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Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) Rahmenkonzept der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Stand 09/2014

Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) · 2018-06-18 · a. Supervision 40 b. Qualitätssicherung 40 c. Dokumentationssystem 40 d. Einbindung in die Alarm- und Ausrückeordnungen

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Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV)Rahmenkonzept der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.

Stand 09/2014

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2 Inhalt 4

Inhalt

Vorwort des Bundesvorstandes 6

1 Einführung 81.1 Orientierungsrahmen

„Johanniter Leitbild“ 81.2 Mitarbeiterverständnis der JUH 8

I. Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. 82 Definitionen 102.1 Psychosoziale Notfallversorgung 102.2 Psychosoziale Unterstützung 102.3 Psychosoziale Akut-Hilfe 102.4 Einsatznachsorge 11

3 Struktur der PSNV in der JUH 12

4 Aufgabengebiete 144.1 Interne Unterstützungsangebote 144.1.1 Prävention 154.1.2 Einsatzbegleitung (on-scene-

Support) 164.1.3 Einsatznachsorge 17

Psychosoziale Fachkraft 19Peer 20

4.2 Externe Unterstützungsangebote 204.2.1 Psychosoziale Akut-Hilfe 214.2.2 Notfallseelsorge 224.3 Vernetzung / Synergien zum

Betreuungsdienst (KatS) 234.4 Führungskräfte und Fachberater

in der PSNV 244.4.1 Aufgabe 244.4.2 Prävention als Führungsaufgabe 244.4.3 Einbindung in die Gefahrenab-

wehr / Planung nach Landesrecht 254.4.4 Landeszentralstellen PSNV 26

5 Aus- und Fortbildung 265.1 Struktur 265.1.1 Zentrale Aus- und Fortbildungen 265.1.2 Grundlagenausbildung

„Prävention“ 26

6 Soforthilfeeinsätze der JUH 266.1 Einführung 266.2 Belastung und Krise/Schutz

und Risikofaktoren 276.3 Primäre Prävention 286.3.1 Stressbearbeitungsseminare 296.3.2 Einsatzvorbesprechung 296.3.3 Einsatzbetreuung „on scene“ 296.3.4 Kontakt zu Angehörigen

während des Einsatzfalles 306.4 Sekundäre Prävention 306.4.1 Einsatznachbesprechung 306.4.2 Weitere optionale Einsatznachsorge 316.4.3 Weitergehende Nachsorge 31

7 Supervision 327.1 Qualitätsmanagement/

Dokumentensteuerung 32Kooperationsvereinbarung zur Strategische Allianz/Partnerschaft 34Präambel 34

II. Kooperationsvereinbarung NFS/JUH 34

1 Zielsetzung der Kooperation 342 Kernkompetenzen 353 Grundlagen der

Zusammenarbeit 354 Einsatzstrategien und

Einsatzabläufe 35

Impressum

Herausgeber und GesamtherstellungJohanniter-Unfall-Hilfe e.V.Lützowstraße 94, 10785 BerlinTelefon 030 26997-0, Telefax 030 [email protected] www.johanniter.de

Verantwortlich für den InhaltBundesvorstand: Wolf-Ingo Kunze, Wolfram RohlederTextredaktion:Knut Fischer, Leander Strate in fachlicher Abstimmung mit der „Steuerungsgruppe PSNV“ in der Johanniter-Unfall-HilfeVom Bundesvorstand der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. am 17. Februar 2014 freigegeben. Fotos:Birgit Betzelt, Tobias GrosserSatz:Tobias Grosser, Sebastian Gehr

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4 Inhalt Inhalt 5

störung (PTBS) 498.1 Fachbegriffe in der PSNV 49

Psychosoziale Akuthilfe (PSAH) 49Krisenintervention (im Rettungs- dienst) (KID) 49Kriseninterventions-Team (KIT) 50Notfallseelsorge (NFS) 50

Einsatznachsorge (ENS) 50Demobilisation 50Debriefing 51

8.2 Fachliteratur / Quellen 51

Notizen 54

5 Ehrenamt 366 Ausbildung 368 In Kraft treten 37

III. Gemeinsame Qualitätsstand-ards und Leitlinien der PSNV 38Präambel 38

1 Zusammenarbeit 382 Zielsetzung 383 Qualität 394 Weiterentwicklung 39

Teil 1 der Qualitätsstandards und Leitlinien für Psycho-soziale Akuthilfen 40Grundlagen im Bereich der Psychosozialen Akuthilfen 40

1 Indikationskatalog 40a. Zielgruppe 40b. Indikationsstellung 40c. Ausschlusskriterien/-fälle der

Hilfeleistung 402 Regelungen zur Qualität 40a. Supervision 40b. Qualitätssicherung 40c. Dokumentationssystem 40d. Einbindung in die Alarm- und

Ausrückeordnungen (AAO) der Kommunen und Landkreise 41

3 Regelungen zur Fachlichen Leitung 414 Voraussetzung zur Mitwirkung

in der Psychosozialen Akuthilfe 41a. formelle Voraussetzungen 41b. persönliche/soziale Voraus-

setzungen 41c. fachliche Voraussetzungen 415 Vereinbarungen zur Aus- und

Fortbildung 42a. Ausbildung 42b. Fortbildung 42c. Psychohygiene 42

Teil 2 zu Qualitätsstandards und Leitlinien im Bereich der Psycho-sozialen Akuthilfen 43Aus- und Fortbildung im Bereich der PsychosozialenAkuthilfen (Stand: 21.02.2013) 43

1 Name des Ausbildungsganges 432 Dauer und Umfang der Ausbildung 433 Inhalt der Ausbildung 434 Praxisphase – Hospitation 435 Vereinbarungen zur Praxis-

begleitung 436 Fortbildung 437 Ausbilderqualifikation 43a. Persönliche Voraussetzungen 43d. Fachliche Qualifikationen 44

Teil 3 zu Qualitätsstandards und Leitlinien im Bereich der Psychosozialen Akuthilfen 44Ausbildungsübersicht für die theoretische Ausbildung im Bereich der PsychosozialenAkuthilfen 44

8 Begriffe und Definitionen in der PSNV 48Prävention 48Primäre Prävention 48Sekundäre Prävention 48Tertiäre Prävention 48Akute Belastungsreaktionen 48Posttraumatische Belastungs-

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6 Vorwort des Bundesvorstandes Vorwort des Bundesvorstandes 7

Alle Johanniter, ob sie haupt- oder ehren-amtlich, ob sie im In- oder Ausland tätig sind, können im Rahmen ihres Dienstes in Situationen geraten, die ihnen so weit na-hegehen, dass sie dadurch nachhaltig be-lastet sind. Sie tragen die Empfindungen, Bilder oder Gerüche mit nach Hause in ihre Familien und in ihr gesamtes Privatleben, nicht selten sogar bis in ihre Träume hinein. Ihnen kann es durch die Heftigkeit des Er-lebten schwer fallen, sich davon zu distan-zieren, einen nötigen Abstand zu gewinnen mit dem es sich leben lässt.

Diese möglichen inneren Belastungen un-serer Mitarbeiter1, resultierend aus ihrem beruflichen Engagement, nehmen wir als christliche Hilfsorganisation wahr und ernst und wir sehen es als Teil unserer Verantwortung, für die individuellen Fol-gen belastender Einsätze Beistand und Verarbeitungshilfen bereit zu stellen. Jo-hanniter achten auf Johanniter und ste-hen ihnen als Hilfe und Stärkung bei. Ein Netzwerk von 6 Einsatznachsorgeteams spannt sich über das bundesweite Ein-satzgebiet und ist sowohl für den einzel-nen Hilfesuchenden, als auch für ganze Teams nach einem belastenden Einsatz erreichbar. Die Hilfe kommt prompt, ist für den Betroffenen kostenfrei und wenn nicht anders gewünscht auch im Rahmen der Verschwiegenheit gegenüber dem Ar-1 Bitte sehen Sie in der männlichen Schreibweise Frauen eindeutig mit eingeschlossen. Nur das Anliegen der besseren Lesbarkeit lässt uns hier die Reduzierung auf ein Geschlecht vornehmen. Gewollt sind immer beide Geschlechter angesprochen.

beitgeber anonym. Für die psychosoziale Unterstützung in der Auslandsarbeit gilt Gleiches, nur müssen hier die Unterstüt-zungsangebote der jeweiligen Länder- situation und den Bedürfnissen unserer Expats angepasst werden.

Den Anstoß, für unsere Einsatzkräfte ein System psychosozialer Unterstützung auf-zubauen, gab der Präsident der Johanni-ter-Unfall-Hilfe e.V., Hans-Peter von Kirchbach, nach dem Elbehochwasser im Jahr 2002. Die Belastungen für unsere Ein-satzkräfte waren damals so hoch, weil der Einsatz lange dauerte und weil das Leid, mit dem sie umgehen mussten, so nah an ihrer eigenen häuslichen Situation lag. Kollegiale Gespräche, Stärkung im eigenen Team und Anerkennung durch Vorgesetz-te hatten spontan und menschlich eine gute Wirkung auf die Erschöpften. Aber das sensible Feld der psychischen Belas-tungen erfordert auch eine fachlich fun-dierte und geübte Beratung, um die Hilfe nicht dem Zufall und der augenblicklichen Befindlichkeit der Hilfsbereiten zu über-lassen. Aus diesem Grund haben wir aus den Einsatzdiensten geeignete Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ausgebildet, die als Peer für ihre Kollegen geschult und unter fachlicher Gesprächsleitung die Beratung aus eigener beruflicher Erfahrung heraus leisten. Die vielfältige Unterstützung für unsere Helfer nach dem Unglück auf der Love-Parade in Duisburg im Sommer 2010 ist ein sprechendes Bespiel für das Funk-tionieren und die fachliche Qualität der

Einsatznachsorge in der Johanniter- Unfall-Hilfe e.V.. Diese wollen wir in Struktur und Qualität auch in Zukunft für unsere Mitarbeiter vorhalten.

Doch nicht nur für unsere eigenen Mit-arbeiter halten wir seelische und beiste-hende Hilfe in besonderen Belastungen bereit. Sind Angehörige, Ersthelfer, Zeu-gen oder Betroffene von Unfällen beson-deren Belastungen ausgesetzt, dann wird für sie die Psychosoziale Akuthilfe (Not-fallseelsorge oder die Krisenintervention) gerufen. Als Erste Hilfe für die Seele kön-nen die Fachkräfte in der akuten seeli-schen Notlage den Betroffenen beiste-hen. Auch für diesen Dienst sind die eh-renamtlichen Helfer gut und fachgerecht ausgebildet.

Um unsere Dienste auf dem Gebiet der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) – so nennen wir mit einem Überbegriff das Angebot von „Einsatznachsorge“ und „Psychosoziale Akuthilfe“ – alarmierungs-fähig, einsatzbereit und fachlich fundiert zu halten, bedarf es einer ordnenden Struktur und der Festlegung von Quali-tätsstandards. Die Qualität unserer Hilfe hängt in einem entscheidenden Maß von der Qualität unserer Ausbildung und Fort-bildung und von der Sorgfalt bei der Aus-wahl dafür geeigneter Personen ab. In diesen Standards wollen wir uns auch mit anderen Hilfsorganisationen vergleichen lassen. So entstehen Transparenz und Kompatibilität in den Diensten, die es uns

ermöglichen, verbandsübergreifend zu-sammen zu arbeiten.

Für all das bedarf es eines strukturieren-den Rahmens der von den Johannitern verantworteten Psychosozialen Notfall-versorgung. Diesen empfehlen wir ihrer Aufmerksamkeit mit dem folgenden Rahmenkonzept.

Wolf-Ingo Kunze Wolfram Rohleder

Vorwort des Bundesvorstandes

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8 Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V 9

1 Einführung Die Johanniter verwenden für alle Ange-bote und Leistungen der psychosozialen Unterstützung des eigenen Personals sowie für Angebote für Dritte (Opfer, Angehörige, Zeugen etc.) den Oberbegriff „Psychosoziale Notfallversorgung“.

Der Begriff „Psychosoziale Notfallversor-gung“ wurde von der Konsensus-Konfe-renz im Jahre 2008 des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhil-fe (BBK) als terminus technikus erarbeitet. Alle auf diesem Feld tätigen Akteure in der nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr haben diesen gemeinsamen Begriff als Oberbegriff akzeptiert. Von den Leistun-gen der PSNV unberührt bleiben die seel-sorgerischen Aufgaben und Aktivitäten der Regional- und Landespfarrer in der alltäglichen Begleitung und Betreuung der Mitarbeiter der JUH. PSNV als Leis-tungsangebot richtet sich spezifisch auf die Betreuung nach besonderen Einsätzen oder Krisensituationen und ergänzt damit das seelsorgerische Angebot in der JUH.

1.1 Orientierungsrahmen „Johan-niter Leitbild“Die Johanniter legen mit diesem Rahmen-konzept die generellen, strukturellen und qualitativen Standards für die PSNV ver-bandsintern fest. Die Johanniter-Un-fall-Hilfe e.V. hat sich im Jahre 2010 für den Gesamtverband ein Leitbild gegeben. An diesem Leitbild orientiert sich auch die nachfolgende Rahmenkonzeption für die

Psychosoziale Notfallvorsorge. Den Jo-hannitern ist die Fürsorge gegenüber allen ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitern ein wichtiges und zentrales Anliegen. Be-sonders bei belastenden Einsätzen oder Situationen im Rettungsdienst und Be-völkerungsschutz, aber auch in allen an-deren Dienstbereichen wie der ambulan-ten Pflege, beim Hausnotruf oder in der Auslandsarbeit2 ist es wichtig, für die Mit-arbeiter entsprechende Unterstützung und Betreuung anzubieten.

1.2 Mitarbeiterverständnis der JUHDie Johanniter als Dienstgeber sehen es als ihre Pflicht, für gute, angemessene und gesundheitsfördernde Arbeitsbedingun-gen zu sorgen. Sei es im Rettungsdienst, in der Pflege oder in anderen Diensten achten sie nicht nur auf technische Si-cherheit und Einhaltung des Arbeits-schutzes, sondern umfassend auf das Wohlbefinden der bei ihnen arbeitenden Menschen. Durch gute Leitung und indi-viduelle Wertschätzung möchten sie eine hohe Zufriedenheit erreichen, die dann in die Qualität unserer Dienste ausstrahlt.Als christliche Hilfsorganisation achten die Johanniter nicht nur auf den Erhalt der Arbeitskraft, sondern nehmen den Menschen in seiner Gesamtheit wahr. Die Anstrengungen zum Wohl der Mitarbeiter liegen nicht nur im Leistungserhalt und in der Leistungssteigerung derselben

2 Siehe hierzu die Ausführungen im „Soforthilfe- konzept der JUH in der Auslandsarbeit“ hier unter Punkt 6, Seite 26.

begründet, sondern umfassend in dem christlichen Gebot der Nächstenliebe. Damit verbietet es sich, Menschen zu „verbrauchen“ und sie bei Schwierigkeiten oder altersbedingter Leistungsverringe-rung fallen zu lassen. Im Gegenteil: Nächste sind den Johannitern nicht nur der zu Rettende auf der Straße, oder die zu Pflegende im Bett, sondern gerade auch ihre Mitarbeiter in ihren je eigenen und daher recht unterschiedlichen Le-benssituationen. Das heißt, die Johanniter als Dienstgeber achten auf die persönliche Situation ihrer Mitarbeiter und lassen sich davon anrühren. Sie achten auf das Zusammenleben z.B. auf den Rettungs-wachen. Das Eingespielte, sich aufeinan-der verlassen können, sollte nicht nur im Einsatz funktionieren, sondern auch im Alltagsleben der Dienstzusammenhänge. Die Führungskräfte der Johanniter-Un-fall-Hilfe wissen um die Schwächen, die uns Menschen eigen sind. Schwächen sind keine Defekte, die versteckt werden müs-

sen. Sie gehören zu uns und sollten des-halb in der Atmosphäre gegenseitigen Wohlwollens angesprochen und mit ihnen umgegangen werden.

Die Johanniter registrieren die Belastun-gen nicht nur in anstrengenden Einsätzen in den Einsatzdiensten oder Rettungswa-chen, sondern gerade auch in den Warte- und Regenerationszeiten. Diese Belastun-gen finden sich auch in anderen Tätig-keitsfeldern wieder. Beispielsweise in der ambulanten Pflege, den stationären Ein-richtungen oder auch in den Kindertages-stätten, in besonderer Weise in den Aus-landsdiensten sind die Mitarbeiter All-tagsbelastungen unterworfen. Belastende Arbeitsrahmenbedingungen und dabei sich entwickelnde Routinen können sich auf das Wohlbefinden und den Gesund-heitszustand auswirken. Die Johanniter achten darauf, solche Alltagsbelastungen zu minimieren bzw. dafür Sorge zu tragen, dass ein angemessener Ausgleich möglich ist.

•Wir Johanniter sind dem christlichen Gebot der Nächstenliebe verpflichtet und verstehen uns als Teil der evangelischen Christenheit. In der Tradition des über 900 Jahre alten Johanniterordens helfen wir weltweit.

•Als Johanniter gestalten wir unsere Gesellschaft mit und bieten Menschen, die ehren- und hauptamtlich helfen wollen, eine Heimat. Wir fördern die Entwicklung und Bildung von Kindern und Jugendlichen.

•Im Mittelpunkt unseres täglichen Handelns stehen Menschen, die unserer Unterstützung bedürfen. Unsere Hilfe richtet sich an alle Menschen gleich welcher Religion, Nationalität und Kultur. Sie gilt den Hilfebedürftigen auch in geistiger und seelischer Not.

•Unsere Leistungen sind innovativ, nachhaltig und von

höchster Qualität. Mit der Erschließung neuer Wirkungsfelder reagieren wir auf gesellschaftliche Entwicklungen und die Herausforderungen der Zeit. Wir bieten umfassende medizinische, pädagogische und soziale Dienste an.

•Wirtschaftlichkeit, Zuverlässigkeit und ausgeprägtes Qualitätsbewusstsein sind Grundlagen unserer Arbeit.

•Mit Spenden und Fördermitteln gehen wir verantwort-lich um und legen dabei Wert auf Transparenz.

•Wir leben eine Gemeinschaft von ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die vertrauensvoll zusammenarbeiten.

•Unser Umgang miteinander ist geprägt von Achtung und Respekt.

I. Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.

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10 Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V 11

2 DefinitionenGrundlage der nachfolgenden Definitio-nen sind die Ergebnisse der Konsensus- Konferenzen des Bundesamtes für Bevöl-kerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) aus den Jahren 2006 bis 2011, der DIN 13050 (Begriffe im Rettungswesen) sowie dem Wörterbuch der Ständigen Konferenz für Katastrophenvorsorge und Bevölkerungsschutz (SKK).

2.1 Psychosoziale NotfallversorgungDer Begriff „Psychosoziale Notfallver- sorgung (PSNV)“ steht für die Gesamt- struktur einschließlich aller Anbieter und die Maßnahmen der Prävention sowie der kurz-, mittel- und langfristigen Versorg-ung im Kontext von belastenden Notfällen bzw. Einsatzsituationen.

Ziele der PSNV sind:•Prävention von psychosozialen

Belastungsfolgen•Früherkennung von psychosozialen

Belastungsfolgen nach belastenden Notfällen bzw. Einsatzsituationen

•Bereitstellung von adäquater Unter-stützung und Hilfe für betroffene Personen und Gruppen zur Erfah-rungsverarbeitung sowie die ange-messene Behandlung von Traumafol-gestörungen und – bezogen auf Einsatzkräfte – einsatzbezogene psychische Fehlbeanspruchungsfolgen

2.2 Psychosoziale Unterstützung Nach dem Wörterbuch der SKK versteht man unter der Begrifflichkeit der „Psycho-sozialen Unterstützung (PSU)“ das kon-krete Handeln und die Intervention zur psychosozialen Unterstützung von Not-fällen Betroffener3.

2.3 Psychosoziale Akut-Hilfe „Die PSNV-Maßnahmen für Überlebende, Angehörige, Hinterbliebene, Zeugen und/oder Vermissende gliedert sich in die psy-chische erste Hilfe, psychosoziale (Akut-) Hilfen und heilkundliche Interventionen4.“ Psychosoziale Akuthilfe ist die „[…] kurz-fristig und ereignisnah angebotene methodisch-strukturierte psychosoziale Akuthilfe, die von einsatzerfahrenen (so genannten „feldkompetenten“) Notfall-seelsorgern, Mitarbeitern aus Krisenin-terventionsteams der Hilfsorganisationen […] angeboten werden. Psychosoziale Akuthilfen folgen der sekundär- präventiven Logik der Krisenintervention im Notfall und beinhalten die Bedürfnis- und Bedarfserhebung sowie die Vermitt-lung in das soziale Netzwerk (Familie, Freunde, usw.) oder in mittel- und län-gerfristige psychosoziale Hilfen“. (BBK 2011. S. 21)

3 Wörterbuch für Bevölkerungsschutz und Katastro-phenhilfe, SKK, S. 54 4 Psychosoziale Notfallversorgung: Qualitätsstandards und Leitlinien Teil I und II. Herausgeber: Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Bonn, August 2011.

2.4 EinsatznachsorgeEinsatznachsorge richtet sich an die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbei-ter. Zurzeit halten die Johanniter Einsatz-nachsorgestrukturen für Einsatzkräfte des Rettungsdienstes und Einsatzdienste vor. Generell ist Einsatznachsorge auch für andere Aufgaben- und Leistungsbereiche (Pflege, Betreuung, Kindertagesstätten etc.) möglich, wenn es dort zu belasten-den Situationen gekommen ist. „Die PSNV-Maßnahmen für Einsatzkräfte des Rettungsdienstes […] gliedern sich in ein-satzvorbereitende, einsatzbegleitende und einsatznachsorgende Maßnahmen.“ […] Einsatznachsorge als Teil der sekun-dären Prävention findet Tage bis 2-3

Wochen nach Einsatzabschluss statt und beinhaltet methodisch-strukturierte Maß-nahmen im Rahmen von Einzelberatungs-und Gruppennachsorgegesprächen inkl. Einer Bedürfnis- und Bedarfserhebung sowie der Vermittlung ins berufliche oder soziale Netzwerk bzw. zu internen oder externen psychosozialen Hilfen5 .“

Weitere Begriffe und Definitionen finden sich im Anhang

5 Psychosoziale Notfallversorgung: Qualitätsstandards und Leitlinien Teil I und II. Herausgeber: Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Bonn, August 2011.

Foto: Tobias Grosser

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12 Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V 1313

3 Struktur der PSNV in der JUHZur Abstimmung und Koordination aller Aktivitäten und Maßnahmen im Bereich der PSNV richtet die Bundesgeschäftsstel-le eine „Steuerungsgruppe PSNV“ ein. Mitglieder dieser Steuerungsgruppe sind die von den Landesverbänden berufenen

Experten. Die Leitung obliegt dem Verant-wortlichen in der Bundesgeschäftsstelle. Die Steuerungsgruppe PSNV kann externe Fachkräfte als ständige Gäste zur Mitar-beit berufen. Schematisch kann diese Struktur im Überblick wie folgt dargestellt werden:

Struktur der PSNV in der JUH

PRÄ

VENT

ION

„N

ACH

AUSS

EN“

PRÄVENTION „N

ACH INNEN“

PSYC

HOSO

ZIAL

E AK

UTHI

LFE

PSYCHOSOZIALE AKUTHILFE

KIT

NF

S ENS-TEAM

S IN- UND AUSLAND

EXT. BET

ROFF

ENE EINSATZKRÄFTE

Um der zunehmenden Bedeutung der Psychosozialen Unterstützung für alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter Rechnung zu tragen, wird in der Ausbil-dung für alle verbindlich ein „Grundlagen-modul PSNV“ angeboten. Dieses Modul soll insbesondere die Mitarbeiter über Stressfaktoren, Stressbewältigung und

Belastungsverarbeitung informieren und so zur gesundheitlichen Stabilität beitra-gen. Um eine nachhaltige Wirkung zu ge-währleisten, sollen in regelmäßigen Ab-ständen Auffrischungskurse zu diesen Themen angeboten werden. Näheres hier-zu regelt die Ausbildungsordnung der JUH.

ENS Nord-Ost

ENS Süd-Ost

ENS Süd

ENS Mitte

ENS Nord(Ausland)

Rendsburg

Kiel

EutinNeumünster

Bremen

WunstorfCelle

Winsen/Luhe

BraunschweigBerlin

Land Brandenburg

Salzgitter

Hannover

Münster

Münster

Ennepetal

Königsee

Schweinfurt

Würzburg

Miltenberg

Annaberg

Weimar

Mannheim

Stuttgart

Karlsruhe

SingenKempten

Schwandorf

Regensburg

Köln

Borken

Lübeck Land Mecklenburg- Vorpommern

ENS LandBrandenburg

Legende

JUH KrieseninterventionsteamKooperation mit anderen Verbänden/OrganisationenJUH EinsatznachsorgeteamEinsatznachsorgeteam Extern

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14 Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V 15

4 AufgabengebieteBei den Einsatzarten unterscheiden die Johanniter zwischen Angeboten, die in ihrer Wirkung•nach innen (Mitarbeiterinnen und

Mitarbeiter) und •nach außen (Angehörige, Zeugen,

Betroffene etc.) gerichtet sind.

4.1 Interne UnterstützungsangeboteDie neuesten Erkenntnisse wissenschaft-licher Studien6 belegen, dass eine isolier-te Einsatznachsorge wenig effektiv in der Stressbewältigung wirkt, wenn sie nicht eingebettet ist in ein Gesamtkonzept „Prävention“. Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass durch die täg-liche Praxis und Erfahrungen mit Extrem-situationen die Mitarbeiter eine gesunde und stabile Reaktionsform für belastende Ereignisse entwickelt haben. Die wissen-schaftlichen Untersuchungen der letzten Jahre zeigen, dass besondere Einsatzsze-narien (Tod / Verletzung von Kollegen, Massenanfall von Verletzten etc.) belas-tend auf die Mitarbeiter wirken können. Belastungen führen zu psychischen und körperlichen Reaktionen, die i.d.R. nach einigen Tagen und Wochen abklingen (Akute Belastungsreaktion). Eine Beglei-tung durch psychosoziale Fachkräfte der Mitarbeiter kann die Reaktionsformen

6 Eine Liste der zu Grunde gelegten Studien ist zu finden in: Psychosoziale Notfallversorgung: Qualitäts-standards und Leitlinien Teil I und II“ hrsg.: Bundes-amt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe; Bonn 2011 in „Praxis Bevölkerungsschutz“ Band 7

abmildern und damit die Gefahr einer posttraumatischen Belastungsstörung senken. Durch das ICE-Unglück in Esche-de wurde der Zusammenhang solcher traumatischer Erlebnisse mit der Verletz-lichkeit der Mitarbeiter untersucht und als Tendenz bestätigt.

Im Rettungsdienst und den Einsatzdiens-ten wirkt eine Vielzahl von Belastungs-faktoren auf das Personal ein. Diese reichen von arbeitsorganisatorischen Rahmenbedingungen bis hin zu den sehr individuellen Situationen jedes einzelnen Mitarbeiters. Durch diese Untersuch- ungen konnte nachgewiesen werden, dass sich bestimmte Rahmenbedingungen auf die Gesundheit der Mitarbeiter auswirken. Zu diesen Rahmenbedingungen gehören beispielsweise die arbeitsorganisatori-schen Rahmensetzungen oder die Arbeits-zeit, die körperlichen Belastungen und anderes. Dies kann bis zu einer vollstän-digen Arbeitsunfähigkeit führen. Neben den eher somatischen Symptomen wirken aber auch die psychischen Belastungen des Alltagsgeschehens auf die Mitarbei-ter. Kommen neben den beruflichen Stres-soren auch noch private hinzu, verstärkt sich die Gesamtbelastung des Einzelnen.

In der Regel kann davon ausgegangen werden, dass ein einzelnes Symptom nicht alleiniger Auslöser einer schweren, län-gerfristigen Erkrankung ist. Es ist anzu-nehmen, dass die Summe einer Vielzahl von multiplen Faktoren dazu geführt hat.

Der Dienstbetrieb einer Rettungswache setzt vom Personal ein hohes Maß an Fle-xibilität, Teamfähigkeit sowie ein hohes Leistungsvermögen voraus. Die Leistungs-erbringung erfolgt in hohem Maße dis-kontinuierlich. Es wechseln sich Phasen der relativen Ruhe und Entspannung mit extrem hektischen, belastenden und teil-weise gefährlichen Einsätzen ab. Darüber hinaus sind die Mitarbeiter oft besonders langen Dienstzeiten ausgesetzt. Die Ar-beitszeit enthält in teilweise hohem Um-fang zusätzliche Bereitschaftszeiten. Auch der Wechselschichtdienst (12h/24h) erhöht die Belastung im Dienst. Die Aus-wirkungen des Arbeitsumfeldes werden u.a. in einem INQUA-Bericht (Initiative Neue Qualität der Arbeit) näher beschrie-ben7 . Danach spielen Faktoren wie „Einflussmöglichkeiten bei der Arbeit“, „Entscheidungsspielraum“ etc. im Erleben der Mitarbeiter eine wichtige Rolle. Diese Aussage wird auch durch verschiedene Studien8 der Hochschule Magdeburg gestützt, wenn auch mit anderen Ausprä-gungen. Die Führungs- und Leitungsqua-litäten der Vorgesetzten auf einer Rettungswache sind ebenfalls ein ent- scheidendes Kriterium, wie die Mitarbei-ter den Dienst erleben. „Gute Führungs-qualitäten des unmittelbaren Vorge- setzten, Gemeinschaftsgefühl unter den Mitarbeitern sowie soziale Unterstützung und Feedback durch Kollegen und Vorge-

7 DRK Abschlussbericht INQA, Prof. Dr. Badura (Universität Bielefeld, S. 23ff)8 Hering, 2004; Hering&Beerlage, 2005

setzte stehen in einem starken Zusam-menhang mit Arbeitszufriedenheit9 “. Der Hinweis, dass „soziale Beziehungen“ im Alltag auf den Rettungswachen einen wichtigen Faktor darstellen, gilt es beson-ders zu beachten. Den arbeitsorganisato-rischen Aspekten ist somit eine entspre-chende Aufmerksamkeit zu schenken. Fehlentwicklungen oder Führungsfehler wirken sich direkt und langfristig auf die Arbeitsleistung aus und mindern die Leis-tungsfähigkeit des Einzelnen wie des Gesamtsystems. Gerade Rettungs- und Sanitätsorganisationen müssen Vorsorge treffen, wie sie ihr Personal für entspre-chende Situationen stärken. Hier bekommt der Faktor „Prävention“ seine besondere Bedeutung.

4.1.1 Prävention Erkenntnisse aus der Präventionsfor-schung sind standardisierter Inhalt der rettungsdienstlichen Ausbildung. Auch in den Fortbildungen empfiehlt sich die regelmäßige Thematisierung von präven-tiven Maßnahmen. Prävention ist eine Führungsaufgabe, die vor Ort z.B. in den Rettungswachen bzw. den Einsatzgrup-pen oder Diensten geleistet werden soll. 4.1.1.1 AufgabeFür die Vermittlung der Inhalte von Prä-vention sollen möglichst lokal entspre-chend geeignete und geschulte Mitarbei-ter gewonnen werden. Sie haben die

9 DRK Abschlussbericht INQU, S. 28

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16 Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V 17

Aufgabe, in den lokalen Einrichtungen (Rettungswachen, Einsatzgruppen etc.) in regelmäßigen Abständen zu Themen der Prävention die Mitarbeiter zu sensibilisie-ren. Dabei geht es vordringlich darum, Maßnahmen der Gesunderhaltung und inneren Stärkung zu vermitteln und auf aktuelle Belastungsmomente zeitnah zu reagieren. Diese Maßnahmen sind nied-rigschwellig anzusetzen. Zukünftig ist zu überlegen, vor Ort in den Rettungswa-chen/Einsatzgruppen Personen mit dieser Aufgabe direkt zu betrauen.

4.1.1.2 ProfilDie Mitarbeit im Bereich der Prävention setzt ein hohes Maß an fachlicher Kennt-nis zu Prävention und Arbeitssicherheit voraus als auch spezifische kommunika-tive und soziale Fähigkeiten im Umgang mit den Mitarbeitern.

Unter dieser Voraussetzung zeichnet sich folgendes Mitarbeiterprofil:•Mindestalter 25 Jahre•Mitarbeit im entsprechenden Fach-

dienst über mindestens 2 Jahre•Mitarbeiter muss Mitglied in den Fach-

diensten „Krisenintervention, Notfall-seelsorge oder Einsatznachsorge“ sein.

4.1.1.3 Herkunft und StrukturEs ist empfehlenswert, dass Mitarbeiter für die Präventionsarbeit aus der organi-satorischen Einheit Rettungswache etc.) gewonnen werden und sie dort durch ihren Dienst eingebunden sind.

4.1.1.4 Mindestanforderungen der AusbildungMitarbeiter, die sich für die Aufgabe der Prävention interessieren, sollten inhalt-lich mit den Themen „Belastungen und Gefährdungen im Arbeitsalltag, Psycho-soziale Unterstützung, betriebliche Ge-sundheitsfürsorge und Arbeitssicherheit / -vorsorge“ vertraut sein.

Für die pädagogische Vermittlung der Themen wird den Interessierten eine spezifische Schulung angeboten und ent-sprechendes Material zur Verfügung gestellt. Die Mitglieder der Johanni-ter-Einsatznachsorgeteams sind von ihrer Ausbildung und Praxis her sehr gut geeignet für diesen Dienst.

4.1.1.5 Beauftragung/BerufungEs wird den besonderen Charakter und die Bedeutung der Aufgabe strukturell unter-stützen und in das Bewusstsein des Verbandes heben, wenn die jeweiligen Mitarbeiter formell durch den Regional- vorstand der jeweiligen Gliederung in ihren Dienst berufen werden. Diese Beru-fung macht deutlich, dass es erklärtes Ziel der Leitungsebene der Johanniter ist, präventiv für die Gesundheit des Personals zu sorgen.

4.1.2 Einsatzbegleitung (on-scene- Support)Die Erfahrungen bei großen Einsätzen (Großschadenlagen, Massenanfall von Verletzten (MANV) oder auch bei Amo-

kläufen (z.B. Erfurt, Winnenden) haben gezeigt, dass die hohe Belastung der Ein-satzkräfte in diesen Fällen den Einsatz von speziell geschulten Fachkräften für Ein-satznachsorge notwendig machen. Diese Fachkräfte stehen in solchen Lagen den Einsatzkräften vor Ort zur Bewältigung der Belastungsreaktionen zur Verfügung.

4.1.2.1 AufgabeDie speziell für diese Aufgabe geschulten Fachkräfte Einsatznachsorge übernehmen im rückwärtigen Bereich des Einsatzge-schehens die Betreuung des eingesetzten Johanniter-Personals. On-scene-support Aufträge werden durch die Johanniter- Leitungs-/Führungskräfte vor Ort erteilt. Diese stimmen sich mit den regional zuständigen Behörden der nicht-polizei-lichen Gefahrenabwehr eng ab, um keine Doppelvorhaltungen zu produzieren.

4.1.2.2 ProfilMitarbeiter im Rahmen des on-scene- supports sind ausgebildete „Fachkräfte Einsatznachsorge“. Sie haben eine beson-dere Schulung durchlaufen. Das Eignungsprofil orientiert sich an den Fachkräften Einsatznachsorge (s. Punkt 4.1.3.3 Seite 19ff).

4.1.2.3 StrukturFür diesen Dienst werden keine besonde-ren Strukturen vorgehalten. Die Ressour-cen werden durch die vorhandenen Johanniter-Einsatznachsorgeteams vor-gehalten.

4.1.2.4 Mindestanforderungen der AusbildungMitarbeiter, die als Fachkräfte im on- scene-support eingesetzt werden wollen, weisen eine spezielle Schulung/Fortbil-dung nach. Diese richtet sich nach den Empfehlungen der ICISF10 . Der Gesamt-leiter Einsatznachsorge der Johanniter bestätigt die Ableistung dieser Fortbil-dung und erteilt die Erlaubnis, in diesem Aufgabenfeld tätig zu werden.

4.1.3 EinsatznachsorgeUnter Einsatznachsorge (ENS) verstehen die Johanniter die standardisierte und or-ganisatorische Vorhaltung von speziell ausgebildeten Fachkräften zur kurzzeiti-gen Betreuung und Begleitung von Ein-satzkräften nach besonders belastenden Ereignissen/Einsätzen (s. Anhang „Definiti-onen).

4.1.3.1 AufgabeAufgabe eines ENS-Teams ist es, standar-disierte Einsatznachsorge-Gespräche zu führen und an der „Primären Prävention“11 mit ihrem Fachwissen mit zu wirken. Die Mitarbeiter der ENS-Teams haben vor-dringlich folgende Aufgaben zu erfüllen:•Primäre Prävention (Einsatzvorberei-

tung)•Beratung von Einsatzleitern während

und nach Einsätzen (bei großflächigen Schadenlagen ggf. auch Beratung der

10 ICISF : Internatioal Critical Incident Stress Foun-dation; http://www.icisf.org11 Begriffserläuterungen: siehe Anhang S.34

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18 Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V 1919

Technischen Einsatzleitungen durch die Führungskraft des ENS-Teams)

•Kurzzeitige (!) psychosoziale Beglei-tung von Einsatzkräften unmittelbar nach belastenden Einsätzen (sekundäre Prävention)

•Durchführung von strukturierten Einsatznachsorgegesprächen bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der JUH bzw. bei externer Anforderung auch bei anderen Einsatzkräften (sekundäre Prävention)

•Angebote von nachsorgenden Einzel-gesprächen (sekundäre Prävention). Im Bedarfsfall Vermittlung in weiter-führende Beratung und Behandlung (tertiäre Prävention)

4.1.3.2 StrukturDie Johanniter halten bundesweit über die zentrale Alarmierungsstelle der Melde- und Informationszentrale (MIZ) dezentrale ENS-Teams in Bereitschaft. Ein Team besteht grundsätzlich aus sog. Peers und Psychosozialen Fachkräften (PSFK). Als Peer bezeichnen wir Mitarbeiter aus dem jeweiligen Fachgebiet (z.B. Rettungs-dienst, Einsatzdienst). Psychosoziale Fachkräfte verfügen über eine fachspezi-fische Hochschulausbildung aus den Be-reichen•Theologie •Psychologie •Sozialwesen•Medizin (mit entsprechender Fach-/

Zusatzausbildung für „psychosoziale und kommunikative Kompetenzen“)

Wünschenswert sind langjährige Erfah-rungen in der Krisenintervention oder Ar-beit mit Patienten im klinischen/thera-peutischen Setting.

Die Organisatorische Leitung eines ENS-Teams erfolgt durch den „Koordinator“ (Koord) bzw. dessen Stellvertreter.

Die fachliche Leitung obliegt der leiten-den psychosozialen Fachkraft (LtdPSFK). Jedes Team ist aufgefordert, diese Lei-tungsfunktionen mit unterschiedlichen Personen zu besetzen und eine Vertretung sicher zu stellen.

Ein Johanniter ENS-Team besteht aus:•mind. 2 Psychosozialen Fachkräften &•mind. 6 Peers Ein ENS-Team bedarf einer organisatori-schen Zuordnung in einem Landesver-band. Mehrere Landesverbände können gemeinsam ein ENS-Team betreiben. Innerhalb eines Landesverbandes bzw. eines Landesverband-Verbundes wird jeweils nur ein ENS-Team unterhalten.

Bei entsprechender Mitgliederstärke kön-nen Sub-Teams nach geografischen oder sächlichen Aspekten gebildet werden.

Zur Koordination und Abstimmung über organisatorische und fachliche Fragestel-lungen wird eine Leitungskonferenz Ein-satznachsorge berufen. Mitglieder dieser Konferenz sind die Ltd. Psychosozialen Fachkräfte und Koordinatoren bzw. deren

Stellvertreter der einzelnen Johanniter ENS-Teams. Auf Einladung können auch Gäste zu diesen Konferenzen eingeladen werden. Die fachliche Gesamtleitung der Johan-niter ENS-Teams wird einer entsprechen-den Fachkraft (Gesamtleiter Einsatz-nachsorge) übertragen. Diese Fachkraft kann auch von extern berufen werden. Die Berufung erfolgt durch die Steuerungs-gruppe PSNV der Johanniter auf Vorschlag durch die Leitungskonferenz der Einsatz-nachsorge.

4.1.3.3 Mindestanforderungen Die Tätigkeit in der Einsatznachsorge erfordert von dem eingesetzten Personal eine hohe berufliche Expertise. Daher kommt der verantwortlichen Auswahl eine besondere Bedeutung zu. Die Mitar-beit in einem Johanniter Einsatznachsor-geteam setzt die erfolgreiche Ausbildung

(CISM 1 und 2) zur Fachkraft Einsatz-nachsorge (FK ENS) voraus.

Psychosoziale FachkraftGrundvoraussetzungen:•Sozialwissenschaftliche/humanmedi-

zinische Grundqualifikation•Erfahrung/Einsatzerfahrung bei

psychosozialen Krisen•Soziale Kompetenz•Hohe Frustrationstoleranz•Mehrjährige (mind. 2 Jahre) Tätigkeit in

einem sozialen / medizinischen Bereich•Team-/ Kommunikationsfähigkeit•Lebenserfahrung (mind. 25 Jahre alt)•Verpflichtung für eine mind. 3 jährige

Mitarbeit. Anzustrebende Erfahrungen:•Einsatzerfahrung im Bereich des

Rettungsdienstes/Bevölkerungsschutz•Kenntnisse über die Verbandsstrukturen

Foto: Birgit Betzelt

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20 Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V 21

PeerGrundvoraussetzungen:•Abgeschlossene Ausbildung zum

Notfallsanitäter/Rettungsassistenten/Rettungssanitäter bzw. abgeschlosse-ne Ausbildung in den Einsatzdiensten (mind. SanB2) - Sanitätshelfer

•Mehrjährige Erfahrung im Rettungs-dienst/im Bevölkerungsschutz

•Erfahrung/Einsatzerfahrung bei psychosozialen Krisen

•Soziale Kompetenz•Hohe Frustrationstoleranz•Teamfähigkeit/Kommunikationsfähigkeit•Lebenserfahrung (mind. 25 Jahre alt)•Verpflichtung für eine mind. 3 jährige

Mitarbeit

Anzustrebende Erfahrungen:Einsatzerfahrung im Bereich des Krisen-interventionsdienstes•Mehrjährige (mind. 2 Jahre) Tätigkeit

im Rettungsdienst bzw. in einem Einsatzdienst als Führungskraft

4.1.3.4 Aus- und FortbildungIn der Einsatznachsorge der Johanniter können ehren- und hauptamtliche Mitar-beiter mitwirken, die die Fachausbildung „Fachkraft Einsatznachsorge“ erfolgreich abgeschlossen haben. Die Fachausbildung „Fachkraft Einsatznachsorge“ orientiert sich an dem von der ICISF festgelegten CISM12 - Standard für Gruppen - und Ein-

12 CISM : Critical Incident Stress Management nach Dr. J. Mitchell und Dr. George Everly, Strukturiertes Interventions Modell

zelinterventionen (in Deutschland: CISM 1+2 Ausbildungen). Sie schließen mit dem internationalen Zertifikat der ICISF ab.

Zur Sicherung der Qualität müssen die Fachkräfte Einsatznachsorge innerhalb von 3 Jahren mindestens 30 (Unterrichts)Stunden qualifizierte Ausbildung nach-weisen. Den Nachweis führen die Koor-dinatoren in den Einsatznachsorge- Teams. Im Einzelfall erkennen die jewei-ligen Ltd. Psychosozialen Fachkräfte in den Teams Fortbildungsnachweise exter-ner Anbieter an.

Externe Ausbildungen werden bei Bedarf durch den Gesamtleiter Einsatznachsorge anerkannt.

4.2 Externe UnterstützungsangeboteDie Betreuung bzw. Unterstützung von unverletzt Betroffenen nach Katastro-phen oder großen Schadenereignissen obliegt den örtlichen Kommunen. Sie be-dienen sich hierbei den Einrichtungen der Hilfsorganisationen (ASB, DRK, MHD, JUH) mit ihren Betreuungsangeboten. Dieser Betreuungsdienst der nicht-poli-zeilichen Gefahrenabwehr ist für eine Be-reitstellung von Unterkunft, Verpflegung und sozialer Betreuung zuständig. Die psychosoziale Betreuung (Psychosoziale Akuthilfe) von Betroffenen nach individuellen Schadenlagen bzw. bei Großschadenlagen / Massenanfall von Verletzten (MANV) ist hingegen eine frei-willige Leistung, die durch die christlichen

Kirchen und die Hilfsorganisationen be-reitgestellt wird. Beide Dienste leisten direkte Hilfe und Unterstützung von Be-troffenen. Sie sind somit Teil eines um-fassenden Leistungsangebotes in bzw. nach Krisensituationen und ergänzen sich gegenseitig in ihren Leistungen.

4.2.1 Psychosoziale Akut-HilfeDie Psychosoziale Akuthilfe (PSAH) glie-dert in Krisenintervention (im Rettungs-dienst) und Notfallseelsorge Ihr Angebot richtet sich an die o.g. Zielgruppe Sie werden jedoch von unterschiedlichen Sys-temen getragen.

Die Notfallseelsorge ist integraler Be-standteil der christlichen Kirchen in Deutschland. Die Krisenintervention ist ein Dienst, der sich aus dem Rettungs-dienst entwickelt hat und von den Hilfs-organisationen getragen wird.

Im Jahre 2012 haben die Evangelische und Katholische Notfallseelsorge sowie die vier Hilfsorganisationen (ASB, DRK, JUH, MHD) eine Vereinbarung über Qualitäts-standards und Leitlinien in der PSNV für Betroffene (Psychosoziale Akuthilfe) in der Bundesrepublik Deutschland unter-zeichnet.

Die JUH erkennt diese Leitlinien und sei-ne Anlagen für die Ausbildung und Tätig-keit in der PSNV als verbindliche Min-deststandards an Punkt III Seite 38ff un-seres Rahmenkonzeptes.

4.2.1.1 Kriseninterventionsdienste4.2.1.1.1 AufgabeKriseninterventionsdienste leisten kurz-zeitige Unterstützung und Hilfestellung für Überlebende, Angehörige, Hinterblie-bene, Zeugen und/oder Vermissende in Akutlagen nach belastenden Ereignissen. Die Hilfe richtet sich ausschließlich an Dritte. Die Indikationsstellung ergibt sich aus der in der o.g. Vereinbarung festge-legten Zielsetzung.

4.2.1.1.2 ProfilDas Profil der Mitarbeiter orientiert sich an den in der o.g. Vereinbarung festgeleg-ten Mindestanforderungen für das Perso-nal in der Psychosozialen Akuthilfe. Darü-ber hinaus müssen in der JUH folgende Voraussetzungen zur Mitarbeit erfüllt sein:•Nachweis der Unterzeichnung zur

längerfristigen Mitwirkung im Krisen-interventionsdienst der Johanniter.

•Unterzeichnung der Erklärung zur Be- reitschaft zur Teilnahme an den vorge-schriebenen Aus- und Fortbildungen.

•Unterzeichnung der Erklärung zur Teilnahme an den angebotenen Supervisionsangeboten.

•Unterzeichnung der Schweigepflich-terklärung

•Unterzeichnung der Erklärung zur Verfassungstreue

4.2.1.1.3 StrukturKriseninterventionsdienste sind bundes-weit oft durch Kooperationen mit anderen Trägern gekennzeichnet. Die Johanniter

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22 Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V 23

übernehmen hier teilweise die organisa-torische Leitung, in anderen Fällen sind sie Mitwirkende. In diesen Fällen gilt die vor Ort mit den Beteiligten vereinbarte Organisationsform.

Ist die JUH alleiniger Träger eines Krisen-interventionsdienstes, ist dieses Team einem Regionalverband organisatorisch zugeordnet. Dieser Verband stellt ausrei-chend finanzielle Mittel für die Ausübung des Dienstes zur Verfügung. Ein Johanni-ter-Kriseninterventionsdienst verfügt über eine Führungsstruktur (Leitung, Stellvertretung). Der Leiter des Krisen- interventionsdienstes sollte der Regional-verbandsleitung als Experte angehören.

Der Leiter des Johanniter Kriseninterven-tionsdienstes und der Regionalpfarrer stehen in einem regelmäßigen (fachli-chen) Austausch. Es wird eine enge Zu-sammenarbeit mit den Johanniter Einhei-ten des Katastrophenschutzes (Betreu-ungsdienst) angestrebt.

4.2.1.1.4 Mindestanforderungen der AusbildungDie Mitwirkung im Fachdienst setzt den Nachweis von spezifischen Ausbildungen voraus und orientiert sich an den Rege-lungen der o.g. Vereinbarung (siehe Punkt III Teil 2 Seite 43).

Neben den dort festgelegten Mindestaus-bildungsstandard muss das Personal der Johanniter Kriseninterventionsdienste

noch folgende Nachweise erfüllen:•Die Mitarbeiter müssen mindestens

eine Ausbildung als Sanitätshelfer (SanB 2) nachweisen.

•Die Mitarbeiter müssen ferner die in der Ausbildungsordnung festgeleg-ten weiteren organisationseigenen Grundlagenkurse nachweisen.

4.2.2 Notfallseelsorge Notfallseelsorge ist „Grundbestandteil des Seelsorgeauftrags der Kirchen“.

In den Hamburger Thesen (2007)13 for-muliert die ev. Notfallseelsorge ihr Selbst-verständnis wie folgt (Auszug):„Menschen in Notfallsituationen beizuste-hen, ist unverzichtbarer Bestandteil christ-lichen Glaubens. Notfallseelsorge ist eine Form dieses Beistands. Sie ist damit ein Grundbestandteil des Seelsorgeauftrages der Kirchen und ist in ihrem Grundsatz ökumenisch ausgerichtet. Notfallseelsorge richtet sich an alle Menschen und achtet das Recht auf Selbstbestimmung und die religiöse und weltanschauliche Orientie-rung der Betroffenen. Die Seelsorge im Angesicht von Leid und Tod ist von jeher wesentlicher Bestandteil des seelsorgli-chen Auftrags der Kirchen. (….) Notfallseel-sorge ist somit eine unerlässliche, ergän-zende Form kirchlicher Seelsorge.“

13 Hamburger Thesen zur Notfallseelsorge der Kon-ferenz der Evangelischen Notfallseelsorge in Deutsch-land, Hamburg, 2007

Das patentrechtlich geschützte Logo der Notfallseelsorge sieht folgendermaßen aus:

Nähere Informationen zur Notfallseel-sorge findet sich unter: http://www.notfallseelsorge.de

4.2.2.1 AufgabeNotfallseelsorge ist das Bemühen, sich ungeachtet der Kirchenzugehörigkeit – nach dem Vorbild des „Barmherzigen Sa-mariters“ – dem in Not geratenen Men-schen als Nächster zu erweisen. Solche Situationen können sein:•Tod im privaten Bereich•Überbringung von Todesnachrichten•Tod/schwere Verletzungen von

Kindern•Unfälle•Brände•Suizid•Gewaltverbrechen

4.2.2.2 Kooperation mit der Evangeli-schen NotfallseelsorgeFunktionierende Notfallseelsorge ist ohne gut funktionierende Kooperationen und Netzwerke nicht denkbar. Dies gilt sowohl für den Einsatz vor Ort als auch für die Zeit

danach.Die Vernetzungen innerhalb der Einsatz-strukturen haben sich bewährt, sei es zu den unterschiedlichen Rettungsdien-storganisationen wie zum Beispiel dem Arbeiter-Samariter-Bund, Deutsches Rotes Kreuz, Johanniter-Unfall-Hilfe (siehe Ver-trag „Strategische Partnerschaft“) und Malteser Hilfsdienst, zu den Feuerwehren, zum Technisches Hilfswerk, zur Polizei und zu kommunalen, Landes- und Bundesbe-hörden. Notfallseelsorge braucht die Netz-werke für danach – für die Betroffenen, deren Angehörige, für Einsatzkräfte und für sich selbst, um nachhaltige Bewälti-gung des Erlebten zu ermöglichen. Im Jah-re 2010 haben die Konferenz der Evange-lischen Notfallseelsorge und die Johanni-ter-Unfall-Hilfe e.V. eine Strategische Partnerschaft unterzeichnet. Ziel dieser ist es, die Kooperation und die gegenseitige Unterstützung und Beratung in Fragen der Notfallseelsorge und Krisenintervention zu stärken. Der genaue Wortlaut ist der An-lage Nr. 1 zu entnehmen.

4.2.2.3 StrukturNotfallseelsorge in Deutschland präsen-tiert sich heute als gut organisiertes, flächendeckendes System, das Menschen in seelischen Notlagen professionelle Begleitung und Betreuung anbietet.

4.3 Vernetzung / Synergien zum Betreuungsdienst (KatS)Im Rahmen des Zivil- und Katastrophen-schutzes haben Bund und Länder Vor-sorge dafür getroffen, dass bei großen

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24 Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V 25

Schadenlagen die Bevölkerung mit den lebenswichtigsten Gütern und Leistungen (Unterkunft, Versorgung, Verpflegung, Be-treuung) versorgt werden. Diese Leistun-gen werden durch die Hilfsorganisation mit Unterstützung der technischen Diens-te (Feuerwehren, THW) erbracht. Neben der Sicherstellung der lebenswichtigen Güter spielt auch die soziale Betreuung der Betroffenen eine Rolle. Hier ergibt sich eine Schnittstelle zur Tätigkeit der Psy-chosozialen Akuthilfe. Die Johanniter stellen durch geeignete interne Maßnah-men sicher, dass ein vertrauensvoller und enger Austausch zwischen beiden Fach-diensten gewährleistet ist.

4.4 Führungskräfte und Fachbera-ter in der PSNV

4.4.1 AufgabeFür die Großschadenlage/Katastrophe bzw. dem Massenanfall von Verletzten wird durch die örtliche Gefahren-abwehr-behörde die operativ-taktische Einsatz-leitung bzw. Einsatzstäbe gebildet. Je nach Umfang der Schadenlage sind hier-für auch speziell ausgebildete Führungs-kräfte und/oder Fachberater aus dem Be-reich der PSNV erforderlich.

Entsprechende Ausbildungen werden an der Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) bzw. den Bildungseinrichtungen der Län-der angeboten. Die Johanniter entsenden nach Bedarf geeignete Führungskräfte in

diese Schulungen. Diese stehen dann für derartige Schadenlagen als Fachberater bzw. Führungskraft zur Verfügung.

Für den Fall, dass Rettungskräfte selbst Opfer einer Katastrophe bzw. eines Atten-tates geworden sind, halten die Johanni-ter eine Anzahl von Experten aus dem Fachbereich der PSNV vor. Auf Anforde-rung können sie im Einsatzfall den betrof-fenen Regionalverband bei den zu tref-fenden Maßnahmen nach innen unter-stützen. Sie sind nicht in die oper- ativtaktische Struktur der Gefahrenab-wehr eingebunden. Sie haben ausschließ-lich beratende Funktion. Zu den Aufgaben können beispielsweise gezählt werden: •Lage/ggf. Schaden und den sich

daraus ergebenden Unterstützungsbe-darf erkunden,

•Beratung der Entscheidungsträger der betroffenen Verbände in Fragen der PSNV,

•Bedarf an psychosozialer Unterstüt-zung ermitteln und an die MIZ melden,

•Strukturen der Betreuung ggf. be-darfsorientiert anpassen oder neu schaffen oder

•Koordination der Einsatznachsorge-teams zu deren Einsatzorten und För- derung des gemeinsamen Austausches.

4.4.2 Prävention als FührungsaufgabeFührungskräfte tragen eine hohe Verant-wortung für die eigenen Einsatzkräfte sowohl im Einsatz als auch im Alltag. Sie sorgen dafür, dass die Sicherheitsbestim-

mungen eingehalten werden, an den Ein-satzstellen die Eigengefährdung mög-lichst minimiert wird und nur ausgebilde-tes Personal zum Einsatz kommt. Darüber hinaus motivieren sie das Personal und dienen nicht zuletzt auch als Vorbilder für das Team. Teamentwicklung ist gerade bei Gruppen, die unter besonderen Erschwer-nissen tätig sind, besonders wichtig. Jeder muss sich auf den Anderen verlassen kön-nen. Ein transparenter und partnerschaft-licher Führungsstil fördert die Zusam-menarbeit und sichert ein engagiertes Miteinander aller Aktiven. Damit das Team funktionieren kann legen die Johan-niter besonderen Wert darauf, dass Füh-rungskräfte ihrer Aufgabe der Vorsorge bzw. Prävention gerecht werden. Dazu erhalten Führungskräfte spezifische Fort-bildungen. Die Einsatzgruppen/Wachen sollen dazu angehalten werden, regelmä-ßig Angebote der Prävention durch die Präventionsbotschafter zu nutzen.

Eine gut strukturierte und vertrauensvol-le Präventionsarbeit fördert den Zusam-menhalt, mindert belastungsbedingte Personalausfälle und beugt langfristigen gesundheitlichen Schäden vor.

4.4.3 Einbindung in die Gefahren-abwehr / Planung nach LandesrechtStrukturen der PSNV sollen in die formel-len Strukturen der örtlichen Gefahrenab-wehr bzw. in die Ebenen der überörtlichen staatlichen Gefahrenabwehr (Bezirksebe-ne, Landesebene) eingebunden werden.

Die Johanniter unterstützen die Bemü-hungen des BBK und erkennen die in der Konsensus-Konferenz beschriebenen Eck-punkte14 an. Dies sind insbesondere:•PSNV ist in die Führungs- und

Organisationsstrukturen einzubinden und dabei auf die bereits bestehenden Strukturen der Gefahrenabwehr abzustimmen.

•Bei der Einbindung der PSNV in die bereits bestehenden Strukturen der Gefahrenabwehr ist das gesamte Führungssystem zu berücksichtigen.

•Bei der Einbindung in die jeweilige Einsatzabschnittsstruktur ist die PSNV mit den Einsatzabschnitten „Rettungs- und Sanitätsdienst“ bzw. „Betreuungs- dienst“ zu verknüpfen.

•Für komplexe Gefahren- und Scha-denlagen sind PSNV-Führungskräfte vorzubereiten, bereitzustellen und einzusetzen.

•Bei einer komplexen Gefahren- oder Schadenlage sollte eine längerfristige und anlassbezogene Koordinierungs-stelle eingerichtet werden.

Die Johanniter bemühen sich vor Ort, diese Strukturen der Gefahrenabwehr mit ihren Partnern zu entwickeln. Besonders im Rahmen der Strategischen Partnerschaft zur Konferenz der Evang. Notfallseelsorge sollen hier zukunfts- fähige Modelle der Zusammenarbeit entwickelt werden.

14 Psychosoziale Notfall Notfallversorgung: Quali-tätsstandards und Leitlinien, Teil 1 und II, S. 31 ff

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26 Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V 27

4.4.4 Landeszentralstellen PSNVAuf Empfehlung der Konsensus-Konfe-renz des BBK sollen die Länder „Landes-zentralstellen“ für die PSNV einrichten. Die Johanniter begrüßen solche Einrich-tungen und arbeiten mit diesen staatli-chen Stellen vertrauensvoll zusammen.

5 Aus- und FortbildungEine fundierte Aus- und Fortbildung sichert die Qualität der Leistung, stellt für die Mitarbeiter eine Stärkung für den Um-gang mit den Belastungen ihres Dienstes dar und gewährleistet, dass sie Sicherheit in der Ausübung ihrer Aufgaben gewinnen.

Die Ausbildung im Bereich der PSNV ist modulhaft aufgebaut. Grundsätzlich ist die Theorieaneignung vielfältig in ihren modernen Lernformen (z.B. Lernbriefe, eLearning, Seminare) möglich.

Die Ausbildung beinhaltet neben den the-oretischen Grundlagen zwingend auch praktische Lernfelder / Erfahrungsfelder incl. eines angemessenen Anteils an Selbsterfahrung.

Die Inhalte der Ausbildungsgänge werden in der JUH Ausbildungsrahmenkonzeption PSNV dezidiert beschrieben.

5.1 StrukturZuständig und verantwortlich für die in-ternen Aus- und Fortbildungen ist der Bereich „Bildung und Erziehung (BEE)“ in der Bundesgeschäftsstelle.

5.1.1 Zentrale Aus- und FortbildungenDie Johanniter bieten sowohl zentrale An-gebote in ihren Bildungsinstituten als auch lokale Aus-, Fort- und Weiterbildun-gen an.

5.1.2 Grundlagenausbildung „Prä-vention“Alle haupt- und ehrenamtlichen Mitar-beiter müssen das Grundlagenseminar zur Stressbewältigung / Stressbearbeitung „Prävention“ absolvieren. Das Ausbil-dungsrahmenkonzept legt Näheres zur Fortbildungsverpflichtung fest.

6 Soforthilfeeinsätze der JUH 6.1 EinführungDurch die Erfahrungen der vergangenen Jahren – so zum Beispiel beim Erdbeben im Iran 2003, dem Tsunami 2004, dem Erdbeben in Pakistan 2005, den Zyklonen am Golf von Bengalen 2007/2008 und in Haiti 2010 – konnte eine große eigene Expertise aufgebaut werden. Um die Soforthelfer bei der Verarbeitung der Eindrücke aus den Einsätzen nicht allein zu lassen, hält die JUH das Angebot der Einsatznachsorge (ENS) nach jedem Einsatz vor.

Die ENS ist Bestandteil der psycho-sozi-alen Notfallversorgung (PSNV). Die PSNV umfasst neben der ENS auch die Einsatzbetreuung der Soforthelfer15 durch Not-

15 Im Folgenden wird aus Gründen der Lesbarkeit jeweils nur die männliche Form verwendet. Gemeint sind jedoch ausdrücklich Personen beiden Geschlechts.

fallseelsorger unmittelbar im Einsatzge-schehen (on scene) und die Betreuung der Angehörigen während des Einsatzes.

Durch die zunehmende Tätigkeit der So-forthelferinnen und Soforthelfer im Aus-land direkt vor Ort in den Katastrophen-gebieten und der damit verbundenen ein-satzspezifischen Exposition ergibt sich die Notwendigkeit von Maßnahmen zum Schutz der Einsatzkräfte vor den eventu-ellen Risiken von psychischen Traumafol-gestörungen und/oder einer „Burn-Out“ -Symptomatik.

Parallel zu den schon vorhandenen Struk-turen der ENS für im Inland tätige Helfer und Mitarbeiter wird von der Johanni-ter-Auslandshilfe ein dringlicher Bedarf gesehen, den im Ausland tätigen Einsatz-kräften ebenfalls eine solche Struktur der ENS bei/nach der Rückkehr nach Deutsch-land und im Bedarfsfall eine seelsorgeri-sche Unterstützung vor Ort im Einsatz („on scene support“) zur Verfügung zu stellen.

Der Einsatz in Haiti war in diesem Punkt wegweisend, da beide Komponenten der psychosozialen Unterstützung hilfreich praktiziert wurden, sodass daraus Er-kenntnisse für weitere Einsätze gezogen wurden, die in dieses Konzept Eingang gefunden haben.

6.2 Belastung und Krise/Schutz und RisikofaktorenFür im Rettungsdienst und in der Katast-rophenhilfe eingesetzte Kräfte gibt es eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit für das Erleben von extrem belastenden Er-eignissen als für die Normalbevölkerung. Hierunter verstehen wir sowohl das Erle-ben von Tod und schweren körperlichen Schäden bei anderen Menschen als auch das Erleben der emotionalen und psychi-schen Reaktionen der Betroffenen sowie das Gefühl eigener Hilflosigkeit und Ge-fährdung in unsicheren Lagen.

Diese Belastungen können bei Einsatz-kräften besondere Verhaltens- und Erle-bensweisen zur Folge haben, die unter dem Begriff (akute) Belastungsreaktion zusammengefasst werden. Die WHO be-schreibt diese als eine „vorübergehende Störung von beträchtlichem Schwere-grad, die sich bei einem psychisch nicht manifest gestörten Menschen als Reakti-on auf außergewöhnliche körperliche und seelische Belastung entwickelt und im Allgemeinen innerhalb von Stunden oder Tagen abklingt“.16 In besonderen Fällen klingt diese Belastungsreaktion jedoch nicht wieder ab und kann zu einer chro-nischen Beeinträchtigung im Sinne einer „posttraumatischen Belastungsstörung“ (PTBS) führen. Diese psychische Erkran-kung ist gekennzeichnet durch intensives

16 International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems, 10th Revision, Geneva, WHO, Vol. 1, 2008

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28 Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V 29

Wieder-Erinnern an die schreckliche Si-tuation in „Flashbacks“ oder „traumati-schen Träumen“ und/oder das Vermeiden von allen Situationen, die mit dem erleb-ten Schrecken zu tun haben. Körperlich leiden die Betroffenen häufig unter Schlafstörungen, Konzentrationsproble-men einer erhöhten Reizbarkeit, starken Schreckreaktionen und einem deutlich verminderten Interesse an Dingen, die vor dem Ereignis Gewohnheit waren.

Die Betroffenen ziehen sich aus ihrer so-zialen Gemeinschaft zurück und versu-chen oft, die auftretenden belastenden Bilder und Gedanken mit Alkohol oder Drogen zu bekämpfen.

Normalerweise haben alle Einsatzkräfte bewährte eigene Strategien, mit erhöh-tem Stress umzugehen. So werden auf-rührende Ereignisse beispielsweise mit einem Kollegen oder dem Lebensgefähr-ten besprochen und so als weniger belas-tend erlebt, oder das seelische Gleichge-wicht durch körperliche Betätigung bzw. angenehme Freizeitgestaltung wieder hergestellt. Häufig gibt es jedoch Situa-tionen, die so einschneidend sind, dass die eigenen Bewältigungsstrategien nicht mehr ausreichen. Hier haben sich in den letzten Jahren Techniken etabliert, welche die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von PTBS verringern. Ein besonders gut unter-suchtes und weit verbreitetes Verfahren ist das „Critical Incident Stress Manage-ment (CISM)“ nach Jeffrey T. Mitchell. Es

stellt eine Reihe von Techniken zur Ver-fügung, die neben der Unterstützung von Einzelnen aber auch Gruppen-interventi-onen ermöglichen.

Diese Gespräche haben zum einen den Sinn, die Stabilität des Einzelnen und der Gruppe zu gewährleisten, zum anderen können sie erfahrenen psychosozialen Fachkräften die Gelegenheit geben, sich vor Ort ein Bild über den aktuellen psychischen Zustand der Gruppe und der einzelnen Einsatzkräfte zu machen, und so gegebenenfalls weitere Maßnahmen zu empfehlen.

Wichtig ist für die Einsatzkräfte, die Er-fahrung zu machen, dass ihre Gefühle und Verhaltensweisen eine absolut normale Reaktion auf ein außergewöhnliches Er-eignis sind, und sie erkennen können, dass sie ein Teil einer sozialen Gemeinschaft sind und bleiben, ihre ungewohnten Stressreaktionen zeitlich befristet sind, und ihnen bei Bedarf kompetente profes-sionelle Hilfe zur Verfügung steht.

6.3 Primäre PräventionDie JUH stellt für ihre Einsatzkräfte ein Maßnahmenpaket zur Verfügung, um die Helfer in diesem Sinne zu unterstützen: Es handelt sich hierbei um Maßnahmen der primären Prävention vor Beginn des Einsatzes (Stressbearbeitungsseminare, Einsatzvorbesprechungen) sowie der sekundären Prävention nach dem Einsatz (Einsatznachbesprechungen, weiterge-

hende optionale ENS bzw. Vermittlung von weitergehender Betreuung). Bei ent-sprechendem Bedarf kann außerdem zusätzlich eine „on scene“-Einsatzbetreu-ung während des Einsatzes durchgeführt werden. Die Maßnahmen werden durch-geführt in Anlehnung an das in den USA entwickelte Konzept von „Critical Incident Stress Management“ nach Jeffrey T. Mit-chell und Mitarbeitern.

Für alle Maßnahmen gelten die Grund-sätze von Freiwilligkeit und Verschwie-genheit. Es ist sicherzustellen, dass die ENS-Fachkräfte den zu betreuenden Helfern nicht in einer disziplinarisch relevanten Vorgesetzten-position gegen-überstehen. Ebenfalls ist dafür Sorge zu tragen, dass keine einsatz- oder dienstre-levante Beurteilung der Einsatzfähigkeit der Helfer durch das ENS-Team erfolgt.

6.3.1 StressbearbeitungsseminareIm Rahmen der Grundausbildung für Helfer im Katastrophenschutz national werden Module angeboten, welche die Themen Entstehung von Stress, Stress- management, Belastungsreaktionen, Einsatzfürsorge und Selbstwahrnehmung beinhalten.

Es wird empfohlen dass alle Soforthelfer der Johanniter an einem entsprechenden Lehrgang teilnehmen. Einsatzkräfte, die an einer Ersterkundung nach Katastro-phen und Großschadensereignissen im Ausland eingesetzt werden, sind in beson-

derem Maße von Belastungsreaktionen bedroht. Im Rahmen von speziellen Assessment-Trainings wird die besondere Situation dieser Helfergruppe berücksich-tigt und ihnen die Möglichkeit einer aus-gedehnten Beschäftigung mit der Thema-tik von Stressmanagement und Stressprä-vention gegeben.

6.3.2 Einsatzvorbesprechung Vor jedem Einsatz der Johanniter-Aus-landshilfe wird grundsätzlich eine takti-sche Einsatzvorbesprechung (hier: „Brie-fing“) durchgeführt.

Sie hat zum Ziel, den Helfern möglichst viele Informationen über das zu erwar-tende Szenario und die zu bewältigenden Aufgaben zu verschaffen, um somit neben der einsatztaktischen Vorbereitung auch einem zusätzlich erhöhten Einsatzstress vor Ort entgegenzuwirken.

Im Rahmen dieser Vorbesprechung soll der Helfer ebenfalls über die geplanten Maß-nahmen der Einsatzbetreuung „on scene“ sowie der sekundären Prävention (hier: ENS bei/nach Rückkehr) informiert wer-den.

6.3.3 Einsatzbetreuung „on scene“In besonderen Einsatzlagen (lang an-dau-ernde Einsatzlagen mit chronischem Stress, besondere Einsatzvorkommnisse) kann es notwendig sein, dass den Helfern eine psychosoziale Betreuung vor Ort zur Verfügung gestellt wird. Es ist darauf zu

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30 Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V 31

achten, dass der entsprechende Betreuer nicht durch eine dienstliche Doppelfunk-tion die Distanz zum Einsatzgeschehen verliert und damit nicht mehr in der Lage ist, als neutraler, außenstehender Ansprechpartner zu fungieren. Die Praxis des Haiti-Einsatzes hat gezeigt, dass Erfahrungen aus der Notfallseelsorge und die spirituelle Beheimatung des Begleiters in einer situationsnahen christlichen Glaubenspraxis für die Helfer und deren innerer Verarbeitung des Erlebten zu einem förderlichen Angebot werden können. Bei dem länger währenden und belastenden Einsatz in Haiti 2010 wurden Gespräche und Rituale nachgefragt und fanden auch im Einsatzgeschehen ihren Platz, etwa am Ende eines ereignisreichen Tages.

6.3.4 Kontakt zu Angehörigen während des EinsatzfallesWährend des Einsatzes nimmt der Koor-dinator PSNV an den Lagebesprechungen im Lagezentrum der BAH teil, um sich über den Stand der Dinge und über mögliche Belastungen der Soforthelfer zu informieren. Er erhält die Kontaktdaten der Angehörigen der Soforthelfer und stimmt sich mit S1 ab, ob und in welchem Maß die Angehörigen über die Lage in der Krisenregion und über das Wohlergehen des jeweiligen Helfers informiert werden sollen. Wenn es als hilfreich eingeschätzt wird, nimmt er zu allen oder gegebenen-falls speziell zu einzelnen Angehörigen telefonisch Kontakt auf und steht zu Ge-

sprächen und Beistand zur Verfügung.Sollten die Angehörigen ihrerseits Infor-mationsinteresse signalisieren, leitet S1 diese Anfragen an den Koordinator PSNV zur Erledigung weiter.

6.4 Sekundäre PräventionDie Einsatzkräfte erhalten nach dem Einsatz die Möglichkeit einer ENS und weiterer Betreuungsangebote, um das Erlebte besser verarbeiten zu können, Verständnis für die ihnen selbst fremden Reaktionen zu erfahren und den Rückhalt in einer sozialen Gemeinschaft zu erhal-ten.

6.4.1 EinsatznachbesprechungNach Rückkehr aus dem Auslandseinsatz erhalten die Helfer sowohl eine taktische als auch eine psychosoziale Einsatznach-besprechung. Aus fachlicher Sicht sollte grundsätzlich die taktische vor der psy-chosozialen Einsatznachbesprechung statt-finden. Dies kann im Einzelfall nach Lage verändert werden.

Möglichst noch an dem Tag und an dem Ort der Ankunft der Helfer aus dem Krisengebiet sollte das Team zu einer Kurzbesprechung („Defusing“) zusammen kommen, um in der Teamrunde die Eindrücke aus dem nun beendeten Einsatz auszutauschen. Das ENS-Team, bestehend aus einer psychosozialen Fachkraft und ein bis zwei Peers17 , wird diesen Aus-

17 Zur Definition „psychosoziale Fachkraft“ und „Peer“ siehe E. Personelle Voraussetzungen.

tausch moderieren und über mögliche Reaktionen in der Stressbewältigung informieren. An dem Defusing nehmen alle eingesetzten Kräfte in der Gruppe teil. Zeitlich sind hierfür 30 bis 60 Minuten einzuplanen.

Die eigentliche Einsatznachbesprechung, das „Debriefing“, findet dann mit einem gewissen zeitlichen Abstand in der Regel in Berlin statt. Als gut hat sich erwiesen, die Nachbesprechung in eine Veranstal-tung einzubetten, zu der alle am Einsatz beteiligten Helfer sich wieder sehen können und auf der neben den Nachbe-sprechungen der Dank an die Helfer im Vordergrund steht.

Die Stressbewältigungsforschung hat ge-zeigt, dass Anerkennung durch Vorgesetz-te und Repräsentanten der Organisation ein elementarer Bestandteil der Stressbe-wältigung und Mitarbeiter-führung ist.

Für jedes Team, das im Einsatz gewesen ist, steht zur Einsatznachbesprechung ein ENS-Team zur Verfügung. Der Austausch über die Reaktionen in der individuellen Stressbewältigung stehen im Mittelpunkt dieser Nachsorgegespräche, aber auch Fragen der Bilanz, was das Ereignis im Leben der einzelnen Teammitglieder be-deutet, wie es vielleicht schon einzuord-nen ist. Am Ende der Einsatznachbespre-chung steht ein abschließender Ausblick auf weitere Hilfsmöglichkeiten, ggf. Ver-einbarung von weiteren Gesprächstermi-

nen, entweder in der Gruppe oder in Form von Einzelgesprächen. Die Gespräche werden direkt zwischen einzelnen Team-mitgliedern der ENS und den Soforthel-fern vereinbart und geführt.

6.4.2 Weitere optionale Einsatz-nachsorgeDie Johanniter-Auslandshilfe stellt ihren Einsatzkräften Strukturen bereit, in denen ausgebildete psychosoziale Fachkräfte und Kameraden („Peers“) zu weiteren Kontakten und Gesprächen – über die ers-ten ENS-Angebote hinaus – zur Verfü-gung stehen. Der Kontakt zu den betreu-enden Personen sollte spätestens in der zweiten Nachbesprechung hergestellt und dann in Absprache zwischen betrof-fenen Helfern und ENS-Fachkräften in Intensität und Frequenz weiter vereinbart werden.

6.4.3 Weitergehende NachsorgeDie aus dem Ausland zurückkehrenden Helfer erhalten von den ENS-Fachkräften Informationen über weitergehende Hilfsangebote, z.B. Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen und psychotherapeuti-sche (traumatherapeutische) Hilfsmög-lichkeiten, und werden ermutigt, diese in Anspruch zu nehmen, falls die Belas-tungsreaktionen nicht abklingen oder die Einsatzkraft selbst das Gefühl hat, weite-re professionelle Hilfe zu benötigen.

31

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32 Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V 3333

7 SupervisionDie Arbeit im psychosozialen Feld stellt eine verantwortungsvolle, schwierige und teilweise belastende Aufgabe dar.

Die Johanniter müssen daher für ihr Per-sonal sicherstellen, dass die in diesem Bereich tätigen Personen eine Möglichkeit der Verarbeitung durch das Angebot einer Supervision erhalten. Die Kriseninterver tions-Teams legen den Turnus der Super-visionssitzungen selbständig fest. In der Einsatznachsorge wird empfohlen, nach jedem Einsatz unter den Beteiligten eine Supervision durchzuführen. Supervision wird ausschließlich durch anerkannte Fachkräfte (Supervisoren), die analog der DGSV-Standards ausgebildet wurden, erteilt.

7.1 Qualitätsmanagement/Doku-mentensteuerungIm Qualitätsmanagement der JUH werden die Einsatznachsorge selbst sowie deren Einbindung in die entsprechenden Dienstabläufe beschrieben. Darüber hin-aus können auch andere Angebote PSNV eingebunden werden.

Die Grundlage für das Qualitätsmanage-ment bildet die DIN EN ISO 9001:2008. Alle Regelungen werden zentral durch die Bundesgeschäftsstelle vorgegeben und über die Software ConSense verwaltet. Qualitätsdokumente, welche den Bereich PSNV betreffen, gelten in allen Organi-sationseinheiten und Dienststellen der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Neue Doku-

33

mente werden vom zuständigen Landes-vorstand für die Anwendung im jeweili-gen Geltungsbereich freigegeben. Verän-derungen sind nur durch autorisierte Personen des Bundesverbandes zulässig. Relevante Dokumente:

•Eintritt und Beendigung •Stellenbeschreibungen / Funktionsbe-

schreibungen•Dienstablauf RTW, KTW, NEF•Alarmierung

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34 Kooperationsvereinbarung NFS/JUH Kooperationsvereinbarung NFS/JUH 35

Kooperationsvereinbarung zur Strategische Allianz/Partnerschaft

zwischen derKonferenz Evangelische Notfallseelsorge in der EKD,

vertreten durch den Vorstandund der

Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.,vertreten durch den Bundesvorstand

PräambelDie Evangelische Notfallseelsorge und die Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. (JUH) stehen in der Tradition gelebten christli-chen Glaubens evangelischer Prägung.

Die Leitlinien der Johanniter-Unfall-Hil-fe e.V. und der Evangelischen Notfall-seelsorge sind geprägt von dem Ziel einer unabhängigen und uneigennützi-gen Hilfe für in Not geratene Menschen ohne Ansehen von Religion, Hautfarbe, sozialer Stellung, ethnischer Zugehörig-keit oder anderer Merkmale.

Beide Kooperationspartner setzen sich für eine flächendeckende und qualitativ hochwertige psychosoziale Notfallversor-gung für Opfer, Angehörige und Zeugen in akuten Notsituationen in der Bundes-republik ein.

Die Kooperationspartner respektieren ge-genseitig die jeweilige inhaltliche Schwer-punktausrichtung des Partners und sind sich darüber im Klaren, dass gelebte Ko-operation nur durch wachsendes Vertrau-

en und örtliche Nähe möglich sind.Diese Kooperationsvereinbarung soll ins-besondere die vertrauensvolle Zusam-menarbeit auf allen Organisationsebenen fördern. Es ist daher unabdingbar, die jeweilige Eigenständigkeit des Partners zu respektieren.

§ 1 Zielsetzung der KooperationDurch die Bildung einer „strategischen Partnerschaft“ sollen Wirksamkeit und Nachhaltigkeit einzelner Maßnahmen in der psychosozialen Notfallversorgung gesteigert, Synergieeffekte genutzt sowie Spezialkenntnisse und –fähigkeiten im gemeinsamen Einsatz gebündelt werden.

Die Ziele der „strategischen Partner-schaft“ sind im Einzelnen:•Ausbau der vertrauensvollen Zusam-

menarbeit unter Achtung der gegen-seitigen Eigenständigkeit;

•Auf- und Ausbau eines gemeinsamen Angebotes im Bereich der psychosozialen Notfallversorgung auf örtlicher Ebene;

•Hilfe für Deutschsprachige in Notsitu-ationen im Ausland;

•Entwicklung von Synergieeffekten und „best practice“-Verfahren durch die Erarbeitung von Qualitätsrichtlinien;

•Förderung und Entwicklung von gemeinsamen Ausbildungsrichtlinien bzw. Regelungen der gegenseitigen Anerkennung von Ausbildungen.

§ 2 KernkompetenzenDie Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. ist nach ihrer Satzung u. a. schwerpunktmäßig im Bereich des Rettungsdienstes und des Notfallfolgedienstes tätig. Ihre Kernauf-gaben liegen in der medizinischen Versor-gung und der sozialen Betreuung von Menschen in Notlagen unterschiedlichs-ter Art und in der humanitären Hilfe im Ausland.

Die Kernaufgaben der Evangelischen Not-fallseelsorge liegen gemäß der vereinbar-ten „Hamburger Thesen“ vom 12.Septem-ber 2007 in dem Angebot einer psycho-sozialen Begleitung von Opfern und Angehörigen in akuten Notsituationen.

Beide Kooperationspartner erklären, dass es sich bei den Angeboten um Akuthilfen und nicht um therapeutische Maßnah-men handelt.

§ 3 Grundlagen der ZusammenarbeitDie JUH ist ein Bundesverband mit 9 Lan-desverbänden und deren Untergliederun-gen (Orts-, Kreis- und Regionalverbände).Die Evangelische Notfallseelsorge ist lan-deskirchlich organisiert. Die Konferenz der

Evangelischen Notfallseelsorge koordi-niert die Aktivitäten der Notfallseelsorge.

Die Kooperationspartner vereinbaren einen intensiven Informationsaustausch. Dieser wird gewährleistet durch die gegenseitige Entsendung eines (./.) Ver-treters (mit beratender Stimme) in die Konferenz der Evangelischen Notfallseel-sorge bzw. in die Johanniter-Steuerungs-gruppe „PSNV“. Die schon bestehende gute Zusammenarbeit auf örtlicher Ebene wird unterstützt und soll weiter intensi-viert werden.

§ 4 Einsatzstrategien und Einsatz-abläufeDer Schwerpunkt der Tätigkeit der Evan-gelischen Notfallseelsorge bzw. der Jo-hanniter Kriseninterventionsdienste liegt in der individuellen Betreuung und Be-gleitung von Angehörigen und/oder Op-fern bzw. Zeugen in akuten Krisensitua-tionen.

Darüber hinaus müssen für Einsatzlagen bei einem Massenanfall von Verletzten (ManV) (Großschadenlagen) Katastrophe-neinsatzkonzepte für die Betreuung und Begleitung einer Vielzahl von Betroffenen realisiert werden. Um die Erfüllung der Aufgabe zu optimieren, vereinbaren die Kooperationspartner eine enge Zusam-menarbeit.

Beide Kooperationspartner sind sich dar-über einig, dass zur Verbesserung der Ver-

II. Kooperationsvereinbarung NFS/JUH

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sorgungsstrukturen für Betroffene eine Mitwirkung in den jeweiligen örtlichen Krisenstäben als Fachberater sinnvoll und angezeigt ist. Dieses Anliegen wollen bei-de Partner gemeinsam gegenüber der nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr ver-stärkt vertreten.

Für die Betreuung von Deutschsprachigen im Ausland nach Unglücksfallen oder Ka-tastrophen (z.B. Tsunamie, Flugzeugab-sturz) beabsichtigen die Johanniter ein Alarmierungs- und Einsatzkonzept zu er-stellen und dem Auswärtigen Amt anzu-bieten.

Zur Erfüllung dieser Aufgabe bedarf es der Mitarbeit von Notfallseelsorgern und Notfallseelsorgerinnen, die speziell für den Auslandseinsatz ausgebildet sind. Beide Kooperationspartner streben auch auf diesem Gebiet eine enge Zusammen-arbeit an.

§ 5 EhrenamtDie Aufgaben in der psychosozialen Not-fallvorsorge sind in hohem Maße von eh-renamtlichem Engagement geprägt. Bei-de Partner sind auf eine umfassende und qualitativ hochwertige Aus- und Fortbil-dung ihrer Helfer angewiesen. Die Förde-rung der Motivation und die Gewinnung engagierter Menschen zur Mitarbeit sind ein Hauptanliegen der Kooperationspartner.

Gemeinsam geht es darum, das ehren-amtliche Engagement als wichtigste Res-

source der psychosozialen Notfallversor-gung zu fördern:•Regelmäßiger Erfahrungsaustausch

der Fachebenen;•Entwicklung von Förderungsprogram-

men zur Gewinnung von ehrenamtli-chen Mitarbeitern;

•Stärkung der gesellschaftlichen Positionierung des Ehrenamtes durch die Leitungsebenen der Organisatio-nen;

§ 6 AusbildungEine qualitativ gute Grundausbildung so-wie kontinuierliche Fortbildungsmaßnah-men sind die Grundlage erfolgreicher Ein-sätze.

Die Kooperationspartner sind der Über-zeugung, dass durch eine enge Zusam-menarbeit die Aus- und Fortbildung wei-ter verbessert werden kann:•Gemeinsame Ausbildungsveranstal-

tungen;•Organisationsübergreifende Füh-

rungskräfteausbildung;•Enge Kooperation zwischen den

Bildungsträgern;•Entwicklung gemeinsamer Curricula •Gegenseitige Unterstützung bei der

Durchführung von Lehrveranstaltungen.

Die Kooperationspartner streben die ge-genseitige Anerkennung der jeweiligen Aus- und Fortbildungen an.

§ 7 In Kraft tretenDie Kooperationspartner setzen diese Kooperationsvereinbarung über eine Strategische Partnerschaft je für sich in Kraft. Sie gilt auf unbestimmte Zeit.

Kassel, den 17.11.2009Konferenz Evangelische NotfallseelsorgeDer Vorstand

Ralf Radix Sebastian Berghaus Erneli Martens

Berlin, den 23.09.2010 Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.Bundesvorstand

Dr. Arnold von Rümker Wolfram Rohleder

36 Kooperationsvereinbarung NFS/JUH Kooperationsvereinbarung NFS/JUH 37

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Gemeinsame Qualitätsstandards und LeitlinienMaßnahmen der Psychosozialen Notfallversorgung für Überlebende, Angehörige, Hinterblie-

bene, Zeugen und/oder Vermissende im Bereich der Psychosozialen Akuthilfe des Arbei-ter-Samariter-Bundes Deutschland e.V. des Deutschen Roten Kreuzes e.V. der Johanniter-Un-

fall-Hilfe e.V. der Konferenz Evangelische Notfallseelsorge in der EKD der Konferenz der Diözesanbeauftragten für die Katholische Notfallseelsorge des Malteser Hilfsdienstes e.V.

fen zu sichern. Hierzu werden gemeinsame Mindeststandards zu Fragen der Aus- und Fortbildung, der gegenseitigen Anerken-nung von Leistungen bzw. Ausbildungen sowie zu Fragen der Zusammenarbeit for-muliert und weiterentwickelt.

3 QualitätZur Sicherung der Qualität der Leistung erklären die Partner, dass sie die beschlos-senen Qualitätsstandards und Leitlinien anerkennen und innerhalb ihrer Instituti-onen, Organisationen und Verbände ver-mitteln und umsetzen.

4 WeiterentwicklungDie Partner treffen sich in regelmäßigen Abständen zur Abstimmung offener Fra-gen und Probleme. Diese Treffen sollen dazu dienen, in der Praxis auftretende Probleme oder Fragestellungen gemein-sam zu lösen. Innerhalb von zwei Jahren soll es mindestens ein Treffen eines ent-sprechenden Fachgremiums geben. Die Treffen finden rollierend bei den Partnern statt. Das Gremium soll insbesondere den wissenschaftlichen Diskurs im Fachgebiet befördern und entwickeln.

Berlin / Bonn / Kassel / Köln, den 21. Febr. 2013

PräambelDie Notfallseelsorge in den evangelischen Landeskirchen und katholischen Bistü-mern in Deutschland hält, entsprechend der Beschlüsse des Konsensusprozesses118 mit den Hilfsorganisationen, dem Arbeiter Samariter Bund e.V. (ASB), dem Deut-schen Roten Kreuz e.V. (DRK), der Johan-niter-Unfall-Hilfe e.V.(JUH) und dem Mal-teser Hilfsdienst e.V. (MHD) in der Bun-desrepublik Deutschland ein flächen- deckendes Angebot an Psychosozialen Akuthilfen für Überlebende, Hinterbliebe-ne, Angehörige, Zeugen und/oder Vermis-sende im Kontext von belastenden Not-fällen vor. Die Kirchen leisten diesen Dienst am Nächsten aufgrund des bibli-schen Verständnisses christlicher Nächs-tenliebe, die Hilfsorganisationen auf-grund satzungsgemäßer Aufgaben zum Wohle des Nächsten. Die Leistung wird unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Religion oder sonstigen Merkmalen für die in Not geratenen Menschen geleistet. Die Kirchen und Hilfsorganisationen ver-fügen über langjährige Praxiserfahrungen

18 Psychosoziale Notfallversorgung: Qualitätsstan-dards und Leitlinien Teil I und II. Herausgeber: Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Bonn 2011, S.37.

in den Psychosozialen Akuthilfen und si-chern ihre Qualität z.B. durch fundierte Aus- und Fortbildung sowie durch Super-vision ab. Sie stellen die Leistungsfähig-keit dieses Angebotes durch eigene Mittel, Spenden oder Zuwendungen sicher, er-bringen diese Leistungen freiwillig und für die betroffenen Menschen unentgeltlich.

1 ZusammenarbeitDie Kirchen und Hilfsorganisationen in Deutschland erklären, dass zur Sicherstel-lung einer flächendeckenden Versorgung der Bevölkerung mit Angeboten der psy-chosozialen Akuthilfen eine enge partner-schaftliche Zusammenarbeit erfolgt. Die Koordination dieser Zusammenarbeit übernehmen die jeweiligen Bundesebe-nen der Hilfsorganisationen bzw. die Kon-ferenzen für Notfallseelsorge der evangeli-schen Kirchen und der katholischen Kirche.

2 ZielsetzungDiese Qualitätsstandards und Leitlinien dienen dem Ziel, auf Basis der Ergebnisse und Forderungen des Konsensusprozesses19 die Qualität in den Psychosozialen Akuthil-

19 Psychosoziale Notfallversorgung: Qualitätsstan-dards und Leitlinien Teil I und II.Herausgeber: Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Bonn 2011.

ASB Bundesverband e.V. Deutsches Rotes Kreuz e.V. Daniel Gelbke Michael Steil

Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Konferenz Evang. NotfallseelsorgeKnuth Fischer / Leander Strate in der EKD Ralf Radix

Konferenz der Malteser Hilfsdienst e.V.Diözesanbeauftragten für die Sören Petry Katholische Notfallseelsorge Dr. Andreas Müller-Cyran

III. Gemeinsame Qualitätsstandards und Leitlinien der PSNV

38 Gemeinsame Qualitätsstandards und Leitlinien der PSNV Gemeinsame Qualitätsstandards und Leitlinien der PSNV 39

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Teil 1 der Qualitätsstandards und Leitlinien für Psychosoziale Akuthilfen von ASB, DRK, JUH, KEN, Kath. NFS, MHD

Grundlagen im Bereich der Psycho-sozialen Akuthilfen(Stand: 21.02.2013)

1 Indikationskatalog

a. ZielgruppeDie Leistungen der Psychosozialen Akuthil-fen werden für Betroffene im Sinne von Überlebenden, Hinterbliebenen, Angehöri-gen, Zeugen und/oder Vermissenden im Kontext von belastenden Notfällen erbracht.

b. IndikationsstellungDie Psychosozialen Akuthilfen sind ein freiwilliges Angebot für die unter a. genannte Zielgruppe nach belastenden Notfällen. Diese stehen häufig im Zusam-menhang mit Tod und Sterben. In der Re-gel werden die Leistungserbringer durch Behörden und Organisatinen mit Sicher-heitsaufgaben (BOS) eingesetzt.

c. Ausschlusskriterien/-fälle der HilfeleistungFolgende Indikationen sind von den Psy-chosozialen Akuthilfen ausgeschlossen:•akutpsychiatrische Krisen•akuter Suchtmittelmissbrauch•pflegerische Notstände •suizidale Krisen / akute Suizidalität

(Talk down)•Deeskalation im Rahmen polizeilicher

Maßnahmen

Angebote der Psychosozialen Akuthilfen sind immer freiwillige Angebote, die von Seiten der Betroffenen abgelehnt werden können. Sie können nicht verordnet wer-den. Psychosoziale Akuthilfen stellen kei-ne psychotherapeutischen Leistungen und kein heilkundliches Handeln dar.

2 Regelungen zur Qualität

a. SupervisionDas Personal im Bereich der Psychosozi-alen Akuthilfen hat einen Anspruch auf regelmäßige, bedarfsgerechte Supervisi-on. Die Fachlichen Leitungen (siehe 3.) sichern dieses Angebot für ihren Zustän-digkeitsbereich.

b. QualitätssicherungDie Partner verpflichten sich zu Maßnah-men der Qualitätssicherung in ihrem Zuständigkeitsbereich und auf einen regelmäßigen Austausch.

Sie stehen dem interdisziplinären wissen-schaftlichen Diskurs positiv gegenüber und unterstützen entsprechende Maß-nahmen und Projekte nach ihren fachli-chen und wirtschaftlichen Möglichkeiten.

c. DokumentationssystemDie Partner begrüßen die Entwicklung und Umsetzung einer einheitlichen organisa-tionsübergreifenden Einsatz-Dokumentation.

d. Einbindung in die Alarm- und Ausrückeordnungen (AAO) der Kommunen und LandkreiseDie Partner befürworten eine Einbindung der Psychosozialen Akuthilfen in die Strukturen und Alarmierungswege der Alarm- und Ausrückeordnungen (AAO) der Kommunen und Landkreise. Sie stellen im Bedarfsfall sicher, dass die Anforde-rungen an die AAO und Führungsstruktu-ren erfüllt werden.

3 Regelungen zur Fachlichen LeitungDie Partner berufen Fachliche Leitungen für ihre Organisationsform der Psychoso-zialen Akuthilfen in ihren Strukturen. Die Fachlichen Leitungen sind verantwortlich insbesondere für die Einhaltung der Stan-dards der Psychosozialen Akuthilfen, für Fragen der Aus- und Fortbildung und für die Beratung der Organisationseinheiten der Partner. Die Partner regeln die Struk-tur nach ihrer jeweiligen Organisations-form.

4 Voraussetzung zur Mitwirkung in der Psychosozialen AkuthilfeDie Mitwirkung im Bereich der Psychoso-zialen Akuthilfen erfordert den Nachweis von spezifischen Voraussetzungen:

a. formelle Voraussetzungen•Beauftragung zur Mitwirkung im

Bereich der Psychosozialen Akuthilfen die Organisation/Institiution

•Bekenntnis zur demokratischen

Grundordnung•Verpflichtung zur Einhaltung der

Schweigepflicht•Nachweis der Teilnahme mindestens

an einem aktuellen Erste-Hilfe Kurs oder einer höherwertigen Ausbildung.

•Verpflichtung zur Bereitschaft der Teilnahme an den Fort- und Weiter-bildungen

•Verpflichtung zur Teilnahme an den angebotenen Supervisionsmaßnahmen

•Erklärung zur längerfristigen Mitwir-kung im Bereich der Psychosozialen Akuthilfen

•Bei den Hilfsorganisationen der Nachweis der Teilnahme an den jeweiligen organisationsspezifischen Grundlagenkursen

b. persönliche/soziale Vorausset-zungen•Teamfähigkeit•Soziale Kompetenz•Physische und psychische Belastbar-

keit•Offenheit und Achtung anderer

Weltanschauungen oder Glaubens-werten

•Persönliche Reife•Fähigkeit zur Selbst- und Fremdwahr-

nehmung•Beherrschung der deutschen Sprache

in Wort und Schrift•Vollendung des 23. Lebensjahres zum

Zeitpunkt der aktiven Wahrnehmung des Dienstes

40 Gemeinsame Qualitätsstandards und Leitlinien der PSNV Gemeinsame Qualitätsstandards und Leitlinien der PSNV 41

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c. fachliche Voraussetzungen•Erfolgreich absolvierte Ausbildung im

Bereiche der Psychosozialen Akuthil-fen

Jeder Partner behält sich weitere, ergän-zende Kriterien gemäß den jeweils maß-geblichen Regelwerken der Dienstgeber (z.B. Polizeiliches Führungszeugnis, Ext-remismuserklärung, etc.) vor. Mit der In-teressentin / dem Interessenten werden die Voraussetzungen und Bedingungen in einem persönlichen Auswahlgespräch be-sprochen und geklärt.

5 Vereinbarungen zur Aus- und Fortbildung

a. Ausbildung Die Partner betonen, dass eine gemeinsa-me Rahmenempfehlung zur Aus- und Fortbildung die Qualität der Leistung und die Zusammenarbeit verbessern kann. Auf Basis der bewährten Curricula der Verein-barungspartner und unter Berücksichti-gung der Praxiserfahrung sowie anhand wissenschaftlicher Expertise vereinbaren sie eine „Ausbildungsübersicht für die theoretische Ausbildung im Bereich der Psychosozialen Akuthilfen“ (Teil 3).

Die Ausbildung im Bereich der Psychoso-zialen Akuthilfen gliedert sich in eine the-oretische Ausbildung mit praktischen Übungen und in eine Hospitationsphase. Im Anschluss an die theoretische Grund-ausbildung erfolgt eine angemessene Pra-

xisbegleitung (Hospitation) der Anwärte-rinnen und Anwärter. Die Art und der Um-fang werden von den jeweiligen lokalen Gliederungen festgelegt und können auf-grund der unterschiedlichen örtlichen Ge-gebenheiten voneinander abweichen. Da-bei wird der Selbstreflexion ein besonde-rer Stellenwert beigemessen. Die theo- retische und praktische Ausbildung soll nach 3 Jahren abgeschlossen sein.

b. FortbildungDie Partner stimmen darin überein, dass zur Sicherung der Qualität der Aufgaben im Bereich der Psychosozialen Akuthilfen als auch zur Psychohygiene der eingesetz-ten Einsatzkräfte eine Fortbildungsver-pflichtung unerlässlich ist. Näheres regelt die „Ausbildungsübersicht für die theore-tische Ausbildung im Bereich der Psycho-sozialen Akuthilfen“ (Teil 3).

c. PsychohygieneDie Partner stimmen darin überein, dass für die aktiven Einsatzkräfte eine Ver-pflichtung zur regelmäßigen bedarfsge-rechten Einsatzreflexion und Supervision besteht.

Teil 2 zu Qualitätsstandards und Leitlinien im Bereich der Psychosozialen Akuthilfen von ASB, DRK, JUH, KEN, Kath. NFS, MHD

Aus- und Fortbildung im Bereich der Psychosozialen Akuthilfen (Stand: 21.02.2013)

1 Name des AusbildungsgangesDie Partner sind in der Wahl des Namens des Ausbildungsganges frei. Der jeweilige Name schließt aber stets mit der Formu-lierung

[spez. Name der Organisation] für die Qualifizierung zur Mitarbeit im Bereich der Psychosozialen Akuthilfen20.

2 Dauer und Umfang der Ausbil-dungDie Ausbildung zur Mitarbeit im Bereich der Psychosozialen Akuthilfen umfasst mindestens 80 Unterrichtseinheiten der theoretischen Schulung (inkl. der prakti-schen Übungen).

3 Inhalt der AusbildungDie Ausbildung umfasst mindestens die in Teil 3 festgelegten Lerninhalte. Die Partner können darüber hinaus besonde-re Schwerpunkte legen.

4 Praxisphase – HospitationEine Hospitationsphase schließt sich

20 z.B. Notfallseelsorgerin mit Qualifizierung zur Mit-arbeit in den Psychosozialen Akuthilfen, Kriseninterventionshelferin mit Qualifizierung zur Mitarbeit in den Psychosozialen Akuthilfen.

zwingend an die theoretische Schulung an.Die Praxisanleiterin / der Praxisanleiter ist in diesen Einsätzen die / der verantwortlich Durchführende der Betreuung. Die Hospi-tationseinsätze sind vom Praktikanten zu protokollieren. Diese Protokolle sind Grundlage für die Nachbesprechungen.

5 Vereinbarungen zur Praxisbe-gleitungDie Partner stellen sicher, dass nur geeig-nete Praxisanleiter eingesetzt werden. Diese Personen müssen über langjährige Erfahrungen in der Psychosozialen Akuthilfe verfügen.

6 FortbildungDie Partner vereinbaren eine Fortbildungs-verpflichtung für das aktive Personal in Höhe von mindestens 16 Unterrichtsein-heiten innerhalb von 24 Monaten.

7 AusbilderqualifikationDiese Anforderungen gelten für Lehrkräf-te / Dozenten, die für die Aus- und Fort-bildung im Bereich der Psychosozialen Akuthilfen eingesetzt werden.

a. Persönliche Voraussetzungen•Mindestalter: 25 Jahre•Beherrschung der deutschen Sprache

in Schrift und Wort•Zwingend eigene und langjährige

Erfahrungen im Arbeitsfeld der 42 Gemeinsame Qualitätsstandards und Leitlinien der PSNV Gemeinsame Qualitätsstandards und Leitlinien der PSNV 43

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psychosozialen Hilfe•Für einige Themen die mit * in Teil 3

Ausbildungsübersicht •gekennzeichnet sind, können externe

Lehrkräfte / Dozenten ohne •PSNV-Hintergrundkenntnisse heran-

gezogen werden.

d. Fachliche Qualifikationen•Ausbildung und/oder Weiterbildung

im zu unterrichtenden Fachthema.•Die Lehrkräfte/Dozenten müssen von

dem PSNV-Anbieter beauftragt werden.

Teil 3 zu Qualitätsstandards und Leitlinien im Bereich der Psychosozialen Akuthilfen von ASB, DRK, JUH, KEN, Kath. NFS, MHD

Ausbildungsübersicht für die the-oretische Ausbildung im Bereich der Psychosozialen Akuthilfen(Stand 21.02.2013)

Das vorliegende Papier beschreibt den Mindeststandard der theoretischen Aus-bildung im Bereich der Psychosozialen Akuthilfen in Deutschland.

Der Lehrgang muss mindestens 80 Unter-richtseinheiten (UE) umfassen. Alle ande-ren Angaben sind Richtwerte. 1 UE ent-spricht 45 Minuten

Für Themen, die mit * gekennzeichnet sind, können externe Lehrkräfte / Dozen-ten ohne PSNV-Hintergrundkenntnisse herangezogen werden.

44 Gemeinsame Qualitätsstandards und Leitlinien der PSNV Gemeinsame Qualitätsstandards und Leitlinien der PSNV 45

Lfd. Nr.: Ausbildungsabschnitt

Ausbil-dungs-umfang

Inhalte und Lernziele

1.Einführung in den

Lehrgang 3 UE

• Lehrgangsorganisation (Struktur und Darstellung der Ausbildung, Termine und Erholungszeiten)

• Vorstellung der Dozenten; Vereinba-rung zur Verschwiegenheit

• Kennenlernen in der Gruppe• Kurzbiographie der Teilnehmenden mit

- Beweggründen zur Ausbildungs- teilnahme

• - beruflicher Tätigkeit und ehrenamt- lichem Engagement

2.Einführung in die Grundlagen der Psychologie

8 UE*

• Geschichte und Entwicklung der Stres-stheorie sowie der Grundlagen der Pschotraumatologie

• Einführung in die Terminologie • Krise und Krisenverlauf• Definition von Stress, ABR, Trauerreak-

tion und Traumafolgestörungen• Möglichkeiten und Grenzen der psy-

chosozialen Akutbetreuung

3.Organisationsstrukturen der PSNV und der BOS 8 UE

• Organisationsstrukturen der psychoso-zialen Akutbetreuung

• Strukturen der Gefahrenabwehr und Zusammenarbeit mit der polizeilichen und nichtpolizeilichen Gefahrenab-wehr

• Psychosoziale Einrichtungen der Re-gelversorgung

• Einsatztechnik, Einsatztaktik und Ein-satzabläufe

• Strukturen und Grundlagen der Psy-chosozialen Notfallversorgung für Ein-satzkräfte

4. Kultur und Religion 6 UE

• Weltreligionen und andere Glaubens-gemeinschaften

• Soziologische Aspekte der Gesellschaft• Sterben, Tod und Trauer, Trauerarbeit

5. Suizid 5 UE*• Reflexion der eigenen Haltung• Einführung in die Suizidologie• Umgang mit Suizidalität

6.Psychatrie und Psychotherapie 4 UE*

• Darstellung des Fachgebietes• Überblick über Psychotherapieverfah-

ren/Psychotraumafolgetherapien• Der psychatrische Befund• Abgrenzung zum psychiatrischen Not-

fall, einschließlich zur akuten Suizida-lität

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46 Gemeinsame Qualitätsstandards und Leitlinien der PSNV Gemeinsame Qualitätsstandards und Leitlinien der PSNV 47

7. Kommunikation 8 UE

• Einführung in die Kommunikationsthe-orie

• Rollenverständnis des/der Mitarbei-ters/in in der psychosozialen Akutbe-treuung

• Gesprächsführung im Einzel- und Gruppensetting

• Mögliche Probleme in der Kommuni-kation

8. Besondere Zielgruppen 4UE*

• Kinder und Jugendliche • Senioren• Krisensituationen in Bildungs- und Be-

treuungs-Einrichtungen• Menschen mit Behinderungen

9a.

9b.

Struktur einer Intervention

Einsatzindikationen

23UE*• Gestaltung eines Settings• Beginn der Akutbetreuung• Einbinden der sozialen Ressourcen und

ggf. der psychosozialen Regelversor-gung

• Umgang mit schwierigen Situationen bei verschiedenen Indikationen (langes Schweigen, Aggressivität, Ablehnung bei Anklammern)

• Abschluss der Intervention Methodik: Neben der theoretischen Einführung werden die Einsatzindi-kationen im Rollenspiel eingeübt.

• Todesfall im häuslichen Bereich• Todesfall im öffentlichen Bereich• Todesfall im Arbeitsumfeld• Todesfall bei Sport- und Freizeit-

aktivitäten• Unfälle im Straßen- und Schienenverkehr• Angehörige nach Suizid und Suizidver-

such

9b. Einsatzindikationen 23UE*

• Überbringen einer Todesnachricht• Angehörige nach Tod eines Kindes• Gewalterfahrung in Form von: dsdsdsd

- Misshandlung/Missbrauchdsdsdsdsdv - Vergewaltigungdsdsdsdsdsdsdsdsdds - Geiselnahme; Amoklauf; Tötung

• Betreuung von Vermissenden• Großschadenslagen, koordinationsbe-

dürftige Lagen

10. Psychohygiene 5UE

• Selbstwahrnehmung• Motivation, Burnout• Entspannungstechniken• Fallbesprechungen, Supervision*,

Intervision

11. Recht und Verwaltung* 4UE

• Schweigepflicht und Zeugnisverwei-gerungsrecht

• Rechtfertigender Notstand• Gesetzliche Unterbringungen• Gewaltschutzgesetz• Opferschutzgesetz• Leichenschau und Bedeutung der

Rechtsmedizin• Bestattungsrecht, Friedhofssatzungen• Unterstützung/Dienstbarkeiten

öffentlich-rechtlicher Stellen• Nachlassgesetz• Organisations- und Übernahmever-

schulden

12. Abschlussgespräch 2 UE

• Lehrgangsreflexion, persönliche Bilanz

• Offene Fragen, Ausblick und Verab-schiedung

Summe: mind. 80UE

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Gemeinsame Qualitätsstandards und Leitlinien der PSNV 49

veaus. Damit ist kein klinisches Störungs-bild vorhanden sondern eine kurzzeitige Störung, die bei jedem Menschen nach solchen belastenden Situationen vor-kommt. Dauern die Symptome jedoch län-ger an (mehr als 4 Wochen), muss das Vorliegen einer Posttraumatischen Belas-tungsstörung geprüft werden).

Posttraumatische Belastungsstö-rung (PTBS)Eine PTBS kann sowohl Einsatzkräfte als auch Ersthelfer, Zeugen oder sonstig Be-teiligte an einem Einsatzgeschehen tref-fen. Sie kann z.B. ausgelöst werden durch ein als besonders belastend oder erschre-ckend erlebtes Ereignis (schwerer Unfall, eigene Betroffenheit etc.). Sie kann an drohende oder tatsächliche schwerste Verletzungen, Lebensgefahr oder eine To-deserfahrung gekoppelt sein und ruft in-tensive Furcht, Schrecken oder Hilflosig-keit hervor. Eine PTBS ist eine diagnosti-zierte psychiatrische Erkrankung, die sich ergeben kann, wenn ein Mensch einem traumatischen Ereignis ausgesetzt war. Sie zeigt sich in drei charakteristische Symptomgruppen:22

•Intrusive Wiedererinnerung des Traumas

•Physiologische (Über)Erregung•Emotionale Taubheit / Rückzug /

Vermeidungsverhalten

22 nach J. Müller-Lange (Hrsg.), Handbuch Einsatz-nachsorge, S+K Verlag, S. 18

8.1 Fachbegriffe in der PSNV Innerhalb der Johanniter werden die nachfolgend beschriebenen Fachbegriffe als Standardbegriffe bzw. Definitionen festgelegt. Diese Standardisierung soll eine einheitliche Kommunikation inner-halb der Johanniter sicherstellen. Die De-finitionen orientieren sich an den jeweils aktuellen fachlichen Diskussionen /wis-senschaftlichen Forschung im Feld der PSNV.

Psychosoziale Akuthilfe (PSAH)Die Psychosoziale Akuthilfe umfasst un-terstützende Angebote der Notfallseel-sorge und der Krisenintervention (im Ret-tungsdienst). Sie richtet sich an Betroffe-ne, Angehörige, Ersthelfer oder Zeugen, die aufgrund einer akuten psychischen Ausnahmesituation nach Unfällen oder akuten Erkrankungen belastet sind. Die medizinische Betreuung hat Vorrang vor einer psychosozialen Unterstützung.

Krisenintervention (im Rettungs-dienst) (KID)Krisenintervention (im Rettungsdienst) leistet Psychosoziale Akuthilfe und um-fasst einmalige, kurzfristige, ambulante Hilfestellungen für Menschen in akuten psychischen Ausnahmesituationen nach Unfällen oder akuten Erkrankungen bei Angehörigen, die nicht direkt vital bedroht sind. Die Krisenintervention (im Rettungs-dienst) wird i.d.R. aufgrund der o.g. Um-stände (Unfälle, plötzliche Todesfälle etc.) auf Anforderung durch die Polizei oder den

8 Begriffe und Definitionen in der PSNV

PräventionDie Johanniter verfolgen einen präventi-ven Ansatz im Bereich der PSNV und wis-sen um die Bedeutung einer guten Prä-vention für die psychische Gesundheit der Mitarbeiter. Im Rahmen präventiver Für-sorgemaßnahmen ist es sinnvoll, die Mit-arbeiter schon im Vorfeld des Einsatzes in der Aus- und Fortbildung für diese The-matik zu sensibilisieren. In der Literatur werden derzeit drei Formen präventiver Ansätze beschrieben. Es handelt sich dabei um die primäre, die sekundäre und terti-äre Prävention.

Primäre PräventionUnter „primärer Prävention“ (Einsatzvor-bereitung) werden die Maßnahmen sub-sumiert, die im Vorfeld von Ereignissen und Einsätzen ergriffen werden, um die Mitarbeiter auf solche besonderen Situ-ationen vorzubereiten. Hier haben die Ausbildungsstätten und das Führungsper-sonal in den Gliederungen eine besonde-re Verantwortung und Aufgabe. Auch die Johanniter-Einsatznachsorgeteams sehen es als ihre Aufgabe an, präventiv in den Dienststellen oder Einsatzgruppen

Sekundäre PräventionMaßnahmen der „sekundären Prävention“ erfolgen während (Beratung) bzw. unmit-telbar nach einem belastenden Ereignis (Mitarbeitergespräche, Teamgespräche,

Defusing, Debriefing etc.). Die Einsatz-nachsorge als besondere Maßnahme ist eine qualifizierte, strukturierte Einsatz-nachbesprechung mit dem Ziel der Sen-sibilisierung für möglicher Weise auftre-tende Belastungsstörungen.

Tertiäre PräventionZur „tertiären Prävention“ (im Einsatzwe-sen) werden alle langfristigen Maßnah-men der Einsatznachsorge gezählt, die psychotherapeutische Interventionen (Schwerpunkt: Psychotraumatologie) um-fassen. Ziel ist die Linderung und Heilung sowie Prävention von Chronifizierung einer eingetretenen psychischen Trauma-folgestörung und die Ermöglichung der Rückkehr in Alltag und Beruf bei Einsatz-kräften21. Diese Maßnahmen dürfen aus-schließlich von ärztlichen und psycholo-gischen Psychotherapeuten durchgeführt werden. Das bedeutet, dass tertiäre Prä-ventionsmaßnahmen durch die JUH Fach-kräfte der Einsatznachsorge empfohlen, aber nicht selbst durchgeführt werden.

Akute BelastungsreaktionenUnter einer akuten Belastungsreaktion versteht man eine vorübergehende Stö-rung der psychischen Gesundheit auf-grund eines außergewöhnlichen Belas-tung (körperlich / psychisch). Es handelt sich also um dissoziative Symptome, Sym-ptome des Wiedererlebens, der Vermei-dung oder des erhöhten Erregungsni-

21 S. 18; Psychosoziale Notfallversorgung: Qualitäts-standards und Leitlinien, Teil I

48 Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V

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50 Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V 51

schärfen. Hierin liegt der Haupteffekt der CISM-Kurzbesprechung. Die belastende Situation soll für die Betroffenen ent-schärft, bzw. der Gefahr negativer Aus-wirkungen soll entgegen gewirkt werden.

DebriefingEin Debriefing ist eine CISM-Nachbepre-chung (nicht einsatztaktische Nachbe-sprechung!) mit dem Ziel, die betroffenen Einsatzkräfte in die Lage zu versetzen, belastende Ereignisse besser zu verarbei-ten. Dieses Nachgespräch wird nach strukturierten Standards durch die Fach-kräfte Einsatznachsorge (Peers, Psycho-soziale Fachkräfte) durchgeführt. In der Regel durchläuft es 7 Phasen und die Ein-satznachsorge-Teammitglieder haben an-hand der Ausbildungsstandards entspre-chende Aufgaben während des Debrie-fings. Im Gespräch haben die beteiligten Einsatzkräfte die Möglichkeit, sich über das Erlebte auszutauschen. Sie werden durch das ENS-Team über Symptome, de-ren Folgen und mögliche Bewältigungs-strategien informiert. Das Gruppenge-spräch kann bei Bedarf wiederholt werden und es können sich Einzelgespräche an-schließen. Das Debriefing sollte frühes-tens 2 bis 3 Tage nach dem Ereignis durch-geführt werden.

8.2 Fachliteratur / Quellen•Entwicklung von Standards und

Empfehlungen für ein Netzwerk zur bundesweiten Strukturierung und Organisation psychosozialer Not-

fall-versorgung; BBK (Hrsg.), Zivil-schutzforschung, Bd. 57; Beerlage, I. / Hering, Th. / Nörenberg, L, 2006

•Netzwerk Psychosoziale Notfallversor-gung – Bd. 1 – 3; BBK (Hrsg.); For-schung im Bevölkerungsschutz; Beerlage, I.; / Hering, Th.; / Springer, S. / Arndt, D. / Nörenberg, L. , 2008, 2009

•Critical Incident Stress Management – Handbuch Einsatznachsorge, 2. Auflage, Edewecht, S&K Verlag, Joachim Müller-Lange, 2005

•Wörterbuch des Zivil- und Katastro-phenschutzes der Ständigen Konfe-renz Katastrophenvorsorge und Katastrophenschutz (SKK), 2. Auflage, 2011

•Positionspapier „Krisenintervention und Notfallseelsorge“, Johanniter-Un-fall-Hilfe e.V., Berlin, 2000

•Handbuch „Psychische Belastung am Arbeitsplatz“, Berufsgenossenschaft Handel und Warendistribution (BGHW), Bonn, 2011

•Prävention im Einsatzwesen – For-schungsergebnisse zur Belastung von ehrenamtlichen Einsatzkräften und zur Wirksamkeit psychosozialer Einsatzvorbereitung und Nachsorge, Studie der Ludwig-Maximilian-Uni-versität München (LMU), Hrsg.: BBK, 2007

•Kriseninterventionsdienst (KID) – Un-terschiede zwischen aktiven Mitarbei-tern und Aussteigern hinsichtlich Trauma-Symptomen, Burnout Symp-

Rettungsdienst tätig. Die eingesetzten Mitarbeiter bedürfen einer entsprechen-den qualifizierten Aus- und Fortbildung.

Kriseninterventions-Team (KIT)Als Kriseninterventions-Team (KIT) wird innerhalb der JUH ein Fachdienst verstan-den, der mit Helfern (oft mit rettungs-dienstlicher Qualifikation) und psychoso-zialen Fachleuten (Psychologen, Seelsor-ger, Sozialarbeiter, Ärzte etc.) besetzt ist, der ehrenamtlich nicht-therapeutische, psychosoziale Akuthilfe für Verletzte, Be-troffene, Angehörige und Hinterbliebene bzw. Zeugen bei Individualnotfällen, Un-glücksfällen oder Katastrophen leistet.23

Notfallseelsorge (NFS)Notfallseelsorge ist die kurz- und mittel-fristige seelsorgerische Betreuung im Rahmen der Psychosozialen Akuthilfe durch hierfür speziell qualifizierte Seel-sorger24 und derenNotfallseelsorgesyste-me.25 Die Seelsorger verfügen über eine erweiterte seelsorgerische Ausbildung gem. der jeweiligen diözesanen/landes-kirchlichen Regelungen.

Einsatznachsorge (ENS)Unter Einsatznachsorge verstehen die Jo-hanniter primäre und sekundäre Präven-

23 Nach „Wörterbuch für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe“, SKK, S. 4424 Gem. DIN 13050, 200925 Notfallseelsorgesysteme werden immer durch Seel-sorger der evangelischen und katholischen Kirche ver-antwortet; mitarbeiten können aber auch Menschen ohne Ordination.

tionsmaßnahmen zur Förderung der Ge-sundheit und zur Vermeidung von psychosozialen Belastungsfolgen nach besonderen Einsätzen.26

Die Einsatznachsorge orientiert sich an den Standards des Critical Incident Stress Management (CISM). Die Maßnahmen werden durch entsprechend ausgebildete Mitarbeiter durchgeführt. Arbeitsformen dabei sind u.a. Demobilization, Defusing, Debriefing und Einzelgespräche. Darüber hinaus besteht das Angebot des „on sce-ne support“ während eines Einsatzes. In-nerhalb der JUH werden diese Methoden nur durch die „Fachkräfte Einsatznachsorge“ durchgeführt.

DemobilisationUnter Demobilisation wird eine Stressprä-ventions- und interventionsmaßnahme verstanden. Sie wird angewandt, wenn Einsatzkräfte von einer Großschadenstelle/Katastrophe abrücken, noch bevor sie zu ihrer normalen Arbeitsstelle zurückkehren

DefusingUnter Defusing27 ist eine CISM-Kurz-be-sprechung zwischen Einsatzkräften und den Fachkräften ENS zu verstehen. „Im Amerikanischen beschreibt das Wort „De-fusing“: etwas unschädlich machen, bevor es Schaden anrichten kann, etwas ent-

26 Definition anlog „Wörterbuch für Bevölkerungs-schutz und Katastrophenhilfe“, SKK, S. 2427 Nach J.Müller-Lange, Handbuch Einsatznachsorge, S. 117

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52 Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V 53 Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V 54 Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V 55

tomen und Stress, Leopold-Frant-zens-Universität Innsbruck, Ruth Wagner, Diplomarbeit, 2007

•Psychische Fehlbelastungen von Rettungsdienstmitarbeitern und Optimierungsmöglichkeiten, Bayeri-sche Gewerbeaufsicht/Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebens-mittelsicherheit, München, 2007

•Arbeitsbedingungen und Organisati-onsprofile als Determinanten von Gesundheit, Einsatzfähigkeit sowie von haupt- und ehrenamtlichem Engagement bei Einsatzkräften in Einsatzorganisationen des Bevölke-rungsschutzes, Studie der Hochschule

Magdeburg-Stendal im Auftrag des BBK, 2009; Beerlage, I. / Hering, Th. Et.al.,

•Wohlbefinden, Belastungen und Burnout bei Einsatzkräften im Ret-tungsdienst der JUH in Sachsen-An-halt und Thüringen; Hochschule Magdeburg-Stendal, Beerlage, I. / Hering, Th., 2004

•Belastungen, Burnout und Engage-ment in der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., Hochschule Magdeburg-Stendal, Diplomarbeit, Patrick Dröge, 2007

•Gesunde Organisationen im Rettungs-dienst, Thomas Hering, Tectum-Verlag, 2009

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Notizen

56 Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V Rahmenkonzept PSNV der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V 57

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