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im dritten Teil des Buches bedient. Leser, die an einer Heranführung an die Mediennutzungsfor-schung bzw. an Ansätze der Medienaneignung interessiert sind, werden von dieser Monographie kaumprofitieren können. VOLKER GEHRAU, Münster
Olaf Jandura: Kleinparteien in der Mediendemo-kratie. – Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissen-schaften 2007 (= Reihe: Forschung Kommunika-tion), 303 Seiten, Eur 39,90.
Welches Bild zeichnen die Massenmedien inDeutschland von den kleinen Parteien, FPD undBündnis 90/Die Grünen? Reflektiert dieses Bilddie Parlaments- und Öffentlichkeitsarbeit derParteien oder zeigt sich darin eine autonomeHandlungslogik der Medien, wie es die Thesevon der Mediendemokratie impliziert? DieseFragen stehen im Mittelpunkt der Dissertationvon Olaf Jandura, die 2007 im VS Verlag fürSozialwissenschaften erschienen ist.
Vom Wandel der Parteien- zur Mediendemo-kratie, so die These des Autors, seien Kleinpar-teien besonders betroffen. Mit ihrer dünnerenPersonaldecke und ihrem geringeren Wählerzu-spruch entsprechen sie nicht den Kriterien – wieRelevanz oder Personalisierung –, die die Selek-tion der Medien beeinflussen. Auch der For-schungsüberblick zur Berichterstattung überKleinparteien weist in eine ähnliche Richtung.Drei Faktoren werden dabei identifiziert, die die– laut Forschungsstand – geringere und thema-tisch eingeschränkte Berichterstattung überKleinparteien erklären können: das parlamenta-rische Handeln der Parteien, die Selbstdarstel-lung derselben und journalistische Selektionskri-terien. Aus diesen Überlegungen heraus entwi-ckelt Jandura Hypothesen, wie Kleinparteienmedial dargestellt werden und von welchen Fak-toren diese Darstellung beeinflusst wird. ZumTest der Hypothesen betritt Jandura Neuland inder Forschung zu Kleinparteien. Ein quasi-ex-perimentelles Vergleichsdesign, das zwei Bundes-tagswahlkämpfe mit unterschiedlichen politi-schen Konstellationen beinhaltet, wird mit ei-nem umfassenden Analysemodell kombiniert,das drei verschiedene Agenden umfasst – dieBerichterstattung der Massenmedien (Fernsehenund Print), die Selbstdarstellung in Form von
Pressemitteilungen und die Parlamentsaktivitä-ten kleiner und großer Parteien.
Diese Verknüpfung von medialer Berichter-stattung und externen Indikatoren stellt die be-sondere Leistung der Arbeit dar. Die externen In-dikatoren dienen dabei zum einen als Bewer-tungsmaßstab für die Qualität der medialen Dar-stellung von Parteien. Mit ihrer Hilfe kann Jan-dura zeigen, dass Kleinparteien in den Medienrein quantitativ nicht unter-, sondern gar überre-präsentiert sind. Befinden sie sich jedoch in derOpposition, dann wird ihr Bild in den Medientrotz der thematischen Breite ihrer Parlaments-und Öffentlichkeitsarbeit auf Wahlkampfaspektezu Lasten inhaltlicher Positionen verkürzt. Zumanderen erlauben diese externen Indikatorenauch Rückschlüsse über den Einfluss politischerPR und der parlamentarischen Realität auf dieBerichterstattung über Parteien im Wahlkampf.Da es sich aber um die aggregierte Gegenüber-stellung der drei Agenden handelt, lassen sich –wie der Autor selbst konstatiert – keine Kausal-schlüsse ziehen.
Vielleicht ist es der Vielzahl an Befunden ge-schuldet, dass man sich manches Mal ausführli-chere Erklärungen (z. B. bei der Verbindung derErgebnisse der bi- und multivariaten Analysen),kritischere Ausführungen (z. B. bei der Frage, oballe beschriebenen Phänomene der Mediende-mokratie auch tatsächlich im Zeitverlauf zuge-nommen haben) und höhere Präzision ge-wünscht hätte (u. a. Abbildungen 9 und 14 bzw.die Darstellung der Ergebnisse bezüglich Hypo-these 11, S. 188f./234). Auch bei den Hypothe-sen wäre eine klarere Strukturierung hilfreich ge-wesen. So variieren die Hypothesen nicht nur inihrer Reichweite, sondern auch in ihrem Ver-gleichsfokus. Darüber hinaus droht man als Le-serin manchmal bei der ausführlichen Darstel-lung des Forschungsstandes den Bezug zur Frage-stellung zu verlieren. Und dennoch: Ergebnisse,die zum Weiterdenken anregen, ein Vergleichs-design, das Befunde ermöglicht, die über den
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einzelnen Wahlkampf hinausgehen, und einAnalysemodell, das drei Agenden miteinanderverbindet, machen die Arbeit von Olaf Janduralesenwert – lesenswert für Politik- und Kommu-nikationswissenschaftler, aber auch für Praktikeraus PR und Politikberatung, die etwas über dieRelevanz der Parlaments- und Öffentlichkeitsar-beit für die mediale Darstellung lernen wollen.
