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Religion n Nr. 9/2008 UnterrichtsmaterialienSek.I Bergmoser + Höller Verlag AG :in NEUE RELIGIÖSE GEMEINSCHAFTEN ODER SEKTEN ODER WAS? Jahrgangsstufe L 7/8 VANGELISCH E

Neue religiöse Gemeinschaften oder Sekten oder was ... · Werbung und Öffentlichkeitsarbeit der Scientology-Organisation, aber auch der Gruppierung „Uni-verselles Leben“ sprechen

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Rel ig ion:inNr. 9/2008

U n t e r r i c h t s m a t e r i a l i e n S e k . I

Bergmoser + Höller Verlag AG

:inNEUE RELIGIÖSE GEMEINSCHAFTEN ODERSEKTEN ODER WAS?

Jahrgangsstufe L7/8VANGELISCHE

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VE = zum Einstieg geeignet = für Einzel- oder Vertretungsstunden geeignet = erhöhter Schwierigkeitsgrad = OH-Folie

I N H A L T1. EINFÜHRUNG 1

2. UNTERRICHTSVERLAUF 2–9

3. MATERIALIEN 10–31

Einführung 10–13

m1 Was macht Menschen unsicher? – Assoziative Sammlung von Befindlichkeiten und Ängsten.

m2 Vielversprechende Angebote? – Köder für das Interesse in aktuellen Auszügen.

m3 Religion, Sekte, Weltanschauung oder was? – Begriffe (vor-)sortieren; Gruppierungen

unterscheiden lernen.

m4 Religion/Sekte/Weltanschauung … ? – Definitionen finden und auswerten.

m5/1 Gemeinschaft kann gefährlich werden (Folie 1) – Checkliste für kritische Anzeichen – Teil 1.

m5/2 Gemeinschaft kann gefährlich werden (Folie 2) – Checkliste … – Teil 2.

Zu den thematisierten Gruppierungen 14–28

m6/1 Tim – aufgewachsen bei den Zeugen Jehovas – Sachtext mit Fallbeispiel.

m6/2 Wem oder was bin ich nahe – wohin orientiere ich mich? – Positionen beziehen.

m6/3 Wer oder was sind die Zeugen Jehovas? – Beschreibung und Problematisierung.

m6/4 Tod einer Zeugin Jehovas – Sachtext mit Fallbeispiel.

m7/1 Ein hochrangiger Scientology-Aussteiger berichtet – Sachtext mit Fallbeispiel.

m7/2 Wer oder was ist die Scientology-Organisation? – Beschreibung und Problematisierung.

m7/3 Nachhilfe – ein Angebot ohne Hintergedanken? – Analyse von Anwerbungsstrategien.

m8/1 Wer oder was ist „Universelles Leben“? – Beschreibung und Problematisierung.

m8/2 Martin – seit 20 Jahren Mitglied von „Universelles Leben“ – Sachtext mit Fallbeispiel.

m8/3 „Ich flehe dich an: Schweig!“ – Sachtext mit Fallbeispiel.

m9/1 Maharishis umstrittene Rede zum „Goldenen Jubiläum“ am 16. Juli 2000 – Sachtext.

m9/2 Transzendentale Meditation (TM) – Totalitäre politische Ideologie? – Beschreibung …

m9/3 Auf dem Erleuchtungstrip – Erfahrungen mit TM – Sachtext mit Fallbeispiel.

Wenn Hilfe nötig wird 29–31

m10 Beobachtungen für die eigene Recherche – Zusammenfassung der Informationen.

m11 Menschen, Institutionen, Einrichtungen – Wer kann helfen, wenn …? – Hilfe zur Selbsthilfe.

m12 Ist doch klar – oder doch nicht?! – Überprüfung durch Positionierung.

4. IDEENBÖRSE 32

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:in Religion 9/2008 Neue Religiöse Gemeinschaften oder Sekten oder was?

E I N F Ü H R U N G

Sabine Riede/Christoph Grotepass/Andrew Schäfer

Neue Religiöse Gemeinschaften oder Sekten oder was?

Zur Zielsetzung dieser AusgabeDurch die „Globalisierung der Welt“ ist es heute jedem Menschen möglich, durchs Internet oder durchReisen Vorstellungen und Praktiken anderer Kulturen, Gesellschaften und religiöse Traditionen ken-nenzulernen und zu übernehmen. Die Art und Weise der Lebensführung wird immer weniger gesell-schaftlich verbindlich gemacht. Immer mehr Menschen suchen nach religiösen Erfahrungen außerhalbder etablierten Glaubensgemeinschaften. 1970 waren fast 92% der Bevölkerung Mitglied in einer derbeiden großen Kirchen. Im Jahr 2000 sind es nur noch 67% (3,5% gehören dem Islam an), also 1/3 derBevölkerung Deutschlands gehört weder einer Kirche noch dem Islam an. (Statistisches Jahrbuch derBundesrepublik Deutschland, 2001). Andererseits erleben wir ein enormes Wachstum fundamentalisti-scher Gruppierungen innerhalb des Islam und des Christentums. Der Psychomarkt boomt, die Umsät-ze auf dem Esoterik-Markt steigen. Es gibt inzwischen einen breiten Markt religiöser Lebenshilfe-An-gebote. Hier wird Religion als Mittel zum Zweck benutzt, als Mittel zur Lösung eigener anstehenderProbleme und stellt keine Form der kollektiven Lebensführung dar. Religiöse Fragen sind mehr an dasIndividuum als an die Gemeinschaft gebunden. Gesucht wird nicht eine religiöse Antwort auf Existenz-fragen, sondern praktische Lebenshilfe für den Alltag. Die sich zuspitzende gesellschaftliche Lage, ver-bunden mit wachsender sozialer Kälte, gibt immer mehr Menschen das Gefühl, ihr Leben nicht mehr al-lein bewältigen zu können. Dies ist ein weiterer idealer Nährboden für religiöse Lebenshilfeangeboteund charismatische Heilsbringer. Die Vielfalt weltanschaulicher Angebote hat in den letzten 20 Jahrendeutlich zugenommen. Jedoch ist es für Laien nur sehr schwer möglich, festzustellen, ob es sich um ein se-riöses Angebot handelt oder ob hinter diesem Angebot eine sogenannte „Sekte oder Psychogruppe“ steht.

Allerdings gehören die Fragen nach dem Sinn des Lebens und nach der Transzendenz zu den Wesens-merkmalen menschlichen Daseins und können nicht übergangen werden. Diese ernst zu nehmen undein kritischer und selbstbewusster Umgang mit religiösen Angeboten muss gelernt werden. Darausergibt sich die Notwendigkeit, bereits in der Schule präventiv das Thema aufzugreifen. Lernziele:

1. Die Schüler sollen lernen, kritisch mit religiösen Anwerbungen und Verlockungen umzugehen.2. Sie sollen verschiedene Verheißungen eines „Übermenschen“ und einer heilen Welt kennenlernen

und die Gefährlichkeit dieser Lehren entdecken.3. Sie sollen Beurteilungskriterien kennenlernen, um sich über Angebote religiöser Organisationen,

die Lebenssinn anbieten, eine Meinung bilden zu können.4. Sie sollen unterschiedliche weltanschauliche Gruppen kennenlernen und sich kritisch mit deren Lebens-

weisen auseinandersetzen, indem sie vorgegebene psychologische Beurteilungskriterien anwenden.5. Sie sollen sensibel werden für die fließende Grenze zwischen einem starken Gemeinschafts- und

Loyalitätsgefühl und der möglichen Abhängigkeit durch Gruppendruck; es soll deutlich werden,dass es wichtig ist, sich in bestimmten Situationen abzugrenzen.

6. Sie sollen einschätzen können, an wen man sich wenden kann, wenn man selbst Betroffener oderAngesprochener ist oder von Betroffenen weiß und sich einmischen will: Welche Stellen könnensofort helfen und in (religiösen) Krisen aufgesucht werden und professionell weiterhelfen?

Die Verfasser dieses Heftes bestreiten grundsätzlich nicht, dass in den hier genannten Gemeinschaf-ten echte spirituelle und andere wichtige Erfahrungen gemacht werden können. Wäre dies anders,dann gäbe es diese Gemeinschaften wahrscheinlich gar nicht. Gleichwohl spiegeln sich in unserer Be-ratungsarbeit viele konfliktträchtige Merkmale wider. Diese zu beschreiben, ohne die authentischen(spirituellen) Erfahrungen zu bestreiten, ist unser Ziel.

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Einführung

m●1 Was macht Menschen unsicher?

Menschen geben nicht selten in sogenannten konfliktträchtigen Gemeinschaften ihre Verantwortungfür wichtige Bereiche ihres Lebens ab. Sie spenden große Teile ihres Einkommens ohne die Geschi-cke der Gruppe mitbestimmen zu können. Sie trennen sich von ihrem bisherigen sozialen Umfeld undihren bisherigen Überzeugungen. Sie verzichten auf Freiheiten und teilweise sogar auf ihre Rechte.Sie schaden durch besondere Praktiken ihrem Körper oder ihrer Psyche. Bei Fortbildungsveranstal-tungen und in Gesprächen mit Angehörigen von Betroffenen wird immer wieder die Frage nach dem„Warum?“ laut. Neben individuellen Faktoren gibt es einen gesellschaftlichen Nährboden, der den Ein-tritt in eine vereinnahmende religiöse Bewegung begünstigt. Es gibt kein Sicherheit gewährendes, re-lativ überschaubares Lebenskonzept für den einzelnen Menschen mehr, das von Kirche und Politikpropagiert und von Generation zu Generation weitergegeben würde. Vielmehr darf und muss derEinzelne aus vielen Puzzleteilchen sein individuelles Lebenskonzept selbst zusammenstellen und imLebensvollzug auch umsetzen. Da aber jeder Einzelne vor dem Zwang der Wahl des individuellen Le-bensstils steht, ist auch jegliches Misslingen individualisiert und muss als selbst verschuldetes Versa-gen hingenommen werden. Freiheit wird in diesem Zusammenhang oft als Überforderung und Ver-einsamung erfahren. Manche Gruppierungen greifen mit ihren Versprechungen diese Bedürfnissegezielt auf. Sie bieten für Menschen eine willkommene Alternative mit überschaubarem, sozialemUmfeld, um der Orientierungslosigkeit und Beliebigkeit zu entrinnen.Die Schüler sollen erkennen, dass Unsicherheiten den Menschen anfälliger machen für Versprechungen.Es konnte durch eine psychologische Studie untermauert werden (Dieter Rohmann 1999), dass Betrof-fene vor dem Eintritt in eine sogenannte Sekte mehrere zeitgleiche Probleme zu bewältigen hatten.Dem dadurch erhöhten Belastungsdruck begegneten diese Personen mit einer Flucht in eine neueOrdnung, die vordergründig zunächst Entlastung verschaffte. Konfliktträchtige Angebote mit ihrendie Freiheit des Einzelnen einschränkenden Verhaltensregeln und Denkmustern können als Erleichte-rung erfahren werden in Lebenssituationen, in denen man sich überfordert oder hilflos fühlt.

m●2 Vielversprechende Angebote?

Oft ist erst auf den zweiten Blick zu erkennen, wer sich hinter einem Plakat oder einem Flyer verbirgt.Werbung und Öffentlichkeitsarbeit der Scientology-Organisation, aber auch der Gruppierung „Uni-verselles Leben“ sprechen durch ein hohes Maß an Professionalität an. Um Klagen aus dem Weg zugehen, haben wir darauf verzichtet, hier die originalen Materialien abzubilden. Die Zielwirkung lässtsich auch aus den Zitaten ziehen. Internetadressen mit den echten Materialien erlauben einen tieferenEindruck. Abonnenten und Abonnentinnen finden im Bonusbereich (http://www.buhv.de/bonus)eine Link-Liste, die Beispiele für diese Werbungen präsentiert.

m●3 + m●4 Religion, Sekte, Weltanschauung oder was?…

„Handelt es sich bei der Gruppe XY um eine Sekte?“ Diese Frage wird in Informations- und Beratungs-stellen häufig gestellt. Dahinter steht die eigentliche Frage nach der Gefährlichkeit der Gruppe. Eineklare, anerkannte Definition gibt es weder für den Begriff „Sekte“ noch für den Begriff „Religion“.

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Historisch betrachtet ist der Sektenbegriff in Abgrenzung zur christlichen Kirche entstanden. Abge-leitet vom lateinischen Wort secare (zu lat. secta, von sequi „folgen“) bezeichnete man damit zunächstGruppen, die sich von der Kirche abgewandt hatten und eine abweichende Lehre vertraten. Sie warenhäufig der Überzeugung, den einzig wahren Weg zu Gott oder zum Heil des Menschen zu kennen. Nebendiesem theologischen Sektenbegriff entwickelte sich ein soziologischer Sektenbegriff, der eine Gruppekennzeichnete, die vom Wertekonsens der Gesellschaft abweicht. Der umgangssprachliche Sektenbe-griff wird verwendet, um auf ethisches Fehlverhalten oder Gefahren einer Gruppe hinzuweisen. Da-rüber hinaus gab es in der Vergangenheit eine Vielfalt von begrifflichen Alternativen, die sich nichtdurchgesetzt haben. So bezeichnete man in den 70er-Jahren neu auftretende religiöse Bewegungen zu-nächst als Jugendreligionen, weil sich vor allem junge Menschen diesen Bewegungen angeschlossenhatten. Da heute auch ältere Menschen missioniert werden, gilt der Begriff als überholt. Der Begriff„Destruktive Kulte“ wurde aus dem angloamerikanischen Sprachgebrauch übernommen (destructivecults) und sollte die Gefährlichkeit solcher Gruppen unterstreichen. Manche Praktiken werden abervon Mitgliedern einer Gruppierung gar nicht als destruktiv erlebt, sodass der Begriff eine unangemes-sene, pauschale Verurteilung beinhaltet und deshalb nicht mehr verwendet wird. Der 1998 veröffent-lichte Endbericht der Enquete-Kommission „Sogenannte Sekten und Psychogruppen“ des DeutschenBundestages kommt zu dem Ergebnis, dass die bisher umgangssprachlich als „Sekten“ bezeichnetenGruppierungen in Zukunft wertneutral als „neue religiöse und ideologische Gemeinschaften undPsychogruppen“ bezeichnet werden sollten. Zwei Jahre lang hatte die Kommission intensiv die welt-anschauliche Szene begutachtet. Dieser Begriff wird bei den meisten wissenschaftlichen Veröffentli-chungen zum Thema heute verwandt, konnte sich aber aufgrund seiner Länge in der Umgangssprachenicht durchsetzen. Hier hat sich der Begriff Sekte mit seiner Signalwirkung weiter verfestigt.

