4
Neue Synth-Plug-ins von Mario Schumacher 56 beat 09 | 2012 SOFTBEAT Neue Synth-Plug-ins Native Instruments The Giant Eine Höhe von 3,7 Metern, ein Gewicht von über zwei Tonnen und bis zu drei Meter lange Saiten – das sind die eindrucksvollen Eckdaten des weltgrößten Klaviers, des Klavins-Piano Modell 370i. Kein Wunder, dass auch Uli Baronowsky von Galaxy Ins- truments dem Charme des Klanggiganten erlag und ihn mit allen seinen akus- tischen Facetten sampelte. Das Ergebnis ist eine 8 GB (4 GB komprimiert) große Bibliothek mit 13 Velocity-Stufen, fünf Release-Samples sowie speziellen Resonanz- und Oberton-Samples. In puncto Klangfülle und Dynamik stellt sie herkömmliche virtuelle Pianos weit in den Schatten und auch die weitreichenden Klanganpas- sungsmöglichkeiten sind außergewöhnlich. Neben ausdrucksstarken Piano-Sounds sind so auch glockige und Cembalo-ähnliche Klänge eine leichte Übung. Doch The Giant hat auch eine dunkle Seite, die in dem „Cinematic“-Patch zutage tritt: Hier erwarten Sie spielbare Obertöne und Resonanzen, gezupfte Saiten, Release-Sounds oder Effektklänge wie Schläge aufs Klavier, Kicks, Streichen oder Kratzen. Auch in diesem Kontakt-Instrument steht ein Faltungshallprozessor bereit. Die bereits aus Best Service Galaxy X [1] bekannte „FX Convolution“ gestattet es zudem, die Sounds auf faszinierende Weise durch die Mangel zu drehen. Für diese Funktion werden über 150 Impulsantworten von Piano-Effekten mitgeliefert, darun- ter schwebende Flächen, gespenstische Resonanzen, perkussive Klänge und sogar rhythmische Loops. Eine spannende Spielwiese für Sounddesigner. Fazit The Giant zeichnet sich durch einen äußerst kraftvollen und dynamischen Sound mit voluminösen Bässen sowie kristallklaren Höhen aus. Dank umfangrei- cher Klanggestaltungsoptionen erweist sich das preisgünstige virtuelle Piano als erstaunlich variabel und meistert den Einsatz in zahlreichen Stilen von Pop, Rock und R&B bis hin Jazz und Soul mit Bravour. Mit seinen ausdrucksstark spielba- ren Avantgarde-Klängen ist das Instrument zudem die erste Wahl für Film- und Ambient-Komponisten. Best Service Peking Opera Percussion Nach der virtuellen chinesischen Wölbbrettzither Gu Zheng präsentiert Best Service mit Peking Opera Percussion die zweite Sample-Bibliothek von Yellow River Sound. Die drei GB große Kollektion bietet dem Käufer den Zugriff auf eine umfangreiche Auswahl hochwertiger Drum- und Percussion-Instrumente, die in der traditionellen chinesischen Oper sowie in moderner chinesischer Musik zum Einsatz kommen. Alle Instrumente wurden mit höchster Detailtreue in 24-Bit- Qualität aufgenommen, wobei bis zu 16 Dynamikstufen für eine sehr dynamische Spielbarkeit sorgen. Die speziell angepasste Bedienoberfläche von Engine 2 gestat- tet das individuelle Einstellen des Mix der Instrumenten- und Raummikrofone. Das Instrumentenangebot rekrutiert sich aus vier Kategorien: In dem „Jingda“- Ordner finden Sie zwei Percussion-Sets, während in „Drums“ verschiedene Drum- Kits, große und kleinere chinesische Trommeln sowie verschiedene Sets und Ensembles bereitstehen. Bei den Drum-Patches können Sie mithilfe des MIDI-Con- trollers CC1 realistische Rolls spielen, wodurch authentische Crescendi möglich sind. Überdies werden verschiedene Glocken sowie Becken und Gongs mit unter- schiedlicher Größe und Stimmung geboten. Dank der MIDI-Grooves, die sich über Key-Switches triggern lassen, gelingen auf einfache Weise realistische Repetitio- nen und Rhythmen. So qualifiziert sich die Sample-Bibliothek auch für expressive Live-Performances. Wie bei Best Service’ „Evolution Series World Percussion“ ist es möglich, die Grooves via Drag-&-Drop in Ihre DAW zu übertragen, um sie nach Belieben anzupassen. Fazit Mit Peking Opera Percussion ist Best Service zweifelsohne eine der umfassendsten und hochwertigsten Sammlungen chinesischer Percussion-Instrumente geglückt. Die charaktervolle Sample-Bibliothek brilliert mit einer beeindruckenden Detail- tiefe und vermag sich durch ihre wunderbar natürlich klingenden und nuanciert spielbaren Multi-Samples von den Mitbewerbern abzusetzen. The Giant Peking Opera Percussion Entwickler: Native Instruments Web: www.nativeinstruments.de Bezug: Eigenvertrieb Preis: 99 Euro Format: Kontakt 5 Player Entwickler: Best Service Web: www.bestservice.de Bezug: Eigenvertrieb Preis: 119 Euro Format: VST, AU, RTAS, unabhängig Bewertung: Bewertung: [1] Siehe Beat 06|2012, nachzubestellen im www.falkemedia-shop.de 09 / 12 EMPFEHLUNG der Redaktion

