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P A D Informationen zum europäischen und internationalen Austausch im Schulbereich Nr. 4 • Winter 2013/14 7. Jahrgang Seite 3 Seite 6 Seite 8 Seite 18 Seite 23 aktuell Inhalt COMENIUS wirkt: Das Projekt der Martin-Luther-King- Gesamtschule in Ratingen sensibilisiert Schülerinnen und Schüler für Toleranz und gegenseitigen Respekt. Qualität mit Siegel: 42 Schulpartnerschaften sind für ihre eTwinning-Projekte ausgezeichnet worden. Hüben und drüben: Während ihres Weiterbildungs- jahres 1988 durchzog eine Grenze Deutschland. Hedvig Wagner aus Brasilien lernte beide Teile kennen. Pestalozzi-Programm: Demokratie, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit sind die Grundwerte des Europarates. Sie spiegeln sich auch in seinen Lehrerfortbildungen wider. Austausch macht Schule: Zehn Thesen zum internationalen Schüleraustausch sollen die Diskussion beleben. Gefördert durch Pädagogischer Austauschdienst Foto: PAD 2014 startet das neue EU-Programm für die allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport. Welche Möglichkeiten die künftigen Leitaktionen Schulen und dem Schulbereich eröffnen, darüber informiert Sie der Schwerpunkt in dieser Ausgabe. Seite 10 bis 17 Erasmus+ legt los IM FOKUS

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P A D Informationen zum europäischen und internationalen Austausch im Schulbereich

Nr. 4 • Winter 2013/147. Jahrgang

Seite 3

Seite 6

Seite 8

Seite 18

Seite 23

aktuellInhalt

COMENIUS wirkt: Das Projekt der Martin-Luther-King- Gesamtschule in Ratingen sensibilisiert Schülerinnen und Schüler für Toleranz und gegenseitigen Respekt.

Qualität mit Siegel: 42 Schulpartnerschaften sind für ihre eTwinning-Projekte ausgezeichnet worden.

Hüben und drüben: Während ihres Weiterbildungs-jahres 1988 durchzog eine Grenze Deutschland. Hedvig Wagner aus Brasilien lernte beide Teile kennen.

Pestalozzi-Programm: Demokratie, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit sind die Grundwerte des Europarates. Sie spiegeln sich auch in seinen Lehrerfortbildungen wider.

Austausch macht Schule: Zehn Thesen zum internationalen Schüleraustausch sollen die Diskussion beleben.

Gefördert durch

Pädagogischer Austauschdienst

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2014 startet das neue EU-Programm für die allgemeine und

berufliche Bildung, Jugend und Sport. Welche Möglichkeiten

die künftigen Leitaktionen Schulen und dem Schulbereich eröffnen,

darüber informiert Sie der Schwerpunkt in dieser Ausgabe.

Seite 10 bis 17

Erasmus+ legt losIM FoKuS

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Der PAD ist zerti-fiziert nach DIN EN ISo 9001:2008

Impressum Herausgeber: Pädagogischer Austauschdienst (PAD) der Kultusministerkonferenz – Nationale Agentur für EU-Programme im Schulbereich • Anschrift: Graurheindorfer Straße 157, 53117 Bonn, Telefon (0228) 501-221, Fax (0228) 501-333, E-Mail: [email protected], Internet: www.kmk-pad.org • Redaktion: Martin Finkenberger • Erscheinungsweise: Vierteljährlich • Auflage: 15.000 Exemplare • Gestaltung: setz it. Richert GmbH, Sankt Augustin • Druck: Druckerei Engelhardt, Neunkirchen • Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe: 21.02.2014 • Der auszugsweise Nachdruck mit Quellenangabe ist erlaubt. Zwei Belegexemplare an den PAD sind erbeten. Diese Publikation wurde gedruckt aus Mitteln der Europäischen Kommission, Gene-raldirektion Bildung und Kultur, des Auswärtigen Amtes und der Länder. Die Verantwortung für den Inhalt trägt allein der PAD.

Zur Einführung

Startschuss für Erasmus+Grünes Licht für Erasmus+:

Am 1. Januar 2014 startete das neue Eu-Programm für die all-gemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport mit einer Lauf-zeit von sieben Jahren und einem Budget in Höhe von 14,7 Mrd. Euro. Die letzte Voraussetzung zur umsetzung des Programms in Deutschland stellte eine Ver-einbarung zwischen Bund und Ländern dar, die von der Kul-tusministerkonferenz Anfang Dezember gebilligt wurde.

Erasmus+ zielt darauf ab, durch europäische Kooperations-projekte die Qualität, Innovation

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n handelt sich dabei um ein elementares Ziel, für das Schule und unterricht solide und umfassende Kennt-nisse vermitteln – in den modernen Fremdsprachen, aber auch im mathematisch-naturwissenschaftlichen unterricht. Gleichermaßen wichtig sind allerdings auch Schlüsselqualifikationen, die Schülerinnen und Schüler durch Austauscherfahrungen erwerben und die Arbeit-geber besonders schätzen: Dazu gehören interkulturelle Sensibilität und die Fähigkeit zu vernetztem Denken, Weltoffenheit und Toleranz sowie die Neugier auf unbe-kanntes – Kompetenzen also, die weit über das fachliche Wissen hinausgehen, die aber in Berufen mit Zukunft nicht weniger entscheidend sind. Erasmus+ und seine Ziele stehen so in einem unmittelbaren Zusammenhang mit den bildungspolitischen Herausforderungen, vor denen wir in Deutschland stehen. Insofern ist zu begrü-ßen, dass das neue Programm Aufenthalten im Ausland zu Lernzwecken einen so großen Stellenwert beimisst.

Damit dies gelingt, bedarf es passgenauer Ange-bote für alle Bildungsbereiche. Dabei ist im Auge zu behalten, nach welchen Maßstäben die Wirkungen des Programms gemessen werden. Diese Maßstäbe müssen auch für ein Schulprojekt, das zum Beispiel Schülerinnen und Schülern mit Startschwierigkeiten in ihrer Berufswahl orientierung gibt, realistisch und angemessen sein. Gleichwohl nimmt Erasmus+ stärker die Zusammenarbeit über Sektoren hinweg in den Blick. Es ist deshalb zu wünschen, dass verstärkt auch Zentren für Lehrerbildung an universitäten mit Schulen, Studien-seminaren oder Einrichtungen der Lehrerfortbildung das Instrument der »Strategischen Partnerschaften« im neuen Programm für sich entdecken – und gemeinsam Projekte anstoßen. Auch für die Kooperation zwischen Schule und Arbeitswelt bietet Erasmus+ neue Chancen.

Die Mitarbeiter/-innen der Nationalen Agentur im PAD werden Sie darin unterstützen, sich mit den neuen Mög-lichkeiten des Programms vertraut zu machen. Nutzen Sie die Chancen, die Ihnen die europäische Bildungs-kooperation in den kommenden sieben Jahren eröffnet.

Ihr

Udo MichallikGeneralsekretär der Kultusministerkonferenz

und Exzellenz im Bildungswesen zu fördern. Zielgruppen sind dabei, stärker als bislang, die Institutionen, in denen wir Bildung vermitteln. Schulen, aber auch Einrichtungen der Lehreraus- und -fortbildung in allen Staaten, die an Erasmus+ teilnehmen, werden deshalb zu neuen Formen der Zusammenarbeit ermutigt. Die Frage, wie die Qualität unseres Bildungssystems sichergestellt und weiterentwickelt werden kann, beschäftigt uns in Deutschland seit vielen Jahren. Die Länder haben dazu ein Bündel an Reformentscheidungen für Schul- und unterrichtsentwicklung sowie die individuelle Förde-rung von Schülerinnen und Schülern umgesetzt. Eine zentrale Voraussetzung für die Qualität von Schule und unterricht sind ohne Zweifel die fachlichen und fach-didaktischen Qualifikationen unserer Lehrkräfte. Wir würden eine Chance vergeben, würden wir hier nicht die Erkenntnisse und Erfahrungen unserer Nachbarn in Europa berücksichtigen. Insofern ist es erfreulich, dass Erasmus+ zu Partnerschaften ermutigt, die Fragen der Qualität von Schule und Unterricht in den Mittelpunkt stellen – Partnerschaften im Übrigen, in denen Akteure aus unterschiedlichen Bildungsbereichen enger als bislang zusammenarbeiten sollen.

Erklärtes Ziel von Erasmus+ ist es außerdem, dass die einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Niveau ihrer Schlüsselkompetenzen und Fertigkeiten durch Auslandsaufenthalte verbessern. Damit soll ih-nen ein besserer Zugang in die Arbeitswelt ermöglicht und so der soziale Zusammenhalt gestärkt werden. Es

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COMENIUS wirkt

Erzähl mir deine GeschichteDie sprachliche und kulturelle Vielfalt ist an der Martin-Luther-King-Gesamtschule in Ratingen

weder zu überhören noch zu übersehen. Das COMENIUS-Projekt will die Schülerinnen und

Schüler für Toleranz und gegenseitigen Respekt sensibilisieren.

Für Merican aus der 12. Klasse war das Interview auch eine Be-gegnung mit der Geschichte ihrer Familie. »Tell me your Migration Story« lautete der Arbeitsauftrag im Rahmen des aktuellen CoMENIuS-Projekts der Martin-Luther-King-Gesamtschule in Ratingen (Nord-rhein-Westfalen). In Gesprächen mit Familienangehörigen sollten Schülerinnen und Schüler heraus-finden, weshalb diese ihre Heimat – oft gegen ihren Willen – verlassen haben und wie sie sich in einem zunächst fremden Land zurechtfan-den. Die angehende Abiturientin

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recherchierte dazu die Geschichte ihrer Großeltern, die 1969 aus einem Dorf in der Türkei nach Deutschland gekommen waren. So erfuhr sie mehr über die anfänglichen Schwie-rigkeiten, die sich aufgrund sprachli-cher Hürden oder der ungewohnten umgebung ergaben. ob die Familie Deutschland heute als ihre Heimat betrachte, daran lässt sie jedoch keinen Zweifel zu: »Aber natürlich. Die Türkei besuchen wir nur in den Ferien«, sagt die 18-Jährige.

Sportlicher Wettstreit: Die Paralympischen Spiele in Wierzbno (Polen).

den ort erreichten, an dem sie heute leben – und dass die ursachen für Flucht oder Auswanderung oft auf Diskriminierung oder Rassismus im Alltag zurückzuführen waren.

Mit europäischen Partnerschaften hat die Martin-Luther-King-Gesamt-schule viele Erfahrungen. Das lau-fende CoMENIuS-Projekt ist bereits das dritte seit 2002. Nachdem vorher das Thema umweltschutz behandelt wurde, geht es seit Herbst 2012 um ein nicht weniger wichtiges Thema:

Das Gespräch mit den Familien-angehörigen von Merican gehört in eine Reihe von Interviews, die nicht nur in Ratingen geführt wurden. Vor der gleichen Aufgabe standen auch Schülerinnen und Schüler der Part-nerschulen in Dänemark, Polen, Spa-nien und der Türkei. Präsentiert und ausgewertet wurden die Ergebnisse bei einem Projekttreffen im Februar 2013 im spanischen Torredembarra, einer Stadt rund 60 Kilometer südlich von Barcelona. Die sehr persönlichen Geschichten zeigten, welche umwe-ge und Hindernisse viele Familien in Kauf nehmen mussten, bevor sie

»Say Yes to Tolerance – Say No to Racism – Enjoy the Difference« lautet der Projekttitel. Die Schülerinnen und Schüler sollen dabei »die Vielfalt Eu-ropas erleben« und sich »als Europäer begreifen«, durch einen Wechsel der Perspektive aber auch »nationale Eigenheiten kennenlernen«, wie es in dem Konzept heißt. Ein wichtiges Anliegen der Schule sei dabei, »dass auch Schülerinnen und Schüler an den Projekttreffen teilnehmen, die sonst nicht die Möglichkeit dazu hätten«, ergänzt Bettina Gondorf, die mit ihren Kolleginnen Petra Kleinpaul, Iris Meyer und Nadja Simon die CoMENIuS-Aktivitäten koordiniert. Als Ziel ihrer europäischen Zusam-menarbeit streben die Ratinger außerdem an, als »Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage« anerkannt zu werden. um dieses Zertifikat zu erhalten, müssen sie eine Reihe von Aktivitäten nachweisen und sich aktiv gegen Diskriminierung einsetzen. Damit die Schule ihre anspruchsvollen Ziele erreicht, trifft sich regelmäßig eine CoMENIuS-Arbeitsgruppe. Rund 30 Schülerinnen und Schüler vor allem der 8. bis 10. Klasse nehmen daran teil. Für sie ist die europäische Projektarbeit längst nicht nur Teil des unterrichts. Darü-ber hinaus betreuen sie die Website und kümmern sich um die Gäste der Partnerschulen bei den Treffen, die sie etwa mit kurzen Videos begrüßen.

