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Oxyologie in der Zahnaztpraxis
Die Behandlung von
Risikopetienten
Semmelweis Universität
Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie
Einleitung
• Zusammenhänge von Innerermedizin und Zahnmedizin
• Beurteilung des Gesundheitszustandes
• Anamnese, klinische Untersuchung, Konsultation
Anamnese
• Erkrankungen des Herz- Kreislauf-Systems
• Pulmonale Vorerkrankungen
• Neurologische Vorerkrankungen
• Aktuelle Medikationen
• Blutgerinnungsstörung
• Infektionen
• Allergien
• Alkohol- und Drogabhängigkeit
• Schwangerschaft
• Problemen bei bisherigen zahnärztliche Behandlungen oder
Lokalanästhesien
Untersuchung
Allgemeinen physischen Erscheinungsbildes
• Gewicht
• Gang
• Hautkolorit
• Besonderheiten im Kopf-Hals Bereich
Interdisziplinäre Konsultation - Hausarzt oder Facharzt
Überwiesung an Mund-Kiefer-Gesichts Chirurgische Klinik
Wichtigste Aspekt bei Behandlung einer Risikopatienten ist immer die Pophylaxe!
Zwischenfälle in der Zahnarztpraxis
• unvorgesehenes Ereignis
• plötzlich Auftretten
• schnelle Differentialdiagnose
• sofortige Behandlung
• Komplikationen vom leicht zu beherrschenden bis zu
lebensbedrohlichen
• Oft vom psychische und physische Belastungen ausgelöst
(Premädikation?)
Ursachen
Zirkulatorische Zwischenfälle
• Syncopen
• Hypertonie, Hypertensive Kriese
Kardiale Zwischenfälle
• Akutes Koronarsyndrom
• Akute Linksherzinsuffizienz (Lungenödem)
Respiratorische Zwischenfälle
• Hyperventilationssyndrom
• Akuter Asthmaanfall
Ursachen
Neurologische Zwischenfälle
• Zerebraler Krampfanfall
Endikrinologische Zwischenfälle
• Hypoglykämie
• Hyperglykämie
Allergische Zwischenfälle
Adrenalin intoxikation
Syncope
Häufigster Zwischenfall
Plötzlichen, kurzfristigen, meist spontan reversible Bewusstlosigkeit
Ist Folge einer transienten Minderdurchblutung des Gehirns
Prodromi: Schwindelattacken
„Schwarzwerden vor den Augen”
Ohrensausen
Urachen: vasovagale-, orthostatische-, kardialen-, zerebralen
Syncopen
Vasovagale Syncope
• Reflexvermitteltes Überwiegen des Vagotonus
(Psychisch bedingte Kreislauffehlregulation)
• Ausgelöst: Angst
Schmerz
Stress
langes Stehen
• Symtomen: Bewustseinverlust
Bradycardie
Blutdruckabfall
Erbrechen evtl. (Aspirationsgefahr!)
Syncopen
Orthostatische Kollaps
• Hypotone Kreislaufregulationsstörung in Orthostase
(Versagen des vasokonstriktorischen Reflexes)
• Ausgelöst: plötzlichen Lagewechsels
Symptomen: Bewustseinverlust
Tachycardie
Blutdruckabfall
Erbrechen evtl. (Aspirationsgefahr!)
