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Die Bibliothek der Sukkulenten-Sammlung Zürich gehört zu den komplettesten Spezialbibliotheken auf dem Gebiet der Sukkulenten. Neben den laufenden Abonnements aller wichtiger Sukkulentenzeitschriften schafft die Bibliothek soweit wie möglich auch alle relevanten Bücher und Broschüren zu Sukkulententhemen an. Die 2015 beschafften Publikationen werden in dieser digitalen Ergänzung zum Jahresmagazin «Spitze!» vom wissenschaftlichen Mitarbeiter der Sukkulenten-Sammlung Zürich kurz vorgestellt und kritisch gewertet. Die Bibliothek der Sukkulenten-Sammlung Zürich ist öffentlich zugänglich. Sie funktioniert als Präsenzbibliothek, d.h. die Publikationen müssen vor Ort angeschaut werden, und eine Ausleihe ist nicht möglich. Möchten Sie ein Buch oder eine Zeitschrift anschauen? Vereinbaren Sie vorgängig einen Termin ([email protected] oder Telefon 044 412 12 80), damit wir die gewünschten Dinge für Sie vorbereiten können.
Citation preview
Neues aus der BücherweltDigitales Supplement zu Spitze! 2016 Das Jahresmagazin der Sukkulenten-Sammlung Zürich
Schönheitsprothese für den Säulenkaktus S. 20
Rosenwurz gegen Stress S. 2
Zwanzig Jahre Förderverein S. 24
Spitze!Das Jahresmagazin der Sukkulenten- Sammlung Zürich 2016
Die Bibliothek der Sukkulenten-Sammlung Zürich gehört zu den
komplettesten Spezialbibliotheken auf dem Gebiet der Sukku-
lenten. Neben den laufenden Abonnements aller wichtiger
Sukkulentenzeitschriften schafft die Bibliothek soweit wie mög-
lich auch alle relevanten Bücher und Broschüren zu Sukkulen-
tenthemen an.
Die 2015 beschafften Publikationen werden in dieser digitalen
Ergänzung zum Jahresmagazin «Spitze!» vom wissenschaftli-
chen Mitarbeiter der Sukkulenten-Sammlung Zürich kurz vor-
gestellt und kritisch gewertet.
Die Bibliothek der Sukkulenten-Sammlung Zürich ist öffentlich
zugänglich. Sie funktioniert als Präsenzbibliothek, d.h. die Publi-
kationen müssen vor Ort angeschaut werden, und eine Ausleihe
ist nicht möglich.
Möchten Sie ein Buch oder eine Zeitschrift anschauen? Verein-
baren Sie vorgängig einen Termin (sukkulenten@zuerich oder
Telefon 044 412 12 80), damit wir die gewünschten Dinge für Sie
vorbereiten können.
Impressum: Spitze! © Sukkulenten-Sammlung Zürich, Grün Stadt Zürich, Zürich, Februar 2016 | Redaktion: Gabriela S. Wyss und Urs Eggli | Gestaltung: Angelika Wey-Bomhard, Zürich | Spitze! sowie das digitale Supplement «Neues aus der Bücherwelt» erscheint 1x jährlich. | Die nächste Spitze! erscheint im Februar 2017.
Spitze! sowie das digitale Supplement sind im Internet frei auf
der Homepage der Sukkulenten-Sammlung Zürich verfügbar:
stadt-zuerich.ch/sukkulenten
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Bewertung: Für jedermann Für Fortgeschrittene Für Fachleute Schade um den Aufwand
Bañares Baudet, A. (2015):
Las plantas suculen-tas (Crassulaceae) endémicas de las Islas Canarias. Santa Cruz de Tenerife (ES): Turquesa.
278 pp., ills., Verbreitungskarten,
Bestimmungsschlüssel. — Spanisch.
Die Kanarischen Inseln sind seit langem
als «Hotspot» der Sukkulentenvielfalt be-
kannt, wobei die Dickblattgewächse den
Löwenanteil ausmachen. Entsprechend
willkommen ist das vorliegende Buch zu
dieser Gruppe. Die einleitenden Kapitel
befassen sich mit der Familie als Ganzes
unter dem Blickwinkel des Vorkommens
auf den Kanaren inkl. Bemerkungen zu
speziellen Anpassungen und Hybriden.
Der Hauptteil des Buches wird von den
Vorstellungen der einzelnen Arten der
Gattungen Aeonium, Aichryson, Monan-
thes und Sedum eingenommen, die für
jede Gattung nach Sektionen und inner-
halb der Sektionen alphabetisch ange-
ordnet sind, gefolgt von den benannten
Hybriden. Literaturangaben und ein
Glossar runden das Buch ab. Die Art-
vorstellungen beginnen mit der Liste der
Synonyme und einer standardisierten Be-
schreibung, gefolgt von allgemeinen Be-
merkungen, Angaben zu Hybriden, zur
Kultur und zu den Vorkommen. Dazu
Neues aus der Bücherwelt Supplement zu Spitze! 2016
kommen je einige Bilder (Fotos und
Zeichnungen) sowie eine Verbreitungs-
karte.
Leider ist das Layout des Buches nicht
sonderlich lesefreundlich, und die Quali-
tät der Abbildungen ist variabel. Entspre-
chend sind die Bilder beim Bestimmen
nicht immer hilfreich. Das Buch behandelt
nur die auf den Kanaren endemischen
Crassulaceen, und so fehlen die paar Ar-
ten von Crassula und Umbilicus leider, da
sie auch andernorts vorkommen. Das ist
schade, denn mit wenig Aufwand hätte
das Buch alle auf den Kanaren vorkom-
menden Arten der Familie behandeln
können. Abgesehen davon ist das Werk
aber allen Dickblattliebhaberinnen und
-liebhabern zu empfehlen.
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Bewertung: Für jedermann Für Fortgeschrittene Für Fachleute Schade um den Aufwand
Barthlott, W., Burstedde, K., Geffert, J. L., Ibisch, P. L., Korotkova, N., Miebach, A., Rafiqpoor, M. D., Stein, A. & Mutke, J. (2015):
Biogeography and biodiversity of cacti. Biogeographie und Biodiversität der Kakteen. Oldenburg (DE): Detlev Metzing für die
Deutsche Kakteen-Gesellschaft /
Universitätsverlag Isensee. 205 pp.,
ills., Verbreitungskarten. — Deutsch /
Englisch.
Nach rund 25 Jahren Arbeit wird hier ein
einmaliger Atlas der Verbreitung der Kak-
teen vorgelegt. Die einleitenden Kapitel
befassen sich mit den Grundlagen der
Ökologie und Biogeographie der Kakte-
en, mit der Phylogenie und Evolution der
Familie, mit Verbreitungsmustern und
Endemismus und mit dem Naturschutz
der «Hotspots» der Kakteenvielfalt. Der
Hauptteil wird von den Verbreitungskar-
ten eingenommen: Auf 270 Karten wer-
den die Verbreitungsgebiete fast aller der
gut 1430 von den Autoren anerkannten
Arten der Familie dargestellt.
Diese Verbreitungskarten sowie die ana-
lytischen Karten der Verbreitungsschwer-
punkte (Diversitäts-Hotspots) ganzer Gat-
tungen oder Gruppen vermitteln einen
Neues aus der Bücherwelt Supplement zu Spitze! 2016
detaillierten Überblick über die weltweiten
natürlichen Kakteenvorkommen. Die
Karten wurden vor allem aufgrund publi-
zierter Informationen aus Florenwerken,
Monographien und Zeitschriftenbeiträgen
zusammengestellt. Wenn diese Angaben
nur sehr generell waren, wurden sie mit
Hilfe ökologischer Parameter (Höhe,
Klima, Satellitenbilder) auf potentiell
wahrscheinliche Vorkommen eingeengt.