Zu den thematisierten GruppierungenDie in den folgenden Materialien dargestellten neuen religiösen Gemeinschaften wurden ausgewählt, weil sie nach unsererErfahrung konfliktträchtige Züge aufweisen und durch ihre Missionstätigkeit inzwischen einen hohen Bekanntheitsgradhaben. Zum anderen repräsentieren sie die Bandbreite der verschiedenen Bewegungen in Deutschland. Die Gruppierungder Zeugen Jehovas steht exemplarisch für christlich fundamentalistische Bewegungen, die Scientology-Organisa-tion ist die bekannteste Gruppierung und ein Beispiel für eine Psycho-Gruppe mit politisch-ideologischem Anspruch.Das Universelle Leben repräsentiert den Bereich der synkretistischen Neureligionen; die Transzendentale Medi-tation den Bereich der guruistischen Gruppierungen. Der Bereich der Esoterik und des Okkultismus wurde nichtaufgegriffen, da es sich hier meist um eine individualisierte Form des Glaubens handelt ohne feste Gruppenstrukturen.

m●5/1-2 Gemeinschaft kann gefährlich werden (Folien 1 und 2)

Eines der Kennzeichen unserer modernen, multikulturellen Gesellschaft ist das Nebeneinander einerVielzahl von Religionen, Weltanschauungen und Lebensvorstellungen. Immer mehr Menschen stel-len sich darüber hinaus ihre eigene „Patchwork-Religion“ zusammen, getreu dem Motto, jeder kanndoch glauben, was er will. Die Kehrseite dieser Entwicklung ist, dass immer mehr Erwachsene undJugendliche kaum noch verbindliche Regeln und Rituale kennen, um schwierige Lebenssituationenmeistern zu können. Ebenso hilflos fühlen sie sich bei der Beurteilung eines religiösen Angebotes.Nicht jedes neue spirituelle Angebot ist per se schon schlecht oder problematisch. Was genau machtdann eine Gruppe problematisch oder gefährlich?Gerade weil die Glaubensinhalte so verschieden sind und das Grundgesetz Glaubensfreiheit garantiert,ist es wichtig, objektive, am Handeln der Menschen orientierte Kriterien zur Beurteilung zu finden.

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Die hier abgedruckte Checkliste wurde 1997 vom Psychologen Werner Gross erstellt; sie ist vom Sprach-stil eher für Erwachsene geeignet. Die auf den beiden Folien des Heftes abgedruckte Comic-Varianteist für Jugendliche und Schüler/-innen besser geeignet. Die Szenen der Folien können einführend,z.B. in einer Vertretungsstunde, oder als Einleitung für die gesamte Unterrichtseinheit angewendetwerden. Der Rückgriff auf die einzelnen Szenen kann aber auch immer punktuell konfliktträchtigeStrukturen einer bestimmten Gruppierung verdeutlichen. Abonnenten und Abonnentinnen findenim Bonusbereich (http://www.buhv.de/bonus) die einzelnen Cartoons in höherer Auflösung. Für beideVarianten gilt die Regel: Je mehr Punkte auf eine Gruppe zutreffen, desto eher handelt es sich umeine problematische religiöse Gruppe.

1. Ideologie: Theorie, Glauben, Ziele■ „Überwertige Idee“: Das Paradies auf Erden oder der „neue Mensch“ ist mit Hilfe der Lehre kurz-

fristig herstellbar (Allmachtsphantasien, Größenwahn).■ Wahrheitsmonopol: Die Gruppe hat (ihrer Ansicht nach) das einzig gültige Welterklärungssystem.■ Schwarz-Weiß-Denken: Einfache Gut-Böse- oder Richtig-Falsch-Muster prägen das Denken und

Handeln.■ Endzeitvision: Der Weltuntergang ist nahe.■ Rettungsplan: Patentrezepte, die das Heil (nur für Gläubige) versprechen.■ Expansiver Machtanspruch: „Wir müssen die Welt retten“, ist der Tenor.2. Die zentrale Figur: Führer, Guru, Meister(in)■ Führerkult: Er/Sie wird als Gott, Heiliger oder „Channel“ verehrt; ist allmächtig, hellsichtig oder

hat Wunderfähigkeiten.■ Führungsstil: Er/Sie hat oberste (nicht mehr kritisierbare) Autorität, verlangt kritiklose Loyalität

und beansprucht das Wahrheitsmonopol.■ Charismatisierung: Heiligenverehrung und idealisierende Legendenbildung werden propagiert.3. Gruppenstruktur: Elitegemeinschaft■ Abschottung nach außen: Die Gruppe ist ein geschlossenes System mit starren Außengrenzen.■ Hohe Gruppenkohäsion: Die Gruppe hält zusammen „wie Pech und Schwefel“, überwacht, kon-

trolliert und bestraft sich gegenseitig. Eventuell gibt es eine interne Sondersprache.■ Es existiert eine steile Hierarchie, mit Befehlsgewalt der Oberen, Gehorsam des einfachen Mitglieds

und gestaffeltem Informationssystem.■ Elitebewusstsein: Gruppenmitglieder fühlen sich als Avantgarde zur Rettung der Welt/Menschheit.

Missionierungszwang und/oder Märtyrerideologie prägen das Gruppenbewusstsein.■ Ausbeutung: Gruppenmitglieder lassen sich (mehr oder weniger freiwillig) materiell oder/und als

billige Arbeitskräfte ausnutzen.■ Subversive und illegale Tätigkeiten: Die Gruppierung glaubt, über dem Gesetz zu stehen und

drängt Mitglieder (offen oder versteckt) zu illegalen Tätigkeiten (Erpressbarkeit!).4. Einfluss auf das Mitglied: Bewusstseinskontrolle■ Entindividualisierung: Die totale Hingabe wird gefordert, die Gruppe und das gemeinsame Ziel

sind wichtiger als der Einzelne.■ Einfluss auf die alltägliche Lebensgestaltung: Es gibt Vorschriften für Essen, Kleidung, Körper-

pflege, Tagesgestaltung, Ausgangs- und Kontaktsperren, Telefon- und Briefkontrollen, Beziehungenund Sexualität werden reglementiert.

■ Materielle Abhängigkeit: Das Gruppenmitglied hat kein Privateigentum und/oder kein Geld. Eswird für seine Arbeit nicht bezahlt und ist nicht kranken-, unfall- oder rentenversichert. Pass, Führer-schein o.ä. werden gemeinsam aufbewahrt.

■ Magisches Denken herrscht in der Gruppe vor: „Alles ist vorbestimmt“, „Gott will es so“.■ Bruch mit der persönlichen Lebensgeschichte: Beziehungen zur Herkunftsfamilie, zu Partnern und

Freunden werden abgebrochen. Schule, Studium, Beruf werden aufgegeben. Die bisherige Lebens-geschichte wird uminterpretiert.

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■ Sektenidentität: Das Gruppenmitglied bekommt einen neuen Namen, bewegt sich fast ausschließ-lich in der Gruppe und unterliegt einer allmählichen „Umwertung aller Werte“. Damit einher gehtein Verlust von Realität und von Tauglichkeit für ein Leben außerhalb der Gruppe. Es entwickeltsich psychische Abhängigkeit.

5. Techniken zur Persönlichkeitsveränderung■ Es werden emotionsmobilisierende, euphorisierende und bewusstseinsverändernde Techniken

eingesetzt: Hyperventilation, Chanten, Zungenreden, exzessive Meditation etc.■ Wiederholte Labilisierung durch Fasten, Schlafentzug, körperliche und psychische Überforderung,

sensorische Deprivation etc.■ Das Ziel ist dabei eine Art „spirituelles Erlebnis“, das von der Gruppe dann als Geburt des wahren

Menschen interpretiert wird („Endlich habe ich mich selbst gefunden“).6. Kontakte nach außen und Umgang mit Ehemaligen und Kritikern■ Die Gruppe praktiziert manipulative Anwerbemethoden, in denen mit unrealistischen Versprechungen

Menschen geködert werden.■ Bunkermentalität: Die Gruppe kapselt sich massiv ab („innen der Himmel, außen die Hölle“). Es

herrschen Verschwörungstheorien und Verfolgungswahn vor.■ Es gibt keinen legitimen Grund, aus der Gruppe auszusteigen; deshalb werden Ehemalige zu

Unpersonen erklärt („vogelfrei“, Kontaktabbruch), die mitunter erpresst werden.■ Kritiker werden eingeschüchtert und es wird versucht, sie mit Drohungen, öffentlichen Diffamie-

rungen, Telefonterror, Gerichtsprozessen oder sogar körperlichen Attacken mundtot zu machen.

m●6/1 Tim – aufgewachsen bei den Zeugen Jehovas

Dieses Fallbeispiel stammt aus der Beratungsarbeit und wurde so weit anonymisiert, dass die Personnicht wiederzuerkennen ist. „Tims“ Brief wurde nur etwas gekürzt, aber im Wortlaut wiedergegeben.

m●6/2 Wem oder was bin ich nahe – wohin orientiere ich mich?

Die Schülerinnen und Schüler werden angeregt, sich in die Situation von Tim einzudenken und seineprekäre Position nachzuvollziehen. Im zweiten Schritt sollen sie in den direkten Vergleich mit der ei-genen Situation treten. Es ist anzuraten, den Schülern und Schülerinnen die Entscheidung selbst zuüberlassen, ob sie ihre eigene Position ausdrücklich öffentlich machen wollen.Beispiele:

m●6/3 Wer oder was sind die Zeugen Jehovas?

Die Zeugen Jehovas sind die von den gewählten Beispielen zahlenmäßig größte neue religiöse Gruppie-rung in Deutschland. Außerdem sind sie durch ihre missionarischen Aktivitäten vielen Menschen be-

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kannt, von daher bietet es sich an, mit ihnen zu beginnen. Sicherlich können hier auch eigene Erfahrun-gen der Schüler in das Unterrichtsgespräch mit einbezogen werden. In diesem Zusammenhang muss aberberücksichtigt werden, dass es eventuell Mitschüler an der Schule gibt, die dieser Religionsgemeinschaftangehören. Die Thematisierung von Sekten im Religionsunterricht darf generell nicht zu einer Ausgren-zung der betroffenen Schüler führen. Hier ist es wichtig, bei aller erforderlichen Kritik an der konflikt-trächtigen Lehre und Praxis der Wachtturmgesellschaft nicht den einzelnen Menschen in seinem persön-lichen Glauben anzugreifen und zu verurteilen. Die in der Gemeinschaft der Zeugen Jehovasaufwachsenden Schüler würden dadurch in unnötige Gewissenskonflikte gestürzt. Sie benötigen vieleher den Rückhalt der Klassengemeinschaft. Eine ausführliche Darstellung dieser Problematik findetsich auf der Webseite http://www.sekten-info-nrw.de in dem Fachartikel „Sektenkinder in der Schule“unter der Rubrik „Artikel, thematisch“. In der letzten Zeit begegnen Zeugen Jehovas dem Sektenvor-wurf häufig mit dem Argument, sie seien jetzt als Körperschaft öffentlichen Rechts anerkannt und damitden beiden großen Kirchen gleichgestellt. Tatsächlich hat das OVG Berlin am 01.02.2006 nach jahrzehn-telangem Rechtsstreit den Zeugen Jehovas den Status einer Körperschaft öffentlichen Rechts zunächst inBerlin zugesprochen. Die hierfür erforderlichen Bedingungen, die eine Religionsgemeinschaft erfüllenmuss, sind das Gebot der Rechtstreue, eine bestimmte Anzahl von Mitgliedern und die Gewähr auf Dau-er. Dies bedeutet aber nicht, dass es keine konfliktträchtigen Strukturen gibt. Eine ausführliche Erklä-rung hierzu bietet der Fachartikel „Die Zeugen Jehovas als Körperschaft des öffentlichen Rechts“ unterder Rubrik „Artikel, thematisch“, „Schule, Recht“, auf der Webseite http://www.sekten-info-nrw.de.

m●6/4 Tod einer Zeugin Jehovas

Die Ablehnung der Bluttransfusionen beruht auf einer eigenwilligen Interpretation alttestamentlicherSpeisegebote. Die Aufnahme des fremden Blutes in den Körper wird als eine Art Nahrungsaufnahmegewertet. Häufig zitiert werden hier von den Zeugen Jehovas die Bibelstellen 1 Mose 9.3-4 und Apostel-geschichte 15.28-29.

m●7/1-2 Ein hochrangiger Scientology-Aussteiger berichtet/Wer oder was ist die Scientology-Organisation?

Tom Cruise wird vielen Schülerinnen und Schülern als Scientologe bekannt sein. Der momentanwichtigste Werbeträger der Organisation versucht, viele Menschen in Deutschland für Scientology zuinteressieren. Wie kaum ein anderer hat er seine Schauspielerexistenz und sein privates „religiöses“Bekenntnis nie getrennt. Er drängte seine Ehefrauen Nicole Kidman und Katie Holmes zum Eintrittin die Organisation. Er verlangte von seiner zweiten Ehefrau die „stille Geburt“, machte aus seinerHochzeit eine Werbeveranstaltung für Scientology und nahm den Leiter David Miscavige sogar mit indie Flitterwochen. Am Set seines Filmes „Krieg der Welten“ ließ er ein Scientology-Zelt aufstellen undgab vielen Journalisten erst dann ein Interview, wenn sie zuvor bereit waren, sich über Scientology in-formieren zu lassen. Alle drei Kinder werden im Sinne der Ideologie der Scientologen erzogen. 2005wirft er der Schauspielerin Brooke Shields in einer TV-Show vor, sie hätte keine Medikamente gegenihre Wochenbettdepressionen nehmen sollen, sondern besser Vitamine geschluckt. Auch hier war derEinfluss von Scientology leicht zu erkennen, denn die Gruppierung verteufelt Psychopharmaka undstellt Psychiater auf eine Stufe mit Hitler und Stalin. In Interviews bezeichnet er Scientology als dieeinzige Philosophie, welche die Erde in Ordnung bringen kann. Tom Cruise nimmt einen Sondersta-tus ein. Als Werbeträger wird er hofiert und muss nicht die Leistungen bringen, die von anderen Mit-gliedern gefordert wird, wie zum Beispiel von Wilfried Handl, dessen Bericht für sich spricht. Zusätz-

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lich sind in vielen Großstädten die gelben Zelte der Scientologen zu sehen. Bei diesen Aktionen ver-suchen sogenannte „ehrenamtliche Geistliche“, jede Menge Werbematerial über die Ideologie desGründers L.R. Hubbard zu verteilen und Scientology als hilfreiche, uneigennützige Organisationdarzustellen.

m●7/3 Nachhilfe – ein Angebot ohne Hintergedanken?

