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Magazin für Soziales & Gesundheit Oberliner Ausgabe 1 März 2016 oberliner-magazin.de Frühjahrsmüde? Mit Ayurveda neue Lebensgeister wecken Grenzenloses Verstehen Eine junge Frau aus Kenia hört zum ersten Mal die Stimme ihrer Mutter Seite 12 Barrierefreie Mobilität Oberliner berichten über ihre Erfahrungen im Nahverkehr. Was sagt der Verkehrsbetrieb Potsdam dazu? Seite 18 „Bei mir erlebt keiner einen Misserfolg“ Ilona Gehricke ist Kreativtherapeutin im Reha Klinikum Seite 26 Unterwegs in Babelsberg Was verbinden die Menschen aus unserer Nachbarschaft mit dem Oberlinhaus? Wir haben sie gefragt. Seite 8

Oberliner – Magazin für Soziales & Gesundheit

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Ausgabe 1 / März 2016 Unterwegs in Babelsberg

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Page 1: Oberliner – Magazin für Soziales & Gesundheit

Magazin für Soziales & Gesundheit

Oberliner Ausgabe 1März 2016

oberliner-magazin.de

Frühjahrsmüde? Mit Ayurveda neue Lebensgeister wecken

Grenzenloses VerstehenEine junge Frau aus Kenia hört zum ersten Mal die Stimme ihrer Mutter Seite 12

Barrierefreie MobilitätOberliner berichten über ihre Erfahrungen im Nahverkehr. Was sagt der Verkehrsbetrieb Potsdam dazu?Seite 18

„Bei mir erlebt keiner einen Misserfolg“Ilona Gehricke ist Kreativtherapeutin im Reha Klinikum Seite 26

Unterwegs in BabelsbergWas verbinden die Menschen aus unserer Nachbarschaft mit dem Oberlinhaus? Wir haben sie gefragt. Seite 8

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3 R E D A K T I O N S B R I E F

4 E D I T O R I A L

6 K I R C H E N F E N S T E R

Mit Brot und Salz fängt alles an

7 H Ö H E P U N K T E

Schüler helfen Flüchtlingen

8 T I T E LT H E M A

Unterwegs in Babelsberg „Was verbinden Sie mit dem Oberlinhaus?“ O-Töne aus unserer Nachbarschaft

11 I N S E L G E S P R Ä C H E

Nachbarschaft ist ein Gefühl

12 R E P O RT

Grenzenloses Verstehen

13 V O R D E R T Ü R

Kinoerlebnis der besonderen Art Das Thalia Kino in Babelsberg

14 O B E R L I N E R B E I D E R A R B E I T

„Wir fahren jeden Tag, auch am Wochenende“

16 T I T E LT H E M A

Auf Entdeckungsreise. Das Oberlinhaus und seine Nachbarschaft.

18 S O O D E R S O

Barrierefreie Mobilität

20 V O R D E R T Ü R

Ein Arbeitsplatz in der Idylle

21 R E P O RT

Treffpunkt Cafeteria

22 H I N T E R G R U N D

Voneinander lernen

23 L E B E N S W E LT E N

Sich auf Augenhöhe begegnen

24 A U S D E R S T E I N S T R A S S E

Mit Engagement und Geduld 25 Jahre Ausbildung für Menschen mit und ohne Handicap

25 R AT G E B E R G E S U N D H E I T

Mit indischer Heilkunst gegen die Frühjahrsmüdigkeit

A U S D E M H O H E N F L Ä M I N G

Region und Reha Klinikum profitieren voneinander

26 B E R U F E V O R G E S T E L LT

„Bei mir erlebt keiner einen Misserfolg“ Ilona Gehricke ist Kreativ-therapeutin im Reha Klinikum

27 V O R S TA N D S B E R E I C H

Wegweiser unseres Handelns

A N N O D A Z U M A L

Spaziergänge durch unsere Nachbarschaft

28 H Ö R K O L U M N E

Hasenlauscher, Frühlingsduft und Vogelgezwitscher

29 P R O M I S F Ü R D A S O B E R L I N H A U S

Regine Hildebrandt

F O T O R Ä T S E L

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R E D A K T I O N S B R I E F

Liebe Leserinnen und Leser,

über 1.800 Mitarbeiter, fast 200 Ehren-amtliche und mehr als 1.500 Bewer-bungen im Jahr – Zahlen, die beeindru-cken und stolz machen. Das Oberlin-haus zieht an. Und es strahlt auf seine Umgebung aus.

Ein Blick in die Nachbarschaften in Babelsberg, auf Hermannswerder, in Bad Belzig, Michendorf oder an den anderen zwölf Standorten des Oberlin-haus zeigt, wie verwurzelt und verbun-den wir mit ihnen sind.

Wir haben besondere Zahlen, Fak-ten und Verbindungen visualisiert. Herausgekommen ist eine Karte mit Wimmelbild-Charakter – faszinierend detailreich, aber längst nicht vollstän-dig. Gehen Sie zusammen mit uns auf Entdeckungsreise! (Seite 16)

Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen dieser Ausgabe. Vielleicht er-kennen Sie sich an einer Stelle wie-der, weil Sie selbst ein Nachbar sind oder Ihr Weg Sie schon einmal zu uns geführt hat. Wir würden uns freuen, wenn Sie mit dem Oberlinhaus verbun-den bleiben.

Ihr Redaktionsteam

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Titelfoto Unsere Bewohnerin Stefa-nie Kunze aus dem Thus-nelda-von-Saldern-Haus besucht den RegioLaden in Potsdam-Babelsberg.

30 F R E U N D E D E S O B E R L I N H A U S

Ehrenamtliches Engagement

I M P R E S S U M

31 R E Z E P T A U S B A D B E L Z I G

Chicoree-Apfelsalat mit Orange in Joghurtcreme

A U S B L I C K

Einfache Sprache

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4Oberliner 1/2016E D I T O R I A L

Liebe Oberliner,

es gibt Dinge, die zu unserem Wohlbefinden beitragen, über die wir im Regelfall nicht so häufig nachdenken. Neben der Gesundheit, der eigenen Lebenszufriedenheit, der Partner-schaft, in der man lebt, gehört oftmals auch ein soziales Umfeld dazu, das das eigene Leben wesentlich mit beeinträchtigt.

Normalerweise nennt man einen Teil dieses Umfeldes Nachbarschaft. Wir alle haben Nach-barn. Wir wohnen mit ihnen auf einer Etage, wir teilen die Grundstücksgrenzen, wir feiern mit ihnen Feste oder wir müssen miteinander über Kleinigkeiten des Lebens streiten und ringen.

Nachbarschaft kann ein Alltagsindikator für ein belastetes oder ruhiges Leben sein. Es ist nicht der einzige Gradmesser, doch einer, der die tägliche Beanspruchung oder Belastung im eigenen Leben hochtreiben kann. Insbesonde-re dann, wenn das Nachbarschaftsverhältnis angespannt ist.

Nachbarn, das sind die nahen Fernen oder die fernen Nächsten, auch wenn viele von ih-nen in unserem Leben gar keine Rolle spielen.

Doch Nachbarschaft, das ist auch mehr: Es ist die Gemeinschaft, die um uns lebt. Dazu gehören auch Menschen aus anderen Ländern, anderer Religionen oder Glaubensgemeinschaf-ten, mit denen wir in einem überschaubaren Raum zusammen leben. Nachbarn haben eine Bedeutung für uns.

Das Wort Nachbarschaft ist zunächst eine wertfreie Bezeichnung. Es beschreibt vielmehr einen Zustand der Beziehung zueinander.

Nachbarn kann man sich oftmals nicht aus-suchen und sich von Nachbarn zu trennen, ist ein schwieriges Unterfangen, das oftmals nur mit einer eigenen Lebensentscheidung (durch einen Wegzug) zu verbinden ist.

Eine gute Nachbarschaft setzt sich über be-stehende kulturelle, inhaltliche, sprachliche, religiöse oder andere Grenzen hinweg. Sie braucht Nähe, aber auch immer die Möglichkeit zur Distanz. Wahrscheinlich ist das auch ein Maßstab für ein Gelingen der Nachbarschaft: dass es durchaus auch Haustüren oder Grund-stücksgrenzen gibt, dass diese Grenzen aber nicht als dauernd trennendes, sondern auch als verbindendes Element gesehen werden können.

Nachbarschaft ist auch ein Gegenstück zur Familie. Die Familie ist der Ort, in den man hineingeboren wird, zu dem man lebenslang gehört. Durch familiäre Bande sind wir dauer-haft verbunden. Nachbarschaft folgt eher einem Zufallsgenerator, den man nur schwer selbst beeinflussen kann.

Auch die Bibel befasst sich mit dem Thema Nachbarschaft. In dem Buch Sirach, das aller-dings nur in manchen Ausgaben der Bibel auf-genommen ist, heißt es: „Drei Dinge gefallen mir, die Gott und den Menschen Wohlgefallen: wenn Brüder eins sind, die Nachbarn sich gut vertragen und wenn Mann und Frau gut mitein-ander umgehen.“ Sirach 25, 1-2

Hier ist unser Sozialgefüge gleichermaßen abgebildet: Die Familie, die Nachbarschaft und die Partnerschaft. Sie alle beeinflussen unser Leben wesentlich. Es ist ein Segen, wenn es gelingt, mit allen in guten Beziehungen zu leben.

Und wenn nicht, liebe Oberliner, dann versuchen Sie doch einfach einmal, verkrustete Wege zu öffnen.

Rufen Sie anlasslos Ihre Geschwister an, trinken Sie mit den Nachbarn ein Bier am Gar-tenzaun oder sagen Sie Ihrer Frau/Ihrem Mann, dass Sie sie/ihn lieben.

Denn schließlich gefällt es Gott und den Menschen gut, wenn „Brüder eins sind, die Nachbarn sich gut vertragen und wenn Mann und Frau gut miteinander umgehen.“

Herzlich grüßt Sie

Ihr Matthias FichtmüllerTheologischer Vorstand

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5Oberliner 1/2016

Unsere Nachbarschaft wächst

Im Herbst des vergangenen Jahres korri-gierte die Landeshauptstadt Potsdam die Bevölkerungsprognose der Stadt nach oben. Potsdam wächst schneller als vermutet, 2030 wird die Stadt neuesten Berechnungen zufol-ge bis zu 200.000 Einwohner haben. Berliner werden davon wahrscheinlich nicht beeindruckt sein, eine Studie zur Wachstumsstrategie der Hauptstadt geht von einer Bevölkerungszahl von knapp vier Millionen Einwohnern aus – ohne die aktuellen Flüchtlingszahlen berück-sichtigt zu haben.

Als Babelsberger Unternehmen liegt das Oberlinhaus geografisch irgendwie dazwischen: Teil der wachsenden Stadt Potsdam und direkt angrenzend an Berlin. Mitten im Ballungs-zentrum, mitten in der Hauptstadtregion. Die Nachbarschaft der Oberliner wächst. Was heißt das eigentlich für uns?

Wenn wir in die Vergangenheit schauen, dann sind uns solche Entwicklungen nicht fremd. Vor 140 Jahren bauten wir unser Mut-terhaus in Nowawes, einer kleinen Kolonie vor den Toren der Stadt, Babelsberg wuchs um uns herum. Eine gute Entwicklung für uns und die Nachbarschaft. Darüber hinaus ein frühes Beispiel gelebter Inklusion, lange bevor der Begriff zur Mode wurde. Das Oberlinhaus hat viele Veränderungen in der Nachbarschaft erlebt und überlebt. In dieser Zeit haben wir uns als Unternehmen verändert, sind gewachsen und haben vielleicht auch unsere Nachbarn damit vor Herausforderungen gestellt.

