37
2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs- eingriffe und Pflegemöglichkeiten (Kap. 2.1), Nut- zungsaufgabe (Kap.2.2, S. 120) und Nutzungsum- widmungen (Kap.2.3, S. 127) auseinander. Tabelle 1gibt einen ersten Überblick über die Vielfalt an Möglichkeiten und der Reaktionen darauf. Bei allen Maßnahmen, auf die im folgenden detailliert einge- gangen wird, sind die entsprechenden Kapitelver- weise angegeben. In Kapitel 2.4 (S. 131) wird auf die Notwendigkeit einer Pufferung von Feuchtwiesen-Ökosystemen eingegangen. Kapitel 2.5 (S. 132) beschäftigt sich mit den Möglichkeiten der Wiederherstellung von Feuchtwiesen. Schließlich ist der Biotopverbund das Thema des letzten Unterkapitels (Kap.2.6, S. 139). 2.1 Pflege Als kulturbetonte Ökosysteme sind Feuchtwiesen stark von menschlichen Einflüssen abhängig. Ihre Lebensgemeinschaften werden in stärker variablen, weil von mehreren Maßnahmen (v.a. Mahd und Düngung) abhängigen Gleichgewichtszuständen gehalten als etwa Streuwiesen oder trockene Mager- rasen. Nachfolgend werden Veränderungen der Standorte, die Reaktionen von Pflanzen- und Tierwelt und die Auswirkungen auf Naturhaushalt und Landschafts- bild durch denkbare Nutzungs- und Pflegemaßnah- men in Feuchtwiesen analysiert. Dieses Kapitel dient als Grundlage der Entschei- dung für oder gegen bestimmte Maßnahmen in der Pflegepraxis. Die Ableitung von Maßnahmen er- folgt in Kapitel 4. Leider ist der Wissensstand zur Pflege von Feucht- wiesen noch lückenhaft. Ertragskundlich-ökono- misch orientierte Untersuchungen zur Düngung und zum Mahdregime, Untersuchungen also, die eine Nutzungsintensivierung zum Ziel haben, gibt es zur Genüge. Wenig dokumentiert ist die traditionelle Bewirtschaftung, die man mehr oder weniger mit einer extensiven Nutzung gleichsetzen kann. Erfah- rungen mit Mulchen und Brennen als Pflege- Maßnahmen Zweck Auswirkungen Alljährliche einmalige Sommermahd (s. Kap. 2.1.1.3, S. 114) extensive, meist ungedüngte Futterwiese in Tal- oder in montanen Lagen Ausbildung der typischen, artenreichen Feuchtwiese mit vielen bunten Blumen und reichhaltiger Fauna Alljährliche zweimali- ge Sommermahd (s. Kap. 2.1.1.2, S. 112) Zur Futtergewinnung auf gedüngten Feuchtwiesen angepaßte Bewirtschaftungsform Entwicklungsrhythmus mit zwei buntblumigen Hochständen im Jahreslauf; reiches Insektenleben bes. im Sommer Alljährliche Herbst- mahd (s. Kap. 2.1.1.4, S. 114) Streunutzung Tendenz zur Entwicklung einer hochstaudenreichen Pfeifengraswiese mit spätblühenden Pflanzen und Tieren mit langer Entwicklungsdauer Seltene Herbstmahd (s. Kap. 2.1.1.5, S. 115) Offenhalten der Fläche, Vermeidung von Verbuschung Rückgang lichtbedürftiger Feuchtwiesenarten, Verhochstaudung und Verschilfung der Fläche Alljährlich mehrmalige Mahd (s. Kap. 2.3.2, S. 127) Intensive Futtererzeugung Förderung niedrigwüchsiger Pflanzen, Verdrängung bunter Wiesenblumen und zahlreicher Tiere durch zu frühe Erstmahd Alljährliches Mulchen im Sommer (s. Kap. 2.1.2.1, S. 115 ) Vermeidung von Verhochstaudung, Nachahmung der Mahd bei wesentlich reduziertem Arbeitsaufwand zeitweise Streuauflage, bei reichem Anfall von Mähgut "Ersticken" konkurrenzschwacher Arten (Pflanzen und Bodenfauna) Starke Gülle-/Mine- raldüngung (s. Kap. 2.3.2, S. 127) schnell verfügbarer Nährstoffschub Erhebliche Artenverarmung, fehlende Blühaspekte, Futterpflanzen werden ungenießbar, Gefahr der Nitratauswaschung ins Grundwasser Stallmistdüngung langsame, über längeren Zeitraum andauernde Nährstoffversorgung bei zweischüriger Wiese möglich mit entsprechendem Artenreichtum und typischem Aspekt einer Feuchtwiese Tabelle 2/1 Zusammenstellung von Möglichkeiten der Feuchtwiesennutzung und möglicher Feuchtwiesen-Pflegemaßnah- men (Fortsetzung der Tabelle auf nächster Seite) Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen StMLU/ANL 1994 Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung 107

Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen derFlora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe und Pflegemöglichkeiten (Kap. 2.1), Nut-zungsaufgabe (Kap.2.2, S. 120) und Nutzungsum-widmungen (Kap.2.3, S. 127) auseinander. Tabelle1gibt einen ersten Überblick über die Vielfalt anMöglichkeiten und der Reaktionen darauf. Bei allenMaßnahmen, auf die im folgenden detailliert einge-gangen wird, sind die entsprechenden Kapitelver-weise angegeben.

In Kapitel 2.4 (S. 131) wird auf die Notwendigkeiteiner Pufferung von Feuchtwiesen-Ökosystemeneingegangen. Kapitel 2.5 (S. 132) beschäftigt sichmit den Möglichkeiten der Wiederherstellung vonFeuchtwiesen. Schließlich ist der Biotopverbunddas Thema des letzten Unterkapitels (Kap.2.6, S.139).

2.1 Pflege

Als kulturbetonte Ökosysteme sind Feuchtwiesenstark von menschlichen Einflüssen abhängig. Ihre

Lebensgemeinschaften werden in stärker variablen,weil von mehreren Maßnahmen (v.a. Mahd undDüngung) abhängigen Gleichgewichtszuständengehalten als etwa Streuwiesen oder trockene Mager-rasen.

Nachfolgend werden Veränderungen der Standorte,die Reaktionen von Pflanzen- und Tierwelt und dieAuswirkungen auf Naturhaushalt und Landschafts-bild durch denkbare Nutzungs- und Pflegemaßnah-men in Feuchtwiesen analysiert.

Dieses Kapitel dient als Grundlage der Entschei-dung für oder gegen bestimmte Maßnahmen in derPflegepraxis. Die Ableitung von Maßnahmen er-folgt in Kapitel 4.

Leider ist der Wissensstand zur Pflege von Feucht-wiesen noch lückenhaft. Ertragskundlich-ökono-misch orientierte Untersuchungen zur Düngung undzum Mahdregime, Untersuchungen also, die eineNutzungsintensivierung zum Ziel haben, gibt es zurGenüge. Wenig dokumentiert ist die traditionelleBewirtschaftung, die man mehr oder weniger miteiner extensiven Nutzung gleichsetzen kann. Erfah-rungen mit Mulchen und Brennen als Pflege-

Maßnahmen Zweck Auswirkungen

Alljährliche einmaligeSommermahd (s. Kap.2.1.1.3, S. 114)

extensive, meist ungedüngte Futterwiese in Tal-oder in montanen Lagen

Ausbildung der typischen, artenreichenFeuchtwiese mit vielen bunten Blumen undreichhaltiger Fauna

Alljährliche zweimali-ge Sommermahd (s.Kap. 2.1.1.2, S. 112)

Zur Futtergewinnung auf gedüngtenFeuchtwiesen angepaßte Bewirtschaftungsform

Entwicklungsrhythmus mit zweibuntblumigen Hochständen im Jahreslauf;reiches Insektenleben bes. im Sommer

Alljährliche Herbst-mahd (s. Kap. 2.1.1.4,S. 114)

Streunutzung Tendenz zur Entwicklung einerhochstaudenreichen Pfeifengraswiese mitspätblühenden Pflanzen und Tieren mitlanger Entwicklungsdauer

Seltene Herbstmahd(s. Kap. 2.1.1.5, S. 115)

Offenhalten der Fläche, Vermeidung von Verbuschung

Rückgang lichtbedürftigerFeuchtwiesenarten, Verhochstaudung und Verschilfung der Fläche

Alljährlichmehrmalige Mahd(s. Kap. 2.3.2, S. 127)

Intensive Futtererzeugung Förderung niedrigwüchsiger Pflanzen,Verdrängung bunter Wiesenblumen undzahlreicher Tiere durch zu frühe Erstmahd

Alljährliches Mulchenim Sommer (s. Kap.2.1.2.1, S. 115 )

Vermeidung von Verhochstaudung,Nachahmung der Mahd bei wesentlichreduziertem Arbeitsaufwand

zeitweise Streuauflage, bei reichem Anfallvon Mähgut "Ersticken"konkurrenzschwacher Arten (Pflanzen undBodenfauna)

Starke Gülle-/Mine-raldüngung (s. Kap.2.3.2, S. 127)

schnell verfügbarer Nährstoffschub Erhebliche Artenverarmung, fehlendeBlühaspekte, Futterpflanzen werdenungenießbar, Gefahr der Nitratauswaschungins Grundwasser

Stallmistdüngung langsame, über längeren Zeitraum andauerndeNährstoffversorgung

bei zweischüriger Wiese möglich mitentsprechendem Artenreichtum undtypischem Aspekt einer Feuchtwiese

Tabelle 2/1

Zusammenstellung von Möglichkeiten der Feuchtwiesennutzung und möglicher Feuchtwiesen-Pflegemaßnah-men (Fortsetzung der Tabelle auf nächster Seite)

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

107

Page 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

maßnahmen gibt es nur von vegetationskundlicherSeite, die Auswirkungen auf die Fauna wurden - mitAusnahme der Avifauna - bisher kaum dargestellt.

2.1.1 Traditionelle Bewirtschaftung (Mahd)

Rückgriff auf traditionelle Bewirtschaftungsfor-men heißt auch zurück zur extensiven Bewirt-schaftungDie traditionelle Bewirtschaftungsform von Feucht-wiesen ist die Mahd. Unter diesem Überbegriff wirdimmer ein Schnitt der Vegetation mit Räumung desMähgutes verstanden. Wie in Kapitel 1.6 dargestelltwurden Feuchtwiesen meist zweimal jährlich ge-mäht, einmal Mitte bis Ende Juni (Heumahd), dasGrummet ab Ende August. Die Mahd erfolgt mitBalken- und Kreiselmähern, selten wird auch dieSense (Hand- oder Motorsense) eingesetzt. Auch die einmalige Sommermahd und die Sommer-mahd in unregelmäßigen Abständen sind als tradi-tionelle Nutzungsformen zu nennen, die vor allemGesellschaften wie die Waldsimsenwiese und auch

manche Wiesen der Stromtalauen prägten (s. Kap.1.4). Häufig wurden die ein- oder zweimal gemähtenWiesen auch nachbeweidet. Die Nachweide imHerbst ersetzte oft die Grummetmahd. Prägend fürdie aufgeführten Bewirtschaftungsmöglichkeiten istdas Entfernen des aufgewachsenen Pflanzenmateri-als, gleichbedeutend mit einem Nährstoffentzug. Ei-ner Nährstoffverarmung wurde durch Düngung mitFestmist oder durch Bewässerung begegnet. An na-türlichen Anreicherungsstandorten (Hangfußberei-che) und Standorten mit "natürlicher" Nährstoff-nachlieferung (im Bereich alljährlicher Frühjahrs-hochwässer), war (und ist) eine Düngung nicht nö-tig.

Die Nutzungshäufigkeit wie auch der Mahdzeit-punkt waren in der traditionellen Bewirtschaftungstets von einer Vielzahl von Faktoren (Lokalklima,Nässe, Art der Pflanzengesellschaften, Standort,Produktivität der Pflanzengesellschaften) abhängigund konnten daher auch von Jahr zu Jahr variieren.Deswegen werden in älterer landwirtschaftlicher Li-teratur selten detaillierte Mahdzeitpunkte angege-

Maßnahmen Zweck Auswirkungen

Keine Düngung in Tälern bei regelmäßiger Überschwemmungdennoch reichliche Nährstoffversorgung derWiese

Hoher faunistischer und floristischerArtenreichtum bei entsprechenderNutzungsweise möglich

Stärkere Entwässerung (s. Kap.2.3.2., S. 127)

Ertragssteigerung bei gleichzeitig bessererBefahrbarkeit der Fläche

Verschiebung des Artenspektrums inRichtung Glatthaferwiese; meist Rückgang der Artenzahl;Beginn des Aufwuchses früher im Jahr

Extensive Nachweide(s. Kap. 2.1.2.2., S.116)

Ersetzt die zweite Mahd im Herbst Förderung niedrigwüchsigerRosettenpflanzen, nur geringeArtenverschiebung, da keine Störung derfaunistischen Fortpflanzungsphase

intensive Dauerbewei-dung (s. Kap. 2.1.2.2,S. 116)

Standweide ab Mai bis zum Herbst Bodenverdichtung und Verletzung derGrasnarbe ermöglicht AnsiedlungunerwünschterUnkräuter ;Abnahme des Futterwerts, wenn "Säuberungsschnitt" unterbleibt;Artenrückgang wegen ständiger Störung

Walzen im Frühjahr

Einebnung der Fläche zur leichterenBearbeitbarkeit

Vereinheitlichung der Standorteigenschaftender Fläche, Verminderung des Mikroreliefs,Bodenverdichtung

Selektive, chemischeUnkrautbekämpfung

Beseitigung von Weideunkräutern, die sich aufKahlstellen ausbreiten

keine wesentliche Beeinflussung derArtenzusammensetzung einer Feuchtwiese

Großflächiger Herbizi-deinsatz

Vermeidung von Verbuschung in Wiesentälern

Weitgehende Vernichtung auch der krautigenPflanzen und damit der gesamten Biozönosefür einige Jahre

Kontrolliertes Brennenim Winterhalbjahr (s.Kap. 2.1.2.4, S. 117)

Offenhalten der LandschaftVermeidung von Verbuschung inWiesentälern

Weitgehende Vernichtung der Fauna,erhebliche floristische Artenverarmung

Oberbodenabtrag(s. Kap. 2.5.1.4, S.134)

Aushagerung bei starker Nährstoffanreicherungim Oberboden

Entfernung eines Großteils der Biomasse mitRhizomen und Samenpotential, jahrelangeArtenverarmung, bis sich eine den neuenVerhältnissen angepaßte Biozönose einstellt

keine Pflege, Sukzession (s. Kap.2.2, S. 120)

Meist Ausbreitung einer Hochstaudenflur,Verdrängung lichtliebender Arten einerFeuchtwiese;Refugium (Aufenthalts- und Fortpflanzungs-ort) für viele störungsempfindliche Tiere

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

108

Page 3: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

ben, sondern man orientierte sich an phänologischenErscheinungen oder an bestimmten Stichtagen (Jo-hanni, 24.Juni). So gilt der "Höhepunkt der Gräser-blüte" immer noch als ein günstiger Mahdzeitpunkt.

Aufgrund der vielen Parameter, die den Entwick-lungsstand einer Feuchtwiese beeinflussen, ist esschwierig in Pflegekonzepten und -programmen ex-akt datierte Mahdzeitpunkte zu nennen. Trotzdemsollen an dieser Stelle einmal mögliche Mahdtermi-ne aufgeführt werden, die natürlich nur eine vorläu-fige Orientierung bieten sollen. SCHIEFER (1990)schlägt (resultierend aus früheren Pflegeversuchen)folgende gesellschaftsspezifischen Mahdterminevor, die im großen und ganzen mit denen einertraditionellen Nutzung übereinstimmen: Tabelle2/2, S. 109 (vgl. auch Kap. 1.4).

Im folgenden sollen die für Feuchtwiesen wichtig-sten (traditionellen) Bewirtschaftungsmethodenund ihre Auswirkungen auf Standort, Pflanzen- undTierwelt betrachtet werden. Die Reaktionen derPflanzenwelt sind im Feuchtwiesenbereich schwerdarzustellen, da die Pflanzengesellschaften sich ausArten verschiedener Vegetationstypen zusammen-setzen. Da dies gerade ihren Artenreichtum aus-macht, Verschiebungen in die eine (z.B. ARRHENA-

THERETALIA) oder andere Richtung (MOLINION, CA-

RICETALIA) oft auch stark von den hydrologischen

Gegebenheiten abhängen, kann nur eine recht allge-meine Analyse der Florenzusammensetzung als Re-aktion auf verschiedene Pflegemethoden stattfin-den.Die Reaktionen der Fauna auf unterschiedliche Nut-zungen wurde (mit Ausnahme der Avifauna) bishernoch sehr wenig in die Analyse von Pflegemethodeneinbezogen und untersucht. Hier liegen gerade imBereich der Feuchtwiesen Forschungsdefizite, Streu-wiesen sind weit besser untersucht.

Im folgenden werden einige generelle Auswirkun-gen der Mahd auf die Fauna erläutert. Danach erfolgteine Reaktionsanalyse der verschiedenen Mahd-rhythmen. Auf Mahd- und Pflegemethoden, die inanderen Kapiteln detailliert beleuchtet werden wiedie Vielschnittnutzung und die Düngung (vgl.Kap.2.3.2, S. 127) und die unregelmäßige Mahdnut-zung (vgl. Kap.2.2, S. 120), wird an dieser Stellenicht eingegangen.

2.1.1.1 Generelle Auswirkungen der Mahd auf die Tierwelt (Bearbeitet von M. Kornprobst)

Die Mahd stellt für die Fauna, v.a. für die Insekten,durch Entzug von Nahrung und Raumstrukturen unddurch die Veränderung des Mikroklimas (Licht,

Pflanzengesellschaft Nutzungshäufigkeit Mahdzeitpunkt

ANGELICO-CIRSIETUM

OLERACEI

CIRSIETUM RIVULARIS

SANGUISORBO-SILAETUM

(1- bis) 2 malMahd/Jahr

I: Mitte Juni bis Anfang JuliII: im September

JUNCETUM FILIFORMIS 1-2 mal Mahd/Jahr ab Ende Juni

SCIRPETUM SYLVATICI keine regelmäßigeMahd

Spätsommer/Herbst

ARRHENATHERETUM ELATIORIS

feuchte Ausbildungen2-(bis 3-)mal/Jahr I: Anfang bis Mitte Juni

II: bis Ende August

POLYGONO-TRISETION-Gesellschaftenfeuchte Ausbildungen

1-2 mal/Jahr I: Mitte Juni bis Mitte Juli(II: Mitte August bis September)

CNIDION-Gesellschaften 1 mal/Jahr oder alle2 Jahre

ab Anfang Juli

FILIPENDULION-Gesellschaften in der Regel keineMahd notwendig

Herbst

PHRAGMITION-Gesellschaften in der Regel keineMahd notwendig

Spätsommer/Herbst

MAGNOCARICION-Ges. in der Regel keineMahd notwendig

Herbst

Achtung: Die angegebenen Mahdtermine sind nach rein floristischen und vegetationskundlichen Ge-sichtspunkten zusammengestellt.

Tabelle 2/2

Mögliche Mahdzeitpunkte und Nutzungshäufigkeiten bestimmter Feuchtwiesengesellschaften (nach SCHIEFER1990)

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

109

Page 4: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

Temperaturunterschiede, Wind, Verdunstung, Luft-feuchtigkeit) einen schwerwiegenden Eingriff dar.SCHMIDT (1988: 96) schreibt dazu: "Während imHochstand der Wiese das Licht zum Boden hin starkabnimmt, kann es nach der Mahd ungehindert bis inBodennähe vordringen, wo es lediglich durch dieStoppeln etwas abgeschwächt wird. Auch die Tem-peraturen nehmen in der Regel im Hochstand vonoben nach unten ab. Die Krautschicht bewahrt aller-dings den Boden vor zu starker Ausstrahlung beiNacht und zu starker Einstrahlung untertags. Istdiese Schicht entfernt, kann der Boden nahezu un-gehindert bei Tage Wärme aufnehmen und bei Nachtwieder ausstrahlen. Die Temperaturunterschiedewerden demnach höher sein als bei bedeckenderKrautschicht. Der Wind wird im Hochstand durchdie Krautschicht zum Boden hin abgeschwächt undkann nach der Mahd ungehindert die bodennahenSchichten berühren. Durch eine hohe Krautschichtwird die Verdunstung im Bodenbereich herabge-mindert. Nach Beseitigung der Krautschicht werdender Boden und die bodennahen Schichten der Vege-tation ungehindert Wasser an die Atmosphäre abge-ben. Die Luftfeuchtigkeit, welche im Hochstand vonoben nach unten stark zunimmt, ist nach der Mahdherabgesetzt, wodurch wiederum die Verdunstungerhöht wird." (Abb. 2/1, S. 110).

MORRIS (1977) nennt die Mahd treffend eine nichtselektive Maßnahme des Graslandmanagements,die Katastrophencharakter aufweist. Dies umso stär-ker, je häufiger sie erfolgt. Eine evolutive Anpas-sung verschiedener Tierarten an bestimmte Mahdre-gimes fand in der relativ kurzen Zeitspanne seit derEntstehung ein- bis mehrschüriger Wiesen nichtstatt. Die genutzten Wiesen-Lebensräume konntenvielmehr von solchen Organismen besiedelt werden,die durch ihre Anpassung an vergleichbare (unge-nutzte) Lebensräume der mitteleuropäischen "Ur-landschaft" entsprechende Prädispositionen aufwie-sen.

Die im folgenden dargestellten Mechanismen erklä-ren, warum die Artenvielfalt mit zunehmenderMahdfrequenz immer mehr abnimmt, da nur nochwenige Arten die notwendigen Vorraussetzungenzum Überleben der Eingriffe mitbringen.

Grundsätzlich lassen sich zwei Bedingungen (diebeide kombiniert sein können) unterscheiden, dieein Überleben auf gemähtem Grünland ermögli-chen:

A) Einpassung des Lebenszyklusses einer Art inden Mahdrhythmus (vgl. 1.4.1 Anpassung Pflan-zenwelt)

Manche Insektenarten passen mit ihrem Entwick-lungszyklus zufällig in einen Hochstand. Währendz.B. in zweischürigen Wiesen die Massenentfaltungder Populationen einiger Insektenarten bereits vorder ersten Mahd wieder abklingt, bleiben andere vorder ersten Mahd selten und entwickeln sich zwi-schen der ersten und zweiten Mahd im zweitenHochstand oder erst danach. Daneben treten Artenmit sehr schneller Generationsfolge auf (nach BO-NESS in SCHMIDT 1988) z.B. die Fritfliege Osci-nella frit, die zwischen den Schnitten jeweils eineneue Generation entwickelt. So können phytophageInsekten in unterschiedlicher Weise das Angebot anpflanzlicher Biomasse nutzen. Vorraussetzung istzusätzlich allerdings, daß die Arten durch die Mahdund ihre Folgewirkungen nicht zu starke Individu-enverluste erleiden.

Geschädigt bzw. verdrängt werden Tierarten, diesich zum Mahdzeitpunkt in einem immobilen Stadi-um an der Phytomasse befinden und daher nichtfliehen/ausweichen können, z.B. werden im mittle-ren und oberen Bereich der Krautschicht abgelegteEier, angeheftete Puppen oder in Blättern minieren-de Insektenlarven mit dem Mähgut entfernt. Anderewerden durch den Mähvorgang mehr oder wenigerstark dezimiert oder verhungern im Anschluß darandurch den Entzug der Nahrungsressource. Dies trifftv.a. Insekten, die sich zu dieser Zeit in einem Stadi-um mit hohem Nahrungsbedarf befinden, z.B.Schmetterlingsraupen der letzten Stadien, wobei aufbestimmte Pflanzenarten spezialisierte Arten ten-denziell stärker betroffen werden. Auf die oberenPflanzenteile, insbesondere Blüten und Früchte,spezialisierte Arten werden am stärksten durch dieNahrungsverknappung geschädigt, während sten-gelbesaugende Tiere (z.B. viele Zikadenarten) undunspezialisierte Phytophage (z.B. Heuschrecken)

Abbildung 2/1

Mikroklima im Hochstand der Wiese undnach der Mahd (SCHMIDT 1988: 96)

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

110

Page 5: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

vom höheren Nährstoffgehalt der sich regenerieren-den Pflanzensubstanz profitieren können.

