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S Wie weit einzelne Betriebe und Branchen auf dem Weg zu einer Arbeit 4.0 sind, zeigt nun der Transformationsatlas der IG Metall. Seite 2 S Oskar Lehmann baut eine neue Halle für die Zukunft. Auch sonst ist der Branche von einer Wachstumsdelle wenig bis nichts zu spüren. Seiten 2 und 3 Nr.44 Juni 2019 8 fett-ecke »B erlin, Berlin, wir fahren nach Berlin«, singen Fußballfans gerne, wenn ihr Team kurz davor steht, das Endspiel des DFB-Pokals zu erreichen. Die IG Metall ruft zwar nicht zum Endspiel auf, aber groß soll sie schon werden, die Kundgebung am 29. Juni. Die Gesellschaft ändert sich rasant, getrie- ben von der technologischen Entwicklung. Was früher Jahrhunderte dauerte, geschieht nun in Jahren. Auf die Dampfkraft folgte die Elektrizität, auf Computer die digitale ver- netzte Welt. Die technologischen Verände- rungen schlagen auch in der Arbeitswelt voll durch. Die »Industrie 4.0« trägt auch die »Arbeit 4.0« in sich, und die gilt es heute mit- zugestalten. Technologische Entwicklungen im Betrieb müssen auch bedeuten, dass es den Beschäftigten besser geht. Zugleich kommt das Wachstum an natür- liche Grenzen. Die Ressourcen der Erde sind endlich, noch mehr Verschmutzung wird das Ökosystem des Planeten in naher Zukunft zum Zusammenbruch bringen. Der Mensch muss sich neu positionieren. Ein »Weiter so« wird und kann es dabei nicht geben. Diskus- sionen und dann auch Lösungen sind ge- fragt, die die zentralen Fragen miteinander in Einklang bringen. Fest steht: Die Uhr tickt. Digitalisierung und Klimaschutz krempeln alles um. Es geht um nicht weniger als eine lebenswerte Welt und sichere Arbeitsplätze auch in der Zu- kunft. Die IG Metall will verhindern, das Ökolo- gie und Soziales gegeneinander ausgespielt werden. Die IG Metall ist in den Betrieben längst aktiv. Nun müssen Arbeitgeber und Es muss sich etwas ändern im System Fußball Der Abgang war dann schon peinlich. »Ich bin tief erschüttert, dass ich wegen eines solchen Vorgangs meine Funktion als DFB-Präsident aufgeben muss«, sagte der nun ehemalige Präsident des Deutschen Fußballbundes (DFB). Es ging um eine 6.000 Euro teure Uhr, die Reinhard Grindel von einem ukrainischen Funktionär geschenkt bekam – und die er dann bedenkenlos aus »Höflichkeit« ange- nommen hatte. Und es ging auch ein bißchen um die 78.000 Euro, die er für die angebliche Teilnahme an zwei Sitzungen der »DFB-Me- dienverwaltungsgesellschaft« bekam. Sitzen und kassieren, solche Funktionäre haben jeg- lichen Bezug zu den Menschen verloren, die für ihr Geld hart arbeiten müssen. Dazu passt, dass er seine Ämter bei der UEFA als europäi- schem Fußballverband und beim Weltverband FIFA nach seinem Rücktritt behalten wollte, was ihm jährlich rund eine halbe Million Euro eingebracht hätte. Er trat schließlich doch zu- rück, wohl weil ihm die Verbände zu verste- hen gegeben haben, ihn sonst rauszuschmei- ßen. Grindel war auch derjenige, der Bundestrai- ner Löw zunächst zustimmte, dann kritisierte und dann die Kritik wieder zurücknahm, als Bundes-Jogi Müller, Hummels und Boateng für immer aus der Nationalmannschaft abbe- rief. Der Fairness halber sei erwähnt: Jemand beim DFB hatte wohl Interesse daran, dass er im Herbst 2019 nicht mehr als Präsident wie- dergewählt wird und hatte die brisanten Infos an die Presse durchgesteckt. Und letztlich hätte Grindel auch sonstwer sein können. Er hat nur bereitwillig seinen Platz im Fußball- geschäft eingenommen. In dem längst viel zu viel Geld unterwegs ist. Das System Fußball ist korrupt und kaputt. Als Gianni Infantino 2016 Sepp Blatter als FIFA-Präsident folgte, versprach er weniger Korruption und mehr Transparenz. Höflich formuliert, ist seitdem wenig passiert, was Hoffnung gibt. In die eigenen Taschen wirtschaften, bis sie platzen – das ist vor allem eine Ohrfeige für die Hartplatzhelden. Der DFB ist der Dachver- band der Amateure, in den vielen Ligen finden an Wochenenden regelmäßig 80.000 Spiele statt. Doch es fehlt an Infrastruktur, viele Ver- eine sind arm und spielen auf schlechten Plät- zen. Reiche Funktionäre und eine alleingelas- sene Basis, das wird auf Dauer nicht mehr funktionieren. Dabei ist Sport, und Fußball ist nunmal die Sportart Nummer 1, der gesell- schaftliche Kit schlechthin. Die vielen kleinen Vereine übernehmen großen Aufgaben, sie bringen Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammen, vermitteln Kindern und Jugendli- chen Werte, sorgen für Spaß und Bewegung. Der DFB hingegen schafft es noch nicht ein- mal, einen kleinen Teil der enormen Polizei- kosten zu schultern, die Spiele vor allem in Liebe Kolleginnen und Kollegen, die CDU bei knapp 26 Prozent, SPD und Grüne jeweils bei rund 22 Prozent, die AFD etwas unter 10 Prozent: Das ist das Ergebnis der Wahl zum Europäischen Parlament im Kreis Lippe. Bun- desweit ist die CDU noch etwas stärker, die SPD deutlich schwächer. Der Auf- stieg der AFD scheint zumindest zunächst an- gehalten. Das Ergebnis bedeutet, dass sich in Deutschland gerade ein Fünf-Parteien-Sy- stem verfestigt (die CSU als eigene Partei ge- rechnet sogar sechs). Die Zeiten von zwei großen Volksparteien sind vorbei. Dass muss nichts Schlechtes sein, könnte sich Politik da- durch doch beschleunigen und näher an die Menschen rücken. Die hohe Wahlbeteiligung von fast 60 Pro- zent bedeutet ein klares Bekenntnis der Bür- ger für ein freies, offenes und demokrati- sches Europa, sowie dass das Europäische Parlament und die Europäische Union stärker wahrgenommen wird. Das ist gut. Denn das Europäische Parlament und die Europäische Union sind Orte, wo über die Zu- kunft der Menschen Europas entschieden wird. In der Vergangenheit waren Brüssels Entscheidungen aber zuoft geprägt von Lob- byverbänden. Wirtschaftsinteressen standen vor sozialen und ökologischen Interessen. Unsere Anforderung an die EU lautet des- halb, die Interessen der Beschäftigten euro- paweit ernst zu nehmen. Ein soziales Europa mit guten gesetzlichen Standards in der Ar- beitswelt und mit guten sozialen und ökologi- schen Regelungen, egal ob im Süden oder Norden des Kontinents, bleibt unser Ziel. Erich Koch, IG Metall Detmold 8 vorwort den Profiligen verursachen. Als das kleine Bundesland Bremen es wagte, die Kosten für sogenannte Risikospiele, also Spiele, wo die Gefahr groß ist, dass Fans aufeinanderlos gehen, den Vereinen in Rechnung zu stellen, entrüsteten sich diese, und der DFB und die ausgegliederte DFL gleich mit. Dabei will Bre- men gar nicht mal Geld für alle Bundesliga- spiele, es geht um Beträge, die die DFL aus der berühmten Portokasse zahlen könnte. Um eines klar zu stellen: Was gar nicht geht und auch nicht rechtliche Praxis werden darf, das Veranstalter von politischen Ereignissen jedweder Art zur Kasse gebeten werden. Das Recht auf Meinungsfreiheit darf nicht einge- schränkt werden. Aber wer, wie die DFL, meh- rere hundert Millionen Euro im Jahr einnimmt, kann nicht abstreiten, dass es sich um rein kommerzielle Veranstaltungen handelt. Für die Sicherheit sollte die DFL Verantwortung übernehmen, auch ausserhalb der Stadien. #fairwandel Politiker endlich liefern. Dafür ein sichtbares Zeichen zu setzen, ist der Zweck der De- monstration in Berlin. Sozial, ökologisch, demokratisch: Unter diese drei zentralen Begriffe stellt die IG Metall ihre bundesweite Kundgebung am 29. Juni in Berlin. Auch aus Detmold fahren Busse. Drei zentrale Forderungen Ü Zukunft der Beschäftigung am Industrie- standort Deutschland: Die Beschäftigung in allen Branchen muss nachhaltig gesichert wer- den. Wir fordern: Mehr Mitbestimmung und Beteiligung bei den anstehenden Veränderun- gen. Ü Durchstarten bei der Mobilitäts- und Ener- giewende: Endlich massive Investitionen in Zu- kunftsprodukte, in Qualifizierung, in Strom- netze und öffentlichen Nahverkehr. Ü Sicherheit am Arbeitsmarkt: Wir wollen die Transformation solidarisch gestalten – mit allen. Deshalb fordern wir verlässliche soziale Absicherung in jedem Lebensalter. Dieses grundlegende Versprechen muss der Sozial- staat halten. Mehr Infos unter www.igmetall.de/fairwandel Mitfahren! Die Geschäftsstelle Detmold hat Busse be- stellt. Viele Kolleginnen und Kollegen haben sich angemeldet. Auch kurzfristig besteht noch die Möglichkeit, mitzufahren: Wer dies tun will, möge ich bei der Geschäftstelle der IG Metall Detmold, Gutenbergstr. 2, melden, Telefon 05231/9919-0