Unser Blick geht in die Zukunft. Nicht nur Ber-lin und Potsdam wachsen, die gesamte Region breitet sich aus, Grenzen verschwimmen. Wir werden in Zukunft immer selbstverständlicher von der Hauptstadtregion Berlin sprechen. Kom-munen und Bundesländer werden immer mehr verstehen, dass sie Lösungen für die Bedarfe der wachsenden Bevölkerung gemeinsam finden müssen. Besonders wenn es um die Ansprüche von Menschen mit besonderen Förderbedarfen und gesundheitlichen Problemen geht. Dabei ist Kreativität gefordert, denn mit Lösungen aus der Vergangenheit fällt es schwer, die Aufgaben der Zukunft zu bewältigen.

Wir Oberliner begreifen das Wachstum der Region als Chance. Wir sind längst aus Ba-belsberg herausgewachsen, erweitern unsere Nachbarschaft stetig. Schon heute kommt fast jeder fünfte Patient der Oberlinklinik aus Berlin, viele Schüler der Oberlinschule stammen aus den angrenzenden Landkreisen und die Assis-tenzagentur der LebensWelten betreut Autisten aus ganz Brandenburg.

Die Region kann uns als Partner verstehen. Wir wollen mitgestalten, neue Wege mitdenken und unsere Angebote den Herausforderungen der wachsenden Bevölkerung anpassen. Wir hinterfragen unsere Strukturen, überprüfen die Wirksamkeit unserer Angebote und probieren neue Methoden aus. Wir fordern diese Flexi-bilität und Kreativität aber auch von denen, die unsere Leistungen finanzieren. Denn wenn sich alle etwas bewegen, klappt es auch mit der guten Nachbarschaft.

Andreas KochKaufmännischer Vorstand

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6Oberliner 1/2016

Menschen brauchen Brot und Salz für ihr Leben. Ganz körperlich als Nahrungsmittel, aber auch geistlich. Das Brot steht für das, was wir zum Leben brauchen: Familie, Freunde, ein Zuhause, Friede und Glaube. Das Salz steht für die Würze im Leben.

K I R C H E N F E N S T E R

Mit Brot und Salz fängt alles an

Text: Daniela Krause-Wack, Kirchengemeinde

Es ist eine alte Tradition zum Einzug Brot und Salz zu verschenken – Symbol für Güte und Gastfreundschaft und ein praktisches Geschenk. Schon im Alten Testament ist von „Salzbündnissen“ die Rede, die Gäste und Gastgeber miteinander schlossen. In manchen Kulturen werden Brot und Salz auch zur Hochzeit verschenkt, in anderen einem neugeborenen Kind mit in die Windel gewickelt.

Brot und Salz stehen als Symbole für das, was wir im Leben brauchen. Das Brot als Grund-nahrungsmittel, als Lebensgrundlage, zum satt werden und als täglicher Begleiter. Deutschland ist übrigens Weltmeister in der Brotvielfalt – wir kennen über 300 Brotsorten. Salz war einmal wertvoller als Gold – dieses Salz aus den Tiefen der Berge und aus dem Meer. Jedes gute Ge-richt benötigt Salz, doch zu viel davon ist unge-sund und nicht genießbar. Bei der Verwendung kommt es immer auf das richtige Maß an.

Auch Jesus Christus sprach von Brot und Salz. Jesus selbst bezeichnet sich als Brot

(Johannes 6,35) und uns Menschen als das Salz (Matthäus 5,13a). Jesus als Brot des Lebens, der Glaube als tägliche Stärkung, die Erzählun-gen und die Verheißung von Jesus sollen uns stärken, so auch die Verheißung vom Men-schen als Salz der Erde. Jesus spricht: Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? (Matthäus 5,13a)

Menschen sind das Salz der Erde. Jeder von uns ist ein Salzkörnchen, das den Unterschied macht zwischen schmecken und versalzen sein. In unseren Redewendungen hat sich dieser Gedanke eingeschlichen. Jemand oder etwas kann das Salz in der Suppe sein, aber jemand kann einem auch die Suppe versalzen – wieder kommt es auf das richtige Maß an.

In dem Werbeslogan einer bekannten Mö-belkette wird es anders ausgedrückt, da heißt es: „Wohnst du noch oder lebst du schon?“ Brot und Salz sind Zeichen des Lebens, der Gastfreund- und Nachbarschaft. Mit Brot und Salz kann ein neues Leben beginnen.

Jesus spricht: Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? (Matthäus 5,13a)

Es klingelt an der Haustür. Jasmin schlängelt sich zwischen den noch vollen Umzugskartons hindurch und öffnet die Tür. Es sind die neuen Nachbarn. Sie überreichen Brot und Salz zum Einzug. Aus den Nachbarn werden Sabine und Ulf. Sie helfen, wenn etwas Mehl fehlt, die Blumen den Urlaub überleben sollen. Jasmin, Sabine und Ulf essen und lachen zusammen. Eine Freundschaft beginnt – mit Brot und Salz fing alles an.

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7Oberliner 1/2016H Ö H E P U N K T E

(1) Das Flüchtlingskind Drilon verfolgt das Geschehen mit viel Freude. (2) Die Räder strahlen dank den Oberlin-schülern in neuem Glanz. (3) Winterfeuer, Kinderpunsch und so viel Hilfsbereitschaft machten richtig warm ums Herz. (4) Die Schüler halten stolz die Spendensumme auf selbstgebastelten Schildern in die Luft.

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Unterstützung für Flüchtlingsheim eines OberlinschülersBereits seit 10 Jahren findet dieses Projekt mit dem Namen „Kinder helfen Kinder“ in der Oberlinschule statt. Dazu werden jährlich in der Vorweihnachtszeit die in allen Schulbereichen selbstgefertigten Kerzen, Glocken, Körbe und Weihnachtskarten verkauft. Über die Verwen-dung der Spenden stimmen die Schüler in Schülerkonferenzen selbst ab. Weil seit Ja-nuar dieses Jahres das Flüchtlingskind Drilon aus dem Flüchtlingsheim Rehagen (Landkreis Teltow-Fläming) die Oberlinschule besucht, entstand der innige Wunsch, hier zu helfen. Etwa 50 Flüchtlinge sowie die Familie von Drilon leben hier in einem ehemaligen Mehr-familienhaus. 550 Euro überreichte die Klasse 5 in einzelnen Umschlägen an drei Vertreter der Asylunterkunft. Außerdem erhielten sie

drei Fahrräder. An den gebrauchten Kinder- und Erwachsenenrädern haben die Schüler in einer Arbeitsgemeinschaft jede Woche selbst geschraubt, um sie wieder verkehrstüchtig zu machen.

Weitere Spende für Flüchtlingsunterkunft auf dem BrauhausbergDie Ankunft von etwa 2.250 Flüchtlingen im letzten Jahr trug zur Entscheidung bei, auch ein Flüchtlingsheim in Potsdam zu unterstützen. In der Flüchtlingsunterkunft im alten Landtag auf dem Brauhausberg leben derzeit 66 Bewohner, 28 davon sind Kinder im Alter von vier Monaten bis 17 Jahren. Bis Ende April sollen insgesamt 470 Menschen vor allem aus Ländern wie Syrien, Eritrea oder Afghanistan dort einziehen. Schüler der Klasse 4b überreichten ebenfalls 550 Euro sowie drei Fahrräder an zwei Erwach-sene und zwei Kinder, die dort zurzeit leben. Einzelne Schüler lasen im Rahmen der Spen-denübergabe folgende Herzenswünsche vor: „Wir wünschen euch Frieden in der Welt. Wir wünschen euch ein Dach über dem Kopf. Wir wünschen euch ganz viel Glück. Wir wünschen euch ausreichend zu trinken und zu essen. Wir wünschen euch freundliche Menschen. Wir wünschen euch Liebe und Heiterkeit“. Zum Schluss der Spendenübergabe erklang passge-nau „The Sharing Song“, der ganz deutlich das Anliegen unserer Oberlinschüler unterstrich: „Es macht Spaß zu teilen!“

Schüler helfen Flüchtlingen

Text: Manja Klein, Wirtschafts- und Verwaltungsservice

Am 29. Januar fand das traditionelle Winterfeuer am letzten Tag des Schulhalbjahres auf dem Hof der Oberlinschule statt. Schüler und Lehrer kamen zusammen und erfreuten sich gemeinsam an Lager-feuer, Gesang und Kinderpunsch. Doch es wurde auch nachdenklich: Erinnert wurde an die aktuelle Nachrichtenlage, die vielen Berichte aus den Kriegsgebieten und die Ankunft zahlreicher Flüchtlinge in Brandenburg. Deshalb entschieden unsere Schüler auch, den Erlös über 1.100 Euro aus den traditionellen Adventsbasaren dieses Jahr für regionale Flüchtlingsinitiativen zu spenden.

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online lesen auf oberliner-magazin.de

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8Oberliner 1/2016T I T E LT H E M A

Durch die zentrale Lage des Oberlinhaus gehören auch Men-schen mit Behinderung ganz selbstverständlich zu Babelsberg.

Daniela Zuklic, Thalia Kino

Das Oberlinhaus ist ein großer Arbeitgeber in unserem Stadtteil, der Babelsberg belebt.

Karin Kalus, Buchhandlung Bürgel

Im Oberlinhaus bin ich geboren worden. Das Oberlinhaus gehört einfach zu Babelsberg, genau wie das Karli oder das Thalia.

Frank Lemnitz, La Strada

Mein Sohn wurde in der Oberlinklinik* geboren und später in der Orthopädie behandelt, da er Probleme mit der Hüfte hatte. Seit 16 Jahren besuchen Oberliner meine Nähstube und ich gehe in meiner Mittagspause hin und wieder in die Cafeteria.* Gemeint ist die Geburtsstation im damaligen Städtischen Krankenhaus, das bis Anfang der 1990er Jahr im heutigen Altbau der Oberlinschule untergebracht war.

Carola Jacobitz, Nähstube Babelsberg

Foto: Uwe Granzow

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9Oberliner 1/2016

Unterwegs in Babelsberg„Was verbinden Sie mit dem Oberlinhaus?“ O-Töne aus unserer Nachbarschaft

Vom Oberlinhaus weiß ich, dass da Werkstätten sind, ein Krankenhaus und Schulen für Behinderte. Gibt es da nicht auch ein Internat?

Frau Sarnow, Bäckerei Schäfer’s

Da gibt es eine Klinik, in der meine Mutter gerade operiert wird.

Angestellter der Deutschen Post

Die Oberliner sind nette Nachbarn und gute Kunden, aber vor allem Menschen, die Babelsberg bunt machen.

Uwe Kellermann, RegioLaden

Das Oberlinhaus steht für eine Babelsberger Marke. Mit seiner Fürsorge für Menschen mit Handicap ist es ein Symbol der Nächstenliebe. Die gelebte Integration und Hilfe verbindet unsere beiden Häuser.

Henry Kniesche, Kniesche Orthopädietechnik GmbH

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10Oberliner 1/2016T I T E LT H E M A

Im Oberlinhaus gibt es eine Menge interessanter Leute. Ich bin pharmazeutischer Dienstleister, habe viele Kontakte zur Oberlinklinik und zu den Wohnheimen. Aus der beruflichen Herausforde-rung haben sich persönliche Kontakte entwickelt. Ich werde zu Festen eingeladen und bin gerne dort. Es ist ein Stück großfamiliärer Alltag, den ich da erlebe.

Matthias Gartschock, Nowawes-Apotheke

Das Oberlinhaus ist für mich ein guter Geschäftspartner und das seit mehr als zehn Jahren.

Carsten Burkhardt, Stempel Burkhardt

Im Oberlinhaus gibt es ein berühmtes Krankenhaus. Meine Gäste kommen sogar aus Kiel, um sich dort in der Oberlin-klinik behandeln zu lassen. Die Klinik muss einen sehr guten Ruf haben. Ich bin stolz, solche Nachbarn zu haben.

