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Name: Klasse: Datum: UR
Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
UE / Stunde (Thema): Synchrone und diachrone Sprachbetrachtung
Grobziel(e): Die Schüler wissen, dass es zwei Möglichkeiten gibt, Sprache zu untersuchen.
Zeit Handlungsschritte: Methoden/ Arbeitsformen/ Medien
14.17-
14.20
14.20-
14.32
14.32-
14.37
14.37-
14.40
14.40-
14.50
14.50-
14.55
14.55-
15.00
L. nennt das Thema der Stunde.
Die Schüler untersuchen verschiedene Texte
(AB) und kommen zu dem Schluss, dass es
zwei Möglichkeiten gibt, Sprache zu untersu-
chen.
Die Schüler nennen ihre Ergebnisse.
L. erklärt, dass der Sprachwissenschaftler F. de
Saussure für diese beiden Möglichkeiten die
Begriffe „synchrone“ und „diachrone“ Sprach-
betrachtung geprägt hat und erläutert die Be-
deutung der beiden Begriffe.
Die Schüler ordnen ihre Ergebnisse diesen Be-
griffen zu.
Ergebnissicherung an der Tafel.
Die Schüler überlegen, welcher Zusammen-
hang zwischen synchroner und diachroner
Sprachbetrachtung besteht.
Die Schüler überlegen sich, welche Fragen bei
einer diachronen Untersuchung einer Sprache
interessant sind. (Ausblick auf die Unterrichts-
reihe)
Lehrervortrag/ Frontalunterricht
Partnerarbeit
AB synchrone und diachrone Sprach-
betrachtung
Schülervortrag/ fragend-entwickelndes
Gespräch/ Frontalunterricht
Lehrervortrag/ fFrontalunterricht
Unterrichtsgespräch/ Frontalunterricht
Tafelanschrift
fragend-entwickelndes Gespräch/ Fron-
talunterricht
Tafelanschrift
Unterrichtsgespräch/ Frontalunterricht
Nachbereitende HA:
Name: Klasse: Datum: UR
Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
Diachrone und synchrone Sprachbetrachtung (Ferdinand de Saussure)
Diachrone Sprachbetrachtung
dia (gr.)= durch, hindurch, chronos (gr.)
Zeit
diachron: durch die Zeit hindurch
beschäftigt sich mit der geschichtlichen
Entwicklung der Sprache, mit ihrer Verän-
derung in der Zeit.
Bsp.:
Bedeutungsveränderung Weib
Frau
Wandel der Schreibweise: fater
(ahd) Vater (nhd)
Wandel der Wortstellung:
dat Hiltibrant haetti min fater
dass mein Vater Hildebrand hieße
Synchrone Sprachbetrachtung
Syn (gr.)= gemeinsam; chronos (gr.)= Zeit
synchron: gleichzeitig
bezieht sich auf den Ist-Zustand der Spra-
che zu einem bestimmten Zeitpunkt.
Bsp.:
Unterschiede zwischen Dialekt und
Standardsprache
Wortstellungsvariationen im Deut-
schen
Ahd Mhd Gegenwartsdeutsch
(750-1050) (1050-1350)
Diachrone Sprachbetrachtung
Ahd Mhd Gegenwartsdeutsch
(750-1050) (1050-1350)
synchrone Sprachbetrachtung
Diachrone Sprachbetrachtung setzt die synchrone Betrachtung der Sprache voraus.
Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
A wir sind, ihr seid, sie sind mir sinn, ihr/dir sinn, die sinn
Hildes Schwager em Hilde sei Schwòòer
B Fater unser, thus in himilon bist, giuuîhit si namo thîn, quaeme rîchi thîn, uuerde uuilleo thîn, sam
sô in himile endi in erthu. (Althochdeutsch)
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie
im Himmel so auf Erden.
C Peter sieht den Mann auf der Brücke.
Den Mann auf der Brücke sieht Peter.
Auf der Brücke sieht Peter den Mann.
Sieht Peter den Mann auf der Brücke?
E Das allgemeine Wort für "Frau" ist im Althochdeutschen wie im Mittelhochdeutschen das
Wort wîb/wîp, unverheiratet Frauen heißen im Althochdeutschen magad (mit der Betonung
auf "unverheiratet") und diorna (was auch 'junges Mädchen' ganz allgemein heißen kann). Im
Mittelhochdeutschen hat sich diese Bedeutung bereits so weit verschoben, dass maget den
Bereich 'Dienerin', 'Magd' mit abdeckt. Heute ist Frau die normale Bezeichnung geworden
und hat damit Weib in niedere Sprachschichten zurückgedrängt.
Arbeitsauftrag:
Diese Texte dienen der Untersuchung von Sprache.
Bearbeiten Sie die folgenden Aufgaben mit einem Partner und machen Sie sich Notizen.
1. Beachten Sie die fett gedruckten Wörter. Beschreiben Sie genau, welche Verände-
rungen in den Texten deutlich werden.
2. Die Texte zeigen zwei Möglichkeiten Sprache zu untersuchen. Ordnen Sie die Texte
entsprechend in zwei Gruppen ein.
3. Finden Sie Oberbegriffe für die beiden Möglichkeiten Sprache zu untersuchen.
12 Minuten Bearbeitungszeit
D Auszug aus dem Hildebrandslied, einem Heldenlied in althochdeutscher Sprache
'dat sagêtun mî ûsere liuti,
alte anti frôte, dea êrhina wârun,
dat Hiltibrant haetti mîn fater: ih heittu Hadubrant. (althochdeutsch)
"Das sagten mir unsere Leute,
alte und weise, die ehemals waren,
dass mein Vater Hildebrand heiße;
ich heiße Hadubrand.“ (Gegenwartsdeutsch)
UE / Stunde (Thema): Die indoeuropäische Sprachfamilie
Grobziel(e): Die Schüler wissen, dass man in der Geschichte der Sprache von einer indoeu-
ropäischen Sprachfamilie ausgeht. Sie wissen, dass man aufgrund von Gemeinsamkeiten in
Wortschatz und Satzbau in den indoeuropäischen Sprachen auf eine gemeinsame „Ursprache“
schließt. Sie kennen die indoeuropäischen Sprachen und ihre rekonstruierte Heimat.
Zeit Handlungsschritte: Methoden/ Arbeitsformen/ Medien
10.30-
10.40
10.40-
10.50
10.50-
11.00
11.00-
11.05
11.05-
11.10
11.10-
11.15
L. zeigt Worte aus den indoeuropäischen Spra-
chen (+1-2 Worte aus nicht-indoeuropäischen
Sprachen ). Die Schüler vergleichen die Worte
miteinander und versuchen eine Schlussfolge-
rung daraus zu ziehen (es muss eine „Urspra-
che“ gegeben haben)
Die Schüler untersuchen diese „Theorie“ an-
hand von weiteren Wörtern. (Vergleich von
Wortschatz und Grammatik)
Präsentation der Ergebnisse
Ergebnissicherung
Die Schüler ordnen die Sprachen, die aus einer
gemeinsamen Sprachen entstanden sind, in
eine Weltkarte ein und erkennen daran die re-
konstruierte Verbreitung der gemeinsamen
Sprache. Die Schüler suchen einen Namen (in-
doeuropäische Sprachfamilie)
Kurzer Lehrervortrag, der den S. Informatio-
nen zur Rekonstruktion der „Urheimat“ der
Indoeuropäer liefert.
Fragend-entwickelndes Gespräch/
Frontalunterricht
Folienstreifen
Partnerarbeit
AB Indoeuropäisch
Schülervortrag/ Frontalunterricht
Tafelanschrift
Fragend-entwickelndes Gespräch/
Frontalunterricht
OHF Weltkarte
Einzelarbeit
AB indoeuropäische Urheimat
Nachbereitende HA:
Die Schüler erhalten einen Stammbaum der indogermanischen Sprachfamilie, den sie ausfül-
len sollen.
Die indoeuropäische Sprachfamilie
Altindisch Griechisch Lateinisch Gotisch Englisch russisch Litauisch Neuhoch
deutsch
trayas treis tres preis three tri trys drei
pitar pater pater fadar father Vater
matar meter mater mother materi mote Mutter
naman onoma nomen namo name Name
asti esti est ist is jest est(i) ist
asmi eimi sum im am esmi (ich) bin
bharamah pheromen ferimus bairam
(wir) gebä-
ren
Gemeinsamkeiten
im Wortschatz
´ (vgl. im Gegensatz
dazu finn. kolme; hebr.
salos (drei) oder finn on;
hebr. Hove (ist)
Gemeinsamkeiten in der
Grammatik
Die Ähnlichkeiten in Wortschatz und Grammatik dieser Sprachen lassen darauf schließen, dass es ur-
sprünglich eine gemeinsame „Ursprache“ gegeben hat, die indoeuropäische oder indogermanische
Sprache, wobei es sich lediglich um eine Rekonstruktion handelt.
Man bezeichnet diese Sprache als „indoeuropäisch“, weil sie eine Gruppe von Sprachen umfasst, die ur-
sprünglich zwischen Indien und Europa gesprochen wurden.
Name: Klasse: Datum: UR
Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
UE / Stunde (Thema): Vom Indogermanischen zum Germanischen: Die erste
Lautverschiebung
Grobziel(e): Die Schüler kennen die Veränderungen im Konsonantensystem, die durch die
erste Lautverschiebung entstanden sind, und wissen, dass sich durch die erste Lautverschie-
bung das Germanische aus dem Indogermanischen herausgelöst hat.
Zeit Handlungsschritte: Methoden/ Arbeitsformen/ Medien
14.17-
14.27
14.27-
14.35
14.35-
14.40
14.40-
14.45
14.45-
14.50
14.50-
14.55
14.55-
15.00
S. erläutern den Grund dafür, dass man vom
Vorhandensein einer indogermanischen Spra-
che ausgeht, und weisen dies am Wort „Vater“
nach.
L. fordert die Schüler auf, die Worte für Vater
genau miteinander zu vergleichen. S. erläutern,
dass sich trotz der Gemeinsamkeiten auch Un-
terschiede feststellen lassen.
Die Schüler erarbeiten mit Hilfe von Beispie-
len (AB) die Gesetze der ersten Lautverschie-
bung
S. tragen ihre Ergebnisse vor.
Ergebnissicherung
Die Schüler suchen einen Oberbegriff für ihre
Ergebnisse (Thema der Stunde) und erläutern,
welche Sprachen von der Lautverschiebung
betroffen sind.
Die Schüler übertragen ihre Erkenntnisse in ein
Schaubild.
Die Schüler erkennen mit Hilfe von Beispielen
die Ausnahmen der Regeln der ersten Lautver-
schiebung
Die Schüler tragen ihre Ergebnisse vor.
Fragend-entwickelndes Gespräch/
Frontalunterricht
Folienstreifen
Partnerarbeit
AB Lautverschiebung
Schülervortrag
Tafelanschrift
Fragend-entwickelndes Gespräch/
Frontalunterricht
Tafelanschrift
Plakat
Gruppenarbeit
AB Ausnahmen
Schülervortrag
Tafelanschrift
Nachbereitende HA:
Die Schüler vollziehen an ieur. Wörtern die erste Lautverschiebung nach. (AB Übung: Laut-
verschiebung )
Name: Klasse: Datum: UR
Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
Vom Indogermanischen zum Germanischen: Die Erste (germanische) Lautverschiebung
Im 1. Jahrtausend v. Chr. setzen in den Germanischen Sprachen vor allem Veränderungen im
Konsonantensystem ein:
Verschiebung: Beispiel:
p f pater (lat.) father (engl.), Vater (dt.)
t th tres (lat.) three (engl.), drei (dt.)
k h cor (lat.) heart( engl.), Herz (dt.)
b p labium (lat.) lip (engl.), Lippe (dt.)
d t edere (lat.) eat (engl.), (essen)
g k genu (lat.) knee (engl.), Knie (dt.)
bh b bhratar- (aind.) brother (engl.), Bruder (dt.)
dh d madhya (gr.) middle (engl.), (mittlerer)
gh g stighnute (aind.) steigen (dt.)
Durch die erste (germanische) Lautverschiebung gliederte sich das Germanische aus dem
Indogermanischen aus.
Ausnahmen:
nach s bleiben p, t und k erhalten
bei pt und kt bleibt das t erhalten
p b (nicht zu f), t d (nicht zu th), k g (nicht zu h), wenn im Indoeuropäischen
der vorausgehende Vokal nicht die Hauptbetonung trägt (Verner’sches Gesetz)
Indoeuropäische Sprachen
Germanisch
Erste Lautverschiebung
Name: Klasse: Datum: UR
Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
Die erste Lautverschiebung
Beispiel Gesetz
nepos (lat.) Ne__e
tu (lat.) __u
centum (lat.) __undert
vertere (lat.) wer__en
canis (lat.) __und
piscis (lat.) __isch
stella (lat.) S__ern
octo (lat.) a__ht
spicere (lat.) s__ähen
pherein (gr.) (ge)__ären
genu (lat.) __nie
labium (lat.) Li__e
(be)dürfen - darben; Hefe (ein Mittel, welches) - hebt
schneiden - geschnitten; Schneider - Schnitter; sieden - gesotten
Reihe - Reigen; Höhe - Hügel; gedeihen - gediegen
___________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________
Arbeitsauftrag:
1. Überlegen Sie, wie sich die Wörter im Germanischen verändert haben.
2. Schreiben Sie das Gesetz, nachdem sie sich verändert haben, auf.
Arbeitsauftrag:
3. Überlegen Sie, weshalb im Deutschen folgende Wörter nebeneinander
stehen.
Name: Klasse: Datum: UR
Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
Die erste Lautverschiebung
Beispiel Gesetz
nepos (lat.) ne__e
tu (lat.) __u
centum (lat.) __undert
vertere (lat.) wer__en
canis (lat.) __und
piscis (lat.) __isch
stella (lat.) S__ern
octo (lat.) a__ht
spicere (lat.) s__ähen
pherein (gr.) (ge)__ären
genu (lat.) __nie
labium (lat.) Li__e
(be) dürfen - darben; Hefe (ein Mittel, welches) - hebt
schneiden - geschnitten; Schneider - Schnitter; sieden - gesotten
Reihe - Reigen; Höhe - Hügel; gedeihen - gediegen
___________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________
Arbeitsauftrag:
1. Überlegen Sie, wie sich die Wörter im Germanischen verändert haben.
2. Schreiben Sie das Gesetz, nachdem sie sich verändert haben, auf.
Arbeitsauftrag:
3. Überlegen Sie, weshalb im Deutschen folgende Wörter nebeneinander
stehen.
Name: Klasse: Datum: UR
Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
Arbeitsauftrag:
1. Vergleichen Sie die Beispiele miteinander und beschreiben Sie genau, welche
Veränderungen sich ergeben. (Beachten Sie die fett gedruckten Laute.)
