Upload
ernsta-held
View
102
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 1 vom 11.04.23
Einheit 7 Zielfindung als Prozessbzw. wie arbeite ich mit Unterschieden
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 2 vom 11.04.23
Es geht um unterschiedliche Betonung / Perspektiven / PraktikenBeispiele:
– Auftraggeberorientierung– Unternehmensorientierung– ...– Mitarbeiterorientierung– eigenes (Über-)leben– Möglicher Konflikte - Wahrnehmung & Berücksichtigung
Unterschiede im Herangehen:– Unterschiedliche Grade der Explizitheit– Unterschiedliche Grade der Offenheit / Ehrlichkeit– Unterschiedliche Orientierung auf Aushandlung– Unterschiedliche Grenzziehungen der eigenen Verantwortung / der eigenen Standards
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 3 vom 11.04.23
Es geht umunterschiedliche Wissensgebiete
KONKRETE ERFAHRUNG mit ...– gegenwärtiger Arbeit– zukünftigem System– technischen Optionen– mit EDV
ABSTRAKTES WISSEN– Relevante Strukturen
gegenwärtiger Arbeit– Relevante Strukturen
zukünftiger Arbeit– Visionen und Design-Vorschläge– Überblick über technische Optionen– Abstraktes Wissen über EDV
in Anlehnung an Kensing/93
ED
Vle
r
An
wend
.
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 4 vom 11.04.23
Es geht um SpracheBEISPIEL:
– PHASE I• Es werden drei Vorschläge für klare Begriffe gesammelt• Der klarste wird ausgewählt
– Phase II• Jeder schreibt eine Definition• Test Zustimmung
– 100%– 90%– 75%
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 5 vom 11.04.23
“Anforderungen” sind grundsätzlich nie ganz klar
“The requirement engineer is said (among other things) to ‘capture’, ‘specify’, ‘elicit’ or ‘construct’ requirements. It is interesting to note the position on the nature of requirements implicit in each term....
There is no term as yet in current use which suggests the ongoing evolution of requirements from processes of interaction, both social and technical, continuing through the whole lifecycle...”
(Jirotka and Goguen, 1994)
Another basic principle of social theory of information may be an extension of Suchmann´s (1987) work on plans to the broader claim that only post hoc explanations for situated events appear to attain relative stability and independence from context; let us call this the retroperspective hypothesis.”
(Goguen in Jirota and Goguen, 1994)
capture = einfangen,elicit = herauslocken
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 6 vom 11.04.23
Voraussetzungen fehlerfreier Spezifikation wären
Fehlerfreie Spezifikation würde nur funktionieren, wenn...– es keine Sprachbarrieren gäbe,– die Perspektiven der Beteiligten “was das Problem ist” sowie “was erreicht werden soll” ident wären und es daher keine
Widersprüche zwischen den Anforderungen der einzelnen Beteiligten gäbe,– es möglich wäre, die Anforderungen vollständig zu beschreiben,– die Systemgrenzen scharf wären,– die Anforderungen stabil wären (keine Lernprozesse, keine Veränderung der Umgebung, kein Vergessen...),– Synchronisation einfach wäre– ...
Leider ist dies kaum der Fall.
Daher braucht es Prozesse des Managements dieser Anforderungen, der Prüfung, Klärung, Aushandlung ...
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 7 vom 11.04.23
Überspitzte Positionen(Extreme Formulierungen um unterschiedliche Orientierungen zu verdeutlichen. 100% rein kommen sie nicht vor.)
Position 1: Klassischer Zugang– Wenn die Beteiligten fehlerfrei und offen am Projekt mitarbeiten, die Anforderungen fehlerfrei zusammengestellt und
umgesetzt werden, kommt es zu einer erfolgreichen Systementwicklung = Automatisierung.(Orientierung: Programmverifikation, CASE-Tools, ...)
Position 2: Partizipatiions Zugang – Wenn es gelingt, einen systematischen Lernprozeß über Anforderungen, Nutzungsmöglichkeiten... zu organisieren, in
dem das entwickelt wird, was die Benutzer brauchen und unterschiedliche Anforderungen geklärt bzw. vereinheitlicht werden, kommt es zu einer erfolgreichen Systementwicklung = nützlichen Werkzeuge.(Orientierung: Prototyping, Partizipative Systementwicklung...)