SILKE ADAM, Stuttgart
Martin Welke/Jürgen Wilke (Hrsg.): 400 JahreZeitung. Die Entwicklung der Tagespresse iminternationalen Kontext. – Bremen: edition lu-mière 2008 (= Reihe: Presse und Geschichte –Neue Beiträge; Bd. 22), 498 Seiten, Eur 39,80.
Das 400-jährige Jubiläum der Zeitung im Jahre2005 ist auch in Deutschland ohne größeres Auf-sehen über die Bühne gegangen. Dass das heutenoch in vielen Weltregionen (besonders in In-dien, China, Japan, auch in Europa und selbst inDeutschland) blühende Massenmedium 1605 inStraßburg das Licht der Welt erblickt hat, istmeist nur wenigen Fachleuten bekannt.
Das Mainzer Gutenberg-Museum der Druck-kunst stellt die Ausnahme dar. Es widmet in derDauerausstellung der Zeitung zwar selbst kaumRaum und kann sich wohl auch nur auf wenigecharakteristische Exponate im Fundus stützen,aber es hat über lange Monate eine Wechselaus-stellung präsentiert, die dem Anlass gerecht ge-worden ist. Großenteils stellt die SammlungMartin Welke, Frucht jahrzehntelanger erfolgrei-cher Ankäufe eines privaten Zeitungskenners,die Exponate zur Verfügung. Auch andere Ein-richtungen haben sich beteiligt (wie das Dort-munder Institut für Zeitungsforschung).
Die Ausstellung ist 2005 gut vom Publikumangenommen worden – und das Presseechokonnte sich sehen lassen. Leider gab es keinenAusstellungskatalog (wenn man von dem heuteobligaten vierfarbigen Faltblatt absieht). Jetztaber haben Martin Welke und der Mainzer Kom-munikationshistoriker Jürgen Wilke einen will-kommenen Band zu vier Jahrhunderten Zei-tungspresse in Deutschland und Europa vorge-legt. Er präsentiert den neuesten Stand der Zei-tungsforschung in 24 Beiträgen in- und auslän-discher Verfasser. Im Kern geht die Sammlungauf einen internationalen Kongress in Mainz an-lässlich des Zeitungsjubiläums zurück. Fast alle
Beiträge verzichten aber auf den dort gesproche-nen Text, sondern sind für die Druckform bear-beitet. Manche sind so umfangreich, dass sieüber die vorgetragenen Teile weit hinausgehen.Weil in den vergangenen beiden Jahrzehnten diefundierte Pressegeschichtsschreibung quantitativdeutlich abgenommen hat, füllt der vorliegendeBand eine Lücke und kann als „state of the art“-Bericht eine Alleinstellung beanspruchen. Diebeigegebenen, z. T. farbigen Illustrationen, diemeist aus der Stiftung Deutsches Zeitungsmu-seum (Mainz) und auch aus der Deutschen Pres-seforschung (Bremen) stammen, sind kundigausgesucht. Sie können den Eindruck der Main-zer Ausstellung nicht ersetzen, aber sie geben derPhantasie der Leser konkrete Anhaltspunkte.
Der Verlag hat den Band ansonsten allerdingseher lieblos ausgestattet. Es gibt weder ein Perso-nenregister noch ein Zeitungs- und Zeitschrif-tenregister. Das ist für einen Sammelband, derwissenschaftlichen Zwecken dienen soll, kaumverzeihlich. Es gibt keine biographischen Hin-weise zu den Autoren. Es gibt keine zusammen-fassende Bibliographie der wichtigen Sekundärli-teratur. Ein Beitrag kommt bedauerlicherweiseohne jede Literaturangabe aus. Insofern ist dasBuch etwas hermetisch, scheint nur für Kennergemacht. Das ist schade, denn viele der Beiträgesind dafür geeignet, Fachwissenschaftlern unter-schiedlicher Disziplinen tiefe Einblicke in diePressegeschichte zu geben und auch interessierteLaien anzusprechen.
Die Rezension eines Sammelbandes kannnicht alle Beiträge besprechen. Einzelne aber willich auswählen, um die Bedeutung des Buchesdeutlich zu machen.
Der Einleitungsbeitrag von Martin Welke(„Johann Carolus und der Beginn der periodi-schen Tagespresse“) erzählt aufgrund eigener,bislang in der Breite unpublizierter Forschungdie Straßburger Entstehungsgeschichte der Rela-tion und lässt dem Verleger Johann Carolus auchbiographisch endlich Gerechtigkeit widerfahren.Dieser Aufsatz umfasst beinahe ein Fünftel derPublikation. Welke erläutert auch die vielfachenUmwege der Wissenschaftler, die sich seit dem19. Jahrhundert pressehistorisch bemüht haben,und er kann aus profunder Kenntnis die zahlrei-chen ideologischen Einmischungen vor allem inder Zeit des Nationalsozialismus nachweisen, diees verhindert haben, dass sich wissenschaftlicheErkenntnis früher Bahn brechen konnte. Beson-ders die Zeitungswissenschaft, nicht nur mit ih-rem NS-Exponenten Professor W. Heide, hat aus
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