2. Versuchen Sie eine Regel aufzustellen.
griechisch lateinisch englisch deutsch
pater pater father Vater
pella pellis fell Fell
treis tres three drei
tonare thunder Donner
kardia cor heart Herz
cornu horn Horn
Klasse 10b Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
Arbeitsauftrag:
1. Vergleichen Sie die Beispiele miteinander und beschreiben Sie genau, welche
Veränderungen sich ergeben. (Beachten Sie die fett gedruckten Laute.)
2. Versuchen Sie eine Regel aufzustellen.
griechisch lateinisch englisch deutsch
labium lip Lippe
labi sleep (schlafen)
edere eat (essen)
podos pedis foot (Fuß)
genys gena cin (aengl.) Kinn
genu knee Knie
Name: Klasse: Datum: UR
Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
Arbeitsauftrag:
1. Vergleichen Sie die Beispiele miteinander und beschreiben Sie genau, welche
Veränderungen sich ergeben. (Beachten Sie die fett gedruckten Laute.)
2. Versuchen Sie eine Regel aufzustellen.
altindisch Griechisch/lateinisch englisch deutsch
bhratar- phrator (gr.) brother Bruder
bharati pherein (gr.) bear (ge)bären
madhya medius (lat.) middle (mittlerer)
vidhava vidua (lat.) widow (Witwe)
stighnute steigen
khortos garden Garten
Klasse 10b Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
Arbeitsauftrag:
1. Vergleichen Sie die Beispiele miteinander und beschreiben Sie genau, welche
Veränderungen sich ergeben. (Beachten Sie die fett gedruckten Laute.)
2. Versuchen Sie eine Regel aufzustellen.
altindisch Griechisch/lateinisch englisch deutsch
bhratar- phrator (gr.) brother Bruder
bharati pherein (gr.) bear (ge)bären
madhya medius (lat.) middle (mittlerer)
vidhava vidua (lat.) widow (Witwe)
stighnute steigen
khortos garden Garten
Name: Klasse: Datum: UR
Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
Arbeitsauftrag:
1. Vergleichen Sie die Beispiele miteinander und beschreiben Sie genau, welche
Veränderungen sich ergeben. (Beachten Sie die fett gedruckten Laute.)
2. Versuchen Sie eine Regel aufzustellen.
griechisch lateinisch englisch deutsch
pater pater father Vater
pella pellis fell Fell
treis tres three drei
tonare thunder Donner
kardia cor heart Herz
cornu horn Horn
Klasse 10b Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
Arbeitsauftrag:
1. Vergleichen Sie die Beispiele miteinander und beschreiben Sie genau, welche
Veränderungen sich ergeben. (Beachten Sie die fett gedruckten Laute.)
2. Versuchen Sie eine Regel aufzustellen.
griechisch lateinisch englisch deutsch
labium lip Lippe
labi sleep (schlafen)
edere eat (essen)
podos pedis foot (Fuß)
genys gena cin (aengl.) Kinn
genu knee Knie
Name: Klasse: Datum: UR
Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
Arbeitsauftrag:
1. Vergleichen Sie die Beispiele miteinander und beschreiben Sie genau, welche
Veränderungen sich ergeben. (Beachten Sie die fett gedruckten Laute.)
2. Versuchen Sie eine Regel aufzustellen.
altindisch Griechisch/lateinisch englisch deutsch
bhratar- phrator (gr.) brother Bruder
bharati pherein (gr.) bear (ge)bären
madhya medius (lat.) middle (mittlerer)
vidhava vidua (lat.) widow (Witwe)
stighnute steigen
khortos garden Garten
Klasse 10b Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
Arbeitsauftrag:
1. Vergleichen Sie die Beispiele miteinander und beschreiben Sie genau, welche
Veränderungen sich ergeben. (Beachten Sie die fett gedruckten Laute.)
2. Versuchen Sie eine Regel aufzustellen.
altindisch Griechisch/lateinisch englisch deutsch
bhratar- phrator (gr.) brother Bruder
bharati pherein (gr.) bear (ge)bären
madhya medius (lat.) middle (mittlerer)
vidhava vidua (lat.) widow (Witwe)
stighnute steigen
khortos garden Garten
Name: Klasse: Datum: UR
Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
Die erste Lautverschiebung – Ausnahmen
p t k
Lateinisch Deutsch
spicere Spähen
spuere speien
stella Stern
stare Stehen
scabere schaben
Klasse 10b Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
Die erste Lautverschiebung – Ausnahmen
t
Lateinisch Deutsch
captus Haft
neptis nift (ahd) Nichte
octo acht
Arbeitsauftrag:
1. Überlegen Sie, in welche Laute sich p, t und k eigentlich verwandeln müssten.
2. Beschreiben Sie, welche Ausnahme in den Beispielen auftaucht.
3. Überlegen Sie, welcher Laut ausschlaggebend für die Ausnahme sein könnte und
formulieren Sie ein Gesetz.
Arbeitsauftrag:
1. Überlegen Sie, in welchen Laut sich t eigentlich verwandeln müssten.
2. Beschreiben Sie, welche Ausnahme in den Beispielen auftaucht.
3. Überlegen Sie, welcher Laut ausschlaggebend für die Ausnahme sein könnte und
formulieren Sie ein Gesetz.
Name: Klasse: Datum: UR
Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
Die erste Lautverschiebung – Ausnahmen
p t k
septem (lat.) sieben
hypér (gr.) über
fráter (lat.) Bruder
pater (lat.) fadar (ahd)
oculus (lat.) Auge
Klasse 10b Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
Die erste Lautverschiebung – Ausnahmen
p t k
septem (lat.) sieben
hypér (gr.) über
fráter (lat.) Bruder
pater (lat.) fadar (ahd)
oculus (lat.) Auge
Arbeitsauftrag:
1. Überlegen Sie, in welche Laute sich p, t und k eigentlich verwandeln müssten.
2. Beschreiben Sie, welche Ausnahme in den Beispielen auftaucht.
Arbeitsauftrag:
1. Überlegen Sie, in welche Laute sich p, t und k eigentlich verwandeln müssten.
2. Beschreiben Sie, welche Ausnahme in den Beispielen auftaucht.
Name: Klasse: Datum: UR
Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
Die erste Lautverschiebung – Ausnahmen
p t k
Lateinisch Deutsch
spicere Spähen
spuere speien
stella Stern
stare Stehen
scabere schaben
Klasse 10b Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
Die erste Lautverschiebung – Ausnahmen
t
Lateinisch Deutsch
captus Haft
neptis nift (ahd) Nichte
octo acht
Arbeitsauftrag:
4. Überlegen Sie, in welche Laute sich p, t und k eigentlich verwandeln müssten.
5. Beschreiben Sie, welche Ausnahme in den Beispielen auftaucht.
6. Überlegen Sie, welcher Laut ausschlaggebend für die Ausnahme sein könnte und
formulieren Sie ein Gesetz.
Arbeitsauftrag:
4. Überlegen Sie, in welchen Laut sich t eigentlich verwandeln müssten.
5. Beschreiben Sie, welche Ausnahme in den Beispielen auftaucht.
6. Überlegen Sie, welcher Laut ausschlaggebend für die Ausnahme sein könnte und
formulieren Sie ein Gesetz.
Name: Klasse: Datum: UR
Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
Die erste Lautverschiebung – Ausnahmen
p t k
septem (lat.) sieben
hypér (gr.) über
fráter (lat.) Bruder
pater (lat.) fadar (ahd)
oculus (lat.) Auge
Klasse 10b Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
Die erste Lautverschiebung – Ausnahmen
p t k
septem (lat.) sieben
hypér (gr.) über
fráter (lat.) Bruder
pater (lat.) fadar (ahd)
oculus (lat.) Auge
Arbeitsauftrag:
3. Überlegen Sie, in welche Laute sich p, t und k eigentlich verwandeln müssten.
4. Beschreiben Sie, welche Ausnahme in den Beispielen auftaucht.
Arbeitsauftrag:
3. Überlegen Sie, in welche Laute sich p, t und k eigentlich verwandeln müssten.
4. Beschreiben Sie, welche Ausnahme in den Beispielen auftaucht.
Name: Klasse: Datum: UR
Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
UE / Stunde (Thema): Das Mittelhochdeutsche
Grobziel(e): Die Schüler kennen den Inhalt des Nibelungenliedes, können ausgewählte Stro-
phen übersetzen und wissen um die Bedeutungsveränderung mancher Wörter.
Zeit Handlungsschritte: Methoden/ Arbeitsformen/ Medien
10.30-
10.40
10.40-
10.45
10.45-
10.58
10.58-
11.05
11.05-
11.15
Fertigstellen des Schaubildes (mit Zeitanga-
ben)
Kurzer Lehrervortrag zum Inhalt des Nibelun-
genliedes
Die Schüler erhalten den Anfang des Nibelun-
genliedes und übersetzen ihn.
Vorstellen einiger Übersetzungen
Klären der Bedeutungsveränderung von Wör-
tern
Fragend-entwickelndes Gespräch/
Frontalunterricht
Kärtchen
Lehrervortrag
Partnerarbeit
AB Nibelungenlied
Schülervortrag
Fragend-entwickelndes Gespräch/
Frontalunterricht
Nachbereitende HA:
Die Schüler erhalten ein AB, auf dem sie Bedeutungsveränderungen analysieren sollen.
Duetsch Klasse 10 Sprachgeschichte
Das Nibelungenlied
(entstanden um 1200)
Uns ist in alten mæren wunders vil geseit
von helden lobebæren von grozer arebeit
von fröuden, hochgezîten, von weinen und von klagen
von küener recken strîten, muget ir nu wunder hoeren sagen.
Ez wuohs in Burgonden ein vil edel magedin
daz in allen landen niht schoeners mohte sin
Kriemhilt geheizen si wart ein schoene wip
dar umbe muosen degene vil vverliesen den lip
Ir pflagen drie künege edel unde rich
Gunther unde Gernot, di rechen lobelich
Und Giselher der iunge ein zu erwelter degen
diu frouwe was ir swester di fürsten hetens in ir pflegen
Die herren waren milte von arde hohe erborn
mit kraft unmazen küene, di recken zu erkorn
da zen Burgonden so was ir lant genant
si frvmten starkiu wnder sît in Etzelen lant
Ze Wormze bi dem Rine si wonten mit ir kraft
in dienten von ir landen vil stolzi ritterschaft
mit lobelichen eren und an ir endes zit
si sturben iæmerliche sit von zweier frowen nit
Duetsch Klasse 10 Sprachgeschichte
Das Nibelungenlied
(entstanden um 1200)
Uns ist in alten mæren wunders vil geseit
von helden lobebæren von grozer arebeit
von fröuden, hochgezîten, von weinen und von klagen
von küener recken strîten, muget ir nu wunder hoeren sagen.
Ez wuohs in Burgonden ein vil edel magedin
daz in allen landen niht schoeners mohte sin
Kriemhilt geheizen si wart ein schoene wip
dar umbe muosen degene vil vverliesen den lip
Ir pflagen drie künege edel unde rich
Gunther unde Gernot, di rechen lobelich
Und Giselher der iunge ein zu erwelter degen
diu frouwe was ir swester di fürsten hetens in ir pflegen
Die herren waren milte von arde hohe erborn
mit kraft unmazen küene, di recken zu erkorn
da zen Burgonden so was ir lant genant
si frvmten starkiu wnder sît in Etzelen lant
Ze Wormze bi dem Rine si wonten mit ir kraft
in dienten von ir landen vil stolzi ritterschaft
mit lobelichen eren und an ir endes zit
si sturben iæmerliche sit von zweier frowen nit
In Worms am Rhein befand sich ihr machtvoller Hof. Die herrliche Ritterschaft ihres Landes diente ihnen
ehrenvoll bis zu ihrem Tod. Sie starben später leidvoll, weil zwei Königinnen einander hassten.
Duetsch Klasse 10 Sprachgeschichte
Das Nibelungenlied
1 lobebæren: nicht nur lobenswert, sondern auch ruhmreich, ehrenvoll, wohlgefällig.
2 hoch(ge)zît: allgemein Fest
3 recke, wie degen, wîgant: Krieger, Ritter, Held
4 muget: Konjunktiv I von mugen, Präterito-Präsens-Verb (vgl. WMhd. 3.2.4.1.)
5 wuohs: Prät. Sg. von wahsen, wassen, stV, VIb (vgl. WMhd. 3.2.3.)
6 mohte: Konjunktiv II von mugen, s. Anm. 4
7 muosen: Prät. Pl. von müezen, Präterito-Präsens-Verb
8 pflâgen: Prät. Pl. von pflegen, stV, V (vgl. WMhd. 3.2.3.)
9 rîch: nicht nur reich, sondern auch mächtig (ebenso: edel)
10 hetens = heten se; heten: Prät. Pl. von haben, swV, Kontrahiertes Verb (vgl. WMhd. 3.2.4.2.)
11 hiez: Prät. Sg. von heizen, stV, VIIc (vgl. WMhd. 3.2.3.)
12 liez: Prät Sg. von lazen, stV, VIIa
13 gewan: Prät. Sg. von gewinnen, stV IIIa
1C
Uns ist in alten mæren wunders vil geseit
von heleden lobebæren1, von grôzer arebeit,
von freude und hôchgezîten2, von weinen unde kla-
gen,
von küener recken3 strîten muget
4 ir nu wunder
hœren sagen.
In alten Geschichten wird uns viel Wunderbares erzählt:
Von ruhmreichen Helden, von großer Mühsal,
von Freudentagen und von Festen, von Schmerz und Trauer,
vom Kampf tapferer Ritter. Mögt ihr nun das Wunderbare
erzählt bekommen.
2C
Ez wuohs5 in Buregonden ein vil edel magedîn,
daz in allen landen niht schœners mohte6 sîn,
Kriemhilt geheizen: diu wart ein schœne wîp.
dar umbe muosen7 degene vil verliesen den lîp.
Im Land der Burgunder wuchs ein edles Fräulein auf,
wie es in keinem Land der Welt ein schöneres hätte geben
können.
Kriemhild hiess sie: Sie wurde eine schöne Frau.
Ihretwegen mussten viele Ritter ihr Leben lassen.
3C
Ir pflâgen8 drî künige edel unde rîch
9,
Gunther unde Gêrnôt, die recken lobelîch,
und Gîselher der junge, ein wætlîcher degen.
diu frouwe was ir swester, die helde hetens10
in ir
pflegen.
Um sie sorgten sich drei vornehme und mächtige Könige:
Gunther und Gernot, die ruhmreichen Kämpfer
und der junge Giselher, ein stattlicher Ritter.
Die Frau war ihre Schwester. Die Helden hatten sie in ihrer
Obhut.
4C
Ein rîchiu küniginne frou Uote ir muoter hiez11
.
ir vater der hiez Dancrât, der in diu erbe liez12
sît nâch sîme lebene, ein ellens rîcher man,
der ouch in sîner jugende grôzer êren vil gewan13
.
Eine mächtige Königin mit Namen Frau Ute war ihre Mut-
ter.
Ihr Vater hiess Dankrat. Er hinterliess ihnen nach seinem
Tod
ein grosses Erbe, er war ein aussergewöhnlich tapferer Mann
und hatte schon in seiner Jugend hohes Ansehen erlangt.
