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MODUL ÜBERBLICK Basiswissen für die Lokale Agenda 21 Das Projekt wurde von der Europäischen Kommission und vom Bundesamt für Bildung und Wissenschaft der Schweiz gefördert. Die vorliegenden Unterlagen geben die Sicht der Autoren wieder, die Fördermittelgeber können nicht für die Folgen einer Nutzung dieser Materialien zur Verantwortung gezogen werden. Bearbeitung: Matthew Lamb, LKT (AT) unter Mitwirkung von: Christina Rocha, Dora Palma INETI (PT) Manfred Walser, IDT-HSG Gudrun Lettmayr, Daniele Haiböck-Sinner, JOINTS (AT) Kim Christiansen, 2-0 LCA (DK) Ibon Zugasti, PROSPEKTIKER (ES) Joao Farinha, Univ. Nova de Lisboa (PT) Alexander Zidansek, ISCD (SI) sowie den VertreterInnen der Pilotregionen im Praxistest: ÖLE Landentwicklung Steiermark (AT) Gladsaxe Community (DK) Goieki Agencia de Desarollo (ES) Impuls Agenda 21 (CH) Camara Municipal de Torres Vedras (PT) Razvojna Agencija Zgornje Gorenjske (SI)

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MODUL ÜBERBLICK Basiswissen für die Lokale Agenda 21

Das Projekt wurde von der Europäischen Kommission und vom Bundesamt für Bildung und Wissenschaft der Schweiz gefördert. Die vorliegenden Unterlagen geben die Sicht der Autoren wieder, die Fördermittelgeber können nicht für die Folgen einer Nutzung dieser

Materialien zur Verantwortung gezogen werden.

Bearbeitung: Matthew Lamb, LKT (AT) unter Mitwirkung von:

Christina Rocha, Dora Palma INETI (PT) Manfred Walser, IDT-HSG Gudrun Lettmayr, Daniele Haiböck-Sinner, JOINTS (AT) Kim Christiansen, 2-0 LCA (DK) Ibon Zugasti, PROSPEKTIKER (ES) Joao Farinha, Univ. Nova de Lisboa (PT) Alexander Zidansek, ISCD (SI)

sowie den VertreterInnen der Pilotregionen im Praxistest: ÖLE Landentwicklung Steiermark (AT) Gladsaxe Community (DK) Goieki Agencia de Desarollo (ES) Impuls Agenda 21 (CH) Camara Municipal de Torres Vedras (PT) Razvojna Agencija Zgornje Gorenjske (SI)

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Modul 1: Überblick Seite 2

Abbildung 1: Der “top-down” und “bottom-up” Ansatz der Lokalen Agenda 21.................... 4 Abbildung 2: Die drei Dimensionen einer Nachhaltigen Entwicklung und ihr Beitrag

zum menschlichen Leben ............................................................................................... 8 Abbildung 3: Die Nachhaltigkeitsblume nach SCHLEICHER-TAPPESER ET AL., 1997;

THIERSTEIN ET AL., 2000 .................................................................................................... 9 Abbildung 4: Organisationsstruktur für die Lokale Agenda 21 in Österreich. ........................ 15 Abbildung 5: Anzahl Lokaler Agenda 21 Prozesse sortiert nach dem Startjahr für Österreich

gesamt und für die Bundesländer ..................................................................................... 16 Abbildung 6: Die politische Organisation zur Umsetzung der Agenda 21 in der Schweiz

rc(96) ................................................................................................................................ 54 Abbildung 7: Ablauf einer Nachhaltigkeitsbeurteilung rc(99)) ............................................... 56 Abbildung 8: schematische Darstellung von Prozessschritten einer Lokalen Agenda 21 ....... 60

Ziele Dieses Modul ist als kurze Einführung in die Lokale Agenda 21 und deren Hintergründe in einem internationalem Kontext ausgestaltet. Die grundlegenden Informationen sind auf alle Zielgruppen ausgerichtet und sollen den Menschen helfen sowohl die generellen Konzepte und Wege von Lokalen Agenda 21 Umsetzungen einzelner Mitgliedstaaten der EU als auch einzelne gesetzgebende Betrachtungen, wichtige Organisationen und Verträge, finanzielle Überlegungen und Möglichkeiten, die bei der Planung eines Lokale Agenda 21 Prozesses in der eigenen Gegend wichtig sind. Dies soll nicht nur dazu dienen die Lokale Agenda 21 im eigenen Land zu verstehen sondern auch Einblicke in die wesentlichen Ansätze und Überlegungen aus anderen Regionen Europas zu gewähren.

In jedem Kapitel werden dem Leser eine Serie Kontrollfragen zur Verfügung gestellt, welche die wichtigsten Aspekte herausstreicht, die jemandem der in die Lokale Agenda 21 involviert ist, nützlich sein sollten.

Zusätzliche zu den Fakten, Zahlen und wesentlichen Informationen, die zum Verständnis der Lokalen Agenda 21 in einem breiteren Kontext notwendig sind, wird dem Benutzer die Möglichkeit gegeben, die Meinung über was die Lokale Agenda 21 bedeutet von anderen Leuten zu lesen und zu kommentieren und die eigenen Meinung kundzutun. Benutzer können zudem Beschriebe wie die Lokale Agenda 21 in ihrer eigenen Region umgesetzt wurde einreichen. Damit soll eine nützliche Sammlung an Erfahrungsberichten entstehen.

Wo immer möglich wurden spezielle “technische Begriffe” in einem kurzen Glossar beschrieben. Die Erklärungen erscheinen auf dem Bildschirm, wenn mit der Maus auf eines dieser Wörter gezeigt wird.

Lernziele

Am Ende dieses Moduls soll der/die BenutzerIn einen Überblick haben über:

• Inhalte und Auswirkungen einer Lokalen Agenda 21,

• Vorteile der Lokalen Agenda 21,

• wichtige Meilensteine, Dokumente und Ereignisse, die es weltweit im Zusammenhang mit Lokaler Agenda 21 gibt,

• grundlegende Gedanken der Nachhaltigkeit und deren Wechselwirkungen mit der Lokalen Agenda 21,

• die wichtigsten Definitionen und Begriffe,

• in groben Zügen die Umsetzung der Lokalen Agenda 21 in den Partnerländern des EU-Projekts Train to LA 21 (Dänemark, Österreich, Portugal, Schweiz, Slowenien, Spanien),

• wichtige Rahmenbedingungen für die Umsetzung der Lokalen Agenda 21 in den Partnerländern,

• wesentliche Strukturen, auf die sie sich stützen kann,

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Modul 1: Überblick Seite 3

• einen Überblick über die wesentlichen Schritte, die für einen Lokale Agenda 21 Prozess nötig sind,

• die typischen Aufgaben, die jeder dieser Schritte mit sich bringt,

• sowie die entsprechenden Rollen und Verantwortlichkeiten der verschiedenen Stakeholder.

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Modul 1: Überblick Seite 4

I Lokale Agenda 21 und Nachhaltigkeit Das Kapitel beschäftigt sich mit den grundlegenden Aspekten der Agenda 21 und wie sie auf lokaler Ebene umgesetzt werden können. Außerdem werden die Entstehungsgeschichte der Lokale Agenda 21 Bewegung behandelt und ihre Beziehung zur Nachhaltigen Entwicklung vorgestellt. Dazu gibt es einen Überblick über Dokumente, die in diesem Zusammenhang von Bedeutung sind,.

I.1 Understanding what it is Die Lokale Agenda 21 kann als die Erstellung und die Umsetzung eines Plans auf lokaler Ebene betrachtet werden, mit dem eine nachhaltige Entwicklung erreicht werden soll. Dies schließt für gewöhnlich einen Prozess ein, der sich aus einer Reihe von Massnahmen und Projekten zusammensetzt. Sowohl bei der Planung als auch bei der Ausführung ist die Beteiligung vieler Akteure notwendig.

Die Agenda 21 ist der Plan für eine nachhaltige Entwicklung und ermöglicht BürgerInnen und lokalen Gemeinschaften die Entscheidung, wie unsere Lebensbedingungen und unsere Umwelt in Zukunft aussehen sollen. Es gibt den Begriffen „lokale Demokratie“ und „kommunale Selbstverwaltung“ eine neue Bedeutung.

Die nachhaltige Nutzung unseres Planeten benötigt eine Vielzahl von Maßnahmen auf unterschiedlichen Handlungs- oder Systemebenen: global, regional und lokal. Unsere Handlungen haben ökologische und sozioökonomische Auswirkungen auf der globalen, regionalen und lokalen Ebene. So wirkt beispielsweise ein Verkehrsunfall, bei dem Benzin ausläuft, auf der lokalen Ebene, die Qualität des Arbeitsmarktes ist normalerweise ein regionales Problem und Klimawandel ist ein globales Phänomen.

Maßnahmen, die auf höchster politischer Ebene initiiert werden (z. B. Initiativen von staatlichen Regierungen oder internationale Initiativen) und Handlungen auf einer niedrigeren Ebene auslösen, werden „top-down“ Maßnahmen genannt, während Maßnahmen, die auf der Mikroebene, regional oder lokal, initiiert werden, als „bottom-up“ Maßnahmen bezeichnet werden. Es ist einleuchtend, dass nachhaltige Entwicklung sowohl top-down als auch bottom-up Maßnahmen erfordert, die effektiv miteinander abgestimmt werden müssen oder sie werden nicht funktionieren. Die Lokale Agenda 21 arbeitet mit Projekten, die darauf abzielen, die Lebensqualität in der lokalen Gemeinschaft zu verbessern. Diese Projekte können – und sollen – sich sowohl Fragen zur nachhaltigen Entwicklung widmen, die sich auf der lokalen Ebene stellen, als auch gleichzeitig Fragen auf der globalen Ebene anpacken z. B. das Problem des Klimawandels.

Abbildung 1: Der “top-down” und “bottom-up” Ansatz der Lokalen Agenda 21

DEMOKRATIEDEMOKRATIEDEMOKRATIEDEMOKRATIE

Übergreifende Kooperation

BürgerInnenbeteiligung

VERBESSERUNG

Globales Ökosystem

Individuelle Lebensqualität

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Modul 1: Überblick Seite 5

Man kann sagen, dass die "Lokale Agenda 21" ein Modell ist, wie eine Nachhaltige Entwicklung auf kommunaler und regionaler Ebene angepackt werden kann. Damit wird nicht versucht, vorhandene kommunalpolitische Programme und Ansätze zu ersetzen, die Lokale Agenda 21 versteht sich vielmehr als Instrument zur Vernetzung und Integration dieser Ansätze. Die Agenda 21 ist der weltweite, die Lokale Agenda 21 der lokale Aktionsplan für eine Nachhaltige Entwicklung. Sie sollte folgende drei Kriterien erfüllen:

Planung und Durchführung von Massnahmen in einem Aktionsplan

BürgerInnenbeteiligung fördern

Bewusstsein über eine Nachhaltige Entwicklung schaffen Bis zum Jahr 2002 wurde die Lokale Agenda 21 weltweit mehr als 6.416 Mal in 113 Ländern verwirklicht; europaweit gibt es bis jetzt 5.300 Agenda 21 Gemeinden und Regionen (ICLEI, 2002).

I.2 Die wichtigsten Vorteile der Lokalen Agenda 21 Der Lokale Agenda 21 Prozess und dessen Projekte verhelfen dazu:

A) die Bewusstseinsbildung bei den Akteuren und Zielgruppen im Bezug auf Nachhaltige Entwicklung voran zu bringen. Dazu gehört:

Den Nachhaltigkeitsgedanken auf lokaler Ebene zu fördern

Eine innovative Lokalpolitik und kreativere und effektivere Problemlösungen

Das Zugehörigkeitsgefühl der BürgerInnen in ein aktives demokratisches Umfeld

Ein zunehmendes Vertrauen (Selbstvertrauen und Vertrauen in andere Organisationen) und Engagement, erhöhte Motivation und mehr Optimismus B) Sie hilft dazu, Massnahmen planen und durchzuführen. Dazu gehört

Probleme aufzeigen und Lösungen legitimieren

Vision, Mission und Strategie definieren, Prioritäten- und Zielsetzungen, Erfolgskriterien sowie detaillierter Ziele und Aktionspläne festlegen.

Verbindungen zwischen Strategien, Vorgangsweisen und Maßnahmen schaffen

Die Ressourcenverteilung verbessern

Lokale Akteure mobilisieren

Verantwortung gemeinsam tragen

Das lokale Zusammengehörigkeitsgefühl fördern C) Und die Lokale Agenda 21 hilft dabei, die BürgerInnen besser einzubeziehen. Dazu gehört

Transparenz

Öffnung des Zugangs zu Information und Wissen

Konfliktmanagement und Förderung eines Konsens Die Lokale Agenda 21 ist ein sehr flexibler Prozess, der auf alle lokalen Bereiche angepasst werden kann und der unterschiedlich in die Tiefe geht. Darüber hinaus kann sie die Kommunikation zwischen BürgerInnen und Organisationen verbessern und BürgerInnen dazu bewegen, die Probleme in der eigenen Gemeinde zu erkennen und sie in Kooperation mit der kommunalen Verwaltung und mit NGOs zu lösen. Schon allein diese Tatsache stärkt das Vertrauen zwischen EntscheidungsträgerInnen, BürgerInnen und Organisationen. Ein solches Vertrauen ist entscheidend für eine gut funktionierende örtliche Gemeinschaft. Vor allem aber verbessert es die Effizienz der Maßnahmen sowie die Lebensqualität und hilft der Gemeinschaft, sich in Richtung Nachhaltigkeit zu bewegen.

In Ländern wie Portugal – wo weniger als 20% der Gemeinden mit der Lokalen Agenda 21 begonnen haben - kann sie ein wertvolles Hilfsmittel für eine Veränderung und eine nationalstaatliche Förderung

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Modul 1: Überblick Seite 6

für Städte und Dörfer sein. Indem sie eine freiwillige Maßnahme ist, kann die Lokale Agenda 21 hier sogar der entscheidende Faktor sein.

I.3 Historische Entwicklung Dieses Kapitel stellt einen kurzen Abriss der geschichtlichen Entwicklung der Lokalen Agenda 21 auf internationaler Ebene von der Idee bis heute dar. Es werden die wichtigsten Meilensteine in zeitlicher Abfolge angeführt und es wird auf weitere Quellen verwiesen.

Im Juni 1992 unterzeichneten insgesamt 178 Regierungen bei der Konferenz der Vereinten Nationen in Rio de Janeiro, Brasilien, die Deklaration über Umwelt und Entwicklung. Diese beinhaltet die sogenannte Agenda 21, die “einen umfassenden Plan von Maßnahmen auf weltweiter, nationaler und lokaler Ebene der Organisationen der Vereinten Nationen, Regierungen und wichtiger Gruppen, für jeden Bereich in dem menschliche Aktivitäten einen Einfluss auf die Umwelt haben, darstellt“. Das Dokument besteht aus vier Abschnitten:

Soziale und wirtschaftliche Dimension

Erhaltung und Bewirtschaftung der Ressourcen für die Entwicklung

Stärkung der Rolle wichtiger Gruppen

Träger der Umsetzung

Die Aalborg Charta Die Aalborg Charta, rc(3), wurde 1994 von einer Gruppe europäischer Städte und Gemeinden beschlossen, um Maßnahmen für die nachhaltige Entwicklung von Städten und Gemeinden festzulegen.

Die Gemeinde Aalborg in Dänemark ist eine der führenden Akteure, und Aalborg hat, zuletzt bis ins Jahr 2004, eine Anzahl von Netzwerk-Konferenzen veranstaltet. Wenn eine Stadt oder Gemeinde diese Charta unterzeichnet, verpflichtet sie sich, einen Lokalen Agenda 21 Aktionsplan zu erarbeiten, der folgende Kriterien erfüllt:

Anerkennung der bestehenden Rahmenbedingungen für Planung und Finanzierung sowie anderer Pläne und Programme,

systematische Bestimmung von Problemen und ihrer Ursachen unter gründlicher Öffentlichkeitsbefragung,

Priorisierung von Aufgaben zur Lösung der ermittelten Probleme,

Aufstellung eines Leitbildes für eine nachhaltige Gemeinschaft unter Beteiligung aller Bereiche der örtlichen Gemeinschaft,

Prüfung und Beurteilung alternativer strategischer Möglichkeiten,

Aufstellung eines langfristigen kommunalen Aktionsplans für Nachhaltigkeit einschließlich messbarer Ziele,

Ausarbeitung eines Planes zur Umsetzung des Handlungsprogramms einschließlich eines Zeitplanes sowie Festlegung der Verantwortlichkeiten der einzelnen Partner,

Einrichtung von Systemen und Verfahren zum projektbegleitenden Monitoring und zur Berichterstattung über die Umsetzung des Programms. Es gibt 351 Unterzeichnungen und 33 Absichtserklärungen (Stand: Mitte 2006). Spanien hat zum Beispiel 121 Mitglieder, Italien 116 und Portugal 45.

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Modul 1: Überblick Seite 7

Wichtige Meilensteine und Dokumente

1983 Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (WCED) einberufen von den Vereinten Nationen

Brundtland Report (veröffentlicht 1987) rc(1)

1992 Umweltgipfel Rio de Janeiro Agenda 21, Kapitel 28 rc(2)

1994 Erste Europäische Konferenz über zukunftsbeständige Städte und Gemeinden in Aalborg

Charta von Aalborg rc(3)

1996 Zweite Europäische Konferenz über zukunftsbeständige Städte und Gemeinden in Lissabon

Lissabonner Aktionsplan rc(4)

1997 Umweltgipfel fünf Jahre nach Rio (Umweltgipfel +5) in New York

Rc(104)

Programm für die weitere Umsetzung der Agenda 21 rc(5)

2000 Dritte Europäische Konferenz über zukunftsbeständige Städte und Gemeinden in Hannover

Hannover Aufruf rc(4)

2002 Umweltgipfel in Johannesburg Johannesburg Aufruf rc(6)

2004

Vierte Europäische Konferenz über zukunftsbeständige Städte und Gemeinden in Aalborg (+10)

Rc(103)

Aalborg Verpflichtung rc(7)

I.4 Nachhaltigkeit Nachhaltigkeit oder Nachhaltige Entwicklung ist der Kerngedanke der Lokalen Agenda 21. Nachhaltigkeit ist eine der heutzutage wichtigsten Ideen, die aber sehr komplex und daher nur schwer zu kommunizieren ist. Es wird im Folgenden versucht, diese abstrakte Idee in eine Alltags- Perspektive zu bringen.

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung geht Hand in Hand mit der Lokalen Agenda 21. Seit der Veröffentlichung des Brundtland Reports wurde Nachhaltigkeit zu einem Schlagwort. Damit wird über eine Vielzahl von Aktivitäten und Konzepte berichtet. Offiziell wird nachhaltige Entwicklung definiert als „eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen”. In der politischen Diskussion umfasst Nachhaltige Entwicklung meist drei „Säulen“: eine ökonomische, eine ökologische und eine soziale Dimension. Um eine Entwicklung als nachhaltig zu bezeichnen, soll jeglicher Ansatz alle drei Säulen im gleichen Ausmass berücksichtigen. Dies nennt man den so genannten holistischen Ansatz. Während der letzten Jahre gab es einige Bestrebungen, den Begriff der Nachhaltigkeit zu vereinfachen und es wurden weitere Säulen hinzugefügt, um Klarheit zu schaffen (siehe Modul PROJEKT).

Die folgende Abbildung veranschaulicht die drei Dimensionen und stellt jenen Überlappungsbereich deutlich dar, der einer Nachhaltigen Entwicklung entsprechen würde. Diese drei Dimensionen können in praktische Anforderungen übersetzt werden, was im zweiten Teil der Abbildung zu sehen ist.

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Modul 1: Überblick Seite 8

Die Menschen

Soziale Dimension

Der Nutzen

Ökonomische Dimension

Der Planet

Ökologische Dimension

Lebensqualität Gesundheit Demokratie

Produktion Arbeit /Jobs

Konsum

Ökologische Kreisläufe Natürliche Ressourcen

Biodiversität

Abbildung 2: Die drei Dimensionen einer Nachhaltigen Entwicklung und ihr Beitrag zum menschlichen Leben

In der globalen Sicht hat “Nachhaltige Entwicklung“ einen grossen Einfluss auf den Lebensstil der Menschen:

sie bildet eine globale Herausforderung für die gesamte Gesellschaft,

sie schließt Werte und Einstellungen mit ein,

sie zielt auf bessere Lebensbedingungen und auf eine höhere Lebensqualität ab,

sie erfordert eine Änderung in Produktions- und Verbrauchsmustern,

sie fördert Innovationen,

sie bringt einen Gewinn für die Geschäftsaktivitäten. Trotzdem gelingt es nur durch eine Übersetzung des Begriffs in konkrete Maßnahmen, in der Welt dafür Verständnis zu wecken. Es wurde sehr schnell erkannt, dass dies auf einem Niveau geschehen muss, das durch die beteiligten Personen verständlich ist. “Denke global, handle lokal”, wie es von der UN Konferenz 1972 geprägt wurde, ist eine für das Verständnis der Umwandlung von der Agenda 21 in die Lokale Agenda 21 wichtige Redewendung.

Ethik und Politik werden oft in der Debatte über Nachhaltige Entwicklung vernachlässigt. Obwohl sich viele Diskussionen auf die ethischen Prinzipien der Nachhaltigkeit konzentrieren, werden sie zu einer „Black Box“ auf einer anderen Problemebene, sobald es zur konkreten Ausführung kommt. Im Folgenden wird der Gedanke der Nachhaltigkeit mit seinen drei Dimensionen um ethische und prozessorientierte Aspekte erweitert:

Die ökologische Dimension ist leicht zu erfassen, etwa durch Grenzwerte oder gesetzliche Regulierungen. Im Allgemeinen gibt es bei der ökonomischen Dimension keine größeren Schwierigkeiten, da sie nicht nur mittels Hauptindikatoren, wie mit dem Bruttoinlandsprodukt (BIP), sondern auch durch verschiedene quantitative Ziele und Kennzahlen ausgedrückt werden kann. Hingegen wird die soziale Dimension oft als „Restmenge” behandelt. Sie kann eine Kombination von Faktoren wie sozialer Rang, Armut, Ausbildung, Gesundheit, Partizipation, Kultur, Ethik usw. beschreiben. Um eine grössere Übereinstimmung für die Erfüllung des Gedankens der Nachhaltigen

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Modul 1: Überblick Seite 9

Entwicklung zu erreichen, sollten die immateriellen und ausführbaren Ziele von den materiellen Aspekten der sozialen Dimension getrennt werden.

Wenn die Aspekte der „Ethik“ und der „Prozesse“ als zusätzliche Dimension zu den drei üblicherweise festgelegten Bereichen Ökologie, soziale Belange und Ökonomie, hinzugefügt werden, dann wird der Begriff wesentlich komplexer. Gleichzeitig entsteht dadurch aber eine größere Transparenz. Daher können all diese Bereiche zu den „Zehn Elementen der Nachhaltigen Entwicklung“ zusammengefügt werden (siehe Abbildung 3).

Die drei Hauptelemente sind die konkreten Bestandteile der Nachhaltigkeit. Sie sind die Blütenblätter der Blume, der Blickfang.

Die politische Entscheidungsfindung ist der Boden, in dem die Blume wächst und aus dem sie die Kraft zum Blühen bezieht. Das politische System und die politische Kultur sind ein Teil davon. Sie legen fest, wer Entscheidungen übernimmt, kontrolliert und verwirklicht. Dank der Nährstoffe im Boden kann die Blume wachsen und gedeihen.

Schlussendlich sind die auf der Ethik basierenden Elemente unseres gemeinsamen Wertesystems der Blumentopf, der alles zusammenhält (die besagte Blume ist eine Topfpflanze). Zumindest in den demokratischen Staaten ist eine politische Entscheidung, die den grundlegenden Wertvorstellungen widerspricht, nicht vorstellbar.

Es gibt viele denkbare Lösungen für weltweite Bedrohungen. Sie reichen von der Öko-Diktatur bis hin zur Vision eines hochautomatisierten Staates, in dem die Funktionen der Natur beinahe vollständig durch Maschinen ersetzt sind. Das ist nur das Spektrum der Visionen, das in unserem Kulturkreis entwickelt wurde – andere Kulturen und Religionen haben eine vollständig andere Einstellung zum Leben, zur Umwelt und zur persönlichen Entwicklung. Kurz- und mittelfristig sind für uns nur jene politischen Entscheidungen denkbar, die auf unserem eigenen Wertesystem beruhen. Demnach kann die Pflanze nicht aus ihrem Topf ausbrechen: im besten Fall kann sie während ihres Wachstums ein paar Wurzeln dem Lauf des Wassers folgen lassen und aus dem Topf herauswachsen.

Abbildung 3: Die Nachhaltigkeitsblume nach SCHLEICHER-TAPPESER ET AL., 1997; THIERSTEIN ET AL., 2000

Mit dieser “Nachhaltigkeitsblume” können wir der sozialen Dimension innerhalb des Begriffs der Nachhaltigkeit eher gerecht werden: mit anderen Worten, man zieht nicht nur die Ziele – das Projekt – in Betracht, sondern auch den Weg auf dem sie erreicht werden – den Prozess.

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Modul 1: Überblick Seite 10

DIDAKTIK

Überprüfen Sie Ihr Verständnis als LA21 ExpertIn: Bitte nennen Sie die Meilensteine der Lokalen Agenda 21!

Was ist der Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit und Lokaler Agenda 21?

Warum ist die Lokale Agenda 21 für die Nachhaltigkeit von Bedeutung?

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Modul 1: Überblick Seite 11

II Lokale Agenda 21 in verschiedenen Ländern Da die Lokale Agenda 21 ein derartiges Puzzle an Ansätzen ist, die von räumlichen und kulturellen Gegebenheiten, von der Geschichte und sowohl von natürlichen als auch von finanziellen Ressourcen abhängen, ist es sinnvoll, sich anzusehen, wie die verschiedenen Länder mit dem Konzept umgehen.

Das nächste Kapitel betrachtet die Lokale Agenda 21 Prozesse der Partnerländer und beschreibt die geschichtliche Entwicklung von 1992 bis heute, die Organisationsstrukturen die einen Einfluss auf die Lokale Agenda 21 haben, die wichtigsten statistischen Größen, die Qualitätskriterien, die Gesetzgebung und die Förderprogramme. Dies gibt einen Einblick, wie die Lokale Agenda 21 umgesetzt werden kann und welche Überlegungen miteinbezogen werden müssen, wenn ein derartiger Prozess

geplant wird.

.

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Modul 1: Überblick Seite 12

II.1 Österreich

II.1.1 Geschichtliches von 1992 - 2006 Die Lokale Agenda 21, die 1992 als eine der wichtigsten Massnahmen der Rio-Konferenz hervorging, wurde in Österreich bereits des Öfteren als Prozess realisiert. Obwohl die Gemeinden und Städte Österreichs ihre Prozesse der Nachhaltigen Entwicklung (Lokale Agenda 21 Prozesse) erst im Juli 2005 gestartet haben, laufen jetzt bereits mehr als 240 Lokale Agenda 21 Prozesse in Österreich. Speziell jene Bundesländer, die für derartige Maßnahmen Fördermöglichkeiten geschaffen haben, verzeichnen einen merklichen Anstieg ihrer Lokalen Agenda 21 Prozesse. Die aktivsten Bundesländer sind Kärnten, Oberösterreich, Steiermark und Wien. Detaillierte Informationen über die Lokale Agenda 21 Gemeinden finden Sie hier.

Abgesehen von den Maßnahmen auf Landesebene plant und koordiniert seit 2002 eine bundesländerübergreifende Arbeitsgruppe Lokale Agenda 21 Aktivitäten auf nationaler Ebene (allgemeines Arbeitsprogramm). Diese Arbeitsgruppe erstellte u.a. die “Gemeinsame Erklärung zur Lokalen Agenda 21 in Österreich”, die am 9.Oktober 2003 während der Landesumweltreferentenkonferenz beschlossen wurde und institutionalisierte den Österreichischen Lokale Agenda 21 - Gipfel.

Die Lokale Agenda 21 Gipfel bis 2007

1. Österreichischer Lokale Agenda 21 - Gipfel, Raumberg (Steiermark)

„Ein nachhaltiger Weg für Gemeinden und Regionen“ Gipfel-Broschüre rc(12)

2. Österreichischer Lokale Agenda 21 - Gipfel, Linz (Oberösterreich) „Beteiligung bewegt“

Gipfel-Broschüre rc(13)

3. Österreichischer Lokale Agenda 21 - Gipfel, Wien

„Vieles erreicht – Neues bewegen“ Gipel-Broschüre rc(14)

II.1.2 Organisationsstrukturen

Die Organisationsstruktur und die Wechselwirkungen werden als Organigramm in Abbildung 4 dargestellt; die entsprechenden Organisationsebenen und ihre jeweiligen Aufgaben werden im Folgenden beschrieben:

Internationale Ebene Das Abkommen der Lokalen Agenda 21 auf internationaler Ebene ist in Österreich bis hin zur regionalen Ebene institutionalisiert, sodass jede/r BürgerIn informiert sein könnte. Verschiedene internationale Treffen ergaben allgemeine Strategien, die anschließend auf nationaler und regionaler Ebene freiwillig durchgeführt werden.

Diese Durchführung wird auch von international tätigen Gemeinschaften, wie beispielsweise dem ICLEI rc(15), gefördert. ICLEI erarbeitet Programme und Kampagnen und führt sie auch durch.

Nationale Ebene Auf nationaler Ebene unterstützen in Österreich verschiedene Ministerien die Maßnahmen:

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft rc(16) (Abteilung II/3: Nachhaltige Entwicklung und Umweltförderpolitik und Abteilung V/5: Verkehr, Mobilität, Siedlungswesen, Lärm):

wirkt an Veranstaltungen (Konferenzen, etc.) die sich mit der Lokalen Agenda 21 beschäftigen mit, führt den Vorsitz der bundesländerübergreifenden strategischen Arbeitsgruppe der Lokalen Agenda

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Modul 1: Überblick Seite 13

21 ExpertInnen und NachhaltigkeitskoordinatorInnen der Lokalen Agenda 21 (z.B. der jährliche Round TableFehler! Textmarke nicht definiert.), fördert Publikationen, Web-Datenbanken, Trainingsunterlagen und Veranstaltungen, die sich mit der Lokalen Agenda 21 befassen, ist die politische Repräsentation der Lokalen Agenda 21 in Österreich. Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur rc(17) fördert auf das Themengebiet bezogene Publikationen und deren Verfügbarkeit über das Internet, genauso wie die Erstellung von Handbüchern, die bedeutende Aspekte der Nachhaltigen Entwicklung für PädagogInnen und ModeratorInnen aufzeigen.

Bundesländer Ebene Die Landesregierung jedes Bundeslandes richtete eine Lokale Agenda 21 Koordinationsstelle und ein Informationsbüro ein. In Wien wird der Magistrat (Wiener Stadtverwaltung), der auch das Wiener Büro einrichtete, von VertreterInnen der Dienststellen des Magistrats repräsentiert. rc(18).

Die Landesregierung gibt zusammen mit der Wiener Stadtverwaltung die politischen Agenden vor und bestimmt die Rolle dieses Koordinations- und Informationsbüros.

Der Umweltanwalt jeder Landesregierung gibt Ratschläge, Unterstützung und Information über Umweltthemen und auch Information zur Lokalen Agenda 21 an die Koordinations- und Informationsbüros weiter und verbindet dadurch Stadtverwaltung und Landesregierung.

Eine weitere Position ist die des sogenannten “Nachhaltigkeitskoordinators”, der die Lokale Agenda 21 repräsentiert und sich in regionale und nationale Nachhaltigkeitsdiskussionen und Handlungen einbringt. In manchen Bundesländern ist der/die LeiterIn des Lokalen Agenda 21 Koordinations- und Informationsbüros gleichzeitig auch der/die NachhaltigkeitskoordinatorIn.

