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Heimkehr zur Natur
Moriz: Sie meinen also mit ihrer Rückkehr, oder Heimkehr zur Natur, lediglich nur das Wiederaufsuchen des ländlichen Lebens?
Peter: O Freund, ich meine damit noch hunderterlei anderes. Man kann auch in der Stadt zur Natur zurückkehren, zur Zweckmäßigkeit, Einfachheit, Wahrhaftigkeit in Leben und Wandel, in Arbeit und Genuss, in Häuslichkeit und Erziehung.
Rückkehr zur Natur. Ein Zweigespräch. In : HG 16 (1891/92), 677-681.
Den Anthropozentrismus überwinden
Die Religion sagt, alles in der Welt sei nur zum Nutzen des Menschen erschaffen. Es ist das eine etwas hochmütige Meinung, die der Wolf oder der Tiger gelegentlich umkehren könnte, sobald er der Stärkere ist, und das Insekt und die Bakterie tatsächlich umgekehrt hat, eben weil diese Wesen durch ihre Winzigkeit geschützt, - stärker sind als der Mensch.
Erbarmen! Ein Entrüstungsruf und eine Fürbitte. In: HG 16 (1891/92), 209-213, hier 213.
Rosegger, der Waldpoet
Die Waldschulmeister-Rehgruppe über der Naturquelle sagt alles, was zu sagen ist, ohne dass mein Bild, mein Name dabei zu sein braucht. Willst Du ein Übriges tun, so kannst Du dem Waldschulmeister ja annähernd meine Gesichtszüge geben, so wie ich ja auch in der Seele mit ihm eins bin. Die Inschrift könnte lauten: ,Dem Waldschulmeister' oder ,Dem Waldpoeten'.
Brief an Hans Brandstetter (9.2.1906). In: Peter Rosegger. Das
Leben in seinen Briefen, hg. Otto Janda, Graz 1948. 2. Auflage, 253 f., hier 254.
Technik für den Menschen
Die Maschine ist eine hübsche
Erfindung, sie hat auch ihre Poesie, aber
allzuviele Lebenswerte ihr zu opfern,
das steht nicht dafür.
Heimgärtners Tagebuch. In: HG 32 (1907/08), 135-144, 140.
Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell
Ökologische Risikovermeidung
Man sagt, dass alles, was unsere
Neuzeit erfunden, gemacht hat, längst
schon einmal dagewesen ist. Dass es
aber fallen gelassen wurde, weil es
sich nicht bewährt habe, weil es zum
Unglück der Menschheit ausgefallen
sei. Ich halte das nicht für unmöglich. Heimgärtners Tagebuch. In: HG 37 (1912/13), 701-709, 708.
Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell
Ländliche Fortbildung
Lernet, so viel Euch möglich ist, zu lernen, richtet
Eure Wirtschaften mehr nach den Zeitverhältnissen
ein. Eine Rede Roseggers. In: Tägliche Rundschau,
Unterhaltungsbeilage (3.10.1902), 927.
Generationenübergreifendes Denken
Denn das Heimatland ist nicht bloß
Eigentum des gegenwärtigen
Geschlechtes, sondern auch der
Nachkommen.
Peter Rosegger, Die Mürzquellen sind nicht feil. In: HG 25
(1900/01), 622-624, 623.
Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell
Erhaltung landschaftlicher Schönheit
Das Dorf, der Flecken verstädtert sich, die Landschaft wird alt, wird glatziger mit jedem Jahr [...] Dort ist ein Feldweg verlegt, hier ein Steg über den Bach abgetragen, da eine buschige Fichte abgeschneidelt, ein Scheiterhaufen aufgeschlichtet, ein Steinbruch aufgerissen wie ein wüstes Loch in's grüne Kleid des Berges.
Briefe aus der Sommerfrische. In. HG 8 (1883/84), 855-859, 855 f.
Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell
Gegen Raubbau an der Natur
Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell
Des Geldes wegen wird Raubbau, um nicht zu sagen: perverse Naturkraftverschwendung getrieben. […] Wir dürfen es nicht darauf ankommen lassen, dass in unseren Ländern ein starker Baum, ein ursprüngliches Tier, ein wilder Bach zur Kuriosität wird.
