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Pharmazie Apotheke im 14. Jahrhundert Pharmazie (von griech. φάρμακον pharmakon Heilmittel, Gift, Zaubermittel“) oder Pharmazeutik ist eine interdisziplinäre Wissenschaft, die sich mit der Beschaffenheit, Wirkung, Entwicklung, Prüfung, Herstellung und Abgabe von Arzneimitteln befasst. Die Pharmazie vereint dabei Aspekte aus verschiedenen Naturwissenschaften, vor allem aus der Chemie, Biologie und Physik, mit medizinischen Themen. Pharmazeuten sind Personen, die das zweite Staatsex- amen des Pharmaziestudiums bestanden haben. Nach ei- nem anschließenden Pharmaziepraktikum (Praktisches Jahr) und der Approbation dürfen sie den Beruf des Apothekers ausüben. Pharmaforschung findet sowohl in Pharmaunternehmen als auch an Universitäten statt. Bevor neue Arzneimittel ihren Weg in die Apotheken und Krankenhausapotheken finden, müssen sie von Arzneimittelbehörden zugelassen werden (Arzneimittelzulassung). 1 Geschichte Seit jeher beschäftigten sich die Menschen mit Berei- chen der Pharmazie. [1] Der Gegenstand des Faches gehört zwar zu den ältesten akademischen Lehrfächern (Materia medica), als eigenständige Disziplin ist die heutige Phar- mazie aber eine relativ junge Wissenschaft, die erst im 17./18. Jahrhundert langsam entstand. [2] Erst im 18. Jahrhundert entstanden im Gefolge der Auf- klärung private pharmazeutische Lehranstalten, die – zu- sätzlich zur traditionell handwerklichen – die wissen- schaftliche Ausbildung der Apotheker übernahmen. Im 19. Jahrhundert wurde nach und nach in den deutschen Ländern das Studium für Apotheker vorgeschrieben (seit 1875 reichseinheitlich). Seit den 1920er Jahren löste sich die Hochschulpharmazie von den chemischen Instituten und es wurden eigenständige Institute errichtet. Der Stundenplan des Pharmaziestudiums ist in der Approbationsordnung für Apotheker (AAppO) festge- legt. Schwerpunkt ist die Chemie (ca. 40 %), die rest- lichen Fächer sind etwa zu gleichen Teilen gewichtet. 2 Fachrichtungen Die moderne Pharmazie gliedert sich in folgende Berei- che: Die Pharmazeutische Chemie (neuerdings auch in Anlehnung an den englischen Ausdruck Medizini- sche Chemie genannt) umfasst die Lehre von der chemischen Struktur (und deren Beziehung zur Wirkung), Synthese, Eigenschaften, Stabilität und Analytik (Identität, Reinheit, Gehalt) von Wirk- und Hilfsstoffen, sowie Schadstoffen. Die Pharmazeutische Biologie (früher Pharmako- gnosie) beschäftigt sich mit den biologischen Grund- lagen der Pharmazie, der Nutzung von biologischen Quellen – etwa Arzneipflanzen, Drogen, mit ihren Inhaltsstoffen – für die Entwicklung wirksamer Arz- neimittel. In den letzten Jahren wurde das Themen- gebiet um molekularbiologische Grundlagen und gentechnisch hergestellte Arzneistoffe erweitert. Die Pharmazeutische Technologie (früher Gale- nik oder Arzneiformenlehre) ist die Lehre von der Darreichungsform, d. h. sie beschäftigt sich mit der Herstellung von Tabletten, Kapseln, Zäpfchen, Säf- ten usw. Hierbei ist die Interaktion des Wirkstoffes mit den verwendeten Hilfsstoffen, z. B. beim Pres- sen von Tabletten, von Bedeutung. Von großer Be- deutung sind dabei auch physikalische Gesetze, die den bei Herstellung, Stabilisierung und Prüfung von Arzneimitteln angewendeten Maßnahmen zugrunde liegen. 1

