Meter großes Shire-

horse. Diese Kaltblüter wollte sie immer schon mal reiten. Das Problem: Der sanft-mütige Riese reagiert nicht so auf Nicoles treibende Hilfen, wie sie es sich wünschen würde. Im Schritt schlurft er, im Trab eben-falls, und Galopp scheint er gar nicht zu kennen. Nicole zieht zuerst die Jacke aus und die Sporen an. Dann entledigt sie sich noch ihres Pullovers und greift zur Gerte – eigent lich gar nicht ihr Ding.

Plötzlich platzt der Knoten

Risto reagiert jetzt zwar, geht ins Schulterhe-rein und galoppiert sogar an, aber alles wirkt wie zäher Kaugummi. Der Knoten platzt erst, als sie den Reitplatz verlässt und auf eine lang gezogene Wiese reitet. Hier springt Risto mit einer Leichtigkeit in den Galopp, die Nicole erst verblüfft und ihr dann ein breites Lächeln entlockt. Na also, geht doch. Wie Nicole geht es vielen Reitern: Sie strengen sich an, machen

Auf Sporen können Sie verzichten: Zum Trei-ben legen Sie die Wade an den Pferdekörper

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„Der zündet wie eine Rakete!“

nicole und Risto: im gelände stimmt die Motivation, und der

galopp klappt sofort

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viel, und das Pferd reagiert wenig bis gar nicht. Kein Wunder, wenn man die Sache aus Pferdesicht betrachtet. Bereits wenige Stunden nach der Geburt kann ein Pferd sämtliche Gangarten und auch fliegende Wechsel. Der Reiter muss sie ihm also nicht beibringen. Er muss dem Pferd allerdings verständlich ma-chen, was er wann möchte. Und ihm einen Grund dafür geben. In der freien Natur gibt es im Wesentlichen fünf Gründe, warum ein Pferd sich bewegt: Flucht vor Gefahr, Sexual-verhalten, Nahrungsaufnahme, mit der Herde weiterziehen und Spiel mit Artgenossen. In einer Halle oder auf dem Platz herumzulaufen ist aus Pferdesicht erst einmal sinnlos. Es sein denn, man gibt dem Pferd einen Grund, der seiner Natur entspricht. Die ersten zwei Grün-de möchte man als Reiter sicher nicht unter dem Sattel mit seinem Pferd erleben. Aber die anderen drei eignen sich sehr gut, um dem Pferd seine Idee (in welchem Tempo und in welcher Gangart geritten wird) zu vermitteln.

Neben der richtigen Motivation spielt na-türlich auch die Technik, also das Wie, eine wesentliche Rolle. Stellen Sie sich vor, jemand erklärt Ihnen, was er von Ihnen erwartet. Er spricht sehr umständlich, kommt nicht auf den Punkt, und Sie schalten langsam ab, weil Sie gar nicht verstehen, was er meint. Für den Inhalt seiner Rede hätten drei klare Sätze ge-nügt, stattdessen hat er einen halbstündigen Monolog gehalten, und Sie sind so schlau wie vorher. Ähnlich ergeht es vielen Pferden. Wenn Sie beispielsweise einen fleißigeren Schritt wünschen und permanent mit dem Schenkel treiben, mit dem Becken schieben und dem Oberkörper hin- und herwackeln und vielleicht auch noch gleichzeitig am Zü-gel ziehen, ist das wie der oben beschrieben Monolog – nur dass jetzt Ihr Pferd abschaltet, weil es nicht versteht, was Sie meinen.

Ein fleißigerer Schritt bedeutet, dass ein Pferd entweder sein Hinterbein schneller bewegt oder damit weiter vortritt, also raum-greifender geht – das Hinterbein wird aktiver. Um diesen Prozess beeinflussen zu können, müssen Sie erst einmal spüren, wann das Pferd mit welchem Bein abfußt – in allen Gangarten. Keine Angst, das klingt anfangs schwerer als gedacht. Geben Sie sich und Ih-rem Pferd Zeit dafür. Beginnen Sie im Schritt. Sie halten die leicht durchhängenden

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Besser reiten

26 www.mein-pferd.de 02/2015 27www.mein-pferd.de02/2015

Der Sperrriemen ist der meist gebrauchte, meist falsch verstandene und meist kriti-sierte Bestandteil der heutigen Zäumungsvariationen. Sitzt er zu fest, schadet er dem Pferd ungemein, sitzt er zu locker, kann auch komplett auf das Nasenband verzichtet werden. Doch wofür ist der Sperrriemen eigentlich gut, wenn er nicht dafür gedacht ist, dem Pferd das Maul zu versperren?Text: Marvin Vroomen

Ursprünglich wurde der Sperr-riemen im Mittelalter zum Schutz des Kiefergelenkes entwickelt. „Die schweren Kriegspferde wurden meist auf blanker Kandare gezäumt

und im Moment eines „Notstopps“ sehr häufig am Kiefergelenk verletzt (Kieferge-lenks-Luxation)“, sagt Tierarzt und Ausbil-der Dr. Gerd Heuschmann. Da eine Luxati-on des Kiefergelenkes das Todesurteil vieler Pferde unterschrieb, wurde der Sperrriemen entwickelt, um die Ausfallrate von Kriegs-pferden zu senken. Die damalige Pro-Pferd-Entscheidung hat sich in der heutigen Zeit allerdings ins Kontra gewandelt, denn das kombinierte Reithalfter ist heute das am meisten genutzte Reithalfter und macht dem Pferd das Leben unnötig schwer.

