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Persönliche Schutzausrüstungen

Persönliche Schutzausrüstungen - etf.bgetem.deetf.bgetem.de/htdocs/r30/vc_shop/bilder/firma53/mb_001_a02-2015.pdf · steller von PSA ihre Produkte ausschließlich dann auf dem Markt

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Persönliche Schutzausrüstungen

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Martin BroseKarin DauthRenate KaiserDr. Reinhard LuxMartin MehlemNorbert SchillingChristel Trautmann

Persönliche Schutzausrüstungen

2

Titel oben links: Pfalzwerke AG

Abbildung 3.1: Amith/FotoliaAbbildung 3.1.6: UVEX GmbH

Abbildung 4.3.5: KCL GmbH

Abbildungen 5: EWS Schuhfabrik, Otter Schutz GmbH

Abbildungen 6.2, 6.3, 6.5, 6.6, 6.7, 6.8, 6.10: UVEX GmbHAbbildung 6.6: 3M Deutschland GmbH Abbildung 6.9: Sperian Protection Deutschland GmbH

Abbildung 7.1: Maurin/FotoliaAbbildung 7.3.1: Rabe/FotoliaAbbildung 7.4.1: frankoppermann/FotoliaAbbildung 7.6.1: Bergringfoto/Fotolia

Abbildung 8.1.1: Pfalzwerke AG Abbildung 8.3.1: Schuberth GmbH

Abbildung 10.3: LE Image/Fotolia

Abbildungen 12.1 und 12.2: 3M Deutschland GmbH, Sperian Protection Deutschland GmbH

Abbildung 12.3: 3M Deutschland GmbH

Bildnachweise

3

Vorwort 5

1. Einführung – Chancen und Grenzen des Einsatzes persönlicher

Schutzausrüstungen 6

2. Rechtliche Grundlagen für Herstellung, Bereitstellung

und Benutzung persönlicher Schutzausrüstungen 9

2.1 Rechtsvorschrift en und technische Regeln für die PSA-Herstellung und Verpflichtungen des Herstellers für das Inverkehrbringen von PSA 9

2.2 PSA-Beschaff ung und Bereitstellung sowie bestimmungsgemäße PSA-Benutzung im Betrieb 18

3. Schutz des Kopfes 24

3.1 Industrieschutzhelme 243.2 Anstoßkappen 273.3 Haarnetze 27

4. Schutzhandschuhe 28

4.1 Schutzhandschuhe gegen mechanische Risiken 294.2 Schutzhandschuhe gegen thermische Risiken 314.3 Schutzhandschuhe gegen chemische und bakteriologische Risiken 33 5. Fußschutz 37

6. Schutz des Gesichtes und der Augen 46

7. Schutz des Rumpfes 59

7.1 Kälteschutzkleidung 617.2 Regenschutzkleidung 627.3 Schweißerschutzkleidung 647.4 Chemikalienschutzkleidung 667.5 Warnkleidung 707.6 Schutzanzüge für den Umgang mit Kettensägen 717.7 Schutzkleidung gegen das Erfasstwerden sich bewegender Teile 71

Inhalt

4

8. Persönliche Schutzausrüstungen für elektrische Arbeiten 73

8.1 Elektrisch isolierende Schutzkleidung 748.2 Handschutz 758.3 Elektrisch isolierende Schutzhelme 768.4 Elektrisch isolierende Schutzschuhe 77

9. Persönliche Schutzausrüstungen gegen Absturz 79

9.1 Auff angsysteme 819.2 PSA-Bestandteile von Auff angsystemen 89

10. Schutz der Haut 103

11. Atemschutz 118

12. Schutz des Gehörs 128

5

zur Diskussion, wenn aus betrieblichen Gründen die zuvor beschriebenen primären Maßnahmen nicht realisierbar sind.

Für nahezu jede betriebliche Tätigkeit bie-tet eine Vielzahl von Herstellern geeignete Lösungen für den Einsatz persönlicher Schutzausrüstungen an. Den Unternehmern obliegt die Auswahlverantwortung für die Beschaff ung und den bestimmungsgemäßen Einsatz der Ausrüstungen. Dabei erhöht eine Beteiligung der Beschäft igten in der Auswahlphase die Akzeptanz und damit die Tragebereitschaft gegenüber persönlichen Schutzausrüstungen nachhaltig.

Die vorliegende Broschüre gibt zahlreiche Hilfestellungen zur Auswahl geeigneter per-sönlicher Schutzausrüstungen und deren bestimmungsgemäßer Verwendung.

Köln, im Januar 2015

Dr. Reinhard Lux

Der Begriff „persönliche Schutzausrüstun-gen“ sagt es bereits – Ausrüstungen sollen Menschen am Arbeitsplatz vor Gefahren schützen. Gefahren durch scharfk antige Ge-genstände, chemische Stoff e oder Gefahren durch Absturz stellen dabei lediglich einen kleinen Teil der vielfältigen Gefahren am Arbeitsplatz dar, denen die Beschäft igten ausgesetzt sein können. Persönlich müssen die Schutzausrüstungen sein: Nur wenn jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter über eine eigene Schutzausrüstung verfügt, sind auch ideale Voraussetzungen für deren Benutzung gegeben.

Keinesfalls ist zu übersehen, dass persön-liche Schutzausrüstungen nicht die erste Wahl zur Herstellung eines ausreichenden Arbeits- und Gesundheitsschutzes darstel-len. Vielmehr liegt es in der Verantwortung des Unternehmers, vorrangig durch sichere konstruktive Gestaltungen baulicher und technischer Einrichtungen sowie den Einsatz sicherheitstechnischer Lösungen für sichere Arbeitsplätze Sorge zu tragen. Somit stehen persönliche Schutzausrüstungen nur dann

Vorwort

6

durch organisatorische Maßnahmen besei-tigt werden können.

(Zur verkürzten Schreibweise wird im Folgen-den in dieser Broschüre die Abkürzung PSA für persönliche Schutzausrüstungen verwen-det.)

Diese vom Gesetzgeber vorgegebene Rang -folge der Schutzmaßnahmen2 trägt wesent-lich dazu bei, dass die Lösung sicherheits- und gesundheitsrelevanter Problemstellun-gen in der betrieblichen Praxis nicht vorder -gründig mit Belastungen der Versicherten aufgefangen wird. Auch wenn PSA in den letzten Jahren einen nachhaltigen Entwick-lungsschub erfahren haben, muss sachlich festgehalten werden, dass einzelne Ausrüs-tungen, insbesondere Atemschutzgeräte oder Chemikalienschutzanzüge, mit erhebli-chen Belastungen für die Benutzer verbun-den sind. Leider werden in vielen Fällen auch andere PSA, wie Schutzschuhe oder -hand-schuhe, von ihren Benutzern subjektiv als störend empfunden. Hier sind auch weiter-hin sachliche und positive Informationen durch die PSA-Hersteller und die Unterneh-mer erforderlich – diese Broschüre möchte ihren Beitrag dazu leisten.

Eine Vielzahl von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, in der Sprache der gesetzli-chen Unfallversicherung als Versicherte bezeichnet, ist im Rahmen ihrer täglichen Arbeit Gefährdungen ausgesetzt. Gefährdun-gen gibt es vielfältige, z. B. mechanische Gefährdungen an Maschinen sowie anderen technischen Einrichtungen oder Gefährdun-gen durch Gefahrstoff e, die im Rahmen des Arbeitsprozesses eingesetzt werden oder entstehen können. Darüber hinaus kann das mit der einzelnen Gefährdung verbundene Risiko auf sehr unterschiedlich hohem Ni-veau ausgeprägt sein. Zum einen sind sehr unterschiedliche Verletzungsschweren bei der Ausführung einer Tätigkeit denkbar, zum anderen diff erieren die Erwartungswahr-scheinlichkeiten derartiger Verletzungen erheblich.

Wie auch immer – der Unternehmer ist ver pflichtet, im Rahmen einer sogenann-ten Gefährdungsbeurteilung 1 alle mit der Verwendung eines Arbeitsmittels, mit der Beschaff enheit eines Arbeitsplatzes und alle mit der Durchführung eines Arbeitsverfah-rens verbundenen Gefährdungen zu ermit-teln, diese zu bewerten und die erforderli-chen Schutzmaßnahmen und -einrichtungen festzulegen.

Bei der Auswahl der erforderlichen Maßnah-men gilt als wichtigster Grundsatz: Persön-liche Schutzausrüstungen stellen erst dann eine akzeptable Maßnahme dar, wenn die Gefährdungen weder durch technische noch

1. Einführung – Chancen und Grenzen des Einsatzes

persönlicher Schutzausrüstungen

Dr.-Ing. Reinhard Lux

1 Die Verpflichtung zur Durchführung von Gefährdungs-be urteilungen ist u. a. verankert in § 5 ArbSchG, § 3 BetrSichV und § 3 UVV „Grundsätze der Präventi-on“ DGUV Vorschrift 1 (BGV A1)

2 § 4 ArbschG führt aus, dass individuelle Schutzmaß-nahmen nachrangig zu anderen Maßnahmen anzu-wenden sind.

1. Einführung – Chancen und Grenzen des Einsatzes persönlicher Schutzausrüstungen

7

getragen werden. Insbesondere zum Ver-ständnis der Funktionsweisen der PSA sind Unterweisungen erforderlich, bei komple xen PSA oder bei PSA die gegen tödli che Risiken schützen müssen, sind ergänzende regel-mäßige Übungen unumgänglich.

Der ordnungsgemäße Zustand jeder PSA ist Garant und gleichzeitig Basis der sicheren Funktion der Ausrüstungen. Jeder Benutzer sollte daher im Rahmen der Unterweisungen so qualifi ziert werden, dass er einfache Män gel der PSA durch Inaugenscheinnahme erkennen kann. Somit ist ein arbeitstäglicher Check der Ausrüstung vor jeder Benutzung ohne erheblichen Zeitaufwand möglich. Diese Prüfungen durch Inaugenschein-nahme ersetzen nicht die regelmäßig wie-derkehrenden Prüfungen durch einen Sach-kundigen.

Die Forderung nach wiederkehrenden Prü -fungen ist u. a. in PSA-Benutzungsverord-nung3 verankert. Hiernach ist der Unterneh-mer verpflichtet, durch Wartungs-, Reparatur- und Ersatzmaßnahmen sowie durch ord-nungsgemäße Lagerung dafür Sorge zu tra-gen, dass die PSA während der gesamten Benutzungsdauer gut funktionieren und sich in einem hygienisch einwandfreien Zustand befi nden. In Abhängigkeit von der Komple-xität der einzelnen PSA und dem Grad der

PSA sind generell Ausrüstungen für die per-sönliche Verwendung einzelner Versicherter. Allein mit Blick auf unterschiedliche körper-liche Merkmale der Einzelnen, wie Körper-größe oder -gewicht, ergibt sich eine zwin -gende persönliche Zuordnung der Ausrüs-tungen. Die mit dem körperlichen Kontakt der Ausrüstungen verbundenen hygieni-schen Anforderungen unterstreichen die Notwendigkeit einer ausschließlich perso-nenbezogenen Benutzung. Mit der persönli-chen Zuordnung der PSA wird gleichzeitig die Identifi zierung der Versicherten mit ihrer Ausrüstung gefördert – ein pfleglicher Umgang ist die Folge.

Binden Sie als Unternehmer Ihre Beschäf-tigten doch in den Auswahlprozess für eine maximal geeignete PSA ein. Niemand kennt die Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz besser als die Beschäft igten, die bei ihrer Einbindung durch die Vorgesetzten auch ein deutlich gesteigertes Maß an Akzeptanz bzgl. der ausgewählten PSA an den Tag legen.

Selbstverständlich ist es Aufgabe des Unter-nehmers, die Kosten für die Beschaff ung, In-standhaltung und Ersatzbeschaff ung der PSA zu tragen – er stellt die PSA kostenlos zur Verfügung. Hiervon ausgenommen ist aller-dings Arbeitskleidung ohne Schutzfunktion.

Die besten PSA erfüllen die ihr zugedachten Schutzfunktionen nicht, sofern sie von den Versicherten nicht korrekt angelegt und

3 Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Benutzung persönlicher Schutzausrüstungen bei der Arbeit (PSA-Benutzungsverordnung – PSA-BV) vom 4. Dezember 1996 (BGBl I S. 1841)

8

den Gesundheitsschutz der Beschäft igten in gleicher Weise gewährleisten.

Die Berücksichtigung der in dieser Broschüre dargelegten Anforderungen und Lösungs-beispiele befreien den Unternehmer jedoch nicht von seinen Verpflichtungen zur Durch-führung einer Gefährdungsbeurteilung (u. a. im Sinne § 5 Arbeits schutzgesetz, § 3 Betriebssicherheitsverordnung, § 6 Gefahrstoff verordnung).

durch die PSA zu vermeidenden Risiken sind ggf. erhebliche Qualifi zierungsmaßnahmen für die mit den Prüfungen zu beauft ragten Sachkundigen erforderlich.

Der sorgsame Umgang im Rahmen der Aufb ewahrung und Lagerung von PSA sollte selbstverständlich sein. Hierzu gehören u. a.:

• Aufb ewahrung in sauberen und trockenen Behältnissen und/oder Räumen

• getrennte Aufb ewahrung der PSA und ver-schmutzter Arbeitsmittel oder Arbeitsstof-fen, wie z. B. Ölen oder Reinigungsmitteln

• Säuberung der PSA nach dem Gebrauch nach Vorgabe des Herstellers

• Trocknung nasser PSA vor der Aufb ewah-rung.

In den nachfolgenden Kapiteln dieser Bro-schüre stellen wir Ihnen die gebräuchlichs-ten PSA vor. Wir bitten um Ihr Verständnis, dass nicht jede nur denkbare PSA behandelt werden kann. Die in dieser Broschüre enthal-tenen Bilder und Skizzen stellen ausschließ-lich Beispiele zur Beschaff enheit und zur Anwendung von PSA dar, die geeignet sind, staatliche und berufsgenossenschaft liche Anforderungen für den Einzelfall zu erfül-len. Die Beispiele schließen daher andere Lösungen nicht aus, die die Sicherheit und

1. Einführung – Chancen und Grenzen des Einsatzes persönlicher Schutzausrüstungen

2. Rechtliche Grundlagen für Herstellung, Bereitstellung

und Benutzung persönlicher Schutzausrüstungen

Dr.-Ing. Reinhard Lux

9

• die Verpflichtungen der Hersteller im Rah-men des Inverkehrbringens von PSA und

• die Pflichten des Unternehmers bei der Beschaff ung und Bereitstellung der PSA sowie die Pflichten der Versicherten im Rahmen der PSA-Benutzung

2.1 Rechtsvorschrift en und technische

Regeln für die PSA-Herstellung und

Verpflichtungen des Herstellers für das

Inverkehrbringen von PSA

Die PSA-Herstellung unterliegt in der Bun-desrepublik Deutschland dem Produkt-sicherheitsgesetz1. Hiernach dürfen die Her-steller von PSA ihre Produkte ausschließlich dann auf dem Markt bereitstellen, wenn sie die Anfor derungen der europäischen Herstel-lungsrichtlinie für PSA2 erfüllen, die ihrer-seits in Deutschland durch die PSA-Her stel-lungsver ordnung3 in nationales Recht über-führt wurde. Ergänzend muss herstellerseitig sichergestellt sein, dass die Sicherheit und die Gesundheit der späteren Verwender, aber auch dritter Personen durch die Anwen-dung der PSA sichergestellt sind. Diese For -derungen haben die PSA sowohl bei bestim-mungsgemäßer Verwendung, aber auch bei

Ist der Unternehmer in Folge seiner betriebs-spezifi schen Gefährdungsbeurteilung zu dem Ergebnis gekommen, dass zum Schutz der Versicherten der Einsatz von PSA un-umgänglich ist, ergeben sich für ihn unter-schiedliche Verpflichtungen. So hat er z. B. die PSA abgestimmt auf die spezifi schen Ar-beitsplatzverhältnisse und Tätigkeitsabläufe auszuwählen, einzukaufen und den Versi-cherten zur Verfügung zu stellen. Ergänzend ist seinerseits sicherzustellen, dass die Be-schäft igten hinsichtlich des bestimmungs-gemäßen Um gangs mit der PSA qualifi ziert werden und organisatorisch wiederkehrende Prüfungen und die Ersatzbeschaff ung von PSA sichergestellt sind.

Das PSA einsetzende Unternehmen muss und darf im Rahmen der Beschaff ung der Schutzausrüstung davon ausgehen, dass herstellerseitig die aktuellen Rechtsvor-schrift en und Regelwerke berücksichtigt wurden. Der PSA-Benutzer kann unterstellen, dass der Hersteller die erforderlichen Verfah-ren vor dem Inverkehrbringen seiner Produk-te, wie z. B. die Baumusterprüfung oder er-forderliche Kontrollverfahren zur Bewertung der produzierten PSA, anwendet.

Zum Verständnis der in den Rechtsvorschrif-ten beinhalteten Anforderungen zur Beschaf-fenheit und zur Verwendung von PSA werden nachfolgend vorgestellt:

• die wesentlichen Rechtsvorschrift en und technischen Regeln für die PSA-Herstel-lung

1 Gesetz über die Bereitstellung von Produkten auf dem Markt vom 8. November 2011)

2 Richtlinie 89/686/EWG des Rates vom 21. Dezember 1989 zur Angleichung der Rechtsvorschrift en der Mit-gliedstaaten für persönliche Schutzausrüstungen

3 Achte Verordnung zum Produktsicherheitsgesetz (Verordnung über die Bereitstellung von persönlichen Schutzausrüstungen auf dem Markt – 8. GPSGV)

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2. Rechtliche Grundlagen für Herstellung, Bereitstellung

und Benutzung persönlicher Schutzausrüstungen

spätere Verwendungsbedingungen genau festzulegen. Diese sogenannten bestim-mungsgemäßen Verwendungen werden zur Information der PSA-Benutzer genau in den Benutzungsanleitungen beschrieben.

vorhersehbaren Fehlanwendungen zu erfül-len. Für die Hersteller bedeutet dies:

• Im Rahmen der Konzipierung und Pro-duktion der PSA-Produkte sind deren

Abb. 2.1.1: Übersicht der grundlegenden Anforderungen des ProdSG an PSA

11

seines Produktes zu machen und seine Kun-den umfangreich über die Benutzungsan-leitung zu informieren. Am Rande sei darauf hingewiesen, dass zahlreiche PSA auch so genannte Verbraucherprodukte4 darstel-len. Beispielsweise werden Schutzbrillen, Schutzhandschuhe oder auch Gehörschutz von zahlreichen Verbrauchern gekauft und

• Ebenfalls sind hinreichende Informationen darüber zu geben, wofür das jeweilige PSA-Produkt nicht geeignet ist. Bei dieser so genannten vorhersehbaren Verwen-dung handelt es sich im Sinne des § 2 ProdSG um eine „Verwendung eines Produkts in einer Weise, die von derjeni-gen Person, die es in Verkehr bringt, nicht vorgesehen, jedoch nach vernünft igem Ermessen vorhersehbar ist.“

Der Hersteller einer PSA ist also stets ge-halten, sich umfassende Gedanken über die späteren Benutzungsrandbedingungen

2. Rechtliche Grundlagen für Herstellung, Bereitstellung

und Benutzung persönlicher Schutzausrüstungen

Abb. 2.1.2: Übersicht der grundlegenden Anforderungen des GPSG an PSA

Harmonisierte Normen tragen wesentlich zum Konformitätsnachweis bei.

Harmonisierte europäische Normen

4 Verbraucherprodukte sind neue, gebrauchte oder wiederaufgearbeitete Produkte, die für Verbraucher bestimmt sind oder unter Bedingungen, die nach ver-nünft igem Ermessen vorhersehbar sind, von Verbrau-chern benutzt werden können, selbst wenn sie nicht für diese bestimmt sind. … (siehe § 2 Nr. 26 ProdSG)

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2. Rechtliche Grundlagen für Herstellung, Bereitstellung

und Benutzung persönlicher Schutzausrüstungen

Institutionen entwickelt und müssen unver-bindliche Bestimmungen bleiben. Zu diesem Zweck werden der Europäische Normungs-ausschuss (CEN) … als zuständige Gremien anerkannt, um die harmonisierten Normen … erlassen.“

Folge dieser europäischen Regelung ist der Konformität auslösende Charakter der har-monisierten Normen. Stellt ein PSA-Herstel-ler ein Produkt unter konsequenter Beach-tung der Anforderungen einer oder mehrerer für sein Produkt relevanter harmonisierter Normen her, kann er davon ausgehen, dass sein Produkt ebenfalls die Anforderungen der PSA-Herstellungs-Richtlinie erfüllt. Dieser Zusammenhang führt zu einer erheb-lichen rechtlichen „Aufwertung“ der harmo-nisierten Normen, ohne deren Anwendung ein Inverkehrbringen von PSA heutzutage kaum noch möglich ist. Sämtliche harmoni-sierten Normen werden von den nationalen Normungsorganisationen in die jeweiligen nationalen Normenwerke übernommen.

In der Bundesrepublik Deutschland bedeutet dies, dass eine europäisch verabschiedete Norm mit der Bezeichnung EN XYZ in eine deutsche Norm DIN EN XYZ überführt wird. Dabei sind sämtliche nationalen Normen, abgesehen von den unterschiedlichen Sprachfassungen, inhaltsgleich mit der har-monisierten Norm. Die harmonisierte Norm ist somit ein unmittelbares Handlungsinstru-mentarium für einen reibungslosen Binnen-markt in Europa.

im Rahmen privater Aktivitäten benutzt. Da Verbraucher generell als Laien einzustufen sind, greift die Informationsverpflichtung des Herstellers an dieser Stelle besonders.

Bei einem näheren Studium der Anforderun-gen der PSA-Herstellungs-Richtlinie, aber auch der 8. GPSGV, wird schnell deutlich, dass die Anforderungen dieser Rechts-vorschrift en an die Beschaff enheit von PSA-Produkten ausschließlich Schutzzielan-forderungen darstellen. Konkrete Bau- und Ausrüstungsanforderungen für die Herstel-lung sind, abgesehen von den grundlegen-den Anforderungen für Gesundheitsschutz und Sicherheit gemäß Anhang II der Richtli-nie, nicht enthalten. Es bedarf somit eines weiteren untergesetzlichen Regelungswerks, das diese Aufgabe der Konkretisierung von Beschaff enheitsanforderungen an PSA über-nimmt. Die PSA-Herstellungs-Richtlinie führt an dieser Stelle aus:

„Damit die Übereinstimmung mit den grund-legenden Anforderungen leichter nachgewie-sen werden kann, müssen auf europä ischer Ebene harmonisierte Normen insbesondere für die Gestaltung, die Herstellung, die Spe-zifi kationen und die Methoden für die Erpro-bung der persönlichen Schutzausrüstungen verfügbar sein, bei deren Einhaltung eine Übereinstimmung mit den grundlegenden Anforderungen angenommen werden kann.

Diese auf europäischer Ebene harmonisier-ten Normen werden von privatrechtlichen

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2. Rechtliche Grundlagen für Herstellung, Bereitstellung

und Benutzung persönlicher Schutzausrüstungen

• nur schwach aggressive Reinigungsmittel, deren Wirkung ohne weiteres reversibel ist (Schutzhandschuhe für verdünnte Wasch-mittellösungen usw.)

• Risiken bei der Handhabung heißer Teile, deren Temperatur 50 °C nicht übersteigt und die keine gefährlichen Stöße verursa-chen (Handschuhe, Arbeitsschürzen für berufliche Zwecke usw.)

• Witterungsbedingungen, die weder au-ßergewöhnlich noch extrem sind (Kopfb e-deckungen, witterungsgerechte Kleidung, Schuhe und Stiefel usw.)

• schwache Stöße und Schwingungen, die nicht bis zu den Vitalzonen des Körpers gelangen und keine irreversiblen Verlet-zungen bewirken können (leichte Kopfb e-deckungen als Haarschutz, Handschuhe, leichtes Schuhwerk usw.)

• Sonneneinstrahlung (Sonnenbrillen).

PSA der Kategorie III unterliegen nach Wahl des Herstellers zur Kontrolle der fertigen Produkte8 entweder einer „EG-Qualitätssi-cherung für das Endprodukt“ oder einem EG-Qualitätssicherungssystem mit Überwa-chung“. Diese Kategorie erfasst komplexe

Für die PSA-Hersteller ergeben sich u. a. nachfolgende Verpflichtungen im Rahmen des Inverkehrbringens5 ihrer Produkte:

• Zusammenstellung der technischen Unter-lagen6

• Durchführung eines Bescheinigungverfah-rens

• Beauft ragung einer Baumusterprüfung für Kategorie-III-PSA

• Erstellung einer EG-Konformitätserklärung• Erstellung einer Produktinformation für

den späteren Benutzer• Qualitätssicherung der gefertigten PSA für

Kategorie-III-PSA• Ausstattung jedes einzelnen PSA-Produkts

mit der CE-Kennzeichnung

Da für die Sicherheit und das Leben der Be-nutzer eine normenkonforme Herstellung der PSA zwingende Voraussetzung ist, sind die Produkte vor ihrer Herstellung einer EG-Bau-musterprüfung7 durch eine prüfende Stelle zu unterziehen. Von der EG-Baumusterprü-fung sind ausschließlich einfache PSA-Mo-delle, bei denen der Konstrukteur davon ausgeht, dass der Benutzer die Wirksamkeit gegenüber geringfügigen Risiken selbst beurteilen kann, ausgenommen. Zu dieser PSA-Kategorie I gehören ausschließlich PSA zum Schutz gegen:

• oberflächliche mechanische Verletzungen (Handschuhe für Gartenarbeiten, Finger-hüte usw.)

5 Gemäß § 2 Nr. 26 ProdSG ist Inverkehrbringen die erst-malige Bereitstellung eines Produkts auf dem Markt: die Einfuhr in den Europäischen Wirtschaft sraum steht dem Inverkehrbringen eines neuen Produkts gleich.

6 Anforderungen an technische Unterlagen des Herstel-lers sind in Anhang III Richtlinie 89/686/EWG enthalten.

7 Nähere Regelungen zur EG-Baumusterprüfung siehe Artikel 10 Richtlinie 89/686/EWG (PSA-Herstellungs-richtlinie)

8 Zur Kontrolle der fertigen PSA siehe Artikel 11 Richtlinie 89/686/EWG.

14

erkannt werden können. Zu diesen PSA ge-hören ausschließlich:

• Atemschutzgeräte mit Filter zum Schutz gegen Aerosole in fester/flüssiger Form

PSA, die gegen tödliche Gefahren oder ernste und irreversible Gesundheitsschäden schützen sollen. Gleichzeitig ist zu unterstel-len, dass auft retende Mängel beim Gebrauch der PSA von den Benutzern nicht rechtzeitig

2. Rechtliche Grundlagen für Herstellung, Bereitstellung

und Benutzung persönlicher Schutzausrüstungen

Abb. 2.1.3: Übersicht der verschiedenen EU-Konformitätsbewertungsverfahren in Abhängigkeit von der

PSA-Kategorie (gemäß Richtlinie 89/686/EWG)

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• PSA, die lediglich einen zeitlich begrenz-ten Schutz gegen chemische Einwirkungen oder ionisierende Strahlungen gewährleis-ten können

oder gegen reizende, gefährliche, toxische oder radiotoxische Gase

• vollständig von der Atmosphäre isolie-rende Atemschutzgeräte, einschließlich Tauchgeräte

2. Rechtliche Grundlagen für Herstellung, Bereitstellung

und Benutzung persönlicher Schutzausrüstungen

Abb. 2.1.4: Beispiel für die Gestaltung einer Konformitätserklärung

16

entspricht. Es sei ausdrücklich darauf hin -gewiesen, dass die Erklärung keine Beschei-nigung einer unabhängigen Stelle darstellt. Vielmehr liegt es in der alleinigen, aber un-mittelbaren Verantwortung des Herstellers, ggf. unter Bekanntgabe aller baumusterprü-fungsrelevanten Angaben, ein vollständiges und ordnungsgemäßes Formular auszufüllen.

Jede Konformitätserklärung ist unter Anga-be der unterschrift sberechtigten Person zu unterzeichnen. Es sollte selbstverständlich sein, dass ausschließlich für ein Unterneh-men zeichnungsberechtigte Personen oder leitende Führungskräft e, die die unmittel-bare Verantwortung für die Konstruktion und Fertigung der PSA tragen, die Erklärung unterzeichnen.

Konformitätserklärungen sind für jede PSA zu erstellen und verstehen sich als Bestand-teil des Produktes selber. Sie sind daher jeder Verpackung einer PSA beizufügen.

Jeder Hersteller einer PSA ist vor dem Inver-kehrbringen seiner Produkte verpflichtet, diese mit der CE-Konformitätskennzeichnug10 auszustatten. Diese besteht aus den Buch-staben „CE“, die nach einem fest vorgege-benen Schrift bild auszuführen sind. Dabei müssen die verschiedenen Bestandteile der CE-Kennzeichnung etwa gleich hoch sein – die Mindesthöhe beträgt 5 mm. Bei kleinen PSA kann von dieser Höhe abge-

• Ausrüstungen für den Einsatz in warmer Umgebung, die vergleichbare Auswirkun-gen hat wie eine Umgebung mit einer Luft -temperatur von 100 °C oder mehr, mit oder ohne Infrarotstrahlung, Flammen oder großen Spritzern von Schmelzmaterial

• Ausrüstungen für den Einsatz in kalter Um-gebung, die vergleichbare Auswirkungen hat wie eine Umgebung mit einer Luft tem-peratur von 50 °C oder weniger

• PSA zum Schutz gegen Stürze aus der Höhe• PSA zum Schutz gegen Risiken der Elektrizi

tät und bei Arbeiten an unter gefährlichen Spannungen stehenden Anlagen oder zur Isolierung gegen Hochspannungen.

Bei PSA der Kategorie II handelt es sich um Produkte, die weder der Kategorie I noch der Kategorie III angehören.

Baumusterprüfungen werden von unabhän-gigen, gemeldeten Stellen durchgeführt und sollen die Übereinstimmung der jeweiligen geprüft en PSA mit den Anforderungen der Richtlinie und den im Einzelfall anzuwenden-den harmonisierten Normen nachweisen. Grundsätzlich ist es auch möglich, Katego-rie-I-PSA einer Baumusterprüfung unterzie-hen zu lassen. In derartigen Fällen kommt die Baumusterprüfung i. d. R. zum Zwecke der Produktwerbung zum Einsatz.

Mit der Konformitätserklärung9 gibt der Her-steller eine Erklärung ab, die bescheinigt, dass seine in Verkehr gebrachte PSA den Be-stimmungen der PSA-Herstellungs-Richtli nie

2. Rechtliche Grundlagen für Herstellung, Bereitstellung

und Benutzung persönlicher Schutzausrüstungen

9 Zur EG-Konformitäserklärung siehe auch Anhang VI Richtlinie 89/686/EWG

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pen, hinsichtlich der Bedeutung und des Schrift bildes der CE-Kennzeichnung irrege-führt werden könnten. Jede andere Kenn-zeichnung darf auf der PSA oder ihrer Ver-packung angebracht werden, wenn sie die Sicht- und Lesbarkeit der CE-Kennzeichnung nicht beeinträchtigt.

Ebenfalls sind die Hersteller verpflichtet, der PSA eine schrift liche Information11 für den Benutzer in deutscher Sprache beizufügen, die u. a. folgende Angaben enthalten muss:

• Namen und der Anschrift des Herstellers und/oder seines in der Gemeinschaft nie-dergelassenen Bevollmächtigten

• Anweisungen für Lagerung, Gebrauch, Reinigung, Wartung, Überprüfung und Des-infi zierung

• das mit den PSA zu verwendende Zubehör sowie Merkmale passender Ersatzteile

• die den verschiedenen Risikograden ent-sprechenden Schutzklassen und die ent-sprechenden Verwendungsgrenzen

• das Verfalldatum oder die Verfallzeit der PSA oder bestimmter ihrer Bestandteile;

• die Bedeutung etwaiger Markierungen • Name, Anschrift und Kennnummer der

benannten Stellen, die in der Phase der Planung der PSA eingeschaltet werden.

wichen werden. Handelt es sich um eine Kategorie-III-PSA, und hat sich der Hersteller zur Kontrolle seiner fertigen Produkte für die Anwendung eines EG-Qualitätssicherungs-systems mit Überwachung entschieden, ist das „CE-Zeichen“ durch die Kennnummer der gemeldeten Stelle zu ergänzen, die diese Produktionsüberwachung sicherstellt (siehe z. B. Abb. 2.1.5).

Das „CE-Zeichen“ ist auf jeder hergestell-ten PSA so anzubringen, dass es während der voraussichtlichen Lebensdauer dieser PSA gut sichtbar, leserlich und dauerhaft erhalten bleibt. Ist eine entsprechende Kennzeichnung aufgrund der besonderen Merkmale eines PSA-Produktes nicht mög-lich, so kann die CE-Kennzeichnung auf der Verpackung angebracht werden.

Weiterhin ist es verboten, auf der PSA Kenn -zeichnungen anzubringen, durch die spätere Benutzer, aber auch andere Personengrup-

2. Rechtliche Grundlagen für Herstellung, Bereitstellung

und Benutzung persönlicher Schutzausrüstungen

Abb. 2.1.5: Beispiel für die Anbringung eines

CE-Kennzeichens mit Angabe der qualitätsüber-

wachenden Stelle auf einem Karabinerhaken

10 Anforderungen zum CE-Konformitätskennzeichnung sind enthalten in Artikel 13 und Anhang IV Richtlinie 89/686/EWG.

11 Zur schrift lichen Information siehe auch Punkt 1.4 Anhang II Richtlinie 89/686/EWG

18

• Auswahl der erforderli -chen PSA nach Anhörung der Versicherten und abgestimmt auf die spe-zifi schen Arbeitsplatzver-hältnisse sowie Tätigkeits-abläufe

• Einkauf der erforderlichen PSA

• Erstellung von Betriebs-anweisungen zur bestim-mungsgemäßen Benutzung der PSA

Die Herstellerinformation bietet eine ausrei-chende Möglichkeit, die späteren PSA-Benut-zer über die bestimmungsgemäße Verwen-dung zu unterrichten und ebenso vor mögli-chen Fehlanwendungen zu warnen. Generell gilt, dass übersichtlich gestaltete und mit Abbildungen angereicherte Herstellerinforma -tionen eine größere Chance besitzen, von den späteren PSA-Benutzern gelesen zu werden.