Duetsch Klasse 10 Sprachgeschichte
Das Mittelhochdeutsche
Seit dem Mittelhochdeutschen haben einige Wörter einen Bedeutungswandel erfahren. Dabei kann man unterscheiden zwischen einer Bedeutungsverengung, einer Bedeutungserweiterung, einer Bedeutungsverbesserung und einer Bedeu-tungsverschlechterung.
Arbeitsauftrag:
1. Geben Sie die neuhochdeutsche Bezeichnung für die mittelhoch-
deutschen Wörter an.
2. Geben Sie durch entsprechende Zeichen an, welche Art von Bedeutungswandel
jeweils vorliegt:
> für Bedeutungs - VERENGUNG
< für Bedeutungs - ERWEITERUNG
für Bedeutungs - VERBESSERUNG
für Bedeutungs - VERSCHLECHTERUNG
Mhd. Wort Mhd. Bedeutung Nhd. Wort Nhd. Bedeutung
mehre: Stute
Mähre
sleht:
gerade, glatt,
einfach
schlecht
gift
Gabe, Geschenk Gift
maere
Kunde, Bericht,
Erzählung
Märchen
gesmîde
Schmiedearbeit,
Metallgerät
Geschmeide
schenken
zu trinken geben schenken
marschalc
Pferdeknecht Marschall
maget junge, unverhei-
ratete Frau
Magd
vrouwe
Herrin, adlige
Frau
Frau
kanzelaere
Vorsteher einer
Kanzlei, Verwal-
tungsbeamter
Kanzler
arebeit Mühsal, Kampf
Arbeit
Duetsch Klasse 10 Sprachgeschichte
3. Übertragen Sie folgende Wörter aus dem Mhd. ins Nhd. und überprüfen Sie
die Bedeutungsveränderung:
Mhd. Wort Mhd. Bedeutung Nhd. Wort Nhd. Bedeutung
art:
Herkunft
edel
adligen Standes
gast
Fremdling
hôhgezîte
hohes Fest
maget
Jungfrau,
Mädchen
miete
Belohnung
milte freigiebig
nît
Feindschaft
sêre
schmerzhaft
sleht schlicht, gerade
tump unerfahren
witze
Verstand,
Einsicht
4. Für Experten: Übersetzen Sie vom Mhd. ins Nhd. – Verwenden Sie dazu die
Ergebnisse der obigen Übung sowie die Vokabelhilfen:
Uns ist in alten mæren wunders vil geseit
von helden lobebæren14 von grozer arebeit
von fröuden, hochgezîten, von weinen und von klagen
von küener recken15 strîten, muget ir nu wunder hoeren sagen.
…………………………………………………………………………………………………..
......................................................................................................................................................
14
lobenswert, ruhmreich, ehrenvoll 15
Ritter, Krieger, Held
Duetsch Klasse 10 Sprachgeschichte
Arbeitsauftrag: Löser
1. Geben Sie die neuhochdeutsche Bezeichnung für die mittelhochdeutschen
Wörter an.
2. Geben Sie durch entsprechende Zeichen an, welche Art von Bedeutungswandel
jeweils vorliegt:
> für Bedeutungs - VERENGUNG
< für Bedeutungs - ERWEITERUNG
für Bedeutungs - VERBESSERUNG
für Bedeutungs - VERSCHLECHTERUNG
Mhd. Wort Mhd. Bedeutung Nhd. Wort Nhd. Bedeutung
mehre: Stute
> Mähre schlechtes Pferd, Klepper
sleht:
gerade, glatt,
einfach
schlecht minderwertig, verdorben
gift
Gabe, Geschenk > Gift schädliches Mittel
maere
Kunde, Bericht,
Erzählung
> Märchen erdichtete Geschichte
gesmîde
Schmiedearbeit,
Metallgerät
> Geschmeide Schmuck
schenken
zu trinken geben < schenken etwas umsonst hergeben
marschalc
Pferdeknecht Marschall hoher Offizier
maget junge, unverhei-
ratete Frau
> Magd Dienerin
vrouwe
Herrin, adlige
Frau
< Frau erwachsene weibliche Person
kanzelaere
Vorsteher einer
Kanzlei, Verwal-
tungsbeamter
Kanzler Regierungschef
arebeit Mühe
Tätigkeit, Beruf
Duetsch Klasse 10 Sprachgeschichte
3. Übertragen Sie folgende Wörter aus dem Mhd. ins Nhd. und überprüfen Sie
die Bedeutungsveränderung:
Mhd. Wort Mhd. Bedeutung Nhd. Wort Nhd. Bedeutung
arebeit: Mühsal, Kampf
< Arbeit Tätigkeit, Leistung
art:
Herkunft < Art Beschaffenheit
edel
adligen Standes > edel von vornehmer Gesinnung
gast
Fremdling Gast Besucher
hôhgezîte
hohes Fest > Hochzeit Vermählung, Eheschließung
maget
Jungfrau,
Mädchen
Magd Dienerin, Bedienstete
miete
Belohnung Miete Bezahlung für Geliehenes
milte freigiebig
mild gütig, warmherzig, sanft
nît
Feindschaft > Neid Missgunst
sêre
schmerzhaft < sehr äußerst
sleht schlicht, gerade
schlecht minderwertig
tump unerfahren
dumm töricht, unklug
witze
Verstand,
Einsicht
> Witz Scherz
In alten Geschichten wird uns viel Wunderbares erzählt:
Von ruhmreichen Helden, von großer Mühsal,
von Freudentagen und von Festen, von Schmerz und Trauer,
vom Kampf tapferer Ritter. Mögt ihr nun das Wunderbare erzählt bekommen.
Duetsch Klasse 10 Sprachgeschichte
UE / Stunde (Thema): Das Neuhochdeutsche
Grobziel(e): Die Schüler kennen die wichtigsten Unterschiede vom Mhd zum Nhd
(Monophthongierung und Diphthongierung).
Zeit Handlungsschritte: Methoden/ Arbeitsformen/ Medien
09.40-
09.50
09.45-
09.55
09.55-
10.00
10.00-
10.05
10.05-
10.13
10.13-
10.19
10.19-
10.25
Kontrolle der HA
Die Schüler erhalten das Vater unser auf Mit-
telhochdeutsch. Die S. versuchen eine Überset-
zung und beschreiben Veränderungen bzgl. der
Vokale.
Besprechung der PA
Die Schüler versuchen ein Gesetz aufzustellen
Ergebnissicherung
Die Schüler weisen die Monophtongierung und
Diphtongierung an der HA für diese Stunde
nach.
Besprechung der EA
Schülervortrag/ Frontalunterricht
PA
AB Vater unser
Schülervortrag/ Unterrichtsgespräch/
Frontalunterricht
PA
Unterrichtsgespräch/ Frontalunterricht
TA
EA
Schülervortrag/ Frontalunterricht
Tafelanschrift
Das Neuhochdeutsche
Veränderungen vom Mittelhochdeutschen zum Neuhochdeutschen
Mhd
Rhin
niuwez
hûs
dienten
küene
guote
Nhd
Rhein
neues
Haus
dienten
kühn
gute
Regel
i ei
iu eu
û au
ie i:
üe ü
uo
Diphthongierung
Monophthongierung
Name: Klasse: Datum: UR
Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
Das Vater unser
Althochdeutsch (ca. 830)
Fater unser, thu thar bist in himile,
si giheilagot thin namo,
queme thin rihhi,
si thin uuillo, so her in himile ist, so si her in erdu,
unsar brot taglihhaz gib uns hiutu,
inti furlaz uns unsara sculdi, so uuir furlazemes unsaren sculdigon,
inti ni gileitest unsih in costunga,
uzouh arlosi unsih fön ubile.
Mittelhochdeutsch (ca. 1300)
vater unser der da bist in den himeln.
geheiliget wert din name.
zuo kom din rieh.
din wille gewerde in der erden als in dem himele.
unser tegelich brot gip uns hiute.
unt vergip uns unser schulde, als wir vergeben unseren schuldigern.
unt enleite uns nit in bekorunge,
sunder verloese uns von übele. amen.
Neuhochdeutsch
Arbeitsauftrag: 1. Übersetzen Sie den mittelhochdeutschen Text ins Neuhochdeutsche.
2. Untersuchen sie die Vokale. Welche Veränderungen ergeben sich vom Mittelhoch-
deutschen zum Neuhochdeutschen?
Name: Klasse: Datum: UR
Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
UE / Stunde (Thema): Das Neuhochdeutsche
Grobziel(e): Die Schüler kennen Martin Luthers Bedeutung für die Deutsche Standardspra-
che.
Zeit Handlungsschritte: Methoden/ Arbeitsformen/ Medien
09.40-
09.55
09.55-
10.05
10.05-
10.15
10.15-
10.20
10.10-
10.25
Die Schüler erhalten ein AB mit Informationen
zu der beginnenden sprachlichen Einigung
(Städte, Kanzleien, Buchdruck, Martin Luther).
Die eine Hälfte der Schüler schreibt sich mög-
liche Antworten auf ein Interview aus dem
Text heraus, die andere Hälfte mögliche Fra-
gen.
Zwei ausgeloste Paare präsentieren ihr Inter-
view.
Die Ergebnisse werden von einem Schüler
mündlich zusammengefasst.
Ergebnissicherung an der Tafel
S. erhalten einen Auszug aus Luthers Sendbrief
vom Dolmetschen. S. lesen den Auszug und
stellen Grundsätze für das „Dolmetschen“ auf.
Die S. vergleichen verschiedene Übersetzun-
gen des Psalm 23 und erläutern, an welchen
Stellen Luthers Grundsätze am überzeugends-
ten verwirklicht sind.
Einzelarbeit
AB Beginnenden sprachliche Einigung
Schülervortrag/ Frontalunterricht
Schülervortrag/ Frontalunterricht
Tafelanschrift
Schülervortrag/ Unterrichtsgespräch/
Frontalunterricht
AB Sendbrief
Unterrichtsgespräch/ Frontalunterricht
Name: Klasse: Datum: UR
Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
Bedeutung der Kanzleien
wachsende Bedeutung der Städte mit
vielen Kanzleien
Bestreben nach Vereinheitlichung
der zwischen den Dialekten in den
Kanzleien (Handel)
Führende Bedeutung der Kanzleien
in den oberdeutschen Ländern
Bedeutung des Buchdrucks
Ansteigen der Zahl an Texten und
der Leute, die lesen konnten
Beseitigung von dialektalen Laut-
formen und Ausdrücken, damit die
Texte sich auch in anderen Mund-
artgebieten verkaufen ließen ( die äl-
testen deutschen Drucke sind stark
mundartlich gefärbt.)
Bedeutung Martin Luthers
Herkunft aus dem ostmitteldeut-
schen Raum und Anschluss an die
Sprache der sächsischen Kanzlei, so
dass ihn sowohl Ober- als auch Nie-
derdeutsche verstehen können (Ab-
schleifen der mundartlichen Beson-
derheiten in diesem Raum, 2. Laut-
verschiebung nicht voll umgesetzt)
Keine Übernahme des vom Latein
abhängigen Satzbaus und Wortbil-
dung der Kanzleisprache, sondern
Bemühen um klaren verständlichen
Stil („dem Volk auf Maul geschaut“)
Tendenz zur Vereinheitlichung Tendenz zur Vereinheitlichung
Beginn der Entwicklung zu einer deutschen Standardsprache: gemeinsame Schriftsprache auf ostmitteldeut-
scher (hochdeutscher) Grundlage, die auch von den niederdeutschen Gebieten übernommen wird.
enorme Verbreitung der verein-
heitlichten Sprache durch die Re-
formation, Gewinn an Ansehen der
deutschen Sprache durch den reli-
giösen Inhalt der Werke Luthers
34
Das Neuhochdeutsche – die beginnende sprachliche Einigung
Etwa um die Mitte des 14. Jahrhunderts setzt die lange Entwicklung zur deutschen
Standardsprache ein.
Mit der Bedeutung der Städte zu Beginn der neuhochdeutschen Zeit (~1350) wuchs
auch die Bedeutung der Kanzleien, die in den Städten eingerichtet wurden. In den
großen Kanzleien versuchte man bewusst, ausgesprochen lokale Mundartmerkmale zu
vermeiden. Um überall verstanden zu werden (Verwaltung, Handel) entstanden Ten-
denzen zur Vereinheitlichung der deutschen Sprache. So entwickelten sich die ers-
ten sog. überregionalen Kanzleisprachen. Im 15. Jh. sind hier als Vorbilder die Kai-
serliche Kanzlei in Wien und die Meißner Kanzlei in Sachsen zu nennen (Kanzleien in
Hochdeutschen Ländern).
Mit der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg (Mitte 15. Jh.) wuchs
die Anzahl der Texte, die gelesen werden konnten und damit auch die Anzahl der
Menschen, die lesen konnten, stark an. Die ältesten deutschen Drucke waren noch
stark mundartlich gefärbt. Vom 16. Jh. an bemühte man sich aber auch, in anderen
Mundartgebieten Käufer zu finden. Dazu war es erforderlich, allzu stark ausgepräg-
te dialektale Lautformen und Ausdrücke zu vermeiden. Man lehnte sich hier an die
größeren Kanzleisprachen an. Durch die nun mögliche Verbreitung des Gedruckten
kam es allmählich zu einer gewissen Vereinheitlichung der Orthographie und Sprach-
form.
Die Behauptung Martin Luther habe die neuhochdeutsche Standardsprache ge-
schaffen, ist heute sprachwissenschaftlich gesehen nicht mehr haltbar. Die deut-
sche Standardsprache entstand erst nach einer langen Entwicklung. Martin Luther
hat sie weder ausgelöst noch zu Ende geführt. Er hat aber die Entstehung einer
übermundartlichen, einheitlichen Sprachregelung wesentlich gefördert und dank sei-
ner einmaligen Sprachkraft die neuhochdeutsche Sprache geprägt wie kein anderer.
Für Luthers sprachliche Leistung wurde seine Herkunft aus dem ostmitteldeutschen
Raum maßgebend (Sprache der Sächsischen Kanzlei). Diese Sprache, die sowohl von
Ober- als auch von Niederdeutschen verstanden wurde, stand nun Martin Luther zur
Verfügung, als er 1517 in einer Flugschrift zum ersten Mal das Wort ergriff. Er
übernahm von der Kanzleisprache aber nur die Rechtschreibung, Lautstand (Diph-
thongierung, Monophthongierung) und die Formen. Den vom Latein abhängigen Satz-
bau und die Wortbildung der Kanzleisprache übernahm er jedoch nicht, sondern be-
mühte sich um einen klaren, verständlichen Stil. Obwohl Luther keine sprachlichen
Regeln aufstellt, hatte seine Sprache eine normative Kraft. Seine Werke können mit
einem heutigen Massenmedium verglichen werden. Seine Werke wurden häufiger al
andere Bücher gelesen und ihre Sprache erlangte durch den religiösen Inhalt eine
besondere Geltung.