Die Vorkommen sind als Flächen darge-
stellt, was in vielen Fällen nicht der Reali-
tät entsprechen wird. Doch das zeitauf-
wändige Erstellen von Punktkarten hätte
die Veröffentlichung um Jahre verzögert.
Schade ist, dass bei mehreren Karten zu
Arten grösserer Gattungen nicht immer
derselbe Kartenausschnitt gezeigt wird.
Das macht das Vergleichen z.B. bei Mam-
millaria sehr schwierig, v.a. auch weil
Längen-/Breitengradangaben fehlen.
Abgesehen davon ist das Buch eine sehr
empfehlenswerte Publikation.
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Bewertung: Für jedermann Für Fortgeschrittene Für Fachleute Schade um den Aufwand
Bayer, M. B. (2014):
Haworthia update. Essays on Hawor-thia, Volume 11. St. Michaels on Wyre (GB): Alster-
worthia International / Harry Mays.
55 pp., ills. — Englisch.
«Nicht schon wieder!» Man kann sich
angesichts der neuesten Ergänzung zur
seinerzeitigen Haworthia-Monographie
(publiziert 1999) einen schweren Seufzer
nicht ersparen. Wie schon die letzten
Bände widmet sich auch der Band 11 der
Updates unter dem Titel «Still another
view» der ungeheuren Variabilität von
Haworthia retusa, H. mirabilis und ver-
wandten Arten. Und wiederum zeigt der
Autor mit zahlreichen Bildern und mit
schon fast unverdaulicher Detailverliebt-
heit die unendlichen Variationen, wie sie
bei Einzelpflanzen selbst ein und dersel-
ben Population angetroffen werden
können. Wer hier den Überblick verliert,
braucht keine Entschuldigung. Wirklich
Neues wird nicht präsentiert. Der Band ist
wie seine Vorgänger von eher mässiger
Druckqualität mit häufig etwas flau wir-
kenden Bildern. Nur die allergrössten
Haworthia-Fans werden sich die Anschaf-
fung überlegen wollen.
Neues aus der Bücherwelt Supplement zu Spitze! 2016
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Bewertung: Für jedermann Für Fortgeschrittene Für Fachleute Schade um den Aufwand
Blum, W., Oldach, T., Oldach, J. & Baues, W. (2015):
Echinocereus. Die triglochidiatus-Gruppe. Subgenus Triglochidiata. München (DE): Arbeitsgruppe Echino-
cereus der Deutschen Kakteen-
Gesellschaft e.V. 264 pp., ills., Karten,
Bestimmungsschlüssel. (= Echinoce-
reenfreund Sonderausgabe 2015)
— Deutsch.
Aus dem Kreis der in Sachen Echinoce-
reus engagierten deutschen Liebhaber ist
ein weiteres Buch zu einer Teilgruppe der
Gattung erschienen. Diesmal werden die
Arten der Gruppe Echinocereus triglochi-
diatus thematisiert: E. triglochidiatus (mit
einer Unterart und einer benannten Form)
und E. arizonicus (mit zwei Unterarten). In
gewohnt akribischer Manier werden die
einzelnen Arten, Unterarten und die be-
nannte Form detailliert behandelt, mit
Synonymlisten, einer ausführlichen Dis-
kussion, einer kompletten Beschreibung,
einer Verbreitungskarte sowie zahlreichen
Abbildungen. Ebenfalls kurz gestreift
(mehrheitlich mit Wiedergabe der Origi-
nalbeschreibungen in deutscher Überset-
zung) werden die wichtigsten Synonyme.
Ein Anhang behandelt die wenigen be-
kannt gewordenen Hybriden mit anderen
Arten der Gattung. Ein Bestimmungs-
Neues aus der Bücherwelt Supplement zu Spitze! 2016
schlüssel fehlt nicht und wird durch eine
vergleichende tabellarische Zusammen-
stellung der Morphologie der Taxa er-
gänzt. Ein kurzer Exkurs über die Pflege
und Vermehrung rundet den gelungenen
Band ab. Für die weniger auf die Gattung
Echinocereus spezialisierten Lesenden ist
der Band mit seiner akribischen Detail-
fülle fast zu viel des Guten, und bei den
Abbildungen hätte eine Beschränkung
auf das Wesentliche dem Buch keinen
Abbruch getan. Trotzdem für alle Spezia-
listinnen und Spezialisten unverzichtbar.
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Bewertung: Für jedermann Für Fortgeschrittene Für Fachleute Schade um den Aufwand
Breslin, P., Romero, R., Starr,
G. & Watkins, V. (2015): Field guide to cacti and other succulents of Arizona. Tucson (US): Tucson Cactus and
Succulent Society. 302 pp., ills.,
Verbreitungskarten. — Englisch.
Kein US-amerikanischer Bundesstaat hat
eine grössere Sukkulentenvielfalt als Ari-
zona. Und auch wenn es bereits eine
ganze Reihe von Feldführern v.a. zu den
Kakteen der südwestlichen USA gibt, füllt
das Buch in seiner Machart und Informa-
tionsmenge eine Lücke. Das Werk stellt
nicht weniger als 130 Arten (90 Kakteen-
arten aus 18 Gattungen, 16 Agaven-
gewächse und 24 ausgewählte weitere
Sukkulenten) auf je einer Doppelseite vor.
Die detaillierte Beschreibung wird jeweils
ergänzt durch Bemerkungen zur Namens-
herkunft, zur natürlichen Verbreitung (mit
Karte) und Bemerkungen zu Artenschutz,
Kultur etc., sowie in der Regel drei Fotos.
Bestimmungsschlüssel gibt es leider kei-
ne, aber in Anbetracht der überschauba-
ren Artenzahlen ist das Werk doch eine
Neues aus der Bücherwelt Supplement zu Spitze! 2016
gute Bestimmungshilfe. Das Buch wurde
von einem Autorenteam verfasst, die alle
Mitglied der Tucson Cactus and Succu-
lent Society sind, deren Geschichte zu
Beginn des Buches kurz gewürdigt wird.
Es folgen einige Seiten mit einführenden
Informationen (z.B. zur Terminologie der
Pflanzenteile) sowie eine kurze Vorstel-
lung der Gattungen. Der Hauptteil des
sehr empfehlenswerten Buches wird von
den Vorstellungen der Arten eingenom-
men. Das Buch kann allen Pflanzeninter-
essierten empfohlen werden, die Arizona
schon kennen oder kennen lernen wollen.
Dass einige Sukkulentengruppen (z.B. die
Portulakgewächse und Verwandte) feh-
len, beeinträchtigt die Freude über den
gelungenen Band nur geringfügig.
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Bewertung: Für jedermann Für Fortgeschrittene Für Fachleute Schade um den Aufwand
Brown, G. & Mies, B. A. (2012):
Vegetation ecology of Socotra. Dordrecht (NL): Springer Netherlands.
379 pp., ills. — Englisch
Die politisch zu Jemen gehörige Insel So-
kotra ist seit langem durch ihre einmalige
Vegetation bekannt. Auch viele besonde-
re Sukkulenten wachsen nur dort. Das
vorliegende Buch ist eine Synthese des
bekannten Wissens. Einführende Kapitel
präsentieren die generelle geografische
Lage, Klima und Bodenverhältnisse sowie
die Geologie. Die nachfolgenden umfang-
reichen Kapitel befassen sich mit Flora
und Biogeografie, Ökologie und Anpas-
sungsstrategien, der Vegetation sowie
dem Umweltmanagement, letzteres vor
allem mit Blick auf die weiträumige
Degradierung der natürlichen Vegetation
durch jahrzehntelange Übernutzung. Als
Anhang findet sich schliesslich eine kom-
plette Artenliste der nachgewiesenen
Pflanzen und Flechten sowie ein sehr
umfangreiches (19 Seiten) Literaturver-
zeichnis.
Das Buch behandelt zahlreiche interes-
sante Aspekte, wobei eine gewisse Kon-
zentration auf die nur auf Sokotra vor-
kommenden Arten (darunter zahlreiche
Sukkulenten) unübersehbar ist. Die Auto-
ren haben sich beide sehr intensiv und
langjährig mit der Insel befasst. Wie für
wissenschaftliche Texte üblich, wird die
Materie konzis und eher trocken präsen-
tiert. Erfreulicherweise lockern zahlreiche
Bilder (darunter auch einige in Farbe) die
Seiten auf. Für alle, die sich vertieft für
Sokotra interessieren, ist das Buch zwei-
fellos unverzichtbar.
Neues aus der Bücherwelt Supplement zu Spitze! 2016
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Bewertung: Für jedermann Für Fortgeschrittene Für Fachleute Schade um den Aufwand
Bruyns, P. V. (2014):
The Apocynaceae of Namibia. Pretoria (ZA): South African National
Biodiversity Institute. 158 pp., ills.,
Verbreitungskarten, Bestimmungs-
schlüssel. — Englisch.
Die Familie der Apocynaceae (Hundsgift-
gewächse) ist die siebtwichtigste Familie
in der Flora von Namibia, wo 153 Arten
aus 46 Gattungen natürlicherweise vor-
kommen. Über die Hälfte dieser Arten
sind sukkulent und gehören in die nähere
Verwandtschaft der Ordenssterne und
Leuchterblumen. Entsprechend willkom-
men ist für Sukkulentenliebhaber die vom
südafrikanischen Botaniker und Sukku-
lentenspezialisten Peter Bruyns zusam-
mengestellte Arbeit. Das Buch ist eine
kompakte Synopsis der namibischen
Arten der Familie, mit Schlüsseln zu Un-
terfamilien, Triben, Gattungen und Arten.
Die einzelnen Gattungen und Arten (je-
weils pro Gattung in alphabetischer Rei-
henfolge) werden kurz diagnostisch be-
schrieben, ergänzt durch Angaben zur
geografischen Verbreitung, Ökologie und
Blütezeit, sowie einer Verbreitungskarte
(Punktkarten mit vereinfachtem Relief als
Hintergrund). Bei einigen Arten wird auch
Neues aus der Bücherwelt Supplement zu Spitze! 2016
die Typifizierung kurz besprochen. Pro
Gattung wird meist nur eine Art illustriert,
entweder mit Farbfotos und/oder mit sehr
fein ausgeführten Strichzeichnungen.
Das Buch ist für alle, die an der Aas-
blumenverwandtschaft und/oder der
namibischen Flora interessiert sind, sehr
empfehlenswert. Dank der Bestimmungs-
schlüssel und Verbreitungskarten leistet
es auch im Feld gute Dienste. Natürlich
hätte man sich mehr Abbildungen ge-
wünscht. Die Lücke ist aber verschmerz-
bar, zumindest für die Sukkulenten, denn
diese Arten sind alle im 2005 erschiene-
nen zweibändigen Werk «Stapeliads of
Southern Africa und Madagascar» des
selben Autors ausführlich abgebildet.
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Bewertung: Für jedermann Für Fortgeschrittene Für Fachleute Schade um den Aufwand
Byng, J. W. (2014): The flowering plants handbook. A practi-cal guide to families and genera of the world. Hertford (GB): The Plant Gateway. vi +
619 pp., ills., Bestimmungsschlüssel.
— Englisch.
Vor allem Dank der Resultate genetischer
Untersuchungen haben sich in den letz-
ten zwanzig Jahren bei der Klassifikation
der Pflanzen wichtige Änderungen erge-
ben, und gleichzeitig ist auch das Interes-
se an der Klassifikation und Stamm-
baumforschung allgemein gewachsen.
Das Handbuch des englischen Botani-
kers James Byng ist genau das richtige
Werk, sich einen Überblick über den ak-
tuellen Stand der Dinge zu informieren.
Im Unterschied zu Mabberley’s Plant-
Book, das als (alphabetisch organisierte)
«Bibel» auf diesem Gebiet gelten darf,
behandelt Byng die Angiospermen in der
systematischen Reihenfolge der Ordnun-
gen und Familien im sogenannten APG-
Stammbaum. Für jede Ordnung gibt es
einen Schlüssel zu den Familien. Die Be-
handlung der Familien umfasst eine aus-
Neues aus der Bücherwelt Supplement zu Spitze! 2016
führliche diagnostische Beschreibung,
Angaben zu Umfang, Verbreitung, Nutz-
pflanzen, bisheriger Klassifikation und
wichtiger Literatur, gefolgt von einer
«generic synopsis» (alphabetisch, bei
grossen Familien nach Unterfamilien etc.
geordnet) mit Kürzestbeschreibung der
Gattungen inkl. Herkunftsangaben. Die
wichtigsten Gattungen sind mit wenigs-
tens einem Farbbild illustriert, und für die
Familien werden diagnostische Merkmale
separat illustriert. Die Kombination aus
systematischer Abfolge und Bildern er-
laubt einen bisher in dieser Art einmaligen
Überblick über die heute anerkannten
Verwandtschaften der Angiospermen.
Damit füllt das Buch eine wichtige Lücke.
Familien können über das Register ein-
fach gefunden werden, auch wenn man
die Zugehörigkeit zu einer Ordnung nicht
kennt. Für Gattungen gilt das leider nicht,
da – wohl aus Platzgründen – auf ein der-
artiges Register verzichtet wurde. Für ei-
nige grosse Familien (z.B. Orchideen)
werden zudem nur die wichtigsten Gat-
tungen aufgeführt. So kommt man also
auch in Zukunft nicht ohne Mabberley’s
Buch aus.
Leider wird der Wert des Flowering Plants
Handbook durch zahlreiche kleine Unge-
nauigkeiten geschmälert – das reicht von
simplen Schreibfehlern botanischer
Namen über falsch identifizierte Bilder bis
hin zu faktischen Fehlern oder Fehlplat-
zierungen bzw. Doppelnennungen von
Gattungen. Ein Abgleich mit weiterer Lite-
ratur ist deshalb punktuell empfehlens-
wert. Trotzdem kann das Buch, das auch
als e-book erhältlich ist, empfohlen wer-
den.
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Bewertung: Für jedermann Für Fortgeschrittene Für Fachleute Schade um den Aufwand
Cuerrier, A. & Ampong- Nyarko, K. (eds.) (2014):
Rhodiola rosea. Boca Raton (US) etc.: CRC Press, Tay-
lor & Francis Group. xvi + 282 pp., ills.,
4 Tafeln; = Traditional Herbal Medicines
for Modern Times, Vol. 14. — Englisch.
Rhodiola rosea (Rosenwurz) ist eine auf
der Nordhalbkugel weit verbreitete Art
aus der grossen Gattung Rhodiola (etwa
60 Arten). Sie ist auch in den Schweizer
Alpen einheimisch. Seit Jahrhunderten
wird sie als Heilpflanze gegen unter-
schiedliche Gebresten empfohlen. In den
vergangenen 40 Jahren wurde entdeckt,
dass die Rosenwurz, ähnlich wie Ginseng
oder Noni, als Adaptogen wirksam ist.
Adaptogene werden in der Kräutermedi-
zin eingesetzt, um den Organismus bes-
ser an Stress anzupassen (siehe Spitze!
