24
Nachhaltige Wissenschaft Plädoyer für eine Wissenschaft für und mit der Gesellschaft Ein BUND-Beitrag zum Wissenschaftsjahr „Zukunftsprojekt Erde/Nachhaltigkeit“ 2 Februar 2012 diskussion

Nachhaltige Wissenschaft snetzwerk-n.org/wp-content/uploads/2017/01/1_2012_BUND-2012... · lich (Aspekte wie Mehrfachbelastungen von Stof-fen, deren Zusammenwirken nicht exakt quanti-fizierbar

  • Upload
    vunhu

  • View
    212

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Nachhaltige Wissenschaft Plädoyer für eine Wissenschaft für und mit der Gesellschaft

Ein BUND-Beitrag zum Wissenschaftsjahr

„Zukunftsprojekt Erde/Nachhaltigkeit“2Februar 2012

diskussion

2 BUND Diskussionspapier

Vorwort 3

Der BUND und die Wissenschaftspolitik – ein lange unterschätztes Thema 4

Was Wissenschaft im 21. Jahrhundert leisten muss – einige wissenschaftspolitische Grundsätze 5

Was läuft falsch im Wissenschaftssystem? 6

Von der „Wissenschaft über“ zur „Wissenschaft für“ – Neu-Orientierung von Wissenschaft 6

Immer mehr vom Gleichen statt neuer Ideen für eine lebenswerte Zukunft – zu den Gefahren der Homogenisierung des Wissenschaftssystems 7

Ökologische und nachhaltige Lehrstühle – ein Artensterben ganz besonderer Art 7

Technikfixierung verhindert ganzheitliche Lösungen 8

Wo die Forschungsprogramme definiert werden – mangelnde Transparenz und wirtschaftlich dominierte Forschung 11

Wie Wissenschaftsstrukturen das System vor Veränderungen abschotten 11

Fehlende Transparenz und Kontrolle in der programmorientierten Forschungspolitik 13

Fehlende Inspiration und Kompetenzen in der Lehre 14

Was muss sich ändern? 15

Die Idee der Nachhaltigkeitsmilliarde – Impuls für eine nachhaltige Wissenschaft 15

Förderprogramme auf europäischer und nationaler Ebene umsteuern 17

Die besondere Chance der Bundesländer 18

Jede Hochschule und jede Disziplin kann sich verändern – Vorreiter, die Hoffnung machen 20

Ausblick: von der staatsgetriebenen über die industriegetriebene zur gesellschaftsgetriebenen Wissenschaftspolitik 21

Hochschul- und Wissenschaftspolitik – ein Themenfeld für den BUND 22

Literatur zur Vertiefung des Themas 23

Anhang 24

Übersicht über das 6. Energieforschungsprogramm (aus BMWi 2011)

Inhalt

3Nachhaltige Wissenschaft

„Die Gesellschaft hat Probleme, die Wissenschaft hatDisziplinen“ – ist ein beliebtes Zitat in der Diskus-sion über die Zukunft von Universitäten und Wis-senschaft. Es verdeutlicht, dass die Wissenschaftzunehmend weniger relevante Antworten auf diebrennenden gesellschaftlichen Herausforderungengibt. Sie wird „autistisch“, öffnet sich nur nocheinzelnen partiellen Interessen wie denen der wirt-schaftlichen Verwertbarkeit und verliert damit dieVorreiterrolle, die Wissenschaft in solch turbulentenZeiten wie den heutigen haben müsste.

Der BUND leidet unter diesen Entwicklungen imWissenschaftssystem. Das Wissen, das für den öko-logischen Umbau der Gesellschaft benötigt wird,wird nur unzureichend im Wissenschaftssystem er-zeugt. Immer noch zu disziplinär, zu technisch sinddie Ergebnisse der Umwelt- und Nachhaltigkeits-forschung, so auch der einhellige Befund von ak-tuellen Analysen des Wissenschaftssystems. Damitfehlen auch dem BUND natürliche Kooperations-partner für seine Arbeit. Dies ist der Grund, warumsich der BUND als größter Umweltverband inDeutschland nun aktiv in die Wissenschaftspolitikeinbringt. Das Wissenschaftsjahr „ZukunftsprojektErde/Nachhaltigkeit“ bietet dafür einen hervor -ragenden Anlass. In einem breiten Bündnis mitPartnern aus anderen Umweltverbänden, Zivilge-sellschaft, Wissenschaftsorganisationen und wissen -schaftlichen Vorreitereinrichtungen bringt der BUNDseine Forderungen an die Weiterentwicklung derkünftigen Wissenschafts- und Forschungspolitikein.

Das vorliegende Diskussionspapier zeigt auf, was imdeutschen Wissenschaftssystem falsch läuft, welcheGefahren im zunehmenden Autismus und der Tech-nikorientierung der Wissenschaft liegen. Es machtklar, was sich in der Forschungs- und insbesonde-re der Förderpolitik verändern muss. Mit der Forde-rung nach einer „Nachhaltigkeitsmilliarde“ bringtder BUND seine Forderungen auf eine prägnanteFormel.

Mit seinem Engagement möchte der BUND einenBeitrag dazu leisten, dass die im Wesentlichen in-dustrie- und ökonomisch getriebene Wissen-schaftspolitik der letzten Jahrzehnte sich zu Beginndes 21. Jahrhunderts zu einer gesellschaftsorien-tierten Wissenschaftspolitik weiterentwickelt.

Hubert WeigerVorsitzender des BUND

Vorwort

4 BUND Diskussionspapier

Der BUND engagiert sich seit seiner Grün-dung erfolgreich für konkrete Verbesserun-gen im Naturschutz und in der Umweltpo-

litik. Seine Erfolge erstrecken sich vom Umbau desEnergiesystems bis zum Ausbau von Naturschutz-gebieten.

Für Umweltverbände ist dabei der Rückgriff aufwissenschaftliche Expertise unabdingbar. Nur imengen Schulterschluss mit der Wissenschaft lassensich Umweltgefahren früh erkennen, umfassendanalysieren und umweltgerechte Lösungen finden.

Der BUND hat dem früh durch die Einrichtung vonwissenschaftlichen Arbeitskreisen und eines Wis-senschaftlichen Beirates Rechnung getragen. In 20Bundesarbeitskreisen arbeiten heute Experten zuden relevanten Arbeitsfeldern des Verbandes. DieVorsitzenden der Arbeitskreise bilden den Wissen-schaftlichen Beirat des BUND. In den Arbeitskreisenkommen Wissenschaftler, Praktiker und Umweltak-tive aus den jeweiligen Themenfeldern zusammen,erarbeiten Positionen und strategische Empfehlun-gen für den Verband. Die Arbeit des BUND ist hierim besten Sinne transdisziplinär.

Wissenschaftspolitik stand bisher nicht im Zentrumder Arbeit des Verbandes. Wissenschafts- und Hoch-schulpolitik haben jedoch erheblichen Einfluss da-rauf, wie und unter welchen Bedingungen neuesWissen über Umwelt und Nachhaltigkeit in der Ge-sellschaft geschaffen wird. In den letzten Jahrenzeigt sich nun, dass die Bedingungen für eine sol-che Forschung schlechter werden:• Zunehmende Drittmittel-Orientierung und ein-

seitige Exzellenzorientierung führen dazu, dass dieWissenschaft in ihrer Perspektive enger und tech-nikorientierter wird.

• Für viele grundlegende Fragestellungen wie dieEnergie- und Mobilitätswende, aber auch für neueökonomische Konzepte nach der Finanzkrise feh-len angemessene Antworten und Forscherinnenund Forscher, die integrierte und ganzheitlicheLösungen entwickeln.

• Es wird immer deutlicher, dass das Wissen-schaftssystem nur ungenügend auf die drängen-den gesellschaftlichen Fragen des 21. Jahrhun-derts eingerichtet ist.

Dabei wird hier die „Software“ moderner Wissens-gesellschaften festgelegt und entschieden, mit wel-chen Antworten wir auf künftige Herausforderun-gen einer nachhaltigen Entwicklung reagieren. DieKritik an der aktuellen Wissenschaftspolitik wirddeswegen lauter – von Seiten der Umweltverbände,aber auch von wichtigen umweltpolitischen Bera-tergremien wie dem Wissenschaftlichen Beirat fürGlobale Umweltveränderungen (WBGU).1

Mit diesem Diskussionspapier will der BUND dieDebatte über eine zukunftsfähige Wissenschaftspo-litik in Politik, Wissenschaft und Gesellschaft be-fördern.

Der BUND und die Wissenschaftspolitik – ein lange unterschätztes Thema

1 Der WBGU hat in seinem2011er Hauptgutachten zur„großen Transformation“ eineumfassende Kritik an der aktuel -len Wissenschaftspolitik inDeutschland vorgenommen undeine Reihe von Reformvor schlä -gen unterbreitet.

5Nachhaltige Wissenschaft

W ie muss eine Wissenschaft aussehen,die den gesellschaftlichen Herausfor-derungen des 21. Jahrhunderts

ge recht wird?

Aus Sicht des BUND sind mehrere Prinzipien hand-lungsleitend:• Die Gewinnung wissenschaftlichen Wissens muss

nach in der Wissenschaft anerkannten Methodenerfolgen. Dabei darf Methodenorientierung nichtzum Selbstzweck werden. Sondern im Zentrummüssen relevante Forschungsfragen stehen unddiese müssen mit einem geeigneten Methoden-spektrum beantwortet werden.

• Mit welchen Fragestellungen sich Wissenschaftbeschäftigt, darf in einem zunehmend drittmit-telfinanzierten Wissenschaftssystem nicht alleinedurch einzelne gesellschaftliche Gruppen unddurch ökonomische Interessen bestimmt sein. For-schungsfelder und -themen müssen möglichstpluralistisch mit der Wissenschaft festgelegt wer-den. Es muss insbesondere transparent sein, werauf die Definition von Forschungsthemen Einflussnimmt.

• Das Wissenschaftssystem muss ausreichend Raumfür neue, unkonventionelle und kontroverse Posi -ti o nen schaffen. Nur so sind wirkliche Innovatio-nen möglich.