Pharmazie

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Pharmazie

Apotheke im 14. Jahrhundert

Pharmazie (von griech. φάρμακον pharmakon„Heilmittel, Gift, Zaubermittel“) oder Pharmazeutikist eine interdisziplinäre Wissenschaft, die sich mitder Beschaffenheit, Wirkung, Entwicklung, Prüfung,Herstellung und Abgabe von Arzneimitteln befasst.Die Pharmazie vereint dabei Aspekte aus verschiedenenNaturwissenschaften, vor allem aus der Chemie, Biologieund Physik, mit medizinischen Themen.Pharmazeuten sind Personen, die das zweite Staatsex-amen des Pharmaziestudiums bestanden haben. Nach ei-nem anschließenden Pharmaziepraktikum (PraktischesJahr) und der Approbation dürfen sie den Beruf desApothekers ausüben.Pharmaforschung findet sowohl in Pharmaunternehmenals auch an Universitäten statt. Bevor neue Arzneimittelihren Weg in die Apotheken und Krankenhausapothekenfinden, müssen sie von Arzneimittelbehörden zugelassenwerden (Arzneimittelzulassung).

1 Geschichte

Seit jeher beschäftigten sich die Menschen mit Berei-chen der Pharmazie.[1] DerGegenstand des Faches gehörtzwar zu den ältesten akademischen Lehrfächern (Materiamedica), als eigenständige Disziplin ist die heutige Phar-mazie aber eine relativ junge Wissenschaft, die erst im

17./18. Jahrhundert langsam entstand.[2]

Erst im 18. Jahrhundert entstanden im Gefolge der Auf-klärung private pharmazeutische Lehranstalten, die – zu-sätzlich zur traditionell handwerklichen – die wissen-schaftliche Ausbildung der Apotheker übernahmen. Im19. Jahrhundert wurde nach und nach in den deutschenLändern das Studium für Apotheker vorgeschrieben (seit1875 reichseinheitlich). Seit den 1920er Jahren löste sichdie Hochschulpharmazie von den chemischen Institutenund es wurden eigenständige Institute errichtet.Der Stundenplan des Pharmaziestudiums ist in derApprobationsordnung für Apotheker (AAppO) festge-legt. Schwerpunkt ist die Chemie (ca. 40 %), die rest-lichen Fächer sind etwa zu gleichen Teilen gewichtet.

2 Fachrichtungen

Die moderne Pharmazie gliedert sich in folgende Berei-che:

• Die Pharmazeutische Chemie (neuerdings auch inAnlehnung an den englischen Ausdruck Medizini-sche Chemie genannt) umfasst die Lehre von derchemischen Struktur (und deren Beziehung zurWirkung), Synthese, Eigenschaften, Stabilität undAnalytik (Identität, Reinheit, Gehalt) vonWirk- undHilfsstoffen, sowie Schadstoffen.

• Die Pharmazeutische Biologie (früher Pharmako-gnosie) beschäftigt sich mit den biologischen Grund-lagen der Pharmazie, der Nutzung von biologischenQuellen – etwa Arzneipflanzen, Drogen, mit ihrenInhaltsstoffen – für die Entwicklung wirksamer Arz-neimittel. In den letzten Jahren wurde das Themen-gebiet um molekularbiologische Grundlagen undgentechnisch hergestellte Arzneistoffe erweitert.

• Die Pharmazeutische Technologie (früher Gale-nik oder Arzneiformenlehre) ist die Lehre von derDarreichungsform, d. h. sie beschäftigt sich mit derHerstellung von Tabletten, Kapseln, Zäpfchen, Säf-ten usw. Hierbei ist die Interaktion des Wirkstoffesmit den verwendeten Hilfsstoffen, z. B. beim Pres-sen von Tabletten, von Bedeutung. Von großer Be-deutung sind dabei auch physikalische Gesetze, dieden bei Herstellung, Stabilisierung und Prüfung vonArzneimitteln angewendeten Maßnahmen zugrundeliegen.

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2 5 LITERATUR

• Die Pharmakologie und Toxikologie umfasstPhysiologie und Pathophysiologie sowie dieWirkung von Arzneistoffen und Giften im mensch-lichen Körper.