Arbeitsauftrag:
Sie sollen ein Interview über diesen Text führen. Lesen Sie dazu den Text aufmerk-
sam durch und schreiben Sie sich wichtige Fragen in Bezug auf die Entstehung einer
Standardsprache heraus, die Sie ihrem Interviewpartner stellen möchten.
35
Das Neuhochdeutsche – die beginnende sprachliche Einigung
Etwa um die Mitte des 14. Jahrhunderts setzt die lange Entwicklung zur deutschen
Standardsprache ein.
Mit der Bedeutung der Städte zu Beginn der neuhochdeutschen Zeit (~1350) wuchs
auch die Bedeutung der Kanzleien, die in den Städten eingerichtet wurden. In den
großen Kanzleien versuchte man bewusst, ausgesprochen lokale Mundartmerkmale zu
vermeiden. Um überall verstanden zu werden (Verwaltung, Handel) entstanden Ten-
denzen zur Vereinheitlichung der deutschen Sprache. So entwickelten sich die ers-
ten sog. überregionalen Kanzleisprachen. Im 15. Jh. sind hier als Vorbilder die Kai-
serliche Kanzlei in Wien und die Meißner Kanzlei in Sachsen zu nennen (Kanzleien in
Hochdeutschen Ländern).
Mit der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg (Mitte 15. Jh.) wuchs
die Anzahl der Texte, die gelesen werden konnten und damit auch die Anzahl der
Menschen, die lesen konnten, stark an. Die ältesten deutschen Drucke waren noch
stark mundartlich gefärbt. Vom 16. Jh. an bemühte man sich aber auch, in anderen
Mundartgebieten Käufer zu finden. Dazu war es erforderlich, allzu stark ausgepräg-
te dialektale Lautformen und Ausdrücke zu vermeiden. Man lehnte sich hier an die
größeren Kanzleisprachen an. Durch die nun mögliche Verbreitung des Gedruckten
kam es allmählich zu einer gewissen Vereinheitlichung der Orthographie und Sprach-
form.
Die Behauptung Martin Luther habe die neuhochdeutsche Standardsprache ge-
schaffen, ist heute sprachwissenschaftlich gesehen nicht mehr haltbar. Die deut-
sche Standardsprache entstand erst nach einer langen Entwicklung. Martin Luther
hat sie weder ausgelöst noch zu Ende geführt. Er hat aber die Entstehung einer
übermundartlichen, einheitlichen Sprachregelung wesentlich gefördert und dank sei-
ner einmaligen Sprachkraft die neuhochdeutsche Sprache geprägt wie kein anderer.
Für Luthers sprachliche Leistung wurde seine Herkunft aus dem ostmitteldeutschen
Raum maßgebend (Sprache der Sächsischen Kanzlei). Diese Sprache, die sowohl von
Ober- als auch von Niederdeutschen verstanden wurde, stand nun Martin Luther zur
Verfügung, als er 1517 in einer Flugschrift zum ersten Mal das Wort ergriff. Er
übernahm von der Kanzleisprache aber nur die Rechtschreibung, Lautstand (Diph-
thongierung, Monophthongierung) und die Formen. Den vom Latein abhängigen Satz-
bau und die Wortbildung der Kanzleisprache übernahm er jedoch nicht, sondern be-
mühte sich um einen klaren, verständlichen Stil. Obwohl Luther keine sprachlichen
Regeln aufstellt, hatte seine Sprache eine normative Kraft. Seine Werke können mit
einem heutigen Massenmedium verglichen werden. Seine Werke wurden häufiger al
andere Bücher gelesen und ihre Sprache erlangte durch den religiösen Inhalt eine
besondere Geltung.
Arbeitsauftrag:
Sie sollen ein Interview über diesen Text führen. Lesen Sie dazu den Text aufmerk-
sam durch und schreiben Sie sich mögliche Antworten auf Fragen in Bezug auf die
Entstehung einer Standardsprache heraus, so dass Sie dem Reporter Rede und Ant-
wort stehen können.
36
1. Analyse des Lehr- und Lernfeldes
1.1. Einordnung der Unterrichtsstunde in den Lehrplan und die Unterrichtsreihe
Der Lehrplan für die Einführungsphase der gymnasialen Oberstufe schreibt im Kompetenzbereich
„Reflexion über Sprache“ als verbindliche Inhalte vor, einen Grobüberblick der Sprachentwick-
lung zu geben, wobei die Entstehung des Deutschen aus dem Indoeuropäischen und Germanischen
nach dem Prinzip der Lautverschiebungen behandelt sowie auf die Entwicklungsphasen des Deut-
schen (Althochdeutsch, Mittelhochdeutsch und Neuhochdeutsch) eingegangen werden soll.16
Die
vorliegende Unterrichtsreihe umfasst bis zur Lehrprobenstunde sechs Unterrichtsstunden. Behan-
delt wurden dem Lehrplan entsprechend folgende Themen: Diachrone und synchrone Sprachbe-
trachtung, die indoeuropäischen Sprachen und ihre Gemeinsamkeiten, die erste Lautverschiebung
und weitere sprachliche Veränderungen vom Indoeuropäischen zum Germanischen sowie Kultur
und Stämme der Germanen. Das Thema der Stunde vor der Lehrprobe wird „germanische Sprach-
denkmäler – Der Heliand17
“ sein. Das Stundenziel wird sein, den Schülern18
germanischen Sprach-
stil und Verskunst sowie germanische Wertvorstellungen zu vermitteln. Die Lehrprobenstunde
wird sich mit der Ausgliederung des Althochdeutschen aus dem Germanischen und mit dem ent-
scheidenden Merkmal dieser Entwicklung, der zweiten Lautverschiebung, befassen. In den ver-
bleibenden fünf Unterrichtsstunden der Reihe werden das Althochdeutsche am Beispiel des Hilde-
brandslieds, das Mittelhochdeutsche in seinen Unterschieden zum Althochdeutschen am Beispiel
des Nibelungenliedes sowie die Bedeutung Martin Luthers für die Deutsche Sprache behandelt
und ein Ausblick auf die weitere Entwicklung der deutschen Sprache gegeben werden.
1.2. Lehrkraft und Klasse
Seit Beginn dieses Schuljahres unterrichte ich die Klasse 10b des Von der Leyen-Gymnasiums im
Rahmen des eigenverantwortlichen Unterrichts im Fach Deutsch, die ich zuvor bereits seit dem
16.04.2007 vertretungsweise (und eigenverantwortlich) in diesem Fach unterrichtet habe.
Die Klasse setzt sich aus elf Schülerinnen und vierzehn Schülern zusammen, die sich unterein-
ander gut verstehen und sich auch mir gegenüber freundlich und kooperativ verhalten. Allerdings
ist die Klasse sehr lebhaft, so dass des Öfteren Ermahnungen unvermeidbar sind, um einen rei-
bungslosen Unterricht zu ermöglichen und Störungen der Mitschüler zu vermeiden.
Der Leistungsstand der Lerngruppe sowie die Qualität der mündlichen Beiträge sind heterogen. Zu
den Leistungsträgern der Klasse zählen Marie, Katharina, Julia, Sabrina, Christian und Oliver.
Diese Schüler beteiligen sich rege am Unterrichtsgespräch und tragen zum Unterrichtsfortschritt
16
Vgl. Saarland – Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft (Hrsg.), Lehrplan achtjähriges Gymnasium für
das Fach Deutsch, Klassenstufen 5 und 6, Saarbrücken 2001, S. 12. 17
Obwohl in althochdeutscher Schriftform überliefert, ist der Heliand in Sprachstil, Verskunst und Wertvorstellungen
dem Germanischen verpflichtet. 18
Der Begriff „Schüler“ impliziert der Einfachheit halber im Folgenden immer auch die weibliche Form.
37
maßgeblich bei. Qualitativ sehr gut sind dabei in der Regel die Leistungen von Marie, Katharina,
Julia und Christian, die in der Lage sind, Inhalte schnell zu erfassen und sie auf andere Sachver-
halte zu übertragen. Besonders Julia zeigt sich am gegenwärtigen Thema sehr interessiert. Bei
Sabrina und Oliver ist die Qualität ihrer Mitarbeit etwas schwächer einzuschätzen. Die genannten
Schüler werde ich in den Frontalunterrichtsphasen weniger ansprechen, um Raum zu haben, die
schwächeren Schüler mehr am Unterricht zu beteiligen. Vor allem Oliver hat ein starkes Redebe-
dürfnis, so dass er bisweilen angehalten werden muss, sich vor seinen Antworten zu melden. Die
qualitativen Leistungen von Rebekka und Katja sind durchaus im oberen guten Bereich anzusie-
deln, ihre quantitative Mitarbeit beschränkt sich jedoch in der Regel auf ein Minimum. Aileen,
Philipp B., Philipp W., Felix F. und Raphael beteiligen sich regelmäßig am Unterrichtsgesche-
hen, zeigen sich bemüht und erbringen dabei befriedigende bis gute Leistungen. Sandra, Janina,
Melanie, Eike, Philipp Sch. melden sich sehr selten, verfolgen aber den Unterricht aufmerksam
und zeigen bei gezielten Impulsen und Fragen befriedigende Leistungen. Diese Schüler versuche
ich auch ohne Meldung aufzurufen und so zur aktiven Teilnahme zu ermuntern. Zu den schwäche-
ren Schülern der Klasse zählen Christian M., Natalie, Sascha, Moritz, Tim, Carsten und Felix
Th.. Sie beteiligen sich so gut wie gar nicht freiwillig am Unterricht und erbringen bei Aufruf eher
Leistungen auf Reproduktionsniveau. Durch gezieltes Aufrufen vor allem in den Reorganisations-
phasen des Unterrichts versuche ich, sie in das Unterrichtsgeschehen mit einzubeziehen.
2. Analyse der Lernstoffes
2.1. Das Germanische als Ausgangspunkt der zweiten Lautverschiebung
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entdeckte man die historischen Beziehungen vieler Sprachen.
Aufgrund von Ähnlichkeiten auf der Lautebene, in der Morphologie und der Lexik schloss man,
dass das Deutsche wie die meisten europäischen Sprachen zu einer großen Sprachenfamilie, dem
Indogermanischen oder Indoeuropäischen gehört. Schriftliche Zeugnisse hierfür sind allerdings
nicht überliefert.
Aus dem Indogermanischen löste sich beginnend mit dem 2. Jahrtausend v. Chr. die germanische
Sprache heraus. Entscheidend hierfür war die erste oder germanische Lautverschiebung, die zu
Änderungen im Konsonantensystem führte.
2.2. Vom Germanischen zum Althochdeutschen: Die zweite Lautverschiebung
Für die Geschichte der deutschen Sprache ist die nächste Entwicklungsstufe interessant: Die Aus-
gliederung des Althochdeutschen aus den westgermanischen Dialekten.
Im Allgemeinen nimmt man an, dass diese Entwicklung zwischen dem 5. und 8. Jahrhundert statt-
gefunden hat (Attila wird zu Etzel). Auffällige Lautunterschiede zwischen dem heutigen Deutsch
und den anderen germanischen Sprachen sind schon in den ersten vorhandenen schrift-lichen
38
Zeugnissen nachweisbar. Diese Unterschiede wurden von Jacob Grimm (1785-1863) wegen ihrer
Ähnlichkeit mit der ersten Lautverschiebung als zweite oder hochdeutsche Lautverschiebung be-
zeichnet. Die Bezeichnung hochdeutsche Lautverschiebung hat ihren Grund darin, dass nur die
süd- und mitteldeutschen Mundarten, die sog. hochdeutschen Mundarten, von ihr betroffen waren.
Als hochdeutsch werden sie deshalb bezeichnet, weil sie in Gegenden zu finden waren, die geogra-
phisch höher gelegen waren, als der niedriger gelegene Norden. Die zweite Lautverschiebung hat
diese Mundarten aus den übrigen germanischen Sprachen, dem Englischen, dem Nordischen, dem
Friesischen, dem Niederländischen und dem Niederdeutschen ausgegliedert, da diese die Lautver-
schiebung nicht mitgemacht haben. Die zweite Lautverschiebung ist im Alpenraum (im Alemanni-
schen und Bairischen) vollständig durchgeführt; je weiter man nach Norden kommt, desto mehr
nimmt die Anzahl der nichtverschobenen Laute zu. 19
Daher geht die Forschung von der Annahme
aus, die zweite Lautverschiebung habe ihren Anfang im Alpenraum genommen und sich von dort
aus unregelmäßig nach Norden ausgebreitet.20
Diese unregelmäßige Verbreitung ist dadurch zu
erklären, dass der Ursprung der Lautverschiebung im Gebiet der Alemannen, Bayern und Lango-
barden liegt, während der mitteldeutsche Raum die Veranlagung zur Lautverschiebung von sich
aus nicht mitbrachte, sondern die sprachliche Veränderung importiert hat. Die Grenze der Lautver-
schiebung bildet die Benrather Linie oder maken/machen-Linie bzw. die weiter nördlich verlau-
fende Uerdinger Linie, die auch die Unterschiede zwischen ik und ich berücksichtigt. Diese Iso-
glosse beginnt bei Eupen, schneidet den Rhein bei Benrath und verläuft weiter in Richtung Kassel
– Magdeburg.
Die zweite Lautverschiebung betrifft ebenfalls Veränderungen im Konsonantensystem. Verändert
werden die germanischen Verschlusslaute, die Tenues p, t, k und die Mediae b, d, g. Die Tenues p,
t, k werden im Anlaut sowie im Inlaut und Auslaut nach Konsonant zu den Affrikatae pf, tz (ge-
schrieben z oder tz), kch (ch) verschoben, wobei man die Affrikata kch nur noch im Südbairischen
und Hochalemannischen antrifft, während das Hochdeutsche hier ein k zeigt. P, t, k werden nach
Vokal zu den Spiranten ff (f), zz (nhd: ss, ß oder s) und hh (ch) verschoben. Nicht verschoben
werden die Tenues p, t, k in den Lautverbindungen sp, st, sk, ft, ht, tr. Die Mediae b, d, g werden
zu den Tenues p, t, k verschoben. Die Verschiebung von d zu t lässt sich wahrscheinlich damit
erklären, dass sich durch die Verschiebung von t zu tz bzw. zz eine Lücke im hochdeutschen Kon-
sonantismus ergeben hat, die durch die Verschiebung von d zu t gefüllt wurde. In Zusammenhang
19
Der so genannte rheinische Fächer bildet ein gutes Beispiel dafür, in welch unterschiedlicher Ausprägung die 2.
Lautverschiebung im mitteldeutschen Sprachraum anzutreffen ist. Vgl. Ernst Bury, Deutsche Sprachgeschichte kennen
lernen. Vom Germanischen bis zum Neuhochdeutschen, Rastatt 42002, S. 26.
