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3 EDITORIAL Liebe Israelfreunde Im Februar feierte die israelische Wasserversorgungsgesellschaft «Me- korot» ihr 70-jähriges Bestehen. Während der Feierlichkeiten pries Benjamin Elieser, der Minister für Nationale Infrastruktur, die grossen Errungenschaften der Gesellschaft auf allen Gebieten der Wasserversorgung. Er erwähnte auch, wie sie sich dadurch internationale Anerkennung erworben habe. Sogar die Vereinten Nationen hätten das israelische Wasserversorgungssystem als vorbildlich bezeichnet. Deshalb schickten heute viele Länder mit ähnlichen Versorgungsproblemen ihre Fachleute nach Israel, um mehr über dessen Prob- lemlösungen zu erfahren. Dann wies Elieser darauf hin, wie «Mekorot» dazu beigetragen habe, biblische Verheissungen zu verwirklichen – zum Beispiel die Worte in Jesaja 41,19: «Ich werde Zedern in der Wüste geben, Akazien, Myrten und Olivenbäume und werde Zypresse, Esche und Buchsbaum miteinander in die Steppe setzen.» Er erwähnte auch, dass der Bibel zufolge immer wieder Dürrezeiten das Land heimgesucht, aber die Vorväter schon damals nach Lösungen dieses Problems geforscht hätten. Gerade jetzt befinde sich Israel wieder in einer Trockenperi- ode, in der schon seit fünf Jahren nicht genug Regen falle. Angesichts dieser Umstände sei auch «Mekorot» dazu gezwungen, dieses Problem in den Griff zu bekommen, vor allem wegen des stetig zunehmenden Wasserverbrauchs einer wachsenden Bevölkerung. Die moderne Alternative seien Meerwasser- entsalzungsanlagen. In einem Zeitraum von fünf Jahren sollen zusätzlich zu den beiden bereits bestehenden Betrieben fünf weitere gebaut werden. Damit könnten dann zwei Drittel des Trinkwasserbedarfs von 750 Millionen Kubikmeter abgedeckt werden. Ronen Wolfman, Generaldirektor von «Mekorot», erklärte ausserdem, wie die Wasserversorgungsgesellschaft dazu beigetragen habe, die Grenzen des Landes zu sichern. Schon in der britischen Mandatszeit wurde Wasser in den Negev, also in den Süden des Landes, geleitet. Dadurch war es möglich, dort elf jüdische Siedlungen zu gründen, durch die im Unabhängigkeitskrieg der Vormarsch der ägyptischen Truppen aufgehalten wurde. Ohne diese jüdischen Stellungen im Süden hätten die Ägypter den Negev erobert, und Israel wäre heute ein viel kleineres Land. Wolfman zufolge deckt «Mekorot» nicht nur den Eigenbedarf, sondern liefert auch 45 Millionen Kubikmeter Wasser an die Paläs- tinenser in Judäa, Samaria und Gaza. Weitere 55 Millionen Kubikmeter gehen jährlich nach Jordanien, so wie es im Friedensabkommen zwischen den beiden Ländern vereinbart wurde. Wolfman hofft deshalb auch, dass das Wasser im Gegensatz zu häufig geäusserten Befürchtungen nicht zur Ursache für weitere Kriege wird, sondern vielmehr als Brücke zum Frieden dient. Trotz dieser wunderbaren Vorerfüllung biblischer Verheissungen bei der Rückführung des jüdischen Volkes in sein Land liegt die vollständige Erfüllung der Prophezeiungen noch in der Zukunft. Es ist jedoch eindrucksvoll, wie Men- schen aus vielen Ländern mit ähnlichen Wasserproblemen nach Israel kommen, um von dessen Erfolgen auf dem Gebiet der Wasserversorgung zu lernen. Man könnte fast meinen, diese Entwicklung sei eine Vorerfüllung der Verheissung aus Sacharja 8,23. Dort steht geschrieben, wie im messianischen Friedensreich Menschen aus den Nationen sich an die Juden halten werden, weil sie erkennen, dass der Segen Gottes mit diesem Volk ist. In Ihm, der nicht nur redet, sondern auch hält, was Er verspricht, mit Ihnen verbunden grüsst Sie mit einem herzlichen Shalom aus Haifa Ihr Fredi Winkler Sogar die Vereinten Na- tionen haben das israeli- sche Wasserversorgungs- system als vorbildlich bezeichnet

NAI 2008-04

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E D I T O R I A L

Liebe IsraelfreundeIm Februar feierte die israelische Wasserversorgungsgesellschaft «Me-

korot» ihr 70-jähriges Bestehen. Während der Feierlichkeiten pries Benjamin Elieser, der Minister für Nationale Infrastruktur, die grossen Errungenschaften der Gesellschaft auf allen Gebieten der Wasserversorgung. Er erwähnte auch, wie sie sich dadurch internationale Anerkennung erworben habe. Sogar die Vereinten Nationen hätten das israelische Wasserversorgungssystem als vorbildlich bezeichnet. Deshalb schickten heute viele Länder mit ähnlichen Versorgungsproblemen ihre Fachleute nach Israel, um mehr über dessen Prob-lemlösungen zu erfahren. Dann wies Elieser darauf hin, wie «Mekorot» dazu beigetragen habe, biblische Verheissungen zu verwirklichen – zum Beispiel die Worte in Jesaja 41,19: «Ich werde Zedern in der Wüste geben, Akazien, Myrten und Olivenbäume und werde Zypresse, Esche und Buchsbaum miteinander in die Steppe setzen.»

Er erwähnte auch, dass der Bibel zufolge immer wieder Dürrezeiten das Land heimgesucht, aber die Vorväter schon damals nach Lösungen dieses Problems geforscht hätten. Gerade jetzt befinde sich Israel wieder in einer Trockenperi-ode, in der schon seit fünf Jahren nicht genug Regen falle. Angesichts dieser Umstände sei auch «Mekorot» dazu gezwungen, dieses Problem in den Griff zu bekommen, vor allem wegen des stetig zunehmenden Wasserverbrauchs einer wachsenden Bevölkerung. Die moderne Alternative seien Meerwasser-entsalzungsanlagen. In einem Zeitraum von fünf Jahren sollen zusätzlich zu den beiden bereits bestehenden Betrieben fünf weitere gebaut werden. Damit könnten dann zwei Drittel des Trinkwasserbedarfs von 750 Millionen Kubikmeter abgedeckt werden.

Ronen Wolfman, Generaldirektor von «Mekorot», erklärte ausserdem, wie die Wasserversorgungsgesellschaft dazu beigetragen habe, die Grenzen des Landes zu sichern. Schon in der britischen Mandatszeit wurde Wasser in den Negev, also in den Süden des Landes, geleitet. Dadurch war es möglich, dort elf jüdische Siedlungen zu gründen, durch die im Unabhängigkeitskrieg der Vormarsch der ägyptischen Truppen aufgehalten wurde. Ohne diese jüdischen Stellungen im Süden hätten die Ägypter den Negev erobert, und Israel wäre heute ein viel kleineres Land. Wolfman zufolge deckt «Mekorot» nicht nur den Eigenbedarf, sondern liefert auch 45 Millionen Kubikmeter Wasser an die Paläs-tinenser in Judäa, Samaria und Gaza. Weitere 55 Millionen Kubikmeter gehen jährlich nach Jordanien, so wie es im Friedensabkommen zwischen den beiden Ländern vereinbart wurde. Wolfman hofft deshalb auch, dass das Wasser im Gegensatz zu häufig geäusserten Befürchtungen nicht zur Ursache für weitere Kriege wird, sondern vielmehr als Brücke zum Frieden dient.

Trotz dieser wunderbaren Vorerfüllung biblischer Verheissungen bei der Rückführung des jüdischen Volkes in sein Land liegt die vollständige Erfüllung der Prophezeiungen noch in der Zukunft. Es ist jedoch eindrucksvoll, wie Men-schen aus vielen Ländern mit ähnlichen Wasserproblemen nach Israel kommen, um von dessen Erfolgen auf dem Gebiet der Wasserversorgung zu lernen. Man könnte fast meinen, diese Entwicklung sei eine Vorerfüllung der Verheissung aus Sacharja 8,23. Dort steht geschrieben, wie im messianischen Friedensreich Menschen aus den Nationen sich an die Juden halten werden, weil sie erkennen, dass der Segen Gottes mit diesem Volk ist.

In Ihm, der nicht nur redet, sondern auch hält, was Er verspricht, mit Ihnen verbunden grüsst Sie mit einem herzlichen Shalom aus Haifa

Ihr Fredi Winkler

Sogar die Vereinten Na-tionen haben das israeli-sche Wasserversorgungs-system als vorbildlich bezeichnet

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Nachrichten aus Israel®

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Eingedenk dessen, dass alle menschliche Erkenntnis Stückwerk ist (1.Kor 13,9), legen die Autoren eigenverant-wortlich ihre persönliche Sicht dar.

Initialen der Autoren und Quellenangaben in dieser Ausgabe:ZL = Zwi Lidar; CM = Conno Malgo; AN = Antje Naujoks; US = Ulrich Sahm

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E D I T O R I A L 3 von Fredi Winkler

B I B L I S C H E B O T S C H A F T 5 Darum ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volke Gottes Y E S H U A U N D I S R A E L 9 Das Zeichen des Kreuzes

H I N T E R G R U N D I N F O R M A T I O N E N A U S I S R A E L 10 60 Jahre Israel – ein Rückblick 11 Novum der israelischen Luftstreitkräfte 11 Die Ereignisse im Gazastreifen 12 Sderot, eine Stadt unter Beschuss 13 Christenverfolgung im Gazastreifen 13 Bitten Golfstaaten Israel um Schutz? 14 Katars Ministerpräsident verklagt kuwaitische Zeitung 14 Israelische Tennisgeschichte 15 Der Schekel besiegt den US-Dollar 15 Handel israelischer Aktienfirmen an europäischer Börse 16 USA Auge in Auge mit Russland 17 EL AL zur sichersten Fluglinie gewählt 17 Zufriedene Touristen in Israel 18 Hightech-Fussballbeobachter 18 Ab 2009 Israeli Leiter der Prager Philharmonie 19 Israelische Filmtablette in Deutschland 19 Fotosynthese kann Krebszellen zerstören 20 Israelische Erfindung geht bei «Volvo» in Serienproduktion 20 Neuer Tank für Wasserstoff-Autos 20 Das GPS der Medizin 21 Israels Dentalimplantate sehr gefragt 21 Israelisches Kontrollsystem für die Niederlande 22 Israel rüstet Singapur auf 22 Kapitalistischer Kibbuz als Friedensrezept

60 Jahre Israel – ein Rückblick. Die israeli-sche Armee wurde gut zwei Wochen nach Gründung des Staates Israel ins Leben gerufen. Seither mussten immer wieder existenzielle Bewährungsproben bestanden werden. Seite 10

Klage wegen Kritik an Israel-Politik. Ka-tars Ministerpräsident verklagt kuwaitische Zeitung. Die Meldung machte nicht nur in Israel Schlagzeilen: Katars Ministerpräsi-dent verklagt eine kuwaitische Zeitung so-wie einen ihrer Journalisten, weil sie seine politische Linie gegenüber Israel kritisiert haben. Seite 14

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Das Volk Israel bzw. dessen ungläubiges Verhalten während der 40-jährigen Wüstenwanderung dient der Gemeinde Jesu als Warnung. Die Gläubigen des Neuen Bundes sollen nicht die gleichen Fehler begehen (vgl. 1.Kor 10,11), sondern einmal mit Freuden in die ewige Ruhe Gottes eingehen können.

Darum ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volke Gottes

Thomas Lieth

Nach der wunderbaren Befreiung aus der Knechtschaft in Ägypten begann der Weg des Volkes Israel durch die Wüste. Diesem Thema wollen wir uns anhand des Hebrä-erbriefes zuwenden.

Israel in der Wüste. «Darum, wie der Heilige Geist spricht: ‹Heute, wenn ihr seine Stimme hört, so verstockt eure Herzen nicht …›» (Hebr 3,7-8). Hier werden die Leser aufgefordert, ihr Herz nicht dem eindringlichen Ruf Gottes zu verschliessen. Der Brief war an Juden gerichtet, sodass er auch auf den Ungehorsam Israels während der Wüstenwan-derung zurückgreift. Deshalb heisst es weiter: «‹… wie in der

Auflehnung, am Tag der Versuchung in der Wüste, wo mich eure Väter versuchten; sie prüften

mich und sahen meine Werke 40 Jahre lang. Darum wurde ich zornig über jenes Geschlecht und sprach: Immer gehen sie in ihrem Herzen in die Irre, und sie haben meine Wege nicht er-kannt, sodass ich schwor in meinem Zorn: Sie sollen nicht in meine Ruhe eingehen!›» (V 8-11).

Obwohl die Israeliten nach der Befreiung aus der ägyptischen Gefan-

genschaft täglich mit Gottes Wirken und Seinen Wun-dern konfrontiert waren, glaubten sie in ihren Herzen doch nicht an den Herrn und Seine Macht. Dem offensichtlichen Reden Gottes gegenüber verschlossen sie ihr Herz. Und so steht auch der heu-tige Mensch in der Gefahr, das Reden Gottes zu miss-achten. Er weiss um einen Schöpfer und sieht dessen Werke, aber er will es nicht wahrhaben. Er beobachtet die Schöp-fung, spricht aber von der « N a t u r » . Seine Sinne

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vernehmen die Wunder und ihren Planer, aber er schreibt dies dem Zufall zu. Der Mensch weiss es wohl, aber er glaubt es nicht. Beim Glauben geht es eben nicht darum, lediglich etwas intellektuell zu verstehen, sondern dieses Wissen auch in die Praxis umzusetzen.