• Die Klinische Pharmazie (seit 2001 Prüfungsfachan deutschen Universitäten) soll eine Brücke zwi-schen Wissenschaft und pharmazeutischer Praxisknüpfen. Obwohl in den USA und Großbritannienschon seit Jahrzehnten etabliert, hatte es die Klini-sche Pharmazie in Deutschland sehr schwer, sichals pharmazeutische Disziplin zu etablieren. Beider Klinischen Pharmazie steht im Gegensatz zurPharmakologie nicht der Wirkstoff, sondern derPatient im Mittelpunkt.

• Die Pharmakoepidemiologie undPharmakoökonomie, welche die epidemiologischenund ökonomischen Aspekte der Arzneimittelan-wendung zum Gegenstand haben. In den meistenPrüfungsordnungen der Universitäten mit Aus-bildungsangeboten zum Pharmazeuten sind dieseFächer inzwischen obligatorisch, z.B. in der FUBerlin seit 2003.[3]

• Die Notfall- und Katastrophenpharmazie beschäf-tigt sich mit der Sicherstellung der Arzneimittelver-sorgung in außergewöhnlichen Situationen.

In einigen Ländern außerhalb des deutschen Sprachraumsist auch die Sozialpharmazie verankert. Sozialpharmaziesetzt sich damit auseinander, wie Patienten, Verbraucher,Ärzte, Apotheker, andere Heilberufe, Politiker, Organi-sationen und Verbände sowie die Gesellschaft als Ganzesmit Arzneimitteln umgehen, welche wechselseitigen Be-ziehungen sie untereinander eingehen und wie sich diesin soziale, kulturelle und ökonomische Zusammenhängeeinordnen lässt.

3 Pharmazeutische Präparate

Der Begriff pharmazeutische Präparate wird synonym zuArzneimittel, Fertigarzneimittel (Arzneispezialität) oderauch für Zubereitungsformen von Arzneistoffen verwen-det. Pharmazeutische Präparate werden häufig industriellvon Pharmaunternehmen hergestellt.Beispiele für arzneiliche Zubereitungen sind Tabletten,Dragees, Salben, Cremes, Lotionen, Tinkturen,Infusionslösungen und viele andere (siehe auchArzneiformen).

4 Siehe auch

• Fachapotheker

5 Literatur

• Alfred Adlung, Georg Urdang: Grundriß der Ge-schichte der deutschen Pharmazie. J. Springer, Berlin1935.

• Julius Berendes: Das Apothekenwesen. Seine Entste-hung und geschichtliche Entwicklung bis zum XX.Jahrhundert. Stuttgart 1907 (Nschdruck mit Vor-wort von Rudolf Schmitz, Hildesheim 1967).

• Heidrun Eckner, JulianeGruner, Adriane Jorek: Stu-dienführer Pharmazie 1. Aufl. Wiss. Verlagsges.,Stuttgart 2002, ISBN 3-8047-1904-X

• Fischer, Dagmar; Breitenbach, Jörg (Hrsg.): DiePharmaindustrie. Einblick, Durchblick, Perspekti-ven. 2003, ISBN 3-8274-1374-5

• Curt Hunnius, Hermann P. T. Ammon: Hunnius– Pharmazeutisches Wörterbuch. de Gruyter, Berlin2004, ISBN 3-11-017475-8

• Hermann Schelenz, Geschichte der Pharmazie (Re-prographischer Nachdruck der Ausgabe Berlin1904), Verlagsbuchhandlung Georg Olms, Hildes-heim 1962

• Rudolf Schmitz, Geschichte der Pharmazie. UnterMitarb. von Franz-Josef Kuhlen. Bd I: Von denAnfängen bis zum Ausgang des Mittelalters. Govi-Verlag, Eschborn 1998. ISBN 3-7741-0706-8.

• Rudolf Schmitz:Geschichte der Pharmazie. Fortgef.von Christoph Friedrich und Wolf-Dieter Müller-Jahncke. Bd. II: Von der Frühen Neuzeit bis zur Ge-genwart. Govi-Verlag, Eschborn 2005. ISBN 978-3-7741-1027-4.