B) Dispersionsvermögen

Offene, waldfreie Grasfluren waren in der Natur-landschaft Mitteleuropas in weiten Gebieten nurkleinflächig und mosaikhaft verbreitet. Organis-men, die solche Standorte besiedelten, mußten dis-persionsstark sein und der natürlichen Sukzessionausweichen, um die weitgehend unkalkulierbar neuauftretenden Gräserfluren in einem Waldland errei-chen zu können (vgl. BOCKWINKEL 1990): Ent-sprechend vagile und mobile Arten können daher,auch wenn die Population auf einer Fläche bewirt-schaftungs-/pflegebedingt nahezu zusammenbricht,durch Zuwanderung nach dem Eingriff die Flächeerneut nutzen und wieder eine Population aufbauen.

BOCKWINKEL (1990) untersuchte die Reaktionvon "Graswanzen" (die als Larven an Blätternoder/und Samen bzw. Blüten von Süßgräsern sau-gen) bei zweimaliger Wiesenmahd mittels Fang-Markierungs- und Wiederfangversuchen. Die Studienwurden 1985 bei Halle/Hörste und 1989 bei Biele-feld druchgeführt, sind jedoch, da es sich um auchin Bayern sehr weit verbreitete Wanzenarten han-delt, weitestgehend übertragbar. Anhand der dabeierzielten Ergebnisse seien die oben dargestelltenMechanismen stellvertretend für die übrige Wiesen-fauna erläutert. BOCKWINKEL verglich u.a. diePopulationsentwicklung der bivoltinen (= zwei Jah-resgenerationen ausbildenden) Art Notostira elon-gata auf zwei Grünlandflächen, die beide (allerdingszeitversetzt) im Untersuchungsjahr zweimal gemähtwurden. Auf der ersten Fläche unterbrach die bereitsAnfang Juni durchgeführte Mahd die Aktivität derLarven der ersten Generation, während sich dieseauf der benachbarten zweiten Untersuchungsfläche

bis Anfang Juli ungestört weiterentwickeln undImagines hervorbringen konnten. Bevor diese Flä-che ebenfalls gemäht wurde, konnten bereits zahl-reiche Individuen von dieser Parzelle in die wiederfrisch nachgewachsene Vegetation der Nachbarflä-che abwandern (12,5% der auf der noch ungemähtenWiese markierten Weibchen). Die zweite Jahresge-neration konnte sich auf der frisch nachgewachse-nen Vegetation mit hoher Populationsdichte ent-wickeln (zweite Mahd erst Mitte September), wäh-rend auf der Fläche mit später erster Mahd die zwei-te, bereits Anfang September durchgeführte, Mahddie zweite Jahresgeneration praktisch auslöschte.Die Entwicklung der Individuenzahlen der beidenFlächen sind in Abb. 2/2 , S. 111 graphisch darge-stellt.Insgesamt konnten sich die Bestände von Notostiraelongata in diesem Untersuchungsgebiet halten,weil kleinparzellige, mäßig intensive Bewirtschaf-tung die Ausbildung von Vegetationsmosaiken mitunterschiedlichen Entwicklungsstadien fördert undder Art durch Wiederbesiedelung die Kompensationvon lokalem Aussterben von Teilpopulationen inden einzelnen Parzellen nach der Mahd ermöglicht.Bei dieser Art sind die Männchen flugfähig undverlassen in starkem Maße die Flächen, in denen sieihre Larvalentwicklung durchlaufen haben, die flug-unfähigen (kurzflügeligen) Weibchen haben jedochnur begrenzte Dispersionsfähigkeit. Damit die obengeschilderte Kompensation funktioniert, müssenRefugialräume also nicht nur vorhanden, sondernauch eng benachbart sein (Vernetzung!).

Arten mit nur einer Jahresgeneration werden durchdie Mahd stark beeinträchtigt, sie bleiben insgesamtund v.a. nach dem ersten Schnitt selten. Zeitlichrelativ gut eingepaßt sind Arten mit zwei Jahresge-nerationen.

Abbildung 2/2

Jahreszeitliche Verteilung von Notostiraelongata auf den Teilflächen 1 und 2. Auf-getragen sind die absoluten Fangzahlenpro 50 Doppelkescherschläge (Dks), zu-sammengefaßt für Dekaden. Aus Grün-den der Übersichtlichkeit wurden die Datenin Form von Kurven dargestellt und das 2.und 4. Larvenstadium nicht eingezeich-net (BOCKWINKEL 1990: 123)

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

111

Page 6: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

Die Vorverlegung des ersten Mahdtermins auf dieerste Maihälfte unter Einführung einer drei- bis vier-maligen Schnittfolge hat für viele Arten fatale Fol-gen: bei gerade begonnener Eiablage der bivoltinenArten werden v.a. die Eier und jungen Larvenstadiender ersten Generation mit dem Mähgut direkt ab-transportiert. Die Populationen werden immer mehrausgedünnt und haben ohne weniger intensiv ge-nutzte Rückzugsgebiete langfristig keine Überle-benschance mehr (vgl. BOCKWINKEL 1990).

Eiüberwinterer (und Halmüberwinterer anderer In-sektengruppen) sind auf alternierend ungemähteSaumpartien angewiesen, aus denen heraus eine Re-generation der Populationen möglich ist.

Verändertes Mikroklima, fehlende Nahrungsquellenund veränderte Raumstrukturen führen zu veränder-ten Lebensbedingungen für viele Tierarten (nachSCHMIDT 1988: 108). Die Auswirkungen könnenfolgendermaßen zusammengefaßt werden:

• es kommt zu einer Abwanderung vieler Gruppen(u.a. Blütengäste) und zum Hervortreten vonArten, die sich mehr in Bodennähe aufhalten;

• Arten, die auf lockere, deckungsreiche totePflanzenmasse angewiesen sind, können sichnur schwer entfalten, da das Heu abgefahrenwird;

• Tiere, die in reifen Blütenköpfen, Samen oderhohlen Stengeln leben, oder darauf angewiesensind, haben nach der Mahd schlechtere Lebens-möglichkeiten;

• viele geflügelte Insekten werden zur Flugtätigeitveranlaßt und es kommt zur Verwehung v.a.kleinerer Formen von der schutzlosen Fläche;

• nur vagilere Arten können sich durch Fluchtentziehen, andere Arten sind in ihrem Entwick-lungszyklus "zufällig" an das Mahdregime ange-paßt;

• Reliefunterschiede, Ameisenhaufen u.a. Struk-turen werden beseitigt und mit ihnen die Mög-lichkeit für Choriozönosen. "Horstbildung undBultbildung von Pflanzen werden verhindert,wie auch das Auftreten von mehrjährigen Sträu-chern oder gar von Bäumen. Selbst Geilstellenund Dungflecke, wie sie auf Vieweiden auftre-ten, fehlen den Wiesen meistens" (SCHMIDT1988:108);

• früher Schnitt kann die Brut von Bodenbrüterntreffen (z.B. Brachvogel) und die Entwicklungvon Wirbellosen vorzeitig abbrechen;

• günstige Bedingungen finden Tierarten, die auffrisch austreibende Pflanzenteile als Nahrungangewiesen sind (z.B. Stengelminierer) undTierarten, die aufgrund ihrer Nahrungssuche amBoden auf kurzrasige Vegetation angewiesensind (z.B. Steinkauz, Rotkopfwürger, Wende-hals, Grünspecht).

Wenn das Mähgut nicht sofort von der Fläche ent-fernt wird, sondern für kurze Zeit liegenbleibt, kön-nen Samen ausfallen und die Lebensmöglichkeitenfür die Kleintierfauna verbessert werden, da einigein die Fläche zurückkehren können.

2.1.1.2 Zweimalige Sommermahd

Die zweimalige Mahd ist die traditionelle Nutzungs-form der Feuchtwiesen. Meist wird hierbei der ersteSchnitt Mitte/Ende Juni, der zweite Ende August/Anfang September durchgeführt.

StandortmerkmaleMahd bedeutet immer einen Nährstoffentzug durchEntfernung des Aufwuchses. Abhängig vom natür-lichen Nährstoffnachlieferungsvermögens des Stand-ortes kann es bei einer Zweischnittnutzung auf längereSicht zu einer Verarmung des Standortes an Makro-nährstoffen (Stickstoff, Phosphor, Kalium) kom-men. Jedoch besitzen die meisten Feuchtwiesen-standorte eine hohe natürliche Produktivität und einhohes Nährstoffnachlieferungsvermögen, so daß derNährstoffentzug bei Zweimahdnutzung erst nachmehreren Jahren zur Geltung kommt (vgl. Kap.2.5.1.4, S. 134). Zur Entwicklung wertvoller Futter-bestände reichen die natürlichen Bodennährstoffegewöhnlich nicht (KLAPP 1971), weswegenFeuchtwiesen in der traditionellen Nutzung meistschwach gedüngt wurden (mit Festmist). Auch dieBewässerung wurde als Möglichkeit der Nährstoff-nachlieferung genutzt. Neben dem natürlichen Nährstoffnachlieferungs-vermögen des Bodens bestimmt auch der Schnitt-zeitpunkt die Schnelligkeit einer Verarmung desStandortes - die Nährstoffentzüge durch Abräumensind am höchsten, wenn der Mahdtermin relativ frühliegt (BRIEMLE et al. 1987: 144 f.).

Reaktionen PflanzenweltVon der Mahd sind alle Pflanzen (anders als bei derBeweidung) gleichermaßen betroffen. Die Pflan-zenwelt reagiert auf den Nutzungseingriff mit be-schleunigtem Wachstum. Die Selektion unter denPflanzenarten erfolgt gemäß ihrer Fähigkeit, sichmit ihren Blüh- und Entwicklungsrhythmen in dieMahdrhythmik einzupassen (vgl. Kap. 1.4.1).Bevorzugt werden:

• Arten mit rascher Regenerationsfähigkeit• frühblühende und frühfruchtende Arten (z.B.

Cardamine pratensis)• Arten mit Ausläuferbildung (z.B. viele Gräser),

bzw. Arten mit Möglichkeit zur vegetativen Ver-mehrung

• Sonnen- und Lichtpflanzen• Rosettenpflanzen, niedrigwüchsige Arten• Arten mit großem, ausdauerndem Samenpoten-

tial• Arten mit rascher Keimung

Die Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi) isteine typische Wiesenpflanze, die einerseits dieMahd benötigt, um in ein günstiges Lichtklima zukommen und andererseits in der Lage ist, ihr eige-nes Sproßsystem dem Mahdeinfluß aufgrund ihrerWuchsform und ihrer phänologischen Entwicklungzu tolerieren. ROSENTHAL (1992: 192, 193) be-schreibt dies so: "Die überwinternde Rosette treibtbereits vor Beginn der Beschattungsphase AnfangMai einen schwach beblätterten, bis 60 cm hohenSproß. An ihren Optimalstandorten blüht Lychnissehr reichhaltig vor der Mahd Ende Mai/Anfang

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

112

Page 7: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

Juni. Vom Mähen wird die Grundrosette als Haupt-assimilationsorgan kaum betroffen, sondern gelangtdadurch wieder in ein günstiges Lichtklima. Dieserlaubt eine rasche Regeneration des Sproßsystems:der nachtreibende Sproß gelangt sogar zu einerzweiten Blüte. Die zweite und dritte Mahd befreitLychnis wiederum von der Lichtkonkurrenz durchihre hochwüchsigen Wettbewerbspartner....Letzt-endlich entscheidet jedoch nicht die Mahdhäufigkeitüber die Konkurrenzkraft von Lychnis, sondern dereffektive Lichtgenuß an ihrem Wuchsort. So bliebLychnis im schwachwüchsigen JUNCETUM FILIFOR-

MIS über Sand auch bei Herbstmahd konkurrenz-kräftig."Allgemein haben Arten des Wirtschaftsgrünlandesfrischer Standorte (ARRHENATHERETALIA) bei zwei-maliger Sommermahd Selektionsvorteile. Diesevermischen sich mit Arten feuchter bis nasser Stand-orte (MOLINIETALIA, CALTHION), sog. Helophyten,es entstehen Wiesen (bei gleichzeitiger schwacherDüngung), die durch Grasreichtum und hohe Arten-vielfalt gekennzeichnet sind.Es werden jedoch bei Zweischürigkeit folgende Ar-ten beeinträchtigt und verdrängt:

• Arten mit geringer Regenerationsfähigkeit• spätblühende und spätfruchtende Arten • Arten, die auf generative Vermehrung angewie-

sen und nicht in die Mahdrhythmik eingepaßtsind

• Arten mit langsamer Entwicklung• Arten mit geringem, nicht persistentem Samen-

vorrat• hochwüchsige Arten mit bodenfernen Hauptas-

similatiosnorganen

Dazu gehören Arten der Pfeifengraswiesen (MOLI-

NION), Röhrichtarten (PHRAGMITETEA) und Hoch-stauden feuchter Standorte (FILIPENDULION).Der Zeitpunkt der Erstmahd ist ein bedeutenderFaktor für den Erhalt dieses Artenreichtums. Einfrüher erster Schnitt fördert die schnellwüchsigenArten des Intensivgrünlandes (Kap.2.3, S. 127), vie-le typische Feuchtwiesenarten kommen nicht mehrzum Blühen bzw. zum Fruchten und Aussamen(Sanguisorba officinalis, Dactylorhiza majalis).

Im Merkblatt 4 der "Arbeitsgemeinschaft zur Förde-rung des Futterbaus" zur "Unkrautregulierung inintensiv bewirtschafteten Naturwiesen" werden u.a.der Scharfe Hahnenfuß (Ranunculus acris) und derWiesen-Knöterich (Polygonum bistorta) als Pflan-zenarten genannt, die durch späte Nutzung gefördertund durch frühen Schnitt verdrängt werden (AGFF1990).

Um den floristischen Reichtum zu erhalten, sindZeitpunkt und Häufigkeit der Mahdtermine bedeu-tendere Faktoren als die Düngungs- und Nährstoff-verhältnisse (BRIEMLE et al. 1987: 144 f.).

Reaktionen Tierwelt (vgl. Kap. 2.1.1.1, S. 109)Eine Sommermahd mit frühem Mahdtermin wirktsich auf die meisten Tierarten allgemein ungünstigaus. Die Gefäßpflanzen, die sich auf dem Höhepunktihrer Entwicklung befinden, werden entfernt, damitwird der darauf angewiesenen Tierwelt die Nah-rungsgrundlage entzogen. Besonders existenzbe-drohend für die Fauna ist die Nutzung, wenn sieflächendeckend stattfindet und keine Rückzugs-habitate für die Jungtiere von Säugern oder Vögeln,als Nektarhabitat für Blütenbesucher und als Larval-habitate für diverse Tagfalter im Hochsommer un-gemäht stehen bleiben.

Eine Ausnahme bilden die Wiesenbrüter, die ge-mähtes Grünland als Brut- und Nahrungsbiotop be-vorzugen. Diese reagieren zwar auf einen frühenMahdtermin mit mangelnden Bruterfolgen, jedochist die zweimalige Wiesenmahd als Bewirtschaf-tungsform ohne negative Auswirkung, wenn sichdie Mahdtermine an der Fortpflanzungsbiologie derVögel orientiert und anpaßt (z.B. Berücksichtigungvon Spätbrütern wie dem Wachtelkönig).

Problematisch ist die Zweischnittnutzung jedoch fürBewohner von Röhricht, Hochgras- und Staudenflu-ren. Diverse Schmetterlinge (vgl. Kap. 1.5.2) undHeuschrecken (vgl. Kap.1.5.3) wie auch Vögel(Wiesenpieper, Braunkehlchen, vgl. Kap. 1.5.1) be-nötigen in ihrem Lebensraum zumindest Teilflä-chen, die noch extensiver oder aber gar nicht genutztwerden (Einschürigkeit, Brache).

Für die Mehrzahl schutzwürdiger Tagfalter- undHeuschreckenarten zerstört die Mahd zeitweilig

Nutzung AbundanzFalter/100mTranssektstrecke

bewirt. Streuwiesen (Herbstmahd) 86

brachgefallene Streuwiesen 28

einschürige Feuchtwiesen(ungedüngt seit 1 Jahr)

13

mehrschürige Feucht-(bzw. Fett-)wiesen 6

Tabelle 2/3

Schmetterlingsfauna unterschiedlich genutzter Streu- und Feuchtwiesen im württembergischen Alpenvorland (OPPERMANN (1987)

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

113

Page 8: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

wertvollen Lebensraum. Gerade hochspezialisierteTagfalter wie die Ameisenbläulinge benötigen so-wohl Blütenangebot wie auch Raupenfutterpflan-zen, damit sind sie nach der Nutzung angewiesen aufAusweichflächen mit geeignetem Blütenangebot.Untersuchungen von OPPERMANN (1987) imwürttembergischen Alpenvorland an der Schmetter-lingsfauna unterschiedlich genutzter Streu- undFeuchtwiesen ergaben das in Tabelle 2/3, S. 113dargestellte Resultat.Ein weiteres Ergebnis der Untersuchungen war diehohe Bedeutung der Grabenränder; OPPERMANN(1987) beschreibt, daß sich die Falter an ungemäh-ten Grabenrändern von Blüte zu Blüte "hangelten".Die Hauptaktivitätszeit der meisten Heuschrecken-arten liegt in der zweiten Jahreshälfte, eine zweima-lige Mahd bewirkt auf Dauer eine Artenverarmung,wenn nicht Ausweichflächen ungenutzt bleiben.Heuschrecken fehlen in der Regel in frisch gemäh-ten Flächen, jedoch können sie bei Vorhandenseinvon Ausweichflächen aus diesen bei zunehmendemAufwuchs wieder in die Mahdflächen einwandern(DETZEL 1984).

2.1.1.3 Einmalige Sommermahd

Eine einmalige Sommermahd fand traditionell beibestimmten Wiesentypen (z.B. Waldsimsenwiesen,manche Auenwiesen) statt. Der Mahdzeitpunkt liegtzwischen Anfang Juli und Mitte August. In manchen Gebieten wurde nach der Sommermahdder Aufwuchs nochmals verwertet, die Flächen wur-den im Herbst nachbeweidet. Da die meisten Feucht-wiesenarten (Pflanzen- und Tierwelt) zum Zeitpunktder Nachweide ihre Entwicklung längst abgeschlos-sen haben, ist die Nachweide von vernachlässigba-rer Bedeutung für Tier- und Pflanzenwelt. Proble-matisch kann eine Beweidung jedoch an Standortenwerden, die auch im Herbst noch durch einen hohenGrundwasserstand ausgezeichnet sind. Dort könnenTrittschäden auftreten, die entweder die Grasnarbezerstören oder den Boden verdichten. Dies kann zuverstärktem Auftreten von Verdichtungszeigern wieJuncus effusus u.a. führen.

StandortmerkmaleEs herrscht ungefähr ein Gleichgewicht zwischenNährstoffeintrag und Nährstoffentzug durch dieNutzung. Eine Verarmung bzw. Aushagerung findetauf den meist produktiven Feuchtwiesenböden nichtstatt.

Reaktionen PflanzenweltEine einmalige Mahd im Sommer verschafft nieder-und langsamwüchsigen Arten wie auch spätblühen-den und spätfruchtenden Arten Konkurrenzvorteile.Die Entwicklung der Pflanzenbestände ist jedochimmer direkt vom Zeitpunkt der Mahd abhängig.Die einschürige Nutzung fördert durch den meistrelativ spät angesetzten Schnittermin einen großenArtenreichtum. Neben sich vegetativ vermehrendenPflanzen können sich auch vermehrt Arten mit ge-nerativer Vermehrung etablieren. Durch die in derRegel im Juli oder später stattfindende Mahd könnenviele Gräser und Kräuter ihre Entwicklung abschließenund zur Samenreife kommen.

Bei entsprechendem Nährstoff- und Wasserhaushaltdes Standortes besteht die Möglichkeit, daß sichArten der Pfeifengras-Streuwiesen und der Flach-moore wieder ausbreiten (falls jemals im Artenin-ventar vorhanden), darunter viele schutzwürdigeund seltene Arten wie Knabenkräuter, Trollblume,Schwarzwurzel, Färberscharte, verschiedene Klein-seggen.

Reaktionen Tierwelt (vgl. Kap. 2.1.1.1, S. 109)

Einem einmaligen Mahdrhythmus sind zahlreicheArten mit ihrem Entwicklungszyklus eingepaßt,deswegen kennzeichnet die einschürigen Wieseneine artenreiche Wirbellosen-Fauna. Der "Katastro-phencharakter" der Mahd ist jedoch auch bei nureinmaliger Mahd vorhanden (vgl. Kap. 2.1.1.1, S.109). Einige Arten, v.a. Blütenbesucher wie Tagfal-ter, Schwebfliegen, Hummeln u.a. müssen vorüber-gehend abwandern, Ausweichflächen mit geeigne-tem Blütenangebot sind auch bei diesem Mahdmo-dus als Ersatzhabitate erforderlich.

Die Brut und Jungenaufzucht vieler Wiesenbrüter,die gemähtes Grasland bevorzugen, wird durchMahd und Ernte nicht gestört. Ein Bruterfolg wirdbei der einmaligen Sommermahd durch den spätenSchnittzeitpunkt gefördert. Nur bei Braunkehlchen(vgl. Kap. 1.5.1.2.7), Wiesenpieper (vgl. Kap.1.5.2.8) und Wachtelkönig (vgl. Kap. 1.5.1.2.5)kann es zu Überschneidungen zwischen Jungenauf-zucht und Mahdnutzung kommen, da deren Jungeoft erst Ende Juli/Anfang August flügge werden.

2.1.1.4 Herbstmahd

Eine einmalige Feuchtwiesen-Mahd im Herbst hatan nährstoffreichen Standorten ähnliche Auswir-kungen wie die einmalige Sommermahd. Durch einderartiges Mahdregime bleiben artenreiche Wiesen-gesellschaften erhalten, jedoch können sich zuneh-mend Brachegräser und Hochstauden ausbreiten.Die Tierwelt reagiert auf eine Herbstmahd nochpositiver als auf eine einmalige Sommermahd, dabis zum Herbst ein Großteil aller Arten seine Ent-wicklung beendet hat. Nur Tiere, die darauf ange-wiesen sind, daß Halm- und Krautstrukturen überden Winter bestehen bleiben, sind von einer Herbst-mahd betroffen. Die Wespenspinne verankert z.B.ihren Eikokon 10-30 cm über der Erdoberflächezwischen Grashalmen. Erst im nächsten Frühjahrverlassen die Jungtiere den Kokon. Wird die Vege-tation geschnitten, geht die Nachkommenschaft zu-grunde (WILDERMUTH 1983 in BRIEMLE et al.1991).

An nährstoffarmen oder auch bewußt ausgehagertenStandorten kann diese Bewirtschaftungs- bzw. Pfle-gemethode eine Rückführung von Feuchtwiesen zuStreuwiesen bedeuten. Per definitionem stellt dieherbstliche Streumahd einen der Differenzierungs-faktoren zwischen Streu- und Feuchtwiesen dar,weswegen ihre Auswirkungen auch im LPK-Band"Streuwiesen" ausführlich erläutert werden. UmWiederholungen zu vermeiden, wird an dieser Stelleauf den LPK-Band II.9 "Streuwiesen" verwiesen.

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

114

Page 9: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

2.1.1.5 Sommermahd in unregel-mäßigem Abstand

StandortmerkmaleMit steigendem Anteil von Brachejahren sind zu-nehmend Standortveränderungen analog der natür-lichen Sukzession (Brache) (vgl. Kapitel 2.2, S. 120)zu beobachten.

Reaktionen PflanzenweltBei einer Sommermahd in unregelmäßigen Abstän-den kommt es mit zunehmendem Anteil von Brache-jahren zu Bestandesveränderungen analog der na-türliche Sukzession (vgl. Kap. 2.2, S. 120). Konkur-renzstarke, hochwüchsige, unterirdische Ausläuferbildende Arten sowie manche spätblühende undspätfruchtende Arten werden gefördert. Die Artendes Wirtschaftsgrünlandes, die in die jährlicheMahdrhythmik eingepaßt waren, werden dagegenzunehmend verdrängt. Nur traditionell sehr extensivgenutzte Feuchtwiesen wie die Waldsimsenwieseverändern sich im Arteninventar wenig, die Artendes Wirtschaftsgrünlandes gehen jedoch zurück.

Reaktionen TierweltMit zunehmendem Anteil von Brachejahren Bestan-desveränderungen analog "Natürlicher Entwick-lung" (s. Kap. 2.2, S. 120).Da die Lebensraumqualitäten stark schwanken, sindflexible (anpassungsfähige, tolerante oder vagile)Organismen begünstigt.Die Wiesenbrüter (Braunkehlchen, Wiesenpieper,Bekassine), die nicht auf großflächige, offene Grün-landflächen angewiesen sind, finden in unregel-mäßig genutzten Wiesen einen geeigneten Lebens-raum, solange dieser sich nicht an zu produktivenStandorten befindet, und die Vegetation durch denNährstoffreichtum zu dicht wird.

2.1.2 Weitere Pflegemöglichkeiten

Neben vorgenannten traditionellen Bewirtschaf-tungsmethoden, gibt es auch Pflegeverfahren, dieaußerhalb der wirtschaftlichen Nutzung anzusiedelnsind. Vor allem das Mulchen wäre hier zu nennen,aber auch das in Bayern verbotene, aber dennocherwähnenswerte Brennen. Beweidung muß in Bay-ern (im Gegensatz zu Norddeutschland) zu den wei-teren Pflegemethoden gerechnet werden, traditio-nell war eine Weidenutzung von Feuchtwiesen (v.a.in Nordbayern) nicht üblich.

2.1.2.1 Mulchen

Unter Mulchen versteht man ein Mähen untergleichzeitigem Zerkleinern und Liegenlassen desMaterials. Dies geschieht mit speziellen Sichel- oderSchlegelmulchgeräten. Die Materialzerkleinerungist notwendig für den schnellen Abbau und die ra-sche Mineralisierung des pflanzlichen Materials.Üblicherweise wird ein- bis zweimal jährlich ge-mulcht.Im Zuge des Agrarstrukturwandels kann es vor al-lem - in den Mittelgebirgen - Probleme mit derMahdgutverwertung geben. Das Mulchen ist imVergleich zur Mahd ein kostengünstigeres Pflege-

verfahren, außerdem ist der Arbeitsaufwand, derzum Offenhalten von Flächen eingesetzt wird, ge-ringer. Das Mulchen scheint deshalb gebietsweise inder Landschaftspflege Bedeutung zu erlangen, vorallem, wenn es nur um das alleinige Offenhalten vonFlächen geht.Auch beim Mulchen sind die Reaktionen von Stand-ort, Tier- und Pflanzenwelt - wie bei der Mahd -abhängig vom Schnittzeitpunkt und der Schnitthäu-figkeit. Von großer Bedeutung ist die Dauer und dieVollständigkeit des Streuabbaus, die stark standort-abhängig ist.

StandortmerkmaleEs liegt ein mehr oder weniger geschlossener Nähr-stoffkreislauf vor. Bei vollständigem Abbau desMulchgutes nimmt der Humusgehalt der Flächen zu,das Bodenleben wird gefördert (SCHREIBER1981). Auf stark sauren Böden führt das Mulchenzur Rohhumusbildung und hemmt dadurch das Bo-denleben.Da das Schnittgut auf der Fläche verbleibt, kann dasMulchgut düngende Wirkung haben (ARENS1976), auf lange Sicht kann sogar Eutrophierung alsFolge des Mulchens nicht ausgeschlossen werden(SCHIEFER 1981: 211). SCHREIBER (1987) je-doch berichtet von langjährigen Offenhaltungsver-suchen in Baden-Württemberg, daß auf gemulchtenFlächen Stickstoffmangelzeiger zunehmen. LautSCHREIBER (1980) wird durch das Mulchen derinterne Nährstoffkreislauf der Pflanzen gestört, dieNährstoffe gelangen vom Schnittgut direkt in denBoden und können dann wahrscheinlich vor allemin der zweiten Hälfte der Vegetationsperiode ausge-waschen werden.Ein größeres Problem als eine mögliche Eutrophie-rung oder auch Aushagerung stellt der Abbau desMulchgutes im Feuchtbereich dar: Die Bedeckungder Grasnarbe mit Mulchgut birgt die Gefahr desunvollständigen Abbaus der Streu vor allem in loka-len Kaltluftlagen, in kühlfeuchtem Montanklima,auf sehr feuchten und nassen Standorten bei hoherProduktivität und spät angesetztem Mulchtermin.BRIEMLE et al. (1991) lehnen Mulchen auf nassenund sehr wüchsigen Standorten ab, da die anfallendePflanzenmasse zu groß für die Verrottung ist undwährend eines Jahres oft nicht abgebaut wird.SCHIEFER (1983) empfiehlt auf wüchsigen Stand-orten Mulchtermine vor Mitte August, in wärmerenGebieten vor Mitte September. In kühl-humidenRegionen ist Mulchen im Juni/Juli notwendig, dasonst das Mulchgut bis zum Winter nicht zersetztwird (BRIEMLE et al. 1987: 146 f.).

Reaktionen PflanzenweltDie Wirkung des Mulchens ist ähnlich der ein- bzw.zweimaligen Sommermahd. Bei frühem Mulch-schnitt (Mitte Juni) werden der Graswuchs, wie auchniedrigwüchsige, lichtbedürftige, konkurrenzschwa-che Arten und verbreitete Arten des Wirtschaftsgrün-landes (MOLINIO-ARRHENATHERETEA) gefördert,konkurrenzkräftige Hochstauden dagegen gehemmt(keine vollständige Entwicklung möglich). Dadurchist die abzubauende Streumenge geringer und dieverbleibende Zeit für die Mineralisation relativ lang,

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

115

Page 10: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

so daß in der Regel keine dicken, verfilzenden Streu-auflagen zu erwarten sind (SCHIEFER 1983). Ge-genüber natürlicher Sukzession oder Intensivbe-wirtschaftung erhöht sich bei derartigem Mulch-schnitt die Artenvielfalt. Auf sehr produktiven Flä-chen, die von hochwüchsigen Nitrophyten und Grä-sern geprägt sind, können bereits Ende Juni so großeStreumengen anfallen, daß das liegengebliebeneSchnittgut niedrigwüchsige Rosettenpflanzen undKeimlinge weitgehend erstickt, auch wenn es klein-gehäckselt wurde. Ein einmaliger, meist später (ab Mitte August)Mulchschnitt fördert Hochstauden (Höhepunkt derEntwicklung erst im Sommer), die Arten der Wirt-schaftswiesen werden zurückgedrängt (lichtbedürf-tige, niedrigwüchsige Arten), die Artenzahl sinkt.Die großen Mengen an Phytomasse, die dann beimMulchen anfallen, können auf feuchten Standortenbis in den Herbst kaum mehr abgebaut werden.Üppige Hochstaudenentwicklung kann auch techni-sche Probleme beim Mulchen aufwerfen.

Reaktionen TierweltDie Reaktionen der Tierwelt auf das Mulchen sindvergleichbar mit den Auswirkungen der Mahdnut-zung (vgl. Kap. 2.1.1.1, S. 109, 2.1.1.2, S. 112,2.1.1.3, S. 114) und sind wie bei der Mahd abhängigvom Mulchtermin und der Mulchhäufigkeit. Jedochhat allein die Verwendung des Schlegelmähersgroße Verluste in der Insektenfauna zur Folge. Un-tersuchungen von HEMMANN et al. (1987 inBRIEMLE et al. 1991) haben gezeigt, daß bei Ver-wendung eines Mulchgerätes die Überlebensrate derInsekten nur 12% beträgt (im Vergleich dazu: Bal-kenmäher 48% Überlebensrate). Auch Wirbeltierewie Feldmäuse und Maulwürfe werden durch denMulcher getötet (HANDKE & SCHREIBER 1985).Durch die Bodenbedeckung mit dem Mulchgut istdas Nahrungsangebot für viele Wiesenvögel ver-schlechtert. Auch das Kleinklima ist für viele Tag-falter und Heuschrecken ungünstiger (v.a. imFeuchtbereich) als bei Entfernen des Mahdgutes,was sich in einer Reduzierung von Arten- und Indi-viduenzahl auswirken kann. Falls dichte Streuaufla-gen gebildet werden, kann die damit verbundenefloristische Verarmung zu einem drastischen Rück-gang der faunistischen Vielfalt führen, da zahlreichefür die Entomofauna bedeutsame Larval- und Nek-tarpflanzen verschwinden bzw. beeinträchtigt wer-den.

2.1.2.2 Beweidung

In brachgefallenen, vernässten Tälern (z.B. demSpessart, vgl. ZELLFELDER 1976) ist eine mecha-nische Landschaftspflege oft problematisch. Meistsind diese Flächen auch nicht beweidungsfähig undes treten tierhygienische Probleme (Leberegelge-fahr) auf. Trotzdem werden immer wieder Bewei-dungsversuche begonnen, vor allem mit Rindern(z.B. Mutterkuhhaltung), die auch feuchtere Lagenbeweiden.WEGENER (1986) nennt Standorte mit Feuchtestu-fen von 3,5-3,8 ohne zusätzliche Maßnahmen nichtbeweidbar und bezeichnet diese als absolute Wie-

senstandorte (die Feuchtestufe der Feuchtwiesen derMittelgebirge ist meist >3). Diese Klassifizierungentspricht auch den agrarfachlichen Nutzungsemp-fehlungen (Agrarleitplanung).Die Beweidung von Feuchtwiesen ist jedoch bisherzu wenig untersucht, um sich abschließende Urteilezu erlauben. Reaktionsanalysen unter Berücksichti-gung unterschiedlicher Beweidungs-Zeitpunkte,unterschiedlicher Besatzstärke und des Einsatzesverschiedener Weidetiere fanden bisher noch kaumstatt, ebenso wie eine kombinierte Mahd-Bewei-dungs-Pflege noch nicht untersucht wurde. Deswe-gen sind folgende Bemerkungen eine Zusammen-fassung bisheriger Ergebnisse, die jedoch noch nichtals allgemein gültig betrachtet werden sollen, son-dern bei Erkenntnissen aus aktueller Forschungauch relativiert werden können.

StandortmerkmaleIntensive Beweidung feuchter bis nasser Standorteführen nach WEGENER (1986) zu einer Verdich-tung der obersten Bodenschicht. Es kommt dadurchzu Luftmangel und zu Störung des N-Haushaltes.An stark betretenen Stellen wird die Vegetations-decke zerstört, vegetationsfreie Bereiche entstehen(Naßstellen mit Flutrasen). WEGENER (1986) be-richtet auch von wasserwirtschaftlichen Folgen: DasInfiltrationsvermögen von Boden und Vegetationgeht zurück, was eine zunehmende Vernässung undErhöhung der Überschwemmungsgefahr bewirkt.

Reaktionen Pflanzenwelt"In geeigneter Weise bietet sich diese Methode beisolchen Grünlandtypen an, die strukturell von derBeweidung geprägt und an diese Nutzungsart an-paßt sind" (REICHHOFF 1988: 64). Die Beweidung von Feuchtwiesen, die ihre Strukturund ihr Arteninventar der Mähwiesennutzung ver-danken, hat Änderungen im Arteninventar zur Fol-ge. Durch die Beweidung werden wie bei der Mahdoberirdische Pflanzenteile entfernt und/oder beschä-digt und die Pflanzen in ihrem Wachstum beein-trächtigt. Im Gegensatz zur Mahd, von der alle Artengleichermaßen betroffen sind, bevorzugen die Wei-detiere manche Arten, andere wiederum werden ver-schmäht (Binsen, harte Gräser, Disteln u.a.). Dieswirkt sich natürlich auf die Zusammensetzung derPflanzengesellschaften aus. Wesentliche Konsequenzen hat auch der Viehtritt(vor allem am nassen Standort), durch den die Pflan-zen mechanisch geschädigt werden. Trittfeste Artenwerden im Laufe der Beweidung zur Dominanzkommen. An besonders nassen oder aber auch viel-betretenen Stellen kann es zur Zerstörung der Pflan-zendecke kommen. Weiterhin führt Beweidung zueiner Förderung bestimmter Arten:

• Zunahme von Säure- und Verdichtungszeigern(WEGENER 1986)

• bei Überweidung Auftreten von Problemarten(z.T. dominant): Rumex obtusifolius, Juncus ef-fusus, Juncus conglomeratus, Deschampsia cae-spitosa

• Störstellen (durch Trittschäden) werden durchAusläufer-Arten wie Agrostis stolonifera, Ra-nunculus repens, Juncus bulbosus besiedelt.

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

116

Page 11: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

• Allgemein breiten sich Binsenarten stark aus.

EINSTEIN 1987/88 stellte bei Beweidungsversu-chen mit Schafen auf Streuwiesen fest, daß die Be-weidung auf die Pflanzen physiologisch wie eineFrühmahd mit anschließender Vielschnittnutzungwirkt. Da der erste Nutzungstermin bei einer Feucht-wiesen-Beweidung meist vor dem der Wiesennut-zung liegt, ist diese Feststellung auch auf Feucht-wiesen übertragbar. Die Zahl der Pflanzenarten istbei Beweidung durch die Frühnutzung geringer alsbei der Mahd. Positiv reagieren also wenig Arten auf Beweidung,jedoch ist von der Schachblume (Frittilaria me-leagris) bekannt, daß sie extensive Beweidung tole-riert, evtl. sogar dadurch gefördert wird. Vielleichtwerden durch die Beweidung (Tritt) offene Stellengeschaffen, die sonst durch Hochwasserereignisseentstehen, und die für die generative Vermehrungder Schachblume notwendig sind.

Reaktionen TierweltFür die Wiesenbrüter bedeutet Beweidung eine Ge-fährdung und eventuelle Zerstörung ihrer Gelegedurch Viehtritt (ERDELEN 1987). Abhängig vonViehart und -besatzdichte sowie Beweidungsdauerkönnen erhebliche Gelegeverluste entstehen. So be-richtet ERDELEN (1987: 24) aus Nordrhein-West-falen, daß bei einer Dichte von 10 Kühen pro Hektarnach einer Beweidungsdauer von einer Wocheschon 68% der Uferschnepfen-Gelege verlorengin-gen. Unter gleichen Bedingungen waren die Verlu-ste bei den Beweidung durch Jungrinder (bewegli-cher und aktiver als Kühe) höher (96%).

2.1.2.3 Rotationsbrache

Mit Rotationsbrache ist eine sukzessive Pflege-maßnahme (Mahd, bzw. Mulchen) gemeint, die inmehrjährigem Abstand durchgeführt wird. Es wirdbei dieser Pflegemethode jeweils nur ein Teil der zupflegenden Fläche bearbeitet, im folgenden Jahr einweiterer Teil, usw.. Der Einsatzbereich der Rotati-onsbrache liegt vor allem dort, wo mit geringemArbeitsaufwand und möglichst niedrigen KostenFlächen offengehalten werden sollen und der Erhalteiner bestimmten floristischen Artenzusammmen-setzung bzw. -vielfalt nicht nötig oder erwünscht ist.Diese Art der Pflege führt zu einer floristischenVerarmung analog der natürlichen Sukzession (s.Kap. 2.2 "Natürliche Entwicklung", S. 120), ermög-licht aber einer vielfältigen Fauna Überwinterungs-und Brutmöglichkeiten. Vor allem die sukzessiveBearbeitung der Flächen, bei der die nicht gepfleg-ten Teilflächen im Idealfall mosaikartig verteilt sind,ermöglicht der Fauna eine Wiederbesiedelung derbearbeiteten Flächen von den ungenutzten Berei-chen aus.

2.1.2.4 Kontrolliertes Brennen

Die Methode, die vorjährige Streu durch Feuer zubeseitigen, ist wissenschaftlich anerkannt (BRIEM-LE et al. 1987: 147 f.). Das Abbrennen von naturbe-tonten Flächen ist in Bayern jeoch grundsätzlichverboten (Bekanntmachung des StMLU vom

30.07.90, Nr.7879-618-23490). Dennoch sollen imfolgenden die ökologischen Effekte betrachtet wer-den. Das Brennen zielt auf eine Beseitigung derStreuauflage ab, um dadurch die Artenvielfalt zuerhalten. Die Wirkungen auf Boden, Vegetation undTierwelt sind abhängig von den Witterungsbedin-gungen, der Streufeuchte, der Jahreszeit, aber auchvon der gewählten Feuerart (Mitwindfeuer, Gegen-windfeuer, "Heißes" und "kaltes" Feuer)."Heiße" Feuer entstehen bei trockener Streu, gerin-ger Luftfeuchte und hoher Lufttemperatur, die Flä-chen brennen langsam und intensiv ab. Sie sind fürdie Feuchtwiesenpflege nicht von Bedeutung.Bei "kalten Feuern" oder "Mitwindfeuern" zieht dasFeuer schnell mit dem Wind über die Fläche undentwickelt seine stärkste Hitze in größerem Abstandüber dem Boden (BRIEMLE et al. 1991). "KaltesFeuer" entsteht, wenn die obere Streulage trocken,die untere feucht bis naß ist - diese sind feuchtwie-senrelevant.

Reaktionen der PflanzenweltFeuerhitze, v.a die des "kalten Feuers", beschränktsich in der Wirkung auf die Bodenoberfläche. Pflan-zenarten mit Pfahlwurzeln, Rhizomen und unterir-dischen Ausläufern werden dadurch gefördert (z.B.Filipendula ulmaria), horstig wachsende Pflanzen,Rosettenpflanzen und Moose jedoch geschädigt(vgl. BRIEMLE et al. 1987: 147 f.). Das Brennenbeinflußt den Artbestand ähnlich wie die Brache(Artenverarmung, vgl. Kap. 2.2, S. 120), außerdemfindet eine Selektion wie bei der Beweidung statt(BRIEMLE et al. 1991). Die Ansiedlung von Ge-hölzkeimlingen wird gehemmt, polykormonbilden-de Gehölze werden jedoch nicht ausreichend ge-schädigt.

Reaktionen TierweltReaktionen der speziellen Feuchtwiesenfauna, spe-ziell der Avifauna auf das Brennen sind bisher nichtuntersucht worden. Jedoch lassen sich folgendeAuswirkungen festhalten:

• SCHREIBER (1981) stellt eine negative Wir-kung des Brennens auf Regenwürmer fest. ImVergleich zu anderen Pflegeverfahren weisengebrannte Flächen die geringste Regenwurmbe-satzdichte, v.a. sehr geringe Individuenzahlen,auf.

• Zahlreiche Tiere, die in und am Bestand über-wintern (Schmetterlinge, Käfer, Igel u.a.), kom-men in dem Feuer um (STÄHLIN et al. 1975 inBRIEMLE et al. 1991).

• Tiere praktizieren durch die sich ausbreitendeHitze jedoch auch ererbte Verhaltensweisen(z.B. fliehen, unter Wurzeln und Steinen verber-gen, vergraben); bei normaler Witterung erfolgteine rasche Wiederbesiedelung (RIESS 1977).

2.1.3 Bewertung

Eine Bewertung der Methoden der Feuchtwiesen-pflege ist streng betrachtet nur möglich, wenn dasSchutz- bzw. das Pflegeziel klar ist. Der Schutzbestimmter Wiesenbrüter erfordert oft andere, teil-weise antagonistische Pflegemethoden als die Er-

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

117

Page 12: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

haltung bestimmter Pflanzenarten. Es gibt keinePflege, die gleichzeitig allen Tier- und Pflanzenartengerecht wird. Erst durch die Kombination verschie-dener Pflegemethoden mit unterschiedlichen Nut-zungs- bzw. Pflegezeitpunkten läßt sich sowohl eineoptimale Lebensraumsituation für die Einzelart alsauch ein Höchstmaß an Artenvielfalt erreichen, jedegroßflächig einheitliche Bewirtschaftung bzw. Pfle-ge führt zu einer Artenverarmung. Im folgenden solldeshalb nur eine knappe Bewertung der Methodenstattfinden (s. Tab. 2/4, S. 118), da in Kapitel 4 nachder Definition von Pflegezielen erneut auf den Nut-

zen verschiedener Pflegemöglichkeiten eingegan-gen wird.

2.1.3.1 Mahd

Meist ist es sinnvoll, sich an den traditionellen Be-wirtschaftungsmethoden zu orientieren, um die be-ste Pflegemethode für Feuchtwiesen zu entwickeln.Für den Erhalt der reichhaltigen Pflanzenwelt derFeuchtwiesen ist die Fortführung der Nutzung not-wendig, die zur Entstehung der Gesellschaften ver-antwortlich und prägend war, also die Mahd. Höch-

MaßnahmeZielerfüllungLebensraumfunktion landschaftl.

Eigenart

Flora Fauna

Alljährliche einmaligeSommermahd ++ + ++

Alljährliche zweimaligeSommermahd ++ o ++

Alljährliche Herbstmahd + + o

Unregelmäßige Mahd(nicht jedes Jahr)

o + -

Alljährliche mehrmali-ge Mahd - -- o

Alljährliches Mulchenim Sommer + - o

Stallmistdüngung + + o

Keine Düngung + + o

Extensive Nachweide o o +

Intensive Dauer-beweidung -- -- -

Kontrolliertes Brennenim Winterhalbjahr - -- -

keine Pflege, Sukzession o + -

Legende:++ sehr gut+ guto neutral

-- sehr schlecht- schlecht

Tabelle 2/4

Bewertung

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

118

Page 13: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

ste floristische Artenvielfalt wird durch jährlich ein-maliges oder auch zweimaliges Mähen im Sommererreicht. Eine Festsetzung von Mahdterminen istproblematisch, da eine Vielzahl von Faktoren denidealen Zeitpunkt bestimmen. Die Orientierung amEntwicklungsstand der Vegetation der zu pflegen-den Feuchtwiesen scheint sinnvoll (phänologischorientierter Pflegezeitpunkt).

Für die Tierwelt ist die Mahdnutzung (-pflege) mitüberwiegend negativen Auswirkungen verbunden,jede Mahdnutzung bedeutet einen massiven Eingriffund kann zu einer faunistischen Artenverarmungführen. Am günstigsten sind für die Tierwelt Suk-zessions-Übergangsstadien. Deswegen ist es sinn-voll, vor allem bei einer zweimaligen Sommermahd,Bereiche (z.B. Randstreifen) ungenutzt zu lassen,um der Fauna nach der Nutzung Rückzugslebens-räume zu erhalten. Weiterhin ist bei der Wahl vonSchnittzeitpunkten und -häufigkeit das Vorhanden-sein und der Entwicklungsstand von Wiesenbrüternund anderer wertvoller Fauna zu beachten.

