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PETER ROSEGGER. ZEITLOS. AKTUELL Eine Präsentation von Reinhard Farkas

PETER ROSEGGER. ZEITLOS. AKTUELL - … · Rosegger, der Waldpoet Die Waldschulmeister-Rehgruppe über der Naturquelle sagt alles, was zu sagen ist, ohne dass mein Bild, mein Name

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PETER ROSEGGER. ZEITLOS. AKTUELL

Eine Präsentation von Reinhard Farkas

Zurück zur Natur

Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell

Heimkehr zur Natur

Moriz: Sie meinen also mit ihrer Rückkehr, oder Heimkehr zur Natur, lediglich nur das Wiederaufsuchen des ländlichen Lebens?

Peter: O Freund, ich meine damit noch hunderterlei anderes. Man kann auch in der Stadt zur Natur zurückkehren, zur Zweckmäßigkeit, Einfachheit, Wahrhaftigkeit in Leben und Wandel, in Arbeit und Genuss, in Häuslichkeit und Erziehung.

Rückkehr zur Natur. Ein Zweigespräch. In : HG 16 (1891/92), 677-681.

Den Anthropozentrismus überwinden

Die Religion sagt, alles in der Welt sei nur zum Nutzen des Menschen erschaffen. Es ist das eine etwas hochmütige Meinung, die der Wolf oder der Tiger gelegentlich umkehren könnte, sobald er der Stärkere ist, und das Insekt und die Bakterie tatsächlich umgekehrt hat, eben weil diese Wesen durch ihre Winzigkeit geschützt, - stärker sind als der Mensch.

Erbarmen! Ein Entrüstungsruf und eine Fürbitte. In: HG 16 (1891/92), 209-213, hier 213.

Rosegger, der Waldpoet

Die Waldschulmeister-Rehgruppe über der Naturquelle sagt alles, was zu sagen ist, ohne dass mein Bild, mein Name dabei zu sein braucht. Willst Du ein Übriges tun, so kannst Du dem Waldschulmeister ja annähernd meine Gesichtszüge geben, so wie ich ja auch in der Seele mit ihm eins bin. Die Inschrift könnte lauten: ,Dem Waldschulmeister' oder ,Dem Waldpoeten'.

Brief an Hans Brandstetter (9.2.1906). In: Peter Rosegger. Das

Leben in seinen Briefen, hg. Otto Janda, Graz 1948. 2. Auflage, 253 f., hier 254.

Heimat und Land

Technik für den Menschen

Die Maschine ist eine hübsche

Erfindung, sie hat auch ihre Poesie, aber

allzuviele Lebenswerte ihr zu opfern,

das steht nicht dafür.

Heimgärtners Tagebuch. In: HG 32 (1907/08), 135-144, 140.

Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell

Ökologische Risikovermeidung

Man sagt, dass alles, was unsere

Neuzeit erfunden, gemacht hat, längst

schon einmal dagewesen ist. Dass es

aber fallen gelassen wurde, weil es

sich nicht bewährt habe, weil es zum

Unglück der Menschheit ausgefallen

sei. Ich halte das nicht für unmöglich. Heimgärtners Tagebuch. In: HG 37 (1912/13), 701-709, 708.

Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell

Ländliche Fortbildung

Lernet, so viel Euch möglich ist, zu lernen, richtet

Eure Wirtschaften mehr nach den Zeitverhältnissen

ein. Eine Rede Roseggers. In: Tägliche Rundschau,

Unterhaltungsbeilage (3.10.1902), 927.

Generationenübergreifendes Denken

Denn das Heimatland ist nicht bloß

Eigentum des gegenwärtigen

Geschlechtes, sondern auch der

Nachkommen.

Peter Rosegger, Die Mürzquellen sind nicht feil. In: HG 25

(1900/01), 622-624, 623.

Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell

Natur und Umwelt

Erhaltung landschaftlicher Schönheit

Das Dorf, der Flecken verstädtert sich, die Landschaft wird alt, wird glatziger mit jedem Jahr [...] Dort ist ein Feldweg verlegt, hier ein Steg über den Bach abgetragen, da eine buschige Fichte abgeschneidelt, ein Scheiterhaufen aufgeschlichtet, ein Steinbruch aufgerissen wie ein wüstes Loch in's grüne Kleid des Berges.

Briefe aus der Sommerfrische. In. HG 8 (1883/84), 855-859, 855 f.

Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell

Gegen Raubbau an der Natur

Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell

Des Geldes wegen wird Raubbau, um nicht zu sagen: perverse Naturkraftverschwendung getrieben. […] Wir dürfen es nicht darauf ankommen lassen, dass in unseren Ländern ein starker Baum, ein ursprüngliches Tier, ein wilder Bach zur Kuriosität wird.

<Naturschutzpark.> Heimgärtners Tagebuch. In: HG 38 (1913/14), 139-148, 147 f.

Für städtische Erholungsräume

Ich glaube nicht, dass unsere Stadtväter

persönliche Feinde des Grünen und der Bäume

sind, aber ich vermute, dass sie für materiellen

Gewinn der Stadt im Stande sein würden, den

letzten Baum zu opfern. K. [Peter Rosegger], Die "Gartenstadt" an der Mur. Ein Kapitel für die

Grazer. In: HG 23 (1898/99), 859-862, 862.

Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell

Tierschutz

Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell

Tierschutz

Wie man sich zu den Tieren verhalten soll? Ob man sie lieben soll, quälen darf? Immerfort solche Fragen. Die Antwort ist doch selbstverständlich: Beschütze jedes Tier, vor dem du dich nicht beschützen musst.

Peter Rosegger, Heimgärtners Tagebuch. In:

HG 38 (1913/14), 296-303, 297.

Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell

Liebevoller Umgang mit Haustieren

Des Tieres Schicksal ist der Mensch. Ich denke da vor allem ans Haustier. Was dem Menschen Armut, Knechtschaft, unglückliche Ehe, Hunger, Krieg und Pest ist, das zusammen ist dem Tiere der rohe Herr, so wie der gütige Herr des Tieres Glücksstern ist.

[Peter Rosegger], Landa und Scott. Eine Tierplauderei. In: HG 28 (1903/04), 842-846, 842.

Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell

Gegen Tiertransporte

Breite Plättenwagen, mit gebundenen Kälbern beladen, klapperten rasch heran; die Köpfe der armen Tiere hingen teils über den Rad herab, mitunter hoben sie sich ein wenig, glotzten mit verglasten Augen die Vorübergehenden an und versuchten zu röhren, waren aber schon heiser [...] In die Stadt hinein Schlachtvieh, tote Tiere, aus der Stadt heraus tote Menschen.

Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell

Wandern und Bewegungskultur

Für den Alpinismus

Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell

Die wohltätigen Einwirkungen und Folgen des

alpinen Sportes für unsere und künftige

Generationen bestehen in der Ablenkung vom

übermäßigen städtischen Komfort, in der

Abhärtung des Körpers, in der Erweckung des

Sinnes für Natur und Einfachheit, in der

Stählung der Nerven, in der Erfrischung des

Herzens, in der Kräftigung des Mutes. Alpensport. In: HG 6 (1881/82), 875 f.

Für die Wegefreiheit

Es ist die Frage, kann das uralte Menschenrecht an Wald und Berg und Wasser weggenommen werden? Dann würden die Herren 'Eigentümer' den Besitzlosen auch noch Luft und Sonne wegnehmen, wenn sie könnten.

Peter Rosegger, Heimgärtners Tagebuch. In: HG 33 (1908/09), 856-869,

860.

Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell

Schilauf

Schiwettbewerbe machen „mit den Schönheiten und Annehmlichkeiten des ländlichen Winters bekannt, von denen die meisten der Großstadtleute keine Ahnung hatten.“

Quelle:

Peter Rosegger, Was bedeutet der Sport? In: HG 28 (1903/04), 466 f., hier 467.

Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell

Meditatives Wandern

Da frägt der müde Wanderer sich: Warum? Was ist es, das dich jagt von Tal zu Tal, von Höhe zu Höhe? Ein unendliches Dürsten nach Bergnatur, und doch nirgends Ruh' in derselben, so unstet wie Wildwasser, das immerwährend forteilt und immerwährend da ist. Diese heiße, selige Bergsucht, was hat sie nur für einen Zweck? Vielleicht ist sie gerade darum so glücklich, weil sie keinen hat.

[Peter Rosegger], Auf der Wander. Aus dem Tagebuche des Herausgebers. In: HG 23 (1898/99), 370-380, 380.

„Nichts“

Und dieses unendliche Nichts hebt einen gleichsam über die Erde empor und in die Ewigkeit hinein.

[Peter Rosegger], Nichts. Eine Bergwanderung des Heimgärtners. In:

HG 28 (1903/03), 763-766, 765.