Die Lokalen Agenda 21 Informations- und Koordinationsbüros haben folgende Aufgaben und Verantwortungen:

• Beratung, Information und praktischer Beistand (hauptsächlich für Städte oder Gemeinden),

• Knüpfung von Kontakten und Netzwerkmöglichkeiten,

• Finanzielle Unterstützung durch eigene Finanzierungsmodelle,

• Ausbildung der Agenda ProzessleiterInnen,

• Veranstaltungen, Trainingskurse, Symposien und Seminare

• Publikationen,

• Cooperate Identity (Antragsstellung von Städten oder Gemeinden für ein regionales Logo)

• Organisation und Übergabe der regionalen Logos an die Städte oder Gemeinden

Die Abteilungen der Landesregierungen stehen mit ihren entsprechenden Koordinations- und Informationsbüros im Kontakt. Die Leitung des Koordinationsbüros informiert die Abteilungen und kommuniziert mit ihnen.

Link Box 1: Wichtige Weltgipfel, die die österreichische Organisationsstruktur für die Durchführung der Lokalen Agenda 21 beeinflusst haben:

� Weltgipfel Rio de Janeiro � Europäische Kampagne

Zukunftsbeständiger Städte und Gemeinden rc(103)

� Umweltgipfel +5 in New York rc(104) � Weltgipfel Johannesburg rc(105)

Link Box 2: Lokale Agenda Koordinationsstellen und Informationsbüros in Österreich

� Verein „Lokale Agenda 21 in Wien zur Förderung von BürgerInnenbeteiligungsprozessen“, Wien

� Referat für Nachhaltige Entwicklung und Regionalpolitik, Büro für Dorferneuerung – Koordination Agenda 21, Niederösterreich

� Oberösterreichische Akademie für Umwelt und Natur, Leitstelle Agenda 21, Oberösterreich

� Referat für Dorferneuerung und Vereinspflege – Lokale Agenda 21, Burgenland

� Landentwicklung, Steiermark � Kärntner Landesregierung, Abteilung 20 –

Landesplanung, Dorferneuerung Kärnten, Kärnten

� Salzburger Landesregierung, Abteilung 16 – Umweltschutz, Salzburg

� Lokale Agenda 21, Tirol � Büro für Zukunftsfragen, Vorarlberg

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Modul 1: Überblick Seite 14

NGOs und andere Organisationen Institutionen wie Forum Umweltbildung rc(106), Agenda X - Das junge Zukunftsnetzwerk rc(107), Interessenvertretungen wie die Arbeiter- rc(108) and Bauernkammer rc(109),, NGOs wie WWF rc(170), Ökosoziales Forum Wien rc(169) bauen die Lokale Agenda 21 in ihre Aktivitäten ein, nehmen an verschiedensten Veranstaltungen teil und betreiben Öffentlichkeitsarbeit – wie z.B. die Organisation und Finanzierung von Veranstaltungen und die Verteilung von öffentlichen Informationsmaterialien.

Um diese Art der Kooperation zu pflegen, wurden Arbeitsgruppen gebildet – wie zum Beispiel der Round Table zum Thema „Bildung und Nachhaltige Entwicklung in Österreich“ fn(1), in dem die oben erwähnten Institutionen vertreten sind und gemeinsam an allgemeinen Lösungen und Strategien arbeiten.

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Lokale Agenda 21

Koordinationsbüros

in Österreich

Landesregierungen der Bundesländer

Dezentrale

Nachhaltigkeits-

Strategie und

Lokale Agenda 21

Nachhaltigkeits-

KoordinatorInnen

in Österreich

INTERNATIONALE KOOPERATIONSGEMEINSCHAFTEN

Interessensvertretungen

(regional, national und

international)

NGOs (regional, national und

international)

Ämter

Institutionen

Lokale Agenda 21

Koordinationsbüros

anderer Länder

Inform

ationsfluss

Grundlegende Bedingungen festlegen,

politischer Aufruf zum Handeln,

Institutionale Implementierung

Aktive Arbeit in den lokalen

Regionen -

ProzesskoordinatorInnen

Bundesm

inisterium für Bildung,

Wissenschaft und Kultur

NachhaltigkeitskoordinatorIn

Vorarlberg

Steierm

ark

Stadt Wien

Umweltanwalt der Landesregierungen

Bundesm

inisterium für Land- und

Forstwirtschaft, Umwelt und W

asserwirtschaft

Burgenland

OÖ Akademie

für Umwelt

und Natur.

Leitstelle

Lokale

Agenda 21

Referat

Dorfer-

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Vereinspflege

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Abteilung 20:

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Abteilung 16:

Umweltschutz

Salzburg

Lokale

Agenda 21,

Tirol

Oberösterreich

Kärnten

Salzburg

Tirol

Gelöscht: Niederösterreich

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Modul 1: Überblick Seite 16

II.1.3 Statistiken Es gibt 233 Lokale Agenda 21 Prozesse in Österreich (Stand Dezember 2005, Liste1 fn(2) oder rc(8)). 123 Städte bzw. Gemeinden sind im Einführungsprozess und 100 Prozesse haben bereits den „Professionellen Status“ erreicht.

Die Pioniere sind die Gemeinden von Oberösterreich (erste Einführung im Jahr 1997 und bis heute insgesamt 64 Lokale Agenda 21 Prozesse) und der Steiermark mit 91 Lokalen Agenda 21 Prozessen. Es folgen die Gemeinden von Kärnten und Vorarlberg. Burgenland, Salzburg, Niederösterreich und Tirol haben bis jetzt noch keine Prioritäten auf Lokale Agenda 21 Prozesses gesetzt. In Wien wurden 8 Prozesse realisiert (Abbildung 5).

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Kärnten 0 0 0 1 0 16 6 4 0

Niederösterreich 0 0 0 0 0 0 1 1 2

Oberösterreich 1 3 6 17 13 5 12 0 5

Salzburg 0 0 0 0 1 0 0 1 0

Steiermark 0 1 7 7 11 14 13 6 32

Tirol 0 0 0 0 1 3 0 0 0

Vorarlberg 0 11 3 0 0 4 7 0 0

Wien 0 1 0 0 0 0 4 1 2

Burgenland 0 0 0 0 0 0 0 0 0

1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005

Abbildung 5: Anzahl Lokaler Agenda 21 Prozesse sortiert nach dem Startjahr für Österreich gesamt und für die Bundesländer

II.1.4 Qualitätskriterien und Anforderungen In Österreich sind die Lokalen Agenda 21 Prozesse, die in der Liste angeführt sind, folgenden Kriterien unterworfen:2

• Politischer Konsens – muss vorhanden sein

Gemeindepolitischer Konsens für einen unbegrenzten, langzeitigen und nachhaltigen Prozess

• Die aktive BürgerInnenbeteiligung muss gegeben sein.

Weitreichende, aktive Teilnahme der BürgerInnen in dem Prozess des Leitbildes, der Arbeitsgruppen, der Implementierung und der Evaluierung.

• Holistisches Leitbild – muss zumindest in Ausarbeitung sein

Holistisches Leitbild – mit professioneller Betreuung – für einen positiven Zukunftsplanungsprozess.

• Koordinierter Lernprozess – muss ein konkretes Ziel sein

1 Die Liste enthält die Region oder Gemeinde und ihre Lokalen Agenda 21 KoordinatorInnen, das Startjahr und die Einwohnerzahl der Gemeinden bzw. Städte. Der Hinweis auf die 5 Kriterien ist in der Tabelle inkludiert – detaillierte Informationen über die jeweiligen Lokalen Agenda 21 Prozesse kann man von den Lokalen Agenda 21 KoordinatorInnen der Bundesländer erhalten. 2 Diese fünf Kriterien wurden von der Arbeitsgruppe der Lokalen Agenda 21 KoordinatorInnen der Bundesländer und Landesregierungen formuliert.

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Modul 1: Überblick Seite 17

Ziele setzen – um zu planen und durchzuführen, um Maßnahmen und Projekte zu evaluieren.

• Austausch und Vernetzung - muss ein konkretes Ziel sein

Kooperation über die Stadt- bzw. Gemeindegrenzen hinaus, Erfahrungsaustausch und Wahrnehmung der globalen Verantwortung.

Wenn ein Lokaler Agenda 21 Prozess diese fünf Kriterien zur Gänze erfüllt, wird ihm die Auszeichnung des “Professionellen Status” verliehen.

II.1.5 Gesetzgebung In Österreich ist die Lokale Agenda 21 nicht gesetzlich geregelt. Das Parlament erkannte aber offiziell die Notwendigkeit der Lokalen Agenda 21 an. Ihre Anwendung wird empfohlen, sie ist aber freiwillig.

II.1.6 Fallstudie: Marktgemeinde Wies, politischer Bezirk Deutschlandberg, Steiermark

Lokale Agenda 21 Prozessbegleitung: 2005 – 2006

Motto: “Frage nicht, was die Gemeinde für dich tun kann, sondern frage, was du für die Gemeinde tun kannst”

Ausgangssituation und Ablauf Aufgrund der Ergebnisse der Kommunalwahlen in der Steiermark erfolgte in der Gemeinde ein politischer und personeller Wechsel an der Spitze. Nach mehreren Vorgesprächen und interner, intensiver Meinungsbildung und Entscheidungsfindung im Rahmen einer Wochenendklausur mit den neu gewählten GemeindevertreterInnen erfolgte ein einstimmiger Gemeinderatsbeschluss im Mai 2005.

Bei dieser Klausur sollten u. a. die vorhandenen, aufgerissenen Gräben zugeschüttet und der Grundstein für die Zusammenarbeit in der Zukunft und für eine gemeinsame Zukunft in den Vordergrund gestellt werden. Der Erfolg dieser Klausur war durchschlagend und bereits damals wurde eine Reihe von Ideen für die Gemeinde entwickelt.

Nach der Erarbeitung einer organisatorischen Grundstruktur, mit Zeit- und Ablaufplanung der LA 21 und Vorbereitung der 1. Öffentlichkeitsveranstaltung startete die eigentliche, intensive Beteiligungsaktivität.

Ende September 2005 wurde eine von der externen Prozessbegleitung, Ökologische Landentwicklung Steiermark, organisierte Zukunftswerkstatt durchgeführt, bei der sich Dutzende Bürgerinnen und Bürger gemeinsam mit den Gemeindeverantwortlichen Gedanken über die Zukunft der Gemeinde machten. Der Bogen der Ideen spannte sich von der Errichtung einer Gebärklinik bis zu einem Krematorium, die Leute machten sich Gedanken zum Ausbau der Biomasse und erneuerbarer Energie, zur Sicherung der Nahversorgung oder wie man die Verkehrsanbindung verbessern könnte.

Eine Stärken- und Schwächenanalyse wurden erstellt und bereits Leitbildinhalte für die Zukunft erarbeitet. Die Zukunftswerkstatt diente auch zur Schaffung der inhaltlichen und personellen Organisationsstrukturen, dabei haben sich ein Koordinationsteam unter der Leitung des ehemaligen Landesbeamten Ing. Helmut Pelzmann und vier Arbeitsgruppen für die Bereiche „Wirtschaft“,„Umwelt“, „Verkehr und Infrastruktur“ und „Gesellschaft und Soziales“ gebildet, die ihre Arbeit im November 2005 aufnahmen.

In der Folge wurden in jeweils 5 bis 6 Arbeitskreisrunden die inhaltlichen Schwerpunkte mit Zielen, Maßnahmen und Projekten erarbeitet und gleichzeitig auch bereits mit der Umsetzung einzelner Startprojekte begonnen.

Aufgrund der inhaltlichen Fülle wurden die ursprünglich vier Themenschwerpunkte auf acht Arbeitskreise erweitert und personell neu zugeteilt:

• Infrastruktur und Verkehr

• Wirtschaft, Straßen- und Wegebau

• Bau- und Raumord

• Umwelt

• Tourismus und Kultur

• Soziales und Bildung

• Landwirtschaft, Bürgerservice und Öffentlichkeitsarbeit

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Modul 1: Überblick Seite 18

• Jugend und Vereine

Die inhaltliche Zusammenführung der einzelnen Arbeitskreisergebnisse wurde im Juni 2006 durchgeführt und dient als Grundlage des vorliegenden Aktionsplanes für die weitere, zukünftige und nachhaltige Gemeindeentwicklung.

Mitte Oktober 2006 wurde im Beisein des ressortzuständigen steirischen Landesrates Johann Seitinger eine Bürgerversammlung abgehalten, bei welcher der Bevölkerung nochmals die Ziele und Inhalte der „Lokalen Agenda“ vorgestellt wurden. Durch die Arbeitskreisleiter wurden die erarbeiteten Ergebnisse, Vorschläge und Projekte präsentiert und vor allem wiederum auch die gesamte Bevölkerung zur weiteren Mitarbeit und Umsetzung von Projekten eingeladen.

Die einstimmige Beschlussfassung des erarbeiteten Aktionsplanes im Rahmen der LA 21 durch den Gemeinderat erfolgte ebenfalls im Oktober 2006.Gleichzeitig wurde damit das Bekenntnis den Weg der Nachhaltigkeit und Bürgerinnenbeteiligung weiter zu verfolgen bekräftigt.

Projekte und Initiativen „Die lange Nacht des Weines“

… wurde am 28.07.06 durch die Wieser Weinbauern am Wieser Marktplatz erstmals veranstaltet. Dafür wurde der Marktplatz in ein Freiluft-Wohnzimmer verwandelt. Bei insgesamt acht Verkostungsständen konnten die Gäste Qualitätsweine, angefangen von der heimischen Spezialität Schilcher, über Weißweine bis hin zu hochwertigen Schaumweinen der Wieser Weinbauern, verkosten. Es war ein stimmungsvoller Abend mit Musik, exzellenten Weinen und kulinarischen Schmankerln.

„Beach – Volleyball – Platz“

Nach gemeinschaftlicher Planung, Entwicklung und Realisierung wurde im August 2006 der neu errichtete Beach- Volleyball –Platz mit einem Spiel der Wieser Jugendlichen gegen eine Auswahl von Gemeinderäten unter der sportlichen Führung von Bgm. Josef Waltl eröffnet und der Jugend übergeben. Bei Gesamtkosten ca. € 15.000,- wurden ca. € 7.000,- alleine für den Sand aufgewendet.

“Kinder- und Jugendsommer”

Um den Kindern und Jugendlichen der Gemeinde abwechslungsreiche und kurzweilige Sommerferien zu ermöglichen, wurden diverse Aktivitäten organisiert. So startete das Sommerprogramm mit einer Sinnes-Wanderung, es gab ein Freiluftkino, Tenniskurse, Spielefeste, Märchennachmittage. Darüber hinaus wurden ein Fußballcamp, Kreativtage, ein Rock-Konzert und eine Fahrt zum Grazer Fußballderby angeboten. Außerdem wurden ein Hipp Hopp Workshop und eine Erlebnistour in Verbindung mit den Alm- und Reittagen organisiert. Die zahlreiche Teilnahme der Kinder und Jugendlichen bestätigten die Aktivitäten und das gebotene Angebot.

“Ferialjobbörse“

Projektgrundlage war der Mangel an Ferialjobs in der Gemeinde. Im Rahmen einer Veranstaltung stellten den lokalen Betrieben ihre Aufgabenbereiche vor und boten den Jugendlichen die Möglichkeit, mit den Unternehmen ins Gespräch zu kommen. Mit Hilfe einer Adressliste konnten sich die Jugendlichen bei den Unternehmen direkt bewerben.

“Wiesuell”

Auftakt-/Startprojekt, welches noch während der Leitbildentwicklungsphase erfolgreich umgesetzt wurde. „Wiesuell“ ist die neue Gemeindezeitung, welche von und mit GemeindebewohnerInnen regelmäßig herausgegeben wird.

Weitere geplante Maßnahmen und Schwerpunkte:

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Modul 1: Überblick Seite 19

• Fachgeschäfte im Ort – Fachmarktzeile

• Verbesserung der fachärztlichen Versorgung - Ärztehaus für ambulante Behandlungen

• Widmung und Angebot von Betriebsflächen für Betriebsansiedelung

• Förderungen für Bauern, z.B. durch Abhaltung eines wöchentlichen Bauernmarktes abgehalten und es ist angedacht, ein Ärztezentrum aufzubauen

• Errichtung eines Service- und Sozialzentrums, in dem betreutes Wohnen für Senioren, ein teilzeitbetreutes Wohnen für Menschen mit Behinderung

• Orterneuerung und Marktplatzgestaltung bauliche Erneuerung des Ortszentrums mit dem Ziel einer Belebung des Marktplatzes und die Leitung der Verkehrsströme mit starker Bürgerbeteiligung

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II.2 Das Baskenland

II.2.1 Geschichtliches von 1992 – 2006 1987 nahm die Welt die ersten Schlussfolgerungen des Brundtland Reports rc(1) über die beginnende Gefährdung zukünftiger Generationen zur Kenntnis, die aufgrund der heutigen Befriedigung von Bedürfnissen ohne Berücksichtigung des Wertes natürlicher Ressourcen entsteht. Seitdem ist es kein Geheimnis mehr, dass die Armut in der Welt parallel zur Zerstörung der Umwelt zunimmt. Heutzutage zweifelt niemand daran, dass die wirtschaftliche Entwicklung einer Gesellschaft vom Umgang mit ihrem Wasser, von der Sauberkeit von Land und Meer, ihren Wäldern und folglich ihrer Schönheit abhängt. Seitdem gilt der Begriff der „Nachhaltigen Entwicklung“ als wirtschaftlicher Bezugspunkt der Zukunft. Zum einen, weil es den vernünftigen Umgang mit den natürlichen Ressourcen fordert, zum anderen, weil es den Schutz des Ökosystems in die Hände der BürgerInnen, der Wissenschaft und der öffentlichen Institutionen legt.

Mit dem Ziel, sich diese Prinzipien zu eigen zu machen, startete die Baskische Regierung im Jahr 2002 die Baskische Umweltstrategie der Nachhaltigen Entwicklung rc(19). Dieser Plan legt die Grundlage für ein neues Modell des sozioökonomischen Fortschritts bis zum Jahr 2020.

Dabei soll das zukünftige Entwicklungsmodell für das Baskenland, das sich durch die Konsolidierung eines ausgeglichenen und repräsentativen Umweltsystems auszeichnet, definiert und festgelegt werden. Deshalb sind zwei der wichtigsten Voraussetzung für die Baskische Umweltstrategie der Nachhaltigen Entwicklung die Zusammenarbeit über sektorielle Grenzen hinweg und die Zusammenarbeit zwischen den öffentlichen Institutionen und den VertreterInnen sozialer Initiativen. Und die Fortschritte auf diesem Gebiet sind bereits spürbar. Ein Beispiel dafür ist der Bereich der Sanierung der städtischen Abwässer. Hier konnte die Deckung durch Kläranlagen von 17% des Bedarfs der Bevölkerung im Jahr 1993 auf derzeit 80% gesteigert werden.

Die „Baskische Umweltstrategie der Nachhaltigen Entwicklung“ legt fünf Umweltziele und fünf notwendige Auflagen fest, auf die von den baskischen Behörden die Priorität gelegt werden muss. Diese Ziele und Auflagen wurden festgelegt, damit die Strategie im Einklang mit jenen der EU-Strategie für Nachhaltige Entwicklung und dem 6. Umweltaktionsprogramm der EU steht.

Umweltziele:

• Garantie für saubere(s/n) und gesunde(s/n) Luft, Wasser und Boden.

• Verantwortungsbewusstes Management von natürlichen Ressourcen und Abfällen.

• Schutz der Natur und Biodiversität: ein einzigartiges Kapital, das geschützt werden muss.

• Eine Ausgewogenheit zwischen Ländern und Mobilität: ein allgemeines Leitbild.

• Beschränkung der Einflüsse auf den Klimawandel.

Notwendige Auflagen:

• Einbindung von Umweltgrößen in andere Strategien.

• Verbesserung der gegenwärtigen Gesetzgebung und ihrer Anwendung.

• Motivation des Marktes, umweltfreundlich zu handeln.

• Der Öffentlichkeit, den Behörden und den Unternehmen ermöglichen, gemeinsam verantwortlich zu sein und ihr Verhalten zu Gunsten der Nachhaltigkeit zu verändern.

• Forschung, technische Entwicklung und Innovation in Umweltfragen.

Die „Baskische Umweltstrategie der Nachhaltigen Entwicklung (2002-2020)" beinhaltet die Umweltziele, die von der baskischen Bevölkerung erreicht werden müssen, um den zukünftigen Generationen eine optimale Lebensqualität zu gewährleisten, ohne das Wohlergehen der Nächsten zu gefährden. Es ist neben den erforderlichen Auflagen notwendig, die Umweltfaktoren in die restlichen Strategien zu integrieren, um die Nachhaltigkeit zu verbessern.

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Modul 1: Überblick Seite 21

Demnach ist eine der Verpflichtungen, die von der Baskischen Regierung übernommen wurde, zu versichern, dass bis zum Jahr 2006 alle Städte bzw. Gemeinden mit mehr als 5.000 Einwohnern der autonomen Region Baskenland entweder individuell oder auf überkommunaler Bezirksebene ihr eigenes Lokale Agenda 21 Schema entwerfen.

Das Udaltalde 21 Projekt befindet sich im Rahmen des "Programms für die Förderung der Lokalen Agenda 21" der Baskischen Regierung, das zum Ziel hat, die baskischen BürgerInnen zu bestärken, eine Umweltverbesserung zu erreichen und als Hauptinstrument die Lokalen Agenda 21 Schemata zu verwenden. rc(20)

Von 2001 bis Juli 2003 verdreifachte sich die Zahl neuer Lokaler Agenda 21 Prozesse baskischer Städte bzw. Gemeinden.

Im Dezember 2002 wurde das baskische Bezirksnetzwerk für Nachhaltigkeit UDALSAREA gegründet, um die Abwicklung kommunaler Aktionspläne für Nachhaltigkeit voranzutreiben.

UDALSAREA 21 rc(20) wurde am 20. Dezember 2002 bei einer Veranstaltung in Vitoria-Gasteiz gegründet. Damals wurde bemerkt, dass die Arbeit, die von 16 Gemeinden, welche bereits mit der Ausarbeitung ihrer Lokalen Agenda 21 Prozesse fertig waren, wesentlich weiter in Sachen Nachhaltiger Entwicklung fortgeschritten war. Sie versicherten, ihr Engagement für die Nachhaltigkeit innerhalb des lokalen Rahmens fortsetzen zu wollen, indem sie die Maßnahmen in die Tat umsetzen, die sie in ihrem Aktionsplan festgehalten haben.

II.2.2 Organisationsstrukturen Eine UDALTALDE 21 Gruppe besteht aus…

1.) Einer Gruppe von (4-15) Städten bzw. Gemeinden die:

• Lokale Agenda 21 Prozesse in jeder ihrer Gemeinden durchführen möchte.

2.) Eine koordinierende Institution (Regionalentwicklung, Entwicklungsagentur, überregionale Gemeindevertretung...), die von den Gemeinden ausgewählt wird und die:

• die Aktivitäten unterstützt und koordiniert und als Bindeglied zwischen den verschiedenen Udaltalde 21 Mitgliedern fungiert,

• das für die Abwicklung gemeinsamer Maßnahmen von Udaltalde 21 notwendige Budget verwaltet,

• jene kleineren Gemeinden unterstützt, denen notwendige menschliche Ressourcen und Zeit fehlen, um Lokale Agenda 21 Prozesse durchführen zu können.

3.) Die baskische Dienststelle des Ministeriums für Landnutzung und Umwelt vertreten durch die öffentlich-rechtliche regionale Umweltmanagementgesellschaft IHOBE rc(20), und der Provinzrat, zu denen die Gruppe der Gemeinden im Udaltalde 21 gehören und die:

• die Bildung der Gruppe der Gemeinden unterstützen,

• zur Zusammenarbeit und Teilnahme innerhalb der Gruppe ermutigen,

• bewährte Erfahrungen von anderen Udaltalde 21 Gruppen weiterleiten,

• über interessante Themen sprechen und informieren.

4.) Die koordinierende Institution wird, falls es nötig ist, von einem technischen Sekretariat (Unternehmen mit Beratungsexperten für Lokale Agenda 21), unterstützt, das:

• die Stadträte in Lokaler Agenda 21 ausbilden wird

• die koordinierende Institution in jeder Etappe der Lokalen Agenda 21 Gestaltung assistieren und sie unterstützen wird

II.2.3 Statistiken Mehr als 190 Baskische Gemeindebezirke arbeiten zurzeit in verschiedenen Phasen ihrer Lokalen

Definition von Udaltalde 21:

Udaltalde 21 ist eine Arbeitsgruppe, die aus verschiedenen Gemeinden zusammengesetzt ist und als Zielsetzung die Verwirklichung der Lokalen Agenda 21 Prozesse hat, und die Vorteile, die sich aus dem Netzwerk ergeben, ausnutzt.

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Modul 1: Überblick Seite 22

Agenda 21 als Teil ihrer Verpflichtung, kontinuierliche Umweltverbesserungen zu erreichen.

Lokale Agenda 21 belebt und fördert die Verbesserungen der Lebensqualität der Menschen durch die Verflechtung von Achtung und Schutz der Umwelt, soziale Gerechtigkeit und Fairness und durch ein ausgewogenes Wirtschaftswachstum.

Es gibt viele verschieden Arten, um die Menschen, die in diesen Gemeindebezirken leben, in die Lokale Agenda 21 mit einzubeziehen (Foren für individuelle Angelegenheiten, Round Tables, Workshops, Ratschläge, etc.). Abbildung 1: Die Gemeindebezirke, die zurzeit ihre Lokale Agenda 21 vorbereiten

Bezirk Goierri Im Bezirk Goierri ist der Lokale Agenda 21 Prozess mitten im Laufen und seine 18 Gemeinden beschließen Initiativen, Programme oder Strategien, um die kommunale Verwaltung auf die Prinzipien der Nachhaltigen Entwicklung auszurichten. Die Aktionen laufen unter der Voraussetzung, dass sie die momentanen lokalen Bedürfnisse erfüllen, ohne damit die Kapazitäten der Entwicklung in anderen Gebieten oder für kommende Generationen zu gefährden. Die koordinierende Institution für diesen Prozess ist GOIEKI rc(21), als dezentrale Einrichtung, die für wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Region arbeitet. Um diese Initiative voranzutreiben, wird eine Gruppe gegründet, die alle Gemeinden beinhaltet – UDALTALDE 21 GOIERRI.

Das allgemeine Ziel der UDALTALDE 21 GOIERRI ist die Schaffung einer Stadträte-Arbeitsgruppe, die, unter der Leitung von GOIEKI und in Verbindung mit der Guipúzcoa Landesregierung und IHOBE (öffentlich-rechtliche Körperschaft für Umweltmanagement der Baskischen Regierung) die Einführung der Agenda 21 durch Training und gemeinsame Unterstützung der teilnehmenden Stadträte erleichtert.

Dieser Prozess begann im Oktober 2003 mit der Unterzeichnung eines Kooperationsabkommens zwischen der Guipúzcoa Landesregierung, IHOBE und den teilnehmenden Stadträten.

II.2.4 Qualitätskriterien und Anforderungen Bisher gibt es keine offiziellen formalen Kriterien oder Anforderungen für Lokale Agenda 21 Prozesse.

II.2.5 Gesetzgebung Im Baskenland ist die Lokale Agenda 21 nicht gesetzlich geregelt. Die Durchführung wird von der „Baskischen Umweltstrategie der Nachhaltigen Entwicklung“ unterstützt.

II.2.6 Finanzielle Regelung Die Finanzielle Regelung ist für jede der Phasen des Prozesses unterschiedlich:

• Udaltalde 21 Arbeitsgruppen (Gestaltung – Ausführung, 18 Monate): Finanzielle Abmachung zwischen der Beschaffungsstelle auf Bezirksebene (welche die Gemeinden repräsentiert), der Landesregierung und IHOBE, mit maximal € 100.000, kofinanziert von IHOBE (50%), der Landesregierung (30%) und den Gemeinden. In einer dieser Arbeitsgruppen, dem ländlichen Pilotprojekt Udaltalde 21, wurde der Beitrag der Gemeinden von einer ländlichen

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Modul 1: Überblick Seite 23

Regionalstelle (Mendikoi) geleistet. Diese Förderung kann nicht verwendet werden, um die koordinierende Institution des Prozesses vertraglich zu verpflichten, was aber verpflichtend in diesem Prozess ist. Die Förderung durch IHOBE (50% der Gesamtsumme) wird zu 40% am Beginn und zu 60% nach Rechnungslegung am Ende des Jahres ausbezahlt.

• Das Udalsarea 21 Netzwerk (Fortführung): In der Periode von 2003-2004 wurden manche der Maßnahmen des Lokalen Aktionsplans zu 100% von IHOBE finanziert und es gab extra finanzielle Mittel für Maßnahmen im Bereich der Kommunikation. Im Jahr 2005 war die Förderstruktur für Handlungen folgende:

o Provinz Bizkaia: Gemeinden (50%), Landesregierung (25%) und IHOBE (25%). Maximum:

• Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern: € 28.000

• Gemeinden mit 5.000-20.000 Einwohnern: € 66.000

• Gemeinden mit mehr als 20.000 Einwohnern: € 84.000

o Provinz Gipuzkoa: Gemeinden (50%) und IHOBE (50%). Maximum:

• Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern: € 14.000

• Gemeinden mit 5.000-20.000 Einwohnern: € 33.000

• Gemeinden mit mehr als 20.000 Einwohnern: € 42.000

o Provinz Araba: Es gibt kein Fördersystem.

o Diese Maßnahmen inkludieren eine Finanzierung der Ökowoche, Mobilitäts-Woche und Maßnahmen im Bereich der Kommunikation.

Im Jahr 2006 änderte sich das System. Die Förderung für Kommunikationsmaßnahmen ist nicht mehr vorgesehen, an Stelle dessen schlägt jede Gemeinde Projekte vor und nur die, die mit Veranstaltungen, Webseiten, Aktivitäten innerhalb der Ökowoche und der Mobilitätswoche im Zusammenhang stehen, werden bewilligt (nicht-Materielles und ähnliches). Außerdem gibt es im Jahr 2006 eine Förderung der Maßnahmen aus dem Lokalen Aktionsplan, die auf Vorschlägen der Gemeinden basieren, bei denen die Prioritäten der Förderung folgende sind:

• Klimawandel

• Luftreinhaltungspläne und damit verbundene Maßnahmen

• Agenda 21 Schule

• Nachhaltiger Konsum

II.2.7 Fallstudie: Bevölkerungsbeteiligung und Nachhaltigkeitskommunikation in Amurrio

Im Rahmen des Lokale Agenda 21 Prozesses wurde 2001 das Forum zur Umweltbeteiligung in Amurro eingerichtet, das “Arnasa” Forum (“Atem” in Baskisch). Anfänglich wurde es von lokalen Vereinen gebildet sowie von Geschöftsleuten und dem Stadtrat. Es sollte eine steuernde Aufgabe wahrnehmen.

Das Forum versteht sich als Beratungsgremium um die Beteiligung von Vereinen und Bürgergruppen zu unterstützen und ihnen Gehör zu verschaffen. Ausserdem versteht es sich als Ort des Diskurses und der Diskussionen über den Erhalt und Schutz der natürlichen und städdtischen Umwelt. Es nahm schon in der Analysephase aktiv am Lokale Agenda 21 Prozess teil und begleitete die Erstellung des Aktionsplans und nun die auch seine Umsetzung.

Das Forum beteiligt sich aktiv an Nachhaltigkeits- Workshops, die jedes Jahr in Amurro stattfinden, mt Themen wie “Abfall Management” (2000), “Stadtplanung in Amurrio: auf der Suche nach dem Modell einer nachhaltigen Stadt” (2001), "Mobilität in Amurrio" (2002), “Kann die Welt von Amurrio aus verbessert werden?” (2003) and the one that took place under the title “Ein Beteiligungsmodell für Amurrio” (2004).

