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Heimat ist kein Ort, sondern ein Gefühl, heisst es immer häufiger. Diese Erkenntnis ist die Folge einer globalisierten Welt, in der Heimat dort ist, wo man mit seinem Smartphone mit dem lokalen W-LAN verbunden ist. Genau diese Globalisierung steht zurzeit arg in der Kritik, doch was sind die Alternativen?
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9771661
806003
38
JULI / AUGUST 2012
heFT-n˚38 | jahrGanG 07
KosTen CHF 9,50
WeB PUNKTMAGAZIN.CH
WIRTSCHAFTIST MEHR.
A-Schweiz vs. B-SchweizPR-Berater Klaus J. Stöhlker warnt vor einer Zweiteilung der Schweiz.
Der ChipsgigantWoher kommt die Vormachtstellung des Chipsproduzenten Zweifel?
Kleine Weltmeister Small und Mid Caps stehen oft im Schatten der Grossen. Zu Unrecht.
EDITORIALNo 38 / 2012Juli/AugustAusgabe: Heimat
coVer no 38Fotografie &
Postproduktion
Fabian Widmer
wasistHeimat?DerOrt,womansichgeborgenfühlt,woFreundeundFamiliezuhausesind?OdergehörenwirschonzujenerGenerati-on,diesagt:«Heimatistdort,woinmeinemSmartphonedasPasswortfürdaslokaleW-
LANgespeichertist.»?FürdenAutorBernhardSchlinkistHeimatsowiesoeineUtopie,einNicht-Ort.Derorts-gebundeneAspektdesBegriffsistinseinerDefinitionNebensache, im Vordergrund stehen Gefühle, Hoff-nungundSehnsucht.InZeitenzunehmenderAnony-mitätunddemdamiteinhergehendenGefühlderEnt-fremdungentstehtvermehrteinWunschnachmehrHeimat.Wobei:Wollenwirwirklichzurückineinede-globalisierteWelt,indersichLändermitprotektionisti-schenMassnahmenschützen?Soodersogiltvermehrt:«Regional statt global».(S.16). EineFirma,dieseitjehervoralleminderSchweizagierte,istdieZweifelPomy-ChipsAG,diehierzulandeeinenMarktanteilvonfünfzigProzenthält.HinterdemErfolgsteckteinhoherQualitätsanspruch,derwohlnurnochvomServiceanspruchübertroffenwird.Sichtbarwird diese Haltung im Frisch-Service, den der «Der Chipsgigant»(S.22)seitfünfzigJahrenbetreibt. DerChipsherstellerZweifelisteineruntervielen.«Kleine Weltmeister»(S.52)findensichinjederBran-che.AbseitsdesRampenlichtsstellensieProdukteher,dieweltweitnachgefragtundeingesetztwerden. VomErfolgverwöhntwarlangeauchdieSchweiz.Doch das Heiligtum Helvetia verliert an Glanz. DerDruck wächst auf allen Ebenen und die Ausländer-diskussion nimmt eine immer grössere Bedeutungein.DassGlobalisierungnichtanderGrenzestoppt,zeigtdieTatsache,dasssichdieMehrheitderSchweizerGrossfirmeninausländischerHandbefindet.Die«A-Schweiz überholt die B-Schweiz»(S.32),warntPR-Alt-meisterKlausJ.StöhlkerundforderteinUmdenken.
3PUNKTmagazin heimat
inhaltsverzeichnis
inhalt iNo 38 / 2012Juli/AugustAusgabe: Heimat
22 Seitüberfünf-zigJahrendominiertZweifelSchweizerSnackmarkt.Wieschafftmandas?
26 DieSchweizbesitztnichtvieleRoh-stoffe,abereinenimÜberfluss:Wasser.MehrAnlasszurSorgebereitetderzeitdieglo-baleWassersituation.
32 KlausJ.Stöhlkerpolarisiert.Dasgiltumsomehr,wenndergebürtigeDeutschedieSchweizerklärt.
37 KolumneQuerdenker
10 Kurz&BündigWirtschaft
30 DasInternetfindetvermehrtinderCloudstatt.Werdortnichtdabeiist,hatdasNachsehen.
25 PeterHeimlicher, ContrinexAG
42 DieErdeausdemWeltallbetrachtet.
16 DieZeiten,alsGlobalisierungnurpositivbetrachtetwurde,sindvorbei,dasPendelschlägtzurück.DrohteinZeitalterderDeglobalisierung?
38 EswirdengaufdemPlanetenErde.UmderPlatznotbeizukommen,sindneueKonzeptegefragt.
Wirtschaft
4
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03 Editorial08 Infografik81 Abonnement82 Vorschau82 Impressum
57 Kolumne MirjamStaub-Bisang
61 InvestiereninKühe
62 ProfessorMauricePedergnanaerklärt,woraufmanimHypothekarmarktachtensollteundwoFall-strickelauern.
Invest
Lebensart
Unter anderem
Inserenten
52 Kleineundmit-telgrosseUnterneh-menstehenoftimSchattenderGrossen.ZuUnrecht,dennbeigenauererBetrachtungüberzeugensie.
64 DerSchweizerFilmistkeineErfolgs-geschichte.WederimHeimmarktnochimAuslandvermagerzuüberzeugen.Woranliegtdas?
70 KapitänChristianPfenningeristseit27JahrenaufdenWelt-meerenunterwegs.Heimwehkennternicht.
inhalt iiNo 38 / 2012Juli/AugustAusgabe: Heimat
58 Kurz&BündigInvest
72 Kurz&BündigLebensart
75 KolumneRenéAllemann
76 Gadgets
02 PatekPhilippe05 CreditSuisse06 SchweizerMonat15 BankBellevue41 Club25+50 SaxoBank59 Scoach83 PUNKTonline84 Swisscanto
7inhaltsverzeichnis
In den 12 Jahren zwischen den
beiden Erhebungen (1979/85,
1992/97) sind die Landwirtschafts-
flächen um 3,1% zurückgegengen.
Aus mehr als 94% der ehemaligen
Landwirtschaftsflächen entstan-
den in den letzten 24 Jahren
Siedlungsflächen.
Inlandproduktion in % des
Verbrauchs
Bodennutzung
79 500 Betriebe / 3300 davon Bio
Landwirtschafts-Betriebe
37 % Landwirtschaftsflächen7 % Siedlungsflächen31 % Wald & Gehölze26 % Unproduktive Flächen
1996
Inlandproduktion
63 600 Betriebe / 6400 davon Bio2005
59 100 Betriebe / 5700 davon Bio2010Import
408 kg
CH-
Produkte
420 kg
fürs
Inland
420 kg
Export
117 kg
CH-Verbrauch
(ink. Ausschuss)
CH-Produktion
(ink. Ausschuss)
1960 2009
Milch 99% : 95%
Gemüse 62% : 67%
Obst 82% : 36%
Getreide 53% : 45%
Fleisch 86% : 79%
Kartoffeln 97% : 38%
Zucker 14% : 79%
Wein 35% : 33%
Eier 51% : 39%
kg pro Kopf
Nahrungsmittel 2009 Das landwirtschaftliche Einkom-
men pro Betrieb lag 2009 bei 60 300
Franken.
Einkommen
Produktionswert
Total 2010 10,3 Mrd. CHF
Pflanzliche Erzeugung 43,8 %
davon: Gemüse- und Gartenbau 14,1% Futterpflanzen 12,0% Obst und Weintrauben 5,1% Wein 4,4% Getreide 3,6%
Tierische Erzeugung 46,6 %
davon: Milch 20,5% Rinder 11,9% Schweine 9,2%
Land. Dienstleistungen
& Nebentätigkeiten 9,7 %
Milch und
Milch-
produkte
Anderes
Ausserhalb
der Land-
wirtschaft
verdientes
Geld
Boden-
nutzung
(1992–1997
erhoben)
Subventionen
2000 2010
Niederlande 6% : 15%
Spanien 23% : 29%
Dänemark 38% : 49%
Polen 6% : 50%
Deutschland 49% : 58%
Österreich 69% : 68%
Schweiz 47% : 69%
Anteil der Subventionen am
Fatktoreinkommen*
*Faktoreinkommen = Bruttowertschöpfung + übrige Subventionen – Produktionsabgaben
derbauernhofschweizDie Schweizer Landwirtschaft ist für weniger als ein Prozent der Wirtschafts-leistung verantwortlich. Und doch immer wieder ein Politikum.
NurwenigeWirtschaftszweigemuss-tenindenletztenJahrzehntenähnlichstarkFedernlassenwiedieLandwirtschaft.Ihrermedialen Popularität tut dies keinenAb-bruch:FastkeinTagvergeht,ohnedasssienicht thematisiert wird. Häufig sind dieMeinungen–etwa,wasvondenDirektzah-lungenzuhaltenist–schonlangegemacht. DassdievolkswirtschaftlicheBedeu-tung der Landwirtschaft rapide gesunkenist, zeigen die Zahlen. Noch1990war siefür2,4ProzentderSchweizerBruttowert-schöpfung verantwortlich, heute beträgtihrAnteilgerademal0,8Prozent.Zurück-gegangenistauchdieAnzahlderBetriebe,diemittlerweilebeiunter60000liegt.Ein-zigdieBiobetriebekonnteneineSteigerungverzeichnen,fastjederzehntedarfsichheu-tealssolchenbezeichnen.Der(vorläufige)Peakwurdeübrigensbereits2005mit6400Biobetriebenerreicht. Mehr oder weniger konstant – beietwasüber800KilogrammproKopfundJahr–istdieProduktionsmenge.InklusiveAusschuss,verstehtsich.Wasjedochsteigt,istderImportanteil.Heuteliegterbeiüberfünfzig Prozent. Beinahe autark sind wireinzigbeiMilchprodukten,diezu95Pro-zentinderSchweizhergestelltwerden.EinanderesBildzeigtsichbeimObst,das1960zuüber80ProzentimInlandangebautwur-de.Heutestammenlediglich36ProzentausderSchweiz–Ananas,Kiwi, BananenundKonsortenlassengrüssen. DersinkendeSelbstversorgungsgradwirdauchimParlamentimmerwiederthe-matisiert.Politikerfordern,derWertseiaufmindestens sechzig Prozent zu erhöhen.Apropos Parlament: Dort sind LandwirtemitfastzehnProzentderSitzenochimmerübervertreten, wenn auch nicht mehr imselbenAusmasswiefrüher.
Quellen BFS, Schweizerischer Bauernverband
Darstellung PUNKTmagazin
8 Wirtschaft
«Heimat» in Zahlen
In den 12 Jahren zwischen den
beiden Erhebungen (1979/85,
1992/97) sind die Landwirtschafts-
flächen um 3,1% zurückgegengen.
Aus mehr als 94% der ehemaligen
Landwirtschaftsflächen entstan-
den in den letzten 24 Jahren
Siedlungsflächen.
Inlandproduktion in % des
Verbrauchs
Bodennutzung
79 500 Betriebe / 3300 davon Bio
Landwirtschafts-Betriebe
37 % Landwirtschaftsflächen7 % Siedlungsflächen31 % Wald & Gehölze26 % Unproduktive Flächen
1996
Inlandproduktion
63 600 Betriebe / 6400 davon Bio2005
59 100 Betriebe / 5700 davon Bio2010Import
408 kg
CH-
Produkte
420 kg
fürs
Inland
420 kg
Export
117 kg
CH-Verbrauch
(ink. Ausschuss)
CH-Produktion
(ink. Ausschuss)
1960 2009
Milch 99% : 95%
Gemüse 62% : 67%
Obst 82% : 36%
Getreide 53% : 45%
Fleisch 86% : 79%
Kartoffeln 97% : 38%
Zucker 14% : 79%
Wein 35% : 33%
Eier 51% : 39%
kg pro Kopf
Nahrungsmittel 2009 Das landwirtschaftliche Einkom-
men pro Betrieb lag 2009 bei 60 300
Franken.
Einkommen
Produktionswert
Total 2010 10,3 Mrd. CHF
Pflanzliche Erzeugung 43,8 %
davon: Gemüse- und Gartenbau 14,1% Futterpflanzen 12,0% Obst und Weintrauben 5,1% Wein 4,4% Getreide 3,6%
Tierische Erzeugung 46,6 %
davon: Milch 20,5% Rinder 11,9% Schweine 9,2%
Land. Dienstleistungen
& Nebentätigkeiten 9,7 %
Milch und
Milch-
produkte
Anderes
Ausserhalb
der Land-
wirtschaft
verdientes
Geld
Boden-
nutzung
(1992–1997
erhoben)
Subventionen
2000 2010
Niederlande 6% : 15%
Spanien 23% : 29%
Dänemark 38% : 49%
Polen 6% : 50%
Deutschland 49% : 58%
Österreich 69% : 68%
Schweiz 47% : 69%
Anteil der Subventionen am
Fatktoreinkommen*
*Faktoreinkommen = Bruttowertschöpfung + übrige Subventionen – Produktionsabgaben
MECHANISMUS SCHULDENBREMSE
Quelle: eFD
350
reales BIPin Mrd. CHF
Die Ausgaben folgen nicht der Konjunktur, sondern dem lang-fristigen BIP-Trend.
geforderteÜberschüsse
zugelassene Defizite
Anzahl
Jahre
Trend-BIPlaufendes BIP
130
rendderHochkonjunkturkompensiertwer-denkönnen.DieRegelnderSchuldenbremsesindstrengundverbindlich.Trotzdemistge-nügendSpielraumvorhanden,umaufkurz-fristigeEreignissereagierenzukönnen.DieseungeplantenAusgabenmüssenjedochinner-halbvonsechsJahrenausgeglichenwerden. Auch auf nationaler Ebene zeigt dieSchuldenbremse ihre Wirkung. Seit ihrerEinführung2003reduziertesichdieSchwei-zerStaatsverschuldung–relativzumBrutto-inlandprodukt –von 55aufaktuell 40 Pro-zent.SeitsiebenJahrenerzieltHelvetiasogarÜberschüsse–unddastrotzderBanken-undFinanzkrise. EinanderesBildvermittelnweiteTeileder westlichen Nationen. Sie haben in denvergangenen dreissig Jahren den grösstenSchuldenaufbaualler Zeiten erlebt. Der ne-gative Höhepunkt wurde 2010 erreicht, alssämtlicheEuro-StaatengegendieRegelndesStabilitätspaktesverstiessen.Eswirdvermut-lich eine ganzeGeneration dauern, um dieSchuldendiesesKonjunkturzyklusabzubau-en.NunstehtdiewestlicheWeltvoreinemPa-radigmenwechsel:AlteSchuldenmitneuenzubezahlen,ohneeinenGedankenandieAb-zahlungzuverschwenden,funktioniertnichtmehr.Auch international findet die Schul-
schulden- bremsen mit systemText rino Borini
Rezessionen kann man auf zwei Arten begegnen: Konsum ankurbeln mit noch mehr Schulden – oder sparen. Bei letzte-rem hilft eine der wichtigsten Schweizer Innovationen: die Schuldenbremse.
DieListederSchweizerErfindungenkannsichsehenlassen:Birchermüesli,Bouillonwürfel,Alufolie,SenfinderTube,Jalousien,LSD,Nestea,PC-MausoderTamiflu–umnureinpaarWenigezunennen.DerzeitstehtjedocheineganzandereErfindungiminterna-tionalenRampenlicht:dieSchuldenbremse.Das1929imstarkverschuldetenKantonSt.Galleneingeführ-tewirtschaftspolitische Instrumentschaffteerfolg-reich,denSchuldenbergzusenken.DasgiltauchfürdieNeuzeit:St.GallengehörtnochheutezudenKan-tonenmitdergeringstenPro-Kopf-Verschuldung. Der deutsche Finanzwissenschafter GeorgSchanznanntedieSchweizaufgrundihrerföderalis-tischenStrukturen«einVersuchsfeldfürdieErpro-bungmancherVehikeldeskünftigenFortschritts.»Zu Recht.Genf führt als erster E-Government ein,Schwyzbeweist,dasseinKantonSpitälernichtzwin-gend besitzen, sondernvorallem regulieren muss.GlaruszeigtdenanderenKantonen,wiemaneinera-dikaleGemeindestrukturreformanpackt,undeben:St.Gallenzeigteschonfrüh,wiemanmitSchuldenumgehen muss. Heute haben 25von 26 SchweizerKantonenimGesetzeineSchuldenbremseverankert.
Gigantisch hohe Schuldentürme MitderSchul-denbremseaufStufeBundwirdverhindert,dassdieStaatsschuldenansteigenwieindenNeunzigerjahren.DieRegelistbestechendeinfach:ÜbereinenganzenKonjunkturzyklushinwegdürfendieAusgabennichtgrösser seinals die Einnahmen. Daran haben sichParlamentundBundesratzuhalten.DefizitesindinRezessionsjahrenzwarerlaubt,abernurindemUm-fang,wiesiedurchentsprechendeÜberschüssewäh-
10 Wirtschaft
Wirtschaft
denbremse darum vermehrt Anerkennung,wiedieBemühungenzahlreicherLänder,sieinderVerfassungzukonstituieren,zeigen.
Sparen als Hochleistungsdisziplin Jetztheisstes:VerzichtaufNeuverschuldungdurchentsprechendeRegelungenwieebenzumBei-spiel eine gesetzlich verankerte Schulden-bremse.DasBeispielSchweizzeigt,dassmitgutemWillenSparenmöglichistunddieEr-haltung eines Sozialstaates mit mehr oderwenigergrosserZustimmungoffenbarauchohnewuchtige Staatsverschuldung funktio-niert.ObbeiArbeitslosigkeit,Einkommens-entwicklung, Mobilität, Infrastruktur oderGesundheitswesen:DieSchweizstehtinsämt-lichenDisziplinenerstaunlichgutda. Sparenundzurückzahlen–fürPrivatedernatürlicheWegauseinerMisere–funkti-oniertaufnationalerEbenejedochnur,wenndieerforderlichenReformeneingeleitetwer-den.DochdieimEuro-LandmassgeblichenAkteureversuchenunterkunterbuntenAus-reden, die Sanierung der Haushalte durchSparenzuverhindern.Schliesslichwollensiejawiedergewähltwerden.Sparpolitikernge-lingtdasmeistnicht,wiedieBeispieleGrie-chenland, Spanien, Portugal, Irland oderFrankreichzeigen.
mythos heimVorteilDer Heimvorteil im Sport hat in den letzten Jahren signifikant an Relevanz verloren. Und wenn er zwischendurch doch mal eine Rolle spielt – Fans kann das nicht überraschen –, ist der Schieds-richter Schuld.
Dass der Heimvorteil in sportlichen Auseinandersetzungen überhaupt je
zum Thema wurde, hat durchaus einen empirischen Hintergrund. So holten
Heimteams in den Anfangszeiten der englischen Fussball liga bis zu siebzig
Prozent der Punkte, die es zu verteilen gab. Heute liegt der Wert bei unter
sechzig Prozent. Eine ähnliche Tendenz konstatierte die deutsche Statistik-
studentin Eva Heinrichs, die für ihre Diplom arbeit 71 000 Fussballpartien
zwischen 1963 und 2008 analysiert hat. In allen von ihr untersuchten Ligen
nahm der Heimvorteil über die Jahre ab, so auch in der deutschen Bundesli-
ga. Während bis zur Saison 87/88 das Heimteam in 55,8 Prozent der Fälle als
Sieger vom Platz ging, lag der Wert in der Saison 06/07 noch bei 43,8 Prozent,
fand Heinrichs he raus. Erhöht hatte sich dafür die Anzahl der Unentschie-
den. Erklärt wird dies unter anderem durch die fortschreitende Professio-
nalisierung des Sports. Früher waren die Reisen zu den Auswärtsspielen oft
lange und beschwerlich. Heute reisen die Teams komfortabel, bei langen Dis-
tanzen per Flugzeug. Was noch übrig bleibt an Beschwerlichkeiten, wird den
Stars von einer Heerschar an fleissigen Betreuern abgenommen. Die Spieler
können sich somit auf das konzentrieren, wofür sie angestellt sind: zu spie-
len. Dazu kommt, dass die höhere Leistungsdichte zu weniger Toren führt,
was wiederum die Wahrscheinlichkeit für ein (tiefes) Unentschieden erhöht.
Ein weiterer Grund für die schwindende Relevanz des Heimvorteils sind –
ebenfalls aufgrund vermehrter Professionalisierung – bessere Schiedsrich-
terleistungen. Ganz unrelevant ist die Frage des Heimrechts dennoch nicht,
denn häufig begünstigen die Spielleiter auch heute noch das Heimteam –
wenn auch unbewusst. Dies legt zumindest ein Experiment nahe, das 1999
mit vierzig Schiedsrichtern durchgeführt wurde. Die eine Gruppe schaute
das Spiel ohne Ton, die Kontrollgruppe hörte das, was der Schiedsrichter im
Stadion hörte. Und siehe da: Mit Geräuschkulisse im Ohr entschieden sie in
heiklen Situationen signifikant häufiger für das Heimteam. Der Schiri ist halt
eben doch Schuld. Sportfans wussten das schon immer. DF
ausschneiden,
20 mal vergrössern
und losschiessen.
11PUNKTmagazin heimat
der schoggitaler und die sesselibahnSchokolade essen für einen guten Zweck – der Schoggitaler machts möglich. Doch die Verkaufsaktion, die jährlich vom Heimatschutz durchgeführt wird, löst nicht überall Begeisterungsstürme aus.
In der Nachkriegszeit war man allerorts auf der Suche nach neuen Einnah-
mequellen. So entstand im Oberengadin die Idee einer Staumauer im Sil-
sersee, um mit Wasserkraftwerken Geld zu verdienen. Der Schweizer Hei-
matschutz und Pro Helvetia befürchteten jedoch eine Verschandelung
der Landschaft und wollten das Projekt zu Fall bringen. Um die Gemein-
den für die entgangenen Wasserzinseinnahmen zu entschädigen, riefen
die beiden Organisationen den Schoggitaler ins Leben. Innert zwei Mona-
ten waren die 823 420 Münzen zum Preis von je einem Franken verkauft
– und der Stausee verhindert. Seither hat der Schoggi taler einen festen
Platz in der Schweizer Kulturgeschichte. Noch heute werden jährlich von
über 50 000 Schulkindern eine halbe Million Stück verkauft. Der erwirt-
schaftete Nettoertrag von gut 1,5 Millionen Franken wird jeweils für kon-
krete Projekte eingesetzt, wobei ein jährlich wechselndes Thema den
Rahmen vorgibt. Ist der Schoggitaler also eine «rundum gute Sache», wie
es auf der Webseite heisst? Nein, findet die Bevölkerung im solothurni-
schen Oberdorf. Grund war das Thema des Jahres 2010: Historische Ver-
kehrsmittel. Als solches (und somit schützenswert) taxierte der Heimat-
schutz auch die über sechzig Jahre alte Seilbahn auf den Weissenstein.
Der Betreiber und die politische Gemeinde jedoch streben einen Neubau
an. Um den «Feind Heimatschutz» nicht zu unterstützen, hat die Stadtre-
gierung den Kindern 2010 darum verboten, am Verkauf teilzunehmen. Die
Situation heute: Die alte Bahn steht noch immer still, was der Betreiberfir-
ma jährlich Verluste beschert. Das Angebot, die alte Seilbahn kostenlos zu
übernehmen, wurde vom Heimatschutz aufgrund der daran gekoppelten
Bedingungen – Demontage auf eigene Rechnung und Verzicht auf weitere
Einsprachen gegen den Neubau – abgelehnt. Und auf den 1280 Meter
hohen Solothurner Hausberg gelangt man weiterhin nur zu Fuss. SJ
paradoxes aus dem asylwesenSans-Papiers leben zwar illegal in der Schweiz, Recht auf Bildung und Gesund-heit haben sie trotzdem. Komplizierter wird es, wenn sie arbeiten wollen.
Je nach Schätzung leben in der Schweiz bis zu
300 000 Sans-Papiers, in der EU bis zu 3,8 Milli-
onen. Den hierzulande grössten Anteil stellen
Lateinamerikaner, gefolgt von Einwanderern
aus dem Balkan, den Philippinen, Thailand und
verschiedenen afrikanischen Ländern. Seit
2008 steigt ihre Anzahl in der Schweiz als Fol-
ge der globalen Konflikte und Krisen an. Ob-
wohl viele Sans-Papiers über einen Pass oder
Identitätspapiere verfügen, geniessen sie kei-
nen ausländerrechtlichen Status. Ganz ohne
Rechte sind sie aber nicht. Viele von ihnen ar-
beiten – meist unter schlechten Bedingungen
und zu tiefen Löhnen – im Bau- und Gastge-
werbe, in der Landwirtschaft oder in privaten
Haushalten. Zumeist in paradoxen Lohnsitu-
ationen, denn arbeiten Sans-Papiers grau, er-
halten sie nur die Hälfte des Lohnes, den der
Arbeitgeber bezahlt. Übrig bleiben um die 13
Franken pro Stunde. Der Rest versickert in
Form von Sozial abgaben und Steuern in den
Bundeskassen. Arbeiten sie dagegen schwarz,
bekommen sie den vollen Betrag, den ihr Ar-
beitgeber auszuzahlen bereit ist. Auch die
rechtlichen Grundlagen zur Bildung sind nur
schwer nachvollziehbar. Während jugendli-
che Sans-Papiers das Gymnasium und die Uni-
versität besuchen dürfen, ist es ihnen nicht er-
laubt, eine Berufslehre zu absolvieren. Noch.
Denn wie der Bundesrat aufgrund einer Mo-
tion von CVP-Nationalrat Luc Barthassat ver-
kündete, soll dies den gut Integrierten und ei-
nigermassen Gebildeten bald möglich sein. So
oder so: Wünschenswert wäre ein Aufräumen
mit den widersprüchlichen Praktiken. SJ
12 Wirtschaft
Von obenbetrachtetSeit kurzem gibt es die sphärischen Filme von Swissview als App für iPhone und iPad. Die Schweiz in der Hosentasche.
Der deutsche Sänger Herber Grönemeyer sagte
einst: «Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Ge-
fühl.» Doch oft besteht die Schwierigkeit ja ge-
nau darin, für diesen Ort, eben seine Heimat,
ein Gefühl zu bekommen. Das Abwandern der
60 000 Wanderkilometer, welche die Schweiz
bietet, ist aus Zeitgründen keine Alternative,
ebenso wenig das stundenlange Studium
von Google Maps. Die wohl immer noch an-
genehmste Möglichkeit, die Schönheit unse-
rer Heimat zu erfahren, bietet Swissview. Das
sind über 1600 Filme, die der Schweizer Filmer
Mario Fumasoli ab den Neunzigerjahren wäh-
rend Helikop terflügen gedreht hat. «Der Reiz
der Aufnahmen liegt in ihrer unverfälschten
Sichtweise. Durch die natürliche Langsamkeit
und das Fehlen jeglicher Schnitte wird der Be-
trachter selbst zum Reisenden, der wie ein Vo-
gel über die Landschaft gleitet», heisst es auf
der Webseite treffend. Nun gibt es Swissview
als App für iPad und iPhone und somit kön-
nen Matterhorn, die Kappelbrücke in Luzern
oder Tina Turners Villa an der Zürcher Gold-
küste auch von unterwegs betrachtet werden.
Dass die Filme nach Regionen und Kategorien
geordnet sind, erleichtert die Übersicht. Einzi-
ger Wermutstropfen der ansonsten überzeu-
genden Applikation: Mit Kosten zwischen 1
und 1,80 Franken pro Film (Länge jeweils etwas
weniger als drei Minuten), fliegt sie preislich
eher hoch. DF
ein schluckheimatOb Quöllfrisch, Schützengarten oder Turbinenbräu: Schweizer Biermarken befinden sich im Hoch.
Auch wenn der Bierkonsum pro Kopf seit Jah-
ren leicht rückläufig ist: Die Branche gedeiht
prächtig. So wuchs die Anzahl der Brauer seit
1992 von 32 auf 345, der Anteil der einheimi-
schen Sorten liegt mittlerweile bei fast acht-
zig Prozent. Dominiert wird der Markt von den
Grosskonzernen Heineken (Eichhof, Calanda,
Haldengut, Ittinger) und Carlsberg (Cardinal,
Hürlimann, Löwenbräu, Feldschlösschen). Dass
die Anzahl der Brauereien seit 1992 explosions-
artig anstieg, ist unter anderem dem Ende des
Bierkartells zu verdanken. Dieses wurde 1935
gebildet, um gegen Importe von ausländischen
Biersorten gewappnet zu sein. Das Ende des
Kartells 1991 setzte den einheimischen Produ-
zenten zwar zu, dafür schlug die Stunde der
kleinen Brauereien, die vor allem lokale Absatz-
märkte bedienen. Dass sie mittlerweile beste-
hen können, ist nicht nur der Liberalisierung
des Marktes zu verdanken, sondern dem ge-
nerellen Boom, den die Bierkultur erlebt. Die
«Stange» ist auf allen gesellschaftlichen Ebe-
nen salonfähig und die Kundschaft kennt sich
heute besser aus. Seit diesem Jahr kann sogar
ein Bier-Sommelier-Zertifikat erworben wer-
den. Je mehr Bierwissen vorhanden ist, desto
mehr dürstet es Konsumenten nach Vielfalt.
Dem Boom zum Trotz: Nicht allen Kleinbetrie-
ben geht es gut. Viele kämpfen aufgrund hoher
Produktions- und Personalkosten nonstop ums
Überleben. Dazu kommen exklusive Abkom-
men, die Grossbrauereien direkt mit den Wir-
ten aushandeln: Letztere erhalten kostenlose
Zapfsäulen, dürfen dafür aber nur noch die ei-
ne Sorte ausschenken. Nicht zuletzt profitiert
auch der Staat vom Bierboom. Die Biersteuer
schwemmt jährlich über 100 Millionen Franken
in die Bundeskassen, dazu kommen Mehrwert-
steuern von über 200 Millionen. SJ
Verdichtet wohnenFast acht Millionen Menschen leben in der Schweiz. Viel oder wenig? Eine Frage der Optik.
Die Mitteilung des Bundesamts für
Statistik Anfang 2012 sorgte für Auf-
sehen: 7 952 555 Einwohner zählt
die Schweiz. Auf die Landesfläche
von 41 285 Quadratkilometer
heruntergebrochen, ergibt das 193
Einwohner pro Qua dratkilometer
(E/km2). Da nur 6,8 Prozent der
Gesamtfläche bewohnbar sind, ist
die Besiedelungs dichte aussage-
kräftiger. Sie beträgt 2833 E/km2.
Spitzenreiter ist die Stadt Genf mit
fast 12 000 E/km2, gefolgt von Basel
(7300) und Zürich (4000). Tönt nach
viel mehr, ist jedoch ein Klacks im
Vergleich zu einzelnen Provinzen
in Chinas Sonderverwaltungszone
Macau, wo sich auf einen Quadrat-
kilometer bis zu 100 000 Einwohner
drängen. Doch selbst das muss als
komfortabel bezeichnet werden,
wenn man die Platzverhältnisse auf
Migingo, einer von Kenia und Ugan-
da beanspruchten Insel im Viktoria-
see, kennt. Auf dem Eiland, kaum
grösser als ein Fussballfeld, leben
zeitweise bis zu 2000 Menschen.
Hochgerechent sind das sagenhafte
400 000 Menschen pro Quadratkilo-
meter – (in offizieller) Weltrekord. DF
13WirtschaftPUNKTmagazin heimat
catch me. if you can.The Pirate Bay aus Schweden ist immer für Überraschungen gut. Der neuste Coup ist sogar für die Piraten aus dem hohen Norden bemerkenswert: Serverstationen im All.
Mit der Rechtslage im Internet ist es so eine Sache, auch und gerade bei
illegalen Downloads. Da Täter und Opfer oft aus verschiedenen Ländern
stammen und dementsprechend unterschiedlichen Gesetzgebungen un-
terliegen, kommt es nur selten zu rechtskräftigen Verurteilungen. Vor die-
sem Hintergrund sind auch aktuell laufenden Bemühungen für ein glo-
bales Anti-Piraterie-Abkommen zu betrachten, wobei die Chancen des
Anti- Counterfeiting Trade Agreement (ACTA) gering sind, zu grobschläch-
tig ist das Regelwerk. Kritiker bemängeln gar, ACTA verletze Menschen-
rechte und den Rechtsstaat. Solange also die internationalen Bemühun-
gen fehlschlagen, gilt nationales Recht. Und bei diesem gibt es immer nur
einen Gerichtsstand. Einen ziemlich wagemutigen Weg, diese Frage von
vornherein zu umgehen, verfolgt die schwedische Filesharing-Suchma-
schine The Pirate Bay. Die Idee ist genial und irre, gewagt und doch feige:
Die Server, auf denen die Suchanfragen für den Download von Filmen, Se-
rien und Musik verarbeitet werden, sollen in den Orbit geschickt werden,
und zwar wortwörtlich. Gesteuert werden die Mini-Drohnen per GPS, die
Stromversorgung soll mit Solarzellen sichergestellt werden. Das funkti-
oniere, denn mit modernen Radio-Transmittern sei es möglich, in bis zu
fünfzig Kilometer Höhe zu operieren – und das bei ansprechender Band-
breite. Wie The Pirate Bay auf ihrem Blog verkündete, werden die soge-
nannten Low Orbit Server Stations (LOSS) in Zusammenarbeit mit Hoch-
schulen entwickelt. Einen geeigneten Ort habe man bereits gefunden,
und zwar im krisengeschüttelten Griechenland, das bereits Luftraum
abgetreten haben soll. Ob LOSS eines Tages tatsächlich Suchanfragen
in fünfzig Kilometer Höhe bearbeiten wird, sei dahingestellt. Sicher ist:
Pirate Bay trägt den Kampf um Urheberrechte und Filesharing im wahrs-
ten Sinn des Wortes in eine neue Sphäre. DF
mit Viel scharfDer Kebab ist das wohl das untürkischste aller türkischen Nationalgerichte.
Seit in Berlin vor vierzig Jahren der erste Dö-
ner serviert wurde, hat das Gericht die Welt er-
obert. Gegrilltes Fleisch vom Spiess im Fladen-
brot, serviert mit Salat, Zwiebeln, Tomaten
und Sauce , mit oder ohne Scharf – fertig ist
der Döner. Dabei war der klassische Kebab in
der Türkei kein Allerweltsessen, sondern eine
Delikatesse. Erfunden haben soll ihn der tür-
kische Gastarbeiter Kadir Nurman, nachdem
er nach Berlin ausgewandert war und nach ei-
ner Geschäftsidee suchte. Ihm fiel auf, dass
die Deutschen ein Arbeitervolk sind und es ge-
wohnt, während dem Gehen und ohne Besteck
zu essen. Um mit Hot Dog und Hamburger mit-
zuhalten, steckte Kadir Nurman Lammfleisch-
stücke in ein Fladenbrot – der Schnellimbiss
war geboren. Von Berlin aus hat sich der Dö-
ner über die Jahre erst in Europa und dann
weltweit verbreitet. Auch in der Türkei wird
der Döner mittlerweile in der Variante «to go»
verkauft. In der weltweiten Fastfood-Indus-
trie hat der Döner einen festen Platz. Allein
in Deutschland werden täglich 400 Tonnen
Fleisch zu Kebab verarbeitet und verzehrt. Mit
einem geschätzten Jahresumsatz von 3,5 Mil-
liarden Euro schlagen die Dönerbuden sogar
den Fastfoodmulti McDonalds. Auch hierzu-
lande läuft das Geschäft rund: Schätzungswei-
se 130 000 Döner werden täglich verzehrt. Der
Dönerhirsch unter den Schweizer Produzen-
ten ist die Royal Döner AG. Die Firma hält laut
ihren eigenen Angaben einen Marktanteil von
etwa 55 Prozent und erzielt einen Jahresum-
satz von rund dreissig Millionen Franken. RB
14 Wirtschaft
Wer kann demAlter schon einSchnippchenschlagenGewiss, jede Medizin hat ihre Grenzen. Aber die Biotechnologie kann einige sprengen. Biotech-nologischeMedikamente setzen direkt bei denUrsachen einer Krankheit an.Biotech-Unternehmenforschen mit Hochdruck an neuen wirksamen und sicheren Medikamenten – für Gesundheitund Lebensqualität bis ins höchste Alter. Die Entwicklung entsprechender Innovationen ist zwaraufwändig und erfordert Ausdauer, doch bringt sie schliesslich allen Gewinn: Patienten, Spitä-lern und Kassen,aber auchHerstellern und Investoren.Die Spezialisten von BB Biotech haben dieweltweit führendenBiotech-Unternehmen für Sie zusammengefasst.Wer zu spät einsteigt,wirdalt aussehen. Investieren Sie jetzt in denMarkt der Zukunft – und in den medizinischen Fortschritt.ISIN: CH0038389992
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16 Wirtschaft
REGIONALSTATT
GLOBAL
Nach Jahren der ungebremsten Globalisierung schlägt das Pendel zurück. Regionalisierung heisst der neue Trend, mancherorts spricht man gar von Deglo balisierung. Ein Hirngespinst von Pessimisten oder gibt es sie tatsächlich?