20 Rudolf Schützeichel konnte jedoch zeigen, dass die Lautverschiebung im rheinischen Fächer ein hohes Alter auf-
weist und interpretierte daher die Lautverschiebung als autochthone Entwicklung im Fränkischen. Theo Vennemann
geht davon aus, dass die unverschobenen Formen im hd Raum darauf zurückzuführen sind, dass die älteren verscho-
benen Formen durch fränkische Stämme, die die unverschobenen Formen sprachen und in der Zeit vom 6. bis 8. Jh
sowohl politisch als auch militärisch und kulturell dominierend waren, zurückgedrängt wurden. (vgl. Werner König,
dtv-Atlas Deutsche Sprache (Bd. 3025), München 15
2005, S. 63.)
39
mit der Lautverschiebung steht die Verschiebung von germ. þ zu d, die wohl ähnlich zu erklären
ist. Diese Veränderung vollzieht sich aber auch im Niederdeutschen.
Die Gründe für die Entstehung und Verbreitung der Lautverschiebung sind noch nicht geklärt.
Nichtgermanische Sprechgewohnheiten wie erhöhter Atemdruck, mit denen die germanischen
Stämme im Süden in Kontakt gekommen waren, könnten in Zusammenhang mit der Auswirkung
der germanischen Akzentverschiebung auf die erste Silbe die Veränderung initiiert haben. Auf-
fallend ist, dass die Durchführung der Lautverschiebung in die Zeit der Ausweitung und Konsoli-
dierung der fränkischen Herrschaft fällt. Daher könnte es sein, dass die sprachlichen Verän-
derungen zunächst von der Oberschicht angenommen und weiter getragen wurden.21
Im Unter-
schied zur ersten Lautverschiebung entstand jedoch keine neue Sprache, sondern es änderte sich
lediglich die Aussprache einiger Konsonanten, wodurch die schon bestehenden Unterschiede zu
anderen germanischen Sprachen und insbesondere der Unterschied zwischen dem Hochdeutschen
und dem Niederdeutschen allmählich verstärkt wurden. Das Ergebnis dieser Entwicklung war die
althochdeutsche Sprache. Dieser Begriff geht auf Jacob Grimm zurück und bezeichnet die erste
und älteste Stufe der deutschen Sprache, die durch schriftliche Überlieferung bekannt ist. Zum
Althochdeutschen gehören alle damaligen Sprachen und heutigen Dialekte, die an der zweiten
Lautverschiebung Anteil hatten22
. Dies sind das Alemannische, das Bairische, das Ostfränkische,
das Rheinfränkische und das Mittelfränkische. Somit bezeichnet der Begriff Althochdeutsch keine
einheitliche Sprache, sondern umfasst mehrere Dialekte im mittel- und süddeutschen Raum.
Gleichwohl besteht das Althochdeutsche nicht aus vollkommen verschiedenen Dialekten, sondern
diese weisen eine relative Einheitlichkeit auf, die auf verschiedene Ursachen zurückzuführen ist.23
Die Wertung des Begriffs „Hochdeutsch“ als gutes, gebildetes Deutsch ist in dieser Zeit noch nicht
vorzufinden, sondern geht auf die weitere sprachliche Entwicklung zurück, steht aber doch inso-
fern damit in Zusammenhang, als „bei den Vereinheitlichungsbestrebungen im Deutschen Reich
Hochdeutsch (in oberdeutscher Version) zur verbindlichen Norm erhoben wird.“24
Die zwei-te
Lautverschiebung ist allerdings nicht das einzige Merkmal, das das Althochdeutsche vom Germa-
nischen unterscheidet: Hinzu kommen Veränderungen im Vokalsystem (Monophthon-gierung , die
ai vor r,h,w zu e verwandelt und au zu o vor Dental und h, Diphthongierung, die e zu ie und o zu
21
Gerhart Wolff, Deutsche Sprachgeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart. Ein Studienbuch (UTB 1581),
Tübingen und Basel 52004, S. 61. Der Grund für die Annahme der Lautverschiebung von Seiten der fränkischen Ober-
schicht könnte damit erklärt werden, dass hier soziologische Faktoren eine Rolle gespielt hätten. Die fränkische Ober-
schicht habe die sprachlichen Veränderungen dazu genutzt, sich von der eigenen fränkischen Unterschicht abzusetzen.
(vgl. Angelika Linke/ Markus Nussbaumer/ Paul R. Portmann, Studienbuch Linguistik (Reihe Germanistische Lingu-
istik, Bd. 121), Tübingen 31996, S. 387.)
22 Im Gegensatz zu J. Grimm legt H. Moser seiner Einteilung des Deutschen keine phonologischen Veränderungen
zugrunde, sondern geht von der „sozialen Geltung und Schichtung des Deutschen“ aus, spricht lieber von „frühmittel-
alterlichem Deutsch“ oder „Frühdeutsch“, da das Niederdeutsche auch zum Deutschen zu zählen sei. (Wolff, Deutsche
Sprachgeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart, a.a.O., S. 52.) 23
vgl. König, dtv-Atlas Deutsche Sprache, a.a.O., S. 61. 24
Wolff, Deutsche Sprachgeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart, a.a.O., S. 59.
40
uo verwandelt, der i-Umlaut, die Brechung (e wird zu i vor i, j, u und Nasal + Konsonant; i wird zu
e und u zu o, wenn darauf ein a, e oder o folgt)25
. Aus dem alten Demonstrativpronomen hat sich
der Artikel entwickelt. Herausgebildet hat sich ferner ein umschriebenes Perfekt, das Passiv und
Futur. Veränderungen gab es auch im Wortschatz26
: Wegfall vieler Erbwörter durch den Um- und
Ausbau des ahd. Wortschatzes (vor allem solcher, die in Zusammenhang mit dem alten heidni-
schen Glauben standen), die Entstehung neuer Wörter durch Umdeutung oder Neubildung, um den
heidnischen Germanen die christliche Gedankenwelt zu erklären, und die Übernahme lateinischer
Lehnwörter mit der Verwendung bisher unbekannter Dinge. (Diese Lehnwörter haben die zweite
Lautverschiebung nicht mehr mitgemacht.) Die vorgenannten weiteren Veränderungen haben zur
Kritik an der Bezeichnung „Lautverschiebung“ für den Übergang vom Germanischen zum Alt-
hochdeutschen geführt. Dieser Begriff, so wird argumentiert, verabsolutiere einzelne Phänomene27
und vernachlässige die Veränderungen im Vokalismus, die ebenfalls von wesentlicher Bedeutung
sind.
3. Didaktisch-methodische Entscheidungen
3.1. Didaktische Reduktion
Ziel der Stunde ist es, den Schülern - gemäß dem Lehrplan, der Kenntnisse von „grundsätzlichen
Entwicklungstendenzen“28
der Sprache vorsieht - Kenntnis über die verschobenen Laute, sowie die
Ausbreitung und Folgen der zweiten Lautverschiebung zu vermitteln. Daher werde ich auf die
Ausnahmen der zweiten Lautverschiebung (p, t, k wird in den Lautverbindungen sp, st, sk, ft, ht, tr
nicht verschoben) nicht eingehen. Ebenfalls nicht thematisiert wird, dass die Verschiebung von d
zu t wohl durch die durch die Tenuesverschiebung von t zu tz bzw. zz entstandene Lücke im Kon-
sonantensystem zu erklären ist. Um die Schüler nicht zu überfordern und zu verwirren, wird auch
nicht auf die genauen Dialekt- bzw. Lautverschiebungsgrenzen eingegangen werden. Es scheint
mir ausreichend, wenn die Schüler das Prinzip erkannt haben und wissen, dass die zweite Lautver-
schiebung von Süden nach Norden vonstatten gegangen ist, im Süden vollständig durchgeführt
wurde und sich mit unterschiedlicher Intensität nach Norden ausgebreitet hat, wobei sie an einer
gedachten Linie Köln – Magdeburg zum Stillstand kam. Unerwähnt bleiben auch die Namen der
einzelnen Isoglossen, sowie die genaue Aufsplitterung der Lautverschiebung im rheinischen Fä-
cher. Hingewiesen wird aber auf die dat/das Linie, die genau durch das Saarland verläuft, da diese
Grenze für die Schüler von Bedeutung ist und Interesse an der Sache weckt. Da Entstehung und
Verbreitung der Lautverschiebung noch nicht vollständig geklärt sind, und darüber hinaus zum
25
vgl. König, dtv-Atlas Deutsche Sprache, a.a.O., S. 61-65, der hier sehr ausführlich auf diese Veränderungen eingeht. 26
Vgl. Astrid Stedje, Deutsche Sprache gestern und heute. Eine Einführung in Sprachgeschichte und Sprachkunde
(UTB 1499), Paderborn 2007, S. 86-90. 27
Wolff, Deutsche Sprachgeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart, a.a.O., S. 61. 28
Saarland – Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft (Hrsg.), Lehrplan achtjähriges Gymnasium für das
Fach Deutsch für die Einführungsphase der gymnasialen Oberstufe, Saarbrücken 2006, S. 12.
41
Verständnis der entsprechenden Thesen ein großes Vorwissen über die politisch-gesellschaftlichen
Rahmenbedingungen dieser Zeit nötig ist, werden diese Aspekte ebenfalls nicht thematisiert. Auch
die Fachbegriffe für die verschobenen Laute werden nicht eingeführt, da dies Kenntnisse voraus-
setzt, die in der für die Unterrichtsreihe zur Verfügung stehenden Zeit nicht vermittelt werden
können.
3.2. Lernziele
3.2.1. Stundenziel
Die Schüler kennen die zweite Lautverschiebung in ihrer Regelhaftigkeit und als ihre Folge die
Ausgliederung des Althochdeutschen aus dem Germanischen und können die Regeln der Lautver-
schiebung anwenden.
3.2.2.Feinlernziele im kognitiven Bereich
Die Schüler sollen
LZ 1: Gemeinsamkeiten zwischen den auf der OHF abgedruckten niederdeutschen und
englischen Wörtern nennen, indem sie diese miteinander vergleichen, und diese Gemein-
samkeiten erklären, indem sie auf ihr Vorwissen aus den letzten Stunden zurückgreifen
(fast identische Schreibweise, Zugehörigkeit beider Sprachen zum Germanischen).
[Reorganisation/ Transfer]
LZ 2: auf der OHF abgedruckte Wörter aus Dialekten und Standardsprache mit den entspre-
chenden englischen und niederdeutschen Wörtern vergleichen und Unterschiede zwischen diesen
nennen (k wird zu ch, d wird teilweise zu t, t wird zu ss).
[Reorganisation]
LZ 3: anhand von Beispieltexten die Verschiebung der Laute beschreiben (p wird im Anlaut und
nach Konsonant zu pf und nach Vokal zu f, t wird im Anlaut und nach Konsonant zu z und
nach Vokal zu ss, k wird im Anlaut und nach Konsonant zu k (ch) und nach Vokal zu ch,
b wird p, d zu t und g zu k).
[Reorganisation/ Transfer]
LZ 4: anhand von weiteren Beispieltexten die Durchführung der Lautverschiebungsregeln un-
tersuchen und in eine Karte einzeichnen.
[Reorganisation]
LZ 5: anhand der Karte die Ausbreitung der Lautverschiebung beschreiben (vom Süden, der die
Lautverschiebung vollständig durchgeführt hat, nach Norden, der die Lautverschiebung
nicht mitgemacht hat).
[Reorganisation]
42
LZ 6: anhand der physischen Karte von Deutschland einen Vorschlag für die Bezeichnung der
Gebiete machen, die die zweite Lautverschiebung in Teilen oder ganz durchgeführt haben
(hochdeutsche Gebiete).
[Transfer]
LZ 7: die Auswirkungen der zweiten Lautverschiebung auf den deutschen Sprachraum erläutern,
indem sie sie zur ersten in Analogie setzen (Ausgliederung der hochdeutschen Dialekte aus
dem Germanischen).
[Transfer/ problemlösendes Denken]
LZ 8: die Lautverschiebung auf Nachnamen anwenden und in diesen Laute verschieben (Peiper
wird zu Peiffer und Pfeiffer; Grot wird zu Groß, Kerkhoff wird zu Kirchhoff,..).
[Transfer]
3.2.3. Lernziele im emotional-affektiven Bereich
Die Schüler sollen ein Gespür für Lautwandel und Interesse an der Beschäftigung mit Sprache
entwickeln. Die Schüler sollen erfahren, dass Entwicklungen, die die Sprache im Mittelalter ge-
nommen hat, noch heute von Bedeutung sein können, und sich mit unserem Sprachraum identifi-
zieren.
3.2. Methodisches Vorgehen/ Lehr- und Sozialformen
Der Einstieg in die Unterrichtsstunde soll über Bilder und einzelne Wörter geschehen. Der Ein-
stieg mit Bildern wurde gewählt, da diese für Schüler vertraute Medien sind29
, die sie für das aus
Schülersicht trockene Thema Sprache motivieren sollen. Der Einstieg über heutige Sprachen bzw.
Dialekte soll ebenfalls motivieren, weil er die bleibende Aktualität des Stundenthemas erkennen
lässt. Der Vergleich der englischen mit der ostfriesischen Sprache knüpft an die vorausgegangenen
Stunden an. Der Vergleich dieser Sprachen bzw. Dialekte mit dem Bairischen, Saarländischen und
der Standardsprache leitet zum Stundenthema (Lautverschiebung) und zur ersten Erarbeitungspha-
se über und kann nach der zweiten Erarbeitungsphase wieder aufgegriffen werden.
Die erste Erarbeitungsphase findet in Einzelarbeit statt, wobei die Schüler unterschiedliche Lau-
te auf ihre Veränderung hin untersuchen. Dies dient zum einen dem übergeordneten Ziel, die
Schüler zu selbstständigem Arbeiten anzuleiten30
, ist aber auch aus lernpsychologischer Sicht sinn-
voll, da „Aufnahme von Wissensstoff immer individuell stattfinden muss.“31
Außerdem erlaubt die
Einzelarbeit die innere Differenzierung, so dass leistungsschwächere Schüler die Laute untersu-
chen können, bei denen die Verschiebung am einfachsten zu erkennen ist (b wird zu p, d zu t und g
zu k). Zusätzlich sollen die Schüler in dieser Phase in Ansätzen mit dem wissenschaftlichen Arbei-
29
Peter Moll, Hans Liebherr, Unterrichten mit offenen Karten, Bd. 1: Einsteigen, 32006, S. 94.
30 Wolfgang Mattes (Hrsg.), Methoden für den Unterricht, Braunschweig u.a. 2002, S. 28.
31 Mattes (Hrsg.), Methoden für den Unterricht, Braunschweig, a.a.O., S. 28.
43
ten vertraut gemacht werden. Die Arbeit mit Dialekttexten wurde gewählt, da sich die Lautver-
schiebung heute noch an diesen zeigt, und weil diese Textsorte auf die Schüler motivierend wirkt.
Die Arbeit an Texten scheint sinnvoll, weil dabei der Lautwandel deutlicher und einfacher sichtbar
wird als bei Hörbeispielen.
Die erste Sicherungsphase dient dem Zusammentragen der Ergebnisse, so dass alle Schüler alle
Lautverschiebungen kennen, und ermöglicht die Kontrolle der Ergebnisse. Der Frontalunterricht
bietet sich daher hier an.32
Schließlich bereitet die Ergebnissicherung die Vertiefungsphase vor.