– Systementwicklung in diesem Verständnis...• ist auch ein Verbinden verschiedener “Welten” mit allen Problemen• hat viel mit Aushandlung und Konflikten zu tun• erfolgt mit unvollständigem Wissen und muß immer wieder prüfen, wo Missverständnisse etc. liegen könnten• muß mit verschiedenen “Sprachen” zurechtkommen• basiert wesentlich auf Kommunikation (und deren Organisation)
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 8 vom 11.04.23
PROJEKTZIELE
Unterscheidung zwischen:• strategischen Zielen
– Steigerung des VerkaufsKunden in FilialeKunde findet zu Filiale
• konkreten ZielenEs werden konkrete Ziele formuliert, um strategische Ziele zu erreichen.Projektziele sollen konkret und operational formuliert werden. Strategische Ziele bilden den Rahmen für die Formulierung von Projektzielen.
Ideal:– klare strategische Ziele– ausreichende aber nicht zu stark ausformulierte konkrete Ziele
(insb. aus Gründen die in Kapitel I behandelt wurden).
Lieblingsfehler: zu frühe zu genaue Festlegung
Achtung: Es gibt zwar Zielhierarchien! • aber verschiedene (Beteiligte)• und die ändern sich!
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 9 vom 11.04.23
Probleme der Zielfestlegung I
Schwierigkeiten bei der Formulierung strategischer Ziele:• ? Unschärfe (bewußt oder unbewußt)• ? Unklarheit• ? konfliktträchtige Wertvorstellungen• ? Ansprechbarkeit• ...
Problem: Die Diskussion der strategischen Ziele wird (aus verschiedenen Gründen) oft vermieden. Das rächt sich später.
Wichtige Fragen:• Verschleiert oder verdeutlicht die Projektorganisation die Ziele?• Wann und wie erfolgen Zielklärungsprozesse?• Fördert die Projektorganisation Zielklärungsprozesse?
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 10 vom 11.04.23
Zeiteinteilung
Wie viel Zeit .. Klärung der strategischen Ziele
Wie viel Zeit geht auf konkret
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 11 vom 11.04.23
Spiel
• 1 Person: Definiert ein klares scharfes Ziel (nicht nur mathematisches)– Die Oberfläche soll Benutzerfreundlich sein.– Die Software soll Arbeitszeit sparen 40%. 10 Personen– Möglichst eindeutig jede Adresse in Österreich finden
• Jeder im Raum bemüht sich das Ziel in EIGENEN Worten zu wiederholen
• THESE: Große Unterschiede
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 12 vom 11.04.23
Spiel 2
SAP-Einführungen– Riesengroß– ERP … Enterprise Ressource Planning– unternehmensweite Arbei, Datenbestände ..
Was ist der Sinn & das Ziel einer SAP-Einführung?– Kosteneinsparung
• zeitliche Achse … wann wie viel• Deckungsbeiträge/Kosten• Woran sehe ich das:
– Umsatz bleibt gleich .. Gewinn steigt– Woher weiss ich dass , das SAP ist
– Zeiteinsparung
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 13 vom 11.04.23
ZielstabilisierungRekonstruktion
– Decision Diary• schreibe ich zentrale Entscheidungen & die Gründe dafür auf
– hinschreiben, fr alle ok• gehe das regelmäßig durch
– Scenarien• Sie gehen fiktive Geschichten durch• ZB
– Kunde kommt auf website weil Banner ins Auge stochen– dann schaut er herum– …– er möchte gerne
• GEFAHR: Extremszenarien• 3 typische / das typische …
– Bilder zeichnen• Ausstellung & diskutieren• Unterschiede / Gemeinsamkeiten, was wollen wir uns merken
– Walk throughs …– Begriffe definieren … Lexikon … mit DEN KUNDEN gemeinsam definieren
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 14 vom 11.04.23
Probleme der Zielfestlegung II
Konkrete Ziele: Vorteile– Zusatzarbeiten als solche identifizierbar– Abnahme klarer definiert
Konkrete Ziele: Scheinbare (?) Vorteile– Für Dritte nachvollziehbar: - Ist das real so?– Rechtssicherheit: -Praktisch nur extrem schwer und teuer realisierbar.– Klarheit: - Klärung der strategischen Ziele bleibt auf Grund von Details oft auf der Strecke.– Konfliktthemen sind ausgehandelt: - Sie sind oft noch nicht erkennbar!