Verstandesmässig wusste das Volk Israel alles, aber es glaubte trotzdem nicht. Jedem Israeliten war klar, dass es einen Gott gibt; sie unterliessen es jedoch, dieses Wissen zu verinnerlichen. Es ist wie in einer Ehe: Es genügt nicht zu wissen, wer mein Ehepartner ist und was er tut. Nein, ich muss selbst meinen Teil zum guten Gelingen der Ehe bei-tragen. Im Fall der Israeliten lag der Fehler nicht bei Gott: Er versorgte Sein Bundesvolk in der Wüste 40 Jahre lang mit Speise und Trank, und durch Seine wunderbare Be-wahrung gingen weder ihre Kleider noch ihr Schuhwerk kaputt (vgl. 5.Mo 29,4). Doch seinem Herrn und Gott dafür zu danken und Ihn anzubeten, dazu war das Volk Israel nicht bereit. Schlimmer noch, es ging sogar fremd, indem es sich ein goldenes Kalb goss und diesem huldigte (vgl. 2.Mo 32,4). Dadurch beschwor es Gottes Zorn herauf, der keine anderen Götter ne-ben sich duldet (vgl. 2.Mo 20,3).

Ein weiteres Beispiel der Auflehnung Israels ist das Geschehnis in Massa und Meriba, als das Volk in seinem Unglauben nach Wasser schrie (vgl. 2.Mo 17,1-7). Oder denken wir an sein fehlendes Gottvertrauen, als es um den Einzug ins verheissene Land Kanaan ging (vgl. 4.Mo 14,21-23.26-29). Alle diese Dinge offenbaren den Ungehorsam und somit den Unglauben Israels, der wiederum ein Beweis für sein fehlendes Gottvertrauen war. Ausser zwei Männern (Josua und Kaleb) starb die ganze damalige Generation Isra-els noch in der Wüste, und zwar wegen ihres Unglaubens. Allerdings bestand ihr Unglaube nicht darin, dass sie nicht an Gott glaubte, sondern dass sie nicht an der untrüglichen Zusage Gottes festhielt, wonach Er Sein Volk in ein Land füh-ren werde, in dem Milch und Honig fliesst (vgl. 2.Mo 3,17; 13,5). Das geht auch klar aus Hebräer 3,16-19 hervor: «Denn einige lehnten sich auf, als sie es hörten, aber nicht alle, die durch Mose aus Ägypten ausgezogen waren. Über wen war er aber 40 Jahre lang zornig? Waren es nicht die, welche gesündigt hatten, deren Leiber in der Wüste fielen? Welchen schwor er aber, dass sie nicht in seine Ruhe eingehen sollten, wenn nicht denen, die sich weigerten zu glauben? Und wir sehen, dass sie nicht eingehen konnten wegen des Unglau-bens» (Hebr 3,16-19). Die Israeliten sahen und hörten es, aber sie gehorchten nicht und glaubten nicht.

Die Ermahnung in der Bibel ist sehr ernst, denn wir müssen bedenken: Das ganze Volk Israel, das sich in der Knechtschaft befand, war zum Auszug aus Ägypten beru-fen. Die geschlachteten Passahlämmer und deren Blut, das an die Türpfosten und an die Oberschwelle eines jeden Hauses gestrichen wurde, waren das Erlösungszeichen und Gottes Garantie, dass ganz Israel vor dem Gericht verschont bleiben würde. Jedem einzelnen Israeliten war denn auch

das Zeichen der Gnade gege-ben, jede Hausgemeinschaft schlachtete ein Lamm.

Zwar zogen alle Israel-iten aus dem Diensthaus Ägyptens aus und konnten das Rote Meer trockenen Fusses durchqueren (vgl. Hebr 11,29). Doch wäh-rend der anschliessenden Wüstenwanderung wandte sich das Volk von Gott ab. Deswegen verpasste es das eigentliche Ziel. Denn der Auszug aus Ägypten, der Durchzug durch das Rote Meer und die Wüstenwan-derung waren nur Etappen auf dem Weg zum Ziel. Das Ziel selbst hiess Kanaan

oder sinn-bildlich ge-sprochen die «Ruhe G o t t e s » (vgl. Hebr

3,11). Ausser Josua und Kaleb gelangte sonst nie-mand von dieser ungehorsa-men Generation ins gelobte

Land, nur sie und alle Israeliten der neuen Generation (vgl. 5.Mo 1,35-39). «Ihr werdet aber über den Jordan ziehen und in dem Land wohnen, das euch der Herr, euer Gott, zum Erbe geben wird; und er wird euch Ruhe verschaffen vor allen euren Feinden ringsum, und ihr sollt sicher wohnen» (5.Mo 12,10).

Ohne Glauben gibt es keine Ruhe Gottes. Und darum ist die Botschaft des Hebräerbriefs ungeheuer ernst – gera-de auch für uns heute. Alle Menschen sind berufen zum Auszug aus der Knechtschaft Satans! Das stellvertretende Opferlamm, Jesus Christus, und Sein am Kreuz von Golgatha vergossenes Blut stehen als Er-lösungszeichen jedem Menschen zur Verfügung und garantieren uns, vor Gottes Gericht verschont zu bleiben! Gottes Wille ist es, dass alle Menschen gerettet werden (vgl. 1.Tim 2,4). Allerdings gehen auch heute viele Menschen – wie einst das Volk Israel in der Wüste – durch Ungehorsam und Unglauben den Weg der Gottlosen. Darum ergeht der Ruf Gottes: «Heute, wenn ihr seine Stimme hört, so verstockt

Es ist wie in der Ehe: Es genügt nicht zu wis-sen, wer mein Ehepartner ist und was er tut. Nein, ich muss selbst meinen Teil zum guten Gelingen der Ehe beitragen

Ohne Glauben gibt es keine Ruhe Gottes

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D I E B I B L I S C H E B O T S C H A F T

eure Herzen nicht …» (Hebr 3,7-8). Wenn Sie Ihr Herz dem Ruf des Ewigen jedoch verschliessen, werden Sie das eigentliche Ziel verpassen: die Ruhe Gottes, die ewige Ge-meinschaft aller Heiligen in der Herrlichkeit. Noch befinden Sie sich gleichsam auf dem Weg durch die Wüste. Noch ist für Sie die Zeit der Gnade, noch haben Sie Raum zur Um-kehr und Hinwendung zu Gott. Wenn Sie Ihr Herz Seinem deutlichen Reden öffnen, werden Sie das Ziel – die Ruhe Gottes – erreichen!

Israel als Mahnung für die Gemeinde. «Habt acht, ihr Brüder, dass nicht in einem von euch ein böses, ungläu-biges Herz sei, das im Begriff ist, von dem lebendigen Gott abzufallen!» (Hebr 3,12). Hier ist von Glaubensgeschwistern die Rede und es heisst auch in Vers 14: «Denn wir haben Anteil …» Somit scheinen mit diesen Versen wiedergebo-rene Kinder Gottes angesprochen zu sein. Aber weshalb steht dann: «… dass nicht in einem von euch ein böses, ungläubiges Herz sei, das im Begriff ist, von dem lebendigen Gott abzufallen!»? Kann ein Wiedergeborener, ein Erlöster tatsächlich vom Glauben an Gott abfallen? Kann ein wahr-haftiger Christ ein böses und ungläubiges Herz haben?

Die Empfänger des Hebräerbriefes waren Juden, die mit dem Zeugnis von Jesus konfrontiert worden waren. Einige von ihnen erkannten den Herrn als ihren Messias und nah-men Ihn an; sie glaubten dem Wort Gottes und setzten es in die Praxis um. Dann gab es aber auch solche, die dem Evangelium zwar durchaus wohlgesinnt waren, das Gehörte jedoch nicht in ihr Herz fliessen liessen. So drangen sie auch nicht zur Wiedergeburt durch. Auch in unseren heutigen christlichen Gemeinden gibt es sowohl aufrichtige Kinder Gottes als auch Mitläufer, Namenschristen, die zwar alles wissen, aber in ihrem Herzen doch nicht wirklich an Jesus und an das Evangelium glauben. Und obwohl wir nie genau wissen, wer wirklich ein Kind Gottes und wer nur ein Na-menschrist ist, sprechen wir im Allgemeinen von Brüdern und Schwestern. So könnte es auch hier sein, im Brief an die Hebräer. Wahrscheinlich sind mit «ihr Brüder» und «denn wir» die Briefempfänger ganz allgemein gemeint, ohne zu unterscheiden, wer nun wirklich dazugehört und wer nicht. Auch die Bezugnahme auf Israel im Hebräerbrief lässt erkennen, dass hier nicht ausschliesslich Wiedergeborene angesprochen sind. Denn diejenigen, die an der Ruhe Gottes keinen Anteil hatten, waren ja gerade die Ungläubigen bzw. jene, die Gottes Wege nicht erkannten (vgl. V 10), obwohl sie alles gesehen und gehört hatten. Es war der Unglaube, der alles scheitern liess. Letztlich ist es eine Ermahnung an die ganze Gemeinde, fest im Glauben zu verharren und die Zuversicht nicht wegzuwerfen. Es ist ein Aufruf zum Gehor-sam und zum Vertrauen. Es gilt, das Wort zu beherzigen und standhaft daran festzuhalten.

«Ermahnt einander vielmehr jeden Tag, solange es ‹Heu-te› heisst, damit nicht jemand unter euch verstockt wird durch den Betrug der Sünde! Denn wir haben Anteil an Christus bekommen, wenn wir die anfängliche Zuversicht bis ans Ende standhaft festhalten» (Hebr 3,13-14). Das Wort Gottes ist Wahrheit. Das Evangelium, die Auferstehung und Wiederkunft Jesu Christi, das ist unsere Zuversicht. Und davon sollen wir nicht abweichen. So wie einst die Kin-der Israels – und zwar ausnahmslos alle – auf dem Weg

in das verheissene Land waren, so befinden sich die Adres-saten des Hebräerbriefes auf dem Weg in das verheissene Himmelreich. So wie jedoch einst viele aus dem Volk Israel gegen Gott rebellierten und somit das verheissene Land nicht sehen durften, so werden auch die Juden im Hebräerbrief ermahnt, es nicht ihren Vätern gleichzutun, sondern viel-mehr das Evangelium im Glauben zu ergreifen. Denn nur dann würden sie das verheissene Himmelreich – die wahre Sabbatruhe – erlangen.

Der Glaube. «So lasst uns nun mit Furcht darauf bedacht sein, dass sich nicht etwa bei jemand von euch herausstellt, dass er zurückgeblieben ist, während doch die Verheissung zum Eingang in seine Ruhe noch besteht! Denn auch uns ist eine Heilsbotschaft verkündigt worden, gleichwie jenen; aber das Wort der Verkündigung hat jenen nicht geholfen, weil es bei den Hörern nicht mit dem Glauben verbunden war» (Hebr 4,1-2). Abermals wird den Empfängern des Hebräerbriefes das Beispiel Israels in der Wüste vor Augen geführt. Wie schrecklich muss es sein, nicht in die Ruhe Gottes einziehen zu dürfen – erst recht, wenn man so nahe dran war. Der Hebräerbrief kommt dabei im- mer wieder auf den Glauben als entscheiden-des Kriterium zu sprechen. Es war der fehlende Glaube, der Israel ins Verderben führte. Die Juden hatten das Wort Gottes gehört, die Wunder Gottes gesehen und die Verheissungen gekannt. Aber das alles genügt nicht, wenn man es nicht im Glauben erfasst und danach handelt. Der Hebräer-brief führt uns vor Augen, dass auch uns eine gute Botschaft verkündet wurde: das Evange-lium, das uns zu Teilhabern der Ruhe Gottes machen will.

Niemand hat dabei eine Entschuldigung, die Israeliten damals in der Wüste nicht, die Empfänger des Hebräerbriefes nicht und wir heute sowieso nicht. Alle haben das Reden Gottes bzw. das Evangelium vernommen. Jeder muss nun selbst entscheiden, ob er das Gehörte und Gesehene im Glauben annimmt oder in sei-nem Unglauben verharrt. «Prüft euch selbst, ob ihr im Glauben

seid; stellt euch selbst auf die Probe! Oder erkennt ihr euch selbst nicht, dass Jesus Christus in euch ist? Es sei

denn, dass ihr unecht wärt!»

Wie schrecklich muss es sein, nicht in die Ruhe Gottes einziehen zu dürfen

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D I E B I B L I S C H E B O T S C H A F T Y E S H U A U N D I S R A E L

(2.Kor 13,5). Gerade dieser Vers verdeutlicht erneut, dass es sich bei jenen, die nicht in die Ruhe Gottes eingehen, nicht um wahre Kinder Gottes handelt, sondern um Mitläu-fer, um Unechte, wie es Paulus hier sagt. Hingegen dürfen echte Gläubige folgende Verheissung für sich beanspruchen: «Denn wir, die wir gläubig geworden sind, gehen in die Ruhe ein …» (Hebr 4,3).

Die Ruhe Gottes ist die Gewissheit, erlöst und einst beim Herrn zu sein. Die Voraussetzung hierfür ist das Ausharren, das Vertrauen und der Glaube. Als Vorbild dienen uns zum Beispiel Josua und Kaleb: Im Gegensatz zu den übrigen Kund-schaftern und überhaupt zur Mehrheit des Volkes vertrauten sie darauf, in das verheissene Land einziehen zu können, trotz der feindlichen Übermacht. «Kaleb aber beschwichtigte das Volk gegenüber Mose und sprach: Lasst uns doch hinaufzie-hen und das Land einnehmen, denn wir werden es gewiss bezwingen!» (4.Mo 13,30).

Die zitierten Bibelverse aus Hebräer 3 und 4 handeln – selbst wenn auf die Wüstenwanderung Israels zurückgeblickt wird – immer vom Glauben. Den Israeliten wurde der Ein-zug ins verheissene Land – die Ruhe Gottes – nicht vorenthalten, weil sie zu wenig Taten vollbracht hatten, weil sie so schlecht gekämpft hatten oder weil ihnen in der Wüste die Puste ausgegan-gen war, sondern weil sie nicht geglaubt hatten. Und das sollten wir uns hinter die Ohren schreiben. Es geht um den Glauben, ohne den niemand in die wahre Sabbatruhe, in die vollendete Ruhe Gottes einziehen kann.