Therapie
• Flache Körperlage
• Beine hochheben
• Kleidungen locker machen
• Profilaxe durch Premedikation: benzodiazepin (midazolam,
alprazolam)
Hypertonie
• Normal: <130/<85 mm Hg
• Hypertonie: Leichte Hypertonie: 140-159 / 90-99 mm Hg
Mittelschwere Hypertonie: 160-179 / 100-109 mm Hg
Schwere Hypertonie: 180-209 / 110-119 mm Hg
Schwerste Hypertonie >210 / > 120 mm Hg
• Anamnese: Behandlung, Medikamenten, Blutdruckwerten
• Stress Situation reduzieren (Beruhigung, Premedikation)
• am Vormittag, in kurzen Sitzungen behandeln
• plötzliche Änderungen der Patientenposition sollten vermeiden
(orthostatische Hypotonie)
• Bei hoche Blutdruck die Blutungsneigung ist höher (am bestens unter
150/90 mm Hg)
Hypertensive Kriese
Hypertensive Kriese: > 230/120 mmHg + Anzeichen einer Organstörung =>
Hypertensiven Notfall
Symptome: heftige Kopfschmerzen
Schwindel
Brechreiz oder Erbrechen
Sehstörungen, Ohrensausen
Rötung am Gesicht
Bewusstseinverlust
kardiale Symptomen (Tachycardie, Atemnot, Lungenödem,
Angina pectoris, Myocardinfarkt)
Therapie:. Tensiomin - captopril kaumen (ACE-inhib), Cordaflex Spray (Kalciumantagonist), Ebrantyl (Urapidil iv.), ß-blocker (labetalol), α-2-agonist (catapressan)
RR: 150/90 mm Hg, keine Beschwerden → Behandlung fortführen
Akutes Koronarsyndrom
• Akute, umittelbar lebensbedrohliche Phasen der koronaren Herzerkrankung: instabile Angina pectoris und akuter Myocardinfarkt
• Minderversorgung des Herzmuskels mit Sauerstoff (Arteriosclerose)
Symptomen: Länger anhaltenden Angina-pectoris-Beschwerden:
- thorakalem Engegefühl
- starken retrosternalen Schmerzen
- Schmerzausstrahlung: linkem Arm, linken Thorax, Hals,
Unterkiefer evtl. Rücken, Epigastrium
Auslöser: körperlicher oder emotionaler Belastung ( O2 Bedarf > Angebot)
Therapie: Nitrolingual-Spray (Nitroglycerin) 1-2x/10 Min. subling. – wirkt vasodilatierend RR!
• tritt kein Besserung auf, > 20 Min. + Luftnot, Schweißausbruch, Todesangst=> Herzinfarkt!
Sofort Rettungsdienst rufen!
Koronare Herzerkrankungen
• keine zahnärztliche Routtinbehandlungen innerhalb 6 Monaten
• am Vormittags in kurzen Sitzungen behandeln
• Angstgefühle reduzieren – Ermutigung, Prämedikation
• langandauernde chirurgische Eingriffe evtl. in Lachgasanalgesie
• schmerzlose Behandlung - Lokalanästhesie! (max. 1:100 000)
• in Anamnese häufig Antikoagulanzien! → erhöchten Blutungsneigung
Kumarinpräparate:
- zahnärztlich-chirurgischen Eingriffes: Qiuck-Wert 30-40% (INR 1.8-2.3)
- Einzelzahnextrakzion: Qiuck-wert 25% (INR 2.6)
Azetylsalizylsäure: Blutungswert: 1.5-faches des Normalwertes
• Veränderungen in Patienten Zustand
• Nirtoglycerinpräparate zu jedem Zahnarzttermin mitnehmen.
Akute Linkshezinsuffizienz
• Kardiogene Lungenödem: pathologische Ansammlung von seröse Flüssigkeit im intersttium bzw. Alveolarraum.
• Aufgrund einer Drucksteigerung im Lungenkreislauf infolge einer dekompensierten chronischen Linksherzinsuffizienz mit Rückwärtsversagen.
Auslöser: akute körperliche, emotionale Belastungen, Hypertone Kriese, Herzinfarkt.
Symptome: Dyspnoe, Zyanose, Rasselgeräusche, Tachycardie,
Kalter Schweiß, Blässe, Halsvenenstauung
Therapie: erhöht gelagerte Oberkörper, Sauerstoff, Nitrat, Diuretika, blutdrucksenkende Mittel.
Rettungsdienst!
Lokalanästhetika
• Vorteile die vasokonstriktorische Zusätze:
- verzögerte respiration des Anästhetikums
- Steigerung der Anästhesiedauer und –tiefe
- Verringerung der Toxizität
- relativen Blutleere, bessere Arbeitsbedinung
=> tiefere und anhaltende Schmerzausschaltung
=> niedrigere endogen Adrenalinausschüttung
• Ohne die Vasokonstriktorische Zusätze wirkt das Lokalanästhetika nicht so lang
und nicht so intensiv, wird schneller resorbiet, das Toxizität steigt.
• Unter Belastung oder durch Schmerzen kann die endogene
Adrenalinausschüttung übersteigen die bei der zahnärztlichen Behandlung
exogen zugeführt werden.
• adrenalinhaltige Lokalanästhetika Konzentration: 1:100 000, 1:200 000
Max.ds.: Adrenalin 0.2 mg (1:200000 → 0.02 mg/ml) 2% Lidocain-Adrenalin max.