Konkrete Ziele: Gefahren– Fixierung vieler konkreter Ziele kann die Illusion von geklärten Zielen wecken– In der Weitläufigkeit verliert sich der “Kern”– Falsche konkrete Ziele
• in Bezug auf die strategischen Ziele• bei unscharfen strategischen Zielen
– Zu frühe Festlegungen behindern die “Beweglichkeit”– Realisierbarkeit oft noch schwer abschätzbar– Zu viel Aufwand in der Projektformulierung (oft noch unbezahlt!)
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 15 vom 11.04.23
Orientierungen
Klassisch:– vollständige, explizite Spezifikation zu Beginn
Partizipativ:– Arbeit an Kriterien– Arbeit an Szenarien & Visionen– laufende Aushandlung & Verfeinerung– Absicherung über Partizipation
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 16 vom 11.04.23
Projektdesign
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 17 vom 11.04.23
Organisation
Aufbauorganisation (beruht auf Stellen)– Leitung:
» betrifft Ergebnis, Produkt, Verfahren ...• Einlinien• Mehrlinien• Stabsstellen• Projekte
– Informationssysteme– Kommunikationsysteme– Sachmittelsysteme– Führung
» betrifft Motivation, Kündigungen ...
im Zusammenspiel mit Abläufen– Abgrenzung und Gestaltung zentraler Prozesse– Zuordnung von Aufgaben - Stellenbildung
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 18 vom 11.04.23
Projektformen
Verschiedene Formen von Projekte– als Stabsprojekt– als Matrix– als eigenständiges Projekt– als Unternehmensgrundsatz ...
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 19 vom 11.04.23
EXKURS: Projektetablierung
Es kann nicht alles fixiert werden.• Unsicherheiten• Widerstände• Aufwand
Zeitliche und finanzielle Ressourcen, Partizipation müssen geklärt werden• Kosten• Termindruck• Legitimation
Gemeinsames Grundverständnis muß erzielt werden.
Gruppenbildung muß erfolgen.
!!! Widerstände (im Projekt und im Umfeld) sind zu erwarten. - Erfordert entsprechende Planung, Vorgehen,...
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 20 vom 11.04.23
Design von Projekten
Siehe Buchauszug ORAC-Verlag (Skizze)
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 21 vom 11.04.23
ARBEIT im PROJEKT
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 22 vom 11.04.23
VORGEHENSMODELLE
Unterschiede von partizipativen
zu "klassischem" Vorgehensmodell:
DIMENSION 1:Orientierung auf mehrere "Ebenen" (Technik, Organisation, Verständnis & Sinn..) der Problemlösung:z.B. MUST
DIMENSION 2:Orientierung auf zyklisches Vorgehen:z.B. evolutionäre Softwareentwicklung, Prototyping
Die einzelnen Vorgehensweisen mischen/betonen diese Dimensionen unterschiedlich stark.
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 23 vom 11.04.23
Vorgehen: Greenbaum - Grundsätze
• mutual learning• use of tools familiar to the user• envisonement of future work• starting the design process in the
practice of the users• Vergleich: traditionel - cooperative
– problem <---> situations & breakdowns– inform. flow <---> social relationships– tasks <---> knowledge– describable skills<---> tacit knowledge– expert rules <---> mutual competencies– individuals <---> group interaction– rule-based proc. <---> experience based work
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 24 vom 11.04.23
Vorgehen: MUST
Prinzipien– Partizipation– Enge Verbindungen zum Projekt Management– Design als kommunikativer Prozeß– iterative Kombination von Ethnographie und Intervention
• geringer Formalismus• Sprache der Beteiligten
– Co-Entwicklung von ´DV, Arbeitsorganisation und Benutzerqualifikation– Nachhaltigkeit
Hauptaktivitäten– Projektetablierung– Strategische Analyse– Tiefenanalyse ausgeählter arbeitsbereiche– Entwicklung einer Vision für Gesamtänderung
(getrennt davon die Entwicklungsphase)– Verankerung der Vision
Kenssing et al 1996
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 25 vom 11.04.23
Vorgehen: IMPACT
• Sichtweise• Organisation existiert nicht für sich selbst• existiert nur im gemeinsamen Agieren ihrer Mitglieder• auf Grund deren individueller Sicht
• Herstellung gemeinsamer Sichtweise• Gemeinsamkeit durch Kommunikation• Rollenübernahme• Metakommunikation• Austausch der Partnerbilder
• Ziele laufend gemeinsam entwickeln!• Es gibt nicht einen IST-Zustand, sondern viele IST-Zustände• Variantendiskussion
• intellektuell & • emotional
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 26 vom 11.04.23
Weitere Ansätze
ZUSÄTZLICHE PARADIGMEN:– Nichtlinearität des Vorgehens– Begleitende Kontrolle– Längere Vorbereitungsphasen– Orientierung an den Daten– Orientierung an Benutzerschnittstelle– ...
Variationen des Vorgehensmodells:– Wasserfallmodell mit und ohne Rückkoppelung– symmetrische Validierung und Verifizierung– Prototyping und Evolutionäre Entwicklung– Spiralmodell– ...
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 27 vom 11.04.23
Vorgehen: Weitere Modelle
• ETHICS• STEPS• Wicke
– Projektetablierung und -institutionalisierung– Arbeitsorganisationsanalyse– Anforderungsanalyse– Funktionelle Analyse– Technische Realisierung– Einführung des Systems– Evaluierun
• Referenztheorie – Zweckantizipation– Referenzglossar– Referenzschemata– Referenztheorie
• Intentional Tension
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 28 vom 11.04.23
EXKURS: Adaptierung von Systemen als Benutzerbeteiligung
Beispiele– Word– mail– information lens
Unterstützungsmöglichkeiten– Schulung– Kommunikation– Struktur des Systems
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 29 vom 11.04.23
Vorgehen: Prototyping
• Prototyping in der Entwicklung der Funktionalität und im Design– Funktionserforschung – Benutzerschnittstellen– Systemfunktionen– Systemarchitektur
• Evolutionäres Prototyping in Bezug auf Gesamtsystem bzw. langfristige Systementwicklung– scenario-based design– schrittweise Entwicklung der Funktionen ausgehend von Kernfunktionen– Mischung von Spezifikation und Entwicklung
Prototyping: Elemente eines Lernprozesses– über Ziele– und Umsetzungsmöglichkeiten
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 30 vom 11.04.23
Vorgehen: Prototyping I
VERTIKALES PrototypingAnsatz:
• Reduzierung der Funktionsanzahl• Test in der Tiefe ist möglich
Vorteil:• Test eines realen Systems in der Tiefe
HORIZONTALES Prototyping– Ansatz:
• Reduzierung der Funktionalität• Simulation des Interface ohne dahinterliegenden Funktionen
Vorteil:• Test eines Systems im Gesamtbild• Schnelle Implementierung mit Werkzeugen
SZENARIOS
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 31 vom 11.04.23
Nielsen
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 32 vom 11.04.23
Vorgehen: Prototyping II
Weitere Ansätze für die schnelle Prototypenentwicklung
– Geringe Berücksichtigung von Geschwindigkeit und Speicherplatz Achtung: Geschwindigkeit kann ein ent-scheidendes Element der Benutzbarkeit sein.
– Weniger Kontrolle– Algorithmen nur für Standardfälle– Hilfssysteme (z.B. Hypercard)– dummy Daten
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 33 vom 11.04.23
Vorgehen: Prototyping III
Unterschiedliche Arten des Prototypings für unterschiedliche Zwecke:• für grobes Design• Spezifikation• Gesamteindruck• Funktionalität
Unterschiedliche Spannen zwischen verschiedenen Versionen:• laufende Anpassung• ...• Anpassung in größeren Zyklen
ACHTUNG: Es muß klar bleiben,• welche Eigenschaften des Prototyps zufällig sind und welche nicht,• welchem Zweck ein Prototyp dient,• wann Verfeinerung und wann völlige Neuentwürfe nötig sind.