2.2 PSA-Beschaff ung und Bereitstellung

sowie bestimmungsgemäße PSA-Benut-

zung im Betrieb

Ist in Folge der betriebsspezifi schen Gefähr-dungsbeurteilung zum Schutz der Versicher-ten ein Einsatz von PSA unumgänglich, erge-ben sich für den Unternehmer u. a. folgende Verpflichtungen, die u. a. in der Unfallverhü-tungsvorschrift „Grundsätze der Prävention“ aufgeführt sind:

2. Rechtliche Grundlagen für Herstellung, Bereitstellung

und Benutzung persönlicher Schutzausrüstungen

Abb. 2.1.6: Beispiel für die Gestaltung einer Herstellerinformation,

die bebilderten Anlegehinweise zur PSA (hier gegen Absturz)

geben eine anschauliche Unterstützung von Textpassagen

• Unterweisung der Versicherten zur bestim-mungsgemäßen Verwendung der Ausrüs-tung

• wiederkehrende Unterweisungen, ggf. ein-schließlich wiederkehrender Übungen, zur sicheren Verwendung der PSA (z. B. zum Atemschutz oder für PSA zum Retten)

• Organisation der ordnungsgemäßen Auf-bewahrung von PSA

• Organisation und Dokumentation der wie-derkehrenden Prüfungen der PSA

• Organisation der Ersatzbeschaff ung beschä- digter oder nicht weiter verwendbarer PSA

Die in Abschnitt 2.1 dargestellten Anforde-rungen an PSA-Hersteller führen letztendlich

§ 29 Bereitstellung

gemäß PSABenutzV, Anhörung der Versicherten,ausreichende Anzahl

§ 30 Benutzung

bestimmungsgemäße Benutzung, Gebrauchsdauer

§ 31 Besondere Unterweisungen

Benutzungsinformation bei tödlichen Gefahren,bleibenden Gesundheitsschäden

Grundsätze derPrävention

19

den einzelnen Versicherten übergeben wird. Mit diesem „Besitzübergang“ in die Hände der Versicherten nimmt i. d. R. das Verant-wortungsbewusstsein der Versicherten für und damit der pflegliche Umgang mit der PSA merklich zu.

Zur weiteren Förderung der Akzeptanz der Schutzausrüstungen wird der Unternehmer durch die UVV zur Anhörung der Versicher-ten im Rahmen der PSA-Beschaff ung ver-pflichtet. Sicherlich sind dem Wunsch, bei der PSA-Bereitstellung es „Allen recht zu machen“ natürliche Grenzen gesetzt. Trotz-dem ist es sinnvoll, möglichst rechtzeitig vor der Neu- oder Wiederbeschaff ung auf die Erfahrungen der Beschäft igten zurückzugrei-fen. Die mit der Arbeit beauft ragten Versi-

im Rahmen der PSA-Benutzung nur dann zum Erfolg, wenn der Unternehmer bei der Produktauswahl ausschließlich vorschrift en-konforme PSA beschafft . In diesem Sinne hat er sich davon zu überzeugen, dass die zum Kauf anstehende PSA über eine Konfor-mitätserklärung und Benutzerinformation verfügt und für den vorgesehenen Verwen-dungszweck geeignet ist.

PSA wird im Sinne des Begriff s nur dann zu einer persönlichen Schutzausrüstung, wenn der Unternehmer sie in ausreichender Anzahl zur persönlichen Verwendung für die Tätigkeit am Arbeitsplatz zur Verfügung stellt. Der klassische Fall einer PSA liegt jedoch dann vor, wenn die Ausrüstung zur ausschließlich persönlichen Benutzung an

2. Rechtliche Grundlagen für Herstellung, Bereitstellung

und Benutzung persönlicher Schutzausrüstungen

Abb. 2.2.1: Gliederung der Anforderungen zum Einsatz von PSA im Betrieb gemäß der

UVV „Grundsätze der Prävention“

20

• Unterweisung der Versicherten vor der erstmaligen Benutzung der PSA und an-schließend in regelmäßigen Abständen: Grundsätzlich lebt jede Unterweisung von der Anschaulichkeit der Inhalte. In diesem Sinne ist es dringend anzuraten, die Benutzung der PSA anhand konkreter Beispiele zu erläutern. Ist die PSA auf die körperlichen Maße der Versicherten anzu-passen, ist dieses Thema in der Unterwei-sung zu behandeln.

• Übungen13: Für jede PSA, die gegen tödli -che Gefahren oder bleibende Gesund-heitsschäden schützen soll, hat der Unter -nehmer die nach § 3 Abs. 2 der PSA-Benutzungsverord nung bereitzuhaltende Benutzungsinformation den Versicherten im Rahmen von Unterweisungen mit Übun-gen zu vermitteln. Die Übungen müssen insbesondere sicherstellen, dass die Ver-sicherten die PSA ordnungsgemäß und damit funktionsgerecht anlegen können sowie die Verwendung der PSA im späte-ren Arbeitsumfeld sicher beherrschen. Auch für die Übungen gilt: Ihre Wirkung hinsichtlich der Qualifi kation der Beschäf-tigten ist nur durch regelmäßige Wiederho-lungen gegeben. Hier liegt es in der Ver-

cherten verfügen häufi g über Erkenntnisse über mögliche, mit der Tätigkeit verbundene Gefährdungen, die anderen betrieblichen Personengruppen nicht bewusst sind. Bei der Anhörung der Versicherten geht es also einerseits um Erkenntnisgewinn und andererseits um Förderung des individuel-len Gestaltungsspielraums der einzelnen Beschäft igten.

Das Thema der bestimmungsgemäßen Benutzung und vorhersehbaren Fehlanwen-dung von PSA wurde bereits in Abschnitt 2.1 angesprochen. Bauartbedingt verfügt jede PSA nur über ein „bestimmtes Leistungs-spektrum“, in dem der Hersteller für die ordnungsgemäße Funktion seines Produktes einsteht. Für die PSA-Benutzung in der be-trieblichen Praxis ist daher eine ausreichen-de Qualifi zierung der Versicherten zwingend erforderlich, die u. a. erreicht werden kann durch:

• Benutzung von PSA ausschließlich durch körperlich geeignete Versicherte: Im Ein-zelfall ist sicherzustellen, dass der einzel-ne Beschäft igte zum Tragen spezieller PSA körperlich in der Lage ist. Insbesondere für die Benutzung von Atemschutz oder für das Tragen von PSA gegen Absturz können ausschließlich Beschäft igte eingesetzt werden, deren körperliche Eignung zum Beispiel durch eine arbeitsmedizinische Untersuchung12 nachgewiesen wurde.

2. Rechtliche Grundlagen für Herstellung, Bereitstellung

und Benutzung persönlicher Schutzausrüstungen

12 Siehe u. a. Handlungsanleitung für die arbeitsmedi-zinische Vorsorge nach dem DGUV Grundsatz G26 „Atemschutzgeräte“ (DGUV Information 250-428) und G41 „Arbeiten mit Absturzgefahr“ (DGUV Information 250-449)

13 Diese besonderen Unterweisungen werden in § 31 UVV „Grundsätze der Prävention“ (DGUV Vorschrift 1) eingefordert.

21

nicht die regelmäßigen wiederkehrenden Prüfungen durch Sachkundige ersetzen.

Unabhängig von den Prüfungen durch die Beschäft igten kann der ordnungsgemäße Zustand der PSA nur durch wiederkehrende Prüfungen durch Sachkundige sichergestellt werden. Sachkundige14 verfügen über die erforderlichen Fachkenntnisse, die sie durch Berufsausbildung, Berufserfahrung und eine zeitnahe berufliche Tätigkeit erworben haben. Die PSA-spezifi schen Kenntnisse zur Sachkundigenqualifi kation können z. B. durch Lehrgänge der PSA-Hersteller oder ein-zelner Berufsgenossenschaft en15 erworben werden. Die Sachkundigen sind vom Unter-nehmer schrift lich zu bestellen. Selbstver-ständlich kann der Unternehmer mit der Prü fung von PSA auch externe Sachkundige beauft ragen. In seiner Prüft ätigkeit darf der Sachkundige dem Unternehmer gegenüber nicht weisungsgebunden sein. Dies gilt ins-besondere für seine Entscheidungen im Fall nötiger Aussortierung defekter PSA.

Die wiederkehrenden Prüfungen sind unter Berücksichtigung der Herstellerangaben in regelmäßigen Abständen durchzuführen und die Ergebnisse schrift lich zu dokumentieren.

antwortung des Unternehmers, mit Blick auf die Komplexität des PSA-Einsatzes im Arbeitsprozess, den Turnus der wiederkeh-renden Übungen festzulegen.

Grundsätzlich ist es empfehlenswert, Unter-weisungen und Übungen zum PSA-Einsatz schrift lich zu dokumentieren. Hierzu gehören sinnvollerweise auch die Unterschrift en der Versicherten. Einerseits trägt dies zur Verdeutlichung der Verantwortung des Unter-weisenden bei, andererseits verfügt er über eine Dokumentation seiner erbrachten „Vor-gesetztenpflichten“.

Jede ordnungsgemäß in Verkehr gebrachte PSA unterliegt im Laufe ihrer Benutzung unterschiedlichen Verschleißerscheinungen und ggf. möglichen Beschädigungen. Die Basis der sicheren Funktion jeder PSA, der ordnungsgemäße Zustand, ist durch geeig-nete organisatorische Maßnahmen im Betrieb aufrecht zu erhalten. Diese Maßnah-men beginnen bei den Leistungen, die jeder PSA-Benutzer selber erbringen kann, die Inaugenscheinnahme der PSA. Der Unter-nehmer informiert seine Beschäft igten im Rahmen seiner Unterweisungen hinsichtlich wesentlicher sicherheitsrelevanter Merk -male der PSA, so dass jeder Benutzer einfa-che Mängel der PSA durch Inaugenschein-nahme selber erkennen kann. Ein arbeitstäg-licher Check der Ausrüstung ist somit vor jeder Benutzung ohne erheblichen Zeitauf-wand möglich. Es ist nochmals zu betonen, dass Prüfungen durch Inaugenscheinnahme

2. Rechtliche Grundlagen für Herstellung, Bereitstellung

und Benutzung persönlicher Schutzausrüstungen

14 Sachkundige zur Prüfung von PSA sind keine „befä-higten“ Personen im Sinne der Betriebssicherheits-verordnung. Die Regelungen in den Technischen Re-geln Betriebssicherheit „Befähigte Personen“ (TRBS 1203) können jedoch sinngemäß angewandt werden.

15 Die Berufsgenossenschaft BG ETEM bietet z. B. ein Seminar „Sachkundige für die Prüfung von persönli-chen Schutzausrüstungen gegen Absturz “an.

22

lich, die ausgewiesene Gebrauchsdauer zu verlängern. Grundsätzlich verfügt auch au-genscheinlich nicht beschädigte PSA nach Ablauf der Gebrauchsdauer nicht mehr über die erforderlichen Schutz-Eigenschaft en.

Die Versicherten können einen erheblichen Beitrag zum erfolgreichen Einsatz von PSA leisten. Auf ihre Anhörungsrechte im Rah -men der Beschaff ung der Schutzausrüstun-gen wurde bereits hingewiesen. Selbstver-ständlich können auch Hinweise und Kritik zur Eignung bereits eingesetzter PSA einer Optimierung des Arbeits- und Gesundheits-schutzes nur förderlich sein. Der Vollständig -keit halber ist nochmals auf die Versicher-ten-Pflichten hinzuweisen, PSA ausschließ-

Auf die Dokumentation muss jederzeit zurückgegriff en werden können – dies gilt selbstverständlich auch für den Fall, dass externe Sachkundige die wiederkehrenden Prüfungen durchführen. Ebenfalls ist eine Kennzeichnung der PSA hinsichtlich der erfolgten Prüfung erforderlich. Hier ist es mit Blick auf die Unterstützungsmöglichkeiten durch die Benutzer sinnvoll, die PSA mit einem Hinweis auf den nächsten Prüft ermin auszustatten.

Zahlreiche PSA-Produkte weisen aufgrund ihrer Bauform oder der eingesetzten Werk -stoff e nur eine zeitlich begrenzte Gebrauchs-dauer auf. Auch im Rahmen der wiederkeh-renden Prüfungen ist es i. d. R. nicht mög -

2. Rechtliche Grundlagen für Herstellung, Bereitstellung

und Benutzung persönlicher Schutzausrüstungen

Abb. 2.2.2: Übersicht der Anforderungen an Sachkundige zur Prüfung von PSA

23

Der Unternehmer hat daher über regelmäßi-ge Rettungsübungen sicherzustellen, dass seine Beschäft igten für den Notfall über hin-reichende Kenntnis, Handlungskompetenz und die erforderlichen Rettungseinrichtun-gen verfügen.

lich bestimmungsgemäß zu benutzen, regelmäßig auf ihren ordnungsgemäßen Zustand zu prüfen (Prüfung durch Inaugen-scheinnahme) und festgestellte Mängel dem Unternehmer unverzüglich zu melden.

Bitte beachten Sie, dass beschädigte oder mangelhaft e PSA einer weiteren Benutzung sicher zu entziehen ist – nur so kann einem möglichen folgeschweren Arbeitsunfall bei der Weiterbenutzung der PSA durch einen „unwissenden“ Kollegen sicher vorgebeugt werden.

Im Rahmen seiner allgemeinen Verpflichtung zur Durchführung von Gefährdungsbeurtei-lungen ist der Unternehmer auch zu einer Bewertung angehalten, ob sich beim Einsatz von PSA in speziellen Arbeitsbereichen Ret-tungssituationen ergeben können. Derartige Fälle sind z. B. beim Einsteigen und bei der Durchführung von Arbeiten in Behältern oder bei Arbeiten in großer Höhe mit Absturz-gefahr denkbar.

Erfreulicherweise treten Situationen, die eine Rettung von Beschäft igten erfordern, nur selten auf. Hiermit ist jedoch leider eine häufi ge Fehleinsschätzung der Notwendig-keit von Rettungsübungen verbunden. Der in den Notfallsituationen erforderliche kompe-tente Umgang aller an der Rettung beteilig-ten Personen mit der verwendeten PSA, z. B. Atemschutzgeräten oder PSA gegen Absturz, ist eine zwingende Voraussetzung für jede erfolgreiche Rettung.

2. Rechtliche Grundlagen für Herstellung, Bereitstellung

und Benutzung persönlicher Schutzausrüstungen

Abb. 2.2.3: Beispiel für eine Rettungsübung an

einer Steigleiter eines Antennenmastes

24

3. Schutz des Kopfes

Dipl.-Ing. Norbert Schilling

tung der Helme vor (Kopfb and, Nackenband, Tragkorb oder Bänder), während die neuere DIN EN 14052 diese Anforderungen nicht mehr enthält. Dadurch ist ein wesent lich grö-ßerer Gestaltungsspielraum für konstruktive Weiterentwicklungen gegeben. Die neu ere DIN EN 14052 geht in ihren Anforderungen über die DIN EN 397 hinaus. So simuliert sie den Aufprall eines Ziegelsteins aus 10 m Höhe, im Vergleich zur Simulation aus 5 m Höhe in der älteren Norm. Die Energie eines auft reff enden Gegenstandes wird immer teil-weise durch eine Verformung der Helmscha-le aufgenommen, ohne dass dies nachher in jedem Fall sichtbar ist. Deshalb darf ein Helm nach einer solchen Belastung nicht weiter verwendet werden.

3.1 Industrieschutzhelme

Industrieschutzhelme werden sowohl aus thermoplastischen als auch aus duroplas-tischen Kunststoff en hergestellt. Der Unter-schied besteht darin, dass Thermoplaste

Überall dort, wo mit Kopfverletzungen durch herabfallende Gegenstände, pendelnde Lasten oder mit dem Anstoßen des Kopfes gerechnet werden muss, ist Kopfschutz erforderlich. Der Auswahl des Kopfschutzes kommt eine besondere Bedeutung zu, da Kopfverletzungen zu den folgen reichsten Verletzungen gehören.

Abb. 3.1: Industrieschutzhelm

Dabei ist in Abhängigkeit von der Gefähr-dung und der Tä tigkeit zu unterscheiden, ob ein Industrieschutzhelm nach DIN EN 3971, ein Hochleistungs-Industrieschutzhelm nach DIN EN 140522 oder eine Industrie-Anstoß-kappe nach DIN EN 8123 zum Einsatz kommt. Die DIN EN 397 schreibt die Innenausstat-

1 DIN EN 397 „Industrieschutzhelme“2 DIN EN 14052 „Hochleistungs-Industrieschutzhelme“3 DIN EN 812 „Industrie-Anstoßkappen“

Duroplastische Kunststoff e

Bezeichnung Kurzzeichen

Faser verstärktes Phenol-Formaldehyd-Harz PF-SF

Glasfaser verstärktes ungesättigtes Polyesterharz UP-GF

25

Thermoplaste schneller als Duroplaste. Ins-besondere unter UV-Bestrahlung im Freien sollten Thermoplast-Helme nach spätestens vier Jahren ersetzt werden.

Sind beim Zusammendrücken der Helm-schale oder beim Biegen des Helmschirmes Knackgeräusche wahrnehmbar, deutet dies auf eine Versprödung der Helmschale hin.

unter Temperatureinwirkung ihre Eigenschaf-ten sehr stark verändern, während Duroplas-te kaum Veränderungen zeigen. Deshalb sind z. B. für Schweißarbeiten Duroplast-helme vorzuziehen.

Thermoplastische Werkstoff e (z. B. Polyethy-len) haben sich einen größeren Marktanteil erobert, weil sie verhältnismäßig preiswert hergestellt werden können. Allerdings altern

3. Schutz des Kopfes

Abb. 3.1.1: Thermoplastischer Industrieschutz-

helm nach DIN EN 397

Abb. 3.1.2: Kennzeichnung

Thermoplastische Kunststoff e

Bezeichnung Kurzzeichen

Polyethylen PE

Polypropylen PP

Glasfaser verstärktes Polypropylen PP-GF

Polycarbonat PC

Glasfaser verstärktes Polycarbonat PC-GF

Acrylnitrit-Butadien-Styrol ABS

26

Wenn die Gefahr besteht, dass der Helm bei Überkopfarbeit herunterfällt, muss er zusätz-lich mit einem Kinnriemen ausgestattet sein. Neben den konventionellen Industrieschutz-helmen gibt es Industrieschutzhelme mit dem Kinnriemen-System von Kletterhelmen. Diese Helme sit zen wesentlich besser am Kopf und fallen auch bei extremen Belastun-gen nicht herunter. Deshalb haben sie sich im Freileitungsbau bereits durchgesetzt. Auch für Elektroinstallateure auf Baustellen, die eine Vielzahl von Arbeiten über Kopf oder in Zwangshaltungen durchführen, sind diese Helme besser geeignet als reine Indus-trieschutzhelme.

Abb. 3.1.3: Innenausstattung nach DIN EN 397

Abb. 3.1.6: Bergsteigerhelm nach DIN EN 12492,

gleichzeitig Industrieschutzhelm nach DIN EN 397

3. Schutz des Kopfes

Abb. 3.1.4: Innenausstattung nach DIN EN 397

Abb. 3.1.5: Duroplastischer Industrieschutzhelm

nach DIN EN 397

27

einem Industrieschutzhelm, während die an dere Variante im Stile einer Schirmmütze hergestellt ist. Die Schirmmützen-Variante ist auf grund des modischen Erscheinungs-bildes weiter verbreitet. Allerdings kann es gerade im Sommer zu einem Hitzestau unter der nahezu vollständig geschlossenen Kappe kommen.

3.2 Anstoßkappen

Dort, wo nicht mit herabfallenden Gegen-ständen oder pendelnden Lasten, sondern nur mit dem Anstoßen des Kopfes gerechnet werden muss, z. B. bei Mon tagearbeiten in räumlicher Enge, gibt es die Möglichkeit, Industrieanstoßkappen nach DIN EN 812 ein-zusetzen. Anstoßkappen werden in zwei ver -schiedenen Ausführungsvarianten angebo-ten. Die eine Variante ähnelt sehr stark

3. Schutz des Kopfes

Abb. 3.2.1: Anstoßkappe nach DIN EN 812 Abb. 3.3.1: Sicherheits-Haarnetz bei der Arbeit an

rotierenden Maschinenteilen

Abb. 3.2.2: Innenausstattung und Kennzeichnung

nach DIN EN 812

3.3 Haarnetze

In der Nähe von bewegten Maschinenteilen dürfen längere Haar oder Zöpfe aufgrund der Einzuggefahr nicht off en getragen werden. Die Haare müssen mit einem Haarnetz oder durch Hochstecken unter eine Kappe gesi-chert werden.

28

genommen isolierende Schutzhandschuhe für Arbeiten an elektrischer Spannung und medizinische Einmalhandschuhe). Den Handschuhen müssen Gebrauchsinformati-onen mit Hinweisen zu Lagerung, Transport, Reinigung, Handhabung und Entsorgung bei-gefügt werden. Die abgebildeten Piktogram-me geben einen Überblick über die Vielfalt bei Schutzhandschuhen.

Mehr als ein Drittel aller Unfälle am Arbeits-platz führen zu einer Handverletzung. Die Mehrzahl der Verletzungen sind mechani-scher Art, also Risse, Schnitte, Stiche und Quetschungen. Häufi g sind auch Verbren-nungen und Verletzungen infolge chemi-scher Einwirkungen. Dies führt zu einem sehr breiten Angebot an Schutzhandschuhen, die gegen unterschiedliche Risiken schützen. Dabei müssen alle Schutzhandschuhe die Anforderungen der DIN EN 4201 erfüllen (aus-

4. Schutzhandschuhe

Dipl.-Ing. Norbert Schilling

1 DIN EN 420 „Schutzhandschuhe – Allgemeine Anfor-derungen und Prüfverfahren“

Schutzhandschuhegegen mechanische Risiken

Schutzhandschuhegegen chemische Risiken EINFACH

Schutzhandschuhe gegen Kälte

Schutzhandschuhegegen radioaktive Kontamination

Schutzhandschuhe gegen chemische Risiken VOLLWERTIG

Schutzhandschuhegegen bakteriologische Risiken

Schutzhandschuhegegen ionisierende Strahlung

Schutzhandschuhe gegen thermische Risiken(Hitze und/oder Feuer)

EN 60903

29

4.1 Schutzhandschuhe gegen mechanische

Risiken

Meist werden gegen mechanische Risiken Lederhandschuhe eingesetzt. Leder hat mehrere positive Eigenschaft en; so nimmt es sehr gut Schweiß auf und transportiert die Feuchtigkeit nach außen, die Isolationswir-kung gegen Hitze und Kälte ist gut und Leder ist insgesamt robust.

4. Schutzhandschuhe

Isolierende Schutzhandschuhefür Arbeiten unter elektrischer Spannung

Schutzhandschuhefür den Umgang mit Handmessern

Schutz vor statischer Elektrizität

Schutzhandschuhe fürBenutzer handgeführter Kettensägen

Abb. 4.1.1: Schutzhandschuhe gegen mechani-

sche Risiken

Abb. 4.1: Risiken, Piktogramme und Normen

min. 0; max. 4

Stichfestigkeit

Weiterreißfestigkeit

Schnittfestigkeit

Abriebfestigkeit

min. 0; max. 5

min. 0; max. 4

min. 0; max. 4

1

2

3

4

4. Schutzhandschuhe

ab Kategorie II zusätzlich zum Piktogramm „Mechanische Risiken“ auf dem Handschuh, auf der Verpackung und auf der Gebrauch-sinformation angebracht ist.

In einzelnen Disziplinen wie Abriebfestig -keit, Weiterreißfestigkeit, Schnitt- oder Stich -festigkeit gibt es Materialien, die im Ver-gleich zum Leder höhere Leistungsstufen nach EN 3882 erreichen. Eine konkrete Aus-sage dazu macht die vierstellige Ziff er, die

2 DIN EN 388 „Schutzhandschuhe gegen mechanische Risiken“

Prüfung LS 1 LS 2 LS 3 LS 4 LS5

Tabelle 4.1.3: Kriterien für die Leistungsstufen nach DIN EN 388

Abriebfestigkeit

(Zyklen) 100 500 2.000 8.000

Schnittfestigkeit

(Index) 1,2 2,5 5,0 10,0 20,0

Weiterreißfestigkeit

(Newton) 10 25 50 75

Stichfestigkeit

(Newton) 20 60 100 150

LS = Leistungsstufe

Abb. 4.1.2: Kennzeichnung mit Leistungsstufen nach DIN EN 388

30

4.2 Schutzhandschuhe gegen thermische

Risiken

In der DIN EN 4073 werden sechs verschie-dene Eigenschaft en mit entsprechenden Leistungsstufen defi niert, wobei der Herstel-ler nicht alle Eigenschaft en prüfen muss:

1. Brennverhalten2. Kontaktwärme3. Konvektive Hitze (Flamme)4. Strahlungswärme (Strahlungshitzequelle)5. Beständigkeit gegen kleine Spritzer flüssi-

gen Metalls6. Beständigkeit gegen große Spritzer flüssi-

gen Metalls

Abb. 4.2.1: Schutzhandschuhe gegen thermische

Risiken

Sind einzelne Prüfungen nicht durchgeführt worden oder ist der Handschuh nicht für eine Anwendung vorgesehen, die von dieser Prü-fung abgedeckt wird, so wird statt einer Ziff er ein X eingetragen.

Leichte Lederhandschuhe liegen im unteren Bereich der Leistungslevel, schwerere im oberen Bereich.

Abb. 4.1.4: Kennzeichnung von Schutzhand-

schuhen gegen mechanische Risiken

Extremen Schnittschutz bieten textile Handschuhe, z. B. mit Hochleistungspo-lyethylen- oder Aramidfasern, wobei ohne weitere Beschichtung die Stichfestigkeit bei Null liegen kann. Dies wird dann zum Risiko, wenn neben scharfen Kanten auch Spitzen auft reten können, wie z. B. beim Umgang mit Glas. Textile Handschuhe sind in Bezug auf Atmungsaktivität, Tragekomfort und Finger-beweglichkeit den traditionellen Lederhand-schuhen oft überlegen. 3 DIN EN 407 „Schutzhandschuhe gegen thermische

Risiken“

31

4. Schutzhandschuhe

min. 1; max. 4

Große Mengen flüssigem Metall

Kleine Spritzer geschmolzenem Metalls

Strahlungswärme

Konvektive Hitze

Kontaktwärme

Brennverhalten

min. 1; max. 4

min. 1; max. 4

min. 1; max. 4

min. 1; max. 4

min. 1; max. 4

1

2

3

4

5

6

32

die Temperatur im Handschuh in 15 Sekun-den maximal um 10 Grad Celsius ansteigen.

Die am häufi gsten geprüft e Leistungsstufe ist die Kontaktwärme. Dabei darf beim Kon-takt mit einer defi nierten heißen Oberfläche

4. Schutzhandschuhe

Abb. 4.2.2.: Kennzeichnung mit Leistungsstufen nach DIN EN 407

Tabelle 4.2.3: Kriterien für die Kontakttemperatur nach DIN EN 407

Leistungsstufe Kontakttemperatur Schwellenwertzeit

1 100° C ≥ 15

2 250° C ≥ 15

3 350° C ≥ 15

4 500° C ≥ 15

33

(DIN EN 374-3) für eine Chemikalie, dann schützt der Handschuh auch gegen geringe chemische Gefährdungen. Die Prüfchemi-kalie wird mit einem Buchstaben unter dem Symbol angegeben.

Wird ein Schutzhandschuh mit einem Erlen-meyerkolben gekennzeichnet (Abb. 4.3.2), ist das Handschuhmaterial flüssigkeitsdicht und hat die Permeationsprüfung für min-destens 3 Prüfchemikalien (DIN EN 374-3) bestanden. Permeation ist die molekulare Durchdrin-gung des Handschuhmaterials und beginnt mit dem ersten Kontakt mit der Chemikalie.Es werden 6 Klassen der Beständigkeit ge-gen molekulare Durchdringung unterschie-den:

Schutzindex 1: mind. 10 Min. Schutzindex 2: mind. 30 Min.Schutzindex 3: mind. 60 Min.Schutzindex 4: mind. 120 Min.Schutzindex 5: mind. 240 Min.Schutzindex 6: mind. 480 Min.

Die Beständigkeit der Handschuhe gegen Mikroorganismen wird mit dem Symbol ge-gen biologische Gefahren gekennzeichnet (Abb. 4.3.4).

In der Praxis ist die exakte Kontaktdauer oft schwer vorherzusehen und auch das Wär-meempfi nden ist individuell sehr verschie-den, so dass für Trageversuche zunächst Handschuhe mit einem höheren Level ein-gesetzt werden sollten. Hat der Handschuh die Leistungsstufe 1 oder 2 für das Brennver-halten, dann müssen die Herstellerinforma-tionen eine deutliche Warnung enthalten, dass der Handschuh nicht mit einer off enen Flamme in Kontakt kommen darf.

4.3 Schutzhandschuhe gegen chemische

und bakteriologische Risiken

Seit der Neufassung der DIN EN 3744 im Jahre 2003 wird zwischen Schutzhandschu-hen gegen Chemikalien (in der Praxis auch als vollwertiger Chemikalienschutzhand-schuh bezeichnet) und Schutzhandschuhen gegen spezielle Chemikalien (in der Praxis auch als einfacher Chemikalienschutzhand-schuh bezeichnet) unterschieden. Ein Schutzhandschuh mit dem Symbol des Becherglases (Abb. 4.3.3) gilt als flüssig-keitsdicht (DIN EN 374-2). Besteht das Hand-schuhmaterial auch den Permeationstest

4. Schutzhandschuhe

4 DIN EN 347 „Schutzhandschuhe gegen Chemikalien und Mikroorganismen“

34

Um Verwechslungen zu vermeiden, bein-haltet die Kennzeichnung für Schutzhand-schuhe gegen spezielle Chemikalien und Schutzhandschuhe gegen Mikroorganismen ein anderes Symbol.

Schutzhandschuhe gegen Chemikalien sind mit einem Piktogramm nach Abbildung 4 gekennzeichnet. Die Prüfchemikalien für die Permeation (molekulare Durchdringung) sind ebenfalls Bestandteil der Kennzeich-nung.

4. Schutzhandschuhe

Die Prüfchemikalien sind mit Kennbuch staben versehen:

Kenn- Prüfchemikalie

CAS-RN Klasse

buchstabe

A Methanol 67-56-1 Primärer Alkohol

B Aceton 67-64-1 Keton

C Acetonitril 75-05-8 Nitril

D Dichloromethan 75-09-2 Chloriertes Paraffi n

E Kohlenstoff disulfi d 75-15-0 Schwefelhaltige organische Verbindung

F Toluol 108-88-3 Aromatischer Kohlenwasserstoff

G Diethylamin 109-89-7 Amin

H Tetrahydrofuran 109-99-9 Heterozyklische und Etherverbindungen

I Ethylacetat 141-78-6 Ester

J n-Heptan 142-85-5 Aliphatischer Kohlenwasserstoff

K Natriumhydroxid 40 % 1310-73-2 Anorganische Base

L Schwefelsäure 96 % 7664-93-9 Anorganische Säure

Tabelle 4.3.1: Liste der Prüfchemikalien

35

Abb. 4.3.5: Beispiel für Chemikalienschutzhand-

schuhe, die gleichzeitig Schutz gegen Mikroorga-

nismen und leichte mechanische Gefährdungen

bieten.

Chemikalienschutzhandschuhe werden aus verschiedenen Materialien hergestellt. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über häufi g eingesetzte Materialien.

4. Schutzhandschuhe

Abb. 4.3.2: Piktogramm für

Handschuhe zum Schutz gegen

Chemikalien

Abb. 4.3.3: Piktogramm für

Handschuhe zum Schutz gegen

spezielle Chemikalien

Abb. 4.3.4: Piktogramm für

Handschuhe zum Schutz gegen

Mikroorganismen

36

4. Schutzhandschuhe

Material Eigenschaft en

Latex Material ist elastisch, gleichzeitig jedoch nur in gerin- (Natural Rubber – NR) gerem Maße chemikalien- und alterungsbeständig.

Durch die starke Dehnbarkeit ist ein hoher Trage-komfort gegeben, wobei die Fingerfertigkeit erhalten bleibt.

Nitril-Kautschuk Material mit sehr gutem Abrieb-, Stich-, Schnitt- und (Nitril-Butyl-Rubber – NBR) Reißfestigkeit. Schutzhandschuhe aus Nitril-Kaut-

schuk werden von dünner bis hin zur kräft igen Ausfüh-rung angeboten.

Die Beschichtungen der verschiedenen Hersteller sind fi rmenspezifi sch entwickelt und weisen dadurch un-terschiedliche Eigenschaft en auf.

Polyvinylchlorid Material ist wenig flexibel, deshalb werden bei der (PVC) Produktion Weichmacher zugesetzt. Kontakt von PVC-

Material mit Lösemitteln führt zum Auswaschen der Weichmacher und zum Verspröden der Handschuhe

Polychloropren, Material mit guten physikalischen Eigenschaft en. Neopren (CR) Gute Witterungs- und Alterungsbeständigkeit

Tutylkautschuk (Butyl Rubber, Meist sehr dick und schwer, häufi g in Verbindung mit Polyisobuthylen Rubber -. IIR, IBR) schweren Chemikalienschutzanzügen verwendet

Fluorkautschuk (FKM) Material mit weiterem Anwendungsbereich

Polyvinylalkohol (PVA) Material mit eingeschränktem Anwendungsbereich, wasserlöslich

Zweifache Materialmixe Materialkombination für sehr hohe Beanspruchung (z. B. bei Chemikaliengemischen)

Tabelle 4.3.6: Materialien für Schutzhandschuhe nach DGUV Information 212-007 (BGI/GUV-I 868)

37

Welche Arten von Fußschutz gibt es?