Außerdem versucht die Scientology-Organisation momentan verstärkt, Kinder und Jugendliche zumissionieren. Dies ist neben den Aktivitäten der Scientology-Organisation auf dem Nachhilfemarktdaran zu erkennen, dass Initiativen wie z.B. „Jugend für Menschenrechte“ und „Sag nein zu Drogen“ihre Broschüren gezielt an Jugendliche verteilen, z.B. in Jugendzentren und Schulen. Aus diesemGrund greift das dritte Arbeitsblatt die Thematik des Nachhilfeunterrichtes auf. Dies darf nicht zudem Trugschluss führen, Scientology sei harmloser als die Zeugen Jehovas. Die angewandten scien-tologischen Behandlungsmethoden können durchaus den Gesundheitszustand von Menschen gefähr-den. Dies belegt zum Beispiel eine Untersuchung von Prof. Dr. Nedopil, Heinrich Küfner, NorbertNedopil, Heinz Schöch (Hg.), Gesundheitliche und rechtliche Risiken bei Scientology, Lengerich (PabstScience Publishers) 2002. Das Hauptproblem bei der SO ist ihr politisch-ideologischer Anspruch.

m●8/1 Wer oder was ist „Universelles Leben“?

Die Vertreter des UL erscheinen in der Öffentlichkeit oft als fanatische Anhänger einer Gruppierung,die ihre Identität mehr durch Abgrenzung von und Polemik gegen die Kirchen der Ökumene bzw.andere gesellschaftliche Gruppen gewinnt, als durch das, was sie als eigene Inhalte anbietet. In dieserPublikation stehen sie exemplarisch für synkretistische Neuoffenbarungsreligionen. (Synkretismus be-deutet die Vermischung von religiösen Ideen oder Philosophien zu einem neuen System oder Weltbild.)Zugleich hat sich das UL in den letzten Jahren durch die Gründung diverser Wirtschaftsunternehmenstark ökonomisiert. Mitarbeiter können durch die Mitgliedschaft und ihre Tätigkeit in einem UL-nahenBetrieb in eine Abschottung gegenüber Sozialkontakten außerhalb des UL geraten. Entsprechend kanndie Abhängigkeit zur Gemeinschaft steigen und das soziale Bezugsfeld sich immer weiter einengen (vgl.die Fallbeispiele). Im Unternehmen arbeiten viele Mitarbeiter mit großem Engagement, stehen abernicht selten nach dem Ausstieg vor dem beruflichen Nichts. Aktuell tritt das UL öffentlich mit profes-sionellen Kampagnen zum Tierschutz auf und versucht damit Sympathisanten für die eigene Gemein-schaft zu finden. Im süddeutschen Raum bieten die UL-nahen Betriebe ihre Bio-Produkte auf Wochen-und Weihnachtsmärkten an, ohne dass der ideologische Hintergrund der Gemeinschaft deutlich wird.

m●8/2 Martin – seit 20 Jahren Mitglied von„Universelles Leben“

Dieses Fallbeispiel stammt aus der weltanschaulichen Beratungsarbeit und wurde so weit anonymisiert,dass die konkrete Person nicht wiederzuerkennen ist. Gleichwohl enthält sie für das Verständnis desUL Typisches. Die beigefügte Grafik steht für die „Anziehungskraft von problematischen Gruppie-rungen oder religiösen Gemeinschaften“ allgemein und ist nicht speziell der Gruppierung Universel-les Leben zugedacht. (Abonnentinnen und Abonnenten der Reihe :in Religion finden das Motiv alsDatei im Bonus-Bereich: http://www.buhv.de/bonus.)

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m●8/3 „Ich flehe dich an: Schweig!“

Dieses Fallbeispiel verdeutlicht aus der Binnenperspektive die psychologische Situation und denKonformitätsdruck innerhalb der Gemeinschaft. Die doppelte Moral, mit der andere gesellschaftlicheGruppen wie die Kirche abgeurteilt werden, die eigene Gemeinschaft aber mit allen Mitteln von innerer (Angst vor Ausschluss) und äußerer (Geldzahlungen) Kritik freigehalten werden soll, zeigtdie tatsächliche Streitkultur und den Umgang miteinander.

m●9/1 Maharishis umstrittene Rede zum„Goldenen Jubiläum“ am 16. Juli 2000

Wie eine auf kosmischen Gesetzen beruhende Weltregierung aus Sicht der TM-Bewegung aussehenmag, lässt „Maharishis umstrittene Rede zum goldenen Jubiläum vom 16. Juli 2000“ erahnen, die alleAnzeichen eines antidemokratischen und totalitären Machtanspruches aufzeigt.

m●9/2 Transzendentale Meditation (TM) – Totalitätre politische Ideologie?

In der letzten Zeit versucht auch die Bewegung der Transzendentalen Meditation mit aufwendigenund vielversprechenden Aktionen auf sich aufmerksam zu machen, um neue Mitglieder zu gewinnenbzw. auf der politischen Ebene Einfluss zu erlangen. Z.B. versuchte der deutsche UnternehmerEmanuel Schiffgens 3.000 bis 5.000 Friedensengel in Deutschland auszubilden. Er hatte die 3.000größten Unternehmen in Deutschland aufgefordert, mindestens einen Mitarbeiter für diese Aktionfreizustellen. Sie sollten die Transzendentale Meditation und das Yogische Fliegen lernen und ausüben.Er versprach, dass der Frieden, der dadurch im Kollektivbewusstsein Deutschlands erzeugt werde,auch zu einem unvorstellbaren Aufschwung in der Wirtschaft führen würde, aber vor allem würde derKrankenstand, die Unfallrate und die Kriminalität drastisch zurückgehen. Soweit bekannt ist, hat sichkein Unternehmen daran beteiligt.Nach wie vor läuft die Kampagne „Schule ohne Stress“, die ihre Methode der Meditation als Hilfe für un-konzentrierte Schüler anpreist. Aus diesem Grund bietet sich die Thematisierung der TM-Bewegung an.Mit einem ersten Antrag für ein privates Gymnasium ist sie allerdings bei der Landesschulbehörde in Nie-dersachsen gescheitert, da die erforderlichen Bestimmungen des Schulgesetzes nicht eingehalten wurden.

m●9/3 Politik, Lügen und „Entspannung für alle“ – …

Der Erfahrungsbericht zeigt auf, wie Conny mit Idealismus für ein zunächst konstruktives Ziel –durch Meditation zum Frieden in der Welt beizutragen – eintritt und in der TM-Organisation auf-steigt. Er wird selbst in konfliktträchtige Strukturen verstrickt, blickt hinter die Fassaden und „steigtaus“. Auch wenn durch viele Meditationsverfahren positive Effekte erzielt werden können, drohenbei mangelnder fachlicher Begleitung unter Umständen gesundheitliche Gefahren. In dem unterhttp://www.entspannungsverfahren.com/merkblaetter.shtml abrufbaren Merkblatt Nr. 9, „Medita-tion“, der Psychologischen Fachgruppe Entspannungsverfahren in der Sektion „Klinische Psycholo-gie“ des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP) von DP Matthias

8 U N T E R R I C H T S V E R L A U F

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Hartmann heißt es unter ‚Psychophysiologische Gesichtspunkte zur Meditation’: „(…) Um für tiefreichende Erfahrungen vorbereitet zu sein, bedarf es einer ausreichend starken seelischen Festigkeitund seelischen Gesundheit. Es kann nicht behauptet werden, dass für jeden Menschen Meditationvon vornherein als ‚gut’, ‚richtig’ oder ‚geeignet’ sein kann: jeder, der sich hierfür interessiert, tut gutdaran, Erfahrungen mit anderen Meditierenden auszutauschen und die ersten Schritte in einer Medi-tationsmethode unter Anleitung und Begleitung anderer zu gehen. Menschen, die unter Hypotonie,Epilepsie, Herzaneurismen leiden, sollten sich auf jeden Fall mit einem Arzt ihres Vertrauens übermedizinische Kontraindikationen besprechen. Für psychisch erkrankte Personen (mit Psychosen/Schizophrenien usw.) ist Meditation allgemein nicht angeraten.“ Ein grundlegender knapper Fach-artikel „Transzendentale Meditation: Aktivitäten, Hintergründe und Absichten“ findet sich auf derWebseite http://www.sekten-info-nrw.de unter „Artikel thematisch“ und „Weitere Artikel“.

Wenn Hilfe nötig wird

m●10 Beobachtungen für die eigene Recherche

Diese Vorlage dient der Anregung, die wichtigsten Informationen schriftlich zu fixieren, um einen Ver-gleich der Informationen zu den verschiedenen Gruppierungen möglich zu machen. Die Vorlage bietetdazu nur eingeschränkt Platz; Plakate, Tafelbilder, OH-Folien etc. sind in einer zweiten Phase empfohlen.

m●11 Menschen, Institutionen, Einrichtungen – Wer kann helfen, wenn … ?

Die Schüler/-innen sollen dafür aufmerksam werden, dass es verschiedene Zeitpunkte gibt, an denenman eingreifen oder um Hilfe bitten kann. Es gibt nicht „die eine“ Situation, die es abzuwarten gilt.Jeder Fall, jede Begegnung ist anders und erfordert eine vielleicht andere Vorgehensweise. WelcheHilfen zur Verfügung stehen und wer überhaupt als Gesprächspartner zur Verfügung steht, solltewenigstens einmal klar reflektiert und ausgesprochen werden. Selbstverständlich können die hiergemachten Vorschläge erweitert und damit regional angepasst werden.

m●12 Ist doch klar – oder doch nicht?!

Diese neun Fragen bieten am Ende der Reihe eine gute Möglichkeit, wichtige Aspekte des Themas imRückblick noch einmal zu problematisieren. Die Schülerinnen und Schüler werden aufgefordert, eineeigene Position zu beziehen. Die Vielzahl der Zuordnungsmöglichkeiten provoziert ganz unter-schiedliche Ergebnisse, die nicht eindeutig als „richtig“ oder „falsch“ eingestuft werden können.Ganz bewusst stellt sich hier die Frage, ob einige der Aspekte nicht auch auf andere Gruppierungenoder sogar die Volkskirchen zutreffen können – erst recht, wenn man in die Vergangenheit blickt.Dieser Ansatz ermöglicht (je nach Leistungsstärke der Lerngruppe) einen anspruchsvollen persön-lichen Abschluss der Reihe. Die unterschiedlichen Einschätzungen sollten intensiv diskutiert und mitFallbeispielen durchdacht werden.

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Manchen Menschen merkt man es leicht an – anderen gelingt es ganz geschickt, die eigene Unsicherheitzu verbergen. Es gibt eine ganze Reihe von Gründen dafür, dass sich Menschen verunsichert fühlen.Menschen können unsicher sein, denn sie …

m1 Was macht Menschen unsicher?

10 M A T E R I A L I E N

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?A Suche weitere Beispiele für Ursachen, die zur Verunsicherung von Menschen führen.?B Ordne sie nach ihrer Wichtigkeit – nach deiner persönlichen Einschätzung.?C Welche Folgen (oder Versuchungen) können sich aus diesen Unsicherheiten ergeben?

sind enttäuscht, z.B. von

Freunden

haben Meinungsverschiedenheiten

oder Streit

haben Angst vor Krankheiten und

vor dem Tod

sind Unzufrieden mit ihrem Aussehen

haben Liebeskummer oder leiden unter einer Trennung oder Beziehung

empfinden das Leben als unüber-

sichtlich und chaotisch

sind arbeits-

los

habenAngst vor

einer Prüfung

haben das Gefühl, dass jeder was anderes

glaubt

leiden unter der Umweltzerstörung

3

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M A T E R I A L I E N 11

m2 Vielversprechende Angebote?

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?A Was wird den Menschen jeweils versprochen?Fertige eine kleine Tabelle an.?B Welche Wünsche stecken hinter diesen Ver-sprechungen; kannst du dir vorstellen, warumMenschen auf diese Angebote eingehen? Haltedeine Annahme in einer Zeichnung oder in einerkurzen Liste fest.?C Bedenke die Aufgabe zuerst für dich, tauschedich dann mit einem Partner/einer Partnerinaus. Einigt euch auf drei gemeinsame Punkte.Vergleicht eure Ergebnisse anschließend miteinem anderen Paar. Versucht wieder, euch aufdrei Wünsche festzulegen. Abschließend werdendie Ergebnisse der gesamten Lerngruppe ver-glichen.

Transzendentale Meditation

Nur 20 Minuten TM morgens und abends vermittelndem Nervensystem einen Zustand tiefster Ruhe, indem sich alle Stresse und Verspannungen lösen.So entfaltet sich das gesamte menschliche Potentialund bewirkt ein Leben voller Glück und Freude imEinklang mit den Naturgesetzen.Info-Vortrag am …

(Zitiert nach einem Plakat der Maharishi Weltfriedens-Stiftung)

Sie sind herzlich eingeladen zur

GEDENKFEIER FÜR DEN GRÖSSTEN MENSCHEN,

DER JE LEBTE

2. April 2007

Wer war dieser Mensch?

Warum ist es so wichtig, sich an ihn zu erinnern?

(Zitiert nach einem Werbeplakat der Zeugen Jehovas; dasOriginal-Plakat zeigt einen dornengekrönten, gefesselten Jesus)

Lasst uns leben!Bitte, bitte, esst uns nicht!Kostenlose Information: www.UniversellesLeben.org …

Ihr Menschen habt uns krank gemacht.Jetzt esst ihr unsere Krankheit.

Mehr Informationen zum Thema unter Information: www.UniversellesLeben.org

(Zitiert nach zwei Plakaten mit sympathisch blickenden Tierköpfen)

ohne Stress

A. Einstein „Wir nutzen nur 10%unseres geistigen Potentials“

Warum nutzen wir nur 10% unserer geistigenMöglichkeiten? Wie kann ich die in mir schlum-mernden Fähigkeiten und Energien ausschöpfenund meine Intelligenz voll nutzen? In dem Buch„Dianetik“ (jetzt auch als Video) von L. RonHubbard finden Sie die Antworten und ein tiefesVerstehen Ihres eigenen Verhaltens. Die Reaktio-nen anderer werden plötzlich klar. Aber nochmehr. Es eröffnet Ihnen den gesamten HorizontIhrer Möglichkeiten – eine ausgeglichene Persön-lichkeit mit einem positiven Blick in die Zukunft.Lebensfreude, Kreativität und natürliches Selbst-bewusstsein sind möglich. Lösen Sie die „Brem-sen“ und entdecken Sie, was in Ihnen steckt! Diesesfaszinierende und leicht verständliche Buch be-stellen Sie mit umseitiger Antwortkarte.Jetzt in 52 Sprachen! Bestseller: 18 Millionen ver-kaufte Exemplare.

(Zitiert nach einer Anzeige der Scientology-Organisationper Tagespost an alle Haushalte)

Geistig topfit + körperlich fit = Spaß am Leben

LLEEBBEENN

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Im Umfeld dessen, was Menschen mit dem Begriff „Sekte“ bezeichnen, gibt es eine ganze Reihe vonBegriffen. Einige davon sind gar nicht so bekannt bzw. gar nicht so einfach zu erklären:

m3 Religion, Sekte, Weltanschauung oder was?