2016, S. 2). Im vorliegenden Sammelband
erläutern unterschiedliche Autorenteams
in zwölf Kapiteln die verschiedensten
Aspekte der Pflanze – beginnend bei ihrer
systematischen Einordnung über die Eth-
nobotanik, die chemischen Inhaltsstoffe
und ihre pharmakologischen Wirkungen
Neues aus der Bücherwelt Supplement zu Spitze! 2016
bis hin zu Studien zur Wirksamkeit. Wei-
tere Kapitel befassen sich mit der gross-
massstäblichen Kultur (konventionell oder
via Gewebekultur im Labor), Krankheiten
und Schädlingen und Aspekten der Ver-
marktung.
Das Buch richtet sich in erster Linie an
Spezialisten aus der Alternativ- und Kräu-
termedizin, enthält aber auch zahlreiche
allgemein interessierende Informationen
zu dieser faszinierenden sukkulenten
Pflanze. Das Buch ist darüber hinaus
auch ein Beispiel für die Unsitte vieler
Verlage, ihre Publikationen vorzudatieren
– gemäss Impressum erschien das Buch
2015, aber in Tat und Wahrheit wurde es
bereits im Spätherbst 2014 ausgeliefert.
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Bewertung: Für jedermann Für Fortgeschrittene Für Fachleute Schade um den Aufwand
Felix, D. & Bauer, H. (2014):
Echinocereus. Der dasyacanthus-pecti-natus-Komplex. Marktredwitz (DE): Echinocereus
Online-Journal / Selbstverlag der Auto-
ren. 384 pp., ills., Verbreitungskarte.
— Deutsch.
Eine deutsche Gruppe engagierter Lieb-
haber untersucht seit vielen Jahren
akribisch die Arten der Gattung Echino-
cereus. Nach dem Buch von Rischer &
Blum über E. adustus (siehe Spitze! 2015,
digitales Supplement) erschien ebenfalls
noch 2014 bereits ein weiterer Band.
Behandelt werden die beliebten, weit ver-
breiteten und variablen Arten Echinoce-
reus dasyacanthus (vier Unterarten) und
E. pectinatus (drei Unterarten) sowie die
weniger häufigen E. ctenoides und E. feli-
xianus, ergänzt durch die natürlichen
Hybriden E. lloydii und E. roetteri. Wie für
die Serie der «Sonderausgaben» üblich,
werden alle Arten und Unterarten detail-
reich und akribisch untersucht und vorge-
stellt, ergänzt durch üppiges Bildmaterial.
Und gerade diese – durchwegs hervorra-
genden – Bilder machen das Buch zur
Augenweide, auch wenn man sich weni-
ger für die Details der Echinocereus-Sys-
tematik interessiert. Besonders die Fülle
der Blütenfarben ist beeindruckend. In-
wieweit die Aufteilung in mehrere Arten
und Unterarten gerechtfertigt ist, steht
auf einem anderen Blatt, denn die Unter-
scheidung ist auch mithilfe des Bestim-
mungsschlüssels im Buch schwierig. Das
solide, in bester Qualität gedruckte Buch
ist aber ohne Zweifel für die Liebhaberin-
nen und Liebhaber der Gattung unver-
zichtbar.
Neues aus der Bücherwelt Supplement zu Spitze! 2016
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Bewertung: Für jedermann Für Fortgeschrittene Für Fachleute Schade um den Aufwand
Hernández, H. M. & Gómez-Hinostrosa, C. (2015):
Mapping the cacti of Mexico. Part II. Mammillaria. Milborne Port (GB): dh books. 189 pp.,
ills., Verbreitungskarten. (= Succulent
Plant Research, Band 9). — Englisch.
Verbreitungskarten liegen offenbar im
Trend (siehe den Eintrag zu Barthlott et al.
2015), und das mexikanische Kakteen-
spezialistenteam hat vor kurzem den
zweiten Band aus dem umfangreichen
Projekt veröffentlicht, das die Vorkommen
aller mexikanischer Kakteenarten darstel-
len wird. Während der erste Band von
2011 sich mit 114 Arten aus 33 kleineren
Gattungen befasste, werden nun auf 54
Karten die Vorkommen aller 155 Arten der
Gattung Mammillaria (Warzenkakteen)
veröffentlicht (inkl. Vorkommen ausser-
halb Mexikos).
Als Grundlage dienen farbige Satelliten-
bilder. Die Vorkommen sind als Punktkar-
ten auf der Basis von im Anhang zitierten
Herbarbelegen eingetragen. Das verleiht
den Karten eine grosse Genauigkeit, er-
schwert manchmal aber auch ihre Inter-
Neues aus der Bücherwelt Supplement zu Spitze! 2016
pretation. Zusätzlich werden die Vorkom-
men der einzelnen Arten in kurzen Text-
beiträgen diskutiert, oft ergänzt durch
Farbfotos der Pflanzen. In einem Anhang
ist eine Korrekturkarte für den ersten
Band beigefügt.
Leider haben die verwendeten Karten
sehr unterschiedliche Massstäbe und zei-
gen unterschiedliche Ausschnitte. So las-
sen sich selbst benachbart abgedruckte
Karten oft nur schwer vergleichen. Vor
allem bei Detailkarten aus dem bergigen
Inneren Mexikos ist selbst für Spezialis-
ten die Orientierung schwierig. Längen-/
Breitengradangaben sind zwar vorhan-
den, aber wegen des dunklen Hinter-
grunds manchmal kaum zu lesen. Abge-
sehen davon ist das Werk eine sehr nütz-
liche und empfehlenswerte Ressource.
13
Bewertung: Für jedermann Für Fortgeschrittene Für Fachleute Schade um den Aufwand
Hewitt, T. (2014):
Kakteen & andere Sukkulenten. Kultur, Pflege, Vermehrung.München (DE): Dorling Kindersley
Verlag. 176 pp., ills. — Deutsch.
Auf den ersten Blick ein beeindruckendes
Buch, das mit professionellen Aufnahmen
besticht, v.a. mit den vielen vor weissem
Hintergrund freigestellten Pflanzen. Aber
gab es das nicht schon einmal? Ein Blick
ins Impressum zeigt einen Copyright-
Vermerk für 2004, und eine Suche in der
Bibliothek fördert schliesslich das engli-
sche Original aus dem Jahr 1993 (!) zu-
tage! Der Vergleich zeigt sofort, dass die
«neue» Ausgabe 1:1 mit dem Original von
1993 übereinstimmt, abgesehen natürlich
davon, dass es sich um eine deutsche
Übersetzung handelt, die bereits 2004
zum ersten Mal erschien. Die Texte ent-
sprechen mit Ausnahme einiger kleiner
Anpassungen (z.B. neue Klassifikationen)
der englischen Originalausgabe. Viele
kleine faktische Fehler (z.B. S. 18, Aporo-
cactus für Venezuela genannt) sind 1:1
aus dem Original übernommen, während
Neues aus der Bücherwelt Supplement zu Spitze! 2016
andere (z.B. die kuriose Beschreibung der
Feigenkaktustriebe – «Den blattartigen
Sprossgliedern sind oft ohrenähnliche
Polster aufgesetzt» – S. 28) eindeutig
Übersetzungsfehler sind. Solche Fehler
und über weite Strecken nichtssagende
Texte bilden unübersehbare Minuspunkte
für das optisch beeindruckende Buch. Es
kann deshalb – trotz der ausgezeichneten
Bilder, der akzeptablen Artenauswahl und
der grundsätzlich brauchbaren Kultur-
anweisungen – nur bedingt empfohlen
werden. Wer zudem die Ausgabe von
2004 oder das englische Original von
1993 besitzt, kann auf die Neuausgabe
verzichten.