Die Vertiefungsphase erfolgt in arbeitsteiliger Partnerarbeit, da die Schüler auf diese Weise „ak-
tiv und konzentriert“ arbeiten und sich gleichzeitig gegenseitig unterstützen können33
. Zudem in-
tegriert die Partnerarbeit alle Schüler. Die Form der arbeitsteiligen Partnerarbeit wurde gewählt,
damit möglichst viele Dialekte untersucht werden können und sich ein repräsentatives Bild der
Lautverschiebung im deutschen Sprachraum ergibt, die Schüler andererseits aber nicht durch eine
zu große Stofffülle überfordert werden.
In der sich anschließenden Phase der Ergebnissicherung werden die Resultate der Partnerarbeit
von den Schülern zusammengetragen und mit Hilfe einer Karte präsentiert. Dadurch soll die Schü-
leraktivität gefördert und das Vortragen und Kommentieren von Ergebnissen geübt werden. Da die
Schüler erst durch das Zusammentragen der Ergebnisse ein vollständiges Bild der Lautverschie-
bung erhalten, muss die Deutung der Ergebnisse von der Lehrperson durch gezielte Impulse ange-
regt werden, wobei vom Saarländischen, das das Interesse der Schüler besonders weckt, ausgegan-
gen wird. Die Ergebnisse werden für alle an der Tafel gesichert.
Die Transferphase, in der die Schüler selbstständig Laute in heutigen Nachnamen verschieben
sollen, soll die Motivation der Schüler bis zum Ende der Stunde aufrechterhalten. Sie dient ferner
der praktischen Durchführung der zweiten Lautverschiebung, die bisher nur anhand der einzelnen
Phänomene untersucht wurde und ermöglicht eine LEK, weil deutlich wird, wer das Prinzip der
Lautverschiebung verstanden hat.
3.3. Lernerfolgskontrollen
Die Lernerfolgskontrolle der kognitiven Lernziele erfolgt im Wesentlichen über die mündlichen
Beiträge der Schüler. Für die Erreichung des Stundenziels ist das Erlangen der LZ 4, LZ 6 und LZ
8 zentral. Daher erfolgt eine zusätzliche Lernerfolgskontrolle dadurch, dass die Schüler die sprach-
lichen Unterschiede auf der OHF, die am Anfang der Stunde gezeigt wurde, durch die erarbeiteten
Ergebnisse erklären.
32
Ebd., S. 26. 33
Ebd., S. 30.
44
3.4. Medien
Auf den Einsatz des Oberstufenlehrbuches Texte, Themen und Strukturen. Deutschbuch für die
Oberstufe, hrsg. v. Heinrich Biermann und Bernd Schurf, Berlin 22006 konnte nicht zurückgegrif-
fen werden, da das Lehrbuch das Thema Sprachgeschichte nicht behandelt.
In der folgenden Tabelle werden die in der Stunde eingesetzten Medien genannt und begründet:
Folgende Medien werden eingesetzt Methodisch-didaktische Begründung
(a) VHA: Bibeltext Textkenntnis, Erleichterung in den Erarbeitungsphasen
(b) OHF mit Bildern und Wörtern aus dem
Englischen, verschiedenen deutschen
Dialekten und der Standardsprache
Motivierung, Anknüpfung an vorangegangene Stunden,
Hinführung zum Thema
(c) Arbeitsblatt 1 mit verschiedenen Dia-
lekttexten und dem Arbeitsauftrag, die
Verschiebung der Laute zu nennen
Grundlage für die Erarbeitungsphase, Motivation durch
Dialekte
(e) Tafelanschrift Sicherung der Ergebnisse der Erarbeitungsphase und
der Vertiefungsphase
(d) Arbeitsblatt 2 mit verschiedenen Dialek-
ten und dem Arbeitsauftrag, die Laut-
verschiebung anhand der Texte zu über-
prüfen
Grundlage für die Vertiefungsphase (Erkennen der In-
tensität und Ausbreitung der Lautverschiebung)
(f) Physische Karte Deutschlands Grundlage und Hilfe bei der Erarbeitung der Ausbrei-
tung der Lautverschiebung
(g) Kärtchen mit Nachnamen Grundlage für die Transferphase
3.5. Hausaufgaben
3.5.1. Vorbereitende Hausaufgabe für die Lehrprobenstunde
Um während der Stunde Spannung entstehen zu lassen, wird keine vorbereitende Hausaufgabe
gestellt, die die Inhalte der Stunde vorwegnimmt. (Als Hausaufgabe hätte ein aus der OHF gestal-
tetes Arbeitsblatt ausgegeben werden können mit dem Auftrag, Gemeinsamkeiten und Unterschie-
de zwischen den Wörtern zu benennen.) Als vorbereitende Hausaufgabe scheint es aber sinnvoll,
den Schülern aufzugeben, den Anfang der Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium zu
lesen und sich deren Inhalt so zu vergegenwärtigen, dass sie ihn zusammenfassen können. So wird
es ihnen in der Erarbeitungs- und Vertiefungsphase erleichtert, die Dialekttexte zu verstehen.
3.5.2. Nachbereitende Hausaufgabe
Als nachbereitende Hausaufgabe erhalten die Schüler einen Auszug aus einem Asterix-Comic auf
Plattdeutsch, den sie in einen hochdeutschen Dialekt umschreiben sollen, was ein Aufgreifen und
Weiterführen der Transferphase darstellt. Die Aufgabe soll die Schüler motivieren und dient dazu,
die Stundeninhalte zu wiederholen und zu vertiefen. Sinnvoll erscheint dies vor allem im Hinblick
auf leistungsschwächere Schüler. Möglich wäre auch gewesen, die Lautverschiebung an einem
althochdeutschen Text, z.B. an der Dialektmischung im Hildebrandslied, nachweisen zu lassen.
45
4. Verlauf der Stunde
4.1. Unterrichtsschritte
US LZ Geplantes Lehrerverhalten – erwartetes Schülerverhalten Medien/ Sozi-
alform/ Ar-
beitsform
1 Begrüßung
2 1
2
Einstieg L. zeigt den S. Bilder des englischen Thronfolgers und des Komikers Otto und
fordert sie auf, englische und niederdeutsche Wörter der richtigen Sprache bzw.
dem Vertreter dieser Sprache zuzuordnen und die Wörter miteinander zu verglei-
chen. Die S. stellen fest, dass diese Wörter große Ähnlichkeiten aufweisen.
L. bittet die S., diese Ähnlichkeit zu erklären. Die S. erläutern, dass die Ähnlich-
keiten durch die Zugehörigkeit sowohl des Deutschen als auch des Englischen zum
Germanischen zu erklären sind.
L. zeigt den S. entsprechende Wörter aus dem Bairischen, Saarländischen und der
Standardsprache und fordert sie auf, die Wörter den einzelnen Dialekten bzw. der
Standardsprache zuzuordnen und sie mit den niederdeutschen Wörtern zu verglei-
chen. Die S. stellen fest, dass zwischen dem Niederdeutschen und den übrigen
deutschen Dialekten Unterschiede in einzelnen Lauten erkennbar sind.
Auf entsprechende Frage mutmaßen die S., dass nunmehr eine weitere Lautver-
schiebung behandelt werden wird.
OHF/
FU/
fragend-
entwickelndes
Gespräch
3 Zielangabe und Überleitung
L. erklärt den Schülern, dass in der Stunde die 2. Lautverschiebung in der Ge-
schichte der deutschen Sprache näher betrachtet und untersucht werden soll, wel-
che Veränderungen durch sie entstanden sind.
FU/ LV
4 3 Erarbeitungsphase
Die S. erarbeiten in arbeitsteiliger Einzelarbeit anhand von Beispieltexten, welche
Laute sich durch die 2. Lautverschiebung verändert haben.
AB 1/
EA
5 Ergebnissicherung Die S. stellen ihre Ergebnisse vor. L. hält die Ergebnisse der Einzelarbeit an der
Tafel fest.
TA/
FU/
SV
6 4 Vertiefungsphase
Die S. überprüfen in arbeitsteiliger Partnerarbeit die Umsetzung der Lautverschie-
bungsregeln an verschiedenen Dialekten.
AB 2/
PA
7 5
6
7
Ergebnissicherung 2
Die S. stellen ihre Ergebnisse vor und kommentieren sie. Sie erkennen, dass die
„hochdeutschen“ Gebiete im Süden Deutschlands die Lautverschiebung voll-
ständig mitgemacht haben, dass die „niederdeutschen“ Gebiete im Norden davon
ausgenommen geblieben sind, und dass sie in den dazwischen liegenden Gebieten
nur teilweise feststellbar ist. L. fordert die S. auf, sich eine Bezeichnung für die
Gebiete zu überlegen, die die Lautverschiebung vollzogen haben. L. hält die Er-
gebnisse an der Tafel fest und bittet die S., die Folgen der 2. Lautverschiebung in
Analogie zur 1. Lautverschiebung zu erklären. Die S. erläutern, dass sich durch die
2. Lautverschiebung die „hochdeutschen“ Dialekte aus dem Germanischen ausge-
gliedert haben. L. hält die Ergebnisse an der Tafel fest.
Wandkarte/
FU/
SV/ fragend-
entwickelndes
Gespräch/
TA
8 LEK
L. legt die Folie, die am Anfang der Stunde gezeigt wurde, auf und bittet die S.,
nun die lautlichen Unterschiede in den gezeigten Wörtern zu erklären.
OHF/
FU/ UG
9 8 Transferphase
L. nennt den S. Nachnamen, anhand derer sie die zweite Lautverschiebung nach-
vollziehen sollen.
Kärtchen mit
Namen
FU/ UG
10 L. stellt und erläutert die Hausaufgabe NHA
46
4.2. Schwierigkeiten und Lösungen
Es ist zu erwarten, dass die Schüler in der Einstiegsphase den Begriff Hochdeutsch als Synonym
für Standardsprache verwenden. Hierauf soll an dieser Stelle nicht eingegangen werden, da das
Problem am Ende der Stunde durch die Bezeichnung der Gebiete, die die Lautverschiebung voll-
zogen haben, aufgegriffen wird. Es kann auch sein, dass die Schüler in der Einstiegsphase den
bairischen Text nicht als typisch bairisch erkennen, da sie die Diphthongierung vermissen. In die-
sem Fall werde ich die Schüler auffordern, die Wörter durch Ausschlussverfahren den Bildern
zuzuordnen. Ich werde den Schülern erklären, dass die Diphthongierung eine weitere Entwick-
lungsstufe darstellt, ohne weiter darauf einzugehen. Sollten die Schüler Probleme bei der Erarbei-
tung der Lautverschiebung (Erarbeitungsphase) und bei der Überprüfung der Durchführung der
Lautverschiebung (Vertiefung) haben und die Vertiefungsphase um 11.00 Uhr noch nicht abge-
schlossen sein, werde ich nur die Ergebnisse nennen lassen, sie selbst in die Karte übertragen und
ggf. die LEK nur ganz kurz ansprechen, da in der Transferphase Gelegenheit zur Überprüfung der
Lerninhalte bleibt.
5. Literaturverzeichnis
5.1. Lehrplan
Saarland – Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft (Hrsg.), Lehrplan achtjähriges
Gymnasium für das Fach Deutsch, Klassenstufen 5 und 6, Saarbrücken 2001.
5.2. Textgrundlage
- Goscinny, René und Uderzo, Albert, De Törn för nix (Asterix Mundart Bd. 2), Stuttgart
62000.
- Sauer, Walter (Hrsg.), Die Weihnachtsgeschichte in deutschen Dialekten, Husum 32004.
5.3. Fachwissenschaftliche Literatur
- Bury, Ernst, Deutsche Sprachgeschichte kennen lernen. Vom Germanischen bis zum Neu-
hochdeutschen, Rastatt 42002.
- König, Werner, dtv-Atlas Deutsche Sprache (Bd. 3025), München 15
2005.
- Kunze, Konrad, dtv-Atlas Namenkunde. Vor- und Familiennamen im deutschen Sprachge-
biet (dtv 3266), München 42004.
- Linke, Angelika/ Nussbaumer, Markus/ Portmann, Paul R., Studienbuch Linguistik (Reihe
Germanistische Linguistik, Bd. 121), Tübingen 31996.
- Stedje, Astrid, Deutsche Sprache gestern und heute. Eine Einführung in Sprachgeschichte
und Sprachkunde (UTB 1499), Paderborn 2007.
47
- Wolff, Gerhart, Deutsche Sprachgeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart. Ein Stu-
dienbuch (UTB 1581), Tübingen und Basel 52004.
5.4. allgemeindidaktische Literatur
- Wolfgang Mattes (Hrsg.), Methoden für den Unterricht, Braunschweig u.a. 2002.
- Moll, Peter/ Liebherr, Hans, Unterrichten mit offenen Karten, Bd. 1: Einsteigen, 32006.
5.5. verwendete Internetseiten und Karte
- Physische Karte der Bundesrepublik Deutschland, Bundeszentrale für politische Bildung,
Gotha 2006.
- lv.fdp-bayern.de/.../stoiber_uniform.JPG
- www.michow-concerts.com/.../Otto%202007.jpg
- www.mundart-saar.de/pics/hussong_hand_an_ohr.jpg
- www.nndb.com/.../prince-charles-face.jpg
6. Anhang
- Sitzplan
- VHA
- OHF
- Mögliche Tafelanschrift
- AB 1
- AB 1 gelöst
- AB 2
- AB 2 gelöst
- Kärtchen mit Nachnamen
- NHA
Abkürzungsverzeichnis:
AB Arbeitsblatt
FU Frontalunterricht
L Lehrerin
LEK Lernerfolgskontrolle
LV Lehrervortrag
LZ Lernziel
NHA Nachbereitende Hausaufgabe
OHF Overheadfolie
PA Partnerarbeit
S Schüler und Schülerinnen
SV Schülervortrag
TA Tafelanschrift
UG Unterrichtsgespräch
48
Sitzplan Klasse 10 b, Deutsch, Von der Leyen-Gymnasium Blieskastel
Tafel
Janina
07/03/07
Sandra
08/03/08
Katja
10//04/12
Melanie
10/03/09
Rebekka
12/04/12
Aileen
07/11/10
Natalie
03/03/04
Julia
10/14/14
Philipp B.
O6/10/09
Tim
06/03/04
Felix F.
07/10/10
Philipp W.
04/10/09
Christian M.
08/03/06
Oliver
08/13/12
Raphael
06/10/10
Felix Th.
06/03/04
Carsten
O6/03/04
Christian H.
10/14/14
Sabrina
07/13/12
Katharina
08/14/14
Marie
10/14/14
Philipp Sch.
05/04/09
Eike
08/04/07
Moritz
04/04/04
Sascha
04/03/04
Die erste Angabe unter dem Namen nennt die Note der letzten Klassenarbeit, die zweite Angabe bezeichnet die Quantität und die dritte Angabe dieQualität
der mündlichen Mitarbeit.