Neue Synth-Plug-ins - re-compose.de Beat_-_Test_neuer... · Neue Synth-Plug-ins von Mario Schumacher 56 beat 09 | 2012 SOFTBEAT Neue Synth-Plug-ins Native Instruments The Giant Eine

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Neue Synth-Plug-ins von Mario Schumacher

56 beat 09 | 2012

SOFTBEATNeue Synth-Plug-ins

Native Instruments

The GiantEine Höhe von 3,7 Metern, ein Gewicht von über zwei Tonnen und bis zu drei Meter lange Saiten – das sind die eindrucksvollen Eckdaten des weltgrößten Klaviers, des Klavins-Piano Modell 370i. Kein Wunder, dass auch Uli Baronowsky von Galaxy Ins-truments dem Charme des Klanggiganten erlag und ihn mit allen seinen akus-tischen Facetten sampelte. Das Ergebnis ist eine 8 GB (4 GB komprimiert) große Bibliothek mit 13 Velocity-Stufen, fünf Release-Samples sowie speziellen Resonanz- und Oberton-Samples. In puncto Klangfülle und Dynamik stellt sie herkömmliche virtuelle Pianos weit in den Schatten und auch die weitreichenden Klanganpas-sungsmöglichkeiten sind außergewöhnlich. Neben ausdrucksstarken Piano-Sounds sind so auch glockige und Cembalo-ähnliche Klänge eine leichte Übung.

Doch The Giant hat auch eine dunkle Seite, die in dem „Cinematic“-Patch zutage tritt: Hier erwarten Sie spielbare Obertöne und Resonanzen, gezupfte Saiten, Release-Sounds oder Eff ektklänge wie Schläge aufs Klavier, Kicks, Streichen oder Kratzen. Auch in diesem Kontakt-Instrument steht ein Faltungshallprozessor bereit. Die bereits aus Best Service Galaxy X [1] bekannte „FX Convolution“ gestattet es zudem, die Sounds auf faszinierende Weise durch die Mangel zu drehen. Für diese Funktion werden über 150 Impulsantworten von Piano-Eff ekten mitgeliefert, darun-ter schwebende Flächen, gespenstische Resonanzen, perkussive Klänge und sogar rhythmische Loops. Eine spannende Spielwiese für Sounddesigner.

FazitThe Giant zeichnet sich durch einen äußerst kraftvollen und dynamischen Sound mit voluminösen Bässen sowie kristallklaren Höhen aus. Dank umfangrei-cher Klanggestaltungsoptionen erweist sich das preisgünstige virtuelle Piano als erstaunlich variabel und meistert den Einsatz in zahlreichen Stilen von Pop, Rock und R&B bis hin Jazz und Soul mit Bravour. Mit seinen ausdrucksstark spielba-ren Avantgarde-Klängen ist das Instrument zudem die erste Wahl für Film- und Ambient-Komponisten.

Best Service

Peking Opera PercussionNach der virtuellen chinesischen Wölbbrettzither Gu Zheng präsentiert Best Service mit Peking Opera Percussion die zweite Sample-Bibliothek von Yellow River Sound. Die drei GB große Kollektion bietet dem Käufer den Zugriff auf eine umfangreiche Auswahl hochwertiger Drum- und Percussion-Instrumente, die in der traditionellen chinesischen Oper sowie in moderner chinesischer Musik zum Einsatz kommen. Alle Instrumente wurden mit höchster Detailtreue in 24-Bit-Qualität aufgenommen, wobei bis zu 16 Dynamikstufen für eine sehr dynamische Spielbarkeit sorgen. Die speziell angepasste Bedienoberfl äche von Engine 2 gestat-tet das individuelle Einstellen des Mix der Instrumenten- und Raummikrofone.