Das Ziel. Das Volk Israel verpasste damals das Ziel, mit gravierenden Folgen für den einzelnen Ungläubigen. Aber die Tür zur endgültigen Ruhe Gottes ist für Israel als solches noch nicht verschlossen.

«Da nun noch vorbehalten bleibt, dass etliche in sie eingehen sollen, und die, welchen zuerst die Heilsbotschaft verkündigt worden ist, wegen ihres Unglaubens nicht einge-gangen sind, so bestimmt er wiederum einen Tag, ein ‹Heute›, indem er nach so langer Zeit durch David sagt, wie es gesagt worden ist: ‹Heute, wenn ihr seine Stimme hört, so verstockt eure Herzen nicht!›» (Hebr 4,6-7). Die damalige Generation durfte das verheissene Land nicht sehen, ihnen blieb die Ruhe Gottes versagt. Es war lediglich ein kleiner gläubiger Überrest und die nachfolgende Generation, die unter der Führung Josuas in das Land geführt wurden. Wenn Israel bislang auch Nein gesagt hat zu Gottes Gnade und Seinem Liebesbeweis am Kreuz von Golgatha, so bleibt die Verheis-sung zur Erlösung – zur Ruhe Gottes – bestehen. Nach dem Einzug in Kanaan hatte Israel die endgültige Ruhe noch nicht erreicht. Vers 8 gibt uns zu verstehen: «Denn wenn Josua sie zur Ruhe gebracht hätte, so würde nicht danach von einem anderen Tag gesprochen.»

Die verheissene Sabbatruhe wird für Israel erst im Tausendjährigen Friedensreich anbrechen, dann, wenn der Messias Jesus Sein Königreich aufrichten und den Davidbund vollenden wird. Augenblicklich hält Israel zwar den Sabbat, hat aber trotzdem keine Ruhe. Man hat das Gesetz, aber keine Erlösung. «Also bleibt dem Volk Gottes noch eine Sabbatruhe vorbehalten» (Hebr 4,9). Erst durch und in Jesus Christus erfolgt die Erlösung. Und erst, wenn Israel ebenfalls «… nicht

mehr ich selbst, sondern Christus lebt in mir …» (Gal 2,20) sagen kann, wird auch das Volk Israel in die Ruhe Gottes ver-setzt. In die Ruhe, die schon der Prophet Jeremia prophezeit hat: «Zu jener Zeit, spricht der HERR, werde ich der Gott aller Geschlechter Israels sein, und sie werden mein Volk sein. So spricht der HERR: Ein Volk, das dem Schwert entflohen ist, hat Gnade gefunden in der Wüste. Ich will gehen, um Israel zur Ruhe zu bringen!» (Jer 31,1-2).

Das alles deutet bereits auf die Erlösung in Jesus Christus hin. Die eben zitierten Verse aus Jeremia 31 leiten hin zum Neuen Bund, der in und durch Jesus Christus begründet und vollendet wird. Hieran erkennen wir die Grösse Jesu, welche gerade im Hebräerbrief immer wieder zur Geltung kommt. Mose führte das Volk Israel aus der ägyptischen Knechtschaft heraus, aber ihm selbst blieb es verwehrt, in das verheissene Land einzuziehen. Josua führte den Überrest Israels zwar in das verheissene Land, aber dieses Land war letztlich nur ein Schatten der zukünftigen Ruhe Gottes, in welche Josua das Volk nicht führen konnte. Auch David, auf den in unseren Ver-sen Bezug genommen wird, war nur eine Vorschattung auf die

kommende Ruhe Gottes im Tausendjäh-rigen Friedensreich unter der Führung des Messias Jesus. Zu guter Letzt werden die Empfänger des Hebräerbriefes wieder ermutigt und ermahnt, nach der Ruhe Gottes, die der Gemeinde verheissen ist, zu streben. «So wollen wir denn eifrig

bestrebt sein, in jene Ruhe einzugehen, damit nicht jemand als ein gleiches Beispiel des Unglaubens zu Fall kommt» (Hebr 4,11). Das Ziel für die Gemeinde ist nicht eine irdische Ruhe, sondern die verheissene Ruhe Gottes in der Ewigkeit.

«Und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel, die zu mir sprach: Schreibe: Glückselig sind die Toten, die im Herrn sterben, von nun an! Ja, spricht der Geist, sie sollen ruhen von ihren Mühen; ihre Werke aber folgen ihnen nach» (Offb 14,13). Bis dahin gilt es, es nicht der früheren Generation – Is-rael in der Wüste – gleichzutun, sondern dem Wort Gottes grenzenlos zu vertrauen. Treu und Gehorsam zu sein, indem wir nicht nur das Wort lesen, sondern auch danach handeln. Indem wir nicht nur hören, sondern auch glauben. Setzen wir also alles daran, an dieser Ruhe teilzuhaben (vgl. Hebr 4,11). Glauben und vertrauen wir, handeln und gehorchen wir, dann ist uns die Ruhe Gottes gewiss.

Zusammenfassung1. Der Unglaube Israels während der Wüstenwanderung

war der Grund dafür, dass eine ganze Generation nicht in das verheissene Land Kanaan einziehen durfte.

2. Gerade dieser Unglaube wird den Lesern des Hebräer-briefes mahnend vor Augen geführt.

3. Die Botschaft lautet: «Heute, wenn ihr seine Stimme hört, so verstockt eure Herzen nicht!» (Hebr 4,7). Vertrau-en und glauben wir dem Wort Gottes, seien wir gehorsam und halten wir am Evangelium fest. Dann ist uns die Ruhe Gottes gewiss.

4. Weder Mose noch Josua noch David konnten das auser-wählte Gottesvolk Israel in die wahre Sabbatruhe führen. Die wahre Ruhe Gottes bricht für Israel erst mit der Regentschaft Jesu Christi im Tausendjährigen Reich an. So wie sich alle Verheissungen, die Israel und der Gemeinde gegeben sind, ausschliesslich in Jesus Christus erfüllen werden.

Die Ruhe Gottes ist die Gewissheit, erlöst und einst beim Herrn zu sein

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D I E B I B L I S C H E B O T S C H A F T Y E S H U A U N D I S R A E L

EIN MESSIANISCHES PANORAMA AUS JERUSALEM

Das Zeichen des Kreuzes und die Verwendung von Symbolen in der modernen messianischen Bewegung«Mir aber sei es fern, mich zu rühmen als nur des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt» (Gal 6,14).

DR. GERSHON NEREL – TEIL 21

In den letzten fünf Jahrzehnten ist sowohl in Israel als auch in der Diaspora das Zeichen des Kreuzes allmählich aus der messianisch-jüdischen Symbolik verschwunden. Manchmal taucht das Kreuz auch in den neuen Symbolen der messianischen Bewegung auf, allerdings eher indirekt oder als Randerschei-nung. Eine Erklärung für dieses Phänomen könnte lauten, dass jüdische Gläubige an Yeshua in der Öffentlichkeit deutlicher wahrgenommen werden, weil sie sich auch am gesellschaftlichen Leben beteiligen und sich ihrer eigenen Identität innerhalb der jüdischen Welt immer stärker bewusst werden.

Im kollektiven Bewusstsein des jüdischen Volkes sind noch immer die Erinne-rungen an Verfolgungen durch die Kirche und Zwangstaufen lebendig, die immer unter dem Zeichen des Kreuzes ge-schahen. Auch deshalb wird israelischen Grundschülern im Mathematikunterricht beigebracht, das Pluszeichen nicht so zu schreiben, dass es wie ein Kreuz aussieht, sondern den unteren Teil wegzulassen. An dieser Praxis zeigt sich, wie stark auch im heutigen Judentum das Symbol des Kreuzes als Zeichen eines christlichen Antisemitismus empfunden wird. Deshalb suchen jüdische Gläubige an Yeshua für ihre Symbole oder Logos Alternativen, bei denen das Kreuz keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielt. Wegen dieser Entwicklung kam es in messianischen Gemeinden jedoch auch zu Spannungen und sogar Spaltungen.

Die Erinnerung an den Antisemitismus im Zeichen des Kreuzes ist vor allem im Staat Israel noch immer lebendig. Wenn man täglich umgeben ist von der Geografie und Geschichte des Heiligen Landes, kann man die Zeit der «christlichen» Kreuzritter nicht so einfach vergessen. Mit dem Segen der Kirche eroberten die Kreuzritter dieses Land, richteten Massaker unter den Juden an und ver-trieben die Überlebenden. Mit Blut an den Händen ergriffen die Kreuzritter sowohl das Kreuz als auch das Schwert. Vor diesem geschichtlichen und lokalen Hintergrund ist es nur natürlich, dass die meisten israelischen Gläubigen an Yeshua sich dagegen wehren, an den Wänden ihrer Häuser und Wohnungen oder ihrer Gemeinderäume ein Kreuz anzubringen. Auch Schmuckstücke wie Anhänger in Kreuzform werden aus diesem Grund abgelehnt.

Andererseits betonen jüdische Gläubige an Yeshua in ihrer privaten und öffentlichen Verkündigung stets, dass es für die Botschaft vom gekreuzigten Messias keine Alternative gibt. Auch ohne ein goldenes oder hölzernes Kreuz an der Wand und ohne die Hervorhebung dieses Zeichens in ihrer Symbolik weisen messi-anische Juden immer wieder auf den schmalen Weg des Kreuzes

hin. Für sie ist die Lehre vom Kreuz die einzige Quelle der gött-lichen Gnade, der Vergebung und des ewigen Lebens und somit der Grundpfeiler ihres Glaubens. Im Allgemeinen sind die von messianischen Juden in Israel verwendeten Symbole ein Ausdruck von Kontinuität und Erneuerung, weil sich jüdische Gläubige an

Yeshua als Erben der ersten jüdischen Messiasgläubigen im Neuen Testament verstehen und weil sie bei der Wie-derherstellung Israels eine aktive Rolle spielen.

Vor und zwischen den beiden Weltkriegen war das Symbol des Kreuzes im Davidstern unter jüdischen Gläubigen an Yeshua weitverbreitet. Auch im ersten Jahrzehnt nach der Staatsgründung von 1948 konnte

man es in Israel noch häufig sehen. Die weite Verbreitung dieses Zeichens ging vor al-lem zurück auf Abram Poljak, Agnes Waldstein und Albert von Springer. Zu Beginn der

1950-er Jahre verwendete ihre Gemeinde Jewish Chris-tian Fellowship in Jerusalem als offizielles Emblem eine Flagge mit blauem Hintergrund und einem weissen Kreuz in einem Davidstern. Im Jahr 1959 führte diese Gemeinde ein weiteres Symbol ein, und zwar einen siebenarmigen Leuchter aus Holz, der in der Mitte mit einem Davidstern mit Kreuz verziert war. Das Kreuz in der Flagge wurde jedoch bald zu einer Streitfrage in dieser Gemeinde. Mit dem Argument, sie seien keine «halben Christen», sprach sich Poljak vehement für das Kreuzeszeichen aus. Aber schliesslich ging die Leitung dieser Gruppe nach Europa. Nach dem Tod von Poljak (1963) spielte das Symbol des Kreuzes im Davidstern bei den messianisch-jüdischen Gemeinden in Israel keine Rolle mehr.

Seit dieser Zeit haben sich die messianisch-jüdischen Logos im Heiligen Land eher in andere Richtungen ent-wickelt. Die Gemeinden suchten nach einprägsamen Alternativen für das Zeichen des Kreuzes. Ein Beispiel

für diese neue Bildersprache ist die Darstellung der Menorah (des siebenarmigen Leuchters) in einem Fisch. Obwohl im Namen des Kreuzes viele schreckliche Dinge geschehen sind – Zeit der Kreuzritter, Inquisition, Hexenverbrennungen usw. – ist das Kreuz für uns Christen doch ein Symbol für die Erlösungstat Jesu. Paulus sagt: «Das Wort vom Kreuz ist eine Torheit, denen, die verloren gehen; uns aber, die wir gerettet werden, ist es eine Gotteskraft» (1.Kor 1,18), und: «Von mir aber sei es ferne, mich zu rühmen, als nur des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt» (Gal 6,14). Am Kreuz hat Jesus uns den Sieg und ewiges Leben erworben. Darum ist uns wiedergeborenen Christen das Zeichen des Kreuzes so wertvoll und kein anderes Symbol deutet so klar auf die Erlösung hin.

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H I N T E R G R U N D I N F O R M A T I O N E N A U S I S R A E L

DIE ARMEE, DER STOLZ DES LANDES

60 Jahre Israel – ein RückblickDie israelische Armee wurde gut zwei Wochen nach Gründung des Staates Israel ins Leben gerufen. Seither mussten immer wieder existenzielle Bewährungsproben bestanden werden.

Die israelische Armee entstand aus der «Hagana» (bewaffnete Einheiten der vorstaatlich-jüdischen Ansiedlung in Israel), denen sich die Soldaten der «Jüdischen Brigade» anschlossen, die im Zweiten Weltkrieg unter britischem Kommando gekämpft hatten. Nach langem Tauziehen stimmten später die jüdischen Untergrundorganisationen «Etzel» und «Lehi» ihrer Auflösung zu und überstellten ihre Kämpfer in die Reihen der Armee. Mit Ausrufung des jüdischen Staates am 14. Mai 1948 erklärten fünf arabische Nationen Israel den Krieg. Die anfänglich mobilisierten 30 000 israe-lischen Soldaten standen Armeen aus Ägypten, Syrien, Jordanien, Libanon und Irak gegenüber. Das grösste Problem des jungen Staates war fehlendes und veral-tetes Kriegsmaterial. Lediglich 10 000 Gewehre standen zur Verfügung. Der Mangel an Munition war noch brisanter. Israel gewann den Unabhängigkeitskrieg und kontrollierte bis 1949 mehr Territo-rien, als im UNO-Teilungsplan von 1947 zugesprochen waren. Doch die historische Altstadt Jerusalems ging verloren und da-

mit auch das bedeutendste jüdische Hei-ligtum – die Klagemauer. Die erbitterten Kämpfe forderten unter den Israelis über 6 000 Todesopfer, fast ein Prozent der da-maligen jüdischen Bevölkerung. Darunter waren auch viele Holocaust-Überlebende, die direkt nach der Einwanderung an die Front gezogen waren. Im Sechstagekrieg von 1967 eroberte die israelische Armee ein Territorium, das fünfmal so gross wie das israelische Kernland war. Bei allen Kriegen, die Israel auszutragen hatte, ging es letztlich um die Existenz des Landes.