49
Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
Die Weihnachtsgeschichte nach dem Lukasevangelium (Lk 2, 1-14)
Die Geburt Jesu
In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des
Reiches in Steuerlisten einzutragen. Dies geschah zum ersten Mal; da-
mals war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um
sich eintragen zu lassen.
So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt
Davids, die Bethlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er
wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. Als
sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn,
den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in
der Herberge kein Platz für sie war.
In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer
Herde. Da trat der Engel des Herrn zu ihnen und der Glanz des Herrn umstrahlte
sie. Sie fürchteten sich sehr, der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht,
denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll:
Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der
Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Win-
deln gewickelt, in einer Krippe liegt.
Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und
sprach:
Verherrlicht ist Gott in der Höhe /
und auf Erden ist Friede /
bei den Menschen seiner Gnade.34
34
Die Bibel. Altes und Neues Testament. Einheitsübersetzung, Stuttgart 1980.
Arbeitsauftrag:
Lesen Sie sich den Text durch und vergegenwärtigen Sie sich den
Inhalt, so dass Sie jederzeit darauf zurückgreifen können.
VHA
50
Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
make......
water…
pound ...
good...
I
maken
Water
pund
good
Ik
machen
Wasser
Pfund
Gut
I
mache
Wasser
Pund
Gudd
Isch
machen
Wasser
Pfund
gut
Ich
www.nndb.com/.../prince-charles-face.jpg
www.michow-
concerts.com/.../Otto%202007.jpg
lv.fdp-bayern.de/.../stoiber_uniform.JPG
www.mundart-saar.de/pics/hussong_hand_an_ohr.jpg
OHF
51
Mögliche Tafelanschrift
Vom Germanischen zum Althochdeutschen: Die zweite (hochdeutsche) Lautverschiebung
Verschiebung Beispiel Auswirkung
pf im Anlaut und nach Konsonant Pund Pfund
p f (ff) nach Vokal Schap Schaf
z im Anlaut und nach Konsonant Teiken Zeichen
t
ss,s (zz) nach Vokal dat dass/ das
k (ch) im Anlaut und nach Konsonant Kaiser Kaiser (Chäiser)
k ch nach Vokal ik ich
b p Kribb Krippn d t drägen trog g k give (engl.) kepan (ahd)
von Süden nach Norden
Abnahme der Anzahl der ver-
schobenen Laute nach Norden
Ausgliederung der hochdeut-
schen Dialekte (süd- und mit-
teldeutsche Dialekte) aus den
germanischen Sprachen (Eng-
lisch, Niederdeutsch, …)
Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
52
Die zweite Lautverschiebung
Dei Geburt Jesu (Mecklenburgisch, Insel Poel)
Un ok Josef von dei Stadt Nazaret in Galiläa makte sick up n Wäg nah
dei Stadt Davids, dei Bethlehem heiten ded. […]
Dichtbi höllen sick tau glieken Tied up apenes Fell Schaphäuders up, die
in düster Nacht oewer ehr Schap wakten.
Wia da Jesus auf d Wöit kemma is (Oberbairisch, München)
Aa da Josef is von seim Wohnort Nazareth, der in Galiläa gleng is, nach
Judäa naufzong zur Ortschaft Bethlehem.[…]
In dera Gegnd, auf aram Föid, ham Hirtn glagat. De ham in da Nocht
auf eahnare Schof aufpasst.35
35
Die Texte sind entnommen aus Walter Sauer (Hrsg.), Die Weihnachtsgeschichte in deutschen Dialekten, Husum 32004, S. 21 bzw. 159.
B.
Arbeitsauftrag:
1. Vergleichen Sie in den Texten und in der Anmerkung die hervorgeho-
benen Konsonanten gleicher Farbe miteinander. Beschreiben Sie, wie
sich diese Konsonanten vom ersten zum zweiten Text verändert ha-
ben.
2. Welche Unterschiede lassen sich zwischen den blau bzw. rot hervor-
gehobenen Konsonanten feststellen?
3. Begründen Sie diese Unterschiede. (Achten Sie dabei auf die Stel-
lung des Konsonanten im Wort.)
4. Halten sie ihre Beobachtungen in Stichworten auf dem Blatt fest.
5 Minuten Bearbeitungszeit
AB 1
Anmerkung: Im Mecklenburgischen heißt es Pund und Pann, im Bai-
rischen Pfund und Pfanne.
Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
53
Die zweite Lautverschiebung
Dei Geburt Jesu (Mecklenburgisch, Insel Poel)
Tau dei Tied geiw Kaiser Augustus all siene Bewahners in Land dei
Anurdnung, sick in Stüerlisten indrägen tau laten. Dat geiw dat bether
nicht un käum tau n iersten Mal vör […]
„Un as Teiken sall juch deinen, dat dat Lütte in ein Krübb liggen deit!“
Wia da Jesus auf d Wöit kemma is (Oberbairisch, München)
Zu dea Zeit hot da Kaiser Augustus seine Beamtn an Auftrog gem. Er
mächat, […] dass in seim Reich olle Leit zweng da Steier zäiht wern und
dass dabei a jeda Nama aa aufgschriem wern müäßat. […]
Und do hats suaga a Zeichn.36
36
Die Texte sind entnommen aus Walter Sauer (Hrsg.), Die Weihnachtsgeschichte in deutschen Dialekten, Husum 32004, S. 21 bzw. 159.
A
Arbeitsauftrag:
1. Vergleichen Sie in den beiden Texten die hervorgehobenen Konsonan-
ten gleicher Farbe miteinander. Beschreiben Sie, wie sich diese Kon-
sonanten vom ersten zum zweiten Text verändert haben.
2. Welche Unterschiede lassen sich zwischen den blau bzw. rot hervor-
gehobenen Konsonanten feststellen?
3. Begründen Sie diese Unterschiede. (Achten Sie dabei auf die Stel-
lung des Konsonanten im Wort.)
4. Halten sie ihre Beobachtungen in Stichworten fest.
5 Minuten Bearbeitungszeit
B.
AB 1
Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
54
Die zweite Lautverschiebung
Dei Geburt Jesu (Mecklenburgisch, Insel Poel)
Tau dei Tied geiw Kaiser Augustus all seine Bewahners in Land dei
Anurdnung, sick in Stüerlisten indrägen tau laten. […] Un ok Josef […] makte
sick up n Wäg. […]
As sei oewer an dissen Urt indröpen, käum för Maria die Tied, dat dat Kind
geburen warden süll […]
Die Engel säd tau ehr: „Ick hew upstunds ne grote Freud tau vermelln […]
Un as Teiken sall juch deinen, dat dat Lütte in ein Krübb liggen deit!“
Es war za dera Zeit (Nordbairisch, Asch)
Es war za dera Zeit, in der da Kaiser Augustus in ganzn Land a Volkszählung
oagordnt häut […].
Sua haut sich aa Josef afm Weech gmacht […].
Aba da Engl hot aa scho s redn ogfanga: „Ih vakünd eich nämli a große Freid.
[…] Und do hats suaga a Zeichn: Dirtz findts a Kind in Windln eipackt.37
37
Die Texte sind entnommen aus Walter Sauer (Hrsg.), Die Weihnachtsgeschichte in deutschen Dialekten, Husum 32004, S. 21 bzw. 161.
A
B
Arbeitsauftrag:
1 Vergleichen Sie in den beiden Texten die hervorgehobenen Konsonanten
gleicher Farbe miteinander. Beschreiben Sie, wie sich diese Konsonanten
vom ersten zum zweiten Text verändert haben.
2. Welche Unterschiede lassen sich zwischen den blau bzw. rot hervorge-
hobenen Konsonanten feststellen?
3. Begründen Sie diese Unterschiede. (Achten Sie dabei auf die Stellung
des Konsonanten im Wort.)
4. Halten sie ihre Beobachtungen in Stichworten fest.
5 Minuten Bearbeitungszeit
AB 1
Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
55
Die zweite Lautverschiebung
Dei Geburt Jesu (Mecklenburgisch Insel Poel)
Tau dei Tied geiw Kaiser Augustus all siene Bewahners in Land die
Anurdnung, sick in Stüerlisten indrägen tau late […]
„Un as Teiken sall juch deinen, dat dat Lütte in Däuker inslagen in ein
Krübb liggen deit“
Wia da Jesus auf d Wöit kemma is (Oberbairisch München)
Zu dea Zeit hot da Kaiser Augustus seine Beamtn an Auftrog gem. […]
Sie hot den Kloan in a Windl packlt und na in a Fuattakrippn neibettlt,
weil in da Herberg hoams koan Plotz mehr ghabt.38
38
Die Texte sind entnommen aus Walter Sauer (Hrsg.), Die Weihnachtsgeschichte in deutschen Dialekten, Husum 32004, S. 21 bzw. 159.
A
Arbeitsauftrag:
1. Vergleichen Sie in den beiden Texten die hervorgehobenen Kon-
sonanten gleicher Farbe miteinander. Beschreiben Sie, wie sich diese
Konsonanten vom ersten zum zweiten Text verändert haben.
2. Das englische Wort give wird im Althochdeutschen zu kepan. Be-
schreiben Sie auch hier, wie sich die Konsonanten verändern.
3. Halten sie ihre Beobachtungen in Stichworten fest.
5 Minuten Bearbeitungszeit
AB 1
B.
Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
57
Dei Geburt Jesu (Mecklenburgisch, Insel Poel)
Tau dei Tied geiw Kaiser Augustus all siene Bewahners in Land die
Anurdnung, sick in Stüerlisten indrägen tau laten. […]
Un ok Josef von dei Stadt Nazaret in Galiläa makte sick up n Wäg nah die
Stadt Davids, dei Bethlehem heiten ded. […]
As sei oewer an dissen Urt indröpen, käum för Maria dei Tied, dat dat Kind
geburen warden süll. […]
Dichtbi höllen sick tau glieken Tied up apenes Fell Schaphäuders up, dei in düs-
ter Nacht oewer ehr Schap wakten. […]
Dei Engel wildess säd tau ehr: „Grugt juch nich, ick hew upstunds ne grote
Freud tau vermelln, die all Minschen in Land taudacht is! […] Un as Teiken sall
juch deinen, dat dat Lütte in Däuker inslagen in ein Krübb liggen deit!
Die Weihnaachdsgeschischd (Rheinfränkisch, Saarbrücken)
Das waar sellemòòs gewään, dsuu der Dseid, woo de Keiser Auguschduss e
Gesedds gemach hadd, dass all Leid in seim Reisch sisch missde reggeschdriere
losse. […]
Dò iss aa de Jooseff vun Gallelääa vun der Schdadd Naadseredd aus
hingewannerd nòò Judääa in die Daavidsschdadd, di woo Beedlehemm heischd.
[…] Unn wie se dord aankumm sinn, waar graad die Dseid um, woo das Kind hadd
solle kumme. Unn dò hadds sei erschd Buubsche uff die Weld brung. […]
Unn in dääre Geeschend dò waare Hirde uff de Filder drause gewään, die woo
naachds uff ihr Schafe uffgebassd hann. […]
Awwer derr Engel däär saad dsunne: „gummò, isch hann e guddi Naachrischd fer
eisch, woo sisch all Leid driwwer freie wirre. […] Un das soll eich als Dseichn
diene. Das Kindsche iss in Winnele gewiggeld unn leid innerer Fuddergribb.
Arbeitsauftrag:
1. Vergleichen Sie in den beiden Texten die her-
vorgehobenen Konsonanten gleicher Farbe mit-
einander.
2. Überprüfen Sie, ob die Lautverschiebung bei den
einzelnen Konsonanten durchgeführt wurde.
3. Tragen Sie Ihre Ergebnisse wie folgt in die ne-
ben stehende Tabelle ein:
: Lautverschiebung wurde durchgeführt
: Lautverschiebung wurde nicht durchgeführt
Rheinfränkisch
p t t k b d
f z ss ch p t
AB 2
Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
58
Dei Geburt Jesu (Mecklenburgisch, Insel Poel)
Tau dei Tied geiw Kaiser Augustus all siene Bewahners in Land die
Anurdnung, sick in Stüerlisten indrägen tau laten. […]
Un ok Josef von dei Stadt Nazaret in Galiläa makte sick up n Wäg nah die
Stadt Davids, dei Bethlehem heiten ded. […]
As sei oewer an dissen Urt indröpen, käum för Maria dei Tied, dat dat Kind
geburen warden süll. […]
Dichtbi höllen sick tau glieken Tied up apenes Fell Schaphäuders up, dei in düs-
ter Nacht oewer ehr Schap wakten. […]
Dei Engel wildess säd tau ehr: „Grugt juch nich, ick hew upstunds ne grote
Freud tau vermelln, die all Minschen in Land taudacht is! […] Un as Teiken sall
juch deinen, dat dat Lütte in Däuker inslagen in ein Krübb liggen deit!
Wie Jesus gebor wure is (Moselfränkisch, Saarlouis)
En jener Zeit hat dä Kaiser Augustus dä Befehl gewe, alle Leut in seinem
Huheitsgebiet wäje denne Steuere offzeschreiwe. Dat wor dat ierschdemol;
domols wor Quirinius Statthalter in Syrien.
Su es dann och dä Jupp ous Nazareth in Galiläa roff noh Judäa en die Stadt
vom David gange[…]. Ä wollt ingetron wiere mit dem Mia, mit dem ä verlobt wor
on dat e Kend erwart hat. […]
Of dä Feldere dromerom sein Hirte gewes un hann en der Nacht of ihr Schafe
achtgewe. […]
Dä Engel awer hat zu inne gesood: „Hatt kei Ängst, ich verkünde euch en gruße
Freud, met der alle Leut erfüllt wiere solle: On dat soll dat Zeiche für euch
sein: Ihr werd e Kend fenne, dat in Windele gewickelt es on en dä Kripp leiht.
Arbeitsauftrag:
1. Vergleichen Sie in den beiden Texten die her-
vorgehobenen Konsonanten gleicher Farbe mit-
einander.
2. Überprüfen Sie, ob die Lautverschiebung bei den
einzelnen Konsonanten durchgeführt wurde.
3. Tragen Sie Ihre Ergebnisse wie folgt in die ne-
ben stehende Tabelle ein:
: Lautverschiebung wurde durchgeführt
: Lautverschiebung wurde nicht durchgeführt
Moselfränkisch
p t t k b d
f z ss ch p t
AB 2
Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
59
Dei Geburt Jesu (Mecklenburgisch, Insel Poel)
Tau dei Tied geiw Kaiser Augustus all siene Bewahners in Land die
Anurdnung, sick in Stüerlisten indrägen tau laten. […]
Un ok Josef von dei Stadt Nazaret in Galiläa makte sick up n Wäg nah die
Stadt Davids, dei Bethlehem heiten ded. […]
As sei oewer an dissen Urt indröpen, käum för Maria dei Tied, dat dat Kind
geburen warden süll. […]
Dichtbi höllen sick tau glieken Tied up apenes Fell Schaphäuders up, dei in düs-
ter Nacht oewer ehr Schap wakten. […]
Dei Engel wildess säd tau ehr: „Grugt juch nich, ick hew upstunds ne grote
Freud tau vermelln, die all Minschen in Land taudacht is! […] Un as Teiken sall
juch deinen, dat dat Lütte in Däuker inslagen in ein Krübb liggen deit!
