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Medikamente zur Behandlung von Epilepsie Was Sie über Epilepsie wissen sollten Patienteninformation © 2010 UCB Pharma GmbH Alle Rechte vorbehalten. EPI/10/005 GDBICO-02

Medikamente zur Behandlung von Epilepsie - ucb.com zur... · Die Behandlung der Epilepsie beginnt mit einem einzigen Medikament (sog. Monotherapie). Monotherapie). So können Wirkungen

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Medikamente zur Behandlung von EpilepsieWas Sie über Epilepsie wissen sollten

Patienteninformation

© 2010 UCB Pharma GmbH

Alle Rechte vorbehalten.

EPI/10/005

GDBICO-02

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Was sind

Antiepileptika?

Antiepileptika (auch Antikonvulsiva genannt) sind die wichtigste Möglichkeit einer Behandlung von Epilepsien. Sie begleiten Betroffene häufig ein Leben lang. Denn nur ein kleiner Teil der Epilepsien hört (in der Regel frühestens nach einigen Jahren) wieder von allein auf.

Seit der Entdeckung des ersten Antiepileptikums Kaliumbromid Mitte des 18. Jahr hunderts sind viele neue Antiepileptika entwickelt worden, die deutlich verträglicher sind als die alten. Insbesondere die seit Beginn der 90er Jahre zugelassenen Antiepileptika haben die medi-kamentösen Behandlungs möglich keiten der Epilepsie zum Teil erheblich erweitert und verbessert.

Zahlreiche verschiedene Wirkstoffe mit unter-schiedlicher Wirkweise stehen inzwi schen zur Verfügung, aus denen der Arzt für den Betroffenen das für ihn geeignete Medikament heraussuchen kann. Denn nicht immer führt die erste Wahl zum ge wünschten Ziel: aus-reichende Anfallskontrolle.

Antiepileptika können lediglich die epileptischen

Anfälle als Symptom einer Epilepsie unterdrücken, heilen können sie die Epilepsie aber nicht. Das erkennt man schon allein daran, dass viele Menschen wieder Anfälle bekommen, wenn sie ihr Medikament absetzen.

i Der Verdauungstrakt kann zwischen Nährstoffen,

Vitaminen oder pharmakologisch wirksamen Substanzen nicht unterscheiden.

i

Was nach dem Essen mit der Nahrung im Körper passiert, das ist jedem klar. Sie gelangt über die Speiseröhre in Magen und Darm und wird auf ihrem Weg durch den Verdauungs­trakt in kleinste Bestandteile zerlegt. Wertvolle Nährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe werden anschließend über die Darmwand ins Blut aufgenommen und können im ganzen Körper ihre Wirkung entfalten.

Was aber geschieht nach der Einnahme mit Antiepileptika?Antiepileptika ähneln zum Teil in ihrer Struktur körpereigenen Substanzen oder Bestandteilen der Nahrung, wie z. B. den Bausteinen von Eiweißen. Gelangen sie in den Verdauungs trakt, wird mit ihnen in ähnlicher Weise verfahren wie mit Nährstoffen. Sie werden über die Darmwand ins Blut aufgenommen.

Beim Transport aus dem Darm ins Blut können manche Antiepileptika mit den Bausteinen der Nahrung konkurrieren. Eine gleichzeitig eingenommene Mahlzeit kann daher bewirken, dass weniger von dem Medikament ins Blut aufgenommen wird oder dass die Aufnahme langsamer erfolgt. Positiver Effekt: Neben-wirkungen können so reduziert werden.

Was passiert mit

Antiepileptika nach ihrer Einnahme?

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Der Weg der Antiepileptika

durch den Körper

Nach Aufnahme der Antiepileptika aus dem Darm gelangen sie mit dem Blut zunächst in die Leber. Dort können sie bereits verändert, aktiviert oder abgebaut werden. Manche Wirk-stoffe verlassen die Leber unverändert. Anschließend werden sie zum Herzen trans-portiert und von dort in verschiedene Bereiche des Körpers gepumpt.