Mario Bedzeti, Al Dente

Das Oberlinhaus liegt in Babelsberg.

Das ist ein Stadt-Teil von Potsdam.

Das Oberlinhaus hat viele Nachbarn.

Ein Nachbar ist ein Mensch, der in der Nähe arbeitet oder in der Nähe wohnt.

Alle Nachbarn zusammen heißen Nachbarschaft.

Manche Nachbarn verstehen sich gut.

Manche Nachbarn kennen sich gar nicht.

Viele Nachbarn vom Oberlinhaus kennen das Oberlinhaus.

Sie gehen im Oberlinhaus zum Arzt oder zum Essen oder zum Gottes-Dienst.

Das Oberlinhaus hat seine Nachbarn gefragt, ob es ihnen im Oberlinhaus gefällt.

EINFACHE SPRACHE

Foto: Uwe Granzow

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11Oberliner 1/2016T I T E LT H E M A I N S E L G E S P R Ä C H E

Nachbarschaft ist ein Gefühl

Text: Marcus Grünschneder, AKTIVA Werkstätten, Foto: Barbara Dietl

Die Wege, die man täglich geht, kennt man so gut, dass man ihnen keine Beachtung mehr schenkt. Fast schlafwandlerisch be-wegt man sich durch seine gewohnte Um-gebung, beschäftigt sich mit seinen eigenen Gedanken. Doch wie ist das mit den Men-schen, die uns täglich begegnen? Nehmen wir die Menschen, mit denen wir unsere Wege und unsere Umgebung teilen, anders wahr? Welchen Blick haben wir auf unsere Nachbarn?

Die in den AKTIVA Werkstätten beschäftig-ten Menschen haben verschiedene Nach-barn: andere Fahrgäste im Bus, den Kollegen auf dem Stuhl nebenan, den älteren Herrn vom Nachbargrundstück, die Kollegen aus einer anderen Abteilung. Wir wollten wissen, wie sie sich durch ihre vertraute Umgebung bewegen und was sie dabei erleben.

Lila, die in der Digitalisierung arbeitet, erzählt: „Als Nachbarn sehe ich den Kollegen auf dem Sitzplatz neben mir oder die Kollegen, denen man im Treppenhaus oder im Speisesaal begeg-net. Man grüßt sich zwar, aber sonst habe ich nicht viel Kontakt. Auch die Menschen, die auf Hermannswerder leben, bekomme ich nicht so mit. Nachbarschaft ist eher ein Gefühl, das ich mit dem Gelände hier verbinde. Die Insel ist so schön. Ich genieße das Grün und die Ruhe.“

Thomas, ihr Kollege, beschreibt seine Nach-barn noch etwas genauer:„Meine Nachbarn aus der anderen Abteilung hier im Haus sind hart im Nehmen. Es herrscht ein rauer aber herzlicher Umgangston. Selbst die Busfahrer wissen, dass jetzt die etwas lautere Truppe kommt, wenn er die Kollegen an der Haltestelle stehen sieht. Ab und zu führe ich auch Gespräche mit den Nachbarn, ab und zu haut mich mal einer hier auf dem Gelände an, dann quatschen wir eine Runde.

Die Menschen, die sonst hier auf Hermanns-werder leben, sind ein ruhiger Menschen-schlag, sehr friedlich. Ich glaube, sie akzeptie-ren uns von den Werkstätten.“

Uwe aus der Metallwerkstatt fällt zum Thema „Nachbarn“ sofort ein Wort ein: „Stress. Da wird oft über Privates gestritten. Mit den Nachbarn im Haus, aus der Abteilung von oben, ist das anders, da ist es angenehm ruhig. Ab und zu führe ich mit den Leuten von da auch mal Gespräche. Da herrscht ein guter Zusammenhalt. Früher hatte ich auch ab und zu Kontakt zu Anwohnern von der Insel. Wenn man sich über den Weg lief, plauderten wir ein bisschen über Gott und die Welt. Die direkte Umgebung hier ist schön, sehr ruhig. Zum Ar-beiten ist das gut, aber wohnen würde ich hier nicht so gern. Ich bin eher ein Stadtmensch.

Da ich Rollifahrer bin, habe ich es auf Her-mannswerder auch ein bisschen schwer. Es gibt keine ordentlichen Bürgersteige. Wenn ich mich durch meine Umgebung hier bewegen will, muss ich oft auf der Fahrbahn fahren. Ganz wohl fühle ich mich dabei nicht.“

Spannend und unterschiedlich, so waren die Gespräche. Und diese Unterschiedlichkeit ist auch die einzige Gemeinsamkeit, die sich daraus ergab. Nachbarschaft als Begriff und wie man diese lebt und erlebt, das sieht jeder etwas anders.

Die AKTIVA Werkstätten im Oberlinhaus bieten rund 400 Arbeitsplätze für Menschen mit geistiger und körperlicher Behin-derung, psychischen Beeinträchtigungen sowie Hör- und Sehbehinderun-gen und Autismus.

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12Oberliner 1/2016T I T E LT H E M A R E P O RT

Ruth Diana Reidies ist 24 Jahre alt und stammt aus Kenia. Auf beiden Ohren ist sie hochgradig schwerhörig bis fast taub. Nachdem sie in ihrem Heimatland nur unzureichend versorgt werden konnte, ist sie seit letztem Jahr Patientin im Hörpunkt Berlin und entdeckt für sich die Welt fernab der Stille.

„Ich kann dich hören“ – Ruth (links) mit Hörgeräteakustik-Meisterin Angie Diez

Festgestellt wurde Ruths Hörstörung, als sie noch ein Baby war. Sie erhielt ein analo-ges Hörgerät, doch reichte die damit erzielte Verstärkung für sie bei Weitem nicht aus. Durch diese über viele Jahre hinweg unzureichende Hörgeräteversorgung versteht sie Gesprä-che nur dann, wenn sie zeitgleich vom Mund ablesen kann. Da sich auch ihre Lautsprache schlecht entwickelte, nutzt sie die Gebärden-sprache, um sich anderen mitzuteilen. Ihre Mutter hat einen Ärztemarathon in Kenia hinter sich – mit der immer gleichen, ernüchternden Antwort: „Wir können nichts für ihre Tochter tun, um den schweren Hörverlust auszuglei-chen“. Die wissbegierige Ruth ging auf eine Schwerhörigenschule und machte trotz ihrer Beeinträchtigung ihren Abschluss auf der High School.

Das Ohr als Tor zur WeltIm Juni 2015 erhielt Ruth ein Aufenthaltsvisum für drei Monate und folgte ihrer Mutter nach Deutschland, die hier ihren Mann kenngelernt hat. Ruth stellte sich aufgrund ihres schlechten Hörvermögens in der Charité Berlin vor, wo verschiedenste Hörtests durchgeführt wurden. Am Ende gelangte sie zum Hörpunkt Berlin, um sich mit einem Power-Hörgerät versorgen zu lassen. Wir programmierten das Gerät für Ruth und schalteten es an. Ich erinnere mich noch genau an den bewegenden Moment, als Ruth zum ersten Mal Geräusche und die Stimme ihrer Mutter vernahm. Auch Zahlen auf Englisch konnte sie sofort problemlos nachsprechen. Dank einer bilateralen Hörgeräteversorgung (auf beiden Ohren) kann sie nun auch räumlich bzw. stereo hören. Ruth entwickelte sich binnen kürzester Zeit von einer verschüchterten und zurückhaltenden hin zu einer aufgeschlossenen und kommunikativen jungen Dame, die ganz schnell Deutsch lernen möchte. Auch telefonie-ren ist jetzt ohne Probleme möglich, sodass die Beziehung zu ihrer Mutter noch enger wurde.

Langfristige Begleitung notwendigUm eine optimale Hörgeräteversorgung zu er-möglichen und das Sprachverstehen zu verbes-sern, ist eine fortlaufende Hörgeräteanpassun-gen sowie ein längeres Hörtraining erforderlich. Allen Beteiligten war klar, dass eine Verlänge-rung des Aufenthaltsvisums erreicht werden muss, was bislang auch zweimal gelang. Aber nur mit einer unbegrenzten Aufenthaltsgeneh-migung kann Ruth die Unterstützung erhalten, die sie braucht, um mit ihrer hochgradigen Hörstörung ein selbstständiges Leben führen zu können. Denn Ruth hat einen Traum: Sie möchte eine Ausbildung in einem Berufsbil-dungswerk absolvieren. Diese Möglichkeit wird sie in Kenia nicht haben. Deshalb wünsche ich ihr von Herzen, dass sie ihren Weg in Deutsch-land fortsetzen kann.

Grenzenloses Verstehen

Text: Angie Diez, Hörpunkt

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Page 13: Oberliner – Magazin für Soziales & Gesundheit

13Oberliner 1/2016T I T E LT H E M A V O R D E R T Ü R

Kinoerlebnis der besonderen Art Das Thalia Kino in Babelsberg

1997 wurde das Thalia in seiner jetzigen Form mit vier Sälen und insgesamt 709 Plätzen wieder eröffnet. 2001 entstanden die Thalia Programmkinos – ein ausgesuchter, preisgekrönter Querschnitt aus Filmkunst- und Familienkino.

Daniela Zuklic, stellvertretende Geschäfts-führerin des Thalia, arbeitet nicht nur in Babels-berg, sondern lebt schon lang und gern hier: „Hier ist alles sehr persönlich und ein wenig dörflich. Jeder kennt irgendwie jeden, alle drei Meter triffst du einen Bekannten – Babelsberg ist ein Kiez.“ Vor allem die Vielfalt und Offen-heit schätzt sie sehr: „Hier wohnt der Student neben dem Millionär. Auch das Flüchtlingsthe-ma wird sehr sachlich und hilfsbereit angegan-gen“. Für sie, wie für viele Babelsberger, ge-hören durch die zentrale Lage des Oberlinhaus auch Menschen mit Behinderung ganz selbst-verständlich zu Babelsberg. „Ich finde es gut, dass meine Kinder von Anfang an lernen, dass Menschen mit Beeinträchtigungen mitten in un-serem Leben sind“, erzählt die Frau, die selbst einmal in der Betreuung behinderter Menschen tätig war. Somit weiß sie genau: Menschen mit Behinderungen wollen sich genauso wie alle anderen in der Nachbarschaft bewegen und

Das Thalia Programmkino ist eine der Babelsberger Institutionen und liegt nur unweit vom Oberlinhaus entfernt. Kein Wunder also, dass viele unserer Klienten und Schüler häufig Gäs-te dort sind. Deshalb schufen die Kinobetreiber ein Kinoerlebnis, bei dem alle Babelsberger ganz selbstverständlich dabei sein können.

auch Kulturevents wie Filme erleben. Dafür schufen die Kinobetreiber die notwendigen Voraussetzungen: Kino eins bis drei sind schon seit langem behindertengerecht ausgestattet. Seitdem kommen Schüler der Oberlinschule re-gelmäßig zu Gast zum Spatzenkino mit Filmen für Kinder ab vier Jahren. „Wir haben einige Rolli-Plätze, aber leider immer noch zu wenige. Wenn es möglich ist, richten wir aber immer extra Plätze für unsere Kinogänger mit einer Beeinträchtigung ein“, so Zuklic.

Auf der Webseite, im Newsletter und über Social Media wird auf das inklusive Angebot aufmerksam gemacht. Blinde und sehbeein-trächtigte sowie gehörlose und hörgeschädigte Zuschauer können dadurch ganz leicht und unkompliziert den jeweiligen Wunschfilm aus-machen und sorglos in das Kino gehen, in dem das motivierte Kino-Team bei Fragen weiterhilft. „Wir bieten auch die Smartphone-Apps „Greta & Starks“ an und versuchen somit allen Besu-chern ein Kinoerlebnis zugänglich zu machen.“ Starks liefert Untertitel für Gehörlose und Greta Audiodeskriptionen via Kopfhörer für Blinde – also hörbare Beschreibungen des Geschehens auf der Leinwand.