Das Instrumentenangebot rekrutiert sich aus vier Kategorien: In dem „Jingda“-Ordner fi nden Sie zwei Percussion-Sets, während in „Drums“ verschiedene Drum-Kits, große und kleinere chinesische Trommeln sowie verschiedene Sets und Ensembles bereitstehen. Bei den Drum-Patches können Sie mithilfe des MIDI-Con-trollers CC1 realistische Rolls spielen, wodurch authentische Crescendi möglich sind. Überdies werden verschiedene Glocken sowie Becken und Gongs mit unter-schiedlicher Größe und Stimmung geboten. Dank der MIDI-Grooves, die sich über Key-Switches triggern lassen, gelingen auf einfache Weise realistische Repetitio-nen und Rhythmen. So qualifi ziert sich die Sample-Bibliothek auch für expressive Live-Performances. Wie bei Best Service’ „Evolution Series World Percussion“ ist es möglich, die Grooves via Drag-&-Drop in Ihre DAW zu übertragen, um sie nach Belieben anzupassen.

FazitMit Peking Opera Percussion ist Best Service zweifelsohne eine der umfassendsten und hochwertigsten Sammlungen chinesischer Percussion-Instrumente geglückt. Die charaktervolle Sample-Bibliothek brilliert mit einer beeindruckenden Detail-tiefe und vermag sich durch ihre wunderbar natürlich klingenden und nuanciert spielbaren Multi-Samples von den Mitbewerbern abzusetzen.

The Giant Peking Opera PercussionEntwickler: Native InstrumentsWeb: www.nativeinstruments.deBezug: Eigenvertrieb

Preis: 99 Euro Format: Kontakt 5 Player

Entwickler: Best ServiceWeb: www.bestservice.deBezug: Eigenvertrieb

Preis: 119 Euro Format: VST, AU, RTAS, unabhängig

Bewertung: Bewertung:

[1] Siehe Beat 06|2012, nachzubestellen im www.falkemedia-shop.de

09 / 12

EMPFEHLUNGder Redaktion

beat 09 | 2012 57

SOFTBEATNeue Synth-Plug-ins

Sonivox

WobbleEs war nur eine Frage der Zeit, bis der erste auf Dubs-tep- und Grime-Sounds spezialisierte Synthesi-zer das Neonlicht der Plug-in-Welt erblickt. Mit sei-ner Spectral-Morphing-Synthese möchte Sonivox’ Wobble auch Einsteigern das Erstellen ausdrucksstar-ker Bässe, Lead- und Eff ektklänge ermöglichen. Dabei gibt es leider keine Möglichkeit, Klänge von Grund auf zu erzeugen. Vielmehr sind die Klangfarben der 200 Presets vordefi niert, wobei kraftvolle analoge Sounds auf knarzige digitale Spektren treff en.

Die klar strukturierte Bedienoberfl äche mit groß-zügig dimensionierten Reglern bietet den Zugriff auf Parameter wie den Obertongehalt sowie die Fil-

terfrequenzen und -resonanzen der beiden Synthe-sizer-Kanäle. Mithilfe von zwei LFOs können diese und weitere Parameter eindrucksvoll moduliert wer-den. Das Highlight des Synthesizers ist sein Modu-lationsgenerator, mit dem sich komplexe rhythmi-sche Klangmanipulationen wie eine temposynchrone Automatisierung der LFO-Rate realisieren lassen. Nicht minder clever ist die „Intelligent Rhythm Con-trol“, welche die gespielten Noten in Echtzeit quan-tisiert. Auf einer eigenen Bildschirmseite fi nden sich die Eff ekte Chorus, Tempo-Delay und Hall. Für einen Synthesizer, der sich eine einfache Bedienbarkeit auf die Fahnen schreibt, leistet sich Wobble von der unkomfortablen Preset-Verwaltung bis hin zur hake-ligen Handhabung allerdings einige unnötige Schwä-chen in Sachen Ergonomie.