• Die Bewältigung der meisten gesellschaftlichenHerausforderungen benötigt interdisziplinäre undsogar transdisziplinäre Ansätze, d. h. eine Wis-senschaft, die nicht nur das Wissen unterschied-licher Disziplinen, sondern auch das Wissen vonbetroffenen Akteuren einbezieht. Das Wissen-schaftssystem muss Raum für solche Formen derWissenschaft schaffen.

• Eine zukunftsfähige Wissenschaft geht insbeson-dere geeignet mit unvermeidbarer Ungewissheitum und versteht die Kooperation mit den Trägernnicht-akademischen Orientierungs- und Hand-lungswissens. Diese Kompetenz ist als Qualifika-tion bei der Bewertung akademischer Arbeit mitzu berücksichtigen. Second order science, sustai-

nability science, post normal science sind alsgleichberechtigte und je nach Problemlage zubevorzugende Formen wissenschaftlichen Arbei-tens in den akademischen Alltag, in Ausbildungund Berufspraxis zu integrieren.

• Eine zukunftsfähige Wissenschaft beschäftigt sichinsbesondere mit ökologischen Funktionsweisenund Prinzipien, die eine Nachhaltigkeit/Zukunfts-fähigkeit erwarten lassen, und etabliert diese alserkenntnis- und anwendungsorientierte Grundla-gen für Forschungsfelder.

Erst ein solches Wissenschaftssystem gewährleistet,dass wir angemessene wissenschaftliche Antwortenauf künftige Herausforderungen finden.

Was Wissenschaft im 21. Jahrhundertleisten muss – Wissenschafts politischeGrundsätze

6 BUND Diskussionspapier

Was läuft falsch imWissenschaftssystem?

L eider sind wir heute in der Wissenschaft weitvon einer solchen Leitvorstellung entfernt. Ei-nige wichtige Fehlentwicklungen werden im

Folgenden aufgezeigt.

Von der „Wissenschaft über“ zur„Wissenschaft für“ – Neu-Orientierung von Wissenschaft

Das traditionelle Selbstverständnis von Wissenschaftist, dass sie wahre Aussagen trifft und diese Ent-scheidungsträgern kommuniziert („Science tellstruth to policy“). Wissenschaft produziert „System-wissen“ über Sachverhalte. Durch eine zunehmendeSpezialisierung des Wissenschaftssystems handeltes sich bei diesem Wissen oft um immer kleinteili-gere Wissensbausteine. Jede beantwortete Detail-frage schafft viele neue Detailfragen, die den Gangkünftiger Forschung bestimmen. Der Blick für dasGanze geht zunehmend verloren.

Das bisher gelebte Wissenschaftsverständnis alsGrundlage für die rechtliche/gesellschaftliche Steue-rung von Handlungen erweist sich in zweierlei Hin-sicht als nicht tragfähig, da es sich als interessen-gesteuert herausstellt und eine gewisse Beliebigkeiterreicht hat:• In vielen Problemfeldern der Umweltbelastung

und -zerstörung werden erforderliche verschär-fende rechtliche Regelungen von einer „wissen-schaftlichen“ Nachprüfbarkeit abhängig gemacht,von einem oft kausalen Nachweis der Zusam-menhänge zwischen Ursache und Wirkung. Dieserdirekte Nachweis ist oft zwangsläufig nicht mög-lich (Aspekte wie Mehrfachbelastungen von Stof-fen, deren Zusammenwirken nicht exakt quanti-fizierbar ist, schleichende Prozesse mit großemZeitunterschied verwischen Einwirkung und Fol-gen etc. Auch sich abzeichnende verstärkendeoder wiederholte Hinweise zu Schadwirkungen,beobachtete Erfahrungen etc., die einen vorsorg-lichen Um gang mit den Problemursachen auch

rechtlich einfordern könnten, werden offiziellnicht zugestanden.

• Im Gegensatz dazu werden wissenschaftlich valideErkenntnisse, die im vorgenannten eingeschränk-ten/klassischen Sinne eine Änderung der Um-gangsweise mit Problemen erforderten, in der of-fiziellen Sichtweise nicht als Anlass anerkannt,um das Regelungssystem zu verändern („weilnicht sein kann, was nicht sein darf“).2

Ein angemessenes Wissenschaftsverständnis lässtim Übergangsbereich zur Validität/zum Nachweisauch Erkenntnisstufen unter den Stichworten„Besorg nis“, „Wahrscheinlichkeit“ o. Ä. zu. Der Über-gangsbereich von kausalem Nachweis adverser Wir kun gen zu gesellschaftlich nicht toleriertenWirkun gen lässt sich nicht allein naturwissen -schaftlich/medizinisch exakt bestimmen, sondernbenötigt auch eine gesellschaftliche Bewertung.

Für die Gestaltung einer zukunftsfähigen Welt be-darf es neben Systemwissen auch Zielwissen sowieHandlungs- bzw. Entscheidungswissen (Transfor-mationswissen). Welche künftigen Entwicklungensind möglich? Welche Handlungsoptionen beste-hen? Wie lassen sich Veränderungen anstoßen?Diese Formen des Wissens werden im Wissen-schaftssystem immer weniger erzeugt.

Dies macht eine Umorientierung von einer Wissen-schaft, die einfach nur „über“ beliebige und beliebigkleinteilige Phänomene forscht, zu einer Wissen -schaft, die gezielt Wissen „für“ wichtige gesell schaft -liche Fragen schafft und dafür System-, Ziel- undTransformationswissen integriert, so bedeutsam.

2 Siehe hierzu z. B. eindrücklichdie Studie zu Kinder-Leukämie inder Umgebung von Atomkraft -werken – KIKK-Studie): Kaatschu. a. (2007).

7Nachhaltige Wissenschaft

Immer mehr vom Gleichen statt neuerIdeen für eine lebenswerte Zukunft –zu den Gefahren der Homogenisie-rung des Wissenschaftssystems

Die bestehende Wissenschaftslogik hat in den letztenJahren dazu geführt, dass in vielen Disziplinen nurnoch Forscherinnen und Forscher mit einem verengtenMethodenkanon und meistens eng diszi pli närem Fach-verständnis im Wissenschaftssystem erfolgreich Karrieregemacht haben. Es ist zu einer starken inhaltlichen undfachlichen Homogenisierung vieler Fachkulturen (wiez. B. in der Biologie, der Chemie, den Wirtschaftswis-senschaften, zunehmend auch den Sozialwissenschaf-ten) gekommen. Folge war und ist eine Sprachlosigkeitdieser Disziplinen für fachübergreifende Herausforde-rungen und Krisenphänomene (z. B. Ökosystem-Schutz,Erklärung und Umgang (mit) der Wirtschaftskrise ...)

Unkonventionelle und kritische („heterodoxe“) Wis-senschaftlerinnen und Wissenschaftler, die oft zwi-schen Disziplinen forschen, scheiden heute früh ausdem klassischen Wissenschaftssystem aus und findennur noch an wenigen Orten Raum für ihre For-schungsarbeiten. Damit sind gerade den Umweltver-bänden immer mehr Ansprechpartner für ihre Um-welt- und Nachhaltigkeitsarbeit in den Hochschulenverloren gegangen. Gesellschaftspolitisch aufgeklärtePositionen haben im Wissenschaftssystem über dieletzten 20 Jahre abgenommen.

Gerade durch die in den Jahren 2006–2012 durchge-führte „Exzellenzinitiative“ des Bundes und der Län-der haben sich diese Tendenzen an den Universitätenund großen Forschungseinrichtungen nochmals ver-schärft. In den beiden Runden der Exzellenzinitiativewerden insgesamt über 4 Mrd. Euro ausgeschüttetund fließen fast ausschließlich in solche Forschung, diesich nach im Wesentlichen disziplinären Standards alsherausragend bewährt hat. Transdisziplinäre Ansätzeund insbesondere Ansätze der Nachhaltigkeitsfor-schung hatten in der Exzellenzinitiative von vornehe-rein kaum Erfolgschancen.3

Die durchgehende Homogenisierung in Fachdiszip-linen und im Wissenschaftssystem insgesamt ver-ringert nicht nur den intellektuellen Wettbewerb. Sieunterminiert letztlich – als Folge von Hegemonie-Entwicklung – Begründungspflichten und vermin-dert damit die Qualität der Forschung, ohne dassdies infolge der selbstreferenziellen Evaluierungs-mechanismen auffallen würde. In den Wirtschafts-wissenschaften hat sich dies besonders deutlich ge-zeigt, als es hohe Einigkeit unter den die Regierungberatenden Ökonomen gab, dass „die Krise nichtvorhersehbar war“. Diese vorgeblich positive (d. h.wertneutrale) Wissenschaft kann dann infolge ihrerHegemonie ein Deutungsmonopol beanspruchen,das normative Stellungnahmen ermöglicht. Dasführt zu dem paradoxen Befund, dass (nicht nur) dieWirtschaftswissenschaften (sondern z. B. auch LifeSciences und Ingenieurwissenschaften) die Mög-lichkeit objektiver normativer Erkenntnisse bestrei-ten und Fächer wie Jura oder Ethik marginalisieren,selbst aber dann de facto normative Wissenschaftbetreiben, nur ohne jede methodische Grundlage.

Ökologische und nachhaltigeLehrstühle – ein Artensterben ganzbesonderer Art

Einen besonderen Ausdruck findet die Homogeni-sierung des Wissenschaftssystems im Abbau ökolo-gischer und auf Nachhaltigkeitsfragen ausgerichte-ter Lehrstühle. In einigen Disziplinen ist diesbesonders frappant: So gibt es immer weniger öko-systemisch ausgerichtete Lehrstühle in der Biologiedurch den dominanten Erfolg molekularbiologi-scher und genetischer Biowissenschaften, toxikolo-gische Lehrstühle sind in den meisten Chemiefa-kultäten verschwunden, durch die Mathematisierungder Wirtschaftswissenschaften sind Lehrstühle fürDogmengeschichte, Wirtschaftspolitik oder Wirt-schaftsethik nicht mehr vorhanden oder arbeitenausschließlich mit quantitativ (empirischen) Metho-den.

3 Vgl. zur Analyse und KritikWBGU (2011), Schneidewind(2009), Spangenberg (2005).

8 BUND Diskussionspapier

Lehrstühle mit der Ausrichtung auf systemischesDenken (von der Systemerkenntnis über deren me-thodische Durchdringung bis hin zum Umgang mitkomplexen Managementanforderungen) sind kaumvorhanden. In einigen Bereichen wie Raumwissen-schaften, Geografie etc. sind gute Voraussetzungengegeben, mangels persönlicher Befähigung der Leh-renden oft aber nicht sehr ausgeprägt.

Die Muster des Rückbaus sind dabei unterschiedlich:Sie reichen über die formale Streichung von bisherbestehenden Professuren über die inhaltliche Um-widmung von Professuren bis zu einer engen Be-setzungspolitik. Sie führt dazu, dass unter einerweiterhin gleich lautenden Professur-Bezeichnungnach der Neubesetzung ein nur noch sehr viel en-geres Themenspektrum bearbeitet wird. Denn diethematische Ausrichtung eines Lehrgebiets/einerProfessur ergibt sich nicht lediglich aus der Deno-mination (Professurbezeichnung) in der Berufungs-urkunde. Diese Freiheit eröffnet Raum für Schwer-punktsetzungen, die einem zufälligen Spiel von sichdynamisch entwickelnden Forschungsthemen, indi-vidueller Vorlieben etc. folgen. Eine konkrete Aus-richtung an gesellschaftlich notwendigen/sinnvollenInhalten ist daher bei bestehender Wissenschafts-freiheit von den Motivationen und Antrieben der je-weiligen Forscherin und des jeweiligen Forschers ab-hängig. Besonders wichtig ist dies im Hinblick aufeine interdisziplinäre Vernetzung: Den großen undzu lösenden gesellschaftlichen Konflikten und Um-weltproblemen gemein ist, dass sektorale Untersu-chungen und sektorale Lösungsansätze den He-rausforderungen von Komplexität nicht mehrgerecht werden können. Hier ist ein großes Defizitzu beobachten, wenn Lehrende „ihre“ Disziplinhochhalten, stark abgrenzen und nach außen ver-teidigen, statt Vernetzungen anzustreben, fächer-übergreifende Erkenntnisse zu gewinnen und ganz-heitliche und transdisziplinäre Lösungenanzustreben.

Auf gesamtuniversitärer Ebene ist der massive Rück-bau von Kultur- und Sozialwissenschaften drama-tisch. Diese Fächer sind oft zu Gunsten von natur-und ingenieurwissenschaftlichen Schwerpunkten anden meisten Universitäten erheblich reduziert wor-den. Es gibt heute nur noch wenige universitäreStandorte mit breit aufgestellten Sozial- und Kul-turwissenschaften.

Die Folgen dieser Entwicklungen für die Gestal-tung einer nachhaltigen Entwicklung sind fatal:• In vielen Disziplinen geht Orientierungswissen

verloren.• Den Umweltverbänden und anderen gesellschaft-

lichen Gruppen fehlt wissenschaftliche Unterstüt-zung für ihre Themen und Anliegen.

• Umwelt- und nachhaltigkeitsinteressierte Studie-rende und Nachwuchswissenschaftler/-innen fin-den im Wissenschaftssystem weniger heterodoxund transdisziplinär ausgeformte Ausbildungs-und Karrieremöglichkeiten. So gibt es vielerortsLehr- und Studienangebote, die sich nicht nacheinem konkreten Fortbildungsziel/einer konkretenfachlichen Ausrichtung richten, sondern dem individuellen Angebot der Professuren folgen.Mittelkürzungen nach dem Ausscheiden breiterausgerichteter Professuren (ausscheidende Profes -suren werden nicht mehr neu besetzt) führen zueinem oft thematisch eingegrenzten Angebot,welches sich nur mit Mühe und unter inhaltlichenEinschränkungen für die Lehre aufrechterhaltenlässt. Auch die zwangsweise Zusammenführungvon Instituten und Fakultäten führt zu themati-schen Zuschnitten, die nicht immer einen Sinn er-geben.

Technikfixierung verhindert ganzheit-liche Lösungen

Betrachtet man die aktuellen Forschungsprogrammeund auch die Forschungsthemen vieler Universitä-ten und außeruniversitärer Forschungsinstitute

9Nachhaltige Wissenschaft

q Tab. 1: Bestehendeund eigentlich notwen -dige Forschungsbedarfein wichtigen Transfor -ma tionsfeldern derNach haltigkeit

taucht der Begriff der „Nachhaltigkeitsforschung“immer häufiger auf. Einen besonderen Ausdruckfindet dies in dem fast zwei Mrd. Euro umfassendenForschungsprogramm „Forschung für NachhaltigeEntwicklung“ (FONA) des Bundesforschungsminis-teriums (BMBF).

Ein näherer Blick auf die Programme und die For-schung führt jedoch zu einer Ernüchterung: Diemeisten Programme und die Forschung konzen-trieren sich auf naturwissenschaftliche Problem-analysen sowie insbesondere technische Lösungen.4

So spielen Themen wie die Elektromobilität oder An-sätze der Bio- und Gentechnik oder des Geo-Engi-neering eine zentrale Rolle in den aktuellen Pro-

grammen. Motivation und Antrieb ist häufig die un-mittelbare ökonomische Verwertbarkeit der erar-beiteten Lösungen.

Der Tatsache, dass die Lösung grundlegender Nach-haltigkeitsherausforderungen (z. B. Energiewende,Mobilitätswende, Ernährungswende ...) oft vielmehreine politische, institutionelle, soziale und kulturelleals eine technische Transformationsherausforde-rung darstellt, wird in der Forschung kaum Rech-nung getragen. Tabelle 1 gibt einen Eindruck vomAuseinanderfallen der aktuellen Forschungsschwer-punkte in diesen Feldern und der eigentlich not-wendigen Akzentsetzungen in der Forschung.

4 Vgl. zur Kritik an der Technik -orientierung der bestehendenForschungs programme WBGU(2011), S. 370 f., zur Kritik an der aktuellen Bio-Ökonomie-Forschung vgl. NABU/IÖW(2011).

Transformationsarena

„Energiewende“Umbau des Energiesystems zu

einem energieeffizienten Ener-

giesystem auf regenerativer und

dezentraler Basis

„Mobilitätswende“Umbau des Verkehrssystems zu

ressourcen- und energieeffizi-

enter und lebenswerter Mobi-

lität

„Ernährungs-/Agrarwende“Umbau zu ökologischer Land-

wirtschaft, verallgemeinerungs-

fähige Ernährungsmuster

„Urbane Wende“Schaffung nachhaltiger, lebens-

werter und gesunder Städte

Aktuell bestehende Forschungs-/Förderschwerpunkte

Forschung zu Erzeugungs-

technologien, Speichersystemen,

Smart Grids

Elektromobilitätslösungen,

Batterieforschung

Forschung zu grüner Gentechnik,

bio-ökonomische Forschung

Zumeist technische Lösungen,

Analyse von Einzelfragen

Notwendige Forschungs-/Förderschwerpunkte

Transformationsstrategien 100 % Erneu-

erbare Energien-Kommunen, Dezentrali-

sierungsstrategien, Anreizkonzepte zur

Hebung von Effizienzpotenzialen

Transformation zu verkehrsreduzierten

Städten, Förderung von Rad- und Fußver-

kehr, integrierte Mobilitätskonzepte und

Stadt-/Regionalplanung

Transformationsstrategien zu ökologi-

schem Landbau, regionalen Versorgungs-

konzepten, Urban Farming ...

Kombination von Public Health sowie

stadt-bezogener Umweltforschung,

systematische Begleitung urbaner

Transformationsprozesse

10 BUND Diskussionspapier

Es herrschen verengte Analyserahmen und das An-setzen an Symptomen statt an Ursachen vor: Ein be-sonders plastisches Beispiel ist die Forschung für dasElektroauto, in die von Seiten der Bundesregierungin den kommenden Jahren über 1 Mrd. Euro fließen.In der Forschung in diesem Feld werden weder derMobilitätsbedarf noch soziale wie physische mobi-litätserzwingende Strukturen (administrativ, Tren-nung Wohn-/Arbeitsort, Bringeverkehre, Freizeit)angesprochen. Die Betrachtung der Mobilitätsmit-tel ist verengt: Bahn und E-Bike sind bereits Elek-tromobile, aber die Forschung ist fixiert auf dasAuto. Und in diesem engen Rahmen wird der Feh-ler gemacht, Techniken zu entwickeln, die aufknappe Ressourcen wie Lithium und Platin ange-wiesen sind und diese strategischen Rohstoffe teilsdissipativ vernutzen anstatt die in der Konstruktionverwendeten Materialien auch unter dem Gesichts-punkt zukünftiger Verfügbarkeit auszuwählen.

Ziel der Forschungsförderung ist meistens die Stär-kung der nationalen industriellen Wettbewerbs -fähigkeit – ein Anachronismus in der Zeit global zusammengesetzter Forschungsteams und kontra -produktiv, wenn die EU-Staaten dieses Ziel gegen-einander verfolgen und gleichzeitig die EU-For-schungsförderung dasselbe Ziel hat, abermit einander.

Zudem zeigt sich durch die ökonomische Motivation(vgl. z. B. die Forschungen zu elektromagnetischenFeldern des Mobilfunks oder zur Nanotechnolo-gie), dass die mit den neuen technologischen Lösungen verbundenen Gefahren und Risiken häu-fig weitgehend ausgeblendet werden. • So umfasst die nanotechnologische Risikofor-

schung nur ca. 2–4 % der gesamten Forschungs-ausgaben

• Oder wird das Handy als lebensrettende Hilfe the-matisiert und bleibt ausgeblendet, wie viele Un-fälle durch die Benutzung des Handys allein beimAutofahren entstehen. Diese Phänomene sindkaum Gegenstand wissenschaftlicher Untersu-

chungen, obwohl viele schwere Unfälle mit Ver-letzten und Todesfällen hervorgerufen werden.

Technologische Forschung kann insbesondere dannwichtige Beiträge leisten, wenn sie einem geeigne-ten Orientierungsrahmen folgt. Ein solcher ist dieAusrichtung technologischer Lösungen an den Er-kenntnissen ökologischer Funktionsweisen undStrukturen. Denn diese haben Jahrmillionen langden Nachweis erbracht, wie nachhaltige Entwick-lung/dauernde Lebensfähigkeit in vielen Technik-und Lebensbereichen aussehen könnte. Technik-orientierung gilt es in der „reifen“ Industriegesell-schaft als „Ökologieorientierung“ zu begreifen, wiedies z. B. in der Biomimikry/Bionik etc. zum Aus-druck kommt. Hier existieren Vorbilder einer Funk-tionsweise in „reifen“ Ökosystemen: Der Schwer-punkt liegt nicht auf materiellen Zuwächsen,sondern lediglich auf Struktur erhaltendem Ener-gieaufwand. Hinzu kommt die unter dem Nachhal-tigkeitsaspekt nicht auszuklammernde soziale Be-deutung/die gesellschaftliche Betrachtung vonProblemen.

Angesichts der Ambivalenz technologischer Ent-wicklungen ist ein Aspekt von technologischer For-schung von zentraler Bedeutung: Die Mitwirkungder Bürgerinnen und Bürger bei der Gestaltung ei-ner Technologie muss schon frühzeitig bei der For-schung einsetzen. Zur Beurteilung von For-schungsvorhaben und -ergebnissen ist daherzwingend die Einführung von Kriterien für die de-mokratische Legitimierung der Untersuchungen er-forderlich, denen das gleiche Gewicht zukommenmuss wie den Kriterien für die wissenschaftlicheQualität. Möglicherweise entstehen Verzögerungenbei der Entwicklung von Forschungsvorhaben.Durch die leichter erreichbare öffentliche Akzeptanzder Forschungsergebnisse werden diese ausgegli-chen. So hat der BUND z. B. umfangreiche Kriterienund Fragestellungen für die Bewertung der For-schungsvorhaben des Deutschen Mobilfunkfor-schungsprogramms vorgeschlagen.

11Nachhaltige Wissenschaft

Wo die Forschungsprogrammedefiniert werden – mangelndeTransparenz und wirtschaftlichdominierte Forschung

Transparenz und Partizipation müssen schon bei derDefinition von Forschungsprogrammen und För-derstrategien ansetzen: Fehlende Transdisziplinari-tät, eingeschränktes Wissenschaftsverständnis mitdem Anspruch von Definitionsmacht für die Gesell-schaft etc. resultieren häufig aus einer mangelndenTransparenz bei der Initiierung von Forschungs-vorhaben/-programmen, beim konkreten Fors -chungs design sowie bei der Durchführung von Vor-haben und vor allem bei der Bewertung derErgebnisse. Auch die wirtschaftlichen Strukturenund ökonomischen Abhängigkeiten stellen gravie-rende Hemmnisse für eine offene und transparenteForschung dar. Industrieinteressen prägen häufigganz entscheidend Forschungsprogramme.

Am Beispiel des deutschen Mobilfunkforschungs-programms kann aufgezeigt werden, dass sich Wis-senschaftler häufig als (meist subjektive) Schieds-richter in der gesellschaftlichen Auseinandersetzungfür umstrittene Technologien verstehen. Damit ent-steht ein Definitionsanspruch, der in der Gesell-schaft letztendlich zu einem Prozess der Entdemo-kratisierung führt. Wollen sich gesellschaftlicheGruppen oder Individuen mit den Fragen der tech-nologischen Entwicklung intensiver auseinanderset-zen (weil sie z. B. von den Folgen betroffen sind),werden sie u. a. von der Informationsfülle, den ge-ringen Gestaltungsmöglichkeiten und dem enormenwirtschaftlichen Druck von Seiten der Industrie über-fordert. Es ist daher notwendig, dass rationale, über-prüfbare und transparente Kriterien für Entschei-dungen in Politik und Vollzug entwickelt werden.Wissen und Wissenschaft bilden aber immer wenigerdie Grundlage für rationale Entscheidungen, wennder wirtschaftliche Druck große Dimensionen an-nimmt (Beispiel: Amortisation milliardenhoher Ge-bühren für die Vergabe von Funkfrequenzen).

Gesellschaftliche Gruppen sind daher schon viel frü-her in die Prozesse zur Definition von Forschungs-programmen einzubeziehen. Zudem sollte es Pro-gramme geben, in denen Umweltverbände undandere zivilgesellschaftliche Organisationen ihre ei-genen Forschungsprogramme definieren können.5

Wie Wissenschaftsstrukturen dasSystem vor Veränderungenabschotten

Viele der oben skizzierten Engführungen hängen mitEntwicklungen im Wissenschaftssystem selber zusam-men. Eine Neuorientierung im Wissenschaftssystemmuss auch hier ansetzen:

In vielen Disziplinen verschieben sich die akademischenAufgaben zwischen Forschung und Lehre zunehmendin Richtung Lehraufwand und Verwaltung, so dasszum Teil kaum Zeit für die Forschung verbleibt. Diesliegt zum einen an den sich verstärkenden Verwal-tungsaufgaben, beispielsweise durch die neuen Studi-enabschlüsse, zum anderen auch durch die Delegierungvon Verwaltungsaufgaben an die akademischen Kräfte(Beispiel: Eingabe von Prüfungsnoten in Datenbank-systeme durch die Lehrenden/Professoren). Gleichzei-tig versuchen Hochschulen, möglichst viele Studie-rende anzuwerben und Zugangsbeschränkungen zuverwehren, was ebenfalls erhöhten Lehraufwand be-deutet. Die existierenden personellen Kapazitäten de-cken (oft wegen mangelnder Finanzausstattung) die-sen Aufwand meistens nicht ab, was sich auf dieForschungs- und Lehrqualität auswirkt.

Betrachtet man dies aus Sicht der Lehre, folgt durchden dann doch gewollten und erforderlichen Einsatzfür die Forschung eine Begrenzung beim Einsatz fürdie Lehre respektive eine geringere Qualität in derLehre. Für die Studierenden interessante Wahlmög-lichkeiten und Wahlpflichtfächer werden oft gestrichenund lediglich ein Minimal-Kanon an Pflichtveranstal-tungen wird angeboten.

5 Vgl. zu entsprechendenVorschlägen z. B. Zahrnt/Zahrnt(2008).

12 BUND Diskussionspapier

Gleichzeitig sind durch begrenzte Personalmitteldie Möglichkeiten einer aktiven Forschung begrenzt(z. B. wenig Zeit, um Forschungsanträge zu entwi-ckeln). Da die Finanzierung der Haushalte zuneh-mend über Drittmittel geleistet wird, ergibt sich soeine strukturelle Abwärtsspirale der Forschungsleis-tungen. In fachlich-inhaltlicher Sicht ergibt sich derZwang zur Annahme von Forschungsgeldern, un-besehen von der Qualität zu lösender Fragestellun-gen (wie Bedeutung der Forschung für die gesell-schaftliche Weiterentwicklung, eine zukunftsfähigeEntwicklung etc.). Eine gewisse Beliebigkeit derFragestellungen ist das Ergebnis..

Fazit: Mittel- und Personalkürzungen im Hoch-schulbereich bei ineffizienten Strukturen und derenvielfältige Folgen stellen eine wissenschaftspolitischeVerschwendung gesellschaftlicher Ressourcen dar.Der BUND mahnt hier einen transparenten/über-prüfbaren Umgang an.

Neben den Dynamiken in den einzelnen Hochschu-len wird die weitere Ausgestaltung des Wissen-schaftssystems auch entscheidend in den diszipli-nären wissenschaftlichen Fachverbänden und-gesellschaften bestimmt. Auch für diese solltenForderungen definiert und in geeigneter Weise andie Organisationen (z. B. über in ihnen organisierteund dem BUND nahestehende Wissenschaftler) he-rangetragen werden:

Stichworte sind hier:• Die Einforderung einer stärkeren interdisziplinären

und transdisziplinären Öffnung.• Die Stärkung alternativer Wissenschaftlerverbände

wie z. B. der Vereinigung Deutscher Wissen-schaftler (VDW), Bund demokratischer Wissen-schaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi) ...

• In der disziplinären Publikationslogik: die Über-windung des Impact Factor Syndroms, da dieseseinerseits nicht wissenschaftlich aussagekräftigist und andererseits die Orientierung auf denMainstream weiter verstärkt, sowohl unter den

Autorinnen und Autoren wie unter den Herausge-berinnen und Herausgebern, auch hier Pluralisierungdurch Aufhebung der Dominanz der MainstreamPeer Reviewer, keine Zahlungspflicht für Publika-tionen in Open Source Journals.• Forschungsförderer: Anerkennung nicht nur der

Notwendigkeit inter- und transdisziplinären Ar-beitens, sondern auch des damit verbundenenZusatzaufwands in Mittelansatz und Begutach-tungsverfahren, einschließlich einer angemessenenKompensation für die „Wissensträger/-innen“ ausder Zivilgesellschaft. So hat die Forderung nachInterdisziplinarität z. B. in den letzten Jahren zu(in Projektanträgen usw.) vielfach vorgetäuschterInterdisziplinarität geführt, die jedoch real garnicht eingelöst wurde. Ferner besteht eine grund-legende Ambivalenz: Einerseits wäre mehr – nichtnur vorgetäuschte – Interdisziplinarität, sondernechte Transdisziplinarität im Sinne von Problem-orientierung auch jenseits von Fächergrenzendringend wünschenswert; andererseits ist die mo-derne Wissenschaft so komplex, dass zumindestTransdisziplinarität höchste Anforderungen anZeit- und Arbeitseinsatz sowie die intellektuellenKapazitäten der Beteiligten stellt.

• Beachtung der eingangs entwickelten wissen-schaftspolitischen Grundsätze (u. a. Reduzierungvon Auftraggeber-Vorfestlegungen bei öffentlichfinanzierter Forschung).

13Nachhaltige Wissenschaft

Fehlende Transparenz und Kontrollein der programmorientiertenForschungspolitik

Immer mehr Geld wird Hochschulen und For-schungseinrichtungen vom Staat (Bund/Länder)nicht direkt und unabhängig in der Verwendung zu-gewiesen, sondern über inhaltliche Forschungs- undWettbewerbsprogramme. Die Definition und Aus-gestaltung solcher Programme wird dadurch zu ei-nem zentralen Feld wissenschaftspolitischer Ausei-nandersetzung. Die Definition der Programmeerfolgt dabei oft nur in kleinen und geschlossenenZirkeln.

In aller Regel passiert die Erarbeitung der Pro-gramme in einem Prozess zwischen der Wissen-schaft selber und der damit befassten Ministerial-bürokratie sowie – bei der wachsenden Zahl anindustrierelevanten Forschungsprogrammen – unterstarkem Einbezug der Industrie.

Der Einbezug der Interessen zivilgesellschaftlicherOrganisationen oder eine umfassende politischeDiskussion über große Forschungsprogramme findetin den Wissenschafts- und Forschungsausschüssender Parlamente kaum statt. Gerade für die For-schungsanliegen von Umweltverbänden und Zivil-gesellschaft bestehen faktisch auch keine Foren undProzesse, um sich entsprechend einzubringen.

Dies ist ganz anders im Hinblick auf die Forschungs -interessen der Industrie. So sind die Inhalte des ak-tuellen Elektromobiltäts-Forschungsprogrammes inenger Abstimmung mit der Automobilindustrie er-folgt. Mit der Acatech als der wissenschaftlichenAkademie der Technikwissenschaften ist die Koope -ration zwischen Wissenschaft und Wirtschaft in ei-ner technischen Akademie fest verankert. Geführtwird die Acatech aktuell von Prof. Dr. HenningKager mann, dem langjährigen Vorstandssprecherder SAP AG.

In einer aktuellen Studie des IÖW im Auftrag desNABU (2011) zeigt sich, wie diese Ausrichtung derForschungspolitik z. B. im Bereich der „Bio-Ökono-mie“ (die wirtschaftlichen Sektoren, die biologischeRessourcen – zumeist unter Rückgriff auf Prozesseauf molekularer und genetischer Ebene – produzie -ren, be- und verarbeiten oder in irgendeiner Formnutzen) zu einer erheblichen Ausweitung von Hoch-risikotechnologien führt – verbunden mit erhebli-chen Umweltgefahren und dennoch nur geringemNutzen für die angestrebten Ziele (wie Ernährungs-oder Energiesicherheit).So lässt sich erklären, dass sich viele große For-schungsetats teilweise über Jahrzehnte kaum ver-ändert haben. Auch heute gehen noch über 200Mio. Euro jährlich (im Energieforschungsprogrammvorerst bis 2014 so fortgeschrieben)6 in die nukleareSicherheits- und Kernfusionsforschung. Ähnlichesgilt für die Forschung zu militärischen Zwecken, dieverteilt über unterschiedliche Etats heute immernoch jährlich viele Millionen Euro beträgt.

Um diese Praxis zu ändern, sind mehrere Strategiennötig:• Aushandlungsprozesse über neue Forschungspro-

gramme müssen transparenter erfolgen. Geldge-ber und Empfänger von Forschungsmitteln müs-sen transparent ausgewiesen werden.

• Für zivilgesellschaftliche Organisationen müssenfeste Formen geschaffen werden, um ihre For-schungsanliegen in die Programmdefinitioneneinbringen zu können.

• Die parlamentarische Auseinandersetzung undKontrolle über die Ausgestaltung von Forschungs -programmen muss gestärkt werden.

6 Vgl. BMWi (2011) sowie dieÜbersicht zum 6.Energieforschungsrahmenprogramm im Anhang desDiskussionspapieres.

14 BUND Diskussionspapier

Fehlende Inspiration undKompetenzen in der Lehre

Die Engführung der Wissenschaftsprogramme, aberauch teilweise der Professur-Ausrichtungen an denHochschulen hat nicht nur Konsequenzen für dieForschung. Sie schlägt sich auch in der Lehre anHochschulen nieder – dort, wo Entscheidungsträgervon morgen ausgebildet werden. Sie bleibt häufigdisziplinär und an zentralen Paradigmen in einzel-nen Fächern verhaftet. Wirklich problemorientierteStudien- und Lehrdesigns sind immer noch die Aus-nahme.

Eine disziplinäre Ausbildung hat durchaus einenhohen Wert. Sie ermöglicht es Studierenden, Kon-zepte und Methoden eines Faches in einer ausrei-chenden Tiefe kennenzulernen und Studierende andie Möglichkeit heranzuführen, komplexe Fragenaus einer Perspektive differenziert zu analysieren.Jedoch ist es von zentraler Bedeutung, dass Stu-dierende in der Auseinandersetzung mit Studieren-den und Lehrenden anderer Fächer die spezifischenMöglichkeiten und Grenzen der eigenen Disziplinkennenlernen. Idealerweise passiert das in Lernpro-zessen, die an relevanten gesellschaftlichen Fragenansetzen. Denn bei der Diskussion und Lösung ent-sprechender Fragestellungen wird deutlich, was dieeinzelne Disziplin zu leisten vermag. Roland Scholzbringt diese Form des Lernens auf die Formel einer„disziplinierten Interdisziplinarität in transdiszipli-nären Prozessen“ (Scholz 2011: 394). Ein solchesLernen ist an den Hochschulen immer noch dieAusnahme, auch wenn die Zahl nachhaltigkeitsori-entierter Studienangebote in der Vergangenheitdurchaus zugenommen hat.

Schlecht ausgestattete, „nackte“ Professuren, diesich ihre Personal- und Sachmittel aus (industriel-len) Drittmitteln oder zu eng geführten staatlichenForschungsprogrammen beschaffen müssen, ver-schärfen die Situation in der Lehre.

Wodurch lässt sich die Situation verbessern?• Schaffen von mehr Freiraum für ein transdiszip-

linäres Projektstudium. Schaffen von Freiräumenfür studentische Projekte, die sich an für die Stu-dierenden relevanten Fragestellungen orientieren.

• Frühe Auseinandersetzung mit den Perspektivenanderer Disziplinen zur Einordnung der Konzepteund Methoden der eigenen Disziplin.

• Vermittlung von Schlüsselqualifikationen für einenachhaltige Entwicklung – systemisches Denken,transdisziplinäre Methoden

• Ausbau nachhaltigkeitsorientierter Studienange-bote insbesondere im Masterbereich

Es ist erfreulich, dass sich in Deutschland an immermehr Hochschulen Studierendeninitiativen gebildethaben, die genau dieses einfordern (vgl. Studieren-deninitiative Greening the University e. V. 2011).

15Nachhaltige Wissenschaft

Was muss sich ändern?

Die Idee der Nachhaltigkeitsmilliarde– Impuls für eine nachhaltigeWissenschaft

Eine wirklich relevante Unterstützung nachhaltig-keitsorientierter gesellschaftlicher Transformations-prozesse durch das deutsche Wissenschaftssystemsowie der dafür nötige Kapazitätsaufbau in Wis-senschaft und Hochschule werden nur gelingen,wenn über einen längeren Zeitraum relevante Res-sourcen für eine transdisziplinäre Transformations-forschung mobilisiert werden. Insbesondere gehtes dabei um die Unterstützung:• einer Energiewende (Unterstützung von Akteuren

beim Ausbau eines regenerativen Energiesystems),• einer Ressourcen- und Energie-Effizienzwende

(massive Erhöhung der Energieeffizienz u. a. imGebäudebereich),

• einer Agrarwende,• einer Mobilitätswende (Umsetzung nachhaltiger

Mobilitätsstrukturen),• eines nachhaltigen Stadtwandels,• der Entwicklung von Transformationspfaden zu

einer Wachstumszwang-befreiten Wirtschaft.

Die dafür notwendigen Veränderungen im Wissen-schaftssystem erfordern mehr als nur kleinteiligeKorrekturen. So haben Programme wie die „Sozial-ökologische Forschung“ (SÖF) des Bundesfor-schungsministeriums in den letzten zehn Jahrenwichtige Impulse gesetzt. Mit jährlich 8 Mio. Eurowaren sie aber vernachlässigbar klein, um wirklicheVeränderungen in der Wissenschaftslandschaft aus-zulösen. Sie verkamen viel zu häufig zu einem „Fei-genblatt“, mit dem gerechtfertigt werden konnte,dass sich in den Kernbereichen der Förderung nichtsverändert.

So ist alleine das nationale Energieforschungspro-gramm von 2010–2014 mit rund 4 Mrd. Euro aus-gestattet (vgl. BMWi 2011 sowie die Übersicht imAnhang), in die Bio-Ökonomie-Initiative fließen imgleichen Zeitraum über 2 Mrd. Euro (vgl. BMBF

(2010b), NABU/IÖW (2011)), in die Forschung zurElektromobilität rund 1 Mrd. Euro – alles fast aus-schließlich technologische Förderprogramme in en-ger Abstimmung mit der Industrie. Diese Form derForschung gilt es nicht abzulösen, sondern es gehtdarum, ausgewogene Gleichgewichte zu schaffenund die technologische Forschung in einen umfas-senden Transformationsrahmen einzubetten.

Um ein solches Programm im politischen Betriebwirksam und handhabbar zu machen, bedarf es ei-ner konkreten forschungspolitischen Zielsetzungfür die kommenden Jahre: Dies ist die Idee hinterder „Nachhaltigkeitsmilliarde“.

Für die notwendige transdisziplinäre Forschung giltes, in den kommenden Jahren jenseits von techno-logischer Forschungsförderung eine Milliarde Euroin der Summe aus Bund-, Landes- und sonstigerDrittmittelforschung zu mobilisieren.

Die Nachhaltigkeitsmilliarde beschreibt das Ziel,in Deutschland in den kommenden Jahren eineMilliarde Euro jährlich mehr für eine Forschungfür gesellschaftliche Herausforderungen im Sinneeiner transdisziplinären Nachhaltigkeitsforschungzu mobilisieren. Dabei sollen zu dieser MilliardeUmschichtungen in bestehenden EU-, Bundes-und Landesetats als auch die Mobilisierung vonneuen Mitteln aus Stiftungen und sonstigenQuellen beitragen.

Dabei wirkt der Umfang von 1 Mrd. Euro nur aufden ersten Blick sehr ehrgeizig. Angesichts des Um-fangs bestehender Etats in der heutigen Energie-,Mobilitäts- und allgemeinen Nachhaltigkeitsfor-schung ist er durchaus erreichbar. Tabelle 2 vermit-telt einen ersten Eindruck. Wenn die u. a. vom Wissenschaftlichen Beirat für Globale Umweltver-änderungen aufgestellte Forderung nach einemneuen Vertrag zwischen Wissenschaft und Gesell-

16 BUND Diskussionspapier

Quelle

Ebene Bund

Heutige BMBF-Förderprogramme

Energieforschungsprogramm

der Bundesregierung

Einrichten eines Forschungs fonds

„Nachhaltigkeits for schung“ für Um welt -

verbände und zivilgesellschaftliche Organi-

sationen

Nationale Forschungsinstitute

Gründung eines nationalen Institutes für

transdisziplinäre Methoden

Umsteuerung in Ressort-Forschung

Ebene Länder

Umsteuerung Länder-Forschungsprogramme

Umsteuerung andere Ressort-Mittel (incl.

EFRE/ESF-Förderung)

Umsteuerung von Ressourcen-Allokationen

in Hochschulen über Zielvereinbarungen

Gründung neuer Landes-Institute

Nicht-staatliche Finanzierungsquellen

Mobilisierung von unternehmensbezogener

Forschung

Mobilisierung von privatem Stiftungskapital

Summe

Beschreibung

Umwidmung von Teilen der BMBF-Förderprogramme in Richtung

transdisziplinärer Transformationsforschung (z. B. High-Tec-Strategie,

FONA, Bio-Ökonomie ...)

2010–2014: >4 Mrd. Euro (ca. 800 Mio. Euro p. a.) = Umwidmung von

100 Mio. Euro in wissenschaftlich basierte und begleitete gesellschaft -

liche Transforma tionsprozesse (100 % EE-Regionen, Bürgergenossen -

schaften, Energiespar/-effizienz-Feldversuche ...)

Könnte zusätzlich aus dem FONA-Budget erfolgen. Definition von

Forschungsthemen durch die Umweltverbände. Die Themen sollten

unter federführender Regie und Beteiligung der Verbände ausge -

schrieben werden.

Umwidmung/Schwerpunktverschiebung in Forschungs instituten der

nationalen Wissenschaftsgemein schaf ten (insb. Leibniz-Gemeinschaft

(z. B. ökonomische Institute) und Helmholtz)

Institut für transdisziplinäre Methoden

Angepasste Ressortforschung u. a. im BMWi, BMV, BMVL (z. B.

im Themenfeld Elektromobilität)

Veränderte Schwerpunktsetzung in den Landes-Wissenschaftsministerien

Insb. die Mittel der Landeswirtschaftsministerien

Hinwirken auf veränderte Denominationen, Stellenzuweisungen für

Zentren etc. in Hochschulen

Nach dem Muster des Wuppertal Instituts und des KWI 1992 in NRW

Z. B. im Rahmen der Begleitung von Mobilitäts-Konzepten oder urbanen

Modellprojekten

Projekte aus privaten Stiftungen

Summe in Mio. p. a.

400

100

20

50

10

100

100

100

60

20

20

20

1000

17Nachhaltige Wissenschaft

t Tab. 2: Vorschlag für eine„Nachhaltigkeits -milliarde“ – Diskussions -anstoß für notwendigeUmwidmungen imWissenschaftssystem

schaft eingelöst werden soll, dann muss sich diesauch in einer relevanten Größenordnung der künf-tigen Forschungspolitik niederschlagen. Dafür be-darf es gemeinsamer Anstrengungen auf Bundes-und Landesebene sowie von privaten Akteuren undeines geeigneten Einflusses auf die künftige EU-For-schungsförderpolitik im Rahmen des 8. und künf-tiger Forschungsrahmenprogramme.

Die Forschungsprogramm-Förderung stellt dabeinur einen ersten Schritt eines Kapazitätsaufbausim Wissenschaftssystem dar. Um langfristig wirksamzu sein, muss ein solches Programm auch zu struk-turellen Veränderungen im Wissenschaftssystemführen: z. B. zu einer Erhöhung inter- und transdis -zi plinär arbeitender Professuren, zu neuen Univer-sitäts- und Fakultätsstrukturen, zu Zentren, Labo-ren sowie wissenschaftlichen Fachzeitschriften imBereich einer transdisziplinären Nachhaltigkeitsfor-schung sowie zum Aufbau von entsprechendenLehrangeboten.

Daher gilt es, die neuen Programme in Verfahrenauszuschreiben, bei denen die Bereitschaft derHochschulen zu langfristigen Strukturmaßnahmeneine wichtige Ausschreibungsbedingung darstellt.Besonderer Wert sollte darauf gelegt werden, dassauch „heterodoxe“, d. h. kritische Wissenschafts-und Forschungsansätze durch die entsprechendenAusschreibungen eine Chance bekommen, wiederbesser an Hochschulen verankert zu werden.

Förderprogramme auf europäischerund nationaler Ebene umsteuern

Eine zentrale Quelle für die „Nachhaltigkeitsmilli-arde“ sind die großen Bundesforschungsprogramme,die noch stark technologisch ausgerichtet sind.Hierzu gehören die Hightech-Strategie der Bundes-regierung, das Energieforschungsprogramm, dasForschungsprogramm Elektromobilität oder die For-schung für Nachhaltige Entwicklung (FONA). Allediese Forschungsprogramme adressieren für dieNachhaltigkeit hoch relevante Fragestellungen, blei-ben in ihrer Ausrichtung aber meistens technisch undan wirtschaftlichen Verwertungsinteressen orien-tiert. Die meisten der nicht isoliert technologischenProgramme wie die Sozial-ökologische Forschung(SÖF) sind in der Regel nur gering ausgestattet. DasForschungsministerium hat dabei in der Vergan-genheit gezeigt, dass auch große nicht-technischeAusschreibungen möglich sind – hierzu gehört z. B.das Programm KLIMZUG (vgl. BMBF 2010), in demvon 2008–2014 im Rahmen der Hightech-Strategie(!) in sieben Regionen die Erarbeitung von regiona-len Klimaanpassungsstrategien mit insgesamt rund80 Mio. Euro gefördert wird.

Diese Forschungsprogramme gilt es stärker an ge-sellschaftlichen Bedarfen und Forschungsfragenauszurichten; und es ist notwendig, die Bedarfestärker öffentlich mit der Zivilgesellschaft und NGOszu diskutieren. Auch die Förderkriterien und Rah-menbedingungen der Forschungsprogramme sindmit der Zivilgesellschaft zu diskutieren!

Und dies gilt nicht nur für die nationale, sondernauch für die europäische Ebene, da ein wachsenderAnteil der Forschungsförderung über die For-schungsrahmenprogramme der Europäischen Unionläuft. Für das gerade in der Abstimmung befindli-che 8. EU-Forschungsrahmenprogramm (2014–2020) haben daher rund 100 europäische Organi-sationen der Zivilgesellschaft in einem offenen Briefan Kommissionspräsident Barroso im Sommer 2011

18 BUND Diskussionspapier

eine Reorientierung in der europäischen For-schungspolitik gefordert. Unter dem provokantenTitel „Public Research should benefit Society, notBig Business“ fordern sie für die Ausgestaltung des8. EU-Forschungsrahmenprogramms (2014–2020)insbesondere die Abwendung von einer einseitigtechnologisch-orientierten Fixierung der For-schungspolitik und mehr Transparenz und demo-kratische Teilhabe bei der Entscheidung über For-schungsfonds.

Ein wichtiger Baustein bei der Umsteuerung sindauch neue Formen der Förderinstrumente, die es zivilgesellschaftlichen Organisationen ermöglichen,die aktivere Beteiligung an Forschung und For-schungspolitik einzuüben. In diese Richtung zielt z. B. der Vorschlag eines eigenen Forschungsfondsfür Umweltverbände und zivilgesellschaftliche Or-ganisationen (Zahrnt/Zahrnt 2008), damit diese fürsie relevante Forschungsfragen formulieren unddurch Hochschulen und Forschungsinstitute bear-beiten lassen können.

Ein entsprechendes Programm hat die EuropäischeKommission im Rahmen des 7. EU-Forschungsrah-menprogrammes aufgelegt: In dem Programm „Re-search for CSO’s (Civil Society Organizations)“schafft die EU die Möglichkeit für zivilgesellschaft-liche Organisationen, eigene Forschungsvorhaben zubeauftragen oder Maßnahmen für einen besserenZugang zu wissenschaftlichen Ergebnissen zu för-dern.

Die bisherigen Erfahrungen mit diesem eigentlichhervorragend konzipierten Ansatz zeigen jedoch,dass die Antragshürden (mindestens 3 Partner ausunterschiedlichen Ländern) die Nutzung dieses In-strumentes für viele CSOs sehr schwierig machen.Dies spricht dafür, entsprechende Instrumente auchauf nationaler und Bundesland-Ebene einzufüh-ren, um zivilgesellschaftlichen Organisationen dieChance zu geben, den Zugriff auf wissenschaftlicheRessourcen intensiv zu erproben und auszubauen.

Die besondere Chance derBundesländer

Auch wenn die Mittel für die großen thematischenForschungsprogramme auf nationaler und europäi-scher Ebene vergeben werden, so ergeben sich auchvielfältige Chancen einer Neuausrichtung der Wis-senschaftspolitik auf der Ebene der Bundesländer.Denn insbesondere die Hochschulpolitik wird imföderalen System Deutschlands auf dieser Ebeneverantwortet.

Viele Bundesländer haben sich auf den Weg ge-macht, eine umfassende, nachhaltige und ökologi-sche Wende in ihren Ländern einzuleiten – bei derEnergie- und Industriepolitik, in der Agrar- oderVerkehrspolitik. Eine enge Verzahnung der Wissen-schafts- mit der Innovationspolitik des Landes ist einwichtiger Baustein für die Landesstrategien.

Ein solches Wissenschaftssystem verspricht Ant-worten auf drängende gesellschaftliche Fragen inden Ländern: vom Energie- und Mobilitätsumbaubis zu neuen Antworten auf Stadtentwicklung unddemografischen Wandel.

Für die Umsetzung einer solchen Landesstrategiebietet sich ein breites Spektrum an Möglichkeiten.Hierzu gehören:• Der grundsätzliche Mut zu sich differenzierenden,

neue Wege gehenden Wissenschafts-und Innova-tionsstrategien auf Landesebene. Auf diese Weiseentsteht auch ein produktiver Diskussionsprozessund Ideenwettbewerb in Deutschland und derflächendeckende Gleichklang und die Fantasielo-sigkeit der aktuellen Innovationspolitik lassen sichüberwinden.

• Die Abstimmung von Landesförderung und -for-schungsprogrammen in Dialogprozessen des je-weiligen Landeswissenschaftsministeriums mitwichtigen gesellschaftlichen Interessengruppen(zusammen mit Vertretern des Wissenschaftssys-tems des Landes), um eine frühe Sensibilisierung

19Nachhaltige Wissenschaft

und Einbindung in die Thematik zu gewährleisten.• Die konsequente Weiterentwicklung bestehender

Landes-Forschungsprogramme im Hinblick aufdie Anforderungen einer Wissenschaft für Nach-haltigkeit.

• Die Einrichtung eines Landesprogrammfonds fürUmweltverbände und zivilgesellschaftliche Orga-nisationen (analog der europäischen Initiative„Research for CSO’s“)

• Nachhaltigkeit in den Stellenbeschreibungen undBerufungsverfahren

• Die konsequente Einbindung von Aussagen zurNachhaltigkeitsstrategie in die Hochschulzielver-einbarungen der Länder mit den Hochschulen.Diese sollten sich auf die Forschungsstrategie, dieLehrstrategie (z. B auch im Hinblick auf Studien-inhalte wie z. B. verpflichtende Energie-Effizienz-Felder im Architekturstudium) und die Umwelt-und Nachhaltigkeitsstrategie im Betrieb der Hoch-schule beziehen.

• Die Auslobung von Landeswissenschaftspreisenfür herausragende transdisziplinäre Transformati-onsforschung.

• Die Einrichtung eines Landes-Wissenschafts-Rates(mit 8–10 Mitgliedern aus Vertretern zentralergesellschaftlicher Gruppen sowie internationalausgewiesener Transdisziplinaritätsforscher), deralle 3 Jahre einen Bericht zur gesellschaftlichenResponsivität des Landes-Wissenschaftssystemsvorlegt (Greift das Wissenschaftssystem gesell-schaftlich relevante Fragen des Landes auf? Woliegen Stärken? Wo liegen Defizite? Welche Hand-lungsempfehlungen werden der Landesregierunggegeben?) Als Input in den Bericht könnten diejährlichen Nachhaltigkeits-Rechenschaftsberichteder Hochschulen und Wissenschaftseinrichtun-gen eingehen (deren regelmäßige Erstellung inZielvereinbarungen mit den Hochschulen undWissenschaftseinrichtungen vereinbart werdenkönnte).

• Die Schaffung eigener Landesinstitute für einetransdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung (wie z. B. zuletzt 1991 in NRW mit dem Wuppertal Ins -

titut geschehen) oder die Stärkung bestehenderfreier Forschungseinrichtungen durch eine Grund-förderung des Landes sind weitere Möglichkeiten.

Einige Bundesländer sind erste Schritte in die o. g.Richtung gegangen. Dazu gehören z. B. das LandNRW mit seiner Initiative „Fortschritt NRW“, die ge-zielt auf eine nicht isoliert technologisch geprägteInnovationspolitik zielt, das Land Baden-Württem-berg mit der Schaffung eines Förderfonds einerWissenschaft für Nachhaltigkeit oder das Land Hes-sen mit der Aufnahme des Punktes „Nachhaltig-keitsstrategien“ in die Hochschulzielvereinbarun-gen des Landes. Alle diese Ansätze lassen sich nochweiter konsequent ausbauen.

20 BUND Diskussionspapier

Jede Hochschule und jede Disziplinkann sich verändern – Vorreiter, dieHoffnung machen

Bundes- und Landespolitik können Rahmenbedin-gungen setzen. Durch die hohe Autonomie vonHochschulen, Wissenschaftseinrichtungen und Wis-senschaftsorganisationen müssen die Impulse abervon den Wissenschaftseinrichtungen selber aufge-griffen werden.

Vorreitereinrichtungen und Initiativen zeigen, wiedies aussehen kann. Dazu gehören Einrichtungenwie die im NaWis-Verbund (Nachhaltige Wissen-schaft) zusammengeschlossenen Universitäten Lüneburg und Kassel mit dem Wuppertal Institut fürKlima, Umwelt, Energie, aber auch freie For-schungsinstitute wie das Öko-Institut, das Institutfür ökologische Wirtschaftsforschung oder das Ins -titut für sozial-ökologische Forschung.

Die Leuphana Universität Lüneburg hat in den letz-ten Jahren gezeigt, welche strukturellen Reformeneine transdisziplinäre Nachhaltigkeitswissenschafterheblich befördern können: Dazu gehört die Ein-richtung einer transdisziplinär konzipierten Fakultätfür Nachhaltigkeitswissenschaften und die 2011 erfolgte Initiierung eines eigenständigen Fakultä-tentages „Umwelt- und Nachhaltigkeitswissen-schaften“. Dieser soll den Austausch inter- undtransdisziplinär arbeitender Fachbereiche im Feld derUmwelt- und Nachhaltigkeitswissenschaften stär-ken. Die Einrichtung entsprechender Fakultäten er-leichtert interdisziplinäre Promotionen sowie wis-senschaftliche Karrieren von transdisziplinärar beitenden Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftlern. Genauso wichtig ist es jedoch, dass transdisziplinäre Zugänge auch in den regulärenFakultä ten Eingang finden, um sich so in den Mus -ter curricula für verschiedene Fächer wiederzufinden.

Ihre eigentliche Wirkung im gesamten Wissen-schaftssystem werden diese Ansätze erst entfalten,

wenn sie an einer kritischen Masse an Hochschulenumgesetzt sind. Deswegen spielt die Netzwerkbil-dung eine zentrale Rolle: zwischen Hochschulen,zwischen Hochschulen und außeruniversitären For-schungseinrichtungen, zwischen Fakultätentagenund zwischen Wissenschaftseinrichtungen und derZivilgesellschaft.

21Nachhaltige Wissenschaft

Das in diesem Diskussionspapier skizzierte Pro-gramm zielt auf eine zukunftsorientierte Weiter-entwicklung des Wissenschaftssystems. Die Nach-kriegsjahre waren durch eine staatsgetriebeneWissenschaftspolitik mit hohen Ineffizienzen undVerkrustungen im Hochschulsystem sowie staatlichgetriebenen Großtechnologieentscheidungen ver-knüpft.

Die Phase wirtschafts- und industriegetriebenerWissenschaftspolitik ab den 80er-Jahren hat Ver-krustungen im Wissenschaftssystem aufgebrochen,jedoch ebenfalls zu einer einseitig, insbesondere antechnologischen und ökonomischen Verwertungs-interessen ausgerichteten Wissenschaftspolitik ge-führt.

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts geht es um die gesellschaftsorientierte Weiterentwicklung des Wis-senschaftssystems. Diese zielt darauf, die auf Wis-senschaft einwirkenden politischen und ge sell -schaftlichen Impulse zu pluralisieren und in einrichtiges Verhältnis mit der Wissenschaftsfreiheitund der notwendigen Autonomie des Wissen-schaftsbetriebes zu bringen.

Es wäre durchaus wünschenswert, dass für das Vo-rantreiben dieser Prozesse prägende Institutionengeschaffen werden. Und in dem gleichen Maße wieder von der deutschen Wirtschaft getragene „Stif-terverband für die Deutsche Wissenschaft“ sowie das

von der Bertelsmann Stiftung initiierte Centrum fürHochschulentwicklung (CHE) die Wirtschafts- undMarktorientierung des Wissenschaftssystems voran-getrieben haben, wäre es reizvoll, ähnliche Institu-tionen für eine gesellschaftsorientierte Wissen-schaftspolitik zu haben. Dies könnte ein vonzivilgesellschaftlichen Organisationen getragenerbzw. initiierter „Nachhaltigkeitsverband für dieDeutsche Wissenschaft“ oder ein „Centrum fürNachhaltige Hochschulentwicklung“ sein.

t Abb. 1: Auf dem Wegzu einer „gesellschafts -getriebenen Wissens -chaftspolitik“

Ausblick: von der staatsgetriebenen über die industriegetriebene zurgesellschaftsgetriebenen Wissenschaftspolitik

50–70er-Jahre:

StaatsgetriebeneWissenschaftspolitik(Staats-Technologienwie Atomkraft)

80er–00er-Jahre

IndustriegetriebeneWissenschaftspolitik

Aufgabe:

GesellschaftsgetriebeneWissenschaftspolitik

22 BUND Diskussionspapier

Als traditionell wissenschaftsorientierter Umwelt-verband ist das stärkere Einbringen in die Wissen-schaftspolitik eine natürliche Weiterentwicklung fürden BUND. Dabei ist die Bedeutung des Themasaber nicht auf die Bundesebene beschränkt, sondernliefert durchaus auch vielfältige Ansatzpunkte fürdie BUND-Arbeit auf Landesebene und Ortsebene,insbesondere an Hochschulstandorten. Denn insbe-sondere die Hochschulpolitik wird auf Landesebenegestaltet. Klare Vorstellungen zur jeweiligen Lan-deshochschulpolitik können wichtige Impulse füreine politische Gestaltung liefern.

Jede einzelne Hochschule bietet zudem vor Ort dieMöglichkeit zum Einbringen und mitgestalten:• Durch ein Engagement in Hochschulräten. Diese

haben in vielen Bundesländern erhebliche Ein-flussmöglichkeiten auf die Strategien von Hoch-schulen. Umweltverbände und zivilgesellschaftli-che Organisationen sollten verstärkt Sitze inHochschulräten einfordern.

• Durch die Einrichtung von Stiftungsprofessurendurch Umweltverbände in Kooperation mit Stif-tungen.

• Durch strategische Kooperationen von Umwelt-verbänden mit Vorreiter-Hochschulen.

Neben dem Engagement im einzelnen Verband istauch das Capacity-Building für ein stärkeres wis-senschaftspolitisches Engagement der Umweltver-bände insgesamt von Bedeutung. Hierzu gehören:• die Stärkung der Kooperation zwischen den Ver-

bänden,• die Schaffung der Stelle als wissenschaftspoliti-

sche/r Referent/-in• Workshops mit fach- und hochschulpolitischen

Experten zur Ausarbeitung einer auf die einzelnenWissenschaftsfelder bezogenen forschungspoliti-schen Agenda

• Einbringen von konkreten lokalen umweltpoliti-schen Herausforderungen in Forschung und Lehrean Hochschulen vor Ort,

• die Organisation gemeinsamer Schulungen fürdie Mitarbeiterinnen und Interessierte vor Ort

Umweltverbände können und sollten eine wichtigeKraft für die Weiterentwicklung des Wissenschafts-systems sein und diese Rolle künftig noch aktiverausfüllen.

Hochschul- und Wissenschaftspolitik –ein Themenfeld für den BUND

23Nachhaltige Wissenschaft

• BMBF (2010): KLIMZUG – Klimawandel in Regionen. Infor-

mationsflyer des Bundesministeriums für Bildung und For-

schung. Bonn 2010 (Download unter: http://www.klim-

zug.de/ _media/Klimzug_Flyer_ web.pdf).

• BMBF (2010b): Nationale Forschungsstrategie BioÖkonomie

2030. Unser Weg zu einer bio-basierten Wirtschaft. Ber-

lin/Bonn 2010. (Download unter: http://www.bmbf.de/

pub/biooekonomie.pdf).

• BMWi (2011): Forschung fu� r eine umweltschonende, zuver -

lässige und bezahlbare Energieversorgung. Das 6. Energie-

forschungsprogramm der Bundesregierung. Berlin, Juli 2011

(Download unter http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/

PDF/E/6-energieforschungsprogramm-der-bundesregie-

rung,property=pdf,bereich=bmwi,sprache=de,rwb=true.pdf)

• Gruppe 2004 (2004): Memorandum Hochschule neu denken.

Neuorientierung im Horizont der Nachhaltigkeit. VAS-Ver-

lag, Frankfurt a. M. 2004 (Download unter: www.uni-lue-

neburg.de/ gruppe2004/memorandum.pdf).

• Kaatsch, P. u. a. (2007): Epidemiologische Studie zu Kin-

derkrebs in der Umgebung von Kernkraftwerken: (KiKK-

Studie); Zusammenfassung/summary; Teil 1: Fall-Kontroll-

Studie ohne Befragung; Teil 2: Fall-Kontroll-Studie mit

Befragung. Bundesamt für Strahlenschutz/Deutsches Krebs-

register Mainz 2007. (Download unter: http://doris.bfs.de/

jspui/bitstream/urn:nbn:de:0221-20100317939/4/BfS_2007

_KiKK-Studie .pdf).

• NABU/IÖW (2011): Bioökonomie. Können neue Technolo-

gien die Energieversorgung und die Welternährung sichern?

Eine Studie des Institutes für ökologische Wirtschaftsfor-

schung (IÖW) im Auftrag des Naturschutzbundes Deutsch-

land (NABU), Berlin 2011. (Download unter: www.nabu.de

imperia/md/content/nabude/gentechnik/nabu-bio__kono-

mie.pdf).

• Nowotny, H.; Scott, P.; Gibbons, M. (2004): Wissenschaft

neu denken. Wissen und Öffentlichkeit in einem Zeitalter der

Ungewissheit. Velbru� ck Wissenschaft, Weilerswist 2004.

• Schneidewind, U.: Nachhaltige Wissenschaft. Plädoyer für ei-

nen Klimawandel im deutschen Wissenschafts- und Hoch-

schulsystem. Metropolis-Verlag, Marburg 2009.

• Schneidewind, U.; Ernst, A.; Lang, D. (2011): Institutionen

für eine transformative Forschung. Zur Gründung der Na-

Wis-Runde, in: GAIA 20/2 (2011), S. 133–135.

• Spangenberg, J. (2005): Das Richtige über das Wichtige

wissen. Sustainability Science als Herausforderung des Wis-

senschaftssystems, in W&F, 3/2005, S. 19–23.

• Scholz, R. (2011): Environmental Literacy in Science and So-

ciety. From Knowledge to Decision. Cambridge University

Press. Boston 2011.

• Studierendeninitiative Greening the University e. V., Tübin-

gen; Hrsg. (2011): Wissenschaft für nachhaltige Entwick-

lung! Multiperspektivische Beiträge zu einer verantwor-

tungsbewussten Wissenschaft. Metropolis, Marburg 2011.

• WBGU (Wissenschaftlicher Beirat Globale Umweltverände-

rungen der Bundesregierung). 2011. Welt im Wandel. Ge-

sellschaftsvertrag fu� r eine Große Transformation. Zusam-

menfassung fu� r Entscheidungsträger. Berlin: WBGU.

• Zahrnt, A.; Zahrnt, V. (2008): Ein Verhältnis im Wandel.

NGOs und Umweltwissenschaft, in: Politische Ökologie Nr.

111 (Schwerpunkt Meere), 2008, S. 64–66.

• Offener Brief „Public Research should benefit Society“ von

rund 100 zivilgesellschaftlichen Organisationen an Kom-

missionspräsident Barroso (http://www.env-health.org/spip.

php?article1119).

• Einen guten Überblick zu aktuellen Entwicklungen einer

nachhaltigkeitsorientierten Wissenschaftspolitik bietet die

Plattform: www.nachhaltigewissenschaft.blog.de

Literatur zur Vertiefung des Themas

ImpressumHerausgeber: Bund für Umwelt und Natur schutz Deutschland e. V. (BUND), Friends of the Earth Germany, Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, V.i.S.d.P.: Dr. Norbert Franck,Telefon: 030/27586-40, Fax: 030/27586-440, E-Mail: [email protected], Internet: www.bund.net, Bestellnummer: 18.002, Februar 2012

Institutionelle Förderung BMWI

Rationelle Energieumwandlung und -nutzung

Erneuerbare Energien

Technologie, Innovation, Gesellschaft

Summe

BMWI Projektförderung (Tsd. Euro)Rationelle Energieverwendung

Elektromobilität

Energie- und Klimafonds

Nukleare Sicherheits- und Endlagerforschung

Summe

Summe BMWi

BMU Projektförderung (Tsd. Euro)Erneuerbare Energien

Energie- und Klimafonds

Summe BMELF

BMELV Projektförderung (Tsd. Euro)Bioenergie

Energie- und Klimafonds

Summe BMELF

BMBF Projektförderung (Tsd. Euro)Energieeffizienz

Erneuerbare Energien

Nukleare Sicherheits- und Endlagerforschung

Fusionsforschung

Energie- und Klimafonds

Summe

Institutionelle Förderung BMBF:

Rationelle Energieumwandlung und -nutzung

Erneuerbare Energien

Nukleare Sicherheitsforschung

Kernfusion

Technologie, Innovation, Gesellschaft

Sonstige Maßnahmen2

Summe

Summe BMBF

Summe gesamt

Ist 201012.700

3.500

1.200

17.400

Ist 2010118.276

16.819

0

32.980

168.075

185.475

Ist 2010120.202

0

120.202

Ist 201023168

0

23.168

Ist 201012.094

16.291

9.055

8.341

0

45.781

Ist 201046.125

37.739

29.508

122.690

7.283

0

243.345

289.126

617.971

Soll 201114.200

3.600

1.200

19.000

Soll 2011119.294

21.190

22.000

33.280

195.764

214.764

Soll 2011128.866

22.000

150.866

Soll 201125.000

9.000

34.000

Soll 201115.300

18.700

10.000

11.000

15.000

70.000

Soll 201141.080

42.431

29.741

137.148

7.745

5.196

263.341

333.341

732.971

201214.600

4.200

1.200

20.000

2012120.894

0

28.500

33.680

183.074

203.074

2012148.866

16.000

164.866

201225.000

6.500

31.500

201215.800

18.200

10.000

14.000

11.500

69.500

201241.804

43.272

30.236

138.655

7.793

23.677

285.437

354.937

754.377

201315.330

44.470

1.200

61.000

2013115.144

0

103.250

34.080

252.474

313.474

2013158.366

71.400

229.766

201325.000

29.300

54.300

201316.300

17.700

10.000

14.000

47.900

105.900

201342.696

44.290

30.850

140.611

7.872

34.262

300.581

406.481

1.004.021

201415.987

4.713

1.200

21.900

2014122.494

0

113.500

34.080

270.074

291.974

2014158.366

91.000

249.366

201425.000

37.000

62.000

201412.300

18.623

10.000

11.000

61.000

112.923

201443.479

45.332

31.478

142.599

7.950

19.527

290.365

403.288

1.006.628

6.03972.81760.4836.000

139.300

Summe596.10238.009267.250168.100

1.069.4611.208.761

Summe714.666200.400915.066

Summe123.16881.800204.968

Summe71.79489.51449.05558.341135.400404.104

6.039215.184213.064151.813681.70338.64382.662

1.383.0691.787.173

4.115.968

Helmholtz-Gemeinschaft (Tsd. Euro)

(DLR in der HGF) (Tsd. Euro)

Anlage

9 Abb. 2: Übersicht über das 6. Energieforschungsprogramm (aus BMWi 2011)