2003 wurde erstmals das Heft “Unsere Umwelt, unsere Stadt” veröffentlicht, ein neues Kommunikationsmedium zu Nachhaltigkeitsthemen mit bezug zur Stadt. Das erste Heft im Fewbruar 2003 handelte von beteiligungsprozessen im Arnasa Forum und von der Mobilität in Amurrio. Im Dezember 2003ging es um Themen rund um Natur und Umwelt und die Verbesserung der

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Modul 1: Überblick Seite 24

Wasserqualität im Fluss Nervion. Seit 2004 erscheint das Heft vierteljährlich, im März 2004 war wiederum das Arnasa Forum Schwerpunkt der Ausgabe.

Ebenfalls in 2004 wurden Workshops zum Umweltmanagement durchgeführt, die sich - zusammen mit Workshops zum Abfall Management und zur Wasserreinhaltung - an die Unternehmen in der Stadt richteten.

Darüber hinaus wurde zusammen mit einer Schul- Agenda 21eine umfassende Mobilitätsplanung vorgestellt, es wurden Exkursionen durch die umgebende landschaft organisiert und verschiedene workshops durchgeführt.

Was wurde erreicht:

Es wurde ein Forum zur Bevölkerungsbeteiligung eingerichtet und etabliert.

Von Februar 2001 bis heute fanden durchschnittlich 12 jährliche Treffen des Forums statt.

Es wurde eine lokale Mobilitätsplanung veröffentlicht.

Durch das Magazin "Unsere Umwelt, unsere Stadt" findet regelmässig eine Information der Öffentlichkeit statt.

Jedes Jahr werden Nachhaltigkeits- Workshops in Amurrio durchgeführt.

Führer zu Naturdenkmalen und Naturwanderungen rund um Amurro wurden ausgearbeitet, gedruckt und verteilt (Mariaka, Auzoak, Arasketa and Kortina).

Die Lokale Agenda 21 wird in fünf Bildungszentren der Stadt umgesetzt.

Die Zahl der Unternehmen mit einem zertifizierten Umweltmanagementsystem steigt (einschliesslich eines städtischen Amtes).

Information und Bewusstsein der Bürger gegenüber dem Umweltschutz nehmen zu; dies zeigt sich an einem deutlichen Zuwachs bei der Recyclingquote (29% in 2001 and 34% in 2003) und einer Verringerung des Abfallaufkommens.

Erfolgsfaktoren • Bürgerbeteiligung.

• Beteiligung und technische Unterstützung der Stadtregierung.

Schwierigkeiten • Es swerden nicht alle sozialen Gruppen der Stadt erreicht.

• Stabile personelle und finanzielle Ressourcen sind notwendig.

Wirkung auf die Gemeinschaft • Das “Arnasa” Bürgerforum wurde gegründet.

• Die Beteiligung bei Umweltthemen wurde in Bildungszentren, bei Unternehmen und in der Bürgerschaft gefördert.

• Die Zusammenarbeit mit der Universität des Baskenlands wurde ausgebaut, um eine Studie zur Bürgerbeteiligung in der Stadt zu erarbeiten.

Notwendige Ressourcen Personell:

• Ein Lokale Agenda 21 Experte

• 30 Personen, die im Bürgerforum. aktiv sind

Materiell:

• Ein Raum als Treffpunkt.

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Modul 1: Überblick Seite 25

Geschätzte Kosten • € 15,500 (50% von der Stadtregierung und 50% durch IHOBE finanziert).

Mehr Information Town Council of Amurrio

Juanjo Yarritu, Environmental Councillor

Noemi Llorente, Environmental Technician

Telephone: +34 945 89 11 61

E-mail: [email protected]

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Modul 1: Überblick Seite 26

II.3 Dänkemark

II.3.1 Geschichtliches von 1992 – 2006 Die Menschen stehen im Mittelpunkt der Bemühungen um eine nachhaltige Entwicklung. Sie haben das Recht auf ein gesundes und produktives Leben im Einklang mit der Natur.

Das Recht auf Entwicklung muss so erfüllt werden, dass den Entwicklungs- und Umweltbedürfnissen heutiger und künftiger Generationen in gerechter Weise entsprochen wird. [Rio Deklaration Umwelt und Entwicklung]

1987 wurde die Nachhaltige Entwicklung in einer Internationalen Agenda im Brundtland Report rc(1) festgehalten, mit dem Slogan – denke global, handle lokal. Im Jahr 1992 empfahlen die Weltmächte, dass lokale Behörden mit den BürgerInnen zusammenarbeiten sollen, indem sie die Lokale Agenda 21 zu einem Teil des Weltgipfels über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro machten, und die Notwendigkeit lokaler Verpflichtungen wurde beim zweiten Gipfel in Johannesburg verstärkt. Jeder einzelne ist verantwortlich, an Lösungen für globale Probleme mitzuwirken – in unserer Arbeit und in unserem Privatleben, nicht aufgrund gesetzlicher Bestimmungen, sondern wegen der moralischen Verpflichtung. Wir sollten die Welt nicht zerstören, in der unsere Kinder einmal leben sollen. Die gegenwärtige Umwelt zu schützen erfordert Handlungen in unserem alltäglichen Leben.

Die Handlungen werden sich unterscheiden, sie sind abhängig von lokalen Ressourcen und Notwendigkeiten. Der Dialog zwischen lokalen Akteuren ist der Schlüssel, um die bestmögliche lokale Lösung zu finden. Offenheit, Dialog und Kooperation sind die wichtigsten Mittel, um eine Lokale Agenda 21 zu entwickeln. Beispiele dafür sind Mietervereinigungen, die eine Mülltrennung und gemeinsame Kompostierung initiieren, Schulklassen, die daran arbeiten, den Wasser- und Energieverbrauch der Schule zu senken, der Kindergarten, der sich auf biologische Lebensmittel umstellt und die Eltern in die gemeinsame Beschaffung mit einbezieht, lokale BürgerInnen-Gruppen, die für die Restaurierung einer örtlichen Wasserversorgung gefördert werden, kleine Wälder pflegen oder eine Verringerung des Verkehrsaufkommens bewirken, örtliche Industrien, die in einer industriellen Kooperation zusammenarbeiten, indem sie das Restwasser von der einen Industrie als Rohmaterial für die nächste nutzen usw. Die Kultur und die Geschichte Dänemarks geben gute Voraussetzungen für die Lokale Agenda 21. Wir sind es gewohnt, in Verbänden zu arbeiten, zu kooperieren, Kompromisse zu treffen, aber auch gemeinsame Ziele zu verwirklichen, was auf einer langen demokratischen Tradition und einem hohen Grad an Bildung beruht. Die Århus Konvention über den öffentlichen Zugang zu Umweltinformation aus dem Jahre 1998 ist ein gutes Beispiel dafür, wie die dänische Methode in ein Internationales Abkommen umgewandelt werden kann, das beides enthält: den Zugang zu Informationen aber auch die Beteiligung an neuen Gesetzen, Infrastrukturplanungen oder der Genehmigung neuer Industrien. Auch die Optionen von Beschwerden und gesetzlichen Maßnahmen sind beinhaltet.

Im Frühling 2000 stimmte das Dänische Parlament einer gesetzlichen Regelung im Planungsgesetz für Gemeinden und Bezirken zu: die Entwicklung Lokaler Agenda 21 Strategien und deren Überarbeitung in jedem vierten Jahr mit dem Fokus auf fünf spezifische allgemeine Punkte - und die Veröffentlichung der Strategien. Die Ergebnisse können dem nachfolgenden Kapitel „Statistiken“ entnommen werden.

Jedes vierte Jahr ist das Umweltministerium verpflichtet, dem Parlament über den Status der Lokalen Agenda 21 zu berichten. Der Bericht muss gemäß dem Planungsgesetz in Kooperation mit den örtlichen und regionalen behördlichen Organisationen erstellt werden. Der aktuellste Report kann auf der Projekt-Homepage in Dänisch nachgelesen werden. rc(22)

Das nationale System der Lokalen Agenda 21 ist von der Dänischen Nationalstrategie für Nachhaltige Entwicklung beschrieben worden. „Eine gemeinsame Zukunft – eine ausgewogene Entwicklung“ (2002), die die Hauptabsichten in acht Zielen und Prinzipien beschreibt:

• Die Wohlstandsgesellschaft muss weiterentwickelt und das Wirtschaftswachstum muss von der Umweltbeeinflussung entkoppelt werden.

• Es muss für jeden eine sichere und gesunde Umwelt geben, und wir müssen ein hohes Niveau des Schutzes aufrechterhalten.

• Wir müssen einen hohen Grad der Artenvielfalt sichern und die Ökosysteme schützen.

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Modul 1: Überblick Seite 27

• Die Ressourcen müssen effizienter genutzt werden.

• Wir müssen auf internationaler Ebene handeln.

• Umweltbelange müssen in allen Sektoren berücksichtigt werden.

• Der Markt muss die Nachhaltige Entwicklung unterstützen.

• Nachhaltige Entwicklung ist eine gemeinsame Verantwortung und wir müssen ihren Fortschritt messen.

II.3.2 Organisationsstrukturen Dänemarks lokale Behörden, die mit Ende 20063 14 Bezirke und 275 Gemeinden abdeckten, spielen eine entscheidende Rolle in der Lokalen Agenda 21. Sie haben eine Partnerschaft mit der allgemeinen Öffentlichkeit initiiert, um das auszuführen, was beim Umweltgipfel zugesichert worden war. Alle Bezirke in Dänemark und 90% ihrer Gemeinden arbeiten an verschiedenen Projekten unter der Schirmherrschaft der Lokalen Agenda 21, und die Ideen breiten sich wie ein Lauffeuer aus. Die Gemeinden oder Bezirke fungieren oft als eine Art Sparringspartner, Berater und Koordinator für die EinwohnerInnen, Organisationen und Firmen, die Lokale Agenda 21 Maßnahmen einführen. Viele Gemeinden haben ein Umweltzentrum bzw. ein Agenda 21 Zentrum gegründet oder eine/n Agenda 21 KoordinatorIn angestellt, häufig in der Abteilung technischer Dienstleistungen in den Gemeinden oder Bezirken. Die Menschen können ihre Gemeinde oder ihren Bezirk kontaktieren, wenn sie Ideen für Lokale Agenda 21 Initiativen haben.

Die Gemeinde Albertslund war eine der ersten in Dänemark, die ein Agenda 21 Zentrum eröffnet hat, und die Gemeinde hat wesentliche Fortschritte in der Reduktion des Ressourcenverbrauchs und negativer Umwelteffekte gemacht. Zum Beispiel haben alle Gemeindeeinrichtungen und Institutionen Umweltaktionspläne vorbereitet und alle Kinderbetreuungszentren servieren biologische Mahlzeiten. Die Gemeinde verwendet keine Pestizide und viele Geschäfte treffen sich im „Albertslund Umweltforum für Handel und Industrie“ und tauschen Ideen aus. Albertslund ist Teil der Dogma Gemeinden – ein Netzwerk für Nachhaltige Entwicklung, das von Gemeinden in Ballerup, Albertslund und Kopenhagen im Jahr 2000 gestartet wurde und daher auch als Dogma 2000 rc(23) bezeichnet wird. Ein anderes Beispiel sind die Gemeinden von Vejle, Kolding, Horsens, Fredericia und Middelfart, der Bezirk Vejle und 200 Geschäfte, die in einem Ökonetzwerk zur Verbesserung der Umweltleistungen von Geschäften kooperieren. Die Arbeit ist auf jedes einzelne Geschäft und auf die Schaffung von Netzwerken, die mit Umwelt in Zusammenhang stehen, ausgerichtet. Das Ökonetzwerk verhalf zu der Bildung des Umweltforums Dänemark, ein landesweites Netzwerk bestehend aus 50 lokalen Umweltnetzwerken, das im Jahr 2003 durch die Organisation Key2Green rc(24) ersetzt wurde. Nach mehr als einjähriger Vorbereitung haben 19 Unternehmen in Kooperation mit Key2Green während einer Gründungshauptversammlung im Jahr 2006 eine neue Vereinigung gegründet: "Der dänische Rat zur nachhaltigen Geschäftsentwicklung".

Die primären Ziele des Rates sind folgende:

• sichtbare Begriffe und Werkzeuge innerhalb der nachhaltigen Geschäftsentwicklung schaffen, um die Wettbewerbsfähigkeit und das Ansehen von Unternehmen auf dänischen und globalen Märkten zu erhöhen,

• neue dänische und internationale Erkenntnisse und Instrumente teilen und dänische Unternehmen begeistern, dass sie mit nachhaltiger Entwicklung arbeiten und an der öffentlichen Debatte zu diesem Thema teilnehmen,

• Ermutigung zur Errichtung von öffentlichen und privaten Partnerschaften mit dem Ziel, nachhaltige Produkte zu fördern.

Der Bezirk Storstroem ist in viele Lokale Agenda 21 Projekte miteinbezogen worden, z.B. eine Kooperation gemeinsam mit Landwirtschaftsorganisationen, um die Auswaschung von Nährstoffen und Pestiziden zu verringern und um naturbelassene Gebiete zu pflegen und die Feuchtgebiete um den Fluss Tubæk zu schützen. Allen 150 Bauern in diesem Gebiet werden Beratung und Schulung in Umwelt- und Ressourcenmanagement angeboten.

Das Ministerium für Umwelt und Energie, die Nationale Vereinigung für Kommunalbehörden in Dänemark und die Vereinigung von Gemeinderäten in Dänemark sind seit 1994 Partner der

3 Der öffentliche Sektor in Dänemark wird in 98 Gemeinden und 5 Regionen reorganisiert werden. Die Agenda 21 liegt noch immer in der Verantwortung der Gemeinden.

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gemeinsamen Kampagne für Lokale Agenda 21. Sie haben Kurse und Konferenzen abgehalten und Berichte, Broschüren und andere Schriften veröffentlicht. Zusätzlich geben sie sechs Mal im Jahr ein Mitteilungsblatt heraus.

II.3.3 Statistics 90 % aller dänischen Gemeinden und Bezirke sind im Bereich der Agenda 21 tätig (Status 2005), und eine Vielzahl an Lokalen Agenda 21 Projekten wurden gestartet, die den größten Teil des Landes abdecken. Es gibt keine allgemeine Struktur oder Prozessgliederung in Dänemark. Das Umweltministerium hat einen Leitfaden für die Entwicklung lokaler und regionaler Agenda 21 Strategien veröffentlicht, der eine umfassende Beschreibung der Schritte des Prozess zur Strategieentwicklung, aber nur sehr wenig über die Durchführung beinhaltet. Daraus entstand eine grosse Vielfalt von Strategien.

Drei von vier Strategien beschreiben, was die Gemeinde plant, um die BürgerInnen mit einzubeziehen. Die Methoden bei der Projektförderung, bei der Gründung von Agenda 21 Zentren oder bei der Errichtung von Ökoausschüssen mit Vertretern aller Akteure der Lokalen Agenda 21 sind sehr unterschiedlich. 90 % der Strategien beschreiben auch die Handlungsebene detaillierter und wie der Rat es vorhat, den Plan zu befolgen; ein Beispiel hierfür ist die Gemeinde Gladsaxe. Um die Variabilität zu veranschaulichen, werden im Kapitel 4.3.6 zwei Beispiele Lokaler Agenda 21 Prozesse geschildert.

II.3.4 Qualitätskriterien und Anforderungen Bisher gibt es keine formellen Kriterien oder Anforderungen füpr einen Lokale Agenda 21 Prozess, die offiziell anerkannt sind.

II.3.5 Gesetzgebung Im Jahr 2000 erkannte das Parlament die gesetzlichen Regelungen der Lokalen Agenda 21 als Teil des Planungsgesetzes an. Gemeindebehörden müssen eine Strategie ausarbeiten, die fünf Hauptpunkte beinhaltet:

• die Reduktion der Umwelteinflüsse,

• die Förderung der nachhaltigen Stadtentwicklung und Stadtumgestaltung,

• die Förderung der Biodiversität,

• die Einbindung der BürgerInnen, des Handels und der Industrie in die Lokale Agenda 21 Aktivitäten,

• die Unterstützung der Wechselbeziehung bei Entscheidungen im Bereich Umwelt, Verkehr, Gewerbe, Soziales, Gesundheit, Bildung, Kultur und Wirtschaft.

Die Strategie muss von den lokalen PolitikerInnen akzeptiert werden, um ihr Eigentumsrecht bei der Durchführung abzusichern und die Strategie soll veröffentlicht werden. Die Veröffentlichung macht sie für öffentliche Debatten zugänglich.

Im Jahr 2007 wird sich die Verwaltungsgliederung in Dänemark vollständig verändern. Die 14 Bezirke wurden abgeschafft und fünf neue Regionen übernehmen einige öffentliche Aufgaben auf regionaler Ebene (Gesundheitssektor, Bodenverschmutzung, etc.). Die 271 Gemeinden werden auf 98 reduziert und diese bekommen die Verantwortung für die meisten Aufgaben inklusive Agenda 21, wobei der Gemeinderat auch die Agenda 21 Strategien entwickeln soll. Dies soll bis Ende 2007 für alle Gemeinden und Regionen verwirklicht sein.

II.3.6 Finanzielle Regelung Seit der Ökofonds im Jahr 2002 eingestellt wurde, gibt es in Dänemark keine Förderung für die Lokale Agenda 21, aber das Umweltministerium bietet ein kleines Förderschema für bildungsorientierte örtliche Umweltinitiativen an.

Einige Gemeinden haben ein lokales Finanzierungsmodell für 'Green Guides' und BürgerInneninitiativen, z.B. wird in Gladsaxe ein Green Guide von der Gemeinde finanziert und es

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Modul 1: Überblick Seite 29

können Projekte bis zu einem Limit von ca. € 6,000 gefördert werden (Stand 2006; war zuvor 2-3 Mal höher und soll 2007 wieder erhöht werden). Es gelten keine spezifischen Agenda 21 Kriterien für diese Finanzierungsinitiative; jeder Antrag wird individuell bewertet.

II.3.7 Bereits laufende Umsetzung Diesem Kapitel können einige Beispiele für Lokale Agenda 21 Prozesse in Dänemark entnommen werden. Mehr Beispiele gibt es in der Dänischen rc(26) und Norwegischen rc(27) Ideenbank für Lokale Agenda 21. Leider sind die Daten zum Teil nur in Dänisch und Norwegisch verfügbar.

Dogma 2000 In Dänemark haben sich bis jetzt sechs Gemeinden zusammengeschlossen und eine Reihe von gemeinsamen Zielsetzungen aufgestellt, um sich für eine bessere Umwelt und für Nachhaltigkeit einzusetzen. Diese "Dogma 2000"-Städte sind Albertslund, Ballerup, Fredericia, Herning und die Landeshauptstadt Kopenhagen; auch die schwedische Stadt Malmö hat sich dem Netzwerk im Jänner 2006 angeschlossen. Die Kooperation wird von einem Präsidium, das aus PolitikerInnen und Amtspersonen der Dogma Gemeinden besteht, geleitet. Die Amtspersonen arbeiten anhand der Kooperation aller Gemeinden daran, die Ziele des Dogmas umzusetzen. Das Beispiel der Zusammenarbeit beruht auf drei „Dogmen“ (Zielsetzungen und Mittel):

• Die menschlichen Umwelteinflüsse sollen gemessen werden - Grünbücher

• Ein Umweltverbesserungsplan soll entwickelt werden – Agenda 21 Plan

• Die Umweltarbeit soll verankert werden – Gewerbe und Wohngebiete sollen miteingebunden werden und mit der Zeit soll die gesamte Gemeinde Umweltmanagementzertifikate erhalten.

Innerhalb dieser "Dogmen" werden spezifischere Ziele und Handlungen entwickelt und diese sind ein Teil der Überprüfung. Ein/e externe/r unabhängige/r UmweltmanagementsystemprüferIn überprüft jedes Jahr die Erfüllung durch die Gemeinde.

Innerhalb von drei Jahren werden die Dogma Gemeinden in Dänemark ein Dogma-Handbuch erarbeiten, das als eine Inspiration und ein “Start-Leitfaden” für dänische und ausländische Gemeinden dienen soll, die daran interessiert sind, sich für die Umwelt besonders einzusetzen. Das Handbuch wird unter anderem eine Vielzahl an konkreten Instrumenten und Methoden enthalten, die in den Bestrebungen der Umweltverbesserungen in der Gemeinde angewendet werden können.

Die vier Schwerpunkte des Dogma-Handbuches sind:

• Allgemeines Modell für Gemeindegrünbücher

• Chemikalien Plan

• Verankerung der Umweltarbeit

• Ein neues Prüfungsmodel der Dogma

Zusätzlich arbeitet eine Projektgruppe an der Verbreitung des Projektes. Das Projekt soll die dänische Dogma 2000 für Umweltmanagement auf kommunaler Ebene aufrechterhalten und weiter vorantreiben. Die Arbeit wird durch Finanzierung aus dem EU Life Programm gefördert. rc(28).

Zusätzlich zu den fünf dänischen Gemeinden sind zwei externe Partner in die Teilprojekte eingebunden: Siualai in Litauen und Neumünster in Deutschland. Diese beiden Städte sollen sicherstellen, dass das Dogma-Handbuch auch außerhalb von Dänemark anwendbar ist.

Als Teil der Dogma 2000 Kooperation wurden verschiedene Arbeitsgruppen gebildet z.B. mit Ausrichtung auf Umweltarbeit in der Industrie, biologisch angebaute Lebensmittel, Nachhaltige Gebäude, Umweltzertifizierung von Gemeinden und Schulen.

Agenda 21 Zentren in Kopenhagen Die Lokale Agenda 21 ist eine Strategie einer Gemeinde oder einem Bezirk, was getan werden kann, um zu einer Nachhaltigen Entwicklung im 21. Jahrhundert beizutragen. Die Arbeit umfasst zum Teil Planungsaufgaben und zum Teil spezielle Umweltprojekte und Umweltinitiativen. Obwohl die Lokale Agenda 21 eine kurzzeitige Kampagne ist, stellt sie einen laufenden Prozess dar, in dem Strategien überarbeitet und schrittweise an die allmähliche Integration und Verbreitung des Nachhaltigkeitsgedankens in Projekten und Initiativen angepasst wird.

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Modul 1: Überblick Seite 30

Die Lokale Agenda 21 baut auf Schlüsselwörter wie „holistische Perspektive“ und „intersektorielle Zusammenarbeit“, „aktive öffentliche Beteiligung“, die „Gesellschaft auf Recycling-Basis“, die „weltweite Rücksichtnahme“ und die „Langzeitperspektive“ auf.

Der Agenda 21 Plan der Stadt Kopenhagen hat vier Zielsetzungen:

• Die Förderung der Nachhaltigen Entwicklung in Kopenhagen.

• Die Einbettung der Leitbilder sowohl in Strategien und spezielle Vorgaben als auch in die Handlungen der breiten Öffentlichkeit, der Geschäftswelt und der Stadtverwaltung (Administration und Institutionen).

• Absicherung der Koordination, Prioritätensetzung und Chancen für Handlungen im Bezug auf Umweltinitiativen – alle erreicht durch den Dialog mit der breiten Öffentlichkeit und der Geschäftswelt.

• Die Unterbindung und Reduktion der Umwelteinflüsse, lokal und weltweit und die Einschränkung des Ressourcenverbrauchs – mittels Kopenhagen in der Rolle als öffentliche Organisation.

Das Gesamtziel ist, die Nachhaltige Entwicklung zu sichern, was nur durch gezielte und gemeinsame Anstrengungen von Seiten der breiten Öffentlichkeit, Handel und Industrie und den öffentlichen Institutionen erreicht werden kann.

Um die lokale Teilnahme und das Engagement für Lokale Agenda 21 Anstrengungen und Aktivitäten in den zentralen Bezirken zu fördern, wurden in fünf zentralen Stadtbezirken Lokale Agenda 21 Zentren eingerichtet: Sundbyøster, Bispebjerg, Inner Nørrebro, Vesterbro und Valby. Zusätzlich gibt es drei Außenstellen in Outer Nørrebro, Østerbro und Kongens Enghave. Die Kopenhagener Umweltschutzagentur (EPA) hatte eine federführende Rolle in der Errichtung dieser Agenda 21 Zentren.

Der Zweck der Agenda 21 Zentren ist es, die breite Öffentlichkeit und die Geschäftswelt derart anzuregen und einzubinden, dass sie dazu gebracht werden, ihr Verhalten zu verändern und dass sie in ihrem Alltag umweltbewusster handeln. Außerdem müssen diese Zentren den Dialog über Umweltprobleme erzeugen und tragen dadurch zur Entwicklung der lokalen Demokratie bei. Die Zentren sind dazu gedacht, als Bindeglied zwischen der breiten Öffentlichkeit und der Stadtverwaltung zu fungieren und den Dialog über wichtige lokale Umweltfragen zu erzeugen. Die Zentren müssen die existierenden lokalen Umweltprojekte und Umweltinitiativen fördern und weiterentwickeln, indem sie die Möglichkeiten für jede/n einzelne/n EinwohnerIn verbessern, umweltbewusster zu handeln und indem sie auch ein derartiges Verhalten den Haushalten, Vereinigungen, der Geschäftswelt, Schulen und Institutionen einflößen und umweltbewusstere Handlungen fördern.

Dass die Zentren eine lokale Unterstützung erhalten, ist eine der Voraussetzungen um sicherzustellen, dass die Aktivitäten der Agenda 21 Zentren einen wichtigen positiven Einfluss auf die Umwelt haben. Folglich sind es auch die Zentren selbst, ihre Ausschüsse und ihre BenutzerInnen, die einen beträchtlichen Einfluss auf die Arbeitsfelder der Zentren und die Planung der verschiedenen Projekte und Initiativen haben. Die Zentren erzeugen ein Wechselspiel zwischen lokalen und städtischen Umweltprojekten und Initiativen, die sich gegenseitig verstärken. Die Erfahrungen und gelernten Lektionen von lokalen Projekten werden gesammelt und mit den anderen Zentren geteilt, und anschließend in städtische Umweltprojekte eingebunden und zusammengeführt.

Eine Evaluierung der Agenda 21 Zentren wurde nach 1 ½ Jahren der Tätigkeit durchgeführt; siehe AGGER ET AL.(2005) in der Bibliographie-Liste. Die Evaluierung schließt eine Reihe von Empfehlungen für die Zukunft der Zentren ein, was als wichtigstes Ergebnis der Evaluierung angesehen werden kann.

Die Lokalen Agenda 21 Zentren im Viertel Sundbyøster Ein Beispiel der Lokalen Agenda 21 Zentren in Kopenhagen liegt im Stadtbezirk Sundbyøster bei Amager, der kleinen Insel südöstlich des Kopenhagener Zentrums. Das Zentrum definiert ihre Zielgruppen folgendermaßen:

• Alle EinwohnerInnen des Viertels Sundbyøster

• Alle Institutionen (Schulen, Tagesbetreuungszentren, Sportzentren, etc.)

• Firmen

Link Box 3

Hier können mehr Informationen zu LA 21 Aktivitäten in Kopenhagen gefunden werden:

� Englisch rc(29).

� Dänisch

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Modul 1: Überblick Seite 31

• NGOs

• Die Stadt Kopenhagen

Der Gedanke dieses Zentrums ist die Durchführung von Maßnahmen, die es erleichtern auf eine umweltfreundlichere Art zu handeln, in Kooperation mit bestehenden Netzwerkgruppen und durch Unterstützung bei der Bildung neuer Netzwerkgruppen, die Interesse an und den Dialog über wesentliche Umweltprobleme hervorrufen. Außerdem informiert und berät das Zentrum über Nachhaltige Entwicklung und schlussendlich helfen sie mit, Netzwerkgruppen über die Agenda 21 Zentren hinaus zu bilden. Der Stadtverwaltung und den Energiehandelsgesellschaften hilft das Zentrum, die Übereinstimmung zwischen lokalen Maßnahmen und der Umweltarbeit der Stadt sicherzustellen.

Die angewandten Methoden beruhen auf der lokalen Einstellung und konzentrieren sich auf:

• Bewusstseinsbildung

• Befähigung

• Netzwerkgruppen

Wenn ein neues Lokales Agenda 21 Projekt gestartet wird, ergreifen typischerweise die BürgerInnen die Initiative - mit unterschiedlichem Niveau an Ehrgeiz und Aktivität. Ein Beispiel ist eine Gruppe von Personen, die auf Amager Fælled Kühe züchten, wo sie mit sieben Kühen und 30 Mitgliedern begonnen haben. Heuer sind es bereits doppelt soviel.

Ein weiteres Beispiel ist der mobile Ørestad Biogarten, der mit einer sehr kleinen Zahl Interessierter bei einer Veranstaltung im Jahr 2004 startete. Sie arbeiteten mit dem Agendazentrum und mit Ørestadsselskabet, einer öffentliche Organisation, die das neue Viertel Ørestad entwickelt, zusammen. Im Februar 2005 wurde ein Verein gegründet, im Frühling 2005 wurden die ersten Samen ausgesät und der Verein hatte 99 Mitglieder. Heute hat der Verein ungefähr 50 Mitglieder.

Auch die Stadt selbst oder die Lokale Agenda 21 Gruppe kann die Initiative ergreifen – ein Beispiel hierfür ist der Schulhof einer örtlichen Schule, wo alles mit einem Telefonanruf der Stadtverwaltung von Kopenhagen im Jahr 2004 begann. Dieser fehlte es an Anträgen für die Finanzierung neuer Schulhöfe. Daher kontaktierte das Agenda 21 Zentrum Sundbyøster die örtliche Schule, schrieb das Ansuchen für eine Finanzierung und hielt den Prozess am Laufen. Die LehrerInnen und SchülerInnen wurden ebenfalls in den Prozess eingebunden. Der Schulhof wird im Oktober 2006 eröffnet. Die LehrerInnen, SchülerInnen und ihre Eltern werden an der Eröffnung teilnehmen. Sie sind gerade dabei, Blumen zu pflanzen, etc.

Ein Teil von Sundbyøster hat ein Programm für die Erneuerung des Viertels laufen, und bei diesem Programm arbeitet die Stadtverwaltung unter anderem an der Verbesserung der Verkehrssituation. Eine Gruppe von BürgerInnen wurde gebildet, als sie einen Radweg entlang der Hauptstrasse des Viertels forderten. Das Agenda 21 Zentrum Sundbyøster arbeitete mit dem Viertelerneuerungs-Sekretariat und der Stadtverwaltung zusammen und führte den Radweg als Experiment während der europäischen Mobilitätswoche im September 2005 ein. 300 Personen füllten auf der Straße einen Fragebogen aus, 15 nahmen an einem Treffen teil und die PolitikerInnen von Kopenhagen konnten Geld für einen permanenten Radweg auftreiben, der 2007 errichtet wird.

Schlussendlich kann auch das Agenda 21 Zentrum Sundbyøster die Initiative ergreifen. Beispielsweise bilden sie 100 eingewanderte Frauen im Umweltbereich aus – wie Energie (Elektrizität und Wärme) und Wasser sparen, im Haushalt verwendete Chemikalien, und wie dieses Wissen weitervermittelt werden kann.

Die öffentliche Motivation, die Bewusstseinserweiterung und das Schaffen von Engagement werden auf viele Weisen gefördert und verwirklicht, z. B. die Zuteilung von 15 Quadratmetern land, um Gemüse und Blumen anzupflanzen, sich eine Kuh teilen, oder ein Spediteurfahrrad ausleihen; oder sich einen Stromzähler ausborgen – einer der misst, wie viel Strom der eigene Kühlschrank verbraucht. Die TeilnehmerInnen von Projekten werden in die Medien eingebunden, beispielsweise die Immigrantinnen, die stolz von ihrem neuen Wissen im Lokalradio oder in lokalen Sprachschulen vor 60 Schüler berichten.