Denn die Feinde de-klarierten immer wieder, dass sie «zur totalen Ver-nichtung des jüdi-schen Staates» ins Feld zögen.

Heute machen Industriebetriebe

wie «IAI» und «Rafael» immer wieder mit bahnbrechenden, technolo-gischen Innovationen Schlagzeilen. Der Verteidigungshaushalt ist der grösste Einzelposten von Israels Etat. Praktisch alle Israelis sind irgendwie in der Armee involviert, sogar Angehörige der arabi-schen Minderheit. Die Besonderheit der israelischen Armee wird auch durch einige Widersprüche deutlich: Einerseits gilt sie als eine der modernsten Armeen der Welt, andererseits gehen viele 1948 eingeführ-te Traditionen und Symbole auf biblische Tage zurück. Einerseits gilt sie als hoch professionell und effektiv, andererseits ist sie eine der informellsten und am wenigs-ten hierarchisch geprägten Streitkräfte der Welt. Einerseits steht die Armee für anspruchsvolle Hightech-Expertise, ande-rerseits werden sogar junge Männer und

Frauen mit proble-matischem Fami-lienhintergrund, frühzeitige Schul-

abgänger und auch Behinderte in den Dienst integriert. Die israelische Armee ist nicht nur eine Volksarmee, sondern eine Institution ihres Volkes, wie es auch der ungebrochene Patriotismus der Israelis zeigt.

Die israelische Armee in Zahlen (2005)Aktive Soldaten (Männer und Frauen): 168 000Davon Wehrpflichtige: 107 500Davon Berufssoldaten: 60 500Anteil der Spezialeinheiten: ca. 20 Prozent

Reservisten: 408 000Wehrtaugliche Bevölkerung (17 bis 49 Jahre): 2 468 296Gefallene Soldaten und Soldatinnen: 20 537Kriegsversehrte: ca. 100 000Verteidigungshaushalt: 10 bis 12,5 Milliarden US-DollarAnteil am Bruttonationaleinkommen(BNE): 7 bis 9 Prozent AN

Kommentar: Die Armee Israels ist ein weiteres Wunder Gottes der letzten 60 Jahre. Was «Zahal» alles geleistet hat, ist ohne Beispiel. Dabei müssen wir unser Augenmerk nicht in erster Linie auf die israelischen Soldaten richten, sondern auf den Gott Israels, der immer wieder zuguns-ten Israels eingegriffen hat. Die grössten Wunder erlebte die israelische Armee, als sie zahlenmässig und in puncto Ausrüstung den Feinden weit unterlegen war. Heute ist Israel eine militärische Grossmacht und hat doch Mühe, den Raketenbeschuss aus Gaza zu unterbinden. Das erinnert uns an Gideon: Der Herr half Israel, mit 300 Mann (nicht durch tausende Soldaten) die Midia-niter und Amalekiter zu besiegen. Solange wir auf unsere eigene Kraft vertrauen, wird uns der Herr Seine Hilfe kaum in ganzer Fülle zukommen lassen. Wie lebendig wird in diesem Licht das Wort aus Jeremia 17,5: «So spricht der HERR: Verflucht ist der Mann, der auf Menschen vertraut und Fleisch zu sei-nem Arm macht, und dessen Herz vom HERRN weicht!» Vertrauen wir nur dem Herrn allein und nicht uns selber! An Gottes Segen ist alles gelegen. CM

Hagana-Kämpfer im Training für den Krieg

Hagana-Kämpfer im Krieg

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H I N T E R G R U N D I N F O R M A T I O N E N A U S I S R A E L

NACHRÜSTUNG IN DER LUFT

Novum der israelischen LuftstreitkräfteIsraels Luftwaffe feilt an einer neuen Vision: Kampfjets sollen für Missionen extrem lange in der Luft blei-ben können. Dazu ist sowohl der Nachschub von Treibstoff als auch von Kriegsmitteln erforderlich.

Die Luftbetankung («Air-to-Air-Refueling», AAR) wurde erstmals 1917 von einer britischen Marinefliegereinheit erprobt. Seither wur-de dieses Verfahren enorm weiterentwickelt und ist längst Routine. Auch die israelische Armee verfügt über Kampfjets, die in der Luft aufgetankt werden können. Offen blieb bisher immer die Frage einer Nachlieferung von Kampfmitteln wäh-rend des Fluges. Damit beschäftigen sich die israelische Firma «Far Technologies» und die Israelische Luftfahrtindustrie (IAI) schon seit einiger Zeit. Vor Kurzem konnten beide Firmen einen Durch-bruch bekannt geben: ein neuartiges Verfahren zur Nachrüstung von Kampfflugzeugen namens «ABRA» («Air-Born Re-Arming»). Letztlich werden in diesem Verfahren Prinzipien umgesetzt, die auch zum Auftanken von Flugzeugen während des Fluges gelten. Um dabei eine Explosion von Munition wie Bomben und Raketen zu verhindern, entwickelten die beiden Firmen ein besonderes System. Dieses operiert mit speziellen Sensoren und Kameras, die bei Tag und Nacht Aufzeichnungen liefern. Nir Padan, Generaldirektor von «Far Technologies», sagte dazu, dass mittels dieses Systems Flugzeuge unterschiedlicher Grösse während des Fluges aufgerüstet werden könnten. Das gelte auch für Grossraumtransporter, die mehrere Dutzend Tonnen Last laden können. Schon bald soll das erste ABRA-System versuchsweise in Kampfjets eingebaut werden. Laut Padan soll es in der Zukunft vor allem zur Nachrüstung von unbemannten Kampfflugzeugen eingesetzt werden. Im Gegensatz zu Flugzeugen, die von Piloten bedient werden, können unbemannte Jets mehrere Tage lang ohne Zwischenlandung in der Luft bleiben. Vor allem solche Drohnen würden durch eine Nachrüstung in der Luft, so Padan, eine viel grössere Schlagkraft erlangen. ZL

Mehr dazu auf der Homepage dieser Firma unter: www.fartechnologies.com

PULVERFASS – EIN KOMMENTIERENDER RÜCKBLICK

Die Ereignisse im GazastreifenDie im Gazastreifen herrschende Hamas inszeniert «hohe Politik» zwischen Propaganda und Drohungen, Gewalt und Leid, Raketen und Bomben.

Seit Anfang 2008 scheinen sich die Ereignisse im Gazastreifen zu überschla-gen. Als der westliche Negev permanent mit Kassam-Raketen beschossen wurde, beschloss das israelische Kabinett gegen Ende Januar, die Grenzen nach Gaza zu schliessen. Unter anderem verhängte sie einen Lieferstopp für Treibstoff. Es ging ein Aufschrei durch die Welt, denn Israel

wurde bezichtigt, eine «humanitäre Krise» auszulösen. Immer wieder berichteten die internationalen Medien über die Not von Gaza. Israels Aussenministerin Tzipi Liv-neh konterte damals: «Israel ist das einzige Land der Welt, das eine Terrororganisation mit Elektrizität versorgt, die im Gegenzug Raketen auf dieses Land abfeuert.» Dann erschütterten Bilder über die Ereignisse an

der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten die Welt. An einigen Tagen bra-chen bis zu 700 000 Palästinenser gewalt-sam über die Grenze nach Ägypten auf, um dort praktisch alles aufzukaufen, was der Markt hergab. Die Welt verglich die Bilder mit den Ereignissen an der deutsch-deut-schen Grenze von 1989. Berichtet wurde nicht, dass in dieser Zeit unzählige Waffen

Israelischer Kampfjet während einer Luft-betankung

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H I N T E R G R U N D I N F O R M A T I O N E N A U S I S R A E L

und tonnenweise Sprengstoff nach Gaza gelangten. Die Ostdeutschen «schmug-gelten» 1989 vorwiegend Bananen in die DDR … Als die Ägypter am 25. Januar die Grenze wieder schlossen, richtete sich das Augenmerk erneut auf Israel. Wieder wurde auf seine Verantwortung für die «humanitäre Krise» hingewiesen. Für die Nöte der Israelis in Reichweite der Kas-sam-Raketen vergoss jedoch niemand eine Träne. Das bewies die UNO erneut, als die israelische Hafenstadt Ashkelon tagelang mit Grad-Raketen bombardiert wurde. Der Genfer UNO-Menschenrechtsrat hatte am 4. März 2008 nichts Besseres zu tun, als eine Gedenkminute für die «Märtyrer» im Gazastreifen zu halten.

Die radikal-islamische Hamas hat be-wiesen, dass sie Politik mit Gewalt macht.

Hat die Welt jemals wahrgenommen, dass der Hamas-Anführer Ismail Haniyeh auch Ägypten in einer TV-Ansprache offen drohte? Die Hamas versuchte zudem ihr Gewaltkonzept auch auf das Westjordan-land zu übertragen, wo es vielerorts zu Ausschreitungen kam. Israelische Kom-mentatoren unkten: «Der Hauch einer neuen Intifada liegt in der Luft.» Dennoch ist es Israel, das wegen seiner Militär-operationen im Gazastreifen der Gewalt bezichtigt wird. Anscheinend möchte die Welt auch nicht hören, dass das israelische Aussenministerium am 4. März mitteilte, zwölf Lastwagen mit Medizin, Fleisch, Fisch, Gemüse, Früchten, Mehl, Öl, Zucker und Milchprodukten sowie 80 Lastwagen-ladungen Weizen hätten von Israel aus die Grenze nach Gaza passiert. An dem Tag

wurde auch die punktuelle Suche nach Bombenlaboren in Gaza einstweilen be-

endet und mehrere Hunderttausend Is-raelis versuchten, sich in der Nähe von

Luftschutzbunkern aufzuhalten. AN

Kommentar: Wie würden die USA oder wie würde die EU reagieren, wenn Tausende von Raketen auf Städte ihrer Länder abgeschossen würden? Von Israel wird verlangt, sich nicht oder kaum ge-gen Raketen zu wehren. Sowohl UNO, EU und USA haben Israel aufgefordert, sich zurückzuhalten. Von der monatelangen Beschiessung durch Raketen gegen Israel hörte man von der Weltöffentlichkeit dage-gen so gut wie nichts. Auch, dass Israel die Bevölkerung in Gaza grosszügig mit Lebensmitteln unterstützt und viele Paläs-tinenser in israelischen Krankenhäusern behandelt werden, ist den hiesigen Medi-en kaum eine Erwähnung wert. Selten trat die Verlogenheit der Weltöffentlichkeit so klar zutage wie am Beispiel von Gaza. Der Apostel Paulus sagt in 1. Korinther 4,12-13: «Wenn wir geschmäht werden, segnen wir; wenn wir Verfolgung leiden, halten wir stand; wenn wir gelästert werden, spenden wir Trost; zum Kehricht der Welt sind wir geworden, zum Abschaum aller bis jetzt.» Paulus spricht hier in erster Linie über sich selbst, seine Mit-arbeiter und Mitstreiter. Aber passt dieses Wort nicht auch zu der heutigen Situation Israels? David, der grosse König Israels, machte die gleichen Erfahrungen (vgl. z. B. Ps 109,28). Und erinnert uns das erwähnte Wort von Paulus in diesem Licht gesehen nicht auch an die untrennbare Verbindung zwischen Israel und der Gemeinde Jesu? CM

DAS LEIDEN EINER GANZEN STADT

Sderot, eine Stadt unter BeschussSeit 2001 sind im israelischen Sderot in unmittelbarer Nähe des Gazastreifens mehr als 4 000 Kassam-Rake-ten eingeschlagen. Daran hat auch der israelische Rück-zug aus dem Gazastreifen nichts geändert. Im Gegenteil, die Angriffe auf die Region werden immer massiver.

Allein 2006 gingen in Sderot, eine Stadt in der westlichen Negev-Wüste, 1 488 Kassam-Raketen nieder. Es gab insgesamt 11 Tote, 430 Personen wurden verletzt, teil-

Terror in Ashkelon: Israelische Erstklässler suchen Schutz vor den Raketen der Hamas

Spielplatz in Sderot: Wegen Raketenbe-schuss aus Gaza ist der Spielplatz leer

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H I N T E R G R U N D I N F O R M A T I O N E N A U S I S R A E L

weise sehr schwer. Fast alle Bürger der Stadt haben mit psychischen Folgen zu kämpfen. Nahezu alle Geschäftsleute stehen vor dem Bankrott. Doch an einem Freitagvormittag geschah etwas Erstaunliches. Die Bewohner sahen eine nicht enden wollende Autokolon-ne. Etliche Wagen waren beflaggt, andere hat-ten Plakate in den Fenstern. Sie kamen aus Tel Aviv, Jerusalem und der Umgebung von Sderot. Diese israelischen Bürger zeigten ihre Solidarität und tätigten ihre Wochenendein-käufe in Sderot. Das Schauspiel wiederholte sich regelmässig.

