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Was könnte besser in diese Zeit passen als
ein intimes Kammerkonzert in kleinem
Rahmen, gemeinsames Musizieren mit
Freunden und Kollegen. Das gab’s so übri-
gens schon im 19. Jahrhundert, bei den be-
rühmten »Schubertiaden« etwa, bei denen
der Liederfürst im privaten Rahmen Musik
mit befreundeten Künstlern machte. Es
ging um die Kunst, aber auch um das gesel-
lige Beisammensein und den kommunikati-
ven Austausch. Genau das ist auch die Welt
von Julian Prégardien, dem das Kunstlied
mit seinem Nuancenreichtum besonders
am Herzen liegt – und der direkte, unmittel-
bare Austausch mit seinem Publikum.
Ebenso wichtig ist Prégardien aber auch die
Zusammenarbeit mit vertrauten Partnern,
dem Pianisten Eric Le Sage zum Beispiel.
Bereits vor einigen Jahren planten die bei-
den eine Aufnahme der »Dichterliebe«, die
2018 dann auf CD erschienen ist. Und die
ist nicht einfach nur eine Neueinspielung
von Schumanns berühmtem Liederzyklus,
sondern sie ist ein neuerlicher Beweis für
die Neigung des Sängers, einen eigenen,
aktuellen Zugriff auf die alten Meisterwer-
ke zu finden. Bei den Vorbereitungen zur
Aufnahme stieß Julian Prégardien mit sei-
nem Klavierpartner auf eine neue kritische
Notenausgabe, in der die Erstentwürfe
Schumanns zu einigen Liedern enthalten
waren. Ausgehend von den rhythmisch und
deklamatorisch abweichenden Frühfas-
sungen entwickelte der in der Alten Musik
geschulte Sänger einen historisch infor-
mierten Interpretationsansatz für die ver-
meintlich so bekannten Lieder Schumanns.
Mit Eric Le Sage steht ihm dabei nicht ir-
gendein Pianist zur Seite, denn der Franzo-
se ist der Schumann-Experte unserer Tage:
Jahrelang hat er sich intensiv mit der Tas-
tenmusik des Romantikers auseinanderge-
setzt und dessen gesamtes Klavierschaffen
auf CD eingespielt. Und auch Sandrine
Piau ist keine Unbekannte für Julian Pré-
gardien, war sie doch bei einigen Liedern
auf dem »Dichterliebe«-Album mit von der
Partie und fand mit ihrer so flexiblen wie
schön timbrierten Stimme im Detailreich-
tum der kostbaren Miniaturen immer die
richtigen Zwischentöne.
Es sind ganz subjektive und fein ausgestal-
tete Einblicke in die Lied-Welt des 19. Jahr-
hunderts, die uns die drei Künstler gewäh-
ren. Und die werden in diesem so
besonderen Konzert durch einen ganz an-
deren Blickwinkel ergänzt. Für den sorgt
die Sängerin Lia Pale mit ihrem Klavier-
partner Mathias Rüegg, die sich in den letz-
ten Jahren ebenfalls intensiv mit dem Lied-
Schaffen Schumanns auseinandergesetzt
haben. Jedoch nähern sie sich den Kompo-
sitionen aus einer gänzlich anderen Rich-
tung, der modernen Popularmusik nämlich.
Mal streichelt die Sängerin die Töne mit ih-
rer sanften Pop-Stimme, dann wieder würzt
sie die Musik mit Jazz-Harmonien. Das
klingt »duftig, locker und charmant«, wie
die »Neue Musikzeitung« über das Album
urteilte. Auf einmal tönen die Lieder so
ganz anders und neu – und bleiben doch im
Kern immer Schumann. Bjørn Woll
Seite 02
28.09.2020
Von der Waldidylle zum HöllenbankettEin Klavierabend mit Seong-Jin Cho
Seite 02
30.09.2020
Mit Intensitätund AusdruckDas Artemis Quartett spielt Beethoven
Seite 03
23.09.2020
Perlen der RomantikDie Sächsische Staatskapelle Dresden und Sir András Schiff
Seite 04
20.09.2020 | 16:00
Voller KörpereinsatzDie Perkussionistin Vanessa Porter
27.