12 M A T E R I A L I E N

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?A Was erscheint dir positiv, was negativ? Begründe deine Entscheidung.?B Welche Begriffe sind dir bekannt, welche unbekannt??C Welche Begriffe fehlen deiner Meinung nach? Füge sie hinzu.?D Was bedeuten die einzelnen Begriffe? Du darfst mit einem Partner/einer Partnerin zusammenarbeiten.?E Schlage Begriffe, die dir nicht ganz klar sind, in einem Lexikon oder im Internet nach. Woraufmusst du im Internet achten, wenn die Informationen über eine bestimmte Gruppierung seriösund glaubwürdig sein sollen?

Psychokulte Neue Religionen

Destruktive Kulte

Kirchen Neue religiöseBewegungen

Jugendreligionen

PseudoreligiöseVereinigungen

Extreme Weltanschauungen

Totalitäre Gruppen

Sekte

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m4 Religion/Sekte/Weltanschauung – was ist der Unterschied?

Verschiedene Definitionen von Sekten:

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Theologischer Sektenbegriff

Als Sekte wird eine religiöse Grup-pe bezeichnet, die sich in Lehreund Praxis von einer bestehendenReligion abgespalten hat. Zusam-menarbeit (z.B. Ökumene) istmeist nicht mehr möglich.

Umgangssprachlicher Sektenbegriff

Eine Gruppe wird Sektegenannt, wenn man in ihr unmenschlich behandeltund ausgebeutet wird undman sich als Mitglied völligunterordnen muss.

Gesellschaftlicher Sektenbegriff

Werden von einer Gruppe die Werte und Lebensweiseder Gesellschaft abgelehnt,sondert sie sich ab oder bil-det eine Gegengesellschaft,gilt sie als Sekte.

Weltanschauung

Weltanschauung verdeutlicht, wie dieWelt funktioniert und strukturiert ist.Aus dieser Sicht der Wirklichkeit leitetsie ethische Werte für die Lebensführungab. Der Begriff wird auch als zusammen-fassender Oberbegriff benutzt.

Kirche

Kirche heißt im christlichen Raum dasGebäude einer religiösen Gemeinschaft,bezeichnet aber auch die institutionelleOrganisation. Oft meint Kirche eineoder beide großen Volkskirchen (evan-gelische oder katholische Kirche). Eng verbunden werden mit dem Begriffauch die kirchlichen Rituale, welche dasLeben der Gemeindemitglieder begleitet:Gottesdienst, Taufe, Konfirmation,Kommunion, Trauung, Trauerfeier.

Religion

Religion dient der Welterklärung im Ganzen undbezieht Gott, das Göttliche oder unsichtbare Mächtemit ein. Der Verbindung mit dem Göttlichen, derLebensbewältigung und Lebensführung dienenKulthandlungen (z.B. Gottesdienste), Moralvorstel-lungen und ethische Richtlinien.

Spiritualität

Spiritualität bedeutet im weitesten Sinne „Geistig-keit“ und meint eine Haltung, die auf Geistiges aller Art oder auf Geistliches in spezifisch religiö-sem Sinn ausgerichtet ist – bis in den Alltag hinein:Gebet, Meditation, Körpersprache und Gebärden.Allgemeiner geht es um den „Geist“, der die gläu-bigen Menschen beseelt und sie auf das als „Gott“angesprochene höchste Wesen hin orientiert. Auchwenn die Ausprägung von Spiritualität letztlich immer individuell ist, da jeder spirituell lebendeMensch durch seine Lebens- und Erfahrungsge-schichte geprägt ist, so haben doch die Religionenund Konfessionen unterscheidbare spirituelle Strö-mungen hervorgebracht. Häufig sind Spiritualitätendurch einzelne charismatische Figuren geprägt oderinitiiert, manchmal auch nach diesen Personen benannt.

Definitionen von neutralen Begriffen im Zusammenhang mit dem Glauben:

?A Veranstalte eine Umfrage: Was ist eine Weltanschauung? Was ist eine Religion? Was ist eineKirche? Was bedeutet „Spiritualität“??B Schlage Begriffe, die dir nicht ganz klar sind, in einem Lexikon oder im Internet nach. Woraufmusst du im Internet achten, wenn die Informationen über eine bestimmte Gruppierung seriösund glaubwürdig sein sollen??C Suche jeweils drei passende Adjektive für jeden Begriff.

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Liebe Eltern! Wie ihr schon seit längerem gemerkthabt, habe ich keine Lust mehr auf die Versammlungen.Dies hat sich allmählich entwickelt. Ich habe inzwi-schen einiges kritisch hinterfragt und für mich eineEntscheidung getroffen. Die Ungerechtigkeiten bei denZeugen, die Prügel zu Hause, das unmenschliche Leben,all das ertrage ich nicht mehr. …Warum habt ihr mich so oft verprügelt? Weil ich zuHause ab und zu Widerworte gegeben habe? Weil ichein kleiner Junge war, der genauso frech war wie alle an-deren Kinder auch? … Weil ich als kleines Kind in derVersammlung nicht still sitzen konnte? Niemand gabeuch das Recht dazu! … Die Schläge taten weh, aberwas noch viel schlimmer war, war die Angst! Ich hattejeden Tag Angst, mich falsch zu äußern und was „Böses“zu machen. … Habt ihr euch nie gefragt, warum ichmich in der Grundschule so oft geprügelt habe? Wo dieganzen Aggressionen herkamen? Ich habe seit ich einkleines Kind bin Angst vor dem Keller, weil ich meinePrügel meistens im Keller bekam. …Ich will einfach nur leben. Als jugendlicher Zeuge Jehovas darf ich mich nur mit anderen jugendlichenZeugen treffen. Bei uns gab es aber kaum Jugendliche inder Versammlung. …Die ganzen Pflichten gehen mir auf den Wecker: 3 maldie Woche in die Versammlung, das heißt jedes maleine Stunde plus Ankleidung, Hin- und Rückfahrt.Dienstags und freitags. Sonntags sogar 2 Stunden Ver-sammlung. Das persönliche Bibelstudium jeden Tag,Vorbereitung auf die Versammlungen, der Predigtdienstvon Haus zu Haus, bei dem sich bei vielen Jugendlichen

m6/1 Tim – aufgewachsen bei den Zeugen Jehovas

14 M A T E R I A L I E N

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Der 18-jährige Tim ist bei den Zeugen Jehovas(ZJ) aufgewachsen. Er geht auf das Gymnasium,ist beliebt, hat eine Freundin und will sein Lebengenießen. Zunehmend distanziert er sich von denZJ. Stattdessen verbringt er die Zeit mit seinenFreunden. Der Streit darüber mit seinen Eltern,

vor allem mit seiner Mutter, wird immer massiver.Schließlich hält er es nicht mehr aus, sich täglichrechtfertigen zu müssen. Er zieht zu seinerFreundin und deren Familie, die ihn unterstützen.Von dort schreibt er seinen Eltern einen Brief(hier Auszüge):

die Haare sträuben, jede Woche. Alles zusammenmacht gut 16 Stunden pro Woche. Da bleibt kein eigenesLeben mehr! Ich muss aber meine eigenen Erfahrungenmachen und mein Leben leben. Meine sexuelle Entwick-lung gehört dazu, freies Denken und Handeln. …Ihr sagt, euch geht es schlecht und ihr seid nur noch amweinen. Habt ihr mal bedacht, wie es mir jetzt geht,was ich für Probleme wegen euch habe? Wie es michfertig macht, mich zwischen Religion, Eltern und mei-nem eigenen Leben entscheiden zu müssen? Denn einMittelding gibt es bei den Zeugen nicht! … ZumGlück habe ich richtige Freunde gefunden, die zu mirstehen, so wie ich bin. Sie sind bei mir. Sie haben michsogar davor bewahrt, das Ganze einfach zu beenden,mit meinem Leben Schluss zu machen! Nicht nur ihrseid fertig! Nicht nur eure Gefühle sind wichtig, auchmeine! Am schlimmsten war aber ein anderer Tag.Als du, Mutter, zu mir hoch kamst, um mich wiederzu überreden, in die Versammlung mitzugehen. Dufingst an zu weinen. Und dann hast du den verletzends-ten Satz gesagt, den ich je hören musste. Du sagtest undich weiss, dass du es auch meinst: „Ich wünsche mir dichlieber tot zu sehen, als weg von der Wahrheit!“ Dabrach für mich eine Welt zusammen. Ich bin für meineeigene Mutter gestorben. Ich will frei sein und ein nor-maler Junge sein! … Es fällt mir nicht leicht, dies alleszu schreiben. Ich verliere meine Familie. Ich empfindeetwas für euch, noch immer. Bitte versteht meine Ent-scheidung, die Zeugen Jehovas endgültig zu verlassen. Ichhabe meinen Gott, der tief in meinem Herzen immerbei mir ist und auf mich aufpasst.

Euer Tim

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m6/2 Wem oder was bin ich nahe – wohin orientiere ich mich?

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?A Man könnte sagen, Tim bewegt sich in einem Spannungsfeld aus Erwartungen, Sehnsüchtenund Hoffnungen … – vielleicht sogar Ängsten. Zeichne mit einem Stift in das obere Dreieck, wohinsich Tim ausrichtet. Mit einem einfachen Kreis wirst du deine Vermutung wahrscheinlich nicht gutdarstellen können. Du kannst auch eine ganz verzogene Figur zeichnen, wenn sie deine Annahmezum Ausdruck bringt. Lass dir etwas einfallen.?B Wenn du mit der Zeichnung von Tims Position zufrieden bist, dann zeichne jetzt deine eigenePositionierung ein – lass dir Zeit, überlege und versuche dich so gut es geht einzuschätzen.?C Zeichnet nun ein weiteres Dreieck; die Bezugspunkte (an den Ecken) kannst du frei wählen.

GOTT

Tim

(JEHOVAS ZEUGEN) FAMILIE

FREUNDE

GOTT

ich selbst

KIRCHE/FAMILIE FREUNDE

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m5/1 Checkliste für gefährliche Anzeichen (1–8)

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© Bergmoser + Höller Verlag, Zeichnungen: Ines Rarisch

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m5/2 Checkliste für gefährliche Anzeichen (10–16)

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F O L I E 2

© Bergmoser + Höller Verlag, Zeichnungen: Ines Rarisch

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Die Wachtturmgesellschaft – eine Endzeitgemeinschaft

m6/3 Wer oder was sind „Jehovas Zeugen“

18 M A T E R I A L I E N

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Gründer und Geschichte: Charles Taze Russel(1852–1916) war von der Berechenbarkeit und Da-tierbarkeit des Weltendes überzeugt. Für 1872/73erwartete er das Weltende und die WiederkunftChristi. Nachdem beides nicht eintraf, gründeteer einen Bibelstudienkreis und ab 1879 die Zeit-schrift Zion´s Watch Tower and Herald of Christ´sPresence, aus der später der Wachtturm wurde.In Lesezirkeln lasen die „Ernsten Bibelforscher“seine Thesen. Nach seinem Tod übernahm JosephFranklin Rutherford (1869–1942) die Leitung undmachte aus den lockeren Lesezirkeln eine straff ge-führte „Theokratische Organisation“, die „Zeu-gen Jehovas“ (ZJ). Demokratische Strukturenwurden abgeschafft, aus frei gewählten Ältestenwurden von oben eingesetzte Versammlungslei-ter. Die Wachtturmgesellschaft (WTG) entstehtund mit ihr ein Netz gegenseitiger Kontrolle. Diegeistliche Führung hält die sog. „Leitende Kör-perschaft“ in Brooklyn bis heute in Händen. Siewird als „Offenbarungs- und VerbindungskanalJehovas“ verstanden, deren Anweisungen undBibeldeutungen absolute Gültigkeit beanspru-chen. Von den Mitgliedern wird strenge Disziplinund Gehorsam verlangt. Die Zahl der ZJ beträgtin Deutschland zurzeit ca. 165.000 sog. „Verkün-diger“ und ist leicht rückgängig.

Lehre und Praxis: Im Mittelpunkt der Lehre derZJ steht die Bibel, die in der von der WTG ge-nehmigten sog. „Neue-Welt-Übersetzung“ gele-sen wird. Sie gilt als wörtlich von Gott inspiriert.An 237 Stellen wurde aber z.B. der im Urtextnicht vorhandene Gottesname „Jehova“ ins NeueTestament eingetragen. Aufgrund ihres eigen-tümlichen Bibelverständnisses lehnen die ZJ z.B.jede Bluttransfusion, auch wenn sie lebensnot-wendig ist, ab. Die biblischen Bezugsstellen zie-len nirgends tatsächlich auf Bluttransfusionen.Diese aus der rigiden Lehre der ZJ folgendePraxis führt noch heute zu tragischen Todesfäl-len. Alle anderen Religionen oder Kirchen geltenals Formen „falscher Religion“ oder als „HureBabylon“. Ebenso gilt der Staat bisher als Teildes „satanischen Systems“.

Wer von der offiziellen Glaubensdoktrin abweicht,wird reglementiert bis hin zum „Gemeinschafts-entzug“, der von der internen Gerichtsbarkeit,dem „Rechtskomitee“ verhängt werden kann:„Diejenigen, die sich eines guten Verhältnisses zuJehova erfreuen möchten, halten sich von Personenfern, denen die Gemeinschaft entzogen wurdeoder die die Gemeinschaft verlassen haben.“(Gebt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde,Lehrbuch für die Königreichsdienstschule, 1991,S. 103) Der „Gemeinschaftsentzug“ kann einesoziale Isolation des Betroffenen bedeuten, daKontakte zu Nicht-Zeugen unerwünscht sindund meist kaum noch bestehen und erheblichepsychische Probleme für die Betroffenen erzeu-gen. Das Alltagsleben der Zeugen Jehovas istdurch den Dienst für die WTG bestimmt. Derdurchschnittliche wöchentliche Aufwand einesZeugen Jehovas liegt nach Angaben der WTGbei ca. 17,5 Stunden. Dazu gehören der Predigt-dienst von Tür zu Tür, die Zusammenkünfte unddas Bibel-Studium anhand der Studienmateria-lien der WTG.

Beurteilung: Die einzelnen ZJ zeichnen sichdurch hohes persönliches Engagement unddurchaus glaubwürdiges Auftreten aus. DieWTG begegnet als restriktive (strenge) Orga-nisation, die blinden Gehorsam erwartet undBedenken nicht zulässt. Im Fall der Verweige-rung von Bluttransfusionen kann das sogarden Tod bedeuten. Die WTG hat ein ge-schlossenes ideologisches System geschaffen.Es gibt keine diskursiven, offenen und partizi-pativen Meinungsbildungsprozesse zu einzel-nen Fragen des Glaubens und des Lebens. Fürviele Menschen, die sich nach Orientierungund Sicherheit sehnen, haben die ZJ eine ge-wisse Attraktivität.

