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Linthgebiet 4 Linth-Zeitung Donnerstag, 15. November 2007 Schänis Wie Feng-Shui den Alltag belebt Auf Einladung der Frauen- gemeinschaft referierte Edith Hämmerli aus Schänis über die altchinesische Kunst der Harmonie. Feng-Shui: Damit soll ein gesunder, harmonischer und inspirierender Le- bensraum geschaffen werden, der Krea- tivität steigert und das Wohlbefinden stärkt. Dabei steht der Mensch im Zen- trum: «Positive wie auch negative Ener- gien fliessen stetig durch unsere Woh- nungen und beeinflussen unsere Le- bensqualität. Feng-Shui kann durch op- timale Ausrichtung des Wohnraumes unser Wohlbefinden erheblich stei- gern.» Mit ihren Ausführungen ver- mochte Referentin Edith Hämmerli die rund 50 Interessierten zu fesseln. Kom- petent vermittelte sie ihre Erfahrungen mit dem «Chi» als Lebenselexier, dem Gleichgewicht von Yin und Yang, den fünf Elementen sowie dem «Drei-Türen- Ba-Gua». Auf einfache Weise verstand es Edith Hämmerli, all diese Fachbegrif- fe auch den Feng-Shui-Neulingen näher zu bringen. «Entrümpeln Sie Ihren Estrich und den Keller, das kann sehr befreiend wirken», sagte sie. Wenn die Elemente Yin und Yang ausgeglichen sind, ist der Mensch im Gleichgewicht. Alle Dinge dieser Welt werden den fünf Grundelementen Feuer, Metall, Erde, Holz und Wasser zugeordnet. Für den Laien etwas schwieriger nachvollziehbar gestaltete sich die Be- rechnung des «Ba Gua». Das Drei-Tü- ren-Ba-Gua untersucht den Grundriss einer Wohnung oder eines Hauses und teilt diesen in acht verschiedene Le- bensbereiche auf. Regelmässiges Lüften Edith Hämmerli erklärte ihr Vorge- hen bei einer Beratung. Sie benötigt da- zu einen Plan vom Haus oder der Woh- nung, um das Ba Gua zu berechnen. Für die fünf Elemente braucht sie die Geburtsdaten aller Familienmitglieder. Anschliessend besucht sie die Ratsu- chenden zuhause. Jetzt werden Farben und Einrichtungsgegenstände, optimale Schlafbereiche, Schlaf- und Sitzrichtun- gen ermittelt. «Lösungsvorschläge sind so individuell und spannend wie die je- weiligen Hausbewohner», erläuterte sie dazu. Als einfaches Wundermittel zur Verbesserung des Energieflusses emp- fahl sie das regelmässige Lüften der Räume. (pd) Rapperswil Schaer ist Präsident des Fraueneishockeys Anlässlich ihrer Sitzung im Frühjahr haben die Clubs der Schweizer Frauen- eishockeyliga beschlossen, ihre Struktu- ren mit einem Exekutiv-Gremium, der Fraueneishockeykommission, zu ergän- zen. Als erster Präsident wurde nun am vergangenen Wochenende der ehemali- ge Rapperswiler Alexander Schaer ge- wählt. Schaer verfügt über langjährige Erfahrung in Frauensportarten, so bei- spielsweise aufgrund seiner Tätigkeit beim FFC Rapperswil-Jona (2000–2005) oder FFC Bern (seit 2005) sowie als CEO eines auf Frauensportarten spezialisier- ten Marketingbüros. Ziel und Zweck der Fraueneishockeykommission ist es nicht zuletzt, die Vereine bei ihrer Ar- beit zu unterstützen und als zentrale Anlaufstelle für Fragen zum Schweizer Fraueneishockey zu dienen. Dies um- fasst insbesondere auch die Hilfestel- lung zur Lösung nationaler Probleme, beispielsweise in den Bereichen Trans- ferwesen und Ausländerinnenregelung. Die Schaffung des Exekutiv-Gremiums stellt einen weiteren Schritt zur Profes- sionalisierung im Schweizer Fraueneis- hockey (aktuelle Nr. 5 der Welt) dar, welche nicht zuletzt auch mit der Lan- cierung des «Swiss Women’s Cup», dem einzigen Cup-Turnier im Schweizer Eis- hockey überhaupt mit Finale in Wetzi- kon ZH, ihren Anfang nahm. (pd) Veloweltreise In 4 Jahren und 7 Monaten mit dem Fahrrad um die Welt gereist Überall willkommen geheissen Am 1. April 2003 starteten Pe- ter Käser und Bea Truttmann ihre Veloweltreise in Zürich. Ihr erster Halt war