Andere Beispiele sind 300 Personen, die auf der Strasse einen Fragebogen über die lokale Verkehrssituation ausfüllen oder die Initiierung von Diskussionen über Umweltprobleme in der Lokalzeitung, bei Veranstaltungen und deren Präsenz bei Festen im Viertel, etc.

Das Agenda 21 Zentrum Sundbyøster ist als unabhängiger Fonds organisiert. Es hat einen fünfköpfigen Aufsichtsrat, der die lokale Organisation repräsentiert. Sie arbeiten mit den Agenda 21 Gruppen, Wohnungsverbänden und vielen anderen Gruppen sowie mit öffentlichen Institutionen, etc.

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Modul 1: Überblick Seite 32

zusammen. Sie haben vier Angestellte und freiwillige Helfer, Studenten und Arbeitslose, etc. Drei sind Vollzeitangestellte und einer ist für das Bildungsprojekt der 100 Immigrantinnen angestellt.

Das Agenda 21 Zentrum Sundbyøster wird von der Stadt Kopenhagen finanziert. Sie zahlt € 180.000 pro Jahr, was die Gehälter für drei Angestellte, die Miete und die Leitung des Büros abdeckt. Daneben bewerben sie sich anderswo um Förderungen. Das Programm und das Budget des Agenda 21 Zentrums Sundbyøster wird von den PolitikerInnen der Stadt Kopenhagen freigegeben.

Das Agenda 21 Zentrum Sundbyøster besteht seit drei Jahren. Es gibt reichliche Früchte der Arbeit: der Schulhof, die Kühe, der Garten, die 40 Immigrantinnen, etc. Viele der Projekte werden von dem Agenda 21 Zentrum Sundbyøster evaluiert, wie beispielsweise das Radwegexperiment, die Ausbildung der 100 Immigrantinnen, der Schulhof, der mobile Ørestad Biogarten. Aber andere Projekte, wie das Kuh-Projekt, werden nicht vom Agenda 21 Zentrum evaluiert, welches hier nur eine Nebenrolle spielt.

Die Ausbildung der 100 Immigrantinnen wird mit anderen ähnlichen Projekten in einem Bericht verglichen werden, der Ende 2007 erscheinen wird.

Konkrete Zielsetzungen und Maßnahmen für die Zukunft sind:

• Bio-Rindfleisch, Lebensstil und Natur

• Dauerhafte Biogärten im Viertel Ørestad, Bildungswesen, Schulungen, etc.

• 200 Schüler lernen jedes Jahr in ihrem neuen Schulhof über Natur und Umwelt, andere Schulen kommen auf Besuch, etc.

• Mehr Radfahrer, einschließlich Kinder, in Kopenhagen und weniger Verkehrsunfälle.

• 100 ausgebildete Immigrantinnen im Viertel Sundbyøster – ein andauernder Dialog und die Befähigung der Frauen, weniger Strom- und Wasserverbrauch in den Wohnungsgesellschaften. Es ist jedoch noch zu früh, um die Auswirkungen zu bestimmen.

Umweltschutz in Immigrantenhaushalten Die Zielgruppe dieser Agenda 21 Initiative sind Immigranten, die einen Haushalt führen (meistens Immigrantinnen) und ihre Familien. Die Idee des Projektes ist einen „Ökobesuch“ in privaten Immigrantenhaushalten durchzuführen, der sich auf die Erhaltung der Umwelt in Privathaushalten konzentriert.

Weitere Zielsetzungen sind:

• Information der Immigrantinnen über die dänische Infrastruktur der Wasserversorgung, der Wärme, der Elektrizität und das Wissen über alltägliche Chemikalien, Innenraumklima, und Müllhandhabung in Privathaushalten auszuweiten.

• Zu zeigen, dass unausgebildete Immigrantinnen innerhalb weniger Wochen Kursbesuchs eine Arbeit als Informantin im Bereich Umwelt und Haushalt erhalten können.

• Messbare Umweltergebnisse zu erhalten.

• Zu beweisen, dass das Projekt Arbeitsplätze für eine arbeitslose Immigrantinnengruppe schafft.

• Ein Mustermodell zu schaffen.

• Immigrantinnen zu befähigen, aktiv für die Wissensgewinnung und den Erhalt von Arbeit zu sein.

Die Schulungsmethode beruht auf einem “wertebasierten Management” und die Regel der “Nulltoleranz gegenüber Rassismus unter allen Menschen“. Eine tägliche Anpassung des Managements wird erwartet und die Kommunikation über die Medien soll zeigen, dass es Platz für eine große Variabilität an Kulturen zwischen den Menschen gibt.

Frühere Projekte in der Umweltschutzagentur der Stadt Kopenhagen haben die Art der Kommunikation innerhalb der Immigrantengruppen in Dänemark definiert. Das Ergebnis war, dass ImmigrantInnen über Netzwerke kommunizieren. Dieses Projekt beruht daher auf Netzwerkkommunikation.

Es hat in Kopenhagen bereits mehrere Projekte gegeben, die nach dem Konzept „UmweltbotschafterInnen“ arbeiten, und der/die LeiterIn dieses Projektes war ein Teil der meisten von ihnen. Erfahrungen von früheren Projekten in Kopenhagen fließen daher in dieses Projekt ein.

Die öffentliche Motivation macht den Unterschied dieser Methode aus: Die DänInnen verstehen die Art

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Modul 1: Überblick Seite 33

der Führung des Haushalts von ImmigrantInnen nicht und umgekehrt. Deshalb lag das Hauptaugenmerk darauf, wie man die ImmigrantInnen über die dänische Art der Haushaltsführung hinsichtlich Umwelt informiert.

HeFe Consult Aps suchte um die Förderung bei der Stadtverwaltung Kopenhagens an und schaffte es, das Geld für das Projekt zu bekommen. Das Projekt ist mit einem/r ProjektmanagerIn, einem/r KoordinatorIn und 8 Immigrantinnen als Projektangestellte organisiert worden.

Weil dieses Projekt sehr politisch ist, spielt die Umweltschutzagentur sowie auch der gemeinnützige Wohnungsverband eine wichtige Rolle in der Projektgestaltung. Außerdem hat das Zentrum Ideen von Vertriebsgesellschaften und von NGOs berücksichtigt.

Das Projekt zeigte nicht nur für Kopenhagen brauchbare Instrumente für die Urbanisierung auf. Die angewandten Methoden können weltweit für die Wissensbildung der Gesellschaft, in der die Immigranten leben, zur Integration und zur Befähigung des/der Einzelnen daran zu arbeiten, eine Beschäftigung zu erhalten, eingesetzt werden

Seit sich die Stadtverwaltung, die lokalen Verbände, die lokalen Wohnungsgesellschaften und die Presse für dieses Projekt zu interessieren begonnen haben, ist die Teilnahme an diesem Projekt gestiegen. Die Angestellten zeigten sich ebenfalls sehr daran interessiert, brauchbare Ergebnisse zu liefern. Jede Partei die an diesem Projekt interessiert war, wurde angehört und dadurch das Projekt ständig angepasst.

Das Projekt wurde mit einer auf wichtige Schlüsselwörter basierenden Schablone aufgebaut. Zu diesen Schlüsselwörtern zählen:

• Null Toleranz gegenüber Rassismus

• Der Nutzen muss geteilt und weitergegeben werden.

• Gleichheit innerhalb der Kulturen.

• Das Lachen ist ein sinnvolles Werkzeug bei der Arbeit.

• Akzeptanz

• Brückenschlagen zwischen Kulturen

• Ergebnisse erzielen

• Durchführung

• ImmigrantInnen bereichern die dänische Bevölkerung und sich selbst.

Acht arbeitslose Immigrantinnen wurden für das Projekt angestellt. Nach Ablauf des Projekts erhielten drei von ihnen Teilzeit- oder Vollzeitstellen. Zwei von ihnen möchten ihre Dänischkenntnisse verbessern und besuchen Kurse. Alle von ihnen erhielten das Angebot, einen Computerkurs zu belegen. Bis jetzt wissen wir, dass vier von ihnen diesen Kurs besuchen werden. Vier von ihnen bekamen das Angebot, in Umweltkursen zu unterrichten, um andere ImmigrantInnen zu UmweltbotschafterInnen auszubilden und alle vier begannen ihre Arbeit am 7. August 2006.

In Kopenhagen und in Dänemark wurde das Projekt von der Presse und verschiedenen interessierten Organisationen und Menschen mitverfolgt. Das Projekt hatte eine gute mediale Berichterstattung. Dem Projekt folgen einige Treffen mit interessierten gemeinnützigen Wohnungsverbänden, den Gewerkschaften und mit der Stadtverwaltung.

Das konkrete Ziel dieses Projekts ist der Besuch von 400 Immigrantenfamilien in Kopenhagen. Es wurden 314 Familien besucht, aber auch einige Vorträge vor ImmigrantInnengruppen gehalten, was dem Besuchsziel gerecht werden sollte. Es ist nicht möglich, den Erfolg der Umweltergebnisse innerhalb der Haushalte zu bestimmen, da die Zeitspanne für eine Aussage zu kurz ist. Ein weiteres Ziel war es, 100 interessierte Immigrantinnen dazu zu bewegen, freiwillig an einem Kurs über Umweltthemen teilzunehmen. 236 Frauen und 35 Männer wollten diesen Kurs besuchen. Die Finanzierung reichte jedoch nur für 100 TeilnehmerInnen aus, sodass sie versuchen, Gelder aufzutreiben um die gesamte Gruppe ausbilden zu können.

Link Box 4

Mehr Informationen– in Dänisch – über die Rolle ähnlicher Zentren, die sich auf Nachhaltige Entwicklung und Lokale Agenda 21 konzentrieren, sind auf folgenden Webseiten zu finden:

� rc(30)

� rc(31)

Das Umweltministerium führt eine Datenbank mit LA21 Berichten und LA21 Strategien – alle in Dänisch – siehe:

� rc(32)

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Modul 1: Überblick Seite 34

Dem Projekt folgen freiwillige Kurse, um ein/e UmweltbotschafterIn zu werden. Diese Kurse werden von der Stadt Kopenhagen und von “Områdefornyelsen i Mimersgadekvarteret” gefördert. 236 Frauen auszubilden, um die Aufgabe auf sich zu nehmen, eine freiwillige Umweltbotschafterin innerhalb ihres Netzwerkes und ihrer Familie zu werden, wird hoffentlich dazu führen, dass sich Ergebnisse beim Strom-, Wasser-, Wärmeverbrauch, beim Verbrauch umweltschädigender Chemikalien und einem besseren Innenraumklima abzeichnen.

Das Monitoring der Resultate wird über die nächsten Jahre durchgeführt. Die Evaluierung des Projekts erfolgt durch externe Überprüfung. Die Ergebnisse werden anhand folgender Parameter gemessen:

• Anzahl der Ökobesuche,

• Die Anzahl an Frauen, die eine Ausbildung zur Umweltbotschafterin erhalten,

• Anzahl der Frauen, die eine Arbeitsstelle bekommen,

• Strom-, Wasser und Wärmeverbrauch, gemessen von den Wohnungsgesellschaften

Das Projekt läuft bereits und wird im Herbst 2007 abgeschlossen. Während dieser Zeit werden Ökobesuche durchgeführt und die neuen Arbeitskräfte werden hoffentlich auch einen Job bekommen.

Agenda 21 Prozess in Gladsaxe Die Stadt Gladsaxe ist mit ungefähr 62.000 EinwohnerInnen eine der größten in Dänemark. Die Stadt ist bekannt für die guten allgemeinen Bedingungen, die für Kinder und Jugendliche sowie für die ältere Generation geschaffen wurden. Mit ungefähr 34.000 Arbeitsplätzen ist Gladsaxe jene Großstadt außerhalb Kopenhagens, die die meisten Jobs anbietet. Es gibt mehr als 2.800 Firmen in Gladsaxe. Drei große Industriegebiete wurden in der Stadt errichtet. Handel und Transport sind ebenfalls bedeutende Branchen der Industrie in Gladsaxe.

Die Stadt Gladsaxe umfasst:

• 62.000 EinwohnerInnen

• 25 km²

• 6.700 Einfamilienhäuser

• 6.200 Einfamilien Doppelhäuser

• 16.900 Einfamilienwohnung

• Insgesamt 29.800 “Familien”

Gladsaxe ist eine grüne Stadt. Nicht weniger als 300 Grünflächen sind über das Stadtgebiet verteilt, und sie tragen dabei positiv zur Schaffung eines guten Wohn- und Erholungsgebietes für die EinwohnerInnen bei, wie z.B. am Bagsvaerd See. Umweltüberlegungen sind Bestandteil aller Entscheidungen in Gladsaxe, sowohl im Beschaffungswesen als auch im Arbeitsalltag.

Ein Agenda 21 Plan wurde für die städtische Umweltarbeit realisiert, um eine Nachhaltige Entwicklung sicherzustellen. Im Folgenden wird die Entwicklung dieses Plans genauer beschrieben.

Das Ziel war einen Agenda 21 Plan mit einer Laufzeit von 2005-2008 für Gladsaxe zu entwickeln. Der Agenda 21 Lenkungsausschuss hat die Initiative und die Gesamtverantwortung für den Prozess. Das Agenda 21 Sekretariat hat die Koordinationsrolle bei diesem Prozess. Im Prozess der Ausführung des Agenda 21 Plans hat der Lenkungsausschuss den Rahmen für die Arbeit vorgegeben, z.B. haben sie die fünf Hauptgebiete für den Agenda 21 Plan ausgewählt.

Institutionalisierte Umweltgruppen in Tagesbetreuungsstätten, Sportzentren, Altersheimen, Schulen, technischen Abteilungen etc wurden gebeten, Visionen und Ziele für die Umweltarbeit in ihrer Institution aufzustellen und zu erklären, wie sie sich vorstellen, die Ziele zu realisieren. Die Lokale Agenda 21 Gruppe der BürgerInnen wurde eingeladen, ihre Vorschläge vor einem achtwöchigen öffentlichen Hearing und einem öffentlichen Treffen mit den RepräsentantInnen des Umweltkomitees im Rathaus anzubringen.

Der Stadtrat legte die Visionen und Zielsetzungen für die Agenda 21 Arbeit in Gladsaxe fest. Die Mitglieder des Agenda 21 Lenkungsausschusses repräsentieren die gesamte Verwaltung und die verschiedenen Institutionen von Gladsaxe. Der/die local Green Guide (=Angestellte/r der Stadtverwaltung für lokale Umweltangelegenheiten) ist ein Mitglied des Lenkungsausschusses. Dieser Lenkungsausschuss hat die Verantwortung für die Koordination und Durchführung der Agenda 21 Arbeit in Gladsaxe. Alle verschiedenen Institutionen haben Umweltgruppen, die sich um die örtliche Umweltarbeit kümmern.

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Das Umweltgremium des Stadtrats akzeptiert drei verschiedene Agenda 21 Förderschemata, bei denen BürgerInnen, Vereine, Privatunternehmen oder die Gladsaxe eigenen städtischen Institutionen um eine Ökoförderung für die Umweltprojekte ansuchen können.

Die Institutionen und Verwaltungen wurden aufgefordert, einen Statusbericht über ihre Agenda 21 Arbeit für den Zeitraum 2001-2004 abzugeben. Dieser Statusbericht ist Teil des Plans für 2005-2008. Basierend auf den Erfahrungen aus früheren Lokalen Agenda 21 Maßnahmen werden realistische und gleichzeitig ambitionierte Visionen und Ziele entwickelt. In diesem Prozess ist es ein großer Vorteil, mit dem Personal vieler Bereiche der Verwaltung und der Institutionen zusammen zu arbeiten.

Es gab sehr gute Erfahrungen mit dieser Organisation, da in dieser Leute mit verschiedenen Erfahrungen zusammenarbeiten und gemeinsam Ziele festlegen:

• Personal, das die Institutionen von innen her kennt,

• Personal, das über Umweltprobleme Bescheid weiß und

• Personal, das die politischen Möglichkeiten kennt.

Nach acht Wochen der öffentlichen Anhörung und dem öffentlichen Treffen zum Agenda 21 Plan stimmte der Stadtrat dem Agenda 21 Plan mit einigen Änderungen zu.

Das Agenda 21 Sekretariat ist der Koordinator der Plandurchführung und jedes Jahr macht das Agenda 21 Sekretariat für das Umweltgremium des Stadtrats einen Evaluierungsbericht über die Arbeit und Resultate. Neue Erfahrungen und Ergebnisse werden ebenfalls in den Bericht integriert. Der Bericht steht auch auf der Homepage der Stadt Gladsaxe zur Verfügung.

Der Plan ist hier in Dänisch abrufbar: rc(33)

Der Grüne Wohnwagen – ein Grundschulprojekt Die Zielgruppe sind SchülerInnen von der 3. bis zur 5. oder 6. Klasse der Grundschule - und zu einem gewissen Grad - ihre LehrerInnen. Schulen nehmen auf freiwilliger Basis teil und kofinanzieren die Unterlagen für die Tätigkeiten. Die Idee dahinter ist:

• Umweltfragen während eines zweitägigen Besuchs in verschiedenen Schulen in den Mittelpunkt zu stellen.

• Ein tieferes Umweltverständnis der SchülerInnen zu schaffen.

• Die SchülerInnen mit Instrumenten zu versorgen, um zu Gunsten der Umwelt zu handeln - in der Schule - und außerhalb.

• Die Schule für die weitere Arbeit mit ihrer eigenen Umwelt zu begeistern.

Die Methoden sind:

• Die Anregung der Sinne

• Kulturelle Erfahrungen

• Körperliche Tätigkeiten

• Das Einleiten des Prozesses

Der erste Schritt war das Erkennen und die Beschreibung der Bedürfnisses für das aktuelle Projekt. Die Planung der Idee erfolgte in Zusammenarbeit von fünf Green Guides (lokale UmweltberaterInnen), einschließlich Kontakte zu LehrerInnen/Schulen und möglichen SponsorInnen. Gestützt auf die positiven Rückmeldungen wurde eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Teile der Idee für die Präsentation während der Treffen für LehrerInnen/Schülerinnen und SponsorInnen ausgearbeitet. Schriftliche Information wurde für die/das lokale(n) Zeitungen/Radio/Fernsehstationen vorbereitet, um die Neuigkeiten des Projekts zu verbreiten.

Die fünf Green Guides entwickelten das Projekt in Zusammenarbeit, wobei jede/r ihre/seine Stärken nutzte. Jeder der beteiligten Green Guides ist für einen speziellen Teil des Projektes zuständig, aber alle Teile wurden von allen anderen akzeptiert. Die TeilnehmerInnen nutzten für die Entwicklung des Projektes mehrere Sitzungen und den intensiven Gebrauch des Internets.

In der täglichen Arbeit ist jede der teilnehmenden ÖkoführerInnen mit der Aktualisierung des Teils des Projektes, für das sie in erster Linie hauptsächlich verantwortlich sind, beschäftigt. Während der Vorbereitung und Vervollständigung eines jeden Grünen Wohnwagens werden verschiedene Aufgaben auf die Green Guides, die LehrerInnen und die Bevölkerung, die sich für die Lokale Agenda 21 engagiert, verteilt.

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Modul 1: Überblick Seite 36

Zu Beginn des Projektes wurde erwartet, dass man nur die involvierten Schulen und die staatliche Förderung braucht. Eine Änderung in der dänischen Regierung verursachte die Stilllegung der Finanzierungshauptquelle für diese Art von Projekten, aber ein Umweltfonds, gegründet von Handelsgesellschaften, schloss die Lücke. Jetzt wurde auch für zwei Jahre eine staatliche Förderung für ein kleines Programm im Bereich der Umweltausbildung eingerichtet

Nach jedem Grünen Wohnwagen wurde eine Evaluierung durchgeführt, um den Prozess zu optimieren und die SponsorInnen zufrieden zu stellen. Nach den ersten Ökowohnwägen umfasste die Evaluierung Sitzungen und Interviews mit mehreren beteiligten LehrerInnen und SchülerInnen. Eine ausführliche SWOT-Analyse wurde nicht ausgeführt, aber die Ergebnisse der Evaluierung wurden in den laufenden Prozess der Wohnwagenaktualisierung und der Ideebeschreibung eingebunden.

Das konkrete Ziel ist es, jedes Jahr mindestens drei Schulen zu besuchen (um die anspruchsvollen Vorbereitungen zu rechtfertigen). Um das Ziel zu erreichen, werden jedes Jahr mehrere Schulen kontaktiert, um sie für den Besuch des Grünen Wohnwagens zu gewinnen.

Die Green Guides erfüllen alle grundlegenden Funktionen - diese sind: Logistik, Materialanforderung, Verwaltung, Kapitalbeschaffung, Berechnungen etc. Lokale umweltbeteiligte BürgerInnen werden gebeten, am Prozess als ein Teil des Plans teilzunehmen. Als weiterer Teil des Plans gewöhnen sich die beteiligten LehrerInnen daran, die Methoden in ihrer eigenen Arbeit zu verwenden und dadurch den Prozess weiterzutragen

Die Überwachung des Prozesses besteht aus dem Feedback der besuchten Schulen (und aus der fortlaufenden Unterstützung von SponsorInnen). Berichterstattung und Evaluierung werden für den Grünen Wohnwagen jedes Jahres durchgeführt. Die Besuche in lokalen Schulen - und die Ergebnisse - werden ständig den lokalen Zeitungen u.ä. berichtet. Während des Grünen Wohnwagens werden die beteiligten Schulen dazu ermutigt, den Umweltprozess mit dem „Green Flag Verfahren“ fortzusetzen (für mehr Information siehe rc(34))

Der Bezirk Storstroem Von Jänner 2007 an wird die Verwaltungsgliederung in Dänemark mit 98 Gemeinden, die gemeinsam mit staatlichen Institutionen und fünf neuen Regionen die allgemeine Verwaltung der 271 Gemeinden und 13 Bezirke übernehmen, neu aufgebaut. Beide, die Gemeinden und die Bezirke, waren zu einer Entwicklung von Agenda 21 Strategien verpflichtet und die „neuen“ Gemeinden müssen diese noch vor Ende 2007 überarbeitet haben.

Der Bezirk Storstroem hat mit der Nachhaltigen Entwicklung und den Lokalen Agenda 21 Initiativen bereits seit einigen Jahren gearbeitet und sie haben ihre Erfahrungen in folgenden Aussagen zusammengefasst rc(35):

• Beginne, wo du bist. Die gegenwärtige Situation mit ihren Herausforderungen und Möglichkeiten auf lokalem oder regionalem Niveau. Man schafft ein Engagement der Leute und Organisationen, indem man Lösungen auf lokale und regionale Probleme richtet.

• Baue eine Lokale Agenda 21 Organisation auf. Das ist das "Geheimnis" der Erfolgsgeschichten des Bezirks. Zu den Ad-hoc-Arbeitsgruppen und einzelnen Kampagnen kommt ein dauerhaftes Engagement hinzu, unterstützt durch eine Organisation, die einen Rat für Nachhaltige Entwicklung mit Vertretern von Vereinigungen, Interessensgruppen, Unternehmen und Institutionen - und beschäftigten BürgerInnen - und einer/s Lokalen Agenda 21 KoordinatorIn oder schließlich ein Lokales Agenda 21 Sekretariat zusammen mit einer Koordinationsgruppe beinhaltet und über die traditionelle Selbstverwaltungsorganisation hinausgeht. Ein Modell der zukünftigen Lokalen Agenda 21 Organisation könnte so aussehen.

• BürgerInnenbeteiligung ist die insgesamt wichtigste Voraussetzung für die Lokale Agenda 21 Arbeit. Es erfordert eine spezielle demokratische Kultur, in der verschiedene Arten der Beteiligung und Instrumente verwendet oder ständig weiterentwickelt werden.

• Entwickle ein Lokales Agenda 21 Programm. Das Gesetz fordert als ein Minimum eine Lokale Agenda 21 Strategie, aber es gibt keinen Nutzen einer Strategie ohne einen Aktionsplan. Dadurch stellt man sicher, dass das Gesagte tatsächlich konkrete Maßnahmen zur Folge hat.

Im Bezirk Storstroem liegt der Fokus auch auf der Einbeziehung des lokalen Handels und der Industrie durch Projekte im Bereich des Nachhaltigen Tourismus, lokale Nahrungsmittelproduktion und örtlicher Energieproduktion. Außerdem wurde ein Netzwerk von Industrien und Behörden aufgebaut. Andere Aktionspläne haben sich auf Gesundheitsfragen, Nachhaltige Haushalte und Kindergärten und

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Modul 1: Überblick Seite 37

andere Kindereinrichtungen konzentriert; Kultur und Demokratie und Jugend und Demokratie.

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II.4 Portugal

II.4.1 Geschichtliches von 1992 – 2006 Bei der UN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung in (UNCED) in Rio de Janeiro im Jahr 1992 (der Rio Umweltgipfel) war Portugal eines jener Länder, das der Agenda 21 zugestimmt hat. Bis heute hatte dies allerdings keine wesentlichen Auswirkungen.

1995 hatte Portugal seinen ersten nationalen Umweltplan, der als ein erster Schritt in Richtung Planung und Einführung einer Nachhaltigen Entwicklung gesehen werden konnte. Der Plan betont, dass "die Nachhaltige Entwicklung der portugiesischen Gesellschaft das Ziel der Umweltpolitik" ist (der Plan kann hier auf Portugiesisch abgerufen werden rc(42)). Es gibt keinen Verweis auf die Lokale Agenda 21.

Das Kapitel 8 der Agenda 21 wendet sich an die Länder nationale Strategien für eine Nachhaltige Entwicklung (NSDS) zu übernehmen, die “auf verschiedene sektorielle Wirtschafts-, Sozial- und Umweltpolitiken und Pläne, die im Land laufen, aufgebaut sind und diese miteinander in Einklang bringen“ zu entwerfen. Fünf Jahre später erwähnte die „Sondersitzung der Generalversammlung im Jahr 1997“ erneut die Wichtigkeit der NSDS und setzte das Ziel, sie bis 2002 zu formulieren und sorgfältig auszuarbeiten.

Im Jahr 2002 wurde die Weiterentwicklung der NSDS vom Ministerium für Städte, Landnutzungsplanung und Umwelt (Ministério das Cidades, Ordenamento do Território e Ambiente) hervorgehoben. Die erste NSDS wurde vom Rat der Ministerresolution im November 2004 weltweit anerkannt. Diese NSDS hielt es für notwendig, die Lokalen Agenda 21 Prozesse zu unterstützen und auszuführen. Danach wurde ein Zeitraum für die öffentliche Teilnahme in diesem Dokument bekannt gegeben.

Wie auch immer, die NSDS wurde nie begonnen. Im Juni 2005 erwog ein anderer Rat der Ministerresolution, die Notwendigkeit die NSDS zu überarbeiten (Resolução do Conselho de Ministros n.º 112/2005 de 30-06-2005, in Portugiesisch rc(43)), die am 8.Juni 2006 wieder anerkannt wurde und für die öffentliche Stellungnahme bis 15. Oktober 2006 verfügbar war rc(44) (das Gesamtdokument kann in Portugiesisch hier heruntergeladen werden: rc(45)

Sowohl die NSDS als auch ihr Ausführungsplan wurde endgültig während der letzten Tage des Dezembers 2006 genehmigt.

Unglücklicherweise gehen diese Verzögerungen bei der NSDS Weiterentwicklung nun mit einer anderen schwerwiegenden Tatsache einher: das gegenwärtige Dokument hat keinen relevanten Bezug zur Nachhaltigkeit auf lokaler Ebene oder auf Ebene der Lokalen Agenda 21. Tatsache ist, dass die NSDS zu spät kommt und die örtliche Wichtigkeit einer Nachhaltigen Entwicklung für Portugal nicht klar durchdacht ist. Eine Ausnahme sind die Azoren, wo die NSDS ein besonderes Mittel für die “Durchführung der Lokalen Agenda 21, Betonung ihrer Rolle in der BürgerInnenbeteiligung und im Erreichen einer Nachhaltigen Entwicklung” ist.

Gegenwärtig ist eines der wichtigsten strategischen Dokumente, das die Regierungsoptionen konkret macht, das Programa Nacional da Política de Ordenamento do Território (PNPOT) rc(46). Es verweist im Artikel 6.3 nur am rande auf die Lokalen Agenda 21 Prinzipien.“ Die Förderung der Teilnahme von BürgerInnen und Institutionen bei der territorialen Entwicklung und Planung” (rc(46) in Portugiesisch).

Der nationale Verband der Gemeinden (Associação Nacional de Municípios Portugueses rc(47)) hatte auch nie die politische Vision die Lokale Agenda 21 ernsthaft unter ihren Mitgliedern gefördert. er bevorzugte es, für die Notwendigkeit der zentralen finanziellen Unterstützung durch die Gemeinden einzutreten, die vorhaben, ihren Lokalen Agenda 21 Prozess zu starten.

Es sollte aber erkannt werden, dass trotz unklarer Strategie oder unklarem Auftrag einige Gemeindeverwaltungen beschlossen haben, ihre eigene Lokale Agenda 21 oder zumindest ihren Umweltplan für die Gemeinde zu starten. Leider hatte keiner einen realen Bezug zur aktuellen Situation.

Eine von universitärer Ebene stammende Initiative, die Civitas – Untersuchungszentrum Nachhaltiger Städte rc(49) – wurde entwickelt, um den portugiesischen Gemeinden zu helfen, einer Nachhaltigen Entwicklung auf lokaler Ebene nachzugehen.

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Selbst ohne klare Strategie beschloss die zentrale Verwaltung, durch ihre regionale Vertretung im Norden Portugals rc(50), die S. João da Madeira Local Agenda 21 (mit europäischer Finanzierung) zu unterstützen, hervorhebend, dass es als Pilotprojekt betrachtet werden sollte.

Diese Babyschritte von 1992 bis jetzt hatten voraussehbare Auswirkungen auf die Lokale Agenda 21. Die Regierung tätigte nie eine ernstzunehmende Investition in diese lokalen Prozesse noch werden sie gefördert. Diese Rahmenbedingungen machen Portugal zu dem europäischen Land mit den wenigsten Lokalen Agenda 21 Prozessen. Heute führen weniger als 20% der 308 portugiesischen Gemeinden eine Lokale Agenda 21 durch. Es ist immer noch ein weiter Weg.

In einer unlängst veröffentlichten Studie wurde festgestellt, dass gerade einmal 10% der lokalen EntscheidungsträgerInnen (BürgermeisterIn oder StadträtInnen), die an der Studie teilnehmen, die Ausmaße des Lokalen Agenda 21 Prozesses verstehen (Autarquias e Desenvolvimento Sustentável. Agenda 21 Local e Novas Estratégias Ambientais. Schmidt, L., Gil Nave, J, Guerra, J., 2005, ein portugiesisches Buch über die momentane Situation der Nachhaltigen Entwicklung auf lokaler Ebene in Portugal: eine kritische Analyse basierend auf einer aktuellen Untersuchung).

Rückblickend auf den Zeitraum von 1992-2006 kann gesagt werden, dass die Lokale Agenda 21 nur am Rande des Prozesses zur Erzielung von Nachhaltigkeit und besserer Lebensqualität auftauchte. Die Meinungen über die Gründe für diese Situation gehen auseinander.

Manche Leute argumentieren, dass es schon genug Planungsinstrumente (strategische Entwicklungspläne, integrierte Landnutzungspläne, soziale Entwicklungspläne, und viele andere Pläne unterschiedlichster Thematik, etc.) gibt und stellen die Nützlichkeit von weiteren Instrumenten zum bereits existierenden und durchaus komplexen Planungssystem auf lokaler Ebene in Frage. Bei dieser Sichtweise liegt die Priorität in einer besseren Ausarbeitung der bereits bestehenden Pläne und einer effizienteren Durchführung, indem Nachhaltigkeitsziele und bessere partizipative Prozesse in allen Phasen einbezogen werden.

Andere wiederum argumentieren, dass die Lokale Agenda 21 sehr wichtige neue Perspektiven eröffnet und dass sie wegen der weiten Zusammenarbeit und dem dafür notwendigen partizipativen Prozess, der “bottom up” Methode, der starken Nachhaltigkeitsziele, der Visionsfindung der Gemeinschaft, der Integration von Zielen und dem verringerten Verwaltungsaufwand ihren eigenen Platz hat.

Die Realität ist, dass die Lokale Agenda 21 sehr geringe Unterstützung von der zentralen Verwaltung erhalten hat. Das einzig bekannte Dokument, dass von der zentralen Verwaltung publiziert wurde, ist die Übersetzung des von ICLEI herausgegebenen Europäischen Lokalen Agenda 21 Planungsleitfadens rc(51). Diese Übersetzung wurde von einem Direktorium, das für die städtische und Landnutzungs-Planung verantwortlich ist, vorgenommen und kam hauptsächlich durch das starke Engagement von einigen wenigen Leuten zustande und weniger durch eine konsequente Politik .

Die Lokale Agenda 21 wird in der portugiesischen Nationalstrategie für die Nachhaltige Entwicklung erwähnt, aber ohne spezifische Ziele hervorzuheben und ohne Ressourcen zuzuteilen.

Die Lokale Agenda 21 Ressourcen werden dem Umweltministerium zugeteilt. Aber es ist nicht wirklich klar, welches Direktorium dafür verantwortlich ist. Im Moment schaut es so aus, als ob es dem Umweltschutzdirektorium, das leider eine eher niedrige Kompetenz auf diesem Gebiet hat, zugewiesen ist. Vor ein paar Jahren war das Direktorat für Landnutzung und Stadtplanung ein wenig aktiver. Es gibt weder finanzielle Unterstützung oder Verbreitung der Maßnahmen noch eine Qualitätskontrolle der Lokalen Agenda 21 Prozesse.

Die Hauptakteure in Portugal sind NGOs und die Gemeindeverwaltungen. Die neue Universität von Lissabon rc(52) unterstützt ein Netzwerk von Gemeinden für die Nachhaltige Entwicklung, die sogenannte CIVITAS. Das Ziel ist die Verbreitung von Information, die Erhöhung lokaler Kapazitäten und die direkte Unterstützung Lokaler Agenda 21 Prozesse und anderer Instrumentarien für die Mitglieder dieses Netzwerks. Ein paar andere Universitäten unterstützen die Gemeindeverwaltungen, die meist in ihrem Umfeld liegen, bei ihren Lokalen Agenda 21 Prozessen.

Traditionell spielen NGOs keine große Rolle bei der Lokalen Agenda 21 auf nationaler Ebene. Sie scheinen andere Tätigkeitsfelder, hauptsächlich Naturschutz, Umweltprobleme oder Probleme in anderen Gebieten vorzuziehen.

Die Gemeindeverwaltungen sind die Hauptakteure. Sie arbeiten jedoch für gewöhnlich nur innerhalb ihres spezifischen Gemeindegebietes. Es gibt einige Subregionalvereinigungen von Gemeinden, die ziemlich aktiv sind, z.B. in der Region Alentejo und in der Nordregion. Sie verbreiten und fördern die Lokale Agenda 21 unter ihren Mitgliedern. Manchmal bewerben sie sich für EU Gelder (z.B. INTERREG rc(53)) und fördern die Weiterentwicklung der Lokalen Agenda 21 in den zusammengeschlossenen Gemeinden. Die Vereinigung der Gemeinden der Subregion von Évora

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rc(54) hat im Jahr 2004 ein Planungshandbuch für die Lokale Agenda 21 in ländlichen Gebieten, in Zusammenarbeit mit der Neuen Universität Lissabon, veröffentlicht.

Die Portugiesische Nationalvereinigung der Gemeinden rc(55) könnte sehr wichtig für die Lokale Agenda 21 sein, aber sie hat eine sehr passive Rolle gespielt, was möglicherweise darauf zurückzuführen ist, dass sie äußerst wenig Fachpersonal hat. Jedoch hat eine einzelne und recht schlichte Maßnahme der nationalen Vereinigung ziemlich viel Interesse bei der Gemeindeverwaltung ausgelöst und hat zu einer stärkeren Verbreitung der Lokalen Agenda 21 geführt. Sie fügte auf ihrer Hauptwebseite eine Direktverlinkung zu der Aalborg Charta rc(3) ein. Dadurch kam es innerhalb der portugiesischen Gemeinden zu einer weiten Verbreitung der Lokalen Agenda 21 und mehr als 10% haben die Charta unterzeichnet.

Es gibt keine offiziellen Zahlen, aber es wird geschätzt, dass rund 30% der portugiesischen Gemeinden auf eine gewisse Art in einen Lokalen Agenda 21 Prozess involviert sind oder waren. Es gibt kein nationales Kriterium und keine Anforderungen, ab wann man von einer Lokalen Agenda 21 sprechen kann. Diese Art der Qualitätskontrolle wird von den lokalen AkteurInnen und der Zivilgesellschaft auf informelle Weise gemacht.

II.4.2 Organisationsstrukturen Einige Gemeindevereinigungen (regionaler Rahmen) haben die Durchführung der Lokalen Agenda 21 freiwillig in ihrem Gebiet organisiert (beispielsweise: Nordeste 21 rc(56), Raia 21, Regionale Agenda 21 von Lezíria do Tejo, Eixo Atlântico). Diese Lokalen Agenden haben in manchen Fällen einen regionalen Rahmen und in anderen Fällen sind sie auf das Gemeindegebiet konzentriert.

Zwei Lokale Agenda 21 (oder ähnliche) Projekte – Nordeste 21 und “Nachhaltige Zukunft” – an denen die Gemeinden teilnehmen, wurden von Abfallwirtschaftsunternehmen gefördert und finanziert. Nordeste 21 wird von Resíduos do Nordeste unterstützt und bezieht acht Gemeinden im Nordosten von Portugal mit ein (Alfândega da Fé, Carrazeda de Ansiães, Macedo de Cavaleiros, Mirandela, Vila Flor, Mogadouro, Vimioso e Miranda do Douro). “Nachhaltige Zukunft” bezieht neun Gemeinden der Oporto Metropolitan Área mit ein und wird von Lipor - Serviço Intermunicipalizado de Gestão de Resíduos do Grande Porto gefördert.

In diesen Fällen wird die Lokale Agenda 21 durch eine Gemeindevereinigung unterstützt. Es wurde eine teilnehmende/beratende Struktur als Dach für die Mitgliedern aller Gemeinden und Regionaleinrichtungen geschaffen.

II.4.3 Statistiken Leider sind die Zahlen nicht ermutigend. Bezüglich der Ausführung der Lokalen Agenda 21 Prozesse in Portugal zeigen die Daten, dass sich wenige Gemeinden mit Nachhaltigen Entwicklungsprinzipien und ihrer Praxis beschäftigen.

Beispielsweise haben im Dezember 2006 gerade einmal 26 Gemeindeverwaltungen inklusive Regionalvereinigungen von acht Gemeinden die Aalborg Charta unterzeichnet (Abrantes, Alcobaça, Almada, Amadora, Bragança, Cascais, Coimbra, Faro, Figueira da Foz, Gondomar, Guarda, LIPOR (Oporto Region), Lisboa, Lousada, Nelas, Odivelas, Oeiras, Portimão, Póvoa de Varzim, Redondo, Santa Maria da Feira, Santo Tirso, Seixal, Trofa, Valongo, Vila Nova de Famalicão, Gondomar).

Die Aalborg Verpflichtungen wurden von 46 portugiesischen Gemeinden unterschrieben (Status 2006) (Alandroal, Aljezur, Almada, Arouca, Barrancos, Batalha, Belmonte, Benavente, Cascais, Castro Daire, Câmara de Lobos, Coimbra, Condeixa-a-Nova, Esposende, Estremoz, Figueiródos Vinhos,Gavião, Idanha-a-Nova, Lamego, Manteigas, Matosinhos, Mértola, Miranda do Corvo, Miranda do Douro, Murtosa, Oeiras, Oliveira de Azeméis, Oliveira de Frades, Pedrogão Grande, Penamacor, Peso da Régua, Pombal, Ponta Delgada, Ribeira Grande, Sabrosa, São João da Pesqueira, Seia, Serpa, Sertã, Sever do Vouga, Torres Vedras, Vendas Novas, Vidigueira, Vila Franca de Xira, Vila Flor and Vila Nova de Poiares).

In Portugal gibt es insgesamt 308 Gemeinden. Laut der portugiesischen Lokalen Agenda 21 Homepage rc(57), die von der portugiesischen katholischen Universität - Umweltstudiengruppe entwickelt wurde, gibt es zurzeit 62 Gemeinden, die die Lokale Agenda 21 ausführen. Die Prozesse, die entwickelt werden, heißen:

• Oeiras XXI

• Agenda 21 Local de Redondo

• Agenda 21 Local de Portalegre

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Modul 1: Überblick Seite 41

• Agenda 21 Local de Odivelas

• Agenda 21 Local da Maia

• Nordeste 21 (Alfândega da Fé, Carrazeda de Ansiães, Macedo de Cavaleiros, Mirandela, Vila Flor, Mogadouro, Vimioso e Miranda do Douro)

• Agenda 21 Local de Borba

• Agenda 21 Regional da Lezíria do Tejo (Almeirim, Alpiarça, Azambuja, Benavente, Cartaxo, Chamusca, Coruche, Golegã, Rio Maior, Salvaterra de Magos e Santarém)

• Castelo Branco Agenda XXI

• Agenda 21 Local de Évora

• Agenda 21 Local de Cascais

• Fórum Loulé 21

• Agenda 21 Local de Oliveira do Bairro

• Agenda 21 Local de Esposende

• Faro 2020

• Agenda 21 Local de Vila Franca de Xira

• Raia 21 (Serpa, Moura, Mértola e Barrancos)

• Agendas 21 Locais do Vale do Minho (Valença, Vila Nova de Cerveira, Paredes de Coura, Monção, Melgaço)

• Agenda 21 Local de Santo Tirso

• Agenda 21 Local de Mindelo

• Agenda 21 Local de Arraiolos

• Agenda XXI Local de Fornos de Algodres

• Agenda 21 Local de Vila Nova de Paiva

• Agenda 21 Local de S. João da Madeira

• Agendas 21 Locais do Eixo Atlântico (Braga, Bragança, Chaves, Guimarães, Peso da Régua, Porto, Viana do Castelo, Vila Nova de Gaia, Vila Real)

• Agenda 21 Local de Leiria

• Agenda 21 Local de Nazaré

• Agenda 21 Local de Nisa

• Agenda 21 Local da Batalha

• Agenda 21 Local de Caminha

Die Cova da Beira Municipalities Vereinigung erwähnte unlängst, dass sie beginnen werde, die Lokale Agenda 21 in den Gemeinden Pinhel, Guarda, Manteigas, Penamacor und Meda auszuführen.

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Modul 1: Überblick Seite 42

Abbildung: Lokale Agenda 21 Gemeinden in Portugal (Daten aus Dezember 2006. Quelle: rc(57))

(Weitere Informationen zu jedem einzelnen Prozess gibt es in Portugiesisch auf http://www.agenda21local.info rc(57). Hier werden verschiedene Bereiche jedes Prozesses der Lokalen Agenda 21 beschrieben).

Es sollte hervorgehoben werden, dass es in den letzten Jahren einen Anstieg der Lokalen Agenda 21 gegeben hat. Laut der Lokalen Agenda 21 Untersuchung rc(58), eine Studie über die Reaktionen der Gemeindeverwaltungen und ihrer nationalen und internationalen Vereinigungen der Agenda 21 (vorbereitet von ICLEI in Kooperation mit UNDPCSD - United Nations Department for Policy Coordination and Sustainable Development) wurde von 10 LA 21 Prozessen in Portugal berichtet.

In der ICLEI Studie aus dem Jahr 2000 stieg die Anzahl auf 27 Gemeinden, in denen eine Lokale Agenda 21 ausgeführt wurde, an.

II.4.4 Qualitätskriterien und Anforderungen In Portugal gibt es keine institutionell geregelten Kriterien oder gar empfohlene Voraussetzungen.

Dennoch gab im Jahr 2002 die Generaldirektion der Gebietsplanung und Stadtentwicklung (auf Portugiesisch: Direcção Geral do Ordenamento do Território e Desenvolvimento Urbano, DGOTDU) eine Übersetzung des Europäischen Planungsleitfadens für die Lokale Agenda 21 rc(59) (ICLEI) heraus.

Wie es detailliert im Modul „Prozess“ behandelt wird, gibt es ein paar Bemühungen, die Lücke der nationalen Kriterien für eine Lokale Agenda 21 zu schließen. Die ABAE-FEE (Stiftung für die Umweltausbildung in Europa) Portugal, eine nationale NGO, startete ein neues Programm für Gemeinden, das ECO XXI genannt wird (rc(60), in Portugiesisch). Ihre Absicht ist es, die Bemühungen von den Gemeinden für eine Nachhaltige Entwicklung (mit besonderem Fokus auf das Bildungswesen) anzuerkennen und außerdem zum Aufbau einer Reihe von allgemeinen Indikatoren beizutragen und die Debatte über dieses Thema anzukurbeln. Die verwendeten Indikatoren reichen vom Bildungswesen über den Tourismus, die Landwirtschaft, Jobs im Umweltbereich, Informationszugang, Kooperation mit Stakeholdern, geschützte Gebiete, Trinkwasserqualität, Existenz der Lokalen Agenda 21 Prozesse bis hin zum Abfallmanagement u.a., über die im Detail auf deren Homepage (rc(61), in Portugiesisch) nachgelesen werden kann. Einige der durch ECOXXI vorgeschlagenen Indikatoren können auch nützlich sein, um eine Überprüfung des Lokalen Agenda 21 Prozesses selbst einzurichten. Nur um ein Beispiel zu nennen, dieses Programm hebt jene

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Modul 1: Überblick Seite 43

Gemeinden besonders hervor, die kooperative Projekte in Partnerschaft mit Entwicklungs- oder Umwelt-NGOs haben.

II.4.5 Gesetzgebung In Portugal ist die Lokale Agenda 21 nicht gesetzlich geregelt. Ihre Durchführung ist freiwillig. Jedoch gibt es bei den formellen und verbindlichen Planungsinstrumenten auf Gemeindeebene häufig ausführliche und starke Hinweise auf die Nachhaltigkeit als ein Hauptziel, das mit diesem spezifischen Planungsinstrument erreicht werden soll.

Dennoch wird in der Nationale Nachhaltige Entwicklungsstrategie (NSDS rc(62)) die "Durchführung der Lokalen Agenda 21, die Betonung ihrer Rolle in der BürgerInneneinbeziehung und im Erreichen einer Nachhaltigen Entwicklung" als eine besondere Maßnahme hervorgehoben.

Das Erreichen einer Nachhaltigen Entwicklung auf nationaler Ebene wird sich, laut Durchführungsplan der NSDS, auf ein paar Hauptinstrumente stützen:

• Das nationale strategische Bezugssystem 2007-2013 (QREN rc(63)– Quadro de Referência Estratégico Nacional) und verwandte Programme, die die Verwendung vom europäischen Kohäsions- und Strukturfonds bestimmen werden.

• Das nationale Programm für Wachstum und Arbeit (PNACE rc(64)– Programa Nacional de Acção para o Crescimento e o Emprego), das eine Liste von Handlungen definiert, um die Lissabon Strategie bis 2008 auszuführen.

• Das nationale Programm für Landplanungspolitik (PNPOT rc(46)- Programa Nacional da Política do Ordenamento do Território) genehmigt im Dezember 2006.

• Das nationale Programm für Klimawandel (PNAC rc(65)- Programa Nacional para as Alterações Climáticas), das politische Mittel beinhalten, um die Klimaveränderung zu bekämpfen und darauf abzielt die Kyoto Protokoll-Emissionsabsichten zu erreichen

Nach dem Gesetz (Lei n. 48/98 de 11 de Agosto rc(66)), das die Grundlage für die Raum- und Stadtplanungspolitik bildet, gibt es vier verschiedene Instrumente für die Landverwaltung:

• Instrumente für die territoriale Entwicklung, strategischer Natur, das die politischen Hauptoptionen auf die territoriale Organisation umlegt. Das gegenwärtige Hauptinstrument ist die PNPOT. Die regionalen und innergemeindlichen (freiwilligen) Pläne befinden sich ebenfalls in dieser Klasse.

• Instrumente für die Landplanung, die die Bodennutzung festsetzen und ein Modell der menschlichen Nutzung und der Netzwerkorganisation urbaner Systeme definieren. Der Kommunalplan (PDM – Plano Director Municipal, ein Planungsinstrument, das “ein Modell der Raumstruktur für das Gemeindegebiet, mit einem Auszug der Entwicklungsstrategie und der Landplanung, und der nationalen und regionalen Entwicklungsmöglichkeiten einführt.” – decreto-lei 380/99), die Urbanisierungspläne (Plano de Urbanização) und die detaillierten Pläne (Plano de Pormenor) sind in dieser Klasse beinhaltet.

• Instrumente der Sektorenpolitik die wirtschaftliche und soziale Entwicklung, die das Gebiet beeinflusst, erlassen.

• Instrumente besonderer Natur (Schutzgebietzonenpläne, Küstenlandplanung…)

In der Annahme, dass die Landplanung wichtige Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit auf lokaler Ebene hat, sollten wir uns hier auf das gesetzliche Gerüst der Planungsinstrumente auf lokaler Ebene konzentrieren. Nach dem Gesetz rc(66) ist die PDM eine sehr wichtige (und für jede Gemeinde erforderliche) Planungsebene, die laut lokaler Entwicklungsstrategie, die Raumverteilung, die Bodenklassifikationen sowie die Flächennutzung entwickeln, die soziale Struktur berücksichtigen und die Eignung des städtischen und ländlichen Bodens erschließen sollte.

Diese lokale Entwicklungsstrategie sollte nachhaltig und partizipativ sein, was in unserem Fall bedeutet, dass sie durch die Lokalen Agenda 21 Prozesse ausgedrückt werden sollte.

Leider existiert entweder gar keine Beziehung zwischen der Lokalen Agenda 21 und der lokalen Landplanung oder sie ist in den meisten Gemeinden, die sich für einen Lokalen Agenda 21 Prozess registriert haben, nur sehr dürftig. Die Lokale Agenda 21 läuft meistens parallel zur PDM, wodurch sie das meiste ihrer Planungsmacht verliert.

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Link Box 5: Lei n. 48/98 de 11 de Agosto

Decreto-Lei nº 380/99, de 22 de Setembro, geändert durch Decreto-Lei nº 310/2003, de 10 de Dezembro) bildet die juristische Grundlage dieser Landverwaltungsinstrumente

Über das soziale Netzwerk (Rede Social): Decreto-Lei nº 115/2006, de 14 de Junho

• Programa Nacional de Política de Ordenamento do Território rc(46)

• Estratégia Nacional de Desenvolvimento Sustentável rc(44)

• Programa Nacional de Acção para o Crescimento e o Emprego rc(48)

• Plano Tecnológico rc(68)

• Government list on sustainable development action areas rc(69)

Manche Leute sind gegenüber der Einbeziehung der Nachhaltigen Entwicklungspläne und Landplanungsinstrumente voreingenommen. Andere glauben, dass sie separat eingehalten werden sollten, aber dass die PDM die strategische Orientierung der Nachhaltigkeitspläne (basierend auf der Lokalen Agenda 21) einschließen sollte. (Was wollen wir als eine zukünftige Gemeinschaft sein? Wie können wir nachhaltig sein und dieser Vision nachkommen?).

Jede Gemeinde hat ein eigenes soziales Netzwerk. Das soziale Netzwerk (Rede Social, gegründet vom Rat der Ministerresolution Nr. 197/97, am 18. November) verdient ebenfalls Beachtung. Es unterstützt partnerschaftliches Arbeiten innerhalb der lokalen strategischen Sozialplanung, indem es verschiedene individuelle soziale Akteure oder Stakeholder und Interventionsbereiche einschließt. Das Hauptziel des Netzwerks ist es, die Beseitigung der Armut und der sozialen Ausgrenzung zu fördern und die soziale Entwicklung auf lokaler Ebene voranzubringen. Das soziale Netzwerk wurde kürzlich durch das Decreto-Lei nº 115/2006, de 14 de Junho rc(70) geregelt. Seine Organisation, die eingerichteten Organe und die kooperative Planung und Ausführung sind eine gute Basis für den Lokalen Agenda 21 Prozess. Es bedarf nur einer umfassenderen Zielsetzung.

II.4.6 Finanzielle Regelung Es gibt keine finanzielle Unterstützung von der zentralen Verwaltung, um die Gemeinden bei ihrer Entwicklung des Lokalen Agenda 21 Prozesses zu fördern. Manche Gemeinden haben durchaus erfolgreich mit anderen zusammengearbeitet. Die Gemeinde finanziert üblicherweise die Entwicklungsphase der Lokalen Agenda 21 (Ist-Analyse, Vision und Lokaler Agenda 21 Aktionsplan) aus eigenen Mitteln.

Manche Lokale Agenda 21 Pläne wurden über europäische Programme finanziert. Einige portugiesische Gemeinden schlossen sich mit spanischen Gemeinden zusammen und wendeten INTERREG III (Eixo Atlântico, Raia 21) an, andere werden über den europäischen Strukturfond finanziert (S. João da Madeira Local Agenda 21, Vale do Minho Local Agenda 21).

In der Durchführungsphase der Lokalen Agenda 21 werden manche einzelnen Projekte oder Handlungen von der zentralen Verwaltung finanziert und könnten auch EU Gelder erhalten. Die einzelnen Maßnahmen, die man durchführen wird, sind sehr stark abhängig von der Art der Finanzierung, die von der zentralen Regierung oder von der EU verfügbar ist. Demnach sind die strategischen Möglichkeiten und die Prioritäten bei der praktischen Ausführung der Lokalen Agenda 21 sehr stark von den Finanzierungsmöglichkeiten abhängig.

II.4.7 Fallstudie: Städtischer Umweltplan für Torres Vedras Dieses Projekt wurde im November 1999 nach der Präsentation des Vorschlags der Neuen Universität Lissabon – Fakultät für Wissenschaft und Technik an das Umweltamt von der Stadt Torres Vedras gestartet.

Danach wurde ein Arbeitspapier von einem technischen Stab aufgesetzt und der Exekutive der Stadt für die Zustimmung des Vorschlags vorgelegt. Die AkteurInnen, die zur Veranlassung dieses Prozesses beigetragen haben, waren ursprünglich der Bürgermeister und dann das technische Personal des Umweltamts, das das Projekt innerhalb der TechnikerInnen und der Stadt verbreitet hat.

Nach dem ersten von Prof. João Farinha koordinierten Workshop zeigten die TechnikerInnen, die PolitikerInnen, die ENGO und die BürgerInnen großes Interesse am Prozess und trugen mit Ideen zur Lösung der schwerwiegenden Umweltprobleme bei.

Es gab fünf Workshops über die verschiedenen Probleme, die beim ersten Workshop aufgeworfen worden waren, und einen abschließenden, bei dem der Umweltaktionsplan der Stadtverwaltung

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vorgestellt wurde. Manche Maßnahmen wurden umgesetzt, aber im Jahr 2004 wollte die Stadtverwaltung, dass eine Bilanz über die Durchführungen erstellt wird. Danach wurden vier Workshops, die sich mit verschiedenen Themen des Projektes befassten, abgehalten. Während der Diskussionen tauchten andere Probleme und Lösungen auf.

Es wurde damit begonnen, einen Bericht auszuarbeiten, der die relevantesten Projekte, die in den nächsten Jahren durchgeführt werden müssen sowie einen Monitoringplan beschreibt. Die größte Schwierigkeit war die fehlende finanzielle Unterstützung für die Durchführung gewisser Aktivitäten. Andererseits ermöglichte die politische Entscheidung, manche Maßnahmen durchzuführen, wie beispielsweise den Aufbau und das Betreiben eines Umweltbildungszentrums in einem Grünbereich der Stadt, die Sensibilisierung der Bevölkerung für Umweltthemen und die Formung eines neuen Bewusstseins, das die Hilfe der BürgerInnen sehr wichtig für die Problemlösungen ist.

Die fehlende finanzielle Unterstützung, um einige wichtige Maßnahmen zu verwirklichen, trägt zur Demotivation der Bürgerinnen hinsichtlich des Prozesses bei.

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II.5 Slowenien

II.5.1 Geschichtliches von 1992 – 2006

Erste Begeisterung Eine saubere und angenehme Umwelt ist der slowenischen Bevölkerung immer wichtig gewesen. Sogar bevor der Begriff Nachhaltigkeit von der Brundtland Kommission 1987 rc(71) eingeführt wurde, haben sich viele Gemeinden und private EinwohnerInnen rege um die Umwelt gekümmert. Seit dem Rio Gipfel 1992 rc(72) wurden diese Bemühungen intensiviert. Nur ein Jahr zuvor wurde Slowenien unabhängig. Dieser junge Staat war begeistert von der Nachhaltigkeit. Eine starke slowenische, vom Premierminister angeführte Delegation nahm am Gipfel teil, und Slowenien unterzeichnete alle Gipfel-Dokumente. Slowenien akzeptierte bezüglich der Agenda 21 die Auflage, dass bis Ende 1996 alle Gemeinden ihre Lokalen Agenden in einem partizipativen Prozess vorbereiten müssen. Nach der ersten Begeisterung wurde die Agenda 21 ins Slowenische übersetzt und unter einer Reihe von Stakeholdern verteilt.

Die Lernphase Das starke Engagement der BürgerInnen und Gemeinden für die Nachhaltigkeit wurde durch eine bedeutende Neuorganisation der Kommunalverwaltung im Jahr 1994 behindert. Die meisten Gemeinden wurden geteilt, so dass ihre Anzahl von 60 auf 194 anstieg. Im Anschluss an die neue Situation war die Empfehlung der Regierung, dass sich kleinere Gemeinden zu einem regionalen Lokalen Agenda Prozess zusammenschließen sollen, und dass es nur Stadtgemeinden per Gesetz nötig haben, ihre eigenen Lokalen Agenda 21 Prozesse aufzubauen.

Die Vorreiter Während diese Bestimmung auch ein Teil des Gesetzes wurde, investierten einige Stadtbezirke ernsthafte Anstrengungen in die Vorbereitung Lokaler Agenda Prozesse. Domžale, Velenje, Slovenske Konjice und Maribor waren führend bei diesen Bemühungen.

Velenje

In Velenje wurde der Prozess von der lokalen Forschungsorganisation Erico aufgebaut. Nach einem erfolgreichen Endergebnis des Prozesses in Velenje bot Erico ihr Service auch anderen Gemeinden an, einschließlich Žalec, Šmartno ob Paki und Jesenice. Ein sehr erfolgreiches Beispiel gab es in Žalec, wo Stakeholder die bedeutendsten Herausforderungen in einer Reihe von Podiumsdiskussionen ermittelten. Diese Diskussionen führten zu einem lokalen Umweltschutz-Programm, das jetzt in seiner Durchführungsphase ist.

Jesenice

Auch die Gemeinde Jesenice, die Praxispartner des “TRAIN to LA21” Projekts ist, begann ihren Lokalen Agenda Prozess in Zusammenarbeit mit Erico. Eine einleitende Studie wurde bereits beendet und die Module von “TRAIN to LA21” bieten ein hervorragendes Trainingswerkzeug für das Gemeindepersonal, das am Lokalen Agenda Prozess teilnimmt.

Das Umweltkomitee des Stadtrates besprach bei einer Sitzung im April 2006 die Durchführung der Lokalen Agenda 21 und die Rolle des " TRAIN to LA21" Projekts. Nach einer langen Diskussion beschloss das Komitee Ragor um die Organisation eines Workshops zu bitten, bei dem ein Entwurf der Lehrmaterialien getestet werden würde. Diese Veranstaltung fand mit starker Unterstützung und Teilnahme der Stadtverwaltung, lokaler ziviler Gruppen und der Industrie am 27. Juni 2006 statt. Der Bürgermeister, der am Ereignis persönlich anwesend war, drückte sein starkes Interesse für eine Weiterführung derartiger Veranstaltungen aus.

Die einleitende Studie über die Lokale Agenda 21 wurde von Ragor evaluiert. Diese Evaluierung zeigte einige Stärken und auch einige Schwächen auf. Während die Fundamente ziemlich solid waren und einige lokale Gruppen in den Prozess eingebunden worden sind, würde man sich mehr Interaktivität wünschen. Die wichtigste Empfehlung war, dass es notwendig ist, zwei Wege der Kommunikation sicherzustellen, so dass die BürgerInnen wissen, was geschieht, und dass sie auch

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den Prozess aktiv beeinflussen können. Diese Empfehlungen sind im Stadtrat besprochen worden. Nach einer langen Diskussion und verschiedenen Meinungen entschied der Rat, dass die aktive Teilnahme der Öffentlichkeit nicht nur in Lokalen Agenda 21 Prozessen, sondern auch in allen Projekten notwendig ist, die von der Gemeinde durchgeführt werden.

Das war ein sehr wichtiges Ergebnis, das vor den Kommunalwahlen erreicht wurde. Der neu gewählte Stadtrat sowie der neue Bürgermeister erhielten einen hervorragenden Ausgangspunkt für die Einbindung der partizipativen Prozesse in die Tätigkeiten der Gemeinde.

Maribor

Eine andere Vorgehensweise wurde von Maribor gewählt. Der Lokale Agenda 21 Prozess wurde auf eine ähnliche Weise wie im benachbarten Graz in Österreich organisiert. Der Prozess wurde von Dr.in Vesna Smaka Kincl, Leiterin der Umweltschutz-Agentur der Stadtverwaltung in enger Zusammenarbeit mit der Universität Maribor betrieblich koordiniert. 1999 startete das Amt für Naturschutz der Republik Slowenien (RS) im Ministerium für Umwelt und physikalischer Planung und dem Institut für Umweltschutz des Magistrats von Maribor rc(73) die Vorbereitung der Lokalen Agenda 21 – Umweltschutzprogramm für Maribor rc(74) (Lokale Agenda 21 für Maribor – PEP in Slowenisch).

Die Grundlage für die Vorbereitung dieses Dokuments waren die Lokale Agenda 21 (Vorbereitung von Aktionsplänen für die Durchführung einer Nachhaltigen Entwicklung auf lokaler Ebene in Partnerschaft mit allen lokalen Sektoren) und das Umweltschutzgesetz.

Die Lokale Agenda 21 für Maribor (PEP) umfasst insbesondere:

• eine Beschreibung des Zustands der Umwelt, besondere natürliche Werte und ihre Bedrohungen;

• Langzeitprognosen von Entwicklungen und dem Zustand der Umwelt;

• die Definition erreichbarer Ziele und Wege für deren Realisierung;

• notwendige Mittel und Ressourcen;

• vorrangige Aufgaben und Projekte;

• Richtlinien für die Entwicklung von Maßnahmen und Einrichtung öffentlicher Dienste für den Umweltschutz;

• Abwägung der zu erwartenden Kosten und Nutzen;

• Kriterien für die Ermittlung der Wirksamkeit der Projektdurchführung.

Der Prozess wurde mit einer Reihe von organisierten Podiumsdiskussionen gestartet. Alle paar Jahre während des Prozesses wird eine umfassende Überprüfung durchgeführt. Während dieser Überprüfungen werden Ergebnisse kritisch beobachtet und Ziele für die nächste Periode definiert. Es wurde ein bedeutender Fortschritt in der Abfallwirtschaft erreicht, sodass heute in der Stadt der gesamte Abfall, einschließlich des Biomülls, getrennt gesammelt wird. Auch die Qualität des Trinkwassers verbesserte sich wesentlich und die Notwendigkeit einer chemischen Behandlung ist sehr stark reduziert worden.