„Sicherheitsschuhe“ nach den Normen der Reihe DIN EN ISO 203451 mit Zehenkappen für hohe Belastungen, deren Schutzwirkung mit einer Energie von 200 Joule geprüft wurde (Kurzbezeichnung S).

„Schutzschuhe“ nach den Normen der Reihe DIN EN ISO 203462 mit Zehenkappen für mittlere Belastungen, deren Schutzwirkung mit einer Energie von 100 Joule geprüft wurde (Kurzbe zeichnung P).

„Berufsschuhe“ nach der Norm DIN EN ISO 203473 sind Schuhe mit schützenden Merk-malen, die jedoch keine Zehenkappen ha -ben müssen. Berufsschuhe sind mit mindes-tens einem schützenden Bestandteil, z. B. geschlossener Fersenbereich, Durchtrittsi-cherheit, profi lierter Laufsohle ausgestattet.

Wird die Übereinstimmung der grundlegen-den Sicherheits- und Gesundheits schutz-anforde rungen durch Einhaltung der harmo-nisierten Normen gewährleistet, sind die Schuhe zusätz lich zum CE-Zeichen nach den Normen der Reihen EN ISO 20345 bis EN ISO 20347 ge kennzeichnet.

Bei allen Schuhausführungen wird nach der Herstellungsart unterschieden zwischen der Klassifi zierungsart I und II:

I Schuhe aus Leder und anderen Materi-alien, hergestellt nach herkömmlichen Schuhferti gungsmethoden und

Dieses Kapitel über den Schutz der Füße gibt einen Überblick über die wichtigsten Aspekte beim Einsatz von Sicherheits-, Schutz- und Berufsschuhen. Umfassende Informationen zu diesem Thema enthält die DGUV Regel 112-191 (BGR 191) „Benutzung von Fuß- und Knieschutz“.

Die Regel steht auf unserer Internetseite zum Download bereit (www.bgetem.de, Webcode 12282701).

Nach den Statistiken der gewerbli-chen Berufsgenossenschaft en und den Unfallverhütungs berichten der Bundesregie-rung sind rund 20 % aller gemeldeten Arbeitsunfälle Fußver let zungen. Nach der Rehabilitationsstatistik der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung entfallen auf erstmals entschädigte Unfälle jährlich ca. 6.000 Fußverletzungen.

Ein Unfallbeispiel mag für sich gelten:Von einer Drehmaschine fi elen während der Arbeit große und ziemlich feste Drehspäne ab. Der Dreher trug nur Sandalen. Bei einer plötzlichen hastigen Bewegung geriet der Dreher mit einem Fuß in die scharfk antigen Drehspäne. Tiefe Schnitte in der Ferse und eine durch trennte Achilles-Sehne waren die Folge.

5. Fußschutz

Dipl.-Ing. Renate Kaiser

1 DIN EN ISO 20345 „Persönliche Schutzausrüstung – Sicherheitsschuhe“

2 DIN EN ISO 20346 „Persönliche Schutzausrüstung – Schutzschuhe“

3 DIN EN ISO 20347 „Persönliche Schutzausrüstung – Berufsschuhe“

≥1,2

5≤0

,90

h h

h h

h

Laufsohle mit Profil Brandsohle

Schuhunterbau

Gelenkeinlage

Blattfutter

Zehenkappe

Schaftvorderteil (Blatt)

LascheTriangeln, Haken, Ösen Knöchelschutz, hier verbunden

mit Polsterkragen

Kantenabdeckungder Zehenkappe

A Halbschuh B Stiefel niedrig C Stiefel halbhoch

E Stiefel oberschenkelhochD Stiefel hoch

Schafthinterteil(Quartier)

Verstärkung im Fersenbereich(Hinterkappe)

variable Verlängerung,die an den Trägerangepasst werden kann

Quartierfutter

durchtrittsichereEinlage,wenn erforderlich

Gelenkbereich (Profil möglich) Absatz

38

Den Aufb au und die Formen von Sicherheits-schuhen zeigt Abb. 5.1.

II im Ganzen vulkanisierte oder geformte Schuhe (z. B. Gummi- oder Kunststoff stie-fel).

5. Fußschutz

Abb 5.1: Aufb au und Formen von Sicherheitsschuhen; siehe auch DGUV Regel 112-191 (BGR 191) „Benut-

zung von Fuß- und Beinschutz“

39

Die Kennzeichnung umfasst:• Größe• Hersteller• Typenbezeichnung• Herstellungsdatum (mindestens Quartal

und Jahr)• Europäische Norm mit Erscheinungsjahr• Schutzfunktionssymbol• CE-Kennzeichnung• Kategorie

Kategorien und Zusatzanforderungen

Die Schutzeigenschaft en von Fußschutz sind in Kategorien und Zusatzanforderungen entsprechend den nachfolgenden Tabellen defi niert.

Anmerkung: Der Zehenschutz (Schutzkappe) gehört, außer bei Berufsschuhen, zu den Grundanforderungen.

Kennzeichnung

Jeder als persönliche Schutzausrüstung vor-gesehene Schuh muss vom Hersteller oder Im porteur mit einer CE-Kennzeichnung verse-hen werden.

Mit dem Konformitätszeichen CE dokumen-tiert der Schuhhersteller, dass der Schuh nach der einschlägigen EG-Richtlinie herge-stellt und dies durch eine zugelassene un-abhängige Prüfstelle an einem Baumuster überprüft wurde (Baumusterprüfung).

Anhand der Kennzeichnung kann der Benut-zer zusätzlich erkennen, vor welchen Gefah-ren der Schuh schützt (siehe hierzu Tabellen auf den nachfolgenden Seiten).

5. Fußschutz

Firmenname XY CE

Gr. 42 Typ Z 2/2011

DIN EN ISO 20345:2007 HI S3

Abb. 5.2: Beispiel für die Kennzeichnung eines

Sicherheitsschuhs des Herstellers XY, vom Typ Z,

in Größe 42, hergestellt im 2. Quartal 2011.

Der Schuh entspricht Kategorie S3 (d. h. ge-

schlos sener Fersenbereich, Antistatik, Energie-

auf nahmevermögen im Fersenbereich, Wasser-

durchtritt- und -aufnahme, Durchtrittsicherheit

und profi lierte Sohle). Zusätzliche ist die Anforde-

rung HI (Isolierung gegen Wärme) erfüllt.

40

5. Fußschutz

Kategorie Grund-

anforderung Zusatzanforderung

S P O

SB PB I oder II

S1 P1 O1 I Geschlossener Fersenbereich Antistatik Energieaufnahmevermögen im Fersenbe reich

S2 P2 O2 I wie S1, P1, O1, zusätzlich Wasserdurchtritt und Wasser aufnahme

S3 P3 O3 I wie S2, P2, O2, zusätzliche Durchtrittsicherheit, profi lierte Laufsohle

S4 P4 O4 II Antistatik Energieaufnahmevermögen im Fersenbe reich

S5 P5 O5 II wie S4, P4, O4, zusätzliche Durchtrittsicherheit, profi lierte Laufsohle

Sicher- Schutz- Berufs-

heits- schuhe schuhe

schuhe

Tabelle 5.3: Kategorien von Fußschutz

41

5. Fußschutz

Anforderung Symbol

Schuh im zusammengebauten Zustand

Durchtrittsicherheit P

Leitfähige Schuhe C

Antistatische Schuhe A

Elektrisch isolierende Schuhe I

Wärmeisolierung HI

Kälteisolierung CI

Energieaufnahmevermögen im Fersenbereich E

Wasserdichtheit WR

Mittelfußschutz M

Knöchelschutz AN

Schuhoberteil

Wasserdurchtritt und Wasseraufnahme WRU

Schnittschutz CR

Laufsohle

Verhalten gegenüber Kontaktwärme HRO

Kraft stoff beständigkeit FO

Tabelle 5.4: Zusatzanforderungen für besondere Anwendungen

42

lungsarbeiten, Bauhöfe, Lagerplätze) ist ein Sicherheitsschuh der Kategorie S 3 oder S 5 geeignet.

Galvanikbetriebe

Bei Arbeiten in Galvaniken wird die Benut-zung von Gummistiefeln mit gleitsicherer Profi l sohle empfohlen (z. B. Berufsschuhe O 4 mit geeigneter Sohle oder O 5). Besteht die Gefahr von Fußverletzungen durch schwere, herabfallende Teile, so sind Gum-mistiefel mit eingear beiteter Zehenkappe zu benutzen (z. B. Sicherheitsschuhe S 4 mit geeigneter Sohle oder S 5).

Antistatische Schuhe

Bei antistatischen Schuhen (Zusatzanforde-rung A) darf der elektrische Durchgangs-wider stand nicht geringer als 105 Ohm und nicht größer als 109 Ohm sein. Antistatik gehört heute zu den Grundanforderungen von Sicherheits-, Schutz- und Berufsschu-hen.

Auswahl an Fußschutz

Die Hersteller von Fußschutz bieten eine Vielzahl von Modellen an.

Wichtig ist, dass die Schuhe anhand der für den Arbeitsplatz vorgenommenen Gefähr-dungs beurteilung stets sorgfältig und zweck -entsprechend ausgewählt werden. An Sicherheits schuhe auf Baustellen werden z. B. andere Forderungen gestellt als an Sicherheitsschuhe in einem Fertigungsbe-trieb.

Nachfolgend einige Hinweise für die Fuß-schutzauswahl. Die Entscheidung für den jeweils benötigten bzw. geeigneten Fuß-schutz bedarf immer einer konkreten Gefährdungsbeurtei lung.

Montage-, Instandhaltungsarbeiten

im Trockenbereich

Für Arbeiten mit Fußgefährdung im Gebäude (Trockenbereich) ist in der Regel ein Sicher-heitsschuh der Kategorie S 1 ausreichend.

Außenarbeiten

Für Arbeiten mit Fußgefährdung, die teil-weise auch außerhalb von Trockenbereichen durch geführt werden, ist ein Sicherheits-schuh der Kategorie S 2 oder S 4 geeignet. Dies gilt nicht für Baustellen (siehe unten).

Arbeiten auf Baustellen

Für Arbeiten im Baustellenbereich (Roh-bau, Tiefb au, Rohrleitungsbau, Gerüstbau, Abbruch arbeiten, Ausbauarbeiten, Scha-

5. Fußschutz

43

Abb. 5.5: Beispiele verschiedener Sicherheitsschuhe

5. Fußschutz

Sicherheitshalbschuh S 1 Gute Belüft ung durch Perforation und seitliche Öff nungen. Nur für Berei-che ohne Nässeeinwirkung geeig net!

Sicherheitsschuh S 2Für die meisten Arbeitsbereiche geeignet, bequeme Ausführung, ganz ledergefüttert.

Sicherheitsschuh S 2 für Heißbereiche (Zusatzan-forderungen HI und HRO)

Sicherheitshalbschuh S 1 für Damen

Sicherheitsschuh S 3 mit durchtrittssicherer Sohle für Baustellen

Sicherheitsschuhe in Turnschuhform(erhältlich in vielen Ausführungen von S 1 bis S 3)

44

elektrische Klasse können die Farben rot (Klasse 00) und beige (Klasse 0) verwendet wer den.

Isolierende Fußbekleidung ist trocken aufzu -bewahren und stets vor Gebrauch auf off ensicht liche Beschädigungen zu prüfen. Außerdem ist sie in bestimmten Abständen auch einer elektrischen Spannungsfestig-keitsprüfung nach DIN EN 50321 zu unter-ziehen. Prüfstelle und Prüfzeitpunkt sind auf dem vorgesehenen Kennzeichnungsfeld dauerhaft zu vermerken.

Orthopädischer Fußschutz

Mitarbeiter, die orthopädische Schuhe oder orthopädische Einlagen benötigen, sind in der Regel auch am Arbeitsplatz auf die individuell erforderlichen Anpassungen an-gewiesen.

Aus rechtlichen Gründen darf aber baumus-tergeprüft e persönliche Schutzausrüstung (dar unter auch Berufs-, Schutz- und Sicher-heitsschuhe) nicht ohne weiteres verändert werden, da in einem solchen Fall die Bau-musterprüfung erlischt. Damit der Orthopä-dieschuhmacher trotz dem rechtskonform orthopädische Sicherheitsschuhe herstellen oder industriell gefertigte Schuhe anpassen (zurichten) kann, bieten verschiedene Her-steller baumustergeprüft e Sys teme für ortho-pädische Anpassungen von Sicherheitsschu-hen an.

Elektrisch leitfähige Schuhe

Leitfähige Schuhe (Zusatzanforderung C) dürfen einen elektrischen Durchgangswi-derstand von maximal 105 Ohm haben. Dies wird in Bereichen benötigt, in denen das Auft reten elektrostatischer Entladungen mit großer Sicherheit vermieden werden muss. Leitfähige Schuhe dürfen nur eingesetzt wer-den, wenn eine Berührung spannungsfüh-render Teile aus geschlossen ist.

Elektrisch isolierende Schuhe

Isolierende Sicherheitsschuhe sind für Arbei-ten an unter Spannung stehenden Teilen oder in deren Nähe gedacht und sollen vor allem Gefährdungen durch Körperdurchströ-mung und elektrischen Schock verhindern. Hierzu erfolgen im Rahmen der Baumuster-prüfung Tests auf Spannungsüberschläge unter defi nierten Prüfspannungen.

Nach EN ISO 20345 bis 20347 erfolgt die Kennzeichnung durch die Zusatzanforderung I und Angabe der elektrischen Klasse.

• Klasse 00: Bis zu einer Nennspannung von 500 V Wechsel- und 750 V Gleichspan nung

• Klasse 0: Bis zu einer Nennspannung von 1000 V Wechsel- und 1500 V Gleichspan-nung

Elektrisch isolierender Fußschutz nach EN 50321 (VDE 0682-331) ist demgegenüber ge - kennzeichnet durch das Doppeldreieck und die elektrische Klasse (siehe oben). Für die

5. Fußschutz

45

Hinweise auf mögliche Kostenträger für die gegenüber einem normalen Fußschutz anfallen den Mehrkosten fi nden Sie in An-hang 2, Abschnitt 5 der DGUV Regel 112-191 (BGR 191) „Benutzung von Fuß- und Knieschutz“.

Systemlieferanten für verschiedene Erforder-nisse sind auf den Internetseiten der Berufsge nossenschaft lichen Zentrale für Sicherheit und Gesundheit zu fi nden (Geben Sie in Ihre Suchmaschine „Datenbank ortho-pädischer Fußschutz“ ein, um auf diese Informationsseiten zu gelangen.)

5. Fußschutz

Wellenlänge

nm

Strahlenart

100 280 315

380400 700

780

1400 3000 1 mm

ultraviolette Strahlung infrarote Strahlungsichtbare Strahlungsichtbare Laserstrahlung

UVC UVB UVA vio

lett

bla

u

grü

n

ora

ng

e

rotge

lb

IRA IRB IRC

46

Mechanische Gefährdungen

Gefährdungen des Auges können sich durch Fremdkörper, wie Stäube und Festkörper, z. B. Späne, Splitter, Körner, ergeben, die das Auge treff en und verletzen.

Optische Gefährdungen

Optische Strahlung wird nach ihrer Wellen-länge in ultraviolette, sichtbare und infrarote Strahlung unterschieden. Ziel ist es, dass die gefährliche optische Strahlung unterhalb der Expositionsgrenzwerte der OStrV (Verord-nung zum Schutz der Beschäft igten vor Gefährdungen durch künstliche optische Strahlung) bleibt.

In vielen Branchen und Arbeitsbereichen ist trotz der vielen technischen Schutzmaß-nahmen mit einer Gefährdung der Augen und des Gesichtes zu rechnen. Im Bereich der DGUV pas sierten 2007 mehr als 20.000 Augenunfälle. Durch die richtige Wahl der geeigneten Augen schutzgeräte können fast alle Unfälle verhindert werden. Die folgen-den Informationen sollen dem Unternehmer helfen, anhand der Gefährdungsermittlung das richtige Augenschutzgerät auszuwählen.

Bei den Gefährdungen unterscheidet man:

6. Schutz des Gesichtes und der Augen

Dipl.-Phys. Martin Brose

Abb. 6.1: Wellenlängenbereiche und ihre Bezeichnung

47

Beim Laser (Light amplifi cation by stimula-ted emission of radiation) handelt es sich um Strahlungsverstärkung durch angeregte Strahlungsemission im Wellenlängenbe-reich zwi schen 100 nm und 1 mm. Die hohe Intensität des Laserstrahles, verbunden mit großer Reich weite, kann das Auge bleibend schädigen. Im Wellenlängenbereich zwi-schen 400 nm und 1 400 nm können schon niedrige Leistungen die Netzhaut durch die Fokussierungswirkung der Augenlinse schä-digen.

Chemische Gefährdungen

Chemische Gefährdungen können von fes-ten, flüssigen oder gasförmigen Substanzen, z. B. Dämpfe, Nebel, Rauche, ausgehen. Chemikalien können sich im Augenwasser lösen. Säu ren und Laugen können das Auge schwer schädigen.

Thermische Gefährdungen

Hitze wird durch feste oder flüssige Körper (Berührungswärme), über Gase (Konvek-tions wärme) oder durch Infrarotstrahlung übertragen, wobei es durch Austrocknung zu Hornhaut reizungen kommen kann. Kälteein-wirkung, z. B. bei längerem Aufenthalt in kal-ter Witterung oder in Kühlhäusern, kann zum Tränen der Augen und zu Erfrierungserschei-nungen führen.

Ultraviolette Strahlung

UV-Strahlung tritt z. B. beim Schweißen, bei intensiver Sonnenstrahlung, bei der Lacktrock nung oder der Kunststoff härtung auf. Sie ist gefährlich für die Haut und die Augen. Bei der Einwirkung dieser Strahlung auf die Augen kann es langfristig zum Augen-katarakt (Star) oder kurzfristig zu Horn- oder Bindehautentzündungen („Verblitzen“) kom-men. Beim Gesicht bzw. der Haut kann es bei Überexpostionen zu Hautkrebs kommen. Hier müssen die Expositions grenzwerte der OStrV (GV 18, BG ETEM) eingehalten werden.

Licht

Licht ist sichtbare Strahlung, die ungehindert die Netzhaut des Auges trifft und das Sehen ermöglicht. Intensive sichtbare Strahlung kann – ähnlich wie bei der Laserstrahlung – die Netzhaut bleibend schädigen. Bei ho-hen Leuchtdichten oder unterschiedlichen Leuchtdich ten kann durch Blendung die vi-suelle Wahrnehmung behindert werden.

Infrarote Strahlung

IR-Strahlung geht z. B. von feuerflüssigen Massen in der Metall- oder Glasindustrie aus; sie tritt aber auch bei Schweißvorgän-gen auf. Sie kann Schädigungen der Netz-haut und Linse verursachen. Langwellige IR-Strahlung kann zum grauen Star (Feuer-star) führen.

6. Schutz des Gesichtes und der Augen

48

Korrektionsschutzbrillen

Handelsübliche Korrektionsbrillen haben keine Schutzwirkung. Deshalb muss der Unternehmer auch fehlsichtigen Versi-cherten geeigneten Augenschutz zur Ver-fügung stellen. Für kurzfristige Arbeiten über wenige Minuten können z. B. Korb-, Überbril-len oder Visiere getragen werden. Bei länger dauernder Tätigkeit sollten, wenn immer möglich, Korrektionsschutz brillen getragen werden.

Augenschutz gegen mechanische

Gefährdungen

Gegen allgemeine mechanische Gefährdun-gen des Auges sind Sicherheits-Sichtschei-ben oder entsprechende Draht-oder Kunst-

Gefährdung durch Störlichtbögen

Bei Arbeiten an oder in der Nähe von elektri -schen Anlagen oder Kurzschlüs sen in elektri -schen Energievertei lungsanlagen können Störlichtbögen entstehen. Durch die entste-henden hohen Temperaturen und wegsprit-zenden Teilchen besteht die Gefahr, dass Auge und Gesicht erheblich geschädigt werden.

Auswahl der Schutzbrille bzw. des Visiers

Bei der Auswahl von Augen- und Gesichts-schutz hat der Unternehmer nach § 2 der PSA-Benutzungsverordnung eine Beurtei-lung des von ihm vorgesehenen Augen- und Gesichtsschutzes vorzunehmen, um festzu-stellen, ob dieser die Gefahr ausrei chend mindert.

Für die Auswahl ist es zweckmäßig, Augen-schutzgeräte vor Ort zu erproben. Dabei ist eine Beeinträchtigung oder Belastung der Träger oder eine Behinderung bei deren Ar-beit so ge ring wie möglich zu halten.

6. Schutz des Gesichtes und der Augen

Abb. 6.2: Beispiel für den Einsatz eines Visiers

zum Störlichtbogenschutz

Abb. 6.3: Korrektionsschutzbrillen

49

Bei Schweißarbeiten können neben her-kömmlichen auch elektrooptische Filter mit um schaltbaren oder selbsttätig anpassen-den Filtern eingesetzt werden. Bei diesen Filtern ist der Basisschutz (UV-und IR-Strah-lung) in der Regel immer gegeben.

Augenschutz gegen chemische

Gefährdungen

Gegen Einwirkungen durch Gase, Dämpfe, Nebel, Rauche und Feinstäube (Durchmesser < 5 μm) schützen Korbbrillen mit der Kenn-zeichnung „5“. Bei chemischen Gefährdun-gen nur des Auges durch Flüssigkeitsspritzer sind Korbbrillen mit der Kennzeichnung „3“ zu benut zen. Sind nicht nur Augen, sondern auch Gesicht und Hals durch Flüssigkeits-spritzer gefähr det, sind Schutzschirme zu benutzen.

Augenschutz gegen Störlichtbögen

Bisher wurde zur Bewertung und Kennzeich-nung des Elektriker-Gesichtsschutzes die DIN EN 166 als alleinige Bewertungsgrundla-ge herangezogen. Aus vielen Versuchsreihen der Vergangenheit ist bekannt, wie sich ver-schiedene Materialien und Materialstärken der Sicht scheiben für Elektriker-Gesichts-schutz im Störlichtbogen hinsichtlich der Standfestigkeit verhalten. Beurteilungskrite-rien waren in der Vergangenheit ausschließ-lich Formstabilität, Schmelzen, Abtropfen und Entzündung. Dies führte dazu, dass zur Bewertung der Eignung gegen Störlichtbo-gen eine Mindestdicke von 1,4 mm und eine UV-Schutzstufe von 2-1,2 (Lichttransmission)

stoff gewebe zu benutzen. Entsprechend der kineti schen Energie (Funktion aus Masse und Geschwindigkeit) der einwirkenden Späne und Splitter gibt es verschieden geprüft e Sichtscheiben mit den Kennzeich-nungen S, F, B oder A.

Augenschutz gegen optische Gefährdungen

Bei optischen Gefährdungen des Auges sind geeignete Schutzfi lter in Abhängigkeit von der jeweiligen Tätigkeit zu benutzen. Beim Gas- und Lichtbogenschweißen, bei Löt- und anderen vergleichbaren Arbeiten sind Schweißer-Schutzfi lter entsprechend einzu-setzen. Die Einsatzgebiete für UV-, IR- und Sonnenschutzfi ltern ergeben sich aus den Abschnitten 3 bis 5 in Anhang 2.

In Abhängigkeit von der Strahlung wird un-terschieden zwischen:

• Schweißerschutzfi ltern• Sonnenschutzfi ltern• Schutzfi ltern gegen ultraviolette Strahlung• Schutzfi ltern gegen infrarote Strahlung• Schutzfi ltern gegen Laserstrahlung

sowie ggf. Kombinationen daraus

Bei diesen Filterarten ist die Durchlässigkeit (Transmission) für die ultraviolette, sichtbare und infrarote Strahlung dem Einsatzzweck entsprechend begrenzt, wobei die notwen-dige Schutzstufennummer mit der Intensität der Strahlung steigt.

6. Schutz des Gesichtes und der Augen

50

Lichttransmission bei unterschiedlichen

Lichtquellen

Die praktische Anwendung des Elektriker- Gesichtsschutzes hat gezeigt, dass neben Arbeiten bei Tageslicht ebenfalls Arbeiten in Räumen mit Fremdbeleuchtung erledigt werden müssen. Wurde nach DIN EN 166 der Lichttransmissionsgrad (VLT) ausschließlich mit einer Normlichtart A (Tageslichtnachbil-dung) überprüft , beschreibt der Prüfgrund-satz Zusatzprüfungen mit zwei weiteren, unterschiedlichen Lichtquellen. Es werden Messungen des VLT bei Normlichtart A, Leuchtstoff lampe (Tageslichtspektrum) und Weißlicht-LED durchgeführt.

Hieraus ergeben sich drei Transmissions-klassen:Klasse 0: VLT (D65) ≥ 75 %Klasse 1: VLT (D65) 65 % ≥ VLT (D65) < 75 %;Klasse 2: VLT (D65) < 65 %).Diese Grenzwerte gelten für transparente und getönte Sichtscheiben.

Kennzeichnung/Benutzerinformation

Um den Anwendungsbereich deutlich herauszustellen, mussten die Kennzeich-nung sowie der Inhalt der Benutzerinforma-tion nach DIN EN 166 ergänzt werden. Die Kennzeichnung der DIN EN 166 wird durch die zusätzlichen Klassenziff ern für Störlicht-bogenklasse und Lichttransmissionsklasse erweitert.

vorgeschrieben waren. Auf Grund neuerer Erkenntnisse (2008) hat sich herausgestellt, dass neben den Einflüssen aus der Plasma-wolke ebenfalls die Wärmestrah lung, die durch das Gesichtsschutzschild dringt, zu Verbrennun gen der Haut führt. Mit Blick auf verschiedene Störlichtbogenintensitäten ist bei den bisher zertifi zierten Produkten nicht zu erkennen, ob sie für den jeweiligen An-wendungsfall geeignet sind.

Die Prüfstelle Elektrotechnik der BG ETEM hat bis zur Änderung der Normen einen neuen Prüf grundsatz GS-ET-29 „Zusatzanfor-derungen für die Prüfung und Zertifi zierung von Elektriker-Gesichtsschutz“ erstellt. Die Zusatzanforderungen zur DIN EN 166 bezie-hen sich auf die Aspekte:

• Thermischer Schutz • Lichttransmission bei unterschiedlichen

Lichtquellen • Kennzeichnung/Benutzerinformation

Thermischer Schutz

Bei einer Einteilung des Gesichtsschutzes unter Berücksichtigung verschiedener Störlichtbo genintensitäten ist es sinnvoll, sich an der Klassifi zierung für Schutzklei-dung gegen die ther mischen Gefahren eines elektrischen Lichtbogens (DIN EN 61482-1-2) zu orientieren. Diese Norm defi niert zwei Schutzklassen mit folgenden Leistungspara-metern: Klasse 1: 135 kJ/m2 Klasse 2: 423 kJ/m2

6. Schutz des Gesichtes und der Augen

51

Augenschutz gegen die optische Schweiß-

strahlung

Bei fast allen Schweißverfahren werden die Expositionsgrenzwerte (zulässige Werte) für UV-Strahlung und IR-Strahlung überschritten, deshalb ist in diesem Wellenlängenbe-reich immer ein Schutz notwendig. Je nach Schweißverfahren kommt es zu sehr hohen Leucht dichten, die zur Blendung führen. Deshalb müssen die verschiedenen Augen-schutzgeräte beim Schweißen entsprechend ihrer Schutzstufe vor der Blendung schützen und somit das sichtbare Licht abschwächen.

Gegen die Strahlung des Lichtbogens muss sich sowohl der Schweißer als auch der Helfer schützen. Beim Lichtbogenschweißen werden dafür im Allgemeinen Schweißerschutzschirme mit Schweißerschutzfi ltern verwendet. Die Schweißerschutzfi lter sind Sichtscheiben mit Filterwirkung gegenüber den auft retenden Strahlen und sind gemäß EN 175 in Schutz-stufen eingeteilt. Beim Schutzgasschweißen und bei Plasmaverfahren braucht man z. B. einen Schutz schirm mit Schweißerschutzfi l-tern nach DIN EN 169. Den unterschiedlichen Schutzstufen der Filter sind jeweils bestimm-te Strahlungsdurchlässigkeiten (Dunkeltö-nungen) zugeordnet. Bei der Auswahl ist in erster Linie ein ausreichender Blendschutz maßgebend, bei dessen Ein haltung zugleich auch die infrarote und die ultraviolette Strah-lung genügend gedämpft werden.

Die Schweißerschutzfi lter müssen dauerhaft gekennzeichnet sein, z. B.: 12 XY 1 DIN L

Beispiel: 8 – 1 – 0 8: Schutz gegen Störlichtbogen gemäß

DIN EN 166 1: Störlichtbogenklasse (135 kJ/m2) 0: Lichttransmissionsklasse (VLT ≥ 75 %)

In die Benutzerinformation werden zusätz-lich die Erläu terung der Kurzzeichen für Stör -lichtbogenklasse und Lichttransmissions-klasse sowie der Hinweis auf eine Mindest-beleuchtungsstärke am Arbeitsplatz gefor-dert. Diese muss hinter dem Gesichtsschutz eine Beleuch tungsstärke von mindestens 30 Lux gewährleisten. Es ist beabsichtigt, die Festlegungen des Prüfgrundsatzes in die Überarbeitung der EN 166 einzubringen und die Anforderungen an Elektriker-Gesichts-schutz in diesen Punkten zu erweitern.

6. Schutz des Gesichtes und der Augen

Abb. 6.4: Elektriker-Schutzhaube mit Filter gegen

Störlichtbogen

52

Das menschliche Auge sieht optimal bei einer Helligkeit bzw. Beleuchtungsstärke von 10 000 Lux. In Städten mit vielen hellen Fas-saden und anderen reflektierenden Flächen, am Wasser, in großer Höhe oder in schnee-bedecktem Gelände kann es zu wesentlich höheren Helligkeiten mit bis zu 10facher Strahlungsintensität kommen. Unsere Augen können sich auf unterschiedliche Helligkei-ten einstellen (Pupille). Wird die Umgebung je doch zu hell, kann man unabhängig vom Sehvermögen nichts mehr erkennen. Diese Blendung lässt sich mit einem Licht dämp-fenden Filter senken, dessen Stärke durch die Tönung bestimmt ist.

An vielen Arbeitsplätzen werden häufi g auch selbstverdunkelnde Schweißerschutzhau-ben verwendet. Kern ist eine Schutzfi lter-Kassette als Sichtfenster, die nach ca. 0,5 bis 2 ms ent sprechend der vorgewählten Schutzstufe auf „Verdunkeln“ umschaltet. Dieser Eff ekt wird durch eine dünne Flüssig-kristallschicht im Schutzfi lter erreicht. Auch in der Hellstufe ist der UV-und IR-Schutz gewährleistet. Die Anforderungen an solche Schutzfi lter sind in der EN 379 festgelegt.

Augenschutz gegen Sonnenstrahlung

Schutz vor Blendung

6. Schutz des Gesichtes und der Augen

Abb. 6.5: Beispiel für eine Schweißerschutzbrille

für einen Schweißhelfer

Abb. 6.6: Beispiel für ein automatisches

Schweißerschutzvisier

Abb. 6.7: Beispiel für eine Schutzbrille mit weg-

klappbarem optischen Filter

53

Schutz vor IR-Strahlung

Die normale Infrarot-Strahlung stellt für das Auge keine Gefährdung dar. Gläser mit redu -zierter IR-Durchlässigkeit sind v. a. für ge-schlossene Ski-, Alpin- und Ballonfahrer-brillen empfohlen zur Sicherstellung der visuellen Wahrnehmung. Wer auf der Straße unterwegs ist, sollte jedoch auch mit Son-nenschutzbrille über eine optimale visuelle Wahrnehmung verfü gen. Eine verkehrstaug-liche Sonnenschutzbrille darf nicht zu dun-kel sein (18-43 % Licht durchlässigkeit) und die Signalfarben nicht verfärben.

Farbe der Gläser

Braune, graue und grüne Gläser verfälschen die Farbwahrnehmung am wenigsten. Bei anderen Glastönungen werden Farben ver-ändert wahrgenommen bzw. braucht das Gehirn eine gewisse Zeit, um die durch die Brille verschobenen Farbtöne (zu mindest teilweise) wieder zu neutralisieren.

Schutz vor UV-Strahlung

Beim Sonnenschutz muss nicht nur das sichtbare Licht abgedämpft , sondern vor allem auch die unsichtbare UV-Strahlung abgehalten werden. Die Filterung der UV-Strahlung fi ndet im eigentlichen Glas- bzw. Kunststoff material statt und ist unab-hängig vom Tönungsgrad.

6. Schutz des Gesichtes und der Augen

Braun Angenehm warmer Farbton, leichte Farbverfälschungen, filtert Blaulicht

Grau Neutrale Farbwiedergabe

Grün Leichte Farbverfälschung, Verstärkung des natürlichen Grüns

Gelb Kontrasterhöhend (Schießen, Skifahren), wegen Farbverfälschung im Verkehr ungeeignet

Blau,

Rot, Manchmal geeignet, nicht in jeder Form

Violett

Farbe der Brillengläser und Farbwahrnehmung

Abb. 6.8: Sonnenschutzbrille mit Gelbtönung zur

Kontrastverbesserung

54

auf den Wellenlängen bereich zwischen 400 nm und 700 nm be schränkt. Sie sollen die Laserstrahlung auf den Wert der Klasse 2 (maximal 1 mW, mit C6=1) bzw. auf 0,6 Klasse 2 (siehe Tabelle 6 der BGI 5092) abschwächen. Laser-Justierbrillen dienen dem Zweck, diff use Reflexionen dieser Laser strahlung sicher beobachten zu kön-nen.