• Gerd Ulrich: Wirkungen, die an Wunder grenzen.Arzneimittelwerbung in Deutschland (1830-1930).Books on Demand GmbH, Norderstedt 2007, 232S., ISBN 978-3-8334-6718-9

• Real-Encyclopädie der gesammten Pharmacie.Handwörterbuch für Apotheker, Ärzte und Me-dicinalbeamte. Hrsg. von Ewald Geissler ...Wien: Urban & Schwarzenberg, 1886. 10 Bän-de. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- undLandesbibliothek Düsseldorf

• Vademecum für Pharmazeuten : mit 118 Tabellen/ Wessinger/Mecking. Begr. von Rudolf Schmidt-Wetter. Fortgef. von Otto M. Kranz und JosefKraus. Bearb. von Sarah Wessinger und BettinaMecking, 18., vollst. überarb. Aufl., Stuttgart : Dt.Apotheker-Verl. 2013, ISBN 978-3-7692-5307-8.

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6 Einzelnachweise[1] Julius Berendes: Die Pharmacie bei den alten Culturvöl-

kern, I-II, Halle an der Saale 1891, Neudruck Hildesheim1989.

[2] vgl. auch S. Mahdihassan: Alchemy and its connectionwith astrology, pharmacy, magic and metallurgy, Janus 46(1957), S. 81–103.

[3] Studienordnung für den Studiengang Pharmazie der Frei-en Universität Berlin, Stand 2003 (PDF, 24,55 KB).

7 Weblinks

Wiktionary: Pharmazie – Bedeutungserklärungen,Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

• Virtuelle Fachbibliothek Pharmazie

• Virtual Library Pharmacy

• Liste mit nützlichen Internetadressen Literatur- undInformationsquellen im Internet (PDF-Datei; 148kB)

• Medical Encyclopedia, Dictionary, Drugs & Sup-plements

Der Äskulapstab, Symbol des pharma- zeutischen Standes

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4 8 TEXT- UND BILDQUELLEN, AUTOREN UND LIZENZEN

8 Text- und Bildquellen, Autoren und Lizenzen

8.1 Text• Pharmazie Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Pharmazie?oldid=144443485 Autoren:Wst, Kurt Jansson, Urbanus, Wing, Jekub, Irm-gard, Robodoc, Dingo, 4tilden, RobertMichel, Zwobot, Pm, Zumbo, Christian Schill, Jonathan Hornung, Peter200, Sti, Pinguin.tk, SvenJähnichen, Unscheinbar, Tsemii, Chrisfrenzel, Uwe Gille, Obersachse, To old, Dundak, Dope.souljah, PBolbrinker, Heinte, Diba, He3nry,C.Löser, Thomas Luft, Binter, Gewa13, Ricky59, Cigarman, Schandolf, Pharmafuzzy, W!B:, AFBorchert, STBR, Hydro, Mmoe, Dr. Zar-kov, $traight-$hoota, MelancholieBot, Rolf H., Jü, Manecke, BlueCücü, Rudolfox, Momo06, Roo1812, Summ, MarvinTux~dewiki, El.,Crazy-Chemist, Pharma, JAnDbot, Louis Bafrance, Kuebi, Euphoriceyes, OecherAlemanne, Krawi, Omphalos, Hhdw1, Homer Landskir-ty, EZB, Benff, Pittimann, Chemiewikibm, HexaChord, Mellebga, Inkowik, Brackenheim, Rapober, PM3, Wundi, Shisha-Tom, SchlauerGerd, Magnificient, Morten Haan, Croq, Justsail, Mraugustiner, MorbZ-Bot, Raimundo Pastor, Ripchip Bot, EmausBot, Grüezi wohl, FrauStirnimaa, Kirkurdu, MerlIwBot, Fahrtengründer, Turbonachsichter, Tpom, Lektor w, Addbot und Anonyme: 78

8.2 Bilder• Datei:42-aspetti_di_vita_quotidiana,_medicine,Taccuino_Sanitatis,_.jpg Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/6b/42-aspetti_di_vita_quotidiana%2C_medicine%2CTaccuino_Sanitatis%2C.jpg Lizenz: Public domain Autoren: book scanof Tacuinum Sanitatis Ursprünglicher Schöpfer: “Magister Faragius” (Ferraguth) of Naples

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8.3 Inhaltslizenz• Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0