FazitDer Preis von Wobble ist für das Gebotene zu hoch ange-setzt, insbesondere im Vergleich zu Synthesizern wie NI Razor und Massive sowie Sugar Bytes Cyclop, die eben-falls für Dubstep-Klänge prädestiniert sind, sich aber wesentlich vielseitiger zeigen. Eine verschenkte Chance, zumal vor allem der Pattern-Generator großes Potenzial birgt. Mit seinem kraftvollen, dreckigen Sound und sei-nem einfachen Zugang zur Klangmodifi kation und -Steu-erung über MIDI wird das virtuelle Instrument dennoch seine Käuferschaft fi nden.

WobbleEntwickler: SonivoxWeb: www.sonivoxmi.comBezug: Fachhandel

Preis: 119 Euro Format: VST, AU, RTAS, unabhängig

Bewertung:

Arturias Hybrid-Instrumente der Analog Experience Serie bieten

die Direktheit eines Hardware-Synthesizers kombiniert mit der

Flexibilität einer Software-basierten Klangerzeugung.

Die Software bietet

über 4300 Sounds der mehrfach prämierten Arturia Vin-

tage Emulationen und die hochwertigen USB Keyboards ermöglichen den direkten Zugriff auf

alle wichtigen Funktionen.

Machen Sie sich bereit für ein neues Synthesizer-Erlebnis.

Vertrieb für Deutschland und Österreich: www.tomeso.de ■ [email protected] ■ www.twitter.com/tomeso ■ www.facebook.com/tomeso

Neue Synth-Plug-ins von Mario Schumacher

ANAEntwickler: Sonic AcademyWeb: sonicacademy.com Bezug: Eigenvertrieb

Preis: 50 britische Pfund Format: VST, AU

Bewertung:

58 beat 09 | 2012

SOFTBEATNeue Synth-Plug-ins

Re-Compose

Liquid NotesWährend das Angebot an Software zur klanglichen Opti-mierung von Musik unüberschaubar groß ist, gibt es nur wenige Werkzeuge, die bei der Komposition unterstüt-zen. Hier bringt sich das Stand-alone-Programm Liquid Notes ins Spiel, mit der Sie die harmonische Struktur und die Komplexität von Akkorden innerhalb einer Kompo-sition verändern können. Das Programm lässt sich mit allen gängigen DAWs betreiben, wobei die Verbindung über einen virtuellen MIDI-Treiber wie dem mitgelieferten „LoopBe30“ für Windows erfolgt.

Zunächst muss die zu analysierende MIDI-Datei in Liquid Notes importiert werden. Ein Assistent hilft bei dem Routing sowie der korrekten Erkennung der Melo-die-, Harmonie-, Bass- und Percussion-Spuren. Zugegeben, die Einrichtung ist konzeptbedingt etwas umständlich. Ist man damit aber erst einmal vertraut, lässt sich mit dem Programm erstaunlich intuitiv arbeiten. Nach erfolgtem Import können Sie jeden erkannten Akkord mithilfe eines Schiebereglers verändern. Des Weiteren ist es möglich, die Funktion der jeweiligen Akkorde oder ihre „Tension“ zwi-schen konsonant und dissonant anzupassen. Ferner kann Liquid Notes Ihnen nützliche Vorschläge für geeignete Akkordfolgen liefern. Wenn Sie mit der neuen Harmonie-abfolge zufrieden sind, können Sie diese im MIDI-Format exportieren, um sie schließlich in Ihrer DAW weiterzuver-wenden. Alternativ können Sie die MIDI-Daten, die Liquid Notes ausgibt, in Ihrer DAW aufnehmen. Ein weiteres nützliches Ausstattungsmerkmal ist der Live-Modus, der das fehlerfreie Improvisieren in Echtzeit ermöglicht. Vor-arrangierte MIDI-Vorlagen sind beim Komponieren neuer Stücke eine hervorragende Hilfe.

FazitOb Sie neue Akkordfolgen ausprobieren, mehr Farbe in ihre Kompositionen bringen oder live zu Musikstü-cken improvisieren möchten: als leistungsfähiges Kre-ativwerkzeug hilft Liquid Notes, bei der Komposition ausgetretene Pfade zu verlassen und neue Ideen aus-zuprobieren. Eine ausgezeichnete Umsetzung einer innovativen Idee! 