Nr.44 Juni 2019 #fairwandel€¦ · versprach er weniger Korruption und mehr Transparenz. Höflich formuliert, ist seitdem wenig passiert, was Hoffnung gibt. In die eigenen Taschen

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Page 1: Nr.44 Juni 2019 #fairwandel€¦ · versprach er weniger Korruption und mehr Transparenz. Höflich formuliert, ist seitdem wenig passiert, was Hoffnung gibt. In die eigenen Taschen

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Wie weit einzelne Betriebe und Branchen aufdem Weg zu einer Arbeit 4.0 sind, zeigt nunder Transformationsatlas der IG Metall.Seite 2

SOskar Lehmann baut eine neue Halle für dieZukunft. Auch sonst ist der Branche von einerWachstumsdelle wenig bis nichts zu spüren.Seiten 2 und 3

Nr.44 Juni 2019

8 fett-ecke

»Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin«,singen Fußballfans gerne, wenn ihr

Team kurz davor steht, das Endspiel desDFB-Pokals zu erreichen. Die IG Metall ruftzwar nicht zum Endspiel auf, aber groß sollsie schon werden, die Kundgebung am 29.Juni.

Die Gesellschaft ändert sich rasant, getrie-ben von der technologischen Entwicklung.Was früher Jahrhunderte dauerte, geschiehtnun in Jahren. Auf die Dampfkraft folgte dieElektrizität, auf Computer die digitale ver-netzte Welt. Die technologischen Verände-rungen schlagen auch in der Arbeitswelt volldurch. Die »Industrie 4.0« trägt auch die»Arbeit 4.0« in sich, und die gilt es heute mit-zugestalten. Technologische Entwicklungenim Betrieb müssen auch bedeuten, dass esden Beschäftigten besser geht.

Zugleich kommt das Wachstum an natür-liche Grenzen. Die Ressourcen der Erde sindendlich, noch mehr Verschmutzung wird dasÖkosystem des Planeten in naher Zukunftzum Zusammenbruch bringen. Der Menschmuss sich neu positionieren. Ein »Weiter so«wird und kann es dabei nicht geben. Diskus-sionen und dann auch Lösungen sind ge-fragt, die die zentralen Fragen miteinanderin Einklang bringen.

Fest steht: Die Uhr tickt. Digitalisierungund Klimaschutz krempeln alles um. Es gehtum nicht weniger als eine lebenswerte Weltund sichere Arbeitsplätze auch in der Zu-kunft.

Die IG Metall will verhindern, das Ökolo-gie und Soziales gegeneinander ausgespieltwerden. Die IG Metall ist in den Betriebenlängst aktiv. Nun müssen Arbeitgeber und

Es muss sich etwas ändern im System Fußball

Der Abgang war dann schon peinlich. »Ich bintief erschüttert, dass ich wegen eines solchenVorgangs meine Funktion als DFB-Präsidentaufgeben muss«, sagte der nun ehemaligePräsident des Deutschen Fußballbundes(DFB). Es ging um eine 6.000 Euro teure Uhr,die Reinhard Grindel von einem ukrainischenFunktionär geschenkt bekam – und die erdann bedenkenlos aus »Höflichkeit« ange-nommen hatte. Und es ging auch ein bißchenum die 78.000 Euro, die er für die angeblicheTeilnahme an zwei Sitzungen der »DFB-Me-dienverwaltungsgesellschaft« bekam. Sitzenund kassieren, solche Funktionäre haben jeg-lichen Bezug zu den Menschen verloren, diefür ihr Geld hart arbeiten müssen. Dazu passt,dass er seine Ämter bei der UEFA als europäi-schem Fußballverband und beim WeltverbandFIFA nach seinem Rücktritt behalten wollte,was ihm jährlich rund eine halbe Million Euroeingebracht hätte. Er trat schließlich doch zu-

rück, wohl weil ihm die Verbände zu verste-hen gegeben haben, ihn sonst rauszuschmei-ßen.Grindel war auch derjenige, der Bundestrai-ner Löw zunächst zustimmte, dann kritisierteund dann die Kritik wieder zurücknahm, alsBundes-Jogi Müller, Hummels und Boatengfür immer aus der Nationalmannschaft abbe-rief.

Der Fairness halber sei erwähnt: Jemandbeim DFB hatte wohl Interesse daran, dass erim Herbst 2019 nicht mehr als Präsident wie-dergewählt wird und hatte die brisanten Infosan die Presse durchgesteckt. Und letztlichhätte Grindel auch sonstwer sein können. Erhat nur bereitwillig seinen Platz im Fußball-geschäft eingenommen. In dem längst viel zuviel Geld unterwegs ist. Das System Fußballist korrupt und kaputt. Als Gianni Infantino2016 Sepp Blatter als FIFA-Präsident folgte,versprach er weniger Korruption und mehr

Transparenz. Höflich formuliert, ist seitdemwenig passiert, was Hoffnung gibt.

In die eigenen Taschen wirtschaften, bis sieplatzen – das ist vor allem eine Ohrfeige fürdie Hartplatzhelden. Der DFB ist der Dachver-band der Amateure, in den vielen Ligen findenan Wochenenden regelmäßig 80.000 Spielestatt. Doch es fehlt an Infrastruktur, viele Ver-eine sind arm und spielen auf schlechten Plät-zen. Reiche Funktionäre und eine alleingelas-sene Basis, das wird auf Dauer nicht mehrfunktionieren. Dabei ist Sport, und Fußball istnunmal die Sportart Nummer 1, der gesell-schaftliche Kit schlechthin. Die vielen kleinenVereine übernehmen großen Aufgaben, siebringen Menschen unterschiedlicher Herkunftzusammen, vermitteln Kindern und Jugendli-chen Werte, sorgen für Spaß und Bewegung.

Der DFB hingegen schafft es noch nicht ein-mal, einen kleinen Teil der enormen Polizei-kosten zu schultern, die Spiele vor allem in

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die CDU bei knapp 26 Prozent,SPD und Grüne jeweils bei rund22 Prozent, die AFD etwas unter10 Prozent: Das ist das Ergebnisder Wahl zum EuropäischenParlament im Kreis Lippe. Bun-desweit ist die CDU noch etwas

stärker, die SPD deutlich schwächer. Der Auf-stieg der AFD scheint zumindest zunächst an-gehalten.

Das Ergebnis bedeutet, dass sich inDeutschland gerade ein Fünf-Parteien-Sy-stem verfestigt (die CSU als eigene Partei ge-rechnet sogar sechs). Die Zeiten von zweigroßen Volksparteien sind vorbei. Dass mussnichts Schlechtes sein, könnte sich Politik da-durch doch beschleunigen und näher an dieMenschen rücken.

Die hohe Wahlbeteiligung von fast 60 Pro-zent bedeutet ein klares Bekenntnis der Bür-ger für ein freies, offenes und demokrati-sches Europa, sowie dass das EuropäischeParlament und die Europäische Union stärkerwahrgenommen wird. Das ist gut.

Denn das Europäische Parlament und dieEuropäische Union sind Orte, wo über die Zu-kunft der Menschen Europas entschiedenwird. In der Vergangenheit waren BrüsselsEntscheidungen aber zuoft geprägt von Lob-byverbänden. Wirtschaftsinteressen standenvor sozialen und ökologischen Interessen.

Unsere Anforderung an die EU lautet des-halb, die Interessen der Beschäftigten euro-paweit ernst zu nehmen. Ein soziales Europamit guten gesetzlichen Standards in der Ar-beitswelt und mit guten sozialen und ökologi-schen Regelungen, egal ob im Süden oderNorden des Kontinents, bleibt unser Ziel.

Erich Koch, IG Metall Detmold

8 vorwort

den Profiligen verursachen. Als das kleineBundesland Bremen es wagte, die Kosten fürsogenannte Risikospiele, also Spiele, wo dieGefahr groß ist, dass Fans aufeinanderlosgehen, den Vereinen in Rechnung zu stellen,entrüsteten sich diese, und der DFB und dieausgegliederte DFL gleich mit. Dabei will Bre-men gar nicht mal Geld für alle Bundesliga-spiele, es geht um Beträge, die die DFL ausder berühmten Portokasse zahlen könnte.

Um eines klar zu stellen: Was gar nicht gehtund auch nicht rechtliche Praxis werden darf,das Veranstalter von politischen Ereignissenjedweder Art zur Kasse gebeten werden. DasRecht auf Meinungsfreiheit darf nicht einge-schränkt werden. Aber wer, wie die DFL, meh-rere hundert Millionen Euro im Jahr einnimmt,kann nicht abstreiten, dass es sich um reinkommerzielle Veranstaltungen handelt. Fürdie Sicherheit sollte die DFL Verantwortungübernehmen, auch ausserhalb der Stadien.

#fairwandel

Politiker endlich liefern. Dafür ein sichtbaresZeichen zu setzen, ist der Zweck der De-monstration in Berlin.

Sozial, ökologisch, demokratisch: Unter diese drei zentralen Begriffe stellt die IG Metall ihre bundesweite Kundgebung am 29. Juni in Berlin. Auch aus Detmold fahren Busse.

Drei zentrale ForderungenÜ Zukunft der Beschäftigung am Industrie-standort Deutschland: Die Beschäftigung inallen Branchen muss nachhaltig gesichert wer-den. Wir fordern: Mehr Mitbestimmung undBeteiligung bei den anstehenden Veränderun-gen.Ü Durchstarten bei der Mobilitäts- und Ener-giewende: Endlich massive Investitionen in Zu-kunftsprodukte, in Qualifizierung, in Strom-netze und öffentlichen Nahverkehr.Ü Sicherheit am Arbeitsmarkt: Wir wollen dieTransformation solidarisch gestalten – mitallen. Deshalb fordern wir verlässliche sozialeAbsicherung in jedem Lebensalter. Diesesgrundlegende Versprechen muss der Sozial-staat halten.

Mehr Infos unter www.igmetall.de/fairwandel

Mitfahren!Die Geschäftsstelle Detmold hat Busse be-stellt. Viele Kolleginnen und Kollegen habensich angemeldet. Auch kurzfristig besteht nochdie Möglichkeit, mitzufahren: Wer dies tun will,möge ich bei der Geschäftstelle der IG MetallDetmold, Gutenbergstr. 2, melden, Telefon05231/9919-0

Page 2: Nr.44 Juni 2019 #fairwandel€¦ · versprach er weniger Korruption und mehr Transparenz. Höflich formuliert, ist seitdem wenig passiert, was Hoffnung gibt. In die eigenen Taschen

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Teile für Elektroautos: Oskar Lehmann investiert und setzt mit einer neuen Halle einen Meilenstein. Dort sollen neue Maschinen und autonome Transporte zum Einsatz kommen.

Bei Oskar Lehmann ist die Erweiterungdurch eine neue Produktionshalle ge-

startet. Auf einer Fläche von 1.390 Qua-dratmetern wird nach neustem Stand der

Bereich Automotiveeinziehen. Dort sollenin naher ZukunftTeile für Elektroautosproduziert werden.Die neue Halle solleine Leuchtturm-funktion übernehmenin Bezug auf Digitali-sierung als auch imBereich Logistik.Ausgelegt ist die neueGebäude unter ande-rem auch für auto-nome Transportfahr-zeuge, die dort zu-

künftig zum Einsatz kommen könnten.Noch laufen die Bauarbeiten. Der Start inder neuen Halle ist für Ende 2019 geplant.»Die Planungen sind so, dass wir Schritt für

8 gemeldet

Oskar Lehmann erweitert

Mehr Informationen zur Rente

Die Altersrente ist und bleibt ein großesThema – auch für die IG Metall Detmold. Siehat weitere Veranstaltungen dazu in der Pla-nung. »Gerade wenn es konkret wird, bestehtgroßer Informationsbedarf«, sagt SvendNewger von der IG Metall. Im Februar warRalf Kutzner vom IG Metall Vorstand zu einergut besuchten Veranstaltung eingeladen.

Die IG Metall plädiert für einen grundlegen-den, solidarischen Neuaufbau des Systemsder Alterssicherung in Deutschland. Dennlangfristig sind die Weichen in der Alterssi-cherung falsch gestellt.

Seit der Jahrtausendwende ist das Renten-niveau um knapp 10 Prozent auf rund 48 Pro-zent gesunken. Standardrentner erhaltendamit heute 1.440 Euro. Dieses Niveau darfnicht noch weiter sinken. Die Renten müssenwieder dauerhaft an die Entwicklung derLöhne und Gehälter angekoppelt werden, einneues Sicherungsniveau muss her.

Und: Künftig muss es wieder alleinige Auf-gabe der gesetzlichen Versicherung sein, dasgesamte Versorgungsniveau zu erzielen. DieIG Metall schlägt vor, die gesetzliche Stan-dardrente auf 1.535 Euro (in heutigen Wer-ten) um rund 6,5 Prozent anzuheben. Dasentspricht der heute unterstellten Gesamt-versorgung aus gesetzlicher Rentenversiche-rung und Riester-Rente.

Selbst die derzeit angenommene Stan-dardrente von 1.440 Euro erhalten Rentner inder Realität eher selten. Ein Grund dafür ist,dass sich die unterstellten 45 Entgeltpunkte(45 Erwerbsjahre mit Durchschnittsverdienst)nicht die typischen Erwerbsbiografien wider-spiegeln. Der tatsächliche Durchschnitt liegtselbst bei langjährig Versicherten nur beietwa 43 Entgeltpunkten, die entsprechenddann auch den Standard bilden sollen.

Wer weniger als 75 Prozent des Durch-schnitts verdient braucht eine Aufwertungder Rentenansprüche. Dazu muss die 1992abgeschaffte Rente nach Mindestentgelt-punkten wieder eingeführt werden. Arbeitslo-sigkeit, Kindererziehung und Pflege dürfendie Rente nicht weiter schmälern. Die Grund-sicherung im Alter muss angehoben werden;betriebliche und private Vorsorge darf nichtmehr voll darauf angerechnet werden.

Die Vermeidung von Altersarmut darf nichtallein den Arbeitgebern und Arbeitnehmernim Rahmen der Rentenversicherung aufge-bürdet werden. Diese soziale Absicherungmuss systemgerecht aus Steuermitteln finan-ziert werden.

Perspektivisch müssen alle Erwerbstäti-gen, darunter auch zukünftige Beamte undPolitiker, in eine solidarische Erwerbstätigen-versicherung einzahlen. Eine höhere Bei-tragsbemessungsgrenze könnte die gesetzli-che Rentenversicherung auch für die Bezie-her höherer Einkommen attraktiver machen.

www.mehr-rente-mehr-zukunft.de

1. Mai in Detmold: Gegen die Kommerzialisierung des GesundheitswesensDer Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hatte den Tag der Arbeit unter das Motto »Europa. Jetzt aber richtig« gestellt. In Detmold hat-

ten der DGB und die Einzelgewerkschaften wie die IG Metall zur Demonstration und anschließender Kundgebung auf dem Marktplatz

eingeladen. Dort hielt Sylvia Bühler vom Bundesvorstand der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di die Hauptrede. Sie wandte

sich dabei entscheiden gegen die Kommerzialisierung und Privatisierung des Gesundheitswesens: »Zunehmend zeigt sich die hässli-

che Fratze des Kapitalismus. Was der in der Daseinsvorsorge anrichtet, kann man wie in einem Brennglas in der Altenpflege sehen.«

Finanzinvestoren hätten den Bereich als Anlagefeld entdeckt. Für sie zählten ausschließlich hohe Renditen, nicht die Sicherung der Ver-

sorgungsqualität oder gar gute Arbeitsbedingungen. »Es war eine falsche Politik, die die Altenpflege dem wirtschaftlichen Wettbe-

werb ausgeliefert hat«, kritisierte Bühler. Das müsse korrigiert werden. Ein Schritt in diese Richtung sei der im Koalitionsvertrag der

Bundesregierung vereinbarte flächendeckende Tarifvertrag in der Altenpflege. Die Gewerkschafterin betonte, eine anständige Bezah-

lung in der Altenpflege dürfe nicht dazu führen, dass pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen finanziell überfordert werden.

Deshalb solle die Pflegeversicherung von einer Teil- in eine Vollversicherung weiterentwickelt werden, über die alle Pflegekosten so-

Schritt Maschinen aus unseren vorhandenenProduktionhallen dorthin verlagern sowieauch neue Maschinen dort zum Einsatzkommen«, erläutert Thomas Bergmann, Be-triebsratsvorsitzender bei Oskar Lehmann.

»Durch eine große Fensterfront und mo-dernste LED-Beleuchtung, eine effizienteBelüftung und einer Zentralen Materialver-sorgung setzen wir darauf, Arbeitserleichte-rungen und spürbar verbesserte Arbeitsbe-dingungen für unsere Kolleginnen und Kol-legen zu erreichen«, ergänzt ThomasBergmann. Eine große Aufgabe werde »si-cherlich der Bereich Automatisierung sein,um auch dort eine Erleichterung zu errei-chen sowie Fehlerquellen zu eliminieren«.Der Betriebsrat begrüßt, dass die Geschäfts-führung in die neue Halle und damit in denStandort und die Arbeitsplätze in BlombergDonop investiert.

Sylvia Bühler von ver.di hielt die Hauptrede beim 1. Mai.

Erst entkernt, dann komplett neu aufgebaut: Die neue Produktionshalle.

Transformation kommt

Die IG Metall hat Transformationsat-lanten aufgelegt. An dem bundeswei-

ten Projekt haben sich zahlreiche Betriebs-räte und IG Metall Vertrauenskörper auchaus lippischen Unternehmen beteiligt, diemeisten aus der Metall- und Elektroindu-strie, aber auch aus der Kunststoffindustrie.Sinn und Zweck der Atlanten ist, einenÜberblick darüber zu bekommen, wie sichder digitale Wandel betrieblich auswirktund wie umfassend er ist.

Die Ergebnisse der Betriebe, es warenknapp 2.000, liegen nun zusammengefasstvor. Digitalisierung zieht überall in die Be-triebe ein, allerdings mit unterschiedlichemTempo.

Betroffen ist vor allem die Arbeit in derFertigung und Montage, in der Verwaltungund Logistik sowie in der Technischen

Kundenbetreuung. Die dortigen Arbeits-plätze enthalten große Anteile an Tätigkei-ten, deren Profil sich verändern wird oderdie teilweise entfallen könnten. 57 Prozentder Beschäftigten in den beteiligten Betrie-ben üben Tätigkeiten aus, die möglicher-weise ersetzt werden könnten.

Die Ergebnisse zeigen auch: Viele Unter-nehmen im Organisationsbereich der IGMetall sind auf den digitalen Wandelschlecht vorbereitet. Knapp die Hälfte der

Betriebe haben keine oder keine ausrei-chende Strategie zur Bewältigung derTransformation. Neue Geschäftsmodelle,neue Qualifikationen? »Die dazu notwen-dige Fähigkeit zur Veränderung ist erst inAnsätzen bemerkbar. Wenn sich die Unter-nehmen weiterhin so defensiv verhalten,spielen sie Roulette mit der Zukunft der Be-

schäftigten«, ergänzt Jörg Hofmann. Dasbelegen die Zahlen: Die Hälfte der unter-suchten Betriebe hat keine systematischePersonalplanung und -bedarfsermittlung.Gleiches gilt für die Qualifizierungsbe-darfsermittlung, die nur in 45 Prozent derBetriebe systematisch erfolgt.

Zahl der Arbeitsplätze könnte in einigen Branchen sinken

Negativ drohen die Veränderungen in derAutomobil- und die Zulieferindustrie, zuder auch Kunststoffbetriebe gehören,durchzuschlagen, und zwar in Form vonArbeitsplatzabbau. In 54 Prozent der Be-triebe in dieser Branche wird damit gerech-net, dass die Zahl der Arbeitsplätze sinkenwird. Vor allem für Zulieferer kann dieTransformation existenzgefährdend wer-den, da sie nur über wenig Kapital und oft-mals keine tragfähigen neuen Geschäfts-modelle verfügen.

Angesichts dieser Ergebnisse fordert dieIG Metall von den Arbeitgebern, Vorsorgezu treffen und die Betriebe auf die Trans-formation einzustellen.

Mehr Informationen unter:www.igmetall.de/politik-und-gesellschaft

Die Digitalisierung schreitet voran, allerdings in unterschiedlichem Tempo. Doch viele Betriebesind nicht gut vorbereitet. Das macht der neue Transformationsatlas deutlich.

Der Transformationsatlas zeigt: Der Qualifizierungsbedarf steigt.

Page 3: Nr.44 Juni 2019 #fairwandel€¦ · versprach er weniger Korruption und mehr Transparenz. Höflich formuliert, ist seitdem wenig passiert, was Hoffnung gibt. In die eigenen Taschen

stellten betrifft. Das Urteil des EuropäischenGerichtshofs (siehe Spalte rechts) spiele beiden Verhandlungen keine Rolle, da die Ar-beitszeit bei Coko auch bisher bereits erfasstwerde, sagt der Betriebsrat. Wie mit der Er-fassung von Mobilen Arbeiten umgegangenwerde, müsse sich noch zeigen. Das Urteildes Europäischen Gerichtshofs müsse ja erstnoch in nationales Recht umgesetzt werden.

Auch die Schwerbehindertenvertretungverhandelt zur Zeit mit der Geschäftsfüh-rung: Das Thema dort ist eine Inklusions-vereinbarung. »Zunächst einmal musstenwir klären, was Inklusion überhaupt ist«,berichtet der SchwerbehindertenvertreterMarc Kohrs. Er ist zuversichtlich, dass esnoch in diesem Sommer zu einer Inklusi-onsvereinbarung kommt.

Bei Oskar Lehmann in Blomberg Donoparbeiten 210 Beschäftigte. Hinzukommen19 Azubis. Im Betrieb werden weiterhin 8Leiharbeitnehmer eingesetzt. Der Betriebs-rat bezeichnet die Auftragslage als gut, ge-arbeitet wird von montags bis freitags,Überstunden fallen aktuell keine an.

Mit Wirkung zum 1. April 2019 wurdeSebastian Schierk zum technischen Ge-schäftsführer der Oskar Lehmann GmbH& Co. KG bestellt. Er verantwortet haupt-sächlich die Geschäftsbereiche Fertigung,Qualitätssicherung, Werkzeugbau und Pro-

8 recht praktisch

nachdruck 3

Arbeitszeiterfassung ohne Wenn und Aber

Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs zurArbeitszeiterfassung sorgt für ziemlich hoheWellen. Es besagt im Kern, dass Arbeitgeberverpflichtet sind, die Arbeitszeit zu erfassen.Prompt meldeten sich der Bundesverband derArbeitgeberverbände zu Wort. Man sei gegen»die generelle Wiedereinführung der Stech-uhr im 21. Jahrhundert«, und weiter »Auf dieAnforderungen der Arbeitswelt 4.0 kann mannicht mit einer Arbeitszeiterfassung 1.0 rea-gieren.«

Der Vergleich hinkt, den die Arbeitszeit wirdheutzutage wohl nur noch selten per Hand,sondern meistens digital erfasst. Was der Ar-beitgeberverband eigentlich sagen wollte: Ar-beitszeiten müssen flexibel sein – und zwaram besten genau so, wie wir uns das vorstel-len.

Zu einer anderen Beurteilung kommt derDGB-Bundesvorstand: »Das Gericht schiebtder Flatrate-Arbeit einen Riegel vor – richtigso. Flexible Arbeit ist heutzutage eher dieRegel statt die Ausnahme. Gerade da, wo Ar-beitgeber aber eine Regelung zur Arbeitszeit-erfassung nicht für notwendig halten, die In-teressenvertretung fehlt oder eine entspre-chende Vereinbarung nicht durchsetzen kann,bleiben die Rechte der Beschäftigten viel zuoft auf der Strecke«, sagt Annelie Buntenbachvom DGB-Vorstand.

Aber was hat der Europäische Gerichtshofüberhaupt geurteilt? Er verpflichtet die Mit-gliedsstaaten, ein System einzurichten, mitdem die tägliche Arbeitszeit der Beschäftigtengemessen werden kann. Das beinhaltet auch,die täglichen und wöchentlichen Mindestru-hezeiten und die Obergrenze für die durch-schnittliche wöchentliche Arbeitszeit einzu-halten. Ohne ein solches System sei es nichtmöglich, dass Arbeitnehmer ihre Rechtedurchsetzen könnten, also ihre Gesundheitund Sicherheit gewährleistet sei.

Der EuGH bezieht mit dem Urteil alle Be-schäftigten mit ein, also auch Teilzeitbeschäf-tigte. Die gesamte Arbeitszeit ist vollständigzu dokumentieren, auch Homeoffice und Mo-biles Arbeiten.