Quelle: Inga Turk, MA, Nature Protection Authority of RS, Vojkova 1, Ljubljana

Slovenske Konjice Ein ganz anderes Modell wurde in Slovenske Konjice umgesetzt. Hier wurde der Lokale Agenda Prozess mittels “bottom-up” Ansatz von einer Privatinitiative organisiert. Nachdem eine Gruppe besorgter BürgerInnen der Stadtverwaltung die Vorbereitung der Lokalen Agenda 21 vorgeschlagen hatte, unterstützten beide, der Bürgermeister und der Präsident der Stadtverwaltung, den Prozess sehr stark. Es wurde eine Koordinationsgruppe unter Teilnahme aktiver BürgerInnen, VertreterInnen von unterschiedlichen Bereichen der Stadtregierung, VertreterInnen des lokalen Gewerbes und der Landwirtschaft gebildet. Diese Gruppe bereitete in einem partizipativen Prozess einen Entwurf des Lokalen Agenda 21 Dokuments vor, in dem eine große Anzahl von Diskussionen, Round Tables und eine umfassende Umfrage durchgeführt wurden, um die bedeutendsten lokalen Schwierigkeiten zu identifizieren. Es gab einen Konsens unter den BürgerInnen, dass die Qualität des Trinkwassers die wichtigste Herausforderung war. Das Wasser erforderte eine starke chemische Behandlung mit Chlor und nach jedem heftigen Regen war es nicht trinkbar. Der Direktor der örtlichen Wasserversorgungsgesellschaft beteiligte sich aktiv in der Lokalen Agenda 21 Koordinationsgruppe und arbeitete systematisch an den Problemen mit. Eine lange Strecke von alten Leitungsrohren wurde ersetzt und eine neue Reinigungsanlage installiert. Als eines der Ergebnisse benötigt das Wasser

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eindeutig geringere chemische Behandlung, die mit Chlordioxid durchgeführt wird, und die Wasserqualität entspricht praktisch immer den Trinkwassernormen. Ein weiteres wichtiges Problem war ein örtliches Mülldeponiegelände, dessen Kapazität überschritten war, mit einem 28 Meter hohen „Müllberg“, der aus der flachen Landschaft emporwuchs. Zusätzlich hatte das Gelände keinen Schutz vor Wasserverschmutzung, wodurch der nahegelegene Fluss, die Dravinja, gefährdet war. Eine enge Kooperation mit Öko-Schulen und der Umweltbildung in allen lokalen Schulen und Kindergärten war ein bedeutender Erfolgsfaktor für die Einführung der Mülltrennung, so dass nach drei Jahren der Lokalen Agenda Durchführung bereits 27% des kommunalen Abfalls an der Quelle getrennt wurden. Außerdem wurde ein neues, modernes Abfallmanagementzentrum CERO rc(75) gebaut.

Die Stadt ruhte sich nicht auf diesen Erfolgen aus. Ein neuer Lokaler Agenda 2020 Prozess wurde im Jahr 2003 in Gang gesetzt. Es legt das Hauptaugenmerk auf das lokale Gewerbe und ist auf der Idee aufgebaut, die Stadt für den Tourismus umzugestalten. Obwohl die Stadt stets für ihre Schwerindustrie bekannt war, z.B. die Chemiefabrik Konus, die Maschinenfabrik Kostroj und die Holzfabrik LIP, verschwanden die meisten dieser Industrien in den frühen 90er Jahren des 20. Jahrhunderts. Beispielsweise wurde Konus drastisch auf die Hälfte der MitarbeiterInnen reduziert, LIP verschwand, nur Kostroj blieb stark. Obwohl sich manch andere Firmen in der Stadt ansiedelten, wurde der größte Teil der Arbeitslosigkeit durch Einzelinitiativen oder Kleinunternehmen aufgefangen. Manche Tourismusinitiativen sind sehr innovativ, demnach gewann die Stadt den Entente Florale Wettbewerb und der Geschichtstourismus stützt sich auf die Renovierung des Klosters “Žička kartuzija” aus dem 12.Jahrhundert. Wie auch immer, die Stadt hat nur 30 Betten für den Tourismus und es wäre eine bedeutende Investition in die Tourismusinfrastruktur notwendig, um die Verwandlung der Stadt zu vollenden. Basierend auf den bisherigen Erfolgen der Stadt können wir hier ein starkes Zentrum des Tourismus bis zum Jahr 2020 erwarten.

Andere Weitere Gemeinden bzw. Städte mit innovativen Lokalen Agenda 21 Prozessen sind unter anderem:

Celje, Ljubljana, Šmartno ob Paki, Črna na Koroškem, Mežica…

Eine andere Methode wurde von den Küstenstädten verwendet. Koper, Izola und Piran rc(76) fügten ihre Stärken in einem Prozess zusammen, um ein Umweltschutzprogramm für das slowenische Istrien vorzubereiten.

II.5.2 Organisationsstruktur Die Regierungsstellen, die für die Lokale Agenda zuständig sind, sind das Ministerium für Umwelt und Raumplanung rc(77) und das Naturschutzamt der RS, Vojkova 1, Ljubljana.

Viele NGOs sind auch eine hervorragende Quelle für brauchbare Informationen für Lokale Agenda 21 Prozesse, insbesondere:

• UMANOTERA rc(78)

• REC rc(79)

• Zveza ekoloških gibanj Slovenije - ZEG rc(80)

Ratschläge von ExpertInnen sind auch von Forschungsinstitutionen erhältlich, wie etwa:

• ERICO Velenje rc(81)

• OIKOS Domžale rc(82)

• IPSUM Domžale rc(83)

• ICSD Ljubljana rc(84)

• ORZ Slovenske Konjice rc(85)

II.5.3 Statistiken Eine geringe Zahl von Gemeinden startete Lokale Agenda Prozesse, weil diese nicht verpflichtend sind. Nur lokale Umweltschutzprogramme sind für Städte vorgeschrieben. Lokale Umweltschutzprogramme sind aber im Prinzip nicht so umfangreich wie die Lokale Agenda, die sich mit allen Aspekten der Nachhaltigkeit und nicht nur mit denen der Umwelt befassen soll. Nichtsdestotrotz werden die meisten lokalen Umweltschutzprogramme mit der Hilfe von ExpertInnen auf einem hohen Niveau entwickelt, was ihnen erlaubt, als Lokale Agenden 21 gerechnet zu werden. Ein aktueller Fragebogen für Städte und Gemeinden rc(86), der von Zveza ekoloških gibanj Slovenije

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rc(87) im Jahr 2005 durchgeführt wurde, wurde von der Mehrheit der slowenischen Gemeinden beantwortet. Es zeigte sich, dass erst 4 Gemeinden bereits eine Lokale Agenda 21 haben und weitere 3 Gemeinden eine Lokale Agenda vorbereiten. Es gibt auch weitere acht Gemeinden, die ein lokales Umweltschutzprogramm haben und 13 Gemeinden, die ein solches vorbereiten. Während dieses Programm verpflichtend für Städte ist, gab es kein großes Interesse innerhalb anderer Gemeinden, und die Aktivitäten verringerten sich zu einer verschwindenden Zahl enthusiastischer und aktiver BürgerInnen. Seit kurzem beteiligt sich jedoch das Umweltministerium aktiver an diesem Prozess und bereitet momentan Anleitungen für die Vorbereitung lokaler Umweltschutzprogramme in Städten vor.

II.5.4 Qualitätskriterien und Anforderungen Die grundlegenden rechtlichen Anforderungen sind, dass die Lokalen Agenda Programme weder in einem Konflikt mit dem Nationalen Umweltschutzprogramm rc (88) stehen noch ihm widersprechen. Es gibt keine zusätzlichen nationalen Voraussetzungen zu den allgemeinen Anforderungen der Lokalen Agenda, die in der Agenda 21 festgelegt wurden.

Es ist jedoch nützlich, dass die Lokalen Agenda Programme nach der nationalen Entwicklungsstrategie ausgerichtet werden. Nach einer langen Diskussion, ob eine separate Nationalstrategie für die Nachhaltige Entwicklung ausgearbeitet werden sollte oder ob die Prinzipien der Nachhaltigkeit in eine allgemeine Entwicklungsstrategie eingebettet werden sollte, stimmte die Regierung am 23. Juni 2005 einer neuen Entwicklungsstrategie Sloweniens rc(89) zu, die gleichzeitig auch die Strategie der Nachhaltigen Entwicklung ist. Die Strategie wurde in einem stark partizipativen Prozess mit allen relevanten Stakeholdern vorbereitet. Die Podiumsdiskussionen hatten hervorragende ModeratorInnen, Mitglieder des Slowenischen Vereins der ModeratorInnen. Folglich repräsentierte die Strategie einen breiten Konsens über die Notwendigkeit der Nachhaltigkeit und des Wirtschaftsfortschritts in Slowenien sehr gut. Der Prozess wurde vom Regierungsinstitut für Makrowirtschaftsanalyse und Entwicklung rc(90) koordiniert. Der Zweck dieses Dokumentes war, eine umfassende Strategie vorzubereiten, die Sloweniens nachhaltige Entwicklung von Wirtschaft, Sozialem und Umwelt, Sloweniens aktive und gleichberechtigte Teilnahme in der EU und Sloweniens Weiterentwicklung der nationalen, kulturellen und räumlichen Identität und deren Anerkennung in der Welt sichern wird.

Die Strategie präsentierte eine neue Vision der Entwicklung, ein neues Entwicklungsmodell des einundzwanzigsten Jahrhunderts, das jene positiven Eigenschaften der europäischen liberalen Wirtschaft und Partnerländermodelle verbindet, die Sloweniens Entwicklungsmöglichkeiten und Werte anpassen. Es konzentriert sich auf die Person als ein autonomer Mensch mit ihren/seinen eigenen Werten und Kultur, der frei ihr/sein Potential entwickelt und immer mehr individuelle Verantwortung für ihren/seinen Wirtschaftsfortschritt und die soziale Wohlfahrt übernimmt. Zur gleichen Zeit trägt jeder einzelne durch die Teilnahme an entscheidungsrelevanten Prozessen und Partnerdialogen zwischen sozial gleichgestellten Stakeholdern etwas zu der Schaffung des notwendigen sozialen Vertrauens und zur Kooperation bei, und erlegt seine/ihre Werte, die mit dem Inhalt und der Qualität der sozialen Entwicklung verwandt sind, auf.

Folgende vier strategische Zielsetzungen der Entwicklung Sloweniens wurden ausgewählt:

• Das Ziel der wirtschaftlichen Entwicklung ist es, den Durchschnitt der Wirtschaftsentwicklung der EU zu übertreffen und die Beschäftigungszahlen zu erhöhen.

• Das Ziel der sozialen Entwicklung ist es, die Lebensqualität und das Wohlergehen von allen Menschen zu verbessern, was mit Hilfe von Indikatoren wie der menschlichen Entwicklung, der sozialen Risiken und des sozialen Zusammenhalts gemessen wird.

• Das Ziel der Gerechtigkeit zwischen Generationen und der Nachhaltigen Entwicklung ist es, das Prinzip der Nachhaltigkeit als die grundlegende Maßnahme in allen Bereichen der Entwicklung geltend zu machen.

• Das Entwicklungsziel Sloweniens im internationalen Umfeld ist es, sein klares Entwicklungsmuster, seine kulturelle Identität und sein reges Engagement in der internationalen Gesellschaft anzuwenden, um ein wieder erkennbares und bemerkenswertes Land in der Welt zu werden.

Außerdem wurden fünf Entwicklungsprioritäten ausgewählt, eine davon ist die Integration von Maßnahmen, um eine Nachhaltige Entwicklung zu erreichen.

Die Strategie löst die Ziele konkreter und messbarer Aktivitäten auf, die für verschiedene Ministerien und andere Regierungseinrichtungen 2006 auf dem Plan stehen. Während diese Aktivitäten sorgfältig geplant werden, mangelt es häufig an der öffentlichen Unterstützung wegen der unzureichenden Kommunikation der verantwortlichen Regierungsstellen. Die Regierung sollte mehr tun, um die Ziele

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und konkreten Handlungen dieser Strategie zu fördern. Viele gut organisierte Interessensgruppen widersetzten sich nämlich einigen wichtigen Maßnahmen stark, weil sie an Macht und Einfluss verlieren würden.

Quelle: Sloweniens Development Strategy, Institute of Macroeconomic Analysis and Development, edited by DR. JANEZ ŠUŠERŠIČ ET AL.

II.5.5 Gesetzgebung In Slowenien wird die Lokale Agenda 21 durch das Umweltschutzgesetz geregelt, das die Städte dazu verpflichtet, ein lokales Umweltschutzprogramm vorzubereiten und einzuführen. Der Artikel 50 rc(91) dieses Gesetzes sagt aus, dass eine Stadt ein Umweltschutzprogramm und ein Aktionsprogramm für ihr Gebiet einführen soll. Anderen Gemeinden wird es ebenfalls erlaubt, ein derartiges Programm einzuführen, das jedoch nicht im Widerspruch zu dem nationalen Umweltschutzprogramm stehen darf. Ein bedeutendes Problem ist, dass nur die Städte (rund 5% aller Gemeinden in Slowenien) dazu verpflichtet sind, diese Programme zu haben, während es anderen Gemeinden nur angeraten wird. Ein weiteres Problem ist auch, dass es keine Finanzierungsquelle gibt. Da die Gemeinden unterfinanziert sind, ist es sehr schwer, eine finanzielle Ressource für die Lokalen Agenda Prozesse für sie zu finden und das ist der wichtigste Grund, warum die Lokalen Agenda 21 Prozesse in Slowenien nur auf eine geringe Anzahl von Gemeinden beschränkt sind. Eine gemeinsame Charakteristik dieser Gemeinden ist, dass ihre Führung (BürgermeisterIn, Stadtrat) zur Nachhaltigkeit verpflichtet wird und folglich dazu im Stande gewesen ist, innovative Mittel zur Finanzierung der Lokalen Agenda Programme aufzutreiben.

Quelle: The environmental protection act (“Zakon o varstvu okolja”), rc(92)

II.5.6 Finanzielle Regelung Es gibt keine speziellen Finanzierungsregelungen bezüglich der Lokalen Agenda 21 Programme und es gibt auch keine Förderquellen. Die Gemeinden finanzieren Lokale Agenda 21 Programme auf kreative Weise, durch das Ausnutzen verschiedener Projektaufrufe, beschränkter Förderung aus ihrem eigenen Budget und durch viel freiwillige Arbeit, was die wichtigste Quelle für eine Mehrheit der Lokalen Agenda Programme in Slowenien ist.

II.5.7 Fallstudie: Lokale Agenda in Slovenske Konjice Die Lokale Agenda 21 startete in der Stadt Slovenske Konjice im Jahr 1998 als eine gemeinsame Initiative rege interessierter BürgerInnen, dem Stadtrat, dem Bürgermeister und dem lokalen Gewerbe.

Die Aktivitäten der lokalen Müllsammlungsfirma EKO und der öffentlichen Wasserversorgungsgesellschaft JKP lieferten eine Grundlage für die Diskussion der Lokalen Agenda 21. Dr. Vovk und Herr Zver riefen die Idee der Durchführung eines Lokalen Agenda 21 Prozesses in der Stadt ins Leben. Die erste organisierte Diskussion startete im Jänner 1998 mit einem Ausschusstreffen im Magistrat.

Nach der Präsentation beim Ausschusstreffen im Jahr 1998 im Magistrat war die starke Unterstützung sowohl von Seiten des Präsidenten des Stadtrates als auch die einstimmigen Akzeptanz der Lokalen Agenda 21 des Stadtrates der entscheidende Faktor in Slovenske Konjice.

Zuerst wurde eine Koordinationsgruppe gebildet, bei der der Bürgermeister, VertreterInnen der Stadt, sowie VertreterInnen aus Privatunternehmen und aus dem Bereich Gesundheit, Landwirtschaft und Bildungswesen und andere aktive BürgerInnen teilgenommen haben. Diese Koordinationsgruppe organisierte eine Reihe von Round Table Diskussionen und bereitete einen Fragebogen über die bedeutendsten Probleme der Gemeinde vor. Die BürgerInnen sahen die Qualität des Trinkwassers und das Abfallmanagement als die beiden wichtigsten Probleme. Die Koordinationsgruppe bereitete daraufhin einen Round Table vor, mit starker Teilnahme von BürgerInnen, PolitikerInnen und Fachpersonal der Stadtverwaltung. Nach diesen Diskussionen gab es eine mächtige Informationskampagne in der Lokalzeitung und im lokalen Radio, der ein interaktives Radioprogramm sowie weitere Round Table Diskussionen folgten.

Die Lokale Agenda hat viele Schwierigkeiten überwunden, die bedeutendste der Mangel an Finanzierung, wobei alle Tätigkeiten von Freiwilligen durchgeführt wurden. Jedoch half die Motivation von aktiven BürgerInnen sowie die Unterstützung durch den Bürgermeister und den Stadtrat, die Schwierigkeiten zu überwinden und wichtige Ziele und Vorteile für die BürgerInnen zu erreichen. Für die BürgerInnen war das wichtigste Ergebnisse die Restaurierung der Trinkwasserversorgung durch

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die Nutzung neuer Reinigungstechnologien und die Auswechslung der alten Rohrleitungen gegen neue. Es wurde auch ein Recyclingsystem eingeführt, sodass im Jahr 1998 bereits 27% des Abfalls getrennt gesammelt wurden. Während des Lokalen Agenda 21 Prozesses änderte sich der Charakter der Stadt von einer Industriestadt zu einer Stadt des Weines und der Blumen, die 1998 auch den Entente Florale Preis gewann.

2003 entschied sich die Stadt, dieses Programm zur Lokalen Agenda 2020 auszubauen. Ihr wichtigstes Ziel soll die Umwandlung von Slovenske Konjice in eine Touristenstadt vollenden und der erste Schritt ist, die Anzahl der Touristenbetten um 200 % bis 2008 zu erhöhen. Mit der Unterstützung von lokalen PolitikerInnen und Unternehmen kann dieses mutige Ziel erreicht werden.

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II.6 Schweiz

II.6.1 Geschichtliches von 1992 – 2006 (Siehe auch Hintergrundtext: Dokumente und Programme zur nachhaltigen Entwicklung in der Schweiz)

Im Jahre 1992 publizierte die Schweizer Regierung einen Bericht für die UNCED-Konferenz in Rio de Janeiro für Umwelt und Entwicklung. Der Bericht beschränkte sich hauptsächlich auf Umweltthemen (Ist-Zustand, Ziele und Instrumente aus einer nationalen und globalen Perspektive). Nach der Konferenz wurden ein endgültiger Bericht der Schweizer Delegation sowie einige Protokolle, Reden und Dokumente publiziert. Ebenfalls im Jahre 1992 startete das 'Schwerpunkt Programm Umwelt' SPPU, als 'wissenschaftliche Beratung für eine Politik, die auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist' rc(93).

Im März 1993 setzte der Bundesrat die interdepartementale Arbeitsgruppe IDARio ein, die die weiteren Aktivitäten koordinieren sollte. Das Komitee verfasste die 'Elemente für ein Konzept der nachhaltigen Entwicklung' (1995). Das Dokument war die erste Grundlage für eine öffentliche Diskussion, es bestand bis dahin jedoch kein Konsens unter den 17 involvierten Departementen. Das Konzept der nachhaltigen Entwicklung wurde auch in die schweizerische Legislaturplanung 1995 – 1999 aufgenommen. In der Zwischenzeit verfassten einige NGOs, die sich mit Umwelt- und Entwicklungsthemen befassen, einen Bericht über die aktuelle Situation der Schweiz im Bezug auf das Konzept des 'ökologischen Fussabdrucks'. Im Jahre 1996 publizierte IDARio den Bericht 'Nachhaltige Entwicklung in der Schweiz' (1996) über die wichtigsten Kapitel der Agenda 21 und die zweite Phase des Prioritäten Programm Umwelt startete.

Bis zum Jahre 1997, dem Jahr der Rio “+ 5 Konferenz”, wurde vieles zustande gebracht. IDARio veröffentlichte drei Berichte über die nachhaltige Entwicklung in der Schweiz: Stand der Realisierung, Aktionsplan und die nationale Strategie der Schweiz. Darin wurden die Hauptziele für die Schweiz formuliert und dabei gewannen wirtschaftliche sowie soziale Themen an Bedeutung:

• Internationale Verpflichtungen

• Energie

• Wirtschaft

• Nachhaltiger Konsum

• ökologische Steuerreform

• staatliche Ausgaben

• Umsetzung und Controlling

Ebenfalls 1997 veröffentlichten die wichtigsten Umwelt-NGOs 18 Thesen zur nachhaltigen Entwicklung, um auf die Diskussion über die Verfassungsreform Einfluss zu nehmen. Die Thesen nahmen Bezug auf alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit. Die Schweizer Wohlfahrtsorganisationen veröffentlichten eine Erklärung mit besonderer Betonung der Nord-Süd-Beziehungen. Zur selben Zeit erarbeiteten Schweizer Wissenschaftsorganisationen eine 'Vision für eine Wissenschafts- und Forschungspolitik'.

Darüber hinaus entstanden weitere Dokumente von anderen nationalen Departementen (Landwirtschaftsstrategie, Umwelt & Naturerhaltung) und ein zehn Jahres-Aktionsplan 'Umwelt und Gesundheit' mit einer starken Gewichtung der Themen Natur, Mobilität und Bebauung wurde verabschiedet.

Im Jahre 1998 erarbeitete die Schweizer Kommission 'Strategien für Umweltforschung und nachhaltige Entwicklung' Massnahmen für eine Forschungsstrategie. 1999 wurde das erste Dokument über Lokale Agenda 21 Prozesse vom Schweizerischen Bundesamt für Umwelt, Wald und Landwirtschaft (BUWAL) herausgegeben. Es bezog sich auf die 40 Kapitel der Agenda 21 von Rio de Janeiro.

Ein wichtiger Schritt im Jahr 1999 war die Verfassungsrevision, die neu einen Artikel über Nachhaltigkeit beinhaltete. Artikel 2 («Zweck») der Nationalen Verfassung deklariert nachhaltige Entwicklung als ein nationales Ziel, während Artikel 73 («Nachhaltigkeit») die Eidgenossenschaft und die Kantone dazu auffordert, «ein auf Dauer ausgewogenes Verhältnis zwischen der Natur und ihrer

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Erneuerungsfähigkeit einerseits und ihrer Beanspruchung durch den Menschen andererseits» anzustreben.

Im gleichen Jahr startete die Arbeit am nationalen Indikatorensystem mit einer Vorstudie, die die Indikatorenauswahl und die Methoden der Vereinten Nationen nutzte. All diese Aktivitäten wurden zusammengefügt und in einer neuen nationalen Strategie vereint.

Strategie Nachhaltige Entwicklung 2002

In der Vorbereitung zum Rio “+ 10 Weltgipfel“ in Johannesburg legte der Bundesrat im Herbst 2002 eine revidierte Strategie nachhaltige Entwicklung vor. Sie basiert auf den Vorgaben der neuen Schweizer Bundesverfassung und hat die Integration der Prinzipien einer nachhaltigen Entwicklung in möglichst vielen Politikfelder zum Ziel. Sie legt ebenfalls den Inhalt sowie die prozessualen Rahmenbedingungen für die nachhaltige Entwicklungspolitik des Bundesrates für die kommenden Jahre fest. Die Strategie beginnt mit einigen konzeptuellen Leitlinien:

Leitlinien für eine Politik der nachhaltigen Entwicklung

• Zukunftsverantwortung wahrnehmen

• Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft gleichwertig berücksichtigen

• Eigenheiten der Dimensionen der Nachhaltigen Entwicklung anerkennen

• Nachhaltige Entwicklung in alle Politikbereiche einbeziehen

• Koordination zwischen den Politikbereichen verbessern und Kohärenz erhöhen

• Nachhaltige Entwicklung partnerschaftlich realisieren

Die Strategie enthält 22 Massnahmen in zehn Handlungsfeldern:

• Handlungsfeld 1: Wirtschaftspolitik und Service public

• Handlungsfeld 2: Finanzpolitik

• Handlungsfeld 3: Bildung, Forschung und Technologie

• Handlungsfeld 4: Gesellschaftliche Kohäsion

• Handlungsfeld 5: Gesundheit

• Handlungsfeld 6: Umwelt und natürliche Ressourcen

• Handlungsfeld 7: Raum- und Siedlungsentwicklung

• Handlungsfeld 8: Mobilität

• Handlungsfeld 9: Entwicklungszusammenarbeit und Friedensförderung

• Handlungsfeld 10: Methoden und Instrumente

Die 22 Massnahmen sind im Anhang zur Strategie detailliert beschrieben rc(94).

Weitere Informationen unter rc(95), sowie im Hintergrundtext: Dokumente und Programme zur nachhaltigen Entwicklung in der Schweiz.

II.6.2 Organisationsstrukturen Die politische Verantwortung für die Strategie ist dem Bundesrat vorbehalten. Es wurden keine zusätzlichen Strukturen für den Umsetzungsprozess aufgebaut. Stattdessen werden die Massnahmen durch die bestehenden administrativen Strukturen umgesetzt. Sowohl die Vorbereitung als auch die Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsstrategie 2002 werden in die Aufgaben des Interdepartementalen Ausschusses nachhaltige Entwicklung (IDANE) integriert.

Die Verantwortung, dass die Strategie strikt verfolgt wird, liegt bei der IDARio / IDANE, die sich folgende Aufgaben vorgenommen haben:

• Gewährleistung der Kohärenz der Politiken der verschiedenen Bundesämter;

• Bewertung der Evaluationen für den Bundesrat;

• Allenfalls Unterbreitung von Verbesserungsvorschlägen;

• Festlegung gemeinsamer Grundsätze zur Information und Kommunikation über die Strategie bzw. deren Massnahmen.

Die IDARio agiert als Plattform für Information, Koordination und Diskussion mit Blick auf alle nationalen für die Nachhaltige Entwicklung relevanten Aktivitäten und Prozesse. Zu diesem Zweck

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trifft sich das Gremium regelmässig, die Treffen werden abwechselnd durch das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), das Bundesamt für Umwelt, Wald und Landwirtschaft ((BUWAL) und einem der Büros des Departements für Inneres geleitet. Das Leitungsorgan des IDARio, bestehend aus Vertretern dieser Institutionen und aus dem Bundesamt für Raumentwicklung (ARE), bereitet Entscheide für die Plenumsveranstaltungen vor und ist für die transparente Kommunikation verantwortlich

Der Prozess wird vom Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) geleitet, welches - als eines der Ergebnisse der Regierungsreform 2000 - die eidgenössische Koordinationsplattform für die Politik der nachhaltigen Entwicklung ist.

Abbildung 6: Die politische Organisation zur Umsetzung der Agenda 21 in der Schweiz rc(96)

Das ARE wirkt als Sekretariat von IDARio und hat die folgenden Aufgaben:

• Die Zusammenarbeit zwischen den Bundesstellen durch das Einberufen regelmässiger Treffen sicherzustellen.

• Ein detailliertes Umsetzungsprogramm für die Strategie anfertigen.

• Berichterstattung über den Umsetzungsprozess auf der Grundlage der Informationen von den beteiligten Bundesstellen sowie Koordination der Evaluierungsbemühungen.

• Andere Partner, speziell Kantone und Städte, in einen engen Dialog einzubinden (Forum für Nachhaltige Entwicklung).

• Die Strategie sowohl horizontal auf Bundesebene als auch zu anderen Akteuren zu kommunizieren.

• Einen Austausch zu strategischen Themen mit Europäischen Partnern einzurichten und zu pflegen.

Grundsatzfragen der nachhaltigen Entwicklung werden vom Rat für Raumplanung (ROR) diskutiert, begleitet vom Bundesrat. Die Verantwortung für das Sekretariat dieser ausserparlamentarischen Körperschaft ist zwischen dem ARE und dem seco aufgeteilt.

II.6.3 Statistiken 2003 wurde vom Nachhaltigkeitsforum der Kantone und Städte unter Federführung des ARE und in Zusammenarbeit mit IDHEAP und sanu ein nationaler Überblick über Lokale Agenda 21 Prozesse in

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der Schweiz erstellt. Bis dahin hatten 94 Städte und Gemeinden derartige Prozesse initiiert und bei weiteren 29 steckten sie in der Planungsphase (zur weiteren Übersicht: rc(97)).

Fakten und Statistiken können dem Schlussbericht 'Monitoring Nachhaltige Entwicklung' entnommen werden, der einen Überblick über die Situation in der Schweiz gibt rc(98).

II.6.4 Qualitätskriterien und Anforderungen Die Strategie Nachhaltige Entwicklung wurde für einen Sechs-Jahres-Zeitraum entworfen. Ein Zwischenbericht zum Stand der Umsetzung wurde auf das Ende der Regierungsperiode 1999 - 2003 angesetzt, danach wurde die Strategie für weitere vier Jahre festgeschrieben und in die Legislaturziele 2004 - 2007 integriert.

Während die beteiligten Bundesstellen für das Monitoring über die Effektivität ihrer jeweiligen Massnahmen zuständig sind, hat das ARE den Auftrag, auf den Grundlagen dieser Berichterstattung einen jährlichen Fortschrittsbericht zu publizieren. Von IDANE durchgesehen wird der Bericht der Bundesregierung, dem Parlament und der Bundesverwaltung übergeben. Um eine Zwischenbewertung 2003 und eine tiefer gehende Evaluation der Strategie in 2007 zu ermöglichen, wurde ein System von Indikatoren entwickelt. Es hatte als Grundlage ein Projekt zum Monitoring nachhaltiger Entwicklung in der Schweiz. Es soll damit aufgezeigt werden, bis zu welchem Grad die Massnahmen aus der Bundesstrategie zielgerichtet wirken und wo Verbesserungen notwendig sind. Das Indikatorsystem soll ebenfalls den internationalen Vergleich erlauben.

Mit Hilfe nationaler und internationaler Studien wurde folgendes Indikatorensystem erarbeitet:

• das Indikatoren- gestützte Projekt "Monitoring Nachhaltige Entwicklung" (MONET) von den Bundesämtern für Statistik (BFS), für Raumentwicklung (ARE) und für Umwelt (BAFU) seit 2003;

• und das Projekt "Nachhaltigkeitsbeurteilung: Rahmenkonzept und methodische Grundlagen", das 2004 vom ARE entwickelt wurde.

Monitoring nachhaltige Entwicklung Die Bundesämter für Statistik (BFS), für Raumentwicklung (ARE) und für Umwelt (BAFU) haben zur Beobachtung der Nachhaltigen Entwicklung das Messsystem MONET realisiert. Das Monitoringinstrument ermöglicht mit seinen über 100 Indikatoren eine regelmässige Berichterstattung über Stand und Verlauf der Nachhaltigen Entwicklung in der Schweiz. 17 Schlüsselindikatoren erlauben es, die wichtigsten Merkmale und Tendenzen vereinfacht aufzuzeigen (Weitere Informationen unter rc(98)

Nachhaltigkeitsbewertung Die Nachhaltigkeitsbewertung zielt auf die strategischen, programmatischen und konzeptionellen Aktivitäten der Bundesregierung (Gesetzgebung, Programme, Strategien und Konzepte). Der zentrale Fokus liegt nicht auf der Nachhaltigkeit einzelner Projekte, sondern darauf, Aktivitäten und Projekte im Hinblick auf zentrale Einflussfaktoren einer nachhaltigen Entwicklung zu optimieren. Der konzeptionelle Rahmen empfiehlt drei Arbeitsschritte:

(1) die Relevanzanalyse klärt die Relevanz eines Projekts für die Nachhaltige Entwicklung

(2) die Wirkungsanalyse klärt die Auswirkungen des Projekts auf die drei Dimensionen nachhaltiger Entwicklung und analysiert mögliche Konflikte

(3) die Beurteilung / Optimierung dient der Verbesserung der Vorhaben

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Modul 1: Überblick Seite 56

Abbildung 7: Ablauf einer Nachhaltigkeitsbeurteilung rc(99))

Am Beispiel der Landwirtschaftspolitik wurde die Methode getestet (siehe den Agrarbericht 2005). Eine weitere Fallstudie war z.B. die Nachhaltigkeitsbeurteilung des Sachplans 'Verkehr', weitere Fallbeispiele sind in Arbeit.

II.6.5 Gesetzgebung Nachhaltige Entwicklung ist ein Grundsatz, an den die Schweizer Konföderation und die Kantone gebunden sind. Artikel 2 der Verfassung definiert die übergreifenden Leitlinien für die Schweiz. Dies beinhaltet die Förderung des Gemeinwohls, nachhaltige Entwicklung, innerer Zusammenhalt und kulturelle Diversität (Abs. 2), sowie die Sicherung und Bewahrung der natürlichen Ressourcen auf die lange Sicht und die Unterstützung einer friedlichen und gerechten internationalen Ordnung (Abs. 4). Derart ist nachhaltige Entwicklung als eines der nationalen Ziele der Schweiz festgelegt.

Entsprechend dem Artikel 73 (Nachhaltigkeit), der allen politischen Ebenen eine verbindliche Verpflichtung auferlegt, haben Bund und Kantone «ein auf Dauer ausgewogenes Verhältnis zwischen der Natur und ihrer Erneuerungsfähigkeit einerseits und ihrer Beanspruchung durch den Menschen anderseits» anzustreben.

Da diesen Verfassungsbestimmungen eine direkte Anschlussgesetzgebung fehlt, haben sie in erster Linie die Funktion einer handlungsleitenden Vision.

II.6.6 Finanzielle Regelung Die Strategie Nachhaltige Entwicklung 2002 beinhaltet folgende Aussagen zu finanziellen Ressourcen:

"Die Nachhaltige Entwicklung soll grundsätzlich keine Ausweitung der staatlichen Aktivität schaffen, sondern primär durch Prioritätensetzung und Umschichtung bei den bestehenden Ressourcen realisiert werden. Es geht also darum, dass die bisherige Verwaltungstätigkeit im Sinne der Nachhaltigen Entwicklung neu ausgerichtet wird. Eine zukunftsfähige Umsetzung kann dabei nur im Rahmen einer nachhaltigen Finanzpolitik stattfinden.

Mit dem vorliegenden Strategiebericht sind keine Finanzierungsbeschlüsse verbunden. Die Kosten und die Finanzierung der Massnahmen sind im Einzelfall im weiteren Verlauf der Arbeiten zu konkretisieren. Die Finanzierung der einzelnen Massnahmen muss über die ordentlichen Budgetverfahren gesichert werden."

Der Zehnjahres- Massnahmenplan 'Umwelt und Gesundheit' erlaubt die Förderung konkreter Projekte und auch das ARE kann Pilot Aktionen in kantonalen, regionalen and lokalen Agenda 21 Prozessen fördern.

II.6.7 Umsetzung

Lokale Agenda 21- Kurzgeschichten aus der Schweiz und aus Deutschland

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(siehe Hintergrundtext: 5 Fallstudien aus dem Kanton Zürich)

Manchmal kann eine Anregung von aussen zum Start eines Lokale Agenda 21 Prozesses führen:

In Illnau-Effretikon (CH) waren ein Verein und der Bürgermeister die Motoren für den Lokale Agenda 21 Prozess. Die Lokale Agenda 21 existiert auf der Grundlage eines Vertrags zwischen der Stadt und dem Verein. Aber die allerersten Schritte waren auf den Einfluss einer wissenschaftlichen NGO zurückzuführen: Die SAGUF (Swiss Arbeitsgemeinschaft Umweltforschung) interviewte 1997 verschiedene lokale Akteure. Diese zeigte ein relativ geringes Wissen über nachhaltige Entwicklung, äusserten aber ein grosses Interesse an solchen Fragen, Daher startete die SAGUF einen ersten Workshop zu Zielen, Erfolgsbedingungen und Projekten. Nach den Wahlen im März 1998 entschieden die lokalen Akteure, einen Lokale Agenda 21 Prozess ("Aktionsprogramm") ins Leben zu rufen.

Stäfa: einen Lokale Agenda 21 Prozess ohne politische Unterstützung zu starten ist schwierig - aber nicht unmöglich

Im Fall von Stäfa (CH) waren vor allem private Aktivitäten für den Beginn der Lokalen Agenda 21 verantwortlich. Eine bestehende NGO, die ursprünglich den Umweltschutz zum Ziel hatte, organisierte sich neu und gründete einen neuen Verein zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung. Jedoch hingen ihr noch das alte 'fundamentale' Image und die damit verbundenen Konflikte an. Trotzdem entwickelte die NGO eine Strategie zum Aufbau eines Lokale Agenda 21 Prozesses. Zuerst wurden einzelne Projekte gestartet und Informationsveranstaltungen durchgeführt. Die politisch Verantwortlichen waren zu Beginn argwöhnisch - sei es wegen dem Ruf der ursprünglichen NGO, sei es wegen dem Nachhaltigkeitsthema im Allgemeinen. Aber nach einiger Zeit wurde eine Übereinkunft zwischen der lokalen Regierung und dem Verein FORUM 21 Stäfa ausgearbeitet, um die Rollen zu klären. Die Übereinkunft stellte fest, dass der Lokale Agenda 21 Prozess gemeinsam auf den Weg gebracht werden sollte, wobei die politisch Verantwortlichen der NGO Finanzmittel und personelle Unterstützung bereitstellten. Die politischen Entscheidungsträger gründeten eine Arbeitsgruppe als 'Türe' zwischen Politik und Zivilgesellschaft, in der auch der Bürgermeister und sein Stellvertreter mitwirkten.

Hannover und die 'Aalborg Commitments'

Die Stadt Hannover (DE) verabschiedete das Entwicklungskonzept “Hannover plus zehn (‘Zehn Pluspunkte für Hannover’ aber gleichzeitig eine Referenz an die Johannesburg Konferenz ‘Rio + 10’). Das Konzept bezieht sich explizit auf Dokumente von übergeordneten politischen Ebenen. Alle Massnahmen werden im Hinblick auf ihren Beitrag zur Erfüllung der 'Verpflichtungen von Aalborg' beschrieben und zusätzlich im Bezug auf das Konzept des Gender Mainstreamings bewertet. Auch die Deklaration von Barcelona (“Stadtpolitik für behinderte Menschen”) wurde berücksichtigt. rc(100)

Lokale Agenda 21 und die Kirchen

1992 führte die Konferenz von Rio das Konzept der nachhaltigen Entwicklung als neues und äusserst ambitioniertes Prinzip in die globale Politik ein. Aber das Weltkirchenkonzil hatte einen ähnlichen Prozess bereits 1983 gestartet. Auf der Konferenz von Vancouver wurde der "Konziliare Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung" ins Leben gerufen, dessen Zielsetzungen sehr nahe an den drei Dimensionen des Konzepts einer nachhaltigen Entwicklung liegen. 1990 – Zwei Jahre vor Rio – fasste die Weltversammlung der Kirchen in Seoul die Ergebnisse der lokalen, regionalen und nationalen Konsultationen zusammen. Aber es gab einen wesentlichen Unterschied zu Rio und dem Lokale Agenda 21 Prozess: der 'Konziliare Prozess’ war innerkirchlich und betraf nur die aktiven Mitglieder der Kirche (und selbst die nicht alle) - er fand sozusagen 'im stillen Kämmerlein' statt. Es gab kaum öffentliche Diskussionen, Veranstaltungen oder Projekte. Daher ist dieser sehr ambitionierte globale Diskurs heute relative unbekannt. Die Lokale Agenda 21 muss aufpassen, dass sie dieses Schicksal nicht teilt.

Wie begründet man einen Lokale Agenda 21 Prozess auf unkonventionelle Art und Weise?

Statistiken der letzten Jahre zeigen, dass die Zahl der Einwohner in Basel Stadt zurückgeht, dass mehr und mehr ältere Menschen in der Stadt wohnen und dass die Steuereinnahmen sinken. (…) Mit der 'Werkstatt Basel' (so heisst der Stadtentwicklungsprozess, der einem Lokale Agenda 21 Prozess entspricht) entwickeln die Bürgerinnen und Bürger gemeinsam innovative Ideen, um ihren Lebensraum zu reaktivieren. Damit wird eine prosperierende Entwicklung in die Stadt zurück gebracht” (sinngemäss aus dem Aktionsprogramm Stadtentwicklung Basel’).

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Modul 1: Überblick Seite 58

Didaktik

Überprüfen Sie Ihr Verständnis als LA21 ExpertIn:

• Welche Länder liegen im internationalen Vergleich bei der Umsetzung der Lokalen Agenda 21 an der Spitze - und zwar gemessen an welchen Kriterien?

• Was könnte in welchem Land verbessert werden?

• Gibt es generelle Defizite - und warum?

Methode: Gruppendiskussion?

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Modul 1: Überblick Seite 59

III Lokale Agenda 21 – Überblick über den Prozess Eine Lokale Agenda 21 beinhaltet immer einen Prozess. Trotz vieler verschiedener Ansätze in den unterschiedlichen Ländern ist es möglich, zentrale Schritte zu definieren, die sich überall wiederfinden. Der folgende vereinfachte Überblick beschreibt diese typischen Aufgaben, die mit der Umsetzung einer Lokalen Agenda 21 verbunden sind. Dazu gehören z.B. der Prozessbeginn, Motivation und Beteiligung, Fundraising und viele andere vitale Aspekte von Lokale Agenda 21 Prozessen. Das Kapitel gibt gleichzeitig einen Einblick, wie sich Lokale Agenda 21 Prozesse von Land zu Land unterscheiden.

An dieser Stelle kann auf die drei anderen Module des TTLA21 Trainings verwiesen werden, die die im Folgenden genannten Prozessschritte im Detail behandeln:

Modul PROZESS hat die Planung und die Verbesserung des Prozesses zum Inhalt (hier: PLANEN und VERBESSERN)

Modul PROJEKTE hat die Umsetzung eines LA21 Aktionsplans und seine Bewertung zum Thema (hier: UMSETZEN und BEWERTEN)

Modul MENSCHEN behandelt die Themen Partizipation, Kommunikation und Marketing und daher die Arbeit mit Menschen, und ist deshalb in allen genanten Prozessschritten von Bedeutung.

III.1 Einführung Während es grundsätzlich einleuchtet, dass eine Lokale Agenda 21 einen Prozess auf lokaler Ebene darstellt, in den die Zivilgesellschaft einbezogen werden sollte, so konnte doch bisher noch kein standardisierter 'Idealprozess' entwickelt werden. In der kurzen Betrachtung, wie Lokale Agenda 21 Prozesse bisher in verschiedenen europäischen Ländern umgesetzt wurden, zeigte sich eine ganze Bandbreite von Ansätzen. Trotzdem ist es möglich, eine Abfolge typischer Aufgaben zu identifizieren, die für einen Lokale Agenda 21 Prozess in Angriff genommen werden müssen.

Die in den nächsten Kapiteln einzeln beschriebenen Aufgaben verweisen auf die jeweils zuständigen Akteure und beleuchten die für die Aufgabenerfüllung notwendigen Kompetenzen. Dafür sind sie jeweils mit einem Katalog der wichtigsten Fragen verbunden, die mit der jeweiligen Aufgabe zusammen hängen. Anhand der Fragekataloge kann die Organisation eines Lokale Agenda 21 Prozesses reflektiert werden, unabhängig davon, ob er schon eine Weile läuft oder erst am Anfang steht.

Das folgende Schema gibt zuerst einmal einen Überblick, wie die Aufgaben miteinander in Verbindung stehen können.

Link Box 6: Lokale Agenda 21 Prozesse in verschiedenen Ländern

Für detaillierte Informationen über die Prozesse in den Partnerländer klicken Sie auf den entsprechenden Link:

• Österreich rc(36) • Das Baskenland rc(37) • Dänemark rc(38) • Portugal rc(39) • Slowenien rc(40)

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Modul 1: Überblick Seite 60

Abbildung 8: schematische Darstellung von Prozessschritten einer Lokalen Agenda 21

III.2 Der Lokale Agenda 21 Prozess und die Zielgruppen Das Schema oben zeigt vier Hauptgruppen von Aufgaben, die als notwendig für einen Lokale Agenda 21 Prozess identifiziert wurden. Es sollte selbstverständlich sein, dass die Aufgaben untereinander zusammenhängen und dass in den einzelnen Gruppen keine festgelegte Reihenfolge von Aufgaben beschrieben ist. Nichtsdestotrotz kann grundsätzlich festgestellt werden, dass die vier Aufgaben-gruppen PLANEN, UMSETZEN, BEWERTEN und VERBESSERN einen sich zyklisch wiederholenden Prozess darstellen, welcher - einmal gestartet - wiederholt ablaufen kann (und sollte). Auf einer Mikro-Ebene können beispielsweise die Akteure beschliessen, dass ein Projekt abgeschlossen ist und damit kein weiterer Prozess notwendig wird - der Lokale Agenda 21 Prozess insgesamt kann jedoch trotzdem fortgeführt und immer weiter verbessert werden.

Im folgenden werden die einzelnen Aufgaben kurz beschrieben und offene Fragen geklärt. Die Beschreibungen beinhalten eine Reihe von allgemeinen Aufgaben, die für den gesamten Prozess immer wieder wichtig sind (z.B. "Entscheidungen fällen" oder "Kommunikation"). Der Einfachheit halber wurden sie jedoch nur einer der vier Aufgabengruppen zugeordnet, in der sie eine besonders wichtige Rolle spielen. Nur die sehr wichtigen Fragen der Kommunikation werden mehrmals aufgegriffen.

In einem Lokale Agenda 21 Prozess sind verschiedene Akteure und Stakeholder beteiligt - sie haben bei verschiedenen Aufgaben unterschiedliche Rollen. Die verschiedenen Zielgruppen wurden für diesen Zweck folgendermassen definiert:

• PolitikerInnen - Gewählte PolitikerInnen auf lokaler oder regionaler Ebene, verantwortlich für oder beteiligt an den Entscheidungen, die den Lokale Agenda 21 Prozess betreffen.

• Fachlich zuständige MitarbeiterInnen der Verwaltung – arbeiten direkt in lokalen oder

PLANEN Den Status Quo beurteilen

Bewusstseinsbildung, Motivation und Engagement fördern

Mittel beschaffen

eine Organisationsstruktur aufbauen

die beteiligten Interessen definieren

eine Vision, Ziele und Strategien entwickeln

Prioritätenplan7 und Teilziele festlegen Projekte, Massnahmen und Erfolgskriterien

definieren

Entscheidungen treffen

UMSETZEN Ressourcen bereitstellen

für Massnahmen werben

Beteiligung fördern

nach innen und aussen kommunizieren

Projekte und Massnahmen durchführen

Ergebnisse und Erfahrungen verbreiten

BEWERTEN die Fortschritte überwachen und evaluieren

die Qualität bewerten

die Zielerreichung bewerten

über die Resultate berichten

VERBESSERN rev1 Visionen und Strategien

überdenken

Organisation und Arbeitsstruktur verbessern

über die Verbesserungen berichten

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regionalen Veraltungen bzw. Geschäftsstellen in öffentlicher Trägerschaft und sind direkt an der Umsetzung von Lokale Agenda 21 Prozessen beteiligt. Ihr benötigtes Knowhow ist teilweise vergleichbar zu dem von externen Experten (Berater, WissenschaftlerInnen).

• Andere Akteursgruppen (länderspezifisch) – zivilgesellschaftliche Gruppen, die in Lokale Agenda 21 Prozessen aktiv sind, beispielsweise, NGO´s, Interessengruppen, aktive Bürger, etc.

Teilweise war es möglich, länderspezifische Aussagen zu den unterschiedlichen Rollen verschiedener Akteure zu machen. Es ist empfehlenswert, sich in diesem Zusammenhang die oben beschriebenen Lokale Agenda 21 Prozesse und Rahmenbedingungen aus den sechs am Projekt beteiligten Ländern in Erinnerung zu rufen.

III.2.1 PLANEN – Den Status Quo beurteilen

Beschreibung Die Analyse der Ausgangssituation beinhaltet die Abklärung bestehender und gültiger Konzepte, lokale Nachhaltigkeitsabschätzungen, SWOT-Analysen über die Stärken und Schwächen der Gemeindeentwicklung, fachliche Diagnosen usw.

Zur Erfüllung dieser Aufgabe sollten die folgenden Fragen beantwortet werden:

• Für welchen Zweck soll die Analyse genutzt werden?

• Welche Art der Analyse ist für spezifische Fragestellungen sowie für den generellen Überblick notwendig?

• Wie kommt in der Analyse das Konzept der nachhaltigen Entwicklung zur Geltung?

• Wie erreicht man eine dynamische Analyse, die Trends abzubilden vermag?

• Wie gelangt man zu einer Einschätzung der Prozesse und Abhängigkeiten?

Die Rolle der einzelnen Akteure

• PolitikerInnen haben für diese Aufgabe eine koordinierende Funktion.

• MitarbeiterInnen der Verwaltung, andere Akteure: Die Aufgabe wird überwiegend innerhalb der Verwaltung erledigt (Portugal, Baskenland, Österreich) oder von anderen Akteuren (Schweiz), die Resultate werden danach der Öffentlichkeit präsentiert. Teilweise gibt es Koordinationsgruppen, in denen die verschiedenen Akteure vertreten sind und die von der Verwaltung unterstützt werden (Slowenien, Österreich).

III.2.2 PLANEN – Bewusstseinsbildung, Motivation und Engagement fördern

Beschreibung Eine Lokale Agenda 21 zu initiieren bedeutet, das Engagement und Vertrauen der politischen Entscheidungsträger aufzubauen und diese zu informieren und zu sensibilisieren. Eine Lokale Agenda 21 ist ein Prozess, der starke bottom-up Strategien benötigt, aber zuallererst die politische Entscheidung (top down) als Voraussetzung hat.

Der Prozess erfordert genauso die Information der Stakeholder und Interessengruppen von all denjenigen, die den Prozess am Laufen halten. Diese Aufgaben ziehen sich wie ein roter Faden durch den ganzen Prozess hindurch und sind besonders wichtig in der Auftaktphase. Dies ist in allen betrachteten Ländern gleich.

Zur Erfüllung dieser Aufgabe sollten die folgenden Fragen beantwortet werden:

• Wer formuliert die Oberziele und Leitlinien für den Prozess?

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Modul 1: Überblick Seite 62

• Was sind die ersten Schritte und wer ist dafür verantwortlich?

• Wer übernimmt die Führung im gesamten Prozess?

• Bis zu welchem Grad wird die Öffentlichkeit einbezogen: wer wird informiert, wer kann sich beteiligen und wer trifft welche Entscheidungen in welcher Phase des Prozesses?

• Wie kann politisches Engagement für den Prozess deutlich demonstriert werden?

• Wie kann das komplexe Konzept der Nachhaltigkeit so kommuniziert werden, dass es nicht allzu vage und substanzlos bleibt?

• Wie kann man die Möglichkeit einer einfachen Nachhaltigkeitsbewertung kommunizieren?

• Wie schafft man Bewusstsein, Motivation und Engagement durch eine aktive Einbindung?

• Wer koordiniert und verteilt die Informationen?

• Wie werden Informationen weiter gegeben: Welche Zielgruppe kann mit welchen Medien und Hilfsmitteln erreicht werden?

Die Rolle der einzelnen Akteure PolitikerInnen sammeln Informationen und entscheiden über den Start eines solchen Prozesses. Ihre Rolle ist es auch, Motivation und Engagement zu fördern, indem sie das Thema Lokale Agenda 21 in die verschiedenen lokalen Planungen und Politiken integrieren (Baskenland);

MitarbeiterInnen der Verwaltung informieren sich und geben Informationen an andere Zielgruppen, insbesondere an PolitikerInnen (Österreich, Baskenland), aber auch an andere Akteure bzw. die Öffentlichkeit (Portugal, Schweiz);

Andere Akteure (aktive Bürger), können teilweise die Rolle erfüllen, Politiker zu sensibilisieren und einen Startschuss zu geben (Slowenien, Schweiz)

MitarbeiterInnen der Verwaltung and andere Akteure gemeinsam: Oft sind überwiegend die MitarbeiterInnen der Verwaltung und andere Akteure gemeinsam die Triebkräfte. Sie bringen den öffentlichen Diskurs voran, machen Umfragen und Interviews, veranstalten und koordinieren Beteiligungsprozesse und bewerten und überwachen die Aktivitäten (in Österreich, Portugal, im Baskenland, in Slowenien und der Schweiz).

III.2.3 PLANEN – Mittel beschaffen

Beschreibung Alle Anstrengungen, Geld und andere Ressourcen für die Lokale Agenda 21 zu finden, sind hier beschrieben, auch wenn sie genauso in anderen Aufgabenfeldern eine wichtige Rolle spielen.

Die gesetzlichen Grundlagen sind von Land zu Land unterschiedlich (vgl. die länderspezifischen Beschreibungen weiter oben). In manchen Ländern erhalten Städte und Gemeinden, die sich für eine Lokale Agenda 21 engagieren, eine Grundförderung für diese Aktivitäten. Diese Grundförderung kann von der Verwaltung oder von anderen Akteuren (Vereine, Unternehmen, Bürger…) in Anspruch genommen werden (Österreich, Slowenien, Dänemark). Trotzdem ist es notwendig, zusätzliche Ressourcen zu suchen - das gilt für alle Länder und für die Dauer des gesamten Prozesses.

Zur Erfüllung dieser Aufgabe sollten die folgenden Fragen beantwortet werden:

• Wie hoch ist das lokale Budget für den Lokale Agenda 2 Prozess, insbesondere für die Arbeitsorganisation?

• Gibt es andere öffentliche Geldquellen für den Prozess oder für einzelne Aktivitäten und Projekte?

• Welche privaten Mittel können eingeworben werden (Fundraising, Sponsoring)?

• Wie können neue Partnerschaften dazu genutzt werden, neue Ressourcen zu erschliessen?

• Welche weitere Unterstützung nicht- monetärer Art kann genutzt werden (Räume, Arbeitskraft, Hilfsmittel usw.)?

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Modul 1: Überblick Seite 63

Die Rolle der einzelnen Akteure PolitikerInnen, MitarbeiterInnen der Verwaltung und andere Akteure arbeiten in allen Ländern bei der Suche nach zusätzlichen Ressourcen zusammen.

III.2.4 PLANEN – Eine Organisationsstruktur aufbauen

Beschreibung Die Arbeit in Lokale Agenda 21 Prozessen braucht klare Strukturen und Verantwortlichkeiten, um den Prozess in Gang zu bringen und zu verankern. Dies gilt für den Gesamtprozess (vgl. sustainability municipal boards im Baskenland; Lokale Agenda 21 Gemeinde- Koordinationsteams in Österreich,…) wie auch für die Umsetzung einzelner Projekte in thematischen Arbeitsgruppen. Zusätzlich werden oft Steuerungsgruppen für das Prozessmonitoring gebildet, die meist aus allen drei Zielgruppen zusammengesetzt sind.

Zur Erfüllung dieser Aufgabe sollten die folgenden Fragen beantwortet werden:

• Wie kann man eine Lokale Agenda 21 innerhalb der politischen und der Verwaltungsstrukturen etablieren und was bedeutet das für die Planungsphase?

• Wer gibt den Startschuss - und wie?

• Welche Veranstaltungen sollten als erstes stattfinden und wer sollte eingeladen werden?

• Wer formuliert die laufenden Aufgaben und wie wird die Alltagsarbeit organisiert (Arbeitsgruppen, etc.)?

• Wie wird die Schnittstelle zwischen den Arbeitsgruppen und dem politischen Entscheidungsgremium der Stadt oder Gemeinde gestaltet?

• Wie werden Aufgaben und Zuständigkeiten zwischen Arbeitsgruppen und der lokalen Verwaltung aufgeteilt?

• Welche Körperschaft oder Institution trifft die strategischen Entscheidungen und wer wird daran beteiligt (Steuerungsgruppe, etc.)?

• Wie können Strukturen entwickelt werden, die einen dauerhaften Prozess sicherstellen?

Die Rolle der einzelnen Akteure PolitikerInnen haben meistens die Aufgabe, die Koordinationsstrukturen zu etablieren und danach aktiv in diesen Strukturen mitzuwirken.

MitarbeiterInnen der Verwaltung führen und unterstützen die Koordinationsgruppe und die Arbeitsgruppen durch alle Phasen des Prozesses und nehmen daran teil.

Andere Akteure arbeiten in den Arbeitsgruppen mit (das trifft meistens für Österreich, Portugal und das Baskenland zu) oder sie haben sogar Leitungsfunktionen in der Arbeitsorganisation (z.B. in Slowenien, wo aktive Bürger die Koordinierungsgruppe zusammen mit PolitikerInnen und Verwaltungsangehörigen bilden; ähnlich in der Schweiz, wo in manchen Fällen NGOs die Rolle übernehmen).

Die personelle Zusammensetzung hängt von den definierten Aufgaben ab und kann sich daher im Zeitverlauf ändern.

III.2.5 PLANEN – Die beteiligten Interessen definieren

Beschreibung Für einen gut laufenden Prozess und die Projekte ist die Beteiligung der verschiedenen Interessengruppen ein zentraler Punkt. Der hier schon mehrfach verwendete Begriff 'Stakeholder' bezeichnet diejenigen Akteure, die aus dem einen oder anderen Grund am

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Modul 1: Überblick Seite 64

gesamten Prozess oder an eine bestimmten Projekt ein persönliches Interesse haben und deswegen auch die Umsetzung beeinflussen können und wollen. Stakeholder können Organisationen, Institutionen, Gruppen oder manchmal auch einzelne Bürger sein.

Der erste Anknüpfungspunkt für die Suche nach potentiellen Partnern ist es, mit den Akteuren vertraut zu werden, die sich auf die eine oder andere Art und Weise mit dem Gebiet der nachhaltigen Entwicklung beschäftigen.

Zur Erfüllung dieser Aufgabe sollten die folgenden Fragen beantwortet werden:

• Wer sind die wichtigen und/oder einflussreichen Stakeholder im lokale Agenda 21 Prozess?

• Wo gibt es Verbindungen zu und zwischen möglichen Interessengruppen?

• Wo liegt das Interesse der verschiedenen Stakeholder?

• Was könnte die Aufgaben der verschiedenen Gruppen sein und was können sie zum Prozess beitragen?

Die Rolle der einzelnen Akteure PolitikerInnen kennen mögliche Stakeholder und stehen in Kontakt mit ihnen.

MitarbeiterInnen der Verwaltung definieren die Stakeholder, halten den Kontakt aufrecht und arbeiten ,mit ihnen zusammen. In der Schweiz existieren aufgrund des direktdemokratischen Systems bereits etablierte institutionelle Formen der Zusammenarbeit.

Andere Akteure kontaktieren Stakeholder, kommunizieren mit ihnen, gehen Partnerschaften ein usw.

III.2.6 PLANEN – Eine Vision, Ziele und Strategien entwickeln

Beschreibung

Bei der Aufgabe, eine Vision und die dazugehörigen Ziele und Strategien zu entwickeln, beobachten wir die breiteste Beteiligung in allen Ländern. Workshops, öffentliche Foren und Debatten, Befragungen sind beispielsweise Methoden, die eine aktive Beteiligung herausfordern. Alle drei Zielgruppen sind beteiligt und bringen Ideen ein, diskutieren sie und strukturieren sie in Form von Aktionsplänen. In manchen Fällen gibt es ein Kernteam (z.B. die Lokale Agenda 21 Koordinationsgruppe in Slowenien), das einen ersten Entwurf erarbeitet, der dann öffentlich diskutiert wird.

Zur Erfüllung dieser Aufgabe sollten die folgenden Fragen beantwortet werden:

• Wer ist fähig und autorisiert, die Visionen, Ziele und Strategien zu formulieren?

• Wie können Akteure aus der Zivilgesellschaft in diesen Prozess einbezogen werden?

• Welche Art von Vision wird gebraucht - und wie stellt man eine holistische (= ganzheitliche) Perspektive im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung sicher?

• Wie werden aus der Vision Oberziele, Detailziele und Massnahmen abgeleitet?

Die Rolle der einzelnen Akteure PolitikerInnen sind teilweise sehr aktiv bei der Formulierung von Visionen, Zielen und Strategien - das hängt unter anderem von der Grösse der Stadt oder Gemeinde ab. Generell bearbeiten sie jedoch eher den Input, der aus den Verwaltungen kommt.

MitarbeiterInnen der Verwaltung: Auch hier liegt wieder die grösste Definitions- und Gestaltungsmacht in den Händen der Verwaltung.

Andere Akteure haben teilweise eine koordinierende und moderierende Funktion - hier z.B. auch private Berater.

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III.2.7 PLANEN - Prioritäten und Detailziele festlegen

Beschreibung Bevor die Umsetzungsphase beginnt, bedarf es einer Detailplanung. Oft lassen sich mit den Visionen, Oberzielen und Strategien viele verschiedene Projekte und Aktivitäten verbinden. Daher ist es notwendig, Prioritäten zu setzen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, warum ein bestimmtes Projekt zum Auftakt ausgewählt wird - beispielsweise um einen schnell sichtbaren Erfolg zu erzielen oder um das dringendste Problem anzugehen, oder das Projekt ist besonders gut geeignet, neue Akteure zu motivieren.

Zur Erfüllung dieser Aufgabe sollten die folgenden Fragen beantwortet werden:

• Wer ist fähig und autorisiert, die Prioritäten zu setzen und Detailziele zu formulieren?

• Wie können verschiedene Akteure in die Feinplanung einbezogen werden?

• Was sind die Gründe für die Wahl des Auftaktprojekts für einen guten Start des Lokale Agenda 21 Prozesses?

• Wie kann man einen frühen Erfolg erreichen, um die Motivation für den Lokale Agenda 21 Prozess zu erhöhen?

Die Rolle der einzelnen Akteure PolitikerInnen können diese Phase unterstützen, indem sie in der breiten Öffentlichkeit dafür werben: auf was zielen die Aktivitäten und warum ist es im Moment wichtig, so zu handeln. Das 'Agenda-Setting', das die Definition der ersten Aktivitäten beinhaltet, ist eine eminent politische Aktivität. Daher ist es notwendig, dass die PolitikerInnen stark involviert sind in die Definition der ersten Schritte.

MitarbeiterInnen der Verwaltung and andere Akteure sind diejenigen, die die Feinplanung übernehmen. Sie müssen die geeigneten Methoden beherrschen, beispielsweise zur Wahl einer passenden Auftaktveranstaltung. Andere Akteure beteiligen sich an diesem Schritt, teilweise übernehmen sie auch selbst die Verantwortung (beispielsweise in der Schweiz).

III.2.8 PLANEN - Projektziele, Massnahmen und Erfolgsfaktoren definieren

Beschreibung Die Aufgabe, Visionen und Strategien auf konkrete Massnahmen herunter zu brechen, ist in den meisten Ländern ebenfalls eine Prozess mit einer starken Beteiligung der Zivilgesellschaft.

Dabei ist es auch notwendig, für konkrete Aktivitäten Erfolgskriterien zu definieren, bevor die Umsetzung beginnt. Solche Kriterien sollten schon in der Planungsphase für jede einzelne Massnahme entwickelt werden. Nur so kann gewährleistet werden, dass der Erfolg überwacht und die notwendigen Daten für eine Endbewertung gesammelt werden können.

Zur Erfüllung dieser Aufgabe sollten die folgenden Fragen beantwortet werden:

• Wie kommt man von der Vision zur Massnahme, wie kann ein kohärentes Arbeitsprogramm entwickelt werden?

• Wie stellt man sicher, dass ein Projekt auch den Visionen, Zielen und Strategien entspricht?

• Wie stellt man sicher, dass die Summe aller Projekte die gesamte Vision widerspiegelt?

• Wie kann man verschiedene Massnahmen im Hinblick auf das Konzept einer nachhaltigen Entwicklung gegeneinander gewichten?

• Wie berücksichtigt man die Nebeneffekte einer Massnahme, die in der fernen Zukunft oder in entfernten Regionen zum Tragen kommen?

• Wie integriert man all die möglichen Projektpartner, die man für die Umsetzung braucht?