GRETA & STARKS

Die kostenlosen Apps Greta und Starks ermög-lichen Menschen mit Sin-nesbeeinträchtigung einen barrierefreien Kinogenuss. Greta liefert Audiodeskripti-onen für Seh-, Starks Unter-titel für Hörgeschädigte. (Foto: Greta & Starks Apps UG)

Text: Klaus-Motoki Tonn & Manja Klein, Wirtschafts- und Verwaltungsservice

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14Oberliner 1/2016T I T E LT H E M A O B E R L I N E R B E I D E R A R B E I T

Der Fahrdienst im Oberlinhaus verfügt über etwa 42 Fahrzeuge – vom Kleinwagen bis zum Lkw. Angeboten werden Fahrten für verschiedene Gruppengrößen, für Rollstuhlfahrer und für die Beförderungen im Sitzen oder im Liegen. Ob Ausflugs- oder Urlaubsfahrt, Schulweg oder Einkaufstour – wir holen unsere Kunden ab und bringen sie sicher wie-der nach Hause. Wir fahren für alle Krankenkassen, Berufsgenossen-schaften und für Privatpersonen.

Text: Mandy Wittstock, Reha Zentrum & Manja Klein, Wirtschafts- und Verwaltungsservice

„Wir fahren jeden Tag, auch am Wochenende“

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Page 15: Oberliner – Magazin für Soziales & Gesundheit

15Oberliner 1/2016

Es begann in den 50er Jahren Mit einem Pritschenwagen fing es an: Mit ihm wurden vor allem Kurierdienste geleistet oder Essen ausgefahren. In den 70er Jahren kam der Kleintransporter „Typ Barkas“ für die stark zunehmenden Ausflugs- und Ferienfahrten hinzu. Die 90er Jahre läuteten die Anfangszeit des „Schülerspezialverkehrs“ ein – ein Son-derverkehr zur Beförderung der Schüler zu den Förderschulen. Von nun an wurden Fahrdienste immer häufiger benötigt: Vom Jahr 1994 bis zum Jahr 1999 erhöhte sich die gefahrene Wegstrecke in Potsdam von jährlich 145.000 Ki-lometer auf fast 242.000 Kilometer. 1996 wurde erstmals ein Behindertenfahrzeug angeschafft, zum Schuljahresbeginn 1999 folgte ein neuer behindertengerechter Bus für bis zu 25 Perso-nen bzw. 15 Rollstuhlfahrer.

Von früh bis spät auf AchseDie Fahrer, die die Kinder abholen und zur Oberlinschule bringen, fangen ihren Dienst bereits um 5.30 Uhr an. Zwischen 6.00 und 8.00 Uhr beginnt die Schicht für Fahrer, die Patienten zum Reha Zentrum oder Klienten von ihren Wohnheimen zu den AKTIVA Werkstätten nach Hermannswerder befördern. Und so geht es den ganzen Tag weiter, hinzukommen viele private Fahrten und externe Aufträge.

Verlässlicher PartnerUnsere Fahrer kennen die Namen fast aller Schüler. Sie sind ein vertrauter Kontakt und geben dem Tag eine verlässliche Struktur. „Da muss alles genau stimmen. Das fängt schon mit der richtigen Begrüßung an, denn feste Routinen geben vielen Kindern Sicherheit“, so Bernd Kempe, Leiter des Fahrdienstes im Ober-linhaus. Deshalb achten wir darauf, dass Fahrer und Beifahrer möglichst immer die gleichen Touren fahren, damit die Schüler bekannte An-sprechpartner haben. „Ein Schüler wollte sogar schon einmal eine Beifahrerin heiraten“, erzählt Kempe und lacht.

Die rollende CouchFahrer müssen auch gute Zuhörer sein. Hat ein Schüler einmal einen schlechten Tag, wird er von unseren Fahrern getröstet und in den Arm genommen, erzählt Kempe „Wir nehmen uns Zeit, wenn jemand etwas loswerden möchte und hören geduldig zu, bevor die Fahrt weiter-geht“. Will ein Schüler partout nicht einsteigen, motiviert oft eine besondere Auszeichnung: „Der Sitz vorne rechts gleich neben dem Fahrer ist besonders begehrt“, schmunzelt Kempe. Der Arbeitsalltag eines Fahrers ist überraschend vielschichtig und es braucht nicht nur einen gültigen Führerschein, sondern auch ein großes Herz. Denn neben den Fahrzeugen bestimmten die Menschen, die mitfahren, den Arbeitsalltag. Der Fahrdienst im Oberlinhaus ist fester Be-standteil des Alltags vieler Menschen: Für die Fahrgäste, aber auch für viele Babelsberger, für die die Autos schon ganz selbstverständlich zum Stadtbild gehören.

(1) Bastian wird morgens von zu Hause abgeholt. (2) Sicher geht die Fahrt zum Oberlinhaus – auch bei Schnee und Eis. (3) René wünscht seinem Fahrer freudig einen schö-nen Tag. (4) An der Oberlinschule holt der Fahrer die Roll-stühle aus dem Auto und hilft jedem Kind beim Aussteigen. (5) Unsere langjährige Mitarbeiterin Barbara Steinmüller und Andreas H. auf einer Fahrt nach Serrahn im Jahr 1978. (6) Dank der verlässli-chen Fahrdienste kann der Schultag pünktlich beginnen.

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INFO

Die ViP Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH ist der Mobilitätsdienstleister der Landeshauptstadt Potsdam und Partner im Verkehrsver-bund Berlin-Brandenburg (VBB). 29,3 Millionen Fahrgäste nutzen jährlich 108 Fahrzeuge, die ein Liniennetz von etwa 370 Kilometern befahren. Zu Spitzenzeiten sind 33 Trams und 45 Busse zeitgleich im Einsatz. Die ViP beschäftigt über 400 Mitarbeiter.

Barrierefreie Mobilität

Sich barrierefrei durch den öffentlichen Verkehrsraum bewegen, das wollen alle Men-schen, ganz gleich ob mit oder ohne Behinderung. Zwei Ober-liner und ein Vertreter des ViP Verkehrsbetriebes Potsdam berichten von Hürden und tech-nischen Erleichterungen.

Unterwegs für die Menschen der Region

Damit sich mobilitätseingeschränkte Men-schen in Potsdam bequem fortbewegen können, sind sämtliche Busse sowie ein großer Teil der Straßenbahnflotte der ViP Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH Niederflur-fahrzeuge. Am Wochenende und an Feiertagen verkehren Bahnen und Busse sowie die Fähre F1 schon komplett barrierefrei.

Über die Fahrten der Straßenbahnen, die unter der Woche noch nicht niederflurig ver-kehren, informiert die ViP mittels Aushängen an den Haltestellen sowie mit einem speziellen Fahrplan, der auf Anfrage per Post versandt wird oder von der Internetseite heruntergeladen werden kann. Auch die Internetseite des Ver-kehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) sowie die App „Bus & Bahn“ (abrufbar unter www.

Michael Hellwig Mitarbeiter Marketing / Vertrieb der ViP Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH (Foto: privat)

vbb.de) versorgen Fahrgäste mit „Echtzeitinfor-mationen“ zum Thema barrierefreies Reisen. Bei der elektronischen Fahrplanauskunft sind „Optionen für eine barrierefreie Reisekette“ anwählbar. Mit der Auswahl „voll barrierefrei“ werden nur Routen mit barrierefrei zugäng-lichen Fahrzeugen (mit Rampe oder anderer Einstiegshilfe) angezeigt und es werden nur Aufzüge, ebenerdige Wege und Rampen beim Umstieg in Bahnhöfen berücksichtigt. Mit der Einstellung „bedingt barrierefrei“ werden auch Niederflurfahrzeuge ohne Einstiegshilfe und Bahnhöfe mit kurzen Treppenabsätzen sowie Rolltreppen angezeigt.

Bereits 90 Prozent unserer Straßenbahn-haltestellen sind behindertenfreundlich aus-gebaut. Bei den Bussen gibt es aufgrund der Absenkfunktion kaum noch Haltestellen, die nicht durch mobilitätseingeschränkte Menschen genutzt werden können. Außen- und Innen-ansagen von Liniennummer und Fahrtziel an größeren Haltestellen, Abzweigungen und Kno-tenpunkten erleichtern außerdem die Nutzung von Bus und Bahn für blinde und sehbehinderte Menschen. Für hörgeschädigte Menschen verfügen Fahrzeuge über Haltestellenanzeigen. Zudem gibt es in den neuen Trams akustische bzw. visuelle Hinweise auf das Schließen der Türen.

Fehlende Investitionssicherheit durch redu-zierte bzw. auslaufende Fördermittel von Bund und Land gerade beim Ausbau von Haltestellen und der Ersatzbeschaffung von Straßenbahnen erschweren jedoch das Ziel von einem Nahver-kehr ohne Barrieren in Potsdam. Dazu kommt, dass die Belange der Barrierefreiheit teilweise zwischen den unterschiedlichen Interessen-gruppen konkurrieren.

Page 19: Oberliner – Magazin für Soziales & Gesundheit

19Oberliner 1/2016

Sarah Pluss Auszubildende zur Fachpraktikerin für Bürokommunikation im Berufsbildungswerk im Oberlinhaus

Unterwegs im Rollstuhl

Meine Erfahrungen mit den Potsdamer Bussen sind überwiegend positiv: Die Bus-fahrer sind sehr freundlich und hilfsbereit. Das Herauslegen der Rampe, damit ich ein- bzw. aussteigen kann, ist für sie kein Problem. Wei-tere Hilfe benötige ich nicht.

Leider gab es aber auch Situationen, wo ich einfach nur entsetzt den Kopf geschüttelt habe. Zum Beispiel, wenn der Bus an der Haltestelle anhält, ich den Anhalteknopf drücke, der Bus aber weiter fährt, ohne mich aussteigen zu lassen. Einmal ist der Busfahrer sogar einfach an mir vorbeigefahren, als ich an der Haltestel-le wartete. Das ist aber zum Glück nur einmal passiert. Manchmal ist es unklar, wie viele Rollstühle bzw. Kinderwagen mitgenommen werden dürfen. Es ist auch schon vorgekom-men, dass der Busfahrer mich nicht mitnehmen wollte, weil bereits ein Kinderwagen im Bus war. Obwohl noch genug Platz für mich und meinen Rolli da gewesen wäre.

Aber unterm Strich habe ich bei der Be-nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel kein Problem und bin mit dem Angebot zufrieden.

Gudrun Marklowski-Sieke Leiterin der Beratungsstelle für Taubblinde, LebensWelten

Gehörlos unterwegs

Ich nutze täglich öffentliche Verkehrsmit-tel in Berlin und Brandenburg. Da ich die Durchsagen auf Bahnhöfen nicht höre, muss ich auf visuelle Infos achten: Was tun andere Fahrgäste? Verlassen sie den Bahnsteig, weil der Zug auf einem anderen Gleis abfährt? Ich muss ständig auf der Hut sein, damit ich nicht versehentlich in die falsche Richtung fahre.

Durch elektronische Infotafeln erkenne ich Ankünfte, Abfahrten und wenn eine Bahn ausfällt. Auf kleineren Bahnhöfen sind elektroni-sche Infotafeln aber rar. Es macht mich nervös, wenn eine Bahn, Tram bzw. ein Bus ausfällt. Dann muss ich mich nach anderen Verbin-dungen erkundigen. Ich merke, wenn Leute unruhig werden und ständig nach der Infotafel oder auf ihr Handy sehen. Wenn plötzlich alle zu einer anderen Haltestelle gehen, ist es für mich oft schwierig zu erkennen, ob sich etwas geändert hat oder die Leute nur ein anderes Ziel als ich haben. So muss ich andere Fahr-gäste ansprechen, was mir sehr schwer fällt. Ich bin taub und spreche, doch andere können mich nicht immer verstehen. Manche wollen es vielleicht auch nicht. Lieber schreibe ich meine Fragen auf, doch meistens wissen die anderen Fahrgäste trotzdem nicht weiter.

Das Smartphone stellt für mich eine große Erleichterung dar. Links im Internet oder die Mitteilungen der S-Bahn über Twitter sind mir eine große Hilfe. Ich nutze auch Apps, die mir schnell Alternativverbindungen mitteilen. Aber ohne Smartphone bin ich ziemlich hilflos.

Page 20: Oberliner – Magazin für Soziales & Gesundheit

20Oberliner 1/2016T I T E LT H E M A V O R D E R T Ü R

Ein Arbeitsplatz in der Idylle

Rückblick: Ruhig liegt das Gelände in der Küsselstraße da. Der Wind bewegt sanft die großen Büsche am Ufer. Das Gras ist hoch gewachsen, gemäht hat hier schon lange keiner mehr. Vor ein paar Jahren gab es hier ein Sägewerk. Die Spuren davon kann man noch erkennen. Die Wege sind noch da, Holzbalken liegen aufgestapelt im Gras. Die alte Halle sieht etwas rustikal aus. Hier arbeitet nie-mand mehr, sie dient jetzt als Unterstellplatz für ein paar Boote. Ein altes Sägegatter, tonnenschwer, steht unverrückbar als stilles Denkmal für die Zeit, als hier noch Holz verarbeitet wurde.

Spulen wir ein paar Jahre vor. Wir schreiben das Jahr 2016. Das Bild, das sich einem Besu-cher der Küsselstraße 45 heute offenbart, hat mit dem ruhigen Idyll von vor ein paar Jahren nicht mehr viel gemein. Wer heute das Gelände betritt, trifft auf fleißige Betriebsamkeit, den Klang von Maschinen und viele Menschen, die geschäftig ihrer Tätigkeit nachgehen. Lastwa-gen bringen Material und holen Waren ab. Hier wird gearbeitet.

Viel hat sich getan und verändert seit am 25. Januar 2010 die Bauphase für ein neues Gebäude der AKTIVA Werkstätten begann. Die Abteilung der Digitalisierung und die Metall-werkstatt haben hier nun ihr Zuhause und bie-ten rund 60 Beschäftigten einen Arbeitsplatz.

Doch wie erlebt diese Veränderung jemand, der hier schon länger wohnt und die Gegend aus früheren Zeiten kennt? Wie war die Bau-phase? Und wie ist es jetzt so mit den „neuen“ Nachbarn?

Wir sprachen dazu mit Frau Kiesel*. Sie lebt in direkter Nachbarschaft zum Gelände der Werkstätten.

Text: Marcus Grünschneder, AKTIVA Werkstätten

> Frau Kiesel, wie lange leben Sie schon auf Hermannswerder?Wir sind 1999 nach Hermannswerder gezogen. Ein Grund dafür war die Ruhe hier.

> Das heißt, Sie kannten unser Gelände schon bevor mit dem Bau begonnen wurde?Ja. Es war damals fast völlig ungenutzt.

> Wie fanden Sie das Gelände damals?Also ansprechend sah es nicht gerade aus, ich habe nicht so gerne hingeschaut.

> Haben Sie das Gelände in irgendeiner Form genutzt?Höchstens mal beim Spazierengehen, um runter zum Wasser zu kommen. Aber das kann man auf Hermannswerder auch an verschiede-nen anderen Stellen schaffen.

> Wie haben Sie die Bauphase erlebt?Nicht störend. Klar, am Anfang als Abrissar-beiten gemacht wurden, da hat man schon etwas mitbekommen. Aber das war völlig im Rahmen. Wir hatten zu Baubeginn schon ein paar Bedenken, aber die haben sich ganz und gar nicht bewahrheitet. Man hat kaum etwas mitbekommen.

> Wie wirkt das Gelände jetzt auf Sie?Ansprechend! Die Optik ist gelungen. Das Haus fügt sich gut in die anderen Bauten in der Nach-barschaft ein und sticht nicht zu sehr heraus.

> Wie erleben Sie die Menschen, die bei uns in den Werkstätten arbeiten?Also wenn ich mal jemandem begegne, an der Bushaltestelle zum Beispiel, dann sind das alle nette Menschen. Man sieht ab und zu, dass da gearbeitet wird, ansonsten bekomme ich von den Menschen selbst nicht zu viel mit. Ich freue mich, dass sie hier einen schönen Platz zum Arbeiten haben.

* Name von der Redaktion geändert.

(1) Richtfest im Sommer 2011. (2) Das fertige Gebäude an einem sonnigen Tag im Januar 2016

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21Oberliner 1/2016 T I T E LT H E M A R E P O RT

Treffpunkt Cafeteria

Text: Mandy Wittstock, Reha Zentrum & Manja Klein, Wirtschafts- und Verwaltungsservice

In der Cafeteria der Oberlinklinik gehen täglich viele Patienten, Mit-arbeitende und auch Nachbarn zur Mittags- oder Kaffeezeit ein und aus. Wir sprachen mit Nicole Gabrowski und Stefanie Strauch über diesen Ort der Begegnung mitten in Babelsberg.

> Welche Gäste kommen hauptsächlich in die Cafeteria?Nicole Grabowski: Zu uns kommen Jung und Alt, darunter viele Stammgäste. Viele ältere Leute sind aus Babelsberg oder auch den umliegenden Dörfern. Morgens ist es oft ruhig, vereinzelt frühstücken Gäste der Tagesklinik oder Rentner bei uns. Mittags von 11.30 Uhr bis 14.00 Uhr haben wir den größten Ansturm. Über die Hälfte unserer Mittagsgäste kommen von außerhalb. Viele arbeiten in Babelsberg oder sind Rentner, die zu Hause nicht mehr selbst kochen können oder wollen. Auch eine Gruppe Angestellter der Havelbus Verkehrs-gesellschaft von nebenan isst regelmäßig bei uns. Die restlichen Gäste sind Patienten aus der Tagesklinik, Bewohner aus unseren statio-nären Wohnheimen sowie Mitarbeitende des Oberlinhaus, die hier ihre Pause verbringen. Am Nachmittag treffen sich viele Rentner aus der Umgebung zum Kaffeeklatsch hier, aber auch junge Mütter, die zur Hüftsonographie ihrer Kinder oder zum Babyschwimmen in der Ober-linklinik waren. Am Wochenende sind hier viele Bewohner mit ihren Verwandten, die zu Besuch kommen. Sie trinken oft Kaffee und beleben die Cafeteria am Nachmittag.

> Warum ist unsere Cafeteria denn auch für Leute von außerhalb so attraktiv? Stefanie Strauch: Ein älteres Ehepaar kommt regelmäßig aus Caputh. Früher hatten sie einmal ein Optiker-Fachgeschäft ganz in der Nähe. Sie schätzen die persönliche Atmosphäre und genießen es sichtlich, in Gesellschaft zu sein. Sie mögen unser Essen und loben immer wieder unseren besonderen Service und unsere Hilfsbereitschaft. Für uns ist es selbstverständ-lich, das Essen bei Bedarf an den Tisch zu bringen oder an der Kaffeemaschine zu helfen. Die Gestaltung unserer Cafeteria gefällt vielen Leuten: Obwohl wir inmitten einer Klinik sind, herrscht kein Krankenhausklima. Es ist schön bunt hier und frische Blumen stehen auf den Tischen. Durch unsere Freundlichkeit erreichen wir viele Menschen: Wenn ein Kind bei uns gerade das Schwimmabzeichen "Seepferdchen" geschafft hat, gibt es als Belohnung von uns auch schon einmal ein Eis. Oft ist hier auch et-was los: Zur Faschingszeit kommen jedes Jahr die Kinder unserer Kita und singen den Gästen Lieder vor. Das ist immer für alle sehr schön.

„Ich sitze hier mit meinen Ver-wandten zum Quatschen. Hier sind mehr Stühle als oben auf der Station. Wir genießen unse-re Privatsphäre und die lockere Stimmung. Ein Besuch hier ist wie ein kleiner Ausflug und ich sehe auch mal wieder andere Menschen als immer nur die anderen Patienten.“ Frau Frobel (50 Jahre alt)

Patientin der Oberlinklinik

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22Oberliner 1/2016T I T E LT H E M A H I N T E R G R U N D

Voneinander lernen

Text: Daniela Krause-Wack, Kirchengemeinde

42 Schülerinnen und Schüler besuchen die Schule am Norberthaus, die idyllisch liegt, aber nicht aus der Welt ist. Umgeben von Einfamilienhäusern und Bäumen, einem katholischen Gemeindehaus und einer Wohnstätte liegt die Förderschule zentral in der Kleinstadt. Schulleiterin Franka Rufflet erzählt von ihren Erfahrungen mit der Nachbarschaft.

„Nachbarschaft – das heißt für mich erst einmal zusammen leben, aber in unserer Schule vor allem auch zusammen arbeiten“, sagt Schulleiterin Franka Rufflet.„Dabei ist es uns besonders wichtig, unsere Schülerinnen und Schüler im Blick zu haben.“

Die Schule am Norberthaus gehört seit 2011 zum Oberlinhaus, das sich die Trägerschaft mit dem Deutschen Orden teilt. Auch das Ge-lände gehört den katholischen Partnern. Schon aus dieser Situation heraus kommt es zu ganz verschiedenen Kontakten und Nachbarschaften, ganz gleich welcher Ebene: zwischen Trägern, Arbeitsbereichen, Anwohnern oder Konfes-sionen. Ohne ein gutes, nachbarschaftliches Verhältnis gelingt die Arbeit für die Schüler nur schwer.

„Viele Menschen sind im Umfeld der Kinder aktiv und prägen ihre Entwicklung mit. Eltern und Familie, Wohnstätten, Therapeuten, Mitschüler oder Lehrer – alle wirken auf den Schüler ein“, erzählt Franka Rufflet. Aus diesem Grund werden in der Schule am Norberthaus immer wieder alle Beteiligten an einen runden Tisch geholt. Der regelmäßige Austausch ge-hört zum Programm, Anliegen, Schwierigkeiten und Erfolge finden ihren Platz.

Manchmal braucht es eine gute Gelegenheit, miteinander in Kontakt zu kommen. Ein sol-cher Anlass waren die Baumaßnahmen in den vergangen Jahren. Sie boten die Gelegenheit, Anwohnern die Schule zu zeigen, Barrieren ab-zubauen und Fragen zu beantworten. Aber auch der Kontakt mit den Handwerkern im Schulall-tag brachte für alle Beteiligten neue Impulse. Baumaßnahmen als Kontaktpunkt, das kann im Oberlinhaus Schule machen.

Eine besondere Form der Nachbarschaft erleben die Schüler im Norberthaus im Umgang mit Konfessionen. Im Jahresverlauf kommen Menschen mit den verschiedensten Religionen, um gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen über Religion und Glauben zu sprechen und zu lernen. Ob der katholische Pater Jörg, der so fantastisch die Passionsge-schichte erzählen kann, dass sie noch Wochen im Gedächtnis bleibt, das Adventsliedersingen mit der Neuapostolischen Kirche oder Ober-lin-Pastor Matthias Amme, der verkleidet als Pasteur Jean-Frederic Oberlin von der Brücke der Barmherzigkeit erzählt und sie auch gleich mit den Schülern gemeinsam baut. „Es geht darum, Werte zu vermitteln, die die Schüler im Alltag miteinander leben können“, sagt Franka Rufflet und berichtet vom letzten Martinsfest: „Wir hatten 20 Martinshörnchen für 60 Men-schen. Also musste jeder mit seinem linken und rechten Nachbarn teilen, ganz gleich, ob man ihn mochte oder nicht, denn sonst hätte einer nichts bekommen. Also teilten wir und am Ende blieben sogar sechs Hörnchen übrig.“

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23Oberliner 1/2016L E B E N S W E LT E N

Sich auf Augenhöhe begegnen

Text: Katherine Biesecke, LebensWelten

Anne Krüger hat Frühdienst in der Wohngruppe im Hertha-Schulz-Haus. Seit fünf Jahren ist sie Mitarbeiterin im Oberlinhaus und weiß, was zu tun ist. Sie hat die Kinder für die Schule fertig ge-macht, die Zimmer gelüftet, Betten aufgeschüttelt, Bäder und Küche aufgeräumt. Normaler Wohngruppenalltag.