»Die Anzahl unbezahlter Überstunden be-wegt sich in Deutschland deshalb seit Jahrenauf einem inakzeptabel hohen Niveau. Daskommt nicht nur einem Lohn- und Zeitdieb-stahl gleich – innerhalb eines Jahres wirt-schaften sich die Arbeitgeber so rund 18 Milli-arden Euro in die eigene Tasche – sondernkann auch ernste gesundheitliche Folgen fürdie Arbeitnehmerinnen und -nehmer haben.Permanenter Standby-Modus und Entgren-zung können krank machen, eine Erfassungder Arbeitszeit ist deshalb wichtig, um sie zubeschränken«, erklärt Annelie Buntenbachweiter.

EuGH, Urteil vom 14.05.2019, C 55/18

Kunststoffindustrie unbeeindrucktDie Wirtschaft insgesamt wächst 2019 etwas langsamer. Hinzu kommen die Turbulenzen bei denAutobauern. Doch von einer Krise ist in der lippischen Kunststoffindustrie nichts zu spüren.

Bei Ninkaplast in Bad Salzuflen läuft es wei-ter gut. Der Betriebsrat berichtet von einerguten Auftragslage. Die Zahl der Beschäf-tigten liegt bei 308. Aktuell sind 10 bis 15Leiharbeitnehmer im Betrieb. Überstundenfallen keine an, gearbeitet wird von montagsbis freitags.

Zum 1. August werden neue Auszubil-dende eingestellt: drei Industriekaufleute,ein Mechatroniker, eine Fachkraft für La-gerlogistik und zwei Verfahrensmechaniker.

Weiter in der Bearbeitung ist eine Be-triebsvereinbarung zum Thema Betriebli-ches Eingliederungsmanagement (BEM).

Bei Coko in Bad Salzuflen arbeiten aktuell540 Beschäftigte. Hinzu kommen 24 Aus-zubildende. Nachdem sich die Zahl derLeiharbeiter im Laufe des vergangenen Jah-res deutlich verringert hatte, pendelt sie sichzur Zeit bei 25 ein. Mit der verringertenZahl an Leiharbeitnehmern liegt auch eineBetriebsvereinbarung voll im Plan, die deut-lich weniger Leiharbeit vorsieht. Zur Zeitwerden im Betrieb einige befristete Verträgenicht verlängert oder entfristet. Die Auf-tragslage bezeichnet der Betriebsrat als gut.

Verhandelt wird weiterhin eine Betriebs-vereinbarung zum Arbeitsplatznahen Stem-peln. Betriebsrat und Geschäftsführunghaben sich deutlich angenähert, aber es gibtnoch einen strittigen Punkt, der die Ange-

lidarisch finanziert werden. Als Zwischenschritt müssten die Eigenan-

teile der pflegebedürftigen Menschen begrenzt werden. »Gute Pflege

und anständige Arbeitsbedingungen dürfen nicht gegeneinander aus-

gespielt werden«, sagte Sylvia Bühler weiter. Sie ging auch auf die drei

Wochen später stattfindende Europawahl ein: »Wir kämpfen für ein an-

deres, ein soziales Europa«. Bundesweit hatten sich rund 400.000 Men-

schen an den 481 Veranstaltungen des DGB zum 1. Mai beteiligt. Der 1.

Mai lebt als Tag, an dem Menschen für ihre Rechte und ihre Beteiligung

in der Arbeitswelt einstehen.

jektmanagement. Sebastian Schierk ist be-reits seit November 2018 im Unternehmentätig, er hat sich als technischer Leiter inten-siv auf seine zukünftigen Aufgaben vorbe-reitet. Die kaufmännische Geschäftsführungunterliegt weiterhin Melanie Lehmann.

Bei Essmann ist die Auftragslage weiter-hin gut. Die Zahl der Beschäftigten liegt bei370. Ein Beschäftigter wurde entfristet istnun unbefristet beschäftigt.

Was den Beschäftigten allerdings Sorgenmacht, ist das neue Werk in Krompachy inder Slowakei. »Halbfertige Produkte, Scha-len und Profile für Lichtgruppen, die nor-malerweise bei uns zusammengebaut wer-den, werden nun bei uns auf LKWs verla-den und fahren in das neue Werk«, sagtHalil Annac, der Betriebsratsvorsitzende.Dort laufe die Produktion offenbar bereits.»Wir erhalten aber von der Geschäftsfüh-rung aktuell keine Informationen zu demneuen Werk«, ergänzt er. Verunsicherungmacht sich breit. Denn für das Werk in BadSalzuflen kann das schon bald bedeuten,dass weniger produziert wird. Der Essman-Eigentümer, die Kingspan-Gruppe lässt sichaber bislang nicht in die Karten schauen –entsprechend fehlt auch eine Beschäfti-gungsgarantie für das Werk in Bad Salzuf-len.

Die Gesprächsrunden zwischen IG Metallund Arbeitgeberverband über ein neuesEntgeltsystem laufen weiter. Vor eine Som-merpause sind noch zwei weitere Termineanberaumt.

Einigkeit besteht darin, dass für alle Be-schäftigten, die unter den Tarif fallen, einEntgeltsystem gelten soll. Die Trennungzwischen Produktion, Konstruktion, Logi-stik und weiteren Arbeitsgebieten auf dereinen Seite und Angestellten auf der ande-ren Seite würde es dann nicht mehr geben.Lohn und Gehalt würden wegfallen, allewürden Entgelt erhalten.

Beide Seiten haben inzwischen ihre Kon-zepte vorgestellt, wie die Entgeltgruppeninhaltlich beschrieben werden können. Diesind wichtig, denn aus den Beschreibungenergibt sich, wer wo eingruppiert wird. Klarist, dass die Beschreibungen zeitgemäß seinmüssen. »Für uns ist auch wichtig, dass eintransparentes System entsteht, welcheszudem durchlässig ist«, sagt Svend Newgervon der IG Metall Detmold. Will heißen:Es muss auch Aufstiegsmöglichkeitengeben.

Die IG Metall hatte im Rahmen des Pro-jekts »Arbeit 2020« bei den Beschäftigtenvon Oskar Lehmann nach dem Stand derDigitalisierung gefragt. Inzwischen liegendie Ergebnisse vor. 81 Prozent der Beschäf-tigten erwarten Veränderungen am Ar-beitsplatz, 77 Prozent wünschen sich mehrQualifizierung und Weiterbildung und 35Prozent der Beschäftigten sorgen sich umihren Arbeitsplatz oder können es nochnicht genau einschätzen. Die Ergebnisse zei-gen, dass erhebliche Veränderungen im ei-genen Betrieb erwartet werden und die Fol-gen noch nicht voll eingeschätzt werden.Diese Unsicherheit ist ein wesentlicherGrund, warum sich die IG Metall ein-mischt. Digitalisierung muss sozial gestal-tet werden.