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m6/4 Tod einer Zeugin Jehovas

Selbstbestimmungsrecht der Frau respektiert

Lich (gl). „Wir empfinden tiefe Trauer und bedauernden Verlust unserer Glaubensschwester, die nach einerNotoperation in der Asklepios-Klinik in Lich beiGießen verstorben ist“, schreiben die Zeugen Jehovasin einer Mitteilung an die Presse.

Sie reagieren damit auf die Berichterstattung über denTod einer 29-jährigen Frau aus Wetzlar, die nachSchwangerschaftsblutungen im vierten Monat in derAsklepios-Klinik mittels Patientenverfügung einelebensrettende Bluttransfusion abgelehnt hatte. Mitt-lerweile hat die Mutter der Verstorbenen Anzeige ge-gen den verantwortlichen Arzt und ihren eigenenSchwiegersohn gestellt. Die Staatsanwaltschaft er-mittelt (…).

Ihr Mitgefühl sei bei der Familie sowie den Verwand-ten und Freunden der Frau, schreiben die ZeugenJehovas weiter. „Es ist leider eine traurige Tatsache,dass trotz bester ärztlicher Behandlung nicht jederUnglücksfall verhindert werden kann“, wird in derStellungnahme der Sprecher von Jehovas Zeugen inDeutschland, Werner Rudtke, zitiert. Man sei davonüberzeugt, dass die „herzlichen Glaubensbande in derörtlichen Gemeinde der Zeugen Jehovas dafür sorgenwürden, den Schmerz des Ehemanns und andererHinterbliebener zu lindern.“ Die Frau hinterlässtauch eine sechsjährige Tochter. Außerdem werde inzwi-schen praktische Hilfe geleistet. Die Zeugen Jehovassprechen auch dem Krankenhauspersonal ihr Mitge-fühl aus, „das erheblicher seelischer Belastung ausge-setzt war“.

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Wie berichtet, hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungenaufgenommen. Gegenüber der AZ hatte Oberstaats-anwalt Reinhard Hübner deutlich gemacht, dass einePatientenverfügung der Frau gegen die Gabe vonBlut vorgelegen hatte. Der Arzt habe sich daran ge-halten, hätte aber auch anders entscheiden können. Inkeinem Fall hätte er sich strafbar gemacht. Dies auchvor dem Hintergrund, dass der Fötus bereits abge-storben war und die Ärzte nicht mehr das Wohl desKindes berücksichtigen mussten.

Die Zeugen Jehovas gehen davon aus, dass sich imLaufe der Ermittlungen herausstellen wird, „inwie-weit die Ablehnung von Bluttransfusionen bei demtragischen Verlauf eine Rolle gespielt hat“. Unzwei-felhaft sei, dass die Patientin ihren Willen in einer Pa-tientenverfügung dokumentiert hatte. „Die behan-delnden Ärzte und das Pflegepersonal handeltensomit richtig, indem sie das Selbstbestimmungsrechtder Patientin über ihr eigenes Urteil stellten (…)“. DieZeugen Jehovas lehnen mit Berufung auf die Bibeldie Transplantation von Vollblut und dessen Haupt-bestandteilen ab. Jeder Zeuge Jehovas trifft vor Be-ginn seiner Mitgliedschaft diesbezüglich eine für sichbindende Gewissensentscheidung – so auch die 29-Jährige, die verblutete. Als die Frau ins Koma gefal-len war, hatten der Ehemann und eine in der Patien-tenverfügung als Vormund genannte Frau eineTransfusion weiterhin abgelehnt. Ein Versuch, diePatientin durch die Behandlung mit Blutersatzstoffenzu retten, schlug fehl. (…)

© Gießener Allgemeine vom 5.9.08

?A Entwirf einen Leserbrief an die Zeitung.?B In der Bibelstelle 1 Mos 9 finden die Zeugen Jehovas eine Begründung dafür, dass sie Blut-transfusionen generell ablehnen. Lies dir diese Stelle aufmerksam durch und versuche mit eigenenWorten zu begründen, wie diese Argumentation lauten könnte.?C Macht euch – immer zu zweit – Gedanken für ein Gespräch zwischen einer Krankenschwesterbzw. einem Pfleger und einem Arzt oder einer Ärztin. Sie sollen darüber diskutieren, ob ihnen dieArgumente der Zeugen Jehovas einleuchten oder nicht. Dabei soll der Konflikt zwischen derAufgabe, auf der einen Seite Leben zu bewahren und auf der anderen Seite, die Regeln einer Reli-gion zu achten deutlich werden. Führt nach einander solche Diskussionen durch.

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Wilfried Handl kommt, wie er sagt, „aus dertiefsten Kälte“. Er ist einer der wenigen hochran-gigen Scientologen, der ausgestiegen ist und derauch davon berichtet. “Ich war ein Täter! Ichhabe Menschen wehgetan. Ich war ein Partei-soldat in einem faschistischen System!“

1974 fing alles an. Handl suchte nach einem Sinnin seinem Leben. Eine Freundin nahm ihn mit zuScientology in Wien. Dort begegneten ihm vieleintelligente, immer freundliche Menschen. Vielehübsche Frauen habe er dort kennengelernt, be-richtet er. „Dass wir immer kälter wurden, habeich damals nicht bemerkt.“ Man glitt so allmäh-lich in das System Scientology hinein. Er besuchteimmer mehr Kurse, unter anderem lernte er imKommunikationskurs von Scientology, anderenMenschen stundenlang regungslos in die Augenzu schauen oder Aschenbecher anzubrüllen. Erveränderte sich immer mehr. Er wurde immerhärter und durchsetzungsfähiger. „Wir wurdenzu Robotern gemacht. Man hat uns Gefühle,Empfindungen, die Moral geraubt. Unsere Per-sönlichkeit wurde total verändert.“ In diesemZusammenhang berichtet Handl von Erpressungsowie psychischer und physischer Nötigung.

Bald hatte er nur noch Freunde bei Scientology,von allen anderen wollte er nichts mehr wissen.1980 wurde er Leitender Direktor von Scientolo-gy in Wien. „Ich genoss die Macht, die ich hatte,und das Gefühl, dass ich mit anderen alles ma-chen konnte!“ Er schickte Suchtrupps los, wennjemand die Gruppe verlassen wollte, und führteVerhöre durch und zwang die Mitglieder, alles zuerzählen. „Wir haben den gläsernen Menschengeschaffen!“ Eigentlich aber, so sagt er, „ging es

m7/1 Ein hochrangiger Scientology-Aussteiger berichtet

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immer nur um Geld. Denn am Geld wurde derErfolg gemessen.“ Handl berichtet von Veran-staltungen, in denen 200 Scientologen in einemRaum eingeschlossen wurden. „Raus kam nur,wer zahlte“, ob 2.000 $ oder 20.000 $. Insgesamtsei es in all den Jahren um Millionen gegangen.

Handl berichtet von Kindern, die als „Erwachsenein kleinen Körpern“ gesehen werden. Wenn einerseiner Söhne hinfiel, half ihm niemand auf, wenner sich wehtat, hat niemand ihn getröstet. „Hat-ten sie Angst, haben wir ihnen gesagt, sie sollenstill sein. Liebe ist bei Scientology nicht vorgese-hen!“ Heute schmerzt es ihn, davon zu berichten.Heute leben seine Söhne in den USA bei seinergeschiedenen Frau. Der Kontakt mit dem Vaterist den Kindern verboten, wie das typisch fürScientology ist.

Vor sieben Jahren erkrankte Handl an Krebs.Während der Chemotherapie begann er über seinLeben nachzudenken. Ein Scientologe, der „clear“ist, ist doch unbesiegbar und unsterblich. Dochjetzt konnte er den Krebs spüren! „Hinter jederKrankheit steckt das eigene böse Tun, sonst wäreman nicht krank“, heißt es. „Und mein Leben,das war Scientology!“ Auf einmal war ihm klar,was zu tun war, „da bin ich ausgestiegen“. Aller-dings schaffte er den Ausstieg nur, das betont erbesonders, weil ihm eine alte Freundin, seineJugendliebe, die mit Scientology nichts zu tunhatte, dabei half. Drei Jahre waren sie ein Paar indieser Zeit. Ohne ihre Liebe wäre er verzweifeltund hätte den doppelten Kampf gegen denKrebs und Scientology nicht durchgestanden.Heute, sagt er, liebt er jeden Tag, der ihm ge-schenkt wird.

?A Menschen entdecken für sich in ganz unterschiedlichen Dingen den Sinn des Lebens: Macht,Geld, Gesundheit, Schönheit, Erfolg, Prestige … Was würdest du noch ergänzen?

?B Welche dieser „Sinn-Geber“ findest du bei den Scientologen (ausdrücklich oder „zwischen denZeilen“)?

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m7/2 Wer oder was ist die Scientology-Organisation?

Entstehung und Geschichte: Der Gründer derScientology-Organisation (SO) ist der Science-Fiction-Schriftsteller L. Ron Hubbard (1911–1986).Kurz nach der Veröffentlichung seines Buches„Dianetik. Der Leitfaden für den menschlichenVerstand“ eröffnete er 1950 ein erstes Dianeti-sches Zentrum in den USA. Vier Jahre später,nachdem Probleme mit der amerikanischen Ge-sundheits- und Steuerbehörde aufgetreten waren,benannte er sein Zentrum in „Scientology-Kirche“um. Die SO ist heute eine streng hierarchischstrukturierte, weltweit aktive Organisation unterder Leitung von David Miscavige. Das Manage-mentzentrum befindet sich in Los Angeles, dasgeistige Hauptquartier in Clearwater (Florida).Die europäische Zentrale hat ihren Sitz in Kopen-hagen. Die deutsche Zentrale ist in Berlin. Nacheigenen Angaben soll es weltweit acht MillionenMitglieder geben, nach Expertenschätzung sindes maximal 400.000. Für Deutschland schätzt derVerfassungsschutz 6.000.

Lehre und Praxis: Die Lehre der SO besagt:Der Mensch besteht aus drei Teilen: „Body“(Körper), „Mind“ (Verstand) und „Thetan“(Seele). Der „Thetan“ existiert angeblich seit Be-stehen des Universums der Welt und wird immerwieder geboren. Wenn jemand stirbt, überlebtder „Thetan“ und sucht sich einen neuen Körper.Im Laufe der Jahre hat der „Thetan“ viele negativeErfahrungen gemacht. Diese nennt man in derLehre der SO „Engramme“. Sie sind verantwort-lich dafür, dass jemand krank wird, süchtig oderein Verbrechen begeht. L.R. Hubbard verspricht,dass mit Hilfe seiner Methode „Dianetik“ alle„Engramme“ gelöscht werden können und damitein glückliches und erfolgreiches Leben für jedenScientologen möglich wird. Als „Clear“ wird derZustand bezeichnet, nachdem alle „Engramme“gelöscht werden. Danach muss sich der „Thetan“weiterentwickeln, um schließlich auf der letztenStufe der Vervollkommnung (Stufe 15) „Ursacheüber Zeit, Raum, Materie und Energie“ zu sein, also ein unsterbliches, gottähnliches Wesen zu sein.Um dieses Ziel zu erreichen, muss man viele Kurse

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und das „Auditing“ absolvieren: In einem Einzel-gespräch müssen die eigenen schmerzhaften Er-lebnisse („Engramme“) einem anderen Sciento-logen so lange erzählt werden, bis man über seineErlebnisse lachen kann, dann gilt das Erlebte als gelöscht. Außerdem werden diese Erlebnisseschriftlich festgehalten und an sogenannte „Fall-überwacher“ weitergeleitet. Diese Akten sindsämtlichen Kontrollinstanzen der Organisationzugänglich. Aussteiger und Kritiker gelten als„unterdrückerische Personen“, die man jederzeitbekämpfen darf.

Entwicklung/Anwerbemethoden: Die SO ver-fügt über sehr raffinierte und vielfältige Werbe-methoden: persönliches Ansprechen in der Fuß-gängerzone, das Angebot, einen kostenlosenPersönlichkeitstest zu machen, ein Arbeitsplatzim SO-Center, Nachhilfeangebote. Außerdemgibt es eine Fülle von Tarnorganisationen, wiez.B. die KVPM („Kommission für die Verstößeder Psychiatrie gegen die Menschenrechte“),„Jugend für Menschenrechte“, „Narconon“(Drogenrehabilitation). Ziel der SO ist die Er-schaffung eines neuen Menschen und einer neuen,ausschließlich nach scientologischen Richtlinienfunktionierenden Welt. Eine wahre Demokratiekann nach Hubbard erst entstehen, wenn alleMenschen Scientologen sind. Seit 1997 wird dieSO durch den Verfassungsschutz beobachtet.

Beurteilung: Die SO löst ein erheblichesKonfliktpotential aus. Der Anspruch derWeltherrschaft verstößt gegen unser Grund-gesetz. Die vielen Kurse, die absolviert wer-den müssen, nehmen viel Zeit in Anspruchund sind sehr teuer. Die Kosten, um Stufe 8 zuerreichen, betragen mindestens 500.000 Euro.Das „Auditing“ ist nach Ansicht von Exper-ten kein psychotherapeutisches Verfahren,sondern eine unmenschliche Prozedur, die fürMenschen erhebliche gesundheitliche Gefah-ren wie Angstzustände, Halluzinationen, De-pressionen bis zu psychotischen Zusammen-brüchen auslösen kann.

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Scientology – Die Organisation betreibt in Deutsch-land mehr als 30 Nachhilfe-Institute. Immerwieder fallen Eltern und Jugendliche auf derengetarnte Angebote herein. Eine Schülerin undeine Scientology-Aussteigerin berichten über ihreErlebnisse:

„Mein Vater entdeckte den Zettel in einemSupermarkt. Für eine alternative Schule wurdeda geworben, in der Lernen auch noch Spaßmacht. Wie praktisch, dachte er sich und riss dieTelefonnummer für mich ab. Ich hatte damals ge-rade meine Ausbildung zur Krankenschwesterabgebrochen. Konnte das Leid, das Sterben ein-fach nicht ertragen. Ich verbrachte viel Zeit inmeinem Zimmer. War oft krank und niederge-schlagen. Lern doch mal wieder ein bisschen, hatmeine Mutter gesagt. Wahrscheinlich hatte sieAngst, dass ich keine neue Ausbildungsstellemehr finde, wenn ich zu viel vergesse. 20 Eurosollte eine Unterrichtsstunde kosten, sagte dieLehrerin am Telefon. Ich fand es nett bei Frau R.,einer kleinen, rundlichen Person, die immer einStrahlen auf dem Gesicht hatte. Sie war so un-glaublich freundlich zu mir, wie eine Mutter, hatimmer gefragt, ob ich etwas trinken, etwas essenmöchte. Ich habe es nach den Enttäuschungenmeiner abgebrochenen Ausbildung so genossen,dass mir jemand zuhört und sich für mich interes-siert.“

So erlebte Anna vor drei Jahren die Nachhilfe-stunden. „In der Scientologen-Sprache nenntman das Love Bombing“, erklärt die ehemaligeScientologin und jetzige Ausstiegsberaterin Jeanette Schweitzer. „Wir wurden in speziellenKursen darauf gedrillt, offen auf Menschen zuzu-gehen. Erst später wird dann der Druck erhöht,

m7/3 Nachhilfe – ein Angebot ohne Hintergedanken?