Text rino Borini
Bild Boris Gassmann
17WirtschaftPUNKTmagazin heimat
«Wirtschaft»
morgensklingeltderWeckerausChina.DanachtrinkenwirKaffeeausSüdame-rikaundessenamerikanischeKellogg’sCorn Flakes. Nebenbei lesen wir diewichtigstenNachrichtenaufdemiPad.DannziehenwirJeansundTurnschuhean,aufderEtikettesteht«MadeinViet-
nam».AufderFahrtzurArbeit(ineinemSkoda)sehenwir mehrere japanische Kleinwagenvorbeirauschen.Im Büro angekommen beginnt sogleich die Skype-VideokonferenzmitdenKollegeninBrasilien.MittagsgehenwirzumThaiumdieEcke,alsVorspeisewählenwirTomYamGung,als Hauptspeise gibts ein rotes Thai-Curry. Der Koch erzählt uns vollerStolz,auswelcherRegionThailandsdieShrimpsunddasGemüsestammen. AmNachmittagbuchenwirüberdieSmartphone-AppeinenFlugnachLondonmitderdeutschenSwiss.199Franken, ein Schnäppchen. Das SBB-Billet erster Klasse mit Halbtax-AbovonChurnachGenfundzurückkostetmit177Frankenfastgleichviel.Esklin-geltanderTür.DHLliefertdenlanger-sehnten Samsung Smart-TV. Abendslesenwirauf unserem Kindle-Reader«DieSchattenderGlobalisierung»vonProfessorJosephStiglitz.Undbevorwirschlafengehen,ladenwirnochkurzdasneuesteAlbumunsererUS-LieblingsbandaufiTunesherunter,neben-beichattenwirmiteinemaltenSchulfreundinÜber-see.
Langfristiger Wohlstand Willkommenimglobali-siertenWeltdorf.DasLeben,andaswirunsseiteinigenDekaden gewöhnt haben, wäre ohne diese ProdukteundDienstleistungenundenkbar.DieGlobalisierunghatunserallerLebenspürbarverändert,sichihrzuent-ziehen,istpraktischunmöglich.Dochsielösthöchst
unterschiedlicheReaktionenaus.IstGlobalisierunggarschlecht?«Nein», sagt JanwillemAcket,ChefökonombeiJuliusBär,«dieVernetzungderWeltisthochmoti-viert,dennsiebringtdieMenschenaufhöhereNutzen-niveausunderhöhtlangfristigdenWohlstand.» OhneGlobalisierungwürdedieWeltheutean-dersaussehen,keineFrage.DochwäreeinZurücküber-hauptmöglich?EinZurückzueinemstarkenNatio-nalstaat,sowieesbeiunseremwestlichenNachbarnFrankreichspürbarist?Ratsamscheintesnicht,denndiefranzösischenStaatsschuldensindinnur22Jah-
renvon35auf90ProzentdesBruttoinlandprodukts an-gewachsen. Der zweitgröss-teEuro-StaatverzeichneteinRekord-Handelsdefizit vonsiebzig Milliarden Euro:AuRevoirWettbewerbsfähigkeit,MonsieurHollande. AngesichtsdermiserablenWirtschaftsverfassung undzahlreichen weltweiten Kri-senherden–einerdavondi-rekt vor unserer südlichenHaustüre – tut sich die Fra-ge auf, was uns die Globali-sierunggebrachthat.Immermehr Menschen beobach-ten sie mit Misstrauen und
Angst.Sieglauben,GlobalisierungvergrösseredieUn-gleichheiteninnerhalbundzwischendenLändern,be-drohe die Beschäftigung sowie den LebensstandardundverhinderesomitsozialenFortschritt. Die Globalisierung macht die Reichen reicherunddieArmenärmer,lauteteinerderzentralenVor-würfederKritiker.DasistzumTeilrichtig,vorallemaber unvermeidbar. So verdiente einAmerikaner indenSiebzigerjahrendurchschnittlichetwafünfzigMalsovielwiejemandineinemEntwicklungsland.HeutesinddieUnterschiedenochgrösser.Dennochwärees
Frankreich verzeich net
ein Rekord-Handelsdefi-
zit von siebzig Milliarden
Euro: Au Revoir Wettbe-
werbsfähigkeit, Monsieur
Hollande.
18 Wirtschaft
Wirtschaft
AuchdieThese,dassGlobalisierungindenwest-lichenNationenJobsvernichtethabe,stimmtsonicht.ZwarwurdentatsächlichvieleeinfacheArbeitenausge-lagert,gleichzeitigentstandenaberauchetlicheneueBerufsbilder.WasdieGlobalisierungunbestrittentut:SiezwingtdieMenschendazu,sichdenGegebenhei-tenanzupassen.SoistbeispielsweisedieTextilindustrieinderSchweizüberdieletztenDekadengänzlichver-schwunden.SchweizerModegibtesnatürlichtrotzdem.Siewirdhiergeplantundentworfen,aberoftinBillig-lohnländernproduziert.Esgibtimmernocheinigewe-nige,diehierproduzieren.DiesistmöglichdankKon-sumenten,diebereitsind,massivmehrzubezahlen.Weltumspannender HandelEsgibtinallenBerei-chendesLebensGewinnerundVerlierer,soauchbeiderGlobalisierung.SieistdasErgebnismenschlicherInnovation und technologischen Fortschritts. Dankihr können wir Information und Nachrichten welt-weitversenden,mittlerweilepraktischkostenlos.Frü-herwardasanders:1930kosteteeindreiminütigesTe-lefongesprächvonNewYorknachLondon244Dollar.DerPreisheute:0Dollar.AuchderphysischeTransportwurdeumeinzigfachesgünstiger.Einedurchschnittli-cheSeefrachtfüreineamerikanischeTonne(entspricht907,18 Kilogramm) kostete um1920 herum zirka 95Dollar.Heutesindesderen25. Manmusssichbewusstsein,mitwelcherWuchtderGlobalisierungsprozessdieWeltwirtschaftindenvergangenenJahrzehntengewandelthat.Deutlichwer-dendieVeränderungendurchdiesteigendeBedeutungdesAussenhandels.DieserhatdasenormeWachstumin den Industriestaaten überhaupt erst möglich ge-macht.Nichtnurdas:WährendderWirtschaftskrise,fürwelchediewestlicheWeltverantwortlichist,habenunsdieSchwellenländervoreinemKollapsbewahrt.DasweltweiteHandelsvolumenbeträgtheuterund15BillionenDollarproJahrundsomitetwadasVierfachedesglobalenBruttosozialprodukts.Seit1950istesumdenFaktor250gewachsen. DochwenndieGlobalisierungderartvieleVortei-lemitsichbringt,warumfindetsienichtüberallZu-spruch?Weil sie eben immerauchVerlierer hervor-bringt,vieleVerlierer.DaszeigtsichaktuellinLändernwieChinaundIndien,einpaarJahrzehntezuvorwardasselbePhänomenauchinEuropazubeobachten.DieUngleichheitenhabenoftdamitzutun,dassdasWachs-tumvorallemindenStädtenstattfindet,aufderStreckebleibendieländlichenRegionen. EinweiteresArgument, das dieGlobalisierungineinschlechtesLichtrückt,sindökologischeAspek-te. Hauptgrund für das ungebremste Wachstum derGüter-undPersonentransporteistdieTatsache,dassTransportkostenimWesentlichendurchEnergiepreisebestimmtwerden.Umweltkosten,wiesiebeispielswei-sedasVerbrennenfossilerEnergieträgerverursachen,bleibenoftunberücksichtigt.ImKlartext:Dieökono-mischenTransportkostensindimVergleichmitdentatsächlich verursachten Kosten zu niedrig.WürdendieUmweltkostenderEnergienutzungtatsächlich
falsch,ärmereLänderpersealsVerliererderGlobalisie-rungabzustempeln.Dennauchihnenhatderinternati-onaleHandelmehrWohlstandgebracht.
Jobkiller oder Joberschaffer? LautStatistikderWelt-bankgabes2005rund1,4MilliardenMenschen,diemitwenigerals1,25DollarproTagauskommenmuss-ten.DerAnteilderextremArmenanderWeltbevölke-runglagsomitbeietwa25Prozent–immernocher-schreckend hoch. Fakt istaberauch, dass zu BeginnderAchtzigerjahre1,9MilliardenMenschen,oder52Prozent derWeltbevölkerung, in diese Kategorie fie-len.DieQuotehatsichalsohalbiert.Ammeistenpro-fitierthabenLänder,diesichwirtschaftlichöffnetenund politisch einigermassen stabile Rahmenbedin-gungen boten. Die Kehrseite:Wie immer in starkenWachstumsphasenverteilt sichderWohlstandunge-recht.DenschlechtbezahltenWanderarbeiternChinasbringtesnichts,wenndieWirtschaftdesLandesmitknappzehnProzentwächst,solangeihreBedingungenderartschlechtbleiben.DieskannmanabernichtderGlobalisierunganlasten,sondernvielmehrderchine-sischenPolitik.
Modern Times im Klassi-
ker aus dem jahr 1936 zeigt
charlie chaplin auf, was pa-
ssieren kann, wenn die ar-
beitsteilung zu weit getrie-
ben wird.
19WirtschaftPUNKTmagazin heimat
:
indieTransportkostenmiteinbezogen,würdesichderTransportverteuern.AlsFolgegingenwohlauchdietransportiertenMengenzurück–unddieProduktprei-sewürdenansteigen.
Protektionismus wird salonfähigWährendgewis-seExpertendavonausgehen,dasssichdasWachstumdes globalen Handels mittel- bis langfristig erholenundauchkünftigdieBasisfürpolitischeStabilitätle-genwird,sehenandereAnzeicheneinerTrendwende.EineWendeinRichtungDeglobalisierung.DurchdieexpandierendeWeltwirtschaftstehenNationalstaatenverstärktinKonkurrenzzueinander. NachJahrendesmöglichstfreienHandelsistdienächstePhasedesWelthandelsverstärktgeprägtdurchAbschottungundZölle,sodieMeinungderKritiker.Staatenversuchen,dieinländischenInteressensgrup-pen zu schützen, indem sie heimische ProduzentenfördernundderausländischenKonkurrenzdasLebenschwermachen.AllenvorandiemächtigenStaatenderG20,dieimmerwiederversprechen,keinezusätzlichenprotektionistischenHürdenzuerrichten.EinVerspre-chen,das–wieesinderPolitikabundanvorkommt–häufiggebrochenwird. EinaktuellesBeispielliefertdieSolartechnik,wodiechinesischenAnbietereinenWeltmarktanteilvonübersechzigProzentaufweisen.UmdieeigeneSolar-branchezuschützen,setztdasUS-HandelsministeriumdenAbgabensatzfürEinfuhrenderchinesischenSpit-zenexporteurewieetwaSuntechPowerundTrinaSolarauf31Prozentfest.FüralleanderenSolaranbieterausChina,diedemMinisteriumkeineausreichendenUn-terlagenvorgelegthatten,wurdeeinSatzvonknapp250Prozentfestgelegt.FaktischkommtdaseinemEinfuhr-verbotgleich. Transparenz diesbezüglich schafft der GlobalTrade Alert, sozusagen der Seismograf protektionis-tischerMassnahmen.DiePlattformsammeltihreIn-formationen mit einem Netzwerk von zwanzig un-abhängigen Experten in Zusammenarbeit mit demSchweizerischenInstitutfürAussenwirtschaftundAn-gewandte Wirtschaftsforschung der Hochschule St.Gallen.GanzobenaufderListestehenArgentinienmit117 und Russland mit113 protektionistischen Mass-nahmen.ZurSpitzenligaderhandelspolitischenSün-der gehören weiter die europäischen Schwergewich-teGrossbritannien,DeutschlandundFrankreich.AberauchSchwellenländerwieIndien,ChinaundBrasilienschränkendenfreienHandelvermehrtein.Einweite-resAnzeichenliefertdieDoha-Runde,dieweltweitenGesprächeüberfreienHandel:Siewurden2006ein-gestellt.ObDohadiederzeitigeSituationhätteverhin-dernkönnen,weissniemand,aberdarumgehtesgarnicht:Staaten,diemiteinanderreden,neigenwenigerdazu,überstürztzuhandeln.
Das Pendel schlägt zurückFürProfessorNiallFerguson,WirtschaftshistorikeranderHarvardUniversität,wäreeinZurückdrehenderGlobalisierungsuhrmitgrossenGefahrenverbunden:«DaswäreeinekompletteWie-
derholungderGeschichteundeinZusammenbruchderGlobalisierung.» Rückgängiggemachtwerdenkannsiesowiesonicht.DiemeistenMenschenhabensichandieVer-netzunggewöhnt,mehrdennjepflegensieFreund-schaften und Geschäftsbeziehungen über Gren-zenhinweg.Wasabersehrwohlpassiert:DasPendelschlägtzurück.NeusindesdieschnellwachsendenSchwellenländer,diedenTonangeben.Bereitsgrei-fenersteFirmenausdenBRIC-StaatenaufdemWelt-marktan.NichtnurmitihrenProdukten,sondernauch, indem sie im westlichen Markt dazukaufen.DieschwedischeAutomarkeVolvobeispielsweiseistmittlerweileinchinesischerHand.Kaufpreis:1,3Mil-liardenDollar,bezahltwurdebar.Derweltweitgröss-teFleischkonzern,JBSausBrasilien,versuchteseineKauflustvoreinigenMonatenmitdemUS-Nahrungs-mittelkonzernSaraLee,einemUrgesteinderBran-che,zubefriedigen.DerDealscheitertenurknapp. AuchanSchweizerMarken findendieBRIC-Staaten Interesse.SogehörtdiePrivatbankSarasinmittlerweilederbrasilianischenSafra-Gruppe.OdereinesdergrösstenSchweizerBauunternehmen,Karl
20 Wirtschaft
44
Steiner,istindisch.MitdemKaufwilldieHindustanConstructionCompanyvomKnow-HowdesSchwei-zerUnternehmensprofitierenDasmussalsonichtnurschlechtsein.VielleichtistesauseinerglobalenPers-pektivesogarbesser,dassdieGewichtegleichmässigerverteiltwerden. GleichzeitigfindetinderBevölkerungeinWan-delstatt,RegionalisierungfindetwiedervermehrtAn-klang.«DasRegionaleistkeinWiderspruchzurGloba-lisierung,sonderngehtmitihrHandinHand.DenkensieandieInformationstechnologie.HardwaremässigprofitierenwirvongünstigenglobalisiertenStandards,beiderSoftwareabersindwirfroh,dasssieregionaleEi-genheitenberücksichtigt»,meintJanwillemAcketdazu. DerTrendzurRegionalitätistgemässExpertenlangfristigerNaturundnichtblosseineModeerschei-nung.AuchinderProduktionwerdenbestimmteAr-beitsschritte,dieindenvergangenenJahrzehnteninBilliglohnländerwieChinaausgelagertwurden,wiederindieHeimatverlegt.DieserTrendgewinntanInten-sität.NebstderTatsache,dassebennichtimmerKosteneingespartwerdenkonnten,liegendieGründeauchingrundlegendenQualitätsansprüchen.Neue Spielregeln «Die Demokratie ist keine guteStaatsform,abersieistdiebeste,diewirhaben»,sagteWinstonChurchilleinst.DemokratieistdasStichwort:Ein gewichtiges Problem in der ganzen Globalisie-rungsdiskussionistdasihrinhärenteDemokratiedefi-zit.ObAbsichtodernicht:AufinternationalerEbeneistesderPolitiknichtgelungen,dieinternationalenIn-stitutionenmitdenInteressendermächtigenSchwel-lenländerzuvereinen.JanwillemAcketstimmtdemzu:«DassdieseOrganisationenaushistorischerSichtKin-der der ehemaligen Kolonialmächte beziehungswei-sederentwickeltenabendländischenStaatensindundentsprechendbisheutevondiesendominiertwerden,
istinderTateinalterHut,derdringendabgelegtwer-densollte.»Faktist:OrganisationenwiederInterna-tionaleWährungsfonds,dieWeltbankoderdieWelt-handelsorganisationenvertretennachwievorprimärdieInteressenderIndustrieländer. AcketsiehtHandlungsbedarf:«Esmussgewähr-leistetsein,dasssichdieanBedeutunggewinnendenWirtschaftsmächtekonstruktivdemRegelwerkderFairnessfreierMärktebeugenunddemVerhaltens-kodexentsprechendverhalten.HierbestehtNachhol-bedarfinvielenbedeutendenSchwellenländern,aberauchbeimanchenentwickeltenVolkswirtschaften.» WenndieGlobalisierungzueinerechtenEr-folgsgeschichtewerdensoll,müssendiedemokrati-schenpolitischenInstitutionensogestärktwerden,dass die globale Marktwirtschaft den Lebensstan-dard von möglichst vielen Menschen, und nichtnurderReichsten,anhebt.EsbrauchtklareSpielre-geln,umeinGleichgewichtderKräftezuschaffen:imWelthandel,imRessourcenverbrauch,inderBil-dung und bei den Staatsfinanzen. Zudem müssendieRahmenbedingungenstimmen:PolitischeStabili-tät,verlässlicheRechtssysteme,niedrigeInflationundStaatsverschuldung–mandenkeandienächstenGe-nerationen–sowieeingutesUmfeldfürUnternehmensinddiewichtigenStellschrauben. JanwillemAcketsiehtgenaudorteinProblem:«GenaudiesezitiertenBedingungenwerdenweltweitimmerwiederinallenWeltregionenverletzt.DiePolitikreagiertkurzfristigundopportunistisch,wennsichdieKonjunkturver-hältnisseverschlechtern.» DasglobaleDorfbrauchtalsoeinenfairenRah-men.DazuBewohner,denendasMotto«wenigeristmehr»nichtfremdist.SchonBenjaminFranklin,ei-ner der Gründungsväter der Vereinigten Staaten,wusste:«WerdieFreiheitaufgibt,umSicherheitzugewinnen,wirdamEndebeidesverlieren.»