14
Bewertung: Für jedermann Für Fortgeschrittene Für Fachleute Schade um den Aufwand
Ingenwepelt, K. (2015):
Mittagsblumen, Eis-kraut und andere Mesembs. Adelsdorf (DE): Deutsche Kakteen-
Gesellschaft e.V. 135 pp., ills. —
Deutsch.
Die erste Sonderpublikation der Deut-
schen Kakteen-Gesellschaft des Jahres
2015 nimmt sich der Vielfalt der Mittags-
blumen (Mesembs, Aizoaceae) an. Die
einleitenden Kapitel befassen sich mit
dem Vorkommen dieser Pflanzen (mit vie-
len schönen Landschaftsbildern von
Standorten aus Südafrika), ihren speziel-
len Anpassungen (Fensterblätter, Spei-
cherwurzeln, Crypsis), ihren Blüten und
Früchten und ganz kurz mit ihrer Nut-
zung. Ein gut 20 Seiten umfassender Teil
ist den verschiedenen Aspekten ihrer Kul-
tur gewidmet. Vor allem die im Winter
wachsenden Arten sind nicht so leicht zu
pflegen. Schliesslich stellt je ein Kapitel
die sommer- bzw. winterwachsenden
Gattungen vor. Diese beiden Kapitel be-
stehen fast nur aus Bildern mit den Pflan-
zennamen.
Die Bilder sind durchwegs von sehr guter
Qualität. Im Gegensatz zu früheren Bän-
den aus der Serie bietet das Mittags-
Neues aus der Bücherwelt Supplement zu Spitze! 2016
blumenbuch aber keinen umfassenden
bzw. repräsentativen Überblick über die
in Kultur vorhandene Vielfalt der Gruppe,
denn die Wahl der vorgestellten Pflanzen
ist sehr einseitig: Bei den Sommerwach-
sern z.B. widmen sich 29 von 35 Seiten
den Lebenden Steinen (Gattung Lithops),
und bei den Winterwachsern beansprucht
die Gattung Conophytum 25 von 32 Sei-
ten. Entsprechend stiefmütterlich werden
die übrigen Gattungen behandelt. Die
strauchigen Vertreter fehlen fast ganz,
und auch viele kleinwüchsige Verwandt-
schaften sind untervertreten. Leider fehlt
ein alphabetisches Register der abgebil-
deten Pflanzen. Das sind empfindliche
Wermutstropfen, die den Wert des sonst
sehr schön gestalteten Buches mindern.
Es ist trotzdem empfehlenswert, v.a. we-
gen der ausführlichen Kulturkapitel. Wie
üblich ist die Publikation den Mitgliedern
der deutschsprachigen Kakteengesell-
schaften vorbehalten.
15
Bewertung: Für jedermann Für Fortgeschrittene Für Fachleute Schade um den Aufwand
Lodé, J. (2015):
Taxo nomy of the Cactaceae. The new classification of cacti mainly based on molecular data and explained. Barcelona (ES): Éditions Cactus-
Adventures. 2 Bände, 667 + 719 pp.,
ills., + separates alphabetisches Regis-
ter (44 pp.). — Parallel in Englisch,
Französisch und Spanisch erschienen.
Mit 1430 Seiten und über 7300 Farbbil-
dern wahrhaftig ein Werk der Superlative
– sowohl in Bezug auf die Bilderfülle wie
das Gewicht! Der Autor beschäftigt sich
seit Jahrzehnten mit Kakteen und er un-
ternimmt hier den Versuch, die Vielfalt der
Kakteen auf der Basis aktueller botani-
scher Erkenntnisse aus dem Blickwinkel
des Lieb habers und Gärtners zu gliedern.
Wenig überraschend anerkennt er mit 177
Gattungen und gut 2360 Arten und Unter-
arten wesentlich mehr Taxa als vergleich-
bare Werke (Anderson, 2005/ 2011: Das
grosse Kakteenlexikon: 126 Gattungen,
etwa 1900 Arten; Hunt & al., 2006: New
Cactus Lexicon: 124 Gattungen, 1816
Arten und Unterarten). Die beiden Bände
(Band 1: Gattungen A–L, Band 2: M–Y)
sind je in zwei Teile gegliedert: Im ersten
Teil wird jede Gattung kurz auf mindes-
tens einer Doppelseite vorgestellt (Ver-
Neues aus der Bücherwelt Supplement zu Spitze! 2016
breitungskarte, besiedelter Höhenbereich,
Beispielsarten, Etymologie, Beschrei-
bung, Klassifikation), zusammen mit einer
alphabetischen Liste der akzeptierten
Arten. Im zweiten Teil befinden sich in se-
parater alphabetischer Reihenfolge von
Gattungen und Arten die Bilder der ein-
zelnen Arten.
Was die verwendete Klassifikation betrifft,
kann man natürlich geteilter Meinung
sein. Der Autor akzeptiert zahlreiche
Kleingattungen, die in vergleichbarer mo-
derner Literatur nur als Synonyme gelten.
Dasselbe Bild zeigt sich auch auf der
Ebene der Arten, wo zusätzlich neben
Unterarten im Bildteil auch Varietäten ab-
gebildet werden, obwohl der Autor selbst
betont, dass diese eigentlich keine Be-
deutung haben. Bei den Gattungstexten
stechen die oft langen Kommentare her-
vor, wo der Autor seine Sicht möglicher
Verwandtschaften formuliert – leider oft
ohne Verweis auf die relevante Literatur.
Der Bildteil beeindruckt durch die schiere
Bilderfülle. Oft wäre aber weniger mehr
gewesen, und viele Arten sind mit zahlrei-
chen (z.B. acht bei Opuntia streptacan-
tha) Bildern illustriert, ohne dass diese zu
einem entsprechenden Informations-
gewinn führen würden.
Im Vergleich zu den zitierten Werken bril-
liert Taxonomy of the Cactaceae durch
die Bilderfülle. Was aber komplett fehlt,
sind Artbeschreibungen, und Synonyme
werden in den beiden Hauptbänden auch
nur gerade für die Gattungen gegeben.
Die Liste der akzeptierten Namen und al-
ler Synonyme findet sich nur im separa-
ten Registerband. So ist das Werk zwar
v.a. wegen der Bilder empfehlenswert, für
Beschreibungen muss jedoch auf weitere
Literatur zurückgegriffen werden.
16
Bewertung: Für jedermann Für Fortgeschrittene Für Fachleute Schade um den Aufwand
Moore, J. (2014):
Under the spell of succulents. Solana Beach (US): Solana Succulents.
244 pp., ills. — Englisch.
«Im Banne der Sukkulenten» – so lässt
sich der Titel dieses beeindruckenden
Buches übersetzen. Der Autor ist ein aus-
gewiesener Sukkulentenkenner und
-gärtner in Kalifornien. Und er will die Le-
serschaft mit der Vielfalt der kultivierten
Sukkulenten vertraut machen. Das gelingt
ihm ausgezeichnet und mit einer erfri-
schenden Gliederung in einzelne Kapitel.
Diese befassen sich nicht nur mit Kultur-
möglichkeiten in Töpfen, Themengärten
oder Hängenden Gärten, oder mit Sukku-
lentenbonsais, Hahnenkammformen,
Tonnenstammpflanzen oder sukkulenten
Riesen, sondern auch mit dem Sukkulen-
tensammler an sich, sowie mit den Suk-
kulentengärtnern, die mit dem Angebot
ihrer Gärtnereien das Hobby des Sukku-
lentensammelns zu einem grossen Teil
überhaupt erst ermöglichen. Zwischen
den Kapiteln sind Interludes, also Zwi-
schenspiele eingefügt, die je einer syste-
matischen Gruppe von Sukkulenten ge-
Neues aus der Bücherwelt Supplement zu Spitze! 2016
widmet sind, z.B. Aeonien, Kakteen, Mit-
tagsblumen etc. Ein eigenes Kapitel mit
Kulturanweisungen sucht man hin gegen
vergebens: «Tipps & Tricks» verstecken
sich in den übrigen Texten oder erschei-
nen in einer eigenen Box.