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um neue Mitglieder einzufangen.“ 31 Adressenvon Nachhilfeschulen und privaten Anbieternlistet allein die Internet-Seite der Scientology-nahen Organisation „Applied Scholastics“ auf –noch vor einem Jahr waren es lediglich zehn.Besonders aktiv ist die Organisation in Großstäd-ten, aber auch kleinere Orte sind nicht mehr sicher.

Wörter kneten und mittels eines scientologischenWörterbuchs definieren sind typische Methodender „Study Technology“ – einer angeblich be-sonders effektiven Studiertechnologie, um „Lernenzu lernen“. Sie wurde von Scientology-GründerL. Ron Hubbard entwickelt, einem amerikani-schen ehemaligen Science-Fiction-Autor. „Dabeiwird die Sprache von Kindern – und somit auchihre Wahrnehmung der Realität – ganz gezieltscientologisch verformt“, warnt die ehemaligeScientologin.

Eltern sollten konkret nachfragen, ob die Stu-diertechnologie von L. Ron Hubbard verwendetwird, bevor sie ihr Kind bei einem Nachhilfe-institut anmelden, weil der Begriff Scientologynie fällt. Die Alarmglocken sollten schrillen,wenn nicht nur versprochen wird, eine Mathe-schwäche zu beseitigen, sondern auch aus einemschlechten Schüler ein glückliches, erfolgreichesKind zu machen.

Kinder sind meist nur der Köder für die Sciento-logen. Die eigentliche Beute sind ihre Eltern oderFreunde. Der Familie werde suggeriert, dass dieschulischen Probleme des Kindes familiäre Ursa-chen hätten und dass den Eltern hierbei ein Kom-munikationsseminar helfen könne. Haben sie ersteinmal angebissen, werden sie ausgepresst wie eineZitrone.

?A Worauf man bei Nachhilfeangeboten achten sollte sowie Adressen von Sektenberatungsstellenfindest du unter http://www.focus-schule.de/scientology?B Weitere Informationen zum fragwürdigen Nachhilfeangebot der Scientologen findest du hier:http://www.sekten-info-nrw.de

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m8/1 Wer oder was ist „Universelles Leben“?

Gründerin: Nach dem Tod der Mutter 1970glaubte Gabriele Wittek (geb. 1933) Stimmen ausanderen Welten zu hören. Nun verstand sie sichals „Sprachrohr“ und „Posaune Gottes in dieserZeit“, die Christus und die biblischen Offenba-rungen als Prophetin „erklären, berichtigen undvertiefen“ wollte.

Entstehung und Geschichte: Seit 1977 nanntensich ihre Anhänger „Heimholungswerk JesuChristi“ (HHW). Mit Beginn der 80er-Jahrenahm die Verbreitung des HHW zu. EsoterischeElemente bis zum UFO-Spiritismus ergänztendie Ideologie. 1984 erfolgte die Umbenennung in„Universelles Leben“. In dieser Zeit begann einestarke Kommerzialisierung der Gruppe. Es ent-standen sog. „Christusbetriebe“, die mit ökologi-schen Produkten („Gut zum Leben“; „Lebe ge-sund“; „Hin zur Natur“) erfolgreich sind. 1986wurde die „Christusklinik“ in Marktheidenfeldbei Würzburg gegründet. Es wurden Kindergär-ten und eine „Christusschule“ gegründet, in denennach der UL-Ideologie erzogen wird. In Markt-heidenfeld siedelten sich sehr viele UL-Anhängeran. Ihr Ziel ist die Vorbereitung auf ein „Friedens-reich“. Sie leben in Wohngemeinschaften zu-sammen.

Lehre und Praxis: Im Zentrum der UL-Ideolo-gie steht der Gedanke einer göttlichen „Buchhal-tung“. Alles menschliche Handeln wird minutiösaufgeschrieben, um (in einem späteren Leben)genau abgegolten zu werden. Ein esoterisch ge-prägter Reinkarnations- und Karmagedankespielt hierbei eine Rolle. Krankheiten, Schicksals-schläge und Naturkatastrophen sind das Ergeb-nis früheren Fehlverhaltens. Es geht um die „Rei-nigung von allen Prägungen dieser Welt“ durch„Umprogrammierung der Gehirnzellen“. Eheund Familie treten zurück, Staat, Kirche und Ge-sellschaft werden bekämpft, wenn sie nicht denVorstellungen des UL entsprechen. Durch ein rei-nes Leben, zu dem die Aufgabe der individuellenPersönlichkeit und ein siebenstufiger „innererWeg“ gehören, soll der Mensch vom Gesetz von

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Ursache und Wirkung befreit werden und mitmöglichst wenig Wiedergeburten die Einheit mitGott wiederhergestellt werden. Dazu gehörenauch vegetarische Ernährung, Verzicht auf per-sönliche Bindungen und materielles Vermögen.Es wird mit Endzeitkatastrophen gerechnet, indenen die Welt vom Bösen gereinigt wird und ein1000-jähriges Reich entsteht.

Entwicklungen: Das UL tritt durch verschiedeneAktionen hervor: die „Initiative Mahnmal für dieMillionen Opfer der Kirche“ ist von hasserfüllter,antikirchlicher Propaganda bestimmt. Im Tier-schutz gibt es die ebenfalls aggressive „Initiativezur Abschaffung der Jagd“. Ende 2000 wurdedie „Gabriele-Stiftung“ gegründet, durch die dasWerk Christi als „Werk der Nächstenliebe anNatur und Tieren“ vollendet werden soll. Um-fangreiche Ländereien bei Würzburg sollen das„Friedensreich“ verwirklichen.

Beurteilung: Das UL zeichnet ein erheblichesKonfliktpotential aus. Der beanspruchte Ab-solutheitsanspruch steht im Widerspruch zurproklamierten Freiheit der Anhänger. Angstvor negativen Folgen eigenen (vermeint-lichen) Fehlverhaltens kann zu erheblichemKonformitätsdruck führen. Aussteiger spra-chen von einem „Klima der Angst“. Es gibtAbschottungstendenzen gegenüber der als„dämonisch“ verstandenen Außenwelt. Vonaußen kommende Kritik wird heftig bekämpft.Christliche Versatzstücke der UL-Lehre dieneneher der Fassade. Faktisch haben allein Ga-briele Witteks Entscheidungen letzte Gültig-keit in allen Glaubens- und Lebensfragen.Oftmals lassen sich suchende Menschen durchdie Heilungsveranstaltungen und Natur- undTierschutzaktivitäten ansprechen. Im Einzel-fall muss auch mit der Gefahr schwerer psy-chischer Schäden gerechnet werden.

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Mitte der 80er-Jahre studierte Martin Psycholo-gie. Es ging ihm damals persönlich nicht gut. Erkam mit sich und seiner Lebenssituation an derUniversität nicht zurecht. Das Studium brach erab und begann eine kaufmännische Ausbildung.Er hat diesen Beruf aber niemals ausgeübt. SeineFamilie erzählt, dass er damals in Würzburg zumUniversellen Leben (UL) kam, zu dem er bis heutegehört. Sie sagen, das UL wollte nicht, dass er inseinem Beruf als Kaufmann arbeitet, sondern ersollte als „fleißige Biene“ in den Wirtschafts-betrieben des UL arbeiten. Dort musste er allemöglichen Arbeiten erledigen. Er bekam nur einensehr geringen Lohn und hatte noch viele ehrenamt-liche Aufgaben nebenher. Eigentlich, so berichtenseine Angehörigen, sollten die Mitglieder damalseine Aktienbeteiligung an den Wirtschaftsunter-nehmen des UL erhalten. Bis heute habe es dieseBeteiligung aber nicht gegeben. Einmal fuhr sei-ne Mutter mit ihm nach Würzburg und erlebtedie sogenannte Prophetin der Gruppe, GabrieleWittek, bei einer Kundgabe von Gott-Vater durchsie. Seine Mutter war erschüttert, wie „eigentlichrecht kluge Menschen“ in Ekstase und Verzü-ckung gerieten, als Gabriele Wittek auftrat. Mar-tin hatte sie noch nie so außer sich erlebt. Sie kammit noch größeren Sorgen von dieser Reise nachHause zurück. Zum Glück riss der Kontakt zurFamilie niemals ganz ab, aber Martin wollte undkonnte die Sorgen seiner Schwester und Mutternicht wirklich hören. Seine Mutter traf es be-sonders, als er sie nicht mehr „Mutter“ oder „Ma-ma“ nannte, sondern sie nur noch mit ihrem Vor-namen ansprach. Nach seinem Verständnis sei sienur die „Dose“, die ihn auf die Welt gebracht habeund sonst nichts. Im Lauf der Jahre häufte MartinSchulden zwischen 4.000 € und 5.000 € auf undverdiente im UL zu wenig, um sie abzahlen zukönnen. Er bekam immer mehr psychische Pro-bleme. Seine Fähigkeit, die Realität zu erkennenund angemessen zu handeln, nahm immer mehr ab.

m8/2 Martin – seit 20 Jahren Mitglied von „Universelles Leben“

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Wenn Martin krank wurde, sowohl als er noch inWürzburg lebte als auch danach, hat sich niemandaus der Gruppe um ihn gekümmert. Sie habenihm „nicht mal eine Suppe gebracht“, beklagt seine Mutter sich noch heute. Die Familie machtesich große Sorgen und wünschte sich, dass Martindas UL verlässt. Doch auch als er ins Rheinlandzurückzog, wo er seither bei seiner Familie lebt,hat er den Kontakt zum UL gehalten. Zwei- bisdreimal im Monat fuhr er in den ersten Jahrennach Würzburg zu Versammlungen des UL undüberwies 25,00 € monatlich von seinem kargenGehalt für die Pflege der Tiere, die im UL bis zuihrem Tod aufopfernd gepflegt werden. Wenn ervon dort zurückkam, war er meist sehr nervös,manchmal regelrecht hysterisch. Lange traf ersich wöchentlich mit Gleichgesinnten in der Re-gion. Noch heute ruft er jeden Tag beim UL an.Was er dort hört, wissen seine Angehörigen nicht.Er arbeitet heute als Lagerarbeiter, hat außerseiner Familie, bei der er selbst auch lebt, keineanderen Sozialkontakte.

?A Lies diese Darstellung von Martins Entwicklung aufmerksam durch. Was könnte seine „Anfällig-keit“ für die Mitgliedschaft unterstützt haben??B Schau dir die Grafik an und versuche sie vor dem Hintergrund von Martins Lebensgeschichtezu deuten.

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m8/3 „Ich flehe dich an: Schweig!“

Als Einsteiger hatte sich Michael Hitziger beim Uni-versellen Leben herzlich empfangen gefühlt. Kurz vorseinem Ausstieg wünschte er sich zeitweise den Tod.Jetzt schreibt er ein Buch über seine Erfahrungen.

Herr Hitziger, Sie waren 17 Jahre beim UniversellenLeben, wie geht es Ihnen heute?Ach, ich komme leidlich über die Runden. Nach demAusstieg musste ich fast drei Jahre vom Arbeitslosen-geld leben, durch meine Übersiedlung zum UL habeich auch den Großteil meiner Altersbezüge verloren.Aber schlimmer ist das Gefühl der inneren Leere unddass ich den Glauben an Menschen verloren habe: Ichtraue jedem alles zu. Es macht mich immer nochsprachlos, wie beim UL – so sehen ich und andereAussteiger das – mit den höchsten Idealen des Abend-landes, der Bergpredigt, Menschen verführt werden.Aus Begeisterung für Christus habe ich mich damalsauf das „Friedensreich“ locken lassen. Heute ist mirChristus ferner als je zuvor.Wie haben Sie sich denn damals „locken lassen“?Das war 1984, nach einer sehr schmerzhaften Tren-nung. Ich kam über eine Plakatwerbung an die Sekte,die damals noch „Heimholungswerk Jesu Christi“hieß. Die haben mich sofort beeindruckt, besondersder damals herzliche und ehrliche Umgang miteinan-der. Ich dachte: „Hier wird noch authentisches Chris-tentum gelebt.“ Außerdem wirkten die Offenbarungender Prophetin – trotz ihrer metallisch anmutendenStimme – so überzeugend. „Das ist die Wahrheit“,fühlte ich, „diese Offenbarungen können nicht vonMenschenhand sein!“Sie sind schließlich dem Ruf der Prophetin zumAufbau des „Friedensreiches“ gefolgt, haben alleshinter sich gelassen und sind auch in den RaumWürzburg gezogen.Ja, ich war damals schon Teil des inneren Sektenkrei-ses, der „Bundgemeinde Neues Jerusalem“. Nachdemviele schon in den 8oern dorthin gezogen waren, ka-men ich und meine jetzige Frau Anfang der 80erhinterher, als Wittek die Endzeit verkündete undauch auswärtige „Geschwister“ wie mich rief. Undauch dort hatte ich zunächst immer wieder erhebendeErlebnisse. Bei festlichen Abendmahlen zum Beispiel,wo es dann Offenbarungen gab und ein kleines Or-chester harmonische Melodien dazu spielte. „Christusgeht durch die Reihen und segnet jeden“, verkündetedie „Prophetin“. Da ging die Angst schnell weg.Welche Angst?Es gab in der Bundgemeinde, so habe ich es empfun-den, eine starke Stimmung des Misstrauens. „Ge-

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schwistern“ wurde mangelnde Verwirklichung derLehre der Prophetin vorgeworfen, es fanden Befragun-gen statt, die mir und anderen Aussteigern wie Verhörevorkamen. Wiederholt wurden Menschen aus der Ge-meinde ausgeschlossen, für mich ohne klaren Grund.Ich habe erlebt, wie Erwachsene um Gnade winselten,nur um drinbleiben zu dürfen. Eine „Schwester“, mitder ich einmal über Wittek sprach, schrieb mir kurz da-nach einen panischen Brief: „Ich flehe Dich an, schweigüber unser Gespräch, sonst Kopf ab für uns beide.“ Das„Kopf ab“ war übrigens sinnbildlich gemeint. Ich sagedas, weil die UL-Anwälte meiner Erfahrung nachKritik mimosenhaft auslegen.Wenn das so beklemmend war, warum ging mannicht einfach?Es gab einige „Glieder der Bundgemeinde“, die ge-nau das taten. Die Anzahl kenne ich nicht. Aber einVerlassen der Bundgemeinde bedeutet nach der Lehreder „Prophetin“ einen Bruch des Bundes mit Gott,mit gewaltigen Folgen, wie Krankheit und Schick-salsschlägen. Das wäre für mich – und andere sagtenmir, dass es ihnen genauso ging – schlimmer gewesenals zu sterben. Außerdem: Wer so lange aus dem Be-rufsleben raus ist, hat auf dem Arbeitsmarkt kaumeine Chance. Deshalb finde ich es unredlich, wenn dieSekte sagt, jeder könne frei gehen. Die hatten in per-fekter Weise etwa 800 Menschen streng an sich ge-bunden.Wie ist Ihnen letztlich der Ausstieg gelungen?Mitte der 90er bekam ich einen Job in der HG Natur-klinik Michelrieth, der „Christusklinik“, wo ich überviele Jahre die Patienten im Saal betreute. Durch denfreiwilligen enormen Einsatz in der Klinik, wie er inden „Christusbetrieben“ üblich war, und die vielenzusätzlichen Verpflichtungen für das UL konnte ichirgendwann vor Erschöpfung nicht mehr schlafenund mein Herzrhythmus veränderte sich. Ich war aus-gebrannt und spürte auf einmal den Wunsch, wiederein selbstbestimmtes Leben zu führen.Hat man versucht, Sie am Ausstieg zu hindern?Nein, man hat mich 2001 problemlos ziehen lassenund gab mir sogar ein einwandfreies Arbeitszeugnis.Erst als ich ein Buch über meine Erlebnisse ankün-digte, rührten sich die UL-Anwälte und zerrten michvor die Gerichte. Zwischenzeitlich bot man mir150.000 Euro, wenn ich – das war eine der Bedingun-gen – auf eine Veröffentlichung des Manuskriptes ver-zichten würde. Aber ich schreibe mein Buch jedenfalls!