Wurde die notwendige Schutzstufe des Laserschutzes bestimmt, muss als nächstes je nach Einsatz ein entsprechendes Gestell ausgewählt werden.

Je nach Einsatzzeit und Anforderung an die Sehaufgabe sollen unterschiedliche Gestellfor men ausgewählt werden. Muss zum Beispiel die Laser-Schutzbrille im Laufe des Jahres nur kurz (weniger als 50 Stunden im Jahr) getragen werden und müssen keine Arbeiten mit ho hen Sehanforderungen durchgeführt werden, kann in der Regel ein Korbgestell gewählt wer den.

Müssen häufi ger Arbeiten mit der Brille durchgeführt werden, erhöht sich bei schwe-

Die Kategorie 0 gilt nur für phototrope (bei Licht eindunkelnde) Gläser, für den Ein-satz im Verkehr sind nur die Kategorien 1-3 erlaubt.

Augenschutz gegen Laserstrahlung

Bei Arbeiten im Gefahrenbereich des Lasers (Laserbereich) müssen häufi g Laser- Schutz-brillen oder Laser-Justierbrillen eingesetzt werden. Die Ermittlung der notwendigen Schutz stufe ist oft eine komplexe Analyse, falls der Hersteller der Anlage nicht eine Empfehlung vorgegeben hat. Diese wird aus-führlich in der berufsgenossenschaft lichen Information 5092 „Auswahl und Benutzung von Laser-Schutzbrillen und Laser-Justierbril-len“ dargestellt.

Wichtig ist die Unterscheidung nach Laser-Schutzbrillen; sie dienen dem Schutz der Augen gegen Laserstrahlung für die jeweils betreff ende Wellenlänge im ultravioletten, sichtbaren und infraroten Spektralbereich für mindestens 5 s. Laser-Justierbrillen sind

6. Schutz des Gesichtes und der Augen

Sonnenfi lter Kategorie nach EN 1836

Filterkategorie Transmission in %

0 80-100

1 43-80

2 18-43

3 8-18

4 3-8

Abb. 6.9: Modell einer Laserschutzbrille

55

stufen für die jeweilige Laserbetriebsart und Wellenlänge Schutzausrüstung von möglichst geringem Gewicht ausgesucht werden.

• Auf den sicheren Sitz der Brille muss geachtet werden, da die jeweiligen Träger unterschiedliche Kopff ormen haben. Hier müssen bei der Beschaff ung der persönli-chen Schutzausrüstung (PSA) unbedingt die persönlichen Belange des Trägers mit berücksichtigt werden, um die Trageak-zeptanz von Laserschutzprodukten zu erhö hen.

Benutzung

Um die Informationen für die Benutzung nach § 2 Abs. 3 der PSA-Benutzungsverord-nung verfügbar zu machen, sollte der Unter-nehmer für die Benutzung von Augenschutz unter Be rücksichtigung der Informationsbro-schüre des Herstellers eine Betriebsanwei-sung erstellen. Sie soll alle für den sicheren Einsatz erforderlichen Angaben enthalten, insbesondere über:

• die Gefahren entsprechend der Gefähr-dungsermittlung

• das Verhalten bei der Benutzung des Augen- und Gesichtsschutzes

• das Verhalten bei festgestellten Mängeln• Lagerung• Pflege • Reinigung

ren her metisch abgeschlossenen Fassungen die Gefahr, dass die Brillen beschlagen und die Mög lichkeit von Sekundärunfällen erhöht wird. Deshalb sollten nach Möglichkeit leichte Bügelge stelle gewählt werden.

Wird jedoch an Hochleistungslasern von mehreren kW gearbeitet, müssen in der Regel her metisch abgeschlossene und daher schwerere Fassungen verwendet werden. Wichtige Punkte, die überprüft werden müs-sen, sind:

• maximale Tageslichttransmission (je höher, desto besser)

• Prüfung, ob Filter Farbverfälschung hervor-rufen. Müssen bestimmte Farben erkannt werden, sollten, wenn technisch machbar, Filter ausgesucht werden, die eine geringe Farbverfälschung hervorrufen (wichtig bei der Erkennung von Warnsignalen).

• Frage klären, ob die Schutzbrille über eine Korrektionsbrille passen muss.

• Wenn die Schutzbrille nicht mit einer Kor -rektionsbrille (Sehhilfe) kombiniert wer-den muss, ist eine Bügelbrille wegen bes-serer Hinterlüft ung vorzuziehen.

• Wird die Brille von wechselnden Personen z. B. für Besucher getragen, ist eine mög-lichst universelle Passform anzustreben. Hier empfehlen sich ggf. Korbbrillenvarian-ten. Hinweis: Dann sind die Brillen vor jedem Gebrauch zu desinfi zieren und zu rei nigen.

• Um den Tragekomfort zu erhöhen, sollte unter Beachtung der notwendigen Schutz-

6. Schutz des Gesichtes und der Augen

56

Tragen von Kontaktlinsen

Nach den heute vorliegenden Informationen und wissenschaft lichen Erkenntnissen sind Träger von Kontaktlinsen bei Arbeiten durch Lichtbögen nicht gefährdet. Die immer wie-der in Diskussion stehende Verklebung der Kontaktlinse mit der Linse des Auges gilt als „Falsch meldung“. Wichtig ist jedoch, dass geeigneter Augenschutz gemäß dem Gefährdungspoten zial am Arbeitsplatz zum Einsatz kommt.

In Erfüllung der Grundpflichten nach § 3 Arbeitsschutzgesetz hat der Unternehmer die Benutzung des Augen- und Gesichts-schutzes zu überwachen.

6. Schutz des Gesichtes und der Augen

Normen

DIN EN 165 Persönlicher Augenschutz; WörterbuchDIN EN 166 Persönlicher Augenschutz; AnforderungenDIN EN 167 Persönlicher Augenschutz; Optische PrüfverfahrenDIN EN 168 Persönlicher Augenschutz; Nichtoptische PrüfverfahrenDIN EN 169 Persönlicher Augenschutz; Filter für das Schweißen und verwandte Techniken;

Transmissionsanforderungen und empfohlene AnwendungDIN EN 170 Persönlicher Augenschutz; Ultraviolettschutzfi lter; Transmissionsanforderun-

gen und empfohlene AnwendungDIN EN 171 Persönlicher Augenschutz; Infrarotschutzfi lter; Transmissionsanforderungen

und empfohlene Verwendung DIN EN 172 Persönlicher Augenschutz; Sonnenschutzfi lter für den betrieblichen GebrauchDIN EN 174 Persönlicher Augenschutz; Skibrillen für den alpinen SkilaufDIN EN 175 Persönlicher Augenschutz; Geräte für Augen- und Gesichtsschutz beim

Schweißen und bei verwandten VerfahrenDIN EN 207 Persönlicher Augenschutz; Filter und Augenschutz gegen Laserstrahlung (La-

serschutzbrillen)DIN EN 208 Persönlicher Augenschutz; Augenschutzgeräte für Justierarbeiten an Lasern

und Laseraufb auten (Laserjustierbrillen)

Abb. 6.10: Aufb ewahrungsbox für Schutzbrillen

57

Korbbrillen

sind Schutzbrillen, bei denen der Tragkörper korbartig ausgebildet ist und aus weichem, elastischem Material besteht, so dass der Brillenkorb den Augenraum umschließt und sich an das Gesicht anschmiegt (Kopfh alte-rung, Helmhalterung).

Schutzschirme

schützen das Gesicht und je nach Länge und Erweiterungsteilen, z. B. Schürzen, auch Teile des Halses. Sie werden mit Traghilfen am Schutzhelm oder direkt am Kopf getra-gen. Sicht scheiben können an den Traghilfen starr, leicht auswechselbar oder hochklapp-bar befestigt sein.

Schutzschilde

schützen ebenfalls Gesicht und Teile des Halses. Sie werden mit der Hand gehalten. Am häufi gsten anzutreff en sind die Schwei-ßerschutzschilde, die so groß sein müssen, dass das gesamte Gesicht geschützt ist. Schutzschilde sind aus lichtdichten, gegen mechanische und thermische Einwirkungen genügend widerstandsfähigen Werkstoff en hergestellt. Im Schild ist ein Fenster für eine Filterscheibe eingearbeitet. Freisichtschilde haben außerdem ein Be obachtungsfenster,

Begriff e

Antibeschlag (beschlagsarm)

Es gibt spezielle Beschichtungstechnolo-gien, die die Scheibe außen extrem kratzfest und be schlagsarm bis -frei gewährleisten. Diese Scheiben tragen die Kennzeichnung K und N nach EN 166.

Erweiterungsteile

sind Teile, die am Tragkörper zum Schutz vor besonderen Gefahren zusätzlich befestigt werden können (Seitenschutz, Hochklapp-teil).

Fassung

ist der Teil des Tragkörpers, der die Sicht-scheiben hält.

Gestellbrillen

sind Schutzbrillen, die mit Ohrbügeln oder mit Traghilfen für die Befestigung am Schutz-helm ausgerüstet sein können. Für den seitli-chen Schutz sind sie mit Seitenschutzkörben oder Seitenschutzplatten versehen. Haben die Sichtscheiben einer Gestellbrille auch optisch kor rigierende Wirkung, werden sol-che Schutzbrillen als Korrektionsschutzbril-len bezeichnet.

6. Schutz des Gesichtes und der Augen

DIN EN 379 Persönlicher Augenschutz; Automatische Schweißerschutzfi lterDIN EN 1731 Persönlicher Augenschutz; Augen-und Gesichtsschutzgeräte aus GewebeDIN EN 1836 Persönlicher Augenschutz; Sonnenbrillen und Sonnenschutzfi lter für den

allgemeinen Gebrauch

58

Traghilfen

sind Teile des Tragkörpers, die zum Befesti-gen am Ohr des Trägers oder am Schutzhelm dienen (Ohrbügel, Kopfb and, Kopfh alterung, Helmhalterung). Fassung ist der Teil des Tragkörpers, der die Sichtscheiben hält.

Verbindungselemente

sind Teile des Tragkörpers, die Einzelteile miteinander verbinden (Scharniere, Gelenke, Haken, Ösen, Nieten).

das lichtdicht geschlossen und für bestimmte Arbeitsvorgänge geöff net werden kann.

Vorstecker

sind Tragkörper mit Fassungen für Sicher-heits- oder Filtersichtscheiben. Sie werden auf eine Korrektionsbrille aufgesteckt. Vorstecker zählen im weitesten Sinne auch zu den Schutzbril len. Bei Vorsteckern gibt es auch Konstruktionen, die hochklapp-bar sind. Es wird jedoch nicht die gleiche Schutzwirkung erreicht wie mit einer kom-pletten Schutzbrille.

6. Schutz des Gesichtes und der Augen

59

Wenn die Schutzkleidung mit anderer PSA, z. B. Chemikalienschutzstiefel, Atem schutz, eine durchgängige Einheit bilden muss, so ist besonderes Augenmerk auf den Schutz-grad der Anschluss-Stellen zu richten.

Der Tragekomfort der Schutzkleidung soll möglichst hoch sein, er ist abhängig von:

• Schutzgrad gegen die Gefährdung• Umgebungsbedingungen• Körperlicher Betätigung/Belastung des

Anwenders• Anwendungsdauer

Die Anwender sollten durch Handhabungs- und Trageversuche in die Auswahl mit einbe-zogen werden. Dabei ist darauf zu achten, dass keine rauen, harten oder scharfen Oberflächenelemente vorhanden sind, die den Anwender oder Dritte ver letzen könnten. Kein Teil darf so eng anliegen, dass die Blut-zirkulation eingeschränkt wird und kein Teil darf so locker und/oder so schwer sein, dass die Bewegungen be hindert werden.

Wo immer möglich, muss Schutzbekleidung aus Materialien mit geringem Wasser dampf-widerstand und/oder hoher Luft durchlässig-keit bestehen (oder ausreichend belüft et sein), um thermische Belastungen herabzu-setzen.

Schutzkleidung bedeckt die persönliche Bekleidung oder sie ersetzt die persönliche Bekleidung und soll dem Rumpf, den Armen und Beinen Schutz gegen eine oder mehrere Gefährdungen bieten.

Schutzkleidung muss so gestaltet sein, dass sie vom Anwender korrekt angelegt werden kann und für die vorgesehene Gebrauchszeit einen guten Sitz gewährleistet. Dies gilt un-ter Berücksichtigung der Bewegungen und Körperhaltungen, die der Träger einnehmen könnte. Deshalb muss sich die Schutzklei-dung durch Verstellsysteme oder verschiede-ne Größenbereiche an die Statur des Anwen-ders anpassen lassen.

7. Schutz des Rumpfes

Dipl.-Ing. Norbert Schilling

Abb. 7.1: Schutzanzug zum einmaligen Gebrauch

60

Typenzulassung und/oder Qualitätssiche-rung einbezogen ist

• EN-Norm, Veröff entlichungsjahr• Erläuterung der Piktogramme und Leis-

tungsstufe• Wesentliche Ausgangsmaterialien• Gebrauchsanleitung (Prüfung vor Gebrauch,

passender Sitz, An- und Able gen, Hinweise zur geeigneten Verwendung, Gebrauchsein-schränkungen (Temperatur), Anleitung zur Lagerung und Wartung, Höchstabstände für Wartungsüberprüfungen

• Anleitung für Pflege und/oder Dekontami-nation

• Warnhinweise vor möglichen Problemen• Einzelheiten zu Bestandteilen von Schutz-

kleidung, die zusätzlich verwendet wer den müssen, um den vorgesehenen Schutz zu erreichen

• Informationen zu allen im Produkt verwen-deten Materialien, die allergische Re ak ti-onen hervorrufen können oder möglicher-weise karzinogen, reprodukti onstoxisch oder mutagen wirken

• Einzelheiten zu allen wesentlichen ergono-mischen Beeinträchtigungen, die die Ver-wendung des Produktes mit sich bringen, wie z. B. Einschränkungen des Sehfeldes, der Hörschärfe oder das Risiko einer Wär-mebelastung

• Anleitungen zum Erkennen von Alterung und Leistungsverlust des Produktes

• Falls es hilfreich ist, sind Illustrationen, Nummern der einzelnen Teile usw. bei-zufügen

• Anweisungen zur Reparatur

Wenn auf Grund des erforderlichen Schutz-grades Belastungen für den Anwender nicht zu vermeiden sind, muss die Anwendungs-dauer entsprechend zeitlich begrenzt werden.

Wenn der Hersteller angibt, dass die Schutz-kleidung gewaschen oder chemisch ge-reinigt werden darf, dann darf die Längenän-derung sowohl in der Länge als auch in der Breite +/- 3 % nicht überschreiten.

Jeder Teil der Schutzkleidung muss auf den Artikel selbst oder auf einem Etikett les bar und widerstandsfähig gegen eine geeignete Anzahl Pflegezyklen gekennzeichnet sein mit folgenden Angaben:

• Name, Handelsname oder Code• Nummer der einschlägigen EN-Norm• Piktogramm und Leistungsstufen, falls

zutreff end• Pflegehinweise/-kennzeichnung

Ist die Schutzkleidung nur für den einmaligen Gebrauch bestimmt, ist sie mit dem Warnhin-weis „Nicht wieder verwenden“ versehen.

Die Hinweise am Produkt selber müssen in einer schrift lich beiliegenden Information des Herstellers wiederholt werden, zusätz-lich sind zu vermerken:

• Name und Anschrift der Herstellers/autori-sierten Vertreters

• Name, Adresse und Identifi zierungsnum-mer der anerkannten Stelle, die in die

7. Schutz des Rumpfes

61

Feuchte und Wind bei einer Luft temperatur von – 5° charakterisiert.

Dies stellt einen Anhaltswert für kurzzeitige Arbeiten dar; je nach Art und Dauer der Tätig-keit sowie den weiteren Umgebungsbedin-gungen, kann der Einsatz von Kälteschutz-kleidung bereits bei höheren Temperaturen angezeigt sein.

So kann stärkerer Wind die Konvektionswär-meverluste deutlich erhöhen. Deshalb ist der Grad der Luft durchlässigkeit der äußeren Lagen ein entscheidender Faktor. Völlig undurchlässige Kleidung führt sehr schnell zum Schwitzen. Dies sollte bei längerem Aufenthalt in der Kälte unbedingt vermieden werden. Es ist in der Regel wirkungsvoller, Feuchtigkeit durch Ventilationsöff nungen ab-zuführen als durch Diff usion durch mehrere Bekleidungslagen. So kann bei sehr großer Kälte durch Kondensation in der Bekleidung nur sehr wenig Wasserdampf nach außen gelangen. Deshalb ist der Wasserdampf-durchgangswiderstand eine wichtige Ein-flussgröße.

Die wichtigste Eigenschaft von Kälteschutz-kleidung ist das Wärmeisolationsvermögen, die Grundwärmeisolation. Bei der Ermittlung der erforderlichen Isolation macht es einen sehr großen Unterschied, ob der Träger der Kleidung eine nur stehende Tätigkeit ausführt (z. B. Sicherungsposten) oder sich bewegt. So ermöglicht Kälteschutzkleidung mit dem höchsten Isolationsvermögen eine

• Hinweise auf Zubehör und Ersatzteile, falls von Bedeutung

• Geeignete Verpackungsart für den Trans-port, falls erforderlich

• Je nach Erfordernis, Anleitungen zur Wie-deraufb ereitung, sicheren Zerstörung und Entsorgung (z. B. mechanische Trennung oder Verbrennen des Produk tes)

7.1 Kälteschutzkleidung

In der Norm DIN EN 342 1 wird eine kalte Umgebung durch eine Kombination aus

7. Schutz des Rumpfes

Abb. 7.1.1: Kälteschutzkleidung

1 DIN EN 342 „Schutzkleidung – Kleidungssysteme und Kleidungsstücke zum Schutz gegen Kälte“

EN 342

62

7.2 Regenschutzkleidung

Die wichtigste Eigenschaft von Regenschutz-kleidung ist die Wasserdichtheit, in der ent-sprechenden Norm DIN EN 3432 als „Wasser-durchgangswiderstand“ bezeichnet. Aller-dings sind einige wasserdichte Materialien undurchlässig gegen Wasserdampfdurchtritt. Dies kann zu erheblichen physiologischen Belastungen führen, insbesondere bei hohen Temperaturen und/oder hoher Luft -feuchtigkeit, da der Schweiß nicht nach au-ßen transportiert werden kann. Deshalb ist bei der Auswahl von Regenschutzkleidung auch der Wasserdampfdurchgangswider-stand ein entsprechendes Kriterium.

Wasserdichtheit – Wasserdurchgangs-

widerstand

Entsprechend dem Wasserdurchgangswider-stand werden die Kleidungsstücke in 3 Klas-sen eingeteilt. Die geringsten Anforderungen werden an Kleidungsstücke der Klasse 1 ge-stellt. Klasse 1 ist erfüllt, wenn das neuwerti-ge Kleidungsstück einen Druck von

stehende Tätigkeit über eine Schicht (8 h) bis – 7° C, während bereits bei leichten Tätigkeiten über eine Schicht mit der glei-chen Kleidung bis – 19° C gearbeitet werden kann.

Bei wechselnden Temperaturen über eine Schicht (am frühen Wintermorgen dunkel und sehr kalt, mittags wolkenloser Himmel und Sonnenschein) hat sich das „Zwiebel-prinzip“ bewährt, d. h. es werden mehrere Lagen Kleidung übereinander getragen, die aufeinander abgestimmt sein müssen. Dies beginnt mit der Unterwäsche, die direkt auf der Haut getragen wird und Feuchtigkeit von der Haut weg transportieren soll.

7. Schutz des Rumpfes

Abb. 7.1.2: Kälteschutzkleidung wird mit dem

Symbol „Schneeflocke“ gekennzeichnet.

2 DIN EN 343 „Schutzkleidung gegen Regen“

63

der Regenschutzkleidung. Sie wird in 3 Klas-sen eingeteilt:

Klasse 1: hoch Klasse 2: mittel Klasse 3: niedrig

Durch den hohen Wasserdampfdurchgangs-widerstand sind Kleidungsstücke der Klasse 1 wenig atmungsaktiv. Deshalb ist die Tragedauer entsprechend der Tabelle zu begrenzen:

ca. 80 cm Wassersäule standhält (8000 Pa). Kleidungsstücke nach Klasse 2 halten eben-falls 80 cm Wassersäule stand, allerdings nach 5 x Waschen und einer Beaufschlagung mit einem Scheuermittel. Klasse 3 entspricht in der Vorbehandlung der Klasse 2, hält aber anschließend einer Wassersäule von ca. 1,3 m stand (13000 Pa).

Wasserdampfdurchgangswiderstand

Der Widerstand gegen Wasserdampfdurch-gang ist das Maß für die Atmungsaktivität

7. Schutz des Rumpfes

Wasserdurchgangswiderstand Klasse

1 2 3

Material vor der Vorbehandlung mind. 80 cm entfällt entfällt Wasserhöhe

Material nach jeder Vorbehandlung entfällt mind. 80 cm mind. 13 cm Wassersäule Wassersäule

Tabelle 7.2.1: Wasserdurchgangswiderstand

Tabelle 7.2.2: Tragedauer von Regenschutzkleidung

Umgebungstemperatur (°C) Klasse 1 Klasse 2 Klasse 3

25 60 Min. 105 Min. 205 Min.

20 75 Min. 250 Min. –

15 100 Min. – –

10 240 Min. – –

5 – – –

64

Neben dem Schutz des Rumpfes, der Arme und Beine umfasst Schweißerschutzkleidung auch Hauben zum Schutz des Kopfes sowie Gamaschen zum Schutz der Füße.

Schweißerschutzkleidung wird in 2 Klassen eingeteilt:

Klasse 1 bietet eine niedrigere Schutzwir-kung für weniger gefährdende Schweiß-verfahren und Arbeitsplatzsituationen mit weniger Schweißspritzern und niedrigerer Strahlungswärme, z. B.:

___ Kennzahl für den Wasserdurchgangs-widerstand

___ Kennzahl für den Wasserdampfdurch-gangs widerstand

Das Piktogramm muss am Kleidungsstück angebracht sein (Etikett, Aufdruck, Auf-näher). Bei der Wasserdurchgangswider-standsklasse 1 muss der Zahl die Warnung „Begrenzte Tragedauer“ hinzugefügt werden.

7.3 Schweißerschutzkleidung

Schutzkleidung für das Schweißen und ver-wandte Verfahren3 soll den Träger gegen kleine Spritzer geschmolzenen Metalls, kurz-zeitigen Kontakt mit Flammen sowie Strah-lungswärme schützen. Schweißerschutzklei-dung kann sowohl aus Leder als auch aus textilem Material bestehen. Heiße Teilchen oder Schweißperlen müssen von der Schutz-kleidung abfallen.

7. Schutz des Rumpfes

Abb. 7.2.1: Piktogramm Regenschutzkleidung

Abb. 7.3.1: Schweißerschutzkleidung

3 DIN EN ISO 11611 „Schutzkleidung für Schweißen und verwandte Verfahren“

65

Anzug oder Overall oder zweiteilig als Jacke und Hose ausgeführt sein. Bei der zweiteili-gen Ausführung muss die Jacke die Hose in allen beim Schweißen üblichen Körperhal-tungen um mindestens 20 cm überlappen.

Schweißerschutzkleidung schützt den Träger gegen die UV-Strahlung, die bei allen Ver-fahren mit elektrischen Lichtbogen in hoher Intensität auft ritt.

Durch Verschleiß/Abnutzung kann dieser Schutz beeinträchtigt werden. Ob die Schutzwirkung noch vorhanden ist, kann festgestellt werden, indem man das Klei-dungsstück in ca. einem Meter Entfernung gegen das Licht einer starken Lichtquelle, entsprechend einer 100 Watt-Glühlampe hält. Ist ein Lichtschimmer zu sehen, dringt auch UV-Strahlung durch.

• Lichtbogenhandschweißen mit rutilum-hüllter Elektrode

• WIG/MIG – Schweißen• Gasschmelzschweißen• Mikroplasmaschweißen• Punktschweißen• Hartlöten• Arbeit an Maschinen zum – Sauerstoff schneiden – Plasmaschneiden – Widerstandsschweißen – Thermisches Spritzschweißen

Die Schutzkleidung nach Klasse 2 hat eine höhere Schutzwirkung gegen stärker ge-fährdende Schweißverfahren und Arbeitssi-tuationen mit mehr Spritzern und stärkerer Strahlungswärme, z. B.:

• Lichtbogenhandschweißen mit basisch umhüllter Elektrode

• Lichtbogenhandschweißen mit Cellulose umhüllter Elektrode

• MAG-Schweißen• MIG-Schweißen mit Starkstrom• Manuelles Plasmaschneiden• Manuelles Fugenhobeln• Manuelles Sauerstoff schneiden• Manuelles thermisches Sprühschweißen• Arbeit an Maschinen – in engen Räumen – mit Überkopfschweißen oder -schneiden

Schweißerschutzanzüge müssen neben dem Rumpf, den Armen und Beinen auch den Hals bedecken. Sie können einteilig als

7. Schutz des Rumpfes

Abb. 7.3.2: Piktogramm für Schutz gegen Gefähr-

dungen beim Schweißen

66

Chemikalien sowie gegen biologische Einwir-kungen schützen.

Die harmonisierten Normen für Chemikali-enschutzkleidung enthalten Anforderungen an das verwendete Material, Nähte und Verbindungen sowie Anforderungen an die gesamte Schutzkleidung.

Die Chemikalienschutzkleidung wird in ver-schiedene Typen unterteilt: Typ 1 bis Typ 6. Typ 1 bedeutet höchste Dichtheit (gasdicht), Typ 6 begrenzte Dichtheit, wie z. B. Einweg-schutzanzüge, die gegen Tropfen und Sprit-zer für eine begrenzte Zeitspanne schützen.

7.4 Chemikalienschutzkleidung

Dipl.-Ing. Christel Trautmann

Chemikalienschutzanzüge haben die Auf-gabe, den menschlichen Körper vor der schädigenden Wirkung chemischer Stoff e zu schützen. Diese Schutzkleidung soll dem menschlichen Körper eine Schutzhül-le bieten, unter der noch ein erträgliches Klima herrscht. In der Gebrauchs anleitung vorgegebene Tragezeitbegrenzungen sind zu beachten.

Chemikalienschutzkleidung soll gegen flüs-sige oder feste oder beide (partikelförmige)

7. Schutz des Rumpfes

Abb. 7.4.1: Chemikalienschutzkleidung

67

Die Anforderungen an den Schutzanzug die-nen als Basis zur Auswahl des notwendigen Typs.

Eine Aussage über die Barrierewirkung des Materials erhält man durch die Leistungsstu-fe und die Klassifi zierung.

Welcher Typ der Schutzkleidung bei Tätigkei-ten mit Chemikalien notwendig ist, kann nur durch eine Gefährdungsbeurteilung des kon-kreten Arbeitsplatzes festgestellt werden.

Bei der Auswahl der Chemiekalienschutz-kleidung ist außerdem die chemische Be-ständigkeit als Barriere gegen konkrete, am Arbeitsplatz vorkommende Chemikalien zu beachten.

7. Schutz des Rumpfes

Tabelle 7.4.2: Ausrüstungstypen bei Chemikalienschutzkleidung

Ausrüstungstyp Beschreibung

Teilkörperschutz Typ 6 begrenzt dichter Schutz für Teile des Körpers Schürze, Kittel

Teilkörperschutz Typ 4 Schutz für Teile des Körpers mit sprühdichten Übergängen Schürze, Kittel

Teilkörperschutz Typ 3 Schutz für Teile des Körpers mit flüssigkeitsdichten Übergängen Schürze, Kittel

Typ 6 begrenzt dichter Anzug, Spritzschutz für Arbeiten mit kleineren Mengen flüssiger Chemikalien

Typ 5 Staubschutzanzug, Schutz gegen partikelförmige Chemikalien/Aerosole

Typ 4 Anzug mit sprühdichten Übergängen, Schutz gegen Sprühnebel

Typ 3 Anzug mit flüssigkeitsdichten Übergängen, Schutz gegen Flüssig- keitsstrahl

Typ 2 belüft eter Schutzanzug mit nicht gasdichten Übergängen

Typ 1 belüft eter oder unbelüft eter Schutzanzug mit gasdichten Über- gängen

68

auf molekularer Ebene (Permeation). Dabei unterscheidet man zwischen Klasse 1 (Durch-bruchzeit zwischen 10 und 30 Minuten) und Klasse 6 (Durchbruchzeit mehr als 8 Stun-den). Die Durchbruchzeit ist nicht mit der Tragezeit gleichzusetzen. Die Durchbruchzeit kann in der Praxis kürzer sein, z. B. durch erhöhte Temperatur, mechanische Beanspru-chung usw.

Hersteller von Chemikalienschutzkleidung können bei der Auswahl geeigneter Kleidung Empfehlungen geben, wenn Angaben zu den Chemikalien, zum Einsatzort und Umge-bungsbedingungen vorgelegt werden.

Die Kennzeichnung, die Benutzerinformat-ion, Pflegehinweise, Prüfungen und sonstige Herstellerangaben sind zu beachten.

• Kennzeichnung allgemein: – Name des Herstellers – Typ – Größe – CE-Kennzeichen

• Jedes Teil der Schutzkleidung: – Hersteller/Händler – Typ, Handelsname, Code – Größe – Nummer der Norm – Piktogramm

• Textil- und Pflegekennzeichnung

Die Leistungsstufe beschreibt, wie das Ma-terial der Schutzkleidung die Chemikalie abweisen kann und wann das Material durch die Chemikalie „durchlöchert“ ist. (Index der Penetration und Abweisung der Chemikalie).

Abb. 7.4.3: Penetration (Loch im Material) ist die

makroskopische Durchdringung des Materials.

Abb. 7.4.4: Permeation ist die molekulare Durch-

dringung eines Materials.

Die Klassifi zierung beschreibt die Durch-bruchzeit der Chemikalie durch das Material

7. Schutz des Rumpfes

69

oder spraydichten (Typ 4) Verbindungen zwi-schen den Teilen der Kleidung, einschließ-lich der Kleidungsstücke, die nur einen Schutz für Teile des Körpers gewähren (Typ PB (3) und PB (4))

DIN EN ISO 13982-1Schutzkleidung gegen Teilchen fester Chemi-kalien – Teil 1: Leistungsanforderungen an Chemika-lienschutzkleidung, die für den gesamten Körper einen Schutz gegen schwebende Teil-chen fester Chemikalien gewähren (Typ 5)

DIN EN 13034Schutzkleidung gegen flüssige Chemikalien – Leistungsanforderungen an Chemikalien-schutzkleidung mit eingeschränkter Schutz-leistung gegen flüssige Chemikalien (Typ 6 und Typ PB (6))

DIN EN 943-1Schutzkleidung gegen flüssige und gasför-mige Chemikalien, einschließlich Flüssig-keitsaerosole und feste Partikel – Teil 1: Leistungsanforderungen für belüft ete und unbelüft ete „gasdichte“ (Typ 1) und „nicht gasdichte“ (Typ 2) Chemikalien-schutzanzüge

DIN EN 943-2Schutzkleidung gegen flüssige und gasför-mige Chemikalien, einschließlich Flüssig-keitsaerosole und feste Partikel –Teil 2: Leistungsanforderungen für gasdichte (Typ 1) Chemikalienanzüge für Notfallteams

Ist die geeignete Chemikalienschutzkleidung bereitgestellt, müssen vom Anwender fol-gende Punkte beachtet werden:

• Trageversuch• Prüfung nach Herstellerangaben • Betriebsanweisung für das Tragen von

Schutzkleidung, z. B. Tragedauer, Einsatz-grenzen, Gefahren, Warnung vor falschem Gebrauch, Lagerung, maximale Nutzungs-dauer

• Unterweisung• Lagerung, eventuell Reinigung

Hinweis:Chemikalienschutzkleidung wird fast aus-schließlich in Kombination mit Atemschutz verwendet. Voraussetzung für das Tragen von Atemschutzgeräten der Klassen 2 und 3 sind Pflichtuntersuchungen nach der Verordnung zur Arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbMed-VV), für das Tragen von Atemschutzgeräten der Klasse 1 sollen Untersuchungen angebo-ten werden.

Weitere Hinweise sind in der DGUV Regel 112-189 (BGR 189) „Benutzung von Schutz-kleidung“ zu fi nden.

Spezielle Normen zu Chemikalienschutzklei-dung:

DIN EN 14605Schutzkleidung gegen flüssige Chemikalien – Leistungsanforderungen an Chemikalien-schutzanzüge mit flüssigkeitsdichten (Typ 3)

7. Schutz des Rumpfes

70

sem getrennt sind, müssen Warnkleidung nach DIN EN ISO 20471 tragen. Entsprechend der Mindestflächen an fluoreszierendem Hintergrundmaterial und reflektierendem Material wird die Warnkleidung in 3 Klassen eingeteilt:4

7.5 Warnkleidung

Personen, die außerhalb von Gehwegen und Absperrungen im Verkehr eingesetzt oder ne ben dem Verkehrsbereich tätig und nicht durch eine geschlossene Absperrung (Absperr schranken oder Bauzäune) von die-

7. Schutz des Rumpfes

Abb. 7.5.1: Warnkleidung

Für Arbeiten im öff entlichen Verkehrsraum ist die Klasse 1 nicht zulässig. Klasse 2 ist zuläs sig auf Straßen mit ausreichenden Sichtverhältnissen und geringer Verkehrs-belastung mit Geschwindigkeiten bis ca. 60 km/h. Bei Arbeiten an Straßen mit schlechten Sichtverhältnis sen oder großer Verkehrsbelastung oder Geschwindigkeiten über 60 km/h muss Warnklei dung der Klasse 3 getragen werden. In Deutschland zulässige Farben für Arbeiten im öff ent lichen Verkehrsraum sind orange-rot und fluores-zierend gelb (laut Verwaltungsvorschrift zur StVO5 § 35 Abschnitt 6). Für Arbeiten im Bereich der Deutschen Bahn AG ist lediglich orange-rot zulässig. Fluoreszierendes Gelb ist dort den Sicherungsposten vorbehalten.