Seit zwei Jahren leben die Bewohner von Sderot und Umgebung im Ausnahmezustand. Schon vor geraumer Zeit hatte die Regierung

die Entwicklung eines 800 Million Schekel (ca. 150 Mio. Euro) teuren Raketenwarnsys-tems genehmigt. Weil aber das Abschussge-biet im Gazastreifen nur wenige Kilometer entfernt ist und eine Kassam-Rakete mehrere hundert Meter in der Sekunde zurücklegt, haben die Menschen trotzdem nur 15 Sekun-den Zeit, Schutz zu suchen. Darum sollen nunmehr 3 600 Privathäuser in Sderot und einigen Dörfern der Umgebung so umgebaut werden, dass sie den Bewohnern Schutz bieten können. Diese Massnahmen sollen in den nächsten zwei Jahren umgesetzt werden. Dafür will die israelische Regierung weitere 327 Millionen Schekel (ca. 60 Mio. Euro) zur Verfügung stellen. ZL

Informationen zum Alltag in Sderot: www.sderotmedia.com

Kommentar: Lassen Sie uns als Christen und Freunde Israels besonders die Stadt und das Volk von Sderot mit unseren Gebeten umgeben. Es heisst in Psalm 140,9: «Herr, gewähre dem Gottlosen nicht, was er begehrt; lass seinen Anschlag nicht gelingen!» In naher Zukunft wird Jesus in Herrlichkeit wiederkommen und Israel den lang ersehnten Frieden brin-gen. «Amen. – Ja, komm, Herr Jesus!» (Offb. 22,20). CM

ERNEUTE ÜBERGRIFFE

Christenverfolgung im GazastreifenMit der Machtübernahme der radikal-islamischen Hamas im Gazastreifen haben sich die Meldungen über die Verfolgung der wenigen Christen in diesem Gebiet gehäuft. Kirchen und christliche Treffpunkte wurden ebenso durch Anschläge beschädigt wie beispielsweise Buchläden. Wiederholt kam es zu Übergriffen.

Vor einiger Zeit überwältigten zehn unbekannte Männer die Wäch-ter des «YMCA»-Gebäudes (Young Men´s Christian Association) im Gazastreifen. Sie brachten einen Sprengsatz in der Bibliothek zur Explosion. Tausende Bücher wurden durch das entstandene Feuer zerstört. Danach brachten die Männer die Wächter in das Ash-Shaja‘eyah-Viertel in Gaza. Was dort weiter geschah, ist unklar und verliert sich in den Wirren eines Gazastreifens, in dem anstelle von Recht und Ordnung Gewalt und Terror herrschen.

Im Gazastreifen lebten etwa 2 500 Christen. Viele sollen, so die Mel-dungen zahlreicher Pressedienste, den Landstreifen schon vor einigen Monaten verlassen haben. Unzählige ergriffen die Flucht, nachdem

der Inhaber einer christlichen Buchhandlung kurz nach der Hamas-Machtübernahme entführt und ermordet worden war. US

Kommentar: Beten wir auch für unsere verfolgten Geschwister in Gaza. In Hebräer 13,3 lesen wir: «Gedenkt an die Gefangenen, als wärt ihr Mitgefangene, und derer, die misshandelt werden, als solche, die selbst auch noch im Leib leben.» Die Welt spricht viel zu wenig über diese Christenverfolgung – aus Rücksichtnahme auf den Islam. Aber das Wort Jesu steht über allem. Uns gilt auch hier: «Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan» (Mt 25,40). CM

ARABISCHER REGIERUNGSBEAMTER MACHT EINE ERSTAUNLICHE BEMERKUNG

Bitten Golfstaaten Israel um Schutz?Vor mehreren Wochen machte in Israel eine erstaunliche Schlagzeile die Runde: «Die Golfstaaten könnten Israel um Schutz vor dem atomar gerüsteten Iran bitten.» Was steckt dahinter?

In einer Zeit, in der sogar die ansons-ten so zurückhaltende «Internationale Behörde für Atomenergie» (IAEA) zuge-ben musste, dass der Iran mit seinem Atomforschungsprogramm weiter auf dem Vormarsch ist, tauchten im Nahen Osten Spekulationen über ein neues re-gionales Kräftegleichgewicht auf. Es wird vermutet, dass sich aufgrund der atomaren Bestrebungen des Iran das Gleichgewicht verschieben könnte. Das gab es schon früher. Im Golfkrieg von 1991 schlossen sich beispielsweise Ägypten, Saudi-Arabi-

en, Marokko, die Vereinigten Arabischen Emirate, Oman, Bahrain und das von Saddam Hussein überfallene Kuwait der internationalen Koalition an, die gegen Irak in den Krieg zog. Abgesehen davon, dass den sunnitischen Saudis der schiiti-sche Iran schon lange ein Dorn im Auge ist, hegt Saudi-Arabien grosse Bedenken wegen der atomaren Bestrebungen des Iran. Ähnlich geht es den Golfstaaten, die in unmittelbarer Nähe des Iran liegen und sich immer wieder von ihrem viel grösseren Nachbarn «misstrauisch beäugt» fühlen.

Auch hier spielen die Spannungen zwi-schen Sunniten und Schiiten eine Rolle.

Sami Alfaradsch: «Die arabischen Golfstaaten könnten neben den USA und Pakistan auch Is-rael um Hilfe bitten, falls Iran tatsächlich zur Atommacht wird»

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H I N T E R G R U N D I N F O R M A T I O N E N A U S I S R A E L

Vor Kurzem machte ein Berater der kuwaitischen Regierung und des Golf-koordinationsrates, Sami Alfaradsch, in aller Öffentlichkeit eine erstaunliche Bemerkung: Die arabischen Golfstaaten könnten neben den USA und Pakistan auch Israel um Hilfe bitten, falls Iran tat-sächlich zur Atommacht wird. Alfaradsch ist der Ansicht, dass der Iran mit seinem Atomprogramm ein nukleares Wettrüsten im Nahen Osten auslöst. Die arabischen Staaten, die in irgendeiner Form ein atoma-res Forschungsprogramm betreiben, sind Ägypten, Algerien, der Jemen, Jordanien, Libyen, Marokko, Saudi-Arabien, die Tür-kei, Syrien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Laut Alfaradsch könnten sich Staaten, die nicht zur Entwicklung eines

eigenen Atomprogramms in der Lage sind, nach einem «schützenden atomaren Schild» umsehen. Eine solche Funktion könnten nicht nur die USA und Pakistan, sondern auch Israel übernehmen. Alfaradsch sag-te deutlich: «Ich lehne einen israelischen Atomschirm nicht ab.»

Israel hat sich allerdings niemals öffentlich über sein atomares Schlagver-mögen geäussert. Im Hinblick auf den Iran meinte der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert während einer Deutschland-reise jedoch: «Wir sind sicher, dass der Iran mit einer ernsthaften (...) Geheimoperation beschäftigt ist, um ein nicht konventionel-les Waffenarsenal aufzubauen.» In einem solchen Fall, so meinte er weiter, werde «keine Option ausgeschlossen». AN

Kommentar: Einige Araber wissen ins-geheim, dass Israel das einzige Bollwerk im Nahen Osten gegen den Iran ist und würden selber gerne Beziehungen mit Israel aufneh-men. Die arabischen Länder fürchten sich vor dem Iran, denn er ist auch für sie eine wachsende Gefahr. Dem Iran wird alles zu-getraut, auch dass er arabische Länder, die ihm nicht gut gesinnt sind, mit Atomwaffen angreift. Vor diesem Hintergrund wird es verständlich, dass Kuwait Israel sogar die Benutzung von Militärflughäfen angeboten hat. Generell kann festgestellt werden, dass immer mehr arabische Staaten bzw. Ober-häupter mit Israel Beziehungen suchen bzw. unterhalten, wenn auch oft im Geheimen. Auch der nächste Beitrag über Katar passt in diesem Zusammenhang. CM

KLAGE WEGEN KRITIK AN ISRAEL-POLITIK

Katars Ministerpräsident verklagt kuwaitische ZeitungDie Meldung machte nicht nur in Israel Schlagzeilen: Katars Minister-präsident verklagt eine kuwaitische Zeitung sowie einen ihrer Journal-isten, weil sie seine politische Linie gegenüber Israel kritisiert haben.

Scheich Hamad bin Yassem al-Thani ist amtierender Ministerpräsident des kleinen Emirats Katar am Persischen Golf, das erst 1971 von den Briten unabhängig wurde. Er fungiert zugleich als Aussenminister seines Landes, in dem der Islam Staatsreligion ist. Das Königreich verfügt über riesige Erdgas-vorkommen. Scheich al-Thani unterhält Be-ziehungen zum Staat Israel, dem er gestatte-te, eine Handelsmission in Katar zu eröffnen. Es ist Israels einzige auswärtige Vertretung in den Golfstaaten. Die Beziehungen zwi-schen Israel und Katar werden nicht an die grosse Glocke gehängt. Vermutlich sind der

breiten Öffentlichkeit viele weitere Details überhaupt nicht

bekannt. Dennoch macht Scheich al-

Thani keinen Hehl daraus, dass er ge-genüber Israel eine «aufge-

schlossene Politik» be-

treibt. Das

kritisierte wiederholt Fouad al-Hashem, der für die kuwaitische Tageszeitung «al-Watan» schreibt. Er unterstellte dem Scheich dabei unter anderem, die Entwicklung eines isra-elischen Diabetes-Medikaments finanziell zu fördern. Zudem kritisierte der Journalist, dass Katar im Januar 2007 Shimon Peres, damals der stellvertretende israelische Ministerpräsident, einen «viel zu über-schwänglichen Empfang» bereitet habe. Das wollte Scheich al-Thani nicht einfach so hinnehmen. Deshalb reichte er bei einem kuwaitischen Zivilgericht Klage wegen Ruf-schädigung ein. Er fordert eine vorläufige Entschädigung von 18 000 US-Dollar. Die He-rausgeber der kuwaitischen Zeitung beste-hen darauf, dass in der Beschwerdeschrift die Kritik in einem falschen Licht dargestellt werde. Journalist al-Hashem pocht auf das Recht der freien Meinungsäusserung: «Scheich al-Thani ist Politiker und Staats-mann. Jeder hat das Recht, an einer solchen Person der Öffentlichkeit Kritik zu äussern.» Aus Katar wurde dazu lediglich verlautbart, dass man bisher noch nicht abschätzen kön-ne, wie gross der entstandene Schaden für

Scheich al-Thani und seine Ziele sei. AN

ERFOLGSKURS UND VÖLKERVER-STÄNDIGUNG

Israelische TennisgeschichteIn den letzten Monaten konnten mehrere israelische Tennisspieler internationale Erfolge verbuchen. Zugleich nutzten sie ihre Tennis-schläger, um zur Völkerverständi-gung beizutragen.

Zunächst war es das israelische Doppel der Herren, das Tennisgeschichte schrieb. Andy Ram und Jonathan Ehrlich gewannen Anfang 2008 das «Australien Open». Es war der erste israelische Sieg in einem solchen prestigeträchtigen Turnier. Sie schlugen die französischen Wimbledonsie-ger Arnaud Clement und Michael Llodra mit 7:4 und 7:6. Ihr Sieg erregte in Israel viel Aufsehen.

Noch mehr Schlagzeilen machte in den letzten Wochen allerdings die israelische Tennisspielerin Shahar Peer. Die 22-jährige Sportlerin rangierte Ende Februar 2008 auf Platz 18 der Weltrangliste im Damentennis. Anfang 2007 belegte sie zeitweise sogar den 15. Platz. Sie ist die beste Tennisspielerin, die Israel jemals international vertrat. Die neuesten Berichte über Peer be-ziehen sich allerdings nicht unbedingt auf ihre Turniererfolge. Vor allem ihre

Scheich al-Thani verklagt die kuwaitische Presse

Peer: «Ich bin ohne politische Absichten un-terwegs und möchte einfach nur Tennis spie-len...»

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H I N T E R G R U N D I N F O R M A T I O N E N A U S I S R A E L

«Völkerverständigung mit dem Tennisschläger» findet – auch im Ausland – grosse Beachtung. Peer trat nämlich im Februar 2008 bei einem Turnier im Golfemirat Katar an. Sie ist somit die erste israelische Sportlerin, die auf arabischem Boden Tennis spielte. Darüber berichteten nicht nur die israelischen Medien, sondern auch viele ausländische Berichterstatter, darunter etliche Vertreter der arabischen Presse. Peer wurde als «Brückenbauerin», «Grenzüberschreiterin» und «Friedensbotschafterin mit dem Tennisschläger» bezeichnet. Dazu meinte sie selbst zurückhaltend: «Das sind extreme Interpretationen. Aber eines stimmt sicherlich: Diese Schlagzeilen sind immer noch besser als die über Attentate, Krieg und Hass.» Ayman Azmy, der Direktor des Turniers in Doha, Katar, sagte gegenüber den Medien: «Jede Spielerin aus jedem Land der Erde ist bei uns will-kommen.» Peer meinte im Verlauf des Turniers in einem Interview: «Ich bin froh, dass alles so unaufregend läuft, ohne Probleme und Hektik. Es klingt banal, ist aber doch wahr: Wir sind alle nur Menschen. Juden, Christen oder Muslime. Ich bin ohne politische Absichten unterwegs und möchte einfach nur Tennis spielen …» AN

«WÄHRUNGSWECHSEL» IN ISRAEL

Der Schekel besiegt den US-DollarBezüglich der Währung hat sich in Israel ein Wandel vollzogen: Für viele geschäftliche Transaktionen im Land ist inzwischen nicht mehr der US-Dollar die Referenz.

Zum ersten Mal seit 22 Jahren ist der «New Israeli Shekel» die offizielle und in allen Bereichen tonangebende Währung Israels. Das war noch bis vor Kurzem nicht der Fall, da viele Preise in US-Dollar festgelegt waren. Mieten bei-spielsweise rechneten sich in Israel seit Jahren ausschliesslich in US-Dollar, sodass alle Mieter jeden Monat den Dollarbetrag

in Schekel umrechnen mussten. Auch die Immobilienpreise wurden grundsätzlich in US-Dollar angegeben. Ferner waren viele Gehälter in der Privatwirtschaft in US-Dol-lar festgelegt. Das hat sich nun geändert.