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 34 vom 11.04.23
Arbeitstechnik: Szenarios
Einordnung: Hilfsinstrument für frühe Entwurfsphasen und für Überprüfung von Entwürfen
Vorgehen:• Eine konkrete Situation• mit einem Benutzer• einem spezifischen Resultat• und bestimmten Rahmenbedingungen• wird durchgespielt
Bsp.: Benutzung von Bankomaten
Vorteile• einfache Generierung• geringe Kosten• Verfeinerung Richtung Test einfach
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 35 vom 11.04.23
Arbeitstechnik: forward scenario simulationEinordnung: Hilfsinstrument für Vorfeld der Entwicklung
Ziele:• stärkere Benutzerbeteiligung• Diskussion eines zukünftigen Systems
Werkzeuge:• Designer beschreibt das Verhalten des Systems mündlich.• Benutzer trifft Entscheidungen, was er weiter tut.• Designer beschreibt was passiert.
Vorteile:• geringe Kosten• grobe Vorstellung vom System(-verhalten) kann erreicht werden
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 36 vom 11.04.23
Arbeitstechnik: mock-upsEinordnung: Hilfsinstrument für frühe EntwicklungsphaseZiele:
• stärkere Benutzerbeteiligung• bessere Wissenaquisition• einfache Simulation der Nutzung eines zukünftigen Systems
Werkzeuge:• Papier• Overhead• (Wandtafeln mit Skizzen der Masken)• Experte, der die "richtigen" Seiten auflegt
Vorteile• geringe Kosten• (relativ gute) Vorstellung vom System(-verhalten) kann erreicht werden• Szenarios können gut durchgespielt werden• System kann großen Gruppen gezeigt werden
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 37 vom 11.04.23
Arbeitstechnik: PICTIVE (Muller, Michael J. 1991)
PICTIVE: Plastic Interface for Collaborative Technology Initiatives through Video Exploration
Einordnung: Hilfsinstrument für Prototyping
Ziele:• stärkere Benutzerbeteiligung• bessere Wissenaquisition• glatter Verlauf des Designprozesses
Werkzeuge:• farbige Plastikkomponenten• leichte Veränderbarkeit der Entwürfe• Video als Aufzeichnungshilfsmittel
Vorteile• "equal opportunity for users and developers"• bessere Dokumentation des Entwurfs-prozesses (auch für Dritte)
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 38 vom 11.04.23
Quali-fizierung
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 39 vom 11.04.23
QUALIFIZIERUNG - Wichtige UnterschiedeMögliche ZIELE der Qualifizierung
– Möglich machen von Beteiligung– Wissensgewinnung– Vorbereitung für Arbeit– Leistungssteigerung– ...
WANN erfolgt die Qualifizierung?(Abstimmung auf Entwicklung/Einführung)
• Qualifizierungsplan• Qualifizierungsschritte• ...
Klärung: WER soll WIE qualifiziert werden?• Zielgruppen• Vorkenntnisse• ...
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 40 vom 11.04.23
Unterschätzte Qualifizierung
“In kaum einem anderen Bereich industrieller Arbeit wird aber bis heute die Verbreitung theorieloser Praxis so deutlich, wie bei der Gestaltung von Lern- und Anlernverfahren.
Dies ist umso bemerkenswerter, als bereits in den sechziger und siebziger Jahren eine Reihe von Untersuchungsergebnissen vorgelegt wurden, die traditionelle Vorgehensweise deutlich in Frage stellen.”
Vorgeschlagen wurden
“Trainings- und Anlernverfahren, bei denen das Schwergewicht auf die Regulation des Handelns durch Vorstellungs-, Denk- und Sprechprozesse gelegt wurde...Trainingsformen, die dem Aufbau realitätsadäquater operativer Abbilder bzw. innerer Modelle der zu erlernenden Tätigkeit dienen.”
Ulich, 1994 (341)
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 41 vom 11.04.23
Dimensionen: Lernen
Denken Fühlen
Handeln
Information Fakten
Erlebnisse Erfahrungen
Üben Training
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 42 vom 11.04.23
TrainingsansätzeAlternierende Kombination von:
• observativem• mentalem• aktiv-motorischem
Training (Ulich, 1994 - 346)
In Abhängigkeit vom Gegenstand:• Ganzheitliches Lernen• Elemente• progressive Teillernverfahren• Vorformen
Tätigkeitsorientierte Aneignungslogik(Claus nach Ulich, 1994)
• auch für Personengruppen geeignet, die sonst auf Grund vermuteter kognitiver Konzepte ausgeschlossen wären
ACHTUNG: Lernen nicht nur aus der Individualperspektive betrachten. Lernen in Gruppenprozessen oft wirksamer.