Das Maul muss kauen können

Zugeschnürte Mäuler, hängende Zungen und krampfhafte Atmung sind auf den heutigen Turnierplätzen häufig zu sehen – selbst in niedrigen Klassen wie E und A. Fragt man nach dem Warum, bekommt man Antworten wie: „mein Pferd schla-ckert mit der Trense“, „mein Pferd sperrt das Maul auf “ oder „mein Pferd streckt die Zunge raus“. „Die meisten Reiter verstehen nicht, dass Unregelmäßigkeiten im Maul meist nichts mit dem Maul oder der Trense zu tun haben, sondern vielmehr ein Resul-tat eines schlecht gymnastizierten und nicht

Verflixt und zugeschnürtMaulsperre

BeSSer reiTeN

www.mein-pferd.de26 02/2015

sitzt der sperrrie-men zu fest, kann das die atmung beeinträchtigen

losgelassenen Pferdes sind“, erklärt Heusch-mann. Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass ein kauendes Maul das Pferdegenick entspannt. „Das ist ein Mechanismus, der sowohl eine biomechanische als auch eine psycholo-gische Komponente hat“, so Heuschmann. Der Kauvorgang hat eine psychisch beruhi-gende Wirkung, wirkt sich aber auch über die muskulären Verbindungen der Zunge und der Unterhalsmuskeln entspannend auf die Genickmuskeln aus. „Im letzten Jahrhundert wurde das tätige Maul beim ge-rittenen Pferd als unabdingbare Vorausset-zung angesehen – heute ist diese Forderung so weit in Vergessenheit geraten, dass man den Pferden durch ein extremes Zuschnü-ren des Mauls das Kauen aktiv verbietet“, erklärt Heuschmann. Ein Zuschnüren des Maules, welches schlechtes Reiten vertuscht.

Wichtig ist die Grundausbildung

„Pferde, die mit der Zunge spielen oder das Maul aufsperren, versuchen auf diese Art dem Druck zu entgehen. Ein Druck, den der unwissende Reiter aufbauen kann, indem er konstant versucht, das Pferd zwischen

seinen Hilfen (Kreuz, Schenkel und Hand) zu halten“, so Heuschmann. Der Haupt-handlungsbedarf liegt also nicht bei Expe-rimenten rund um das Pferdemaul und die Verschnallung sondern bei der richtigen Grundausbildung des Pferdes: denn eine gute Maultätigkeit, fast eine Saugbewegung der Zunge, ist das Ergebnis einer entspannt arbeitenden unteren Muskelkette (Bauch-muskulatur) am Körper des Pferdes.

Zu viel speichel ist nicht gut

Einige Reiter sehen das übermäßige Einspei-cheln des Pferdes als Indiz für ein gut tätiges Maul. Dabei ist das Pferd nur nicht mehr in der Lage, seinen Speichel zu schlucken. Ist das Pferdemaul zugeschnürt, kann das Pferd dem Druck des Gebisses auf den Gaumen nicht ausweichen. Denn an der Stelle, an der die Trense gegen den Gaumen drückt, liegen Nervenrezeptoren, die den Schluck-reflex unterbinden und den Deckel des Kehlkopfes blockieren. „Viele Sportpferde leiden unter Magenproblemen. Im Speichel befinden sich wichtige Mineralien, wie Na-triumbicarbonat, das eine Übersäuerung

Das Hannoversche Reithalfter: Dieses Halfter wurde entwickelt, um zu verhindern, dass das Pferd das Maul aufsperrt und das Gebiss dadurch verrutscht. Eigentlich veraltet, wird dieser Zaum jedoch häufig verwendet. Sinnvoll ist es nur bei Pfer-den mit langer Maulspalte, da es sonst auf die Nüstern drückt und die Luftzufuhr einschränkt. Eine positive Wirkungsweise kann darin liegen, dass der Druck des Gebisses von den Kinnladen teilweise auf die Nase übertragen wird.

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Der Sperrriemen ist der meist gebrauchte, meist falsch verstandene und meist kriti-sierte Bestandteil der heutigen Zäumungsvariationen. Sitzt er zu fest, schadet er dem Pferd ungemein, sitzt er zu locker, kann auch komplett auf das Nasenband verzichtet werden. Doch wofür ist der Sperrriemen eigentlich gut, wenn er nicht dafür gedacht ist, dem Pferd das Maul zu versperren?Text: Marvin Vroomen

Ursprünglich wurde der Sperr-riemen im Mittelalter zum Schutz des Kiefergelenkes entwickelt. „Die schweren Kriegspferde wurden meist auf blanker Kandare gezäumt

und im Moment eines „Notstopps“ sehr häufig am Kiefergelenk verletzt (Kieferge-lenks-Luxation)“, sagt Tierarzt und Ausbil-der Dr. Gerd Heuschmann. Da eine Luxati-on des Kiefergelenkes das Todesurteil vieler Pferde unterschrieb, wurde der Sperrriemen entwickelt, um die Ausfallrate von Kriegs-pferden zu senken. Die damalige Pro-Pferd-Entscheidung hat sich in der heutigen Zeit allerdings ins Kontra gewandelt, denn das kombinierte Reithalfter ist heute das am meisten genutzte Reithalfter und macht dem Pferd das Leben unnötig schwer.

Das Maul muss kauen können

Zugeschnürte Mäuler, hängende Zungen und krampfhafte Atmung sind auf den heutigen Turnierplätzen häufig zu sehen – selbst in niedrigen Klassen wie E und A. Fragt man nach dem Warum, bekommt man Antworten wie: „mein Pferd schla-ckert mit der Trense“, „mein Pferd sperrt das Maul auf “ oder „mein Pferd streckt die Zunge raus“. „Die meisten Reiter verstehen nicht, dass Unregelmäßigkeiten im Maul meist nichts mit dem Maul oder der Trense zu tun haben, sondern vielmehr ein Resul-tat eines schlecht gymnastizierten und nicht

Verflixt und zugeschnürtMaulsperre

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sitzt der sperrrie-men zu fest, kann das die atmung beeinträchtigen

losgelassenen Pferdes sind“, erklärt Heusch-mann. Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass ein kauendes Maul das Pferdegenick entspannt. „Das ist ein Mechanismus, der sowohl eine biomechanische als auch eine psycholo-gische Komponente hat“, so Heuschmann. Der Kauvorgang hat eine psychisch beruhi-gende Wirkung, wirkt sich aber auch über die muskulären Verbindungen der Zunge und der Unterhalsmuskeln entspannend auf die Genickmuskeln aus. „Im letzten Jahrhundert wurde das tätige Maul beim ge-rittenen Pferd als unabdingbare Vorausset-zung angesehen – heute ist diese Forderung so weit in Vergessenheit geraten, dass man den Pferden durch ein extremes Zuschnü-ren des Mauls das Kauen aktiv verbietet“, erklärt Heuschmann. Ein Zuschnüren des Maules, welches schlechtes Reiten vertuscht.

Wichtig ist die Grundausbildung

„Pferde, die mit der Zunge spielen oder das Maul aufsperren, versuchen auf diese Art dem Druck zu entgehen. Ein Druck, den der unwissende Reiter aufbauen kann, indem er konstant versucht, das Pferd zwischen

seinen Hilfen (Kreuz, Schenkel und Hand) zu halten“, so Heuschmann. Der Haupt-handlungsbedarf liegt also nicht bei Expe-rimenten rund um das Pferdemaul und die Verschnallung sondern bei der richtigen Grundausbildung des Pferdes: denn eine gute Maultätigkeit, fast eine Saugbewegung der Zunge, ist das Ergebnis einer entspannt arbeitenden unteren Muskelkette (Bauch-muskulatur) am Körper des Pferdes.

Zu viel speichel ist nicht gut

Einige Reiter sehen das übermäßige Einspei-cheln des Pferdes als Indiz für ein gut tätiges Maul. Dabei ist das Pferd nur nicht mehr in der Lage, seinen Speichel zu schlucken. Ist das Pferdemaul zugeschnürt, kann das Pferd dem Druck des Gebisses auf den Gaumen nicht ausweichen. Denn an der Stelle, an der die Trense gegen den Gaumen drückt, liegen Nervenrezeptoren, die den Schluck-reflex unterbinden und den Deckel des Kehlkopfes blockieren. „Viele Sportpferde leiden unter Magenproblemen. Im Speichel befinden sich wichtige Mineralien, wie Na-triumbicarbonat, das eine Übersäuerung

Das Hannoversche Reithalfter: Dieses Halfter wurde entwickelt, um zu verhindern, dass das Pferd das Maul aufsperrt und das Gebiss dadurch verrutscht. Eigentlich veraltet, wird dieser Zaum jedoch häufig verwendet. Sinnvoll ist es nur bei Pfer-den mit langer Maulspalte, da es sonst auf die Nüstern drückt und die Luftzufuhr einschränkt. Eine positive Wirkungsweise kann darin liegen, dass der Druck des Gebisses von den Kinnladen teilweise auf die Nase übertragen wird.

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Abenteuer & reportAge

schule im sattel

Im brandenburgischen neustadt an der Dosse bietet die prinz-von-Homburg-Schule von der 7. bis zur 10. Klasse ein vierjähriges Förder-programm an, um begabten Kindern den einstieg in den Turnier- und Leistungssport zu ermöglichen. Auf dem Stun-denplan der Spezialklassen Reiten steht mindestens viermal pro Woche genau das: reitentext: Julia Schay-beneke

Der Wecker klingelt zwischen sechs und sieben Uhr. Um die gleiche Zeit klingeln Millionen Wecker in Deutschland, damit die dazugehörigen Schüler pünktlich zur ersten Stunde im

Unterricht erscheinen, mal mehr, mal weniger motiviert. An der Prinz-von-Homburg-Schule in Neustadt an der Dosse fällt den Schülern das Aufstehen jedoch – normalerweise – leicht. Hier beginnt der Tag im Idealfall nicht mit Vokabeln, Algebra oder Photosynthese, sondern auf dem Pferderücken. Der Stunden-plan sieht anders aus als an anderen Schulen. Von früh bis spät findet auf dem benachbarten Haupt- und Landgestüt Neustadt (Dosse)

In Reiten eineeins

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reiten als fach:die ziele Die Prinz-von-Homburg-Schule möchte• die individuelle reitsportliche Leistungsfähigkeit entwickeln • ein dauerhaftes Interesse am Leistungssport vermitteln • die Schüler systematisch auf den Turniersport ausrichten• auf sportliche Spitzenleistungen im Höchstleistungsalter vorbereiten

auftritt der schüler am haupt-

und landgestüt neustadt (dosse)

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schule im sattel

Im brandenburgischen neustadt an der Dosse bietet die prinz-von-Homburg-Schule von der 7. bis zur 10. Klasse ein vierjähriges Förder-programm an, um begabten Kindern den einstieg in den Turnier- und Leistungssport zu ermöglichen. Auf dem Stun-denplan der Spezialklassen Reiten steht mindestens viermal pro Woche genau das: reitentext: Julia Schay-beneke

Der Wecker klingelt zwischen sechs und sieben Uhr. Um die gleiche Zeit klingeln Millionen Wecker in Deutschland, damit die dazugehörigen Schüler pünktlich zur ersten Stunde im

Unterricht erscheinen, mal mehr, mal weniger motiviert. An der Prinz-von-Homburg-Schule in Neustadt an der Dosse fällt den Schülern das Aufstehen jedoch – normalerweise – leicht. Hier beginnt der Tag im Idealfall nicht mit Vokabeln, Algebra oder Photosynthese, sondern auf dem Pferderücken. Der Stunden-plan sieht anders aus als an anderen Schulen. Von früh bis spät findet auf dem benachbarten Haupt- und Landgestüt Neustadt (Dosse)

In Reiten eineeins

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reiten als fach:die ziele Die Prinz-von-Homburg-Schule möchte• die individuelle reitsportliche Leistungsfähigkeit entwickeln • ein dauerhaftes Interesse am Leistungssport vermitteln • die Schüler systematisch auf den Turniersport ausrichten• auf sportliche Spitzenleistungen im Höchstleistungsalter vorbereiten

auftritt der schüler am haupt-

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thema des monats

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Piaffen, Passagen, Traversalen: Iberische Pferde sind die beeindruckende Stars vieler Pferdeshows. Doch wie viele von ihnen schmeißen nur mit weggedrücktem Rücken die Beine? Wie viele von ihnen schalten resigniert ab, weil sie dem psychischem Druck der Shows nicht standhalten können? Eine AbrechnungText: Wiebke Ramisch

Künstliche Nebelschwaden um-spielen die Beine des Andalu-sier-Hengstes, stimmungsvolle Musik begleitet seine Bewe- gungen, und eine spektakuläre Lichtshow lässt ihn wie ein

zauberhaftes Wesen aus einer Fantasiewelt erscheinen. Im Akkord zeigt er Piaffen, Passagen und Seitengänge, dabei weht ihm seine lange Mähne um Kopf und Hals. Die Zuschauer jubeln, ein Mädchen flüstert ihrer Oma zu: „Das möchte ich auch mal genauso können.“

Auf den zweiten Blick

Dem zukünftigen Pferd des Mädchens ist bereits jetzt zu bemitleiden. Denn wer et-was genauer hinsieht, erkennt Folgendes: Weggedrückte, verspannte Rücken. Lahm-heiten durch Sehnenschäden. Vorderhand-aktion bei schlurfender Hinterhand. Rollkur statt Anlehnung. Tote Pferdeblicke.

„Iberische Pferde sind einfach beson-ders schön. Sie haben viel Hals, viel Mähne, beeindruckende Bewegungen und entspre-chen am meisten dem Idealbild eines feu-rigen, temperamentvollen Pferdes“, erklärt Ausbilderin Katja Ecker die Vorliebe für ibe-rische Pferde als Showstars. Trainerin Gaby Hans gibt ihr Recht: „Es geht um Schönheit und Ausstrahlung. Oft werden iberische Pferde sogar ausschließlich auf ihre langen Haar reduziert. Sie liegen damit zurzeit ein-fach im Trend.“

Ihre Schönheit und ihre Veranlagungen können PRE, Lusitanos und Co. im Show-business zum Verhängnis werden. Wegen

The Show must go on

Ein Trauerspiel: Solche Anblicke sind

auf Pferdeshows keine Seltenheit Fo

tos:

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VErAnSTAlTung

ThEmA DES monATS

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ihrer hohen Versammlungsfähigkeit, groß-en Motivation und schnellen Auffassungs-gabe werden sie vor allem für Zirkuslek-tionen, den spanischen Schritt, Piaffen, Passagen und Seitengänge eingesetzt. Peter Höffken gehört zur Tierschutzorganisation PETA und ist Fachreferent für Tiere in der Unterhaltungsbranche. Er weiß, warum den Pferden häufig zu schnell und zu viel abver-langt wird: „Beim Training hinter den Ku-lissen geht es in der Regel wenig zimperlich zu, denn der kommerzielle Erfolg steht im Vordergrund. Termine müssen eingehalten werden, zu denen die Tiere auf Komman-do funktionieren müssen.“ Letztlich geht es also wieder einmal ums liebe Geld.

Ausbildung im Schnellverfahren

Die Kasse soll möglichst schnell klingeln, deswegen beginnen die Fehler meistens schon in der Ausbildung. „Iberische Pferde sind Spätentwickler, aber sehr aufnahmefä-hig und mit viel Temperament“, sagt Gaby Hans. „Deswegen werden viele Reiter dazu

verleitet, sie zu schnell und zu früh auszu-bilden. Gewisse Lektionen brauchen aber einfach ihre Zeit.“ Katja Ecker ergänzt: „Ein nicht sehr sorgfältig und langsam ausgebil-detes Pferd ist überhaupt nicht in der Lage, korrekte und gesetzte Piaffen zu zeigen.“

Wallemähnen und Hängerücken

Viele der Zuschauer haben leider nicht ge-nügend Fachwissen, um gutes von schlech-tem Reiten zu unterscheiden. Iberische Pferde präsentierten sich sogar schlecht ge-ritten noch hübsch, weiß Katja Ecker. „Das Köpfchen mit der Wallemähne wird schön ‚hingestellt‘, und es sieht so aus, als wäre das Pferd richtig am Zügel, selbst wenn die Hin-terhand sonstwo ist, und der Rücken hängt wie eine Badewanne.“ Statt aufgerissenem Maul, einem auf die Brust gezogenem Kopf und verdrehten Pferdeaugen sieht das Publi-kum bei entsprechender Inszenierung nur einen imposanten spanischen Hengst, der anmutig um eine Garrocha tanzt. Dass ihm bei den engen Wendungen die Beine

Es sollte auch ohne Hilfszügel und unnötigen Druck gehen

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thema des monats

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Piaffen, Passagen, Traversalen: Iberische Pferde sind die beeindruckende Stars vieler Pferdeshows. Doch wie viele von ihnen schmeißen nur mit weggedrücktem Rücken die Beine? Wie viele von ihnen schalten resigniert ab, weil sie dem psychischem Druck der Shows nicht standhalten können? Eine AbrechnungText: Wiebke Ramisch

Künstliche Nebelschwaden um-spielen die Beine des Andalu-sier-Hengstes, stimmungsvolle Musik begleitet seine Bewe- gungen, und eine spektakuläre Lichtshow lässt ihn wie ein

zauberhaftes Wesen aus einer Fantasiewelt erscheinen. Im Akkord zeigt er Piaffen, Passagen und Seitengänge, dabei weht ihm seine lange Mähne um Kopf und Hals. Die Zuschauer jubeln, ein Mädchen flüstert ihrer Oma zu: „Das möchte ich auch mal genauso können.“

Auf den zweiten Blick

Dem zukünftigen Pferd des Mädchens ist bereits jetzt zu bemitleiden. Denn wer et-was genauer hinsieht, erkennt Folgendes: Weggedrückte, verspannte Rücken. Lahm-heiten durch Sehnenschäden. Vorderhand-aktion bei schlurfender Hinterhand. Rollkur statt Anlehnung. Tote Pferdeblicke.

„Iberische Pferde sind einfach beson-ders schön. Sie haben viel Hals, viel Mähne, beeindruckende Bewegungen und entspre-chen am meisten dem Idealbild eines feu-rigen, temperamentvollen Pferdes“, erklärt Ausbilderin Katja Ecker die Vorliebe für ibe-rische Pferde als Showstars. Trainerin Gaby Hans gibt ihr Recht: „Es geht um Schönheit und Ausstrahlung. Oft werden iberische Pferde sogar ausschließlich auf ihre langen Haar reduziert. Sie liegen damit zurzeit ein-fach im Trend.“

Ihre Schönheit und ihre Veranlagungen können PRE, Lusitanos und Co. im Show-business zum Verhängnis werden. Wegen

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Ein Trauerspiel: Solche Anblicke sind

auf Pferdeshows keine Seltenheit Fo

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ihrer hohen Versammlungsfähigkeit, groß-en Motivation und schnellen Auffassungs-gabe werden sie vor allem für Zirkuslek-tionen, den spanischen Schritt, Piaffen, Passagen und Seitengänge eingesetzt. Peter Höffken gehört zur Tierschutzorganisation PETA und ist Fachreferent für Tiere in der Unterhaltungsbranche. Er weiß, warum den Pferden häufig zu schnell und zu viel abver-langt wird: „Beim Training hinter den Ku-lissen geht es in der Regel wenig zimperlich zu, denn der kommerzielle Erfolg steht im Vordergrund. Termine müssen eingehalten werden, zu denen die Tiere auf Komman-do funktionieren müssen.“ Letztlich geht es also wieder einmal ums liebe Geld.

Ausbildung im Schnellverfahren

Die Kasse soll möglichst schnell klingeln, deswegen beginnen die Fehler meistens schon in der Ausbildung. „Iberische Pferde sind Spätentwickler, aber sehr aufnahmefä-hig und mit viel Temperament“, sagt Gaby Hans. „Deswegen werden viele Reiter dazu

verleitet, sie zu schnell und zu früh auszu-bilden. Gewisse Lektionen brauchen aber einfach ihre Zeit.“ Katja Ecker ergänzt: „Ein nicht sehr sorgfältig und langsam ausgebil-detes Pferd ist überhaupt nicht in der Lage, korrekte und gesetzte Piaffen zu zeigen.“

Wallemähnen und Hängerücken

Viele der Zuschauer haben leider nicht ge-nügend Fachwissen, um gutes von schlech-tem Reiten zu unterscheiden. Iberische Pferde präsentierten sich sogar schlecht ge-ritten noch hübsch, weiß Katja Ecker. „Das Köpfchen mit der Wallemähne wird schön ‚hingestellt‘, und es sieht so aus, als wäre das Pferd richtig am Zügel, selbst wenn die Hin-terhand sonstwo ist, und der Rücken hängt wie eine Badewanne.“ Statt aufgerissenem Maul, einem auf die Brust gezogenem Kopf und verdrehten Pferdeaugen sieht das Publi-kum bei entsprechender Inszenierung nur einen imposanten spanischen Hengst, der anmutig um eine Garrocha tanzt. Dass ihm bei den engen Wendungen die Beine

Es sollte auch ohne Hilfszügel und unnötigen Druck gehen

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Das iberische Pferd besitzt eine Art Zauber, dem sich kaum jemand entziehen kann. Es strahlt Stolz und Temperament aus, gepaart mit Sanftheit und Schönheit. Man muss nicht einmal ein besonderer Pferdeliebhaber sein, um von der majes­tätischen Erscheinung und den spektakulären Bewegungen dieser „Bilderbuch­Pferde“ hingerissen zu seinText: Marvin Vroomen

Zu Beginn ist zu erwähnen, dass der Begriff Iberer für alle Pferde der iberischen Halbinsel gilt. Dazu gehö-ren sowohl die Lusita-nos, Pura Raza Españolas

(P.R.E.) und Sorraias als auch Menor-quinos und Mallorquinos. Im Ausland wird der Begriff Iberer immer wieder als anderes Wort für das spanische Pferd verwendet. Eine Bezeichnung, die nicht nur unpräzise, sondern falsch ist. Die in Deutschland meistverbreiteten iberischen Rassen sind Lusitanos und P.R.E. Dabei wird der portugiesische Lusitano häufig als kleiner Bruder der spanischen P.R.E. behandelt. Tatsächlich sind P.R.E. und Lusitano genetisch dasselbe Pferd und somit das, was man heute als das „ibe-rische Reitpferd“ bezeichnet.

Alles ist eine Frage der Mode

Die beiden Rassen teilen dieselbe Ent-wicklung, dasselbe Erbe und diesel-ben Vorfahren. Der Begriff Lusitano beschrieb ursprünglich schlicht, wo das Pferd geboren wurde und leitet sich von der römischen Bezeichnung „Lusitanien“ ab, was für das Gebiet des heutigen Por-tugal stand. Die Pferde wurden damals also Lusitano genannt, wenn sie aus Lusi-tanien kamen, und Andalusier, wenn sie aus Andalusien (Spanien) kamen. Erst seit dem Jahre 1967 sind die beiden Stut-bücher offiziell getrennt und die Rassen Pura Raza Española und Puro Sangre Lusitano entstanden. Das iberische Pferd unterscheidet sich von ande-ren Rassen in Schönheit, Eleganz und

Viel Behang ist rassetypisch für das iberi­

sche Pferd

FAszinAtion iBerer

Laura Marinello wohnt direkt auf einem Pferdehof. Da ist es klar, dass ein eige-

nes Pferd dazugehört. Wie praktisch, dass ihre Freundin Gestütsleiterin einer spa-nischen Yeguada ist und ihr die vierjährige Lusitano-Stute Évora ans Herz gelegt hat. „Als eher ängstliche Reiterin hätte ich nie geglaubt, dass ich einmal eine so tempe-ramentvolle, intelligente Lusitano-Dame reiten kann. Aber Évora hat mir bereits beim Einreiten gezeigt, dass sie ihr Tempe-rament durchaus im Griff hat, nie kopflos agiert und ihre Aufgaben in erster Linie richtig machen möchte. Zurzeit genießt sie eine hervorragende Grundausbildung im Haus der Dressur in Münster. Sie ist lernbegierig und schon so fein zu reiten, dass ich mich sehr bemühen muss, um mit ihrem Lernfortschritt reiterlich mithalten zu können. Sie verzeiht mir meine reiter-lichen Schwächen und ist absolut klar im

Kopf. Daher brauche ich keine Angst zu haben, wenn ich

aus Unwissenheit einmal zu stark einwirke. Für mich genau das richtige Pferd“, sagt Laura.

Laura Marinello

Ursel Wiegand hat sich eigentlich

den Morgan Horses verschrieben. Bei einem Gestütsbesuch in Spanien verliebte sie sich in den Lusitano-Hengst Damasco und konnte nicht widerstehen. Nun springt bei ihr zu Hause auch ein Lusi-tano zwischen den sechs Morgan Horses herum. „Damasco beeindruckt mich immer wieder mit seiner katzenartigen Wendig-keit und Reaktionsschnelle. Er ist ein echter Extremsportler von aufsehenerregender Schönheit und mit großer Ausstrahlung. Mit seinem freundlichen Wesen kann er es sogar mit unseren Morgans aufnehmen. Iberer und Morgans sind sich in vielen Eigenschaften erstaunlich nahe, in anderer Hinsicht ergänzen sie sich wohltuend, und ihre Unterschiede sind interessant und aufregend – man muss sie einfach lieben“, sagt die begeisterte Tierärztin.