Sonic Academy

ANA ANA – von hinten wie von vorne. Rotor. Legovogel. O Genie, der Herr ehre dein Ego! – Doch genug der Palin-drome. Der griffi ge Name des Plug-ins von Sonic Aca-demy steht für „Analog.Noise.Attack” und bringt die Besonderheiten des Synths auf den Punkt. Neben zwei virtuellen analogen Oszillatoren verfügt er über zwei weitere Typen: Während der „Advanced-Noise“-Oszillator mit rauschhaften PCM-Wellenformen auf-wartet, dient das „Attack“-Modell der Betonung des Anschlags eines Klangs. Insgesamt stehen stolze 57 verschiedene Wellenformen zur Wahl, wodurch ein breites Spektrum zwischen analogen und digitalen Standards, rauschhaften Klängen sowie elektrischen und akustischen Instrumentensounds abgedeckt wird. Bei einem modernen virtuell-analogen Synthe-sizer darf natürlich auch eine Unisono-Funktion nicht fehlen. Möglichkeiten zur Oszillatorsynchronisation sowie Pulsweiten-, Frequenz und Ringmodulation ver-misst man hingegen.

Die Klangformung übernehmen zwei seriell oder parallel schaltbare Multimode-Filter mit 13 Typen inklusive klassischen und Formant-Modellen. Für Modulationen sind drei ADSR-Hüllkurven sowie zwei LFOs an Bord. Darüber hinaus lassen sich zwei freie Modulationszuweisungen erstellen, was angesichts der umfangreichen Ausstattung des Synthesizers ein wenig dürftig erscheint. Ein Highlight ist hingegen die grafi sche Hüllkurve, die das Einzeichnen eigener Kur-ven mit bis zu 16 Punkten zulässt und sich besonders bei der Erzeugung von Drum- und Percussion-Klängen als nützlich erweist.

FazitObwohl bei ANA einige Ausstattungsmerkmale feh-len, die bei virtuell-analogen Klangerzeugern längst zum guten Ton gehören, hat es das Plug-in wirklich in sich. Insbesondere dank der PCM-Wellenformen sichert es sich seine eigene Nische im Synthesizer-Dschun-gel. Zu einem attraktiven Preis erhalten Sie ein gut klin-gendes, vielseitiges und einsteigerfreundliches Kreativ-werkzeug, das vor allem bei klassischen und modernen Dance-Klängen glänzt.

Liquid NotesEntwickler: Re-ComposeWeb: www.liquid-notes.comBezug: Eigenvertrieb

Preis: 139 Euro Format: unabhängig

Bewertung:

1 Rave-LeadLaden Sie die Demo in Ihrem Sequenzer und klicken Sie auf Init. Nicht zuletzt dank

des „Advanced-Noise“-Oszillators stellt der Syn-thesizer eine Geheimwaff e für klassische Rave-Sounds dar. Drehen Sie den Wav-Vol-Regler des ersten Oszillators ganz nach links und den des dritten voll auf. Wählen Sie dann für Oszillator 3 die Wellenform Megachord an.

2 FiltereinstellungenKlicken Sie auf Key Track, um den Klang chromatisch spielen zu können. Wech-

seln Sie dann zur Filtersektion und selektieren Sie das Modell 4-Pole-Vintage. Nun möchten wir dem Klang zu einer dynamischeren Spielbarkeit verhelfen. Stellen Sie dazu einen Cuto� -Wert von etwa 50% ein, drehen Sie den Env-Regler voll auf und passen Sie das Filter wie abgebildet an.

3 E� ekteWenn Sie hier nun einen hohen Velo-Wert einstellen, beeinfl usst die

Anschlagstärke die Modulationsintensität der Filterhüllkurve. Zur Klangveredelung aktivieren wir die Eff ekte Kompressor, Delay und Reverb. Der Kompressor sorgt für einen knalligeren Anschlag des Sounds. Passen Sie schließlich den Delay- und den Halleff ekt nach Belieben an.

09 / 12

GEHEIMTIPPder Redaktion

beat 09 | 2012 59

SOFTBEATNeue Synth-Plug-ins

NachgefragtDr. Stefan M. Oertl, Geschäftsführer und Entwick-lungsleiter des Wiener Unternehmens Re-Com-pose GmbH, über flüssige Noten und musikalische Intelligenz. Beat / Wodurch zeichnet sich Liquid Notes aus?Stefan / Mit Liquid Notes wird es zum ersten Mal möglich, Ideen zu Musikstücken einfach, schnell und auch ohne großartige musikalische Vorkenntnisse auf höchstem kompositorischen Niveau umzusetzen. Eine Besonderheit ist die Bedienoberfläche, die jede Harmo-nie auf minimalistische Art durch eine Box mit einem einfachen Regler repräsentiert. Der Regler kann ver-schoben werden, um Akkorde durch andere zu erset-zen, und gedreht, um die jeweilige „Tension“ zu erhö-