Kampf gegen ACTA Die ab-
kürzung acTa steht für das
geplante pluri laterale han-
delsabkommen «anti-coun-
terfeiting Trade agreement»,
das die teilnehmenden nati-
onen und staatenbünde im
Kampf gegen Produktpirate-
rie unterstützen soll. Das ab-
kommen stösst jedoch auf
grosse Gegenwehr, vor allem
aus der netzgemeinde. ob
acTa in dieser Form umge-
setzt werden kann, wird im-
mer unwahrscheinlicher.
21WirtschaftPUNKTmagazin heimat
22 Wirtschaft
derchips- gigantText DaviD Fehr Bild Boris Gassmann
Die Zweifel Pomy-Chips AG verfügt im Schweizer Snackmarkt über einen Marktanteil von über fünfzig Prozent.Der Chipshersteller hat das geschafft, wovon andere träumen: Sein Markenname und das Produkt sind praktisch Synonyme.
PommesChipsundZweifelsindindenKöpfenderSchweizerKonsumentenuntrennbarmiteinanderverbunden.KeinWunder,könntemaneinwenden,beiderOmnipräsenz,welchedieProduktehierzulandegeniessen.ObBergbeiz,Tankstellenshop,Strandbad-kiosk,24h-ShopimAusgehviertel,MigrosoderCoop:DiePommesChipsvonZweifelfindetmanfastüberall.Undsiewerdengekauft. Der Erfolg zeigt sich in den Zahlen des vergangenen Ge-schäftsjahres:24000TonnenverarbeiteteKartoffeln,dievon400SchweizerBauerngeliefertwerden.6382TonnenproduziertePom-mesChipssowie1917TonnenanderesalzigeSnacks.208MillionenFrankenUmsatz.NochbeeindruckendersindzweiandereKennzah-len.Marktanteil:fünfzigProzent.Bekanntheitsgrad:beinahehun-dertProzent.Umzuverstehen,wieausdemkleinenFamilienbetriebinnertfünfzigJahrendernationaleChipsgigantentstehenkonnte,hilfteinBlickzurück.
Jeder Kunde ein König AlsHeinrichZweifeldieRöstereiKatzen-rütibeiZürichMittederFünfzigerjahrevonseinemverstorbenenCousin Hans übernahm, übertrug er die Leitung seinem damals25-jährigenSohnHansheinrich,dergeradeerstseinStudiumalsAg-raringenieuranderEidgenössischenTechnischenHochschuleZü-richabgeschlossenhatte.DocherwolltenichteinfachChipsver-kaufen,sondernetwasumsetzen,daseraufseinerHochzeitsreiseinAmerikakennengelernthatte:denumfassendenServicegedanken. DerLebensmittelhandelwardamalseinrauesGeschäft:Aver-kaufteBundübergabihmdieWare.WasBdarausmacht,konnteAmehroderwenigeregalsein,erhatteseinGeschäftjagemacht.Zwei-felerkannte,dassesgeradedieZwischenhändlerwaren,dieüberdenErfolgoderMisserfolgseinerProdukteentschieden.Sie–dieKioskverkäuferininWorb,derDorflädelibesitzerinEgg,derWirtderSonneinLangenthal–warenes,welchedieChipsandenKonsu-mentenbringensollten.Zweifelwarzudemeinerderersten,derdieWichtigkeitvongutenRegalplätzenindenGeschäftenerkannte.
Als Konsequenz setzte erab1962 dasKonzept,dasereinpaarJahrezuvorbereitsinZüricheingeführthatte,nationalum:denFrisch-Service.JedereinzelneKunde,undseiseinUmsatznochsoklein,solltepersönlichvoneinemZweifel-Vertreterbetreutwerden.DasssogarabgelaufeneWarekostenlosausge-tauschtwurde–nochbevoresbeiLebensmit-telnsoetwaswie Mindesthaltbarkeitsdatengab–,kambeidenHändlerngutan.FürdasUnternehmenjedochbedeutetederServiceeinpaarJahrelangroteZahlen.«WirhabenmanchmalhundertMusterpackungengratisverteiltundzehnPäckliChipsverkauft»,erin-nertsichHansheinrichZweifel.Dochallmäh-lichzahltensichdieBemühungenaus,dennmitdenJahrengewannZweifeldasVertrauenderHändler:«Lieferanten,diefreiwilligWarezurücknahmen,gabesdamalsinderSchweiznicht,derFrisch-Servicewarrevolutionär.»
Der Frisch-Service Noch heute ist derFrisch-Service ein zentraler Pfeiler derGe-schäftsphilosophie.Rund150Verkaufsberaterkümmernsichumdieüber22000Verkaufs-stellen,dieZweifel-Produkteführen.
Umzuerfahren,wasdranistamFrisch-Service, begebe ich michauf Tour mitVer-kaufsberaterMartinSteffen,derseit17 Jah-ren Zweifel-Kunden betreut, ein Profi also.Als ich mich um sieben Uhr morgens amBahnhofStadelhofeninZüricheinfinde,istSteffenbereitsseitübereinerStundeunter-wegs.13dervonihmbetreuten140Verkaufs-stellen wird er an diesem Tag besuchen. JenachVerkaufsvolumenerhaltendieKundenmehrmals in der Woche einen Besuch, imMinimumalle14Tage.MartinSteffenschätztdieFreiheiten,diemanihmlässt:Tag,UhrzeitundLiefermengenbestimmterinAbsprachemitdenKundenselber.AnderArt,wieermitdenKundenumgeht,merktman:SteffenisteinVerkaufsprofi.Dasbeziehtsichnichtnurdarauf, dass er den Kunden immer wiederNeuerungenschmackhaftmachenkann,
23WirtschaftPUNKTmagazin heimat
:
sondernauchaufdieoptimalePositionie-rungderRegaleimGeschäft.«PommesChipssindeinImpulsproduktundwerdenoftun-geplantgekauft»,sagtSteffenundnenntalsBeispieleinLadenlokal,indemvoreinpaarWochenumgestelltwurde.Dieneue,ungüns-tigereRegalpositionderChips führtedazu,dassderUmsatzmarkantzurückging.
«Bruched er no öpis?» Steffengehtrouti-niertundschnellzuWerk,dieAbläufesitzen.ErbetrittdasGeschäft,machtkurzInventar,ersetzt verkaufte und abgelaufene Packun-gen–undpflegtimmerwiederdiepersönli-chenBeziehungenzudenKunden.HiereinSchwatzüberdenletztenTatort(denMörderim Internet nachschauen müssen, kommtnicht gut an), da ein paar Sticheleien überFussballrivalitäten(alsFandesFCBaselteilterpraktischnuraus),dortderHinweisaufden hohen Euro-Millions-Jackpot (im FalleinesTrefferswürdeernachArubaauswan-dern).SprichtSteffenmitdenKunden,ver-wendet er oft das majestätische «Ihr» statt«Sie». Diese so typisch schweizerischeAus-drucksform,dieNicht-Bernernurbenutzen,wenn sie jemanden zwar nicht duzen,aberschätzen.«Bruchedernoöpis?»,fragtereinenKioskverkäuferperTelefon.Fallsja,werdeeramnächstenTagkurzvorbeikommen.
Je länger ich im orangen Bus herum-fahre und Martin Steffen bei seinerArbeitzuschaue, desto greifbarer wird der ErfolgdesFrisch-Services.WährendandereProduk-te anonym von einemVierzigtönner gelie-fertwerden,istesbeiZweifelimmerderselbeVerkaufsberater,derpersönlichvorbeischaut.Heute,woEffizienzoftdasMassallerDingeist,haftetdempersönlichenZweifel-ServiceetwasAnachronistischesan.Abererfunktio-niert,auchalsAlleinstellungsmerkmal.
Die konsequente Bearbeitung derHändlerwarundisteinwichtigerBausteinfürdenMarkenerfolg.EinweitererwarschonimmerdasMarketing.SoentwickeltemanindenAchtzigerjahren,alsMütterwiederver-mehrtberufstätigwurdenundVäterabundzudieKinderverpflegensollten,einneuesMenu, das den nicht vorhandenen Koch-kenntnissenderVäterentgegenkam:PouletundChips.EineKombination,dieesindieserArtvorhernichtgabunddieerstdurchdiekonsequente Bewerbung von Zweifel über-hauptzurMahlzeitwurde.EinenähnlichenEffekthattendieGastrokörbli,diemaninje-derBeizantraf:Biberli,Kägi-Fret–undebenZweifel-Chips.EinBild,dassichüberdieJahr-zehnteindenKöpfenderSchweizerfestge-setztundauchheutenochBestandhat,auchwenndietypischenGastrokörbliimmerselte-neranzutreffensind.
Traditionell und doch jungDemTraditi-onsbewusstseinzumTrotz:DenSchrittinsdi-gitaleZeitalterhatmanbeiZweifelnichtver-passt, wie die über100 000 Facebook-Fansbezeugen.FürUrsKrucker,beiderY&RGroupSwitzerland verantwortlich für den BrandAssetValuator,istdieseinederStärkenderFirma:«ZweifelhatesalstraditionelleMarkegeschafft, wichtige Markenwerte beizube-
haltenundsichdochzuverjüngen.»Zudemweissman,dassSocialmediakeineEinbahn-strasse sein muss. So wurden die Zwiebel-Ringe,die1995ausdemSortimentgestrichenwurden, 2010 wieder eingeführt, nachdemsichaufFacebooktausendevonFansdafüreingesetzthatten. Es ist nicht so, dass man Zweifel denSpitzenplatzniehättestreitigmachenwollen.Dochwederdie italienischeFirmaPAS,die1972 übernommenwurde, noch der multi-
nationaleGrosskonzernProcter&GambleimJahrkonntendieVormachtstellungge-fährden. Die von Procter &Gamble 2001eingeführtenundstarkbeworbenenPrin-glesführtenzurparadoxenSituation,dassZweifelseinenAbsatzimFolgejahrsogarer-höhenkonnte.
Ritterschlag vom GrossverteilerDende-finitivenRitterschlagerteilte2002dieMig-ros.Derensonstsoerfolgreiche«Generika-strategie»–erfolgreicheProdukteimitierenundselbergünstigerverkaufen–gingnichtauf.DerGrossverteilerwolltevonderMar-kenstärkeprofitierenundnahmZweifelinseinSortimentauf,alsKonkurrenzzureige-nenBilliglinie. EinzigmitdemAuslandistmanbeiZweifelnichtrichtigwarmgeworden.DerTraum,SchweizerChipszueinerglobalenMarkezumachen,sowieesSchokoladeoderUhrensind,bleibtvorersteinTraum.Expor-tiert wird momentan hauptsächlich nachSüddeutschland,wobeidieVerkaufszahlennochbescheidensind.DieaufwändigePro-duktion, die hohen Schweizer Löhne unddieaufgrunddesFrischegedankenskürzereHaltbarkeitderProdukteerschwereneinenVerkaufzukompetitivenPreisen,geradeimDiscountparadiesDeutschland.Deraktuell
starkeFrankenmachtdieSacheauchnichteinfacher. Dass sich diese Rahmenbedin-gungeninnaherZukunftändernwerden,istnichtzuerwarten. Zweifel-ChipswirdesdarumauchinZukunft vor allem in der Schweiz geben.Undvielleichtistdasgarnichtsoschlecht.SokönnenSchweizerimAuslandweiterhinsagen:«Naja,zuhausesinddieChipsumei-nigesbesser.»UndmitChipssinddanninderRegeldieChipsvonZweifelgemeint.
24 Wirtschaft
44
PUNKTMAGAZIN War die Gründung eine Bieridee oder von langer Hand geplant?PETER HEIMLICHER_ Vor der Gründung gab es während rund drei Jahren Ad-hoc-Arbeiten und Projekte. Als sich zeigte, dass daraus etwas werden kann, habe ich Contrinex gegründet. Dies, obwohl viele Freunde wenig Verständnis zeigten und meinten, eine Karriere in einer an-gesehenen Firma wäre viel aussichtsreicher.
Ihre Vision? Ich bin kein Freund dieses Mode-begriffs und zitiere dazu gerne Helmut Schmidt: «Wer Visionen hat, sollte lieber gleich zum Arzt gehen.» Mir geht es darum, als Forscher und Entwickler Produkte auf den Markt zu bringen, die besser sind als die der Konkurrenz. Als Un-ternehmer will ich innovative Wege gehen und eine führende Marktposition einnehmen.
Wie viele Seiten umfasst Ihr Businessplan? Spielt er im Alltag eine Rolle? Eine einzige. Er ist nur Ausdruck des unternehmerischen Wollens und nicht umgekehrt.
War es einfach, an Kapital zu kommen? Ich startete ohne Kapital und der Grundstock wur-de sogar durch Fronarbeit erarbeitet. Die ers-ten Prototypen habe ich abends und an den Wo-chenenden in meiner Studentenbude in Zürich entwickelt. Produziert habe ich diese – wohl-
gemerkt immer noch während meiner Studien-zeit – im Elternhaus. Erst nach dem Verkauf die-ser ersten Produkte hatte ich das Kapital, um die Firma schliesslich zu gründen. Was war rückblickend die grösste Herausfor-derung? Das Jahr 2009 zu überleben. Wir hat-ten einen Umsatzeinbruch von 38 Prozent – das bringt einen um! Wir waren dennoch von unseren Produkten überzeugt und mit Kurzarbeit konnten wir dafür sorgen, dass wir keine Stellen abbauen mussten. Bereits im Folgejahr haben wir wieder ansehnliche Zahlen erwirtschaftet. Ich gehe mit Herausforderungen grundsätzlich rational und energisch um.
Der grösste Misserfolg? Die von den Grün-dungspartnern erzwungene Trennung. Daraus habe ich gelernt, entweder nicht mit Partnern zu arbeiten, oder sich nach einer bestimmten Anzahl Jahren auf eigene Initiative zu trennen.
Das Ärgerlichste, das Sie bisher erlebt haben? Die Beziehungen zu den Banken. Es gibt aber – leider nur wenige – Ausnahmen. Ein Alb-traum war auch die Expansion nach Brasilien. Auf dem Zollgelände wurden ein paar wenige Produktbestandteile gestohlen und dann stimmte natürlich der Lieferschein nicht mehr. Solche und weitere bürokratische Hürden führten dazu, dass
unsere Maschinen während sechs Monaten beim brasilianischen Zoll lagen.
Was würden Sie tun, wenn Ihr Unterneh-men morgen Pleite ginge? In Pension gehen. Ich werde demnächst 67 Jahre alt.
Wie lautet Ihre Devise als Unternehmer? Produkte auf den Markt zu bringen, von denen der künftige Anwender noch nicht weiss, dass er sie benötigen wird. So haben wir beispielsweise 1978 spezielle Sensoren entwickelt, von denen man damals gesagt hatte, sie seien technisch gar nicht möglich, und sowieso: Niemand brau-che so etwas. Von diesen wenig aufmunternden Rückmeldungen liessen wir uns nicht beirren. Das war damals unser Durchbruch.
Wie viele Stunden arbeiten Sie pro Woche? Sechzig bis siebzig.
Und zum Schluss: Wer sind Sie eigentlich? Ich bin ein begeisterter Ingenieur, Unternehmer und Pianist. Zudem versuche ich, die Kulturen der Kunden zu verstehen, nur so hat man Erfolg. Schliesslich macht der Mensch das Geschäft, nicht die Technik. Deswegen lernte ich beispiels-weise chinesische Schriftzeichen und las einige Bücher über die chinesische Geschichte, bevor wir nach China expandierten.
heimlicherpeter
contrinex ag1972
technologieContrinex ist Weltmarktführer für Miniatursensorik und Technologieführer im Bereich Contrinex ist Weltmarktführer für Miniatursensorik und Technologieführer im Bereich der induktiven Sensoren. Das Schweizer Unternehmen mit Sitz in Givisiez wuchs von der induktiven Sensoren. Das Schweizer Unternehmen mit Sitz in Givisiez wuchs von einem Einmannbetrieb zu einer kleinen multinationalen Unternehmensgruppe mit einem Einmannbetrieb zu einer kleinen multinationalen Unternehmensgruppe mit über 500 Mitarbeitern. 2011 erwirtschaftete Contrinex einen Umsatz von rund siebzig über 500 Mitarbeitern. 2011 erwirtschaftete Contrinex einen Umsatz von rund siebzig Millionen Franken. Gründer, CEO und Hauptaktionär ist Peter Heimlicher.Millionen Franken. Gründer, CEO und Hauptaktionär ist Peter Heimlicher.