Das Buch ist nicht nur innovativ geglie-
dert und verständlich geschrieben, son-
dern auch sehr attraktiv illustriert: Profes-
sionell aufgenommene grossformatige
Bilder von Einzelpflanzen, Sammlungen
oder Landschaften wechseln sich ab mit
Portraits ausgewählter Arten. Auch wenn
die Artenwahl von den Möglichkeiten der
Freilandkultur in der südlichen USA
beeinflusst ist, kann das Buch rundum
empfohlen werden.
17
Bewertung: Für jedermann Für Fortgeschrittene Für Fachleute Schade um den Aufwand
Ostolaza Nano, C. (2014):
Todos los cactus del Perú. San Isidro (PE): Ministerio del Ambien-
te. 538 pp., ills., Verbreitungskarten. —
Spanisch. Auch digital erhältlich:
http://www.
minam.gob.pe/diversidadbiologica/
wp-content/uploads/sites/21/2014/02/
document.pdf
Langsam aber sicher komplettiert sich die
Literatur zur Kakteenvielfalt der südame-
rikanischen Länder. Für Ecuador und
Chile sowie Nordostbrasilien gibt es be-
reits Einiges an umfassenden Publika-
tionen, und nun haben wir mit dem vorlie-
genden Buch des peruanischen Arztes
und Kakteenliebhabers Carlos Ostolaza
auch für Peru eine moderne, illustrierte
Synopsis.
Die ersten 127 Seiten befassen sich mit
einer kurzen Einführung zur Familie und
ihrer Klassifikation, mit der Ethnobotanik
und geschichtlichen Aspekten der perua-
nischen Arten, mit ihrer allgemeinen Öko-
logie sowie mit Arten- und Naturschutz
und wirtschaftlicher Bedeutung. Der Rest
des Buches ist dann den einzelnen Arten
(262 Arten in 40 Gattungen) gewidmet,
geordnet nach ihrer systematischen Klas-
sifikation in Unterfamilien und Triben, und
dann innerhalb der Gattungen in alphabe-
tischer Reihenfolge. Für jede Art gibt es
eine ausführliche Synonymliste sowie
eine kurze Beschreibung und Verbrei-
tungsangaben, ergänzt durch Verbrei-
Neues aus der Bücherwelt Supplement zu Spitze! 2016
tungskarten (nur eine pro Gattung und
deshalb häufig unübersichtlich). Fast alle
Arten werden auch abgebildet, wobei die-
se Bilder von der Qualität her (Aufnahme
als solche, aber auch Druck) häufig nicht
optimal sind. Trotz dieses Schwach-
punkts und trotz des Fehlens von Bestim-
mungsschlüsseln ist das Buch ein Muss
für alle, die sich für peruanische Kakteen
interessieren. Zudem publiziert der Autor
auch zahlreiche neue Namen (Umkombi-
nationen), weshalb es auch in die Biblio-
thek der Fachleute gehört. Da das Buch
frei digital erhältlich ist, stehen auch keine
Kosten im Wege, sich vertieft mit der
peruanischen Kakteenvielfalt zu beschäf-
tigen.
18
Bewertung: Für jedermann Für Fortgeschrittene Für Fachleute Schade um den Aufwand
Pavlica, R. & Saeki, S. (2014):
Japanese hybrid Astrophytum. Brno (SK): Ohne Verlagsangabe / Ro-
man Pavlica. 312 pp., ills. — Englisch.
Wer sich gerne mit ausgefallenen Hybri-
den und Cultivaren der Kakteengattung
Astrophytum (Bischofsmützen) befasst,
wird von diesem Buch begeistert sein!
Was die japanischen Astrophytum-Kulti-
vateure im Laufe der letzten ungefähr 30
Jahren an Vielfalt und wahrhaftig «freaki-
gen» Pflanzen erzielt haben, ist unglaub-
lich – in jeder Hinsicht, denn in Japan hat
sich ein eigentlicher Kult um diese Aus-
lesen entwickelt, und Einzelpflanzen
können schon mal ein Preisschild in der
Grössenordnung von 2000 Franken
haben …
Das Buch lebt ganz von der Fülle der
Bilder, die alle erdenklichen Formen, Vari-
ationen und Abweichungen illustrieren –
seien es Farbabweichungen und pana-
schierte Pflanzen, Pflanzen mit spezieller
Beflockung, mit Warzen statt Rippen,
unterschiedlichsten Anomalien der
Wuchsform oder unterschiedlichen Blü-
tenfarben. Ob einem diese Pflanzen alle
gefallen, ist allerdings Geschmackssache.
Die ergänzenden Texte liefern historische
Details zur Herkunft der Formen sowie
über die Schwierigkeiten, diese samen-
echt zu vermehren und neue Formen zu
ziehen. Dass es dazu fast unendlich
Geduld braucht, illustrieren die Bilder von
Sämlingsschalen (z.B. S. 95) bestens.
Aber das wissen die Bischofsmützen-
Spezialisten, für die das Buch natürlich
ein Muss ist, sicher schon aus eigener
Erfahrung
Neues aus der Bücherwelt Supplement zu Spitze! 2016
19
Bewertung: Für jedermann Für Fortgeschrittene Für Fachleute Schade um den Aufwand
Pilbeam, J. (2015): Cacti and succulents of Baja California. Hornchurch (GB): British Cactus and
Succulent Society. 233 pp., ills.
— Englisch.
Die Halbinsel Baja California (Niederkali-
fornien) ist ein bekannter «Hotspot» für
Sukkulenten, und wegen der guten
Erreichbarkeit wird sie häufig bereist.
Entsprechend willkommen ist die vom
englischen Vielschreiber John Pilbeam
verfasste Zusammenstellung der Sukku-
lenten des Gebietes. Nach den einleiten-
den Seiten (Checkliste aller nachgewiese-
nen Arten, Kurzdiskussion der vorkom-
menden Gattungen, Klima und Geologie)
folgt die Vorstellung der Sukkulentenviel-
falt, von Norden nach Süden in zehn Teil-
gebiete gegliedert. Jeder Abschnitt be-
ginnt mit einem kurzen Übersichtstext
und einem wenig illustrativen Kartenaus-
schnitt, gefolgt von Bildern der dort vor-
kommenden Pflanzen.
Leider entspricht der positive erste Ein-
druck des sehr farbigen Buches seinen
inneren Werten nicht. Insbesondere die
Neues aus der Bücherwelt Supplement zu Spitze! 2016
Reihenfolge der Bilder innerhalb der ein-
zelnen Abschnitte ist verwirrend und
scheint beliebig zu sein. Weit verbreitete
Arten werden u.U. an unterschiedlichen
Orten abgebildet. Die knappen Legenden
helfen auch nicht viel. Zwar werden
häufig die Publikationsorte der Namen
erwähnt, aber der Ort, wo die Pflanze fo-
tografiert wurde, fehlt. Für einen Sukku-
lentenreiseführer ist das Buch deshalb
unbrauchbar, denn viel mehr als eine Art
fotografisches Tagebuch der vielen Rei-
sen des Autors, ergänzt durch Bilder von
Drittseite, ist das Werk leider nicht. Scha-
de – mit Verbreitungskarten und einer
systematischen Anordnung der meist
sehr schönen Bilder hätte sich leicht ein
besseres Resultat erzielen lassen.
20
Bewertung: Für jedermann Für Fortgeschrittene Für Fachleute Schade um den Aufwand
Röösli, W. (2015):
Pachypodien in Madagaskar. Zürich (CH): Selbstverlag des Autors.
173 pp., ills., Verbreitungskarten. —
Deutsch.
Dank der in Kultur häufigen «Madagas-
karpalme» (Pachypodium lamerei) ist die-
se interessante Gattung der Hundsgift-
gewächse allgemein bekannt. Sie zählt
19 Arten: drei auf dem afrikanischen
Festland, die übrigen in Madagaskar.
Unsere heutigen Kenntnisse der Gattung
beruhen zu einem rechten Teil auf den
Resultaten der 22 Reisen des Autors
nach Madagaskar. Seine reichen Erfah-
rungen und umfangreichen Kenntnisse
hat er nun zu einem sehr lesenswerten
Band zusammengestellt, begleitet von
umfassendem Bildmaterial. Alle in Mada-
gaskar vorkommenden Arten und Unter-
arten werden in alphabetischer Reihenfol-
ge vorgestellt, jeweils mit einem Fakten-
blatt (Verbreitungskarte, Standortmerk-
male, Begleitpflanzen) und einer aus dem
CITES- Manual von 2006 entnommenen
Seite mit Strichzeichnungen, gefolgt von
einer kurzen oder längeren Beschreibung
der Landschaften und Standorte. Auch
Hinweise, wo die Pflanzen am schönsten
beobachtet werden können, fehlen nicht.
Die Bilder illustrieren in einer ausgewoge-
nen Mischung die Standorte und Land-
schaften sowie die Pflanzen selbst, meist
inkl. Früchten und Samen. Das Buch
schliesst mit einer kurzen Pflegeanleitung
(2 Seiten).
Neues aus der Bücherwelt Supplement zu Spitze! 2016
Das Buch ist solide gemacht und über-
zeugt mit einem klaren Layout. Die Be-
rücksichtigung der Konvention, die bota-
nischen Pflanzennamen kursiv zu setzen,
wäre noch das Rahmhäubchen gewesen.
Das Buch ist nicht nur für Fachleute von
Interesse, sondern richtet sich ganz all-
gemein an Pflanzenfreunde und alle, die
sich für die Natur Madagaskars interes-
sieren.
21
Bewertung: Für jedermann Für Fortgeschrittene Für Fachleute Schade um den Aufwand
Rogozinski, H. (2014):
Feldliste Helmut Rogozinski 1986 bis 2007. Radeburg (DE): Arbeitskreis für
Mammillarienfreunde e.V. 160 pp., ills.
— Deutsch.
Wer sich in den letzten dreissig Jahren
vertieft mit den Warzenkakteen (Gattung
Mammillaria) beschäftigt hat, ist sicher
das eine oder andere Mal über die Feld-
nummernabkürzung «Rog» gestolpert.
Diese steht für den deutschen Mammilla-
rienliebhaber und -spezialisten Helmut
Rogozinski, der nicht weniger als zwölf
Mal der Mammillarien wegen nach Mexi-
ko gereist ist. Da viele seiner Aufsamm-
lungen (auch anderer Kakteengattungen)
in Form von Samen in Kultur nach wie vor
gepflegt und vermehrt werden, ist die nun
publizierte Liste seiner Feld- oder Sam-
melnummern eine willkommene Daten-
sammlung. Die einzelnen Standorte wer-
den recht detailliert beschrieben, und für
viele Nummern gibt es auch kurze Pflan-
zenbeschreibungen. Besonders nützlich
ist die Zusammenstellung nach dem Al-
Neues aus der Bücherwelt Supplement zu Spitze! 2016
phabet (wobei Mammillaria überraschen-
derweise erst nach der Gattung Wilcoxia
kommt …), da hier ein rascher Überblick
über die geografische Verteilung erhalten
werden kann – sofern man die krypti-
schen Abkürzungen der mexikanischen
Bundesstaaten kennt. Die letzten vierzig
Seiten des Heftes enthalten Bilder (s/w
und farbig) ausgewählter Arten, aber
auch von Landschaften, Strassen, Ver-
kehrsmitteln etc. Auch wenn sich die
Publikation in erster Linie an die Spezia-
listen und Spezialistinnen der Gattung
Mammillaria richtet, finden sich auch für
die Fachbotanik viele interessante Infor-
mationen zur geographischen Verbreitung
dieser interessanten und grundsätzlich
pflegeleichten Kakteen. Als Lektüre für
den Feierabend ist die eher trockene
Zusammenstellung hingegen weniger
geeignet.
22
Bewertung: Für jedermann Für Fortgeschrittene Für Fachleute Schade um den Aufwand
Sarnes, E. & Sarnes, N. (2015):
Austrocactus 2015. Eschweiler (DE): Selbstverlag der
Autoren. 124 pp., ills., Verbreitungs-
karten. — Deutsch / Englisch.
Die kleine, nur in den Südhälften von
Argentinien und Chile vorkommende Gat-
tung Austrocactus ist in den letzten Jah-
ren vermehrt in den Fokus der Liebhabe-
rei gerückt. Dies nicht zuletzt deshalb,
weil einige der Arten an wintertrockenen
Stellen auch im Freiland frosthart sind.
Die sehr attraktiv gestaltete und reich
illustrierte Broschüre stellt zuerst die Gat-
tung und ihre interessanten Samen kurz
vor, um dann in alphabetischer Reihen-
folge die zehn akzeptierten Arten zu be-
handeln. Kurze Kapitel zur Kultur und
Vermehrung beschliessen die Publikation.
Die Artvorstellungen beginnen mit der
Synonymliste und einer Beschreibung,
gefolgt von einer Diskussion der Ent-
deckung, Identifikation, Verbreitung und
Variabilität. Jede Art wird mehrfach illu-
striert, und für jede gibt es auch eine
Verbreitungskarte. Einen richtigen Be-
stimmungsschlüssel gibt es leider nicht,
aber eine tabellarische Merkmalszusam-
menstellung ist doch mindestens ein hilf-
reicher Start. Die Broschüre gibt einen
guten Eindruck unserer momentanen
Kenntnisse der Gattung und stellt auch
die erst in den letzten paar Jahren neu
beschriebenen Arten vor. Dank der attrak-
tiven Pflanzenbilder und der beeindru-
ckenden Landschaftsaufnahmen ist das
Werk auch allgemein Natur- und Kakteen-
interessierten zu empfehlen.
Neues aus der Bücherwelt Supplement zu Spitze! 2016
23
Bewertung: Für jedermann Für Fortgeschrittene Für Fachleute Schade um den Aufwand
Schmied, R. (2014):
Die anderen Sukkulenten – (m)eine Auswahl. Adelsdorf (DE): Deutsche Kakteen-Ge-
sellschaft e.V. 144 pp., ills. — Deutsch.
Die zweite Sonderausgabe der Deut-
schen Kakteen-Gesellschaft für 2014
widmet sich den «anderen» Sukkulenten,
also den «Nicht-Kakteen». Der Autor ist
dank unzähliger Artikel in der Vereins-
zeitschrift bestens bekannt, und nun stellt
er eine persönliche Auswahl besonders
attraktiver und interessanter Sukkulenten-
arten vor: geordnet nach den botani-
schen Familien von A wie Agaven-
gewächse bis P wie Portulakgewächse.
Ausgelassen werden die Aasblumen
(diesen wurde 2009 eine Sonderausgabe
gewidmet) und die Mittagsblumen-
gewächse (2015 erschienen, siehe S. 14).