Rappers- wil. Vor Kurzem sind sie, um einige Erfahrungen reicher, zurückgekehrt. Tanya König In 55 Monaten sind Peter Käser (1966) und Bea Truttmann (1968), nach ihrer Verabschiedung von Peter Käsers Bruder Ruedi in Rapperswil, mit ihren Stahlvelos durch 33 Länder gereist. Da- bei haben sie 26 Pneus gebraucht und 22 Speichenbrüche erlitten. Käser sagt: «Unser Ziel war es, eine Linie um die Er- de zu ziehen. Und unsere Philosophie war, langsam zu reisen. Wir wollten uns Zeit lassen und nie ein Flugzeug benut- zen. Dadurch hatten wir nie einen Kul- turschock erlebt. Auf dem Land sind wir mit dem Velo gefahren und über Wasser mit dem Schiff.» Ihren ersten längeren Aufenthalt von drei Monaten legten sie in der Türkei ein, und die nächsten drei Monate reis- ten sie durch den Iran. Damals hatte ge- rade der Krieg im Irak begonnen, und das Paar war in Ostanatolien nur noch 20 Kilometer von der Grenze zum Irak entfernt. «Wir haben vorsichtshalber ei- ne Schweizer Flagge an unsere Velos ge- hängt, damit die Einwohner wussten, dass wir keine Amerikaner oder Briten sind. Die Leute haben uns sehr gut auf- genommen. Es gab sogar Personen, die uns nach Arzneimitteln fragten, weil sie uns für Personal des ‹Roten Kreuzes› hielten», sagt Käser. Die beiden erzäh- len, sie hätten sehr schöne Begegnun- gen gehabt und in den muslimischen Ländern die nettesten Leute der Welt getroffen. In einem Laden im Iran habe der Ladenbesitzer das Paar mit «Wel- come to my country, welcome to my ci- ty and especially welcome to my shop» begrüsst. «Bei den Muslimen sind Rei- sende sehr hoch gestellt. Wir wurden überall willkommen geheissen. Nie wollte uns jemand zu seinem Glauben bekehren.» Einzig in den USA und in Mexiko wollten Amerikaner die beiden Atheisten auf den rechten Weg führen, erzählt Käser. Smogstädte in China und Mexiko Über den Persischen Golf gings dann nach Dubai und von dort nach Indien, wo sie ein halbes Jahr unterwegs wa- ren. Sie reisten über Pakistan nach Chi- na. «In Westchina ist der Einfluss aus Zentralasien sehr gross», sagt Trutt- mann. Die Leute dort sähen nicht aus, wie man sich die typischen Chinesen vorstellt. Man könne sich mit ihnen sehr gut mit Türkisch verständigen. Die Veloweltreisenden fuhren der nörd- lichen Seidenstrasse entlang über die Taklamakanwüste bis nach Hongkong. «In China gibt es extrem viele Smog- städte, und bei keinem einzigen Fluss konnten wir den Grund sehen, so ver- schmutzt waren sie», bedauert Trutt- mann. Über Vietnam, Laos, Thailand und Malaysia gings nach Singapur und dann mit einem Frachtschiff nach To- kio und von Shimonoseki mit der Fäh- re nach Südkorea. Mit einem über 300 Meter langen Kahn gelangten sie dann in neun Tagen nach Seattle, USA. Nun waren sie bereits 2,5 Jahre mit dem Ve- lo unterwegs. In Mexico City mussten sie mit einer Schutzmaske fahren, da die Luft so verschmutzt war. «Wir wa- ren auf dem Gebirge und guckten ins Tal nach Mexico City hinunter und sa- hen einfach nur einen verrauchten Kes- sel», erzählt Käser. In Südamerika waren sie in den An- den unterwegs. Durchschnittlich fuhren die beiden dort meist auf 3800 Meter über Meer. In Bolivien waren sie über den «Salar de Uyuni», einen so genann- ten Salzsee, gefahren. Alles war weiss und eine einzige Salzkruste. «Es war der einzige Ort, an dem wir einen Kompass benutzen mussten, da wir nichts ausser Salz und ein paar Inseln mit Kakteen se- hen konnten.» Auf diesem «Salzsee» sei ihnen ein schwarzer Hund, den sie «Ne- grito» tauften, rund 130 Kilometer ge- folgt. «Die Salzkristalle waren messer- scharf, sodass dem Hund die Pfoten schmerzten. Wir haben ihm darauf So- cken angezogen, damit er besser laufen konnte», sagt Käser. Auf diesem «Salzsee» haben sie bei minus 20 Grad Celsius gezeltet. Als