© Constantin Magnis

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Maharishi äußerte sich gegen die demokratischeStaatsform und ihre Prinzipien: Gewaltenteilung,Volksvertretung durch Parteien und Parlamente,Pressefreiheit, Gewerkschaftsrechte, Oppositions-freiheit usw. Er bestreitet die Gültigkeit allge-meiner Menschenrechte. Er propagiert eine ab-solutistische Regierungsform, die sich auf dasrichtige Wissen über die Gesetze des Kosmosund des menschlichen Geistes zu stützen habe.Damit erfüllt die politische Gedankenwelt Maha-rishis in geradezu klassischer Weise die Kriterienfür eine totalitäre politische Ideologie. Mit die-

m9/1 Maharishis umstrittene Rede zum „Goldenen Jubiläum“ am 16. Juli 2000

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sem totalitären Anspruch ist eine aggressivePolemik gegen Andersdenkende verbunden. Ma-harishis Rede vom 16. Juli 2000 zum „GoldenenJubiläum“ von Guru Dev zum Guru Purnimawurde weltweit ausgestrahlt. Der Inhalt ist weitstärker politischer als religiöser Natur. Die fol-genden Zitate wurden im Internet als deutscheÜbersetzung verbreitet.

Zitiert nach: http://www.tm-vedischewissenschaft.de/MMY_Rede%20000716.pdfDie PDF hat den Seiten-Vermerk: „Nicht autorisierte Übertragungaus dem Englischen: Jürgen Eichholz Fassung 23.10.2007“

?A Unterstreiche in Rot: Wo wird im Text die Gültigkeit allgemeiner Menschenrechte bestritten.?B Unterstreiche in einer zweiten Farbe: Wo gibt es Hinweise auf eine absolutistische Regierungs-form?

„Wenn man das Licht entzündet, macht man zweiDinge… Man bringt das Licht, und man vertreibt dieDunkelheit. Dies ist das große Prinzip, das VedischePrinzip, das den Pfad der Evolution definiert… Ichmöchte die indische Regierung auf indische Grundlagenstellen. Sie hat sich auf amerikanische Ideale verlagert,auf britische Ideale, auf deutsche Ideale. Diese zerstöre-rischen Felder der Welt müssen zerstört werden. DieNATO muss so schnell wie möglich ihre Tätigkeit ein-stellen… Die amerikanische Dominanz der Welt, diebritische Dominanz der Diplomatie und die deutscheDominanz des Handelns und all das muss zerstört wer-den. Ich gebrauche ein sehr starkes Wort, aber ich meinees auch! Es muss zerstört werden… Ich möchte der Weltsagen: Wenn Sie eine deutsche Maschine kaufen oderirgendetwas aus Deutschland kaufen, unterstützen SieIhre eigene Zerstörung. Verbieten Sie deutsche Waren,verbieten Sie britische Waren, verbieten Sie amerikani-sche Waren. Verbieten Sie amerikanische Botschaften,verbieten Sie deutsche Botschaften. Beseitigen Sie sie ausIhrem Land …

Man kann von einem Arbeiterführer nur Fehler erwar-ten. Arbeitskräfte benötigen immer jemanden, der sie

beaufsichtigt … einen Aufpasser. All diese Arbeiter-führer, Arbeiterorganisationen, die Arbeiterregierun-gen in England und Amerika – ich weiß nicht, welcheRegierung sie in Deutschland haben – aber sie werden vondieser Arbeiter-Intelligenz angetrieben. Und man kannnichts von einem Arbeiter erwarten außer zerstören, zer-stören, zerstören …

Jede Regierung ist ein Versager! Zu Wahlterminen verteilensie Geld … Und die Briten, Amerikaner, Deutschen,sie bringen säckeweise Geld, geben sie einer Partei. Undwenn die Partei ihren Interessen nicht gerecht wird, dannändern sie die Regierung. Die ganze Sache ist… Be-trug…. Die Maharishi University of Managementkann es übernehmen, Ihr Land durch Sie zu verwalten…Das Ergebnis wird sein, dass es Millionen Ihrer Bürgervon der nächsten Saison an besser gehen wird. … Mankann ohne die kosmische Verfassung keine ideale Regierungetablieren …

Arbeiterführer. Man kann nichts Gutes und Intelligentesvon einem Arbeiterführer erwarten. Er kann nur von einem sehr unvollständigen Intellekt und unvollständigenAnsichten geleitet sein.“

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m9/2 Transzendentale Meditation (TM) – Totalitäre politische Ideologie?

Gründer: Maharishi Mahesh Yogi ist der Begrün-der der Transzendentalen Meditation (1918–2008).Nach einem Physikstudium begegnete er SwamiBrahmanada Sarasvati, von dem er Impulse zurEntwicklung der TM empfing.Entstehung und Geschichte: 1960 kam Maha-rishi erstmals nach Deutschland, 1962 soll es 18deutsche Zentren gegeben haben. Seit 1963 wur-de die Wissenschaftlichkeit der TM gegenüberihrer spirituellen Bedeutung in den Vordergrundgerückt und ihr hinduistischer Hintergrund ge-leugnet. TM versuchte damals, in den staatlichenSchulen und Universitäten in den USA Eingangzu finden, was unter religiös-spirituellem Vorzei-chen nicht möglich war.Seit 1974 sei der sog. Maharishi-Effekt wissen-schaftlich nachgewiesen, nach dem die Gesellschaftin einen Idealzustand ohne Krankheit, Verbrechen,Arbeitslosigkeit etc. überginge, wenn 1% der Be-völkerung TM praktizierten. Es gehe darum, die„Gesellschaft im Zeitalter der Erleuchtung“ her-vorzubringen. Dazu wurde eine „Weltregierungdes Zeitalters der Erleuchtung“ geschaffen. Seit1977 wird das Siddhi-Programm angeboten, dasparapsychologische Fähigkeiten vermitteln soll:das Entdecken verborgener Dinge, außersinnlicheWahrnehmung, übermenschliche Kräfte, Unsicht-barkeit, Aufhalten des Alterns etc. Von besondererBedeutung ist das „Yogische Fliegen“. Es neutrali-siere angeblich die störende Dynamik im kollek-tiven Bewusstsein eines Staates und belebe diekreative Intelligenz durch Kontakt mit Feldernreiner Energie und Intelligenz. Ein „Weltplan fürvollkommene Gesundheit“ auf Basis einer TM-Vari-ante der indischen Traditionsmedizin Ayurveda(Maharishi Ayurveda) wurde 1985 verkündet. Seit-her entstanden zahlreiche Gesundheits-Unterneh-men wie die Ayurveda-Klinik in Bad Ems undTraben-Trarbach. 1992 wurde bei uns die Naturge-setzpartei zur politischen Durchsetzung der Zieleder TM-Bewegung gegründet. Die letzten Jahreverbrachte Maharishi in Vlodrop (Niederlande).Neben einem kleinen TM-Kader gibt es ca.100.000 Initiierte in Deutschland.

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Lehre und Praxis: TM knüpft an die Philosophiedes indischen Monismus, der Lehre von der Ein-heit allen Seins an. TM bietet eine Meditations-technik, die zum Bewusstsein der All-Einheitführen und so dem Frieden der Menschheit die-nen soll. Die sichtbare Welt wird als Selbstentfal-tung des Brahma (des Absoluten) verstanden.Sie befinde sich in einem ewigen Fortentwick-lungsprozess, der auf eine erleuchtete, friedliche,krankheitsfreie Gesellschaft hinziele. Tod, Leid,Schuld und Konflikte würden durch die TM-Me-ditation verschwinden. Der Mensch beeinflussedurch die Meditation das kosmische Geschehen.

Entwicklungen und Beurteilung: Zunächstwurde TM unter dem Aspekt möglicher ge-sundheitlicher Gefährdung von Einzelperso-nen durch die Meditationsmethode betrachtet.TM wurde als Meditationsbewegung wahrge-nommen. Dies tritt inzwischen hinter dem po-litischen und ideologischen Anspruch zurück.TM vertritt eine totalitäre politische Ideolo-gie auf der Grundlage eines Hindu-Funda-mentalismus. Maharishi tritt für den Kampfgegen demokratische Staatsformen und eineRechtsordnung ein, die auf der Idee allgemei-ner Menschenrechte beruht (vgl. Maharishi-Rede vom 16.07.2000). Die exzessive Vereh-rung Maharishis, die im Innern der Bewegungvorherrscht, wird in Indien stärker in die Öf-fentlichkeit getragen als im Westen. TM dürf-te aber zu schwach sein, um in westlichen Ge-sellschaften politische Macht erlangen zukönnen. Individueller politischer Fanatismusist innerhalb der Kaderorganisation der TM-Bewegung zu registrieren, der Kader ist aberzahlenmäßig klein.

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Ich bin Conny aus Schweden. (…) Ich wurdedurch zwei weltweite Organisationen geködert,TM und die Sathya Sai Baba Organisation, ange-zogen durch die Sprache, die meine Meister be-nützten – die „Blumensprache“, die flower powerlanguage, die Maharishi Mahesh Yogi, der Meis-ter der TM-Organisation, benützte. (…)Zunächst werde ich Ihnen berichten, was in mei-ner TM-Periode geschah. Es schien eine sehr un-schuldige Gruppe zu sein, bei der man uns sagte,ihre Lehre sei nicht religiös. Wir würden bloß sonett und glücklich sein, TM lehrte uns bloß, unszwei Stunden täglich zu entspannen: das war dieBotschaft. Ich trat dieser Organisation 1967 bei,und 1969 wurde ich Lehrer der Meditation (...).Ich musste zum Himalaya reisen und natürlichstellte sich heraus, dass die Indoktrinierung auchreligiös war. 1971 wurde ich des Gurus Privatse-kretär und reisten mit ihm überall hin. Tag undNacht. Obwohl wir angeblich auf einer unpoliti-schen Mission waren, besuchten wir seltsamerWeise Haile Selassie, den Kaiser von Äthiopien,Herrn Nixon, König Olav von Norwegen, KönigCarl Gustav von Schweden, den Premierministervon Finnland, den König von Dänemark. (…)Maharishi wollte die Welt verändern, indem er ihrsagte, sie solle sich entspannen, denn er wollte tat-sächliche alle zu TM-Meditierenden machen,gleichgültig wer und was sie waren. Er ließ dieLeute sich so willkommen fühlen, aber sein letztesZiel, das ich erst nach 1975 zu verstehen begann,als ich die Organisation verließ, war die Schaf-fung einer Weltregierung, und bis heute gibt es ei-ne parallele Weltregierung, die durch Minister,Maharadschas und Könige mit Plastikkronen undMänteln wie im Mittelalter geführt wird. Sie glau-ben das tatsächlich und sie sind nicht irgendwer,sondern wohl gebildete Leute, Psychiater, Dokto-ren, Minister, Psychologen (…) Sie können sichalle mit dem Maharishi Satelliten Netzwerk ver-binden: dort gibt es 24 Stunden täglich einen (...)Kanal und dort ist es sehr leicht zu sehen, was ge-schieht. Warum verließ ich diese Organisation?Ich begann aufzuwachen, als er erklärte, MutterTeresa sei die schlimmste Art von menschlichen

m9/3 Politik, Lügen und „Entspannung für alle“ – Erfahrungen mit TM

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Wesen auf Erden. Sie erhielt später den Nobel-preis. Sein Hauptproblem mit ihr war, dass er denNobelpreis für sich selbst wollte. Es wurde mirgesagt, ich solle die Verantwortlichen für die Aus-wahl der Kandidaten manipulieren. Wir versuch-ten das und hatten damit Erfolg, ihn zu nominie-ren, weil er damals viel Einfluss hatte, aber erwurde von König Olav von Norwegen ausge-schlossen.Dann begann er zu sagen, alle seine Lehrer, undich war einer von diesen, würden bald fliegenkönnen. Wir würden fliegen und wir würden alleArten von Planeten besuchen, über welche unsdie Psychiater und andere spirituelle Lehrer stän-dig erzählten. Ich erkannte, dass dies nicht wahrsein könne, als ich diese Kurse lehrte. Sie nanntenes das TM-Sidhi-Programm. Bei diesen „fliegen-den“ Kursen saßen die Leute mit gekreuzten Bei-nen auf Matratzen und hüpften in dieser sitzendenStellung. Nach einer Weile konnte man sehr ge-schickt sein und ungefähr einen Meter hoch hüp-fen, bis man wieder zurückfiel. Ich hörte Maharis-hi einem französischen Fotografen mit einerlangsamen Kamera die Anweisung geben, den„Zurückfall“-Teil weg zu schneiden und die Fotoszusammenzustellen, wenn sie „oben“ waren, waseinen Eindruck des Fliegens vermittelte. So stell-te er sie zusammen und das wurde in der ganzenWelt verbreitet.Das war zuviel für mich und ich sagte meinemMeister „Ich kann Ihnen nicht mehr weiter fol-gen“. So stieg ich 1975 aus. (…) Ich täuschte Leu-te während etwa acht Jahren. Ich benötigte zehnJahre, um den Entschluss zu fassen, auszusteigen.(…)Nachdem ich (auch) die (Sathya Sai Baba) Bewe-gung verlassen hatte, war ich der Leiter einerschwedischen Regierungsinstitution für Drogen-abhängige und Kriminelle und war nach Schwe-den zurückgekehrt. (...)Ich schreibe nun mein drittes Buch. Ich werdenicht den Mund halten (...).