Der US-Dollar verlor in den letzten Monaten immer mehr an Wert und wird weltweit inzwischen als schwache und in-stabile Währung angesehen. Überdies hat sich die israelische Wirtschaft stabilisiert. Da die Inflation zudem eine verschwindend geringe Rate erreicht hat, ist keine Refe-renzwährung mehr nötig. So gewährt eine Preisbindung an den US-Dollar keine Sta-bilität mehr, sondern kann sogar Geld kos-ten. Das war auch bei einer der grössten innerisraelischen Geschäftstransaktionen der Fall: Der Firma «Tnuva», die für den Vertrieb der landwirtschaftlichen Produk-te der Kibbuz- und Moshaw-Kooperativen verantwortlich ist, bescherte die Bindung an den US-Dollar einen Verlust von satten 330 Millionen Schekel (ca. 63 Millionen Euro).

Aus diesem Grund fand in der israeli-schen Wirtschaft eine «stille Revolution» statt. Inzwischen basieren laut Schätzun-gen 60 Prozent der neuen Mietverträge auf Schekel und nicht mehr auf US-Dollar. Auch viele Gehälter im privaten Finanz-sektor sind nicht mehr an den US-Dollar gebunden. Das ist eine gute Entwicklung für den israelischen Markt. Er wird da-durch noch stabiler, da die Preise für viele Produkte und Dienstleistungen konstant bleiben. ZL

ISRAEL RÜCKT EUROPA NÄHER

Handel israelischer Aktienfirmen an europäischer BörseDie Beziehungen zwischen Israel und Europa werden immer enger. Das gilt für viele Bereiche bereits seit etlichen Jahren. Nun wurde auch die europäische Börse für den Handel von Aktien israelischer Firmen geöff-net.

« E u r o -next» ist eine sogenannte Mehrländerbör-se. Diese Firma betreibt die Börsen in Amsterdam, Brüssel , Lissabon und Paris sowie den Terminmarkt in London. Israelische Unter-nehmen, deren Aktien an der Tel Aviver Börse (TASE) gehandelt werden, sind von nun an auch an der «Euronext» in Paris

zugelassen. Die «Euronext» wurde am 22. September 2000 als Holdinggesellschaft niederländischen Rechts durch die Fusion der Börsen von Amsterdam, Brüssel und Paris gegründet. Anfang 2002 expandierte die «Euronext» durch die Fusion mit der portugiesischen Börse und die Übernah-

Der US-Dollar verliert an Wert und wird welt-weit als schwache und instabile Währung angesehen

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H I N T E R G R U N D I N F O R M A T I O N E N A U S I S R A E L

me der Londoner Terminbörse. Dadurch wurde die «Euronext» zur grössten grenz-überschreitenden Börse Europas. Am 2. Juni 2006 kam es dann zu einer Fusion der «Euronext» mit dem «New York Stock Exchange» (NYSE).

Die Aufnahme der israelischen Firmen geht auf einen Vertrag zwischen Moshe Tery, dem Vorsitzenden der israelischen Wertpapierbehörde, und Michel Prada, dem Vorsitzenden des französischen Wertpapierregulators (AMF) zurück. Die Vereinbarung wurde Ende Januar 2008 getroffen und schon in den nachfolgenden Wochen umgesetzt. Israel ist das erste

nicht europäische Land, das ein derarti-ges Einverständnis mit dem AMF erzielt hat. Tery äusserte sich gegenüber den israelischen Medien äusserst zufrieden über diese Entwicklung. Er hofft zudem, dass auch andere europäische Staaten diesem Beispiel folgen und ihre Börsen für den Handel israelischer Firmenaktien öffnen werden. AN

Homepage von «Euronext»: www.euronext.com

Kommentar: Dass Israel immer nä-her an Europa rückt, liegt nach unserer Erkenntnis der Schrift auf der Linie des

prophetischen Wortes. Denn wenn der An-tichrist sein Römisches Reich fest etablie-ren wird, muss Israel dazu gehören, weil dieses Reich weltumfassend sein wird. Die Bibel lehrt uns, dass dann wieder ein Tem-pel in Jerusalem stehen und der Antichrist sich in diesen setzen wird. In der Mitte der Trübsal wird er sein Angesicht gegen Israel kehren. Die grosse Bedrängnis für Jakob bzw. Israel bricht dann an. Am Ende wird Jesus in grosser Kraft und Herrlichkeit wiederkommen, zur Erlösung des israe-lischen Überrests (vgl. 2.Thess 2,4; Dan 9,27; Offb 12,1-6; Jer 30,7; Röm 11,26-27; Sach 14,1-3). CM

KRIEGSSCHAUPLATZ MITTELMEER?

USA Auge in Auge mit RusslandVor einigen Monaten wurde bekannt, dass die russische Marine wieder ein Kriegsschiff im Mittelmeer stati-onieren wird, dessen Heimathafen das syrische Tartus sein soll. Diese Entwicklung konnten die USA nicht ohne Reaktion hinnehmen, sodass inzwischen das amerikanische Kriegsschiff «San Jacinto» im Hafen von Haifa liegt.

Die USS «San Jacinto» ist 173 m lang, erreicht eine Geschwindig-keit von 30 Knoten, hat ein Fassungsvermögen von 9 600 Tonnen und ist mit verschiedenen Kampfsystemen ausgerüstet. Dieses Schiff soll unter anderem die Überwachung und Verteidigung des nördlichen Luftraumes der israelischen und angrenzenden, internationalen Ho-

heitsgewässer übernehmen. Dafür ist die USS «San Jacinto» mit einem Raketenabwehrsystem und einem sehr leistungsfähigen Radarsystem ausgestattet. Das Kriegsschiff war in den letzten Jahren an den ame-rikanischen Operationen im Irak und in Bosnien beteiligt.

Mit der Ankunft der USS «San Jacinto» soll nicht nur die Statio-nierung des russischen Schiffes in Syrien strategisch ausgeglichen werden. Die USA wollen damit auch deutlich machen, dass sie an Isra-els Seite stehen, falls die Iraner einen Angriff auf Israel unternehmen sollten. Ein Mitarbeiter des «Institute for National Security Studies» in Tel Aviv, eine der weltweit führenden Forschungseinrichtungen für Sicherheitsstudien, sagte dazu: «Die USS San Jacinto kann im Hafen

von Haifa liegen und dennoch mit seinen Tomahawk-Raketen Ziele im Zentrum von Teheran angreifen.»

Offiziell äusserten sich die zuständigen israelischen Behörden nicht weiter zur Anwesenheit des US-Kriegsschiffes. Allerdings wurde bekannt, dass die Verantwortlichen des Projektes «Choma»

(Mauer) zur Sicherung des israelischen Luftraumes bereits vor einem Jahr das ame-rikanische Verteidigungsministerium um ein gemeinsames Manöver gebeten hatten. Vor allem das Zusammenspiel des israelischen Raketenabwehrsystems «Chetz» mit den US-Streitkräften sollte getestet werden. ZL

Weitere Informationen zur USS «San Jacinto»: www.sanjacinto.navy.mil/history.htm

Kommentar: Ein-mal mehr wird bei dieser Nachrich-tenlage klar, dass

das kleine Israel im Zentrum der Welt- und Heilsgeschichte steht. Schon in der letzten

Ausgabe wiesen wir darauf hin, dass uns russische Kriegsschiffe im Mittelmeer an Gog in Magog erinnern bzw. an deren zukünftigen Überfall auf Israel (vgl. Hes 38 und 39). Wenn es auch bemerkenswert ist, dass die USA nun Teile des israelischen Luftraumes überwachen, so kommt doch der einzige zuverlässige Schutz für Israel nur vom Gott Israels, dessen Augen Tag und Nacht über diesem Land geöff-net sind. Der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht (vgl. Ps 121,4). Bei den grossen Kriegsgefahren, denen Israel und der Nahe Osten ausgesetzt sind, ist es ein Trost zu wissen, dass Gott alles unter Kontrolle hat und sich alles gemäss der biblischen Prophetie erfüllen wird. CM

Die USS «San Jacinto»

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ISRAELISCHER ERFOLG IN DER LUFT

EL AL zur sichersten Fluglinie gewähltViele Israelis sind nicht gewillt, ausländische Fluglini-en zu buchen. Sie fühlen sich aus Sicherheitsgründen bei der nationalen Luftfahrtgesellschaft am besten auf-gehoben. Und nicht nur Israelis sind dieser Ansicht …

EL AL heisst in deutscher Sprache so viel wie «nach oben». Der hebräische Ausdruck ist in der Bibel in Hosea 11,7 dokumentiert. Die Firma feiert (wie der Staat) in diesem Jahr ihr 60-jähriges Bestehen. Vom Tel Aviver Flughafen Ben-Gurion aus bedient EL AL 42 Flugziele in aller Welt. Ende 2007 verfügte die Firma über 35 Passagier- und Frachtflugzeuge (ausschliesslich von Boeing). Obwohl die EL AL immer wieder Zielscheibe des ara-bischen Terrorismus wurde, geniesst die Luftfahrtgesellschaft einen guten Ruf, was Sicherheitsmassnahmen angeht. Aufgrund der ständigen Bedrohung ist EL AL für strenge Personen- und Gepäckkontrollen bekannt. Jeder EL-AL-Flug wird zudem von bewaffneten «Sky-Marshals» begleitet. Etliche Maschinen sind mit einem Rake-tenabwehrsystem ausgestattet. Darüber hinaus sind die Bodenplatten zwischen

Passagier- und Ge-päckraum speziell verstärkt, damit die Maschine bei einer eventuellen Explosion im Ge-päckraum dennoch sicher gelandet werden kann. Die Leser des Reisemagazins «Global Traveler» wählten nun EL AL zur sichersten Passa-gierfluglinie der Welt. Wie die israelischen Medien vermeldeten, nahm der EL-AL-Ge-schäftsführer für Nord- und Zentralameri-ka, Ofer Gat, die Auszeichnung in New York entgegen. AN

Die Homepage von «Global Traveler»: www.globaltraveler.com

Kommentar: Es erstaunt nicht, dass die EL AL zu den sichersten Fluglinien der

Welt gehört. Diese Gesellschaft ist auch eine der ganz wenigen, die mithalfen, das prophetische Wort zu erfüllen – denn EL AL holte weltweit viele Juden zurück nach Hause, sei es aus Russland, Jemen, Äthiopien oder anderen Staaten. Gilt Jesaja 60,8-9 nicht gerade auch in dieser Hinsicht: «Wer sind die, welche gleich einer Wolke da-herfliegen und wie die Tauben zu ihren Schlä-gen? Ja, auf mich warten die Inseln … um deine Söhne aus der Ferne herzubringen.» Beth-Shalom fliegt, wenn immer möglich, mit EL AL. Wer EL AL fliegt, unterstützt Israel. CM

«ISRAEL IST SICHER»

Zufriedene Touristen in IsraelDas israelische Meinungsforschungsinstitut «Geocartographic» veröffentlichte kürzlich Umfrageergebnisse, die unter ausländischen Touristen in Israel ermittelt wurden.

Die Umfrage wurde im ersten Halbjahr 2007 durchgeführt. In dieser Zeit begannen die Besuche ausländischer Touristen - nach dem Einbruch aufgrund des zweiten Libanonkrieges (2006) - gerade wieder anzusteigen. 2007 wurde schliesslich zu einem Rekordjahr (siehe «NaI», Ausgabe 02/2008). Laut den Umfrageergebnissen fanden die Touristen an den historischen Stätten am meisten Ge-fallen. Diese lagen auf der Punkteskala von 1 bis 5 mit 4,5 Punkten an der Spitze. Aber auch die Sicherheit im Land bedachten viele Touristen mit einem «sehr zufrieden», was mit 4,3 Punkten zum Ausdruck kam. Die landschaftlichen Attraktionen Israels wie Parks, Naturschutzgebiete und Naturlandschaften schnitten mit 4,2 Punk-ten ebenso positiv ab. Restaurants landeten mit 4,07 Punkten auf dem nachfolgenden Platz, dicht gefolgt vom Strassensystem mit 4,0 Punkten. AN

Das israelische Tourismusministerium unterhält eine deutschsprachige Homepage: www.goisrael.de

Kommentar: Es ist eine Tatsache, dass Touristen in Israel sehr sicher leben. Noch nie wurde ein Touristenbus in Israel von einem Terroranschlag getroffen. Das ist ein göttliches Wunder. Wir möchten jeden Leser einladen: Kommen Sie vom 5. bis 15. Mai dieses Jahres mit Beth-Shalom nach Israel, um mit Israel seinen 60. Geburtstag zu feiern. Israel schaut aus nach wahren Freunden! CM

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ISRAELISCHE DROHNE IN BESONDERER MISSION

Hightech-FussballbeobachterIsrael gilt als führender Entwickler von unbemannten Luftfahrzeugen. Inzwischen werden Drohnen längst nicht mehr nur im militärischen Bereich eingesetzt.

Moderne Zieldrohnen setzten 1931 erstmals die Briten ein. Zuvor gab es schon

die Gleitflugkörper von Montgolfière, die im 19. Jahrhundert entscheidend weiter-entwickelt wurden. Darauf folgte Anfang des 20. Jahrhunderts das Autopilotsystem, dem schon bald die ferngesteuerten Flug-objekte folgten. Ab 1960 forschten dann die USA auf diesem Gebiet weiter. Nach schweren Verlusten der israelischen Luft-streitkräfte im Yom-Kippur-Krieg von 1973 durch Flugabwehrraketen beschäftigte sich in Israel erstmals der Konzern «Tadi-ran» mit der Entwicklung einer modernen Drohne zur Kampfzonenüberwachung. Seither haben sich mehrere israelische Firmen einen weltweiten Ruf in der Ent-wicklung von Hightech-Drohnen erworben. Der israelischen Armee ist es inzwischen möglich, Vorgänge hinter feindlichen Lini-en zu beobachten, ohne dabei das Leben

von Menschen aufs Spiel zu setzen. Es können Gebiete oder Einzelpersonen (z.