<Naturschutzpark.> Heimgärtners Tagebuch. In: HG 38 (1913/14), 139-148, 147 f.
Für städtische Erholungsräume
Ich glaube nicht, dass unsere Stadtväter
persönliche Feinde des Grünen und der Bäume
sind, aber ich vermute, dass sie für materiellen
Gewinn der Stadt im Stande sein würden, den
letzten Baum zu opfern. K. [Peter Rosegger], Die "Gartenstadt" an der Mur. Ein Kapitel für die
Grazer. In: HG 23 (1898/99), 859-862, 862.
Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell
Tierschutz
Wie man sich zu den Tieren verhalten soll? Ob man sie lieben soll, quälen darf? Immerfort solche Fragen. Die Antwort ist doch selbstverständlich: Beschütze jedes Tier, vor dem du dich nicht beschützen musst.
Peter Rosegger, Heimgärtners Tagebuch. In:
HG 38 (1913/14), 296-303, 297.
Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell
Liebevoller Umgang mit Haustieren
Des Tieres Schicksal ist der Mensch. Ich denke da vor allem ans Haustier. Was dem Menschen Armut, Knechtschaft, unglückliche Ehe, Hunger, Krieg und Pest ist, das zusammen ist dem Tiere der rohe Herr, so wie der gütige Herr des Tieres Glücksstern ist.
[Peter Rosegger], Landa und Scott. Eine Tierplauderei. In: HG 28 (1903/04), 842-846, 842.
Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell
Gegen Tiertransporte
Breite Plättenwagen, mit gebundenen Kälbern beladen, klapperten rasch heran; die Köpfe der armen Tiere hingen teils über den Rad herab, mitunter hoben sie sich ein wenig, glotzten mit verglasten Augen die Vorübergehenden an und versuchten zu röhren, waren aber schon heiser [...] In die Stadt hinein Schlachtvieh, tote Tiere, aus der Stadt heraus tote Menschen.
Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell
Für den Alpinismus
Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell
Die wohltätigen Einwirkungen und Folgen des
alpinen Sportes für unsere und künftige
Generationen bestehen in der Ablenkung vom
übermäßigen städtischen Komfort, in der
Abhärtung des Körpers, in der Erweckung des
Sinnes für Natur und Einfachheit, in der
Stählung der Nerven, in der Erfrischung des
Herzens, in der Kräftigung des Mutes. Alpensport. In: HG 6 (1881/82), 875 f.
Für die Wegefreiheit
Es ist die Frage, kann das uralte Menschenrecht an Wald und Berg und Wasser weggenommen werden? Dann würden die Herren 'Eigentümer' den Besitzlosen auch noch Luft und Sonne wegnehmen, wenn sie könnten.
Peter Rosegger, Heimgärtners Tagebuch. In: HG 33 (1908/09), 856-869,
860.
Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell
Schilauf
Schiwettbewerbe machen „mit den Schönheiten und Annehmlichkeiten des ländlichen Winters bekannt, von denen die meisten der Großstadtleute keine Ahnung hatten.“
Quelle:
Peter Rosegger, Was bedeutet der Sport? In: HG 28 (1903/04), 466 f., hier 467.
Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell
Meditatives Wandern
Da frägt der müde Wanderer sich: Warum? Was ist es, das dich jagt von Tal zu Tal, von Höhe zu Höhe? Ein unendliches Dürsten nach Bergnatur, und doch nirgends Ruh' in derselben, so unstet wie Wildwasser, das immerwährend forteilt und immerwährend da ist. Diese heiße, selige Bergsucht, was hat sie nur für einen Zweck? Vielleicht ist sie gerade darum so glücklich, weil sie keinen hat.
[Peter Rosegger], Auf der Wander. Aus dem Tagebuche des Herausgebers. In: HG 23 (1898/99), 370-380, 380.
„Nichts“
Und dieses unendliche Nichts hebt einen gleichsam über die Erde empor und in die Ewigkeit hinein.
[Peter Rosegger], Nichts. Eine Bergwanderung des Heimgärtners. In:
HG 28 (1903/03), 763-766, 765.