8.20
20
Nacht der DichterliebeIn der Tradition eines Hauskonzerts werfen fünf Künstler einen neuen Blick auf die musikalische Sehnsuchts- und Liebeslyrik von Robert Schumann
06.09.2020Sonntag 20:00Die Nacht der Dichterliebe
Julian Prégardien TenorSandrine Piau SopranEric Le Sage KlavierLia Pale GesangMathias Rüegg Klavier
Gefördert vom Kuratorium KölnMusik e.V.
€ 30,-
Julian Prégardien
Aktueller Zugriff auf Meisterwerke
Jörgen van Rijen
2Spezial
Das Artemis Quartett
Einfühlsame Musikalität
Artemis war die griechische Göttin des Mondes und der Jagd. Entsprechend
leuchtend und treffsicher musiziert seit dreißig Jahren das nach ihr benannte
Artemis Quartett. Seit einem Jahr tritt es einmal mehr in neuer und verjüngter
Besetzung an. Und es spielt weiterhin, so der Berliner Tagesspiegel, mit »bren-
nender Intensität« und einer »Risikobereitschaft, die an Grenzen geht.« Beste
Voraussetzungen also, um sich dem herausfordernden Werk Ludwig van Beet-
hovens anzunehmen: Dessen drittes Streichquartett für den kunstsinnigen
Grafen Rasumowsky lässt bis heute die Hörerschaft staunen – über die geister-
haft-gespannte langsame Einleitung ebenso wie über das aufregend-fulminan-
te Finale. Danach widmet sich das Ensemble Beethovens eigentlich für Violine
und Klavier komponierter, hochvirtuoser »Kreutzersonate« in einer Fassung
für Streichquintett. Dabei gibt es ein Wiedersehen mit Artemis-Gründungs-
mitglied Eckard Runge, der »sein« altes Ensemble mit einer weiteren Cello-
stimme unterstützt. Guido Fischer
Schon bald nach seiner Gründung vor 70 Jahren reüssierte das Württembergi-
sche Kammerorchester Heilbronn auf den internationalen Podien. Seit kurzem
steht ihm mit Case Scaglione ein junger Dirigent vor, den das New York Phil-
harmonic Orchestra zu seinem Associate Conductor ernannt hat und von dem
die Süddeutsche Zeitung schrieb, er vereine »amerikanische Lockerheit mit
einer höchst einfühlsamen Musikalität«. Beste Voraussetzungen also, um sich
der Uraufführung des Posaunenkonzerts von Bryce Dessner anzunehmen: Der
Gitarrist der amerikanischen Rock-Band »The National« kreiert schon seit ge-
raumer Zeit seelenvolle Partituren für Klassik-Ensembles. Mit Jörgen van Ri-
jen übernimmt ein Weltklasse-Posaunist den Solopart in diesem Virtuosen-
stück. Umrahmt wird es von Igor Strawinskys frechen, vergnügten und
feinfühligen Danses Concertantes sowie der vierten Sinfonie von Felix Men-
delssohn Bartholdy: Spiegel der Glückseligkeit des romantischen Tonschöp-
fers während seiner Reise durchs sonnige Italien. Guido Fischer
30.09.2020 Mittwoch 20:00 Artemis Quartett Vineta Sareika alternierende Violinen Suyoen Kim alternierende Violinen Gregor Sigl Viola Harriet Krijgh Violoncello
Eckart Runge Violoncello
Ludwig van Beethoven / AnonymusStreichquintett a-Moll nach der »Kreutzersonate« op. 47Ludwig van Beethoven Streichquartett C-Dur op. 59,3 (1806) (34 Min.)»3. Rasumowsky-Quartett« Introduzione. Andante con moto –
€ 27,-
»Dieser jüngste Gewinner des Chopin-Wettbe-
werbs kann stolz neben so illustren früheren Sie-
gern wie Pollini, Argerich und Zimerman ste-
hen.« Seong-Jin Cho war erst 21 Jahre alt, als
ihm sein Erfolg bei den alle fünf Jahre in War-
schau stattfindenden »Olympischen Spielen der
Pianisten« dieses Kritikerlob einbrachte. Enga-
gements bei führenden Konzerthäusern waren
die Folge, auch ein Exklusivvertrag mit der Deut-
schen Grammophon, für die der junge Pianist
mittlerweile vier Alben eingespielt hat. Seiner
bislang letzten CD gab der Südkoreaner, der in