Botschafter ihres LandesWie wichtig es ist, sich mit

Stereotypen und ihren Ursachen auseinanderzusetzen, betont auch Schulleiter Michael Kreft. Denn schließlich sei »kein Mensch frei von Vorurteilen«. Den Projekttitel »Enjoy the Difference« versteht er deshalb als Appell, der kulturellen und sprach-lichen Vielfalt an der Schule mit gegenseitigem Respekt und Toleranz zu begegnen. Immerhin 52 Prozent

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Für die Praxis

der Schülerinnen und Schüler haben einen Migrationshintergrund. Bei Projekttreffen im Ausland machen viele von ihnen allerdings eine unge-wohnte Erfahrung. Dort treten sie als »Botschafter« auf, die nicht nur ihre Schule repräsentieren, sondern auch das Land, in dem sie wohnen.

Candan, Halima, Supanki, Vithu-santh und Selina, deren Familien unter anderem aus der Türkei, dem Iran und Sri Lanka stammen, sind solche Botschafterinnen gewesen. Anfang oktober 2013 haben die Zehntklässlerinnen am Projekttreffen im polnischen Wierzbno teilgenom-men. Von dort nahmen sie nicht nur viele neue Eindrücke mit nach Hause – etwa durch die freundliche Aufnah-me in den Gastfamilien oder einen Besuch der Altstadt von Wrocław. Besonders beeindruckten sie auch die Paralympischen Spiele gemein-sam mit behinderten Schülerinnen und Schülern, bei denen alle in bunt gemischten Gruppen zum (denk-)sportlichen Wettstreit antraten. Ein paar polnische Zungenbrecher haben sie nebenbei auch gelernt.

Martin Finkenberger, PAD

Über das Projekt

Beteiligte Schulen: Martin-Luther-King-Gesamtschule Ratingen (Nordrhein-Westfalen) mit Part-nerschulen in vier Staaten. An-sprechpartner: Bettina Gondorf. E-Mail: [email protected]. Projektlaufzeit: August 2012 bis Juli 2014. Förderung der Schule in Deutschland: 22.000 Euro. Weitere Informationen: www.mlkg-ratingen.de/?page_id=8456

»Tell me your Migration Story«: Beim Projekttreffen in Torredem-barra analysierten die Schülerinnen und Schüler die Interviews.

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Anfang Dezember hat es doch geklappt: 12 Schülerinnen und Schü-ler der Nefertari International School in Kairo kamen wenige Wochen vor Weihnachten zu einer Austauschbe-gegnung ans Gnadenthal-Gymna-sium nach Ingolstadt (Bayern). Die angespannte Lage in ihrer Heimat ließ es nämlich längere Zeit ungewiss erscheinen, ob der Besuch wirklich stattfinden könnte. Pünktlich zum Nikolaustag aber war es dann soweit.

Den Grundstein für diesen deutsch-ägyptischen Austausch legte eine Schulpartnerbörse des PAD im November vergangenen Jahres. 11 Lehrkräfte aus Ägypten, Iran, Irak, Katar, dem Libanon und Palästina trafen sich seinerzeit in Bonn mit austauschinteressierten Lehrkräften aus Deutschland. Zu ihnen gehörten auch Johannes Eder und Ragia Mohammed Hassan. Der Geographielehrer am Gnadenthal-Gymnasium und die Deutschlehrerin aus Kairo suchten für ein internati-onales Projekt eine Partnerschule. Gesagt – getan: Bereits im April 2013 reiste eine Schülergruppe aus Ingol-stadt zum Studienbesuch nach Kairo. Dort erwartete sie ein umfangreiches Programm zum vereinbarten Pro-jektthema »Tourismus in Ägypten«.

Aufschlussreiche Hospitationen im unterricht, die herzliche Aufnahme an der Schule und die vielen Freund-schaften, die die Schülerinnen und Schüler untereinander knüpften, ließen den Plan reifen, im gleichen Jahre die ägyptischen Schülerinnen und Schüler zum Gegenbesuch nach Ingolstadt einzuladen. Damit verbun-den ist das Ziel, eine längerfristige Schulpartnerschaft einzuleiten.

Im Mittelpunkt stand im De-zember ein Projekt zum Thema »Mülltrennung und Müllbeseitigung in Deutschland«. Für die Gäste aus Ägypten war das auch deshalb von besonderem Interesse, weil ein Projekt an der Nefertari-Schule die Themen »Mülltrennung« und »Recyc-ling« künftig stärker ins Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler rücken will. Das Programm in Ingolstadt sah deshalb nicht nur gemeinsames Ar-beiten, sondern auch Exkursionen vor – unter anderem zu modernen Anla-gen, in denen Müll getrennt und ver-brannt wird. und selbst beim Besuch der Spielstätte eines weltberühmten Fußballvereins in München ließ sich eine Verbindung zum Projektthema herstellen. Die Arena wurde nämlich auf einem ehemaligen Schuttberg errichtet.

Gesucht – gefundenKontaktseminare sind ein bewährtes Mittel, um eine Schule

im Ausland für ein Austauschprojekt zu finden. Die

deutsch-ägyptische Schulpartnerschaft zwischen der

»Nefertari International School« in Kairo und dem Gnadenthal-

Gymnasium in Ingolstadt ist das Ergebnis einer solchen Börse.

Sie legten auf der Schulpart-nerbörse des PAD im Novem-ber 2012 den Grundstein für ein Austausch-projekt: Ragia Mohammed Hassan (li.) und Johannes Eder (re.).

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eTwinning

10.000er-Marke geknacktDie Zahl der bei eTwinning registrierten Lehrkräfte nimmt stetig zu. Heinz Walther von

der Realschule Heinsberg hat die 10.000er-Marke geknackt.

Im oktober 2013 hat das Team der Nationalen Koordinierungsstelle für eTwinning im PAD einen beson-ders aufmerksamen Blick auf seine Statistik geworfen, um den entschei-denden Moment nicht zu verpassen: Wer würde sich als zehntausendste Lehrkraft in dem europäischen Schul-portal registrieren lassen? Den ersten fünfstelligen Code erhalten hat Heinz Walther, stellvertretender Schulleiter der Realschule in Heinsberg (Nord-rhein-Westfalen). Wir wollten wissen, was ihn zu eTwinning geführt hat.

An der Schule, zugleich uNESCo-Projektschule, spielen Schulpartner-schaften eine große Rolle. Aufgrund ihrer Lage im Dreiländereck West unterhält sie seit vielen Jahren Kon-takte mit den Schulen »Trevianum« in Sittard (Niederlande) und »o.L. Vrouwlyceum« in Genk (Belgien). Außerdem besteht eine Partnerschaft mit der Schule »Am Burgteich« im sächsischen Zittau im Dreiländereck zwischen Polen, Tschechien und Deutschland.

Alle zwei Jahre veranstalten die Schulen gemeinsam eine Europawo-che, in der Schülerinnen und Schüler aus den Partnerschulen zusammen-kommen und in gemischten Gruppen miteinander arbeiten. Zusätzlich fin-det jährlich ein Drei-Tage-Projekt mit der niederländischen Partnerschule »Trevianum« statt – das nächste im Frühjahr 2014. Jeweils rund 60 Schü-lerinnen und Schüler der Klassen 8 aus Sittard und Heinsberg sollen da-ran teilnehmen. In gemischten Teams bearbeiten sie dann Aufgaben etwa aus Sprache, Politik, Geographie oder Sport. Mindestens einen Tag hält sich jeder an der Partnerschule auf. Die Ju-gendlichen besuchen dabei auch Fir-men und führen Befragungen durch. Betreut werden die Gruppen von Lehramtsstudierenden der Fachhoch-schule »Fontys« in Sittard. »Mit den Projekttagen wollen wir vermitteln, was Deutsche von den Niederlanden wissen sollten – und umgekehrt«, so

Walther. Solche grenzüberschreiten-den Projekte haben an der Schule eine lange Tradition. Da beide Städte nur rund 20 Kilometer voneinander entfernt liegen, entwickeln sich oft auch persönliche Kontakte zwischen den Schülerinnen und Schülern.

Ideal für die VorbereitungAls stellvertretender Schulleiter

ist Heinz Walther intensiv in die Vorbereitung und Durchführung der Partnerschaften eingebunden. Zu eTwinning regten ihn zwei niederlän-dische Kollegen an. Marcel Sevenich und Reggie Berkers, Dozenten an der Fachhochschule für Lehrerausbil-dung »Fontys« in Sittard, stellten ihm die Plattform bei einem Treffen vor. Daraus entstand die Idee, den ge-schützten virtuellen Klassenraum zur Vorbereitung und auch während der Projekttage zu nutzen. Denn während sich die Lehrkräfte durch Vorberei-tungstreffen inzwischen persönlich kennen, nehmen jedes Jahr neue Schülerinnen und Schüler daran teil.

»Die niederländischen Kolle-gen haben mich überzeugt, dass eTwinning eine Bereicherung für unsere bestehende Partnerschaft darstellt«, sagt Walther. »Ich sehe

hier die Chance, anders an die Din-ge heranzugehen und das Projekt besser vorzubereiten. An unserer uNESCo-Projektschule wird interkul-turelle Kompetenz groß geschrieben. eTwinning scheint mir dazu bestens geeignet, und die Gelegenheit soll-ten wir auch nutzen. Mithilfe der Plattform können die Jugendlichen bereits im Vorfeld Kontakt aufneh-men. Außerdem wird es einfacher, diesen Kontakt nach dem Projekt zu halten.« Demnächst findet zudem für Lehrkräfte eine einwöchige Fort-bildung zu eTwinning statt, an der auch zwei Kollegen aus Heinsberg teilnehmen. Walther verspricht sich davon, dass sie anschließend als Multiplikatoren eTwinning an seiner Schule etablieren. Das Projekt zur Vorbereitung der Begegnung im kommenden Frühjahr ist schon im eTwinning-Desktop registriert.

Fazit: Mit eTwinning lässt sich der europäische Gedanke an den Schulen durch die mediengestützte Zusammenarbeit weiter vertiefen – selbst wenn die Partnerschulen nur wenige Kilometer voneinander entfernt liegen.

Antje Schmidt, PAD

Hat die 10.000er-Marke geknackt:Heinz Walther(li.) aus Heins-berg (Nordrhein-Westfalen) – hiergemeinsam mit seinen Projekt-partnern Marcel Sevenich, ReggieBerkers (beide Fontys Sittard) und Roger Knops (Trevia-num Sittard).

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eTwinning

Qualität mit SiegelDie Pestalozzi-Schule aus Waren (Mecklenburg-Vorpommern) und die Nelson-Mandela-Schule

aus Dierdorf (Rheinland-Pfalz) haben 2013 das eTwinning-Qualitätssiegel erhalten. Wie an

40 anderen Schulen in Deutschland wird damit ihre beispielhafte Projektarbeit anerkannt.

In Waren realisierte Lehrerin Elke Tertocha gemeinsam mit zwei Part-nerschulen ein eTwinning-Projekt. Bevor die Medienbeauftragte der Pestalozzi-Schule sich auf die Suche nach geeigneten Projektpartnern ma-chen konnte, musste sie die Projekt-idee, die Ausrichtung und den Ablauf an die Besonderheiten ihrer Schüler anpassen: »unsere Schule ist eine

sonderpädagogische Förderschule, unsere Kinder sind lernbehindert und haben sonderpädagogischen Förder-bedarf in verschiedenen Bereichen. Ich wollte sie auf keinen Fall mit ei-nem eTwinning-Projekt überfordern. Darum habe ich mich auf die Suche nach Schulen gemacht, die Deutsch lernen wollten und noch am Anfang ihrer Sprachkenntnisse standen.«

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Gesagt, getan – gemeinsam mit einer polnischen und tschechischen Schule startete sie für Klasse 7 und 8 das Projekt »Durch das Jahr mit eTwinning«. Den Titel hielt sie be-wusst offen, damit die Schülerinnen und Schüler Themen nach ihren Interessen festlegen konnten. Pro-jektsprache sollte Deutsch sein. Während die polnischen und tsche-chischen Schülerinnen und Schüler am Gymnasium Deutsch als Fremd-sprache lernten, wollte Elke Tertocha die Sprachfähigkeiten und das Selbst-vertrauen ihrer Schülerinnen und Schüler stärken. »Viele verloren das Gefühl, »nur« Förderschüler zu sein. Es machte sie stolz, dass sie den Gymnasiasten Deutsch beibrachten. Das hat sie sehr motiviert.«

Foto, Video, AudioDarüber hinaus befassten sie sich

mit dem Thema »Generationenüber-greifendes Lernen«. Jede Schule stellte dazu Überlegungen an, wie Senioren sich für gemeinsame unternehmungen aktivieren lassen. Ihre Ideen präsentierten sie über digitale Medien den Partnerschülern. So trafen sich die Schülerinnen und Schüler in Waren beispielsweise mit Rentnern zum gemeinsamen Sport – und hielten die Begegnung visuell fest. Für die tschechischen und pol-nischen Schülerinnen und Schüler sei hier das Hören und Verstehen der Sprache wichtig gewesen, für ihre eigenen Schülerinnen und Schüler dagegen die Ausdrucksweise, sagt Elke Tertocha. Darum nahmen sie eigenständig Fotos auf, beschrifte-ten diese und erstellten am Ende eine Slideshow, für die zusätzlich beschreibende Texte einzusprechen waren. Ablauf und Inhalt bereitete Elke Tertocha im unterricht vor. Die Lehrerin führte ihre Schülerinnen und Schüler zudem systematisch an die digitale Technik der eingesetzten Medien heran. Wichtig war ihr, so

Keine Angst vor Mikros: In Waren übten die Schülerinnen und Schüler den Umgang mit Kamera und Mikrofon, um anschließend selbständig Aufnahmen machen zu können.