Zitiert nach einem Vortrag von Conny Larsson, gehalten am 25. März 2006 bei einer Tagung der FECRIS (http://www.fecris.org)in Brüssel. Übersetzung aus dem Englischen: Friedrich Griess.

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? Welche Punkte der Checkliste findest du bei den vier Gruppen und den zugehörigen Fallbei-spielen wieder? Trage die entsprechenden Nummern bei den Gruppierungen ein:

m10 Beobachtungen für die eigene Recherche

Scientology

Zeugen Jehovas

Transzendentale Meditation

Universelles Leben

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m11 Menschen, Institutionen, Einrichtungen – Wer kann helfen, wenn … ?

Zuerst gilt: Wenn du dir Sorgen machst, dannsprich einen Menschen an, dem du vertraust: Je-manden aus deiner Familie, deiner Schule, deinerGemeinde, aus dem Sportverein. Reden – aus-sprechen ist immer gut.

TRAUT EUCH – MERKT EUCH!

1. Das Wichtigste: Miteinander reden, damit Probleme benannt werden können.2. Mit dem Betroffenen in Kontakt bleiben. So kann Rückzug und Isolation vermieden

werden. Gemeinsam etwas unternehmen, damit es auch außerhalb der „problematischenGruppe“ schöne Erlebnisse gibt.

3. Die eigene Meinung beibehalten! Dabei aber den Betroffenen nicht abwerten oder kritisieren.

Dachorganisationen(z.B. EZW Berlin/KSA Hamm)Aufgabe: InformationDie Mitarbeiter/-innen in diesen Einrichtungenuntersuchen wissenschaftlich die Weltanschau-ungsszene und schaffen Hintergrundwissen.

Ehe- und LebensberatungsstellenAufgabe: BeratungDie Mitarbeiter/-innen in diesen Einrichtungenleisten in Krisensituationen psychologischeHilfe.

Weltanschauungsbeauftragte Pfarrerinnenund Pfarrer (z.B. Evangelische Kirche imRheinland – Referat Sekten- und Weltan-schauungsfragen)Aufgabe: Information, Seelsorge, Begleitung und BeratungDie Mitarbeiter/-innen in diesen Einrichtungenkennen die Situation in ihrer Landeskirche bzw.ihrem Bistum.

Wenn sich später herausstellen sollte, dass mansich zu Unrecht Sorgen gemacht hat, dann um sobesser. Also: So offen wie möglich und so schnellwie möglich mit jemandem sprechen und Rat ein-holen.

Wenn du sofort Rat und Hilfe brauchst undüber dein Problem und deinen Kummer redenmöchtest, kannst du hier anrufen: DieBerater/Innen der TelefonSeelsorge sind täg-lich 24 Stunden anonym, vertraulich und kos-tenlos unter den folgenden Telefonnummernfür dich da:0800- 111 0 111 oder 0800-111 0 222

Spezialisierte Beratungsstellen(z.B. Sekten-Info NRW)Aufgabe: Information, psychologische und rechtlicheBeratungDie Mitarbeiter/-innen in diesen Einrichtungenbesuchen z.B. Schulklassen und informierenüber die neueste Entwicklung.

Das Kinder- und Jugendtelefon – Nummergegen Kummer e.V. ® bundesweit, kostenlos undanonym in den Sprechzeiten: Montag bis Freitag von 15.00 bis 19.00 Uhr unterder Telefonnummer 0800-111 0 333

DIE EINRICHTUNGEN DER AUTOREN UND DER AUTORIN DIESER AUSGABE:Evangelische Kirche im Rheinland – ReferatSekten- und WeltanschauungsfragenGraf-Recke-Straße 20940237 Düsseldorf, Fon 0211-3610 252Fax 0211-3610 258, Mail [email protected]

Sekten-Info Nordrhein-Westfalen e.V.Rottstr. 24, 45127 EssenTel.: 0201-234646; Fax: 0201-207617Sprechzeiten: Mo.-Fr. 9.30-12.00 Uhrund 13.00-15.30 Uhrhttp://www.sekten-info-nrw.de

Wenn man auf „Nummer sicher“ gehen will, kannman sich auch an Profis wenden. Es gibt bundes-weit eine ganze Reihe von Anlaufstellen, die Be-

troffenen und Aussteigern weiterhelfen. Hier kannman sich Rat und Unterstützung holen, aber aucheinen Freund oder Angehörigen dorthin begleiten.

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m12 Ist doch klar – oder doch nicht?!

? Nach allem, was du inzwischen über Sekten erfahren hast, kannst du dir schon ein recht diffe-renziertes Bild machen. Lies dir die Aussagen unten genau und in Ruhe durch – und entscheidedich dann für eine persönliche Einschätzung nach dem Motto „Trifft auf eine problematischeGruppierung eher zu“ bzw. „Trifft auf eine problematische Gruppierung eher nicht zu“ – immer ausder Perspektive eines Mitglieds:

1. Streit und kontroverse Diskussion um inhaltliche Fragen darf nicht vorkommen.

genau eher ja weiß nicht so recht eher nicht stimmt nicht

2. Wer aufmuckt und Kritik äußert, wird mit Liebesentzug bestraft.

genau eher ja weiß nicht so recht eher nicht stimmt nicht

3. Es gibt eine Führungs- oder Gründungsperson, die ein besonderes Wissen hat.

genau eher ja weiß nicht so recht eher nicht stimmt nicht

4. Die Leitung weiß immer besser, was für ein Mitglied gut ist, als das Mitglied selbst.

genau eher ja weiß nicht so recht eher nicht stimmt nicht

5. Es gibt ein festes Datum, an dem die Welt enden wird.

genau eher ja weiß nicht so recht eher nicht stimmt nicht

6. Nach dem Ende der Welt geht es nur den Mitgliedern dieser Gruppe gut – alle anderen sindverloren.

genau eher ja weiß nicht so recht eher nicht stimmt nicht

7. Um in der Gruppe anerkannt zu werden, muss ich Leistung bringen – sonst tauge ich nichtfür diese Gemeinschaft.

genau eher ja weiß nicht so recht eher nicht stimmt nicht

8. Die Gesellschaft/„die Anderen“ sind irregeleitet. Ihre Ansichten sind eindeutig falsch undkönnen nicht toleriert werden.

genau eher ja weiß nicht so recht eher nicht stimmt nicht

9. Der Kontakt zu Freunden oder Familienmitgliedern, welche die Regeln dieser Gruppierunginfrage stellen, muss eingeschränkt oder verhindert werden.

genau eher ja weiß nicht so recht eher nicht stimmt nicht

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Vorschläge

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Filmtipp – Der gesäuberte Planet – Eine Reise ins Innere der Scientology (DVD-educativ)Reportage von Rainer Fromm, BRD 2008, 25 Min., Farbe, FSK: LEHRSprache: DEUTSCHStichworte: Demokratie, Kirche, Scientology, SekteDie Scientology-Organisation ist aufgrund verstärkter Aktivitäten in Deutschland erneut in dasZentrum kontroverser Diskussionen geraten. Kirchliche Sektenbeauftragte kritisieren menschen-verachtende und demokratiefeindliche Einstellungen sowie unseriöse Heilsversprechungen derOrganisation. Die Innenminister von Bund und Ländern halten die Ziele von Scientology für un-vereinbar mit der Verfassung.Unter dem Titel „Der gesäuberte Planet – Eine Reise ins Innere der Scientology“ legt die evange-lische Filmproduktion MATTHIAS-FILM GmbH eine DVD vor, die zur kritischen Auseinandersetzungmit Scientology vor allem in Schulen ermuntert. Filmautor Dr. Rainer Fromm recherchierte inDeutschland, den USA und Österreich und sprach mit hochrangigen Scientologen, Sekten-Expertenund Aussteigern. – Sehr empfehlenswert für die Vertiefung der Unterrichtseinheit.Der Film ist erhältlich unter http://www.matthias-film.deRollenspiel – Am Ende der Unterrichtsreihe kann mit Hilfe der Fallbeispiele und der Werbeange-bote aus m2 ein Rollenspiel mit den Schülern und Schülerinnen erarbeitet und vorgespielt wer-den. Zwei Schüler/-innen übernehmen die Rolle der Anwerber und eine/r die Rolle eines Passan-ten in der Fußgängerzone oder eines Bürgers an der Haustür.Es geht hier nicht darum, die Glaubensinhalte einer Gruppierung exakt wiederzugeben, sonderndie Angesprochenen möglichst raffiniert zu einem Treffen zu überreden. Die Schüler/-innen kön-nen hier Überredungskünste aus ihrem eigenen Erfahrungsbereich einsetzen. Im Anschluss darankönnen im Unterrichtsgespräch folgende Punkte erarbeitet werden: 1. Wie gelingt es, durch einGespräch jemanden in die Enge zu treiben? 2. Wie fühlt sich derjenige? 3. Wie wird man unange-nehme Anwerber los?Die Schüler/-innen sollen lernen, 1. selbstbewusst und deutlich „Nein“ zu sagen (wenn sie nichtwollen); 2. Sich nicht in Diskussionen verwickeln zu lassen, denn mit Sätzen, wie „Haben Sieschon schlechte Erfahrungen mit unserer Gruppe gemacht?“ oder „Sind Sie nicht auch für denFrieden?“ oder „Was haben Sie gegen die Bibel?“ kommt man schnell in Erklärungsnotstand.Referat – Es können Referate zu weiteren Gruppierungen vergeben werden. Die vorherigeBeschäftigung mit den in diesem Heft vorgestellten Gruppierungen hilft den Schülern und Schü-lerinnen, eine Vorstellung zu entwickeln, worauf sie bei der Recherche zu „ihrer“ Gruppierung ach-ten können. Als Recherchematerial oder als Strukturbeispiel können auch die Faltblätter zu einigenGruppierungen von der EZW dienen. Im Falle einer Internetrecherche sind folgende Internetseitendienlich: http://www.religio.de, http://www.relinfo.ch, http://www.agpf.de. Die Ergebnisse derReferate sollten vorgetragen, diskutiert und zur Vertiefung des Wissens über die behandelten Grup-pierungen dienen. Die Checkliste dient dabei immer als Hintergrund für die Einschätzung derGruppierung.

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LLLiteratur (Auswahl)Ministerium für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit des Landes Nordrhein-Westfalen: Bausteine für Jugendarbeit und Schule zum Thema „Sogenannte Sekten und Psychogruppen“,Düsseldorf/Köln 2000

Jana Frey: Das eiskalte Paradies. Ein Mädchen beiden Zeugen Jehovas, Loewe Verlag, Bindlach 2000,ISBN 3785535694

Andreas Fincke, Matthias Pöhlmann; KompassSekten und religiöse Weltanschauungen – Ein Lexikon, Gütersloh 2004

Hans Krech, Matthias Kleiminger (Hg.): HandbuchReligiöse Gemeinschaften und Weltanschauungen.Im Auftrag der Kirchenleitung der VELKD, Gütersloh(Gütersloher Verlagshaus) 2006

Siehe auch http://www.ezw-berlin.de

LLZu den Autoren dieser Ausgabe

Sabine Riede, Jahrgang 1961, Päda-gogin. Studium der EvangelischenTheologie, Germanistik und Päda-gogik in Essen (Staatsexamen). Aus-bildung in Gesprächsführung undKrisenintervention bei der GwG.Synodalbeauftragte des Kirchen-kreises Essen. Seit 2003 Leiterin derInformations- und Beratungsstelledes Sekten-Info Nordrhein-Westfalen e.V.

Christoph Grotepass, Jahrgang 1965,Diplom-Theologe. Zusatzausbildungin Sozialmanagement. Ausbildungin klientenzentrierter Gesprächsfüh-rung bei der GwG. Seit 2002 Beraterund Referent beim Sekten-Info Nord-rhein-Westfalen e.V.

Andrew Schäfer, Jahrgang 1961,Theologe. Studium der Evange-lischen Theologie in Erlangen, Kassel und Bonn. Von 1994 bis 2001Synodalbeauftragter für Sekten- undWeltanschauungsfragen im Kirchen-kreis Bonn. Seit 2002 Landespfarrerund Beauftragter für Sekten- undWeltanschauungsfragen der Evan-gelischen Kirche im Rheinland. Zurzeit Zusatzausbil-dung in systemischer Familientherapie.

Zum Inhalt:in Religion enthält jeweils eine vollständigeUnterrichtsreihe mit■ ausführlichem Unterrichtsverlauf■ einsatzfertigen Materialien (Arbeitsblätter

mit Leitfragen, Vorschläge für Tafelbilder)■ einer „Ideenbörse“ für Weiterarbeit und

offenen Unterricht■ zwei farbigen Overheadfolien

Unser Ziel:in Religion bietet Ihnen Planungsmaterial füreinen aktuellen und schülerbezogenen Reli-gionsunterricht in der Sekundarstufe I. Dabeiwird versucht, das Wesen der christlichen Reli-gion herauszustellen, aber auch über traditio-nelle Ansätze hinausreichende Sichtweisen zuvermitteln. Die Arbeitsblätter sind so ange-legt, dass sich einzelne Teile zum selektivenEinsatz oder zur schwerpunktartigen Behand-lung herausgreifen lassen. Die Angabe „Dop-peljahrgangsstufe“ ist als Empfehlung zu ver-stehen und schließt den Einsatz in anderenKlassenstufen nicht aus.

Der Kontakt Wir freuen uns, wenn Sie uns Ihre Erfahrun-gen und Verbesserungsvorschläge mitteilen.Wenn auch Sie eine interessante Unterrichts-reihe ausgearbeitet haben, so schreiben Sieuns doch einfach:Bergmoser + Höller Verlag AGRedaktion :in Religion, Postfach 500404, 52088 Aachen, DEUTSCHLAND, EE [email protected]

ImpressumHerausgeber:Frank Troue, Gunther vom Stein

Erscheinungsweise:sechs bzw. neun Ausgaben pro Jahr

Abonnement pro Jahr:57,– € unverb. Preisempf. inkl. MwSt. für sechsHefte zzgl. 4,50 € Versandpauschale (innerhalbDeutschlands)85,50 € unverb. Preisempf. inkl. MwSt. für neunHefte zzgl. 6,75 € Versandpauschale (innerhalbDeutschlands)

Anzeigen:Petra WahlenTT 0241-93888-117

Mediengestaltung:graphodata AG, Aachen

Druck:Image Druck GmbH, Aachen

Verlag: Bergmoser + Höller Verlag AG,Karl-Friedrich-Str. 76, 52072 Aachen, DEUTSCHLANDTT 0241-93888-123, FF 0241-93888-188EE [email protected], www.buhv.de

Titelbild: Marvin Ristau/fotolia.de

ISSN 1434-2251

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