Paris studierte und heute in Berlin lebt, den Titel
»The Wanderer«. Er bezieht sich auf Franz
Schuberts große Klavierfantasie C-Dur, die
auch im Zentrum von Chos Kölner Klavierabend
steht. Das Hauptthema dieses Werks hatte der
Komponist seinem Lied »Der Wanderer« ent-
nommen, und zwar einer Passage, in der es
heißt: »Die Sonne dünkt mich hier so kalt, die
Blüte welk, das Leben alt, und was sie reden, lee-
rer Schall, ich bin ein Fremdling überall.« Die
Melodie prägt in vielerlei Varianten die ganze, in
mehrfacher Hinsicht zukunftweisende Kompo-
sition. Modern war einerseits die Form der
Fantasie, die andererseits durch manche spiel-
technische Neuerung beeindruckte. Eröffnen
wird Cho den Abend jedoch mit einem weite-
ren seiner Lieblingskomponisten: Robert
Schumann. Dessen »Waldszenen« stellen
zwar geringere technische Ansprüche als
Schuberts Fantasie, doch leichter zu interpre-
tieren sind sie deswegen nicht. Welche Stim-
mungen die einzelnen Charakterstücke zum
großen Thema der deutschen Romantik her-
aufbeschwören wollen, das zeigen schon ihre
Titel an, ebenso einige Gedicht-Auszüge in
Schumanns Autograph: Neben idyllischen
Waldszenen stehen solche von melancholi-
schem oder auch religiös-feierlichem Aus-
druck, und in »Verrufene Stelle« wird es mit
einem Hebbel-Zitat richtig schaurig: »Die Blu-
men, so hoch sie wachsen, / Sind blass hier,
wie der Tod; / Nur eine in der Mitte / Steht da
im dunkeln Rot. / Die hat es nicht von der
Sonne: / Nie traf sie deren Glut; / Sie hat es
von der Erde, / Und die trank Menschenblut.«
Dämonischer Ausdruck prägt auch Frédéric
Chopins Scherzi. In einer Rezension fragte
sich Schumann irritiert, »wie sich der Ernst
kleiden sollte, wenn schon der »Scherz« in
dunklen Schleiern geht«. Ein Beispiel bietet
das Scherzo op. 20: Hier stammt zwar die
Melodie des zentralen Abschnitts aus einem
polnischen Weihnachtslied, doch gerade vor
diesem sanften Hintergrund wirken die Rah-
menteile besonders schroff. Ihre flammenar-
tig gezackte Bewegung brachte dem Werk
früh den Beinamen »Le Banquet infernal«
(das Höllenbankett) ein. Jürgen Ostmann
Valery Gergiev – Pult-Star, Musik-Zar und
Charismatiker – ist mit »seinen« Münchner
Philharmonikern wieder zu Gast in der
Rheinmetropole. Seit fünf Jahren amtiert
der international gefragte und einflussreiche
Maestro als Chefdirigent des bayerischen
Weltklasseorchesters. Ein Außerordentli-
cher, der die Besten regelrecht anzuziehen
scheint. Ein Umstrittener mitunter, der
manchem Konsens mürrisch widerspricht.
Vor allem aber: ein Tiefschürfender, der sich
in der Arbeit ganz der musikalischen Wahr-
haftigkeit verpflichtet fühlt. Berufung, Um-
sicht und Besessenheit haben den Künstler
dabei mit einer Souveränität ausgestattet,
die ihn unerschütterlich für die Mission der
klassischen Musik brennen lässt. Gergievs
große Ernsthaftigkeit und Unbedingtheit
sind vorzügliche Voraussetzungen für eine
aufregende Interpretation von Franz Schu-
berts »unvollendeten« (weil nach zwei Sät-
zen nicht weiter ausgeführten) siebten Sin-
fonie – ein Werk von kurzem Ausmaß, aber
gewaltiger innerer Größe. Schubert hatte
hier erstmals in seinem sinfonischen Schaf-
fen den von Erhabenheit und Bedrohung
gleichermaßen kündenden Klang der Posau-
nen eingesetzt. Immer wieder nimmt der
erste der beiden Sätze Anlauf, um vom Glück
reden zu dürfen. Doch die Abwehr folgt jäh.
Und Sicherheit ist nirgends. Nie erweist sich
Schuberts Schmerz dabei als Selbstmitleid
oder Sentimentalität. Seine Klage ist hart.
Der zweite Satz erscheint wie ein freundli-
cher Gegenentwurf. Und doch schleicht sich
auch hier in das Selbstbewusstsein eine
Skepsis, die zu massiver Krise und zum Ab-
sturz führt. Nach fast überirdischen
Schmerz macht sich ein zaghafter Versuch
von Friedfertigkeit bemerkbar. Schuberts
nicht zu Ende geführte Siebte endet zumin-
dest mit dem Sehnen nach Versöhnung. Auf
Versöhnung bedacht ist auch das Violinkon-
zert von Felix Mendelssohn Bartholdy: ein
Meisterwerk der Romantik, das sich von An-
fang an zu sehnsuchtsvollen und schwärme-
rischen Höhen aufschwingt. Was wirkt wie
aus einem wunderbaren Guss, ist in Wahr-
heit das Ergebnis einer langen Suche. Be-
reits 1838 schrieb der Komponist an den
Konzertmeister »seines« Leipziger Ge-
wandhausorchesters Ferdinand David: »Ich
möchte Dir wohl auch ein Violinkonzert ma-
chen für nächsten Winter, eins in e-Moll
steckt mir im Kopfe, dessen Anfang mir kei-
ne Ruhe lässt.« Doch erst sechs Jahre später
war für das Werk die Zeit der Reife und der
Vollendung gekommen. Alle drei Sätze – vir-
tuos, lyrisch und voller Esprit – gehen naht-
los ineinander über und bilden eine große
poetische Einheit. In Köln wird der an-
spruchsvolle Solopart von Janine Jansen in-
terpretiert, die zu den gefragtesten Instru-
mentalistinnen unserer Tage zählt.
Bescheiden im Auftreten, anspruchsvoll im
Spiel und prächtig im Klang – stets weiß die
mehrfach preisgekrönte Zaubergeigerin Ele-
ganz und Emotion zu vereinen.
Oliver Binder
Im Reich der Emotionen
28.09.2020Montag 20:00 Seong-Jin Cho Klavier
Robert SchumannWaldscenen. Neun Clavierstücke op. 82 Franz SchubertFantasie C-Dur op. 15 D 760»Wandererfantasie« Frédéric ChopinScherzo h-Moll op. 20 (1835) (8 Min.)Scherzo b-Moll / Des-Dur op. 31
€ 30,-
13.09.2020Sonntag 18:00 Jörgen van Rijen Posaune
Württembergisches Kammerorchester HeilbronnCase Scaglione Dirigent
Igor StrawinskyDanses concertantes für kleines OrchesterBryce DessnerKonzert für Posaune und Orchester (2020)Felix Mendelssohn BartholdySinfonie Nr. 4 A-Dur op. 90
€ 44,- | 38,- | 32,- | 26,- | 19,- | 10,-
12.09.2020Samstag 20:00Janine Jansen Violine
Münchner PhilharmonikerValery Gergiev Dirigent
Felix Mendelssohn BartholdyKonzert für Violine und Orchester e-Moll op. 64
Franz SchubertSinfonie Nr. 7 h-Moll D 759»Unvollendete«
€ 79,- | 69,- | 56,- | 42,- | 29,-
Janine Jansen
Von der Waldidylle zum Höllenbankett
Zwei Meisterwerke der Romantik
Ein Klavierabend mit Seong-Jin Cho
Zu Gast mit Musik von Beethoven
Seong-Jin Cho
3
Ein »junger Löwe« sei Johannes Brahms
gewesen, als er sein erstes Klavierkonzert
zu Papier brachte. Seine Pranke – so be-
schrieb es einmal trefflich der Dirigent
und Musikologe Peter Gülke – schlüge
mit »herrlicher Respektlosigkeit« schon
zu Beginn des Kopfsatzes allen Traditio-
nen ins Gesicht. In den aufwühlenden An-
fangstakten verarbeitete der erst 23-Jäh-
rige seine Erschütterung über den
Selbstmordversuch seines Mentors Ro-
bert Schumann. Später ließ er im Mittel-
satz seine Gefühle für Clara Schumann
anklingen: »Auch male ich an einem sanf-
ten Porträt von Dir, das dann Adagio wer-
den soll«, kündigte er der inzwischen ver-
witweten Freundin an. Das durch und
durch romantische Konzert, welches ein
rhythmisch packender Finalsatz krönt,
scheint das aufregende (Innen-)Leben
des jungen Komponisten mit all seinen
Höhen und Tiefen widerzuspiegeln. In der
Kölner Philharmonie wird Sir András
Schiff den Solopart von Brahms‘ geniali-
schem Konzert-Erstling zum Leuchten
bringen. Der für sein feinsinniges, glas-
klares und stets kraftvolles Spiel gefeierte
Virtuose wird dabei von der Sächsischen
Staatskapelle Dresden begleitet. Das
zweite Highlight des Abends bildet die
siebte Sinfonie von Antonín Dvořák, wel-
cher man besonders die Auseinanderset-
zung mit dem Schaffen seines Förderers
und Freundes Johannes Brahms anmerkt.