Tabelle 7.5.1: Klassen der Warnkleidung, entsprechend der Mindestflächen an fluoreszierendem Hinter-

grundmaterial

Material Klasse 1 Klasse 2 Klasse 3

Hintergrundmaterial 0,14 m2 0,50 m2 0,80 m2

Retroreflektierendes Material 0,10 m2 0,13 m2 0,20 m2

4 DIN EN 471 „Warnkleidung-Prüfverfahren und Anfor-derungen“

5 Straßenverkehrsordnung (StVO)

71

7.7 Schutzanzüge gegen das Erfasstwerden

durch sich bewegende Teile

Für Arbeiten an konventionellen Werkzeug-maschinen und generell für Arbeiten in der Nähe von bewegten Maschinenteilen sind Maschinen-Schutzanzüge nach DIN EN 5107 konzipiert. Diese Anzüge sind mit einem sinnfälligen Symbol gekennzeichnet.

7.6 Schutzkleidung für den Umgang mit

Ketten sägen

Kettensägen kommen hauptsächlich bei Baumarbeiten/Ausästarbeiten zum Einsatz. Grund voraussetzung für sicheres Arbeiten in diesem Bereich ist eine entsprechende Fach kunde. Darüber hinaus ist umfassende PSA zu tragen (Schutzhelm, Gehörschutz, Gesichts- oder Augenschutz, Schutzhand-schuhe, Schutzkleidung, Sicherheitsschuhe mit Schnittschutzein lage).

Die Wirkungsweise von Schnittschutzklei-dung basiert darauf, dass bei Kontakt mit der lau fenden Kette einer Kettensäge Fasern aus der Kleidung herausgerissen werden, das Ketten rad blockieren und die Kette zum Still-stand bringen. Entsprechend der DIN EN 3816 wird die Schnittschutzkleidung mit einem Kettenpiktogramm gekennzeichnet.

Im Handel sind üblicherweise verschiedene Ausführungen der Schnittschutzklasse 1 (Ket-tengeschwindigkeit bis 20 m/s) erhältlich.

7. Schutz des Rumpfes

Abb. 7.6.2: Piktogramm Schnittschutzkleidung

Abb. 7.7.1: Piktogramm Maschinen-Schutzanzug

nach DIN EN 510

6 DIN EN 381 „Schutzkleidung für die Benutzer von handgeführten Kettensägen“

7 DIN EN 510 „Festlegungen für Schutzkleidung für Be-reiche, in denen ein Risiko des Verfangens in bewegli-chen Teilen besteht“

Abb. 7.6.1: Kettensägeschutzanzug

72

Abb. 7.7.3: Eng anliegender Ärmel, verdeckte

Knopfleiste

Abb. 7.7.2: Maschinen-Schutzanzug

Maschinen-Schutzanzüge zeichnen sich dadurch aus, dass

• keine außen liegenden Taschen vorhan-den sind

• Knopfleisten und Reißverschlüsse abge-deckt sind

• Ärmel- und Beinabschlüsse eng am Körper anliegen

7. Schutz des Rumpfes

73

letzungen nach einem Störlichtbogenunfall sind Verbrennungen. Die Folgeverletzungen durch heraus geschleuderte Teile oder die Druckwelle dürfen aber auch nicht vergessen werden.

Eine komplette persönliche Schutzausrüs-tung für elektrische Arbeiten besteht immer aus einer Kombination mehrerer einzelner Schutzmittel. Beim Gebrauch muss darauf geachtet werden, dass die Schutzmittel zu-sammen passen und die Übergangsbereiche ebenfalls ge schützt sind.

Für die persönlichen Schutzausrüstungen für Elektriker gibt es eigene Normen, die die be sonderen Gefährdungen beim Arbeiten an oder in der Nähe von elektrischen Anlagen be rücksichtigen.

Im Zusammenhang mit den Arbeiten an oder in der Nähe von elektrischen Anlagen muss mit den Gefährdungen durch einen elektri-schen Schlag und den Auswirkungen eines Störlicht bogens gerechnet werden.

Bei oben genannten Arbeiten kann es be-wusst oder unbewusst zur Berührung von aktiven, unter Spannung stehenden Leitern kommen. Der Schutz vor dem elektrischen Schlag wird durch die isolierenden Eigen-schaft en einer PSA erreicht.

Im Fehlerfall kann es zur Zündung eines Stör-lichtbogens kommen. Dabei kommt es unter anderem zur starken Hitzebildung, es wer-den heiße Teile der Anlage und gift ige Gase her ausgeschleudert und eine Druck- und Schallwelle entsteht. Die gravierendsten Ver-

8. Persönliche Schutzausrüstungen für

elektrische Arbeiten

Dipl.-Ing. Martin Mehlem

Abb. 8.1.1: Schutz beim Arbeiten unter Spannung

74

denn nur so können die elektrischen Eigen -schaft en der Schutzkleidung erhalten bleiben.

Die Taschen dürfen nur für nicht leitfähige Gegenstände verwendet werden. Werkzeuge müssen in einem separaten Behälter mitge-führt werden.

DIN IEC 61482-22 gilt für Schutzkleidungen, die für elektrotechnische Arbeiten verwendet werden, bei denen die Gefahr eines elektri-schen Lichtbogens besteht. Sie beschreibt Anforderungen und Prüfverfahren von Ma-terialien und Kleidungsstücken für Schutz-kleidungen für Elektro techniker, die den thermischen Gefahren eines elektrischen Lichtbogens ausgesetzt sind.

Es werden zwei Klassen defi niert, die die Schutzwirkung der Kleidung gegen unter-schied liche Wärmeenergien beschreiben.

Klasse 1: 135 kJ/m2

Klasse 2: 423 kJ/m2

Im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung ist zu ermitteln, welche Kleidung für die Arbei-ten ausgewählt werden muss. Eine Unter-stützung bei der Auswahl der PSA gegen die thermischen Auswirkungen von Störlichtbo-gen bietet BGI 5188.

8.1 Elektrisch isolierende Schutzkleidung

DIN EN 502861 gilt für elektrisch isolierende persönliche Schutzkleidung, die von Fach-personal bei Arbeiten unter Spannung oder in der Nähe unter Spannung stehender Teile bis 500 V Wechselspannung bzw. 750 V Gleichspannung verwendet wird. Die Schutz-kleidung ist nicht leitend und verhindert den Durchgang des elektrischen Stromes, wenn der Träger mit einer unter Spannung stehen-den Leitung in Berührung kommt. Die Schutz-kleidung besteht aus Jacke mit Kapuze und Hose oder aus Overall mit Kapuze.

An der Schutzkleidung dürfen keine außen liegenden Metallteile sein und es müssen Klett verschlüsse verwendet werden.

Jedes Kleidungsstück muss auf der Innen-seite mit dem Namen des Herstellers, Jahr und Monat der Herstellung, der Serien- und Typnummer, dem Namen dieser Norm (EN 50286), der Größenbezeichnung und der Reinigungsanleitung versehen sein.

Die Außenseite der Patten auf den Taschen von Jacke, Hose und Overall muss mit dem Doppeldreieck und dem Schrift zug „Klasse 00“ be schrift et sein.

Der Hersteller gibt in seiner Gebrauchsanlei-tung Informationen über die Lagerung, Reini-gung und Wartung mit Angabe der zeitlichen Intervalle für die Wiederholungsprüfung an. Diese müssen auf jeden Fall beachtet werden,

8. Persönliche Schutzausrüstungen für elektrische Arbeiten

1 DIN EN 50286 (VDE 0682-301) „Elektrisch isolierende Schutzkleidung für Arbeiten an Niederspannungs-anlagen“

2 DIN IEC 61482-2 (VDE 0682-306-2) „Arbeiten unter Spannung – Schutzkleidung gegen die thermischen Gefahren eines Lichtbogens – Teil 2: Anforderungen“

75

die üblicherweise zusammen mit Schutz-handschuhen aus Leder verwendet werden sollten. Die Lederhandschuhe werden über den isolierenden Handschuhen getragen, um me chanischen Schutz zu bieten:

• isolierende Drei-Fingerhandschuhe mit mechanischem Schutz zur Verwendung ohne Überhandschuhe.

Isolierende Handschuhe werden in elektri-sche Klassen eingeteilt, entsprechend der Nennspannung der Teile, an denen Arbeiten unter Spannung oder Arbeiten in der Nähe unter Spannung stehender Teile durchge-führt werden (siehe Tabelle 8.2.1).

Die Schutzwirkung der Kleidung ist nur gewährleistet, wenn die Kleidung entspre-chend der Hinweisen des Herstellers getra-gen und gepflegt wird.

Nachträglich angebrachte Accessoires, wie Reflexstreifen oder Embleme, können eben-falls zum Verlust der Schutzwirkung führen. Hierzu ist der Hersteller zu befragen.

8.2 Handschutz

DIN EN 609033 gilt für

• isolierende Handschuhe als Fünf-Finger- und isolierende Drei-Fingerhandschuhe,

8. Persönliche Schutzausrüstungen für elektrische Arbeiten

3 DIN EN 60903 (VDE 0682-311) „Handschuhe aus isolierendem Material“

Tabelle 8.2.1: Elektrische Klassen

Isolierender Hand schuh Höchste Betriebsspannung des Netzes

Klasse kV (Eff ektivwert) kV (Gleichspannung)

00 0,5 0,75

0 1,0 1,5

1 7,5 11,25

2 17,0 25,5

3 26,5 39,75

4 36,0 54,0

76

einen Kennbuchstaben für die entsprechen-de Kategorie auf dem Handschuh deutlich gemacht.

Fest stellung von Löchern, soweit möglich, auf geblasen werden. Bestehen Zweifel am ordnungs gemäßen Zustand der Hand-schuhe, dürfen diese nicht verwendet werden.

Die Informationen des Herstellers zur Lage-rung, Gebrauch, Reinigung, Pflege, Instand-hal tung und Desinfektion müssen beachtet werden.

8.3 Elektrisch isolierende Schutzhelme

DIN EN 503654 gilt für elektrisch isolierende Helme zum Arbeiten unter Spannung oder in der Nähe unter Spannung stehender Teile

Die Beständigkeit der isolierenden Hand-schuhe gegen besondere Umgebungsein-flüsse wird mit der Kennzeichnung durch

Jeder isolierende Handschuh muss mit dem Doppeldreieck, der Norm (EN 60903), dem Hersteller, der Kategorie, der Größe, der Klasse, der Serien- oder Losnummer und dem Monat und Jahr der Herstellung gekenn-zeichnet sein. Mehrschichtige Handschuhe werden zusätzlich mit dem Hammersymbol gekennzeichnet.

Um den ordnungsgemäßen Zustand des Handschuhs zu kontrollieren, müssen regel-mäßige Wiederholungsprüfungen durchge-führt werden. Zur Angabe des Datums der durchgeführten Inspektion oder Prüfung muss ein Feld auf dem Handschuh vorhan-den sein.

Vor jedem Gebrauch sollten die Handschu-he einer Sichtprüfung unterzogen und zur

8. Persönliche Schutzausrüstungen für elektrische Arbeiten

4 DIN EN 50365 (VDE 0682-321) „Elektrisch isolierende Helme für Arbeiten an Niederspannungsanlagen“

Tabelle 8.2.2: Kategorien der isolierenden Handschuhe

Kategorie beständig gegen

A Säure

H Öl

Z Ozon

R Säure, Öl, Ozon

C extrem niedrige Temperaturen

Anmerkung: Jede Kombination der Kategorien darf angewendet werden.

77

Helm mit der Nummer der Norm (EN 50365), dem Doppeldreieck, der Klasse und der Seri-en- oder Losnummer gekennzeichnet sein.

Die Informationen des Herstellers über La-gerung, Benutzung, Reinigung und Wartung, die in der Gebrauchanleitung zu fi nden sind, müssen beachtet werden. So muss der Helm in einem geeigneten Karton oder Behälter aufb ewahrt werden. Eine regelmäßige Sicht-prüfung vor dem Gebrauch ist durchzuführen und eventuelle Verunreini gungen sind nach dem Gebrauch entsprechend der Hersteller-empfehlung sorgfältig zu ent fernen.

8.4 Elektrisch isolierende Schutzschuhe

DIN EN 503215 gilt für elektrisch isolierende Schuhe zum Arbeiten unter Spannung oder in der Nähe unter Spannung stehender Teile bis 1000 V Wechselspannung, die bei Ver-wendung mit anderen elektrisch isolieren-den persönlichen Schutzausrüstungen, wie z. B. Handschu hen, eine gefährliche Körper-durchströmung über die Füße verhindern.

Die isolierenden Schuhe sind entweder in die Klasse 00 oder in die Klasse 0 eingeteilt. Das bedeutet, dass sie geeignet sind für Arbeiten unter Spannung oder in der Nähe unter Span nung stehender Teile bis zu den Spannungsgrenzen aus Tabelle 8.2.1.

bis AC 1000 V oder DC 1500 V und beschreibt – aufb auend auf Helmen, die die Anforde-rung der EN 397 oder der EN 443 erfüllen – zusätzliche Anforderungen an die Schutzwir-kung gegen den elektrischen Schlag.

Die Helme sind in die Klasse 0 eingeteilt. Das bedeutet, dass sie geeignet sind für Arbeiten unter Spannung oder in der Nähe unter Spannung stehender Teile an Anlagen mit einer Nennspannung bis AC 1000 V und DC 1500 V.

Zusätzlich zu den in den Helmnormen EN 397 oder EN 443 geforderten Kennzeichnungen wie Hersteller und Typbezeichnung muss der

8. Persönliche Schutzausrüstungen für elektrische Arbeiten

Abb. 8.3.1: elektrisch isolierender Schutzhelm

5 DIN EN 50321 (VDE 0682-331) „Elektrisch isolierende Schuhe für Arbeiten an Niederspannungsanlagen“

78

die in der Gebrauchanleitung zu fi nden sind, müssen beachtet werden. Eine regelmäßige Sicht prüfung vor dem Gebrauch ist durch-zuführen und eventuelle Verunreinigungen sind nach dem Gebrauch entsprechend der Herstellerempfehlung sorgfältig zu entfer-nen.

Der Hersteller beschreibt in seiner Gebrauchsanleitung auch die durchzufüh-rende Wieder ho lungsprüfung und in welcher Weise diese auf dem Kennzeichnungsfeld am Schuh zu ver merken ist.

8.5. Gesichtsschutz

siehe unter 6.

Zusätzlich zu den in den Normen DIN EN 344, EN 345, EN 346 und EN 347 genannten Anfor -derungen wird für diese Schuhe die Schutz-wir kung gegen den elektrischen Schlag nachgewiesen.

Zusätzlich zu der in den Schuhnormen EN 344, EN 345, EN 346 und EN 347 gefor-derten Kennzeichnung wie Hersteller und Typbezeichnung muss jeder Schuh mit der Nummer der Norm (EN 50321), dem Dop-peldreieck, der Klasse und der Serien- oder Losnummer ge kennzeichnet sein.

Die Informationen des Herstellers über La-gerung, Benutzung, Reinigung und Wartung,

8. Persönliche Schutzausrüstungen für elektrische Arbeiten

79

Bevor in diesem Kapitel einzelne Baufor-men von PSAgA, deren Zusammenwirken in Auff ang systemen und Beispiele für einen bestimmungsgemäßen Einsatz näher vorge-stellt werden, ist nochmals darauf hinzuwei-sen, dass zur Sicherung der Beschäft igten bauliche oder kollektiv wirkende Lösungen vor der Verwendung von PSA auszuwählen sind. Zur Berücksichtigung dieser Priori-täten2 kann u. a. auf folgende Möglichkeiten zurückgegriff en werden:

• Bei Brüstungen oder fest installierten Geländern handelt es sich um bauseitig

2 Die Prioritäten der anzuwendenden Schutzmaßnah-men sind u. a. festgelegt in § 12 UVV „Bauarbeiten“ (DGUV Vorschrift 38 (BGV C 22)).

Persönliche Schutzausrüstungen gegen Absturz1 sind Auff angsysteme zur Sicherung von Personen an einem Anschlagpunkt und zwar in der Weise, dass ein Absturz entwe-der ganz verhindert oder die Person sicher aufgefangen wird. Dabei wird der Fallweg begrenzt und die auf den Körper wirkenden Stoßkräft e auf ein erträgliches Maß redu-ziert.

Zur verkürzten Schreibweise in dieser Bro-schüre wird im Folgenden die Abkürzung PSAgA für persönliche Schutzausrüstungen gegen Absturz verwandt.

1 Zur Begriff sbestimmung von PSA gegen Absturz siehe auch BG-Regel für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit „Benutzung von persönlichen Schutzausrüs-tungen gegen Absturz“ (DGUV Regel 112-198 (BGR 198)

9. Persönliche Schutzausrüstungen gegen Absturz

Dr.-Ing. Reinhard Lux

Abb. 9.0.1: Systematik zur Auswahl von Schutzeinrichtungen und -maßnahmen zum Schutz gegen

Absturz im Sinne der Unfallverhütungsvorschrift „Bauarbeiten“

80

In der Abbildung 9.0.1: Systematik zur Aus-wahl von Schutzeinrichtungen und -maß-nahmen wird verdeutlicht, dass PSAgA als persönliche Schutzmaßnahme in der Aus-wahlhierarchie immer an „letzter Stelle“ stehen. Diese Einstufung stellt jedoch kei-neswegs eine Abwertung dieser bewährten PSA dar. Zahlreiche Weiterentwicklungen der PSAgA in den vergangenen Jahren haben im Zusammenspiel mit einer kompetenten An-wendung durch die Benutzer zu einem zuver-lässigen Schutz gegen Absturz geführt.

Es sei auf die vielfältigen Einsatzmöglichkei-ten von Hubarbeitsbühnen bei der Durchfüh-rung von Arbeiten in der Höhe hingewiesen. Die professionelle Aufstellung der Geräte vorausgesetzt, kann mit ihrem Einsatz eine Vielzahl von Absturzgefährdungen bereits bei der Arbeitsplanung ausgeschlossen wer-den. Zum einen sind Arbeitsplätze ohne z. T.

vorhandene Einrichtungen, die bei geeig-neter Ausführung einen Absturz sicher verhindern. Werden hochgelegene Ar-beitsplätze zur Durchführung regelmäßiger Tätigkeiten eingerichtet, sind Brüstungen und Geländer die erste Wahl zum Schutz gegen Absturz.

• Schutzgerüste sind temporär erstellte Ein-richtungen, die bei entsprechender Aus-führung einen Absturz über Absturzkanten sicher verhindern können.

• Auff anggerüste kommen i. d. R. bei Arbei-ten auf geneigten Dächern zum Einsatz und verhindern einen Absturz der Beschäf-tigten an der Dachtraufe. Da beim Einsatz von Auff anggerüsten auf der Dachfläche ungesichert gearbeitet wird, sind in Ab-hängigkeit der Dachneigung die Gefähr-dungen durch ein Herabrutschen auf dem Dach und durch das Aufprallen im Auff ang-gerüst zu berücksichtigen und keinesfalls zu unterschätzen. Auch bei Arbeiten am Ortgang3 ist auf eine entsprechende Siche-rung durch Gerüste zu achten.

• Auff angnetze gehören zu den auff angen-den Einrichtungen und stellen wie Auff ang-gerüste kollektiv wirkende Schutzeinrich-tungen dar. Sie fi nden insbesondere bei Dacharbeiten auf Flachdächern ohne trag-fähige Dachflächen oder bei der Errichtung von Dächern im Industriebau Verwendung.

9. Persönliche Schutzausrüstungen gegen Absturz

Abb. 9.0.2: Arbeiten an einem Dachständer auf

einem Satteldach unter Verwendung einer Hubar-

beitsbühne.

3 Als Ortgang wird der unmittelbare Dachbereich an der Giebelseite von Satteldächern bezeichnet.

81

Baumusterprüfung sowie nachfolgende Qua-litätssicherungsmaßnahmen voraussetzt. Jeder Käufer einer PSAgA wird daher in den beiliegenden Unterlagen des jeweiligen PSA-Produkts eine Konformitätserklärung vorfi n-den, die auf eine bestandene Baumusterprü-fung verweist. Gleichzeitig sind in den Benutzerhinweisen des Herstellers wichtige Informationen zur Kombinierbarkeit des PSA-Produkts mit anderen PSAgA enthalten, die berücksichtigt werden sollten.

Nachfolgend erhalten Sie eine Einführung in die vier derzeit üblichen Auff angsysteme:

• Auff angsystem mit Falldämpfer• Auff angsystem mit mitlaufendem Auff ang-

gerät an beweglicher Führung• Auff angsystem mit Steigschutzeinrichtung

an fester Führung• Auff angsystem mit Höhensicherungsgerät

Auff angsysteme mit Falldämpfer stellen die die einfachste Art des Schutzes gegen Absturz durch eine PSAgA dar, bei der sich die Beschäft igten über einen Auff anggurt mit Falldämpfer und ein Verbindungsmittel an einem Anschlagpunkt sichern. In der Prinzip-skizze von Abb. 9.1.1 ist der möglichst ober-halb der zu sichernden Person befi ndliche Anschlagpunkt zu erkennen. Da mit Blick auf die Beweglichkeit der zu sichernden Perso-nen eine ausreichende Verbindungsmittel-länge (max. 2 m incl. der Länge des Fall-dämpfers) zugestanden werden muss, nimmt die mögliche Absturzhöhe entspre-

aufwändige Sicherungsmethoden auf dem Zugangsweg zu erreichen, zum anderen sind die Bau- oder Instandhaltungstätigkeit ohne einen komplexen Einsatz von PSAgA durch-führbar. Es lohnt sich also durchaus, auch im betriebswirtschaft lichen Sinne, über den Einsatz von Hubarbeitsbühnen bei der Pla-nung eines Arbeitsauft rages nachzudenken.

9.1 Auff angsysteme

PSAgA bestehen nicht aus einer einzelnen Ausrüstung – vielmehr kommen unterschied-liche PSAgA-Komponenten in einem Auf-fangsystem ganzheitlich zum Einsatz. Allein die einschlägig bekannten Hersteller bieten hunderte PSAgA-Produkte an. Generell gilt: Nicht jedes Produkt kann mit einem beliebig anderen zu einem Auff angsystem verknüpft werden. Bauartspezifi sche Anforderungen aller PSAgA-Komponenten sind in europä-isch harmonisierten Normen aufgeführt. Hiernach bestehen Auff angsysteme4 aus einem Auff anggurt und weiteren verschiede-nen verbindenden Teilsystemen zu Auff ang-zwecken.

Generell handelt es sich bei PSAgA um per-sönliche Schutzausrüstungen der Kategorie III gemäß der PSA-Herstellungsrichtlinie (89/686/EWG), die zwingend für das Inver-kehrbringen aller Ausrüstungen zum Schutz gegen Absturz eine erfolgreich bestandene

9. Persönliche Schutzausrüstungen gegen Absturz

4 Zu Auff angsystemen siehe Norm „Persönliche Ab-sturzschutzausrüstung –Persönliche Absturzschutz-systeme“ (DIN EN 363)

82

für Abstürze bis zu einer Höhe von 4 m aus-gelegt sind. Diese Höhe ist gleichzeitig Basis für alle Baumusterprüfungen, die PSAgA zu bestehen haben.

Die Betrachtungen werden in Abb. 9.1.2 ver-deutlicht. Es wird davon ausgegangen, dass sich die hintere Anschlagöse des Auff angg-urtes in ca. 1,5 m befi ndet. Bei einer ungünstigen Befestigung des Sicherungs-seils an einem Anschlagpunkt in Bodenhöhe kommt es im Falle eines Absturzes in einem ersten Schritt zu einer Fallhöhe von 3,5 m. Da die Bandfalldämpfer aufreißen und sich hier-mit verlängern, kann sich die Fallhöhe auf

chend der Verringerung der Anschlagpunkt-höhe zu.

Sichert sich der Versicherte im Extremfall an einem Anschlagpunkt in Bodenhöhe, beträgt die mögliche Absturzhöhe 2 m zuzüglich der Höhe des Anschlagpunktes an seinem Kör-per – in Summe also ca. 3,5 m. Unabhängig von der Wirkungsweise der PSAgA ist stets nach Anschlagpunkten zu suchen, die eine möglichst geringe Absturzhöhe sicherstel-len. Die max. Verbindungslänge zwischen Auff anggurt und Anschlagpunkt von 2 m fi ndet ihre Begründung in den bauartspezifi -schen Eigenschaft en der PSAgA, die generell

9. Persönliche Schutzausrüstungen gegen Absturz

Abb. 9.1.1: Auff angsystem mit Falldämpfer. Das Bildbeispiel verdeutlicht die Funktion der PSAgA hier in

der Anwendung als Y-Seil, beim Besteigen eines Freileitungsgittermastes.

83

Auff angsysteme mit mitlaufendem Auff ang-gerät an beweglicher Führung ermöglichen im Vergleich zu einfachen Auff angsystemen mit Falldämpfern eine deutlich gesteigerte Bewegungsfreiheit. An einem Sicherungsseil (Verbindungsmittel), das an einem An -schlag punkt befestigt wird und das eine beliebige Länge aufweisen kann, bewegt sich das mitlaufende Auff anggerät. Über sei-nen Auff anggurt und das mitlaufende Auf-fanggerät verbindet sich der Benutzer mit dem Sicherungsseil.

Die Skizze in Abb. 9.1.3 verdeutlicht, dass sich der Anschlagpunkt bei diesem Auf-fangsystem möglichst oberhalb des Benut-zers befi nden sollte. Insbesondere bei verti -kalen Bewegungsabläufen der PSAgA-Benut-zer ist dies i. d. R. gewährleistet. So ermög-licht z. B. ein vertikal in einem Gittermast verspanntes Sicherungsseil einen gesicher-ten Bewegungsablauf beim Besteigen der Mastkonstruktion. Die Verbindungsmittel-länge zwischen Auff anggurt und der beweg-lichen Führung darf maximal 1 m betragen5 und stellt damit nur minimale Absturzhöhen sicher.

Wesentlich problematischer stellt sich die horizontale Verwendung dieses Auff angsys-tems, z. B. im Rahmen von Tätigkeiten auf Dächern, dar. Hierbei bietet das System zwar den Vorteil, unterschiedlich weit von einem

über 5,5 m verlängern. Bitte beachten Sie, dass in dieser Situation noch die Beine des Abgestürzten zusätzlich nach unten ragen. Die Betrachtungen unterstreichen die Not-wendigkeit einer Mindestarbeitshöhe, die je-derzeit die Wirkung einer PSAgA vollständig gewährleistet.

Generell gilt für diese Schutzausrüstung wie für jede andere PSAgA: nach einem Absturz ist die Ausrüstung einer weiteren Verwen-dung zu entziehen. In der Regel kann auch der Sachkundige mögliche Schäden nicht abschließend bewerten und wird die PSAgA ausmustern.

9. Persönliche Schutzausrüstungen gegen Absturz

5 Siehe Norm „Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz – Mitlaufende Auff angeräte einschließlich beweglicher Führung“ (DIN EN 353-2)

Abb. 9.1.2: Grafi sche Darstellung der zu berück-

sichtigenden Fallhöhen bei Verwendung eines

Auff angsystems mit Falldämpfer.

84

• Die Konstruktion kann von der Führung getrennt werden – ein Lösen aus dem Auf-fangsystem ist an beliebiger Stelle mög-lich.

• Das Auff anggerät bewirkt die erforderliche Falldämpfung im System. Hier rutscht im Falle eines Absturzes ein Teil der bewegli-chen Führung durch das Auff anggerät – Bewegungsenergie wird in Reibungs-wärme umgesetzt.

• Die Falldämpfung ist durch einen Fall-dämpfer zwischen Auff anggerät und Auf-fanggurt sicherzustellen.

• Die Falldämpfung wird durch einen Fall-dämpfer zwischen Anschlagpunkt und beweglicher Führung erreicht.

Anschlagpunkt gelegene Arbeitsstellen erreichen zu können, gleichzeitig besteht durch „Schlaff seilbildung“ die erhebliche Gefahr eines Absturzes über die Dachkan-te. Zur Schlaff seilbildung kommt es immer dann, wenn der Beschäft igte eine Seillänge einstellt, die größer als der Abstand vom Anschlagpunkt zur Absturzkante ist.

Die Hersteller bieten z. T. recht unterschiedli-che Auff anggeräte an, die sich z. B. in folgen-den Attributen unterscheiden können:

• Das Auff anggerät ist fest mit der bewegli-chen Führung verbunden.

9. Persönliche Schutzausrüstungen gegen Absturz

Abb. 9.1.3: Auff angsystem mit mitlaufendem Auff anggerät an beweglicher Führung

85

Auff angsysteme mit Höhensicherungsgerät eignen sich insbesondere für Zugangssitua-tionen und Arbeiten, bei denen sich der An-schlagpunkt konsequent oberhalb der zu sichernden Personen befi ndet. Das Höhen-sicherungsgerät6 gewährleistet ein kontinu-ierlich gespanntes Sicherungsseil, das aus einem Stahl- oder Chemiefaserseil, aber auch aus einem Gurtband bestehen kann. Gefährdungen durch „Schlaff seilbildung“ sind damit weitgehend ausgeschlossen. Im Falle eines Absturzes blockiert eine Flieh-kraft bremse das weitere Ausziehen des Sicherungsseils – gleichzeitig übernimmt das Gerät die Falldämpfung. Das kontinu-

Allein die Vielzahl der hier vorgestellten Varianten lässt erahnen, dass nicht jedes Auff anggerät zu einer beliebigen Führung passt. Erschwerend kommt hinzu, dass das Wechselspiel zwischen Auff anggerät und beweglicher Führung sehr unterschiedlich sein kann. Deshalb gilt immer: Nur die im Rahmen der Baumusterprüfung als erfolg-reich bewerteten Seil-Auff anggeräte-Kombi-nationen dürfen zum Einsatz kommen. Somit passt noch lange nicht jedes 16 mm Seil in ein beliebiges für 16 mm Führungen vorgese-henes Auff anggerät. Hier sind die Angaben in den Bedienungsanleitungen der Hersteller konsequent zu beachten.

9. Persönliche Schutzausrüstungen gegen Absturz

Abb. 9.1.4: Auff angsystem mit Höhensicherungsgerät. Die Abbildung zeigt ein Produkt mit auszieh-

barem Stahlseil.

86

haben sich in den vergangenen Jahren Schie-nensysteme, aber auch gespannte Stahlseil -systeme bewährt. Beide konstruktiven Lösungen unterstützen Zugangswege und ggf. auch Arbeitsplätze mit Absturzgefähr-dungen durch eine baulich vorgegebene „Hilfseinrichtung“, die einen einfachen und gleichzeitig komfortablen Einsatz von PSAgA ermöglicht. Dabei entfällt die individuelle Entscheidung des PSA-Benutzers bei der Auswahl von Anschlagpunkten. Der An-schlagpunkt „begleitet“ ihn gewissermaßen entlang seines gesamten Weges zum und am Arbeitsplatz. Das mitlaufende Auff anggerät für den Einsatz an Schienensystemen kann als

• kraft schlüssig wirkende Konstruktion oder als formschlüssig wirkendes Produkt aus-geführt sein.

• Kraft schlüssig wirkende Auff anggeräte bremsen einen Absturz durch Klemmwir-kung auf den festen Führungen ab. Bei formschlüssig wirkenden Konstruktionen

ierlich gespannte Sicherungsseil wird von einigen Nutzern z. T. als unangenehm und hinderlich bei der Durchführung von Arbei-ten eingestuft .

Ob im Stahlbau oder auch bei beliebigen Arbeiten auf Flachdächern7: die Versuchung, Höhensicherungsgeräte auch im horizon-talen Auszug einzusetzen, ist groß. Der Ver-stell aufwand im Vergleich zu mitlaufenden Auff anggeräten an beweglicher Führung ist nicht gegeben, das Sicherungsseil stets gespannt. Für derartige Einsätze sollten jedoch ausschließlich Höhensicherungsge-räte ausgewählt werden, die herstellerseitig für den horizontalen Einsatz konzipiert wur-den und ihre Eignung im Rahmen einer Bau-musterprüfung nachweisen konnten.

Generell gilt für sämtliche Arbeiten mit Absturzgefahr an Absturzkanten: Die Verbin-dungsmittel sind ggf. durch die Scharfk an-tigkeit der Absturzkante (z. B. Betonkanten oder Stahlprofi le) gefährdet. In derartigen Fällen ist der Einsatz von Verbindungsmit-teln, die „scharfk antengeeignet“8 sind, drin-gend angezeigt. Eine erhöhte Gefährdung ist generell bei Arbeiten an Trapezblechkanten zu erwarten. Hier sollte dringend auf den Ein-satz von Höhensicherungsgeräten verzichtet werden.

Auff angsysteme mit Steigschutzeinrichtung und fester Führung9 greifen auf fest instal-lierte Führungen zum Einsatz mitlaufender Auff anggeräte zurück. Als feste Führungen

9. Persönliche Schutzausrüstungen gegen Absturz

6 Siehe auch DIN EN 360 „PSA gegen Absturz – Höhensi-cherungsgeräte“

7 Als Flachdächer werden Dächer mit Neigungen bis 20° bezeichnet.

8 Scharfe Kanten sind i. d. R. bei einem Kantenradius klei-ner 0,5 mm zu erwarten. Die Eignung der Verbindungs-mittel in dieser Hinsicht wird von den prüfenden Stellen in einem gesonderten Prüfverfahren nachgewiesen.

