Motivation und Leistung - fws- · PDF file!1! Motivation und Leistung Beobachtet man Lernende bei der Arbeit, sieht man manchmal sehr motivierte, engagierte Jugendliche, die sich hohe

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    Motivation und Leistung

    Beobachtet man Lernende bei der Arbeit, sieht man manchmal sehr motivierte, engagierte Jugendliche, die sich hohe Ziele setzen und gute Ergebnisse erzielen. Manchmal beobachtet man aber auch das Gegenteil: Der/die Lernende wirkt lustlos, hat Mhe dran zu bleiben bei der Erledigung der Aufgaben, er/sie packt von sich aus kaum Arbeiten an, macht keine eige-nen Vorschlge und die Qualitt der Arbeit knnte besser sein.

    Was knnte hinter diesen Verhaltensweisen stecken?

    Selbstverstndlich gibt es auf solche Fragen keine einfachen Antworten. Viele unterschiedli-che Faktoren knnen potenziell ihren Beitrag dazu leisten (Jugendalter, Stress).

    Im folgenden Text geht es darum zu beleuchten, welche Rolle die Motivation in solchen Fllen spielen knnte. Dem menschlichen Handeln knnen viele Motive zugrunde liegen. Motivation entsteht dann, wenn wir diese Motive befriedigen wollen. Maslow hat zum Beispiel Physiologische Motive, Sicherheitsmotive, Soziale Bindungsmotive, Selbstachtungsmotive und schliesslich Selbstentfaltungsmotive unterschieden (Bedrfnispyramide nach Maslow). Im Kontext unserer Bearbeitung des Themas soll der Fokus auf die Arbeitswelt gelegt wer-den. Uns interessiert deshalb spezifisch die Arbeitsmotivation.

    Was ist Arbeitsmotivation? Die Auseinandersetzung mit Arbeitsmotivation kann uns auf einige sehr grundlegende Fra-gen bezglich des Handelns im Arbeits-Kontext Antworten liefern. Arbeitsmotivation erklrt Richtung, Intensitt und Ausdauer menschlichen Verhaltens:

    Richtung bezeichnet die Entscheidung fr ein bestimmtes Verhalten: Warum macht der/die Lernende keine eigenen Vorschlge mehr, wenn es um die Farbauswahl geht? Warum investiert er/sie sehr viel Zeit in das Abschleifen des Trrahmens, obwohl er/sie weiss, dass es dringender wre, im Lager aufzurumen? Warum entscheidet sich der/die Lernende bereits zum 2. Mal in dieser Woche, zu Hause zu bleiben und nicht zur Arbeit zu erscheinen?

    Intensitt betrifft die eingesetzte Energie, die Anstrengung: Warum streicht der/die Ler-nende den Wohnraum im Neubau nur halbherzig und schleppend whrend ein Kollege die Aufgabe mit Vollgas angeht?

    Ausdauer beschreibt die Hartnckigkeit, mit der ein Ziel angesichts von Widerstnden verfolgt wird: Warum lsst sich der/die Lernende vom naheliegenden Schulhaus-

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    Pausenplatz immer wieder von den Schler/innen ablenken und somit von der Arbeit ab-bringen. Warum macht er/sie bereits nach 20 Minuten immer wieder kleine Pausen und muss sich dann immer wieder neu anstossen, die Arbeit weiter zu erledigen?

    Lernende mit hoher Arbeitsmotivation zeichnen sich also dadurch aus, dass sie das tun, was relevant ist (Richtung), dies mit der ntigen Energie tun (Intensitt) und mit dem ntigen Biss und Hartnckigkeit (Ausdauer). Der Lehrbetrieb wie auch die Lernenden selber profitie-ren von einer hohen Arbeitsmotivation. Viele Untersuchungen haben nmlich gezeigt, dass durch hohe Arbeitsmotivation

    die Produktivitt steigt das Arbeitsergebnis besser ist die Arbeitszufriedenheit grsser ist die Mitarbeitenden/Lernenden hufiger und lnger anwesend sind am Arbeitsplatz

    (geringer Absentismus) die Gefahr kleiner ist, dass sie die (Lehr)Stelle verlassen (Fluktuationsneigung)

    Wie lassen sich nun aber diese drei Elemente Richtung, Intensitt und Ausdauer beeinflus-sen? Was kann man als Berufsbildner/in tun? Was knnen allenfalls die Lernenden selber beitragen? Es gibt verschiedene Motivationskonzepte. In diesem Text werden jene Modelle vorgestellt, die einen mglichst hohen Nutzen fr den Umgang mit Lernenden bieten. Es sind dies:

    Wie die Ttigkeit/Aufgabe die Motivation der Lernenden beeinflussen (Aufgabenge-staltungs-Konzept)

    Welchen Einfluss Ziele auf die Motivation und die Leistung haben (Zielsetzungstheo-rie)

    Wie Lernende Aufgaben anfangen und durchziehen knnen (Handlungskontrolle) Wie die Bewertung von Ergebnissen durch die Lernenden selber aber auch durch die

    Berufsbildner/-innen knftige Aufgabenstellungen beeinflussen (Ursachenzuschrei-bung)

    Ttigkeiten motivierend gestalten Frderung der intrinsischen Motivation (Aufgabengestaltungs Konzept Ein grosses Motivationspotenzial liegt in der Ttigkeit selber. Die motivierende Wirkung, die von der Ttigkeit ausgeht, wird als intrinsische Motivation bezeichnet. Wer arbeitet, weil ihn die Aufgabe interessiert, weil sie ihm Spass macht und ihn befriedigt, den bezeichnet man als intrinsisch motiviert. Arbeitet dagegen ein Mensch aus Grnden, die nicht in der Arbeit (Ttigkeit) selber liegen, bezeichnet man ihn entsprechend als extrinsisch motiviert (z.B. Fak-toren wie Geld, Status usw.). Extrinsische Anreize wirken meistens nur kurzfristig.

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    Welche Aspekte der Arbeit fhren zu intrinsischer Motivation?

    In der folgenden Abbildung ist das Entstehen intrinsischer Motivation dargestellt:

    Aufgabenmerkmale

    Psychologische Er-lebniszustnde Auswirkungen der Arbeit

    Anforderungsvielfalt

    Ganzheitlichkeit der Arbeit

    Bedeutsamkeit der Aufgabe

    Erlebte Bedeutsamkeit der eigenen

    Arbeitsttigkeit

    Autonomie

    Erlebte Verantwortung fr die Ergebnisse der

    eigenen Arbeitsttigkeit

    Rckmeldung aus der Aufgabenerfllung

    Wissen ber die aktuel-len Resultate der

    eigenen Arbeitsttigkeit

    hohe intrinsische Motivation

    Hohe Qualitt der Arbeitsleistung

    Hohe Arbeitszufriedenheit

    Niedrige Abwesenheit und Fluktuation

    Bedrfnisse nach

    persnlicher Entfaltung

    Abbildung 1: Das Entstehen intrinsischer Motivation (nach Hackman & Oldham, 1980)

    Als Berufsbildner/-in hat man direkten Einfluss auf die Gestaltung der Aufgabe selber (Auf-gabenmerkmale) durch eine optimale Gestaltung der Aufgaben kann man intrinsische Mo-tivation frdern (vgl. auch Bedeutung der Aufgaben):

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    Anforderungsvielfalt

    Die Aufgabe sollte nicht nur eine einzelne bzw. wenige Fhigkei-ten der Lernenden beanspruchen, sondern mglichst viele moto-rische, intellektuelle und soziale Fhigkeiten: so knnen sie un-terschiedliche Fhigkeiten und Kenntnisse in der Arbeit einsetzen und sie werden nicht einseitig beansprucht.

    Ganzheitlichkeit der Aufgabe

    Gemeint ist damit der Grad, in dem eine zusammenhngendes Produkt oder eine vollstndige Dienstleistung fertig gestellt wird. Das Gegenteil veranschaulichen einfache Ttigkeiten, in denen nur reduzierte Teilaufgaben ausgefhrt werden. Ganzheitliche Aufgaben vermitteln den Lernenden den Sinn und den Stellen-wert ihrer Ttigkeit.

    Bedeutsamkeit der Aufgabe

    Wer erkennt, wie seine eigene Ttigkeit den Kunden ntzt, wie sie mit den Aufgaben seiner Kollegen, aber auch mit der Arbeit anderer Abteilungen zusammenhngt, der wird seinen Beitrag zu den Zielen des Unternehmens verstehen und damit die Bedeu-tung seiner Arbeit erkennen.

    Autonomie

    Autonomie meint, die Lernenden knnen eigenverantwortlich die Mittel ihrer Arbeit whlen und Teilziele selbstndig festlegen. Da-durch erleben sie, dass sie nicht einfluss- und bedeutungslos sind. Das wiederum strkt ihr Selbstwertgefhl und erhht die Bereitschaft zur bernahme von Verantwortung.

    Rckmeldung aus der Ttigkeit

    Rckmeldungen, die unmittelbar aus der Aufgabe resultieren. Das ermglicht es den Lernenden, selbstndig Fehlentwicklungen zu korrigieren und sie erkennen den Grad der Zielerreichung. Ist diese Rckmeldung aus der Aufgabe heraus nicht mglich, ist ein angemessenes Feedback von den BB umso wichtiger.

    Berechtigterweise kommt bezglich der Gestaltung von Aufgaben seitens BB immer wieder der Einwand, man knne diese Aufgabengestaltungsmerkmale nicht immer optimal berck-sichtigen Es ist klar, dass die Gestaltung nach den vorgestellten Kriterien nicht immer mg-lich ist. Es geht hier um eine Optimierung, eine kreative Suche nach Wegen, wie Aufgaben mglichst gut oder eben motivierend - gestaltet werden knnen. Bezglich des Merkmals Ganzheitlichkeit gilt zudem zu beachten, dass man keine berforderungssituation fr den Lernenden schaffen sollte (Stress/Belastung). Die Gestaltung der Aufgabe muss immer auf die Fhigkeiten und den Entwicklungsstand der einzelnen Lernenden zugeschnitten werden (Jugendalter).

    Ein wichtiges Gestaltungsmerkmal ist zudem die Mglichkeit zur sozialen Interaktion mit anderen Menschen im Rahmen der Aufgabenerledigung. Der Mensch ist ein soziales We-sen. Erledigen mehrere Menschen gemeinsam eine Aufgabe, steigt in der Regel das Inter-esse und das Engagement fr die Aufgabe. Der Austausch mit anderen ist anregend, ge-

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    meinsame Ziele erhhen das Gefhl der Verantwortung des Einzelnen und knnen zu Hchstleistungen anstacheln.

    Was tun, wenn die Lernenden gar keine Autonomie wollen? Keine ganzheitlichen Aufgaben suchen?

    Bei der Arbeitsgestaltung mit dem Ziel, die intrinsische Motivation zu erhhen, ist tatschlich folgendes zu beachten: Zwar mag zum Beispiel eine neue Aufgabe mit mehr Verantwortung sehr attraktiv fr den Lernenden sein, gleichzeitig knnen sich damit aber auch Befrchtun-gen verbinden: nicht mehr mit denselben Kollegen zusammenarbeiten zu knnen, die man schtzt; dass die Arbeitsbelastung ansteigt oder man der Aufgabe nicht gewachsen ist. Leh-nen also Lernende mehr Verantwortung ab, heisst das nicht, dass sie keine wollen. Aufgabe der BB kann hier sein, in einem Gesprch herauszufinden, was tatschlich hinter der Ableh-nung steht und er/sie sollte dementsprechend reagieren.

    Fazit:

    Das Motivationspotenzial gut gestalteter Aufgaben ist sehr gross. Gestaltungsmerkmale sind Anforderungsvielfalt, Ganzheitlichkeit, Bedeutsamkeit, Autonomie und Rckmeldung aus der Aufgabenerfllung. Nicht immer sind diese Merkmale in der Gestaltung voll und ganz um-setzbar. Es geht darum, kre