hen oder zu mindern (konsonant bis dissonant). Die jeweilige „Schrägheit“ des Akkords wird mit einem Farbcode von Grün bis Rot angegeben. Am oberen Rand der Box findet man die vollständige Akkordbe-zeichnung in Jazz-Symbolik, z. B. „Ebaug7“. Darunter gibt es in jeder Box drei Schalter, um die Akkordfunk-tion zwischen Tonika, Subdominante und Dominante zu ändern, was wiederum unzählige neue Wege der Harmonieabfolge erlaubt. Insbesondere Funktions-wechsel in der Harmonieabfolge haben meist ein intensives Hörerlebnis zur Folge. Das ist genau das, wonach wir beim Musikhören streben. Des Weite-ren erlaubt die Veränderung der Stellung der Reg-ler zueinander die Konstruktion von einer Vielzahl von Kadenzen, im weitesten Sinn also interessanten Harmonieabfolgen.

Bei jeder Änderung bewegen sich die Töne des gesamten Arrangements in Echtzeit zur neuen Harmo-nie. Das heißt, im extremsten Fall ändern sich die Töne aller Stimmen (mit Ausnahme der Percussion), um die neue Harmonie aufzuspannen. All das erfolgt im Ras-ter unserer westlichen Hörgewohnheit. Mit Drag-&-Drop im Sequenzer ist das eine extrem umständliche Arbeit, die für jeden Harmoniewechsel neu erledigt werden müsste. Bei drei Instrumentenspuren ist das vielleicht noch einigermaßen vertretbar, wenn auch mühsam und langwierig. Aber bei vielen Spuren, viel-leicht ab zehn, ist das nicht mehr praktikabel.

Man kann so sehr rasch sehr viele Kombinationen von spannenden Akkorden und Skalen ausprobieren und aus seinen alten (meist einfachen) Harmoniege-wohnheiten ausbrechen, ohne sich dabei im Nirvana der komplexen Musiktheorie zu verlieren. Beim Kom-ponieren kommt es ja meistens gar nicht darauf an, dass man die spektakulärsten Jazz-Akkorde produziert. Liquid Notes bringt auch kleine Änderungen punkt-genau hin. Vielleicht ist das eine kleine Modulation, die einen Techno-Track nach einer langen Phase mit

wenig Änderungen spannend macht, oder eine mini-male, aber interessante Variation im Refrain eines Popstücks.

Beat / Inwiefern kann Liquid Notes als Ideenlieferant fungieren?Stefan / Liquid Notes ist ein sehr mächtiger Assistent beim Komponieren, aber nicht der Meister. Das Pro-gramm ist dazu gedacht, Komponisten zur Seite zu ste-hen und nicht, um sie zu bevormunden. Es verändert die Handschrift des Komponisten nicht, sondern hilft mit neuen Ideen und Wegen innerhalb seines musika-lischen Denksystems. Die Software kann in jeder Phase einer Komposition oder Produktion zum Einsatz kom-men. Man kann Liquid Notes während der Entstehung eines Stücks als Harmonieassistenten nutzen oder es auf komplett fertige Stücke anwenden. So wird es bei-spielsweise im Musikstudio möglich, einem Kunden in kürzester Zeit mehrere Versionen eines Musikstücks zu präsentieren. Liquid Notes lässt sich aber auch „vom leeren Blatt weg“ nutzen. Dafür bieten wir Akkord-Templates an. Das sind ganz einfache Akkordfolgen, mit denen man über Liquid Notes so lange spielen kann, bis sich die Idee für ein Stück herauskristallisiert hat. Diese Elemente baut man einfach später wieder ins fortgeschrittenere Stück ein und arbeitet sich so schrittweise vor.

Musikalische Laien holen sich mit dem Programm Harmonielehre in einer Box. Profis können sehr schnell neue und komplexe Harmonien ausprobieren, auf die sie vielleicht ad hoc nicht gekommen wären, weil sie beim Komponieren in einer Gewohnheit festsit-zen oder an weitere Möglichkeiten gar nicht denken. Aber unabhängig davon, wie intensiv das Programm eingesetzt wird, die letzte kreative Entscheidung trifft immer der Komponist selbst. www.re-compose.com

DARK

2 x 8-stufiger Analogsequenzer

USB/Midi CV/Gate

TIMEdoepfer.de