20ml/Tag, Lidocain (ohne Adrenalin) max 10 ml/Tag (5-7mg/kg, max. 500 mg)
Hyperventilationssyndrom
• Über den Bedarf gesteigerte Atmung, wegen subjektiv empfundener Dyspnoe
• Meist ohne organische Ursache
• Atemfrequenz↑ => pCO2↓ => resp. Alkalose =>Serum Ca (ionisiert)↓ =>
Erregbarkeit der Muskeln ↑ => Krampfzustände
Symptome: Pfötchenstellung (Karpalspasmus)
Parästhesien perioral, in den Händen und Füßen
Lufthunger
Karpfenmund (Spasmus des M. orbicularis oris)
Angstgefühl
Therapie: Patient beruhigen
seine Ausatemluft über eine Tüte rückatmen.
Akuter Asthmaanfall
• anfallsweise Auftretten von Atemnot infolge Bronchialobstruktion
(vermehrte Schleimsekretion, Bronchialschleimhautödem, Bronchospasmus)
Symptome: akuter Atemnot
Hustenanfälle
exspiratorische pfeifende Atemgeräusche
kurze Einatmen, verlängertes Ausatmen
Tachycardie
Schwere und langhaltende Symptomen «--» Status Asthmatikus
!Vermeidung bekannter Allergene
Vermeidung von Angst und Stress (milder Prämedikation)
Breithalten des patienteigenen Dosier-Aerosol Anamnese!
Therapie: Ventolin Aerosol (Salbutamol - ß2-adrenerg.),
Berotec (Fenoterol – ß2-adrenerg.),inhal.
Atrovent (Anticholinerg th. Ipratropium) inhal.
Steroid (prednisolon, methylprednisolon.) iv.,
ß-sympathomimetikum iv.
Epilepsie
• Paroxysmale Funktionsstörungen des Gehirns, mit anfallsweise auftrettendem Bewusstseinverlust und Krämpfen
- Symptomatischer Epilepsie hat identifizierte Ursache
- genuine Epilepsie ist ohne organische Hirnschädigung
• Anamnese: Art und Häufigkeit der Anfälle,
die Ursache,
die derzeitige Medikation,
Zeitpunkt des letzten Anfall,
alle bekannten auslösenden Faktoren.
• Zusätzliche Anikonvulsiva oder Sedativa bei bedarf.
• Typische Auslöser: Schlafentzug, bei Abhängigkeit der Entzug, fieberhafter Infekt, Stress, Schmerzen, optische und akustische Reize, Hypoglikämie, Lokalanästhesie-intoxikation
Epilepsie
• Symptomen: schlagartigen Bewusstseinverlust
evtl. plötzlichem Sturz, Aufschrei
tonisch-klonische Krampfphase
Schaum vor dem Mund
unkontrollierte Urin- und Stuhlgang
unkontrollierte Bewegungen
Kieferschluß, Einbiss in die Zunge
Tenebrosität (Kopfschmerz, Stupor, Verwirrung)
• Therapie:
- Begleitverletzungen verhindern
- Atemwege freihalten, Aspiration verhindern
- Diazepam Desitin 10-20 mg (rectal)
- Midazolam (Seduxen) 10 mg iv.
Erste Anfall →→ Rettungsdienst rufen!
Diabetes mellitus
• Ist eine chronische Erhöhung der Blutzuckerwerte
• Unterscheidet man:
Typ-1-Diabetes (juveniler Diab.) Autoimmunerkrankung mit absolutem Insulinmangel IDDM
Typ-2-Diabetes (Alters Diab.) Insulinsekrezionsstörung oder Insulinresistenz mit relativem Insulinmangel NIDDM
Secundäre Formen z.B. bei Pankreaserkrankungen, Medikamenten,
Endokrinologische Erkrankungen
• Entgleistung der Stoffwechsellage: Hyperglykämie
Hypoglykämie
• Gefahr der Wundheilungsstörungen und erhöhte Infektneigung aufgrund Angiopathie und verminderter Granulozytenaktivität.