2.1.3.2 Mulchen

Mulchen sollte in erster Linie als Pflegemethodebetrachtet werden, die das Offenhalten von Land-schaften garantiert. Zum Arterhalt wertvoller Wie-senflora ist die Mulchpflege in Frage zu stellen,zumindest im Bereich magerer Feuchtwiesen ist dieMethode aufgrund der Nährstoffanreicherung desStandortes nicht empfehlenswert. Einmal jährlichesMulchen (bis Mitte August) kommt jedoch demEntwicklungszyklus vieler Feuchtwiesenarten ent-gegen und ist - wenn der Streuabbau bis in denHerbst gesichert ist - eine mögliche Methode derBestandespflege.

Bei zunehmender Nässe und hohem Seggenanteil istdas Mulchen als Pflegeverfahren eher abzulehnen.Sowohl durch den bei starker Durchfeuchtung desBodens auftretenden Sauerstoffmangel als auchdurch die aufgrund ihres hohen Ligningehaltesschwer zersetzbaren Seggen (STÄHLIN 1975 inSCHIEFER 1981: 198) wird der Streuabbau starkbehindert. Des weiteren taucht das Problem auf, daßverholzte Pflanzenteile nicht verrotten und danneine Decke bzw. undurchlässige Schichten bilden.Mullbodenbesiedler wie Brombeeren und Brennes-seln können zur Dominanz kommen (STÄHLIN etal. 1973).

Schnittermine bis August scheinen zum Erreichendes Pflegeziels "Offenhalten der Landschaft undErhalt der Vegetationsstruktur" akzeptabel, da einfrüher Schnitt eine schnelle Verrottung ermöglicht(SCHIEFER 1983, 1990).

Das in der Feuchtwiesenpflege häufig angestrebtePflegeziel "Aushagerung" kann durch Mulchmahdnicht erreicht werden. Da viele Standorte durch vor-ausgegangene Bewirtschaftung sehr nährstoffreichsind, ist ein gleichzeitiger Aushagerungseffektdurch "Mähen mit Abräumen" wirkungsvoller alsMulchen.

2.1.3.3 Beweidung

"... so beginnt man seit 1974 mit großflächiger Rin-der-Pferdekoppelung um Heigenbrücken. Die schwe-ren Tiere hinterlassen erhebliche Trittschäden auf demsehr weichen Grund. Die Abflußrinnen des Kleinge-wässernetzes (Seitenquellen) sind meterbreit zuschlammigem Brei zertreten, der teilweise in denHauptbach rutscht" (SPESSART 1976: 10).

Wie vorangestellte Zeilen eindrucksvoll darstellen,ist aus verschiedenen (weidehygienischen, weide-technischen und biologischen) Gründen die Bewei-dung von Feuchtwiesen negativ zu bewerten und -außer in Sonderfällen - nicht als Pflegemethode zuempfehlen. Bei hoher Viehdichte entstehen Tritt-schäden, bei zu geringer Viehdichte wird dagegennicht alles gefressen. Die typische Feuchtwiesen-Vegetationsstruktur geht verloren, unansehliche Er-satzvegetationstypen treten an ihre Stelle. Auch inWiesenbrütergebieten wirkt sich Beweidung vor al-lem durch Gelegezerstörung aus.

Gelegentliche Beweidung von brachgefallenenFeuchtwiesen bewirkt durch die Narbenverletzungeine sehr viel raschere Verbuschung als auf ver-gleichbaren unbeweideten Flächen. Dadurch fallenals zusätzlicher Pflegeaufwand Kosten für Entbu-schen an. Der gelegentliche Einsatz von Rindern,Schafen oder Pferden vermag daher nur unzurei-chend das Pflegeziel "Erhaltung des Vegetationsbe-stands" zu erfüllen und verursacht gegenüber Total-brache deutliche Mehrkosten. In Sonderfällen, z.B.bei wechselfeuchten Wiesen außerhalb der Talauenüber der mittleren Hochwasserlinie, können die ne-gativen Folgen der Beweidung so gering sein, daßsie als Pflegemethode akzeptabel ist. Jedoch solltedie Beweidung extensiv (geringe Viehdichte, z.B.0,5-1,5 GV/ha) und unter sorgfältiger Behirtung undWeideführung erfolgen.

Jedoch sollten Beweidungsversuche mit verschiede-nen Weidetieren (Rinder, Moorschnucken u.a.) diebisherigen Forschungsdefizite in diesem Bereichklären, da die bisherigen Ergebnisse sich vermutlichauf sehr intensiv beweidete Flächen beziehen.

2.1.3.4 Rotationsbrache

Zur Erhaltung der typischen Feuchtwiesen-Vegeta-tionstypen samt deren floristischem Arteninventarist die Rotationsbrache nicht geeignet, da eine Ent-wicklung in Richtung Brachegesellschaften ein-setzt. Nur einige Feuchtwiesengesellschaften sinddurch die Rotationsbrache keinen Veränderungenunterworfen - es sind Gesellschaften, die auch in dertraditionellen Bewirtschaftung einer unregelmäßi-gen Nutzung unterworfen sind.

Unter faunistischen Aspekten betrachtet, ist die Ro-tationsbrache eine geeignete Pflegemethode. Siesollte also dann zum Einsatz kommen, wenn dieTierwelt und das Offenhalten der Flächen die Pfle-genotwendigkeit bestimmen und der floristische Ar-tenschutz in den Hintergrund tritt.

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

119

Page 14: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

2.1.3.5 Bewertung der Pflegemethoden aus Sicht der Feuchtwiesenavifauna

Die große Bedeutung der Avifauna läßt es auch andieser Stelle als sinnvoll erscheinen, z.T. speziell aufWiesenbrüter abgestimmte Pflegevarianten zu nen-nen und zu bewerten. Deswegen wurde hier einespezielle Avifauna-Reaktionsanalyse eingefügt, diedem LPK-Anwender, der v.a. an Wiesenbrüterpfle-ge interessiert ist, einen schnellen Überblick überPflege und deren Auswirkungen ermöglicht.Aus der Sicht der Feuchtwiesenavifauna bieten sichgrundlegend folgende Pflegevarianten an:a) Beibehaltung einer intensiven Grünlandbewirt-schaftung mit oder ohne zeitlichen Bewirtschaf-tungsauflagenb) schwache Extensivierung mit Pflegeziel traditio-nelle, mäßig gedüngte, zweischürige, blumenreicheHeuwiese mit Mahd nicht vor Ende Junic) stärkere Extensivierung mit Verzicht auf Dün-gung und spätem 1-2 maligem Schnitt nicht vorMitte Juli oder Anfang Augustd) Brache mit unregelmäßiger Mahd (Rotationsbra-che)e) Dauerbrache in längerfristig persistenten Vegeta-tionsbeständen

Wirkung der Pflegevarianten auf die wertbe-stimmenden ArtenBrachvogel, Uferschnepfe, Rotschenkel und Weiß-storch sind obligatorisch auf die Varianten "a-c"angewiesen, da sie frühjahrskahle Flächen benöti-gen, die im eutrophen Standortbereich nur eine re-gelmäßige Mahd zu erzeugen vermag. Eine großflä-chige Anwendung der Varianten "d" und "e" würdein Brutgebieten der oben genannten Arten eine er-hebliche Einschränkung des potentiell nutzbarenLebensraumes bedeuten. Gleichzeitig sind die Vari-anten "a" und "b" nur in großräumigen Feuchtwie-sen-Gebieten (Brachvogelhabitate) von besondershohem ornithologischem Wert. Flächen der Varian-ten "d" und "e" haben in derartigen Gebieten primäreine Ergänzungsfunktion als Refugiallebensräumenach Einsetzen der Heumahd, können aber nicht denGrundstock der Habitatausstattung bilden.Demgegenüber können Wachtelkönig, Bekassine,Braunkehlchen und Wiesenpieper nur in den Vari-anten "c-e" erfolgreich zur Reproduktion schreiten.Diese Varianten sind auch bei geringer räumlicherAusdehnung der zu behandelnden Flächen oder beiIntegration in großräumige Flächen der Varianten"a" und "b" von hohem ornithologischem Wert. Va-riante "c" integriert fast alle wertbestimmenden Ar-ten; die Möglichkeit einer großflächigen Anwen-dung ist aber als wenig realistisch zu erachten.

Pflegevarianten und BodenfeuchteDie Varianten "a-d" entsprechen weitgehend demFeuchtegradienten der traditionellen Nutzung. Beisehr starker und langandauernder Durchfeuchtungstehen in der Regel nur die Varianten "c-e" zurAuswahl. Andererseits sind die Varianten "d" und"e" bei weniger feuchten oder vorentwässertenStandorten mit gleichzeitig hohem Trophiegrad vonminderem Wert für alle wertbestimmenden Vogelar-ten des Feuchtwiesen-Lebensraumes.

Insbesondere für Weißstorch, Uferschnepfe undRotschenkel ist von herausragender Bedeutung, daßauch sehr nasse Bereiche wie Flutmulden und Sen-ken oder Kontaktzonen zu Gräben und Altwässernzumindest abschnittweise jährlich gemäht werden,um diese besonders wertvollen Strukturen zugäng-lich und nutzbar zu machen. Dabei sollte auch nichtdavor zurückgeschreckt werden in bereits bestehen-de Röhrichte und Großseggenriede in Verlandungs-zonen von Flachgewässern durch Mähen breiterSchneisen einzugreifen. Die dabei zu befürchtendenArtenschutzkonflikte sind bei genauerer Betrach-tung von marginaler Natur. Vielmehr führt eineStrukturierung homogener Schilfbestände durcheingemähte Schneisen auch zu einer Begünstigungzahlreicher röhrichtbewohnender Arten wie z.B.Blaukehlchen und Schilfrohrsänger. Die Mahd soll-te dabei unbedingt bis an die offene Wasserflächeherangeführt werden. Für eine Förderung von Uferschnepfe, Rotschenkelund Bekassine ist unabdingbare Grundvorausset-zung, daß mit der Pflege eine gezielte Wiedervernäs-sung oder Neuschaffung von Feuchtstrukturen be-reits vorentwässerter Standorte einhergeht. Auch dieLebensraumqualität aller übrigen Arten kann durchVernässungsmaßnahmen deutlich gesteigert wer-den, ist aber nicht derart obligatorisch wie bei denvorgenannten Arten. Von einer Anwendung der Va-rianten "a-b" in vorentwässerten Gebieten ohne um-fangreichere Feuchtstrukturen würde nur der Brach-vogel und in geringerem Umfang auch der Weiß-storch profitieren.

Art und Ausmaß der Integrierbarkeit der Pflegein landwirtschaftliche BetriebsabläufeDie Varianten "a" und "b" lassen sich durch heuwirt-schaftliche Nutzung problemlos in die bestehendenlandwirtschaftlichen Betriebsabläufe integrieren.Bei Variante "c" ist eine Heunutzung dagegen nur insehr eingeschränktem Maße möglich (mindere Qua-lität). Vielfach werden bei dieser Variante ebensowie bei "d" Streunutzung und Kompostierung imVordergrund stehen. Nach der Erstmahd ist bei star-kem Aufwuchs für Variante "c" ferner eine Nach-weide möglich.

2.2 Natürliche Entwicklung

Durch Nutzungsaufgabe sind Feuchtwiesen vor al-lem auf Grenzertragsstandorten in den Mittelgebir-gen stark gefährdet (s.Kap. 1.11). Diese Problematikmacht es erforderlich, sich mit der Sukzessionbrachgefallener, d.h. sich selbst überlassener, land-wirtschaftlich nicht mehr genutzter Feuchtwiesen zubeschäftigen. Schon in den 60er und 70er Jahren, alsdurch die ersten größeren Flächenstillegungen dieBracheproblematik erstmals thematisiert wurde,entstanden mehrere wissenschaftliche Untersuchun-gen über die Auswirkungen von Brache auf Pflan-zen- und Tierwelt und auf das Landschaftsbild (vgl.BIERHALS et al. 1976, BORSTEL 1974 , KRAU-SE 1974, MEISEL & HÜBSCHMANN 1973,SCHIEFER 1981, 1982, 1983, SCHREIBER 1980,1985, ROSENTHAL 1992 u.a.). Mit Hilfe dieser

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

120

Page 15: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

Untersuchungen können die Folgen der Nutzungs-aufgabe für die Vegetation der Feuchtwiesen, alsoderen ungestörte Sukzession (Bestandsumschich-tungen, etc.) gut nachvollzogen und dargestellt wer-den. Forschungsdefizite liegen im Bereich folgenderpflegerelevanter Fragen:

• Können sich bestimmte seltene Pflanzen- undTierarten auch ohne die Mahd halten?

• Können sich selbst überlassene Flächen eventu-ell sogar Refugien für bestimmte Pflanzen undTiere darstellen?

• Welche Folgen hat die Nutzungsaufgabe für Bo-den, Klima und Wasser?

• Ist die Brache eine sinnvolle Alternative zurPflege?

2.2.1 Einflußgrößen der Sukzessionsentwicklung

Um das Verständnis für die Vegetationsentwicklungvon Brachflächen zu erleichtern, sollen zunächst dieentscheidenden Einflußgrößen dargestellt werden(s. Abb. 2/3, S. 121). Die Vegetationszusammensetzung zu Beginn desBrachfallens spielt eine zentrale Rolle, da sie alsErgebnis des Zusammenwirkens der Standortbedin-gungen (Bodenfeuchte, Nährstoffgehalt des Bo-dens, Klima) und der Bewirtschaftungsintensitätden Sukzessionsverlauf prägt. Dies zeigt sich auchbei Wiederherstellungsversuchen von Feuchtwie-sen, s. auch Kapitel 2.5, S. 132.Die Standortbedingungen (Feuchte- und Nährstoff-verhältnisse) gewinnen nach Abschluß der Bewirt-

schaftungseinflüsse im Verlaufe der Sukzession im-mer mehr an Bedeutung. Weiterhin bestimmen dieStreuabbaurate und in geringem Maß auch der Ein-wanderungsdruck von in angrenzenden Flächenwachsenden potentiellen "Invasoren" den Entwick-lungsgang.

2.2.2 Brachebedingte Entwicklungen

2.2.2.1 Standort

Im Gegensatz zu den bewirtschafteten Feuchtwie-sen-Flächen verbleibt in den der Sukzession über-lassenen Flächen die alljährlich gebildete Phyto-masse als Bestandsabfall auf der Fläche. Die orga-nische Substanz wird in den Nährstoffkreislaufmiteinbezogen. Durch diesen, dann mehr oder we-niger geschlossenen Nährstoffkreislauf kann durchungenügenden Abbau der abgestorbenen Biomasseeine Streudecke entstehen. Dies geschieht bevorzugtin lokalen Kaltluftlagen, in kühlem Mittelgebirgs-klima, auf sehr feuchten bis nassen Standorten undin sauergrasreichen Beständen (vgl. Abb. 2/4, S.122). Der Abbau der organischen Substanz und da-mit auch die Streudecken-Ausbildung ist auch ab-hängig vom Arteninventar der Brachfläche. Mäch-tige Streudecken entstehen z.B. in seggendominier-ten Beständen durch die schlechte Verwesung derSeggenstreu (vgl. Carex brizoides-Reinbestände mitdichten und mächtigen Streudecken z.B. auf denSchachten des Inneren Bayerischen Waldes). Mä-desüß-Streu wird dagegen bis zum Beginn der näch-

Abbildung 2/3

Einflußgrößen der Sukzessionsentwicklung in Feuchtgrünland-Brachen (ALPENINSTITUT 1989)

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

121

Page 16: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

sten Vegetationsperiode gut abgebaut (SCHIEFER1981: 157).

Das Mikroklima von Brachestandorten weicht jenach Höhe, Struktur und Dichte mehr oder wenigerstark von dem bewirtschafteter Wiesen ab. Charak-teristisch sind geringe Temperaturschwankungen imJahres-, wie im Tagesverlauf, eine Spätfrostgefähr-dung der über die Streudecke ragenden Pflanzentei-le, die hohe Luftfeuchtigkeit im Bestandsinnerenund die Beschränkung der Lichtphase am Boden aufdas Frühjahr (nach ROSENTHAL 1992). Als Folgeder durch die Streudecke verursachten geringerenund langsameren Erwärmung des Bodens und bo-dennaher Luftschichten kommt es zu einer Ver-schlechterung der Keimbedingungen, was Pflanzenmit überwiegend vegetativer Fortpflanzung fördert.

Der Feuchtwiesen-Brachestandort ist auch durchBodenvernässung, durch verringerte Verdunstungaus bodennahen Luftschichten und durch Verfallvon Vorfluten, Entwässerungsgräben etc. gekenn-zeichnet.

2.2.2.2 Pflanzenwelt

2.2.2.2.1 Vegetationsentwicklung

Nach der Nutzungsaufgabe von Feuchtwiesen ver-ändert sich die Vegetation sehr stark, es findet einemassive Umschichtung des Pflanzenbestandes statt,die mit einem Rückgang der Artenzahlen verbundenist. WOLF (1979: 58) berichtet von 34 Arten in einergenutzten CALTHION-Wiese und von 15 Arten in dernach Nutzungsaufgabe entstandenen Mädesüß-Flur.Niedrigwüchsige, lichtliebende Arten und typischeWiesenarten werden verdrängt zugunsten vonhochwüchsigen, unterirdische Ausläufer bildendenPflanzen mit hoher Phytomasseproduktion (z.B. Fi-lipendula ulmaria, vgl Abb. 2/5, S. 122), die oftDominanzbestände einer oder weniger Arten ausbil-den. Letztgenannte sind bereits im Ausgangszu-stand der Feuchtwiesen vertreten, können in ihnenaber erst nach Nutzungsaufgabe zur Vorherrschaftkommen, da sie durch Schnitt oder Beweidung inihrer Entwicklung empfindlich gestört werden. Häu-fig ist eine Abnahme von Magerkeitszeigern beigleichzeitiger Zunahme von Stickstoffzeigern zu be-obachten. Die Standortfaktoren erlangen in Brachendie Bedeutung, die in bewirtschafteten Flächen derFaktor Nutzung hat, es wird sich die am besten andie Standortfaktoren angepaßte Art durchsetzen.Nach Nutzungsaufgabe werden folgende Arten ge-fördert (s. Tab. 2/5, S. 123):

• hochwüchsige Arten mit Vermehrung durch (un-terirdische) Ausläufer oder Rhizome und hoherPhytomasseproduktion (vgl. Abb.2/5, S. 122)

• Hochstauden, Großseggen, hochwüchsigen Süß-gräser oder Röhrichtpflanzen

• allgemein Arten mit guten Möglichkeiten zurvegetativen Vermehrung (generative Vermeh-rung auf Brachflächen behindert)

• Geophyten (mit Hilfe gespeicherter Assimilatekann die Streudecke im Frühjahr leicht durch-wachsen werden; Überdauerungsknospen liegenunter der Streudecke, dadurch keine Negativwir-kungen der Streu; gute vegetative Vermehrung -vgl. SCHIEFER 1981: 156)

Durch die Nutzungsaufgabe treten niedrigwüchsigeund lichtliebende Pflanzen, aber auch Horstpflanzen

Abbildung 2/4

Verlauf der oberirdischen Phytomassenproduktionund deren Zersetzung im Laufe eines Jahres auf Grün-landbrachen (SCHREIBER 1980 in BRIEMLE et al.1991)

Abbildung 2/5

Rhizome von Filipendula ulmaria, einernach Nutzungsaufgabe geförderten Artder Feuchtwiesen. Ihre Endknospe (a)wächst bogenförmig zum Blütenstandempor und stirbt danach ab (b). An derBasis austreibende Adventivknospen (c)bilden meist neue, etwa 4-10 cm langeRhizomglieder. Auf optimalen Standor-ten gelingt es der hochwüchsigen Staude,sich gegenüber fast allen anderen Feucht-wiesenarten durchzusetzen (BRIEMLE etal. 1991: 8 nach WOLF 1979).

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

122

Page 17: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

zurück (WOLF 1979: 36). Sie leiden vor allem unterder Beschattung durch die brachegeförderten hoch-wüchsigen Pflanzen. Auffällig ist, daß sich im Ge-gensatz zum Brachgrünland frischer Standorte in derdurchschnittlichen Feuchtwiesenbrache kaum Artendes Wirtschaftsgrünlandes behaupten können(WOLF 1979: 54). Der Wiesen-Fuchsschwanz istnoch eine der beständigsten Wiesenarten in denStaudenfluren (s. Tab. 2/6, S. 124).

Folgende Prozesse erlangen nach Nutzungsaufgabein der Bestandsentwicklung Bedeutung:

• Polykormonbildung (ein Polykormon ist eine"durch vegetative Vermehrung entstandene undinfolgedessen ober- und unterirdisch durch Aus-läufer, Rhizome oder ähnliche Organe verbunde-ne Gruppe von Pflanzen einer Art"; WIL-MANNS 1984: 151). Zum für Brachflächenrecht typischen Phänomen der Polykormonbil-dung sind alle Pflanzen mit Rhizomen und ober-und unterirdischen Ausläufern befähigt. Beson-ders auffällig ist die Polykormonbildung beiKriech- und Rasenhemikryptophyten wie Carexbrizoides, Filipendula ulmaria, Polygonum bi-storta, Urtica dioica und bei Rhizom-Geophytenwie Carex acutiformis, Carex gracilis u.a. DiesePflanzen bilden teilweise mehrere Quadratmetergroße Herden, die im Extrem aus einem einzigenIndividuum bestehen können (SCHIEFER 1981:157)

• früher phänologischer Entwicklungsbeginn, derdurch interne Nährstoffverlagerung in unterirdi-sche Speicherorgane möglich gemacht wird, undspäter phänologischer Höhepunkt (späte Blüte)

• die Verdrängung geringwüchsiger, lichtlieben-der Arten und typischer Wiesenarten

• Ausbildung von durch eine bis wenige Artenbeherrschten Beständen

• Entstehung jahrelang stabiler Gras-/Krautdauer-stadien (zur Besiedelung mit Gehölzen sindLücken in der dichten Vegetation der ehemaligenFeuchtwiesenflächen erforderlich)

• Verlagerung der Biomasse in den Wurzelbereich(Anstieg unterridischer Biomasse zu einem Vier-fachen der oberirdischen) (GISI & ÖRTLI1981).

• Ansammlung großer Streumassen (niedrig-wüchsige und lichtbedürftige Pflanzen werdenverdrängt, häufig verschwinden seltene Sippen)

Bei Vorhandensein von zur Dominanz kommendenArten im Ausgangs-Arteninventar der Sukzessiondauert die Entwicklung zu einem stabilen Brache-stadium nur wenige Jahre. Der Zeitraum, der zwi-schen Brachfallen und der Ausbildung artenarmerDominanzbestände vergeht, ist umso kürzer, je pro-duktiver der Ausgangsbestand (gute Wasser- undNährstoffversorgung) ist (DIERSCHKE 1980).

Achillea ptarmica Sumpf-Schafgarbe

Alopecurus pratensis Wiesen-Fuchsschwanz

Carex acutiformis Sumpf-Segge

Carex brizoides Seegras-Segge

Carex gracilis Schlank-Segge

Cirsium oleraceum Kohldistel

Cirsium palustre Sumpf-Kratzdistel

Deschampsia caespitosa Rasenschmiele

Filipendula ulmaria Mädesüß

Glyceria maxima Wasserschwaden

Geranium palustre Sumpf-Storchschnabel

Molinia caerulea Pfeifengras

Phalaris arundinacea Rohrglanzgras

Phragmites australis Schilfrohr

Polygonum bistorta Wiesen-Knöterich

Scirpus sylvaticus Waldsimse

Tabelle 2/5

Beispiele häufig geförderter Arten in Feuchtwiesen-Brachen

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

123

Page 18: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

Verbuschung und BewaldungNach der initialen Sukzessionsphase einer Feucht-wiese zu Stauden- oder Grasfluren stagniert die Ent-wicklung meist. Produktive Feucht- und Naßwie-senstandorte bleiben oft über Jahrzehnte waldfrei(ROSENTHAL 1992). Die Ansiedelung von Bäu-men oder Sträuchern ist gering, da für diese auf-grund von Lichtmangel, der abdichtenden Wirkungdes Bestandesabfalls (dichte Streudecke) und derWurzelkonkurrenz kaum Entwicklungsmöglichkei-ten bestehen (WOLF 1979: 36). Nach ROSEN-THAL (1992: 219) ist die Lichtkonkurrenz dieHauptursache für die Verhinderung des Aufkom-mens von Jungbäumen. Nicht die Keimung, viel-mehr die Etablierung der Keimlinge wird unter-drückt, diese gehen in den Bracheflächen ausnahms-los zugrunde. Vor allem grasreiche Bestände sindsehr "resistent" gegen Holzarten. BIERHALS et al. (1976) erklären das mit dem "in-tensiven" Wurzelsystem der Gräser, womit dieäußerst dichte Bewurzelung eines horizontal undvertikal begrenzten Bodenvolumens gemeint ist.Dieses steht im Gegensatz zum "extensiven" (=

locker, horizontal und vertikal weitreichend) Wur-zelsystem der Holzgewächse.