Aus jeder Familie werden die wichtigsten
Gattungen mit Kurzbeschreibung und
Kulturansprüchen vorgestellt, unterstützt
durch Bilder ausgewählter Arten. Die
Auswahl richtet sich nach den Erfahrun-
gen und Vorlieben des Autors und ist
nicht repräsentativ. So widmen sich zehn
Neues aus der Bücherwelt Supplement zu Spitze! 2016
Seiten den 20 Adenium- und Pachypo-
dium-Arten, während die 1400 Arten der
Dickblattgewächse mit 50 Seiten vorlieb
nehmen müssen. Trotzdem ist das Werk
vor allem für AnfängerInnen sehr empfeh-
lenswert. Und wie immer sind die durch-
wegs ausgezeichneten und informativen
Bilder eine Augenweide. Vor allem von
den ganzseitigen Aufnahmen von Blüten-
ständen und Blüten hätte man sich noch
mehr gewünscht! Und wie gewohnt bei
den Bänden dieser Serie: Nur für Mit-
glieder der deutschsprachigen Kakteen-
gesellschaften erhältlich!
24
Bewertung: Für jedermann Für Fortgeschrittene Für Fachleute Schade um den Aufwand
Smith, G. F. & Figueiredo, E.
(2015): Garden Aloes. Growing and breeding. Cultivars and hybrids. Auckland Park (ZA): Jacana Media. xiv
+ 193 pp., ills. — Englisch.
Arten der grossen Gattung Aloe bringen
weltweit mit ihren Blüten Farbe in Sukku-
lentensammlungen, sei es in frostfreien
Klimagebieten unter Freilandbedingungen
im Garten, sei es in Gewächshäusern. Zu
den mehreren Hundert botanischen Arten
sind im Lauf der Jahrzehnte zahlreiche
künstliche Hybriden und Auslesen ge-
kommen. Gärtner und Gärtnerinnen in al-
ler Welt haben immer wieder versucht,
attraktiv farbig blühende und leicht zu
kultivierende Hybriden zu züchten.
Das schön gestaltete Buch vermittelt ei-
nen kurzen Überblick zum «Warum?» und
«Wie?» der Aloe-Züchtung und stellt im
Hauptteil 65 benannte Hybriden in Wort
und Bild vor, geordnet in zwanzig durch
Pflanzengrösse und Blütenfarbe definier-
ten Gruppen. Es vermittelt so einen sehr
Neues aus der Bücherwelt Supplement zu Spitze! 2016
guten Eindruck v.a. der in den letzten
Jahrzehnten in Südafrika erzielten Hybri-
den. Im beschreibenden Teil hätte man
sich für die einzelnen Hybriden etwas
mehr Details gewünscht, z.B. über die El-
tern. Das aber sind wohl Berufsgeheim-
nisse der Züchter. In den Beschreibungen
fehlen leider auch konkrete Angaben zur
Grösse sowie Vergleiche mit ähnlichen
Hybriden. Bei den einleitenden Kapiteln
ist die Reihenfolge der behandelten The-
men nicht immer optimal, und eine deutli-
chere Erklärung des Unterschieds zwi-
schen «Cultivar» und «Hybride» wäre kein
Mangel gewesen. Trotz dieser kleinen
Einwände ist das Werk empfehlenswert
– insbesondere für alle, die in einem frost-
freien Klima wohnen und ihren Garten mit
Aloe-Hybriden bereichern wollen.
25
Bewertung: Für jedermann Für Fortgeschrittene Für Fachleute Schade um den Aufwand
Vigueras, A. L. & Portillo, L.
(2014): Control de cochinilla silvestre y cria de grana cochi-nilla. Guadalajara (MX): Universidad de Gua-
dalajara / Consejo Estatal de Ciencia y
Tecnología. [14] + 66 pp., ills.
— Spanisch.
Normalerweise tun wir bei der Sukkulen-
tenpflege alles, um unsere Pflanzen in-
sektenfrei zu halten. Wenn es aber um die
Produktion des Farbstoffes Karminrot auf
der Basis der Cochenille-Laus geht, liegt
die Sache anders. In Mexiko und anders-
wo werden die mit den Schmierläusen
verwandten Cochenille-Läusen in gros-
sen Plantagen auf Feigenkakteen (Opun-
tia ficus-indica) kultiviert. Dabei tun die
Bauern alles, um möglichst viele und
grosse Tiere zu erhalten, um eine gute
Karminernte zu gewährleisten.
In der vorliegenden Broschüre erklären
die Autoren, welche Bedingungen es für
eine erfolgreiche Karminproduktion
braucht. Die verschiedenen Altersstadien
der Cochenille-Laus vom Ei bis zum aus-
gewachsenen Weibchen werden doku-
Neues aus der Bücherwelt Supplement zu Spitze! 2016
mentiert und alle Prozesse vom Ausbrin-
gen der Läuse auf die Opuntien bis zur
Ernte beschrieben. Ein Problem ist die
sogenannte «wilde Cochenille». Es han-
delt sich dabei um eine Wolllaus aus Ar-
gentinien, die seit dem ersten Viertel des
letzten Jahrhunderts in Australien und
Südafrika als biologische Bekämpfung für
invasive Opuntien verwendet wird. Mitt-
lerweile ist sie auch in der Karibik und in
Mexiko aufgetaucht und in den dortigen
Plantagen zum schwer kontrollierbaren
Schädling geworden. Die Cochenillezucht
ist von beträchtlicher wirtschaftlicher
Wichtigkeit, und ein Kilo getrocknete Co-
chenille kostet in Mexiko umgerechnet
rund 20 Franken. Das Buch vermittelt
einen kompakten Einblick in das Fachge-
biet und kann als Einführung empfohlen
werden.
26
Bewertung: Für jedermann Für Fortgeschrittene Für Fachleute Schade um den Aufwand
Wyk, B-E. van & Smith, G. F.
(2014): Guide to the Aloes of South Africa. Ed. 3.Pretoria (ZA): Briza Publications. Ed. 3,
376 pp., ills., Verbreitungskarten.
— Englisch.
Drei Auflagen in 18 Jahren: Es ist offen-
sichtlich, dass der Führer zu den Aloe-
Arten Südafrikas ein erfolgreiches Buch
ist. Und das völlig verdient. Bereits die
1. Auflage (1996, 302 Seiten) entwickelte
sich rasch zu einem unverzichtbaren
Standardwerk zum Thema. Während die
2. Auflage (2004, 304 Seiten) mehr ein
kosmetisches Update war, wurde das
Werk für die neuste Ausgabe überarbeitet
und ergänzt sowie optisch aufgefrischt.
Das grundlegende Konzept (Einteilung in
Wuchsformgruppen, Präsentation jeder
Art auf einer Doppelseite mit Text und
Verbreitungskarte sowie drei oder mehr
Farbfotos) wurde beibehalten. Die be-
stehenden Texte wurden punktuell über-
arbeitet und v.a. im Abschnitt mit den
Angaben zu Ökologie und Verbreitung er-
Neues aus der Bücherwelt Supplement zu Spitze! 2016
gänzt. Die seit der letzten Ausgabe neu
beschriebenen oder heute anders klassi-
fizierten Arten wurden nach dem gleichen
Muster neu aufgenommen. Auch die frü-
her zur eigenständigen Gattung Chortoli-
rion gezählten Arten sind jetzt vertreten.
Die Aufteilung der Gattung Aloe in mehre-
re eigenständige Gattungen (Aloiampelos,
Aloidendron, Aristaloe, Gonialoe, Kumara)
wird hingegen nicht übernommen, aber
die neuen Namen sind bei den entspre-
chenden Arten genannt, sodass der
Überblick leicht fällt.
Auch wer das Buch in einer früheren
Auflage besitzt, wird kaum um die An-
schaffung herumkommen. Denn wo sonst
erhält man einen so kompakten und voll-
ständigen Überblick über die Aloe-Vielfalt
von Südafrika?