Als es an der Tür klingelt, öffnet die Kolle-gin. Vor ihr steht ein unbekannter Mann. Er erklärt ihr, dass er den Bewohner Oliver* abholen will. Anne antwortet ihm höflich, dass der Junge montags immer von seinem Bruder in die Schule gebracht wird und nicht in der Wohngruppe ist. Der Mann glaubt ihr nicht. Er schiebt sie einfach zur Seite, läuft an ihr vorbei in die Wohngruppe, direkt in das Zimmer von Oliver. Nachdem er den Jungen nicht gefunden hat, verlässt er grußlos die Wohngruppe. Anne Krüger ist perplex. Sie ist ausgebildete Fach-kraft und wurde von dem Fremden einfach zur Seite geschoben. Dabei hatte sie ihm freundlich und bestimmt erklärt, dass Oliver nicht im Haus ist. Der Fremde hat sie nicht ernst genommen. Anne ist taub. Seine Fragen konnte sie ihm von den Lippen ablesen und ihm verbal antworten. Verstanden hat er sie wohl. Doch da die Kolle-

gin taub ist, hat er ihr nicht geglaubt und sich dreist Zutritt in die Wohngruppe verschafft, um selbst nachzusehen.

Leider erleben wir es immer wieder, dass gehörlose Mitarbeitende nicht für voll genommen werden, dass man sie ignoriert und nicht beachtet. Seit vielen Jahren arbeiten wir für und mit Menschen mit Behinderungen. Einige unserer Kolleginnen und Kollegen haben selbst Behinderungen, manche sind taub und damit Muttersprachler in Deutscher Gebärden-sprache. Aus unserer Sicht ist das eine hohe Kompetenz. Doch damit gelten sie auch als Menschen mit Behinderungen.

Wenn Sie ihnen begegnen, dann trauen Sie sich ruhig, sie zu grüßen und anzusprechen. Mitunter erleben Sie dann auch das Wunder, dass Sie verstanden werden und dass die taube Kollegin oder der taube Kollege sehr wohl in der Lage ist, unsere gesprochene Sprache zu verstehen. Das gehört dazu, wenn wir uns auf Augenhöhe begegnen wollen. Wenn wir das im Oberlinhaus nicht leben – wo dann?

* Name von der Redaktion geändert.

Die Behindertenrechts-konvention der Vereinten Nationen (UN-Konvention) ist seit fünf Jahren gelten-des Recht in Deutschland. Neben vielen anderen Aspekten der Inklusion schreibt sie Gehörlosen ausdrücklich das Recht zu, die Deutsche Gebärden-sprache zu nutzen.

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24Oberliner 1/2016A U S D E R S T E I N S T R A S S E

Mit Engagement und Geduld25 Jahre Ausbildung für Menschen mit und ohne Handicap

Text: Birgit Fischer, Berufsbildungswerk, Foto: euroluftbild.de

Wenn das BBW in diesem Jahr sein 25-jähriges Jubiläum begeht, darf dabei nicht vergessen werden, dass die berufli-che Rehabilitation im Oberlinhaus auf eine 130-jährige Geschichte zurückblicken kann. Bereits im Jahr 1886 erkannte Pastor Theodor Hoppe, der erste Direktor des Oberlinhaus, dass nur eine integrierte medizinische, schulische, beruf-liche und soziale Rehabilitation eine dauerhafte Eingliederung in Arbeit und Gesellschaft ermöglicht. Das war damals modern und ist es heute auch noch.

Das Berufsbildungswerk wird seit 1991 als eigenständige Tochtergesellschaft des Oberlinhaus geführt. Anfang der 90er Jahre lernten und arbeiteten Auszubildende und Mit-arbeitende zeitweise an bis zu 11 Standorten in Potsdam und dem Land Brandenburg. Das bedeutete einen hohen logistischen und organi-satorischen Aufwand für alle. Umso glücklicher waren sie, als im September 1997 nach mehr-jähriger Planungs- und Bauphase der Neubau des Berufsbildungswerks in der Potsdamer Steinstraße bezogen werden konnte.

Der circa zehn Hektar große Campus (vgl. Luftbild) liegt auf dem ehemaligen Mauerstrei-fen. Nach Berlin-Steinstücken sind es nur ein paar hundert Meter. Gleich dahinter befinden sich der Griebnitzsee und der gleichnamige Bahnhof, von wo man mit der S-Bahn zum Berliner Bahnhof "Zoologischer Garten" kommt – und dass ohne umzusteigen.

Auf der einen Seite des BBW-Grundstücks schließt sich ein großes Waldgebiet an, die Par-forceheide, auf der anderen Seite eine Wohn-

bebauung. Nicht weit entfernt, ebenfalls in der Steinstraße, befinden sich das Finanzamt, die Investitionsbank des Landes Brandenburg, die ZukunftsAgentur Brandenburg, Lotto Branden-burg, die Stadtwerke Potsdam und die Psychi-atrische Institutsambulanz des Klinikums Ernst von Bergmann.

Immer wieder laden wir unsere Nachbarn zu uns ein: Bei Sommerfesten, Tagen der offenen Tür, Reha-Messen, den Kalenderpräsentationen im Fachbereich Druck & Medien oder unserem inklusiven Sportfest Oberlympics sind sie gern gesehene Gäste. Und nicht zuletzt nutzen viele Mitarbeitende der umliegenden Unternehmen, aber auch Privatpersonen aus der direkten Nachbarschaft, das Mittagsangebot in der Men-sa des Berufsbildungswerks.

Auch in den nächsten Monaten wird es meh-rere Gelegenheiten geben, das Berufsbildungs-werk näher kennen zu lernen. Vielleicht sehen wir uns am 15. Juni bei den 10. Oberlympics?

„Das Berufsbildungswerk im Oberlinhaus ist für mich ein Ort, wo junge Menschen eine Chance für den Berufseinstieg erhalten, Mitarbeitende mit gro-ßem Engagement und Geduld soziale Verantwortung für junge Menschen übernehmen und wo ich einmal in der Woche ein sehr hochwertiges Mittagessen mit einem schönen Spazier-gang verbinde.“

Klaus Kropp

Investitionsbank des Landes BrandenburgAus der Vogelperspektive: das Berufsbildungswerk

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25Oberliner 1/2016R AT G E B E R G E S U N D H E I T

A U S D E M H O H E N F L Ä M I N G

Mit indischer Heilkunst gegen die FrühjahrsmüdigkeitText: Dr. med. Aliki Osterhage, MVZ Luisenplatz

Über den Winter sammeln sich im Körper meist Schlacken an, die sich im Frühling lösen und zu typischen Beschwerden wie Erkäl-tung, Grippe, Allergien und Frühjahrsmüdigkeit führen können. In der ayurvedischen Medizin wird dies das „Kapha“-Element ge-nannt. Wir sagen Ihnen, wie Sie sich vom angesammelten Kapha reinigen können, um gesund in den Frühling zu starten.

Eine besondere Rolle spielen in der ayur-vedischen Hausapotheke Gewürze wie Ing-wer, Gelbwurz (Kurkuma) und Pfeffer.

Ingwer bietet eine Fülle von heilenden Substanzen. Zur Entschlackung und Reinigung eignet sich am besten frisches heißes Ing-werwasser, das über den ganzen Tag verteilt getrunken werden kann.

Gelbwurz wird eine antivirale und entzün-dungshemmende Wirkung zugesagt. Durch sei-nen bitteren Geschmack wirkt er blutreinigend

und regt den Gallenfluss an. Speisen können mit Gelbwurz gewürzt werden. Alternativ kann eine Messerspitze des Pulvers in einem Glas warmen Wasser aufgelöst und getrunken werden.

Schwarzer Pfeffer hat scharfe, erhitzende Ei-genschaften und regt das Verdauungsfeuer und den Kreislauf an. Als Anregungsmittel kann er im Frühjahr vermehrt zum Würzen von Speisen eingesetzt werden.

Müde Geister wecken – mit Ingwer und Zitrone

Region und Reha Klinikum profitieren voneinanderText: Heike Köpping, Reha Klinikum

Regionales Einkaufen und regionale Pro-dukte liegen im Trend. Nicht nur der deut-sche Verbraucher, interessiert sich dafür, woher sein Obst und Gemüse kommt, auch Unternehmen wie das Reha Klinikum Bad Belzig fragen sich, wie man durch regionales Einkaufen einen ökonomischen und öko-logischen Beitrag leisten kann. Regionale Produkte geben Sicherheit, stärken die Re-gion und erhöhen den eigenen Beitrag zum Klimaschutz.

Über 80 Prozent aller Einkäufe von Waren und Dienstleistungen tätigt das Reha Klini-kum in der Region. Seit dem Verkauf der Klinik an das Oberlinhaus vor nunmehr schon sechs Jahren hat sich diese Zahl stetig erhöht, sehr zur Zufriedenheit von Geschäftsführerin Katrin Eber-hardt: „Die Untersuchungen zum ökonomischen Fußabdruck haben das unbestimmte Bauchge-

fühl bestätigt, allerdings hat mich die Überzeu-gungskraft der Zahlen doch sehr überrascht. So sind diese 80 Prozent für mich eine Bestätigung unserer Philosophie. Wir sind für die Region nicht nur ein wichtiger Arbeitgeber, sondern auch ein fairer Partner und damit ein anerkannter Nachbar.“ Für ein Unternehmen in der ländlichen Struktur Brandenburgs wichtig, denn schließlich kennt hier jeder jeden und eine gute Nachbar-schaft ist ein Faktor für einen funktionierenden Kreislauf in der Region. Da spielen gegenseitige Hilfe und Unterstützung eine Rolle, aber vor allem hochwertige und pünktliche Lieferungen und natürlich auch Zahlungen. „Und für uns als Klinik ist es für die Wirtschaftlichkeit und unsere Zukunft enorm wichtig, dass die Menschen in der Region bleiben, dass sie hier Perspektiven haben und dass sie hier gern leben und wir eine gute Nachbarschaft pflegen können“, fasst Katrin Eberhardt einen Teil der Unternehmens-philosophie zusammen.

„Wir wollen unsere Zulieferer kennen und ihren Leumund in der Region. Wir wollen, dass Arbeitsplätze in unserer Nachbarschaft erhalten bleiben. Viele Jahre war es nicht modern, in der Land-wirtschaft beschäf-tigt zu sein, direkte Beziehungen zu den Produzenten zu haben oder auch Personal zur Zubereitung der Speisen anzustellen. Wir beschäftigen gern Mitarbeitende und halten somit den Anteil an Fertigproduk-ten gering. Gleichzeitig stärken wir damit unsere Nachbarn.“ Katrin Eberhardt Geschäftsführerin

REZEPT

Ingwerwasser Einen Liter Wasser mit vier bis fünf Scheiben frischen Ingwer kochen und auf einen halben Liter Wasser reduzieren. Danach mit etwas Zitrone und Honig abschmecken. Der Honig sollte nicht über 40 Grad erhitzt werden.