Bettflaschen benutzten sie ihre Alumini- um-Trinkflaschen, die sie mit kochen- dem Wasser füllten. Zusammen führten sie, wie auch schon in der Wüste in Chi- na, 24 Liter Wasser bei sich. Mit diesem duschten sie sogar täglich. «Pro Nase brauchten wir 1,5 Liter zum Duschen. Das Wasser kochten wir, damit es warm war, und füllten es in einen Bidon, der uns als Dusche nützlich war», sagt Truttmann. Mit wenig auskommen «Wir haben gelernt, mit wenig auszu- kommen. Während über vier Jahren transportierten wir auf unseren je 70 Ki- logramm schweren Velos eine Küche, ein Schlafzimmer in Form eines Zeltes, unseren Kleiderschrank und eine Werk- statt, um allenfalls etwas am Velo zu fli- cken», erzählt das Paar. Bolivien sei etwas vom Härtesten, das sie erlebt hätten. Lediglich fünf Pro- zent der Strassen seien asphaltiert. «Die Räder sind uns oft im Sand eingesun- ken, weshalb wir unsere Velos stunden- lang schieben mussten», erzählt Bea Truttmann. Auch am ‹Ende der Welt› – in Patagonien – hatte es das Paar nicht leicht. Der Wind war mit einer Ge- schwindigkeit von bis zu 120 Kilometer pro Stunde extrem stark. Dieser hätte sie fast vom Velo geblasen. Meistens fuhren sie in der Schieflage – gegen den Wind gelehnt –, um ihm etwas entge- genzuwirken. «In den zwei Monaten, die wir in Patagonien unterwegs waren, rauschte der Wind durchgehend in un- seren Ohren. Doch eines Nachts um 2 Uhr war es plötzlich totenstill. Wir wachten auf. Der Wind hatte aufgehört zu blasen. Darauf sind wir sofort aufge- standen, haben unsere Sachen zusam- mengepackt und sind weitergefahren.» Südamerika sei ein sehr rauer Kontinent und dünn besiedelt, was das Velofahren erschwere, äussern sie. In Argentinien trafen sie auf sehr sympathische Leute. Was sie jedoch et- was erschreckt habe, waren die riesigen genmanipulierten Soja- und Weizenfel- der. «Die Landbesitzer haben das Ge- fühl, sie seien die Ernährer der Welt. Stolz geben sie preis, dass sie die besten Pestizide für ihre Felder benutzen. Sie sagen, sie seien keine Bauern, sondern Unternehmer. Wir nannten die Felder ‹Open-Air-Fabriken›.» Man sehe auf den Feldern keine Menschen, sondern nur eine Maschine, die das Feld bearbeite. Die Kleinbauern gingen dadurch leider unter. Des Weiteren waren die beiden Schweizer in Argentinien über die Vieh- zucht entsetzt. «Als wir dort waren, hat es viel geregnet, sodass die Felder über- schwemmt waren. 27 000 Kühe sind deswegen verhungert. Die Viehhalter haben keine Trockenfutterbestände, um ihre Tiere zu ernähren. Wir haben rund 1000 Kühe gesehen, die elend am Stras- senrand verreckt sind, und keiner der ‹Gauchos› bemühte sich, die Tiere we- nigstens zu erschiessen», bedauern Kä- ser und Truttmann. Die Früchte der Reise tragen Das Paar lebt seit seiner Rückkehr am 3. November bei Ruedi Käser in der Rapperswiler Altstadt. Nun suchen die beiden eine Wohnung. «Wir sind für den Anfang sogar mit einer 1-Zimmer- Wohnung zufrieden», sagt Peter Käser. Nach dieser Veloweltreise hätten sie kei- ne grossen Ansprüche mehr. Peter Käser wird ein Buch über ihre Erfahrungen und Erlebnisse schreiben. Zusätzlich sind Diavorträge geplant. Ih- re Reise sei noch nicht beendet, das Nachhause-Kommen gehöre ebenfalls zur Reise. Zurück in ihrer Heimat, wer- den sie sich Ausländern gegenüber stil- voller verhalten als noch vor der Reise. Sie werden sie auch mit einem Lächeln und offenen Herzen willkommen heis- sen, so wie sie selbst überall auf der Welt aufgenommen worden sind. www.gesundheit-energie.ch/bea.peter.html Auf dem bolivianischen Altiplano: Peter Käser und Bea Truttmann sind 40 000 Kilometer gefahren. (zvg) Unterwegs im Zagros-Gebirge im Iran posiert Peter Käser fürs Foto. Mit ihrem schwerbeladenen Velo war Bea Truttmann die Attraktion.