Ursel Wiegand, www.odenwaldmorgans.de

Von und Charakterstärke

Charakter. Es ist ein nicht sehr großes Pferd mit breiter Brust, ungewöhnlich langer Mähne und langem Schweif sowie einem edel geformten Kopf. Die Spanier beschreiben ihre Pferde als Geschöpfe aus Wind und Feuer, die noch immer so majestätisch aussehen wie auf den Gemäl-den von Velázquez. Zu den auffälligsten äußerlichen Unterschieden zwischen Lusitano und P.R.E. gehören das oft aus-geprägt subkonvexe Stirn-Nasen-Profil (Ramskopf) und die schrägere abfallende Kruppe des Lusitanos. In der Mechanik

zeigt der Lusitano generell flachere Gänge als das spanische Pferd. Doch wie eine wechselnde Modekollektion waren beide Rassen über Jahrhunderte den Geschmä-ckern der Menschen unterworfen. Im 16. Jahrhundert mochte man gern kleine Köpfe im Verhältnis zum Körper, heute lange und schmale Köpfe angelegt an schwere dicke Hälse. Durch diese ver-schiedenen Zuchten gibt es Iberer vom klassisch-barocken „schweren“ Typ, bei denen mehr Wert auf Schönheit, Aus-strahlung und spektakuläre Bewegungen gelegt wird als auf Raumgriff und ein kor-rektes Gebäude. Zudem gibt es Iberer im „modernen“ Sportpferdetyp, die in ihren Gebäuden und Bewegungen an Warm-blüter erinnern. Von daher ist der augen-blickliche Rassestandard immer auch als ein Zeugnis unserer Zeit zu betrachten, in dem der „Campaneo“ – eine „rühr-löffelartige“ Bewegung der Vorderbeine nach außen – genauso gesehen wird wie eine hohe weite Knieaktion mit großem Raumgriff. Charakterlich gilt das iberi-sche Pferd als edel, gutmütig und feurig, dabei aber stets gelehrig und fügsam. Außerdem wird ihm nachgesagt, sehr menschenbezogen und mutig zu sein. Letzteres auch durch die Verbundenheit mit Traditionen, wie beispielsweise dem berittenen Stierkampf.

Geschichte und traditionen

Man sagt, jeder der im Mittelalter etwas auf sich hielt, habe ein spanisches Pferd besitzen wollen. Es war Arbeitstier, Repräsentationsmittel und Kriegspferd zugleich, und Reitmeister wie Baucher oder Guérinière ritten auf Iberern zusam-men mit Fürsten und Königen des Mittel-alters. So sagte Reitmeister Antoine de

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Das iberische Pferd besitzt eine Art Zauber, dem sich kaum jemand entziehen kann. Es strahlt Stolz und Temperament aus, gepaart mit Sanftheit und Schönheit. Man muss nicht einmal ein besonderer Pferdeliebhaber sein, um von der majes­tätischen Erscheinung und den spektakulären Bewegungen dieser „Bilderbuch­Pferde“ hingerissen zu seinText: Marvin Vroomen

Zu Beginn ist zu erwähnen, dass der Begriff Iberer für alle Pferde der iberischen Halbinsel gilt. Dazu gehö-ren sowohl die Lusita-nos, Pura Raza Españolas

(P.R.E.) und Sorraias als auch Menor-quinos und Mallorquinos. Im Ausland wird der Begriff Iberer immer wieder als anderes Wort für das spanische Pferd verwendet. Eine Bezeichnung, die nicht nur unpräzise, sondern falsch ist. Die in Deutschland meistverbreiteten iberischen Rassen sind Lusitanos und P.R.E. Dabei wird der portugiesische Lusitano häufig als kleiner Bruder der spanischen P.R.E. behandelt. Tatsächlich sind P.R.E. und Lusitano genetisch dasselbe Pferd und somit das, was man heute als das „ibe-rische Reitpferd“ bezeichnet.

Alles ist eine Frage der Mode

Die beiden Rassen teilen dieselbe Ent-wicklung, dasselbe Erbe und diesel-ben Vorfahren. Der Begriff Lusitano beschrieb ursprünglich schlicht, wo das Pferd geboren wurde und leitet sich von der römischen Bezeichnung „Lusitanien“ ab, was für das Gebiet des heutigen Por-tugal stand. Die Pferde wurden damals also Lusitano genannt, wenn sie aus Lusi-tanien kamen, und Andalusier, wenn sie aus Andalusien (Spanien) kamen. Erst seit dem Jahre 1967 sind die beiden Stut-bücher offiziell getrennt und die Rassen Pura Raza Española und Puro Sangre Lusitano entstanden. Das iberische Pferd unterscheidet sich von ande-ren Rassen in Schönheit, Eleganz und

Viel Behang ist rassetypisch für das iberi­

sche Pferd

FAszinAtion iBerer

Laura Marinello wohnt direkt auf einem Pferdehof. Da ist es klar, dass ein eige-

nes Pferd dazugehört. Wie praktisch, dass ihre Freundin Gestütsleiterin einer spa-nischen Yeguada ist und ihr die vierjährige Lusitano-Stute Évora ans Herz gelegt hat. „Als eher ängstliche Reiterin hätte ich nie geglaubt, dass ich einmal eine so tempe-ramentvolle, intelligente Lusitano-Dame reiten kann. Aber Évora hat mir bereits beim Einreiten gezeigt, dass sie ihr Tempe-rament durchaus im Griff hat, nie kopflos agiert und ihre Aufgaben in erster Linie richtig machen möchte. Zurzeit genießt sie eine hervorragende Grundausbildung im Haus der Dressur in Münster. Sie ist lernbegierig und schon so fein zu reiten, dass ich mich sehr bemühen muss, um mit ihrem Lernfortschritt reiterlich mithalten zu können. Sie verzeiht mir meine reiter-lichen Schwächen und ist absolut klar im

Kopf. Daher brauche ich keine Angst zu haben, wenn ich

aus Unwissenheit einmal zu stark einwirke. Für mich genau das richtige Pferd“, sagt Laura.