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26Oberliner 1/2016B E R U F E V O R G E S T E L LT

„Bei mir erlebt keiner einen Misserfolg“Ilona Gehricke ist Kreativtherapeutin im Reha Klinikum

Text: Heike Köpping, Reha Klinikum, Foto: Ines Leisegang

Ein heller großzügiger Raum, nett gestaltet und mitten im Klinikgeschehen, ist offen für alle Patienten – für Patienten mit kreativen Ideen oder für Patienten, die einfach nur einmal die Seele baumeln lassen wollen.

Diesen Raum bezeichnet Ilona Gehricke auch gern als Ort, bei dem die Krankheit vor der Tür bleibt. Seit über 20 Jahren begleitet sie die Patienten, holt sie dort ab, wo sie gerade stehen. „Denn in jedem steckt etwas. Ich setze nur Impulse und auf einmal wachsen die Patien-ten über sich hinaus. Es entsteht immer wieder Erstaunliches – am meisten natürlich für die Patienten.“

Ilona Gehricke ist Vorbereiterin und Weg-begleiterin. Sie ist immer auf der Suche, um den Patienten interessante Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung zu bieten. Sie bietet Töpfern, Marionettenbau, Nähen, Seiden- und Acrylma-lerei, Kratzbildtechniken, Basteltechniken sowie Puzzlen und die Patienten bringen einfach ihre tollen Ideen, ihre Hobbys und auch gerne eigene Materialien mit. „Ich habe die Angebote so gewählt, dass Anfänger Erfolgserlebnisse genießen können und Fortgeschrittene Spaß an ihren Fähigkeiten haben. Bei mir erlebt keiner einen Misserfolg", so Ilona Gehricke, die diese Arbeit als Stück ihres Lebens bezeichnet und die als Mitarbeiterin im psycho-sozialen Dienst immer ein offenes Ohr für die Patienten hat, auch wenn es nichts mit kreativen Techniken zu tun hat.

„Gerade die Offenheit der Angebote – keine festen Termine, keine festen Gruppen – ma-chen den Reiz der Atmosphäre im Kreativen Bereich aus. Die Patienten können für sich arbeiten, ihre Kontakte pflegen oder einfach nur das Treiben um sich herum genießen. Allerdings wird auch bei mir nicht ganz ohne Struktur gearbeitet. Ich biete täglich in kurzen Zeitspannen von ca. zehn Minuten eine Einfüh-rung in eine bestimmte Technik an. Dann kann nach Belieben gearbeitet und natürlich jederzeit nachgefragt werden.“

Gerade der Austausch mit den Psycholo-ginnen und der Sozialarbeiterin ist in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. Bei der kreativen Arbeit kommt man sehr leicht ins Gespräch, öffnet sich. Da kann manchmal ein kleiner Tipp an die Kolleginnen helfen. Oder auch umgekehrt, dass die Kolleginnen Patien-ten haben, denen aus der Isolation oder aus dem Tief, das die Krankheit mit sich bringt, geholfen werden könnte. Da bietet sich die Kreativwerkstatt besonders an. Und durch die Informationen der Kolleginnen kann Ilona Geh-ricke ganz unauffällig und unaufdringlich den Patienten „an die Hand nehmen“.

So ist die Arbeit von Ilona Gehricke jeden Tag anders. Die Ideen der Patienten bringen immer wieder neue Erfahrungen und Ergeb-nisse. Das macht den besonderen Reiz an der Tätigkeit aus.

Im Reha Klinikum gibt es einen Raum, der nicht auf Verordnung betreten wird, sondern freiwillig – der Kreative Bereich. Mitarbeiterin Ilona Gehricke, ausgebildete Erzieherin und Grundschulpädagogin für Kunst, öffnet diesen Raum nicht nur, wenn sie im Haus ist. Die Tür steht von morgens bis spät abends und auch am Wochenende immer offen.

Ilona Gehricke bei ihrer Arbeit

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27Oberliner 1/2016

A N N O D A Z U M A L

V O R S TA N D S B E R E I C H

Spaziergänge durch unsere Nachbarschaft

Fotos aus dem Oberlin-haus Archiv, heraus-gesucht von Stephanie Gensitz, Wirtschafts- und Verwaltungsservice

Raus an die frische Luft: Schwestern der Oberlinklinik begleiten ihre Patienten, 1973

Ausflug ins Grüne: Bewohner des Thusnelda-von-Saldern-Hauses mit Haushund „Richard“ im Babelsberger Park, 2009

Wegweiser unseres Handelns

Text: Manja Klein, Wirtschafts- und Verwaltungsservice

Das Vertrauen unserer Patienten, Klienten und der Öffentlichkeit in unser Unternehmen hängt entscheidend vom Verhalten jedes ein-zelnen Mitarbeitenden ab. Als einer der größten Arbeitsgeber in der Region arbeiten wir zudem mit einer Vielzahl an Kooperationspart-nern und Kunden zusammen. Deshalb sind einheitliche Verhaltens-richtlinien unabdingbar.

Anfang des Jahres wurde ein Verhaltenskodex mit unternehmensin-ternen Regeln (Compliance) verabschiedet, der für alle unsere Mitar-beitenden gilt. Damit geht das Oberlinhaus einen weiteren konsequenten Schritt zur Wahrnehmung seiner unternehmerischen Verantwortung und setzt so die seit vielen Jahren auf Basis seines Leitbildes geübte Kul-tur von Ehrlichkeit und Anstand fort. Mit diesen Verhaltensgrundsätzen geben wir unseren Mitarbeitenden einen Wegweiser an die Hand, der die wesentlichen Grundprinzipien unseres Handelns zusammenfasst, kon-kretisiert und sie somit in der Bewältigung der rechtlichen und ethischen Herausforderungen bei der täglichen Arbeit unterstützt.

Geregelt wird unser Verhalten gegenüber Arbeitskollegen, Klienten, Patienten, Schülern und Kunden sowie der Umgang mit Lieferanten, Partnern, Kostenträgern, Wettbewerbern und Behörden. Gleichzeitig setzen wir ein klares Zeichen: Bestechung, Korruption, Diskriminierung oder sonstige Formen von Verstößen gegen grundlegende Werte werden im Oberlinhaus nicht toleriert. Davon unabhängig sind die Mitarbeitenden verpflichtet, gesetzliche Bestimmungen und sonstige Vorschriften sowie Gesellschaftsverträge, Geschäftsordnungen und interne Richtlinien (ins-besondere Verfahrens- und Dienstanweisungen, Sicherheits- und Quali-tätsvorschriften, Rahmenvorgaben etc.) zu beachten.

Unter Federführung des Vorstandes wurde dieser Verhaltenskodex in enger Zusam-menarbeit mit den Geschäftsführungen und Führungskräften im Oberlinhaus erarbeitet. Er schafft eine Atmosphäre, in der alle Betei-ligten Probleme offen und auf allen Ebenen ansprechen und sich darauf verlassen können, dass sich jeder dieser Kultur verpflichtet fühlt. Erster Ansprechpartner für Mitarbeitende mit diesbezüglichen Fragen sind unsere Führungs-kräfte sowie ein Compliance-Beirat, der seine Arbeit in Kürze aufnehmen wird. Der aktuelle Verhaltenskodex kann über unsere Homepage und die Intranetseite eingesehen und ausge-druckt werden.

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Transparenz

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Grundprinzipien unseres Handelns

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28Oberliner 1/2016H Ö R K O L U M N E

Hasenlauscher, Frühlingsduft und Vogelgezwitscher

Endlich ist es Frühling, in der Luft riecht es nach Blumen, die Sonne füllt unseren Serotoninspiegel wieder auf und wir hören die Vögel zwitschern. Können Sie sie hören?

Ich habe einen Patienten, der nach vielen Jahren die Vögel wieder zwitschern hören kann. Herr Schmickartz, 63 Jahre alt und noch in Teilzeit berufstätig, ist sehr ehrgeizig, streb-sam und vor allem humorvoll.

Als wir uns 2013 kennelernten, war Herr Schmickartz auf der einen Seite mit einem Hörgerät versorgt und auf der anderen Seite taub. Die Hörgeräteseite machte immer wieder Probleme. Mal hörte er sehr gut, dann wieder sehr viel schlechter. Daher haben wir mit einem neuen, leitungsstärkeren Hörgerät eine Neu-anpassung begonnen und parallel wurde das andere Ohr operativ mit einem Cochlea Implan-tat (CI; elektronische Hörprothese) versorgt.

Die ersten Monate waren anstrengend. Das „Hören lernen“ mit dem CI erwies sich anfangs als schwierig, denn Herr Schmickartz setzte sich stark unter Druck. Sein Ehrgeiz und seine hohen Erwartungen bewirkten, dass sich zum gefühlt geringem Fortschritt auch noch ein Tinnitus einstellte. Aufgrund seines erlebten Misserfolges hat er den CI-Sprachprozessor kaum oder gar nicht mehr getragen, was sich nachteilig auf die Rehabilitation auswirkte.

Erst nach vielen Gesprächen, hochfrequen-ten Anpass-Sitzungen und intensiven Hörtrai-

ningsstunden gelang es ihm, das neuartige Hören mehr zu akzeptieren und Geräusche sowie Sprache mit dem CI wahrzunehmen und zu verstehen. Er selbst berichtete, dass sich während dieser Zeit ein Schalter in seinem Kopf umgelegt hätte. Dies zeigte sich auch deutlich in den sprachaudiometrischen Messungen. Er verstand nun mühelos 90 Prozent der Wörter.

Aktuell trägt Herr Schmickartz seine Geräte ganztägig. Sein Witz und Humor sind wieder zurückgekehrt, was die gemeinsamen Termine mit ihm äußerst angenehm macht. Dazu ist er technisch immer auf den neusten Stand und besitzt Zubehör fürs Fernsehen, zum Telefonie-ren und fürs Theater.

Von nun an genießt Herr Schmickartz, die Vögel jeden Morgen zwitschern zu hören.

Viele Patienten fragen mich, wie lange die Hörgeräteversorgung dauern wird. Es ist so individuell, dass man es nicht sagen kann. Man-che Patienten kommen nach der ersten Anpas-sung zurecht, andere brauchen ein Jahr. Daher lassen Sie sich bitte nicht entmutigen, wenn es nicht auf Anhieb funktioniert.

ANGIE DIEZ

Ich bin Hörgeräteakustik-Meisterin im Hörpunkt. In meiner täglichen Arbeit lerne ich viele Menschen mit Hörbeeinträchtigun-gen und ihre persönliche Geschichte kennen. In meiner Hörkolumne möchte ich Anek doten aus meinem Alltag er zählen – kurze Geschichten, die mich berührt oder mich zum Schmunzeln gebracht haben oder einfach Situationen, in denen ich meinen Kunden aus dem Herzen spreche.

Foto: Shutterstock

„Mein Rezept für gutes, unterstütztes Hören: tragen Sie Ihre Hörgeräte, führen Sie Ihr Hörtraining durch und tauschen Sie sich regelmä-ßig mit Ihrem Hörgeräteakus-tiker aus.“

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29Oberliner 1/2016

Regine HildebrandtMinisterin der ersten brandenburgischen Landes-regierung und gern gesehener Gast im Oberlinhaus

Text: Ulrike Schulze, Verein Oberlinhaus

Wer hat Regine Hildebrandt nicht gekannt? Ihre gradlinige direkte Sprache ohne Schnörkel, ihre zupackende Art und Weise, immer dicht am Leben und engagiert – das war sie! Nicht nur in Branden-burg, auch darüber hinaus war sie wegen ihres außergewöhnlich offenen und volksnahen, oftmals auch undiplomatischen Auftretens populär, wofür sie oft „Mutter Courage des Ostens“ genannt wurde.