Mit dem Fahrrad um die Welt

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In vier Jahren mit dem Fahrrad um die Welt

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Linthgebiet 4Linth-Zeitung Donnerstag, 15. November 2007

Schänis

Wie Feng-Shuiden Alltag belebtAuf Einladung der Frauen-gemeinschaft referierte EdithHämmerli aus Schänis überdie altchinesische Kunst derHarmonie.

Feng-Shui: Damit soll ein gesunder,harmonischer und inspirierender Le-bensraum geschaffen werden, der Krea-tivität steigert und das Wohlbefindenstärkt. Dabei steht der Mensch im Zen-trum: «Positive wie auch negative Ener-gien fliessen stetig durch unsere Woh-nungen und beeinflussen unsere Le-bensqualität. Feng-Shui kann durch op-timale Ausrichtung des Wohnraumesunser Wohlbefinden erheblich stei-gern.» Mit ihren Ausführungen ver-mochte Referentin Edith Hämmerli dierund 50 Interessierten zu fesseln. Kom-petent vermittelte sie ihre Erfahrungenmit dem «Chi» als Lebenselexier, demGleichgewicht von Yin und Yang, denfünf Elementen sowie dem «Drei-Türen-Ba-Gua». Auf einfache Weise verstandes Edith Hämmerli, all diese Fachbegrif-fe auch den Feng-Shui-Neulingen näherzu bringen. «Entrümpeln Sie IhrenEstrich und den Keller, das kann sehrbefreiend wirken», sagte sie. Wenn dieElemente Yin und Yang ausgeglichensind, ist der Mensch im Gleichgewicht.Alle Dinge dieser Welt werden den fünfGrundelementen Feuer, Metall, Erde,Holz und Wasser zugeordnet.

Für den Laien etwas schwierigernachvollziehbar gestaltete sich die Be-rechnung des «Ba Gua». Das Drei-Tü-ren-Ba-Gua untersucht den Grundrisseiner Wohnung oder eines Hauses undteilt diesen in acht verschiedene Le-bensbereiche auf.