9 Siehe auch DIN EN 353-1 „PSA gegen Absturz – Teil 1: Auff anggeräte einschließlich fester Führung“.

87

Abb. 9.1.5: Auff angsystem mit Steigschutzeinrich-

tung und fester Führung. Das Foto zeigt eine Ein-

holmsteigleiter mit mittiger Steigschutzschiene.

greifen Auff angnocken des jeweiligen mit -laufenden Auff anggerätes in Ausnehmun-gen der festen Führungen ein. Die Vielfalt der möglichen konstruktiven Gestaltungen ist recht groß – in jedem Fall ist sicher-zustellen, dass ausschließlich das für die spezielle feste Führung vorgesehene mitlaufende Auff anggerät zum Einsatz kommt. I. d. R. lässt die konstruktive Ausformung der Führungen lediglich den Einsatz des zugehörigen Auff anggerätes zu. Mit Blick auf einen überschaubaren Umfang von PSAgA empfi ehlt es sich, in einem Unternehmen möglichst nur einen Typ eines Auff angsystems mit fester Füh-rung einzusetzen.

9. Persönliche Schutzausrüstungen gegen Absturz

88

Weiterhin ist u. a. auf folgende Merkmale von Auff angsystemen mit festen Führungen hinzuweisen:

• Die Auff angeigenschaft en der Auff angge-räte sind jeweils nur in einer Laufrichtung gewährleistet. Die Systeme müssen daher so gestaltet sein, dass Auff anggeräte aus-schließlich in Wirkungsrichtung eingesetzt werden können. Diese Anforderung gilt für alle Ein- und Ausfädelstellen sowie für alle Weichensysteme.

Kommen Stahlseilsysteme als feste Führun-gen zum Einsatz, beruht die Wirkung des mitlaufenden Auff anggerätes generell auf seiner Klemmwirkung am Stahlseil. Bei zahl-reichen Systemen können die Auff anggeräte an beliebigen Stellen des Stahlseils gelöst und wieder befestigt werden. Dies erleichtert die Zugänglichkeit von Arbeitsstellen, bei denen die festen Führungen durch die Ver-sicherten verlassen werden müssen. Auch Schienensysteme gestatten dieses Verlassen der Führung, erfordern hierzu jedoch den Einbau spezieller „Weichenelemente“.

9. Persönliche Schutzausrüstungen gegen Absturz

Abb. 9.1.6: Feste Führung in Form eines gespann-

ten Stahlseils. Das System ist leicht nachzu-

rüsten, z. B. an Freileitungsgittermasten. Das

mitlaufende Auff anggerät bietet an jeder Stelle

die Möglichkeit zur Lösung aus dem System.

89

der Absturzgefährdungen, die sich aus un-terschiedlichen baulichen und konstruktiven Bedingungen am Arbeitsplatz und der Art mannigfaltiger Tätigkeiten sehr vielfältig dar-stellen können, muss der Unternehmer die geeigneten PSA-Bestandteile auswählen.

9.2.1 Auff anggurte

Der zentrale Bestandteil jedes Auff angsys-tems ist der Auff anggurt10. Er muss ein siche-res Auff angen des menschlichen Körpers im Absturzfall sowie ein risikoarmes Halten nach dem Absturz gewährleisten. Jeder Auf-fanggurt verfügt i. d. R über vergleichbare Konstruktionselemente:

• Bauchgurt mit Schnalle• Schultergurte• Bein- und Sitzgurtbänder• Auff angöse (i. d. R rückenseitig angeord-

net) und• Einstellmittel zur Anpassung der Gurte

In Abhängigkeit der Anforderungen, die sich aus der Art der durchzuführenden Arbeiten ergeben sowie mit Blick auf die Wünsche an den Tragekomfort sind die Ausstattungsva-rianten von Auff anggurten recht vielfältig. Übliche Ausstattungsvarianten beinhalten u. a. folgende konstruktive Ergänzungen:

• Im Bereich der Beckenknochen erhält der Auff anggurt eine Ausstattung mit jeweils

• Ist ein Verlassen des Systems ausschließ-lich durch ein Lösen des Versicherten vom Auff anggerät möglich, muss sichergestellt sein, dass dieses selbsttätig in der Posi-tion des „Verlassens“ verbleibt.

• Bei der Montage von Schienensystemen ist auf einen kontinuierlichen Führungs-verlauf an den Stoßstellen der Schienen-schüsse zu achten. Unfälle mit schwersten Verletzungsfolgen mussten in der Vergan-genheit durch Herausrutschen der beweg-lichen Auff anggeräte an den Stoßstellen der Führungen beklagt werden.

• Jedes Verlassen dieses Auff angsystems in Bereichen mit Absturzgefahr setzt eine vorherige Sicherung durch ein anderes Auff angsystem voraus. Wird z. B. ent-sprechend Abb. 9.1.6 das System des ge-spannten Stahlseils zum Besteigen einer Gittermasttraverse verlassen, muss sich der Monteur zuvor an einem Mastbauteil sichern.

Die zuletzt beschriebene Notwendigkeit einer kontinuierlichen Sicherung gegen Absturz gilt für jeden Wechsel zwischen unterschiedlichen Auff angsystemen.

9.2 PSA-Bestandteile von Auff angsystemen

Nachfolgend wird ein Überblick über die wesentlichen und gebräuchlichen PSA- Bestandteile gegeben, die in Auff angsyste-men zum Einsatz kommen. In Abhängigkeit

9. Persönliche Schutzausrüstungen gegen Absturz

10 Zu Auff anggurten siehe auch DIN EN 361 „PSA gegen Absturz – Auff anggurte“

90

gen in und Lösen aus dem Karabinerhaken ermöglicht. In Abhängigkeit der Lage des Anschlagpunktes kann die Nutzung der brustseitigen Auff angöse zum Verlauf des Verbindungsmittels im Gesichtsfeld des Beschäft igten führen und hierdurch bei der durchzuführenden Tätigkeit hinderlich sein. Erfahrungsgemäß fühlen sich Be-schäft igte bei einem freien Hängen im Gurt bei einer Sicherung an der brustseitigen Auff angöse wesentlich wohler. Dies erklärt sich durch den jederzeit möglichen Blick auf den Anschlagpunkt sowie die verbes-serte Möglichkeit, bei einer erfolgenden Rettung aktiv mitwirken zu können.

• Eine Integration einer Steigschutzöse in den Bauchgurt ermöglicht eine gleichzeiti-

einer seitlichen Halteöse. Diese Ausfüh-rung ermöglicht die Verwendung des Gur -tes in der so genannten Haltefunktion. Hier -bei positioniert sich der Beschäft igte durch ein Halteseil, das von einer Halte öse um ein tragfähiges Bauteil am Arbeitsplatz zur nächsten Halteöse geführt wird. Hierdurch können Arbeiten bei einer in den Gurt ge-lehnten Körperhaltung ausgeführt werden.

• Der Bauchgurt wird auf der Rückseite mit einer Rückenstütze ausgestattet, die das zuvor beschriebene Arbeiten unter Nut-zung der Haltefunktion wesentlich komfor-tabler und ermüdungsfreier ermöglichen.

• Der Gurt wird um eine brustseitige Auf-fangöse ergänzt, die ein leichteres Einhän-

9. Persönliche Schutzausrüstungen gegen Absturz

Abb. 9.2.1.1: Produktbeispiel für einen umfangreich ausgestatteten Auff anggurt

91

Grundsätzlich sollte stets die Möglichkeit zur Erprobung von Auff anggurten in Anspruch genommen werden. Selbst aufwändig aus-gestattete und z. T. hochpreisige Gurte sind nicht für Jedermann gleich geeignet. Hän-geversuche tragen daher zur Überzeugung der Beschäft igten hinsichtlich der Eignung einzelner Auff anggurtmodelle bei.

9.2.2 Verbindungsmittel

Verbindungsmittel11 stellen die Verbindung zwischen Auff anggurt und dem jeweiligen Anschlagpunkt her. Hierzu weisen sie geeigne-te Endverbindungen, z. B. zur Aufnahme von

ge Verwendungsmöglichkeit des Auff ang-gurtes bei der Benutzung von festen Füh-rungen mit mitlaufenden Auff anggeräten (z. B. Steigschutzeinrichtungen an Steig-leitern). Keinesfalls eignen sich seitliche Halteösen zur Verwendung von mitlaufen-den Auff anggeräten.

• Befestigungsösen ergänzen gut ausgestat-tete Auff anggurte. Selbstverständlich sind sie nicht zur Sicherung des Gurtbenutzers gegen Absturz zu verwenden, aber sie bie-ten z. B. eine komfortable Möglichkeit zur Aufnahme von Werkzeugtaschen.

9. Persönliche Schutzausrüstungen gegen Absturz

Abb. 9.2.2.1: Wird die Verbindung zwischen

Anschlagpunkt und Auff anggurt über eine be-

wegliche Führung mit mitlaufendem Auff anggerät

hergestellt, besteht die Gefahr der Bildung von

„Schlaff seil“. Eine ausreichende Sicherheit ist

daher nur bei korrekt eingestellter Seillänge und

einer gradlinigen Annäherung an die Absturzkan-

te (hier Dachkante) möglich.

11 Zu Verbindungsmitteln siehe DIN EN 354 „PSA gegen Absturz – Verbindungsmittel“

Abb. 9.2.1.2: Hersteller bieten z. T. auch in Klei-

dungsstücke integrierte Auff anggurte an.

92

teten Karabinerhaken, einem Augenspleiß oder einer eingenähten Schlaufe (bei Gurt-bändern) bestehen. Verbindungsmittel aus textilen Werkstoff en müssen einer statischen Belastung von mindestens 22 kN, im Falle metallischer Werkstoff e von mindestens 15 kN standhalten. Im Rahmen der nach den Normen DIN EN 354 und DIN EN 36413 durch-zuführenden Prüfungen dürfen durch die Belastungen keine Risse oder Brüche in allen Einzelteilen der Verbindungsmittel auft reten.

Karabinerhaken, auf. Die Länge jedes Verbin-dungsmittels darf einschließlich eines ggf. vor-handenen Falldämpfers sowie der Endverbin-dungen mit Karabiner nicht mehr als 2 m be-tragen. Nur über diese Festlegung und deren strikte Berücksichtigung bei der Verwendung von PSAgA kann eine maximal zulässige Fall-höhe12 von 4 m sichergestellt werden. Die ma-ximale Fallhöhe darf keinesfalls überschritten werden, da alle Komponenten der PSAgA aus-schließlich für diese Belastung geprüft sind.

Bei der Betrachtung der maximal zuläs sigen Fallhöhe sind insbesondere Kom binationen aus beweglichen Führungen mit mitlaufen-den Auff anggeräten kritisch zu bewerten. Hier besteht die Gefahr, durch eine falsche Einstellung des mit laufenden Auff anggerä-tes an der be weglichen Führung eine freie Seillänge einzustellen, die im Einzelfall eine unzu lässige Fallhöhe ermöglicht. Derartige Gefährdungen ergeben sich leicht bei der Verwendung dieser PSAgA-Kombi nationen, z. B. beim Begehen von Flach dächern oder bei Arbeiten auf Freilei tungsmasttraversen.

Verbindungsmittel können unterschiedliche Konstruktionsformen, z. B. als Einfachseil oder als Y-Seil aufweisen und dürfen aus einem Chemiefaserseil, einem Drahtseil, einem Gurtband oder einer Kette bestehen. Die Verwendung von Naturfasern scheidet generell aus.

Die Endverbindungen können aus einem Verbindungselement, z. B. einem eingearbei-

9. Persönliche Schutzausrüstungen gegen Absturz

12 Siehe hierzu auch die Ausführungen zu Auff angsyste-men in Abschnitt 9.1 und Abb. 9.1.2

13 Grundlegende Anforderungen an Prüfungen sind festge -legt in DIN EN 364 „PSA gegen Absturz – Prüfverfahren“

Abb. 9.2.2.2: Einsatz eines Y-Seils als Verbin-

dungsmittel für das gesicherte Besteigen eines

Freileitungsgittermastes

93

ser maximalen Fangstoßkraft sicher aus-schließen, ist daher in jedem Auff angsystem eine zwingende Verpflichtung.

Kommt eine PSAgA ohne Falldämpfer zum Einsatz, nehmen die Fangstoßkräft e bei einem „Minimalabsturz von 1 m“ bereits Werte von ca. 7 – 8 kN an. Mit zunehmender Fallhöhe steigen die Fangstoßkräft e weiter merklich an.

Durch die Stoßbelastung kommt es zwangs-läufi g zu einer Längenänderung der Fall-dämpfer. DIN EN 355 gibt für das Prüfver-fahren vor, dass die Auff angstrecke kleiner als die doppelte Länge von Falldämpfer einschließlich des Verbindungsmittels zu-züglich 1,75 m betragen muss.

Falldämpfer14 stellen nach der zugehörigen europäischen Norm ein Einzelteil oder einen Bestandteil eines Auff angsystems dar. Nach-

Verbindungsmittel sind im klassischen Sinne so einzusetzen, dass ein Anschlagpunkt möglichst oberhalb der zu sichernden Person ausgewählt wird. Mit Blick auf die beschrie-bene maximale Länge der Verbindungsmittel kann hiermit eine möglichst geringe Restab-sturzhöhe realisiert werden. Im nebenste-henden Bildbeispiel kommt ein Y-Seil zum Einsatz, das die abwechselnde Schaff ung ei-nes Anschlagpunktes ermöglicht und damit ein kontinuierlich gesichertes Besteigen, z. B. eines Gittermastes, ermöglicht.

9.2.3 Falldämpfer

Die im Falle eines Absturzes auft retenden Fangstoßkräft e durch die PSAgA sind ohne zusätzliche Dämpfungsmaßnahmen für den menschlichen Körper nicht verträglich. Euro-paweit besteht derzeit Einigkeit, dass die Fangstoßkräft e einen Wert von 6 kN nicht überschreiten dürfen. Die Verwendung von Falldämpfern, die eine Überschreitung die-

9. Persönliche Schutzausrüstungen gegen Absturz

14 Zu Anforderungen an Falldämpfer siehe auch DIN EN 355 „PSA gegen Absturz – Falldämpfer“

Abb. 9.2.3.1: Stoßkräft ediagramm für Abstürze in

PSAgA ohne und mit Falldämpfer

Abb. 9.2.3.2: Beispiel für einen Bandfalldämpfer

94

• Bandfalldämpfer als integraler Bestand-teil in einem Verbindungsmittel fi nden ebenfalls häufi g Verwendung. Hierbei kann auf die Verbindung des Falldämpfers mit dem Verbindungsmittel durch einen Karabinerhaken verzichtet werden. Dies spart Gewicht – gleichzeitig ist das fertig konfektionierte Verbindungsmittel mit Fall-dämpfer i. d. R. max. 2 m lang.

• Vereinzelt werden Auff anggurte mit integ-rierten Falldämpfern angeboten. Derartige PSAgA stellen sicher, dass die Verwen-dung des Falldämpfers nicht vergessen werden kann. Wie bei allen anderen PSA-Produkten mit integrierten Bestand-teilen besteht auch hier im Fall einer Be-schädigung i. d. R. die Notwendigkeit, das Gesamtprodukt auszusondern.

• Die falldämpfende Funktion eines Auf-fangsystems kann auch durch die Wir-kungsweise eines mitlaufenden Auff ang-gerätes realisiert sein. Hierbei rutscht das Auff anggerät im Absturzfall eine kurze Strecke über die bewegliche Führung und reduziert die Fallenergie. Hier sind die Her -stellerangaben genauestens zu berück-sichtigen.

• In Abhängigkeit der Länge einer bewegli-chen Führung, insbesondere bei der Verwendung von Kernmantelseilen, kann diese die falldämpfende Funktion über-nehmen. Auch hier sind die Herstelleran-gaben genauestens zu berücksichtigen.

folgende konstruktive Lösungen für Fall-dämpfer haben u. a. Einzug in die betriebli-che Verwendungspraxis gefunden:

• Falldämpfer als Einzelteile fi nden die häu -fi gste Verwendung. Dabei liegt der Band-falldämpfer eindeutig an erster Stelle der Käufer- und Anwendergunst. Bandfall-dämpfer (siehe Abb. 9.2.3.2) bestehen in der Regel aus miteinander verwebten Lagen einzelner Gurtbänder, die im Absturzfall aufreißen und die kinetische Sturzenergie umwandeln. Das Gurtpaket ist i. d. R. von einer Kunststoff - oder Gewe-behülle umgeben, die keine falldämpfen-de Funktion besitzt.

• Reibungsfalldämpfer (siehe Abb. 9.2.3.3) wandeln die Sturzenergie in Reibungs-wärme um. Hierbei rutscht im Absturzfall das Verbindungsmittel mehrfach umge-lenkt durch ein metallisches Konstrukti-onselement.

9. Persönliche Schutzausrüstungen gegen Absturz

Abb. 9.2.3.3: Produktbeispiel für einen Reibungs-

falldämpfer

95

• Abschluss-Verbindungselemente (Klasse T) sind für eine feste Verbindung mit ei-nem Verbindungsmittel vorgesehen. Sie werden i. d. R. bereits herstellerseitig über ihre geschlossene Öse mit einem Siche-rungsseil oder einem Falldämpfer verbun-den.

Sowohl Mehrzweck- als auch Abschluss- Verbindungselemente sind in unterschied-lichen Ausführungen zum Schutz gegen ein unbeabsichtigtes Öff nen erhältlich. Dabei sind mindestens zwei, voneinander unab-hängige Betätigungen zum Öff nen des Kara-biners erforderlich. Vor der Klappbewegung des Verschlusses ist z. B. eine federbelastete Sicherungshülse zurückzuziehen. Einzelne Karabinermodelle verfügen über schraubba-re Sicherungshülsen. Bei derarti gen Produk-ten besteht grundsätzlich die Gefahr, dass sie im ungesicherten Zustand verbleiben, da die Betätigung der zusätzlichen Schraub-sicherung vollständig vom Verhalten der Benutzer abhängt.

9.2.4 Verbindungselemente

Verbindungselemente15 sind öff enbare Kon-struktionselemente und dienen in einem Auff angsystem zur Verbindung der einzelnen Bestandteile und zur Verbindung des Sys-tems mit einem Anschlagpunkt. Die derzeit am Markt erhältlichen unterschiedlichen Konstruktionsformen, die abgesehen von Schraubverschluss-Verbindungsele menten selbstschließende Verschlüsse aufweisen müssen, lassen sich nach DIN EN 362 in vier Verbindungselement-Klassen einteilen:

• Mehrzweck-Verbindungselemente (Klasse M), auch als Karabiner bezeichnet, sind Elemente, die sich sowohl zur Verbindung von PSA-Einzelteilen als auch zum Einhän-gen in einen Anschlagpunkt eignen. Der-artige Karabiner werden in einer großen Produktvielfalt angeboten.

9. Persönliche Schutzausrüstungen gegen Absturz

Abb. 9.2.4.1: Produktbeispiel für einen Karabiner-

haken (Verbindungselement-Klasse M)

Abb. 9.2.4.2: Produktbeispiel für ein Abschluss-

Verbindungselement (Klasse T)

15 Zu Anforderungen an Verbindungselemente siehe auch DIN EN 362 „PSA gegen Absturz – Verbindungselemente“

96

schiedliche Profi le von Freileitungs- oder Antennenmasten. Die Verbindungsele-mente werden z. T. auch als so genannte „Klapphaken“ ausgeführt und gestatten unter Verwendung einer Stange ein Ein-hängen in Bauteile weit oberhalb des Standortes der zu sichernden Personen.

• Schraubverschluss-Verbindungsele ment (Klasse Q) sind Elemente, die mittels einer Überwurfmutter verschlossen werden. Durch das vollständige Zuschrauben wird die Mutter zu einem lasttragenden Teil des Verbindungselements. Diese Verbindungs-elemente sind nicht für ein wiederkehren-des Öff nen und Schließen vorgesehen. Ihr Einbau in ein Auff angsystem sollte den Herstellern vorbehalten bleiben.

9.2.5 Höhensicherungsgeräte

Bedingt durch die begrenzte Länge der Verbindungsmittel auf maximal 2 m ermögli-chen die meisten bereits vorgestellten Auf -fangsysteme nur eine begrenzte Beweglich-

Zwischenzeitlich wurde eine weitere Ent-wicklung von Karabinern vorgestellt, die über eine zweifache Sicherung gegen ein unbeabsichtigtes Öff nen verfügen. Derarti-ge, auch als Trilook-Karabiner bezeichnete Verbindungselemente erfordern z. B. ein Zurückziehen und ein anschließendes Dre-hen der Sicherungshülse, bevor der Kara-binerverschluss aufgeklappt werden kann. Trilook-Karabiner sind ungeachtet ihres ho-hen Sicherheitsniveaus i. d. R. nur mit zwei Händen zu bedienen. Hierdurch eignen sie sich insbesondere für alle Verbindungen, die nur selten zu lösen sind.

• Auch Verankerungs-Verbindungselemente (Klasse A) werden häufi g fest mit einem Sicherungsseil verbunden und sind dafür konstruiert, mit einer besonderen Veranke -rung verbunden zu werden. Häufi g handelt es sich bei den Verankerungen um Kon-struktions- und Bauteile, z. B. um unter-

9. Persönliche Schutzausrüstungen gegen Absturz

Abb. 9.2.4.3: Produktbeispiele für Verbindungs-

elmente der Klasse A

Abb. 9.2.4.4: Produktbeispiel für ein Schraubver-

schluss-Verbindungsele ment der Klasse Q

97

sicherungsgeräte16 weisen die gewünschten „Bewegungsspielräume“ für ihre Benutzer auf, stellen aber insbesondere durch ihr Gewicht auch kein Allheilmittel gegen alle Absturzgefährdungen dar.

Höhensicherungsgeräte sind nach europäi-scher Norm als Auff anggeräte mit einer selbsttätigen Blockierfunktion und einer automatischen Spann- und Einziehvorrich-tung für das Verbindungsmittel defi niert. Dabei darf die falldämpfende Funktion in dem Gerät selber eingebaut sein oder das einziehbare Verbindungsmittel verfügt über eine integrierte Falldämpfung. Das einzieh-bare Verbindungsmittel kann aus einem Chemiefaserseil, einem Drahtseil oder aus einem Gurtband bestehen.

Der federkraft betätigte Wickelmechanismus gestattet es, die für die Durchführung der je-weiligen Arbeiten erforderliche Verbindungs-mittellänge aus dem Höhensicherungsgerät herauszuziehen. Das Seil oder Band passt sich in seiner Länge automatisch den Bewe-gungsvorgängen des Benutzers an. Selbst-verständlich sind die nutzbaren Seil- und Bandlängen durch die Baugröße der Höhen-sicherungsgeräte begrenzt. Übliche Verbin-dungsmittellängen liegen bei 10 bis 30 m.

Wird das Seil mit hoher Geschwindigkeit, dies ist bei einem Absturz der Fall, aus dem

keit ihrer Benutzer. Das mehr „Bewegungs-spielräume“ anbietende System aus mit-laufendem Auff anggerät und beweglicher Führung erfordert zumindest eine kontinuier-liche Anpassung des Systems an die jewei-lige Position seines Benutzers. Eine quasi „selbsttätige“ Bewegung des mitlaufenden Auff anggerätes kann in der Regel nur bei vertikal gespannten beweglichen Führungen (Sicherungsseilen) erzielt werden. Die seit vielen Jahren im Einsatz befi ndlichen Höhen-

9. Persönliche Schutzausrüstungen gegen Absturz

Abb. 9.2.5.1: Blick auf ein Höhensicherungsgerät

mit teilweise aufgetrenntem Gehäuse

16 Zu Anforderungen an Höhensicherungsgeräte siehe auch DIN EN 360 „PSA gegen Absturz – Höhensiche-rungsgeräte“

98

sicherungsgeräten versagten. Die auf das Verbindungsmittel einwirkenden Kräft e können zum einen durch die Umlenkung an der Absturzkante und zum anderen durch die Scharfk antigkeit des Baukörpers zu einer Durchtrennung des Seils oder des Gurtbandes führen – i. d. R. mit tödlichen Absturzfolgen. Auch hier gilt: Besteht die Gefahr eines Absturzes über eine Kante, dür-fen ausschließlich Höhensicherungsgeräte eingesetzt werden, die für eine derartige Ver-wendung durch den Hersteller ausdrücklich freigegeben sind.

Die Funktion des Höhensicherungsgerätes muss eine maximale Fangstoßkraft von 6 kN sicherstellen. Die maximale Bremskraft muss vom Gerät auch bei vollständig ausgezoge-nem Verbindungsmittel sicher aufgenommen werden.

Wiederkehrende Prüfungen von Höhensiche-rungsgeräten können i. d. R. nur von den Herstellern vollständig durchgeführt werden, da neben einer äußeren Begutachtung auch die Bewertung des inneren Zustandes des Gerätes erforderlich ist.

9.2.6 Anschlageinrichtungen

Die ordnungsgemäße Funktion jedes Auf-fangsystems hängt letztendlich von der Ei-gnung des ausgewählten Anschlagpunktes ab. Anschlagpunkte können dabei einerseits ausgewählte bauseitige Konstruktionsele-mente, wie z. B. Holz-, Stahl- oder Beton-

Gerät gezogen, blockiert der Wickelmecha-nismus formschlüssig durch eine Fliehkraft -bremse. Dieser Funktionsmechanismus erklärt das generelle Verwendungsverbot von Höhensicherungsgeräten bei der Be-gehung von oder Arbeiten in der Nähe von Stoff en, bei denen die Gefahr des Versinkens besteht. Höhensicherungsgeräte sind daher für die Sicherung von Personen bei Arbeiten in Silos grundsätzlich nicht zulässig.

Die Vielzahl der derzeit angebotenen Geräte ist herstellerseitig für eine möglichst vertikal über dem Nutzer gelegene Positionierung ausgelegt. Immer wieder ist jedoch die nahezu horizontale Verwendung von Höhen -sicherungsgeräten, insbesondere bei Arbei-ten auf Flachdächern, zu beobachten. In jün -gerer Vergangenheit wurden einzelne Pro-dukte von den Herstellern auch für derartige Einsätze konzipiert und die Eignung der Geräte auch im Rahmen von Baumusterprü-fungen nachgewiesen. Allen Anwendern von Höhensicherungsgeräten wird daher eine Beratung durch die Hersteller sowie die Beachtung der Bedienungsanleitungen drin-gend empfohlen.

Mit Blick auf die Gehäusegrößen der Höhen-sicherungsgeräte sind verständlicherweise der Dimensionierung der Seile und Bänder Grenzen gesetzt. In der Vergangenheit waren wiederholt Unfälle zu beklagen, bei denen Beschäft igte über Kanten verschiedener Baukörper abstürzten und die PSAgA durch durchtrennte Seile oder Gurte von Höhen-

9. Persönliche Schutzausrüstungen gegen Absturz

99

Diese Anschlageinrichtungen sind i. d. R. als Einzelanschlagpunkt ausgeführt und für die Sicherung einer Person gegen Absturz kon-zipiert. Für eine sichere Aufnahme der Fang-stoßkräft e im Falle eines Absturzes sind die herstellerseitig beschriebenen Anforderun-gen für den Einbau zwingend einzuhalten. In der Einbauanleitung sind z. B. die Bauele-mente und deren Materialbeschaff enheit zu beschreiben und genaue Angaben zur Ver-wendung von Montagehilfsmaterial, wie z. B. Dübel und Schrauben, zu unterbreiten.

Erfahrungen mit Unfällen haben wiederholt gezeigt, dass Anschlageinrichtungen unzu-reichend eingebaut wurden. Ein besonderer Augenmerk ist auf Anschlagpunkte zu rich-ten, die in Flachdächern eingebaut sind. Hier sind z. T. umfangreiche Maßnahmen zu tref-fen, um eine ausreichende Verankerung des Anschlagpunktes bei gleichzeitiger Dichtheit des Daches sicherzustellen.

träger, und andererseits spezielle für das Anschlagen von PSAgA konzipierte und hergestellte Konstruktionselemente sein. Die letzt genannten Konstruktionselemente werden in der europäischen Normung als Anschlageinrichtungen17 bezeichnet.

Anschlageinrichtungen sind Einrichtungen mit einem oder mehreren Anschlagpunkten zum Anschlagen und Befestigen von Auf-fangsystemen18. Im Einzelfall können auch speziell für den Einbau in Dächer vorgese-hene Einzelteile19, z. B. Dachspiralen und Sicherheitsdachhaken, als Anschlageinrich-tungen dienen. Nach DIN EN 795 werden folgende Klassen von Anschlageinrichtun-gen unterschieden:

Klasse A1: Anker zur Befestigung an verti-kalen, horizontalen und geneigten Flächen – z. B. Wänden, Säulen, Stürzen.

9. Persönliche Schutzausrüstungen gegen Absturz

Abb. 9.2.6.1: Anschlagpunkt mit fest zu verkle-

bender Stahlhülse und einem lösbaren Bolzen mit

Anschlagöse. Bei entfernter Anschlagöse ist der

Anschlagpunkt unauff ällig in Wände und Decken

zu integrieren.

17 Nähere Regelungen zu Anschlageinrichtungen sind u. a. enthalten in DIN EN 795 „Persönliche Schutzausrüstung – An schlag einrichtungen“

18 Zu Anschlageinrichtungen siehe auch „BG-Regel „Ein-satz von persönlichen Schutzausrüstungen gegen Absturz“ (BGR 198)

19 Zum Einsatz von Einzelteilen auf Dächern als Anschlag-einrichtungen siehe u. a. DIN EN 516 „Vorgefertigte Zubehörteile für Dacheindeckungen; Einrichtungen zum Betreten des Daches; Laufstege, Trittflächen und Einzeltritte“ und DIN EN 517 „Vorgefertigte Zubehörteile für Dachein deckungen; Sicherheitsdachhaken“

100

Kamine, Tragkonstruktionen für Antennen oder Fotovoltaikanlagen i. d. R. nicht als An-schlagpunkte geeignet sind.

Die derzeit verbreitetsten Anschlagpunkte stellen Sicherheitsdachhaken nach DIN EN 517 dar, die jedoch nicht als Anschlagein-richtungen nach DIN EN 795 eingestuft sind. Diese auch als Anschlagpunkt geeigneten Sicherheitsdachhaken sollten auf keinen Fall mit handelsüblichen Dachhaken verwechselt

Für alle Anschlageinrichtungen gilt gleicher-maßen: eine Beurteilung der ausreichenden Tragfähigkeit vor Ort ist ohne weiteres kaum möglich.

Eine reine Inaugenscheinnahme scheidet aus – lediglich stark korrodierte oder „wa-ckelige“ Anschlagpunkte können hierdurch erkannt werden. Auch Belastungsprüfungen können Nachteile aufweisen. Sie sind im Einzelfall nicht auf Abruf durchführbar, er-fordern eine umfangreiche Sachkunde der Prüfer und können ggf. zu Beschädigungen der Anschlagpunkte führen.

Klasse A2: Anker zur Befestigung an geneigten Dächern

Leider weisen geneigte Dächer nur in Aus-nahmefällen Anschlagpunkte auf. Grund-sätzlich ist darauf hinzuweisen, dass z. B.

9. Persönliche Schutzausrüstungen gegen Absturz

Abb. 9.2.6.2: Beispiel für einen Anschlagpunkt

auf einem Flachdach (Klasse A1). Zum Schutz vor

Witterungseinflüssen kommt eine Schutzkappe

zum Einsatz.

Abb. 9.2.6.3: Dachspiralen als Anschlageinrich-

tung der Klasse A2. Neben der Funktion als

System bietet jede Dachspirale auch einen

Einzelanschlagpunkt.

101

Türtraversen lassen sich daher ausschließ-lich an Zargen tragfähiger Wände einsetzen. Die in Abb. 9.2.6.4 vorgestellte Trägerklem-me bietet vielseitige Verwendungsmöglich-keiten zur Sicherung an Stahlträgern. Die C-förmigen Halteklammern lassen sich auf dem Tragkörper vielstufi g verstellen und bie-ten aufgrund ihrer Kunststoff auskleidung ein

gutes Gleitverhalten auf Stahlträgern. Die Trägerklemme kann sowohl als über Kopf gelegener Anschlagpunkt einsetzt werden als auch auf einem Stahlträger zum Einsatz kommen.

Zur Klasse C gehören Anschlageinrichtun-gen mit horizontalen beweglichen Führun-gen, die um höchstens 15° von der Hori-zontalen abweichen.

Klasse D: Anschlageinrichtungen mit hori-zontalen starren Führungsschienen

werden, die hauptsächlich zur Aufnahme von Dachleitern vorgesehen sind.

Ein neues System zur Sicherung gegen Ab-sturz auf geneigten Dächern hält seit kurzem Einzug in die Praxis – Dachspiralen (siehe Abb. 9.2.6.3) ermöglichen ein vollständig gesichertes Begehen von Dachflächen. Die in Abständen von ca. 1 bis 1,5 m installierten Dachspiralen ermöglichen durch spiralför-mige Bolzen ein einfaches Einfädeln von Si-cherungsseilen (bewegliche Führungen) bei gleichzeitiger Benutzung eines mitlaufenden Auff anggerätes. Mit einigen Spiralen bis zum Dachfi rst und weiteren Spiralen parallel zum Dachfi rst kann ein vollständig gegen Absturz geschütztes Begehen von Dächern realisiert werden.

Klasse B: Transportable, vorübergehend angebrachte Anschlageinrichtungen (z. B. Querträger, Trägerklemmen, Dreibein

Temporär einsetzbaren Anschlageinrichtun-gen ist eine hohe Bedeutung zuzumessen, da zahlreiche mit Absturzgefährdungen behaft ete Arbeitsplätze über keine festen Anschlagpunkte verfügen. Die zugehörigen Bildbeispiele verdeutlichen die universellen Einsatzmöglichkeiten dieser Anschlagein-richtungen. Selbstverständlich sind nur sol-che Baukörper und Konstruktionselemente zum Einsatz der Anschlageinrichtungen aus-zuwählen, die die Belastungen im Fall eines Absturzes sicher aufnehmen können.

9. Persönliche Schutzausrüstungen gegen Absturz

Abb. 9.2.6.4: Verschiebbare Trägerklemme zum

Einsatz als temporärer Anschlagpunkt auf Stahl-

trägern

102

bei einer sachgerechten Benutzung so gut wie ausgeschlossen.