Im TwinSpace schauen die Schülerinnen und Schüler der Nelson-Mandela-Schule Dierdorf gemeinsam Videos.

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Berührungsängste abzubauen. »Man sollte die Schüler einfach machen lassen, dann lernen sie den umgang mit neuen Medien spielend leicht und machen sich keine Gedan-ken, ob irgendetwas kaputt gehen könnte.«

Neben Foto, Video und Audio setzten sie zur Präsentation ihrer Ergebnisse den TwinSpace ein. Dabei handelt es sich um eine geschützte Plattform, die alle eTwinning-Lehr-kräfte für ihre Projekte mit digitalen Medien individuell anpassen können. Elke Tertocha beispielsweise tausch-te sich im digitalen Lehrerzimmer mit den beiden Partnerlehrkräften aus. Die Schülerinnen und Schüler konnten Blogs oder einen Chat zum gegenseitigen Kennenlernen nutzen. Alle Präsentationen des Projekts wurden auf dieser Plattform in ord-nern gespeichert, die auch Dritten zugänglich gemacht werden konnten.

»Herausragend ist die Verbindung von außerschulischen Projekten (Generationen) mit der medialen Begleitung und Präsentation der Ergebnisse«, heißt es im urteil der Jury für das Qualitätssiegel. Übrigens hat nicht nur Elke Tertochas Schule die Auszeichnung erhalten, sondern auch ihre beiden Partnerschulen in ihren Heimatländern. Alle drei haben im Schuljahr 2013/14 das nächste Projekt gestartet: Es heißt »Rund um uns«.

Sprechen statt SchreibenRund um das Thema freies Spre-

chen drehte sich das Projekt von Sally ost von der Nelson-Mandela-Schule in Dierdorf. Die Fremdsprachenleh-rerin initiierte gemeinsam mit einer Kollegin aus Italien das Projekt »YES – Young European Speak«. Auch hier war eine gute Projektvorbereitung notwendig, denn an dem Projekt nahmen Schulen aus über 20 Staaten teil. Eine feste Struktur war somit unabdingbar. Sally Ost erstellte dazu einen Leitfaden, an dem sich alle teilnehmenden Schulen orientieren konnten. Die eiserne Grundregel ihres Projekts lautete: Nur Worte und Bilder, nichts Geschriebenes. »In unserem Projekt stand das Sprechen und Kommunizieren im Vordergrund. Die Lingua franca der Schüler war Englisch. Sie sollten in dieser Spra-che ihr Hörverstehen verbessern

und die Fremdsprache Englisch aktiv anwenden«, sagt Sally Ost.

Jede Schule verpflichtete sich, jeden Monat einen Video- oder Au-diobeitrag zu produzieren und auf der eTwinning-Plattform zu veröffent-lichen. Die Beiträge der Schülerinnen und Schüler griffen vor allem Themen aus ihrem Alltag auf. Zu Beginn stell-ten sie sich selbst vor. Manche legten einen Schwerpunkt auf ihre Familie, andere auf ihre Heimatstadt oder Hobbys. Doch das reine Präsentieren reichte Sally Ost nicht: »Damit ist noch keine Kommunikation zustande gekommen. Die Schüler fügten Fra-gen hinzu, damit die Partner Themen weiterführen konnten und uns zei-gen, dass sie uns verstanden haben.«

und das war nicht immer einfach. Bei 20 teilnehmenden Ländern hatten die Schülerinnen und Schüler es mit einer Vielzahl unterschiedlicher Akzente und Aussprachen zu tun. Manche Videobotschaften hätten sich die Klassen mehrfach anschauen müssen, bis ein Dialekt oder Akzent verstanden wurde, sagt Sally Ost. Doch mit der Zeit bekamen die 10- bis 16-Jährigen ein Gespür für die Aus-sprache ihres Gegenübers. Sie waren hoch motiviert, die Beiträge ihrer Part-ner zu verstehen sowie die eigenen Texte gut vorzubereiten. Anteil daran hatte auch die enge Verknüpfung mit dem unterrichtsstoff. »Wir haben dazu immer Themen gewählt, die zum aktuellen Fremdsprachenunter-richt gepasst haben – damit ließ sich

das Projekt sehr gut in den Lehrplan integrieren«, ergänzt Sally Ost. Die anfängliche Scheu der Schülerinnen und Schüler, in ein Mikrofon zu spre-chen, legte sich durch regelmäßiges Training im unterricht, in dem das freie Sprechen eingeübt wurde – mit hörbaren Fortschritten. »Es muss nicht immer alles perfekt und fehler-frei ausgesprochen werden, es geht um das gegenseitige Verstehen. Dar-um muss man Fehler akzeptieren und Mut zur Lücke zeigen«, resümiert sie nach den Erfahrungen mit eTwinning.

Als vorteilhaft erwies sich zudem das große Interesse vieler Klassen in den beteiligten Staaten: »Man hat immer etwas Passendes für den unterricht im TwinSpace gefunden, oder einen Partner für eine Videokon-ferenz«, sagt Sally Ost. Wie Elke Ter-tocha nutzte auch sie den TwinSpace zum Austausch mit den europäischen Kolleginnen und Kollegen und zur Präsentation der Arbeitsergebnisse.

»Echte Zusammenarbeit auf Au-genhöhe, wo jede/r willkommen ist, mit dem was sie/er beiträgt«, urteilte die Jury zur Vergabe des Qualitäts-siegels über das Projekt. und dieses »Willkommen« gilt auch für die Zu-kunft, denn Sally Ost hat das Projekt in diesem Schuljahr erneut aufgelegt – diesmal mit Schulen aus 33 Staaten.

Priya Bathe

Über das Qualitätssiegel

Für erfolgreiche Schulpartner-schaften in Europa hat der PAD 42 Schulen mit dem eTwinning-Qua-litätssiegel 2013 ausgezeichnet. In den grenzüberschreitenden Projekten haben die Schulen erfolgreich über das Internet miteinander gearbeitet. Dabei ver-besserten die Schülerinnen und Schüler nicht nur ihre Fremdspra-chenkenntnisse, sondern erwar-ben zudem Kenntnisse über den verantwortungsvollen Medien- einsatz. Mit dem Qualitätssiegel sind eine Ehrentafel sowie ein Geldpreis für die Schulen in Höhe von 300 Euro verbunden. Eine Übersicht aller Schulen und wei-tere Informationen gibt es unter www.etwinning.de.

Gruß aus Deutschland: Im Twin-Space stellten sich die Schülerinnen und Schüler gegenseitig vor.

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Als Hedvig Wagner vor 25 Jahren zur Weiterbildung nach Trier kam, lag Halle an der Saale mehr

als nur eine Tagesreise entfernt. Der Deutschlehrerin aus Porto Alegre in Brasilien gelang es

dennoch, nicht nur das römische Erbe im Westen, sondern auch die Wirkstätten von Bach und

Händel in Ostdeutschland kennenzulernen.

Deutschland 1988 war ein be-sonderes Jahr in meinem Leben: Ich war schon immer daran interessiert gewesen, dieses schöne und, so mein Bild, organisierte Land der Dichter und Denker kennenzulernen. Einiges darüber hatte ich von meinem Großvater erfahren, der 1924 aus Deutschland ausgewandert war, und durch mein Studium (Portugiesisch, Deutsch) an der universität in São Leopoldo.

Nach zwei Jahren als Deutsch-lehrerin an der Pastor-Dohms-Schule bewarb ich mich deshalb im April 1987 für ein Stipendium im Rahmen des Weiterbildungsprogramms – und wurde ausgewählt. Im Januar 1988 flog ich nach Deutschland, wo ich, nach einem vierwöchigen Sprach- und orientierungslehrgang in Saar-brücken zusammen mit 29 Stipen-diaten, in Trier das Bildungssystem in der Bundesrepublik Deutschland

kennenlernte und ein zweisemest-riges Studium »Deutsch als Fremd-sprache und Landeskunde« an der universität dort absolvierte. Meine Schulleitung in Brasilien übrigens zeigte sich sofort mit meinem Plan einverstanden, erkannte sie doch, dass eine solche Fortbildung die berufliche Arbeit bereichert. Wie sehr sie das Programm schätzt, zeigt auch, dass in den folgenden Jahren weitere Lehrkräfte meiner Schule daran teilnehmen konnten – letztmals 2012. Eine große Hilfe war seinerzeit auch der Fachberater der Zentral-stelle für das Auslandsschulwesen, der die Idee unterstützte und mir bei meinen Vorbereitungen geholfen hat.

Neben der beruflichen Erwartung, vorhandene Kenntnisse in Methodik und Didaktik zu erweitern, mein Deutsch zu verbessern und die Menschen und ihre Kultur im Alltag kennenzulernen, hatte ich auch ein

Weiterbildungsprogramm

»Briefe schreiben war der billigste Weg der Kommunikation«

persönliches Motiv: Ich wollte mehr über die Heimat meines Großvaters erfahren und meine Vorfahren per-sönlich kennenlernen. In einem Jahr sollte dafür genug Zeit bleiben.

Herzlich und hilfsbereitMein Deutschlandbild hat sich

während des Aufenthaltes erheblich verändert. Ich hörte immer, Deutsche seien »kalt« und wenig offen. Wäh-rend meiner Weiterbildung wurde ich jedoch überall immer ausgesprochen nett empfangen. Damit meine ich: Die Menschen waren gastfreundlich, herzlich und hilfsbereit. Besonders beeindruckte mich auch der Wechsel der Jahreszeiten, bei dem sich die Landschaft stets ändert: der graue und weiße Winter mit Bäumen ohne Blätter; das Hellgrün im Frühling mit den vielen blühenden Blumen; der Sommer mit seinen langen Nächten und Spaziergängern in den Parks –

Bild links: Während des Weiterbildungsjahres 1988 kam die Gruppe zu einem Studienbesuch nach Berlin – und fotografierte sich gegenseitig vor der Mauer. Bild Mitte: Mit einer 8. Klasse kam Hedvig Wagner im Sommer 2005 nach Berlin – wo die Schülerinnen und Schüler sich vor einem der wenigen Überbleibsel der Mauer ablichten ließen. Bild rechts: Deutschunterricht in der Praxis – hier eine schriftliche Übung in Klasse 4.

Fotos: Privat

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Weiterbildungsprogramm

und schließlich der Herbst in seiner bunten Pracht. Im November konnte ich verstehen, warum viele Deut-sche die Sonne und den Sommer so mögen. Vielleicht fiel mir das auch deshalb auf, weil in Brasilien die Natur fast zu jeder Jahreszeit grünt und die Sonne meistens scheint. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir zudem die Käse- und die Wurstvielfalt und die Verkehrsverbin-dungen – wie überhaupt die vielen Möglichkeiten zum Reisen und der Respekt vor Fußgängern, besonders an den Zebrastreifen.

Während meines Aufenthaltes war ich an der universität Trier imma-trikuliert und hospitierte an verschie-denen Schulen in der Stadt. Vom Schulsystem mit seiner Gliederung in Grund-, Haupt- und Realschule sowie Gymnasium hatte ich schon während meines Studiums in Brasilien erfah-ren. Darüber hinaus konnte ich Be-rufsschulen, Sonderschulen und eine Waldorfschule kennenlernen. Das war toll und beeindruckend – zumal alle Schulen gut eingerichtet waren. Auch das ist erlebte Landeskunde, die jedes Lehrwerk ergänzt und be-reichert und über die ich regelmäßig nach Hause berichtete. Dabei muss man bedenken, wie begrenzt 1988 die Möglichkeiten der Kommunika-tion waren. Die Telefonkarte für fünf D-Mark musste lange ausreichen. Briefe schreiben war immer noch der billigste Weg. Das Internet gab es noch nicht. umso mehr schätzte ich die Möglichkeit, im Weiterbildungs-programm Kolleginnen und Kollegen aus anderen Ländern – und damit auch einen Teil ihrer Kultur – kennen-zulernen. Die Sommerferien nutzte ich zudem, um Europa zu bereisen.