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 43 vom 11.04.23
Unterschiede: Zielgruppen und FelderRelevante Zielgruppen
• Am Entwicklungsprozeß BETEILIGTE• BENUTZER• betroffene Beschäftigte• andere Betroffene• Interessensvertretung• EDV• Vorgesetzte & (mittleres) Management• externe Beteiligte• ...
Mögliche Qualifizierungsfelder:• (Berufs-)fachliche Kompetenz• Technisch-instrumentelle Kompetenz• Beurteilungskompetenz• Gestaltungskompetenz• Methodisch-instrumentelle Kompetenz für die Durch-führung beteiligungsorientierter Systementwicklung• Interessensformulierung• Interessensdurchsetzung
Je nach Schwerpunkt - wird Qualifizierung
verschieden erfolgen
Je nach Schwerpunkt - wird Qualifizierung
verschieden erfolgen
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 44 vom 11.04.23
Nochmal der ein Blick auf die Wissensgebietezur Unterstützung der Planung
KONKRETE ERFAHRUNG mit ...– gegenwärtiger Arbeit– zukünftigem System– technischen Optionen– mit EDV
ABSTRAKTES WISSEN– Relevante Strukturen
gegenwärtiger Arbeit– Relevante Strukturen
zukünftiger Arbeit– Visionen und Design-Vorschläge– Überblick über technische Optionen– Abstraktes Wissen über EDV
in Anlehnung an Kensing/93
ED
Vle
r
An
wen
d.
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 45 vom 11.04.23
Was soll gelernt werden?NICHT (NUR)
• technischer Aufbau des Programms &• Bedienung
SONDERN AUCH <<< WICHTIG• Funktionale Kenntnisse in Bezug auf die durchzuführenden Aufgaben• grundlegendes Verständnis der Abläufe
DAS BEINHALTET:• EDV-System mit seinen verschiedenen Ebenen und Teilbereichen: Komponenten & Funktionen• Funktionen der Programme:
– Welche Arbeitsabläufe werden unterstützt?– Unterschied zur früheren Arbeitsweise– Besonderheiten, funktionale Kenntnisse
• Bedienung der Geräte und Programme: operative Kenntnisse
• Unterstützungsfunktionen: Umgang mit ...• Verhalten bei Fehlern und Systemproblemen• ergonomische Arbeitsplatzgestaltung
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 46 vom 11.04.23
Wie soll gelernt werden?
Qualifizierung für ERWACHSENE!> Orientierung an den Interessen der Beteiligten> Orientierung an den zukünftigen Aufgaben & Handlungen > Beteiligung im Lernprozeß fördern, Autonomie/Kleingruppen> ganzheitliche Betrachtung der Problemsituation> Unterstützung Selbststudium> Umsetzungsmöglichkeiten/praktische Übung> Mischung zielgruppenorientiertes/interessensbezogenes Lernen
ÄNGSTE:• Ältere brauchen Zeit um wieder “Lernen zu lernen””• Personen ohne Vorkenntnisse brauchen Zeit
IDEEN:• Lerngruppe...• Probearbeitsplatz• lokale Experten fördern• erreichbare Experten• Förderung von Innovation
PD Partizipation & Gestaltung von Mensch-Computer-Systemen Seite 47 vom 11.04.23
SchneeballsystemDie Grundidee klingt gut:
• Einige Mitarbeiter werden ausgebildet.• Diese geben ihr Wissen an die Übrigen weiter.• Kostenvorteile/einfache Organisation.
Praktische Probleme !!!• Fehlendes Hintergrundwissen der “Schneebälle” (black box)• Abstimmung der Zeitpunkte von Schulungen (Schulung oft erst nach Einführung)• Zeitaufwand für Betroffene meist nicht bewältigbar (laufende Arbeit, eigene Qualifikation, Einschulung)• Nicht nur Inhalte, auch Didaktik müßte gelehrt werden• Auswahl der "Ausbildner"
– bisherige Erfahrungen und zukünftige EDV-Arbeit müssen zur Ausbildungstätigkeit passen– Motivation (Thema, Ausbildung von Kollegen)– didaktische Fähigkeiten
RESÜMEE: Schneeballsystem ist meist kein System. - Fast immer katastrophal/chaotisch für Betroffene.