25WirtschaftPUNKTmagazin heimat
26 Wirtschaft
Verbrauch Frischwasser
Global
Europa (Total 364 km3 / Jahr)
Afrika (Total 224 km3 / Jahr)
Amerika (Total 801 km3 / Jahr)
Industrie LandwirtschaftHaushalt
20%
8%
22%
70%
27%53%
13% 83%4
17% 48%35%
Asien (Total 2526 km3 / Jahr)
9% 81%10%
Ozeanien (Total 27 km3 / Jahr)17% 74%9%
Total
3942km3 / Jahr
Quelle: Unesco
aus dem VollenschöpfenText DmiTrij GaWrisch Bilder Boris Gassmann & FaBian WiDmer
Die Schweiz ist nicht reich an Rohstoffen, doch einen besitzt sie im Überfluss: Wasser. Wer nun denkt, dass man mit Leitungswasser nicht sparsam umgehen muss, liegt richtig. Anders sieht es aus beim Umgang mit virtuellem Wasser.
ZuerstisteinGluckernzuhören.DemfolgteinZischen,einRöhren,danneinHeulen.WasserzeigtsicherstnacheinerMinute.Wasser?Vielmehristeseinedickflüssige,nachGülleriechendeFlü-ssigkeit,dieausdemHahnkriechtundaufderweissenKeramikdesSpülbeckenseinebrauneSpurhinterlässt. IchdrehedenWasser-hahnwiederzuundgreifezumTelefon. ObichdenAushanganderEingangstürnichtgesehenhätte,fragtmeineVermieterininleichtvorwurfsvollemTon.MiteinemHauchvonSchadenfreudeinformiertsiemichdarüber,dassheute–ausgerechnetanmeinemfreienTag–dieWasserzufuhrzumHauserneuertwerde.FliessendesWassergebeeserstwiederab18Uhr. EinganzerTagohneWasser?Zeitgenug,derzumeistklarenFlüssigkeit,dieTag fürTagscheinbarselbstverständlichausdemWasserhahnkommt,aufdenGrundzugehen.
Der Planet Wasser WarumheisstunserPlaneteigentlichErde?Logischerwärees,ihnWasserzunennen,schliesslichsindfastdreiViertelseinerOberflächevomnassenElementbedeckt.Unglaub-liche1,5BilliardenKubikmeterWassergibtesaufderErdkugel.EsfülltFlüsse,Seen,MeereundOzeane,esliegtalsSchneeundEisaufBerggipfelnundPolkappen,alsGrundwassersammeltessichundfliesstunterirdisch,alsDampfschwebtesinderLuft. 97ProzentdesaufderErdevorhandenenWasservorrats istSalzwasser,dasohneenergieaufwendigeEntsalzungwederzumTrin-kennochfürdieIndustrieoderzurlandwirtschaftlichenBewässe-runggeeignetist.LediglichdreiProzentistSüsswasser.Dessenüber-wiegenderTeilliegtallerdings(noch)alsEisaufdenPolkappenundGletschern.VomimmensenWasservorratdesblauenPlanetenlässtsichnachAngabenderUnobloss0,01ProzentohneWeiteresalsTrinkwassernutzen.Dassindnochrund150MilliardenKubikmeter. GemässaktuellstenDatenwurden2010inderSchweiz941Mil-lionenKubikmeterWassergefördert.DasentsprichtinetwademVo-lumendesBielersees.DerLöwenanteilvonsiebzigProzentfloss
Die Landwirtschaft ist auf
globaler ebene mit abstand
der grösste Wasserverbrau-
cher. Die industrie spielt ein-
zig in europa und den Usa
eine gewichtige rolle. Der
anteil der haushalte am
Wasserverbrauch schwankt
zwischen 9 und 20 Prozent.
27WirtschaftPUNKTmagazin heimat
:
70Liter Wasser für 3 Toasts
30Liter Wasser für 1 Tasse Tee
140Liter Wasser für 1 Tasse Kaffee (7 g)
200Liter Wasser für 1 Ei
130Liter Wasser für 1 Joghurt (100g)
… Liter «reales» Wasser verbraucht ein Schweizer durchschnittlich pro Tagfür Geschirr spülen, Wäsche waschen und Duschen.
66% des Schweizer Abwassers wird wieder aufbereitet zu Trinkwasser. (Zum Vergleich: Weltweit wird mehr als 80% des Abwassers weder
gesammelt noch gesäubert.)
REALES WASSER
190 … Liter «virtuelles» Wasser verbraucht ein Schweizer durchschnittlich pro Tag.
VIRTUELLES WASSER*
2000 – 5000
70Liter Wasser für 1 Apfel
240Liter Wasser für 1 Portion Reis (70 g)
350Liter Wasser für 1 kg Zucceti
2300Liter Wasser für 1 Rinder-Burger (150g)
3Liter Wasser für eine 1-Liter-PET-Flasche
50Liter Wasser für 1 Glas Wein (50ml)
500Liter Wasser für 1 Stück Käse (100g)
50Liter Wasser für 200g Kopf-Salat
indieLandwirtschaft,weiterezwanzigPro-zentverbrauchtedieIndustrie,dierestlichenzehnProzententfielenaufprivateHaushalteundGewerbe.Achtzig Prozent desWassersinderSchweizstammenzujederHälfteausGrundwasserundnatürlichenQuellen.Wei-tere200MillionenKubikmeterwurdendenSeenentnommen–dasältesteSeewerkderSchweizentstandbereits1871inZürich. Droht die Schweiz wegen des hohenWasserverbrauchs auszutrocknen? Keines-wegs, versichern Experten vom Schweize-rischen Verein des Gas- und WasserfachesSVGW. Das hierzulande geförderte Wasserentspricht gerade einmal zwei Prozent desjährlichenNiederschlags,derdenWasservor-rat ständigauffüllt.AndersalsandereRoh-stoffe ist Wasser hierzulande im Überflussvorhanden. Nicht zuletzt deshalb gilt dieSchweizalsdasWasserschlossEuropas.
2,6 Milliarden ohne Toilette InAfrikasüd-lichderSaharasiehtesandersaus.Nurge-rade 63 Prozent der Menschen haben hierdem jüngsten Uno-Weltwasserbericht zu-folgeZugangzusauberemTrinkwasser.Sageundschreibe88ProzentderweltweitenEr-krankungengehenaufmangelndesoderver-
schmutztesTrinkwasserzurück,hatdieWelt-gesundheitsorganisation WHO errechnet.SelbstinderführendenIndustrienation,denUSA, erkranken jährlich sieben MillionenMenschenanDurchfall,weilsieverunreinig-tesWassertrinken.VerunreinigtwirdesoftdurchdreckigesAbwasserundkeinegeeigne-tenKläranlagenvorhandensind.Eineweite-reZahl,dienachdenklichstimmensollte:2,6MilliardenMenschenhabenkeinenZugangzuhygienischenToiletten,dieMehrzahlvonihnenlebtinIndien. Und inderSchweiz?53000KilometerRohrleitungen schliessen jeden HaushaltandieWasserversorgungan,dievonlandesweitrund3000inderRegelöffentlichenWasser-werkenbetriebenwird.DieRohresindmehr-heitlich aus Kunststoff, Stahl und Graugussgefertigt,ihrWertwirdmitrunddreissigMilli-ardenFrankenbeziffert.FreilichsindnichtalleRohredicht:13ProzentdesdurchfliessendenWassersgehenaufdemWegzudenHaushal-tenverloren.ZumVergleich:InGrossbritanni-enbeträgtderVerlustrundeinViertel,einzelneLeitungenverlierensogarweitüberdieHälftedesWassers,dassietransportierensollten. Aufgrund effizienter Systeme ist derWasserverbrauch pro Kopf in der Schweiz
seit Jahrzehntenrückläufig.Betruger1980noch250LiterproTag,benötigteinSchwei-zerheuteimMittel194Litertäglich,umdenDurstzustillen,durchschnittlichachtMinu-tenlangzuduschen,GeschirrzuspülenundWäschezuwaschen.AufsPortemonnaieha-bendieSparbemühungenjedochkaumEin-fluss:BiszuneunzigProzentderKostenderWasserwerkesindfixerArt.Gedecktwerdensie mit höheren Kubikmeterpreisen. DiesebetragenzurzeitimDurchschnitt2,50Fran-ken,alsoknapp50RappenproPersonundTag.
Wasser verschwendenWerinderSchweizWasserspart,trägtallerdingsparadoxerweisedazubei,dassdieWasserqualitätsinkt.Dieskommtdaher,dassvieleWasserleitungenaufeinenhöherenVerbrauchausgerichtetsind.FliesstnunaberwenigerWasserdurch,neh-menDruckundsomitdieFliessgeschwindig-keit ab. Daraufhin wachsen Keime, die nurdurch Beimischung von mehr Chlordioxidabgetötetwerdenkönnen.Weilauchnichtge-nug Spülwasser hindurchfliesst, lagern sichindenAbflussrohrenFettundEssensresteabund verstopfen diese.Wasserwerke müssennichtseltenmitsauberemTrinkwassernach-
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70Liter Wasser für 3 Toasts
30Liter Wasser für 1 Tasse Tee
140Liter Wasser für 1 Tasse Kaffee (7 g)
200Liter Wasser für 1 Ei
130Liter Wasser für 1 Joghurt (100g)
… Liter «reales» Wasser verbraucht ein Schweizer durchschnittlich pro Tagfür Geschirr spülen, Wäsche waschen und Duschen.
66% des Schweizer Abwassers wird wieder aufbereitet zu Trinkwasser. (Zum Vergleich: Weltweit wird mehr als 80% des Abwassers weder
gesammelt noch gesäubert.)
REALES WASSER
190 … Liter «virtuelles» Wasser verbraucht ein Schweizer durchschnittlich pro Tag.
VIRTUELLES WASSER*
2000 – 5000
70Liter Wasser für 1 Apfel
240Liter Wasser für 1 Portion Reis (70 g)
350Liter Wasser für 1 kg Zucceti
2300Liter Wasser für 1 Rinder-Burger (150g)
3Liter Wasser für eine 1-Liter-PET-Flasche
50Liter Wasser für 1 Glas Wein (50ml)
500Liter Wasser für 1 Stück Käse (100g)
50Liter Wasser für 200g Kopf-Salat
*Frischwasserverbrauch zur Produktion des jeweiligen Produktes / Darstellung: PUnKTmagazin, Quelle: virtualwater.eu
fleischproduzierenden Tiere in der Auf-zucht.«WürdenalleMenschenaufFleischverzichten, würde sich der weltweite Wa-sserverbrauch halbieren», sagt Allen. AlsVegetariergehtermitgutemBeispielvoran. RechnetmandenvirtuellenWasser-verbrauchhinzu,verbrauchteinSchweizernichtnurdie194LiterausderLeitung,son-dernüber4000LiteramTag.ÜberachtzigProzentdavonfallenübrigensimAuslandan.InChinaundIndienliegtderWertbeietwa2700Litern.Noch,denngemässExper-tenwirdermitsteigendemWohlstandderLänderansteigen.DieUnogehtsogarda-vonaus,dasssichderKonsumdesvirtuel-lenWassersbis2025verdoppelnwird. Wieangekündigterwachtkurzvor18UhrmeineWasserleitungwiederzumLe-ben.Ichdusche,ziehemichanundeilezumeinerVerabredung.AnderTürentdeckeichdenAushang,aufdenmichmeineVer-mieterinamMorgenhingewiesenhatte.IchnehmedasPapierab,knülleeszusammenundwerfe es in den nächsten Mülleimer.Manchmal ist es einfach inspirierender,aufHinweisenichtzuachten.Aufandereschon,denke ich,undbestelle imRestau-rantdievegetarischePlatte.
spülen.«InderSchweizmussTrinkwasserwe-der aus ökologischen noch ökonomischenGründengespartwerden»,heisstesdeshalbseitensSVGW.FürmitfossilenBrennstoffenerwärmtesWassergiltdasfreilichnicht.
Virtuelles WasserWievielWasserstecktineinem125MillilitergrossenBecherKaffee,denichmirvomBäckergegenüberhole?125Milliliter?Natürlichnicht.Essindetwa140Liter,fasteineBadewannevoll.SovielWasserwurde verbraucht, um den Kaffee, der ausdem Becher dampft, anzubauen.Weil manden Kaffeebohnen dieses Wasser nicht an-sieht,wirdesvirtuellesWassergenannt. «Virtuelles Wasser steckt in jedemLebensmittel»,erklärtUmweltforscherJohnAnthonyAllan,derdenBegriffindenNeun-zigerjahren geprägt hat. Problematisch sei,wenn wasserintensive Agrarprodukte wieKaffee,KakaooderTeeausGebietenwieAf-rikaoderSüdostasienimportiertwerden,diean Wassermangel leiden und die Kulturenfolglichintensivbewässernmüssen.Zusol-chen bedenklichen Lebensmitteln gehörenlautAllanauchOrangenausIsraeloderTo-matenausSpanien.DermitAbstandgrössteWasservernichter ist Fleisch respektive die
«Würden alle Menschen
auf Fleisch verzichten,
würde sich der welt-
weite Wasserverbrauch
halbieren.»
29WirtschaftPUNKTmagazin heimat
ankunft inder neuenheimatText marco scherrer Bild FaBian WiDmer
Das neue Internet ist mobil und nicht mehr auf die westliche Welt beschränkt. Es ist global, allgegenwär-tig und sehr partizipativ. Das bietet Konsumenten und Firmen unzählige Chancen. Die Kehrseite der Medaille: Auch die Risiken nehmen zu.
Mehrals 2,2 Milliarden Menschen navigieren mittlerweileimInternet.427MillionendavonsindEuropäer,imDurchschnittverbringensieproWoche14,8Stundenonline.DieSchweizersindetwaszurückhaltender.GemässWissenschafternderUniversitätZü-richbeträgt ihredurchschnittlichewöchentlicheNutzungsdauer12,3Stunden.VierzigProzentallerSurferwerdenderKategorieLightUserzugeordnet,sieverbringenwöchentlichmaximalfünfStundenonline.InderKategoriederHeavyUserdominiertinderSchweizüberraschenderweisedieAltersgruppeder45-bis59-Jährigen.Eben-falls interessant: Die «Silver Ager» verzeichnen hierzulande diehöchstenZuwachsratenindensozialenMedien. SeltenwirdnurübereineinzigesGerätaufsInternetzugegrif-fen.HeutenutztmehralseinDrittelderEuropäernichtmehrnurdenPC,sondernauchdasSmartphone.VorallemdieJungenzwi-schen16und24JahrenmögendasmobileSurfen.
Die neue Wirtschaft DieserTrendwirdzweifelsfreianhaltenunddieWirtschaftvermehrtineineCloudEconomyverwandeln.CloudComputingistheutesehrpopulär,dasParadigmadahinterlautet:DieIntelligenzstecktnichtmehrimEndgerät,sonderninderCloud.SokannmangleichzeitigundvonverschiedenenEndgerätenzu-sammenaneinemDokumentarbeiten,Artikelschreiben,Termineaushandeln, Fotos tauschen.Auch Fernseher, Handy,Autos oderKühlschränkewerdenvermehrtkommunikationsfähigunddrängeninsweltweiteDatennetz,dasimmermehrBereichedestäglichenLe-bensumfasst:Einkaufen,Kommunikation,Zusammenarbeit.SelbstdieprivatenNetzwerkewerdendurchWeb2.0.-Angeboteergänzt,teilweisefastkomplettvonihnenübernommen. Das hatAuswirkungenauf dieWirtschaft, die danktechni-schen Möglichkeiten von neuen Formen der Zusammenarbeitprofitiert. Ideen und Meinungen können effizient und in Echt-zeit ausgetauscht werden. Neue Märkte und Produkte könnenso quasi über Nacht entstehen. Diese Kombinationen aus Inter-
30 Wirtschaft
Wirtschaft
schnittlicheShoppergibtineinemhalbenJahr bereits heute 544 Euroaus. Top-Ein-käufer sind die Norweger mit1162 Euro,gefolgtvondenSchweizernmit919Euro. DaentstehenChancen,insbesonderefürkleineundmittelgrosseUnternehmen.«KeinUnternehmenundkeinLandkannessichleisten,dieseEntwicklungzuignorie-ren.JedesGeschäftmussauchdigitalwer-den», sagtDavidDean,einerderAutorenderBCG-Studie.Dochbeietlichentraditio-nellen Unternehmen herrscht noch Un-sicherheit im Umgang mit Internet undSocialmedia.Diesegilteszubeheben,denndieneuenKanälewerdenindennächstenJahren mehr und mehr zumWirtschafts-wachstumbeitragenundfürneueundneu-artigeArbeitsplätzesorgen.