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• Wie geht man mit dem Problem der Gewinner und Verlierer um?

• Welche Erfolgskriterien werden für jede Massnahme entwickelt? Verstehen die Menschen diese Kriterien?

• Können die Daten gesammelt werden, die es braucht, um die Erfolgskriterien zu überprüfen?

• Und in der Summe aller Massnahmen: reicht die Summe der gewählten Erfolgskriterien aus, um den Erfolg der Lokalen Agenda 21 insgesamt zu bewerten?

Die Rolle der einzelnen Akteure PolitikerInnen: Sind informiert über das Arbeitsprogramm und übernehmen es als Teil der Stadt- oder Gemeindepolitik.

MitarbeiterInnen der Verwaltung: Diese Aufgaben werden überwiegend von MitarbeiterInnen der Verwaltung geleitet und oft auch durchgeführt. Andere Akteure, wie beispielsweise externe Berater (Consultants), NGOs und Akteure aus der Wissenschaft sind ebenfalls oft involviert.

Andere Akteure (NGOs und aktive Bürger) geben ihren Input, machen Vorschläge und übernehmen Aufgaben.

III.2.9 PLANEN - Entscheidungen treffen

Beschreibung Entscheidungen müssen - mit mehr oder weniger Partizipation - in verschiedenen Schritten im Lokale Agenda 21 Prozess und auf verschiedenen Ebenen getroffen werden Ein Teil dieser Entscheidungsbefugnis kann an Mitglieder der Verwaltung oder andere Akteure delegiert werden - das hängt davon ab, wer für den jeweiligen Schritt verantwortlich ist.

Die grundlegenden Entscheidungen müssen jedoch auf jeden Fall von den politisch verantwortlichen Akteuren getroffen werden. Um den Prozess besser zu verankern sind wiederkehrende Statements und Entscheidungen der gewählten PolitikerInnen unverzichtbar. Der Lokale Agenda 21 Prozess insgesamt hängt von einer positiven Entscheidung des Gemeindeparlaments ab

Zur Erfüllung dieser Aufgabe sollten die folgenden Fragen beantwortet werden:

• Wer trägt die Entscheidung auf welcher Stufe des Lokale Agenda 21 Prozesses (Vision, Strategie, Einzelziele, Massnahmen…)?

• Wie stellt man sicher, dass der Beitrag verschiedener Interessengruppen und Akteure der Zivilgesellschaft in der Entscheidungsfindung angemessen berücksichtigt wird?

• Wie stellt man sicher, dass die lokale Politik tatsächlich über wichtige Schritte und Meilensteine entscheidet?

• Wie werden die Entscheidungen vorbereitet?

• Wie können generell Engagement der Politik und politische Führung gezeigt werden?

Die Rolle der einzelnen Akteure PolitikerInnen: Das Treffen von Entscheidungen ist generell die Aufgabe der Politik, insbesondere des lokalen Parlaments (alle Länder). Sie müssen über den Lokale Agenda 21 Prozess generell informiert sei n und die wichtigsten Schritte, kritischen Phasen und Meilensteine kennen, an denen die Legitimation durch die Politik notwendig wird. Sie sollten gut informiert sein über die Konsequenzen dieser Entscheidungen.

MitarbeiterInnen der Verwaltung and andere Akteure: Sie haben die Aufgabe der Kommunikation und der Vorbereitung wichtiger Entscheidungen für die Politik - oft eine grosse Herausforderung, die besondere Kompetenzen bzgl. Fragen der politischen Willensbildung voraussetzt. Dazu gehört es, verschiedene Standpunkte und Interessen offen zu legen und die Auswirkungen auf den lokale Agenda 21 Prozess insgesamt zu benennen. Innerhalb der politischen Gewaltenteilung hat hier die Verwaltung ihre besondere Zuständigkeit. Diese arbeitet dabei oft mit Akteuren der Zivilgesellschaft zusammen, die intensive in den Lokale Agenda 21 Prozess eingebunden sind (in Österreich, Dänemark und der Schweiz).

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Modul 1: Überblick Seite 67

III.2.10 UMSETZEN - Ressourcen bereitstellen

Beschreibung So wie der Lokale Agenda 21 Prozess mit seinen Arbeitsstrukturen benötigen auch einzelne Projekte und Massnahmen zusätzliche Mittel, die durch Fundraising eingeworben werden müssen. Dafür sind die Voraussetzungen in den einzelnen Ländern sehr verschieden. Zum Teil gibt es spezielle Lokale Agenda 21 Förderprogramme vom Staat (Baskenland) oder von einzelnen Bundesländern bzw. Provinzen (Österreich, Dänemark) oder zumindest die staatliche Förderung von Pilotprojekten (Schweiz).

Um zusätzliche Mittel zu akquirieren ist es notwendig, Förderprogramme auf verschiedenen staatlichen Ebenen zu suchen (EU, Staat, Länder/Provinzen, Regionen…) und gleichzeitig private Finanzierungsmöglichkeiten durch Organisationen, Stiftungen und Sponsoring abzuklären oder Spenden einzuwerben.

Zur Erfüllung dieser Aufgabe sollten die folgenden Fragen beantwortet werden:

• Was sind meine Projektziele und wem nützen sie (wer könnte dafür bezahlen)?

• Wie viel Geld und welche anderen Ressourcen brauchen wir (das benötigt einen detaillierten Projektplan)?

• Welche Finanzquellen haben wir gefunden und wie müssen wir evtl. unser Projekt modifizieren, um diese nutzen zu können?

• Wie können Partnerschaften im Projekt für Fundraising- Ziele genutzt werden?

• Welche zusätzlichen Pflichten sind mit einer externen Finanzierung verbunden?

• Wer ist verantwortlich für die Mittelsuche?

Die Rolle der einzelnen Akteure PolitikerInnen, MitarbeiterInnen der Verwaltung und andere Akteure können hier gleichermassen aktiv werden, sei es aufgrund ihres spezifischen Wissens über Fördermöglichkeiten, sei es als Türöffner (hier insbesondere eine Rolle für die PolitikerInnen) und Kontaktperson. Prinzipiell ist das Management des Fundraisings Aufgabe der jeweiligen Projektleitung. PolitikerInnen können für bestimmte Ziele auch lokale Förderprogramme initiieren.

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III.2.11 UMSETZEN - für Aktivitäten werben

Beschreibung Das Marketing steht in enger Verbindung mit dem Fundraising - wenn ich Unterstützung benötige, muss ich andere Menschen davon überzeugen, dass sie mir diese Unterstützung geben. Das gilt nicht nur für zusätzliche geldmittel, sondern auch für immaterielle Ressourcen bis hin zu Akzeptanz und Legitimität

Es gibt eine menge Möglichkeiten, die Welt von ihrem Lokale Agenda 21 Prozess bzw. Projekt in Kenntnis zu setzen. Welche Wege man wählt, hängt von den Zielgruppen ab (was lesen, hören, besuchen sie…), aber noch viel mehr von der Kreativität und von der Vorstellungskraft der Projektverantwortlichen.

Zur Erfüllung dieser Aufgabe sollten die folgenden Fragen beantwortet werden:

• Was ist mein Anliegen, meine Botschaft, was will ich 'verkaufen'?

• Warum tue ich das?

• Welches sind meine Zielgruppen? Was sind gute Gelegenheiten oder Veranstaltungen?

• Wie kann ich die Botschaft illustrieren?

• Welche Ressourcen, welche Fähigkeiten, was für Wissen brauche ich für mein Projekt?

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Modul 1: Überblick Seite 68

Die Rolle der einzelnen Akteure Prinzipiell sind alle drei Zielgruppen in das Marketing involviert.

PolitikerInnen: Sie sollten die Botschaft immer wieder wiederholen, um dem Lokale Agenda 21- Prozess und den Projekten gewicht zu verleihen.

MitarbeiterInnen der Verwaltung und andere Akteure: Auch der Marketingplan gehört zu den Aufgaben der Projektleitung. Wer für die Durchführung verantwortlich ist, hängt von der jeweiligen Organisationsstruktur ab. Alle anderen Akteure können das Marketing unterstützen, indem sie in ihren Zielgruppen und persönlichen Netzwerken für das Anliegen werben.

III.2.12 UMSETZEN - Beteiligung fördern

Beschreibung Das Bemühen um die Förderung einer Beteiligung der zivilgesellschaftlichen Kräfte zieht sich wie ein roter Faden durch den ganzen Lokale Agenda 21 Prozess hindurch - von der Startphase bis in zur Alltagsarbeit.

Die Beteiligungsmöglichkeiten sind in den verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich verwirklicht, daher variieren die Rollen der verschiedenen Zielgruppen beträchtlich: in Österreich sind die Beteiligungsmöglichkeiten in allen Phasen des Lokale Agenda 21 Prozesses sowohl für NGOs als auch für einzelne Bürger beträchtlich (mit Ausnahme des Monitorings und der Evaluation), z.B. Informationsveranstaltungen und Befragungen in der Vorbereitungsphase, Workshops zur Erarbeitung von Visionen und Zielen und des Aktionsplans sowie eine starke Beteiligung in der Umsetzungsphase.

In der Schweiz hat die Beteiligung aller Interessen schon vom politischen System der direkten Demokratie her einen hohen Stellenwert und ist kein besonderes Merkmal von Lokale Agenda 21 Prozessen. Hier werden jedoch über die traditionellen Anhörungs- und Abstimmungsrechte hinaus neue Beteiligungsformen mit höherer Gestaltungskraft erprobt. Häufig sind NGOs die Triebkräfte für diesen Prozess.

In Portugal konzentriert sich die Bürgerbeteiligung auf die Sammlung und Verbreitung von Informationen für die Planung und das Monitoring (Foren, Interviews und Befragungen, Medieninformation). Dies wird überwiegend durch die MitarbeiterInnen der Verwaltung oder durch private BeraterInnen organisiert.. In Slowenien lädt die Koordinationsgruppe im Verlauf des ganzen Prozesses Bürger und Entscheidungsträger zu Workshops oder Foren ein.

Zur Erfüllung dieser Aufgabe sollten die folgenden Fragen beantwortet werden:

• Wer sollte sich beteiligen: Welche Gruppen und welche Einzelakteure sind in dieser Situation hilfreich und wichtig?

• Wie steht es mit der Beteiligung der breiten Öffentlichkeit?

• Welche Beteiligungsmethoden sind für diesen Zweck die richtigen und wer koordiniert den Beteiligungsprozess?

• Wie kann man eine ‘Arena’ gestalten, die leicht zugänglich ist für die Akteure der Zivilgesellschaft und neue Aktive einlädt?

• Wie kann man unorganisierte und nicht organisierbare Interessen berücksichtigen?

• Wie kann man den Beteiligungsprozess auf das Konzept der nachhaltigen Entwicklung fokussieren?

Die Rolle der einzelnen Akteure Wie in den meisten anderen Ländern ist es vor allem Aufgabe der Verwaltung, die Bürgerbeteiligung zu organisieren, während die Politik Einfluss nimmt und andere Akteure ihre Kreativität und Ideen einbringen. PolitikerInnen ermöglichen und unterstützen Beteiligungsprozesse.

MitarbeiterInnen der Verwaltung sind die wichtigsten Akteure für diese Aufgabe, sie fungieren als Organisatoren, Moderatoren, Koordinatoren und Teilnehmer.

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Modul 1: Überblick Seite 69

Andere Akteure sind Beteiligte in diesen Prozessen, teilweise aber auch die Organisatoren von Beteiligungsprozessen, insbesondere auf der Projektebene.

III.2.13 UMSETZEN - nach Innen und Aussen kommunizieren

Beschreibung Die interne und externe Kommunikation stellt einen effektiven Informationsfluss innerhalb des Lokale Agenda 21 Teams und nach aussen zu den Interessengruppen und der Öffentlichkeit sicher. Dazu braucht es Akteure, die sich um die Kommunikation kümmern. Alle Akteure des Prozesses und einzelner Projekte sind dazu aufgerufen und vermitteln verschiedene 'kommunikative Realitäten'. die in der Summe ein lebendiges Bild vermitteln.

Die weiter unten beschriebenen Aufgaben 'Verbreitung' (von Ergebnissen und Erfahrungen), 'Kommunikation der Ergebnisse' und das Berichtswesen sind eng verzahnt, sodass darauf geachtet werden muss, dass ein Durcheinander in Aufgaben und Zuständigkeiten vermieden wird. Dazu verhilft ein Kommunikationsplan.

Zur Erfüllung dieser Aufgabe sollten die folgenden Fragen beantwortet werden:

• Wer ist für die interne und externe Kommunikation in welcher Weise verantwortlich?

• Welche Informationen sollen intern bzw. extern kommuniziert werden?

• Was sind die geeigneten Methoden für die interne und externe Kommunikation?

• Wird ein Kommunikationsplan benötigt und wer erarbeitet ihn?

Die Rolle der einzelnen Akteure PolitikerInnen können die Kommunikationsziele und wichtigsten Inhalte anerkennen – und den Kommunikationsplan, wenn vorhanden.

MitarbeiterInnen der Verwaltung entwickeln den Kommunikationsplan und sind auch für viele Aktivitäten in diesem Zusammenhang verantwortlich.

Andere Akteure leisten ihren Beitrag und erfüllen verschiedene Aufgaben im Kommunikationsbereich, auch wenn sie ansonsten keine Führungsfunktion haben.

III.2.14 UMSETZEN - Projekte und Massnahmen durchführen und beschreiben

Beschreibung Die Umsetzung von Lokale Agenda 21 Aktionsplänen und einzelnen Projekten und Massnahmen ist sehr stark eine Aufgabe der Zivilgesellschaft: aktive Bürger, Vereine und Verbände usw. sowie der Verwaltung. Beide Gruppen können Aufgaben in der Projektentwicklung und im Projektmanagement übernehmen, sie bringen thematische Wissen ein (oder entwickeln es neu) und sind zuständig für die Organisationsstrukturen und die Kommunikation auf der Projektebene.

Zur Erfüllung dieser Aufgabe sollten die folgenden Fragen beantwortet werden:

• Wie entwickelt bzw. gestaltet man Projekte so, dass sie sich auf das Konzept der nachhaltigen Entwicklung beziehen?

• Wer beteiligt sich an der Umsetzungsphase und welche Art von Fähigkeiten und Ressourcen erhält das Projekt von dieser Beteiligung?

• Wie kann man ein gesundes Projektmanagement installieren?

• Wie geht man mit konflikthaften Interessen im Projekt um?

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Modul 1: Überblick Seite 70

Die Rolle der einzelnen Akteure PolitikerInnen haben die klare Verpflichtung, die Umsetzung der Projekte in den lokalen Planungen und Budgets zu verankern.

MitarbeiterInnen der Verwaltung (Österreich, Portugal) und auch Koordinationsgruppen, die meist aus verschiedenen Akteuren zusammengesetzt sind, koordinieren die Projekte und halten damit den lokale Agenda 21 Prozess insgesamt am Laufen (Dänemark, Slowenien). In der Schweiz gibt es verschiedene Akteurskonstellationen und Verantwortlichkeiten (verwaltungsintern, Zusammenarbeit verschiedener Akteure, überwiegend Akteure der Zivilgesellschaft…).

Andere Akteure beteiligen sich in jedem Fall an der Umsetzung 'ihrer' Projekte.

III.2.15 UMSETZEN - Ergebnisse und Erfahrungen verbreiten

Beschreibung Diese Aufgabe beinhaltet die Weitergabe bzw. den Austausch von Erfahrungen aus den Projekten zu und mit Interessengruppen und der breiten Öffentlichkeit. Dies ist sowohl in der eigenen Stadt und Gemeinde wichtig wie auch gegenüber benachbarten Gemeinden oder anderen Ländern oder Regionen. Mit dem Austausch anschaulicher Beispiele kann für den Lokale Agenda 21 Prozess wie für die einzelnen Projekte Interesse geweckt werden, vor allem, wenn die beteiligten Akteure ihre persönliche Rückmeldung dazu geben (siehe auch oben zur Notwendigkeit eines Kommunikationsplans).

Zur Erfüllung dieser Aufgabe sollten die folgenden Fragen beantwortet werden:

• Wer ist verantwortlich für den Austausch der Erfahrungen und Ergebnisse?

• Welche Methoden sind dafür verfügbar und angemessen?

• Braucht es einen Kommunikationsplan und wer erarbeitet ihn allenfalls (s.o.)?

Die Rolle der einzelnen Akteure PolitikerInnen, MitarbeiterInnen der Verwaltung and andere Akteure können sich gleichermassen an der Erfüllung dieser Aufgabe beteiligen.

III.2.16 BEWERTEN - Die Fortschritte überwachen und bewerten

Beschreibung Das Monitoring des Lokale Agenda 21 Prozesses insgesamt und der einzelnen Projekte ist in der Regel in der Organisationsstruktur und im Projektdesign bereits vorgesehen. Unter Monitoring versteht man die laufende Überwachung der Fortschritte, der Zeit- und Kostenpläne und der Erreichung der in der Planungsphase definierten Ergebnisse. Die Monitoring- Ergebnisse sind auch die Grundlage für die spätere quantitative und qualitative Bewertung (Evaluation). Eine Evaluation versucht, die Erfolge und die Auswirkungen zu erfassen. Auch die beiden nächsten Aufgaben - Kontrolle der Zielerreichung auf Ebene der Oberzeile und der Teilziele - sind Bestandteil der Evaluation. Dazu gibt es verschiedene mehr oder weniger formalisierte Vorgehensweise, die einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess ermöglichen.

Zur Erfüllung dieser Aufgabe sollten die folgenden Fragen beantwortet werden:

• Welche Monitoring- Massnahmen können in den laufenden Lokale Agenda 21 Prozess eingeführt werden?

• Wie (und in welcher Phase der Umsetzung) können erste Aussagen über Ergebnisse und Wirkungen gemacht werden? Welche Informationen müssen in der Umsetzung gesammelt werden?

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Modul 1: Überblick Seite 71

• Wie kann man den prozesshaften Charakter der Lokalen Agenda 21 und die notwendige ganzheitliche Betrachtungsweise in eine Bewertung einbeziehen?

• Was wird benötigt, um den 'Nachhaltigkeits- Status' einer Stadt oder Gemeinde zu bewerten?

• Wie kann man Aussagen zur Zielerreichung eines einzelnen Projekts machen?

• Wie profitiert man am besten von den Ergebnissen des Monitorings?

Die Rolle der einzelnen Akteure Einerseits ist e die Aufgabe der PolitikerInnen eine regelmässige Überwachung des Fortschritts sicher zu stellen und darüber gegenüber der Öffentlichkeit zu berichten. In der Praxis sind Monitoring und Evaluation (Organisation, Methoden usw.) in der Regel an MitarbeiterInnen der Verwaltung oder an externe Berater delegiert, die den politisch gewählten Gremien Bericht erstatten (Slowenien, Dänemark).

In Portugal werden die Evaluationsergebnisse, die eher technischen Charakter haben, manchmal öffentlich diskutiert. In Österreich und im Baskenland werden Monitoring und Evaluation teilweise gemeinsam von MitarbeiterInnen der Verwaltung anderen Akteuren durchgeführt. Allerdings werden in manchen Ländern auch ganz allgemein Defizite in diesem bereich festgestellt (Österreich, Portugal).

III.2.17 BEWERTEN - Die Qualität bewerten

Beschreibung Die Bewertung der Qualität (insbesondere des Lokale Agenda 21 Prozesses insgesamt) findet auf der Ebene der Visionen, Strategien und Oberziele statt und hat mit den Wertmassstäben zu tun, die dem zugrunde liegen. Dabei dürfen nicht nur die Ergebnisse der konkreten Aktivitäten in betracht gezogen werden (Output) sondern auch die Wirkungen auf die kurze und die lange Sicht, in der Nähe und in der Ferne, beabsichtigt oder nicht. Dazu können quantitative und qualitative Bewertungen kombiniert werden, wichtig ist jedoch eine Kombination unterschiedlicher Blickwinkel, um eine möglichst ausgewogene Bewertung zu erhalten.

Zur Erfüllung dieser Aufgabe sollten die folgenden Fragen beantwortet werden:

• Welche Erfolgsfaktoren werden mit der Vision, den Strategien und Oberzielen verknüpft?

• Wer ist für die Bewertung verantwortlich?

• Welche Kriterien können genutzt werden? Gibt es irgendwelche Daten, die die qualitative Bewertung untermauern?

• Welche Akteure werden in die Bewertung des Fortschritts und der Effekte einbezogen?

• Wurden die Beiträge von Interessengruppen und privaten Akteuren angemessen berücksichtigt?

• Wie kann man sicherstellen, dass die Langfristeffekte, Wirkungen in die Ferne und unbeabsichtigte Wirkungen angemessen berücksichtigt werden?

Die Rolle der einzelnen Akteure PolitikerInnen spielen auf der Ebene der Leitvorstellungen und Strategien eine tragende Rolle. Die Politik ist verantwortlich für die Ausgestaltung des Rahmens und sie müssen entsprechend auch die Wirkungen dieser Ausgestaltung bewerten und kommunizieren. Aber ihre Informationen hängen natürlich von den Aktivitäten der MitarbeiterInnen der Verwaltung ab. Diese haben hauptsächlich die Verantwortung, den Bewertungsprozess zu organisieren und die Qualität der Ergebnisse durch eine angemessene Methode sicher zu stellen, sowie die Ergebnisse der Bewertung für die Kommunikation aufzubereiten. Andere Akteure können ihre Sicht zur Bewertung beitragen, um das Bild von Resultaten und Wirkungen abzurunden.

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Modul 1: Überblick Seite 72

III.2.18 BEWERTEN - Die Zielerreichung bewerten

Beschreibung Ein weiterer Teil der Evaluation ist die Bewertung der Projektergebnisse - und zwar sowohl der direkten Resultate als auch der davon ausgehenden Wirkungen. Wenn das Projektmanagement funktioniert hat, dann wurden die Erfolgskriterien bereits in der Planungsphase formuliert und die notwendigen Daten konnten während der Umsetzung gesammelt werden. Die Bewertung muss sich nicht auf quantitative Daten beschränken - dies hängt vor allem von deren Aussagekraft ab - kann aber für das Konkrete Projekt wesentlich einfacher quantitative Daten nutzen. Aber Auch diese sind zuerst einmal nur Fakten und müssen interpretiert werden, was ebenfalls eine Zusammenschau verschiedener Standpunkte und Blickwinkel erfordert.

Zur Erfüllung dieser Aufgabe sollten die folgenden Fragen beantwortet werden:

• Welche Daten sind für welche Massnahme verfügbar? Braucht es zusätzliche Informationen?

• Welchen Beitrag leisten die vorab definierten Kriterien / Indikatoren für eine Bewertung im Hinblick auf das Konzept einer nachhaltigen Entwicklung?

• Wie ist der zeitplan der Bewertung, gibt es Meilensteine?

• Gibt es politische Erwartungen formaler oder inhaltlicher Art?

• Wer ist bei den Ergebnissen der Nutzniesser?

• Wurde die Bewertung von Interessengruppen und privaten Akteuren angemessen berücksichtigt?

• Wie kann man die verwendete Methode und die Kriterien / Indikatoren innerhalb des Lokale Agenda 21 Prozesses angemessen kommunizieren?

Die Rolle der einzelnen Akteure PolitikerInnen spielen auf der Ebene der einzelnen Projekte nicht mehr die gleich grosse Rolle als auf der strategischen Ebene, aber sie präsentieren sehr gerne gute Ergebnisse; dies fördert ihr Engagement für die Sache.

MitarbeiterInnen der Verwaltung haben auch hier die Verantwortung für die Organisation und die Qualität der Ergebnisse. Normalerweise haben sie den Zugang zu vielen relevanten Daten und die Kompetenz, diese zu nutzen und zu interpretieren. Für die Unterstützung der Öffentlichkeit sollten sie aber auch partizipative Bewertungsprozesse organisieren. Hier können andere Akteure zur Bewertung beitragen und ihren Blickwinkel hinzufügen.

III.2.19 BEWERTEN - Über die Resultate berichten

Beschreibung Eine laufende Berichterstattung über Ergebnisse im Lokale Agenda 21 Prozess ist die Voraussetzung, um Akteure und Unterstützer (und Geldgeber) informiert und interessiert zu halten. Wird bei allen Beteiligten - auch auf hoher Ebene bei Politikern und Stakeholdern - ein 'Prozess- Lernen' ermöglicht, so hilft dies, den Prozess dauerhaft zu machen. Die laufende Berichterstattung sollte ebenfalls ein Teil des Kommunikationsplans sein.

Zur Erfüllung dieser Aufgabe sollten die folgenden Fragen beantwortet werden:

• Wie berichtet man den wichtigen Akteuren und der breiten Öffentlichkeit aus dem laufenden Prozess?

• Wie kann man durch die Berichterstattung das Engagement erhöhen?

• Wie kann man Resultate sichern, indem man geeignete Organisations- und Berichtstrukturen entwickelt?

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Modul 1: Überblick Seite 73

• Wie organisiert man den Erfahrungs- und Ideenaustausch mit anderen Lokale Agenda 21 Prozessen?

• Braucht es einen Kommunikationsplan und wer erarbeitet ihn allenfalls (s.o.)?

Die Rolle der einzelnen Akteure PolitikerInnen haben die Aufgabe, der Öffentlichkeit und den Medien regelmässig den Stand des Lokale Agenda 21 Prozesses mitzuteilen. Sie setzen den rahmen für die organisatorischen und strukturellen Verbesserungen und vertreten diese nach aussen.

MitarbeiterInnen der Verwaltung bedienen die Medien und die Öffentlichkeit mit Informationsmaterialien, ermöglichen Treffen, Weiterbildungen und die Netzwerkbildung und berichten über die Erfahrungen. In manchen Fällen in der Schweiz wurde diese Rolle teilweise auch an NGOs mandatiert, die damit eine tragende Rolle für die Fortführung des Lokale Agenda 21 Prozesses übernehmen.

III.2.20 VERBESSERN - Visionen und Strategien überdenken

Beschreibung Für die Aufgabe einer Revision der Visionen und Strategien für den Lokale Agenda 21 Prozess auf der Grundlage der Evaluationen und Bewertungsprozesse sollte man auch auf nationale und internationale Diskussionen und neuen Initiativen im Bereich der Lokalen Agenda 21 und Nachhaltigkeits- Bewegung zurückgreifen. Die besten Ergebnisse werden erreicht, wenn alle relevanten Stakeholder, die ernsthaft Interesse am lokale Agenda 21 Prozess zeigen, ihre Ideen und Verbesserungsvorschläge einbringen und damit die Entscheidungen beeinflussen können.

Zur Erfüllung dieser Aufgabe sollten die folgenden Fragen beantwortet werden:

• Was für eine Revision ist überhaupt notwendig – und wie stellt man den ganzheitlichen Ansatz im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung sicher?

• Wer ist fähig und autorisiert zur Überarbeitung von Visionen, Strategien und Oberzielen?

• Wie kann man diesen Revisionsprozess nützen, um zusätzliche Akteure zu gewinnen?

• Wie leitet man Strategien und Oberziele aus den Visionen ab?

Die Rolle der einzelnen Akteure PolitikerInnen sind als Entscheidungsträger für diese Aufgabe in besonderem Mass zuständig und tragen die Verantwortung. MitarbeiterInnen der Verwaltung tragen typischerweise Empfehlungen und Ideen bei und bereiten die Entscheidungen über die Strategien vor. Andere Akteure könne sich an der Revision mit ihren Ideen und Verbesserungsvorschlägen beteiligen.

III.2.21 VERBESSERN - Organisation und Arbeitsstruktur verbessern

Beschreibung Struktur und Organisation von Prozess und Projekten sollten innerhalb einer Lokalen Agenda 21 als dynamische Elemente begriffen werden. Das bedeutet, dass auf der Grundlage von Evaluationen Änderungen notwendig werden, um die Effektivität ("tun wir die richtigen Dinge?") und Effizienz ("tun wir die Dinge richtig?") zu verbessern - oder einfach auch nur, um mehr Akteure einzubeziehen. Beteiligte Akteure können ihre Sicht der Dinge laufend beitragen, es können zu diesem Zweck aber auch ein- oder zweimal jährlich Reflexionstreffen stattfinden, je nach Prozessdauer und Komplexität / Vielfalt.

Zur Erfüllung dieser Aufgabe sollten die folgenden Fragen beantwortet werden:

• Wie kann man die Organisation und Arbeitsstrukturen innerhalb von existierenden politischen

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Modul 1: Überblick Seite 74

und Verwaltungsstrukturen reformieren und welche Auswirkungen hat das auf den laufenden Prozess?

• Wer entscheidet über solche Reformen?

• Wer formuliert überhaupt die Aufgaben im Prozess und wie wird die Alltagsarbeit (bisher - künftig) organisiert?

• Wie können Schnittstellen verbessert werden (z.B. zwischen Arbeitsgruppen und gewählten Entscheidungsträgern)?

• Werden neue Aufgaben und Verantwortlichkeiten im Prozess benötigt?

• Was kann durch die entscheidungsbefugten Organe verbessert werfen und wo braucht es Vorarbeiten / Input von anderen?

• Was muss strukturell geändert werden, um die Dauerhaftigkeit des Lokale Agenda 21 Prozesses sicherzustellen?

Die Rolle der einzelnen Akteure PolitikerInnen bieten den Rahmen für solche Reformprozesse, beteiligen sich aber an Entscheidungen nur, wenn ihre direkten Zuständigkeiten betroffen sind. MitarbeiterInnen der Verwaltung sind normalerweise federführend in den Revisionsprozessen tätig, wobei sie teilweise über Arbeitsgruppen tätig sind, in denen auch andere Akteure vertreten sind. Diese sollten zumindest über die Änderungen frühzeitig informiert werden und in den neuen Strukturen mitarbeiten können.

III.2.22 VERBESSERN - Über die Verbesserungen berichten

Beschreibung Die Kommunikation der Ergebnisse solcher Reformprozesse zur kontinuierlichen Verbesserung von Prozess und Projekten ist erforderlich, um die Akteure und Ressourcengeber zu informieren. Dabei sollte für die Beteiligten und Betroffenen der Zusammenhang zur nachhaltigen Entwicklung und Verbesserung der Lebensqualität hergestellt werden können (siehe auch oben zur Notwendigkeit eines Kommunikationsplans).

Zur Erfüllung dieser Aufgabe sollten die folgenden Fragen beantwortet werden:

• Wie gegenüber den beteiligten Akteuren und der breiten Öffentlichkeit kommunizieren?

• (Wie) kann man durch eine effektive Kommunikation das Engagement erhöhen?

• Wie kann man die Reformergebnisse innerhalb der bestehenden Strukturen durch die Kommunikation der Ergebnisse sichern?

• Braucht es einen Kommunikationsplan und wer erarbeitet ihn allenfalls (s.o.)?

Die Rolle der einzelnen Akteure PolitikerInnen sind auch hier wieder in der Rolle derjenigen, die wichtige Entscheidungen in der Öffentlichkeit verkünden. Ansonsten erteilen sie die entsprechenden Aufträge an die Verwaltung oder delegieren sie an andere Akteure. Die MitarbeiterInnen der Verwaltung haben - wie bei den Kommunikationserfordernissen oben schon beschrieben - eine organisierende Rolle und arbeiten mit den zivilgesellschaftlichen Akteuren Hand in Hand.

DIDAKTIK

Überprüfen Sie Ihr Verständnis als LA21 ExpertIn: Bitte vergleichen sie die soeben beschriebenen Prozessschritte mit den realen Lokale Agenda 21 Prozessen in ihrem Land. Welche Unterschiede bestehen? Warum?

Methode: Diskussion in Gruppen

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Modul 1: Überblick Seite 75

Können Sie drei Szenarios entwickeln, die jeweils eine andere Abfolge von Aufgaben zum Inhalt haben? Was dürfte das für Auswirkungen auf den Prozess haben?

Methode: Ausarbeitung in Kleingruppen, Präsentation und Diskussion im Plenum