B. Terrorverdäch-tige) ausspioniert werden.

Mittlerweile nutzen einige Staa-ten, die ein zuneh-mendes Problem mit gewalttätigen Fussballfans haben, die unbemannten

Flugobjekte sogar zur Überwachung von Fussballstadi-

en. So auch die Schweiz, die von der israeli-schen Luftfahrtindustrie Drohnen des Typs «Ranger» für ihre Armee erwarb. Diese Drohnen werden nicht mehr nur bei mili-tärischen Manövern eingesetzt, sie finden auch Verwendung bei Rettungsaktionen in den Schweizer Skigebieten. Und nun, im Vorfeld der Fussballeuropameisterschaft, die am 7. Juni 2008 im schweizerischen Basel eröffnet wird, wurde entschieden, die Drohnen für eine weitere Aufgabe zu nutzen: Sie werden die Fussballfelder und die Zuschauertribünen überwachen (zur Abschreckung und Identifikation von Störenfrieden).

Mit der Überwachung eines Fuss-ballspiels wurde eine israelische Drohne erstmals Ende letzten Jahres in Zürich betraut. Trotz Dunkelheit konnte die

Drohne sowohl den Einzug der Fans ins Stadion als auch die Geschehnisse nach dem Spiel im Detail festhalten. Es soll noch ein weiterer Versuch bei einem Fussballspiel unternommen werden, das bei Tageslicht ausgetragen wird. Schwei-zer Behörden sind sich allerdings schon sicher, dass die israelische Drohne bei der Fussballeuropameisterschaft zum Einsatz kommen wird. ZL

Kommentar: Wir schrieben es schon in früheren Ausgaben dieser Zeitschrift: Dem «Auge Davids» entgeht kaum etwas. Das betrifft selbstverständlich nicht nur Droh-nen, die Fussballspiele überwachen. Israel verfügt über hoch entwickelte Satelliten, mit denen es zum Beispiel Vorgänge im Iran genau überwachen kann. Im Mittel-alter durften die Juden nur als Verkaufs-händler, nicht als Bauern tätig sein. Das war so verpönt, dass sich die Menschen dachten, die Juden würden daran zugrun-de gehen. Aber was geschah? Die Juden belebten diesen Zweig und wurden sehr er-folgreich. So war es eigentlich immer. Was den Juden in die Hände gegeben wurde, gelang meistens besser. Seit Israel wieder in seinem Land ist, dürfen die Juden auch überall mitmischen. Und so sind sie heute auf vielen Gebieten erfolgreich, seien es Medizin, Militär, Raumfahrt oder andere Wissenschaften. Gegenwärtig gehören die Juden auch zu den besten Landwirten der Welt. Sie stellen mit Abstand die meisten Nobelpreisträger. Das hat alles damit zu tun, dass Israel das auserwählte Volk Gottes ist. CM

NEUER CHEFDIRIGENT AUS ISRAEL

Ab 2009 Israeli Leiter der Prager PhilharmonieDie Tschechische Philharmonie ist auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Ab 2009 soll ein Israeli dieses Orchester führen.

Zurzeit ist der Posten des Chefdirigen-ten in Prag unbesetzt, denn der Dirigent Zdened Macal trat im Herbst 2007 von sei-ner Position zurück. Seine Programmaus-

wahl war schon seit längerer Zeit öffentlich stark kritisiert worden. Ab Herbst 2009 soll es der israelische Dirigent Eliahu Inbal richten, der dem Prager Publikum bereits

Die «Ranger» im Einsatz

Eliahu Inbal soll der neue Chefdirigent der Prager Philharmonie werden

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H I N T E R G R U N D I N F O R M A T I O N E N A U S I S R A E L

aufgrund zahlreicher Gastauftritte bekannt ist. Inbal wurde 1936 in Jerusalem gebo-ren. Er studierte Violine und Komposition an der Jerusalemer Musikakademie. Eine Empfehlung von Leonard Bernstein öffnete ihm die Türen zu einem Dirigentenstudium in Paris. Seither hat er in vielen Ländern Dirigentenpositionen bekleidet. Von 1974 bis 1990 dirigierte er beispielsweise das Radio-Symphonie-Orchester Frankfurt des Hessischen Rundfunks. Von 2001 bis 2006 leitete er das Konzerthausorchester in Berlin. Gegenwärtig steht er noch dem Orchester «Teatro la Fenice» in Venedig vor. AN

Mehr zu Eliahu Inbal unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Eliahu_Inbal

ISRAELISCHE INNOVATION

Fotosynthese kann Krebszellen zerstörenDie moderne Medizin nutzt die Fotosynthese mittlerweile im Kampf gegen Krebserkrankungen.

Als Fotosynthese wird die Erzeugung (Synthese) von organischen Stoffen unter Verwendung von Lichtenergie in Lebe-wesen bezeichnet. Die Lichtenergie wird mithilfe lichtabsorbierender Farbstoffe aufgenommen und in chemische Energie umgewandelt. Die Fotosynthese treibt durch die Bildung organischer Stoffe nahezu alle bestehenden Ökosysteme an, da sie ande-ren Lebewesen energiereiche Baustoff- und Energiequellen liefert. Zur Fotosynthese sind fast alle Landpflanzen und Algen sowie einige Bakterien in der Lage. Eine wichtige Rolle bei der Fotosynthese spielen Chlorophylle. Die Moleküle dieses Pigments nehmen die von Lichtquellen ausgehende Energie auf und verwandeln sie im Zuge komplexer, chemi-scher Prozesse in Zucker und Sauerstoff.

Da ein Familienmitglied an Krebs erkrankte, kam der israelische Pflanzen-wissenschaftler Prof. Avigdor Scherz vom Weizmanninstitut in Rehovot auf die Idee, diesen Prozess zur Zerstörung von Krebs-zellen zu nutzen. Er erzählte: «Ich habe beispielsweise erforscht, auf welche Weise die Chlorophyll-Moleküle einiger Bakterien die gespeicherte Lichtenergie in elektrische Energie umwandeln.» Zusammen mit dem Bi-ochemiker Prof. Yoram Salomon entwickelte er ein Verfahren, bei dem einem Patienten intravenös Chlorophyll-Moleküle injiziert werden, die sich innerhalb kürzester Zeit in den Blutbahnen ausbreiten. Dann wird der Tumor kontrolliert mit Licht bestrahlt, was

den eingespritzten Wirkstoff aktiviert. Die Tumorzellen werden so innerhalb weniger Stunden zerstört, während gesundes Ge-webe kaum beeinträchtigt wird. Auf diese Weise sterben Krebstumoren innerhalb von 24 bis 48 Stunden ab. Das natürliche Immunsystem des Patienten, das durch diese Behandlung nicht in Mitleidenschaft gezogen wird, entsorgt nachfolgend die abgestorbenen Krebszellen.

Allerdings können mit diesem neuar-tigen Verfahren gegenwärtig nur extrem flache Tumoren behandelt werden, die sich in einem sehr frühen Entwicklungsstadium befinden. Bisher wurde dieses Verfahren in Kanada und England im Rahmen klinischer Tests erprobt. Es wurden Prostata-Patien-ten behandelt, die auf die herkömmlichen Behandlungsmethoden nicht ansprachen. Inzwischen beschäftigt sich unter anderem die niederländische Firma «Steba Beheer NV» mit der Weiterentwicklung des Verfah-rens und den dafür benötigten Substanzen. Ferner werden die Möglichkeiten erforscht, dieses Therapieverfahren zur Zerstörung anderer Krebszellenarten einzusetzen, bei-spielsweise bei Brust- und Bauchspeichel-drüsenkrebs. Demnächst soll in den USA und in Europa die dritte klinische Testphase anlaufen. ZL

Mehr zur fotodynamischen Therapie: http://de.wikipedia.org/wiki/photodynamische_Therapie

«PILLCAM» - ISRAELISCHE INNOVATION AUF VORMARSCH IN DEUTSCHLAND

Israelische Filmtablette in DeutschlandÜber die Entwicklung eines neu-artigen medizinischen Diagnose-instruments namens «PillCam» berichteten wir bereits in der Ausgabe von August 2007. Jetzt rückt in Deutschland eine Nutzung durch alle Gesundheitskassen in greifbare Nähe.

Die israelische Firma «Given Imaging Ltd.» vertreibt ihre «PillCam» bereits in vie-len Ländern. Dieses innovative Instrument, das gegenwärtig vor allem zur Diagnose von Erkrankungen der Speiseröhre einge-setzt wird, ist ein voller Erfolg. Nicht nur die Mediziner profitieren von der einfachen Untersuchungsmethode, sondern auch bei Patienten ist dieses Verfahren äusserst be-

liebt. Anstatt sich einer Endoskopie zu un-terziehen, muss der Patient lediglich eine Filmtablette von der Grösse einer Vitamin-tablette schlucken. Diese Tablette enthält eine Videokamera, die gestochen scharfe Bilder liefert. Sie wird später über den Ver-dauungstrakt wieder ausgeschieden. Nun erwägt die deutsche Bundesregierung, dieses Diagnoseverfahren in den nationa-len Gesundheitsplan aufzunehmen, sodass allen betroffenen Patienten eine kostenlose Diagnose mit der «PillCam» zustehen wür-de. Der Geschäftsführer von «Given Ima-

ging», Homi Shamir, sagte dazu, dass die deutsche Bundesregierung innerhalb des nächsten Jahres zu einer Entscheidung in dieser Angelegenheit kommen wolle. Er fügte hinzu, dass bereits jetzt rund zehn Prozent aller deutschen Bürger, die über eine private Zusatzversicherung verfügen, die Vorzüge dieses Diagnoseverfahrens geniessen könnten. Die «PillCam» wurde bereits von den israelischen und europä-ischen Gesundheitsbehörden genehmigt. Eine Bewilligung in den USA lässt noch auf sich warten. AN

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VERHINDERUNG VON VERKEHRS-UNFÄLLEN

Israelische Er-findung geht bei «Volvo» in Seri-enproduktionSchon ein kleiner Auffahrunfall kann schwere Folgen haben, sowohl in gesundheitlicher als auch finanzieller Hinsicht. Um so etwas möglichst zu vermei-den, übernimmt der Autopro-duzent «Volvo» ein israelisches Laserwarnsystem.

Der schwedische Autohersteller «Volvo» wird zukünftig in alle seine Autos ein israelisches Laserwarnsystem («Pro Park») einbauen, das Unfälle vermeiden hilft. «Pro Park» warnt den Autofahrer mittels eines Pieptons vor Hindernissen (z. B. Pfosten, ein anderes Auto oder eine Wand). «Volvo» wird allerdings eine Wei-terentwicklung des Systems verwenden, das bisher nur beim Einparken eine Hilfe war. Dieses setzt die Lasersensoren auch ein, um vor einer Unterschreitung des Mindestabstandes während der Fahrt zu warnen. So soll die Gefahr von Auffahrun-fällen minimiert werden. Oftmals sind sich Autofahrer nicht bewusst, wie lang ein Bremsweg tatsächlich ist. Deshalb wird der Alarm auch dann aktiviert, wenn ein anderes Fahrzeug abrupt bremst. Dabei wird parallel dazu ein entsprechender Bremsvorgang initiiert. Entscheidend ist, dass das System schneller reagiert als der Mensch und somit wichtige Sekun-denbruchteile gewonnen werden, die oftmals über Leben und Tod entscheiden. Dieser automatische Bremsprozess wird nur bei einer Geschwindigkeit über 35 km/h aktiviert. Die unter anderem in der Frontscheibe integrierten Lasersensoren ermitteln nicht nur den Abstand zu «Hinder-nissen», sondern berücksichtigen auch die jeweilige Geschwindigkeit. Dafür wurden neuartige, sehr leistungsfähige Sensoren entwickelt. ZL

ISRAELISCH-DEUTSCH-RUSSISCHE KOOPERATION

Neuer Tank für Wasserstoff-AutosEine israelische Innovation könnte zur kommerziell ausgerichteten Wei-terentwicklung des Wasserstoff-Autos führen. Zu diesem Zweck werden Israel, Deutschland und Russland gemeinsam forschen.

Die israelische Firma «C.EN» (Clean Energy) schaffte einen wichtigen Durch-bruch bezüglich einfacherer und sicherer Lagerung von Wasserstoff. Wasserstoff ist das leichteste chemische Element und kommt im Universum am häufigsten vor. Auf der Erde ist der Massenanteil wesentlich geringer als im All. Es liegt überwiegend gebunden und fast nie als unvermischtes Gas vor. Von keinem an-deren chemischen Element sind so viele Verbindungen bekannt; die geläufigste ist Wasser. Wasserstoff ist hoch entzündlich. Schon lange sehen viele Regierungen und Umweltschützer in Wasserstoff-Autos die «grosse grüne Hoffnung». Der israelische Wissenschaftler Prof. Dan Eliezer setzte in den letzten Jahren alles daran, dass diese Hoffnung Realität wird. Deshalb widmete er sich vor allem der Lösung des Lage-rungsproblems dieses zukunftsträchtigen Treibstoffes. Die meisten Wasserstoff-Au-tos, die bisher im Verkehr sind, werden mit flüssigem Wasserstoff betrieben, weshalb ein stark geschützter Tank erforderlich ist. Denn in dieser Form ist Wasserstoff extrem instabil und muss vor kleinsten Erschütterungen bewahrt werden. Zudem können die bisherigen Tanks aufgrund ih-rer Konstruktionsweise lediglich 20 Liter fassen, was gerade einmal für rund 250

Kilometer Fahrt ausreicht. «C.EN» unter der Leitung von Moshe Stern entwickelte nun einen Tank, in dem Wasserstoff in Gasform gelagert werden kann. Seine Kapazität beträgt 60 Liter, sodass ein

Wasserstoff-Auto zukünftig eine wesentlich grössere Reichweite hat. Darüber hinaus wird durch das geringere Gewicht des Tanks weniger Energie verschwendet. Zur weite-ren Entwicklung dieses Tanks werden die israelischen Wissenschaftler mit deutschen und russischen Kollegen kooperieren. An der Finanzierung beteiligen sich Korea und Japan. «C.EN» verfügt bereits über fünf Pa-tente in diesem Bereich. Gegenwärtig wird der neue Tank in deutschen Laboren weite-ren Sicherheitstests unterzogen. ZL

WIE SICH ÄRZTE ZUKÜNFTIG IM MENSCHLICHEN KÖRPER ORIENTIEREN

Das GPS der MedizinÄrzte verfügen schon bei vielen operativen Eingriffen über 2-D-Auf-nahmen in Echtzeit. Eine israelische Firma möchte das zum Wohl der Patienten perfektionieren und entwickelte ein GPS für medizinische Instrumente.