Das nächste grosse Thema Diese Ent-wicklungenhabenauchNachteile.Daten-lecks- und -diebstahl, Cybermobbing bishinzuCyberwarsinddieStichworte.Wersurft,hinterlässtSpuren.DieGefahrist,dassunabsichtlich,unwissentlichoderauchab-sichtlich persönliche Daten im Internetlanden.SogreifenvieleAppswährendderNutzungaufKontaktdatenundweitereIn-formationenaufdembenutztenGerätzu,ohnedassderUseresmerkt.FürvieleFir-mensinddieseDatenbaresGeld.Sokön-nen sie beispielsweise massgeschneiderteWerbunganpotenzielleKundenbringen. Ebenfallsklarist:Früheroderspäterwerden die Umweltschützer verstärkt ak-tiv,Greenpeace steht bereits in den Start-löchern.Ein2011veröffentlichterBerichtträgt den Titel «How Dirty is Your Da-ta?».DochdasBezifferndesCO2-Abdrucksistlängstnichtsoeinfach,wieesetwadasVideo«HowGreenisYourInternet?»sugge-riert.AufderErdegibtesschätzungsweise44MillionenComputerserver,dieproJahretwa130MilliardenKilowattstundenbenö-tigen.SieproduzierengemässExpertenfastzweiProzentderweltweitenKohlendioxid-emissionen, etwa sovielwie der Flugver-kehr.UndjemehrdieglobaleDatenwolkewächst, desto grösserwird ihr Energiebe-darf.DerNetzwerkausrüsterCiscoprognos-tiziert,derjährlicheInternet-Trafficwerdebis2014auf767Exabytesanwachsen. DassdiemobileNutzungvonCloud-Dienstenkünftigzunehmenwird,istunbe-stritten.SchonheuteentstehenfasttäglichneueGeschäftsmodelle,dievondenKun-den und Herstellern laufend verbessertwerden.Auchdasgeschiehtpraktischtäg-lich.WerdieseoffensichtlichenTrendsver-schläft,istselberSchuld.
aktionsmöglichkeiten,Nutzergewohnheitenund demtechnischen PotenzialvonCloudComputing unterstützt das Wachstum derCloud Economy. Eine Trennung zwischenvirtuellerundrealerGeschäftsweltwirdbaldnichtmehrmöglichsein. DassdasGeschäftimWorldWideWebboomt,zeigendieZahlen:RundumdenGlo-buskaufenetwa62ProzentderUserimNetz.Der Internetumsatz der zwanzig grösstenAnbieterwirdnacheinerStudiederBostonConsultingGroup(BCG)bis2016auf4,2Bil-lionenDollarsteigen.2010warenesnoch2,3BillionenDollar.
Wachsende PartizipationDieTreiberdie-ses rasanten Wachstums sind Cloud Com-puting, mobile Geräte und Socialmedia-Netzwerke. Letztere rücken als wichtigeDialoginstrumentezwischenUnternehmenundKonsumentenindenFokus.Dabeigehtesnichtnurdarum,einePräsenzaufFacebookzu pflegen, sondern mit den KonsumenteneinenDialogzuführen.PersonalisierteKom-munikation und ein hervorragender Kun-dendienstgeniessenoberstePriorität.Gewin-nersindUnternehmen,dieihreKundenaufdiesenKanälenoptimalbedienen.EingutesBeispielliefertedieAirlineSwiss,alseinVul-kanausbruchinIslanddenweltweitenFlug-verkehraufdenKopfstellteunddieHotlineinderFolgeüberlastetwar.Swissnutztedie-senUmstandundkommunizierteverstärktüberdiesozialenKanäle,wosichKundenun-tereinanderaustauschenundgleichzeitigmitderSwissinKontakttretenkonnten. DerkünftigeKonsumentverlangtbeimEinkaufserlebnis ein grosses Mitsprache-recht:aktiver«Produktentscheider»stattpa-ssiver Konsument. Kundenspezifische An-passungenundhoheProduktvielfaltspieleneinewichtigeRolle.NebstderMöglichkeit,24Stundentäglichvonüberallhereinzukaufen,verlangenKonsumentenvermehrtTranspa-renz.Siesindgut informiert,tauschensichmitanderenausundlassensichnichtsoein-fachanderNaserumführen.DieBertreiberdieseraktivenCommunitiesverfügen überdementsprechend viel Macht, schliesslichkostetesvielMüheundGeduld,alteKontaktevoneinerneuenPlattformzuüberzeugen. Die Shoppingmeileverlagert sichausder Innenstadt ins Internet. Inschätzungs-weisevierJahrenwerdenbereits45Prozentder Weltbevölkerung über einen Internet-zugangverfügen.Fast70ProzentallerNutzerwerdendannausdenaufstrebendenMärk-ten,vorallemausChina,kommen.Aufdem«alten Kontinent» werden 87 Prozent derKonsumentenonlineeinkaufen.Derdurch-
31WirtschaftPUNKTmagazin heimat
«Politikerleben davon,den Menschen Märchen zu erzählen.»
32 Wirtschaft
a-schweizüberholtb-schweizNachgefragt rino Borini Bilder chrisTine BÄrlocher
Für die einen ist PR-Altmeister Klaus J. Stöhlker einer der wenigen ehrlichen Zeitgenossen, andere halten ihn für einen Schwätzer. Unbestritten ist, dass sich der gebürtige Deutsche eingehend mit seiner Wahlheimat Schweiz auseinander setzt.
PUNKTMAGAZIN Herr Stöhlker, fühlen Sie sich als Schweizer oder Deutscher?KLAUS J. STÖHLKER_ Ich fühle mich mehr als Schweizer. Immerhin lebe ich länger in der Schweiz als ich in Deutschland gelebt habe. Und ich sage schon immer, die Schweiz ist das schönste und demokratischste Land der Erde. Und wir müssen dieses Land beschützen. Wir müssen alles tun, damit diese Substanz erhalten bleibt. Das ist meine Kernaussage.
Ich frage deshalb, weil SVP-Politikerin Nathalie Rickli viel Staub aufwirbelte mit der Aussage, dass zu viele Deutsche in der Schweiz lebten. Ich sehe die Probleme der Schweiz mit den Ausländern, und da-zu gehören auch die Deutschen. Ich verstehe auch, was Frau Rickli meint, wenn sie sich so ausdrückt. Aber wir müssen mal den Tatsachen ins Auge schauen. Der gewaltige Konflikt liegt darin, dass die Schweizer Wirtschaft derart erfolgreich ist, dass sie mit ihrem eigenen Potenzial das Niveau nicht halten geschweige denn erhöhen kann. Ohne Ausländer funktioniert es einfach nicht mehr.
Das passt zu Ihrer Aussage über drei apokalyptische Reiter, welche die Schweiz überfallen: Angst, Verzweiflung und Aggression. Ist das nicht Schwarzmalerei? Diese Aussage ist vollkommen richtig, doch das merken nur diejenigen, die in der Lage sind, sie nachzuvollziehen. Das spüren die Konzernchefs und deren führende Mitarbeiter. Das breite Volk macht die Faust im Sack. Schauen Sie, wenn ich in Zürich mit dem Tram fahre, dann sehe ich die Verzweiflung vieler Schweizer, wenn ihnen ein Aus-länder gegenüber sitzt. Da entsteht eine Art von Hass. Denn oftmals leben die Ausländer in den besseren Wohnlagen, gerade die Deutschen, und da werden die Schweizer neidisch. Hier sind Verschiebungen im Gang, die im täglichen Leben offen sichtbar sind, aber von unserer politischen Elite ver-deckt werden. Diese Ängste muss man sehr ernst nehmen.
Sind unsere Politiker demnach Märchenerzähler? Ja, ganz klar. Poli-tiker leben davon, den Menschen Märchengeschichten zu erzählen. Und
ZUR PERSON Klaus J. Stöhlker,
geboren 1941 in Ludwigshafen,
gehört zu den einfl ussreichsten
Unternehmens-, PR- und Polit-
beratern der Schweiz. Der ge-
bürtige Deutsche sagt von sich:
«Ich bin 1971 in die Schweiz im-
portiert worden.» Mitte Acht-
zigerjahre liess er sich einbür-
gern. Stöhlker ist bekannt dafür,
kein Blatt vor den Mund zu neh-
men. 1983 wurde Stöhlker aus
dem Verband der PR-Berater aus-
geschlossen, weil er im Buch
«Wahlkampffi bel von A bis Z» die
Wahlkommunikationsstrategien
der Parteien aufzeigte. Auch bei
der von ihm mitbegründeten PR-
Agentur Wirz & Partner musste
Stöhl ker wegen der Wahlkampf-
fi bel gehen. Zum Glück. «Da-
durch, dass man mich raus-
schmiss, musste ich mich 1982
selbständig machen. Und dieser
Schritt war in jeder Beziehung
richtig und gut», sagt er heute.
33WirtschaftPUNKTmagazin heimat
:
Klaus J. Stöhlker
das Volk ist im Allgemeinen nicht in der Lage, das zu verstehen. Das gilt notabene nicht nur für die Schweiz.
Wir steigen aus der Kernkraft aus. Ein Mär-chen? Ich halte es für Täuschung bis Wahnsinn, was in Deutschland und in der Schweiz passiert. Die Schweiz kann nicht genug Energie zu günsti-gen Preisen produzieren, wenn sie aus der Kern-energie aussteigt. Ich habe verlässliche Zeugen-aussagen, dass Doris Leuthard in diesen Entscheid richtiggehend hineingestolpert ist, ohne zu wis-sen, was sie da auslöst. Sie nennt es nun Prozess. Be-zahlen wird am Ende die B-Schweiz, die mit höhe-ren Energiepreisen belas-tet wird. Für die A-Schweiz spielt das keine Rolle.
Was bitte ist denn nun genau die A- und B-Schweiz? In der A-Schweiz leben die gross-en internationalen Kon-zerne wie beispielsweise Nestlé, Novartis, Holcim oder Glencore. Letzterer ist mittlerweile mit Ab-stand die umsatzstärkste Firma der Schweiz. Dazu kommen Anwaltsbüros, Treuhänder und Unternehmensberater und na-türlich Vertreter der grossen Hochschulen. Diese A-Schweiz, die unser Land reich macht und viele gute Jobs bietet, lebt global.
Das bedeutet konkret? Die A-Schweiz überlegt ständig, ob sie ihre Produktion in der Schweiz be-lassen oder ins Ausland verlagern soll. In der A-Schweiz gibt es den normalen Arbeitsplatzwettbe-werb mit Indern, Südkoreanern, Deutschen oder Holländern.
Die B-Schweiz lebt demzufolge national? Die B-Schweiz, das ist die Schweiz von gestern, die wir kennen und lieben. Die Schweiz der Ver-eine und der Gemütlichkeit. Sie ist aus dem zwei-ten Weltkrieg hervorgegangen und hatte hunderte von Jahren die verschiedenen europäischen Kri-sen überlebt, ist aber national geblieben. Die B-Schweiz hat vergessen, dass Nestlé von Heinrich Nestlé aus Frankfurt gegründet wurde. Auch Ro-lex wurde von einem Deutschen gegründet. Die B-Schweiz nimmt nicht zur Kenntnis, dass die beiden grössten Schweizer Banken längst keine Schweizer Banken mehr sind, sondern Auslandsbanken mit Hauptsitz in der Schweiz. Dasselbe gilt auch für Nestlé, Holcim und all die anderen erfolgreichen Unternehmen in der Schweiz. Das sind alles Dinge, die in der B-Schweiz verdrängt werden.
In welcher Schweiz lebt die Mehrheit der Be-völkerung? Ganz klar, der Grossteil der Bevölke-rung sieht sich mit der «alten» Schweiz konfron-tiert. In dieser B-Schweiz findet ein fürchterlicher Wettbewerb statt. Es wird nicht richtig bezahlt, vie-lerorts stagnieren die Saläre, gerade im Baugewer-be und in der Gastronomie werden die Einkommen durch die vielen Ausländer gedrückt. Ein weite-rer grosser Schreck: Die Swisscom hat eine deut-sche Werbeagentur namens Heimat angeheuert. Die Schweizer Werber haben also gar keine Chance mehr für das Heiligtum Swisscom zu arbeiten. Das
alles ist B-Schweiz.
Sind wir zu harmonie-bedürftig? Auf jeden Fall. Wenn sie mit ihren Kol-legen und Freunden mal nicht harmonisch sind, sie vielleicht sogar einmal be-leidigen, dann bekommen sie das noch Jahre später zu hören. Deswegen kommen oft so abgeschliffene Typen wie Urs Rohner (Verwal-tungsratspräsident der CS; die Red.) in die oberste Füh-rungsetage. Solche abge-schliffenen Steine brauchen wir nicht. Was wir brau-
chen, sind Typen wie ein Oswald Grübel (ehemali-ger UBS-CEO; die Red.), die hart auf den Tisch hau-en. Und es gibt durchaus Schweizer Manager, die sich beispielsweise rasch an Veränderungen anpas-sen können. Wir haben wirklich viele fähige Leute.
Ihrer Kritik zum Trotz: Viele internationale Konzerne sind in der Schweiz. Die Schweiz ist für die grossen Firmen nur noch ein Standort. Das wichtigste ist – und dazu zitiere ich Kaspar Villi-ger: «Die siebzig grössten Schweizer Firmen sind alle unter ausländischer Kontrolle». Und ich gehe davon aus, dass die Tendenz steigend ist. Das muss man sich vor Augen führen. Aber in der B-Schweiz will dies niemand richtig zur Kenntnis nehmen.
Wie lautet Ihr Fazit? Der Schweizer ist von Na-tur aus ein Optimist, was ich sehr bewundere, und versucht, durch Harmonie eine Lösung herbeizu-führen. Aber die Welt tickt nicht so. Das grosse Ka-pital ist seit nun mehr als zwanzig Jahren völlig frei. Es fragt nur nach Leistung, nicht nach Ort, Nationalität oder Rasse. Der Schweizer Eigensinn, der auf Stolz beruht, wird nun vom globalen Glet-scher abgeschliffen. Was ich damit erläutern will, sozusagen als Warnung: Man muss den Unter-schied richtig erkennen. Jemand muss den Fort-schritt bezahlen. Und das kann nur der wohlha-bende Teil der dümmeren Schweiz. Weil der nicht merkt, dass er ärmer wird.
«In der A-Sch weiz gibt es
den normalen Arbeits-
platzwettbewerb mit
Indern, Südkoreanern
oder Deutsch en.»
34 Wirtschaft
44
Sie zeichnen düster, Herr Stöhlker. Düster ist, dass man sich nicht traut, im Land des Geldes über Geld zu reden. Ich habe 1995 im Buch «Be-drohte Schweiz – wohin?» geschrieben, dass eine Schweizer Familie mit zwei Kindern hier nur an-ständig leben kann, wenn sie etwa 135 000 Fran-ken verdient. Heute benötigt so eine Familie, die schweizerisch leben will und zwar in einem wirt-schaftlichen Zentrum, ein Brutto-Jahreseinkom-men von 200 000 Franken. Aber wer hat schon so viel Einkommen?
Was wäre der Ausweg? Wer die globalen Syste-me versteht und die Prinzipien des Kapitals kennt, dem kann nichts passieren. Sicherheit gibt es kei-ne und ein solcher Bürger lässt sich nicht über den Tisch ziehen. Und das ist genau der entscheidende Faktor. Ich habe mich immer gewehrt, ausgenom-men zu werden. Einer zahlt immer. Die Jungen müssen lernen zu kämpfen, das ist ganz wichtig.
Sind die Jungen die Verlierer? Verlierer sind die jetzt unter Vierzigjährigen. Deren Ansprüche sind nicht so einfach zu erfüllen, denn wir leben nicht mehr in einer Wachstumswirtschaft. Die So-zialleistungen sind nicht gesichert, wenn nicht die Familie in der Lage ist zu unterstützen. Schauen Sie doch einmal die Verschuldung an, allein bei den Hypotheken beträgt sie rund 800 Milliarden Franken. Da wir von einer steigenden Inflation ausgehen müssen, frage ich mich, wie die jungen Leute ihre Raten bezahlen wollen, die sie jetzt auf einige Jahre auf einen sicheren Zins fixiert haben. In zehn Jahren werden sie leiden.
Könnte unser Bildungssystem dazu beitra-gen, diesen Weitblick zu bekommen? Ich bin erschüttert, wie sich die Bildung in diesem Land in den letzten 15 Jahren entwickelt hat. Die ver-mögenden Schweizer nehmen immer mehr ihre Kinder von den öffentlichen Schulen weg in eine Privatschule. Die Staatsschulen sind schon nicht schlecht, aber sie genügen nicht mehr. Die Reali-tät sieht anders aus: Eine Finanzchefin, mit der ich kürzlich unterwegs war, sagte mir, dass sie lie-bend gerne Schweizer einstellen würde. Aber mitt-lerweile ist es soweit, dass sie Ausländer einstel-len muss, um das nötige Wissen in die Firma zu bekommen.
Sie sind gut vernetzt und reden häufig mit Konzernchefs. Sind Personalsorgen bei Schweizer Unternehmen an der Tagesord-nung? Gut geführte Firmen wie Nestlé, Novartis oder Kühne und Nagel haben offensichtlich kei-ne ernsthaften Probleme. Die grösste Herausfor-derung ist die Kader- und Führungsnachfolge. Die fehlt im eigenen Land. Ich glaube, die Herausfor-derungen bei Personalfragen werden weiter an-steigen.
35WirtschaftPUNKTmagazin heimat
:
Also mehr in den Rohstoff Bildung inves-tieren? Gerade bei uns in der Schweiz ist man ja gar nicht daran interessiert, die Jungen auszubil-den. Zum Beispiel in der Medizin. Wir verhindern eigene Ärzte auszubilden. Stattdessen «importie-ren» wir ausländische Ärzte, die im ersten Moment vielleicht günstiger sind. Das ist doch hirnrissig. Wir verhindern auch, dass gute Schweizer Historiker ausgebildet werden. Das Fach Schweizer Geschichte verschwindet an den Hochschulen. Wir verhindern, dass eine echte Bildung entsteht, wobei, das gilt im-mer nur für die B-Schweiz. Die Restlichen, eben die in der A-Schweiz Lebenden, wissen, dass man irgendwo in den USA oder Europa auf eine Elite-Universität ge-hen muss. Die können dem entkommen.
Was muss geschehen, damit es diesbezüglich auch bei uns wieder besser aussieht? Was verloren geht, ist das, was meine Generation sehr be-günstigt hat. Wir haben das freie Denken gelernt. Wer sich das freie, unab-hängige Denken leisten kann, wer weiss, was Libe-ralismus, Neoliberalismus, Sozialismus und Kapi-talismus bedeuten, hat einen riesigen Vorteil. Wer das nicht kann, wird zum Opfer.