Hypoglykämie
• Symptomen bei akute Hypoglykämie: (˂ 3.5 mmol/l)
kalter Schweiß, Blässe
Unruhe
Schwächegefühl
Bewusstseinstrübung
Tremor
• Vorsichtsmaßnahmen:
- Einhaltung der gewohnten Nahrungsaufnahme und der normalen
Insulindosis
- wenig Behandlungsstress
- Breithalten von zuckerhaltige Getränke
- Vorsicht bei der Applikation adrenalinhaltiger Lokalanästhetika
- antibiotische Profilaxe bei ausgedehnte chirurgische Eingriffe
Blutzucker kontroll!
Hyperglykämie
• Seltener
• Auslöser: Veränderung der Insulindosis (Antidiabetika)
Infektionen, Fieber
psychische und physische Belastungen
• Kann zum Coma diabetikum führen durch stressbedingte
Katekolaminausschüttung und/oder Adrenalinzufuhr
• Symptomen: Durst,
Polyurie,
Erbrechen,
Erschöpfung,
Leibschmerzen
Blutzucker kontroll!
Rettungsdienst Rufen!
Allergie
Auslöser in der zahnärztlichen Praxis:
Paragruppe von Lokalanästhetika, Antibiotika, Analgetika, Kunststoffe,
Metalle, Latex, Desinfektionsmittel, Zellstoffe, Medikamente.
• Antigen-Antikörper-Komplexe → Histaminfreisetzung → vasodilatation,
Permeabilitätssteigerung, konrtahierung der glatten Muskulatur (z.B. der
Bronchien)
Symptomen: Urtikaria, Juckreiz, Schwellung, Erythema, Exantheme,
angioneurotische Ödem, Lippen-, Zunge-, Larynxödem, Dyspnoe,
Rhinorhoe, Konjunktivitis.
• zwei Hauptreaktionen:
- die verspätet einsetzenden, milden, nicht lebensbedrohlichen
Reaktionen, mit Rötung und Schwellung
- und die akuten, lebensbedrohlichen, systemischen Reaktionen, auch
als Anaphylaxie bezeichnet.
Anaphylaxie
• vier Stadien der anaphylaktische Reaktion:
- disseminierten Haut- und Schleimhautreaktionen, Juckreiz, Urtikaria,
(Antihistaminika)
- Atemwegs-verengung, Stuhl- und Uringang (kortikosteroid)
- Schocksymptomatik (Noradrenalin)
- Herzkreislaufstillstand (CRP)
Basistherapie: Absetzen des Allergens
Sauerstoffgabe
Gabe des entsprechendes Medikaments (Antihistaminika,
Corticoide, Adrenalin)
Adrenalin: 0.3-1mg iv. (langsam), vasokonstriktiv → RR↑, Bronchodilatator,
↓ Ödem
0.5-1 mg im. (20 min. wiederholen)
Bei Hypotonie, Dyspnoe, Heiserekeit Rettungsdienst rufen!
Adrenalin Intoxikation
Ursache: exogen: inrtavasale Injektion
endogen: Angst, Stress
Symptome: milde Stadium: Angst, Palpitation
Precollaps, Stupor
Kopfschmerzen, Ohrensausen
Hypertonie
schwere Stadium: Blässe, Unruhe
extrem Tachycardie, Hypertonie
Krampfanfall
Herzrhythmusstörungen
Kammerfibrillation
Therapie: Ablassen von Injektion
Sauerstoffgabe
CPR
Rettungsdiens!
Adrenalin Intoxikation
Kontraindikationen der Gabe von Adrenalin
Hypertonie > 160/100 mmHg
Koronar- und Herzinsuffizienz
innerhalb 6 Monate nach Myokardinfarkt
innerhalb 6 Monate nach hämorrhagischen Apoplex
häufige Angina pectoris
therapieresistente Arrithmien
manifeste Hyperthyreose
Maximaldose von Adrenalin:
Gesunde Patienten: 0.2 mg
Patienten mit Kardiovaskuläre Erkrankungen: 0.04 mg
Fremdkörperaspiration
• Plötzlich auftrettender Husten, Atemnot, (pfeifende) Atemgeräusche,
Heiserkeit, Zyanose, Bewustseinverlust
• Diff.dg. nicht schwer - daran denken!!
• Patient bei Bewustsein: 5x Schläge zwischen die Schultreblätter, 5x
Heimlich-Manöver
• Patient ohne Bewustsein: CPR !!!
Rettungsdienst alarmieren!!! 104
DANKE