Offener, gestörter Boden, eine entfernte oder redu-zierte Vegetationsdecke oder Mikrostandorte wieGrabenränder machen ein Vorrücken von Sträu-chern und Bäumen erst möglich. Auf ehemals be-weideten Feuchtwiesen, die meist durch Trittschä-den offene Bodenstellen aufweisen, findet eine Be-siedelung mit Holzgewächsen von daher schnellerstatt als in ehemals mahdgenutzten Brachen mitgeschlossener Vegetationsdecke. Auch auf wenigproduktiven Standorten (z.B. Kleinseggensümpfen)erfolgt nach ROSENTHAL (1992) die Etablierungvon Baumjungwuchs sehr schnell.

Für die Verbuschung und Wiederbewaldung ist inerster Linie Wurzelsproßausbreitung bedeutsam,hierzu müssen in direkter Nachbarschaft polykor-monbildende Arten wie Salix aurita oder Salix cine-rea vorhanden sein (LOHMEYER & BOHN 1973,WOLF 1980). Die Schlußgesellschaften sind in derRegel feuchte Auenwälder des Verbandes ALNO-PA-

DION.

Agrostis canina Hunds-Straußgras

Agrostis tenuis Rotes Straußgras

Alopecurus geniculatus Knick-Fuchsschwanz

Anthoxantum odoratum Ruchgras

Cardamine pratensis Wiesen-Schaumkraut

Crepis mollis Weichhaariger Pippau

Dactylorhiza majalis Breitblättriges Knabenkraut

Frittilaria meleagris Schachblume

Festuca rubra Rot-Schwingel

Holcus lanatus Wolliges Honiggras

Juncus filiformis Faden-Binse

Lychnis flos-cuculi Kuckucks-Lichtnelke

Myosotis palustris agg. Sumpf-Vergißmeinnicht

Phyteuma nigrum Schwarze Teufelskralle

Primula elatior Hohe Schlüsselblume

Ranunculus acris Scharfer Hahnenfuß

Rhinanthus sp. Klappertopf

Senecio aquaticus Wasser-Greiskraut

Valeriana dioica Sumpf-Baldrian

u.a.

Tabelle 2/6

Beispiele häufig benachteiligter Arten

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

124

Page 19: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

2.2.2.2.2 Beispiele für unterschiedliche Vegetationsentwicklung

Nachdem die Vegetationszusammensetzung zumZeitpunkt der Nutzungsaufgabe eine wesentlicheRolle für die weitere "ungestörte" Entwicklungspielt, werden an dieser Stelle Beispiele für unter-schiedliche Sukzessionen unterschiedlicher Feucht-wiesen-Gesellschaften dargestellt.

Natürliche Entwicklung ungenutzter Kohldistel-wiesen (ANGELICO-CIRSIETUM OLERACEI)Lit.: BORSTEL 1974In der ersten Sukzessionphase der normalerweisezweischürigen Kohldistelwiesen nehmen die Gräserzugunsten der Hochstauden ab (Gräseranteil 40% -Hochstaudenanteil 40%). Die Bestände werden ar-tenärmer. Als zweite Sukzessionsphase folgt das"Filipendula-Stadium" mit Dominanz des Mädesüß.Es ist etwa drei Jahre nach Nutzungsaufgabe erreicht(BORSTEL 1974). Dieses Stadium stellt eine relativstabile Sukzessionsphase dar, da unter den Hoch-stauden schlechte Entwicklungsbedingungen fürBaumkeimlinge herrschen.

Dominanzverschiebungen:

• Bei starkem Basenreichtum kann es zu Domi-nanzverschiebungen zugunsten der Kohldistel(Cirsium oleraceum) kommen.

• Bei zunehmender Nässe werden Großseggen(z.B. Carex acutiformis) dominant.

• Auf basenarmen Standorten Dominanzverschie-bungen zu Niedermoorseggen wie Carex fuscaund Carex rostrata.

• Auf verdichteteten (z.B. früher beweideten)Standorten oft Massenentwicklungen von Jun-cus effusus (MEISEL & HÜBSCHMANN1973).

• An Stellen mit zügig fließendem Grund- oderÜberflutungswasser Vorherrschaft von Phalarisarundinacea (im Spessart sind zum Beispiel oftganze Strecken in brachgefallenen Bachtälernvon Rohrglanzgras-Beständen beherrscht (MEI-SEL & HÜBSCHMANN 1973).

Nach Jahren kann diese Gesellschaft durch Wur-zelsproßausbreitung und Polykormone (vor allemvon Schwarzerle und Weiden-Arten) dann doch ver-buschen. Als Schlußgesellschaft folgt das PRUNO-

FRAXINETUM oder das STELLARIO-ALNETUM.

Natürliche Entwicklung ungenutzter Trollblu-menwiesenIm Gegensatz zu den Kohldistelwiesen behalten diemeist einschürigen Trollblumenwiesen auch nachder Nutzungsaufgabe Wiesencharakter. Der Gras-und Leguminosenanteil nimmt zwar in einer erstenSukzessionsphase zugunsten des Krautanteils ab,Hochstauden spielen jedoch keine nennenswerteRolle.Nutzungsempfindliche Arten können aufkommen,die Feuchtwiesen werden meist artenreicher. BOR-STEL (1974) berichtet von Trollblumenwiesen inder Rhön, in denen nach dem Brachfallen eine Ar-tenzunahme von 34 auf 41 zu verzeichnen war. Die

ungünstigen Standortbedingungen lassen keine Do-minanz einzelner massenwüchsiger Arten zu.Auch hier tritt nach längerer Zeit eine Verbuschungein, wobei die Besiedelung mit Pioniergehölzen auf-grund der dichten Narbe sehr zögernd vonstattengeht.

Natürliche Entwicklung sehr extensiv genutzterFeuchtwiesen Feuchtwiesen wie die Waldsimsenwiese (SCIRPE-

TUM SYLVATICI) oder die Waldbinsenwiese (JUNCE-

TUM ACUTIFLORI) werden aufgrund ihrer Nässe nuralle paar Jahre oder nur zum zweiten Schnitt gemäht.Eine Nutzungsaufgabe zieht kaum Veränderungender Vegetation nach sich, da durch die seltene Nut-zung wenig Wiesenpflanzen in diesen Gesellschaf-ten vorkommen.Zusammenfassend läßt sich feststellen: Feuchte und nasse Standorte (nährstoffreich)entwickeln sich nach Nutzungsaufgabe oftmalsrelativ rasch zu monotonen und beständigenHochstaudenfluren (SCHREIBER & SCHIE-FER 1985), der Großteil der wertvollen Feucht-wiesenflora und vor allem der Artenreichtumgehen verloren.

2.2.2.3 Reaktionen Tierwelt

Während im Falle der Flora die negativen Effekteder Brache bei weitem überwiegen, ergibt sich hin-sichtlich der Tierwelt ein wesentlich differenzierte-res Bild. Als ausgesprochene Bracheflüchtlinge müssen dieklassischen "Wiesenbrüter" Großer Brachvogel,Kiebitz, Uferschnepfe und Rotschenkel sowie derWeißstorch gelten. Die obligatorisch benötigte offe-ne, frühjahrskahle und kurzrasige Vegetationsstruk-tur vermag im eutrophen Standortsbereich nur eineregelmäßige Mahd zu erzeugen.Da sich die Vorkommen dieser Arten auf die tieferenLagen konzentrieren (in der Regel landwirtschaftli-che Gunsträume) sind sie von der Bracheproblema-tik bisher nur in geringem Maße betroffen. Gleich-wohl kann aber speziell für Rotschenkel, Uferschne-pfe und Weißstorch, die auch hier bisweilen zu be-obachtende Nutzungsaufgabe im Bereich besonderstiefgelegener Feuchtwiesen im Kontakt zu Flachge-wässern oder anderen kleinflächigen Naßstrukturen(Flutmulden), zu einer deutlichen Verschlechterungoder gar zum Verlust der Habitatqualität führen. Sounterliegen beispielsweise die Randbereiche derDonaualtwässer und die Auenflutmulden im RaumPfatter einer zunehmenden Verschilfung und Verbu-schung, wodurch der nutzbare Lebensraum für Ufer-schnepfe und Rotschenkel erheblich eingeschränktwird. Ebenso entziehen sich Flachgräben und künst-lich angelegte Flachtümpel in vielen Wiesenbrüter-gebieten einer Nutzung durch die oben angeführtenArten, da die Randzonen ungemäht bleiben und mitSchilf, Rohrkolben und Hochstauden zuwachsen.Während Brache im Bereich ausgesprochener Naß-und Feuchtstrukturen, die normalerweise ohnehinim Minimum sind, als absolut negativ zu bewertenist, können kleinflächig eingestreute niederwüchsi-ge Brachen auf "Normalstandorten" nach Einsetzen

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

125

Page 20: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

der Heumahd eine gewisse Bedeutung als Refugiumfür nichtflügge Jungvögel haben. Der Bracheanteilsollte dabei aber den Schwellenwert von 10-20%nicht überschreiten.Im Gegensatz zu den oben genannten brachefliehen-den Arten zeigt die Mehrzahl der übrigen Arten derFeuchtwiesenfauna eine mehr oder weniger großeToleranz oder sogar Präferenz insbesondere gegen-über jungen Brachestadien. Dabei handelt es sichüberwiegend um solche Arten, die hinsichtlich ihrerÖkologie auf eine sehr extensive Bewirtschaftungausgerichtet sind, und bei der heute vielfach herr-schenden Intensivnutzung zunehmend auf Brachenzurückgedrängt werden.

Unter den Vogelarten müssen Braunkehlchen, Wie-senpieper, Bekassine und Wachtelkönig als mehroder weniger brachetolerant angesehen werden. Dievielfach zu beobachtende Ansiedelung dieser Artenim (höheren) Mittelgebirgsraum ist eine direkte Fol-ge des vermehrten Entstehens von Feuchtwiesen-Brachen. Für das Braunkehlchen sind Brachen inNordbayern mittlerweile von zentraler Bedeutung.Besonders günstigt sind generell enge räumlicheKontakte von Brachen mit noch bewirtschaftetenFlächen (Randlinieneffekt).

Bevorzugt werden junge, vertikal reich strukturierteBrachen mit nicht zu hohem Aufwuchs. Die Bekas-sine ist hinsichtlich der Vegetationsstruktur wenigeranspruchsvoll, benötigt aber obligatorisch dauerhaftfeuchte und nasse Strukturen. Sie besiedelt auchrecht einförmige Großseggen- und selbst hypertro-phe Wassserschwadenbestände.

Weniger günstig sind ausgesprochen dichte undhochwüchsige nitrophile Hochstaudenfluren sowiestärker verbuschte und verschilfte Brachestadien.Nitrophile Hochstaudenfluren enthalten in der Re-gel nur wenige vergleichsweise triviale Arten wieSumpfrohrsänger, Rohrammer und Feldschwirl.

Dagegen sind dauer- oder wechselfeuchte Röhricht-bestände insbesondere in tieferen Lagen von heraus-ragender ornithologischer Wertigkeit.

Die Etablierung von Großseggen- und Röhrichtbe-ständen auf Feuchtwiesenstandorten wird daher oft-mals von Naturschutzseite toleriert oder gar geför-dert. So führte die gezielte Vernässung brachgefal-lener ehemaliger Feuchtwiesen in der hessischenWetterau zu einer spektakulären Vermehrung derBestände von Tüpfelsumpfhuhn, Wasserralle, Rohr-weihe, Knäck- und Löffelente, sowie zur Neuan-siedlung von Kleiner Ralle, Spießente und Blau-kehlchen (SEUM 1987, 1991). Auch im fränkischenSaaletal (Diebacher Schilf) kam es durch gezielteVernässung von Feuchtwiesenbrachen zur Neuan-siedlung von Wasserralle, Rohrweihe und Blaukehl-chen (ZEIDLER mündl.). Diese Artenschutzerfolgebei röhrichtbrütenden Vogelarten dürfen aber nichtdarüber hinwegtäuschen, daß sie oftmals auf Kostenfeuchtwiesen-spezifischer Tiere und Pflanzen er-zielt werden. So führte das ornithologisch motivierteBrachfallen von Feuchtwiesen und deren Sukzessi-on zu Röhrichten im Unteren Kinzigtal (NSGRöhricht von Rodenbach) zwar zur Ansiedlung vonRohrweihe und Wasserralle, gleichzeitig verlorenaber Viola persicifolia und Pedicularius palustris

einen ihrer letzten Standorte in Hessen (GREGOR1989).Als potentielle Bracheprofiteure müssen ferner Wie-senweihe und Sumpfohreule gelten, wenngleich inden von beiden Arten besiedelten Landschaftsräu-men bisher kaum Feuchtwiesen-Brachen anzutref-fen sind. Gleichwohl könnten Feuchtwiesen-Bra-chen in Zukunft möglicherweise die Funktion derbisher als Nistbiotop bevorzugten Streuwiesenbra-chen in den Torfstichen der südbayerischen Becken-Niedermoore übernehmen.Unter den Schmetterlingen gibt es kaum eine Art,die auf gemähte Bestände angewiesen ist. Nahezualle hygrophilen Tagfalterarten benötigen extensiv,bzw. zum Teil auch nicht genutzte Flächen als Le-bensraum. Arten wie der Violette Silberfalter(Brenthis ino) oder auch der Storchschnabel-Bläu-ling (Eumedonia eumedon) sind auf Brachen direktangewiesen (Raupenfutterpflanzen, vgl. Kap. 1.5).Ersterer ist sogar durch Nutzungsaufgabe vonFeuchtwiesen stellenweise recht häufig geworden,wie WEIDEMANN (1988, 182) für den Franken-wald berichtet. Als Offenlandbewohner bevorzugendie Schmetterlinge der Feuchtwiesen jedoch schwer-punktmäßig "junge" Brachen, die noch keine Verbu-schungstendenzen aufweisen. Auch können durchdie Nutzungsaufgabe wichtige Futter- und Nektar-pflanzen von Raupen und Faltern ausfallen, vorallem wenn diese typische Wiesenpflanzen sind.Auch unter diesem Aspekt scheinen "junge Bra-chen" günstig für die Schmetterlingsfauna - ein Teilder Wiesenarten ist in ihnen noch vorhanden.Die meisten feuchtwiesenbewohnenden Heuschrek-kenarten (z.B. Mecostethus grossus) leben bevor-zugt in höheren Gras- und Staudenbeständen. So-wohl als Lebensraum, als auch als Fortpflanzungs-stätte sind offene Brachflächen günstig für dieseTiere. Negativ wirken sich Brachen auf die Heu-schreckenfauna erst aus, wenn Verbuschung ein-setzt. Die hygrophilen Heuschreckenarten sind alle-samt Offenlandbewohner. Von daher gilt - wie fürdie Schmetterlinge - , daß "junge" Brachen am be-sten mit einzelnen weniger hochwüchsigen Berei-chen günstig sind.Insgesamt werden in allen Tiergruppen Arten geför-dert, die auf Strukturreichtum in der Vegetation, aufein hohes Angebot an Kräutern, auf Blüten undSamen angewiesen sind (BRIEMLE et al. 1991).Nach der Nutzungsaufgabe nimmt die Arten- undIndividuenzahl enorm zu, zumindest solange sichder Biotoptyp nicht grundsätzlich ändert.

Zusammenfassend läßt sich feststellen:Mit Ausnahme der auf Mähnutzung angewiese-nen klassischen Wiesenvögel Großer Brachvogel,Kiebitz, Uferschnepfe, Rotschenkel und Weiß-storch bieten (junge) Brachen fast allen übrigenArten der Feuchtwiesenfauna zumindest gleich-wertige vielfach sogar bessere Lebensbedingun-gen als bewirtschaftete Flächen!Die Qualität der Brachen steigt, ähnlich wie beigenutzten Flächen, mit zunehmendem Boden-feuchte- und abnehmendem Trophiegrad. Fort-geschrittene Sukzessionsstadien (besonders üp-pige Hochstaudenfluren, Schilfröhrichte, stärker

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

126

Page 21: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

verbuschte Flächen) verarmen sehr stark anfeuchtwiesen-spezifischen Arten. Im Gegensatzzu nitrophilen Hochstaudenfluren und Gehölz-sukzessionen besitzen vernäßte Großseggen- undRöhrichtbestände auf ehemaligen Feuchtwiesen-standorten insbesondere in tieferen Lagen gleich-falls eine überaus hohe ornithologische Wertig-keit.Eine enge räumliche Verzahnung von genutzenFeuchtwiesen mit Brachestadien vermag die fau-nistische Diversität von Feuchtwiesen-Biozöno-sen erheblich zu steigern.

2.3 Nutzungsumwidmungen

Im Gegensatz zum Grünlandumbruch mit an-schließender Ackernutzung oder der Nutzungsin-tensivierung im Bereich ehemaliger ausgedehnterFeuchtwiesenflächen der Niedermoore, Strom- undFlußtäler steht die Nutzungsänderung in den langeZeit durch Wiesennutzung geprägten Mittelgebirgs-tälern. Die Aufgabe der Bewirtschaftung mit Brach-fallen, Verbuschung und eventuell langsamer Wie-derbewaldung und/oder Aufforstungen, vor allemmit Fichten, sind hier die bedeutenden Veränderun-gen. Auch die Anlage von Fischteichen spielt hiereine Rolle.

2.3.1 Umbruch und ackerbauliche Nutzung

Vegetation

Durch den Umbruch findet eine vollständige Zerstö-rung der Vegetation statt. Arten können nur als Sa-men oder eventuell an Gräben und in Randstreifenüberleben.

Tierwelt

Der mit Abstand bedeutendste Gefährdungsfaktorfür Wiesenbrüter wie den Großen Brachvogel, denRotschenkel und die Uferschnepfe ist derzeit derfortschreitende großflächige Umbruch von Feucht-wiesen mit nachfolgender Ackernutzung. Vegetati-onsstruktur und Bewirtschaftungsrhythmus vonAckerflächen schließen eine erfolgreiche Repro-duktion des Großen Brachvogels aus (MAGERL1981). Der fortschreitende Grünlandumbruch ge-fährdet diese im Grunde sehr robuste und gegenüberintensiver Nutzung vergleichsweise unempfindlicheArt heute mehr als alle übrigen Gefährdungsfakto-ren zusammengenommen. Die Vögel haben in Ge-bieten von Grünlandumbruch nur eine Chance,wenn im Lebensraum noch genügend Grünlandan-teil vorhanden (was seltenst gegeben ist). EinigeVogelarten jedoch, wie z.B. die Schafstelze oder derKiebitz, stellen sich auf den Acker als neues Brut-biotop um. Auch die meisten anderen Tierarten derFeuchtwiesen erleiden mit dem Umbruch vonFeuchtwiesen einen vollständigen Lebensraumver-lust und haben nur eine Überlebenschance, wenn imGebiet des Umbruchs alternative Feuchtwiesen-Le-bensräume vorhanden sind, so wie auch Korridore,über die sie diese erreichen können.

2.3.2 Nutzungsintensivierung

2.3.2.1 Veränderungen der Vegetation

Die Intensivnutzung von Feuchtwiesen ist verbun-den mit Düngung, Veränderung des Wasserhaushal-tes und einer Veränderung des Mahdregimes (frühe-rer erster Schnittzeitpunkt, Vielschnittnutzung).Häufig findet auch Einsaat von Hochleistungsgrä-sern statt (Lolium multiflorum). Insgesamt bewirkteine intensive Bewirtschaftungsweise einen struktu-rellen Wandel sowie einen Wandel des floristischenArteninventars. KLAPP (1971: 160) beschreibt dieWirkung v.a. der Düngung als am deutlichsten in2-Schnitt-Wiesen: Bei fortgesetzter stickstoffrei-cher Düngung entstehen obergrasreiche, kleearmeBestände, bei übermäßiger Jauche- und Güllever-wendung klee- und grasarme Hochstaudenwiesen(s. Abb. 2/6 , S. 128).Von landwirtschaftlicher Seite betrachtet hat eineNutzungsintensivierung folgende "positive" Fol-gen:

• Ertragssteigerung• höhere Futterqualität durch hohen Eiweißgehalt

bei grasreichem Grünland (früher Schnitt)• Vorverlegung der 1. Nutzung um bis zu zwei

Wochen (bei Silagemahd mehr)• Verlängerung des Herbstwachstums durch kräf-

tige Sommerdüngung

Für Auewiesen ergibt sich das in Abbildung 2/7,S. 128 dargestellte Schema einer Vegetationsände-rung.

StrukturänderungDie Nutzungsintensivierung (v.a. die Düngung)führt zu hochwüchsigen, einheitlichen, sehr dichtenBeständen, die vor allem von Obergräsern dominiertsind. Die lückige, eher niederwüchsige Vegetations-stuktur extensiv genutzter Wiesen geht völlig verlo-ren. Auffällig, aber noch nicht näher untersucht, istdie Tatsache, daß die Moosschicht in Intensivwiesenfast vollständig ausfällt.

ArtenverarmungBei intensiver Nutzung (mineralischer Düngung,drei- und mehrfacher Mahd) findet ein starkes Ab-sinken der Artenzahlen statt. Magerkeitszeiger wieauch Nässe- und Feuchtezeiger (Seggen und Binsen)verschwinden zugunsten von einigen Fettwiesenar-ten (v.a. Gräsern), die artenarme Bestände bilden(vgl. Abb. 2/7, S. 128). Die Assoziations-, Ver-bands- und Ordnungskennarten verschwinden undnur die Klassenkennarten, also Arten mit breiterökologischer Amplitude bleiben (HAUSER 1988),was zur Ausbildung von Fragment-Gesellschaftenführt.HAUSER (1988) definiert als eine derartige arten-arme Gesellschaft eine Alopecurus-ARRHENA-

THERETALIA-Gesellschaft. Gerade im feuchten Be-reich übernimmt bei starker Düngung (v.a. mit Gül-le) Alopecurus pratensis gern den höchsten Ertrags-anteil (KLAPP 1965: 82). Wirtschaftsdünger (Gülle, Jauche) fördert neben be-stimmten Futtergräsern (s.u.) auch krautige Pflan-zen, die die Fähigkeit besitzen, in kurzer Zeit nach

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

127

Page 22: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

Abbildung 2/6

Vegetationsveränderungen in Feuchtwiesen (CALTHION) Nordrhein-Westfalens in Abhängigkeit von der Dün-gerkonzentration (JECKEL 1987: 17)

Abbildung 2/7

Veränderungen der Vegetation von Aue-wiesen bei Intensivnutzung (WEGENER1991, Mskr.: 234, verändert)

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

128

Page 23: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

der Nutzung wieder Blattwerk zu entwickeln (Dol-denblütler, Rumex-Arten) (KLAPP 1965: 25).