Noch vor hundert Jahren hatten wir eine Perspektive. Die fehlt fast gänzlich, oder? Das Land hat tatsächlich seine Zentralperspekti-ve verloren. Wir hatten bis vor achtzig Jahren ei-ne Perspektive, die hiess Verteidigung. Sie hielt bis in die Siebzigerjahre. Dann kamen die Jahre des wirt-schaftlichen Aufschwungs und der Globalisierung und ich selber habe damals – übrigens an diesem Tisch – die Botschaft formuliert: Schweizer Mana-ger sind die besten der Welt. Sie sind zuverlässig und sehr sprachbegabt. Diese Botschaft hat uns während der Globalisierungswelle hoch getragen. Sie brach-te uns gewaltigen wirtschaftlichen Erfolg. Und jetzt rollt diese Welle des Kapitals über die Schweiz hin-weg. Die Schweizer verkaufen ihre Firmenantei-le seit dreissig Jahren in grosser Menge und verdie-nen dabei Milliarden von Franken. Wir sind wohl die grössten Lieferanten von Geld an Hedge Funds. Das Schweizer Kapital verwandelt sich damit immer mehr in spekulatives Kapital und Renten.
Liegt nicht auch eine Ursache in der Poli-tik? Wir haben zwei starke Extreme mit der SP und der SVP und eine zersplitterte Mitte. Die Schweizer Politbühne ist eine Politik für die B-Schweiz, womit die grossen Firmen der A-Schweiz
überhaupt kein Problem haben. Die Politik und die Verwaltungen spuren eigentlich so, wie es die grossen Konzerne gerne haben. Das erwähnte Pro-blem der Aus- und Weiterbildung ist ein Problem der B-Schweiz. Die Politik ihrerseits dient ja fast nur noch dazu, diese B-Schweiz zu beruhigen.
Sie schreiben diesen Sommer ein Buch. Ha-ben Sie ein Vorab-Fazit? Ich bin absolut opti-mistisch, es bestehen ungeheure Chancen. Scha-de ist, dass viele nicht begreifen, dass zurzeit eine neue Welt entsteht. Kein einziges Medium erklärt
diese Welt. Die NZZ ver-teidigt die Konzerne und die nationale Politik, ohne überhaupt zu erklären, warum sie das tut. Der Tages-Anzeiger schwebt in einem diffusen Mitte-Links-Strom und ist der Verwaltungsebene nah, er-klärt aber ebenfalls nicht, was vorgeht. Die Regional-zeitungen sind gar nicht in der Lage, darüber zu be-richten. Und wer sich dann doch noch zu Wort mel-det, wie die Basler Zeitung oder die Weltwoche, ist doch sehr national ausge-
richtet. Ich mag den Roger Köppel (Chefredaktor der Weltwoche; die Red.), aber es ist doch eher eine Provinzwoche, die er da produziert. Schade, dass die Menschen das nicht begreifen. Und dann kom-men eben diese Ausländer, die völlig unbefangen in die Schweiz einreisen, die diesen historischen Rucksack nicht haben und sagen, in was für einem wunderbaren Land wir doch leben.
Wenn Sie drei Pfeiler einschlagen könnten, um die Schweiz wieder auf einen erfolg-reichen Weg zu bringen. Welche wären es? Der erste Pfeiler wäre Steuergerechtigkeit. Ohne Steuer gerechtigkeit kann man ein Land langfris-tig nicht führen. Das heisst nicht gleiche Steuern für alle, aber angemessene und gerechte Steuern. Und es gibt zu viele im Land, die überhaupt keine Steuern zahlen. Der zweite Schritt wäre, das Dut-zend der besten Intellektuellen der Schweiz zu-sammenzutrommeln, um das Land, wie es ist, wie es wächst und wie es sich entwickelt, sicht-bar zu machen. Um den Effekt zu multiplizieren bräuchte es noch eine begleitende Publikation. Der dritte Pfeiler wäre, die Idee der Offenheit in die B-Schweiz hineinzutragen. Wir dürfen uns die Länder rings um den Erdball nicht mehr als Re-servate vorstellen wie im 19. Jahrhundert. Wir soll-ten den Schweizern beibringen, den Mut für glo-bales Denken aufzubringen und die Menschen zu akzeptieren, woher sie auch kommen.
Facebook oder Twitter?
nZZ oder süddeutsche?
molière oder Walser?
curry Wurst oder
zürcher Geschnetzeltes?
Bündner oder
Walliser Dialekt?
segelfliegen oder Golf?
Wermuth oder rickli?
schawinski oder Köppel?
Widmer oder scheuble?
HÜST & HOTT
«Sch ade ist , dass viele
nich t begreifen, dass
zurzeit eine neue Welt
entst eht.»
36 Wirtschaft
44
werbeiderdeutschenBotschaftinBern nachfragt, traut seinenOh-renkaum.InderSchweizwerdenderzeitproJahr20000Deutscheeingebürgert.WasistderAuslöser
dieserFlüchtlingsbewegung?IstesderBes-serwissertraum,dasSchweizerGenmitdeut-schenTugendenaufpeppenzuwollen?Oderfolgt der Ventilklaus lieber seinem Steuer-fluchtinstinkt,alsinDeutschlanddaraufzuwarten,bisdiepersönlicheSteuerpflichtnachdemVorbildAmerikasandasNationalitäten-prinzipgeknüpftwird?DasAbstimmenmitdenFüssenwäredannhinfällig.Wenndiespassiert,werdendie600000inderSchweizlebendenDeutschenohnemitderWimperzuzuckendendeutschenPassüberBordwer-fen.DerBundesmichelhatdie«Verschweize-rung»seinesIchsalsAktderSelbstverteidi-gunggeneralstabsmässiggeplant. ImgrossenKantonscheintsichdasAb-wehrdispositivgegendenSteuervogtbereitsinderKindheitmanifestiertzuhaben,denn61 Prozent der befragten Deutschen zwi-schen8und18Jahrenglauben,dassihrTa-schengeldderQuellensteuerunterliegtunderst nachAbzug sämtlicher Steuern ausbe-zahltwird.20ProzentbewundernausserdemUweOchsenknecht,derseinEinkommenausderKäsewerbungimKantonAppenzellver-steuert. Die restlichen Prozente sehen dieSachlageetwasrealistischerundgehendavonaus,dassderSchauspielerbereitsmehrmalsvonderSteuerfahndungheimgesuchtwurde.Wasmanwissenmuss:DasistinDeutschlandganznormal.KaumeinWohnzimmer,dasdieSteuerschergennichtkennen.
SogesehenistderIntegrationswilledesDoppelmeierspersevorhanden.DassderGi-selher neuauf den Namen Urs hört bezie-hungsweise die Sabine neuerdings Regulaheisst, wird ohne Murren in Kauf genom-men. Aber dass der Neuschweizer auf derAutobahn 116 Kilometer pro Stunde nichtüberschreitet und sich Innerorts nur nochmit durchschnittlichen 43 Kilometern proStundevoneinemGeschwindigkeitsmessge-rätzumanderenfortbewegt,gehtdanndochetwaszuweit.MitanderenWorten:EslebederhoheundnichtnachlassendeKontrolldruckalsGrundpfeilerdesSchweizerNormierungs-wahns. Die Gegenbewegung des Einbürge-rungswahnsistgenausoeindrücklich.GegendenStromschwimmtderzeitjedochnurDie-terMoor,deröffentlichzuverstehengab,dassersichaufdielangersehntedeutscheStaats-bürgerschaft freue und im gleichen Atem-zug die damalige Schweiz mitAfghanistanverglich.SovielNestschmutzistmaninderSchweiznichtgewohnt. WirtschaftskrisenwarenschonimmerderbesteNährboden,umausländischeUn-ternehmensgründerinderSchweizanzusie-deln.DerRohstoffAusländeristnichtnurdasmentaleundgeistigeEdelmetallschweizeri-schenErfolgs,sondernauchdasErbgutdermodernenSchweiz.Obesgefälltodernicht.SogesehenhabenJuliusBär,MarcRich,Ru-dolf Lindt, Emil Bührle und Henri NestléihrenBeitragfüreineerfolgreiche,weltoffeneundverspätzelteSchweizerbracht.IndiesemSinne,liebeNatalieRickli:Heimatistüberalldort,womanwillkommenist.
Sauerbraten
Der Querdenker hat sich die etwas andere informationsvermittlung auf seine Fahne geschrieben. Diese ist
stets gehisst, auch dann, wenn der Wind eisig bläst.
37WirtschaftPUNKTmagazin heimat
kolumne
der querdenker
neue heimat unter der erdeText michaël jarjoUr
Der Platz wird eng auf der Erde. Insbesondere gilt das für Megastädte. Um der Platznot zu begegnen, ist so ziemlich jedes Mittel Recht. Mit einem besonders umstrittenen Vorschlag beschäftigt sich derzeit die Millionenstadt Mexico City.
MexicoCity – dieses Monstrum einer Stadt – ist für Stadt-planerundArchitektenseitjehereinspannendesVersuchsbiotop.NichtnurderSmogliegtinderMetropolespürbarinderLuft,son-dernauchdersteteDrangzuVeränderungen.Bis1950warMexikoStadteinfachnureinesehrgrosseStadt.EineStadtmiteinerstolzenGeschichte,dereinstigeMittelpunktdesAztekenreichs.DochmitderIndustrialisierungexplodiertedieBevölkerungszahl–undderPlatzwurdeeng.Bisanhinwurde,ummehrRaumzuschaffen,indieHöhegebaut.DochirgendwannlassensichWohnräumenichtmehrnachobenerweitern.FindigeArchitektendrehendarumdenSpiessum.SoetwaderjungeArchitektEstebanSuarezausMexikoStadt,dereineneueFormvonWolkenkratzerentworfenhat.DerBauragtnichtindenHimmel,sondernindieTiefe.300Metertief. VorderhandisteszwarnureineIdee,dochsieistderartspek-takulär,dasssieweltweitfürAufsehensorgt.
Eine modernistische Höhle AufdemTischvonMarceloEbrard,BürgermeistervonMexicoCity,liegendiePlänedesWolkenkratzersvonEstebanSuarez.SprichtmandenNamenseinesBüros,BNKR,aus,klingteseinwenigwieBunker.Inei-nemsolchen,genauerineinemkleinenKel-lerbüro,hatSuarezseineerstenEntwürfealsselbständigerArchitektgezeichnet.Unddort,unterderErde,willerauchdenBauplatzieren,der ihnberühmtgemachthat.EsisteinBauvonderHöhedesNewYorkerChrysler-Buildings,oderdreiMalsohochwiederZürcherPrimeTower.Docheben:StattindieLuftzuragen,sollerkomplettinderErdevergrabenwerden.EarthscrapernenntSuarezseineVision,Erdkratzer. DerErdkratzerhatdieFormeineraufdemKopfstehendenPyramide. IhrBoden,gemachtausGlasundunterstütztvonma-
ssiven Stahlträgern, ist gleichzeitig der Bo-denderStadt.DieSpitzedesGebäudesjedochgräbtsichdreihundertMeterindieTiefe.DasTageslicht,dasdurchdasDachhineinscheint,sollmitLichtleitkabelnbisganznachuntenins65.Untergeschossgeleitetwerden.Imun-terenDrittelwillSuarezBürosplatzieren,inderMittesindWohnungengeplantundimbreitestenTeilderPyramide,welcherderErd-oberflächeamnächstenist,solleneinMuse-umundeinShoppingzentrumentstehen.UmdemGebäudeeineArtNatürlichkeitzuver-leihen,istinderMitteeineriesigeSchluchtmitbegrüntenBalkonengeplant.EinHauswieeinemodernistischeHöhle,platziertimhistorischenZentrumvonMexicoCity. AlseinArchitekturblogvorzweiJahrenerstmalsüberdenEarthscraperschrieb,er-hieltdasProjektungeahntenSchwung.Kaumeine Zeitung konntewiderstehen, die futu-ristischanmutendenSkizzenzuzeigen.Unddas,obwohlsichunzählige,ganzoffensichtli-cheFragenstellen,wennmaneineGlaspyra-mideineinerStadtversenkenwill.EineStadt,dieaufAztekenpyramidengebautist,diewie-derumaufeinemSeegebautsindundsichineinerGegendmithöchsterErdbebengefahrbefindet.DochmitseinerriesigenPublizitäthatdasProjekteineandere,eineallgemeineFrageaufgeworfen.Undeigentlichistesdiespannendere:LebenwirbaldunterdieErde?
Überbevölkerte Städte Einigessprichtda-für. Schonvor Jahrzehnten begannen zahl-reicheMetropolenmitdemBauvonunterir-dischenBahn-Netzen.MittlerweilewohnenweltweitbereitsTausendeunterderErde.AusökologischenundausPlatzgründen.DieVor-teilekenntmanauchinderSchweiz,wosichDutzende von Einfamilienhäusern an Hü-gelschmiegen.DieBewohnerberichtenvongünstigerenStromrechnungen,dadieTempe-raturindenHäusernvonderErdestabilisiertwird,diesiezumgrossenTeiloderkomplettumgibt. Auch in London, einem der wich-tigstenKultur-,Finanz-undHandelszentrenderWelt,wirdimErdinnernneuerPlatzge-schaffen.DortsindesvorwiegendVermögen-de,diewegenBaugesetzenaufihremGrund-stücknichtmehrindieHöhebauendürfen.InihrenErdgeschossenbefindensichKinos,Pools,SpasundluxuriösePartykeller. Nochweiter gehen die Finnen. UnterHelsinkiistindenletztenJahrendieimVer-hältniszurGrössederStadtdiegrössteZweit-stadtunterderErdeentstanden.InHelsin-kis Untergrund finden sich Datenzentren,Schwimmbäder,ShoppingzentrenundPark-häuser. 400 Tunnelsysteme wurden bereitsgebaut,200weiteresindinPlanung.
38 Wirtschaft
:
39WirtschaftPUNKTmagazin heimat
Dasallesistnichtbillig.SogehenExper-tendavonaus,dassbeispielsweiseeinBahn-systemunterderErdefünfmalteurerzuste-henkommtalseinoberirdisches.
Der narzisstische Architekt Esmachtwirt-schaftlichalsokeinenSinn,unterderErdezubauen.Jedenfallsnicht,wennmannichtun-bedingtmuss.DochfürchronischüberfüllteStädtekönnteesbalddereinzigeAuswegsein.DochwährendessichinLondoneherumeinLuxusproblemvoneinigenreichenEinwoh-nernundihrenprivatenBedürfnissenhan-delt,istesfürdiemitAbstandbevölkerungs-reichsteMetropoleMexikosakut.DieStadtbefindet sich in einem Talkessel, die Mög-lichkeitenderAusbreitungsindbegrenzt.Indie Tiefe zu bauen, wäre eine spektakuläreLösungfüreinernstzunehmendesProblem.DochvieleExpertenäussertensichkritischzudiesemProjektundglaubennichtande-ssenUmsetzbarkeit.Einige,wieetwaJoseCas-tillo,tobensogar.DerangeseheneArchitektundStadtplanerfindetSuarez’Ideesinnlos,utopischundzynisch.«EinHirngespinstei-nesnarzisstischenArchitekten»,soseinKom-mentar. Castillos Reaktion wäre vermutlichkaumsoemotionalausgefallen,lägediein-vertiertePyramidenichtuntereinerStelle,diealsHerzderStadt,jasogardesLandes,gilt:demZocalo.Diesergehörtzudenbekanntes-ten und grössten Stadtplätzen derWelt. ImGegensatzzuvielenanderenMetropolenbe-sitztMexikoeineneindeutigenMittelpunkt.Es ist das Zentrum der nationalen Identi-tät des ganzen Landes. Hierher reisen Me-xikanerausdemganzenLand,seiesfürDe-monstrationen,ParadenoderFeste.DerPlatzistzudemumgebenvondenwichtigstenpo-litischenInstitutionendesLandes,dieStadt-undLandesverwaltunghabenhierihrenSitz.Damitnichtgenug:TiefimBodendeshisto-rischenStadtzentrumsbefindensichzahlrei-chearchäologischeÜberrestederausgestor-benenKolonie. NichtallesinddemProjektgegenüberderartnegativeingestelltwieCastillo.EsgibtdurchausSpezialisten,diedemProjektetwasabgewinnenkönnen.SiehaltenesindieserWeisezwarebenfalls fürkaumrealisierbar,dochsiezeigensichdurchausbegeistertvonderIdeeundderstädteplanerischenKraftei-nes solchen Gebäudes. Diane Emily Davis,ProfessorinfürUrbanisierungundEntwick-lunganderrenommiertenUniversitätHar-vard, findet daran gefallen. Sie kann sicheineninversenWolkenkratzerdurchausvor-stellen, etwa in Manhattan, wo sich bereitsjetztWolkenkratzeranWolkenkratzerreiht.
SpiegelsollenSonnenlichtindenParklei-ten.DieParkbesuchersollensichschliess-lich nicht eingeengt oder sogar gefangenfühlen. Im grossen Stil unter die Erde zubauen,istkeinneuerTraum.Nurwaresbisanhinnichtunbedingtnötigundvorallemnicht möglich. Dochtechnische Entwick-lungenerlaubeneszunehmend,solchePro-jekteanzudenken.Möglich,dassderTraumvonEarthscrapernauchvonnarzisstischenArchitekten angetrieben wird, doch ihreArgumentewerdenbesser. JetztmussnurnochjemanddasnötigeKapitalindieHandnehmen.EduardoSuarezjedenfallsscheintfestentschlossen,seinMegaprojektumzu-setzen.WennnichtinMexicoCity,dannan-derswo.ZweiAngebotelägenvor.Daseine,sovielverräter,kommeauseinemarabi-schenLandmitvielSand.
Oder indenarabischenLändern, indenenkeinPreiszuhochscheint,umdieWüsteineinenlebenswertenOrtzuverwandeln.