Nebenwirkungen können dosisabhängig auf-treten (z. B. Müdigkeit, Bauchbeschwerden, Schwindel und verschwommenes Sehen), sie können aber auch von der Dosis unabhängig sein (z. B. allergische Hautausschläge, Schädi-gung des Knochenmarks und der Blutbildung, der Leber und Nieren).

Abb.1 Medikamente werden über die Darmwand ins Blut aufgenommen und gelangen im Blutkreislauf zum Herzen. Von dort werden sie in verschiedene Bereiche des Körpers gepumpt.

Das Gehirn ist das am besten durchblutete Organ. Demnach gelangen alle Substanzen, die sich im Blut befinden, auch ins Gehirn. Doch nicht alle können aus dem Blut und den Adern in das Hirngewebe übertreten.

Um das Gehirn vor schädlichen Substanzen zu schützen, sind die Adern mit einer Barriere ausgestattet, der sogenannten Blut-Hirn-Schranke. Diese lässt nur bestimmte Substanzen durch.

Die Wirkstoffe der Antiepileptika sind so ge baut, dass sie die Blut-Hirn-Schranke passieren können. Sie können sich im Hirngewebe an reichern und entfalten an ihrem Zielorgan ihre Wirkung.

Abb. 2 Zielorgan der Antiepileptika ist das Gehirn. Antiepileptika können durch die Blut-Hirn-Schranke treten und an den Nervenzellen im Gehirn ihre Wirkung entfalten.

Zielorgan ist das

Gehirn

Weil sich Antiepileptika nicht nur im Gehirn ver­

teilen, sondern über das Blut auch in alle anderen Körperbereiche transportiert werden, können sie zusätzlich zu Nebenwirkungen am zentralen Nervensystem auch dort Reaktionen hervorrufen, die häufig nicht erwünscht sind.

i

Bei einem epileptischen Anfall kann jeder Bereich des

Gehirns betroffen sein.

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Medikamente verlassen den Körper auf dem-selben Weg wie Endprodukte des Stoffwechsels (unverwertbare Nahrungsbestandteile oder andere Substanzen). Sie gelangen mit dem Blutkreislauf in die Leber.

In der Leber werden die unverwertbaren Stoffe bzw. Abbauprodukte so aufbereitet, dass sie über die Nieren und die Galle ausgeschieden werden können. Dazu verfügt die Leber über eine große Anzahl an Enzymen.

Die Rolle

der Leber

Abb. 3 Die Leber „reinigt“ das Blut. In der Leber werden schädliche und für den Körper unbrauchbare Stoffe so aufbereitet, dass sie ausgeschieden werden können.

Wasserlösliche Stoffe oder Abbauprodukte der Leber (z. B. Medikamente) gelangen mit dem Blut in die Nieren und können mit dem Urin ausgeschieden werden. Schlecht wasserlösliche Abbauprodukte können in die Galle abgegeben werden. Durch die emulgierende Wirkung der Gallensäuren werden sie in Lösung gehalten. Sie gelangen mit der Galle in den Darm und werden mit dem Stuhl ausgeschieden.

Die Rolle

der Nieren

Abb. 4 Wasserlösliche Medikamente werden über die Nieren gefiltert und in die Harnblase abgegeben. Über den Urin werden sie anschließend ausgeschieden.

Die Leber ist eines der wichtigsten Stoffwechsel­

organe des Körpers, in dem Stoffe und Medikamente abgebaut und dann ausgeschieden werden können.

i

Ältere Patienten haben häufig einen veränderten

Stoffwechsel mit eingeschränkter Nierenfunktion und vermindertem Leberstoffwechsel. Daher werden ihnen häufig andere Antiepileptika und niedrigere Dosen der jeweiligen Medikamente verabreicht.

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Wo und wie

wirken Antiepileptika?

Antiepileptika wirken dort, wo die Epilepsie entsteht – an den Nervenzellen im Gehirn. Dort „stabilisieren sie die Nervenzellwände“ (sog. Membranen) und vermindern eine über­schüssige Erregungsleitung.

Antiepileptika beruhigen die NervenDie Erregung der Nervenzellen erfolgt an den Zellwänden der Nerven. Dort sind Kanäle vor handen, durch die Salze oder Minerale (Natrium, Kalium, Kalzium und Chlorid) hindurchtreten. Strömen vermehrt Salze ein, entsteht ein Impuls, der elektrisch innerhalb der Nervenzelle weitergeleitet wird.

Millionen Nervenzellen stehen im Gehirn über Botenstoffe in ständigem Kontakt. Sie geben die ankommenden Nervenimpulse von Zelle zu Zelle weiter, wenn sie an bestimmte Rezep-toren auf der nachgeschalteten Nervenzell-wand binden. Die Botenstoffe können sich erregend, aber auch beruhigend auf die nach-geschaltete Nervenfunktion auswirken.

Antiepileptika wirken an

den Nervenzellen

Antiepileptika können an mehreren Punkten der Erregungsübertragung ansetzen.

1. Sie können die Entstehung einer Nerven -erregung sowie deren elektrische Weiter-leitung unterbinden, indem sie die Kanäle blockieren, über die der Austausch von Salzen erfolgt.

2. Sie können die Übertragung der Erregung auf nachgeschaltete Nervenzellen verhindern, indem sie die Wirkung von Boten stoffen an bestimmten Rezeptoren nachahmen bzw. blockieren.

Wirkung 1Blockade der Kanäle

Bindung anRezeptoren

Wirkung 2

Wirkung der Botenstoffe wird blockiert bzw. nachgeahmt

Erregungwird nicht übertragenNervenzelle

Nervenzelle

Fluss von Salzen wirdunterbunden

Zelle wird nichterregt Bindung an

Rezeptoren

Kontaktpunktzweier Nervenzellen

Kontaktpunktzweier Nervenzellen

Blockade der Kanäle

Rezeptoren

Wirkung 1Blockade der Kanäle

Bindung anRezeptoren

Wirkung 2

Wirkung der Botenstoffe wird blockiert bzw. nachgeahmt

Erregungwird nicht übertragenNervenzelle

Nervenzelle

Fluss von Salzen wirdunterbunden

Zelle wird nichterregt Bindung an

Rezeptoren

Kontaktpunktzweier Nervenzellen

Kontaktpunktzweier Nervenzellen

Blockade der Kanäle

Rezeptoren

Abb. 5 Wirkung 1 Bei Blockade bestimmter Kanäle wird die Erregbarkeit der Nervenzelle gehemmt.

Abb. 6 Wirkung 2 Durch Bindung an bestimmte Rezeptoren wird die Übertragung der Erregung auf die nachgeschaltete Nervenzelle verhindert.

Antiepileptika wirken über verschiedene Mecha­

nis men im Gehirn.

i

Einige Antiepileptika wirken vermutlich über

mehrere Mechanismen.

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Wirkung an den

Rezeptoren

Antiepileptika können den körpereigenen Botenstoffen ähneln. Sie passen somit an den für den Botenstoff vorgesehenen Rezeptor. So ahmen sie dessen Nervenzell-beruhigende Wirkung nach oder blockieren die Nervenzell-erregende Wirkung.

Rezeptoren

BotenstoffeBeruhigende Wirkung wird nachgeahmtAntiepileptika

Erregende Wirkung wird blockiert

Abb. 7 Einige Antiepileptika ähneln den körpereigenen Botenstoffen und passen genau an den Rezeptor.

Abb. 8 Antiepileptika können die Wirkung des Botenstoffs nachahmen (Nervenzell-beruhigende Wirkung).

Abb. 9 Antiepileptika können die Wirkung des Botenstoffs blockieren (Nervenzell-erregende Wirkung).

Rezeptoren

BotenstoffeBeruhigende Wirkung wird nachgeahmtAntiepileptika

Erregende Wirkung wird blockiert

Rezeptoren

BotenstoffeBeruhigende Wirkung wird nachgeahmtAntiepileptika

Erregende Wirkung wird blockiert

Was sind die Grundsätze der

Epilepsie-Behandlung?

Die Behandlung der Epilepsie beginnt mit einem einzigen Medikament (sog. Monotherapie). So können Wirkungen und Nebenwirkungen des Antiepileptikums direkt zugeordnet werden.

Das Arzneimittel ist so einzustellen, dass es die Anfälle unterdrückt, aber keine bzw. so wenig Nebenwirkungen wie möglich auslöst (Balance zwischen Wirkungen und Nebenwirkungen).

Oft reicht schon eine MonotherapieBei fast allen Antiepileptika sollte die Ein- und Aufdosierung langsam erfolgen. Bei weiterhin bestehenden Anfällen und guter Verträglichkeit ist die Dosis so lange Schritt für Schritt zu erhöhen, bis entweder Anfallsfreiheit erreicht wird oder nicht zumutbare Nebenwirkungen auftreten. In zwei Drittel aller Fälle kann die Epilepsie mit einem einzigen Medikament unter Kontrolle gebracht werden.

Bleibt die Behandlung mit einem Antiepilepti-kum erfolglos, sollte zunächst auf ein anderes Medikament umgestellt werden. Erst, wenn auch damit keine ausreichende Anfallskontrolle möglich ist, ist eine Kombinationstherapie (Zweier-, Dreiertherapie etc.) einzuleiten. Gerade dafür stehen einige der in den letzten Jahren entwickelten neuen Medikamente zur Verfügung.

Was ist zu tun, wenn Medikamente nicht helfen?Kann mit Medikamenten keine ausreichende Anfallskontrolle erzielt werden, wird für einige Patienten ein operativer Eingriff in Erwägung gezogen. Dabei wird die Hirnregion, von der die Anfälle ausgehen, entfernt. Auch die erneute Überprüfung der Diagnose, ggf. durch einen Spezialisten, kann helfen, doch noch ein geeignetes, wirksames Medikament zu finden.

Antiepileptika ahmen die Wirkung der körpereigenen

Botenstoffe nach.

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Jedes Medikament muss zunächst sorgfältig

aufdosiert werden, bevor wegen einer nicht ausreichenden Wirkung auf ein anderes Mittel umgestellt bzw. ein zweites hinzugegeben wird (Grundregel der medikamentösen Epilepsie­Behandlung).

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Eine sorgfältige Diagnose

ist unverzichtbar

Da es viele verschiedene Anfalls­ bzw. Epilepsieformen gibt und Antiepieleptika sich in ihrer Wirkung unterscheiden, ist eine sorgfältige Diagnose Voraussetzung für die Wahl des Medikaments.

Welches Medikament ist das richtige?Antiepileptika haben Vor- und Nachteile bzw. Stärken und Schwächen. Aus den zur Ver fügung stehenden Medikamenten ist jeweils das Mittel auszuwählen, das bei der jeweiligen Anfalls- bzw. Epilepsieform am besten wirkt und gut verträglich ist.

Fast immer spielen bei der Wahl des Anti-epileptikums Alter und Geschlecht sowie eventuell vorhandene Begleiterkrankungen eine Rolle. So gelten etwa für Frauen im gebär-fähigen Alter oder in der Schwangerschaft für manche Wirkstoffe besondere Empfehlungen.

Wie sind Antiepileptika zu dosieren?Die Dosis kann individuell variieren, ist aber auch vom Gewicht und Alter des Betroffenen abhängig. Mit zunehmendem Alter des Epilep-sie-Patienten nimmt die notwendige Dosis des Antiepileptikums ab: vom Säugling bis zum Erwachsenen um etwa die Hälfte, oberhalb des 65. Lebensjahres meist nochmals um 50 %. Das hat verschiedene Gründe:

• Bei Älteren nimmt die Aufnahme der Medikamente aus dem Darm ab,

• ältere Patienten weisen häufig eine einge-schränkte Nieren- und Leberfunktion auf,

• ältere Menschen haben eine geringere Menge an Körperwasser, in dem sich Medikamente wie Antiepileptika verteilen und

• sie leiden oft an weiteren Erkrankungen und nehmen zusätzliche Medikamente ein, die mit den Antiepileptika in Wechselwirkung treten können.

Einige Menschen haben sicherlich die Befürch-tung, dass durch die langfristige Einnahme von Antiepileptika Organe wie Leber oder Niere geschädigt werden können. Erfreulicherweise sind die heute zur Verfügung stehenden Medikamente insgesamt gesehen aber sehr gut verträglich.

Regelmäßige Einnahme ist PflichtEine konsequente und regelmäßige Einnahme von Antiepileptika ist wichtig, um Neben-wirkungen bzw. Anfallsdurchbrüche zu vermei-den. Denn nur bei regelmäßiger Einnahme können die Wirkspiegel des Antiepileptikums im Blut (Blutspiegel, s. nächste Seite) konstant und die Anfälle unter Kontrolle gehalten werden.

Wird das Medikament überdosiert, besteht erhöhte Gefahr von Nebenwirkungen. Sinken die Blutspiegel unter den therapeutischen Bereich, kann es zu Anfallsdurchbrüchen kommen – mit z. B. der möglichen Folge einer Verletzungsgefahr. Selbst wenn verschiedene Medikamente denselben Wirk stoff haben, kann dieser möglicherweise anders vom Körper aufgenommen werden und zu abweichenden Blutspiegeln führen.

Disziplin ist

oberstes Gebot

Epilepsie ist eine Erkrankung, die in der Regel eine mehrjährige oder sogar lebenslange Behandlung notwendig macht.

Regelmäßige Kontrollen begleiten die TherapieDie Behandlung der Epilepsie sollte von regel-mäßigen Kontrolluntersuchungen begleitet werden. Wie oft außer dem Hausarzt ein Fach-arzt oder die Anfallsambulanz einer Spezial-klinik aufgesucht werden sollte, hängt von den Besonderheiten jeder einzelnen Epilepsie ab.

Das ideale Medikament zur Behandlung aller Epilepsien

gibt es nicht. Ein Mittel, das für viele Menschen sehr gut ist, kann bei anderen unwirksam sein oder sogar Neben wirkungen haben.

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Das Aufdosieren des Antiepileptikums ist ein

Balance­Akt zwischen Wirkungen und Nebenwirkungen.

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Routine erleichtert

die Einnahme

Besonders wichtig ist es, die Medikamente wie vom Arzt verordnet regelmäßig einzunehmen. Hier finden Sie einige Tipps, die Ihnen die Routine bei der Einnahme erleichtern können:

• Lassen Sie sich von Ihrem Arzt eine Tabelle mit den Namen und Dosierungen der Medikamente sowie mit ihren Einnahme-zeitpunkten geben.

• Verbinden Sie die Einnahme mit einer regelmäßigen Tätigkeit, z. B. mit dem Zähneputzen oder den Mahlzeiten. Verläuft das Wochenende etwas anders, verbinden Sie die Medikamenteneinnahme evtl. mit anderen Tätigkeiten als in der Woche.

• Lagern Sie die Tabletten immer am selben Platz. Dann wissen Sie immer, wo Sie sie finden können.

• Bewahren Sie Ihre Medikamente in einer Pillendose auf. Füllen Sie Ihre Pillendose immer zu einem bestimmten Zeitpunkt, z. B. am Ende einer jeden Woche für die nächste auf.

• Benutzen Sie Uhren / Mobiltelefon mit einstellbarer Alarm- oder Erinnerungs-funktion.

• Verwenden Sie sichtbare Erinnerungshilfen in Ihrer Wohnung (z. B. Aufkleber für Ihren Badezimmerspiegel oder Magneten am Kühlschrank), die Sie immer an die Tabletteneinnahme erinnern.

Anfallskontrolle

ist das Ziel

Um eine optimale Wirkung der Medikamente zu erzielen, müssen sie jeden Tag und immer zur gleichen Zeit eingenommen werden. Denn ihre volle Wirkung entfalten Antiepilep-tika, wenn ihre Blutspiegel im therapeutischen Bereich liegen und konstant sind.

Der therapeutische Bereich ist derjenige Blutspiegelbereich, in dem eine ausreichende Wirkung zu beobachten ist. Das bedeutet jedoch nicht, dass unterhalb dieses Bereichs keine Wirkung zu erwarten ist bzw. oberhalb zwangs läufig Nebenwirkungen auftreten. Therapeutische Bereiche geben immer nur eine gewisse Orientierung.

Abb. 10 Liegt der therapeutische Wirkspiegel im unteren Bereich, kann es bei unregelmäßiger Einnahme / Unterdosierung des Antiepileptikums schnell zu einem Abfall des Blutspiegels kommen. Mögliche Folge: erneute Anfälle.

Liegt der therapeutische Wirkspiegel im oberen Bereich, kann es bei unregelmäßiger Einnahme / Überdosierung des Antiepileptikums schnell zu einem Anstieg des Blutspiegels kommen. Mögliche Folge: Nebenwirkungen.

Ansfallsdurchbruch

Nebenwirkungen

Anfall

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Gleichmäßige Blutspiegel sind Voraussetzung

Routine ist ein wichtiger Schritt, die Epilepsie

in den Griff zu bekommen.

iUm die Wirkung des Antiepileptikums noch zu

verbessern, ist es unter Umstän­den erforderlich, die Lebens­ gewohnheiten an die Erkrankung anzupassen, wie z. B. ein regel­ mäßiger Schlaf­Wach­Rhythmus oder eine Einschränkung des Alkoholkonsums.

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Plötzliches Absetzen der

Medikamente ist gefährlich

Anfallsfreiheit führt einige Betroffene sicherlich in Versuchung, das Antiepileptikum abzusetzen. Bei einem plötzlichen Absetzen des Medikaments besteht jedoch die Gefahr von Entzugsanfällen bis hin zu einem lebensgefährlichen Status epilepticus.

Ist dennoch geplant, das Medikament abzusetzen, weil seit einigen Jahren Anfalls-freiheit besteht, sollte man sich mehrere Monate oder sogar ein bis zwei Jahre Zeit nehmen und das Medikament langsam „aus-schleichen“. Dieser Prozess kann nur in enger Abstimmung mit dem Arzt erfolgen.

Kommt es durch das Antiepileptikum zu Nebenwirkungen oder Allergien, sollte schnellstmöglich mit dem Arzt das weitere Vorgehen besprochen werden, z. B. Absetzen des Medi kaments und eventuell Aufdosieren eines neuen Medikaments.

Blutspiegel bestimmen die

Einnahmeintervalle

Antiepileptika erreichen ihren maximalen Blutspiegel mit unterschiedlicher Geschwindig­keit (zwischen 30 Minuten und sechs Stunden) und sie werden mehr oder weniger schnell abgebaut.

Bei Medikamenten mit einer langsamen Frei-setzung des Wirkstoffs bleibt der Blut spiegel lange konstant und die Medikamenten ein nahme kann in längeren Abständen erfolgen.

Darüber hinaus sind die Blutspiegel und damit auch die Einnahmeintervalle der Antiepileptika von der sogenannten „Halbwertszeit“ abhängig. Das ist die Zeit, in der der maximale Wirkspiegel im Blut halbiert wird.

• Ist die Halbwertszeit niedrig, besteht die Gefahr, dass der Wirkspiegel im Blut sehr schnell abnimmt und zu gering wird, um eine ausreichende Anfallskontrolle zu gewähren. Hier empfiehlt sich eine mehr-malige Einnahme der gleichen Wirkstoff-menge über den Tag verteilt.

• Medikamente mit einer längeren Halb-wertszeit weisen stabilere Wirkspiegel im Blut auf und erlauben längere Abstände zwischen den Einnahmen.

Nebenwirkungen durch Grapefruitsaft?Alternative Heilmethoden zur Behandlung der Epilepsie erfreuen sich zunehmender Beliebt-heit. Pflanzliche Mittel gelten als „natürlich“ und „gut verträglich“. Oft haben derartige Präparate aber keine nachgewiesene Wirkung und können Anfälle sogar provozieren.

Der Fächerblattbaum (Gingko biloba) reduziert beispielsweise den Blutspiegel einiger Anti-epileptika und könnte Anfälle provozieren, Grapefruitsaft könnte den Blutspiegel erhöhen und eventuell Nebenwirkungen hervorrufen.

Schon kleine Veränderun­gen des Blutspiegels können

die Anfallskontrolle gefährden.

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Ein Absetzen des Medika­ments sollte nur in Ab­

sprache mit einem Arzt erfolgen.

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… wenn die Anfälle unter Kontrolle sind?

Kommen Sie niemals in Versuchung, eigen-

ständig mit der Medikamenten-Einnahme

aufzuhören, wenn Ihre Anfälle nicht mehr

auftreten. Anfallsfreiheit ist der beste Beweis

dafür, dass Ihre Behandlung wirkt und das

Ziel der Epilepsie-Behandlung erreicht

wurde. Nehmen Sie Ihre Medikamente so

aufmerksam wie immer.

Haben Sie weitere Fragen? Wir informieren Sie gern ausführlich unter

www.Epilepsie­im­Griff.de

Was ist

zu tun...?

… bei Durchfall oder Erbrechen?Durchfall und Erbrechen erschweren die Auf-nahme der Antiepileptika. Fällt dadurch der Blutspiegel unter einen kritischen Wert, kann die Anfallsbereitschaft steigen.

Bei Erbrechen innerhalb der ersten zwei Stunden oder auch bei lang anhaltendem Erbrechen sollte der Arzt um Rat gefragt werden.

… bei Reisen in ferne Länder (Zeitverschiebungen)?Bei Zeitverschiebung kann die Medikamenten-einnahme so geplant werden, dass ein gleich-mäßiger Blutspiegel erhalten bleibt und das Anfallsrisiko nicht zusätzlich erhöht wird.

Richten Sie sich eine zusätzliche Erinnerung ein und verstauen Sie Ihre Medikamente im Handgepäck. Nehmen Sie mehr Medikamente mit, als Sie voraussichtlich benötigen, falls einer Ihrer Flüge verspätet sein sollte.

… wenn die Medikamente nicht mehr reichen?Lassen Sie es nicht so weit kommen. Achten Sie darauf, dass Sie immer einen Vorrat an Medikamenten haben. Fragen Sie Ihren Apotheker, ob er einen Erinnerungs-Service an bietet oder nutzen Sie Ihr Tagebuch bzw. Ihren Terminkalender, um sich rechtzeitig daran zu erinnern, dass Sie ein neues Rezept benötigen.

… wenn die Medikamente einmal vergessen wurden?In der Regel ist es keine Katastrophe, wenn die Medikamente einmal vergessen wurden. Viele haben eine ausreichend lange Halb werts-zeit, sodass sie auch noch einige Stunden länger eine Schutzwirkung haben. Nehmen Sie Ihre vergessene Dosis einfach nachträglich ein.

Merken Sie das Vergessen erst bei der nächs-ten fälligen Einnahme, nehmen Sie keine Extra-Dosis mehr ein. Nehmen Sie Ihre Medikamente einfach normal weiter. Am besten besprechen Sie die für die jeweilige Medikation angebrachte Vorgehensweise vorsorglich mit Ihrem Arzt.

Verlieren Sie das Ziel einer Epilepsie­Behandlung –

Anfallskontrolle – nie aus den Augen. Halten Sie nicht aus Gewohnheit an einer möglicherweise nicht ausreichenden Be handlung fest, sondern versuchen Sie immer, die Anfallskontrolle zu verbessern.

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