Besuch in Halle, Weimar und Leipzig

Ein ganz besonderes Erlebnis war, dass für mich als Brasilianerin die Möglichkeit bestand, eine Wo-che die DDR zu besuchen. Mein Großvater kam aus einem Dorf in der Nähe von Halle an der Saale, so dass ich diese Stadt gerne besichtigen wollte. Im oktober hatte ich dazu einen Antrag gestellt – und nach einiger Zeit eine Zusage erhalten. So reiste ich am 30. Dezember mit dem Zug ein und musste jeden Tag 25 D-Mark in ostgeld tauschen.

Gekauft habe ich davon vor allem Bücher, Kassetten und Schallplatten. Eine Verwandte zeigte mir Halle und das Haus, in dem mein Großvater aufgewachsen war. Sie erzählte auch einiges über die Familie ihres Bru-ders, die nach dessen Flucht nach Westdeutschland getrennt lebte und unter dieser Situation litt. Wer hätte seinerzeit geahnt, dass sich ein Jahr später die Grenzen öffnen würden? Da ich mich für Musik, Kunst und Literatur interessiere, habe ich na-türlich das Bach-Museum in Leipzig und das Händel-Museum in Halle besucht. Im Gewandhaus in Leipzig erlebte ich ein Konzert, in Weimar besichtigte ich das Goethe- und Schillerhaus und in Magdeburg den prächtigen Dom.

Schon bei Goethe heißt es: »Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen«. Ich denke, dass diese Weiterbildung erheblich dazu beigetragen hat, meinen Beruf als Deutschlehrerin besser ausüben zu können. Sie ermunterte mich auch, an weiteren Fortbildungen teilzu-nehmen, um mein Wissen immer wieder zu aktualisieren und um es anderen Lehrkräften weitergeben zu können: Ich arbeitete auch am Goethe-Institut als Deutschlehrerin für Erwachsene, war einige Jahre Fachleiterin für die deutsche Spra-che an der Schule, begleitete mehr-mals Schülerinnen und Schüler auf Studienreisen nach Deutschland, be-reitete Klassen unter anderem für die Prüfungen zum Deutschen Sprachdi-plom vor und leitete einige Seminare über die Arbeit mit aktueller Musik im Fremdsprachenunterricht. und ich meine, dass ich ein kleinwenig ein anderer Mensch geworden bin, der die Vielfalt der Kulturen und Menschen schätzt, respektiert und versucht, dies den Schülerinnen und Schülern weiterzugeben. Ich lege auch großen Wert darauf, den Kontakt mit den Verwandten und Freunden, die ich kennengelernt habe, zu pflegen. Mit vielen von ihnen bin ich noch heute in Kontakt.

Hedvig WagnerDie Autorin unterrichtet Deutsch an der Pastor-Dohms-Schule in Porto Alegre. Als Teilnehmerin des Weiterbildungsprogramms war sie 1988 in Deutschland.

Über das Programm

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Das Weiterbildungsprogramm ermöglicht ein Jahr Deutschland pur. Auch 2014 werden wieder 30 ortslehrkräfte an Deutschen Aus-landsschulen und Schulen, an denen das deutsche Sprachdip-lom der Kultusministerkonferenz erworben werden kann, eingela-den. Teilnahmeberechtigt sind ortslehrkräfte aus Mittel- und Südamerika, Afrika, Asien, den Staaten Mittel-, ost- und Südost-europas sowie den GuS-Staaten. Während der Weiterbildung unterrichten oder hospitieren sie in einer deutschen Gastschule und können sich ein Jahr lang in der Schule, in schulinternen Fortbildungen, im Studiensemi-nar und an der Hochschule in Didaktik und Methodik fortbil-den. Anschließend kennen sie neben modernem Deutsch auch aktuelle Schülerfloskeln und min-destens einen deutschen Dialekt. Die Ferien nutzen viele von ihnen, Deutschland und seine angren-zenden Nachbarn zu bereisen. und die Auswertungstagung zum Abschluss bestätigt stets aufs Neue: Viele der Lehrkräfte bren-nen darauf, nach ihrer Rückkehr ihr neuerworbenes Wissen im unterricht an ihrer Heimatschule anzuwenden. Für die Entsendung einer ortslehrkraft in das Wei-terbildungsprogramm sprechen also gute Gründe. Der Bewer-bungsschluss für die nächste Runde ist der 15. Juni 2014. un-terlagen finden sich unter www. kmk-pad.org/programme/orts lehrkraefte.html.

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»Changing lives, opening minds«Was bringt Erasmus+ den Schulen

Erasmus+ geht an den Start: Ab Januar 2014 fasst das neue EU-Bildungsprogramm das

Programm für lebenslanges Lernen, das Programm für Jugend in Aktion sowie die internationalen

Hochschulprogramme der EU zusammen und gibt ihnen eine neue Struktur. COMENIUS

bleibt als Markenname für die schulischen Aktionen erhalten, die auch weiterhin von der

Nationalen Agentur im PAD betreut werden. Dennoch bringt das Programm Änderungen für

den Schulbereich mit sich.

Kennzeichnend für das neue Programm ist seine offene Gestaltung. Für alle Bildungsbereiche – Schule, Berufsbildung, Hochschule, Erwachsenenbildung und Jugend – gibt es drei Leitaktionen:

Lernmobilität für Einzelpersonen

Zusammenarbeit zur Förderung von Innovation und zum Austausch bewährter Verfahren

Unterstützung politischer Reformen.

In allen Leitaktionen können schulbezogene und sek-torübergreifende Maßnahmen gefördert werden. Dabei

ist zu unterscheiden zwischen einem zentralen und einem dezentralen Verfahren. Für zentrale Verfahren wird die Ex-ekutivagentur in Brüssel zuständig sein. Dies bezieht sich insbesondere auf Großprojekte unter Leitaktion 2 wie die sogenannten »Knowledge Alliances« und »Sector Skills Alliances« und von der Kommission initiierte Maßnahmen zur unterstützung politischer Reformen unter Leitaktion 3.

Für alle anderen Maßnahmen sind die Nationalen Agenturen der Mitgliedstaaten zuständig. Anträge dafür sind in Deutschland an die Nationale Agentur im PAD zu richten, sofern sie den Schulbereich und die Lehrerbil-dung betreffen.

Über Erasmus+ und seine Möglichkeiten für die schulische Bildung informieren wir Sie im Schwerpunkt unserer Ausgabe.

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EU-BildungsprogrammeIM FoKuS

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Neue Chancen – aber Bewährtes fortführen

Gemeinsame Schulprojekte sind ein »Herzstück der europäischen Bildungskooperation«

und dürfen im neuen Programm »nicht Schaden nehmen«. Welche Veränderungen Erasmus+

bringt und welche Chancen das Programm Schulen bietet, erläutert Gottfried Böttger,

Leiter der Nationalen Agentur im PAD.

Im Januar startet Erasmus+. Was kennzeichnet, in aller Kürze, das neue EU-Bildungsprogramm?

Mit Erasmus+ steht ein deutlich verändertes Eu-Pro-gramm vor uns. um drei wichtige Punkte zu nennen: Das neue Programm ist erstens umfassend, indem die Bereiche Bildung, Jugend und Sport integriert werden. Erasmus+ hat zweitens anspruchsvolle Ziele, die sich am »Strategi-schen Rahmen allgemeine und berufliche Bildung 2020« (ET 2020) sowie der Strategie »Europa 2020« orientieren. Damit stehen übergreifende bildungspolitische Ziele im Vordergrund, etwa die Bekämpfung des Schulabbruchs. und drittens hat das Programm eine vergleichsweise hohe Mittelausstattung. Es weckt daher große Erwartungen.

Wo liegen die größten Veränderungen im Schul-bereich?

Das neue Programm fordert in allen Bereichen eine orientierung der Projekte an den Zielen der beiden

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genannten Dokumente. Sie geben den strategischen Rahmen vor. Bei den Schulprojekten werden künftig Themen wie die Senkung der Quote der Schulabbrecher, die Stärkung der Lesekompetenz und der mathematisch-naturwissenschaftlichen Schlüsselkompetenzen sowie frühe Bildung in den Vordergrund treten. Auch im Bereich der Lehrerfortbildung ist künftig eine strategische orien-tierung gefragt. Daher werden nicht mehr Einzelanträge wie zum Beispiel die Teilnahme einer einzelnen Lehrkraft an einer Fortbildung im Ausland gefördert, sondern ein Bündel von Fortbildungsmaßnahmen einer Schule für einen längeren Zeitraum. Künftig muss die Leitung einer Schule strategisch planen und erklären, wie und warum – also mit welchen bildungspolitisch relevanten Zielen – sie europäische Fortbildungen ihres Personals in Europa in einem Zeitraum von einem oder zwei Jahren durchführen möchte.

Wie bewerten Sie diese Entwicklung?Die strategische Ausrichtung der Projekte auf die in

Deutschland bildungspolitisch relevanten Ziele bietet Chancen. Hier können wir von den Erfahrungen in anderen Ländern profitieren. Schulen können mit Partnern, die in den PISA-Studien gute Ergebnisse aufweisen, kooperie-ren, ebenso mit Partnereinrichtungen, die langjährige Erfahrungen im Bereich der Inklusion gewonnen haben. Dies gilt besonders auch für größere Projekte der Leh-rerbildung und unterrichtsentwicklung, die bisher zentral in Brüssel gefördert wurden. Künftig wird die Nationale Agentur im PAD diese Projekte verwalten. Das ermöglicht es uns, mit den Projektkoordinatoren eng zu kooperieren und die Sichtbarkeit der Projektergebnisse in Deutschland zu erhöhen.

Was ändert sich an den Fördermodalitäten in Erasmus+?

Das neue Programm beinhaltet neue und flexible Möglichkeiten der Förderung. Grundlage wird ein Baukastensystem sein, das weitgehend auf einfach zu berechnenden Zuschüssen beruht. Für den Schulbereich bietet das Programm innerhalb der strategischen Partner-schaftsprojekte neue Fördermöglichkeiten für langfristige Schüler- und Lehrermobilität. Hier können künftig neben Kurzzeitbegegnungen auch Aufenthalte bei der Partner-schule für einen Zeitraum von 2 bis 12 Monaten gefördert

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EU-Bildungsprogramme

2007 Europa bekommt ein neues Bildungspro-gramm – das Programm für lebenslanges Lernen. Die Startkonferenz findet im Mai in Berlin während der EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands statt.

2008 Wert und Wirkung der Projektergebnisse sollen durch »Valorisierung« gestärkt werden. Der PAD führt dazu regelmäßig Tagungen durch, die sich an Themen der europäischen Agenda orientieren. In Bensberg geht es um »Interkulturelles Lernen«. Das Bild zeigt zwei Teilnehmerinnen bei einer Übung.

werden. Dadurch entstehen neue Möglichkeiten, über die Projektkooperation den individuellen Schüleraustausch zu befördern. Die Projektpartner, also die Partnerschulen, haben die Aufgabe, den Rahmen für die Mobilität von Schülerinnen und Schülern zu schaffen. Das ist eine lohnende Aufgabe, die sehr langfristig wirken kann. Wenn die Weichen für einen Austausch zwischen zwei Partnerschulen gestellt sind, können auch nachfolgende Schülerklassen davon profitieren.

Das neue Programm ist bildungsbereichsübergrei-fend gestaltet. Besteht die Gefahr, dass der Schulbe-reich untergeht und COMENIUS verloren geht?

Wir haben uns als Nationale Agentur sehr dafür eingesetzt, dass bei der Programmgestaltung auf die Besonderheiten des Schulbereichs Rücksicht genom-men wird. So ist es gelungen, für Schulpartnerschaften zu erreichen, dass hier nicht das so genannte Konsor-tialprinzip greift und eine Schule den Zuschuss für alle am Projekt beteiligten Einrichtungen verwaltet. Eine solche Verantwortung kann Schulen aus guten Gründen nicht zugemutet werden. Schulen können außerdem entscheiden, ob sie ein bi- oder multilaterales Projekt durchführen wollen. Sehr erfreulich ist zudem, dass bei Regio-Projekten künftig auch multilaterale Partnerschaf-ten möglich sind. Alles in allem wird es so auch unter

Erasmus+ einen zielgruppengerechten Zugang zum Programm geben.

Die erfolgreichste Aktion der auslaufenden Pro-grammgeneration sind im Schulbereich die CoMENIuS-Schulpartnerschaften, von denen bisher jährlich etwa 600 Projekte neu an den Start gehen. CoMENIuS-Projekte ermöglichen es, gemeinsam an Themen zu arbeiten, die alle Aspekte von Schule berühren und viele Schülerinnen und Schüler einbeziehen. Im Vordergrund der gemein-samen Projektarbeit steht dabei immer die interkultu-relle Begegnung. Dieses Herzstück der europäischen Bildungskooperation darf im neuen Programm nicht Schaden nehmen – gerade heute und angesichts der Folgen der Finanzkrise in Europa. Eine Identifizierung mit Europa und den damit verbundenen gemeinsamen Werten erfolgt über die persönliche Begegnung mit Men-schen aus anderen Ländern Europas und der Wertschät-zung ihrer Kulturen und Sprachen. Dies bleibt – jenseits aller strategischen orientierung auf Beschäftigung und Arbeitsmarkt – Aufgabe eines europäischen Programms im Schulbereich. Für die Nationale Agentur werden daher qualitativ überzeugende Schulprojekte, die Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften möglichst viele Chancen für Mobilitäten eröffnen, zentral bleiben.