Vor allem hier hatte sich Dvořák an
Brahms‘ Raffinesse orientiert, ein im
Grunde knappes Themen-Material weit
ausgreifend und tief durchgreifend zu ver-
arbeiten. Brahms war es gewesen, der den
zunächst vor allem im Prager Raum be-
kannten Dvořák seinem Berliner Verleger
empfohlen hatte. Die von diesem daraufhin
in Auftrag gegebenen Slawischen Tänze
verhalfen dem Enddreißiger ausgerechnet
mit ihrem nationalen Flair zum internatio-
nalen Durchbruch. Vor allem in London
war Dvořák bald schon ein gern gesehener
Gast. Immer wieder bat man ihn, die
Hauptstadt Englands mit seiner Anwesen-
heit und Musik zu beehren – die Times be-
jubelte ihn als »musical hero of the hour«!
Hier brachte Dvořák schließlich, nun Mitte
Vierzig, die siebte Sinfonie zur Urauffüh-
rung. Düster und dramatisch in den Eck-
sätzen, dafür licht und feierlich im zweiten
Satz und voller (mitunter allerdings leicht
infernalischer) Lebenslust im Scherzo –
Antonín Dvořák wusste die Komplexität à
la Brahms mit der Melodienseligkeit seiner
böhmischen Heimat zu verschmelzen. Die
musikalische Leitung liegt in den Händen
von Myung-Whun Chung, der seit der
Spielzeit 2012/13 die Position des Ersten
Gastdirigenten des Edel-Klangkörpers be-
kleidet – ein Amt, das für diesen ebenso
tief empfindenden wie entschlossenen
Musiker erstmals geschaffen wurde. Da-
mit drückte dieses traditionsreiche Or-
chester die außerordentliche Wertschät-
zung aus, die es dem auf der ganzen Welt
gefragten Maestro entgegenbringt. Dieser
wiederum gerät ins Schwärmen über den
»einzigartigen Klang« der Dresdner, der
von einer »einzigartigen menschlichen
Wärme« erfüllt sei. Und Menschlichkeit
gälte ihm, so der bescheidene Pultstar, als
allerhöchstes Gut. Oliver Binder
Spezial
Perlen der Romantik
23.09.2020 Mittwoch 21:00 Sir András Schiff Klavier
Sächsische Staatskapelle DresdenMyung-Whun Chung Dirigent
Antonín DvorákSinfonie Nr. 7 d-Moll op. 70 B 141
Johannes BrahmsKonzert für Klavier und Orchester Nr. 1 d-Moll op. 15
€ 94,- | 84,- | 66,- | 46,- | 29,- | 25,-
Zwei Klassik-Highlights mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden und Sir András Schiff unter Myung-Whun Chung
»Jegliche Grenzen sprengen und so viele Menschen wie möglich glücklich
machen wollen.« So lautet das Credo des SIGNUM saxophone quartets. Und
seit dem Gründungsjahr 2006 haben die vier Musiker mit ihrer Mischung
aus Klassik, Jazz und Weltmusik auch das Kölner Philharmonie-Publikum
schon oft sehr sehr glücklich gemacht. Jetzt kommt es zu einer besonderen
Konstellation. Denn diesmal machen die Sax-Fab-Four gemeinsame Sache
mit dem Essener Weltklasse-Schlagzeuger Alexej Gerassimez! »Starry
Night« lautet das zusammen konzipierte Programm, bei dem der musikali-
sche Bogen vom menschlichen Gehirn bis weit ins Weltall geschlagen wird.