Lebensstil, Gesundheit, Ernährung

Weniger Fleisch…

Meine Nahrung ist die folgende: Des Morgens ein Teller Rahmsuppe mit geröstetem Roggenbrot. Am Vormittag ein Glas saure Milch mit einem Stückchen Roggenbrot. Mittags eine Schale Erbenssuppe, dann, aber nicht täglich, ein ganz kleines Stück gebratenes Fleisch mit viel Gemüse und dann noch eine leichte Mehlspeise. Zur Jause eine Schale Kneippkaffee mit einem Kipfel und des Abends einen kleinen Teller Grießsterz mit gekochten Zwetschken. Dazu ein Kelchgläschen Tiroler Rotwein. <Weniger Fleisch!> Heimgärtners Tagebuch In: HG 35

(1910/11), 137-147, 144 f.

Naturnahe Ernährung

Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell

Mir scheint, wir erfahren es heute, dass es

besser bekommt, wenn echte

Naturprodukte schlecht gekocht werden,

als wenn gefälschte Nahrungsmittel mit

raffinierter Kunst bereitet auf den Tisch

kommen. <Nahrungsmittel.> Heimgärtners Tagebuch. In: HG 42 (1917/118),

459-468, 463.

Zum Alkoholfreien Speisehaus

Ich besuchte das neue alkoholfreie Speisehaus in Graz, trotzdem es – erschrick nicht, Leser – katholisch ist. […] Ich fand ein lichtes, reinliches, tabakrauchfreies Lokal (wie ein Hotelspeisesaal, so vornehm gehalten), wo man um 70 Heller ein Mittagessen kriegt, das Getränk dazu umsonst.

Peter Rosegger, Heimgärtners Tagebuch. In: HG 38 (1913/14), 296-303,

299 ff.

Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell

Positives Denken

Der Mensch sollte sich immer schöne, hoch

gemute Vorstellungen machen, sollte stets nur

wohltuende, frohe Dinge sich einbilden. In

seinem Innern sich so ein bisschen überirdische

Welt herrichten, dass er ein seliges Wärmen

und Leuchten habe - ich meine, das würde

auch den Körper erfrischen und stärken.

Peter Rosegger, Ein Tagebuch. In: HG 30 (1905/06), 532-543, 540 f.

Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell

Naturgemäße Lebensweise:

Karl Wilhelm Diefenbach

Das, was andere sprechen und lehren - er lebt es. "Naturgemäße Lebensweise" in Nahrung, Kleidung, Wohnung, in allem - das ist sein Fall; in hemdartigem Talare spazierte er barfuß in der Stadt München umher, seine Kinder ließ er nackend herumlaufen in seinem abgeschlossenen Landwinkel.

Peter Rosegger, Ein Sonderling und sein Werk. In: HG 18 (1893/94), 638 f.

Spiritualität

Religiöser Synkretismus

Mir träumte, dass alle Religionen und

Kirchen in einen großen Kessel

zusammengeworfen wurden. Dann heizte

man tüchtig unter. Die Masse löste sich

auf, die Materie lagerte sich ab zu einem

trüben Bodensatz, der Geist (Gottes)

destillierte über ins Menschenherz. Ein Traum. In: HG 25 (1900/01), 312.

Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell

Kirche, wie sie mir gefällt

Da ich aber von Haus aus der

katholischen Provinz angehöre, so nehme

ich von dieser, was nach meiner

Überzeugung mit dem Evangelium

übereinstimmt, das übrige lehne ich ab. Brief an Adolf Kappus, den ersten Pastor der evangelischen

Heilandskirche Mürzzuschlags (28.1.1900). In: Otto Janda (Hg.),

Peter Rosegger. Das Leben in seinen Briefen. Graz 1948. Zweite

Auflage , 227 f.

Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell

Sei du selbst!

Christus sagt mir:

kümmere dich nicht um

Leute und ihre Sitten, sei

du selbst. Wo ich selbst

sein darf, dort atme ich

auf. Hans Sittner (Hg.), Wilhelm Kienzls

"Lebenswanderung". Briefwechsel mit

Peter Rosegger, Zürich 1953, 255.

Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell

Hinweise

Reinhard Farkas: Peter Rosegger. Zeitlos. Aktuell

Bildrechte:

Fotografien: Reinhard Farkas

Rosegger-Bild S. 1: Joanneum BTA, RF 98.280

Sämtliche Zitate sind Teil meiner 2013

erscheinenden Heimgarten-Edition und

werden dort umfassend interpretiert!

Reinhard Farkas

Karl-Franzens-Universität Graz

[email protected]

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