«MediGuide» wurde im Jahr 2000 gegründet und gehört der Firmengruppe «Elbit Systems Ltd.» an. Gera Strommer ist ein Mitbegründer von «MediGuide» und amtiert heute als Geschäftsführer. Gegen-über der inländischen Presse versuchte er, den Tätigkeitsbereich seines Betriebs verständlich zu beschreiben: «Wir sind im Bereich der medizinischen Technologie

tätig und versuchen, innovative Geräte zu entwickeln, die es Medizinern erlauben, einfacher, besser und sicherer im mensch-lichen Körper zu manövrieren. Unsere Geräte liefern den Ärzten 3-D-Aufnahmen während der Untersuchung oder im Verlauf eines operativen Eingriffs, sodass sie die Sachlage umfassender einschätzen und damit auch eventuelle Probleme besser

Ein herkömmlicher Flüssigwasserstofftank muss extrem gut geschützt sein

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vorhersehen können. Dabei geht es uns unter anderem auch darum, solche Unter-suchungen und Operationen zugunsten des Patienten so minimal invasiv wie möglich zu gestalten.»

Das moderne, über Satelliten gesteu-erte GPS (Global Positioning System) nutzen inzwischen viele Menschen beim Autofahren. Es zeigt an, an welchem geo-grafischen Punkt wir uns befinden. Das ermöglicht eine bessere Orientierung und die computergesteuerten Angaben helfen, problemlos zum Ziel zu kommen. «Meine Firma hat ein MPS (Medical Positioning System) entwickelt», erläuterte Strommer weiter, «das uns anzeigt, wo sich medizi-nische Instrumente im menschlichen Kör-per befinden.» Dabei werden medizinische Instrumente, die in den Körper eingeführt werden, mit Miniatur-MPS-Sensoren ver-sehen. Sie zeigen dem Arzt die genaue Position des Instruments im menschlichen Körper an. Die Bilder werden in Echtzeit gesendet und stellen im Gegensatz zu bisherigen Verfahren alles in 3-D dar. Dadurch wird dem Arzt die Einschätzung seines weiteren Vorgehens entscheidend

erleichtert. Die erste Umsetzung dieser neuen Technologie kann vor allem bei Pa-tienten mit Herzproblemen eingesetzt wer-den. Das Gerät («gMPS™ Ready CatLab») wurde bereits im Dezember 2007 von den europäischen Gesundheitsbehörden freige-geben. Gegenwärtig kooperiert die israe-lische Firma unter anderem mit «Boston Scientific», «Philips» und «Siemens», um die Technologie weiterzuentwickeln und auf andere medizinische Instrumente zu übertragen. AN

SCHWEDISCH-SCHWEIZERISCHE FIRMA KAUFT ISRAELISCHES UNTERNEHMEN

Israels Dentalimplantate sehr gefragtDie israelische Firma «Alpha BioTec» ist auf Dentalimplantate spe-zialisiert. Sie versorgt in Israel 60 Prozent des Marktes und konnte im letzten Jahr ein Wachstum von 35 Prozent verzeichnen, wodurch sie sich einen Platz in der Weltführung ergatterte. Nun wurde sie vom führenden, schwedisch-schweizerischen Dentalimplantatkonzern «Nobel Biocare» für 95 Millionen US-Dollar aufgekauft.

«Alpha BioTec» vertreibt seine Produkte in rund 40 Ländern. Zu den Gründern und Eigentümern von «Alpha BioTec» gehört Dr. Ophir Fromovich, der selbst als Zahnarzt praktiziert hat. Als Spezialist für Im-plantate war er jedoch mit den zur Verfügung stehenden Produkten nicht sehr zufrieden. Ihn störte vor allem die Tatsache, dass Patienten nach dem Einsetzen eines Implantats drei bis sechs Monate warten mussten, bevor es belastbar und eine Weiterbehandlung möglich war. Dieser Zustand führte häufig zu Folgeproblemen wie Knochenrückbildung und Schädigung des Zahnfleisches.

Laut Dr. Fromovich werden alle Patente seiner Firma an «Nobel Biocare» übergehen. Die «Alpha BioTec»-Niederlassung, ein-schliesslich ihrer Forschungseinrichtungen, wird in Tel Aviv aber bestehen bleiben. Dr.

Fromovich, der bisher als Ge-schäftsführer amtierte, wird Vorstandsvor-sitzender von «Alpha BioTec»

und Berater von «Nobel Biocare». «Nobel Biocare» gehört ebenfalls zu den marktfüh-renden Firmen im Bereich der Zahnimplan-tatlösungen und verfügt über zahlreiche Pa-tente und Produkte, die rechtlich geschützt sind. Die Firma wurde 1981 als «Nobelphar-ma» gegründet und 1996 in «Nobel Biocare» umbenannt. Das schwedische Unternehmen gründete 2002 eine neue Muttergesellschaft mit Sitz im schweizerischen Zürich und gilt seither als schwedisch-schweizerisches Unternehmen. ZL

Mehr zu dem Konzern: www.nobelbiocare.com

«ELBIT SYSTEMS» HAT DIE NASE VORN

Israelisches Kontrollsystem für die NiederlandeErneut gewann die israelische Firma «Elbit Systems Ltd.» eine interna-tionale Ausschreibung. Dieses Mal wird sie der niederländischen Armee Systeme im Wert von 40 Millionen US-Dollar liefern, die eine hochtech-nologische Verwaltung von militärischen Operationen ermöglichen.

Die von «Elbit Systems» für das nie-derländische Militär zu liefernden Systeme umfassen Computersysteme für Panzer und andere Feldfahrzeuge, taktische Kommuni-kationskontrolleinheiten, elektro-optische Systeme und Datenbanken zur Verwaltung und Koordination von Einsatzdetails. Ins-gesamt sollen die israelischen Kontrollsys-teme in 1 800 Militärfahrzeugen eingebaut werden. Bezhalel Machlis, Vizepräsident von

«Elbit Systems», sagte gegenüber der isra-elischen Presse, dass gegenwärtig rund 20 Armeen der Welt mit diesem System operier-ten. Er ist der Ansicht, dass «Elbit Systems» aufgrund des niederländischen Grossauftra-ges zukünftig noch mehr Kunden für dieses System wird gewinnen können. ZL

Homepage von «Elbit Systems»: www.elbitsystems.com

Das israelische «Medical Positioning Sys-tem» soll zukünftig Operationen erleichtern

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GROSSAUFTRAG IN FERNOST

Israel rüstet Singapur aufIn Israel wurde erstaunt zur Kenntnis genommen, dass der amtierende Verteidigungsminister Ehud Barak in einer Zeit der erhöhten Alarmbe-reitschaft eine Reise nach Singapur antrat.

Das israelische Verteidigungsminis-terium gab keinen konkreten Grund für die Reise an, die bis zur letzten Minute wie ein Staatsgeheimnis gehütet wurde. Verteidigungsminister Ehud Barak be-suchte während seines Aufenthaltes in Singapur eine militärische Luftfahrtschau, die «Singapore Airshow», die neben dem Luftsalon in Paris als zweitwichtigste internationale Messe dieser Art gilt. Isra-elische Firmen waren dort auch präsent

und verfügten über eine Schaufläche von 650 Quadratmetern. Gleichwohl erschien es merkwürdig, dass Barak während ei-ner Zeit der enormen Anspannung und erhöhten Alarmbereitschaft eine derarti-ge Ausstellung besuchte. Inzwischen ist bekannt, dass Barak in Singapur wichtige Gespräche mit führenden Amtskollegen im Verteidigungsministerium führte. Sin-gapur unterhält seit geraumer Zeit recht enge Beziehungen zu Israel, vor allem was den sicherheitspolitischen Bereich betrifft. Kurz nach der Reise wurde dann bekannt, dass die israelische Luftfahrt-industrie (IAI) eine Ausschreibung der singapurischen Regierung gewann und

Aufklärungsflugzeuge im Wert von rund 600 Millionen US-Dollar liefern wird. In der Meldung wurde auch angegeben, dass die amerikanische Firma «Gulfstream» die Flugzeuge liefern und Israel für den Einbau der technischen Ausrüstung ver-antwortlich sein wird. Schon vor rund einem halben Jahr gewann die IAI eine andere Ausschreibung Singapurs, über deren Gegenstand jedoch keine weiteren Details an die Öffentlichkeit drangen. In der internationalen Presse hiess es damals vage, dass Singapur von Israel Schiffe, die mit verschiedenen Raketentypen ausge-stattet sind, sowie «andere Kriegsmittel» erworben habe. ZL

STEFF WERTHEIMERS PHILOSOPHIE

Kapitalistischer Kibbuz als FriedensrezeptEr scheut keine Kosten, um seine Vorstellungen einer Friedenslösung für den Nahen Osten zu propagieren. Der selbst ernannte «Friedenskämpfer» Steff Wertheimer redet mit Politikern in aller Welt. Doch was beabsichtigt er eigentlich?

Per Helikopter werden sie eingeflogen. Steff Wertheimer lädt Jour-nalisten nach Tefen, im Norden Israels, ein. Er verteilt Hochglanzpros-pekte. Er präsentiert seine Ideen vor dem US-Kongress. Auch nach Deutschland pflegt er beste Kontakte. Für sein Engagement soll ihm in diesem Jahr die Buber-Rosenzweig-Medaille verliehen werden. Seine fünf Industrieparks sind der Kern seiner Friedensidee und der Schlüssel zu seinem Erfolg als Geschäftsmann. Im Mai 2006 verkaufte Wertheimer 80 Prozent der Anteile seiner Metallfabrik «Iscar» für über vier Milliarden US-Dollar an den US-Multimilliardär Warren Buffett. Es war der höchste Kaufpreis, den eine israelische Firma je erzielte. Wertheimers Friedenslösung beruht auf der Schaffung von Industrie, Arbeitsplätzen und Zukunftshoffnung für Menschen. «Die Ölgelder kom-men nur den ohnehin Reichen zugute. Sie werden für Waffeneinkäufe und politische Abenteuer missbraucht», meint Wertheimer. Ölstaaten wie Saudi-Arabien und Irak werden auf seinen bunten Grafiken als «arme Länder» dargestellt, auf einer Stufe mit wirtschaftlich darben-den Nationen wie Jordanien, Ägypten, Iran und den palästinensischen Autonomiegebieten. Ein hoher Anteil von Jugendlichen unter 14 Jahren sowie eine hohe Arbeitslosenrate beweisen, wo die Gefahren liegen. «Wirtschaft ist eine Verteilung von Geld und Produktivität», sagt er. Mit Exportindustrie könne Ländern des Nahen Ostens geholfen werden, bei denen kein Öl fliesse. «Nach dem Zweiten Weltkrieg kam Europa durch den Marshallplan wieder auf die Beine. Entscheidend war, dass die Gelder nicht an die Regierungen flossen.» Profitiert hätten alle: die Menschen des durch Krieg zerstörten Deutschlands und die US-Betriebe. Der Erfolg der blühenden Wirtschaft des Westens habe die

politische Landschaft der Welt verändert. Wertheimer, 1926 im deut-schen Kippenheim geboren, floh 1936 mit seinen Eltern nach Palästi-na. Seinen Erfolg als Geschäftsmann verdankt er dem französischen Präsidenten de Gaulle. Als Frankreich 1968 ein Waffenembargo gegen Israel verhängte, stellte Wertheimer die nun fehlenden Ersatzteile für Flugzeuge her. Er produziert Waren im Wert von 1,2 Milliarden Euro, vor allem für den Export. Das entspricht rund zehn Prozent der gesamten Industrieproduktion Israels. Wertheimer präsentiert sein Konzept eines «kapitalistischen Kibbuz», mit dem er die Türkei und Jordanien, später auch Libanon und die palästinensischen Gebiete auf «Erfolgskurs» bringen will. Ein Paradebeispiel dafür ist der von ihm aufgebaute Industriepark Tefen. Zwischen den vielen Produktionshallen liegen gepflegte, grüne Rasen. Moderne Skulpturen, wohin der Besucher auch blickt. «Industrien müssen umweltfreundlich und sauber sein, um sich bei uns ansiedeln zu können.» Zwischen den Produktionshallen hat Wertheimer auch Museen angesiedelt, denn «Kunst ist für mich der Inbegriff der Kreativität. Bei einer erfolgreichen Industrie geht es vor allem um Kreativität.» In einer Halle stehen alte Automobile. Wertheimer hat sogar das erste «Jekkes-Museum» geschaffen, ein Museum zur Geschichte der deutschstämmigen Juden im Land. Die Mitarbeiterkantine gleicht einem besseren Restaurant: Tischdecken, gefaltete Servietten, Salate auf dem Tisch und zum Abschluss gibt es eine liebevoll gestaltete Schüssel mit frischem Obst. «Wir sind eben ein kapitalistischer Kibbuz und wollen so Frieden schaffen.» US

Informationen zum Industriepark Tefen: www.tefen.com

Skyline von Singapur