Denn bevor das Quintett in weite Ferne aufbricht, taucht man zunächst in
die Tiefen des Unterbewusstseins ab. Um unsere Ängste, Träume und Sehn-
süchte dreht sich nämlich die Auftragskomposition »Connectome«, die der
neuseeländische Komponist John Psathas gerade erst für Alexej Gerassimez
und das SIGNUM saxophone quartet geschrieben hat. Vom Mikro- ins Mak-
rokosmische geht es dann in all den klangvollen Arrangements zu. Von Gus-
tav Holsts »Planeten« etwa und eines Ohrwurms aus John Williams´ Sound-
track zu »E.T. – Der Außerirdische«. Und mit dem Titelstück des Programms,
mit »Starry Night« von Steve Martland laden die fünf musikalischen Him-
melsstürmer dann sogar zu einem Tanz ein – unter dem leuchtenden,
nächtlichen Sternenhimmel Afrikas. Guido Fischer
Am 20. September ist Weltkindertag. Was könnte da besser passen als ein
Konzert des Kölner Liedermachers Johannes Stankowski? Gemeinsam mit
seiner Band entführt er sein Publikum in den Kosmos Familie. In seinen ele-
ganten und gleichzeitig direkten Texten spiegelt er die Sichtweise der Kin-
der und Eltern auf diesen Kosmos wider, ohne dabei den Zeigefinger in die
eine oder andere Richtung zu heben. Es geht in seinen Liedern um Wahr-
nehmungen, Gefühle und Bedürfnisse im turbulenten, bunten und manch-
mal viel zu schnellen Familienalltag. Stankowski versteht sich dabei als
Sprachrohr, schafft gleichzeitig ein Forum für Kinder und ihre Eltern. Das
Konzert ist eine Reise durch seine vier Alben »Alles wird grün«, »Alles wird
bunt«, »Alles wird weiß« und »Tausend schöne Dinge«. Eine Reise, auf der
wir feiern wollen: die Rückkehr von Live-Musik in unser Leben, die Familie,
unsere Kinder und ihr Wohlergehen. Guido Fischer
Fünf Himmelsstürmer
Kosmos FamilieSir András Schiff
04.09.2020Freitag 20:00Starry Night
Alexej Gerassimez Schlagzeug
SIGNUM saxophone quartet Blaž Kemperle Sopransaxophon Hayrapet Arakelyan Altsaxophon Alan Lužar Tenorsaxophon Guerino Bellarosa Baritonsaxophon
Werke von: John Williams, Gustav Holst u.a.
20.09.2020Sonntag 11:00Das große Familienkonzert
Johannes Stankowski & Band
SIGNUM saxophone quartet
Johannes Stankowksi Band
Schlagzeuger Alexej Gerassimez meets das SIGNUM saxophone quartet
Ein hoch-romantisches Konzert
4Spezial
Wie eine Schamanin hockt sie da auf der Bühne
– und lässt atemberaubend virtuos auch ihre per-
sische Handtrommel Zarb sprechen! »Le Corps
à corps« für einen sprechenden Schlagzeuger
heißt das Stück von Georges Aperghis, bei dem
Vanessa Porter irrwitzig aufdreht. In dieser klei-
nen Musiktheaterszene, in der sie mit einem
atemberaubenden Trommelfeuer aus perkussi-
ven und stimmlichen Lautmalereien und Geräu-
schen ein dramatisches Motorradrennen aufge-
bracht beobachtet und kommentiert. »Le Corps
à corps« gehört zu den absoluten Kultstücken,
die für Percussion komponiert wurden. Und
wenn Vanessa Porter es zum Leben erweckt,
hängt man fasziniert nonstop an ihren Augen,
Lippen, Fingern. Aber schließlich spielt die
Wahl-Stuttgarterin ja mittlerweile schon seit
vielen Jahren international in der ersten Percus-
sionsliga mit. Ob solistisch, ob im Duo mit ihrer
Schwester Jessica oder mit ihrem »Daidalos Per-
cussion Quartett«. Jetzt ist Porter von der Kölner
Philharmonie und dem Festspielhaus Baden-
Baden zum »Rising Star der European Concert
Hall Organisation« (ECHO) nominiert worden.
Und im Rahmen einer Europa-Tour gibt sie nun
ihr Kölner Debüt! Wie unglaublich facettenreich
das zeitgenössische Percussionsrepertoire ist,
spiegelt sich in Porters Programm wider. In zar-
ten Fluss geraten da die 14 Glocken in einem
Stück des Italieners Salvatore Sciarrino. In Vin-
ko Globokars »?Corporel« verwandelt sich Por-
ters eigener Körper in ein Schlagzeug. Und
auch mit elektronischen Klängen fl irtet sie in
eigenen Werken und Improvisationen – wobei
sie dann vom Berliner Sounddesigner Daniel
Weingarten unterstützt wird. Einer der vielen
Höhepunkte wird zudem aber nicht nur Aper-
ghis´ »Le Corps à corps« sein. Von ihm bringt
Vanessa Porter mit »The Messenger« nun gar
ein neues Stück für Zarb und Stimme zur Ur-
aufführung. Und auch da kann es nur lauten:
Augen und Ohren auf! Guido Fischer
Längst geht es im Jazz nicht mehr um den vor-
geblich schroffen Gegensatz von Komposition
und Improvisation, ideologische Grabenkämp-
fe aus den Sechzigern sind nur noch Geschich-
te, sie sind schlicht obsolet geworden durch die
Entwicklungen der Musik. Vielmehr ist ein an-
derer Aspekt in den Vordergrund gerückt, an
dem sich die beiden Extreme und die vermit-
telnde Tätigkeit ausführender Interpreten dis-
kutieren lassen – es geht um Freiheitsgrade.
Hört man dem DLW-Trio (Dell-Lillinger-Wes-
tergaard) auch nur für einige Takte zu, kommt
man ins Schleudern – was ist das jetzt: totale
Improvisation oder ist das Ganze doch ein cle-
veres Konzept, das man als Laie nur noch nicht
durchschauen kann? Eins lässt sich jedoch so-
fort konstatieren: der heute oft zitierte Begriff
von Freiheit wird nicht strapaziert; die Freiheit,
hier wird sie nicht missbraucht. Was gab es in
der Hochzeit des Free Jazz nicht alles an Bei-
spielen des Missfallens beim Publikum, gera-
de wenn man live Zeuge kreativer, gleichwohl
schwer auszuhaltender Prozesse auf der Büh-
ne wurde. Nichts davon bei diesem Ensemble,
das sich für das Kölner Konzert die Beteili-
gung der – Überraschung – klassisch geschul-
ten Pianistin Tamara Stefanovich sichern
konnte. Die hohe Konzentration des unge-
mein dicht agierenden Klangkollektivs über-
trägt sich wie selbstverständlich auf den Zuhö-
rer und man folgt fasziniert Christopher Dells
Schlegelkunst auf dem Vibraphon, die kunst-
voll mit dem fein vor sich hinzischenden Mini-
Drumset des Wunderkinds Christian Lillinger
verflochten zu sein scheint. Sozusagen als
Weltenkind in der Mitte der Bassist Jonas
Westergaard, der zu den wenigen warm tönen-
den Melomanen auf seinem Instrument ge-
hört, das er im übrigen auch trefflich zu strei-
chen weiß. Was für eine Band! Tom Fuchs
20. 09.2020Sonntag 16:00 Vanessa Porter Perkussion, ImprovisationDaniel Weingarten Klangregie, Tontechnik, Live-Loops, ImprovisationenNominiert von Kölner Philharmonie und Festspielhaus Baden-Baden
Werke von Vanessa PorterSalvatore SciarrinoVinko GlobokarDavid LangGeorges Aperghis u.a.ImprovisationenUnd:Emil KuyumcuyanShapes (2020) (6 Min.) für VibraphonUraufführungKompositionsauftrag der Kölner Philharmonie (KölnMusik)
Georges AperghisThe Messenger (2019) (6 Min.)für Zarb und StimmeUraufführungKompositionsauftrag der Kölner Philharmonie (KölnMusik), Festspielhaus Baden-Baden und European Concert Hall Organisation.Kompositionsauftrag der Kölner Philharmonie (KölnMusik) für das »non bthvn projekt« 2020
ImprovisationKompositionsauftrag der Kölner Philharmonie (KölnMusik), Festspielhaus Baden-Baden und European Concert Hall Organisation.Kompositionsauftrag der Kölner Philharmonie (KölnMusik) für das »non bthvn projekt« 2020€ 25,-
25.09.2020 Freitag 20:00Dell Lillinger Westergaard feat. Tamara Stefanovich
Christopher Dell vibChristian Lillinger drJonas Westergaard bTamara Stefanovich Klavier
€ 30,-
Voller Körpereinsatz!