Laura Marinello

Ursel Wiegand hat sich eigentlich

den Morgan Horses verschrieben. Bei einem Gestütsbesuch in Spanien verliebte sie sich in den Lusitano-Hengst Damasco und konnte nicht widerstehen. Nun springt bei ihr zu Hause auch ein Lusi-tano zwischen den sechs Morgan Horses herum. „Damasco beeindruckt mich immer wieder mit seiner katzenartigen Wendig-keit und Reaktionsschnelle. Er ist ein echter Extremsportler von aufsehenerregender Schönheit und mit großer Ausstrahlung. Mit seinem freundlichen Wesen kann er es sogar mit unseren Morgans aufnehmen. Iberer und Morgans sind sich in vielen Eigenschaften erstaunlich nahe, in anderer Hinsicht ergänzen sie sich wohltuend, und ihre Unterschiede sind interessant und aufregend – man muss sie einfach lieben“, sagt die begeisterte Tierärztin.

Ursel Wiegand, www.odenwaldmorgans.de

Von und Charakterstärke

Charakter. Es ist ein nicht sehr großes Pferd mit breiter Brust, ungewöhnlich langer Mähne und langem Schweif sowie einem edel geformten Kopf. Die Spanier beschreiben ihre Pferde als Geschöpfe aus Wind und Feuer, die noch immer so majestätisch aussehen wie auf den Gemäl-den von Velázquez. Zu den auffälligsten äußerlichen Unterschieden zwischen Lusitano und P.R.E. gehören das oft aus-geprägt subkonvexe Stirn-Nasen-Profil (Ramskopf) und die schrägere abfallende Kruppe des Lusitanos. In der Mechanik

zeigt der Lusitano generell flachere Gänge als das spanische Pferd. Doch wie eine wechselnde Modekollektion waren beide Rassen über Jahrhunderte den Geschmä-ckern der Menschen unterworfen. Im 16. Jahrhundert mochte man gern kleine Köpfe im Verhältnis zum Körper, heute lange und schmale Köpfe angelegt an schwere dicke Hälse. Durch diese ver-schiedenen Zuchten gibt es Iberer vom klassisch-barocken „schweren“ Typ, bei denen mehr Wert auf Schönheit, Aus-strahlung und spektakuläre Bewegungen gelegt wird als auf Raumgriff und ein kor-rektes Gebäude. Zudem gibt es Iberer im „modernen“ Sportpferdetyp, die in ihren Gebäuden und Bewegungen an Warm-blüter erinnern. Von daher ist der augen-blickliche Rassestandard immer auch als ein Zeugnis unserer Zeit zu betrachten, in dem der „Campaneo“ – eine „rühr-löffelartige“ Bewegung der Vorderbeine nach außen – genauso gesehen wird wie eine hohe weite Knieaktion mit großem Raumgriff. Charakterlich gilt das iberi-sche Pferd als edel, gutmütig und feurig, dabei aber stets gelehrig und fügsam. Außerdem wird ihm nachgesagt, sehr menschenbezogen und mutig zu sein. Letzteres auch durch die Verbundenheit mit Traditionen, wie beispielsweise dem berittenen Stierkampf.

Geschichte und traditionen

Man sagt, jeder der im Mittelalter etwas auf sich hielt, habe ein spanisches Pferd besitzen wollen. Es war Arbeitstier, Repräsentationsmittel und Kriegspferd zugleich, und Reitmeister wie Baucher oder Guérinière ritten auf Iberern zusam-men mit Fürsten und Königen des Mittel-alters. So sagte Reitmeister Antoine de

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Draussen unterwegs

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Wanderreiten und klassische Dressur: Auf der portugie-sischen „Quinta dos Pinheiros“, rund 40 Kilometer nördlich von Lissabon gelegen, vereinen Kristin Dolke und Pedro Neves zwei Welten der Reiterei. Und schaffen so ein einzigartiges Urlaubs-konzept für anspruchsvolle Reiterinnen und ReiterText und Fotos: Heike Gruber

Auf Lusitanos durch den Garten Lissabons

Kristin Dolke (zweite von rechts) bietet Touren durch die einmalige Land-schaft Portugals an

Tanz am Tejo

082-087-Ritt-Portugal.indd 82-83 16.12.14 10:00

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Wanderreiten und klassische Dressur: Auf der portugie-sischen „Quinta dos Pinheiros“, rund 40 Kilometer nördlich von Lissabon gelegen, vereinen Kristin Dolke und Pedro Neves zwei Welten der Reiterei. Und schaffen so ein einzigartiges Urlaubs-konzept für anspruchsvolle Reiterinnen und ReiterText und Fotos: Heike Gruber

Auf Lusitanos durch den Garten Lissabons

Kristin Dolke (zweite von rechts) bietet Touren durch die einmalige Land-schaft Portugals an

Tanz am Tejo

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