Weniger Fleisch…
Meine Nahrung ist die folgende: Des Morgens ein Teller Rahmsuppe mit geröstetem Roggenbrot. Am Vormittag ein Glas saure Milch mit einem Stückchen Roggenbrot. Mittags eine Schale Erbenssuppe, dann, aber nicht täglich, ein ganz kleines Stück gebratenes Fleisch mit viel Gemüse und dann noch eine leichte Mehlspeise. Zur Jause eine Schale Kneippkaffee mit einem Kipfel und des Abends einen kleinen Teller Grießsterz mit gekochten Zwetschken. Dazu ein Kelchgläschen Tiroler Rotwein. <Weniger Fleisch!> Heimgärtners Tagebuch In: HG 35
(1910/11), 137-147, 144 f.
Naturnahe Ernährung
Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell
Mir scheint, wir erfahren es heute, dass es
besser bekommt, wenn echte
Naturprodukte schlecht gekocht werden,
als wenn gefälschte Nahrungsmittel mit
raffinierter Kunst bereitet auf den Tisch
kommen. <Nahrungsmittel.> Heimgärtners Tagebuch. In: HG 42 (1917/118),
459-468, 463.
Zum Alkoholfreien Speisehaus
Ich besuchte das neue alkoholfreie Speisehaus in Graz, trotzdem es – erschrick nicht, Leser – katholisch ist. […] Ich fand ein lichtes, reinliches, tabakrauchfreies Lokal (wie ein Hotelspeisesaal, so vornehm gehalten), wo man um 70 Heller ein Mittagessen kriegt, das Getränk dazu umsonst.
Peter Rosegger, Heimgärtners Tagebuch. In: HG 38 (1913/14), 296-303,
299 ff.
Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell
Positives Denken
Der Mensch sollte sich immer schöne, hoch
gemute Vorstellungen machen, sollte stets nur
wohltuende, frohe Dinge sich einbilden. In
seinem Innern sich so ein bisschen überirdische
Welt herrichten, dass er ein seliges Wärmen
und Leuchten habe - ich meine, das würde
auch den Körper erfrischen und stärken.
Peter Rosegger, Ein Tagebuch. In: HG 30 (1905/06), 532-543, 540 f.
Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell
Naturgemäße Lebensweise:
Karl Wilhelm Diefenbach
Das, was andere sprechen und lehren - er lebt es. "Naturgemäße Lebensweise" in Nahrung, Kleidung, Wohnung, in allem - das ist sein Fall; in hemdartigem Talare spazierte er barfuß in der Stadt München umher, seine Kinder ließ er nackend herumlaufen in seinem abgeschlossenen Landwinkel.
Peter Rosegger, Ein Sonderling und sein Werk. In: HG 18 (1893/94), 638 f.
Religiöser Synkretismus
Mir träumte, dass alle Religionen und
Kirchen in einen großen Kessel
zusammengeworfen wurden. Dann heizte
man tüchtig unter. Die Masse löste sich
auf, die Materie lagerte sich ab zu einem
trüben Bodensatz, der Geist (Gottes)
destillierte über ins Menschenherz. Ein Traum. In: HG 25 (1900/01), 312.
Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell
Kirche, wie sie mir gefällt
Da ich aber von Haus aus der
katholischen Provinz angehöre, so nehme
ich von dieser, was nach meiner
Überzeugung mit dem Evangelium
übereinstimmt, das übrige lehne ich ab. Brief an Adolf Kappus, den ersten Pastor der evangelischen
Heilandskirche Mürzzuschlags (28.1.1900). In: Otto Janda (Hg.),
Peter Rosegger. Das Leben in seinen Briefen. Graz 1948. Zweite
Auflage , 227 f.
Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell
Sei du selbst!
Christus sagt mir:
kümmere dich nicht um
Leute und ihre Sitten, sei
du selbst. Wo ich selbst
sein darf, dort atme ich
auf. Hans Sittner (Hg.), Wilhelm Kienzls
"Lebenswanderung". Briefwechsel mit
Peter Rosegger, Zürich 1953, 255.
Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell
Hinweise
Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell
Bildrechte:
Fotografien: Reinhard Farkas
Rosegger-Bild S. 1: Joanneum BTA, RF 98.280
Sämtliche Zitate sind Teil meiner 2013
erscheinenden Heimgarten-Edition und
werden dort umfassend interpretiert!
Reinhard Farkas
Karl-Franzens-Universität Graz
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Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell