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Planspiel Der Irak-Krieg 2003 – Simulation der Sitzung des UN-Sicherheitsrates zur Diskussion und Abstimmung einer kriegslegitimierenden Re- solution der USA mit ausgewählten internationalen Akteuren

Planspiel - Ruhr University Bochum€¦ · Mangol, Bayat-Philipp: Die Beziehungen zwischen den USA und Iran seit 1953 169 XII. Quellen- und Literaturverzeichnis 184 3. Saudi-Arabien

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  • Planspiel

    Der Irak-Krieg 2003 –

    Simulation der Sitzung des UN-Sicherheitsrates zur Diskussion und Abstimmung einer kriegslegitimierenden Re-

    solution der USA mit ausgewählten internationalen Akteuren

  • 2

    Mitwirkende

    Dieses Planspiel entstand im Sommersemester 2004 an der Ruhr-Universität Bo-

    chum im Rahmen des Hauptseminars „Außen- und Sicherheitspolitik im Nahen

    und Mittleren Osten nach dem 11.9.2001“ bei Frau Dr. Cilja Harders.

    Nachfolgend werden die verantwortlichen Autoren der einzelnen Bereiche ge-

    nannt:

    Pascal Hugo

    Einleitung, Allgemeines

    Länderberichte: USA, Irak, Iran, Israel, Syrien, Saudi-Arabien

    Layout & Gliederung

    Eva-Maria Beckmann

    Länderberichte: Ägypten, Algerien, Libyen, Tunesien, China

    Viola Dries

    Länderberichte: Großbritannien, Frankreich, Russland, Türkei

  • 3

    Inhaltsverzeichnis

    Einleitung 13

    Allgemeiner Teil

    1. Verfahrensregeln 16

    2. Resolution 1441 25

    3. Resolutionsentwurf der USA 30

    Länderberichte

    A. Vetomächte

    1. USA

    I. Geographische Karte 33

    II. Basisdaten 34

    III. Theorien zur US-Außenpolitik

    a) zwischen Unilateralismus und Multilateralismus 36

    b) Neorealismus und Neokonservatismus 37

    IV. US-Außenpolitik nach dem 11. September

    a) unmittelbare Auswirkungen der Anschläge des 39

    11. September auf die US-Außenpolitik

    b) Die neue Nationale Sicherheitsdoktrin 39

    V. Die USA und der Irak 40

    VI. Das letzte Ultimatum – Fernsehansprache des

    US-Präsidenten George W. Bush vom 17.3.2003 42

    VII. Argumente für den Krieg 45

    VIII. Die amerikanische Bevölkerung und der Irak 45

    IX. Die Kosten eines Krieges

    Sekundärliteratur: Rudolf Hinkel: Gesamtwirtschaftliche

    Kosten eines Kriegs gegen den Irak:

  • 4

    Anschlag auf die Weltwirtschaft 47

    X. Ein Krieg für Öl?

    a) Einleitung 53

    b) Klientelistische Netzwerke zwischen der

    US-Regierung und der amerikanischen Ölindustrie 53

    c) Die Abhängigkeit der USA vom Rohstoff Öl 56

    d) Die amerikanische Ölindustrie und der Irak 58

    XI. Quellen- und Literaturverzeichnis 59

    2. Großbritannien

    I. Geographische Karte 61

    II. Basisdaten 62

    III. Großbritannien und der Irak

    a) die britisch- amerikanischen Beziehungen 63

    b) Grundzüge britischer Außenpolitik und

    das „Appeasement-Trauma“ 64

    c) Bevölkerung 66

    d) Ökonomische Interessen Großbritanniens 66

    IV. Großbritanniens Position bzgl. der Irak Resolution 66

    V. Literaturverzeichnis 66

    3. Frankreich

    I. Geographische Karte 67

    II. Basisdaten 68

    III. Das politische System Frankreichs

    a) Die Verfassung 70

    b) Der Präsident 71

    c) Der Premierminister 72

    d) Regierung und Parlament 72

    e) Politische Parteien

    IV. Grundzüge der Innenpolitik

    a) Grundlinien der Wirtschaftspolitik 73

    b) Aktuelle Wirtschaftslage 73

  • 5

    c) Energie und Umwelt 74

    V. Grundzüge der Außenpolitik

    a) Gaullistisch geprägte Außenpolitik 75

    b) Politik im Rahmen der Vereinten Nationen 76

    c) Europapolitik 76

    d) Sicherheits- und Verteidigungspolitik 77

    e) Mittel-, Ost- und Südosteuropa-Politik 77

    f) Afrikapolitik 78

    g) Mittelmeer- und Nahostpolitik 78

    h) Französisch-amerikanisches Verhältnis 78

    VI. Frankreich und der Irak

    a) Das Verhältnis Frankreich – Irak bis zum 2. Golfkrieg 79

    b) Das Verhältnis Frankreich – Irak nach dem 2. Golfkrieg 80

    c) Die Position Frankreichs in der Irakfrage 81

    VII. Die Position Frankreichs bzgl. der Irak-Resolution 82

    VIII. Literaturverzeichnis 82

    4. Russland

    I. Geographische Karte 83

    II. Basisdaten 84

    III. Geschichte Russlands

    a) Geschichte bis 1917 87

    b) Aufstieg der Sowjetunion zur Weltmacht 89

    c) Perestroika und Ende der Sowjetunion 90

    d) Die GUS und die Russische Föderation 90

    IV. Innenpolitische Entwicklung Russlands

    a) Staatsaufbau 91

    b) Parlament 91

    c) Tschetschenienkonflikt 92

    d) Soziale Lage 93

    e) Medien 93

    V. Außenpolitische Entwicklung Russlands

    a) Grundlinien der Außenpolitik 94

    b) Beziehungen zu den USA 94

    c) Beziehungen zu den Ländern der

  • 6

    Gemeinschaft unabhängiger Staaten 95

    d) Kooperation mit der NATO 95

    e) Beziehungen zu den Vereinten Nationen 96

    f) Beziehungen zur OSZE 96

    g) Russland und die G8 96

    h) Beziehungen Russlands zu anderen Staaten 97

    VI. Wirtschaftspolitik

    a) Wirtschaftliche Rahmenbedingungen 100

    b) Aktuelle wirtschaftliche Lage 101

    c) Staatshaushalt 102

    d) Außenhandel 102

    e) Deutsch-russische Wirtschaftsbeziehungen 103

    f) Russland in internationalen

    Wirtschafts- und Finanzorganisationen 103

    VII. Russland und der Irak

    a) Russisch-irakische Beziehungen bis 1990 104

    b) Russisch-irakische Beziehungen in den 1990er Jahren 104

    c) Russland und das Öl 105

    d) Russlands Haltung in der Irakfrage 106

    VIII. Russlands Position bzgl. der Irak-Resolution 108

    IX. Literaturverzeichnis 108

    5. China

    I. Geographische Karte 110

    II. Basisdaten 111

    III. Geschichte 113

    IV. Innenpolitische Entwicklung

    a) Staatsaufbau 116

    b) Administrative Gliederung 117

    c) Sonderverwaltungsregionen Hongkong und Macao 117

    d) Politische und wirtschaftliche Reformen 117

    e) Staat und Partei 118

    f) Menschenrechtsdialog 118

    g) Aktuelle innenpolitische Situation Zusatzinfo 119

    V. Außenpolitische Entwicklung

  • 7

    a) Allgemein 122

    b) Beziehungen zu den USA 124

    c) Beziehungen zur Russischen Föderation und Zentralasien 125

    d) Beziehungen zu ASEAN 125

    e) Verhältnis zu Indien und Pakistan 126

    f) Beziehungen zu den beiden koreanischen

    Staaten und Vietnam 126

    g) Grundlinien der Beziehungen zur Europäischen Union 127

    h) Außenhandel und Direktinvestitionen 127

    VI. Sozioökonomische Entwicklung

    a) Grundlinien der Wirtschaftspolitik 128

    b) Strukturreformen 128

    c) Aktuelle Wirtschaftslage Zusatzinfo 129

    VII. Chinas Position bzgl. der Irak-Resolution 132

    VIII. Literaturverzeichnis 132

    B. Staaten der arabischen Welt

    1. Irak

    I. Geographische Karte 135

    II. Ethnographische Karte 136

    III. Basisdaten 137

    IV. Irakkrise und Golfkrieg 1990/1991 139

    V. Innenpolitische Entwicklung 1991 – 2001 142

    VI. Außenpolitische Entwicklung 1991 – 2001

    a) das Verhältnis zur UNO 145

    b) Die Entwicklung der bilateralen Beziehungen 148

    VII. Sozioökonomische Entwicklung 151

    VIII. Quellen- und Literaturverzeichnis 152

  • 8

    2. Iran

    I. Geographische Karte 154

    II. Basisdaten 155

    III. Geschichte bis 1989 156

    IV. Die islamische Verfassung 159

    V. Innenpolitische Entwicklung seit 1990 160

    VI. Außenpolitische Entwicklung seit 1990 162

    VII. Bevölkerung 165

    VIII. Politische und ökonomische Interessen 166

    IX. Haltung zum Irak und zur Irak-Frage 167

    X. Irans Position zur Irak-Resolution 168

    XI. Sekundärliteratur:

    Mangol, Bayat-Philipp: Die Beziehungen zwischen den

    USA und Iran seit 1953 169

    XII. Quellen- und Literaturverzeichnis 184

    3. Saudi-Arabien

    I. Geographische Karte 185

    II. Basisdaten 186

    III. Geschichte bis 1990 187

    IV. Innenpolitische Entwicklung seit 1990 188

    V. Außenpolitische Entwicklung seit 1990 193

    VI. Bevölkerung 196

    a) Arbeitslosigkeit 197

    b) Soziale Ungleichheit 197

    c) Islamismus 197

    VII. Politische und ökonomische Interesse 198

    VIII. Saudi-Arabiens Position zum Irakkrieg

    Sekundärliteratur:

    Saudi-Arabia will not take part in war against Iraq 200

    IX. Quellen- und Literaturverzeichnis 202

  • 9

    4. Syrien

    I. Geographische Karte 204

    II. Basisdaten 205

    III. Geschichte bis 1990 206

    IV. Innenpolitische Entwicklung seit 1991 208

    V. Außenpolitische Entwicklung seit 1991 210

    VI. Bevölkerung 214

    VII. Politische und ökonomische Interessen 215

    VIII. Syriens Position bzgl. der Irak-Resolution 217

    IX. Quellen und Literaturverzeichnis 217

    5. Ägypten

    I. Geographische Karte 219

    II. Basisdaten 220

    III. Geschichte 223

    IV. Innenpolitische Entwicklung von 1991 – 2001

    a) Allgemein 227

    b) Grundzüge 229

    c) Religion 229

    d) Regierung 230

    e) Parlament 230

    f) Militanter Islamismus und Terrorismus 231

    g) Aktuelle Situation 231

    V. Außenpolitische Entwicklung von 1991 – 2001 232

    VI. Wirtschaft Ägyptens 233

    a) Außenhandel 233

    b) Wirtschaftslage 234

    c) Wirtschaftspolitik der ägyptischen Regierung 234

    d) Arbeitsmarktlage 235

    e) Wirtschaftsbeziehungen zur EU 235

    VII. Ägypten und der Irakkonflikt 2003

    a) Pressemitteilungen zum Irakkonflikt 236

    b) “Die Mitgliedstaaten der Afrikanischen Union

    lehnen einen Irak-Krieg ab” 237

  • 10

    VIII. Ägyptens Position bzgl. der Irak-Resolution 237

    IX. Literaturverzeichnis 238

    6. Algerien

    I. Geographische Karte 239

    II. Basisdaten 240

    III. Geschichte 243

    IV. Innenpolitische Entwicklung von 1991 – 2001

    a) Allgemein 245

    b) Das politische System 247

    c) Algerischer Bürgerkrieg 1992 – 1997 247

    V. Außenpolitische Entwicklung von 1990 – 2001

    a) Allgemein 250

    b) Westsaharakonflikt 252

    VI. Wirtschaft Algeriens

    a) Wirtschaftslage, Wirtschaftsstruktur 252

    b) Wichtigste Wirtschaftszweige 253

    c) Außenwirtschaft 253

    VII. Politische Stellungnahme zu Irak-Resolution 254

    VIII. Literaturverzeichnis 254

    7. Libyen

    I. Geographische Karte 255

    II. Basisdaten 256

    III. Geschichte 258

    IV. Innenpolitische Entwicklung von 1990 – 2001

    a) Allgemein 264

    b) Politische Ordnung 265

    c) „Allgemeines Volkskomitee“ als Exekutive 267

    d) Pressefreiheit, Gleichberechtigung, Menschenrechte 267

    e) Bildungspolitik in Libyen 268

    V. Außenpolitische Entwicklung von 1990 – 2001 269

    VI. Wirtschaft Libyens

    a) Wirtschaftslage 271

  • 11

    b) Wichtige Wirtschaftzweige 272

    c) Außenhandel 272

    VII. Libyen und die Irakfrage

    a) Libyen, die Arabische Liga und der Irak (Spiegel Online) 272

    b) Libyens Position bzgl. der Irak-Resolution 274

    VIII. Literaturverzeichnis 274

    8. Tunesien

    I. Geographische Karte 275

    II. Basisdaten 276

    III. Geschichte 279

    IV. Innenpolitische Entwicklung von 1990 – 2001

    a) Allgemein 281

    b) Staatsaufbau 281

    c) Aktuelle innenpolitische Lage 282

    d) Staat und Religion 283

    e) Menschenrechtspolitik 283

    f) Bildungspolitik 283

    V. Außenpolitische Entwicklung von 1990 – 2001 283

    VI. Wirtschaft Tunesiens

    a) Wirtschaftslage/Wirtschafts- und Sozialstruktur 285

    b) Außenwirtschaft und Außenhandel 288

    c) Mitgliedschaft in Wirtschaftsgruppierungen 288

    VII. Tunesiens Position bzgl. der Irak-Resolution

    VIII. Literatur 289

    C. Sonstige Staaten

    1. Israel

    IX. Geographische Karte 291

    X. Israel auf einen Blick 292

  • 12

    XI. Geschichte bis 1990

    a) Geschichte bis zur Gründung des Staates Israel 294

    b) Geschichte des Staates Israel bis 1990 295

    XII. Innenpolitische Entwicklung seit 1990 298

    XIII. Außenpolitische Entwicklung seit 1990 301

    XIV. Bevölkerung 306

    XV. Politische und ökonomische Interessen 307

    XVI. Sekundärliteratur:

    Benn, Aluf: Hoffen auf den Krieg, Israel will alte

    Rechnungen begleichen, in: Die Zeit 09/2003 309

    XVII. Israels Position bzgl. der Irak-Resolution 310

    XVIII. Quellen- und Literaturverzeichnis 311

    2. Türkei

    I. Geographische Karte 312

    II. Türkei auf einen Blick 313

    III. Kurdenkonflikt 314

    IV. Die Türkei in der Irakfrage 2003

    a) Die Türkei als Grenzland zum Irak 317

    b) Die Kurdenproblematik 318

    c) Die europäisch – amerikanischen

    Auseinandersetzungen als innenpolitisches

    Problem der Türkei 318

    d) Die türkische Bevölkerung und die Irakfrage 319

    V. Die Position der Türkei gegenüber der Irak-Resolution 319

    VI. Literaturverzeichnis 320

  • 13

    Einleitung

    Am 21. März 2003 griffen die Vereinigten Staaten von Amerika den Irak an. Be-

    reits wenige Wochen später erklärte George W. Bush die Hauptkriegshandlungen

    für beendet. Die Welt sei nun, ohne Saddam Hussein, sicherer als zuvor.

    Dem vorausgegangen war ein bis dato so nicht gekanntes Kräftemessen der inter-

    nationalen Akteure. Eine Allianz der Kriegsgegner, angeführt von Frankreich,

    Russland und Deutschland, stand der einzigen, übrig gebliebenen Supermacht

    USA und ihrer „Koalition der Willigen“ gegenüber. Trotz der allgemeinen Bereit-

    schaft der US-Administration unilateral zu handeln, versuchten die USA, den

    Krieg gegen den Irak völkerrechtlich durch den Sicherheitsrat der Vereinten Nati-

    onen zu legitimieren. Obwohl die USA einen Krieg bereits durch die Resolution

    1441 als völkerrechtlich legitimiert betrachteten, brachten sie eine neue Resoluti-

    on ein, welche einen Krieg eindeutig legitimieren sollte.

    Dieses Planspiel simuliert eine solche Sitzung des UN-Sicherheitsrates. Zur Dis-

    kussion steht der Original-Resolutionsentwurf, welchen die Vereinigten Staaten

    zusammen mit Großbritannien und Spanien am 7. März 2003 dem Weltsicher-

    heitsrat vorlegten. Die Resolution 1441, welche am 8. November 2002 vom UN-

    Sicherheitsrat verabschiedet wurde, wurde als Zusatzinformation beigelegt.

    Gegenüber den „echten“ Sitzungen des Sicherheitsrates wurden einige Verände-

    rungen vorgenommen: Zum einen wurden die nichtständigen Mitglieder des Si-

    cherheitsrates durch Staaten der Arabischen Liga (+ Israel und Türkei) ersetzt,

    zum anderen wurden die Verfahrensregeln etwas vereinfacht, um dem zeitlichen

    Rahmen, in dem das Planspiel gespielt werden kann, gerecht zu werden. Das di-

    daktische Ziel des Planspieles ist zum einen, den Teilnehmern die Funktionsweise

    von Internationaler Politik näher zu bringen, zum anderen den Teilnehmern die

    vielschichtige Problematik der Krisenregion Naher Osten, in der sowohl unter-

    schiedliche Ideologien, als auch regionale und globale Interessen aufeinander tref-

    fen, zu verdeutlichen. Jedes Land wird durch mindestens einen Teilnehmer vertre-

    ten. Ein Teilnehmer kann immer nur ein Land vertreten.

    Dafür wurden für jedes Land Länderberichte angefertigt. Alle Länderberichte be-

    ginnen mit einer Karte und den Basisdaten des jeweiligen Landes. Allerdings un-

    terscheiden die Länderberichte sich sowohl in der Länge, als auch in der inhaltli-

    chen Ausrichtung. Dies liegt zum einen daran, dass die Berichte von unterschied-

    lichen Autoren stammen, die wiederum unterschiedliche Schwerpunkte bei der

  • 14

    Bearbeitung setzten, zum anderen liegt es aber auch daran, dass das allgemeine

    Wissen über die politischen Verhältnisse, die politischen Systeme und Ziele der

    beteiligten Staaten durch die unterschiedlich starke Präsenz in den Medien weit

    auseinander geht. So werden die Teilnehmer im Allgemeinen besser über die Ver-

    einigten Staaten, als über China informiert sein. Deshalb konzentriert sich der

    Bericht über die USA größtenteils auf die Außenpolitik, während der Länderbe-

    richt über China auch Teile enthält, die nichts bzw. nur indirekt etwas mit dem

    Irakkrieg zu tun haben. Durch diese Informationen sollen die Teilnehmer auch die

    Möglichkeit erhalten, nach Verhandlungsspielräumen zu suchen und evtl. Kom-

    promissmöglichkeiten zu finden (z.B. in Form von Koppelgeschäften). Neben den

    von den Autoren verfassten Teilen wird bei einigen Länderberichten zusätzlich

    Sekundärliteratur zu bestimmten Themen mitgeliefert.

    Die Länderberichte erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern sind

    als Überblicksdarstellungen gedacht.

    Die Länderberichte sind für alle Teilnehmer gedacht. Die Teilnehmer sollten sich

    jedoch über „ihr“ Land, welches sie vertreten, zusätzlich zu den Länderberichten

    über Sekundärliteratur informieren.

    Ein besonderes „Ziel“ muss von den Teilnehmern nicht erreicht werden. Auch

    wenn kein Kompromiss gefunden und die Resolution nicht verabschiedet wird,

    kann dies als ein aussagekräftiges Ergebnis angesehen werden.

  • 15

    Allgemeiner Teil

  • 16

    1. Verfahrensregeln

    Info: Die Regeln des Planspiels sollen sich möglichst nah an die Regeln des UN-Weltsicherheitsrates halten, damit die Planspielsimulation echt wirkt. Besonders wichtig ist das äußere Erscheinungsbild der Delegierten. Daher sollten sich die Mitspieler im besten Fall auch an den Dresscode halten. Dieser sieht für Herren einen Anzug, mindestens aber ein Hemd mit Jackett vor und für Damen etwas vergleichbares, beispielswei-se auch ein Kostüm. I. Grundlegendes §1 Allgemeines

    (1) Die Verfahrensregeln sind verbindlich für alle Teilnehmer der Simulation, es sei denn, es bestehen gesonderte Regelungen.

    (2) Der Vorsitz sorgt für die Einhaltung dieser Regeln. (3) Gegen die Entscheidungen des Vorsitzes kann Einspruch erhoben werden. Zum Wi-

    derruf der angefochtenen Entscheidung ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit erforderlich. (4) Die Delegierten richten ihre Stimme immer an den Vorsitz. Sie dürfen andere Dele-

    gierte nicht direkt anreden. (5) Die Delegierten erheben sich, sobald sie vom Vorsitz angesprochen werden oder ein

    Redebeitrag an sie adressiert wird. (6) Die Redezeit ist begrenzt und beträgt in der Regel drei Minuten.

    §2 Der Generalsekretär (1) Der Generalsekretär ist auf der Konferenz in allen Fragen oberste Instanz und hat die

    Möglichkeit dieses Regelwerk zu ändern, sollte dies erforderlich werden. (2) Betritt der Generalsekretär den Saal, erheben sich alle Anwesenden unverzüglich; sie

    nehmen erst nach Aufforderung wieder Platz. §3 Der Vorsitz

    (1) Die Aufgaben des Vorsitzes bestehen in der Leitung der Diskussion, der Eröffnung und Schließung der Sitzung und in der Aufrechterhaltung der Verfahrensregeln.

    (2) Allein der Vorsitz erteilt das Rederecht, stellt Fragen in den Raum und verkündet Ent-scheidungen des Gremiums.

    (3) Der Vorsitz kann die allgemeinen Redezeitbegrenzung verändern und einzelne Aus-nahmen festlegen.

    (4) Der Vorsitz darf auf die folgenden Regeln und Verfahrensschritte aufmerksam ma-chen und diesbezüglich eigenständig Entscheidungen treffen:

    a. die Redezeitbegrenzung und einzelne Ausnahmen, b. die Möglichkeit einer mündlichen Abstimmung, c. den Abschluss der Rednerliste, d. das Verschieben eines Punktes auf der Tagesordnung, e. den Abschluss der Diskussion eines Tagesordnungspunktes, f. das Ausrufen von Lobbyingphasen.

    §4 Offizielle Sprache (1) Deutsch ist die offizielle Amts- und Arbeitssprache des Sicherheitsrates.

    §5 Quorum (1) Zu Beginn der Sitzung wird vom Vorsitz das Quorum festgestellt. (2) Ist mehr als die Hälfte der Mitglieder anwesend, ist das Gremium beschlussfähig. Ab-

    stimmungen zu Verfahrensregeln sind unabhängig von der Beschlussfähigkeit. §6 Tagesordnung und Reihenfolge der Tagesordnung

    (1) Die Tagesordnung wird vor Beginn der Sitzung festgelegt.

  • 17

    (2) Jeder Tagesordnungspunkt wird in drei Phasen gegliedert: Allgemeine Debatte, Erstel-lung und Fortentwicklung der Resolutionsentwurf, Debatte und Abstimmung über die Resolutionsentwurf.

    II. Arbeit im Sicherheitsrat §7 Allgemeines

    (1) Auf die Eröffnung durch den Vorsitz folgt eine allgemeine Debatte zum Tagesord-nungspunkt.

    (2) Die allgemeine Debatte wird auf Antrag für Lobbyingphasen1 unterbrochen. Während dieser werden die Arbeitspapiere2 erarbeitet. Die Arbeitspapiere werden vom Vorsitz überprüft und, wenn sie die Kriterien des §9 erfüllen, als Resolutionsentwürfe3 aner-kannt.

    (3) Nach dem Ende der allgemeinen Debatte werden die bis dahin eingebrachten und zu-gelassenen Entwürfe von jeweils einem Einbringerstaat im Rahmen einer zeitlich be-grenzten Rede kurz vorgestellt; danach wird vom Vorsitz die Reihenfolge verkündet, in der die verschiedenen Resolutionsentwürfe behandelt werden sollen; die Entwürfe werden dabei nach der Anzahl der Unterschriften in absteigender Reihenfolge behan-delt.

    (4) Im Folgenden wird der erste Entwurf im Ganzen diskutiert; danach werden die opera-tiven Absätze des Entwurfs einzeln diskutiert, eventuelle Änderungsanträge behandelt und abgestimmt. Änderungsanträge müssen dem Vorsitz schriftlich vorgelegt werden und dem gesamten Gremium zugänglich gemacht werden.

    (5) Anschließend wird einzeln über die Aufnahme der operativen Absätze in den zu ver-abschiedenden Resolutionsentwurf abgestimmt.

    (6) Abschließend wird über diesen Entwurf als Ganzes debattiert und abgestimmt. (7) Jeder Entwurf, der eine im Sicherheitsrat gültige Mehrheit erhält, gilt als eine vom Si-

    cherheitsrat verabschiedete Resolution. §8 Lobbyingphasen

    (1) Die Lobbyingzeit stellt eine offene, zeitlich begrenzte Arbeitsphase dar. Sie kann je-derzeit von den Delegierten für einen genau zu spezifizierenden Zeitraum beantragt oder vom Vorsitz festgelegt werden, ausgenommen während der Abstimmungsphase. Der Antrag ist zu begründen und nicht diskussionsfähig. Es gilt die einfache Mehrheit.

    (2) Bis zum Einreichen der Arbeitspapiere werden diese in den Lobbyingphasen gemein-sam ausgearbeitet und es wird um Unterstützung für sie geworben; Delegierte signali-sieren ihre Zustimmung zu dem betreffenden Arbeitspapier, indem sie dieses unter-schreiben.

    (3) Nach Einreichen der Arbeitspapiere bietet eine Lobbyingpause die Möglichkeit, sich über das weitere Vorgehen zu verständigen und Absprachen zu treffen, um beispiels-weise Änderungsanträge zu formulieren oder zu bearbeiten4.

    §9 Resolutionen (1) Resolutionen entstehen, indem Entwürfe verabschiedet werden, die aus Arbeitspapie-

    ren entstanden sind. Arbeitspapiere können sowohl vor Beginn der Konferenz ausge-arbeitet als auch während der Lobbyingphasen erstellt bzw. bearbeitet werden.

    1 hier: kurze Abstimmung der Delegierten eines Landes über den einzubringenden Resolutionsentwurf 2 Ein Arbeitspapier ist ein Dokument, das ein Verfasser letztendlich als Resolution oder Beschluss durchbringen möchte, d.h. es hat schon die Struktur und äußere Struktur einer Resolution, aber keinen offizielle Status. 3 Ein Resolutionsentwurf ist ein offizielles Dokument, was vom Sicherheitsrat überarbeitet wird. Es ist entstan-den aus einem Arbeitspapier, indem es in einem Gremium eingebracht und unterstützt wurde. Im Gegensatz zu einem Arbeitspapier kann ein Entwurf nur noch per Antrag verändert werden (durch freundliche Änderungsan-träge – Rechtschreibung, Zeichensetzung etc. oder durch schriftliche Änderungsanträge, die dann die operativen Ansätze verändern können, nicht jedoch die Präambel. 4 die Lobbyingphasen dauern 15 Minuten und die Lobbyingpausen 10 Minuten

  • 18

    (2) Unterstützt ein Delegierter das Arbeitspapier eines anderen (er kann später auch Ände-rungen beantragen), so setzt er seine Unterschrift sowie den Namen des von ihm rep-räsentierten Landes unter das Arbeitspapier. Er wird damit zum Unterstützerstaat des Arbeitspapiers.

    (3) Die einbringende Delegation kann ihren Entwurf jederzeit zurückziehen, vorausgesetzt der Abstimmungsprozess zu diesem Thema hat noch nicht begonnen und der Entwurf ist nicht verändert worden. Ein Entwurf, der auf diese Weise zurückgezogen worden ist, kann von einer anderen Delegation jedoch wieder eingeführt werden.

    §10 Änderungsanträge zu den Entwürfen (1) Es sind jederzeit mündlich zu stellende, sog. freundliche Änderungsanträge möglich.

    Diese können sich nur auf Syntax- und Grammatikfehler in den operativen Absätzen erstrecken und werden vom Einbringerstaat des Resolutionsentwurfes direkt ange-nommen oder abgelehnt.

    (2) Weitergehende Äderungsanträge sind dem Vorsitz in schriftlicher Form auf vorberei-teten Formularen einzureichen. Es können Absätze, Satzteile oder Wörter aus dem o-perativen Teil eines Entwurfs geändert, gestrichen oder neu hinzugefügt werden; zu-dem kann die Reihenfolge der operativen Absätze geändert werden. Jedoch darf der Inhalt des Entwurfs nicht umkehrt werden. Sätze der Präambel sind nicht veränderbar.

    (3) Liegen mehrere Änderungsanträge vor, die den gleichen Absatz betreffen, muss zu-nächst der weitreichendste Antrag behandelt werden. Dabei kann der operative Absatz solange verändert werden, bis keine weiteren Änderungsanträge vorliegen oder der Vorsitz die Rednerliste zum behandelten Absatz schließt.

    (4) Sobald ein Änderungsantrag behandelt wird, soll der Vorsitz dem Einbringerstaat die Möglichkeit geben, seinen Antrag im Rahmen einer Rede vorzustellen und ggf. zu er-läutern. Diese schriftlichen Änderungsanträge sind diskussionsfähig und werden im Sicherheitsrat mit einfacher Mehrheit abgestimmt.

    §11 Revision von Resolutionen (1) Eine vom Sicherheitsrat verabschiedete Resolution kann nur dann erneut diskutiert

    werden, wenn zwei Drittel der anwesenden Delegierten einer Revision zustimmen. Es soll nur dem Antragsteller selbst sowie zwei Gegenrednern erlaubt sein, zu diesem Thema Stellung zu nehmen und dann direkt abgestimmt werden.

    (2) Ein verabschiedeter Entwurf kann nur einmal zur Revision vorgeschlagen werden. III. Redebeiträge §12 Allgemeines

    (1) Es existieren vier Arten von Wortmeldungen: a. Redebeitrag: Der Delegierte will zum gegenwärtigen Thema Stellung nehmen. b. Fragen und Kurzbemerkungen: Der Delegierte reagiert auf einen Redebeitrag

    eines anderen Delegierten durch eine Frage oder eine Kurzbemerkung an das Gremium.

    c. Antrag an die Geschäftsordnung: Der Delegierte stellt einen Antrag zum Ver-fahren.

    d. Persönlicher Antrag: Der Delegierte kann Anträge betreffs seines persönlichen Wohlbefindens stellen.

    (2) Den Delegierten wird das Wort ausschließlich vom Vorsitz erteilt. Der Redner erhebt sich während seines Redebeitrags.

    (3) Hebt ein Delegierter sein Länderschild, so signalisiert er, dass er einen Redebeitrag abgeben möchte und wird vom Vorsitz auf die Rednerliste gesetzt. Redebeiträge sind nur zum gegenwärtigen Thema oder zu Verfahrensregelns gestattet, der Vorsitz kann die Delegierten ggf. zur Ordnung rufen.

    (4) Nachdem ein Redner seine Rede beendet hat, wird er vom Vorsitz gefragt, ob er bereit ist, Fragen zu beantworten. Falls der Redner zustimmt, können sich Delegierte mit ih-

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    rer Signalkarte melden, um Fragen zu stellen und oder Kurzbemerkungen abzugeben. Sie werden gemäß einer separaten Rednerliste aufgerufen. Sowohl der Redner als auch der Vorsitz kann jederzeit die Fragerunde beenden bzw. die Anzahl der Fragen und Kurzbemerkungen begrenzen, der Gefragte muss Fragen nicht beantworten.

    (5) Nach der Rede bittet der Vorsitz den Redner sich auf seinen Platz zu begeben. (6) Die ungenutzte Redezeit eines aufgerufenen Redners kann dieser auf einen anderen

    Delegierten, der sich bereits auf der Rednerliste befindet, übertragen. Nutzt der be-günstigte Delegierte diese zusätzliche Zeit nicht, so verfällt sie und ist nicht erneut ü-bertragbar.

    (7) Um einen Antrag an die Geschäftsordnung zu stellen, erhebt sich der Antragsteller und bringt sein Anliegen vor, ohne auf eine Aufforderung von Seiten des Vorsitzes zu war-ten; hierbei dürfen ggf. auch Redner unterbrochen werden.

    §13 Rednerliste (1) Delegierte können durch Heben ihres Länderschildes den Vorsitz darauf aufmerksam

    machen, dass sie zu einem Thema sprechen möchten. Der Vorsitz setzt daraufhin die Delegierten auf die Rednerliste. Er ruft die Redner ans Rednerpult.

    (2) Der Vorsitz kann die Anzahl der Redner nach eigenem Ermessen begrenzen. (3) Ebenso können Delegierte einen Antrag auf Abschluss der Rednerliste stellen. Der

    Antrag ist nicht diskussionsfähig und wird sofort abgestimmt. Es gilt die einfache Mehrheit.

    §14 Recht auf Erwiderung (1) Das Recht auf persönliche Erwiderung wird vom Vorsitz vergeben. (2) Wird eine Nation während einer Rede direkt angesprochen und wird damit die Ehre

    oder Würde verletzt, so kann der Vorsitz dem Delegierten dieses Landes das Recht einräumen zu diesen Aussagen Stellung zu nehmen; auch der Delegierte kann dieses Recht vom Vorsitz im Rahmen eines Antrags an die Geschäftsordnung erbitten.

    §15 Diskussionsteilnahme von Gästen (1) Es besteht die Möglichkeit, Experten, Nichtregierungsorganisationen oder Vertreter

    von Nationen, die im Weltsicherheitsrat nicht selbst vertreten sind, zur Diskussions-teilnahme einzuladen, sofern diese Gäste vom Diskussionsthema betroffen sein könn-ten.

    (2) Gäste dürfen nicht mit abstimmen, jedoch dürfen sie Änderungsvorschläge und Ver-fahrensvorschläge einbringen, die auf Antrag eines Mitglieds des Gremiums zur Abstimmung gebracht werden können.

    (3) Wird ein dahingehender Antrag gestellt, so wird vor der Abstimmung eine Pro- und eine Contra-Rede gehalten. Es gilt die einfache Mehrheit.

    IV. Abstimmung, Abschluss, Zuständigkeit §16 Stimmrecht

    (1) Jeder Mitgliedstaat des Sicherheitsrates hat eine Stimme. Die Vertretung eines Dele-gierten durch andere Personen bei der Stimmabgabe ist nicht zulässig.

    (2) Enthält sich ein Mitglied der Stimme, so gilt es als nicht anwesend im Sinne der Ab-stimmung – das Quorum ist davon nicht betroffen.

    (3) Entscheidungen über Verfahrensregeln können im Sicherheitsrat mit einer einfachen Mehrheit plus eins (i.d.R. neun Stimmen) entschieden werden. Alle anderen Entschei-dungen (z.B. Entscheidung über einen Resolutionsentwurf) werden mir der gleichen Anzahl Stimmen angenommen, außer ein ständiges Mitglied (USA, Frankreich, Groß-britannien, Russland und China) legt sein Veto ein. Änderungsanträge gelten als Ver-fahrensfragen.

    §17 Abstimmungsmodus (1) Die Stimmabgabe erfolgt üblicherweise durch Heben des Länderschildes.

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    (2) Bei wichtigen Fragen oder nicht eindeutigen Ergebnissen kann sowohl vom Vorsitz als auch von den Delegierten eine mündliche Abstimmung beantragt werden. Der An-trag ist nicht diskussionsfähig und wird sofort vom Vorsitz entschieden.

    (3) Bei mündlicher Abstimmung wird jedes Mitglied in alphabetischer Reihenfolge aufge-rufen und antwortet dann mit „ja“, „nein“ oder „Enthaltung“. Nachdem alle Namen der Mitglieder verlesen worden sind, und ihre Stimme aufgenommen wurde, hat der Vorsitz das Recht, einzelne Mitglieder zu ihrem Abstimmungsverhalten zu befragen. Weiterhin kann er die Möglichkeit zur Änderung des Abstimmungsverhaltens geben, falls vorher keine Abstimmung per Karte stattgefunden hat. Sind alle Änderungen ver-zeichnet, wird das Ergebnis verkündet.

    (4) Die Delegierten können, sobald ein abzustimmender Antrag zur Geschäftsordnung ge-stellt oder die Abstimmung über einen solchen eingeleitet wurde, durch das Rufen von „Hört, hört!“ erfragen, ob ein Konsens besteht. Andere Delegierte können dies mit „Hört, hört!“ unterstützen; erhebt sich jedoch einer der Delegierten und antwortet mit dem Ruf „Einspruch“, so führt dies zu einer formellen Abstimmung über das Thema. Erhebt keiner der Delegierten des Sicherheitsrats Einspruch, so gilt der Antrag als an-genommen. Dieser Absatz ist nur auf Verfahrensfragen anwendbar; Änderungsanträge gelten als Verfahrensfragen.

    §18 Verhalten bei der Abstimmung (1) Unmittelbar vor einer Abstimmung soll der Vorsitz den zur Entscheidung stehenden

    Antrag oder den Entwurf verlesen. (2) Der Vorsitz kann über die Konsequenzen einer „ja“ bzw. „nein“-Entscheidung infor-

    mieren. (3) Die Abstimmung beginnt, wenn der Vorsitz dies verkündet und endet, wenn die Er-

    gebnisse verlesen werden. Während der Abstimmung kann keine Lobbyingphase be-antragt werden.

    (4) Nachdem der Vorsitz den beginn einer Abstimmung bekannt gegeben hat, soll kein Delegierter diesen Vorgang unterbrechen, außer zum Stellen eines Antrags zum ei-gentlichen Abstimmungsvorgang.

    (5) Herrscht ein Stimmengleichstand, so gilt der Antrag oder der Entwurf als abgelehnt. §19 Antrag auf Ende der Debatte oder vorgezogene Abstimmung

    (1) Während einer Debatte darf ein Delegierter einen Antrag auf Ende der Debatte und vorgezogene Abstimmung stellen. Es dürfen zwei Vertreter für diesen Antrag spre-chen (darunter auch der Antragsteller selbst, sofern er dies wünscht) sowie zwei Red-ner dagegen. Danach wird sofort abgestimmt. Es gilt die Zwei-Drittel-Mehrheit.

    (2) Es wird unterschieden zwischen a. Antrag auf Ende der Debatte b. Antrag auf vorgezogene Abstimmung über einen Änderungsantrag c. Antrag auf vorgezogene Abstimmung über den Resolutionsentwurf als Ganzes

    (3) Wird die allgemeine Debatte zu einem Thema abgeschlossen, so folgt die Debatte über die vorgelegten Entwürfe.

    §20 Antrag auf Abschluss eines Tagesordnungspunktes (1) Während einer Debatte darf ein Delegierter den Abschluss des gegenwärtigen Tages-

    ordnungspunktes beantragen, auch wenn andere Delegierte sich bereits als Redner gemeldet haben. Es folgt eine pro- und zwei contra-Reden, danach kommt der Antrag direkt zur Abstimmung. Es gilt die Zwei-Drittel-Mehrheit.

    V. Regelungen des Verhaltens in den Sitzungen §21 Einladung zu stillem Gebet und Meditation

    (1) Direkt nach der Eröffnung bzw. direkt vor der Schließung der Sitzung soll der Vorsitz zu einer Minute für stilles Gebet und Meditation aufrufen.

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    (2) Jeder Delegierte kann den Antrag auf eine Gedenkminute stellen. Dieser Antrag wird vom Vorsitz entschieden.

    §22 Punkte der parlamentarischen Verfahrensweise (1) Will ein Delegierter sich Klarheit über das gegenwärtige Thema oder Verfahrensre-

    geln verschaffen, so kann er sich erheben. Der Vorsitz soll unverzüglich antworten. (2) Während des Verlaufs einer Debatte kann ein Delegierter einem anderen Delegierten,

    der zu dem Thema gesprochen hat, über den Vorsitz eine inhaltliche Frage stellen, in-dem er sich auf das Recht auf Information bezieht. Er richtet seine Frage an den Vor-sitz, und wenn die angesprochene Nation antworten möchte, so richtet sie ihre Ant-wort ebenfalls an den Vorsitz. Delegierte dürfen Fragen nicht direkt an andere Dele-gierte stellen.

    (3) Will ein Delegierter eine Frage stellen oder eine Bitte äußern, die die Organisation der Sitzung, das Wohlbefinden der Mitglieder betrifft oder sich auf das Verhalten der Ver-treter einzelner Länder bezieht, so darf er sich auf das Recht persönlicher Privilegien beziehen. Der Vorsitz entscheidet über den Antrag.

    (4) Jeder Delegierte, der sich auf Regel 23 bezieht, muss auf Aufforderungen des Vorsit-zes angeben, auf welchen Teil dieser Regel er sich bezieht. Er darf sich nicht zum ge-genwärtigen Thema äußern. Er darf keinen Redner unterbrechen, außer in dringenden Fällen des 3. Absatzes.

    §23 Regelung von Fehlverhalten (1) Der Vorsitz darf entscheiden, ob ein Antrag oder Vorschlag das Sitzungsgeschehen

    behindert. Als behindernd soll jeder Vorschlag oder Antrag gelten, der versucht, den Willen oder die Entscheidung des Sicherheitsrates zu untergraben, der zuvor klar ge-äußert wurde. Entscheidet der Vorsitz, dass ein Vorschlag oder Antrag behindernder Natur ist, so gilt er als abgewiesen.

    (2) Stört ein Delegierter durch sein Verhalten erneut den Sitzungsverlauf, so spricht der Vorsitz ihm eine Rüge aus und weist ihn auf die Konsequenzen hin. Eine Rüge ist nicht anfechtbar.

    (3) Die Ansammlung einer dritten Rüge führt zu einem Ausschluss aus dem Gremium für eine vom Vorsitz festgelegte Zeit5. In dieser Zeit kann der Delegierte nicht an der De-batte teilnehmen und nicht abstimmen.

    (4) Während einer Sitzung ist der Gebrauch von Mobiltelefonen nicht gestattet. Die Gerä-te sind vollkommen abzuschalten. Sollte ein Mobiltelefon durch jegliches Geräusch den Verlauf der Debatte stören, erhält der Delegierte eine Rüge und das Mobiltelefon bleibt für die Dauer des Sitzungsabschnitts in Verwahrung des Vorsitzes.

    Möglicher Ablauf einer Debatte: Erster Vorsitz: Ehrenwerte Delegierte, der Vorsitz begrüßt Sie sehr herzlich zu unserer

    heutigen Sitzung. Wir werden zunächst das Quorum feststellen. [Verle-sen der Länderliste; die Delegierten bestätigen ihre Anwesenheit, mehr als die Hälfte der Delegierten ist anwesend.] Mit ... Delegierten ist der Sicherheitsrat beschlussfähig. Die Sitzung ist eröffnet. [Verlesen der Tagesordnung.] Da uns keine Änderungswünsche zur Tagesordnung vorliegen, beginnen wir mit der allgemeinen Debatte zum Thema... Gibt es Wortmeldungen? [Land A hebt sein Länderschild.] Ich bitte den ehrenwerten Delegierten von Land A ans Rednerpult.

    Land A: Ehrenwerter Vorsitz, werte Mitdelegierte...[Land A hält seine Rede.] Erster Vorsitz: Ist der ehrenwerte Delegierte aus A offen für Fragen oder Kurzbemer-

    kungen?

    5 hier: 30 Minuten

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    Land A: Ja. Erster Vorsitz: Gibt es Fragen oder Kurzbemerkungen zu diesem Redebeitrag? [Land B hebt sein Länderschild und seine Signalkarte.] Ehrenwerter

    Delegierter aus B, Sie haben das Wort. Land B: Werter Vorsitz, sehr geehrte Mitdelegierte, ist sich der ehrenwerte De-

    legierte des Landes A darüber im Klaren, dass.... Vorsitz: Land A möchten Sie darauf antworten? Land A: Gerne. Vorsitz: Ich erteile Ihnen das Wort. [Land A antwortet.] Ehrenwerter Delegierter von Land B, Sie dürfen

    sich wieder setzen. Gibt es weitere Fragen oder Kurzbemerkungen? [Land C hebt Länderschild und Signalkarte.] Land C bitte. Land C: Ehrenwerter Vorsitz, sehr geehrte Delegierte, der Delegierte aus C

    möchte eine Kurzbemerkung machen... [Land C trägt seine Kurzbemerkung vor.] Vorsitz: Ich danke Ihnen, bitte nehmen Sie wieder Platz. Gibt es weitere Fragen

    oder Kurzbemerkungen? dem ist nicht so. A, ich danke Ihnen, Sie dür-fen sich wieder setzen. Der nächste Redner auf der Rednerliste ist aus Land D. Bitte treten Sie vor, Sie haben das Wort.

    [Wiederholung des obigen Ablaufs.] Land E: [Erhebt sich unaufgefordert, da es sich um einen Antrag bezüglich der

    Geschäftsordnung handelt, der Vorsitz erteilt ihm das Wort, bevor er auf andere Meldungen eingeht.] Ich möchte einen Antrag zur Ge-schäftsordnung stellen. Ich beantrage die Unterbrechung der allgemei-nen Debatte für eine Lobbyingphase.

    Vorsitz: Dem ist stattgegeben, wir unterbrechen die Debatte für eine viertelstün-dige Lobbyingphase. E, Sie dürfen sich wieder setzen. Wir treffen und wieder um...

    [LOBBYINGPHASE] Vorsitz: Nachdem Sie sich nun alle wieder eingefunden haben, fahren wir mit

    der allgemeinen Debatte fort, gibt es Redebeiträge? [Wiederholung des obigen Ablaufs.] Hiermit schließe ich die allgemeine Debatte – wir kommen nu zur De-

    batte über den mir eingegangenen Resolutionsentwurf mit den meisten unterstützenden Ländern., Ich bitte daher das Einbringerland F dieses Resolutionsentwurfes ans Rednerpult, um diesen zu verlesen und vor-zustellen.

    [Land F tritt vor, grüßt den Vorsitz und Mitdelegierte, liest den Entwurf vor und hebt anschließend noch einige wichtige Punkte daraus hervor.] Ehrenwerter Delegierter, sind Sie offen für Fragen oder Kurzbemer-kungen?

    Land F: Ich bin offen für zwei Fragen oder Kurzbemerkungen. [Ablauf wie oben, Land F bleibt am Rednerpult. Ein Delegierter sagt in

    einer Kurzbemerkung etwas, von dem sich der Delegierte F angegriffen fühlt.]

    Vorsitz: Ehrenwerter Delegierter aus Land F, möchten Sie von Ihrem Recht auf persönliche Erwiderung Gebrauch machen?

    Land F: Ja, gerne. [Der andere Delegierte bleibt in der Zeit auch stehen, bis der Vorsitz

    ihn auffordert, Platz zu nehmen.] Vorsitz: Delegierter aus F, ich danke Ihnen, Sie dürfen wieder Platz nehmen. [Danach Redebeiträge zu dem Resolutionsentwurf und hierzu jeweils

    Fragen und Kurzbemerkungen. Ablauf wie oben. Ab der Vorstellung

  • 23

    des Resolutionsentwurfs können Änderungsanträge eingereicht wer-den.]

    [Land C erhebt sich und bleibt stehen.] Der ehrenwerte Delegierte aus Land C möchte bitte seinen Antrag an die Geschäftsordnung vorbrin-gen.

    Land C: Ehrenwerter Vorsitz, ich beantrage den Abschluss der Rednerliste. Vorsitz: Dafür bedarf es einer einfachen Mehrheit, wir kommen nun zur Ab-

    stimmung über den Antrag zum Abschluss der Rednerliste. [C darf sich setzen, Abstimmung.] Somit wird die Rednerliste nun ge-

    schlossen. [Abarbeiten der Rednerliste, bis kein delegierter mehr auf der Liste

    steht, der sich nicht schon vor der Abstimmung gemeldet hat.] Wir kommen nun zum operativen Teil des Resolutionsentwurfs. Wir begin-nen mit dem ersten operativen Absatz.

    [Verlesen des ersten operativen Absatzes.] Es liegt und hierfür ein Än-derungsantrag aus F vor, bitte treten Sie vor und erläutern Sie diesen.

    Land F: [Am Rednerpult: grüßt Vorsitz und delegierte, erläutert und begründet seinen Änderungsantrag. Danach ev. Fragen und Kurzbemerkungen zum Änderungsantrag, F bleibt am Rednerpult bis Vorsitz ihn zum Platz weist.]

    Vorsitz: Delegierter von F, ich danke Ihnen, Sie dürfen sich setzen. Wir kom-men nun zur Abstimmung über den von F eingebrachten Änderungsan-trag.

    Gremium: Hört, hört! Vorsitz: Wenn kein Einspruch erfolgt, wurde der Änderungsantrag einstimmig

    angenommen. Der nächste Änderungsantrag... [Ähnlicher Verlauf mit den anderen Änderungsanträgen zum ersten

    operativen Absatz.] Wir kommen nur zum operativen Absatz zwei, der da lautet: [Verlesen

    des operativen Absatz, Bearbeiten der Anträge wie oben.] Da es keine weiteren Wortmeldungen zu diesem Änderungsantrag gibt,

    kommen wir nun zur Abstimmung. Gremium: Hört, hört! Ein Delegierter: Einspruch! Vorsitz: Da ein Einspruch vorliegt, werden wir eine mündliche Abstimmung

    über diesen Änderungsantrag vornehmen, dazu braucht es eine einfache Mehrheit.

    [Mündliche Abstimmung.] Mit ... zu ... Stimmen wurde der Änderungs-antrag abgelehnt.

    [Selber Verlauf mit den anderen Änderungsanträgen und operativen Absätzen, danach Abstimmung über jeden einzelnen operativen Absatz. Anschließend Diskussion über den Resolutionsentwurf als Ganzes, also nochmals wie bei der allgemeinen Debatte, danach Abstimmung über den gesamten Resolutionsentwurf.]

    Mit ... zu ... Stimmen wurde der Resolutionsentwurf angenommen, es darf applaudiert werden. [...] Ich danke Ihnen für Ihre konstruktive De-batte und möchte Sie ehrenwerte Delegierte zu einer Gedenkminute ein-laden.

    [Gedenkminute.] Hiermit ist die Sitzung beendet. Quellen: Handbuch der Model United Nations in Baden Württemberg:

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    http://www.model-un.de/down/files/MUNBW_2004_Handbuch-AK_vers1.2.pdf Charta der UNO: http://www.uno.de/charta/charta.htm Vorläufige Geschäftsordnung der UNO: http://www.un.org/Depts/german/go/sr/fs_sr_go.html Statut des Internationalen Gerichtshofs: http://www.runiceurope.org/german/charta/statut.htm

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    2. Resolution 1441

    Resolution 1441 (2002) verabschiedet auf der 4644. Sitzung des Sicherheitsrats am 8. November 2002 Der Sicherheitsrat, unter Hinweis auf alle seine früheren einschlägigen Resolutionen, insbesondere seine Resolutionen 661 (1990) vom 6. August 1990, 678 (1990) vom 29. November 1990, 686 (1991) vom 2. März 1991, 687 (1991) vom 3. April 1991, 688 (1991) vom 5. April 1991, 707 (1991) vom 15. August 1991, 715 (1991) vom 11. Oktober 1991, 986 (1995) vom 14. April 1995 und 1284 (1999) vom 17. Dezember 1999 sowie alle einschlägigen Erklärun-gen seines Präsidenten, sowie unter Hinweis auf seine Resolutionen 1382 (2001) vom 29. November 2001 und seine Absicht, diese vollständig durchzuführen, in Erkenntnis de Bedrohung, die Iraks Nichtbefolgung der Resolutionen des Rates sowie die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen und Langstreckenflugkörpern für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit darstellen, daran erinnernd, dass die Mitgliedstaaten durch seine Resolution 678 (1990) ermächtigt wurden, alle erforderlichen Mittel einzusetzen, um seiner Resolution 660 (1990) vom 2. August 1990 und allen nach Resolution 660 (1990) verabschiedeten einschlägigen Reso-lutionen Geldung zu verschaffen und sie durchzuführen und den Weltfrieden und die internationale Sicherheit in dem Gebiet weiderherzustellen, ferner daran erinnernd, dass er als notwendigen Schritt zur Herbeiführung seines erklär-ten Ziels der Wiederherstellung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit in dem Gebiet Irak mit seiner Resolution 687 (1991) Verpflichtungen auferlegte, missbilligend, dass Irak die in Resolution 687 (1991) verlangte genaue, vollständige und endgültige Offenlegung aller Aspekte seiner Programme zur Entwicklung von Massen-vernichtungswaffen und von ballistischen Flugkörpern mit einer Reichweite von mehr als 150 Kilometern sowie aller seiner Bestände derartiger Waffen, ihrer Komponenten und Produktionseinrichtungen und ihrer Standorte sowie aller sonstigen Nuklearprogramme, einschließlich jener, bezüglich derer Irak geltend macht, dass sie nicht Zwecken im Zu-sammenhang mit kernwaffenfähigem Material dienen, nicht vorgenommen hat, ferner missbilligend, dass Irak den sofortigen, bedingungslosen und uneingeschränkten Zugang zu den von der Sonderkommission der Vereinten Nationen (UNSCOM) und der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) bezeichneten Stätten wiederholt be-hindert hat und dass Irak nicht, wie in Resolution 687 (1991) gefordert, voll und bedin-gungslos mit den Waffeninspektoren der UNSCOM und der IAEO kooperiert hat und schließlich 1998 jede Zusammenarbeit mit der UNSCOM und der IAEO eingestellt hat, missbilligend, dass die in den einschlägigen Resolutionen geforderte internationale Ü-berwachung, Inspektion und Verifikation von Massenvernichtungswaffen und ballisti-schen Flugkörpern in Irak seit Dezember 1998 nicht mehr stattfindet, obwohl der Rat wiederholt verlangt hat, dass der in Resolution 1284 (1999) als Nachfolgeorganisation der UNSCOM eingerichteten Überwachungs-, Verifikations- und Inspektionskommission der Vereinten Nationen (UNMOVIC) und der IAEO sofortigen, bedingungslosen und un-

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    eingeschränkten Zugang gewährt, sowie mit Bedauern über die dadurch verursachte Verlängerung der Krise in der Region und des Leids der irakischen Bevölkerung, sowie missbilligend, dass die Regierung Iraks ihren Verpflichtungen nach Resolution 687 (1991) betreffend den Terrorismus, nach Resolution 688 (1991) betreffend die Beendi-gung der Unterdrückung seiner Zivilbevölkerung und die Gewährung des Zugangs für die internationalen humanitären Organisationen zu allen hilfsbedürftigen Personen in Irak sowie nach den Resolutionen 686 (1991), 687 (1991) und 1284 (1999) betreffend die Repatriierung von Staatsangehörigen Kuwaits und dritter Staaten, die von Irak wider-rechtlich festgehalten werden, die Zusammenarbeit bei der Klärung ihres Verbleibs sowie die Rückgabe aller von Irak widerrechtlich beschlagnahmten kuwaitischen Vermögens-werte nicht nachgekommen ist, unter Hinweis darauf, dass der Rat in seiner Resolution 687 (1991) erklärte, dass eine Waffenruhe davon abhängen werde, dass Irak die Bestimmungen der genannten Resolu-tione und namentlich die Irak darin auferlegten Verpflichtungen akzeptiert, fest entschlossen, dafür zu sorgen, dass Irak seine Verpflichtungen nach Resolution 687 (1991) und den sonstigen einschlägigen Resolutionen vollständig, sofort und ohne Be-dingungen oder Einschränkungen einhält, und unter Hinweis darauf, dass die Resolutio-nen des Rates den Maßstab für die Einhaltung der Verpflichtungen Iraks bilden, daran erinnernd, dass es für die Durchführung der Resolution 687 (1991) und der sonsti-gen einschlägigen Resolutionen unerlässlich ist, dass die UNMOVIC als Nachfolgeorga-nisation der Sonderkommission und die IAEO ihrer Tätigkeit wirksam nachgehen können, feststellend, dass das Schreiben des Außenministers Iraks vom 16. September 2002 an den Generalsekretär ein notwendiger erster Schritt dazu ist, Iraks anhaltende Nichtbefol-gung der einschlägigen Ratsresolutionen zu korrigieren, ferner Kenntnis nehmend von dem Schreiben des Exekutivvorsitzenden der UNMOVIC und des Generaldirektors der IAEO vom 8. Oktober 2002 an General Al-Sadi, Mitglied der Regierung Iraks, in dem im Anschluss an ihr Treffen in Wien die praktischen Regelungen festgelegt werden, die eine Voraussetzung für die Wiederaufnahme der Inspektionen in Irak durch die UNMOVIC und die IAEO sind, und mit dem Audruck seiner größten Be-sorgnis darüber, dass die Regierung Iraks die in dem genannten Schreiben festgelegten Regelungen nach wie vor nicht bestätigt hat, in Bekräftigung des Bekenntnisses aller Mitgliedstaaten zur Souveränität und territorialen Unversehrtheit Iraks, Kuwaits und der Nachbarstaaten, mit Lob für den Generalsekretär und für die Mitglieder der Liga der arabischen Staaten und ihren Generalsekretär für ihre diesbezüglichen Bemühungen, entschlossen, die vollständige Befolgung seiner Beschlüsse sicherzustellen, tätig werdend nach Kapitel VII der Charta der Vereinten Nationen, 1. beschließt, dass Irak seine Verpflichtungen nach den einschlägigen Resolutionen, namentlich der Resolution 687 (1991), erheblich verletzt hat und nach wie vor erheblich verletzt, indem Irak insbesondere nicht mit den Inspektoren der Vereinten Nationen und der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) zusammenarbeitet und die nach den Ziffern 8 bis 13 der Resolution 687 (1991) erforderlichen Maßnahmen nicht ab-schließt; 2. beschließt, wenn auch eingedenk der Ziffer 1, Irak mit dieser Resolution eine letzte Chance einzuräumen, seinen Abrüstungsverpflichtungen nach den ainschlägigen Resolu-tionen des Rates nachzukommen; und beschließt demgemäß, ein verstärkte Inspektions-regime einzurichten, mit dem Ziel, den vollständigen und verifizierten Abschluss des mit Resolution 687 (1991) und späteren Resolutionen des Rates eingerichteten Abrüstungs-prozesses herbeizuführen; 3. beschließt, dass die Regierung Iraks, um mit der Erfüllung ihrer Abrüstungsverpflich-tungen zu beginnen, zusätzlich zur Vorlage der zweimal jährlich erforderlichen Erklärun-

  • 27

    gen der Überwachungs-, Verifikatione- und Inspektionskommission der Vereinten Natio-nen (UNMOVIC), der IAEO und dem Rat spüätestens 30 Tage nach Verabschiedung dieser Resolution eine auf dem neuesten Stand befindliche genaue, vollständige und umfassende Erklärung aller Aspekte seiner Programme zur Entwicklung chemischer, biologischer und nuklearer Waffen, ballistischer Flugkörper und anderer Trägersysteme, wie unbemannter Luftfahrzeuge und für den Einsatz mit Luftfahrzeugen bestimmter Aus-bringungssysteme, einschließlich aller Bestände sowie der exakten Standorte derartiger Waffen, Komponenten, Subkomponenten, Bestände von Agenzien sowie dazugehörigen Materials und entsprechender Ausrüstung, der Standorte und der Tätigkeit seiner For-schungs-, Entwicklungs- und Produktionseinrichtungen sowie aller sonstigen chemi-schen, biologischen und Nuklearprogramme, einschließlich jener, bezüglich derer sie geltend macht, dass sie nicht Zwecken im Zusammenhang mit der Produktion von Waf-fen oder Material dienen, vorlegen wird; 4. beschließt, dass falsche Angaben oder Auslassungen in den von Irak nach dieser Re-solution vorgelegten Erklärungen sowie jegliches Versäumnis Iraks, diese Resolution zu befolgen und bei ihrer Durchführung uneingeschränkt zu kooperieren, eine weitere erheb-liche Verletzung der Verpflichtungen Iraks darstellen und dem Rat gemeldet werdeen, damit er nach Ziffern 11 und 12 eine Bewertung trifft; 5. beschließt, dass Irak der UNMOVIC und der IAEO sofortigen, ungehinderten, bedin-gungslosen und uneingeschränkten Zugang zu ausnahmslos allen, auch unterirdischen, Bereichen, Einrichtungen, Gebäuden, Ausrüstungsgegenständen, Unterlagen und Trans-portmitteln gewährt, die diese zu inspizieren wünschen, sowie sofortigen, ungehinderten und uneingeschränkten Zugang ohne Anwesenheit Dritter zu allen Amtsträgern und an-deren Personen, welche die UNMOVIC oder die IAEO in der von ihre gewählten Art und Weise oder an einem Ort ihrer Wahl auf Grund irgendeines Aspekts ihres jeweiligen Mandats zu befragen wünschen; beschließt ferner, dass die UNMOVIC und die IAEO nach ihrem Ermessen Befragungen innrehalb oder außerhalb Iraks durchführen können, dass sie die Ausreise der Befragten und ihrer Angehörigen aus Irak erleichtern können und dass diese Befragungen nach alleinigem Ermessen der UNMOVIC und der IAEO ohne Beisein von Beobachtern der Regierung Iraks stattfinden können; und weist die UNMOVIC an und ersucht die IAEO, die Inspektionen spätestens 45 Tage nach Verab-schiedung dieser Reolution wiederaufzunehmen und den Rat 60 Tage danach über den neuesten Sachstand zu unterrichten; 6. macht sich das Schreiben des Exekutivvorsitzenden der UNMOVIC und des Generaldi-rektors der IAEO vom 8. Oktober 2002 an General Al-Saadi, Mitglied der Regeirung Iraks, zu eigen, das dieser Resolution als Anlage beigefügt ist, und beschließt, dass der Inhalt dieses Schreibens für Irak bindend ist; 7. beschließt ferner, in Anbetracht der von Irak lange unterbrochenen Anwesenheit der UNMOVIC und der IAEO und zu dem Zweck, dass sie die in dieser und in allen früheren einschlägigen Resolutionen festgelegten Aufgabne wahrnehmen können, sowie unge-achtet früherer Vereinbarungen die nachstehenden abgeänderten beziehungsweise zu-sätzlichen Regelungen festzulegen, die für Irak bindend sind, um ihre Arbeit in Irak zu erleichtern:

    • die UNMOVIC und die IAEO bestimmen die Zusammensetzung ihrer Inspek-tionsteams und stellen sicher, dass diese Teams aus den qualifiziertesten und erfahrensten verfügbaren Sachverständigen bestehen;

    • das gesamte Personal der UNMOVIC und der IAEO genießt die in dem Ü-bereinkommen über die Vorrechte und Immunitäten der Vereinten Nationen und der Vereinbarung über die Vorrechte und Befreiungen der IAEO für Sachverständige im Auftrag der Vereinten Nationen vorgesehenen Vorrech-te und Immunitäten;

    • die UNMOVIC und die IAEO haben das uneingeschränkte Ein- und Ausrei-serecht in und aus Irak, das Recht auf freie, uneingeschränkte und sofortige Bewegung zu und von den Inspektionsstätten sowie das Recht, alle Stätten und Gebäude zu inspizieren, einschließlich des sofortigen, ungehinderten, bedingungslosen und uneingeschränkten Zugangs zu den Präsidentenanla-gen unter den gleichen Bedingungen wie zu den anderen Stätten, ungeach-tet der Bestimmungen der Resolution 1154 (1998);

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    • die UNMOVIC und die IAEO haben das Recht, von Irak die Namen aller Mit-arbeiter zu erhalten, die mit den chemischen, biologischen, nuklearen und ballistische Flugkörper betreffenden Programmen Iraks sowie mit den ent-sprechenden Forschungs-, Entwicklungs- und Produktionseinrichtungen in Verbindung stehen oder uin Verbindung standen;

    • die Sicherheit der Einrichtungen der UNMOVIC und der IAEO wird durch ei-ne ausreichende Zahl von Sicherheitskräften der Vereinten Nationen ge-währleistet;

    • die UNMOVIC und die IAEO haben das Recht, zum Zweck der Blockierung einer zu inspizierenden Stätte Ausschlusszonen zu erklären, die auch umlie-gende Gebiete und Verkehrskorridore umfassen, in denen Irak alle Bewe-gungen am Boden und in der Luft einstellt, sodass an der zu inspizierenden Stätte nichts verändert und nicht davon entfernt wird;

    • die UNMOVIC und die IAEO können Starr- und Drehflügelluftfahrzeuge, ein-schließlich bemannter und unbemannter Aufklärungsflugzeuge, frei und un-eingeschränkt einsetzen und landen;

    • die UNMOVIC und die IAEO haben das Recht, nach ihrem alleinigen Er-messen alle verbotenen Waffen, Subsysteme, Komponenten, Unterlagen, Materialien und andere damit zusammenhängende Gegenstände verifizier-bar zu entfernen, zu vernichten oder unschädlich zu machen sowie das Recht, alle Einrichtungen oder Ausrüstungen für deren Produktion zu be-schlagnahme oder zu schließen; und

    • die UNMOVIC und die IAEO haben das Recht, Ausrüstung oder Material für Inspektionen frei einzuführen und zu verwenden und jede Ausrüstung, jedes Material und alle Dokumente, die sie bei Inspektionen sichergestellt haben, zu beschlagnahmen und auszuführen, ohne dass Mitarbeiter der UNMOVIC oder der IAEO oder ihr dienstliches oder persönliches Gepäck durchsucht werden;

    8. beschließt ferner, dass Irak keine feindseligen Handlungen gegen Vertreter oder Per-sonal der Vereinten Nationen oder der IAEO oder irgendeines Mitgliedstaats, der tätig wird, um einer Resolution des Rates Geldung zu verschaffen, durchführen oder androhen wird; 9. ersucht den Generalsekretär, Irak diese Resolution, die für Irak bindend ist, unverzüg-lich zur Kenntnis zu bringen; verlangt, dass Irak binnen sieben Tagen nach dieser Unter-richtung seine Absicht bestätigt, diese Resolution vollinhaltlich zu befolgen, und verlangt ferner, dass Irak sofort, bedingungslos und aktiv mit der UNMOVIC und der IAEO koope-riert; 10. ersucht alle Mitgliedstaaten, die UNMOVIC und die IAEO bei der Erfüllung ihres je-weiligen Mandats rückhaltlos zu unterstützen, so auch indem sie alle Informationen über verbotene Programme oder andere Aspekte ihres Mandats vorlegen, namentlich über die von Irak seit 1998 unternommenen Versuche, verbotene Gegenstände zu erwerben, und indem sie WEmpfehlungen zu den zu inspizierenden Stätten, den zu befragenden Perso-nen, den Umständen solcher Befragungen und den zu sammelnden Daten abgeben, wobei die UNMOVIC und die IAEO dem Rat über die dabei erzielten Ergebnisse Bericht erstatten werden; 11. weist denn Exekutivvorsitzenden der UNMOVIC und den Generaldirektor der IAEO an, dem Rat über jede Einmischung Iraks in die Inspektionstätigkeiten und über jedes Versäumnis Iraks, seinen Abrüstungsverplflichtungen, einschließlich seiner Verpflichtun-gen betreffend Inspektionen, nach dieser Resolution nachzukommen, sofort Bericht zu erstatten; 12. beschließt, sofort nach Eingang eines Berichts nach den Ziffern 4 oder 11 zusam-menzutreten, um über die Situation und die Notwendigkeit der vollinhaltliche Befolgung aller einschlägigen Ratsresolutionen zu beraten, um den Weltfrieden und die internatio-nale Sicherheit zu sichern; 13. erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass der Rat Irak wiederholt vor ernsthaf-ten Konsequenzen gewarnt hat, wenn Irak weiter gegen seine Verpflichtungen verstößt;

  • 29

    14. beschließt, mit der Angelegenheit befasst zu bleiben. Quelle: AG Friedensforschung an der Uni Kassel, UN-Sicherheitsrat: Resolution 1441 (2002) vom 8. No-vember 2002, Letzte Chance für den Irak – Die Resolution in vollem Wortlaut, online unter: http://www.uni-kassel.de/fb10/frieden/regionen/Irak/un-sr-res-1441.html

  • 30

    3. Resolutionsentwurf der USA

    Der Sicherheitsrat, unter Hinweis auf alle seine früheren einschlägigen Resolutionen, insbesondere seine Resolutionen 661 (1990) vom 6. August 1990, 678 (1990) vom 29. November 1990, 686 (1991) vom 2. März 1991, 687 (1991) vom 3. April 1991, 688 (1991) vom 5. April 1991, 707 (1991) vom 15. August 1991, 715 (1991) vom 11. Oktober 1991, 986 (1995) vom 14. April 1995 und 1284 (1999) vom 17. Dezember 1999 und seine Resolution 1382 (2001) vom 29. November 2001, sowie alle einschlägigen Erklärun-gen seines Präsidenten, unter Hinweis darauf, dass er in seiner Resolution 1441 (2002) beschloss, dass Irak seine Verpflich-tungen erheblich verletzt hat und nach wie vor erheblich verletzt, dass er Irak aber gleichzeitig eine letzte Chance einräumte, seinen Abrüstungsverpflichtungen nach den einschlägigen Resolutionen nachzukommen, unter Hinweis darauf, dass der Rat in seiner Resolution 1441 (2002) beschloss, dass falsche Angaben oder Auslassungen in der von Irak gemäß der Resolution vorgelegten Erklärung sowie jegliches Ver-säumnis Iraks, die Resolution zu befolgen und bei ihrer Durchführung uneingeschränkt zu kooperie-ren, eine weitere erhebliche Verletzung darstellen, in diesem Zusammenhang feststellend, dass der Rat in seiner Resolution 1441 (2002) daran erinner-te, dass er Irak wiederholt vor ernsthaften Konsequenzen gewarnt hat, wenn Irak weiter gegen seine Verpflichtungen verstößt, feststellend, dass Irak eine Erklärung nach Resolution 1441 (2002) vorgelegt hat, die falsche Angaben und Auslassungen enthält, und dass Irak die genannte Resolution weder befolgt noch bei ihrer Durch-führung uneingeschränkt kooperiert hat, in Erkenntnis der Bedrohung, die Iraks Nichtbefolgung der Resolutionen des Rates sowie die Verbrei-tung von Massenvernichtungswaffen und Langstreckenflugkörpern für den Weltfrieden und die inter-nationale Sicherheit darstellen, entschlossen, die vollständige Befolgung seiner Beschlüsse sicherzustellen und den Weltfrieden und die internationale Sicherheit in dem Gebiet wiederherzustellen, tätig werdend nach Kapitel VII der Charta der Vereinten Nationen,

    1. bekräftigt die Notwendigkeit der vollen Durchführung der Resolution 1441 (2002);

    2. fordert Irak auf, sofort die im Interesse seiner Bevölkerung und der Region notwendigen Maß-nahmen zu ergreifen;

    3. beschließt, dass Irak es verabsäumt haben wird, die ihm mit Resolution 1441 (2002) einge-räumte letzte Chance zu nutzen, sofern der Rat nicht am oder vor dem 17. März 2003 zu dem Schluss kommt, dass Irak volle, bedingungslose, sofortige und aktive Zusammenarbeit gemäß seinen Abrüstungsverpflichtungen nach Resolution 1441 (2002) und den früheren einschlägi-gen Resolutionen bewiesen hat und alle durch Resolution 687 (1991) und alle späteren ein-schlägigen Resolutionen verbotenen Waffen und Waffeneinsatz- und -unterstützungssysteme und -strukturen sowie alle Informationen über frühere Zerstörungen solcher Gegenstände in seinem Besitz an die UNMOVIC und die IAEO übergibt;

    4. beschließt, mit der Angelegenheit befasst zu bleiben.

    Quelle: AG Friedensforschung an der Uni Kassel;

    http://www.uni-kassel.de/fb10/frieden/regionen/Irak/res-usa-gb-spanien.html

  • 31

    Länderberichte

  • 32

    A. Vetomächte

  • 33

    USA

    I. Geographische Karte

    Quelle: Bille, Paul: Maps of Denver, Colorado and other sites,

    http://bille.cudenver.edu/maps/main.html

  • 34

    II. Basisdaten

    Quelle: Auswärtiges Amt

    Stand: April 2004

    Ländername United States of America/Vereinigte Staaten von Amerika (50 Bundesstaaten und Bundesbezirk Columbia mit Hauptstadt Washington)

    Klima überwiegend warm- und kühlgemäßigte Zone

    Lage Nordamerikanischer Kontinent zwischen 30. und 49. Breiten-grad; weitere Gebiete: Überseegebiete (mit unterschiedlichem Rechtsstatus): Puerto Rico, Virgin Islands, Guam, American Sa-moa

    Größe des Landes 9.809.155 qkm (ca. 25-fache Größe Deutschlands)

    Hauptstadt Washington, D.C., Stadt: ca. 572.000 Einwohner (Stand April 2000), Großraum: 4,69 Mio. Einwohner

    Bevölkerung 292.078.602 Einwohner (Bureau of Census, 15.09.2003), davon: ca. 34,7 Mio. Afro-Amerikaner, ca. 35,7 Mio. Amerika-ner lateinamerikanischer Herkunft, ca. 10,2 Mio. Amerikaner asiatischer Herkunft, ca. 2,5 Mio. Amerikaner indianischer Her-kunft Ca. 29 Einwohner pro qkm, 80% der Bevölkerung lebt in städti-schen Ballungsgebieten

    Landessprache Englisch

    Religionen 62% der Bevölkerung gehören 238 Religionsgemeinschaften an, davon 27,5% protestantischen Gemeinschaften (Baptisten, Me-thodisten, Lutheraner, Presbyterianer), 26% der römisch-katholischen Kirche, 2,6% Juden

    Nationaltag 4. Juli - Independence Day (Unabhängigkeitstag)

    Unabhängigkeit 4. Juli 1776

    Staatsform/Regierungs-form

    Präsidiale Republik mit balancierter Gewaltenteilung

    Staatsoberhaupt George Walker Bush, 43. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Amtsantritt: 20.01.2001

    Vertreter Richard Bruce Cheney, Vizepräsident der Vereinigten Staaten

  • 35

    von Amerika

    Regierungschef George Walker Bush (Republikaner)

    Außenminister Colin L. Powell, Secretary of State of the United States of Amer-ica, Amtsantritt: 22.01.2001

    Parlament Kongress mit zwei Kammern: - Senat (100 Sitze) - Repräsentantenhaus (435 Sitze)

    Präsident des Senats: Richard Bruce Cheney (Republikaner), Vizepräsident der Verei-nigten Staaten von Amerika

    Präsident ("Speaker") des Repräsentantenhauses:

    J. Dennis Hastert (Republikaner), Nr.3 in der staatlichen Hierar-chie

    Parteien Republikaner, Mehrheit im Repräsentantenhaus und seit Januar 2003 auch im Senat Demokraten

    Gewerkschaften AFL-CIO (Zusammenschluss von 66 Einzelgewerkschaften), National Education Association

    Verwaltungsstruktur Bundesstaat mit Bundes (Federal)-, Landes (State)-, Kreis (County)- und Gemeindeverwaltung

    Mitgliedschaft in internati-onalen Organisationen

    Gründungsmitglied der Vereinten Nationen, NATO, Organisati-on der Amerikanischen Staaten OAS, OECD und zahlreicher anderer internationaler Organisationen (58)

    Wichtigste Medien 3 etablierte nationale Fernsehketten (ABC, CBS, NBC), 2 ex-pandierende nationale Fernsehketten (Fox, WB), drei etablierte 24-Stunden-Nachrichtensender (CNN, CNN-Headline News, FoxNews), überregionale Tageszeitungen (USA Today, Wall Street Journal, New York Times, Washington Post, Los Angeles Times, Chica-go Tribune, Boston Globe), politische Wochenmagazine (Time, Newsweek, US News and World Report u.a.)

    Bruttoinlandsprodukt 10.397,2 Mrd. USD (Stand: 4. Quartal 2003, geschätzt)

    Pro Kopf-BIP 30.271 USD (Stand: 4. Quartal 2003, geschätzt)

  • 36

    III. Theorien zur US-Außenpolitik

    a) Zwischen Unilateralismus und Multilateralismus

    Zur Zeit des Kalten Krieges war Washington eines der beiden Machtzentren der

    bipolaren Welt. Die USA waren auf Verbündete angewiesen, um ihre Politik

    durchzusetzen. Dieses Bündnissystem erstreckte sich über die ganze Welt, von

    Westeuropa bis nach Ostasien. Obwohl die Vereinigten Staaten auch zur Zeit des

    Kalten Krieges die Leitlinien westlicher Außenpolitik bestimmten, konsultierten

    sie dennoch ihre Verbündeten, um das westliche Bündnis gegen den Kommunis-

    mus nicht zu gefährden und weil sie sich dadurch eine höhere Akzeptanz der Ent-

    scheidungen versprachen. Die Vereinten Nationen stellten vor allem eine wichtige

    Kommunikationsplattform zwischen den Blöcken dar, bei der auch in Krisenzei-

    ten noch die Möglichkeit zur Kommunikation bestand.

    Mit dem Untergang des Ostblocks und dem Niedergang der Sowjetunion bestand

    diese unmittelbare Notwendigkeit zur mutilateralen Vorgehensweise nicht mehr.

    Die USA sind als einzige Supermacht übrig geblieben und mit ihrer militärischen,

    ökonomischen und politischen Stärke dominieren sie die Weltpolitik. Die Unipo-

    larität des neuen internationalen Systems führte zu einem enormen Machtzuwachs

    Washingtons. Unipolarität bedeutet jedoch nicht automatisch unilaterales Handeln

    des Hegemons. So sind die Vereinigten Staaten durchaus in der Lage und gewillt,

    multilaterale Lösungen in den internationalen Beziehungen zu akzeptieren und zu

    unterstützen. Beispielsweise versuchte die Clinton-Administration in den 1990er

    Jahren, den israelisch-arabischen Konflikt multilateral zu lösen. Auf der anderen

    Seite blockieren die USA internationale Entscheidungen und Abkommen wie das

    Kioto-Protokoll unilateral. Die USA sind bei der strategischen Entscheidung, uni-

    oder multilateral vorzugehen, nicht ideologisch vorbestimmt, sondern handeln

    zweckrational. Ist es für die Erreichung eines bestimmten Politikziels zweckratio-

    nal, multilaterale Lösungen vorzuziehen, werden sie dies voraussichtlich tun. En-

    gen multilaterale Entscheidungen die Handlungsfreiheit der USA jedoch ein, so

    werden sie sich wenn nötig unilateral darüber hinweg setzen. Jochen Hippler dif-

    ferenziert uni- und multilaterales Handeln jedoch noch einmal hinsichtlich der

    Intensität. So unterscheidet Hippler zwischen „kooperativen Multilateralismus“,

    „selektivem Multilateralismus“, „imperialen Multilateralismus“, „regionalen Uni-

  • 37

    lateralismus“, „reinem Unilateralismus“ und „offensiven Multilateralismus“.

    Beim „kooperativen Multilateralismus“ versuchen die Akteure eine Lösung von

    gemeinsamen Problemen (ggf. globalen Problemen) zu finden. Dabei sind die

    Verhandlungspartner prinzipiell gleich, das heißt, Verhandlungen finden „auf

    gleicher Augenhöhe“ statt. Der „selektive Multilateralismus“ ist ein punktueller

    „kooperativer Multilateralismus“, welcher beispielsweise bei einzelnen Politikfel-

    dern angewandt wird, wenn dies den unilateral definierten Eigeninteressen mehr

    nutzt als unilaterale Praktiken. Beim „imperialen Multilateralismus“ wird das

    multilaterale Vorgehen zur Legitimation unilateraler Ziele aufrechterhalten. Die

    multilateralen Mechanismen werden zu Dominanzzwecken eingesetzt und mas-

    kieren somit unilaterale Machtverhältnisse. Beim „regionalen Unilateralismus“

    handelt der dominante Akteur nur regional unilateral, während er in anderen Re-

    gionen eher multilateral agiert. Beim „reinen Unilateralismus“ ignoriert der domi-

    nante Akteur multilaterale Mechanismen, will sie jedoch nicht bewusst zerstören,

    während der dominante Akteur beim „offensiven Unilateralismus“ multilaterale

    Mechanismen bewusst untergräbt und zerstört, weil er sie als störend empfindet.

    Der Vorwurf an die USA, unilateral zu handeln, greift also zu kurz. Vielmehr ent-

    scheiden die USA von Fall zu Fall, in welchem Maße es für die Erreichung eines

    Politikzieles sinnvoll ist, multi- oder unilateral zu handeln. Die Bereitschaft, uni-

    lateral zu handeln, hat jedoch seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001

    tendenziell zugenommen. Ein Zäsur in der internationalen Politik („nichts wird

    mehr so sein, wie es war“), welche kurz nach den emotionalisierenden Bildern der

    einstürzenden Twin Towers vermutet wurde, stellten sie jedoch nicht dar, denn die

    unipolare Weltordnung und die Bereitschaft der USA, ihre Interessen unilateral

    durchzusetzen, bestand bereits vor den Anschlägen.

    b) Neorealismus und Neokonservatismus

    Um aktuelle Ereignisse der internationalen Politik zu erklären, erlebt der Neorea-

    lismus als Erklärungsansatz seit einigen Jahren eine Renaissance. Realisten wie

    Neorealisten gehen davon aus, dass die Träger des internationalen Systems die

    Staaten sind. Die Macht, Politik zu betreiben liegt also in der Hand der Staaten.

    Die Staaten versuchen, nationale Interessen durchzusetzen, um dadurch ihre

    Macht zu erweitern. Politik wird also vor allem als Machtpolitik (politics) ver-

    standen. Eine echte, geordnete Weltordnung existiert nicht. Es herrscht Anarchie

  • 38

    (vgl. hierzu Robert Kagan: Macht und Ohnmacht). In der Terminologie von Tho-

    mas Hobbes könnte man auch sagen, dass auf internationaler Ebene ein Krieg

    aller gegen alle ausgefochten wird. Dieser Krieg muss nicht immer der klassische

    Krieg sein, sondern kann auch als Metapher für die Möglichkeiten in den interna-

    tionalen Beziehungen insgesamt, also Diplomatie, Verträge, Abkommen, verstan-

    den werden. Letztlich versucht jeder Akteur des internationalen Systems, also vor

    allem die Nationalstaaten, das Beste für sich herauszuholen. Versteht man interna-

    tionale Politik in diesem Sinne, also als Durchsetzung von Macht und Interessen,

    so ist Kriegsführung nichts anderes als die Durchsetzung von Macht und Interes-

    sen mit militärischen Mitteln. Krieg zu führen ist demnach ein Mittel der Natio-

    nalstaaten (unter vielen), ihre Interessen durchzusetzen und ihre Macht zu erwei-

    tern. Aus dieser grundsätzlichen Einschätzung des internationalen Systems resul-

    tiert für Neorealisten das Primat der Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Neore-

    alisten wie Henry Kissinger betonen dabei jedoch die Notwendigkeit von Bünd-

    nissen. Haben Staaten gemeinsame Interessen, sollten sie zusammenarbeiten und

    sich auf einander abstimmen, um so ihre Macht zu vergrößern und so ihre Interes-

    sen besser durchsetzen zu können. Bündnisse erfüllen bei diesem Verständnis also

    keinen Selbstzweck, sondern sind zweckrationale Zusammenschlüsse zur Errei-

    chung gemeinsamer Ziele. Verteidigungsbündnisse wie die Nato erhöhen zudem

    die nationale Sicherheit.

    Mit dem Wahlsieg George W. Bushs im Jahre 2000 wurde auch das neokonserva-

    tive Lager (die so genannten „Falken“) in den USA stärker. Wichtige Schlüssel-

    männer der Bush-Administration werden diesem Flügel zugeordnet, wie z.B. Vi-

    zepräsident Cheney oder Verteidigungsminister Rumsfeld und sein Stellvertreter

    Wolfowitz. Die Neokonservativen (auch „Neocons“ genannt“) teilen grundsätz-

    lich diese Einschätzung der Neorealisten. Aufgrund dieses machtpolitischen Ver-

    ständnisses von internationaler Politik sind neokonservative Politiker grundsätz-

    lich skeptisch gegenüber multilateralen Lösungen und bevorzugen eher unilatera-

    lere Lösungen, wenn es um die eigene, nationale Sicherheit geht. Neokonservative

    gehen jedoch einen Schritt weiter als Neorealisten. Denn Neokonservative sind

    nicht nur Realisten, sondern auch Idealisten. So glauben amerikanische Neokon-

    servative, dass das amerikanische System, also die amerikanische Demokratie, das

    amerikanische, neoliberale Wirtschaftssystem und die amerikanische Kultur (der

    american way of life), das Beste der Welt sei und den Wohlstand der Nationen

    erhöhen würde, würde es nur überall angewandt. Daraus ziehen die Neokonserva-

  • 39

    tiven ihren „missionarischen Eifer“, das „amerikanische Erfolgsmodell“ in die

    ganze Welt zu exportieren. Bei diesem „Kulturimperialismus“ betrachten sich die

    Neokonservativen nicht als Aggressoren, sondern als Befreier.

    IV. US-Außenpolitik nach dem 11. September

    a) Unmittelbare Auswirkungen der Anschläge des 11.9.2001 auf

    die US-Außenpolitik

    Mit den Anschlägen des 11.9.2001 erlangte die Bekämpfung des transnational

    agierenden Terrorismus oberste Priorität für die US-Politik. Bis zu den Anschlä-

    gen ging es der im Herbst gewählten und nach einigen Querelen um den Wahl-

    ausgang im Staat Florida erst Anfang 2001 offiziell im Amt befindenden Bush-

    Administration um innenpolitische Themen. Außenpolitisch wollte sich Bush we-

    niger engagieren, als sein Vorgänger Clinton. Klassische innenpolitische Themen

    wie Bildungspolitik oder Steuerreform wurden am 11.9.2001 durch die Anschläge

    auf das WTC schlagartig in den Hintergrund gedrängt. Die Sicherheitspolitik

    wurde wieder Primat der politischen Agenda.

    b) Die neue Nationale Sicherheitsstrategie

    Die Nationale Sicherheitsstrategie wurde am 17.9.2002 von George W. Bush un-

    terzeichnet. Sie enthält einige wichtige Grundelemente:

    1. Eine neue Form des sicherheitspolitischen Realismus, bei dem nun die neuen

    Formen der Gefährdung der amerikanischen und internationalen Sicherheit im

    Mittelpunkt stehen, während traditionelle Großmachtkonflikte wie zu Zeiten

    des Kalten Krieges zunehmend an Bedeutung verlieren. Die neuen Gefahren

    für die amerikanische wie internationale Sicherheit sind für die amerikanische

    Administration zum einen der Terrorismus und zum anderen die Proliferation

    von Massenvernichtungswaffen.

    2. Ein klassischer ökonomischer Liberalismus bei dem die Ausbreitung von

    Freihandel und Marktwirtschaft dazu führt, Wohlstand und Frieden herzustel-

    len.

  • 40

    3. Ein klassischer republikanischer Liberalismus im Sinne von Kant, bei dem die

    Garantie von Menschenrechten sowie die Ausführung von Demokratie als Ba-

    sis von Frieden und Gerechtigkeit verstanden werden.

    4. Ein neuer Institutionalismus, geprägt durch eine Entschlossenheit, das beste-

    hende internationale System der Kooperation den gegenwärtigen Gegebenhei-

    ten anzupassen und dabei auch tief greifende Reformen vorzunehmen.

    Ein besonders wichtiger Punkt der Nationalen Sicherheitsstrategie ist die Bekämp-

    fung von so genannten Schurkenstaaten. Als Schurkenstaaten werden Staaten be-

    zeichnet, die laut der US-Administration folgende Merkmale aufweisen:

    1. Unterdrückung der eigenen Bevölkerung

    2. Streben nach Massenvernichtungswaffen

    3. Verletzung internationalen Rechts

    4. Unterstützung für den globalen Terrorismus

    5. Hass auf die USA

    Das Problem hierbei ist, dass die klassischen Instrumentarien der Eindämmung

    und Abschreckung gegenüber diesen Staaten, laut US-Administration nicht mehr

    effektiv sind. Dieses Problem bedurfte eines neuen Konzepts der Sicherheit, der

    Präventivkriegsdoktrin.

    Man muss diesen Staaten zuvorkommen, um somit jegliche Gefahr schon im Vor-

    feld auszuräumen. Genau dieses Zuvorkommen nennt man auch “preemptive stri-

    kes“. Diese Präventivschläge dienen dazu, Staaten, die eventuell Massenvernich-

    tungswaffen an Terroristen weitergeben, zu entwaffnen. Des Weiteren geht es

    darum, mutmaßliche Terroristen zu töten und deren Organisationsstrukturen zu

    zerschlagen.

    V. Die USA und der Irak

    Das Verhältnis zwischen den Vereinigten Staaten und dem Irak verschlechterte

    sich bereits in den 1970er Jahren, als das sozialistische Baath-Regime im Irak

  • 41

    Wirtschaft und Ressourcen des Landes nationalisierte. Als jedoch während der

    islamischen Revolution 1979 im Nachbarland der Schah von Persien gestürzt und

    die islamische Republik Iran von Ajatollah Khomeini gegründet wurde, betrachte-

    te Washington Teheran als bedrohlicher als Bagdad. Im kurz darauf folgenden

    ersten Golfkrieg, welcher von 1980 bis 1988 dauerte, unterstützte Washington den

    Irak mit Waffenlieferungen (auch chemische Kampfstoffe). Nach dem für den

    Irak ruinösen ersten Golfkrieg setzte Saddam Hussein zur Niederschlagung eines

    Kurdenaufstandes (die Kurden kämpften im ersten Golfkrieg an der Seite Irans)

    im Nordirak jene chemischen Kampfstoffe ein, welcher er zuvor von den USA

    erhalten hatte. Tausende Menschen starben bei diesem Angriff.

    Vor dem Einmarsch irakischer Truppen in Kuwait erklärte die US-Botschafterin

    April Glaspie der irakischen Führung, dass die USA „keine Meinung zu arabisch-

    arabischen Konflikten wie ihren Grenzstreitigkeiten“ hätten (vgl. Guilliard, Joa-

    chim: Vorgeschichte eines angekündigten Krieges). Bereits vier Tage nach dem

    Einmarsch irakischer Truppen in Kuwait jedoch verhängte der UN-Sicherheitsrat

    auf Vorschlag der USA ein umfangreiches Wirtschaftsembargo gegen den Irak.

    Das Ziel des Embargos war zunächst, Kuwait zu befreien. Nach der Befreiung

    Kuwaits wurde das Ziel jedoch auf eine umfangreiche Abrüstung des Iraks ausge-

    dehnt. Um die Kurden im Norden und die Schiiten im Süden vor Attacken aus

    Bagdad zu schützen wurden jeweils nördliche und südliche Flugsverbotszonen

    eingerichtet.

    In den 1990er Jahren nahmen die USA eine unnachgiebig harte Haltung gegen-

    über dem Irak ein. Während sich andere westliche Nationen wie zum Beispiel

    Frankreich bereits umfangreiche Verträge mit dem Irak, im Bereich der Ölförde-

    rungen und Erschließung neuer Ölfelder für die Zeit nach dem Embargo sicherten,

    setzten sich die USA für eine unnachgiebige Fortführung des Wirtschaftsembar-

    gos ein.

    Nach den Terroranschlägen vom 11. September lässt sich allgemein eine härtere

    Gangart der USA gegen so genannte „Schurkenstaaten“ feststellen. Die kurz nach

    den Terroranschlägen breite internationale „Allianz gegen den Terror“ ermöglich-

    te den Vereinigten Staaten einen schnellen Krieg gegen Afghanistan. Angeblich

    soll bereits kurz nach dem 11. September ein Krieg gegen Saddam Hussein und

    ein Sturz des Saddam-Regime im Weißen Haus beschlossene Sache gewesen sein

    (siehe Hippler, Joachim: Der Weg in den Krieg –Washingtons Außenpolitik und

    der Irak). Vor einem komplett unilateralen Vorgehen schreckte die Bush-

  • 42

    Administration jedoch zurück. So sollte die Resolution 1441 vom 8. November

    2002 dem Irak Bedingungen diktieren, welche er nicht erfüllen kann, um so einen

    Krieg international zu legitimieren (siehe Hippler: Der Weg in den Krieg).

    VI. Das letzte Ultimatum

    Fernsehansprache des US-Präsidenten George W. Bush

    vom 17. März 2003 Liebe Mitbürger, die Ereignisse im Irak nähern sich der Stunde der Entscheidung. Seit über zehn Jahren haben sich die Vereinigten Staaten und andere Nationen geduldig und redlich bemüht, das irakische Regime ohne Krieg zu entwaffnen. Das Regime verpflichtete sich 1991, die Bedingung zur Beendigung des Golf-kriegs zu akzeptieren und alle seine Massenvernichtungswaffen offen zu legen und zu zerstören. Seit dieser Zeit hat sich die Welt 12 Jahre lang in Diplomatie geübt. Im UN-Sicherheitsrat wurden mehr als ein Dutzend Resolutionen verabschiedet. Wir haben hunderte von Waffeninspekteuren ge-schickt, um die Abrüstung des Irak zu überwachen. Unser guter Glaube wurde nicht erwidert. Für das irakische Regime war Diplomatie eine Masche, um Zeit und Vorteil zu gewinnen. Es hat alle Sicherheitsratsresolutionen, die vollständige Abrüstung forderten, gleichermaßen missachtet. Im Lauf der Jahre wurden UN-Waffeninspekteure von irakischen Regierungsvertretern bedroht, abgehört und systematisch hinters Licht geführt. Friedliche Bemühungen, das irakische Regime zu entwaffnen, sind immer wieder gescheitert - weil wir es nicht mit friedfertigen Menschen zu tun haben. Nachrichtendienstliche Erkenntnisse dieser und anderer Regierungen lassen keinen Zweifel daran, dass das irakische Regime weiterhin einige der tödlichsten Waffen, die je ersonnen wurden, besitzt und versteckt. Dieses Regime hat bereits Massenvernichtungswaffen gegen Nachbarländer des Irak und gegen das irakische Volk eingesetzt. Das Regime hat im Nahen Osten in der Vergangenheit immer wieder rücksichtslose Aggression an den Tag gelegt. Es hegt tief empfundenen Hass gegen Amerika und unsere Freunde. Es hat Terroris-ten unterstützt, ausgebildet und ihnen Unterschlupf gewährt, darunter auch aktive Mitglieder von Al Qaida. Die Gefahr ist eindeutig: Durch den Einsatz chemischer, biologischer oder eines Tages auch nuklearer Waffen, in deren Besitz sie mithilfe des Irak gelangten, könnten Terroristen ihre erklärten Ziele errei-chen und tausende oder hundertausende unschuldiger Menschen in unserem oder jedem anderen Land töten. Die Vereinigten Staaten und andere Nationen haben nichts getan, was diese Bedrohung rechtfertigen würde oder ihr Vorschub geleistet hätte. Aber wir werden alles tun, um sie abzuwehren. Anstatt in eine Tragödie hineinzuschlittern, machen wir Sicherheit zu unserem erklärten Ziel. Bevor der Tag des Schreckens kommen kann, bevor es zum Handeln zu spät ist, wird diese Gefahr beseitigt werden. Die Vereinigten Staaten von Amerika haben die souveräne Autorität, zur Sicherung ihrer eigenen nati-onalen Sicherheit Gewalt einzusetzen. Auf Grund des von mir geleisteten Schwurs - ein Schwur, den ich halten werde - stehe ich als Oberbefehlshaber in dieser Pflicht. In Anbetracht der Bedrohung für unser Land hat der amerikanische Kongress im vergangenen Jahr überwältigend für die Unterstützung eines Einsatzes von Gewalt gegen den Irak gestimmt. Die Verei-nigten Staaten haben versucht, gemeinsam mit den Vereinten Nationen gegen diese Bedrohung vor-zugehen, da wir eine friedliche Lösung dieser Angelegenheit wollten. Wir glauben an die Mission der Vereinten Nationen. Ein Grund, warum die Vereinten Nationen nach dem 2. Weltkrieg ins Leben geru-fen wurden, war das aktive und frühzeitige Vorgehen gegen Diktatoren, bevor sie Unschuldige angrei-fen und den Frieden zerstören können. Im Fall Irak handelte der Sicherheitsrat in den frühen neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Im

  • 43

    Rahmen von Resolution 678 und 687 - beide gelten noch - wurden die Vereinigten Staaten und ihre Bündnispartner zum Einsatz von Gewalt ermächtigt, damit dem Irak seine Massenvernichtungswaffen genommen werden können. Dies ist nicht eine Frage der Ermächtigung, es ist eine Frage des Willens. Im vergangenen September trat ich vor die UN-Generalversammlung und drängte die Nationen der Welt, zusammenzustehen und dieser Gefahr ein Ende zu bereiten. Am 8. November verabschiedete der Sicherheitsrat einstimmig Resolution 1441, in der festgehalten wurde, dass der Irak seine Ver-pflichtungen erheblich verletzt, und in der dem Irak ernsthafte Konsequenzen angedroht wurden, sollte er ni