Bei Klasse E-Anschlageinrichtungen handelt es sich um durch Eigengewicht gehaltene Einrichtungen zur Benutzung auf horizonta-len Flächen, die um höchstens 5° von der Ho-rizontalen abweichen. Beispiele für derartige Anschlageinrichtungen sind z. B. mit Wasser zu befüllende Konstruktionen. Der zeitliche Aufwand zum Aufb au dieser Anschlagrein-richtungen ist erfahrungsgemäß hoch – teil-weise verfügen die Deckenkonstruktionen nicht über die erforderliche Tragfähigkeit zum Einsatz der Einrichtungen. Klasse E-An-schlageinrichtungen sind daher in der Praxis eher selten anzutreff en.

Diese Anschlageinrichtungen empfehlen sich für die Ausstattung von Zugangswe-gen, die wiederkehrend zum Erreichen von Arbeitsplätzen, z. B. von funktechnischen Einrichtungen auf Dächern oder Anten-nenträgern, benutzt werden. Die starren Führungsschienen geben einen eindeutigen Zugangsweg vor und lassen eine individuelle Entscheidung des Beschäft igten über zu treff ende Sicherungsmaßnahmen nicht zu. Werden zahlreiche Zugänge zu unterschiedli-chen Arbeitsplätzen mit den gleichen Syste-men ausgestattet, verringert sich gleichzeitig der Umfang der einzusetzenden PSAgA.

Die Systeme haben sich in der Vergangenheit durch eine hohe Resistenz gegen Witterungs-einflüsse ausgezeichnet. Absturzunfälle sind

9. Persönliche Schutzausrüstungen gegen Absturz

Kühlschmierstoffe,

Lösemittel, Öle

Reibemittel- oder

lösemittelhaltige

HautreinigungsmittelFeuchtes

Milieu

UV-Strahlung,

Hitze, Kälte

Ständige

mechanische

Beanspruchung,

Verschmutzung

Gießharze,

Acrylate,

Isocyanate

Säuren,

Laugen

Bakterien, Pilze

103

Zwei Beispiele:

Beispiel 1Kühlschmierstoff e (KSS) werden in der span-gebenden Metallbearbeitung zum Kühlen, Schmieren und Spülen der Bearbeitungs-

Hautschutzmittel gehören zur persönlichen Schutzausrüstung. Für Gefährdungen durch den Hautkontakt mit hautgefährdenden Stoff en und Feuchtarbeit sind in der TRGS (Technische Regel für Gefahrstoff e) 401 Re-gelungen zu fi nden. Kon krete Anleitungen zur Anwendung von Hautschutz sind in der BG ETEM-Broschüre „Hautschutz“ (MB 003) zusammengefasst.

Die Hautschutzmittel werden im Gegensatz zu anderen PSA, z. B. Handschuhe, direkt auf die Haut aufgetragen.

Mit einer Oberfläche von etwa 2 m2 und einer Dicke von 1 bis 4 mm ist die Haut ein wichti ges Organ des Menschen. Neben dem Schutz vor physikalischen, chemischen und bakteri ellen Einwirkungen hat sie wichtige Aufgaben im Stoff wechsel und bei der Wär-meregulierung zu erfüllen. Die Haut ver-mittelt auch Sinneseindrücke wie Tastsinn, Berüh rungsempfi ndung, Schmerzempfi n-dung und Temperaturempfi ndung. Die Horn-schicht ist die Barriereschicht der Oberhaut und ist ca. 0,02 mm dick.

Der Anteil der berufsbedingten Hauterkran-kungen an den Berufskrankheiten ist sehr hoch.

Hauterkrankungen können viele Ursachen haben. Sie können bei off ensichtlich aggres-siven Stoff en auft reten oder bei sensibilisie-renden Stoff en, die eine Allergie auslösen können.

10. Schutz der Haut

Dipl.-Ing. Christel Trautmann

Abb. 10.1: Aufb au der Haut

Abb. 10.2: Belastungen der Haut

104

• durchnässte Arbeitskleidung oder Schutz-schuhe werden nicht gewechselt

• Gehörschutzstöpsel in Lärmbereichen wer-den mit verschmutzten Händen angefasst und in den Gehörgang eingeführt

Beispiel 2Gießharze, z. B. Polyester- und Epoxidharze, kommen aIs 2-Komponentensysteme (Harz und Härter) zur Anwendung.

Bei Hautkontakt mit den flüssigen Monome-ren (Harz) und auch den Härtern besteht die Ge fahr von Hautreizungen oder allergischen Hautreaktionen.

Bestimmte Härter oder Zusatzstoff e sind zu-dem stark ätzend (z. B. organische Peroxide) bzw. können durch Hautresorption in den Körper (z. B. tertiäre Amine) gelangen.

stelle benötigt. Bei unsachgemäßem Umgang mit ihnen können sie auf vielfältige Weise zu Haut schäden führen.

• Öle entfetten die Haut, sie wird rau und rissig

• Bestimmte Additive wirken Haut reizend und allergisierend

• Späne im gebrauchten KSS führen zu Mik-roverletzungen der Haut

• Bakterien und Keime können über Mikro-verletzungen der Haut eindringen und zu Entzündungen führen

Kühlschmierstoff e können auch auf indirek-tem Wege – bei mangelnder Hygiene – zu Hauter krankungen führen.

Ursachen hierfür sind u. a.:

• Maschinenputzlappen werden in die Hosentaschen gesteckt

10. Schutz der Haut

Abb. 10.3: Einsatz von Kühlschmierstoff en

Abb. 10.4: Härter

105

Der Hautschutz funktioniert mit 3 Sorten Hautmitteln in 3 Stufen:

1. Mittel für den Schutz der Haut gegen einen bestimmten Stoff /Einwirkung. Dieses (Haut schutz-)Mittel soll eine Bar-riere zwischen Haut und Stoff /Einwirkung bilden und wird vor der Arbeit aufgetragen.

2. Mittel für die Reinigung der HautDieses Mittel soll den auf der Haut an-haft enden schädigenden Stoff und das Hautschutzpräparat wieder von der Haut entfernen. Die Reinigung der Haut soll so gründlich wie nötig und so schonend wie möglich erfol gen. Es sollen keine scharf-kantigen Reibemittel oder Lösemittel wie Waschben zin, Kaltreiniger, Ottokraft stoff o. ä. als Reinigungsmittel für die Haut benutzt werden. Die Reinigung der Haut erfolgt nach der Arbeit, vor der Pause und zum Feier abend.

3. Mittel für die Pflege der HautDiese Mittel dienen der natürlichen Rege-neration der Haut und enthalten Fett und Feuchtigkeit.

Bei der Auswahl der Hautschutz-Präparate sollte der Rat des Betriebsarztes hinzugezo-gen werden. Die Präparate für „speziellen Hautschutz“, „Hautreinigung“ und „Haut-pflege“ müssen einer bestimmten Einwirk-gruppe zugeordnet werden können.

Vor der Auswahl des geeigneten Hautschut-zes steht wie bei allen anderen PSA die Gefähr dungsbeurteilung.

Folgende Gefährdungen sind zu prüfen:

• Physikalische (Späne), chemische (Säu-ren, Laugen) und biologische (Bakterien, Keime) Einwirkungen

• Haut schädigende Eigenschaft en von Stof-fen, z. B. sensibilisierend

• Häufi gkeit und Umfang der Haut gefähr-denden Tätigkeit

• Klimafaktoren

• Feuchtarbeit, z. B. das Tragen von flüssig-keitsdichten Handschuhen

Die TRGS 401 bietet einen Ansatz der Gefähr-dungsbeurteilung gemäß den Risiko-Sätzen (R-Sätze/H-Sätze) für Stoff e, die als Gefahr-stoff e eingestuft sind.

Auswahl des Hautschutzes

Es gibt keinen universellen Hautschutz. Die Auswahl muss auf die Ergebnisse der Gefähr dungsbeurteilung abgestimmt sein. Z. B. müssen für wassermischbare und nichtwasser mischbare Arbeitsstoff e, teer-haltige, stark anhaft ende Verschmutzungen, Farbmittel, UV-Strahlung usw. unterschied-liche Hautschutzmittel eingesetzt werden.

10. Schutz der Haut

Bestell-Nr. S 003

12 · 3(25) · 10 · 11 · 4Alle Rechte beim Herausgeber – Gedruckt auf Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft

BG Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse · 50968 Köln · Gustav-Heinemann-Ufer 130 · Telefon 0221 3778-0 · Fax 0221 3778-1199 · www.bgetem.de

Betriebsbereich: Arbeitsplatz:

Hautgefährdende Tätigkeit/Arbeitsvorgang:

Hautschädigender Arbeitsstoff/Material:

Besondere Gefährdungen durch Arbeitsstoff/Arbeitsvorgang:

Allergie auslösend (sensibilisierend) mechanische Abnutzung (abrasiv)

Feuchtarbeit Gefahrstoffaufnahme durch die Haut (hautresorptiv)

reizend/ätzend UV-Strahlen

Sonstiges:

WANN WIE WOMITSchutzmaßnahmen

Verhalten im Gefahrfall und bei besonderen Hautveränderungen

VOR Arbeitsbeginn

(nach Pausen)

WÄHREND der Arbeit

(vor Pausen und

zum Arbeitsschluss)

NACH der Arbeit

(nach dem

Hände waschen!)

Information/Einweisung

zum Hautschutz/

praktische Übungen

Bei Benetzung mit dem hautschädigenden Produkt:

• durchtränkte Kleidung sofort ausziehen

• benetzte Körperpartien ausgiebig mit reinigen/abspülen.

Bei besonderen Hautveränderungen sofort die/den Betriebsärztin/-arzt

oder die/den D-Ärztin/D-Arzt / Fachärztin/-arzt Tel. aufsuchen.

Immer die/den Vorgesetze/n informieren.

Hautschutzpräparat auftragen(Kennzeichnung von Gebinde/Spender/Tube nennen!)

Schutzhandschuhe tragen

Möglichst keine gepuderten Handschuhe oder Latexhandschuhe verwenden.Handschuhe nur während der hautgefährdenden Tätigkeit tragen. Durchdringungszeiten beachten. Vorher auf Dichtigkeit und Sauberkeit des Handschuhinneren prüfen.

Unterweisung durch Frau/Herrn Tel.

Einsatz von Medien der BG ETEM (www.bgetem.de/medien)

Hautreinigungsmittel verwenden(Kennzeichnung von Gebinde/Spender/Tube nennen!)

Hände nie mit Lösungsmitteln, Kaltreinigern o.ä. reinigen. Nach Möglichkeit keine Reinigungsmittel mit Reibmitteln, Duft- oder Konservierungsstoffen verwenden!

Hautpflegepräparat auftragen(Kennzeichnung von Gebinde/Spender/Tube nennen!)

Menge und Einwirkzeit nach Herstellerangaben beachten.

Hilfsmittel

für die Praxis

Hautschutzplan

Bitte ergänzen Sie diesen Hautschutzplan durch die notwendigen Angaben aus der Gefährdungsbeurteilung.

Verantwortlich für den Hautschutzplan: Stand:

Hautschutz benutzen

Hände waschen

Hautpflege benutzen

106

Funktion der Schutzmaßnahmen erklärt wer-den. Der Haut schutzplan ist dabei hilfreich.

Nach der Verordnung zur arbeitsmedizini-schen Vorsorge (ArbMedVV) sind Pflicht-untersu chungen bei Hautgefährdung vor Beginn der Tätigkeit u. a. durchzuführen bei:

• Tätigkeiten mit hautresorptiven Stoff en und direktem Hautkontakt

• Feuchtarbeit von regelmäßig mehr als vier Stunden und mehr pro Tag (auch das Tra-gen von wasserdichten Handschuhen)

• Tätigkeiten mit Isocyanaten und regelmä-ßigem Hautkontakt

• Tätigkeiten mit Gefährdungen durch un-ausgehärtete Epoxidharze

Untersuchungen sind den Beschäft igten (immer wieder) anzubieten, zum Beispiel bei Feucht arbeit (Tragen von wasserdichten Hand-schuhen) von mehr als 2 Stunden pro Tag.

Es wird darauf hingewiesen, dass gemäß TRGS 401, 6.4.2 (10) Einmalhandschuhe aus Latex mit einem Proteingehalt von 30 μg/g Handschuhmaterial nicht verwendet werden dürfen.

Die Reihenfolge der Anwendung und die Übersicht, welche Schutzmittel an welchem Arbeitsplatz verwendet werden sollen, wird in einem Hautschutzplan dargestellt.

Sinnvoll ist die Bereitstellung in Spendern mit entsprechender Kennzeichnung.

Die bestimmungsgemäße Anwendung der Hautschutzmittel ist einmal jährlich zu unterwei sen. Bei der Unterweisung sollen den Beschäft ig ten die Gefährdungen und die

10. Schutz der Haut

Abb. 10.5: Hautschutzplan, Bestell-Nr. S 003

107

durch hautschädigende Gefahr stoff e und bei Feuchtarbeit.

Konkretisierung der Gefährdungsbeurteilung nach Gefahrstoff verordnung bei dermalen Gefährdungen.

Leitfaden zur Gefährdungsbeurteilung für

die dermale Exposition nach TRGS 401

Hilfestellung bei der systematischen Ermitt-lung der Gefähr dun gen und daraus abzulei-tender Schutzmaß nahmen bei Einwir kung

10. Schutz der Haut

Ersteller: Verantwortlicher:

Datum:

Arbeitsbereich:

Tätigkeit:

Beschreibung der Tätigkeiten

Tätigkeit am Arbeitsplatz, ggf. Hinweis auf bestehende Gefähr dungs be urteilung nach GefStoff V

Informationsermittlung

Dermale Gefährdungen

durch Feuchtarbeit oder Tätigkeiten mit hautgefährdenden, hautresorptiven oder hautsensibilisieren-den Gefahr stoff en

Feuchtarbeit

wenn regelmäßig mehr als 2 Stunden mit den Händen Arbeiten im feuchten Milieu ausgeführt oder einen entsprechenden Zeitraum feuchtigkeitsdichte Schutzhandschuhe getragen oder häufi g bzw. intensiv die Hände gereinigt bzw. desinfi ziert werden müssen

Ja, durch Zeitdauer (pro Schicht):

Nein

Bezeichnung Kennzeichnung Arbeitsplatz/

R-Sätze/H-Sätze Arbeitsbereich

Hautgefährdende Stoff e?

Stoff e mit ätzender oder irritativer Wirkung R-Sätze: 34, 35, 38 oder 66 H-Sätze: H314, H315, EUH066 pH-Wert ≤ 2 oder ≥ 11,5 mechanische Einwirkungen

108

10. Schutz der Haut

Bezeichnung Kennzeichnung Arbeitsplatz/

R-Sätze/H-Sätze Arbeitsbereich

Hautresorptive Stoff e?

Stoff e, die aufgrund ihrer physikalisch-chemischen Eigen -schaft en über die Haut aufgenommen werden könnenR-Sätze: 21, 24, 27H-Sätze: H312, H311, H310Kennzeichnung mit dem Buchstaben »H« in der TRGS 900 »Arbeitsplatzgrenzwerte«

Hautsensibilisierende Stoff e?

Stoff e und Zubereitungen, die bei Hautkontakt Über- empfi ndlichkeitsreaktio nen hervorrufen könnenR-Satz 43H-Satz H317KMR-Stoff e, Kat. 1 bis 3 bzw. 1A bis2?

R-Sätze: 40, 45, 46, 60, 61, 62, 63 und 68 H-Sätze: H351, H350, H340,H360F, H360D, H361f, H361d, H341 (s. auch TRGS 905)Sonstige Eigenschaft en

R-Sätze: R 68/21, 39/24, 39/27, 48/21, 48/24H-Sätze: H371, H370, H373, H372Können diese über die Haut aufgenommen werden?

Liegen aktuelle Sicherheitsdatenblätter vor, kann auf diese Angaben verwiesen werden. Es kann auch auf Angaben im betrieblichen Gefahrstoff fverzeichnis verwiesen werden.

Sind einschlägige TRGS, BGR, BGI zu Tätigkeiten mit dem Arbeitsstoff vorhanden?

Substitution möglich (Spaltenmodell nach TRGS 600)?

Beschreibung des Hautkontaktes

Art des Hautkontaktes (z. B. Spritzer, Aerosole, Benetzung):Ausmaß des Hautkontaktes (betroff ene Hautflächen, Häufi gkeit, Intensität des Hautkontaktes):Dauer des Hautkontakteskurzzeitig (l 15 Minuten/Schicht):langzeitig (L 15 Minuten/Schicht):

Sind bisherige Hautschutzmaßnahmen getroff en und ausreichend wirksam?

Liegen Erkenntnisse aus arbeitsmedizinischen Untersuchungen vor (z. B. G 24)?

Beurteilung

Die Beurteilung der Gefährdung durch Hautkontakt erfolgt nach drei Kategorien (s. TRGS 401):

g geringe Gefährdung durch Hautkontakt

m mittlere Gefährdung durch Hautkontakt

h hohe Gefährdung durch Hautkontakt

Gefährdungsmatrix

Bei Datenlücken sind die unterstellten Gefährlichkeitsmerkmale nach Nummer 3.2 Abs. 3 und 4,TRGS 401 zu berücksichtigen.

Dauer/Ausmaß des Hautkontaktes

kurzfristig ( < 15 Minuten) längerfristig ( > 15 Minuten)

kleinflächig großflächig kleinflächig großflächig

(Spritzer) (Spritzer)

R 66 / EUH 066 g g g m

hautreizend R 38 / H315 g m m m

ätzend pH ≤ 2 bzw. pH ≥ 11,5 m m m h

R 34 / H314 m m m h

R 35 / H314 m h h h

hautresorptiv R 21 / H312/H311 g m m h

R 24 / H310/H311 m m m h

R 24 (in Kombination

mit R 34 bzw. R 35)/ h h h h

H310/H311 und H314

R 27 / H310 h h h h

hautresorptiv R 40 **, R 68 ** /

und sonstige H351, H341 m m m h

Eigenschaften R 62 **, R 63 ** / H361 m m m m

R 45 **, R 46 **,

R 60 **, R 61 ** / h h h h

H340, H350, H360

sensibili- R 43, (R 42/43), sensi-

sierend bilisierende Gefahr-

stoffe nach Anlage 3 g m m h

sowie nach Nummer

3.2.1 Abs. 2 oder 3)*** /

H317,(H317 und H334)

Eigenschaft Kennzeichnung

der Stoffe/

Zubereitungen mit *

*** Die schwach gedruckten H-Sätze sind nicht Bestandteil der TRGS 401 und damit nicht rechtsverbindlich. Sie wurden aus der Umwandlungstabelle im Anhang VII der CLP-Ver-ordnung (EG) Nr. 1272/2008 entnommen und können eine Orientierungshilfe sein, wenn die R-Sätze nicht zu ermitteln sind. R- und H-Sätze lassen sich allerdings nicht immer1:1 ineinander überleiten, so dass Hersteller in Abhängigkeit von den vorliegenden Daten zu einer abweichenden Einstufung gemäß CLP-Verord nung kommen können.

*** wenn hautresorptiv*** Abweichend liegt bei allen Tätigkeiten mit dermaler Gefährdung durch Stoffe, bei denen praktische Erfahrungen zeigen, dass diese Stoffe oder Zubereitungen eine Sensibilisie-

rung bei einer erheblichen Anzahl von Beschäftigten durch Hautkontakt hervorrufen können (z. B. unausgehärtete Epoxidharzsysteme), eine hohe Gefährdung vor.

109

10. Schutz der Haut

110

10. Schutz der Haut

Schutzmaßnahmen/Wirksamkeit

Maßnahmen Gefährdungsgrad »g« Betriebliche Wirksamkeit/

Umsetzung Prüfung

Allgemeine Hygienemaßnahmen nach TRGS 500

Waschgelegenheiten schaff en

Wechseln verschmutzter Kleidung

Reinigung der Schutzkleidung über das Unternehmen

Maschinenputzlappen nicht zur Händereinigung benutzen

Gehörschutzstöpsel nicht mit verschmutzten Händen anfassen

keine Löse- und Reinigungsmittel zur Händereinigung

Maßnahmen Gefährdungsgrad »m«

Maßnahmen entsprechend »g« und zusätzlich:Substitutionsgebot

Verwenden von technischen Hilfsmitteln, die einen Hautkontakt ausschließen

Schutzhandschuhe

Hautmittel – Schutz, Reinigung, Pflege

Hautschutzplan

ggf. arbeitsmedizinische Angebotsuntersuchungen

bei Feuchtarbeit > 4 Stunden Pflichtuntersuchungen

Maßnahmen Gefährdungsgrad »h«

Maßnahmen entsprechend »m« und zusätzlich:

geschlossene Anlage

Arbeitsverfahren

ggf. arbeitsmedizinische Pflichtuntersuchungen

(Auszug aus Broschüre S 017, Kapitel 3)

10. Schutz der Haut

111

optischer Strahlung (OStrV) und in den ent-sprechenden Regeln TROS-IOS. Die biologische Wirkung der optischen Strah-lung entsprechend der jeweiligen Wellenlän-ge ist in der folgenden Tabelle dargestellt.

Eine weitere Gefährdung der Haut und der Augen kann bei Tätigkeiten mit Exposition durch inkohärente künstliche optische Strah-lung erfolgen (IR und UV-Bereich). Regelun-gen und Informationen dazu fi ndet man in der Arbeitsschutzverordnung zu künstlicher

Wellenlängenbereich Auge Haut

UV-C

BindehautentzündungHornhautentzündung

Verbrennung der HautHautkrebs

UV-B

BindehautentzündungHornhautentzündungTrübung der Augenlinse

Beschleunigte HautalterungVerbrennung der HautHautkrebs

UV-A Trübung der Augenlinse Beschleunigte Prozesse der Hautalterung Verbrennung der HautHautkrebs

Sichtbare Strahlung Schädigung der Netzhaut(Photothermische und photo-chemische) Blaulicht-schädigung

Photosensitive Reaktionen(lichtempfi ndlich)Thermische Schädigung der Haut

IR-A Thermische Schädigung der NetzhautTrübung der Augenlinse

Verbrennung der Haut

IR-B Trübung der AugenlinseThermische Schädigung der Hornhaut

Verbrennung der Haut

IR-C Verbrennung der Hornhaut Verbrennung der Haut

10. Schutz der Haut

112

In der ArbMedVV wird im Anhang Teil 3 eine Pflichtvorsorge gefordert, wenn bei Tätigkei-ten mit Exposition durch inkohärente künst-liche optische Strahlung am Arbeitsplatz die Expositionswerte nach § 6 der OstrV über-schritten werden und eine Angebotsvorsor-ge, wenn die Expositionswerte überschritten werden können.

Hierbei wird das Tragen von persönlicher Schutzausrüstung wie bei Lärm nicht berück-sichtigt. Zur Zeit liegt die entsprechende Un-tersuchungsempfehlung G17 als Entwurf vor.

Sowohl für die Exposition künstlicher op-tischer Strahlung als auch für die solare UV-Exposition von Arbeitnehmern im Freien müssen zuerst technische und organisa-torische Maßnahmen zum Schutz geprüft und wenn möglich durchgeführt werden. Hinweise dazu fi ndet man in der TROS-IOS Teil 3 und auf der folgenden Seite: http://www.baua.de/de/Themen-von-A-Z/Opti-sche-Strahlung/Solare-UV-Exposition.html .

Als persönliche Schutzmaßnahme sind ent-sprechende Kleidung (Abdeckung der Haut) und geeignete Brillen zum Schutz der Augen anzulegen (siehe Kapitel Augenschutz). In Ausnahmefällen ist der Einsatz von geeigne-ten Hautschutzmitteln möglich.

113

Weitere Informationsquellen

Berufsgenossenschaft liche Vorschrift en für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit –

Unfallverhütungsvorschrift en

Bezug über www. bgetem.de, Webcode 12282701E-Mail: [email protected]

DGUV Vorschrift 1 (BGV A1) Grundsätze der Prävention

Berufsgenossenschaft liche Regeln (BG-Regeln), berufsgenossenschaft liche Informationen

(BG-Informationen)

Bezug über www.bgetem.de, Webcode 12282701 bzw. www.dguv.de/publikationen

DGUV Information 204-022 (BGI/GUV-I 509) Erste Hilfe im BetriebDGUV Information 212-007 (BGI/GUV-I 868) Chemikalien-SchutzhandschuheDGUV Information 203-035 (BGI 5006) Expositionsgrenzwerte für künstliche optische Strah-lungDGUV Information 203-042 (BGI 5092) Auswahl und Benutzung von Laser-Schutz- und Justier-brillenDGUV Information 212-017 (BGI/GUV-I 8620) Allgemeine Präventionsleitlinie HautschutzDGUV Regel 109-003 (BGR/GUV-R 143) Tätigkeiten mit Kühlschmierstoff enDGUV Regel 112-189 (BGR 189) Benutzung von SchutzkleidungDGUV Regel 112-190 (BGR/GUV-R 190) Benutzung von AtemschutzgerätenDGUV Regel 112-192 (BGR 192) Benutzung von Augen- und GesichtsschutzDGUV Regel 112-195 (BGR 195) Benutzung von Schutzhandschuhen

Gesetze, Verordnungen und andere staatliche Arbeitsschutzvorschrift en

Diese Schrift en fi nden Sie im Internet unter: www.gesetze-im-internet.de bzw. www.baua.de• Gesetz zum Schutz vor gefährlichen Stoff en Chemikaliengesetz (ChemG)• Gefahrstoff verordnung (GefStoff V)• Arbeitsschutzverordnung zu künstlicher optischer Strahlung (OStrV) • Verordnung Arbeitsmedizinische Vorsorge (ArbMed VV)• Geräte- und Produktsicherheitsgesetz (GPSG) und Verordnungen zum GPSG

10. Schutz der Haut

114

Technische Regeln für Gefahrstoff e (TRGS):

TRGS 400 Gefährdungsbeurteilung für Tätigkeiten mit Gefahrstoff enTRGS 401 Gefährdung durch Hautkontakt – Ermittlung, Beurteilung, MaßnahmenTRGS 500 SchutzmaßnahmenTRGS 551 Teer und andere Pyrolyseprodukte aus organischem MaterialTRGS 555 Betriebsanweisung und Information der Beschäft igtenTRGS 600 SubstitutionTRGS 610 Ersatzstoff e und Ersatzverfahren für stark lösemittelhaltige Vorstriche und Kleb-

stoff e für den BodenbereichTRGS 611 Verwendungsbeschränkungen für Wasser mischbare bzw. Wasser gemischte

Kühlschmierstoff e, bei deren Einsatz N-Nitrosamine auft reten könnenTRGS 900 ArbeitsplatzgrenzwerteTRGS 903 Biologische GrenzwerteTRGS 905 Verzeichnis Krebs erzeugender, Erbgut verändernder oder fortpflanzungsge-

fährdender Stoff eTRGS 906 Verzeichnis Krebs erzeugender Tätigkeiten oder Verfahren nach §3 Abs. 2 Nr. 3 GefStoff VTRGS 907 Verzeichnis sensibilisierender Stoff e

Bekanntmachungen zu Gefahrstoff en (BekGS)

220 Sicherheitsdatenblatt408 Anwendung der GefStoff V und TRGS mit dem Inkraft treten der CLP-Verordnung901 Kriterien zur Ableitung von Arbeitsplatzgrenzwerten

Online-Hilfen

BASIS – Branchen- und Arbeitsplatz-Informationssystem der BG ETEM: Modul „Hand- und Hautschutz“ (http://www.basis-bgetem.de)

10. Schutz der Haut

115

Informationsmaterial

Bestellung Medien: www. bgetem.de, Webcode 12201321, E-Mail: [email protected],

• Arbeitsschutz konkret – Informationen für Fachkräft e

MB 011 Sicher Arbeiten mit Gefahrstoff en MB 027 Sicher arbeiten mit Kühlschmierstoff en MB 029 Betriebsanweisungen für Tätigkeiten mit Gefahrstoff en MB 031 Hauterkrankungen der Zahntechniker

• Tipps – Informationen für Fachkräft e

T 006 Hautschutz T 020 Hautschutz bei Tätigkeit im Freien T 021 Sicher arbeiten mit Kühlschmierstoff en T 029 Arbeiten in zahntechnischen Laboratorien

• Hilfsmittel/Kontrolle der Arbeitssicherheit/Gefährdungsbeurteilung

S 003 Hautschutzplan S 015 Gefahrstoff e in der Galvanotechnik und der Ober flächen veredelung S 017 Leitfaden zur Gefährdungsbeurteilung nach Gefahrstoff verordnung S 020 Haut- und Handschutz – Tipps konkret

• Muster-Betriebsanweisungen (B 001 bis B 116) zum Download unter: www.bgetem.de,Webcode 12201321-Betriebsanweisungen

• Multimedia-Unterweisungen für Tätigkeiten mit Gefahrstoff en

PU 013 SF6-Anlagen PU 014 Kühlschmierstoff e PU 015 Galvanotechnik PU 016 Spritzlackieren PU 017 Reinigen und Entfetten PU 018 Kleben und Vergießen

• Multimedia (DVD-/CD-ROM)

CD 003 Praxisgerechte Lösungen (CD-ROM)

10. Schutz der Haut

Gefahrenpiktogramme (für Gemische noch gültig bis 01. 06. 2015)

T +

Sehr giftig

T

Giftig

O

Brandfördernd

N

Umweltgefährlich

Xn

Gesundheitsschädlich

C

Ätzend

Xi

Reizend

E

Explosionsgefährlich

F +

Hochentzündlich

F

Leichtentzündlich

116

10. Schutz der Haut

Gefahrenpiktogramme nach GHS

Totenkopf mit

gekreuzten Knochen

Ausrufezeichen Gesundheitsgefahr

Ätzwirkung Umwelt Gasflasche

Flamme Flamme über einem Kreis Explodierende Bombe

117

10. Schutz der Haut

118

tische Bearbeitung) die Gefahr beseitigen oder min dern können. Ist das nicht möglich, ist den Mitarbeitern Atemschutz zur Verfü-gung zu stellen.

Bei unbekannten Umgebungsverhältnissen, Veränderungen der Umgebungsatmosphäre oder Zweifel am ausreichenden Schutz von Filtergeräten sind Isoliergeräte zu nutzen.

Auswahl von Atemschutz

Grundsätzlich sollen u. a. folgende Punkte beachtet werden:

Wird bei der Gefährdungsbeurteilung eines Arbeitsplatzes festgestellt, dass die Atemluft

• Schadstoff e in gesundheitsgefährlicher Konzentration (z. B. Grenzwertüberschrei-tung) oder

• zu wenig Sauerstoff (unter 17 Vol %) ent-hält,

so ist vor Aufnahme der Tätigkeit zunächst zu prüfen, ob technische und/oder organisa-tori sche Maßnahmen (Absaugung, automa-

11. Atemschutz

Dipl.-Ing. Christel Trautmann

Abb. 11.1: Übersicht der Atemschutzgeräte

119

tergeräte ein gesetzt werden; für spezielle Einsätze und CO-Filter gilt mindestens 19 Vol % Sauerstoff gehalt.

• Auswahl entsprechend individuellen Bedürfnissen:

ausreichend lange Benutzungsdauer, anpassungsfähig an den Träger, einfach zu bedienen, frei von unzumutbaren Störungen wie Geruch, Druckstellen, reizende Wirkung auf die Haut, frei von unzumutbaren Einschränkungen wie Sehen, Hören, Bewegung, eventuell kombinierbar mit anderen PSA

Gesichtshaare, tiefe Narben, ungewöhnli-che Kopff ormen verhindern das dichte Abschließen von Atemschutzmasken, ebenso kann das für Brillenträger proble-matisch sein. Das Tragen von Kontaktlinsen birgt Gefahren: bei Augenreizung oder Ver -rutschen ist der Zugriff nicht so fort möglich.

Organisatorische Maßnahmen

sind bereits bei der Auswahl mit zu beachten:

• nur zur persönlichen Benutzung

• Wartung und Reinigung, Instandhaltung, Prüfung

Wartungsintervalle und Reinigung entspre-chend der Gefährdungsbeurteilung festlegen oder nach den Vorgaben der BGR 190, Tabel-len 4 bis 11.

• CE-Kennzeichnung Beispiel: CE 0121 EN 149:2001+A1:2009

FFP2 NR D 0121 = Die vierstellige Nummer der noti-

fi zierten Stelle, die die Qualitätsüberwa-chung durchführt; 0121 ist die Nummer des IFA.

EN 149 2001+A1:2009 = Europäische Norm, nach der geprüft wird

FFP2 = fi lternde Halbmaske für Partikel der Klasse 2 (entspricht mittlerem Abscheide-vermögen bzw. Einsatz bis zu 10 des VdGW, Vielfachen des Grenzwertes)

NR = nur für eine Schicht verwenden (non reusable)

D = Dolomitstaubprüfung, geeignet für sehr staubige Umgebung

• Auswahl entsprechend den Einsatzbedin-gungen:

Zu beachten ist: Umgebungsatmosphäre (Sauerstoff gehalt,

Schadstoff konzentration, Temperatur usw.), Bewegungsfreiheit (Art des Einsatzortes), Dauer und Schwere der Arbeit, äußere Einflüsse wie Chemikalien, Klima,

Transport Flucht, Rettung

Atemschutz für biologische Arbeitsstoff e: Gefährdungsbeurteilung unter Einbe-ziehung medizini schen Sachverstandes, Grund: keine Grenzwerte vorhanden

Bei weniger als 17 Vol % Sauerstoff in der Umgebungsatmosphäre dürfen keine Fil-

11. Atemschutz

120

• Unterweisung Bei der ersten Unterweisung vor dem

Benutzen von Atemschutz ist immer eine theo retische Unterweisung und eine prak-tische Übung durchzuführen. Inhalt und Dauer sind davon abhängig, ob es sich um Filtergeräte, Isoliergeräte oder Flucht-/und Ret tungsgeräte handelt.

Besonders wichtig sind Informationen an die Geräteträger:

– sichere und dichte Anwendung der Geräte,

– Wahrnehmung des Filterdurchbruches und Tragezeitbegrenzung,

– Kontrolle, Prüfung, Wartung, Reparatur, Reinigung

– Verhalten bei der Anwendung.

Die Unterweisung ist mindestens einmal im Jahr, bei Bedarf öft er, durchzuführen und zu dokumentieren.

• Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersu-chung

Nach der Verordnung zur Arbeitsmedizini-schen Vorsorge (ArbMedVV) sind :

Pflichtuntersuchungen durchzuführen für das Tragen von Atemschutzgeräten der Gruppe 2 und 3 .

Angebotsuntersuchungen für das Tragen von Atemschutzgeräten der Gruppe 1.

Die Wartung und Instandhaltung, Prüfung usw. sollte eine befähigte Person mit den entsprechenden Kenntnissen durchführen. Entsprechend der TRBS 1203 muss die be-fähigte Person u. a. Erfahrungen über die Durchführung der anstehenden Prüfung oder ver gleichbarer Prüfungen gesammelt haben. Die befähigte Person muss über Kennt nisse zum Stand der Technik hin-sichtlich des zu prüfenden Gegenstandes und der zu betrachtenden Gefährdungen verfügen.

• Tragezeitbegrenzung Überlastung des Geräteträgers ist zu ver-

meiden, Einsatzdauer, Erholungsdauer und Anzahl der Einsätze ist abhängig vom Atemschutzgerät, Arbeitsschwere und persön lichen Faktoren des Geräteträgers.

Wichtige Hinweise für die Tragezeitbegren-zung sind im Anhang 2 der BGR 190 zu fi nden. Dort wird zu den unterschiedlichen Geräten/Schutzausrüstungen zwischen Tragedauer, Erholungsdauer, Einsätze pro Schicht und Schichten pro Woche unter-schieden.

Die geräteabhängige Tragezeitbegrenzung ist nach Herstellerangaben und Einsatz be-din gun gen zu berücksichtigen.

• Betriebsanweisung Ist vor Einsatz des Atemschutzes zu er-

stellen und muss alle Informationen für den si cheren Einsatz enthalten (s. Muster: Abb. 11.1).

11. Atemschutz

Benutzung von Atemschutz (Filtergeräte) Arbeitsstelle/Tätigkeit: Schweißen und Brennschneiden an Altmaterial im Freien

2. Gefahren für Mensch und Umwelt

• Schweißrauche können Schwermetalle, Phosgen, Phenole, Phthalate, Blausäure, Schwefeldioxid, nitrose Gaseund Anderes enthalten, die in die Lunge gelangen und den menschlichen Körper schädigen können.

• Es besteht die Gefahr von Atemwegserkrankungen, die sich in Form von Lungenödem oder Krebserkrankungäußern können.

3. Schutzmaßnahmen und Verhaltensregeln

• Halbmaske mit Filter ABEK1-P2 (G26-2 Untersuchung erforderlich) oder Gebläsefiltergerät TH2A2P (mit Helm)benutzen. Bartträger dürfen nur Gebläsefiltergeräte verwenden. Nicht Benutzen oder falsches Benutzen kann zuschweren körperlichen Schädigungen führen.

• Vor der Benutzung Atemschutz auf augenscheinliche Mängel und Funktionsfähigkeit, z. B. richtige(r) Filter,Filter verfalldatum, Akkuladezustand überprüfen.

• Beim Anlegen des Atemschutzgerätes gemäß Unterweisung und Übung auf ausreichenden Dichtsitz achten. • Nach Filterdurchbruch oder -erschöpfung sofort Filter wechseln. • Filter vor Flammen und Schweißperlen schützen (Lebensgefahr durch Filterschwelbrand) • Tragedauer für Halbmaske mit Filter höchstens 105 min., Erholungsdauer mindestens 30 min., Tragedauer für

Gebläsefiltergerät ist nicht eingeschränkt.

4. Verhalten bei Störungen und im Gefahrfall

• Defekte Atemschutzgeräte sind sofort auszutauschen. • Im Gefahrfall und bei Atembeschwerden sofort Arbeiten einstellen, den Arbeitsplatz verlassen, das Atem-

schutzgerät ablegen und den Vorgesetzten informieren.

5. Verhalten bei Unfällen, Erste Hilfe

• Jeder Unfall ist im Verbandbuch einzutragen. Es liegt aus im Meisterbüro. • Bei Atembeschwerden unbedingt folgenden Arzt aufsuchen: Dr. Musterarzt

6. Lagerung, Instandhaltung und Entsorgung

• Atemschutzgeräte bei Arbeitsunterbrechung in dafür vorgesehenen Behältern trocken aufbewahren. • Atemanschlüsse sind nach jeder Schicht zu reinigen und wöchentlich zu desinfizieren. • Keine Instandhaltungsarbeiten des Atemschutzgerätes am Arbeitsplatz durchführen. • Erschöpfte Filter im vorgesehenen Entsorgungsbehälter vor Meisterbüro ablegen.

7. Folgen der Nichtbeachtung

• Gesundheitliche Schäden möglich. • Disziplinarische Maßnahmen (Abmahnung) wahrscheinlich.

Datum: Unterschrift:

Firma Betriebsanweisung Nr.

1. Anwendungsbereich

121

11. Atemschutz

Abb. 11.1: DGUV Regel 112-190 (BGR 190), Anhang 4: Muster einer Betriebsanweisung zur Benutzung von

Atemschutz

122

Gruppe 3: über 5 kg, hoher Atemwider-stand (bis 6 mbar), z. B. Isoliergeräte, Schutzanzüge mit Geräten der Gruppe 3.

Die Vorsorgeuntersuchung dürfen nur Fachärzte für Arbeitsmedizin durchführen.

• Sicherung von Geräteträgern Im Ergebnis der Gefährdungsbeurteilung

kann es notwendig sein, den Geräteträger zu sichern. Dann sind Sicherungsposten

Die Pflichtuntersuchung ist Voraussetzung für das Arbeiten mit Atemschutzgeräten der Gruppen 2 und 3;

Gruppe 1: bis 3 kg, Atemwiderstand gering, z. B. P1, P2, Gebläse, Frischluft -Schlauch-geräte

Gruppe 2: bis 5 kg, erhöhter Atemwider-stand, z. B. P 3, Gasfi lter, Schutzanzüge mit Schlauch- und Filtergeräten.

11. Atemschutz

Partikelfi lterklassen

(DIN EN 143) Schutz gegen

Rückhaltevermögen

(Gas) Filterklassen

(DIN EN 141) Aufnahmevermögen

Prüfgaskonzentration in Luft

Vollmasken

(DIN EN 136) Aufwendungsbereich

P1 feste Partikel klein

P2 feste und flüssige Partikel mittel

P3 feste und flüssige Partikel groß

1 klein 0,1 Vol.-%

2 mittel 0,5 Vol.-%

3 groß 1,0 Vol.-

Klasse 1 geringe Beanspruchung

Klasse 2 normale Beanspruchung

Klasse 3 spezielle Anwendung mit höchster Beanspruchung

Tabelle 11.2: Benutzung von Atemschutz – Unterscheidung in Klassen

123

11. Atemschutz

Geräteart VdGW Bemerkungen/Einschränkungen

Halb-/Viertelmaske mit P1-Filter 4 nicht gegen Krebs erzeugende und partikelfi lternde Halbmaske ra dioaktive Stoff e sowie luft getra- FFP! gene biologische Arbeitsstoff e der Risiko gruppe 2 und 3 und Enzyme

Halb-/Viertelmaske mit P2-Filter 10 nicht gegen radioaktive Stoff e und partikelfi lternde Halbmaske luft getragene biologische Arbeits- FFP2 stoff e der Risikogruppe 3 und Enzyme

Halb-/Viertelmaske mit P3-Filter 30 partikelfi lternde Halbmaske FFP3

Vollmaske oder Mundstückgarnitur 4 Als Atemschutz nicht sinnvoll, da mit P1-Filter der hohe Filterdurchlass den Vor- teil der geringen Maskenleckage au hebt. nicht gegen Krebs erzeugende und ra dioaktive Stoff e sowie luft getragene biologische Arbeitsstoff e der Risiko - gruppe 2 und 3 und Enzyme

Vollmaske oder Mundstückgarnitur 15 nicht gegen radioaktive Stoff e und mit P2-Filter luft getragene biologische Arbeits-

stoff e der Risikogruppe 3 und Enzyme

Vollmaske oder Mundstückgarnitur 400 mit P3-Filter

Gasfi lternde Halbmasken 30

Halb-/Viertelmasken mit Gasfi lter 30

Vollmaske oder Mundstückgarnitur 400 mit Gasfi lter

Tabelle 11.3: Beispiele für die Anwendung von Masken für Partikelfi lter und Gasfi lter entsprechend

VdGW (DGUV Regel 112-190 (BGR 190))

Partikelfiltrierende Halb maskeAtemanschluss und Fil terteil bilden eine untrenn bare Einheit.

Abb. 11.2: Halbmaske

Abb. 11.3: Vollmaske mit Partikelfilter

Vollmaske mit Partikel-filter

124

Die Faktoren zum VdGW werden den Klassen zugeordnet. Der Grenzwert entspricht in der Regel dem Arbeitsplatzgrenzwert (AGW) eines Gefahrstoff es/Schadstoff es.Informationen zu Grenzwerten fi ndet man u. a. in Sicherheitsdatenblättern, Techni-schen Re geln für Gefahrstoff e (TRGS 900), Gefahrstoff listen.

Beispiele für die Anwendung von Masken für Partikelfi lter und Gasfi lter entsprechend VdGW DGUV Regel 112-190 (BGR/GUV-R 190): siehe Tabelle 11.3.

auszubilden, auszurüsten und einzuset-zen. Auch Notfallübungen mit Rettungs-maßnahmen können notwendig sein.

In der DGUV Regel 112-190 (BGR/GUV-R 190) fi ndet man in den Tabellen 1, 2 und 3 eine Auflistung der Gerätearten mit der entspre-chenden Prüfnorm, dem Schutz gegen das Vielfache des Grenzwertes (VdGW) und Bemerkun gen/Einschränkungen.

11. Atemschutz

125

Gasfi lter:

• Durchbruch des Gases/Dämpfe muss der Geräteträger riechen und schmecken kön-nen, ggf. Informationen vom Filterhersteller

• Ist das nicht möglich, Einsatzregeln auf-stellen (oder Isolierge räte benutzen)

• nicht in Behältern und engen Räumen an-wenden

und durch Kenn buchstaben und Kennfar ben unterschieden.

Hinweise zur Nutzung der Atemschutzgeräte

Partikelfi lter:

• gegen radioaktive Stoff e und biologische Arbeitsstoff e nur einmal einsetzen

• Filter gegen Verschmutzung und Feuchte schützen

• bei hohem Atemwiderstand Wechsel des Filters

Gasfi lter werden nach ihren Hauptanwen-dungs bereichen in Gasfi ltertypen unterteilt

11. Atemschutz

Typ Kennfarbe Hauptanwendungsbereich

A braun organische Gase und Dämpfe mit Siedepunkt > 65°C

B grau anorganische Gase und Dämpfe, z. B. Chlor, Schwefel-wasserstoff , Blausäure nicht gegen Kohlenstoff monoxid

E gelb Schwefeldioxid, Chlorwasserstoff , und andere saure Gase

K grün Ammoniak und organische Ammoniakderivate

AX braun Niedrig siedende organische Verbindungen (Siedepunkt ≤ 65 °C) Herstellerangabe

SX violett Herstellerangabe

NO-P3 blau-weiß nitrose Gase, z. B. NO, NO2, NOX

Hg-P3 rot-weiß Quecksilber

CO schwarz Kohlenstoff monoxid

Reaktor orange Reaktor P3 orange-weiß Radioaktives Jod und Jodmethan

Typ Kennfarbe Hauptanwendungsbereich

Tabelle 11.4: Gas- und Spezialfi lter und ihre Hauptanwendungsbereiche, DGUV Regel 112-190 (BGR 190)

126

Filtergewichte:

• Filter ab 300 g nicht unmittelbar an Mund-stücke, Halb- und Viertelmasken anbrin-gen.

• Filter ab 500 g nicht unmittelbar an Voll-masken der Klassen 2 und 3 anbringen.

• An Vollmasken der Klasse 1 nur Filter, die vom Hersteller dafür vorgesehen sind.

• Schwerere Filter nur mittels Atemschlauch verwenden und mit Tragevorrichtung.

Filtergeräte mit Gebläse, Atemanschluss

und Filter:

• gefi lterte Luft wird mit Hilfe des (Batterie betriebenen) Gebläses zum Ateman-schluss befördert

• vor jedem Einsatz Mindest-Nennvolumen-strom des Gebläses prüfen (Herstelleran-gabe)

• Vorteil: geringer Einatemwiderstand, bei normalen bis erhöhten Umgebungs-temperatu ren

Filtergeräte mit Gebläse, Maske und Filter

(TM):

• Voll-, Halb- oder Viertelmaske als Ateman-schluss mit Ausatemventil

• bei Ausfall der Gebläseunterstützung muss ausreichend Möglichkeit bestehen, aus der Gefahrzone her aus zu gelangen.

AX-Filter:

• nur innerhalb einer Schicht nutzbar• nicht gegen Gemische anwendbar (Aus-

nahme: Gesamtkonzentration liegt unter der ma ximalen Einsatzkonzentration für die kritischste Gaskomponente)

SX-Filter:

• nur fabrikmäßig versiegelte Filter verwen-den, die unmittelbar vor dem Einsatz entsie gelt werden.

Verwendungsdauer und Wiederverwendung

• Partikelfi lter sollen aus hygienischen Gründen nur eine Arbeitsschicht verwen-det werden.

• Bei Nutzungsdauer weniger als 30 Minu-ten dürfen sie wiederverwendet werden, wenn sie sauber aufb ewahrt werden können. Wechsel bei Erhöhung des Atemwider standes.

• Gasfi lter haben begrenzte Lagerfähigkeit.• Wiederverwendung von Gasfi lter selten

möglich und nur dann, wenn diese sehr we nig gebraucht und gasdicht aufb ewahrt werden können.

• Für Kombinationsfi lter gelten die Anforde-rungen an Gas- und Partikelfi lter.

• Auf mögliche Entzündung der Filter bei Arbeiten mit off ener Flamme oder Schweißper lenflug achten.

11. Atemschutz

127

Frei tragbare Isoliergeräte

• Für den Einsatz dürfen nur ausreichend gefüllte Druckgasflaschen (mind. 90 % des Nennfülldruckes und ungebrauchte Regenerationspatronen) verwendet wer-den.

• Regenerationsgeräte binden das CO2 der Ausatemluft und führen Sauerstoff aus dem Vorrat des Gerätes der Atemluft zu. Sie haben eine hohe Gebrauchsdauer und sind deshalb für länger dauernde Arbeiten geeignet.

Atemschutzgeräte für Selbstrettung und

Flucht

• Diese Geräte müssen leicht erreichbar, leicht zu nutzen und die (luft dichte) Verpa-ckung leicht entfernbar sein.

• Der Gebrauch von Fluchtgeräten muss unterwiesen werden.

TIPP

Prüfung auf dichten Sitz des Atemanschlus-ses:Nach Anlegen des Atemanschlusses sind die Geräteanschlussstücke mit den Händen zu schließen. Durch Ein- oder Ausatmen ent-steht entweder ein Unterdruck oder ein Über-druck, der erhalten bleiben muss. Strömt Luft ein oder aus, sitzt die Maske nicht dicht. Prüfungen auf dichten Sitz können auch mit Geruchs- und Geschmackstoff en oder Mess-geräten durch geführt werden.

Filtergeräte mit Gebläse, Helm oder Haube

und Filter (TH):

• relativ „off ene“ Atemanschlüsse• ungeeignet bei schwerer Arbeit, starker

Luft bewegung• Ausfall des Gebläses durch Warneinrich-

tung angeben (TH3)

Isoliergeräte

Schlauchgeräte bei stationären Arbeiten

• Bei Frischluft schlauchgeräten darf der Frischluft zuführungsschlauch nicht zusammenge setzt sein; Ansaugstelle frei von Schadstoff en auswählen

• Bei Frischluft -Druckschlauchgeräten erfolgt die Zuführung der Frischluft mit leichtem Überdruck.

• Druckluft -Schlauchgeräte: Die Luft zufuhr erfolgt über druckfeste Druckluft -Zuführungs schläuche mit bis zu 10 bar Überdruck. Am Träger wird entweder über Regelventil oder atemgesteuerte Do-siereinrichtung die Luft zugeführt. Bei Anschluss über vorhandene Druckluft -Netze ist die Qualität der Atemluft sicher -zustellen und die Temperatur zu berück-sichtigen. Wird die Luft aus Druckluft fla-schen zur Verfügung gestellt, muss ein akustisches Warnsignal das Ende des Luft vorrates vorwarnen.

• Niemals anstelle von Druckluft Drucksau-erstoff verwenden.

11. Atemschutz

128

Die Verordnung zum Schutz der Beschäft ig-ten vor Gefährdungen durch Lärm und Vibra-tionen (LärmVibrationsArbSchV) defi niert Lärm als Schall, der zu einer Beeinträchti-gung des Hörvermögens oder zu einer sons -tigen mittelbaren oder unmittelbaren Gefähr-dung von Sicherheit und Gesundheit der Beschäft igten führen kann.

Die Verordnung legt Auslösewerte für Lärm fest, bei deren Erreichen oder Überschreiten Maßnahmen zur Vermeidung und Verringe-rung der Lärmexposition getroff en werden müssen.

Die Auslösewerte beziehen sich auf den so genannten Tages-Lärmexpositionspegel. Dies ist die auf eine Achtstundenschicht bezogene Lärmexposition. Er umfasst alle am Arbeitsplatz auft retenden Schallereig-nisse:

Lärm umgibt uns täglich, sowohl bei der Arbeit als auch in der Freizeit. Die Gefahren für das Gehör werden sehr oft unterschätzt. Dauerhaft e Lärmbelastung kann zu Hörmin-derungen und in der Folge zu Lärmschwer-hörigkeit führen. Lärm schädigt jedoch nicht nur das Gehör, sondern wirkt sich auch auf Körper und Psyche des Menschen aus, min-dert die Konzentration und die Leistungsfä-higkeit.

Lärmschwerhörigkeit ist die häufi gste Berufskrankheit. Lärm stellt aber nicht nur im Beruf eine Gesundheitsgefahr dar, bereits jeder vierte Jugendliche ist durch Freizeitlärm dauerhaft hörgeschädigt.

Gehörschutz ist wichtig, weil Lärmschwerhö-rigkeit so verhindert werden kann. Schwer-hörigkeit ist nicht heilbar.

12. Schutz des Gehörs

Dipl.-Ing. Karin Dauth

Unterer Auslösewert: Tages-Lärmexpositionspegel LEX,8h = 80 dB(A) oder

Spitzenschalldruckpegel LpC,peak = 135 dB(C)

Oberer Auslösewert: Tages-Lärmexpositionspegel LEX,8h = 85 dB(A) oder

Spitzenschalldruckpegel LpC,peak = 137 dB(C)

129

Unter Einbeziehung des Gehörschutzes darf der maximal zulässige Expositionswert LEX,8h von 85 dB(A) oder LpC,peak von 137 dB(A) am Ohr des Beschäft igten nicht überschritten werden.

Auswahl von Gehörschutz

Es ist wichtig, den richtigen Gehörschutz aus -zuwählen. Der Gehörschutz soll den auf das Ohr einwirkenden Lärm so weit abschwächen, dass das Gehör keinen Schaden nimmt. Es ist jedoch nicht sinnvoll, den Schall so stark zu dämmen, dass Sprache oder auch Warnsi-gnale nicht mehr gehört werden.

Die Schalldämmung des Gehörschutzes darf also weder zu klein noch zu groß sein.Auch sollte der Gehörschutz möglichst an-genehm zu tragen sein, damit er von den Beschäft igten nicht abgelehnt wird.

Es werden verschiedene Arten von Gehör-schutz angeboten:

1. Kapselgehörschützer

sind alle Gehörschützer mit Kapseln, die beide Ohrmuscheln umschließen. Sie wer-den wie Kopfh örer über die Ohren gesetzt. Es gibt sie in verschiedenen Ausführun-gen:

• konventionelle Kapselgehörschützer mit unterschiedlichen Bügelkonstruktionen (Kopf-, Nacken-, Universalbügel)

Werden die Auslösewerte am Arbeitsplatz erreicht oder überschritten, sind Maßnah-men des Arbeitsschutzes notwendig. Vorran-gig muss versucht werden, die Lärmquellen zu beseitigen oder durch technische Maß-nahmen die Lärmexposition zu verringern. Gelingt dies nicht und bringen auch organi-satorische Maßnahmen keinen Erfolg, müs-sen persönliche Schallschutzmittel (PSA) zur Verfügung gestellt werden.

Bei Erreichen des unteren Auslösewertes

muss der Unternehmer:

• den Mitarbeiter informieren und unterwei-sen

• dem Mitarbeiter arbeitsmedizinische Vor-sorgeuntersuchungen ermöglichen (Ange-botsuntersuchung)

• dem Mitarbeiter Gehörschutz zur Verfü-gung stellen (Angebot)

Bei Erreichen des oberen Auslösewertes

muss der Unternehmer:

• den Mitarbeiter informieren und unterwei-sen

• dem Mitarbeiter arbeitsmedizinische Vor-sorgeuntersuchungen ermöglichen, die dieser wahrnehmen muss (Pflichtuntersu-chung)

• dem Mitarbeiter Gehörschutz zur Verfü-gung stellen (Tragepflicht)

• den Lärmbereich kennzeichnen • ein Lärmminderungsprogramm planen

und durchführen

12. Schutz des Gehörs

Kapselgehörschützermit Universalbügel

Kapselgehörschützermit Kommunikations-einrichtung

Kapselgehörschützeran einem dazu passen-den Arbeitschutzhelm

Kapselgehörschützermit eingebautemRadiogerät

130

2. Gehörschutzstöpsel

sind alle Gehörschützer, die im Gehörgang oder in der Ohrmulde getragen werden. Es sind folgende Arten zu unterscheiden:

• Fertig geformte Gehörschutzstöpsel wer -den in einer Vielzahl verschiedener Aus -führungen angeboten und können sofort, ohne vorherige Formgebung, in den Gehörgang eingesetzt werden. Sie sind in der Regel für den mehrmaligen Gebrauch gedacht.

• Vor Gebrauch zu formende Gehörschutz-stöpsel aus polymerem Schaumstoff werden vor dem Einsetzen in den Gehör-gang zu einer dünnen Rolle zusammen-gedrückt und dehnen sich im Gehörgang wieder aus, so dass dieser akustisch gut abgeschlossen wird. Sie sind sowohl zum einmaligen als auch zum mehrfa-chen Gebrauch bestimmt.

• Bügelstöpsel bestehen aus fertig geformten Gehörschutzstöpseln, die an Bügeln befestigt sind. Sie eignen sich besonders zum schnellen Ein- und Ab-setzen.

• Gehörschutzstöpsel mit Verbindungs-schnur bestehen aus fertig geformten oder vor Gebrauch zu formenden Gehör-schutzstöpseln, die an den Enden einer Trageschnur befestigt sind.

• spezielle Kapselgehörschützer, z. B. mit pegelabhängiger Schalldämmung, mit Kommunikationseinrichtung oder mit UKW-Radio

Kapselgehörschützer können mit anderen persönlichen Schutzausrüstungen kombi-niert werden. Sie können z. B. an dafür vor-gesehenen Industrieschutzhelmen befestigt werden. Dabei sollten allerdings nur geprüft e und zugelassene Kombinationen verwendet werden.

12. Schutz des Gehörs

Abb. 12.1: Verschiedene Kapselgehörschützer

Gehörschutzstöpselzum mehrmaligenGebrauch

Gehörschutzstöpselzum einmaligenGebrauch

Bügelstöpsel

Stöpsel mit Verbin-dungsschnur

Otoplastik

131

3. Schallschutzanzüge

Schallpegel über 130 dB(A) erfordern einen zusätzlichen Schutz des Körpers, da das Innenohr auch Schallwellen registriert, die über den Körper aufgenommen wer-den. Des Weiteren können durch hohe Schalleinwirkung auf innere Organe Übelkeit, Erbrechen oder Gleichgewichts-störungen hervorgerufen werden. In sol -chen Fällen werden außer dem Gehör-schutz Schallschutzanzüge, beispiels-weise als Leder-Kombinationen, getragen. Man fi ndet sie auf Flughäfen oder bei der Armee.

Auswahlkriterium Schalldämmung

Der am Ohr des Benutzers wirksame Lärmex-positionspegel darf die Schädigungsgrenze von LEX,8h 85 dB(A) bzw. LpC, peak 137 dB(C) nicht überschreiten. Die auf der Packung der Gehörschützer angegebenen Dämmwerte werden durch Verschleiss oder unsachgemä-ßer Benutzung in der Praxis oft nicht erreicht. Daher ist neben dem vom Hersteller angegebenen Dämmwert noch ein Sicher-heitszuschlag KS zu berücksichtigen und somit ggf. ein Gehörschützer mit höherem Dämmwert auszuwählen. Eine Überprotek-tion sollte jedoch vermieden werden. Lärm-expositionspegel am Ohr < 70 dB(A) führen dazu, dass Sprach- und Signalerkennung nicht mehr im ausreichenden Maße möglich sind, und können ein Gefühl der Isolation hervorrufen.

• Otoplastiken sind eine Sonderform der fertig geformten Gehörschutzstöpsel. Sie werden individuell dem Ohr des Trä-gers angepasst und zeichnen sich durch gute Passform und Tragekomfort aus.

12. Schutz des Gehörs

Abb. 12.2: Verschiedene Gehörschutzstöpsel

132

quenz zu beurteilen. Eine einfache und in der Regel ausreichende Methode ist der HML-Check. Durch Hörprobe wird das Geräusch als mittel- bis hochfrequent oder als tieff requent eingestuft . (Etwa 85 % aller Geräusche am Arbeitsplatz sind mittel- bis hochfrequent.) Hilfreich für die Einstufung des Geräuschs sind auch nachfolgende Tabellen:

Die Schalldämmung ist in unterschiedlichem Maße frequenzabhängig. Daher ist es wich -tig, die Lärmquelle hinsichtlich ihrer Fre-

12. Schutz des Gehörs

Typ Kennfarbe

zu formende Stöpsel (Einwegstöpsel 9 dB(A)

Mehrfach verwendbare Stöpsel 5 dB(A)

Bügelstöpsel 5 dB(A)

Kapseln 5 dB(A)

Otoplastiken 6 dB(A)

Otoplastiken mit Funktions- kontrolle 3 dBA)

Sicherheitszuschlag KS

LOhr < 70 Überprotektion

LOhr 70 – 80 empfehlenswert

LOhr 81 – 85 nicht empfehlenswert

LOhr > 85 nicht zulässig

Gehörschützerwirkung

Brennschneider Rollenrotations-Hochdruck-Pressen

Dragiertrommeln Rüttelformmaschinen

Druckluft düsen Schlagschrauber

Elektro-Nagler Schleifmaschinen

Falzmaschinen Schmiedehämmer

Getränkeabfüllanlagen Spinnmaschinen

Gussputzarbeiten Strick- und Wirkmaschinen

Holzbearbeitungsmaschinen Trennschleifmaschinen

Honmaschinen Webmaschinen

Hydraulikpumpen Zentrifugen

Tabelle 12.3: Sicherheitszuschlag KS beim Gehör-

schutz

Tabelle 12.4: Gehörschützerwirkung

Tabelle 12.5: Geräuschquellen der Geräuschklasse HM – mittel- bis hochfrequent

133

Auswahlkriterium Arbeitsumgebung

Bei der Auswahl der Gehörschutzarten ist auch die jeweilige Arbeitsumgebung zu be-rücksichtigen:

• Exposition im Dauerlärm oder wiederholte kurzzeitige Lärmexposition

• Auft reten von Spitzenschalldruckpegeln im Bereich der Auslösewerte

• Wichtige Arbeitsgeräusche, die Informatio-nen enthalten

• Warnsignale • Ortung von Schallquellen • Sprachkommunikation • Hohe Temperaturen • Staub • Persönliche Unverträglichkeiten des

Benutzers

Wenn der Schallpegel des Geräuschs be-kannt ist und das Geräusch als mittel-, hoch - oder tieff requent eingestuft wurde, lässt sich mit Hilfe der Herstellerangaben zur Dämm-wirkung des Gehörschutzes der am Ohr wirk-same Schallpegel errechnen.

HML-Check

Hoch- (high), mittel- (middle) und tief-frequenter (low) Bereich

1. Einordnung des Geräuschs als hoch-,

mittel- oder tieff requent

· Hörprobe

2. Berechnung des am Ohr wirksamen

Schallpegels

hoch-, mittelfrequentes Geräusch:LOhr = LEX,8h – M - KS ≤ 85 dB(A)tieff requentes Geräusch:LOhr = LEX,8h – L - KS ≤ 85 dB(A)

12. Schutz des Gehörs

Bagger Konverter-Anlagen

Elektro-Schmelzöfen Kupol-Öfen

Elektro-Umformersatz Metall-Druckgießmaschinen

Feuerungen Planierraupen

Hochofenanlagen Strahlanlagen

Kollergänge Verbrennungsöfen

Kompressor-Anlagen (Kolben)

Tabelle 12.6: Geräuschquellen der Geräuschklasse L – überwiegend tieff requent

134

Gehörschutzotoplastiken sind besonders bequem zu tragen und daher zu empfehlen, wenn• Kapselgehörschützer wegen täglicher

mehrstündiger Tragezeiten abgelehnt werden und andere Gehörschutzstöpsel wegen Unverträglichkeit nicht getragen werden können.

• Aufgrund arbeitsmedizinischer Befunde ein besonders sicherer Schutz vor Lärm-einwirkung erforderlich ist.

Richtige Anwendung von Gehörschutz-

stöpseln

Gehörschutzstöpsel aus Schaumstoff müs-sen vor dem Einsetzen in den Gehörgang durch Drehen zwischen den Fingerspitzen zu einer dünnen Rolle geformt werden.

Der gerollte Gehörschutzstöpsel muss sofort in den Ohrkanal eingesetzt werden. Nur so kann man ihn mit reduziertem Durchmesser richtig positionieren.

Kapselgehörschützer sind zu empfehlen, wenn• Häufi ges Auf- und Absetzen des Gehör-

schutzes erforderlich ist (hier sind auch Bügelstöpsel geeignet)

• Gehörschutzstöpsel vom Benutzer nicht vertragen werden

Kapselgehörschützer sind nicht zu empfeh-len, wenn• Gutes Richtungshören erforderlich ist, sie

erschweren die Ortung von Schallquellen

Gehörschutzstöpsel sind zu empfehlen• An Arbeitsplätzen mit andauernder Lärm-

wirkung • Bei zu starkem Schwitzen unter Kapselge-

hörschützern • Bei gleichzeitigem Tragen von Brille und

Gehörschutz • Wenn gleichzeitig andere persönliche

Schutzausrüstung, z. B. Helm, Gesichts-schutz usw. getragen werden müssen

Bügelstöpsel sind zu empfehlen, wenn häufi -ges Auf- und Absetzen erforderlich ist.

Gehörschutzstöpsel mit Verbindungsschnur sind zu empfehlen, wenn ein Verlust der Stöpsel zu Produktionsstörungen führen kann. Sie dürfen nicht getragen werden, wenn in der Nähe bewegter Maschinenteile gearbeitet wird.

12. Schutz des Gehörs

Abb. 12.3: Anwendung von Gehörschutzstöpseln

135

12. Schutz des Gehörs

geeignetEinzelfallprüfung geeignet / ungeeignetnicht geeignet

Auswahl Gehörschutz

hohe Temperaturenund/oder hoheFeuchtigkeit

Starke Staubbelastung

Schmutz, Stauboder Metallspäne an den Händen

Arbeiten in der Nähe bewegterMaschinenteile

Vibrationen

Wiederholte kurz -zeitige Lärm -exposition

Sprachkommuni -kation, Warnsignale

Ortung von Schallquellen

Kapsel-gehörschützer

Stöpsel zumeinmaligenGebrauch

Stöpsel zummehrmaligenGebrauch

Stöpsel mitVerbindungs-schnur

Bügel -stöpsel

Oto -plastiken

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Hygiene:

Gehörschutzstöpsel sollen nicht mit ver-schmutzten Fingern eingesetzt werden.An Schmutzarbeitsplätzen empfi ehlt sich daher der Einsatz von Gehörschutzstöpseln zur einmaligen Verwendung.

An staubigen Arbeitsplätzen bildet sich gele-gentlich zwischen dem Dichtungskissen und der Haut eine Schmutzschicht, die zu Haut-reizungen führen kann. (Hinweis: Zwischen-lage für Kapselgehörschutz verwenden.)

Weitere Informationen:DGUV Information 212-024 (BGI/GUV-I 5024) GehörschutzinformationenDGUV Regel 112-194 (BGR/GUV-R 194) Benut-zung von Gehörschutz

Gehörschutzstöpsel lassen sich besser in den Ohrkanal einführen, wenn dieser durch Ziehen am Ohr begradigt wird.

Nach dem Einsetzen in den Gehörgang ist der Stöpsel so lange mit dem Finger zu fi xie-ren, bis er sich vollständig an den Gehörgang angelegt hat (mindestens 10 Sekunden bzw. nach Herstellerangaben).

Pflege und Hygiene

Pflege:

Um Hautreizungen und andere Ohrprobleme zu vermeiden, müssen zum mehrfachen Gebrauch bestimmte Gehörschützer regel-mäßig gewartet und gereinigt werden. Es sollten die Reinigungsangaben des Herstel-lers genau befolgt werden. Beschädigte Dichtungskissen nicht weiter verwenden.

12. Schutz des Gehörs

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