Oskar Lehmann: Mehr Qualifizierung gewünscht

Verhandlungen über neuesEntgeltsystem laufen weiter

Bei Essmann will der Arbeitgeber Arbeits-zeiten nach seinen Vorstellungen verteilen.(wir berichteten).Vereinfacht gesagt will ervorschreiben, dass die Beschäftigten imWinter Minusstunden aufbauen und dieseim Sommer verbrauchen, weil dort mehr zutun sei. Bei derartigen Modellen verlierendie Beschäftigten Zuschläge. Zudem sindsolche Regelungen, mit denen der Arbeit-geber Arbeitszeiten über ein ganzes Jahrplanen will, mitbestimmungspflichtig. Diebislang gültige Betriebsvereinbarung hatder Betriebsrat zu Ende 2019 gekündigt.Betroffen wären die Beschäftigten im ge-werblichen Bereich. Die Einigungsstelle hatbereits getagt, bislang gab es kein Ergeb-nis. Ohne Ergebnis ist bislang eine Rege-lung zum Thema »Einsatz von IT- und Ko-munikationsmitteln«. Der Betriebsrat hatteeine unterschriftsreife Vereinbarung vorge-legt, die den Datenschutz festschreibt unddie Beschäftigten vor Verhaltenskontrolledurch den Arbeitgeber schützen soll. DieArbeitgeberseite unterschrieb nicht. Nun istauch dieses Thema bei einer Einigungsstellegelandet.

Noch keine Ergebnisse der Einigungsstellen bei Essmann

Page 4: Nr.44 Juni 2019 #fairwandel€¦ · versprach er weniger Korruption und mehr Transparenz. Höflich formuliert, ist seitdem wenig passiert, was Hoffnung gibt. In die eigenen Taschen

nachdruck 4

B E I T R I T T S E R K L Ä R U N G Ä N D E R U N G S M I T T E I L U N G

Beruf / Tätigkeit / Studium / Ausbildung

Mitgliedsart Vollzeit Teilzeit Solo-Selbstständige/-r Auszubildende/-r Schüler/-in, Student/-in Umschüler/-in duales Studium

befristet beschäftigt Leiharbeiter/-in, Werkvertrag: Wie heißt der Einsatzbetrieb?

Ausbildung / vergleichbare Einrichtung / Hochschule von bis

Bitte in Blockschrift ausfüllen und an Deine Geschäftsstelle oder an die IG Metall in 60519 Frankfurt am Main senden. Online ausfüllen kannst Du dieses Formular unter www.igmetall.de/beitreten *Pflichtfelder **Wird von der IG Metall ausgefüllt.

Strichcodelabel der Geschäftsstelle

Datenschutzhinweis : Meine personenbezogenen Daten werden von der IG Metall und ihren gewerkschaftlichen Vertrauensleu-ten unter Beachtung der datenschutzrechtlichen Vorschriften der EU-Datenschutzgrundverordnung (EU-DSGVO) und des deut-schen Datenschutzrechts (BDSG) für die Begründung und Verwaltung meiner Mitgliedschaft erhoben, verarbeitet und genutzt. Im Rahmen dieser Zweckbestimmungen werden meine Daten ausschließlich zur Erfüllung der gewerkschaftlichen Aufgaben an dies-bezüglich besonders Beauftragte weitergegeben und genutzt. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nur mit meiner gesonderten Ein-willigung. Eine Weitergabe der Daten zu Marketingzwecken findet nicht statt. Die europäischen und deutschen Datenschutzrechte gelten in ihrer jeweils gültigen Fassung. Weitere Hinweise zum Datenschutz finde ich unter https://igmetall.de/datenschutz-dok Wenn ich eine ausgedruckte Version der Datenschutzhinweise per Post wünsche, kann ich mich wenden an [email protected]

O r t / D a t u m / U n t e r s c h r i f t

Beitrittserklärung: Hiermit trete ich der »Industriegewerkschaft Metall«, Kurzform »IG Metall«, bei und erkenne die Satzung dieser Gewerkschaft an. Ich bestätige die Richtigkeit der Angaben zu meiner Person, die ich der IG Metall zum Zwecke der Datenerfassung im Zusammenhang mit meinem Beitritt zur Verfügung stelle.

Angesprochen von (Name, Vorname) oder Werberteam Mitgliedsnummer Werber/-in (wenn vorhanden)

Beschäftigt im Betrieb, Postleitzahl, Ort

Name* Vorname*

Geschlecht*

weiblich männlich

Wohnort* Straße* Hausnr.*

Telefon dienstlich privat Mobiltel. dienstlich privat E-Mail* dienstlich privat

Staatsangehörigkeit*

Land* PLZ*

Geburtsdatum*T T M M J J J J

IBAN*

D E BIC* Kontoinhaber/-in

Bank / Zweigstelle

Bruttoeinkommen* Beitrag**mtl. Bruttoeinkommen

SEPA-Basislastschriftmandat (wiederkehrende Lastschriften): Gläubiger-Identifikationsnr. der IG Metall: DE71 ZZZ0 0000 0535 93, Mandatsreferenz: Mitgliedsnr.01 SEPA-Lastschriftmandat: Ich ermächtige die IG Metall, den jeweils von mir nach § 5 der Satzung der IG Metall zu entrichtenden Mitgliedsbeitrag von 1 Prozent des monatlichen Bruttoverdienstes zur vereinbarten Fälligkeit von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die von der IG Metall auf mein Konto gezo-genen Lastschriften einzulösen. Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrags verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen. Änderungen meiner Daten werde ich unverzüglich der IG Metall mitteilen.

O r t / D a t u m / U n t e r s c h r i f t

Einwilligung in die Übermittlung meiner personenbezo-

genen Daten an die Bank zu Zwecken der Abwicklung des

SEPA-Lastschriftmandats. Hiermit willige ich ein, dass die IG Metall meine personenbezogenen Daten (insbesondere Name, IBAN / BIC, Beitragshöhe), aus denen sich möglicherweise meine Gewerkschaftszugehörigkeit ableiten lässt, für die Abwicklung des SEPA-Lastschriftmandats an den /die ausführenden Zah-lungsdienstleister übermittelt. Die Gewerkschaftszugehörigkeit ist nach geltendem Datenschutzrecht als besonders sensibles Datum unter besonderen Schutz gestellt. Die Übermittlung der vorstehend genannten Daten ist Voraussetzung dafür, dass die IG Metall die satzungsgemäßen Beiträge über das SEPA-Last-schriftmandat einziehen kann. Meine Einwilligung ist Rechts-grundlage für die Datenverarbeitung für den vorgenannten Zweck. Meine Einwilligung ist freiwillig. Ich bin berechtigt, meine Einwilligung jederzeit mit Wirkung für die Zukunft zu widerrufen. Der Widerruf berührt nicht die Rechtmäßigkeit der aufgrund meiner Einwilligung bis zum Widerruf erfolgten Verarbeitung. Weitere Informationen zur Datenverarbeitung kann ich den »Informationen zur Verarbeitung personenbezogener Daten« unter https://www.igmetall.de/datenschutz-dok entnehmen.

O r t / D a t u m / U n t e r s c h r i f t

Stand 25.05.20

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**Mitgliedsnummer, bitte bei Änderungen eintragen Eintrittsdatum

T T M M J J J J

Impressum

›Nachdruck‹ Zeitung der IG Metall für die Beschäftigtenin der lippischen Kunststoffindustrie

Redaktion: Thomas Bergmann, Martin Brummermann,

Elmar Kleine-Grauthoff, Beate Linke-Niehage, Svend Newger,

Dajana Nüsse-Klamann

Cartoon S.4: Stefan Rürup

Fotos: S.1 oben IG Metall, S.1 mitte, S.2 und S.3 unten: Ni-

cole Wegener; S.4 oben privat, S.4. mitte Sonja Volmer

Redaktionsleitung, Layout und Satz: Manfred Horn

Verantwortlich i.S.d.P.: Erich Koch, IG Metall Detmold,

Gutenbergstr. 2, 32756 Detmold, fon 05231. 99 190,

eMail [email protected]

Wir freuen uns über LeserInnenbriefe und Rückmel-

dungen. Vielleicht wissen Sie, weißt Du, von einem

Thema, über das wir berichten sollten. Schrei be eine

eMail mit dem Betreff ›nachdruck‹ an: detmold@igme-

tall.de oder einen Brief an unsere Redaktionsadresse:

IG Metall Detmold, Gutenberg str. 2, 32 756 Detmold

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»Man muss sich noch in die Augen schauen können«Vedat Yasar ist seit gut einem Jahr Betriebsrat bei Oskar Lehmann. Im Interview erzählt er, wie erdazu kam und warum er gerne die Interessen der Kolleginnen und Kollegen vertritt.

Wie bist Du dazu gekommen, Betriebsrat zu werden?Ich bin gewählt worden. Das kam für michauch ein wenig überraschend. Wir habenbei Oskar Lehmann eine Personenwahl, ichwar Kandidat und erhielt genug Stimmen.Das war vor gut einem Jahr. Seitdem bin ichTeil eines siebenköpfigen Betriebsrats undin diesem nun auch Bildungsbeauftragter.

Hast Du vorher schon mal kandidiert?Ja, schon vor rund zehn Jahren hatte michmal ein Kollege angesprochen, ob ich kan-dieren wolle. Ich war eher ein Füllkandidat,und es hat dann auch nicht geklappt.

Warum hast Du Dich aufgestellt?Das liegt in meiner Natur. Ich unterstützegerne, setze mich für die Belange andererein. Ich bin schon seit Ewigkeiten ehren-amtlich engagiert, war Fußballtrainer beimFC Oberes Extertal. Das bin ich heute nichtmehr, kümmere mich im Team mit anderenaber um das Sponsoring in dem Verein.

Wie sind deine bisherigen Erfahrungenim Betriebsrat?

Nur positiv. Das Blickfeld hat sich noch malgeweitet. Vieles habe ich bereits vorherwahrgenommen, nun hat es nochmal mehrTiefe bekommen. Wir arbeiten als Betriebs-ratsgremium gut zusammen. Und auch dieKommunikation mit der Geschäftsführungist gut. Wir tauschen uns regelmäßig ausund müssen von deren Entscheidungennicht aus der Zeitung lesen, wie es in man-chen Unternehmen der Fall ist. Wenn es un-terschiedliche Positionen gibt, muss man dasaushalten. Wir vertreten die Interessen derBeschäftigten, dies ist auch unser gesetzli-cher Auftrag. Aber zum Schluss muss mansich trotzdem noch in die Augen schauenkönnen.

Wie ist der Kontakt zu den Kollegen?Gut, ich bin ja schon lange im Unterneh-men. Da habe ich eine gute Anbindung andie Kollegen im Export, Lager und Versand.Darüber hinaus lerne ich jetzt auch die Kol-leginnen und Kollegen in der Produktionund im Werkzeugbau mehr und mehr ken-nen. Ich erhalte immer mehr Einblicke. DieAnbindung ist wichtig, wir müssen wissen,was die Kollegen wollen und wir müssenauch die Beschlüsse vermitteln.

Vedat Yasar ist seit gut einem Jahr Betriebs-rat bei Oskar Lehmann. Der gelernte Groß-und Aussenhandelskaufmann arbeitet be-reits seit 1991 bei dem Kunststoffverarbeiterin Blomberg-Donop. Angefangen hatte erfür kurze Zeit im Vertrieb, als eine Stelle imBereich Export/Zoll frei wurde, wechselteer dort hin. Der 53-Jährige ist bekennenderLandbewohner. Er wohnt in Bösingfeld,erstmals in seinem Leben zur Miete und garnicht so weit von Sonneborn, wo er aufge-wachsen ist. Er ist Vater zweier Kinder, dieinzwischen 17 und 22 Jahre alt sind.

Nudelsalat ala MamaZutaten für 6 Portionen: 500 gNudeln,3/4 Ring/e Fleisch-wurst, 7 Gewürzgurke(n), 1Dose/n Erbsen und Möhr-chen, 150 g Miracel Whip oderähnliches, 150 g Naturjoghurt,2 EL mittelscharfer Senf, 6 ELGurkenflüssigkeit, Salz undPfeffer, Fondor, Salzwasser Zubereitung: Die Nudeln imSalzwasser kochen und ab-kühlen lassen. Die Nudeln ineine große Schüssel geben.Die gewürfelte Fleischwurst,gewürfelte Karotten, Erbsenund gewürfelte Gewürzgurkenzu den Nudeln geben. In einerseparaten Schüssel Miracel

Whip, Naturjoghurt, Senf und Gurkenflüssigkeit mischen. Mit Salz, Pfeffer und Fondor ab-schmecken. Das Dressing kann ruhig gut gewürzt sein, da die Nudeln sehr viel von der Würzewegnehmen. Zuletzt das Dressing und den Salat mischen. Wer zügig arbeitet, ist in 25 Minu-ten mit dem Nudelsalat fertig. Ein Tipp von Sonja Volmer.

IG Metall – Eine starke Gemeinschaft. Jetzt Mitglied werden!Die Beitrittserklärung können Sie bei Ihrem Betriebsrat, bei den Vertrauensleuten der IG Metall

und in der Geschäftsstelle der IG Metall in Detmold, Gutenbergstr. 2, 32756 Detmold, abgeben.

Die IG Metall-Ge-schäftsstelle in Det-mold hat eine neueMitarbeiterin: NicoleWegener arbeitetseit dem 1. April2019 in der Verwal-tung. Sie ist gelernteKöchin und bringteinen Hund namensEyla mit, auch zur

Arbeit. Sie arbeitete in den vergangenen zweiJahren in einer IG Metall-Geschäftsstelle in Ost-sachsen und hat nun den Sprung nach Lippegewagt. Den Berufswechsel von der Köchin zurVerwaltungsangestellten hat sie bislang nichtbereut: »Ich arbeite gerne mit Menschen undich wollte zu einer Gewerkschaft. Da habe ichmir gesagt: Wenn, dann gehe zur größten, unddas ist die IG Metall«. Perspektivisch löst sieSonja Volmer ab, die zum 29. November 2019 indie Freistellungsphase der Altersteilzeit geht.

Neue Mitarbeiterin in der Geschäftsstelle Detmold