Die Fragen stellte Monika Held, PAD

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ERASMUS+

Lernmobilität für EinzelpersonenKey act ion 1

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Lehrerfortbildungen

Die Verbesserung des Niveaus der Schlüsselkompe-tenzen hinsichtlich ihrer Relevanz für den Arbeitsmarkt und für den sozialen Zusammenhalt ist ein zentrales Ziel von Erasmus+. Erreicht werden soll es durch vielfältige Möglichkeiten der Lernmobilität und eine verstärkte Ko-operation zwischen der Bildungswelt und der Arbeitswelt. Das neue Programm setzt daher einen Schwerpunkt auf Mobilitätsmaßnahmen, auf die übergreifend mindestens 60 Prozent des Gesamtbudgets entfallen sollen.

unter Leitaktion 1 werden im Schulbereich Maßnah-men zur Förderung der Fortbildung von pädagogischem Personal – wie Schulleiter/-innen, Lehrkräfte, Erzieher/ -innen oder Sozialpädagogen – gefördert. Dies umfasst die Teilnahme an Fortbildungskursen und Seminaren ebenso wie ein Job-Shadowing oder Gastunterricht an einer Partnerschule. Es werden Aufenthalte bis zu einem Zeitraum von zwei Monaten gefördert. Gegenüber der bisherigen Aktion CoMENIuS-Lehrerfortbildung gibt es eine wesentliche Änderung: Die bislang praktizierte in-dividuelle Antragstellung von Lehrkräften wird wegfallen und durch eine institutionelle Antragstellung durch die Schule ersetzt. Die Schule beantragt mehrere Mobilitäts-maßnahmen für einen Zeitraum von ein oder zwei Jahren. Dabei identifiziert sie in einem »European Development Plan« den Fortbildungsbedarf der Schule und stellt dar, wie die Schule insgesamt von den verschiedenen Maß-nahmen profitieren kann.

Das Studienbesuchsprogramm für bildungspolitische Entscheidungsträger wird unter Erasmus+ nicht fort-gesetzt. Dagegen wird die Förderung von CoMENIuS-Assistenzzeiten fortgesetzt, allerdings in einem anderen Verfahren, das über den Hochschulbereich – in Deutsch-land also durch den DAAD – verwaltet wird.

Beispiel aus der Praxis

Die Grundschule »Max und Moritz« möchte die Fremd-sprachenkompetenz ihres pädagogischen Personals in der Schlüsselkompetenz Englisch verbessern und ein internationales Schulprofil entwickeln. Im »European Development Plan« beschreibt sie die Ausgangssituation der Schule und die Fortbildungsmaßnahmen, die sie zur Verbesserung der Sprachkompetenz plant, und die län-gerfristigen Ziele des Projekts. Diese bestehen darin, die Qualität des Englischunterrichts nachhaltig zu verbessern und im offenen Ganztag verschiedene unterrichtsun-terstützende Angebote und Fördermöglichkeiten für lernschwache Schüler/-innen einzurichten. Die Schule beantragt unter Leitaktion 1 über einen Zeitraum von zwei Jahren ein Projekt mit den folgenden Fortbildungen:

Zwei Lehrkräfte nehmen an zweiwöchigen Kursen zur Didaktik und Methodik des Englischunterrichts an Grundschulen in England teil. Eine Erzieherin, die in der offenen Ganztagsschule eingesetzt ist, wird eine dreiwöchige Hospitation an einer schwedischen Schule durchführen, die Erfahrung in einem eTwinning-Projekt hat. Die Schule plant, für ihre Aktivitäten die eTwinning-Plattform zu nutzen und im zweiten Projektjahr ein eTwinning-Projekt zu starten, das den Ausgangspunkt für längerfristige Schulpartnerschaften bilden soll. In der Schule wird eine AG eingerichtet, die sich mit der Nutzung der Fortbildungen für die Verbesserung des Englischunterrichts, mit der Konzeption der begleitenden Maßnahmen im offenen Ganztag und der Entwicklung eines internationalen Schulprofils befasst. Die Schul-leiterin möchte zudem in einer Fachzeitschrift über die Projekterfahrungen berichten.

Antragstermin 2014: 17. März

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EU-Bildungsprogramme

Zusammenarbeit zur Förderung von Innovation und zum Austausch bewährter Verfahren

Strategische Partnerschaften

Ein zentrales Ziel von Erasmus+ ist die Förderung von Qualitätsverbesserungen, Innovationsexzellenz und Inter-nationalisierung auf der Ebene der Bildungs- und Berufs-bildungseinrichtungen. Dieses Ziel soll durch strategische Kooperationsprojekte von hoher Qualität und Relevanz erreicht werden. Für den Schulbereich sind hier insbe-sondere die Strategischen Partnerschaften relevant. In dieser Förderlinie finden sich die bisherigen CoMENIuS- Schulpartnerschaften wieder, die von Schulbehörden zu beantragenden CoMENIuS-Regio-Partnerschaften und die bisher zentral in Brüssel verwalteten größeren

CoMENIuS-Projekte im Bereich der Lehrerbildung und unterrichtsentwicklung. Für alle strategischen Projekte gibt es nach dem Baukastensystem ein Set von Förder-modulen, das überwiegend auf einfach zu berechnenden Zuschüssen beruht. Neu ist die Fördermöglichkeit von län-gerfristigen – zwei Monate bis zu einem Jahr umfassende – Mobilitäten von einzelnen Schülerinnen und Schülern und von Lehrkräften innerhalb eines laufenden Projekts. Diese können künftig im Rahmen von strategischen Schulpartnerschaften bezuschusst werden.

Von allen Projekten wird eine Ausrichtung auf die bildungspolitischen Prioritäten der Strategie »Europa 2020« erwartet. Hier stehen Maßnahmen zur Bekämpfung

2010 Austausch in Europa: Einmal jährlich kommen die Leiter/-innen der Nationalen Agenturen zu informellen Gesprächen zusammen. Bei einem Treffen auf Einladung des PAD in Bonn wird zugleich das 15-jährige Bestehen von COMENIUS gefeiert.

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2009 Die Aktion COMENIUS-Regio verbindet Schulverwaltungen in Europa zu Projekten. Um Partner zusammenzubringen, führt der PAD im Mai in Mayschoss erstmals ein Kontaktseminar durch.

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Zusammenarbeit zur Förderung von Innovation und zum Austausch bewährter Verfahren

Projektidee für eine Schulpartnerschaft

Die Bert-Brecht-Gesamtschule möchte das inklusive Lernen in der Schule durch eine zweijährige bilaterale Schulpartnerschaft befördern und die Qualität des

inklusiven unterrichts verbessern. Sie findet über das eTwinning-Partnersuch-Tool eine Partnerschule in oberita-lien, die langjährige Erfahrung im inklusiven Lernen hat. Projektziel soll neben der Entwicklung qualitätssichernder Elemente für den inklusiven unterricht auch die persön-liche Begegnung unter Schülerinnen und Schülern mit und ohne Behinderung sein. Die Projektpartner möchten hierzu eine Handreichung erarbeiten, die einen Leitfaden für die Vorbereitung und Durchführung internationaler Begegnungen enthält.

Im ersten Projektjahr werden zwei Projekttreffen von Schulleitung und Lehrkräften geplant: Beim ersten Treffen werden gemeinsam wichtige Gelingensfaktoren für den inklusiven unterricht und für eine inklusive Lernumgebung identifiziert. Beim zweiten Projekttreffen steht die detail-lierte Vorbereitung einer siebentägigen transnationalen Schülerbegegnung auf dem Programm. Vorgesehen ist, dass je 15 nichtbehinderte und 5 behinderte Schülerinnen und Schüler im Alter von 14 Jahren mit betreuenden Lehrkräften und Begleitpersonen teilnehmen und in Gastfamilien untergebracht werden. Thema des transna-tionalen Lernaufenthalts sollen Roboter sein, wobei den Jugendlichen erste Erfahrungen mit der Programmierung vermittelt werden sollen.

Die beiden Partnerschulen möchten die Erfahrungen aus dem Projekt insbesondere mit Blick auf die Durch-führung der inklusiven Mobilitäten weiter verbreiten. Sie werden die Begegnung mit einem Fragebogen an alle Teilnehmenden evaluieren und ihre Arbeit aus dem ersten Projektjahr um die Qualitätsfaktoren für inklusive Schüler-begegnungen erweitern. In ihrem Verbreitungsplan für ihre Projektergebnisse richten sie sich gezielt an organisatio-nen, die Projekte für den Jugend- und Schüleraustausch durchführen, um sicherzustellen, dass die Ergebnisse an die richtigen Zielgruppen weitergegeben werden.

Projektidee für eine Regio-Partnerschaft

Eine Schulbehörde in einem Bezirk mit einer hohen Quote von Schulabbrechern (18 %) und mit einem großen Anteil an Migrationsschülerinnen und -schülern insbeson-dere aus der Türkei möchte ein dreijähriges multilaterales CoMENIuS-Regio-Projekt mit Partnerbehörden in der Türkei und in Schweden durchführen. Ziel des Projektes ist die Verbesserung der Schlüsselkompetenzen und die Förderung der Leistungsbereitschaft der Schülergruppen, die von Schulversagen bedroht sind. Die Schülerinnen und Schüler sollen zudem darin unterstützt werden, Perspekti-ven für ihre Berufswahl zu entwickeln. In den Netzwerken der Schulbehörden der drei beteiligten Länder sind neben Schulen Einrichtungen der Jugendhilfe und der Arbeits-ämter vertreten sowie eine Hochschule, die das Projekt wissenschaftlich begleiten und evaluieren wird.

der Jugendarbeitslosigkeit, die Verringerung der Quote der Schulabbrecher und die Stärkung der Schlüsselkom-petenzen junger Menschen im Vordergrund. Ein Blick in das »Nationale Reformprogramm Deutschlands 2013«, in dem Bund und Länder über die Maßnahmen zur Er-reichung der Ziele dieser Strategie berichten, zeigt auf, welche Themen für strategische Projekte in Erasmus+ aus deutscher Sicht eine besondere Rolle spielen können: ■ die weitere umsetzung der Förderstrategie der Kultus-

ministerkonferenz zur Vermeidung von Schulabbruch,■ unterstützung der schulischen Integration von Kindern

und Jugendlichen mit Migrationshintergrund,■ der weitere qualitative und quantitative Ausbau von

Ganztagsschulen,■ die Verwirklichung der inklusiven Schule im Sinne der

uN-Behindertenrechtskonvention,■ die Stärkung von Schlüsselkompetenzen durch die Ein-

führung und Implementierung von Bildungsstandards,■ und die Verbesserung der Qualität der Lehrerbildung

im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung von Bund und Ländern.Es bestehen somit vielfältige Ansatzmöglichkeiten für

größere strategische Projekte im Schulbereich, die von Schulbehörden, Landesinstituten und Einrichtungen der Lehrerfortbildung genutzt werden können: Sie können beispielsweise anknüpfen an die von den Ländern 2010 vereinbarten gemeinsamen Förderstrategien zur weiteren Reduzierung der Quote der Schülerinnen und Schüler ohne Schulabschluss oder die nationalen Aktionspläne für Integration (Januar 2012) und Inklusion (Juni 2011).

Im Vordergrund der Schulpartnerschaften dagegen können weiterhin Themen stehen, die von den Schulen sinnvoll in europäischen Projekten umgesetzt werden können. Zu den Schlüsselkompetenzen junger Menschen zählen Sprachkompetenzen, Kompetenzen in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) und die Förderung des unternehmergeists, im Englischen mit dem Begriff »entrepreneurship« be-zeichnet. Diese Themen wurden bereits im laufenden Programm in vielen CoMENIuS-Projekten erfolgreich umge-setzt. und trotz der stärker strategischen Ausrich-tung der Projekte auf die Ziele der Eu-Strategie 2020 werden das interkulturelle Lernen und das Erlernen von Fremdsprachen weiterhin wichtig bleiben. Beide sind als übergreifende Programmziele ausdrücklich genannt – und zählen überdies zu den Kompetenzen, die im Eu-Refe-renzrahmen für Schlüsselkompetenzen aufgeführt sind.

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EU-BildungsprogrammeIM FoKuS

Während der Projektlaufzeit tauschen die Partner zunächst Erfahrungen der bisher genutzten Maßnahmen in jeder beteiligten Region aus und entwickeln Aktions-pläne mit konkreten Maßnahmen. Im Vordergrund stehen die Analyse des Leistungsstands der Jugendlichen und die Entwicklung individueller Fördermaßnahmen und Beratung mit Blick auf den Erwerb von Schlüsselkom-petenzen für den Arbeitsmarkt. In einer zweiten Phase finden gezielte Aktivitäten zur Erprobung und umsetzung der Aktionspläne vor ort statt. Ein größeres Treffen in Schweden mit Vertretern aller beteiligten Einrichtungen dient dem Erfahrungsaustausch darüber, wie durch die Kooperation von Schule, Jugendhilfe und Arbeitsämter eine individuelle Betreuung und Beratung der Jugend-lichen ermöglicht wird. Dabei werden Workshops unter Einbeziehung eines externen Experten durchgeführt und Präventionsmodelle entwickelt.

Die Maßnahmen werden unter wissenschaftlicher Begleitung während der gesamten Projektlaufzeit evalu-iert. Hauptprodukt der dreijährigen Zusammenarbeit ist ein mehrsprachiges Handbuch mit den Aktionsplänen für Schulen und den Präventionsmodellen mit Beispielen für die umsetzung in der Praxis. Dieses Handbuch wird auch in elektronischer Form der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Es wird zum Abschluss des dreijährigen Projekts anschließend auf einer europäischen Fachtagung mit 100 Teilnehmer/-innen einer größeren Fachöffentlichkeit vorgestellt. Im Rahmen der Veranstaltung werden auch Szenarien für eine weitere Vernetzung und Zusammen-arbeit der Konferenzteilnehmer entwickelt und erste Absprachen getroffen.

Während der gesamten Projektlaufzeit finden neben den eher organisatorischen Projektreffen, die reihum von den beteiligten Regionen ausgerichtet werden, auch gezielte Jobshadowings und Hospitationen von Vertretern der beteiligten Einrichtungen wie zum Beispiel Schul-behörden und Einrichtungen der Jugendhilfe bei ihren ausländischen Partnereinrichtungen statt. Diese Hospi-tationen werden jeweils nach einem vorher verbindlich festgelegten Raster vorbereitet und dokumentiert und die gewonnenen Erkenntnisse laufend in die Projektwebsite eingepflegt.

Sektorübergreifende Projekte in der Praxis

Einrichtungen aus vier verschiedenen Staaten tau-schen Beispiele guter Praxis aus ihrem jeweiligen Kontext aus, um auf dieser Grundlage ein Konzept zu erstellen, das die Förderung von unternehmergeist im Schulunterricht unterstützt. Das Endprodukt ist ein Modul für die Lehrer-fortbildung, das Lehrkräfte darin bestärken soll, in ihrem unterricht bereits vorhandene Ansätze zur Förderung von unternehmerischem Denken und Handeln bewusst einzusetzen und mit neuen und kreativen Herangehens-weisen zu verwirklichen. unter den Partnereinrichtungen sind universitäten, Einrichtungen der Lehreraus- und -fortbildung, Ausbildungsbetriebe und Schulen.

Antragstermin 2014: 30. April

2011 Auf einer Konferenz in Wien werden die Euro-päischen Sprachensiegel für Österreich, die Deutsch-sprachige Gemeinschaft Belgiens und Deutschland vergeben. Die Vertreterinnen der deutschen Projekte erhalten die Urkunden durch den damaligen Präsiden-ten der Kultusministerkonferenz, Dr. Bernd Althusmann.

2012 Ist internationaler Austausch schmückendes Beiwerk im Schulalltag? Oder lässt sich Austausch aktiv zur (Weiter-)Entwicklung des eigenen Schulprofils nutzen? Diese und andere Fragen werden auf einer Fachtagung des PAD zu seinem 60-jährigen Bestehen behandelt.

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Erasmus+ im SchulbereichAlles Wichtige auf einen Blick

2013 Die Nationale Koordinierungsstelle für eTwinning wird beim PAD angesiedelt. Auf der DIDACTA im Februar in Köln werden Schulen mit dem Deutschen eTwinning-Preis ausgezeichnet.

ERASMUS+IM FoKuS

Mobilität von EinzelpersonenFörderung von Projekten mit einer Laufzeit von 1 oder

2 Jahren zur Fortbildung von pädagogischem Personal, zum Beispiel Schulleiterinnen und Schulleitern, Lehrkräf-ten oder Erzieherinnen und Erziehern■ Fortbildungsaktivitäten: Teilnahme an Kursen, Semina-

re, Hospitation und »Jobshadowing« oder unterricht an einer Partnereinrichtung oder an einer für die Schulbil-dung relevanten Einrichtung.

■ Institutioneller Ansatz: Gesamtantrag der Schule oder vorschulischen Einrichtung für mehrere Fortbildungen mit einem »European Development Plan«, der dem Fortbildungsbedarf der Einrichtung Rechnung trägt.

Termin: Jährliche Antragsfrist; 2014 am 17. März.

Zusammenarbeit zur Förderung von Innovation und zum Austausch bewährter Verfahren

Förderung von strategischen Projekten mit einer Laufzeit von 2 oder 3 Jahren im Bereich Schule und Lehrerbildung■ Projekttyp 1: Bilaterale oder multilaterale Schulpart-

nerschaften. Neu: Einzelmobilität von Schüler/-innen ab 14 Jahren und von Lehrkräften im Rahmen von Partnerschaften mit einer Dauer von 2 bis 12 Monaten.

2014-2020 Am 19. November 2013 hat das Europäische Parlament Erasmus+ zugestimmt. Das neue EU-Programm für die allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport ist mit einem Gesamtbudget in Höhe von 14,8 Mrd. Euro ausgestattet und läuft von 2014 bis 2020.

■ Projekttyp 2: Bilaterale oder multilaterale Regio-Partner-schaften. Antragstellung erfolgt durch Schulbehörden, die Förderung erfolgt nach dem Konsortialprinzip (ein Partner erhält den Zuschuss und verwaltet die Projekt-mittel).

■ Projekttyp 3: Multilaterale Kooperationsprojekte zur Schulentwicklung und Lehrerbildung mit Akteuren aus mindestens drei Staaten, Förderung nach dem Konsortialprinzip.

Ziel der strategischen Projekte ist die Ausrichtung auf die schulrelevanten Themen der »Strategie 2020« sowie, vor allem bei Projekttyp 2 und 3, die Erarbeitung hochwertiger und übertragbarer Ergebnisse.

Termin: Jährliche Antragsfrist; 2014 am 30. April.

Außerdem

Beratung und Betreuung virtueller Schulprojekte, Partnerbörse, Kontaktseminare und Lehrerfortbildungen über eTwinning (IT-Plattform).

Weitere Informationen: www.kmk-pad.org

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Zur Einführung>

Die eigene Unterrichtspraxis in Frage stellen,

neue Methoden ausprobieren und die Erfahrungen

gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus

Europa reflektieren: das kennzeichnet die Lehrer-

fortbildungen im Pestalozzi-Programm des Europa-

rates. Welchen weiteren Zielen sie verpflichtet

sind, erläutert Josef Huber, der das Programm in

Straßburg koordiniert.

Pestalozzi-Programm

»Praktiker mit Experten zusammenbringen«

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Seit vielen Jahren führt der Eu-roparat im Rahmen des Pestalozzi-Programms Lehrerfortbildungen durch – mit welchem Auftrag und mit welchen Zielen?

Zu den Grundfesten des Euro-parates zählt das Bekenntnis zu Demokratie, Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit. Auf diesen Wer-ten basieren die übergeordneten Ziele unserer Bildungsarbeit: Die Vorbereitung auf die Arbeitswelt, Demokratieerziehung, Forschung zur Erweiterung unserer Wissens-basis und die Entwicklung der Per-sönlichkeit. Im Pestalozzi-Programm stehen speziell die Demokratieer-ziehung und Persönlichkeitsent-wicklung im Vordergrund. In den Fortbildungen zur Demokratieerzie-

Organisator in der Praxis: An einigen Pestalozzi-Seminaren nimmt Josef Huber (2.v.re.) auch selbst teil – als Leiter von Work-shops oder Moderator.

Das Pestalozzi-Pro-gramm ermögl icht Lehrkräften die Teilnah-me an Fortbildungskur-sen in den Mitgliedstaa-

CONSEIL�DE L'EUROPE�

COUNCIL�OF EUROPE�

ten des Europarats. Die Kurse dienen dazu, den persönlichen Erfahrungshori-zont zu erweitern und Informationen und Materialien mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Staaten auszu-tauschen. Die Schwerpunkte werden durch den Europarat vorgegeben. Im Mittelpunkt stehen Themen wie »Menschenrechte«, »Parlamentarische Demokratie«, »Europäische Identität« oder der »Gemeinsame europäische Referenzrahmen für Sprachen«. Die Ziele und Hintergründe von Pestalozzi erläutert Josef Huber, der das Pro-gramm beim Europarat koordiniert (siehe Interview auf dieser Seite).2013 standen in Deutschland insgesamt zehn Fortbildungskurse im Angebot, davon drei in Sachsen. Als Einrichtung des Landes bot das dortige Sächsische Bildungsinstitut (SBI) Kurse mit insge-samt rund 25 Plätzen für ausländische Lehrkräfte an (siehe Beitrag Seite 20). Die Nachfrage deutscher Lehrkräfte zur Teilnahme an Kursen ausländischer Partner übersteigt das Angebot an Plätzen für deutsche Teilnehmende um das sechsfache.Im vergangenen Jahr führte der Europa-rat zudem ein neues Format in Zusam-menarbeit mit der Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen in Bad Wildbad (Baden-Württemberg) durch. In der »Summer School« zum Thema »Understanding Diversity« trafen rund 60 Lehrkräfte und Bildungsfachleute eine Woche zusam-men (siehe Beitrag auf Seite 22). Auf dem Programm standen Workshops, Vorträge und Diskussionsrunden. Dis-kussionssprachen waren Englisch und Französisch. Auch diese Veranstaltung erfreute sich großer Nachfrage unter Lehrkräften aus Deutschland.Die Bundesregierung fördert das Pestalozzi-Programm mit einer jährli-chen finanziellen Zuwendung. Weitere Informationen gibt es auf der Website des PAD unter www.kmk-pad.org/pro-gramme/pestalozzi-kurse.html.

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Pestalozzi-Programm

»Praktiker mit Experten zusammenbringen«

hung setzen sich die Teilnehmenden etwa mit Fragen des interkulturellen Verständnisses, der Partizipation, der Meinungsfreiheit oder auch des umgangs mit Diskriminierung und Gewalt auseinander. Diese Fragen weisen einen engen Bezug zur Persönlichkeitsentwicklung auf, da es nicht nur um den umgang mit, sondern vielmehr auch um die Vermeidung von Diskriminierung und Gewalt geht. Der umgang mit solchen Fragen hängt ja immer auch mit persönlichen Haltungen, Werten und Einstellungen zusammen.

Das Verständnis von Demo-kratie unter den Mitgliedern des Europarates weist Unterschiede auf. Ergeben sich daraus nicht Spannungen?

Die Ausformungen der Demokra-tie weichen tatsächlich voneinander ab. Wenn es aber darum geht, Kompetenzen für demokratisches Handeln zu entwickeln, finden die Teilnehmenden eine gemeinsame Ebene. Für kritisches Denken und kooperierendes Lernen treten alle ein. Es entspricht im Übrigen nicht den Prinzipien unserer Fortbildun-gen, bestimmte Modelle zu pre-digen. Stattdessen wollen wir die gemeinsame Arbeit unter den Teil-nehmenden fördern, die erkennen sollen, was sie als Praktikerinnen und Praktiker in ihrem professionel-len Kontext umsetzen können, um demokratisches Handeln zu fördern.

Wodurch unterscheiden sich die Angebote des Europarates von denen anderer europäischer Institutionen?

Was die Schwerpunkte betrifft: unser Fokus liegt darauf, Erziehung zur Demokratie zu fördern. Die Menschenrechte dienen dabei als Wertebasis. Wir sehen diese An-gebote jedoch nicht in Abgrenzung zu anderen Institutionen in Europa, sondern als spezifischen Beitrag

des Europarates zur Lehrerfortbil-dung. Außerdem kooperieren wir eng mit unseren Partnern in den Mitgliedsstaaten sowie mit Nicht-regierungsinstitutionen, die beim Europarat vertreten sind, und auch in gemeinsamen Programmen mit der Europäischen union. Was die Teilnehmenden betrifft: In unseren Fortbildungen sollen Praktiker und Experten zusammenkommen. Der gegenseitige Austausch ist uns wichtig. Die Empfehlungen des Europarates sollen deshalb in künf-tigen Fortbildungen berücksichtigt werden – wie auch umgekehrt Er-gebnisse von Fortbildungen später in Empfehlungen des Europarates einfließen sollen. Dazu ist es wich-tig, zu prüfen, was in der Praxis umgesetzt werden kann.

Welches Profil haben die Teil-nehmenden der Fortbildungen des Europarates?

Wir sprechen alle an, die in der Bildungspraxis eine Rolle spielen – Lehrkräfte, Schulleitungen, Lehrer-fortbildner oder Schulpsychologen, aber auch Elternvertreter oder Ju-gendarbeiter. unsere Fortbildungen sind außerdem dem Prinzip des »Learning by Doing« verpflichtet. Es geht nicht nur darum, Methoden und Inhalte abstrakt zu vermitteln. Ein Ziel ist es auch, gemeinsam Ideen zu entwickeln. Die Teilnehmenden soll-ten sich deshalb darauf einlassen, die eigene unterrichtspraxis in Frage zu stellen, Neues auszuprobieren und die Erfahrungen mit anderen Kolleginnen und Kollegen aus Euro-pa zu reflektieren. Dieses Konzept hat sich als besonders nachhaltig erwiesen. Das zeigen vor allem die unterrichts- und Trainingseinheiten, die im Anschluss an die Seminare entstehen und die von den Teilneh-menden in ihrem professionellen umfeld ein- und umgesetzt werden. In den letzten Jahren entstanden so mehr als 100 Einheiten.

Zur Person

Josef Huber ist ausgebildeter Leh-rer für Englisch und Französisch, hat langjährige Erfahrungen in der Lehrerfortbildung in Österreich und war Programmdirektor am Europäischen Fremdsprachenzen-trum in Graz. Seit 2008 koordiniert er das Pestalozzi-Programm des Europarates in Straßburg.

Wie können die Teilnehmenden auch über die Seminare hinaus in Kontakt bleiben?

Für Teilnehmende ist es oft frustrierend, wenn sie nach einer Fortbildung motiviert und mit neu-en Ideen nach Hause gehen, in ihrem Enthusiasmus aber durch die Veranstalter nicht weiter begleitet werden. Seit drei Jahren laden wir deshalb alle Teilnehmenden in eine »Community« auf unserer Website ein. Dabei handelt es sich um eine online-Plattform, die kollaboratives Arbeiten und den Austausch unter-einander ermöglicht. Hier finden sich öffentliche Blogs und moderierte Foren, aber auch geschlossene Gruppenräume, in denen neue Pro-jekte entwickelt werden können. Die Nutzung dieser »Community« ist für uns eine Messlatte für den Erfolg unserer Fortbildungen.

Die Fragen stellte Martin Finkenberger, PAD

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Pestalozzi-Programm

Das Sächsische Bildungsinstitut (SBI) ermöglicht seit vielen Jahren Lehrkräften

aus Mitgliedstaaten des Europarats, an Fortbildungen in Meißen teilzunehmen.

Von den internationalen Gästen profitieren auch die Lehrkräfte in Sachsen.

Zeit für Gruppenarbeit einplanen

ob aus Bosnien-Herzegowina, Griechenland, Kroatien, Frankreich, Georgien oder der Slowakei: Sächsi-sche Lehrkräfte, die sich im Juni 2013 am Sächsischen Bildungsinstitut zum »Europäischen Portfolio der Spra-chen« fortgebildet haben, konnten dort auch mit Kolleginnen und Kolle-gen aus diesen Staaten Erfahrungen austauschen. Denn mit unterstüt-zung durch das Pestalozzi-Programm des Europarats hat die Einrichtung – einmal mehr – Lehrkräfte aus dem Ausland nach Meißen eingeladen. »unser Institut hat schon immer Wert auf internationale Kontakte gelegt, sei es über Vereinbarungen, Austau-sche mit ähnlichen Einrichtungen in anderen Ländern oder über die verschiedenen Programmangebote des Europarates«, erläutert Gabriela Greulich den Hintergrund. Dabei verweist sie nicht zuletzt auf ihre

eigenen Erfahrungen: Aus ihrer Zeit als Fortbildnerin wisse sie, wie bereichernd Kurse mit internationa-ler Beteiligung sein können. Eine solche Atmosphäre wolle sie heute gerne den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der von ihr konzipierten Veranstaltungen bieten.

Die Erfahrungen in Sachsen mit solchen internationalen Gruppen sind durchweg positiv. »Sämtliche Rückmeldungen der sächsischen Lehrkräfte bestätigen, wie wohl es tut, über den Tellerrand zu schauen – nicht nur, was das jeweilige Thema betrifft, sondern auch hinsichtlich der unterschiedlichen Bildungssysteme, der Arbeitswelt oder einfach auch hinsichtlich anderer Traditionen, eines anderen Lebensgefühls«, sagt Gabriela Greulich. und da in Sachsen vergleichsweise wenig Menschen mit Migrationshintergrund wohnen,

biete das Pestalozzi-Programm die Möglichkeit, ein Stück Europa in die eigene Bildungseinrichtung zu holen.

Einen ganz wichtigen Anteil am guten Gelingen solcher Fortbildun-gen tragen die Dozentinnen und Do-zenten. Bewährt habe es sich, »wenn Kursorganisatoren sich nicht nur über das Thema, sondern auch über die Fortbildnerinnen und Fortbildner gründlich Gedanken machen«, betont Gabriela Greulich. Bei der Auswahl der beiden Dozentinnen für den Kurs im Juni habe sie deshalb darauf geachtet, dass diese über einen gro-ßen Erfahrungsschatz sowohl in der Arbeit mit dem Sprachenportfolio als auch auf dem Gebiet der Erwachse-nendidaktik verfügen. Es sei nämlich nicht immer einfach, »die sehr unter-schiedlichen Kenntnisse, Fähigkeiten und Erfahrungen der Teilnehmer aufzufangen und sogar bewusst und gewinnbringend für alle im Verlaufe des Workshops zu nutzen.«

Erwartungen abfragenEbenso viel Aufmerksamkeit soll-

te, so Gabriela Greulich, der Vorbe-reitung der Teilnehmer auf den Kurs gewidmet werden. Das Sächsische Bildungsinstitut schicke deshalb allen Lehrkräften mit der Anmeldebestäti-gung und dem Konzept der Veranstal-

Bild links: In den Seminaren gibt es genug Zeit für Gruppen-arbeit zum Sprachportfolio.Bild rechts:Hat Klarheit über Formen und Ziele sowie die richtige Arbeit mit dem Sprachenport-folio gewonnen: Stephanie Thiele aus Griechen-land (re.).

Über das Sächsische Bildungsinstitut

Das Sächsische Bildungsinstitut (SBI) ist eine dem Sächsischen Staats-ministerium für Kultus nachgeordnete Einrichtung. Seine Aufgabenfelder sind Qualitätsentwicklung in Unterricht und Schule, Lehrerfort- und Leh-rerweiterbildung sowie Evaluation der Qualität der Schulen im Freistaat Sachsen. Gabriela Greulich ist als Referentin in der Abteilung 3 »Lehrer-bildung, Weiterbildung, Lebenslanges Lernen« tätig.

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Pestalozzi-Programm

Das Europäische Portfolio der Sprachen stand im Mittelpunkt

einer Fortbildung des Sächsischen Bildungsinstituts. An dem Erfah-

rungsaustausch nahm auch Stephanie Thiele aus Griechenland teil.

Schülerleistungen im Fremdspra-chenunterricht beurteilen und be-werten – für Stephanie Thiele ist das beruflicher Alltag. Seit vielen Jahren unterrichtet die Deutsch-Griechin in Athen Deutsch als Fremdsprache an verschiedenen Schulen der Pri-mar- und Sekundarstufe. Mit dem Europäischen Portfolio der Sprachen (EPS), das im Schuljahr 2012/13 in der Primarstufe eingeführt wurde, hatte die 39-Jährige bislang allerdings nur wenig Erfahrung. umso größer war ihr Interesse an der Fortbildung des Sächsischen Bildungsinstituts in Meißen, auf der dieses Instrument vorgestellt wurde. Das zweieinhalbtä-gige Seminar habe ihr einen Einblick in das EPS ermöglicht, der ihr künftig zu einem fach- und zielgerechten Einsatz des Instruments verhilft. »Ich habe jetzt Klarheit über die Formen und Ziele sowie die richtige Arbeit mit dem Sprachenportfolio gewonnen«, ist sie überzeugt.

Einen wichtigen Anteil daran hatte das intensive Kursprogramm. Hervorzuheben seien vor allem die realitätsnahen Seminarinhalte und der große Bezug zur Praxis, der die theoretischen Grundlagen jedoch nicht aus den Augen verloren habe, sagt Stephanie Thiele. Für die Teilneh-menden bestand so die Gelegenheit, »das Gehörte auch auszuprobieren«. Besonders gefallen habe ihr zudem die Abwechslung zwischen Einzel- und Gruppenarbeit. »Das Seminar hat dadurch an Dynamik gewonnen«, lobt sie das Konzept der Veranstalter. Erfreulich fand sie überdies, dass nicht nur Lehrkräfte aus Sachsen, sondern auch aus anderen Ländern und Mitgliedstaaten des Europarates eingeladen worden waren. »Das bot die Chance, Informationen über unterschiedliche Schulsysteme zu bekommen – in Deutschland, aber auch in Ländern wie Kroatien oder Slowenien.« Maßgeblich für den Erfolg des Seminars seien schließlich die beiden Fortbildnerinnen gewe-sen, mit denen alle Kursteilnehmen-

Mehr Klarheit

den bereits vor ihrer Anreise per Mail in Kontakt treten konnten. So ließen sich Fragen, die etwa die Einführung, den Einsatz und auch die Evaluation der Portfolioarbeit betrafen, diskutie-ren und das Seminar gut vorbereiten.

Informiert und motiviertWie sie das EPS einsetzen kann,

darüber fühlt Stephanie Thiele sich jetzt besser informiert – und frisch motiviert. »Große Freude hat mir bereitet, dass ich schon während des Seminars animiert wurde, Ziele für das nächste Schuljahr zu setzen«. Damit möglichst viele ihrer Kolleginnen und Kollegen mehr über das Instrument erfahren, will sie auf Lehrerkonferenzen darüber berich-ten. Geplant ist eine Präsentation für die Fremdsprachenlehrkräfte ihrer Schulen, mit denen sie zum neuen Schuljahr das EPS einführen will. um zu erfahren, welche Bedürfnisse Kolleginnen und Kollegen in anderen Städten haben, hat sie zudem vor Seminarbeginn gemeinsam mit ihrer Kollegin Evrikleia Siakagianni, die ebenfalls nach Meißen kam, einen elektronischen Fragebogen entwickelt. So erfuhr sie mehr über die bisherigen Erfahrungen der griechischen Kolleginnen und Kollegen mit dem neu eingeführten Instrument. Die Ergebnisse sowie allgemeine Informationen über die Portfolioarbeit und das Schulwesen in Griechenland präsentierten und erläuterten sie dann – wie im Kurs-programm vorgesehen – den ande-ren Teilnehmenden. Eines ihrer Ziele im Anschluss an das Seminar ist die Pflege eines regelmäßigen Kontakts mit griechischen DaF-Lehrkräften, »um mit ihnen Erfahrungen und un-terrichtsvorschläge austauschen zu können.« Dass sie dabei die sozialen Netzwerke nutzen will, versteht sich von selbst. So fällt denn auch ihr Re-sümee positiv aus: »Ich kann nur das Beste über die Fortbildung sagen«.

Martin Finkenberger, PAD

tung auch eine Erwartungsabfrage, deren Ergebnisse den Dozentinnen und Dozenten übermittelt werden. Dies rege einerseits die Teilnehmer zu einer ersten Auseinandersetzung mit dem Thema an. Auf der anderen Seite könnten sich die Dozentinnen und Dozenten schon im Vorfeld besser auf die Teilnehmer und deren Kenntnisse, Erfahrungen sowie Wün-sche einstellen und mit den ausländi-schen Gästen in Kontakt treten. Die Dozentinnen und Dozenten müssten zudem von Anfang an in die Planung eingebunden werden: »Angesichts des Teilnehmerkreises sollten sie wissen, dass sie zum Beispiel für Präsentationen und Gruppenarbeit mehr Freiraum einplanen müssen«, weiß Gabriela Greulich aus ihren Er-fahrungen. Vor Seminarbeginn gebe es durch die Veranstalter speziell für die Lehrkräfte aus dem Ausland eine Einführung unter anderem in das Bildungssystem in Sachsen. Hinzu komme, dass die Veranstalter ihre Dozentinnen und Dozenten sowie Kursteilnehmenden auch während des Seminars nicht alleine lassen sollten. Hilfreich sei es, »wenn für die Gäste aus dem Ausland ein Ansprechpartner vor ort ist, der die Dozenten entlasten kann, wenn sich Fragen ergeben oder Probleme auftreten.« Wenn schließlich noch bei der Auswahl der Teilnehmenden darauf geachtet würde, »dass aus den Bewerbungen ein wirkliches Interesse am Thema und Motiva-tion erkennbar ist«, steht einer für alle Beteiligten gewinnbringenden Fortbildung eigentlich nichts mehr im Wege.

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»Understanding diversity« lautete treffenderweise der Titel der ersten »Summer School«, zu der im Juli 2013 die organisatoren des Pesta-lozzi-Programms im Auftrag des Eu-roparates nach Bad Wildbad (Baden-Württemberg) geladen hatten. Im Schatten der vielfältigen Vorteile, die ein zusammenwachsendes Europa mit sich bringt, müssen unterschied-lichste Herausforderungen gerade im Bildungsbereich gemeistert und

Vielfalt in der Sommerschule62 Teilnehmende mit 31 Nationalitäten, 26 Kurse an sieben Tagen – und eine Frage, die sich als

roter Faden durch das Programm der »Summer School« zog: Wie kann Heterogenität in Schulen

zur Chance für alle werden?

Antworten darauf gefunden wer-den. So stehen Lehrkräfte heute vor Klassen, deren kulturelle, religiöse und soziale Zusammensetzung noch vor wenigen Jahren kaum denkbar gewesen wäre. Gleichzeitig befindet sich die umsetzung des Auftrags zur Inklusion in Deutschland erst im Anfangsstadium.

Die größere Diversität im Klassen-zimmer stellt Schule und unterricht vor Herausforderungen – öffnet ihnen aber möglicherweise Türen zu neuen Wegen. In den Kursen der »Summer School« wurde einerseits eine theo-retische Herangehensweise prakti-ziert, mit Beiträgen unter anderem zu interkultureller Kommunikation, Diversität und Inklusion sowie zu Maßnahmen zur Prävention von Dis-kriminierung. Ergänzend dazu regten kooperative Methoden andererseits auch den interkulturellen Austausch unter den Teilnehmenden selbst an. Denn tatsächlich haben sich in ver-schiedenen Staaten und Regionen zum Teil einzigartige Blaupausen für eine lernerzentrierte und interaktive Pädagogik entwickelt, über die die Teilnehmenden, Dozentinnen und Dozenten in Bad Wildbad einen leb-haften Austausch führten.

Start mit »Soapbox«Der Aufbau neuer Kontakte und

der Ausbau bestehender Beziehun-gen unter dem Dach des Pestalozzi- Programms war demnach ein erklär-tes Ziel dieser Woche und wurde entsprechend gefördert. So star-teten die Seminartage stets mit einer »Soapbox«, in der einzelne Pädagoginnen und Pädagogen in Kurzvorträgen von ihren Motiven für ihre Arbeit berichteten und diese zur Diskussion stellen konnten. Die anschließenden Workshops und Seminare fokussierten nicht nur auf die genannten gesellschaftlichen Themen im Bildungskontext. Einen Schwerpunkt legten sie auch auf die praktische Anwendung der Inhalte

im Alltag: Der Einsatz sozialer Netz-werke in der Schule stand deshalb ebenso auf dem Programm wie die konstruktive Entwicklung von Kreativität, die Kommunikation mit Eltern oder auch der Einfluss von sprachlichen Mitteln im unterricht. Zum Abschluss eines Seminartages reflektierten die Teilnehmenden der »Summer School« das Erlernte in klei-neren Gruppen. Gemeinsam wurden die Themen medial aufbereitet und anschließend zur Bewertung inner- und außerhalb der »Community« auf der Internetplattform des Pestalozzi-Programms, über Twitter oder auch auf Youtube gepostet.

Was zeichnet das neue Format ei-ner »Summer School« langfristig aus? Die neuen Erkenntnisse tragen hof-fentlich dazu bei, dass die pädagogi-sche Leitung einer Sekundarschule aus der Republik Moldau ebenso wie die Lehrerin aus Frankreich und alle weiteren 60 Akteure aus dem inter-nationalen Bildungskontext weiter als Multiplikatoren für die Ziele des Europarates für eine Erziehung zu Demokratie und Menschenrechten in ihrer Heimat wirken. Das Netzwerk und die Kontakte, die sie in Bad Wildbad knüpfen konnten, sollen sie dabei unterstützen. Im Idealfall kommt hinzu, dass sie mit ihrer positiven Haltung gegenüber einer heterogenen Zusammensetzung ihrer Schülerinnen und Schüler in ihrem umfeld die Weiterentwicklung ihrer Bildungseinrichtung initiieren und fördern. und in Zukunft werden sie zusätzlich von den Ideen und der Expertise der Teilnehmer aus den folgenden »Summer Schools« des Pestalozzi-Programms profitieren können.

Claudia BeerDie Autorin unterrichtet Gesellschaftslehre und Englisch an der IGS Campus Klarenthal in Wiesbaden und koordiniert die Stufen 5 bis 7.

Traumschule gesucht: In internatio-nalen Teams wird die Schule der Zukunft entworfen – hier Teilneh-merinnen aus Georgien und Italien.

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Austausch macht Schulde

Lernort AustauschWie können der internationale Schüleraustausch gestärkt und seine Potentiale besser für Schule und Unterricht

genutzt werden? Mit dieser Frage befassten sich die Teilnehmenden des Zukunftsforums »Austausch macht

Schule« am 7. und 8. Oktober 2013 in Berlin. Zehn Thesen sollen der weiteren Diskussion Impulse geben.

Über das Zukunftsforum

organisatoren der Veranstaltung waren bilaterale Austauschorganisationen – das Deutsch-Polnische Jugendwerk (DPJW), das Deutsch-Französische Ju-gendwerk (DFJW), die Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch (DRJA), das Koordinierungszentrum Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch (Tandem) und der PAD.

Diskussion, Austausch und Nachdenken: Die Thesen aus dem Zukunftsforum in Berlin sollen der weiteren Diskussion Impulse geben.

Zehn Thesen zum Austausch

Die Teilnahme an Austauschmaß-nahmen fördert Selbstsicherheit, Teamfähigkeit, Weltoffenheit und Sprachkompetenz. Schüleraus-tausch ist für Kinder und Jugend-liche daher wichtig und muss in Bildungssystem und Öffentlichkeit nachhaltig verankert und als wert-voller und wesentlicher Bildungsort dauerhaft unterstützt werden.Wenn Austausch also Schule ma-chen soll, muss

1 jeder Schülerin / jedem Schüler die Möglichkeit gegeben wer-den, an einem internationalen Austauschprojekt teilzuneh-men,

2 internationaler Austausch selbstverständlicher Teil schu-lischer Bildung sein,

3 internationaler Austausch als unterricht am anderen ort anerkannt sein,

4 die Zusammenarbeit mit au-ßerschulischen Partnern un-terstützt werden,

5 die Kommunikation / der Austausch mit den beteiligten Partnern in der Schulorganisa-tion berücksichtigt werden,

6 die Arbeit der Lehrkräfte, die die jeweiligen Projekte vorbe-reiten und betreuen, angemes-sen gewürdigt werden,

7 ein schulinterner Austausch über die internationalen Aus-tauschprojekte erfolgen,

8 jede Schule eine Koordinatorin bzw. einen Koordinator für internationale Austauschpro-jekte benennen,

9 jede angehende Lehrkraft ein Informationsmodul »pro-jektbezogener internationaler Austausch« durchlaufen,

10 jede angehende Lehrkraft aktiv an der Vorbereitung, Durchfüh-rung und Nachbereitung eines internationalen Austauschpro-jekts teilnehmen können.

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Rund 70 Praktiker, Fachleute und Wissenschaftler diskutierten zwei Tage lang über das Thema internationaler Schüleraustausch. Im Vordergrund stand dabei der Austausch als wichtiger Lernort und seine Einbindung in das Bildungs-system. Die Voraussetzungen zur organisation von Schüleraustausch wurden ebenso beraten wie die Frage danach, welche Kompeten-zen Lehrkräfte benötigen, damit der Austausch seine volle Wirkung entfalten kann. In drei Dialogrunden haben die Konferenzteilnehme-rinnen und -teilnehmer ihre Erfah-rungen, ihr Fachwissen und ihre Empfehlungen rund um das Thema Schüleraustausch zusammengetra-gen. Die Ergebnisse dieser Dialog-runden stehen unter http://bilas.mobility-of-mind.org/austausch-macht-schule-ergebnisse-aus-den-arbeitsgruppen zum Download zur Verfügung.

»Austauschprogramme und Schulpartnerschaften fördern die grenzüberschreitende Mobilität junger Menschen, das Verständnis füreinander sowie Toleranz und Aufgeschlossenheit. Interkulturelle Erfahrungen werden für die persön-liche und berufliche Entwicklung der Jugendlichen immer wichtiger«, betonte udo Michallik, Generalse-kretär der Kultusministerkonferenz, zum Auftakt der Veranstaltung. Der PAD ermöglicht jährlich rund 35.000 Schülerinnen, Schülern und ihren Lehrkräften eine Begegnung im Ausland.

Als Ergebnis der Tagung wurden zehn Thesen formuliert, die derzeit in den Gremien der initiierenden organisationen zur Diskussion ge-stellt werden. Ziel soll es sein, die Schulen zu ermutigen, internationale Austauschmaßnahmen nachhaltig im Schulalltag zu verankern, um dadurch Selbstsicherheit, Teamfähigkeit, Weltoffenheit und Sprachkompetenz zu festigen.

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An dieKultusministerkonferenz– Pädagogischer Austauschdienst – Graurheindorfer Str. 157

53117 Bonn

Institution

Name, Vorname

Straße

PLZ, Ort

Datum, Unterschrift

Bitte senden Sie Exemplar(e) von

»PAD aktuell« künftig auch an folgende Adresse:

AbocouponLiebe Leserinnen und Leser,möchten Sie »PAD aktuell« regelmäßig und kostenfrei erhalten? Dann senden Sie bitte den Coupon mit Ihrer Anschrift zurück an den Pädagogischen Austauschdienst. Schulen und Bildungseinrichtungen senden wir gerne auch mehrere Exemplare zu, zum Beispiel zur Weitergabe oder Auslage.

Pädagogischer Austauschdienst der KMK, Graurheindorfer Str. 157, 53117 BonnPVSt, Deutsche Post AG, Entgelt bezahlt, G 58110

Ausblick

Erasmus+ auf der DIDACTA

S i e w o l l e n s ich über d ie Mögl ichkei ten informieren, die Erasmus+ ab 2014 Schulen, E in r ichtungen der Lehreraus- und -fortbildung

Der PAD informiert am Stand der EU-Kommission auf der

DIDACTA über Erasmus+ im Schulbereich. Mit etwas Glück

können Sie für Ihren Messebesuch einen Gutschein für eine

Eintrittskarte gewinnen.

Ausgabe verpasst?

In unserem Online-Archiv unter www.kmk-pad.org/service/veroeffentlichungen/archiv-pad-aktuell.htmlfinden Sie ältere Ausgaben als PDF.

Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung nicht erforderlich. Bitte informieren Sie sich ab Anfang März 2014 auf der Website des PAD über die genauen Termine und Räumlichkeiten auf dem Messege-lände, in denen die Veranstaltungen stattfinden.

Neu im NetzBildung und Erziehung nach dem Holocaust: Ist Gedenken mit Grund-schulkindern möglich? Wie können Schülerinnen und Schüler für Men-schenrechte sensibilisiert werden? Ein CoMENIuS-Regio-Projekt entwi-ckelt dazu Materialien für die Praxis. Der PAD stellt es als Projekt des Monats im Dezember vor.www.kmk-pad.org/praxis/pdm.html

Zehn Thesen: Das Zukunftsforum »Austausch macht Schule« (siehe auch Seite 23) geht in die zweite Runde. Nehmen Sie an der Diskus-sion im Internet teil – und geben Sie dem internationalen Schulaustausch neue Impulse.http://bilas.mobility-of-mind.org/10-thesen-fuer-den-schueleraustausch

Popmusik erzählt Geschichten: Jugendliche hören Musik – fast immer. Aber welche Geschich-ten erzählen die Lieder? In einem eTwinning-Projekt des Gymnasiums Schillerschule Hannover erstellten Schülerinnen und Schüler zu ihren liebsten Popsongs eigene Texte und Bilder. In der Reihe »Beispiele aus der Praxis« dokumentiert der PAD das multimediale Projekt.www.kmk-pad.org/469440c5.l

Sie wollen einen Gutschein für eine Eintrittskarte gewinnen? Dann beantworten Sie uns bis 14. März 2014 per Mail an [email protected] folgende Frage: Schulpro-jekte werden in Erasmus+ unter »Key action 2« (Zusammenarbeit zur Förderung von Innovation und zum Austausch bewährter Verfah-ren) gefördert. Bis zu welchem Termin müssen 2014 Anträge dafür gestellt werden? Ein Tipp: Informa-tionen dazu erhalten Sie auf den Seiten 14 bis 16 in dieser Ausgabe. unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir 10 Gutscheine für eine Eintrittskarte.

oder Schulbehörden bietet? Sie wollen mehr erfahren darüber, wie Einzelpersonen an Mobilitäten zu Lernzwecken teilnehmen können? Antworten darauf erhalten Sie am Stand der Eu-Kommission auf der DIDACTA vom 25. bis 29. März 2014 in Stuttgart durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des PAD. Sie finden uns in Halle 1 am Stand K 81. An allen Messetagen bieten wir Ihnen individuelle Beratung und ein Fach-programm:■ Erasmus+ im Schulbereich

im Überblick■ Mit eTwinning Partnerschulen

finden und Austauschprojekte gestalten

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