Zuwanderung stickstoffliebender PflanzenDurch Gülledüngung oder Düngung mit minerali-schem Stickstoffdünger werden ganz bestimmte(stickstoffliebende) Arten gefördert, die typischenFeuchtwiesenarten und vor allem die Magerkeits-zeiger werden jedoch mehr und mehr verdrängt.

• Gülledüngung fördert Doldenblütler wie An-thriscus sylvestris und Heracleum sphondylium

• durch verstärkte Stickstoffdüngung Zunahmevon Futtergäsern wie Poa pratensis, Phleumpratense, Festuca pratensis, Dactylis glomerataund auf frischfeuchten Standorten von Alopecu-rus pratensis

• Verdrängung von Leguminosen, da diese durchStickstoffdüngung ihren Konkurrenzvorteil (N2-Fixierung durch Rhizobien in den Wurzel-knöllchen) verlieren

• Zunahme stickstoffliebender Kräuter (u.a. nähr-stoffliebende Ackerwildkräuter): Stellaria me-dia, Rumex crispus, Rumex obtusifolius, Urticadioica, Cirsium arvense; außerdem Taraxacumofficinale, Ranunculus acris und repens und Ru-mex acetosa

Austrocknung

• Verschwinden von Nässe- und Feuchtezeigern(s.Tab. 1/3) durch Meliorationen und Grundwas-serabsenkungen

• "Biologische Entwässerung" durch starke Stick-stoffdüngung: Umwandlung von Naßwiesenbe-ständen in Bestände "mittelfeuchter" Wiesen.

Bei starker Düngung ersetzen anspruchsvollere Ar-ten die eher anspruchslosen Arten der Feuchtwiesen.Die Entwässerung findet wahrscheinlich sowohldurch die stärkere Durchwurzelung des Oberbodensstatt, als auch durch den höheren Wasserverbrauchder neu auftretenden Pflanzen (KLAPP 1965: 85).

Dominanz einiger GrasartenMEISEL & HÜBSCHMANN (1976) untersuchtenund verglichen 800 Grünland-Vegetationsaufnah-men aus den Jahren 1950-1960 und 1968-1975 undstellten einen starken Rückgang des Krautanteilsund eine Massenzunahme von Gräsern fest. Vorallem der Anteil der in der landwirtschaftlichen Li-teratur als "gute Futtergräser" bezeichneten ArtenPoa pratensis, Lolium perenne und Phleum pratensehatte zugenommen.Lolium sp. (meist Lolium multiflorum) wird im In-tensivgrünland gerne eingesät und dominiert zuneh-mend in Grünlandgesellschaften. Dagegegen gehentypische Feuchtwiesengräser (Glyceria fluitans,Agrostis canina, Bromus racemosus, Poa palustris)durch Entwässerungsmaßnahmen und Düngungstark zurück (MEISEL & HÜBSCHMANN 1976).

OberbodenverdichtungDer Einsatz schwerer Technik fördert auf den vonNatur aus zur Verdichtung neigenden Feuchtwiesen-Böden Arten, die Stau- und Haftnässe, Oberboden-verdichtung und -austrocknung weitgehend tolerie-ren.

Vernichtung von Standorten kleinflächig ausge-prägter GesellschaftenDurch die Reliefnivellierung (Auffüllung z.B. vonSeigen) verschwinden Kleinstandorte für Flutrasenund Pionierpflanzen - damit werden ganze Vegeta-tionstypen ausgelöscht.

2.3.2.2 Reaktionen der Fauna

Die Intensivierung der Feuchtwiesen-Nutzung (wieauch der Grünlandumbruch) bedeutet für die Faunaganz allgemein einen Lebensraumverlust. Die Fol-gen sind eine Verinselung der Lebensräume, eineUnterbrechung von Verbundsystemen und natürlichein Flächenverlust an Lebensraum. Im folgenden wird im Detail auf die Auswirkungen,die einzelne Intensivierungsfaktoren für die Feucht-wiesen-Fauna als Folge haben, eingegangen. Nach-dem dies für die Avifauna am besten untersucht ist,werden vor allem deren Reaktionen geschildert.

Auswirkungen der DrainageDurch Grundwasserabsenkung und Hochwasser-freilegung verschlechtern sich insbesondere inTrockenjahren die ernährungsökologischen Grund-lagen (Stocherfähigkeit des Bodens) für die"großen" Wiesenbrüter (Brachvogel, Uferschnepfe,Rotschenkel, Weißstorch). Davon sind neben denAltvögeln in ganz besonderem Maße die Jungvögelbetroffen. Stärker drainierte Gebiete zeichnen sichin Trockenjahren z.B. 1989 und 1990 durch einenbesonders niedrigen Reproduktionserfolg aus.Schnellere Bodenerwärmung während des Frühjah-res begünstigt ein früheres und rascheres Wachstumder Vegetation, was mittelbar wiederum eine mögli-che Vorverlegung des Mahdzeitpunkts nach sichzieht. Generell sind Drainagemaßnahmen undHochwasserfreilegung Wegbereiter für Nutzungin-tensivierung und nachfolgenden Grünlandumbruch.Rotschenkel und Uferschnepfe besitzen besondershohe Ansprüche an den Faktor Bodenfeuchte undsind dadurch stärker als der Brachvogel noch vonDrainage-Maßnahmen betroffen. Auch die Bekassi-ne reagiert vor allem auf die Drainage von Naßwie-sen sehr negativ.

Auswirkungen der ReliefnivellierungZur Erleichterung der maschinellen Bewirtschaf-tung und Homogenisierung des Vegetationsbestan-des wurde insbesondere in Auen das sehr ausgepräg-te Mikrorelief (Buckel und Seigen) beseitigt. Diegezielte Verfüllung von Flutmulden und Senken mittemporären oder perennierenden Naßstellen trifftwiederum in besonderem Maße die Jungvögel derWiesenbrüter, denen derartige Strukturen optimaleErnährungsmöglichkeiten und Refugien währendder (auf höherem Niveau in der Regel früher einset-zenden) Heumahd bieten. Während der Brachvogel Trockenlegung und Besei-tigung von nassen Kleinstrukturen (Flutmulden)doch noch in erstaunlich hohem Maße toleriert, kön-nen derartige Maßnahmen bei der Uferschnepfe undRotschenkel bereits zu einem raschen Verschwindenführen. Vor allem der Rotschenkel benötigt einebesonders hohe Dichte an temporären und perennie-

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

129

Page 24: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

renden Naßstellen und ist deswegen bei Kleinrelief-Nivellierungen als erster betroffen.Auch der Weißstorch leidet in besonderem Maßeunter der Beseitigung temporär- oder dauerfeuchterKleinstrukturen (Flutmulden, Naßstellen). Insbe-sondere in Trockenjahren gehen dadurch die letztenbesonders ergiebigen und sicheren Nahrungshabita-te verloren, wodurch es zu häufigeren und stärkerenNahrungsengpässen kommt. Der durch massiveDüngung hervorgerufene dichte und hochwüchsigeWiesenaufwuchs behindert den Storch erheblich beider Nahrungssuche. Vielfach ist bereits ab Mai eineeffektive Nahrungssuche für den Storch kaum mehrmöglich.Schmetterlinge und deren Entwicklungsstadiennutzten derartige (extensive) Kleinstrukturen alsRückzugsbiotope und hatten dadurch eine Überle-bens- und Fortpflanzungschance bei Nutzungsein-griffen. Durch Wegfall dieser Extensivbereichekommt kaum ein Falter mehr zur Entwicklung.

Auswirkungen der DüngungDurch massiven Einsatz von Mineraldünger (Stick-stoff) und Gülle wird eine einförmig hohe und sehrdichte Wiesenstruktur erzeugt, in der schnellwüch-sige Obergräser dominieren. Mit zunehmender Ve-getationshöhe und -dichte sinkt die Verfügbarkeitder Nahrung für die großen Wiesenvögel (Weiß-storch, Brachvogel, Uferschnepfe, Rotschenkel).Beim Brachvogel wird die Bewegungsmöglichkeitder Jungvögel durch den von hohen Halmdichtenerzeugten Raumwiderstand erheblich eingeschränkt.Zusätzlich erhöht sich die Gefahr, daß Jungvögelwährend längerer Regenperioden an Unterkühlungsterben (im dichten Grasbewuchs herrscht in Regen-perioden ständige Feuchte, keine Abtrocknung).Das Ausmaß des Düngereinsatzes beeinflußt fernerin hohem Maße auch den Mahdzeitpunkt. Bei star-ker Düngung zeichnen sich die Wiesen durch einbedeutend schnelleres Wachstum aus und ereichenbereits Ende Mai/Anfang Juni Schnittreife, währenddies bei mäßiger Düngung in der Regel erst EndeJuni der Fall ist. Der frühe Schnittzeitpunkt verhin-dert Brut- und Aufzuchtserfolge.Braunkehlchen und Wiesenpieper sind hauptsäch-lich gefährdet durch die massive Aufdüngung vonFeuchtwiesen und der mit ihr einhergehenden star-ken strukturellen und floristischen Verarmung desVegetationsbestandes. Beide benötigen eine flächigeher niedrige und vertikal lückig heterogenene Ve-getationsstruktur. Als Insektenjäger leiden beide inganz besonderem Maße unter einer Verknappungdes Nahrungsangebotes durch düngungsbedingtefloristische Verarmung und Abdrift von Pestizidenaus benachbarten Ackerflächen. Eine weitere Ge-fährdung stellt die Beseitigung extensiv genutzterStrukturen wie Randstreifen entlang von Gräbenund Bächen, grasigen Rainen, Einzelbüschen etc.dar, was insbesondere bei intensiverer Grünlandnut-zung einem Totalverlust der überlebenswichtigenErgänzungs- und Refugiuallebensräume gleich-kommt. In der einheitlichen, artenarmen Intensivwiese sindauch die Raupenfutterpflanzen der meisten Schmet-terlinge verdrängt, wie z.B. der stickstofffliehende

Große Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) - dieRaupenfutterpflanze des Schwarzblauen Moorbläu-lings.

Auswirkungen der FrühjahrsbearbeitungFindet die Frühjahrsbearbeitung der Wiesen (Ab-schleppen, Walzen, Eggen, Düngerstreuen) nochEnde März und im April statt, sind bereits gezeitigteGelege hochgradig von der Vernichtung bedroht.Auch früher kam es durch späte Frühjahrsbearbei-tung regelmäßig zu erheblichen Gelegeverlusten(GREINER in WÜST 1981). Angesichts des vorge-rückten Mahdbeginns besitzen Zweitgelege aberheute praktisch keinerlei Erfolgschancen mehr, sodaß Erstgelegeverluste wesentlich schwerer wiegenund nicht mehr hingenommen werden können.

Auswirkungen des MahdregimesDrainage und starke Düngung haben allgemein zueiner Vorverlegung des Beginns der Heumahd vonMitte bis Ende Juni auf Ende Mai/Anfang Juni ge-führt. Bei Silagewirtschaft kann der Erstschnitt so-gar bereits Anfang Mai erfolgen und bedroht da-durch neben frühen Jungvögeln auch hochbebrüteteGelege der Wiesenbrüter. Der durch Düngung,Drainage und Mikroreliefbeseitigung hervorgerufe-nen räumlichen und zeitlichen Nivellierung der Ve-getations- und Bodenfeuchtezustände entsprichteine ebensolche weitgehende Nivellierung derMahdzeitpunkte. Innerhalb weniger Tage wird oftdie gesamte vorhandene Wiesenfläche gemäht. Aus-weichquartiere stehen für noch nicht flugfähigeJungvögel somit praktisch nicht zur Verfügung. Inder dichten bewegungshemmenden Vegetation be-sitzen die Jungvögel ohnehin wenig Chancen denrotierenden Schermessern der schnellfahrendenKreiselmäher zu entfliehen. Beim früher verwende-ten langsameren Balkenmäher und weniger dichterVegetationsstruktur lagen die Überlebenschancenungleich höher.Der Wachtelkönig ist als spät brütende Art in beson-ders dramatischer Art und Weise von der zeitlichenVorverlegung und großflächigen Synchronisierungder Heumahd bedroht. Die frühe Mahd ab Ende Maigefährdet neben Gelegen und Jungvögeln auch dieAltvögel. Flächen, die erst im Verlauf des Juli oderAugust nach weitgehendem Abschluß des Brutge-schäfts gemäht werden, sind aus den Feuchtwiesen-gebieten tieferer Lagen praktisch verschwunden.Ebenso mangelt es an weiteren extensiv bewirt-schafteten Strukturen, die als Refugien nach Einset-zen der Heumahd dienen könnten. In großflächigintensiv bewirtschafteten Kulturwiesen besteht fürdie Art auch unter besonders günstigen Witterungs-verhältnissen mit spätem Einsetzen der Mahd kaummehr eine reelle Chance auf erfolgreiche Reproduk-tion. Darüber dürfen auch mehr oder weniger regel-mäßig auftretende, rufende Exemplare im Mai oderJuni nicht hinwegtäuschen.Schmetterlinge verlieren durch das veränderteMahdregime ihre essentielle Habitatstruktur, denBlütenhorizont, noch vor ihrer Flugzeit (BLAB &KUDRNA 1986).Im Gegensatz zu allen übrigen hier besprochen Ar-ten bedeutet frühe Mahd für den Weißstorch keine

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

130

Page 25: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

Gefährdung, da er Feuchtwiesen nur als Nahrungs-nicht aber als Nistbiotop nutzt. Vielmehr kommteine frühe Mahd den Ansprüchen der Art sehr ent-gegen. Dies gilt insbesondere bei intensiver Grün-landnutzung mit besonders hohem und dichtemAufwuchs. Der potentielle Nahrungsreichtum der-artiger Flächen ist dem Storch nur bei möglichstfrüher bzw. regelmäßiger Mahd zugänglich. Groß-flächige Mahdverzögerung kann dagegen zu erheb-lichen Nahrungsengpässen führen.

2.3.3 Aufforstung

Meist ist die Vorstufe der Aufforstung die Grünland-brache - die Bereiche, die von Aufforstungen gefähr-det sind, liegen damit meist in umständlich zu be-wirtschaftenden hoffernen Lagen oder schwer zu-gänglichen Talbereichen (HABER & KAULE1970).Die meist recht schnell (im Gegensatz zur natürli-chen Wiederbewaldung) vonstatten gehende Auf-forstung bringt über einen längeren Zeitraum einevöllige Umwandlung der Biozönose mit sich. Findetbei Fichtenaufforstungen ehemaliger Feuchtwiesenim Spessart zunächst eine Konservierung der Wie-sengesellschaften statt (jedoch Abnahme der Ord-nungs- und Verbandscharakterarten und Zunahmevon FILIPENDULION-Arten) - ab und zu werden dieBestände um die Jungfichten gemäht oder mit Her-biziden niedrig gehalten - (REIF & LÖSCH 1979) -ändert sich nach einiger Zeit die gesamte Be-standsstruktur. Detaillierte Angaben hierzu könnenaufgrund fehlender Untersuchungen nicht gemachtwerden. Die Wiesenpflanzen verschwinden auf-grund Lichtmangels und fehlender Nutzung nacheiniger Zeit ebenso wie die hygrophilen Pflanzen,die in einem mit Fichten, Kiefern oder Pappelnaufgeforsteten Talbereich nicht überleben. In derRegel wird mit Fichten aufgeforstet, die in denfeuchten Talwiesen nicht standortgerecht sind.Die Tierwelt der Feuchtwiesen ist auf offene Flä-chen angewiesen (Wiesenbrüter, Schmetterlinge,Heuschrecken); durch den Aufwuchs einer Baum-schicht verlieren diese den typischen Lebensraum.Jedoch ist nicht nur der Lebensraumverlust durchdie effektiv in Anspruch genommene Fläche vonBedeutung für die Fauna, sondern auch die Bar-rierewirkung der Aufforstungen. Gehölzbeständekönnen, vor allem wenn sie quer zum Talverlaufgepflanzt sind, den Populationsaustausch z.B. vonInsekten nachhaltig verhindern (überlebensfähigePopulationen werden in bestandsbedrohte Teilpopu-lationen aufgetrennt) (WOIKE 1988: 11).Aufforstungen bedeuten - über einen längeren Zeit-raum betrachtet - auch eine vollständige Verände-rung des Landschaftsbildes; der sehr reizvolle Wech-sel von Wald und offener Landschaft, der zum Beispieldie Täler des Frankenwaldes prägte, verschwindetseit Jahrzehnten immer mehr.

2.3.4 Anlage von Fischteichen

Die Anlage von Fischteichen in Wiesentalland-schaften hat vielfältige Auswirkungen auf Standort,Flora und Fauna und das Landschaftsbild:

• Gefährdung der Grundwasserqualität durchAushub von Fischteichen mit Grundwasserauf-schluß

• Natürliche Vegetation im Bereich der Teichanla-gen wird entfernt (z.B. Röhrichte); häufig wer-den die Dämme und das Umfeld der Teiche mitstandortfremden Gehölzen (Blaufichten!!) be-pflanzt

• Vollständiger Verlust der Vegetation der späterenWasserfläche (oft Feuchtwiesen)

• Lebensraumverlust für viele Tierarten (z.B. Wie-senbrüter wie das Braunkehlchen)

• Landschaftsbild wird verändert: "Der optischeEindruck der Unversehrtheit eines Bachtales imMittelgebirge oder eines mäandernden Flussesin den Talauen der Ebene wird durch solcheAnlagen nachhaltig gestört" (BAUER & DI-STER 1980: 70)

2.3.5 Weitere Nutzungsumwidmungen

Alle weiteren Nutzungsumwidmungen wie Über-bauung, Kiesabbau etc. bedeuten jeweils einen To-talverlust der Feuchtwiesen-Lebensräume. DerStandort wird radikal verändert, die Vegetation ver-nichtet und der Fauna ihr Lebensraum genommen.

2.4 Pufferung

Wie in Kap. 2.3, S. 127 geschildert, sind Nutzungs-umwidmungen wie die Intensivnutzung oder derUmbruch die maßgeblichen Faktoren, die Feucht-wiesen in Bestand und Qualität gefährden. Nährstoff-eintrag aus Gebieten intensiver Agrarnutzung spieltkeine Rolle in der Gefährdung dieses Lebensraums- Feuchtwiesen-Standorte sind ja meist durch einenrelativ hohen Trophiegrad gekennzeichnet. Andersals die meisten Pflanzengesellschaften oligotropherLebensräume sind daher Feuchtwiesen auf eine Puf-ferung wenig angewiesen. Eine Ausnahme bildenjedoch "magere" Feuchtwiesen, die im Nährstoff-haushalt den Flachmooren oder Streuwiesen nahe-stehen und vor Eutrophierung durch Puffern ge-schützt werden müssen. In der Regel könnenFeuchtwiesen jedoch selbst Pufferfunktion gegen-über Kleinbiotopen, empfindlichen Großflächen-biotopen (Streuwiesen, Niedermoore) und Fließge-wässern übernehmen. Durch Feuchtwiesen als Puf-ferflächen kann gleichzeitig die Arealfläche für dieTierwelt (Wiesenbrüter) erhöht werden. Auch unge-nutzte Feuchtwiesen (Staudenfluren) können alsPuffer fungieren.Feuchtwiesen können daher Pufferzonen mit gerin-gerer Pflegeprioritäts- oder Gefährdungsstufe alsdie eigentlichen ("sensibleren") Kerngebiete dar-stellen. Die Pflege sollte sich an den Ansprüchen derFauna, v.a. am Vorhandensein von Wiesenbrüternorientieren.Im Schutzkonzept für das Mettenbacher und Grie-ßenbacher Moos (SCHOBER et al. 1988), einemNiedermoorgebiet in Niederbayern, das große Be-deutung im Wiesenbrüterschutz hat, werden Zonenabgestufter Nutzungsintensität vorgeschlagen (s.Abb. 2/8, S. 132):

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

131

Page 26: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

• Eine "Niedermoorkernzone" mit verschiedenenFeuchtlebensraumtypen als möglichen Rück-zugsraum für Tiere und Pflanzen der Nieder-moore und wiesenbrütenden Vogelarten. In die-ser soll nur sehr extensive Nutzung stattfinden(Mahd nicht vor 20.7., z.T. Mahd nur einmaljährlich, keine Düngung, weitere Optimierungs-maßnahmen).

• Zur Pufferung dieser Flächen und zur Erweite-rung des Wiesenbrüterlebensraumes eine "Wie-senbrüterkernzone I" mit Grünlandnutzung ohneDüngereinsatz

• Eine intensiver genutzte "WiesenbrüterkernzoneII", in der u.U. gedüngt werden kann, um denLandwirten eine ausreichende Futterproduktionzu ermöglichen. Gerade diese Flächen sind not-wendig, um die notwendige Arealgröße und denerforderlichen Grünlandanteil für Wiesenbrüterzu erreichen. Die Flächen sollten unter Wiesen-brüterverträgen stehen.

In allen landwirtschaftlich intensiv genutzten Ge-bieten sind Feuchtwiesen als Pufferzonen mit exten-siver Nutzung vor allem um Flachmoore und Streu-wiesen günstig (Feuchtwiesengürtel von 200-500m;vgl. auch LPK-Band II.9 "Streuwiesen").Dringend notwendig ist eine Pufferung bei Restvor-kommen extrem seltener Feuchtwiesen-Gesell-schaften, die umgeben sind von intensivem Acker-bau. Um z.B. die Restvorkommen von Stromtalwie-sen (Schweinfurter Becken, Donauaue) zu sichern,ist es notwendig, diese durch extensiv genutzteFeuchtwiesen zu puffern und zu erweitern und da-durch Schadeinflüsse weitgehend abzuhalten.

2.5 Wiederherstellung und Neuanlage

Im Zuge von Flächenstillegungsprogrammen tauchtimmer wieder die Frage auf, ob es möglich ist,extensive Feuchtwiesen aus Ackerflächen, die ausder Nutzung genommen wurden, zu rekonstituieren.