Dell Lillinger Westergaard feat. Tamara Stefanovich
Vanessa Porter
Dell Lillinger Westergaard feat. Tamara Stefanovich
Percussionistin Vanessa Porter ist ECHO-Rising Star 2020/21
Das »Wie« des Sprechens, der Sprache(n), der Gesten und der Klänge sind das
Metier des griechischen Komponisten Georges Aphergis (* 1945), der seit 1963
in Paris lebt und dort an seinen ästhetischen Kommunikationssituationen arbei-
tet. Sie präsentieren sich – beim Acht-Brücken-Festival 2019 waren sie vielfältig
zu erleben – als sonores und meist szenisches Mit- wie Ineinander von Ernst und
Humor, von (Musiker-)Alltag und Kunst(-Welt), von erzählerischen Brüchen und
erzählten Sprüngen. Zugleich, wie von Zauberhand, besitzt das oft disparate Ge-
schehen einen erstaunlichen dramaturgischen Zusammenhalt. Darin liegen die
Kraft und Magie von Aperghis‘ Musik, die stets vom Menschen handelt - für den
Menschen. Und mit ihnen. Seine »Intermezzi«, uraufgeführt 2016 in München
durch das Ensemble Musikfabrik, gäbe es ohne deren Musikerinnen auch nicht.
Die »Zwischenmusiken« porträtieren – die Virtuosität der Kölner spielt sowieso
mit – überaus charmant deren Temperamente, Biografi en und individuelle Vor-
lieben fürs Singen, Sprechen und andere, auch außermusikalische Aktionen, die
mit dem eigentlichen Instrument direkt nichts zu tun haben. Die »Musiker*innen
mit Erweiterungen« (Aperghis) agieren und atmen in »Intermezzi« zusammen,
aber hier und heute auch unbedingt jede und jeder für sich. In der Uraufführung
von »Shades of Red« des Komponisten Michel van der Aa formiert sich der Kölner
Klang-Körper dann neu, aber keineswegs monochromer. Schatten, irisierende
Schattierungen durchwirken wesentlich die atmosphärischen Farbklangformen
des 1970 geborenen Niederländers. Stefan Fricke
Zwischenmusiken für ein EnsembleEnsemble Musikfabrik
Kartenkaufkoelner-philharmonie.de
Kartenbestellung online über den ausführlichen und aktuellen Veranstaltungskalender der Kölner Philharmonie und alles zum Konzertbesuch während der Coronapandemie
Philharmonie-Hotline: 0221 280 280Montag bis Freitag 10:00 bis 14:00 Uhr
Neumarkt-Galerie 50667 KölnMusik GmbH(in der Mayerschen Buchhandlung)Montag bis Samstag 10:00 bis 18:00 Uhr
Bechergasse 1050667 Kölngegenüber der Kölner PhilharmonieMontag bis Freitag 10:00 bis 18:00 Uhr, Samstag 10:00 bis 16:00 Uhr
Vorverkaufsstellen
ImpressumKölner Philharmonie Spezial, Anzeigen-Sonderveröffentlichung von Kölner Stadt-Anzeiger und Kölnischer Rundschau und Bonner Rundschau in Verbindung mit der KölnMusik GmbH(Kölner Philharmonie, Bischofsgartenstraße 1, 50667 Köln), Verlag
M. DuMont Schauberg, Expedition der Kölnischen Zeitung GmbH & Co. KG, Amsterdamer Str. 192, 50735 Köln
DruckDuMont Druck Köln GmbH & Co.KG, Amsterdamer Str. 192, 50735 Köln
V.i.S.d.P.Louwrens Langevoort, Intendant der Kölner Philharmonieund Geschäftsführer der KölnMusik GmbH.
Design / LayoutCreative DuMont Rheinland GmbH, Amsterdamer Str. 192, 50735 Köln, Geschäftsführung: Karsten Hundhausen, Kay Clauberg Layout: Milly De Cloedt, Büro Fram, www.buerofram.de.
RedaktionSebastian Loelgen, KölnMusik GmbH.
AutorenOliver Binder, Guido Fischer, Stefan Fricke, Tom Fuchs, Jürgen Ostmann , Björn Woll
BildnachweisMatthias Baus (Titel) Marco Borggreve (S. 2, links), Decca/'Harald Hoffmann (S. 2 rechts oben), Deutsche Grammophon/Christoph Köstlin (S. 2 rechts unten), Nicolas Brodard (S. 3 links), Andrej Grilc (S. 3 rechts oben), Costa Belibasakis (S. 3 rechts unten) Christopher Buehler (S. 4, links oben), Nino Halm (S.4 links unten)Katharina Dubno (S.4, rechts oben)
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21.09.2020Montag 11:00Werke von: Michel van der Aa, Georges Aphergis