Wie Jesus gebore woodt (Ripuarisch, Köln)
Zo der Zick dät der Kaiser Augustus befelle, dat jeder, dä en singem Rich won-
ne dät, sich endrage loße möht, für de Stöör ze bezahle. Dat wor et eeschte
Mol. […]
Och der Jusep maht sich op der Wäg. […]
Dat jung Fäuche wor en Ömständ. […]
Ävver dä Engle saht: „Ehr sollt kein Angs krige! Ich brängen üch en got Nohreech, wo sich ganz Israel drüvver freue kann. Hä litt en Windele
engeweckelt en ner Foderkrepp
Kölsch
p t t k b d
f z ss ch p t
Arbeitsauftrag:
1. Vergleichen Sie in den beiden Texten die her-
vorgehobenen Konsonanten gleicher Farbe mit-
einander.
2. Überprüfen Sie, ob die Lautverschiebung bei den
einzelnen Konsonanten durchgeführt wurde.
3. Tragen Sie Ihre Ergebnisse wie folgt in die ne-
ben stehende Tabelle ein:
: Lautverschiebung wurde durchgeführt
: Lautverschiebung wurde nicht durchgeführt
AB 2
Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
60
Dei Geburt Jesu (Mecklenburgisch, Insel Poel)
Tau dei Tied geiw Kaiser Augustus all siene Bewahners in Land die
Anurdnung, sick in Stüerlisten indrägen tau laten. […]
Un ok Josef von dei Stadt Nazaret in Galiläa makte sick up n Wäg nah die
Stadt Davids, dei Bethlehem heiten ded. […]
As sei oewer an dissen Urt indröpen, käum för Maria dei Tied, dat dat Kind
geburen warden süll. […]
Dichtbi höllen sick tau glieken Tied up apenes Fell Schaphäuders up, dei in düs-
ter Nacht oewer ehr Schap wakten. […]
Dei Engel wildess säd tau ehr: „Grugt juch nich, ick hew upstunds ne grote
Freud tau vermelln, die all Minschen in Land taudacht is! […] Un as Teiken sall
juch deinen, dat dat Lütte in Däuker inslagen in ein Krübb liggen deit!
Die Geschicht vun dr Geburt Jesu (Osterzgebirgisch, Kr. Marien berg)
Su ewos is vornewag noch ni dogewasen un hot sich zugetrogn, wie dr Cyrenius
Statthalter vun Syrien wor.[…].
Wie die zwäe nu agelangt sei in Bethlehem, wor aah ball dr Maria ihre Zeit rim,
un se is eikomm mit enn Gungel, dos wor ihr erschtes Kind. […]
Nu warn in dar Gegnd aah Schofherten, die bei ihrer Hard draußen ofn Fald
übernachten hobn[…].
Ober dar Engel sat: „Tutt eich ni ferchten, iech breng eich enne fruhe
Butschaft un gruße Fräd fir alle! […] Mocht eich auf un guckt dernooch: Dos
Kind liegt in Winneln gewickelt in enner Futterkripp!“
Osterzgebirgisch
p t t k b d
f z ss ch p t
Arbeitsauftrag:
1. Vergleichen Sie in den beiden Texten die her-
vorgehobenen Konsonanten gleicher Farbe mit-
einander.
2. Überprüfen Sie, ob die Lautverschiebung bei den
einzelnen Konsonanten durchgeführt wurde.
3. Tragen Sie Ihre Ergebnisse wie folgt in die ne-
ben stehende Tabelle ein:
: Lautverschiebung wurde durchgeführt
: Lautverschiebung wurde nicht durchgeführt
AB 2
Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
61
Dei Geburt Jesu (Mecklenburgisch, Insel Poel)
Tau dei Tied geiw Kaiser Augustus all siene Bewahners in Land die
Anurdnung, sick in Stüerlisten indrägen tau laten. […]
Un ok Josef von dei Stadt Nazaret in Galiläa makte sick up n Wäg nah die
Stadt Davids, dei Bethlehem heiten ded. […]
As sei oewer an dissen Urt indröpen, käum för Maria dei Tied, dat dat Kind
geburen warden süll. […]
Dichtbi höllen sick tau glieken Tied up apenes Fell Schaphäuders up, dei in düs-
ter Nacht oewer ehr Schap wakten. […]
Dei Engel wildess säd tau ehr: „Grugt juch nich, ick hew upstunds ne grote
Freud tau vermelln, die all Minschen in Land taudacht is! […] Un as Teiken sall
juch deinen, dat dat Lütte in Däuker inslagen in ein Krübb liggen deit!
To düsse Tied … (Ostfälisch, Kr. Celle)
To düsse Tied wöör vun den Kaiser Augustus anorndt: All de Minschen schullen
sik in de Stüüerlisten inschrieben. Düt weer ganz wat Neet to de Tied, as
Quirinius Syrien ünner sik harr. […]
So möök sik ok Josef up den Weg vun Galiläa ut de Stadt Nazareth nah Judäa
nah David sien Stadt, de heet Bethlehem, […] Un jüst in de Gegend weeren
Schäpers buten up n Felln. […] Un de Engel sä to jem: „ik bring jo n groote
Freid, de all de Lüüd todacht is:[…] Ji ward dat Kind finnen in Winneln wickelt un
in e Krübb liggen.“39
39
Die Texte des AB 2 sind wie die Texte des AB 1 entnommen aus Walter Sauer (Hrsg.), Die Weihnachtsge-
schichte in deutschen Dialekten, Husum 32004, S. 21, 49, 85, 75, 99, 107.
Ostfälisch
p t t k b d
f z ss ch p t
Arbeitsauftrag:
1. Vergleichen Sie in den beiden Texten die her-
vorgehobenen Konsonanten gleicher Farbe mit-
einander.
2. Überprüfen Sie, ob die Lautverschiebung bei den
einzelnen Konsonanten durchgeführt wurde.
3. Tragen Sie Ihre Ergebnisse wie folgt in die ne-
ben stehende Tabelle ein:
: Lautverschiebung wurde durchgeführt
: Lautverschiebung wurde nicht durchgeführt
AB 2
Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
62
Physische Karte der Bundesrepublik Deutschland, Bundeszentrale für poli-
tische Bildung, Gotha 2006.
AB 2- gelöst
Saarländisch
(Moselfränkisch)
p t t k b d
f z ss ch p t
Saarländisch
Rheinfränkisch)
p t t k b d
f z ss ch p t
Ostfränkisch
p t t k b d
f z ss ch p t
Erzgebirgisch
p t t k b d
f z ss ch p t
Bairisch
p t t k k b d
f z ss k ch p t
Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
63
Peiper verschiebt sich zu Peifer und Pfeifer40
Schipmann wird zu Schiffmann
Kirchhoff entstand aus dem früheren Kerkhoff
Grot verschiebt sich zu Groß
Schlosser entstand aus dem früheren Schlot(t)er
Eyck wird zu Eick
40
Die Namen wurden entnommen aus Konrad Kunze, dtv-Atlas Namenkunde. Vor- und Familiennamen im
deutschen Sprachgebiet (dtv 3266), München 42004, S. 163.
Kärtchen für Transferphase
Peiper Schipmann Kirchhoff
Grot Schlosser Eyck
Transferphase - gelöst
Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
64
VOM ALTHOCHDEUTSCHEN ZUM MITTELHOCHDEUTSCHEN
Aus der Laut- und Formenlehre
Vergleiche die Wortformen des Ahd. und Mhd. miteinander und ordne den Beispielen 1-6 die
Regeln A-F zu. Begründe deine Entscheidung schriftlich (auf der Rückseite oder im Deutsch-
heft):
1 Ahd.: nahti mohti wurfil horjan hûsir zugil scôni
Mhd.: nähte möhte würfel hoeren hiuser … …
Ergänze die 2 fehlenden Beispiele!
Regel:
2 Ahd.: nimu nimis nimit nemên nemet nemant
Mhd.: nime nimest nimet nemen nemet nement
Regel:
3 Ahd.: leitis
leitês
leitôs
leitîs
Mhd.:
leites(t)
Nhd.: du leitest
du mögest leiten
du leitetest
du würdest leiten
Regel:
4 Ahd.: herza herzin herzin herza
Mhd.: herze herzen herzen herze
Nhd.: das Herz des Herzens dem Herz(en) das Herz
Ahd.: herzun herzôno herzôm herzun
Mhd.: herzen herzen herzen herzen
Nhd.: die Herzen der Herzen den Herzen die Herzen
Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
65
Regel:
5 Ahd.: heriro salida gibarida
Mhd.: hêrre saelde gebaerde
Nhd.: Herr Glück Gebärde
Regel:
6 Mhd.: entrank Nhd.: trank nicht
Mhd.: done kund Nhd.: da konnte nicht
Regel:
Regeln:
a. Vokale, denen in der nächsten Silbe ein i- folgt, werden diphthongisiert
(der sogenannte i-Umlaut).
b. Die Abschwächung der Flexionsendungen bei Substantiven führt zur Ver-
wendung von Hilfsmitteln zur Formenbildung (Artikel).
c. Bei Verben wird das Präfix en-, bei Adverbialen und Pronomen das -ne
oder –n zur (doppelten) Verneinung verwendet.
d. Im Mhd. werden die volltönenden Vokale in den Flexionsendungen der Ver-
ben abgeschwächt.
e. Die Abschwächung der Flexionsendungen bei Verben führt zur Verwen-
dung von Hilfsmitteln zur Formenbildung (Hilfsverben, Personalpronomen).
f. Die unbetonten Mittelsilben fallen weg; der Wortakzent (Betonung) verla-
gert sich auf die Stammsilbe.
Für Experten: Übersetze vom Mhd. ins Nhd.!
nune mac ich anders …………………………………………………………………………………………………………..
nun hân ich vriunt, nun hân ich rat ……………………………………………………………......................
daz enlerte mich mîn vater niht …………………………………………………………………………………….
si tuot, si entuot ……………………………………………………………………………………………………………….
der helt doch niht entrank ……………………………………………………………………………………………..
Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
66
VOM ALTHOCHDEUTSCHEN ZUM MITTELHOCHDEUTSCHEN (gelöst)
Aus der Laut- und Formenlehre
Vergleiche die Wortformen des Ahd und Mhd. (Nhd.) miteinander und ordne den Beispielen
1-6 die Regeln A-F zu. Begründe deine Entscheidung schriftlich (auf der Rückseite oder im
Deutschheft):
1 Ahd.: nahti mohti wurfil horjan hûsir zugil scôni
Mhd.: nähte möhte würfel hoeren hiuser zügel schöne
Ergänze die 2 fehlenden Beispiele!
Regel a.: Vokale, denen in der nächsten Silbe ein i- folgt, werden diphthongisiert (der soge-
nannte i-Umlaut).
2 Ahd.: nimu nimis nimit nemên nemet nemant
Mhd.: nime nimest nimet nemen nemet nement
Regel d.: Im Mhd. werden die volltönenden Vokale in den Flexionsendungen der Verben ab-
geschwächt.
3 Ahd.: leitis
leitês
leitôs
leitîs
Mhd.:
leites(t)
Nhd.: du leitest
du mögest leiten
du leitetest
du würdest leiten
Regel e.: Die Abschwächung der Flexionsendungen bei Verben führt zur Verwendung von
Hilfsmitteln zur Formenbildung (Hilfsverben, Personalpronomen).
4 Ahd.: herza herzin herzin herza
Mhd.: herze herzen herzen herze
Nhd.: das Herz des Herzens dem Herz(en) das Herz
Ahd.: herzun herzôno herzôm herzun
Mhd.: herzen herzen herzen herzen
Nhd.: die Herzen der Herzen den Herzen die Herzen
Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
67
Regel b.: Die Abschwächung der Flexionsendungen bei Substantiven führt zur Verwendung
von Hilfsmitteln zur Formenbildung (Artikel).
5 Ahd.: heriro salida gibarida
Mhd.: hêrre saelde gebaerde
Nhd.: Herr Glück Gebärde
Regel f.: Die unbetonten Mittelsilben fallen weg; der Wortakzent (Betonung) verlagert sich
auf die Stammsilbe.
6 Mhd.: entrank Nhd.: trank nicht
Mhd.: done kund Nhd.: da konnte nicht
Regel c.: Bei Verben wird das Präfix en-, bei Adverbialen und Pronomen das -ne oder –n zur
(doppelten) Verneinung verwendet.
Für Experten: Übersetze vom Mhd. ins Nhd.:
nune mac ich anders ich kann nun nicht anders
nun hân ich vriunt, nun hân ich rat nun habe ich keinen Freund, keinen Ratgeber mehr
daz enlerte mich mîn vater niht das lehrte mich mein Vater nicht
si tuot, si entuot sie handelt oder sie handelt nicht
der helt doch niht entrank der Held trank doch nicht
Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
68
Arbeitsauftrag:
Übersetzen sie die Sprechblasen ins Hochdeutsche. Berücksichtigen Sie dabei die zweite Laut-
verschiebung.
De Törn för nix NHA
Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
69
De Törn för nix
Tief in den ruhigen gallischen Wäldern
scheint alles so zu sein, als wenn es direkt
auf Mittag zugeht.
Doch einige Kame-
raden haben die
Schnauzen voll. Als kleine Hilfe: Dass Sie die
Schweinchensprache besser verstehen, kommt
dasselbe noch mal in Menschensprache
…dass wir
nicht… Dorf
Wenn ich
…was bist…
Das will ich dir sagen: Jeden
von meiner großen Sippe
haben sie gefangen, gebra-
ten und bis auf den Kno-
chen abgenagt. Ich…So
sieht das aus.
Mut
zugrunzend
Nun reg dich nicht so
menschlich auf. Führst
dich ja auf wie ein Ferkel
mit Milchzähnen!
Nun pass mal auf, das ist ganz
einfach: Da kann ich dir mei-
nen Hals darauf verwetten,
dass die Gallier bei der nächs-
ten großen Schnitzeljagd
hungrig zu Bett gehen müs-
sen.
Und wenn du
die Wette
verlierst, wer gewinnt dann?
René Goscinny/ Albert Uderzo, De Törn för nix (Asterix Mundart Bd. 2),
Stuttgart 62000.
Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
70
Der Weg zur deutschen „Einheitssprache“: Die Rolle Martin Luthers
Martin Luther (1483-1546): Sendbrief vom Dolmetschen
Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte
71
Arbeitsauftrag:
1. Lesens sie Luthers Sendbrief vom Dolmetschen. Welche Grundsätze für
das „Dolmetschen“ stellt Martin Luther darin auf?
2. Lesen sie die unterschiedlichen Übersetzungen des Psalm 23. An welchen
Stellen sind Luthers Übersetzungs-Grundsätze am überzeugendsten
verwirklicht?