Eine äquivalente Problemstellung betrifft die Wie-derherstellung ehemaliger Feucht- oder Streuwiesenaus inzwischen intensiv genutztem Grünland.Neben der Rückführung von Flächen, die Nutzungs-umwidmungen unterworfen waren, durch die Wie-derherstellung ursprünglicher Standorts- und Nut-zungsverhältnisse, ist auch die Wiederaufnahme derNutzung bei Brachflächen und verbuschten und/oder aufgeforsteten Flächen und deren Erfolgsaus-sichten zu bewerten. Besonders nötig ist die Wiederherstellung vonFeuchtwiesenbereichen aus Intensivgrünland undAckerflächen

• in Wiesenbrütergebieten zur Schaffung des fürWiesenbrüter essentiellen Grünlandanteils vonüber 50%, dies in Verbindung mit der Neuanlagevon Kleinstrukturen (z.B. Saigen, Flutrinnen)

• zur Pufferung von Niedermooren und Quellflu-ren (siehe Kapitel 2.4, S. 131)

• im Bereich nutzungsumgewidmeter ehemaligerStreuwiesen (melioriert und eutrophiert) alsSchritt zur Wiederherstellung von Streuwiesenoder - falls die Rekonstituierung von Streuwie-sen nicht mehr möglich ist - die Wiederherstel-lung extensiv genutzten Feuchtgrünlandes

• in Überflutungsgebieten• in ehemaligen Feuchtwiesenbereichen mit Re-

sten typischen und wertvollen Artpotentials(z.B. an Gräben, Wiesenrändern)

Neben der Wiederherstellung ursprünglicher Stand-ortverhältnisse durch Wiedervernässung, z. T. durchAushagerung und durch Neuanlage von typischenKleinstukturen ist die Nutzungssanierung vongroßer Bedeutung. Sowohl die Unterlassung schädi-gender Nutzungsweisen als auch die Wiederaufnah-me der typischen Bewirtschaftungsweise sind dieersten Schritte zu einer erfolgreichen Sanierung.Ausgehend von den vier Ausgangszuständen

- Intensivgrünland (Kap. 2.5.1)- Ackerflächen (Kap. 2.5.2, S. 135)

Abbildung 2/8

Schutzgebietskonzept für das Mettenba-cher und Grießenbacher Moos als Bei-spiel für Pufferung empfindlicher Nieder-moorflächen durch extensiv genutzteFeuchtwiesen (SCHOBER et. al. 1988, ver-ändert und schematisiert)

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

132

Page 27: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

- (Wiesen-) Brachflächen (Kap. 2.5.3, S. 137)- Aufforstungen (Kap. 2.5.4, S. 139)

können folgende Erfahrungen mitgeteilt werden:

2.5.1 Intensivgrünland

Die artenreichen Feuchtwiesen-Pflanzengesell-schaften verändern durch eine intensive Bewirt-schaftungsweise (Düngung, Schnitthäufigkeit,Mahdzeitpunkt) rasch ihr Artenspektrum (s. Kap.2.3, S. 127). Über die landwirtschaftlichen Bera-tungstellen und aus der landwirtschaftlichen Fachli-teratur können seit Jahrzehnten Handlungsanwei-sungen zur Ertragssteigerung ehemals extensiv ge-nutzter ein- bis zweischüriger Feuchtwiesen erhal-ten bzw. entnommen werden. Die "Grünlandbewe-gung" hatte in diesem Bereich ihren Forschungs-schwerpunkt. Die Zahl der Veröffentlichungen, die sich mit derRückführung degenerierter Feuchtwiesen beschäfti-gen, ist dagegen gering. Erst in den letzten Jahrenerlangte diese Thematik vermehrt Interesse. In Bay-ern beschäftigte man sich bisher hauptsächlich mitder Rückführung intensiv genutzten Grünlandes inNiedermoorgebieten hin zu Streuwiesen (vgl. KAP-FER 1987, u.a.). In den Niederlanden fanden dage-gen einige Untersuchungen zur Wiederherstellungvon Feuchtwiesen aus Intensivgrünland statt (vgl.BAKKER & DE VRIES 1985, OOMES & MOI1985).

PflegezielWiederherstellung ursprünglicher Nutzungs- undStandortverhältnisse

Maßnahmen

• Unterlassen schädigender Nutzungsweisen (zuhäufiger Schnitt, Düngung mit Mineraldüngeroder Gülle)

• Wiedervernässung • Aushagerung• Reliefsanierung

2.5.1.1 Unterlassen schädigender Nutzungsweisen

Das Unterlassen schädigender Nutzungsweisen be-deutet im eigentlichen Sinne eine Rückkehr zu tra-ditionellen Bewirtschaftungsweisen und eine Auf-gabe jedweder Intensivnutzung. Im Klartext:

• Mineralische Düngung, Düngung mit Gülle völ-lig einstellen

• Düngung höchstens mit Festmist• Kein Frühschnitt• Keine Mehrschnittnutzung (max. 2 Schnitte pro

Jahr)• Keine Graseinsaat• Keine Biozidverwendung• Bodenbearbeitung (Walzen, etc.)

In Untersuchungen von OOMES & MOI (1985)verschwanden durch konsequente Zweischnittnut-zung und Aufgabe der Düngung im Verlauf von 8Jahren die auf hohes Nährstoffangbot angewiesenen

Arten Lolium perenne, Poa trivialis, Taraxacum of-ficinalis, die zu Zeiten der Intensivnutzung dasGrünland dominierten. Dagegen nahmen Arten wieAgrostis stolonifera, Festuca rubra, Rumex acetosa,Alopecurus pratensis, Holcus lanatus, Ranunculusrepens und schließlich auch der MagerkeitszeigerAnthoxanthum odoratum zu.Allein eine verminderte oder unterlassene Düngunghat positive Folgen für das floristische Arteninven-tar. Durch Herabsetzung der Düngung verringertsich die pflanzliche Stoffproduktion. Da hierdurchder Wasserentzug durch Transpiration herabgesetztwird, können die Feuchtigkeitszeiger stärker in Er-scheinung treten, der umgekehrte Vorgang zur "bio-logischen Entwässerung" (vgl. Kap.2.3, S. 127) fin-det statt.

2.5.1.2 Wiedervernässung

Partielle Wiedervernässung sollte zur Wiederher-stellung von Feuchtwiesen in Betracht gezogen wer-den. Als Maßnahmen hierfür kommen in Frage:

• die Auflassung der Drainagen und Gräben (Ver-landung)

• Anstau der Entwässerungsgräben und Bäche(Einbau von Sohlrampen oder Holzriegeln, Ver-zicht auf Grabenräumung)

• Verstopfen von Drainagerohren• Wassereinleitung aus Bächen• die Reaktivierung historischer Bewässerungs-

einrichtungen• die Renaturierung ausgebauter Fließgewässer • die Duldung begrenzter Überschwemmungen

z.B. während der Frühjahrsschneeschmelze

Die Wiedervernässung sollte vorsichtig und mitRücksicht auf den Gebietswasserhaushalt gehand-habt werden. Wichtig ist ein langsamer, schrittwei-ser Anstau. Entwässerungsgräben stellen oft Refu-gien für aus dem Intensivgrünland verdrängte Artendar (vgl. LPK-Band II.10 "Gräben"), die bei zustarkem Anstau geschädigt werden können. Vor al-len technischen Maßnahmen (Anstauungen) solltedeswegen ein botanisches Gutachten erstellt wer-den, um Artenverlust vorzubeugen.Vor Beginn der Wiedervernässungsaktionen sindunbedingt die rechtlichen und finanziellen Konse-quenzen mit den betroffenen Grundbesitzern, Päch-tern und sonstigen Nutzern vorher abzuklären(Wertminderung des Grundbesitzes, enteignungs-gleicher Eingriff, Ausgleichszahlungen). Die Effizi-enz von Wiedervernässungsmaßnahmen ist umstrit-ten, ein einmal gestörter Gebietswasserhaushaltkann nur mehr schwer wiederhergestellt werden.

2.5.1.3 Reliefsanierung

Die Nutzungsintensivierung geht meist mit einerStandortnivellierung einher, die das Mosaik nasser,feuchter und frischer Standorte durch Einebnungund Auffüllung von Geländeunebenheiten (Flut-mulden, Seigen, Blänken) zerstört. Um den für dieseStandorte typischen Pflanzengesellschaften wieauch den auf diese Kleinlebensräume angewiesenenTieren (Vögel, auch Amphibien) wieder einen Le-

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

133

Page 28: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

bensraum zu bieten, muß dieses Relief künstlichwiederhergestellt werden. Abtragungen und Auf-schüttungen, angepaßt an ein noch vorhandenes Au-enrelief (Rinnensysteme), sind die üblichen Metho-den, nach geologischer Untersuchung des Unter-grundes bzw. des Bodens (wasserhaltende Schich-ten). Derartige Gestaltungsmaßnahmen wurden inBayern bisher u.a. in der Donauaue bei Pfatterdurchgeführt (vgl. GREBE et al. 1989).Im NSG "Dingdener Heide" (Nordrhein-Westfalen)wurden Ende 1985 zwei Blänken (Größe insgesamt4.000m2) angelegt (vgl. Abb. 2/9, S. 134). Der Be-stand der Uferschnepfe stieg daraufhin im folgendenJahr von zwei auf fünf Paare, der des Kiebitzes von24 auf 54 Paare. 1986 brüteten dort auch erstmals (!)ein Paar Rotschenkel (WOIKE 1987: 33).Auch die Wiedervernässung bzw. die Wiederher-stellung der hydrologischen Gegebenheiten kanneine "natürliche" Wiederentstehung eines Mikrore-liefs fördern. Vor allem der Hochwassereinfluß isthier von Bedeutung (Reliefunterschiede könnendurch unterschiedliche Sedimentation und Übersan-dungen entstehen).

2.5.1.4 Aushagerung

Weniger bedeutend als für die Streuwiesen (vgl.Lebensraumtypband II.9 "Streuwiesen"), ist eineVerminderung des Nährstoffvorrates im Boden (=Aushagerung) im Zuge der Wiederherstellung vonFeuchtwiesen. Diese sind allgemein - wie schonerwähnt - durch eine hohe Produktivität (45-70 dzTS/ha u. J., KAPFER 1987 nach ELLENBERG1952) und einen eutrophen Standort gekennzeich-

net, so daß eine Einstellung der Intensivdüngung,bzw. eine Umstellung auf die für viele Feuchtwiesentraditionelle Art der Nährstoffzufuhr (Festmistdün-gung) als Maßnahme genügt. In der Regel bestehtdas Pflegeziel nicht in der Rekonstition von Pfeifen-graswiesen, sondern in der Rückführung zu einerextensiv genutzten Futterwiese, eine Aushagerungist hierzu selten notwendig. Trotzdem sollen an die-ser Stelle einige Aspekte der Aushagerung beleuch-tet und Erfahrungen dargestellt werden.Eine Beurteilung der Möglichkeit und Dauer derAushagerung eines Bodens muß stets die jeweiligenStandortverhältnisse wie auch speziell die Nähr-stoffdynamik des Bodens berücksichtigen:Die Möglichkeit auszuhagern wie auch die Zeit-spanne, die für eine Aushagerung benötigt wird, istu.a. abhängig von den Eigenschaften der Böden(natürliches Nährstoff-Nachlieferungsvermögenund Pufferkapazität für Nährstoffe). Mineralbödenwie frische Braunerden und Parabraunerden ausnährstoffreichem Ausgangsgestein haben ein derartgroßes Nährstoff-Nachlieferungsvermögen, daßüber Jahre bis Jahrzehnte keine merkliche Aushage-rung stattfindet (KAPFER 1987) - die Nährstoffent-züge durch Mahd sind im Vergleich zu den Ge-samtvorräten des Bodens sehr gering.Auf Versuchsflächen von SCHIEFER (1983), diesich durch hohe natürliche Nährkraft auszeichneten,kam es bei einer Versuchsdauer von 15 Jahren, beizwei- bis dreimaliger Mahd pro Jahr (ohne Dün-gung), zu keinem Ertragsabfall oder einer Bestands-umschichtung.Ebenso konnten OOMES & MOI (1985) für feuchteGlatthaferwiesen auf wechselfeuchtem, sehr tonrei-

Abbildung 2/9

Wiedervernässung durch Grabenanstau und Anlegen von Blänken (Reliefsanierung) als Möglichkeiten, Wiesen-brüterlebensräume zu gestalten: Ausschnitt aus dem Biotopmanagementplan für das NSG "Dingdener Heide"(NRW) (WOIKE 1987: 35)

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

134

Page 29: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

chem Anmoorgley bei Zweischnitt nach 8 Jahrennoch keine Aushagerungserfolge verbuchen.Natürliche Anreicherungsstandorte (Hangfußlagen,Standorte mit Zustrom nährstoffreichen Hangwas-sers) können überhaupt nicht ausgehagert werden(KAPFER 1987).Dagegen ist das Nährstoff-Nachlieferungsvermö-gen organischer Böden (Niedermoor!), selbst nachMelioration, aufgrund vergleichsweise sehr niedri-ger natürlicher Nährstoffvorräte (Ausnahme: Stick-stoff im Niedermoor) so gering, daß ohne Düngungnur geringe Erträge erzielt werden können (20-40dz/ha u. J.). Hier findet nach Beenden einer Dün-gungszufuhr recht schnell ein Ertragsabfall statt(KAPFER 1987). EICHER (1993 mdl.) berichtetevon einer Aushagerung der Niedermoorböden imSallingbachtal (Lkr. Kelheim) innerhalb von 3 Jah-ren durch dreimalige Mahd/Jahr; der Aufwuchs die-ser Wiesen wird inzwischen einmal jährlich gemähtund erreicht eine Höhe von nur etwa 20 cm. Auchdie Pufferkapazität für Nährstoffe wie Phosphor undKalium ist in Niedermoorböden aufgrund einerniedrigen Sorptionskapazität gering, die Nährstoffesind dadurch sehr mobil und werden leicht ausgewa-schen (erleichtert Aushagerung). Eine Ausnahmebilden hier durchschlickte Niedermoorböden (mithohem Ton- und Feinschluffanteil) (vgl. KAPFER1987).BAKKER et al. (1980) stellten bei Aushagerungs-versuchen von Intensivgrünland auf feuchtem Sand-boden bei Zweischürigkeit ohne Düngung innerhalbvon 7 Jahren einen Ertragsrückgang von 100-110 dzTS/ha u. J. auf 40-50 dz/ha u. J. fest, was eineerfolgreiche Aushagerung bedeutet.Bodenabheben als Methode der Aushagerung bringtnach KAPFER (1987) nur teilweise beträchtlicheNährstoffentzüge (wiederum abhängig vom Stand-ort). Er ist der Meinung, daß "sowohl bei Moorbö-den mit geringem als auch mit hohem Nährstoff-Nachlieferungsvermögen die Mahd mit Abfuhr desMähgutes das geeignete Verfahren der Aushagerungdarstellt" (KAPFER 1987).Das Mulchen ist dagegen kaum effizient, wenn Aus-hagerungseffekte erreicht werden sollen (BRIEM-LE 1987), da keine Nährstoffe entzogen werden,sondern vielmehr eine weitere Eutrophierung statt-finden kann (vgl. Kap. 2.1.2.1, S. 115). In Verbin-dung mit Wiedervernässung ist eine Aushagerungnach Wiederherstellung eines für Feuchtwiesengünstigen hydrologischen Zustandes erleichtert.Durch die bei hohem Grundwasserstand stattfinden-de Denitrifikation verringert sich der Stickstoffge-halt. Eine Art natürlicher Aushagerung findet statt.Moderne Feuchtwiesenpflege sollte nicht museal,sondern in den landwirtschaftlichen Betriebsablaufintegriert sein. Damit sind der Aushagerung jedoch(durch die Nutztier-Physiologie bestimmte) Gren-zen gesetzt.

2.5.2 Ackerflächen

Je nach Pflegeziel ist die Wiederherstellung ur-sprünglicher Standort- und Vegetationsverhältnissenicht überall nötig. In Wiesenbrütergebieten ist inerster Linie das Vorhandensein eines hohen Grün-

landanteils wichtig, die "Feuchtwiesenqualität" istweniger ausschlaggebend.

Die Möglichkeiten und Grenzen einer Renaturie-rung von Ackerflächen hin zu extensiv genutztenFeuchtwiesen werden von verschiedenen Faktorenbeeinflußt. Flächenbezogene Variablen wie Dauerund Art der ackerbaulichen Nutzung, Nutzungsartund Bewirtschaftungsintensität umgebender Flä-chen und Veränderungen des Wasserhaushaltes(Entwässerungen) spielen eine Rolle. Ansatzweiseerprobt und in der Diskussion sind drei (vgl. 2.5.2.1,2.5.2.2 und 2.5.2.3) "Wiederherstellungs"-Verfah-ren, die im folgenden mit ihren Auswirkungen aufden Pflanzenbestand besprochen werden. Dabeisollte die grundsätzliche Zielvorstellung die Wie-derherstellung einer regionaltypischen artenreichenFeuchtwiese sein. Je nach Pflegeziel und spätererFunktion (Puffer, Wiesenbrüterfläche) ist dies aberkeine zwingende Vorstellung.

2.5.2.1 Natürliche Sukzession

Zur Vegetationsentwicklung bei Selbstbesiedelungeiner zeitweilig ackerbaulich genutzten Fläche imBereich absoluten Grünlandes können keine vegeta-tionskundlich definierten Sukzessionsphasen darge-stellt werden. Möglich dagegen sind Aussagen zuden Wuchsformen der Pionierstadien, wie auch zuden Einflußgrößen auf die anfängliche Besiedelung.

Nach Untersuchungen von BORSTEL (1974) in denhessischen Mittelgebirgen (Rhön, Vogelsberg, We-sterwald) besiedeln zunächst Arten der Ackerwild-krautgesellschaften, sowie ruderale Hochstauden,die aus der Nutzung genommenen Ackerflächen.Einen Einfluß auf die Artenzusammensetzung die-ser Initialstadien übt auch die Vegetation und dieNutzung angrenzender Flächen aus, d.h. Samen vonSchlagflurenarten oder Lichthölzern (Birke, Weide)können auf den benachbarten Brachflächen keimen.Ebenso entwickeln sich grünlandähnliche Stadienmit Kriechendem Hahnenfuß und der GemeinenQuecke am ehesten inmitten ungenutzten Grünlan-des. Insgesamt ist die Vegetationsentwicklung unge-ordnet. Nach SCHMIDT (1985) durchlaufen aberalle Ackerbrachen regelmäßig eine Phase, in derHemikryptophyten aus Grünlandgesellschaften ei-nen hohen Anteil des Pflanzenbestandes ausma-chen, ehe danach die Arten der Kahlschlagflurenund der Wälder vorherrschend werden. Geringe Ein-griffe wie gelegentliche Mahd oder Beweidung kön-nen dann schon genügen, um die Brache-Sukzessionin eine grünlandähnliche Richtung zu lenken (s.Kap. 2.5.2.2, S. 136) (BORSTEL 1974).

Bedeutung für die Artenzusammensetzung bei derWiederbesiedelung aufgelassener Äcker hat auchdie Art der Ackernutzung. In Kärnten wurden einMaisacker und ein Erbsen-/Getreidefeld aus derNutzung genommen und zeigten im ersten Jahr einevöllig unterschiedliche Vegetationsentwicklung.

Konkretere Aussagen zum Sukzessionsverlauf las-sen sich nach Untersuchung des keimfähigen Sa-menmaterials im Boden vornehmen (Samenbank).

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

135

Page 30: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

2.5.2.2 (Natürliche) Entwicklung unter dem Einfluß von Pflegemaßnahmen

SCHMIDT (1985) hat in 15-jährigen Dauerflächen-versuchen die Entwicklung von Ackerbrachen ohneAnsaat aber unter Einfluß verschiedener Pflegeme-thoden untersucht. Er stellte allgemein fest, daß inden ersten 5 Jahren der Entwicklung ein starkerGesellschaftswechsel stattgefunden hat, bzw. Ver-schiebungen in den Dominanzen von Arten aus un-terschiedlichen Gesellschaften stattfanden. Im 1.und 2. Jahr nach Untersuchungs- und Pflegebeginnherrschten Arten der Klasse STELLARIETEA MEDIAE,also Ackerwildkräuter vor. Ab dem 3. Jahr entwik-kelte sich die Artenzusammensetzung der einzelnenFlächen je nach Pflege (Mahdhäufigkeit) unter-schiedlich (s. Tab. 2/7, S. 136).

Aufgrund dieser Ergebnisse erscheint es sinnvoll,das für Feuchtwiesen typische Mahdregime (2xjährlich) zu übernehmen; natürlich müssen dieMahdzeitpunkte an dem Entwicklingsrhythmus vor-handener Fauna ausgerichtet sein.

2.5.2.3 Ansaat

Durch die Ausbringung speziell zusammengestell-ter Samenmischungen besteht die Möglichkeit, kon-trolliert Arten anzusiedeln und der Fläche direkteinen Grünland-Charakter zu verleihen.

Der häufig große Nährstoffvorrat sollte bei der Ar-tenauswahl berücksichtigt werden. Auf die Verwen-dung stickstoffbindender Leguminosen sowie kon-kurrenzstarker, wuchernder oder herdenbildenderArten ist zu verzichten. Durch Rückstände von Her-biziden z.B. in Maisäckern können Probleme bei derKeimung zweikeimblättriger Pflanzen auftreten.

Bei der Samenmischung sind folgende Arten zuberücksichtigen:

• lichtliebende Ein- bis Zweijährige, die raschdecken, nach der Samenreife absterben und derSukzession wenig Widerstand entgegensetzen

• perennierende Wiesenarten, die Bestandteil derangestrebten Vegetationseinheit sind

Die Aussaatmenge sollte eine zusätzliche Fremdbe-siedelung ermöglichen und nicht zu einer gänzlichenBodenbedeckung durch die ausgesäten Arten füh-ren. Dazu genügt eine Aussaatmenge von 20-30kg/ha. Die weitere Entwicklung hängt dann wie-derum vom Nährstoffpotential, der Seedbank undder Nutzung ab.

Vorschläge für Ansaatmischungen siehe Kapitel 5.Nach der Ansaat sind wiederum wiesentypischePflege- bzw. Bewirtschaftungsmethoden notwendig(Mahd!).

Mulchansaat

Zur Verbesserung der Samenbank auf den zu begrü-nenden Ackerflächen dient die sog. Mulchansaat.Hier werden die im Frühjahr angesäten Flächen imHerbst mit einer dünnen Schicht Mähgut abgedeckt,das von Extensivflächen aus der näheren Umgebungstammt. Wie Mulchansaatversuche auf Nieder-moorböden gezeigt haben, bestehen für das Samen-material extensiver Feuchtwiesen auf den meist eu-trophierten Ackerflächen schlechte Ansiedelungs-möglichkeiten (SIUDA 1990). Diese ließen sich aufausgehagerten Böden verbessern.

Daher ist für ein erfolgreiches Mulchsaatverfahrenauf zu begrünenden Ackerflächen eine gezielte Aus-wahl der Mähgut-Werbefläche förderlich, d.h. dieStandortbedingungen der ausgewählten Flächensollten einander entsprechen. Für eine optimaleDurchführung sind weiterhin die Zeitpunkte der Sa-menreife gewünschter Arten zu berücksichtigen.

Mahdhäufigkeit Jahr nachAufgabe derAckernutzung

dominierende Arten

1x jährlich 3-5

5-1010-15

ausdauernde Ruderalarten der Klasse ARTEMISIETEA

Arten der MOLINIO-ARRHENATHERETEA

Abnahme der MOLINIO-ARRHENATHERETEA-Arten, und Zunahme ARTEMISIETEA-Arten

2x jährlich und 4x jährlich 3-15 MOLINIO-ARRHENATHERETEA-Arten, v.a. Arten der ARRHENATHERETALIA

8x jährlich 3-15 wie 2x und 4x jährliche Mahd, zum Ende hinZunahme der PLANTAGINETEA-Arten

Artenzahlen: Frühjahrsmahd > Herbstmahd > 2x Mähen > allen anderen

Tabelle 2/7

Einfluß der Mahdhäufigkeit auf die Entwicklung von Ackerbrachen, SCHMIDT (1985)

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

136

Page 31: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

2.5.3 (Wiesen-)Brachflächen

Vergleichsweise günstig erscheint die Restitutioneiner feuchten Wiesenbrache, wenn keine negativeStandortsveränderungen eingetreten sind, die einbesonderes Management erfordern. Ob eine Rück-führung zu einer Feuchtwiese überhaupt sinnvollerscheint, hängt zunächst einmal vom derzeitigenSukzessionsstadium ab: Abgesehen vom hohen(ökonomischen) Aufwand können an falscher Stellevorgenommene Eingriffe, besonders bei faunistischwertvollen Flächen, mehr Schaden als Nutzen brin-gen, zumal ungenutzte, störungsarme Zonen in vie-len Naturräumen heute bereits eine Seltenheit sind.So muß im Einzelfall die Relation zwischen nochvorhandenen (intakten!) Feuchtwiesen, Brachflä-chen und intensiv genutztem, eventuell restituierba-rem Wirtschaftsgrünland ermittelt werden und alsEntscheidungsgrundlage dienen.