Regelmässiges LüftenEdith Hämmerli erklärte ihr Vorge-

hen bei einer Beratung. Sie benötigt da-zu einen Plan vom Haus oder der Woh-nung, um das Ba Gua zu berechnen. Fürdie fünf Elemente braucht sie dieGeburtsdaten aller Familienmitglieder.Anschliessend besucht sie die Ratsu-chenden zuhause. Jetzt werden Farbenund Einrichtungsgegenstände, optimaleSchlafbereiche, Schlaf- und Sitzrichtun-gen ermittelt. «Lösungsvorschläge sindso individuell und spannend wie die je-weiligen Hausbewohner», erläuterte siedazu. Als einfaches Wundermittel zurVerbesserung des Energieflusses emp-fahl sie das regelmässige Lüften derRäume. (pd)

Rapperswil

Schaer ist Präsidentdes Fraueneishockeys

Anlässlich ihrer Sitzung im Frühjahrhaben die Clubs der Schweizer Frauen-eishockeyliga beschlossen, ihre Struktu-ren mit einem Exekutiv-Gremium, derFraueneishockeykommission, zu ergän-zen. Als erster Präsident wurde nun amvergangenen Wochenende der ehemali-ge Rapperswiler Alexander Schaer ge-wählt. Schaer verfügt über langjährigeErfahrung in Frauensportarten, so bei-spielsweise aufgrund seiner Tätigkeitbeim FFC Rapperswil-Jona (2000–2005)oder FFC Bern (seit 2005) sowie als CEOeines auf Frauensportarten spezialisier-ten Marketingbüros. Ziel und Zweck derFraueneishockeykommission ist esnicht zuletzt, die Vereine bei ihrer Ar-beit zu unterstützen und als zentraleAnlaufstelle für Fragen zum SchweizerFraueneishockey zu dienen. Dies um-fasst insbesondere auch die Hilfestel-lung zur Lösung nationaler Probleme,beispielsweise in den Bereichen Trans-ferwesen und Ausländerinnenregelung.Die Schaffung des Exekutiv-Gremiumsstellt einen weiteren Schritt zur Profes-sionalisierung im Schweizer Fraueneis-hockey (aktuelle Nr. 5 der Welt) dar,welche nicht zuletzt auch mit der Lan-cierung des «Swiss Women’s Cup», demeinzigen Cup-Turnier im Schweizer Eis-hockey überhaupt mit Finale in Wetzi-kon ZH, ihren Anfang nahm. (pd)

Veloweltreise In 4 Jahren und 7 Monaten mit dem Fahrrad um die Welt gereist

Überall willkommen geheissenAm 1. April 2003 starteten Pe-ter Käser und Bea Truttmannihre Veloweltreise in Zürich.Ihr erster Halt war Rappers-wil. Vor Kurzem sind sie, umeinige Erfahrungen reicher,zurückgekehrt.

Tanya König

In 55 Monaten sind Peter Käser(1966) und Bea Truttmann (1968), nachihrer Verabschiedung von Peter KäsersBruder Ruedi in Rapperswil, mit ihrenStahlvelos durch 33 Länder gereist. Da-bei haben sie 26 Pneus gebraucht und22 Speichenbrüche erlitten. Käser sagt:«Unser Ziel war es, eine Linie um die Er-de zu ziehen. Und unsere Philosophiewar, langsam zu reisen. Wir wollten unsZeit lassen und nie ein Flugzeug benut-zen. Dadurch hatten wir nie einen Kul-turschock erlebt. Auf dem Land sindwir mit dem Velo gefahren und überWasser mit dem Schiff.»

Ihren ersten längeren Aufenthalt vondrei Monaten legten sie in der Türkeiein, und die nächsten drei Monate reis-ten sie durch den Iran. Damals hatte ge-rade der Krieg im Irak begonnen, unddas Paar war in Ostanatolien nur noch20 Kilometer von der Grenze zum Irakentfernt. «Wir haben vorsichtshalber ei-ne Schweizer Flagge an unsere Velos ge-hängt, damit die Einwohner wussten,dass wir keine Amerikaner oder Britensind. Die Leute haben uns sehr gut auf-genommen. Es gab sogar Personen, dieuns nach Arzneimitteln fragten, weil sieuns für Personal des ‹Roten Kreuzes›hielten», sagt Käser. Die beiden erzäh-len, sie hätten sehr schöne Begegnun-gen gehabt und in den muslimischenLändern die nettesten Leute der Weltgetroffen. In einem Laden im Iran habeder Ladenbesitzer das Paar mit «Wel-come to my country, welcome to my ci-ty and especially welcome to my shop»begrüsst. «Bei den Muslimen sind Rei-sende sehr hoch gestellt. Wir wurdenüberall willkommen geheissen. Niewollte uns jemand zu seinem Glaubenbekehren.» Einzig in den USA und inMexiko wollten Amerikaner die beidenAtheisten auf den rechten Weg führen,erzählt Käser.

Smogstädte in China und MexikoÜber den Persischen Golf gings dann

nach Dubai und von dort nach Indien,wo sie ein halbes Jahr unterwegs wa-ren. Sie reisten über Pakistan nach Chi-na. «In Westchina ist der Einfluss ausZentralasien sehr gross», sagt Trutt-mann. Die Leute dort sähen nicht aus,wie man sich die typischen Chinesenvorstellt. Man könne sich mit ihnensehr gut mit Türkisch verständigen.Die Veloweltreisenden fuhren der nörd-lichen Seidenstrasse entlang über dieTaklamakanwüste bis nach Hongkong.«In China gibt es extrem viele Smog-städte, und bei keinem einzigen Fluss

konnten wir den Grund sehen, so ver-schmutzt waren sie», bedauert Trutt-mann. Über Vietnam, Laos, Thailandund Malaysia gings nach Singapur unddann mit einem Frachtschiff nach To-kio und von Shimonoseki mit der Fäh-re nach Südkorea. Mit einem über 300Meter langen Kahn gelangten sie dannin neun Tagen nach Seattle, USA. Nunwaren sie bereits 2,5 Jahre mit dem Ve-lo unterwegs. In Mexico City musstensie mit einer Schutzmaske fahren, dadie Luft so verschmutzt war. «Wir wa-ren auf dem Gebirge und guckten insTal nach Mexico City hinunter und sa-hen einfach nur einen verrauchten Kes-sel», erzählt Käser.

In Südamerika waren sie in den An-den unterwegs. Durchschnittlich fuhrendie beiden dort meist auf 3800 Meterüber Meer. In Bolivien waren sie überden «Salar de Uyuni», einen so genann-ten Salzsee, gefahren. Alles war weissund eine einzige Salzkruste. «Es war dereinzige Ort, an dem wir einen Kompassbenutzen mussten, da wir nichts ausserSalz und ein paar Inseln mit Kakteen se-hen konnten.» Auf diesem «Salzsee» seiihnen ein schwarzer Hund, den sie «Ne-grito» tauften, rund 130 Kilometer ge-folgt. «Die Salzkristalle waren messer-scharf, sodass dem Hund die Pfotenschmerzten. Wir haben ihm darauf So-cken angezogen, damit er besser laufenkonnte», sagt Käser.

Auf diesem «Salzsee» haben sie beiminus 20 Grad Celsius gezeltet. AlsBettflaschen benutzten sie ihre Alumini-um-Trinkflaschen, die sie mit kochen-dem Wasser füllten. Zusammen führtensie, wie auch schon in der Wüste in Chi-na, 24 Liter Wasser bei sich. Mit diesemduschten sie sogar täglich. «Pro Nasebrauchten wir 1,5 Liter zum Duschen.Das Wasser kochten wir, damit es warm

war, und füllten es in einen Bidon, deruns als Dusche nützlich war», sagtTruttmann.

Mit wenig auskommen«Wir haben gelernt, mit wenig auszu-

kommen. Während über vier Jahrentransportierten wir auf unseren je 70 Ki-logramm schweren Velos eine Küche,ein Schlafzimmer in Form eines Zeltes,unseren Kleiderschrank und eine Werk-statt, um allenfalls etwas am Velo zu fli-cken», erzählt das Paar.

Bolivien sei etwas vom Härtesten,das sie erlebt hätten. Lediglich fünf Pro-zent der Strassen seien asphaltiert. «DieRäder sind uns oft im Sand eingesun-ken, weshalb wir unsere Velos stunden-lang schieben mussten», erzählt BeaTruttmann. Auch am ‹Ende der Welt› –in Patagonien – hatte es das Paar nichtleicht. Der Wind war mit einer Ge-schwindigkeit von bis zu 120 Kilometerpro Stunde extrem stark. Dieser hättesie fast vom Velo geblasen. Meistensfuhren sie in der Schieflage – gegen denWind gelehnt –, um ihm etwas entge-genzuwirken. «In den zwei Monaten,die wir in Patagonien unterwegs waren,rauschte der Wind durchgehend in un-seren Ohren. Doch eines Nachts um 2Uhr war es plötzlich totenstill. Wirwachten auf. Der Wind hatte aufgehörtzu blasen. Darauf sind wir sofort aufge-standen, haben unsere Sachen zusam-mengepackt und sind weitergefahren.»Südamerika sei ein sehr rauer Kontinentund dünn besiedelt, was das Velofahrenerschwere, äussern sie.

In Argentinien trafen sie auf sehrsympathische Leute. Was sie jedoch et-was erschreckt habe, waren die riesigengenmanipulierten Soja- und Weizenfel-der. «Die Landbesitzer haben das Ge-fühl, sie seien die Ernährer der Welt.

Stolz geben sie preis, dass sie die bestenPestizide für ihre Felder benutzen. Siesagen, sie seien keine Bauern, sondernUnternehmer. Wir nannten die Felder‹Open-Air-Fabriken›.» Man sehe auf denFeldern keine Menschen, sondern nureine Maschine, die das Feld bearbeite.Die Kleinbauern gingen dadurch leiderunter. Des Weiteren waren die beidenSchweizer in Argentinien über die Vieh-zucht entsetzt. «Als wir dort waren, hates viel geregnet, sodass die Felder über-schwemmt waren. 27 000 Kühe sinddeswegen verhungert. Die Viehhalterhaben keine Trockenfutterbestände, umihre Tiere zu ernähren. Wir haben rund1000 Kühe gesehen, die elend am Stras-senrand verreckt sind, und keiner der‹Gauchos› bemühte sich, die Tiere we-nigstens zu erschiessen», bedauern Kä-ser und Truttmann.

Die Früchte der Reise tragenDas Paar lebt seit seiner Rückkehr

am 3. November bei Ruedi Käser in derRapperswiler Altstadt. Nun suchen diebeiden eine Wohnung. «Wir sind fürden Anfang sogar mit einer 1-Zimmer-Wohnung zufrieden», sagt Peter Käser.Nach dieser Veloweltreise hätten sie kei-ne grossen Ansprüche mehr.

Peter Käser wird ein Buch über ihreErfahrungen und Erlebnisse schreiben.Zusätzlich sind Diavorträge geplant. Ih-re Reise sei noch nicht beendet, dasNachhause-Kommen gehöre ebenfallszur Reise. Zurück in ihrer Heimat, wer-den sie sich Ausländern gegenüber stil-voller verhalten als noch vor der Reise.Sie werden sie auch mit einem Lächelnund offenen Herzen willkommen heis-sen, so wie sie selbst überall auf derWelt aufgenommen worden sind.

www.gesundheit-energie.ch/bea.peter.html

Auf dem bolivianischen Altiplano: Peter Käser und Bea Truttmann sind 40 000 Kilometer gefahren. (zvg)

Unterwegs im Zagros-Gebirge im Iran posiert Peter Käser fürs Foto.Mit ihrem schwerbeladenen Velo war Bea Truttmann die Attraktion.