P R O M I S F Ü R D A S O B E R L I N H A U S

Geboren wurde sie am 26. April 1941 in Ber-lin-Mitte. Nach kriegsbedingter Evakuierung kehrte die Familie 1945 nach Berlin zurück, wo Regine Hildebrandt zunächst in Westber-lin zur nächstgelegenen Schule ging. Später entschieden sich die Eltern für eine Ostberliner Schule. An der Humboldt-Universität – zunächst abgelehnt, dann aber in einem nachträglichen Immatrikulationsverfahren zugelassen – studier-te sie Biologie. Danach war Regine Hildebrand in leitender Funktion zunächst in der Arzneimit-telforschung des VEB Berlin-Chemie tätig, dann bis 1990 in der Zentralstelle für Diabetes und Stoffwechselkrankheiten in Berlin. Seit 1966 war sie mit Jörg Hildebrandt verheiratet, mit dem sie drei Kinder hatte.

In der Zeit des Umbruchs 1989 in der DDR engagierte sich Regine Hildebrand in der Bür-gerbewegung „Demokratie Jetzt“ und wurde Mitglied der SPD. In der DDR wurde sie in die Volkskammer gewählt, wo sie bis 1990 in der ersten freigewählten Regierung der DDR Minis-terin für Arbeit und Soziales war. Unter Manfred Stolpe trat sie 1990 als Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen in die erste brandenburgische Landesregierung ein. Als im Herbst 1999 Manfred Stolpe nach der Land-tagswahl mit der CDU koalierte, trat sie jedoch aus der Landesregierung aus.

2001, erst 60 Jahre alt, starb sie an Krebs. Auf dem Friedhof in Woltersdorf, wo sie lebte, wurde sie unter großer Anteilnahme der Bevöl-kerung begraben.

Ihr hohes Engagement für das Oberlinhaus zeigte sie bei vielen Besuchen, u. a. bei der Gründung des Berufsbildungswerkes 1991, der Einweihung des OP-Traktanbaus 1995 oder der Einweihung der Oberlinschule 1998.

Regine Hildebrand bei der Einweihung der Oberlinschule (heute Altbau), 1998

F O T O R Ä T S E L

Wo ist das im Oberlinhaus?

Liebe Leserinnen und Leser,für unser Fotorätsel suchen wir schöne Detailaufnahmen aus allen Berei-chen des Oberlinhaus. Zeigen Sie uns, welche Ausschnitte und Seiten Sie besonders finden. Senden Sie Ihr Foto an [email protected]. Wir sind gespannt!

Foto: Nicola Krüper, LebensWelten

Lösung: Detailaufnahme der Biberburg im Sinnesgarten

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30Oberliner 1/2016F R E U N D E D E S O B E R L I N H A U S

Impressum Herausgeber: Verein Oberlinhaus, Pfarrer Matthias Fichtmüller, Theologischer Vorstand, Andreas Koch, Kaufmännischer VorstandRedaktionsteam: Julia Stoppa, Katharina Pankau, Klaus Motoki Tonn, Katharina Bärenklau, Katherine Biesecke, Birgit Fischer, Marcus Grünschneder, Stefanie Hahn, Manja Klein, Heike Köpping, Daniela Krause-Wack, Julia Lüddecke, Judith Saatmann, Ulrike Schulze, Andreas Sewing-Mordhorst, Mandy Wittstock | Die Redaktion behält sich Kürzungen eingesandter Beiträge vor. Erscheinungsweise: viermal jährlich | Auflage: 4.000 Exemplare | Grafik & Satz: SPRUNG Marketing.Kommunikation, Potsdam | Druck: Berufsbildungswerk im Oberlinhaus gGmbH Hausadresse: Oberlinhaus, Rudolf-Breitscheid-Straße 24, 14482 Potsdam | Kontakt: [email protected] | Fotos: Titelbild: Klaus Motoki Tonn, Bilder Innenteil: sofern nicht anders angegeben Karoline Wolf und Oberlinhaus

Prof. Dr. Manfred Weber (rechts) gemeinsam mit Katrin Göring-Eckardt (mitte) und Matthias Fichtmüller, Theologischer Vorstand (links).

Professor Dr. Manfred Weber ist sozusagen der Mann der ersten Stunde. Geboren 1950 in Niederbayern, beginnt er seine berufliche Laufbahn nach einem Studium der Volkswirt-schaftslehre als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Frankfurter J. W. Goethe-Universität. Nach seiner Promotion wechselt er 1980 zur Deutschen Bundesbank. 1986 wird er Büro-leiter von Prof. Dr. Helmut Schlesinger. Nach einem Abstecher zur BIZ (Bank für Internationa-len Zahlungsausgleich) in Basel, führt Manfred Webers Weg ihn 1992 als Hauptgeschäftsfüh-rer zum Bundesverband deutscher Banken. Dieses Amt bekleidet er, bereits 1997 zum Mitglied des Vorstandes des Bankenverbandes berufen, 19 Jahre bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 2010. Seine Honorarprofessur an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam behält er bei. Der Eintritt in den „Teilzeit-Ruhestand“ bietet Manfred Weber seitdem ganz neue Möglichkei-ten. Er hat nun die Zeit, sich um all die Dinge zu kümmern, die in seinem Berufsalltag manchmal zu kurz kamen.

Wussten Sie, dass die Oberlinstiftung einen ehrenamtlichen Berater hat? Eigentlich sind es sogar vier. Gemeinsam agieren sie bereits seit April 2013 als Beirat der Oberlinstiftung. In den kommenden vier Ausgaben stellen wir Ihnen unsere Beiratsmitglieder vor. Beginnen möchten wir diese kleine Serie mit Professor Dr. Manfred Weber, dem Vorsitzenden des Beirates.

Ganz wichtig ist ihm dabei sein soziales En-gagement. Als Vorsitzender des Beirates der Oberlinstiftung liegt ihm die Reihe „Oberlin-Re-den“ sehr am Herzen, die im September 2012 anlässlich des 125-jährigen Jubiläums der Taub-blindenarbeit im Oberlinhaus mit einer Kanzelre-de des damaligen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck begann. Zum Jubiläum geladen, stellte er die Idee 2013 mit der Gründung des Beirates auf eine breitere Basis. Seine guten Kontakte in Politik und Wirtschaft helfen heute, interessan-te Redner wie Gesundheitsminister Hermann Gröhe und Katrin Göring-Eckardt, Vorsitzende der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, zu gewinnen.

Im Dezember 2015 feierte Manfred Weber seinen 65. Geburtstag, für ihn aber kein Grund für einen „Vollzeit-Ruhestand“.

Ehrenamtliches EngagementText: Stefanie Hahn, Oberlinstiftung

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31Oberliner 1/2016

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R E Z E P T A U S B A D B E L Z I G

Chicoree-Apfelsalat mit Orange in Joghurtcreme

Zutaten

400 g Chicoree, in Blättchen

200 g Apfel, ungeschält, geputzt, in kleine Scheiben geschnitten

150 g Orange, geschält, in grobe Würfel geschnitten

60 g Walnüsse, gehackt

250 g Vollmilchjoghurt

100 g Kokosmilch

Zucker und/oder Vanillezucker (nach Geschmack)

Zitronensaft, frisch gepresst (nach Geschmack)

Zubereitung Den Chicoree und die vorbereiteten Früchte in eine Schüssel geben und nach Geschmack mit etwas Zucker, Vanillezucker und Zitronensaft vermengen. Kurze Zeit ziehen lassen und die anderen Zutaten untermischen. Abschließend abschmecken und vor dem Servieren kaltstellen.

Das Gericht enthält pro Portion (399 g): kcal: 227, Fett: 13 g, Eiweiß: 7 g, Kohlenhydrate: 19 g, Ballaststoffe: 4 g.

T I P P V O M K Ü C H E N C H E F Um den bitteren Geschmack des Chicorees etwas zu mildern, entfernen Sie den Strunk und die äußeren Blätter. Bei der Zubereitung immer etwas Butter, Zucker und Zitronensaft dazuge-ben. Bereiten Sie Chicoree nicht in eisenhal-tigen Töpfen oder Pfannen zu, da sonst eine Schwarzfärbung des Gemüses einsetzt.

T I P P A U S D E R D I Ä TA B T E I L U N G Wussten Sie schon, dass Chicoree reich an Betacarotin, Folaten und Vitamin C ist? Sie schützen Ihren Körper vor freien Radikalen und helfen ihm im Eiweißstoffwechsel und somit im Wachstums- und Entwicklungsprozess.

A U S B L I C K

Das erwartet Sie im nächsten „Oberliner“Schwerpunkt: Arbeiten im OberlinhausMit mehr als 1.800 Mitarbeitenden gehört das Oberlinhaus zu den größten Arbeitgebern in Berlin, Potsdam und dem Umland. Und das Unternehmen wächst stetig weiter. 20 verschiedene Dienstar-ten und ein immenses Fachwissen und Know-how – damit punktet das Oberlinhaus. In der kommenden Ausgabe stellen wir ausgewählte Berufsbilder vor und begleiten Mitarbeitende in ihrem Arbeitsalltag. Was macht

sie eigentlich zum „Oberliner“? Wir las-sen die reden, die tagtäglich den Erfolg des Unternehmens ausmachen. Die Ausgabe 2 / 2016 erscheint An-fang Juni. Immer auf dem Laufenden bleiben unter oberliner-magazin.de.

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Wann ? Was ? Wo ?

06. März, 10 Uhr Gottesdienst mit allen Sinnen Oberlinkirche

16. März, 10 Uhr Willkommenssegen und Verleihung der Oberlin- Medaille

Oberlinkirche

16. März, 12.30 – 18 Uhr BBW bei der JOBinale 2016 Waschhaus Arena Potsdam

24. März, 18 Uhr Gottesdienst am Gründonnerstag mit Tischabend-mahl

Oberlinkirche

25. März, 10 Uhr Abendmahlsgottesdienst am Karfreitag Oberlinkirche

27. März, 10 Uhr Festgottesdienst am Ostersonntag Oberlinkirche

03. April, 10 Uhr Gottesdienst mit allen Sinnen Oberlinkirche

09. April, 10 – 16 Uhr Tag der offen Tür im Ludwig-Gerhard-Haus Rudolf-Breitscheid-Str. 138 – 142

10. April, 10 Uhr Gesundheitstag „Tag des Hörens 2016“ Urania Berlin

16. April, 12 – 17 Uhr Fachtagung „Erkennen und Fördern“ des Verbands Sonderpädagogik e. V. und der Uni Potsdam

Oberlinschule

17. April, 10 Uhr Gottesdienst mit Abendmahl Oberlinkirche

21. April, 18 Uhr Osterfeuer im Berufsbildungswerk BBW, Steinstr. 80/82/84

27. April, 10 Uhr Willkommenssegen und Verleihung der Oberlin- Medaille

Oberlinkirche

01. Mai, 10 Uhr Gottesdienst mit allen Sinnen Oberlinkirche

03. Mai, 15 – 18.30 Uhr 14. Straßenfest von und für Menschen mit und ohne Behinderung

Platz vor dem Brandenburger Tor, Potsdam

05. Mai, 11 Uhr Himmelfahrtsgottesdienst Park Babelsberg

13. Mai, 10 Uhr Konfirmation Oberlinkirche

15. Mai, 10 Uhr Pfingstgottesdienst mit Abendmahl Oberlinkirche

25. Mai Tag der offenen Tür im Autismuszentrum Oberlin-Gelände Babelsberg

25. Mai, 10 Uhr Willkommenssegen und Verleihung der Oberlin- Medaille

Oberlinkirche

02. Juni, 18 Uhr Sommerfest „25 Jahre BBW – Bunt durch die Zeit“ BBW, Steinstr. 80/82/84

05. Juni, 10 Uhr Gottesdienst mit allen Sinnen Oberlinkirche

Termine

Hinweis: Änderungen vorbehalten. Aktuelle Termine auf oberlinhaus.de