Ausscheiden wird im Regelfall bereits stärker ver-buschtes Brachland, das lediglich durch teilweisesEntbuschen im mehrjährigen Abstand am völligenZuwachsen gehindert werden sollte, weil sein Wertals Lebensraum besonders für Vögel und Insekten

zurückginge ("Pflegebrache"), ebenso wie sekundärentstandenes Röhricht. Wenn jedoch Hochstaudenmit Gräsern dominant sind oder gar Nitrophytenbeginnen, sich herdartig auszubreiten, sollte der Ge-danke an Restitution in Erwägung gezogen werden.Die Wiederherstellung von Feuchtwiesen aus Brach-flächen ist gleichbedeutend mit der Wiederaufnahmeder Nutzung (Mahd, Mulchen). Reaktionsanalysenhierzu haben schon in Kapitel 2.1 (S. 107) stattge-funden, weswegen dieses Unterkapitel recht knappgefaßt wird.WOLF et al. 1984 untersuchten die Wirkungen ver-schiedener Pflegemaßnahmen auf den Pflanzenbe-stand einer Mädesüß-Hochstaudenflur (s. Tab. 2/8,S. 136, sowie Abb. 2/10, S. 137 und Abb. 2/11, S.138).Alle Varianten ergaben einen Anstieg der Artenzah-len: Innerhalb von 8 Jahren Untersuchungsdauerkam es zu einer Verdoppelung der Artenzahlen beiPflegemaßnahme A. Nach 10 Jahren waren auf derBeobachtungsfläche 20 Arten neu hinzugekommen(bei B, C, D 10). Bei Variante B machte sich dieDüngung bemerkbar, der Zuwachs an Arten wardurch die Förderung stickstoffliebender Pflanzen

Abbildung 2/10

Veränderungen im Deckungsgrad vorherrschender Arten der Mädesüß-Hochstaudenflur bei unterschiedlichenPflegeeingriffen (Pflegeeingriffe s. Tab. 2/8, S. 137) (WOLF et al. 1984: 319)

A 2x gemäht (pro Jahr), Schnittgut entfernt

B 2x gemäht, gedüngt

C 2x gemäht, dreifach gemulcht mit Schnittgut A, B, C

D 2x gemäht, einfach gemulcht

Tabelle 2/8

Pflegemaßnahmen

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

137

Page 32: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

(Alopecurus pratensis) geringer als bei A. Auch aufder einfach gemulchten Fläche war Alopecurus pra-tensis dominant. Dreifaches Mulchen hingegen führt zur Über-deckung und damit Unterdrückung vieler Artendurch die Mulchauflage. Die Vegetationsbedeckungist lückig, nur Mädesüß, Wiesenknöterich, Gemeine

Rispe und Brennessel können die Streudecke durch-wachsen.Zur Wiederherstellung artenreicher Feuchtwiesen-Bestände aus Brachevegetation scheint also (nachden Untersuchungen von WOLF et al. 1984) eineReduzierung der Grünmassebildung durch Abfuhrdes Schnittgutes und Kontrolle des Mengenanteilsunerwünschter Arten durch Schnittzeit und -häufig-keit erforderlich. WOLF (1979) stellte fest, daßschon bei zweimaliger Mahd der Gräseranteil inehemaligen Brachen von 7% auf 63% anstieg, dieWuchshöhe des Mädesüß verringerte sich um dieHälfte.Auch MÜLLER et al. (1992) berichten von derWiederherstellung von Feuchtwiesen aus Feucht-brachen durch Einführung eines zweischürigenMahdregimes. Untersuchungen im Mittleren Oste-tal bewiesen eine Reversibilität von Brachesukzes-sionen. In Mädesüß-Brachen (30 Jahre nicht bewirt-schaftet!) trat das Mädesüß ("a") in den ersten Nut-zungsjahren im Deckungsgrad kaum zurück, waraber weniger vital (Abb. 2/12, S. 138). Schon nach kurzer Zeit konnten sich neben ihr abertypische Wiesenarten wie Ranunculus auricomusund Lychnis flos-cuculi etablieren. Nach 3Jahrentraten die ersten Kennarten der dort vorherrschendenFeuchtwiesen auf. Insgesamt stieg die Artenzahl inden 3 Jahren um 130% (von 13 auf 31) an. GeringereArtenzahlzunahmen zeigten Probeflächen in Rohr-glanzgras-Brachen - das Rohrglanzgras ("b") ist

Abbildung 2/11

Änderungen der Artenzahl bei unterschiedlicher Be-handlung (WOLF et al. 1984: 319)

Abbildung 2/12

Veränderungen von Deckungsgrad, Wuchshöhe, Artenzahlen und Artinventar in Feuchtbrachen nach Wieder-aufnahme der Mahdnutzung (Mahd Juni/Sept.) (MÜLLER et al. 1992: 238)

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

138

Page 33: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

mahdverträglich und wird durch die Nutzung nichtso stark geschädigt wie das Mädesüß.Grundsätzlich erscheint die Wiederinkulturnahmeaufgelassener Feuchtwiesenflächen zu Rekonstituti-onszwecken schwieriger als bei Glatthaferwiesen,da in Feuchtwiesenbrachen die Arten des Wirt-schaftsgrünlandes durch die Umschichtung imPflanzenbestand stark verdrängt werden (vgl. Kap.2.2, S. 120). Jedoch bleibt das Samenreservoir inHochstaudenfluren meist über lange Zeit intakt(Keimung wird durch Beschattung verhindert), sodaß sich auch nach 10 Jahren noch Sumpfdotterblu-men-Wiesen regenerieren lassen (ROSENTHAL1992, WOLF et al. 1984). Ein weiteres Problemstellt die Bewirtschaftungstoleranz einiger Brache-arten - Deschampsia caespitosa ist bei Mahd z.B.nahezu genauso konkurrenzkräftig wie bei Bracheund kann nur durch häufige und vor allem sehr frühe(vor dem Austrieb) Mahd zurückgedrängt werden(ROSENTHAL 1992 nach DIEMER & PFADEN-HAUER 1987).

An Maßnahmen sind durchführbar:

• Bei fortgeschrittenen Sukzessionsstadien kannzunächst eine Entfernung von Gehölzen notwen-dig sein. Besonders ausschlagkräftige und Wur-zelbrut bildende Arten sind durch Abschlagenoder sehr tiefes Absägen an der Stammbasis zubeseitigen (GROSSE-BRAUCKMANN & HOD-VINA 1985).

• Danach kann die Fläche wieder in einen mähba-ren Zustand gebracht werden, indem im Winter-halbjahr erst die Streuauflage durch Abrechenoder Auskämmen entfernt wird und entstandeneGrasbulte oder Maulwurf-/ Ameisenhügel durcheinen tief eingestellten Mähbalken bei der erstenMahd einigermaßen eingeebnet werden. Bei die-ser Behandlung wird der Oberboden gleich stel-lenweise aufgerissen, so daß eventuell noch alsSamen vorhandene Arten der Feuchtwiesen gün-stige Keimungsbedingungen vorfinden. Rand-zonen bzw. schmale Säume sollten von diesenMaßnahmen zum Schutz der Fauna ausgespartbleiben.

• Durch ein geeignetes Schnittregime (s.o.) kanndie Dominanz von Hochstauden oder Nitro-phyten zugunsten der angestrebten Wiesenge-sellschaft abgebaut werden. Hierbei ist es sinn-voll, auch die Lebensraumansprüche der Faunazu beachten (vgl. Kap. 2.1, S. 107 und Kap. 1.5)und z.B. nur Teilbereiche in die Wiesennutzungzurückzuführen.

2.5.4 Aufforstungen, Verbuschungen

Zur Wiederherstellung von Feuchtwiesen aus Auf-forstungen in ursprünglichen Wiesenbereichen lie-gen wenig Erfahrungen bzw. dokumentierte Versu-che vor. Die nachfolgenden Angaben beruhen imwesentlichen auf einem publizierten Versuch zurWiederherstellung typischer Magerwiesen auf Fich-tenforstflächen im Roten Moor, Hohe Rhön (BOHN1981). Auf ehemaligen einschürigen Feuchtwiesenmit Überresten der ursprünglichen Vegetation mitRasenschmiele, Wiesenknöterich und Trollblume

wurden vor 15-20 Jahren gepflanzte Fichten gefällt.Das angefallene Holzmaterial wurde vor Ort ver-brannt. Für die erfolgreiche Wiederansiedlung von Feucht-wiesenarten lagen insofern günstige Vorraussetzun-gen vor, als die relevanten Flächen noch Reste desursprünglichen Artenbestandes sowie einen Vorratan keimfähigen Samen enthielten. Für die weitereEntwicklung auf Räumungsflächen ist die an-schließende Pflege maßgeblich (siehe Kap. 2.5.3, S.137).REIF & LÖSCH (1979) berichten von Aufforstun-gen (v.a. Weihnachtsbaumkulturen) auf ehemaligenFeuchtwiesen, deren Ausgangs-Artenbestand mitkleinen Dominanzverschiebungen zumindest übereinige Jahre konserviert wurde. Hier ist zu erwarten,daß nach Entfernung der Jungbäume und Wieder-aufnahme der Bewirtschaftung der Ausgangszu-stand wieder erreicht werden kann, da sich ja dasArteninventar nicht änderte.Ob durch die Rodung älterer Aufforstungen an ehe-maligen Feuchtwiesenstandorten ohne erkennbareFeuchtwiesenrelikte eine Wiederherstellung, bzw.Neuanlage erfolgreich sein könnte, ist bisher nichtbekannt, da derartige Maßnahmen erst in jüngererZeit praktiziert und bisher noch kaum dokumentiertsind. Die Machbarkeit einer Feuchtwiesen-Wieder-herstellung ist auch in diesem Fall sicher abhängigvom Diasporenvorrat im Boden und vom Ausmaßder Standortveränderung (z.B. durch die Rohhu-mussauflage) unter den Fichten. Auch ist zu erwar-ten, daß der Wasserhaushalt im Boden eine Rollespielen wird. Der Großteil der Wiesental-Auffor-stungen ist jedoch noch nicht allzu alt - die großflä-chigen Aufforstungen fanden erst vor 15-25 Jahrenstatt. Ein Engagement bei älteren Aufforstungen istnur bei einer Barrierewirkung sinnvoll, eine Wieder-herstellung, Schutz und Pflege noch "offener" Flä-chen ist effektiver und erfolgversprechender. Rodungen bzw. Entbuschungen bedürfen der Ge-nehmigung bzw. des Einvernehmens mit dem zu-ständigen Staatlichen Forstamt.

2.6 Vernetzung

Der Biotopverbund "will einerseits Schutzgebiets-systeme mit großen Flächen aufbauen und dieseandererseits durch die Sicherung kleinflächiger undlinearer Landschaftsstrukturen miteinander verbin-den und so deren bestehende Isolation mildern"(JEDICKE 1990). Eine Zielsetzung, die gerade fürFeuchtwiesen eine große Rolle spielt. Ein Teil derFeuchtwiesenfauna, v.a. die großen Wiesenbrüter,hat derart große Raumansprüche, daß diese durchUnterschutzstellung einzelner Flächen allein nie er-füllt werden können. Nur über die Vernetzung undden Verbund entsprechender Flächen kann ein Le-bensraum adäquater Größe geschaffen werden (s.Tab. 2/9, S. 140).Biotopverbundsysteme sind nicht nur deswegen inWiesenbrütergebieten von außerordentlicher Be-deutung. Die Wiesenbrüterlebensräume sind meistauch intensiv genutzte Agrarräume, die kaum oder

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

139

Page 34: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

keine verbindenden Strukturelemente mehr aufwei-sen. Hier sind Vernetzungskonzepte wichtiger als inden noch kleinbäuerlich strukturierten Grenzer-tragsgebieten der Mittelgebirge, die noch vermehrtElemente mit Vernetzungsfunktion besitzen.

2.6.1 Vernetzungsstrategien

HEYDEMANN (1983) klassifiziert verschiedeneTypen der Vernetzung zwischen Ökosystemen. Fol-gende spielen auch in der Vernetzung von Feucht-wiesenflächen eine Rolle:

• Vernetzung in räumlich teilisolierten Beständendesselben ökologischen Ökosystemtyps

• Vernetzung zwischen Ökosystemen, die in ei-nem Sukzessionszusammenhang stehen (Flach-moore mit Großseggenrieden und Feuchtwie-sen; Röhrichtzonen mit feuchten Hochstauden-fluren und Bruchwaldbereichen)

• Vernetzung von Ökosystemen die nicht unbe-dingt im Sukzessionszusammenhang stehen,aber wenigstens in Bezug auf wesentliche Fak-toren ökologisch verwandt sind

• Vernetzung zwischen Ökosystemen die unterräumlichen Kontakt stehen, aber ökologischnicht miteinander verwandt sind (Wald begrenztWiese, Hanggebüsch an Bachlauf)

Als Vernetzungsstrategien dienen zwei Möglichkei-ten:

• Die Vernetzung über lineare Elemente, die fürden Biotopverbund von Feuchtwiesen geradezuideal erscheint, da Feuchtwiesen häufig an linea-re Strukturen (Gräben, Bäche, Flüsse) gebundensind

• Die Vernetzung über Trittsteine, die in ersterLinie in agrarisch intensiv genutzten Gebietenohne Linearstrukturen eine Rolle spielt.

Grundsätzlich sollte sich ein Verbundkonzept im-mer an vorhandenen Biotopstrukturen orientierenund diese verknüpfen (z.B. CNIDION-Restvorkom-men über extensiv genutztes Grünland mit Sulzhei-mer Gipshügeln verbinden).

2.6.2 Vernetzung über lineare Elemente

Im Feuchtwiesenbereich ist die Vernetzung überlineare Elemente eine - wie schon erwähnt - gerade-zu ideale Verbundstrategie. Häufig sind lineareStrukturen zwischen Feuchtwiesenflächen schonvorhanden und müssen nur noch extensiviert wer-den, um Vernetzungsfunktion auszuüben. Vor allemin Auebereichen bietet das fließgewässerbegleiten-de Feuchtachsenkontinuum die Grundlage einesVerbundsystemes. Um seine Vernetzungsfunktionzu gewährleisten, ist eine Optimierung (wo vorhan-den), Verbesserung und Wiederherstellung (wo feh-lend oder nicht durchgängig) erstrebenswert.Korridore als Wanderwege verbinden auch Schutz-gebiete und Trittsteine (s. Kap. 2.6.3, S. 142).In Grünlandgebieten bieten folgende Strukturele-mente eine Vernetzungsfunktion an:

• Flüsse und Bäche (allg. Fließgewässer) und de-ren Uferrandstreifen

• Gräben• extensiv genutzte Wiesenrandstreifen• linear entwickelte Feuchtbiotope• künstliche Vorfluter• Wegränder

Diese Vernetzungselemente können auch eine wich-tige Rolle als Ausgangspunkt einer Wiederbesiede-lung gefährdeter Restpopulationen sein (Gräbenz.B. als Rückzugsgebiet vieler Stromtalwiesenar-ten).Zur Gewährleistung funktionierender Vernetzungist die Erhaltung von

• Bächen und Gräben als linear entwickelte Feucht-biotope (vgl. LPK-Bände II.10, II.19) mit rand-lichen Gehölzsäumen und feuchten Staudenflu-ren,

• an Bäche und Gräben (Gewässer) angrenzendenFlächen, die zum Teil noch von Überflutungs-wasser und/oder Grundwasser beeinflußt sind(Feucht- und Naßwiesenstreifen, gewässernah,mindestens 5 m breit)

notwendig.

Art pro Brutpaar FlächenanspruchPopulation

Flächenanspruch

Weißstorch 200 ha

Großer Brachvogel 25 ha 250 ha

Bekassine 1 ha 10 ha

Watvögel (im allgemeinen) 20 ha

Schmetterlinge Heuschrecken

1 ha1 ha

Tabelle 2/9

Raumansprüche von Arten der Feuchtwiesenfauna (JEDICKE 1990 nach RIESS und WOIKE)

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

140

Page 35: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

Abbildung 2/13

Beispiel für die Grundlagenkartierung für ein lokales Verbundsystem, das von den Restvorkommen undBiotopansprüchen einer einzelnen ökologisch hochspezialisierten Art (Maculinea nausithous) ausgeht (SETTELE& GEIßLER 1988)

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

141

Page 36: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

Maßnahmen zur Optimierung von Vernetzungs-funktionen:

• Aufbau von Saumbiotopen (Wiesenraine z.B.mit Breite von mindestens 3-5 m, sukzessiveMahd der Wiesenrandstreifen, Mahd nicht jedesJahr)

• Einrichtung von "Extensivkulturen" in Acker-und Grünlandbereichen als netzartige Randstrei-fen der genutzten Flächen oder als großflächigeExtensivkulturen. JEDICKE (1990) schlägt vor,Äcker und Grünlandflächen von netzartig kon-zipierten Randstreifen mit 10-20m Breite zu um-geben, auf denen keine Herbizide und Insektizi-de ausgebracht werden dürfen, bzw. die nur ein-mal jährlich gemäht werden (Grünland).

• Beseitigung (wo fachlich gut begründbar) vonAufforstungen, die Barrierewirkung besitzenund damit den Verbund unterbrechen.

Extensivstrukturen wie Hochstaudenbereiche undWiesenrandstreifen sind auch als zoologische Ver-bindung wichtig (Heuschrecken, Schmetterlinge).Zur Bedeutung der Gräben und der Fließgewässersamt ihrer Ufer als Vernetzungselemente in Feucht-wiesen- bzw. ehemaligen Feuchtwiesengebietenwird auf die Lebensraumbände "Gräben" (LPK-Band II.10) und "Bäche und Bachufer" (LPK-BandII.19) verwiesen.

2.6.3 Vernetzung über Trittsteine

Diese Strategie zielt auf eine Vernetzung durch flä-chige Trittsteine zwischen vergrößerten und opti-mierten "Reproduktionszentren" ab. Die "Flächig-keit" extensiv genutzter oder ungenutzter Trittsteineist vor allem in intensiv agrarisch genutzten Wiesen-brütergebieten von Bedeutung.Strukturelemente, die Trittsteinfunktion überneh-men können:

• Teiche und Tümpel• Moore, Sümpfe, Brüche• Grünlandbrachen, Staudenfluren, Röhrichte,

Schilfbestände• Gehölzflächen• Feuchtwiesen und Streuwiesen

Dazu JEDICKE (1990): "In Bereichen dominieren-den Grünlandes kommen die Naß-, Streu- undFeuchtwiesen als wichtige Verbundelemente dazu.Im Sinne der als "Ökotone" bezeichneten ’sanftenÜbergänge’ gilt ein besonderes Augenmerk der Er-haltung bzw. Neuschaffung von Gradienten in derFeuchteversorgung von naß über feucht und frischbis trocken. Bei einer entsprechenden extensiven

Nutzungsweise sind die feuchten Wiesen mit denGesellschaften der Gräben und Fließgewässer zuvernetzen."Zur Gewährleistung funktionierender Vernetzungist die Erhaltung von:

• Staudenfluren und Grünlandbrachen, die nur allepaar Jahre gemäht werden (Hochstaudenflurenkönnen durch ihren vielgestaltigen Aufbau rela-tiv viele Tierarten beherbergen. Sie bieten eben-so Wanderungsmöglichkeit für viele Arten. AlsTrittsteine für hygrophile Arten sind sie ebensogeeignet wie als lineare Vernetzungsstruktur ent-lang von Bächen und Gräben.),

• Teiche, Tümpel und Kleingewässer umgeben-den Extensiv-Randstreifen und

• allen kleinflächigen Feuchtstrukturen wie Röh-richte

sinnvoll.

Maßnahmen zur Optimierung von Vernetzungs-funktionen:

• Extensivierung der Nutzung von Feuchtflächen,die Trittsteinfunktion übernehmen können, alsozwischen großflächigen Feucht(wiesen)flächenlokalisiert sind.

Zur Bedeutung von Teichen und Tümpeln als Ver-netzungselemente bzw. Trittsteine wird auf die Le-bensraumbände "Teiche und Weiher" (LPK-BandII.7) und "Stehende Kleingewässer" (LPK-BandII.8) verwiesen.Auch die "Trittsteine" können eine wichtige Rolleals Ausgangspunkt für gefährdete Restpopulationenspielen.

2.6.4 Beispiel: Verbund für den Schwarzblau-en Moorbläuling (Maculinea nausithous)

Um den Bestand der weltweit gefährdeten Schmet-terlingsart zu erhalten (SETTELE & GEIßLER1988) müssen geplante Bebauungen gestrichen, dieMahd von Grabenrändern und Bachuferstreifen ge-schont und diese miteinander verbunden werden.Angepaßt an den Lebensrhythmus dieser Art mußdie Mahd von Grabenrändern, Uferstreifen und aus-gewählten Feuchtwiesen in den September verscho-ben werden. Ebenso sollten Brachflächen vorhan-den sein und Korridore, die diese verbinden. Erstre-benswert ist ein Netz von Brachflächen, die überLinearstrukturen verbunden sind. Abbildung 2/13,S. 141 stellt ein derartiges Verbundsystem, das vonden Restvorkommen und Biotopansprüchen einereinzelnen Art ausgeht, dar.

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.6 Feuchtwiesen � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

142

Page 37: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung...2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung Dieses Kapitel setzt sich mit den Reaktionen der Flora und Fauna von Feuchtwiesen auf Nutzungs-eingriffe

Titelbild: In den höheren Lagen der Ostbayerischen Grenzgebirge, der Rhön und im Alpenrandberei h findet mnn auch heute noch, wenngleich immer seltener, blütenrei ·he Bergwiesen die nw: eh1- bis zweimal gemäht werden. Abgebildet i t eine durch den Scblangenknöterich (Polygpnum bistorta) gekenn­

zeichnete feuchtere AusbilduJlg der St rch cbnabe t - Goldhafer- Wiese (GERANlO-TRrSETETUM FLAVES 'ENTl ). Neben der Bedeutung für den Altenschutz kommt diesen im Frühsomm r sehr fru·benprächtigen Wiesen gerade in Fremdenverkehrsgebieten auch ein bohe1· Erb Lungs- und Erlebniswet1 zu. (Foto: Dr. Herbert Preiß , ANL)

Landschaftspflegekonzept Bayern, Band II.6 Lebensraumtyp Feuchtwiesen

ISBN 3-924374-97-X

Zitiervorschlag: So·obel CIL und HölzeJ, N. (1994): Lebensraumtyp Feucbtwiesen.- Landschaftspflegekonzept Bayern, Band 11.6 (Alpeninsti.tut Bremen GmbH, Projektleiter A. Ringler); E-�hsg.: Bayerische Staatsministerium Jil.r Landesentwicklung und Umweltfragen (StMLU) und Bayerische Akademie für Natw·schutz und Land chartspflege (ANL). 204 Seiten; München

Die Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege ist eine dem Geschäftsbereich des Bayerischen

Staatsministeriums für Landesentwicklung und Umweltfragen angehörende Eimichtung.

Auftraggeber:

Auftragnehmer:

Projektleitung:

Bearbeitung: Mitarbeit:

Redaktion:

Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen Rosenkavalierplatz 2, 81925 München, Tel. 089/9214-0 Alpeninstitut GmbH Friedrich-Mißler-Str. 42, 28211 Bremen, Tel. 0421/20326 Alfred Ringler

Christine Strobel, Norbert Hölzel Markus Bräu (Zoologie), Jochen Weber, Reinhard Engelmann Detlef Roßmann, Sissi Vanassios, Susanne Amold

Schriftleitung und Redaktion bei der Herausgabe: Michael Grauvogl (StMLU) Dr. Notker Mallach (ANL) Marianne Zimmermann (ANL)

Hinweis: Die imLandschaftspflegekonzept Bayern (LPK) vertretenen An chauungen und Bewertungen sind Meinungen des oder der Verfasser(s) und werden nicht notwendigerweise äufgrund ihrer Darstellung im Rahmen des LPK vom

Bayerischen Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen geteilt.

Die Herstellung von Vervielfältigungen- auch auszugsweise- aus den Veröffentlichungen der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege sowie deren Benutzung zur Herstellung anderer Veröffentlichungen bedürfen der schriftlichen Genehmigung.

Satz: ANL Druck und Bindung: Fa. Grauer, Laufen Druck auf Recyclingpapier (aus 100% Altpapier)