Zurück in der Höhle EineweitereFrage,diesichvorallemNichtarchitektenstellen:WerwillschonhundertevonMeternunterderEr-deleben?Architekten,diesichsolchePläneausdenken,erzählenvomSchutz,densoeineHöhlevermittelnkann.Heuteistesmöglich,Tageslicht mit Lichtleitkabeln in die MittevonWolkenkratzernzuleiten.Auchtiefun-terderErdesolldiesmöglichsein.Luftströ-mungen, Pflanzen und Wasser vermittelnzudem in gigantischen Höhlen Natürlich-keitundeinGefühlvonSicherheit.EinUS-Architekt,dermitderPlanungeinesunteriri-schenParksineinerverlassenenNew-YorkerU-Bahn-Stationbetrautist,plantebensomitähnlichenHilfsmitteln:OptischeKabelund
40 Wirtschaft
44
«Wenn Du das erste Mal im Weltall bist,brauchteseineWeile,umzubegreifen,dassdie Erde unsere Heimat ist», sagte EdgarMitchellnachseinemerstenWeltraumflug.MitchellwarPilotderApollo14,dievonderNasa–einstderStolzderUSA–1971aufdenMondgeschicktwurde.HeutewirddieLuft-und Raumfahrtorganisation vonGeldsor-gengeplagt.MiteinemBudgetvonknapp18 Milliarden Dollar – das für die nächs-tenfünfJahrewohleingefrorenbleibt–er-forschen die über17 000 Mitarbeiter dasAll.TrotzEinsparungenverfolgtNasa-ChefCharlesBoldenweiterseineVision:«NachneuenHöhengreifenunddasUnbekannteentdecken,sodassdas,waswirtunundler-nen,derganzenMenschheitnützt.» Weniger bekannt ist, dass die Nasaseit jeher auch die Erde beobachtet, er-forschtunddokumentiert.DieBilder,dievon unzähligen Satelliten stammen, sindatemberaubend und faszinierend. DochgenauderenhoheAnzahlwirdallmählichzum Problem. Schätzungen gehen davonaus,dassdieErdevonmehrals800Satelli-tenumkreistwird.Dazukommenmehreretausend andere Flugkörper wie etwa aus-gedienteSatelliten,TeilevonRaketenundsonstigerWeltraummüll. AstronautengehörenzudenwenigenMenschen,dieunserenHeimplanetenmiteigenenAugenausdieserPerspektivege-sehen haben.Von oben betrachtet gibt eskeineLandesgrenzen,keineSprachgrenzen,keineGlaubensgrenzen.«Egalwowirgebo-rensind,welcheSprachewirsprechenundwelcherReligionwirangehören:WirsitzenalleimselbenWeltraumbootaufdemWegindieZukunft,unddiesesBootheisstErde.Dasistsehrbeeindruckend»,sodiekanadi-scheAstronautinJuliePayette.
earth observatory | www.visibleearth.nasa.gov
grenzenlose heimat
erde im wandel
42 Wirtschaft
«Heimat» im Bild
01 | steinkohlen-mine (nordrhein Westfalen), 2000 03 | athabasca (alberta, Kanada), 1984
02 | athabasca (alberta, Kanada), 2011
01 | hambach ist mit einer Betriebsfläche von 3389 hektar (stand 2007, genehmigte maximalgrösse des abbaufeldes:
8500 hektar) der grösste Tagebau in Deutschland. hambach hat die länge von zwei Fussballfeldern und ist so hoch
wie ein 30-stöckiges Gebäude. mit hilfe des modernsten Baggers der Welt werden auf dieser Fläche jährlich rund 40
millionen Tonnen Braunkohle gefördert. schätzungen gehen davon aus, dass noch etwa 1772 millionen Tonnen Braun-
kohle zum abbau zur verfügung stehen. 02 - 03 | mit den steigenden Kosten für Öl entwickelte sich die Förderung von
Ölsand in den letzten zehn jahren zu einem rentablen Unterfangen. eindrücklich zu sehen ist dieses Wachstum in
den athabasca oil sands in alberta (Kanada), die mit einer jährlichen Kapazität von 174,5 milliarden Barrel weltweit
grösste Ölsand-lagerstätte. Bei dieser Fördermenge reicht das Öl noch etwa 186 jahre. mindestens 65 Prozent des ge-
wonnenen erdöls gehen aufgrund einer Klausel des nordamerikanischen Freihandelsabkommens (nafta) in die verei-
nigten staaten der Usa.
43WirtschaftPUNKTmagazin heimat
01 | Tehran (iran), 1985 02 | Tehran (iran), 2009
01 - 02 | abseits der internationalen Wahrnehmung findet im iran seit jahren eine rasante Urbanisierung statt. als Folge der jahr-
zehntelang hohen Geburtenraten ist die Bevölkerung des landes von 16 millionen im jahr 1950 auf heute 75 millionen einwohner
angestiegen. Dieses enorme Wachstum blieb nicht ohne Folgen: Ökologische Probleme wie smog und die Zerstörung landwirt-
schaftlicher Flächen und Wasserverschmutzung werden begleitet von sozialen und ökonomischen missständen wie arbeits-
losigkeit und Wohnraummangel. 03 - 04 | in grösserem abstand von den Kernstädten sind vor allem im süden und Westen nord-
amerikas neue suburbane Wachstumsräume entstanden. Diese schnell wachsenden Grossstädte mit Bevölkerungsgrös sen von
mehreren hunderttausend menschen werden Boomburbs genannt. ein Beispiel ist die stadt chandler, die am südöstlichen stadt-
rand des Ballungsraums Phoenix liegt: von knapp 3799 im jahr 1950 erhöhte sich die einwohnerzahl auf 176 581 im jahr 2000. als
Folge sind von den ehemals zahlreichen landwirschaftlich genutzten Flächen nur noch die wenigsten übrig.
44 Wirtschaft
03 | Phoenix (Usa), 1989
04 | Phoenix (Usa), 2009
45WirtschaftPUNKTmagazin heimat
01 | nil-ebene (Ägypten), 2008
03 | Wüste saudi arabien, 199102 | Wüste saudi arabien, 1987
04 | Wüste saudi arabien, 2000 05 | Wüste saudi arabien, 2012
01 | ohne das Wasser aus dem nil würden die menschen in
Ägypten verdursten. rund 85 Prozent des Wassers, das der
Fluss ins land bringt, entspringen in Äthiopien. Für Ägypten
hat der nil eine herausragende wirtschaftliche Bedeutung:
seine Überschwemmungsgebiete bieten der landwirtschaft
einen fruchtbaren Boden. 02 - 05 | Weit mehr als die hälfte
der Fläche saudi-arabiens besteht aus Wüste. Um dennoch
Feldfrüchte, Getreide, obst und Gemüse anbauen zu können,
baute die regierung in den vergangenen drei jahrzehnten
im Wadi as-sirhan-Gebiet zentrierte Drehbewässerungssys-
teme. Das Geld dazu stammt aus einnahmen aus dem Ölge-
schäft. möglich sind die rund einen Kilometer grossen Bewäs-
serungskreise dank Brunnen, die tief im Boden Wa s servorräte
aus der letzten eiszeit anzapfen. Das Wasservo lumen, das
die landwirtschaft in der Wüste benötigt, hat sich zwi-
schen 1980 und 2006 auf 21 Kubikkilometer verdreifacht.
46 Wirtschaft
02 | amistad reservoir (Usa & mexiko), 1987 03 | amistad reservoir (Usa & mexiko), 2000
01 | nord sibirien, 2009
48 Wirtschaft
01 | Der sibirische Permafrost gilt als tickende Zeitbombe. Da der Boden in den sommermonaten länger aufgetaut ist, dringt immer mehr des gespeicherten
methans und Kohlenstoffdioxids in die erdatmosphäre. experten gehen davon aus, dass im ewigen eis 1,5 Billionen Tonnen Kohlenstoff gebunden sind.
02 - 03 | in den letzten 30 jahren hat sich die Bevölkerung im rio Grande Tal (amistad Talsperre) auf 2,3 millionen verdoppelt. Der Trend hält weiter an. Dabei
führt der rio Grande schon heute auf weiten strecken kaum mehr Wasser. verursacht wird die Knappheit vom hohen Wa sserbedarf der Bewohner und insbe-
sondere der Bewässerungslandwirtschaft. 04 | im märz 2011 löste ein erdbeben der stärke 9,1 einen gewaltigen Tsunami im osten japans aus. Die fatale Welle
war 16 meter hoch, als sie den hafen von ishinomaki erreichte. Der Tsunami, das erdbeben und die dadurch ausgelöste reaktorkatastrophe verursachten laut
der Un-Behörde zur Katastrophenvorsorge einen schaden von 210 milliarden Dollar.
04 | ishinomaki (japan), 2011
49WirtschaftPUNKTmagazin heimat
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weltmeister
weltmeister
inVest
kleine Text BarBara Kalhammer
Bild FaBian WiDmer
Kleine und mittelgrosse Unternehmen
stehen im Schatten der Giganten Roche,
Nestlé und Novartis – zu Unrecht. Denn
sie überzeugen nicht nur mit innovati-
ven Nischenprodukten, die sie oftmals
zum Marktführer machen, sondern
auch mit einer guten Aktienentwicklung.
53investPUNKTmagazin heimat
dasBurjalArabisteinesderteuerstenundlu-xuriösestenHotelsderWelt.EszeichnetsichnichtnurdurchsiebenSterneaus,sondernvorallemdurchseineeinzigartigeBauwei-seinFormeinesSegelsundderHöhevon321 Metern. Der Gotthard-Basistunnel be-stehtauszwei57KilometerlangenEinspur-
röhren.DasgesamteTunnelsystemmitallenSchächten,Zugangs- undVerbindungsstollen misst152 Kilome-ter.EristderlängsteundtiefstejemalsgebauteEisen-bahntunnel.NespressoistMarktführerfürportionier-tenSpitzenkaffeeunderzielte2011einenUmsatzvon3,5MilliardenFranken.DasamerikanischeUnterneh-menTeslaMotors istdereinzigeFahrzeughersteller,der einen emissionsfreien Seriensportwagen in grö-sserenStückzahlenverkauft.DieSchweizistdasLandmit der grössten iPhone-Dichte.Von den hierzulan-deinsgesamt2,9MillionenSmartphonessind55Pro-zentiPhones.DerFlughafenLosAngelesistnachPassa-gierzahlendersechstgrössteFlughafenderWelt.RundsechzigMillionenFluggästenutzenihnproJahr. WasdiesevölligunterschiedlichenProjekteundWachstumsstoriesvereint,istihreEinzigartigkeit–unddieBeteiligungvonSchweizerKlein-undMittelunter-nehmen.«VieleUnternehmenstellenqualitativhoch-wertigeProdukteher,diesichnichteinfachkopierenlassen»,erklärtMarcPossa,ManagerdesSaraSelectAk-tienfondsvonderVVVorsorgeVermögensverwaltungAG,denweltweitenErfolgderKMU.
Enorme Vielfalt AnderSchweizerBörsesindrund200solcherkleinenundmittlerenFirmenkotiert.Siemachenaber nur rund zwanzig Prozent derGesamt-marktkapitalisierungdesSchweizerAktienmarktesaus.Ihnengemeinist,dasssieindenvergangenenJahreneinedeutlichbesserePerformanceerzielthabenalsderSMI.Währenddieser(inklusiveDividenden)2012nur3Prozentzulegenkonnte,erzieltenmittelgrosseWerte(MidCaps)einPlusvon4,5Prozent.KleinkapitalisierteFirmen(SmallCaps)konntensogarüber9Prozentan
Wertzulegen.«ImlangjährigenSchnittschneidenSmallCapsanderBörse jährlichfünfProzentbesserabalsgrosskapitalisierte Unternehmen», betont Possa. Dieshabemitihrereherzyklischen,industriellenAufstel-lungzutun.Historischbetrachtetverzeichnenkleine-reFirmenbesondersinPhasennacheinemmarkantenAbschwungguteEntwicklungen.Oftmalsresultiereda-rauseinemehrereJahreandauerndeAufwärtsbewegung. EinzelneTitelkonntenindenvergangenendreiJahrenmehrals50Prozentzulegen.AbsoluterÜberflie-geristAustriamicrosystems,derenAktienüber400Pro-zentgestiegensind.ZwarhatdasUnternehmenseinenHauptsitzinÖsterreich,istjedochanderSchweizerBör-sekotiert.AusserdemistderTitelinzahlreichenSmall-undMid-Caps-Fondszufinden,beispielsweisevonderUBS,Blackrock,VontobelundPictet.Austriamicrosys-temsproduziertanalogeHalbleiterundisteinbedeu-tenderLieferant fürApples iPhone.DieUmgebungs-licht-undAnnäherungssensorenvonAMSpassendieDisplayhelligkeit automatisch an die herrschendenLichtverhältnissean.DasUnternehmenarbeitetauchmitanderenSmartphone-Herstellernzusammen.ErstkürzlichwurdebeispielsweiseeinVertragmitSamsung,demProduzentenderGalaxy-Produkte,abgeschlossen.
Marktführer und Spezialisten Mit InnovationenkönnenauchzahlreicheweitereSchweizerUnterneh-men aufwarten. Neben Bossard, Interroll, DätwylerundBurkhalterunteranderemLem,Inficon,Belimo,ForboundZehnder.SiezeichnensichgemässDaniel
BOSSARD arbeitet mit Tesla im
Bereich verbindungstechnik zu-
sammen. Des Weiteren lieferte das
Unternehmen feuerfeste schrau-
ben für den mont Blanc Tunnel, die
mindestens sechs stunden lang
hitzebeständig sind. als die fran-
zösische regierung nach dem
verheerenden Brand im jahr 1999
nach einer feuerfesten Tunnel-
decke suchte, half das die Bossard
Grupe zudem mit, das montage-
design der Deckenkonstruktionen
zu verbessern.
54 invest
Invest
Lenz,FondsmanagerfürSchweizerSmall&MidCapsbeiSchroders,ausdurchihreSwissness.DasbedeuteteinebesondershoheInnovationskraftundeinengu-tenAusbildungsstandderMitarbeiter.ZahlreicheKMUsindinihrenNischensogarglobaleMarkt-führer.SoproduziertLemMessgeräte fürdenStromfluss,dieindenmeistenameri-kanischenAutossowieinElektro-undHy-bridfahrzeugenzufindensind.EingrosserAbnehmeristbeispielsweiseGeneralMo-tors.LemhateinenMarktanteilvonfünf-zigProzentundistsomitklarerMarktfüh-rer. Eine noch stärkereVormachtstellunggeniesstForbomiteinemMarktanteilvonüber65ProzentbeiLinoleum. InseinemBereich ebenfalls führend ist Belimo, einUnternehmen, das Antriebslösungen zurRegelung und Steuerung von Heizungs-,Lüftungs-undKlimaanlagenherstellt. VielederUnternehmensindinmeh-rerenGeschäftsspartenaktiv–underfolg-reich.SoistdieHerstellungvonMessgerä-tenfürdieHalbleiter-IndustrienureinGeschäftszweigvonInficon,indemdasUnternehmengutaufgestelltist.ZusätzlichproduziertderTechnologiekonzernAna-lysesystemezurraschenIdentifikationvonchemischenKampfstoffen.DieseGerätestehenbeiverschiedenenmilitärischenEinheitenimEinsatz,soauchbeiderUSArmy.WiegrossdieBedeutungvonSchweizerSmallundMidCapsfürdastäglicheLebenist,fasstPossafolgen-
dermassenzusammen:«OhneihreProduktefährtkeinAuto,keinZugundkeinFlugzeug.»Sofindensichun-terandereminvielenSchweizerLokomotivenSchrau-benvonBossard,jedeszweiteAutoinEuropaundden
USA enthält elastome-re Sicherheitsteile vonDätwylerRubber.
Starke Bilanzen Ne-ben hoher Innovations-kraftundstarkerWachs-tumsdynamik zeichnensichSmallundMidCapsin der Regel aus durchgesundeBilanzen,betontPossa.DasienurschweranKreditekommen,sindsie wenig verschuldetundverfügenmeistsogarüberhoheBarmittel.AusdiesemGrundwärendieUnternehmenauchinei-
nererneutenKrisenphasewie2008/2009deutlichbe-sserpositioniert. Aufgrund der grossen Vielfalt an KMU in derSchweizistesbesondersschwierig,diepassendenTi-telauszuwählen.VoreinerInvestitionmüssendahereinigeHausaufgabenerledigtwerden.EntscheidendeKriterien sind ein langfristiger Horizont, die Markt-positionierung des Unternehmens undVertrauen
Gleich mehrere standbeine hat DÄTWYLER. Unter anderem lieferte das Unternehmen Gummi-
dichtungsprofile für das Burj al arab. Darüber hinaus hat die Gruppe wichtige lösungen für nes-
presso entwickelt und ist im Bereich der pharmazeutischen verpackungen weltweit die nummer
zwei. ein weiteres standbein ist die automobilindustrie: Die hochpräzisen Gummiformteile von
Dätwyler werden in jedem zweiten auto in europa und den Usa verwendet.
ebenfalls weltweit aktiv ist INTERROLL. eingesetzt werden die Komponenten für
Förderungstechnik beispielsweise bei UPs, amazon und red Bull. Die sortierungssysteme wer-
den bei der chinesischen Post, in Korea, Brasilien und bei der singapore Post eingesetzt. auch auf
Flughäfen, beispielsweise in Bangkok, los angeles und salzburg, kommen verschiedene Produkte
von interroll zum einsatz.
«Da sie nur sch wer an
Kredite kommen, sind
KMU wenig versch uldet
und verfügen meist über
hohe Barmittel.»
55investPUNKTmagazin heimat
:
ins Management. Nicht ausserAcht gelassen wer-den solltenauch strukturelle Treiberwie Infrastruk-tur,ElektrifizierungundMiniaturisierung,sagtPossa.DerTrendgehthinzukleineren,leichterenundleis-tungsfähigerenProduktenmiteinerhöherenFunktio-nalität.DadurchergebensichChancenfürinnovative,aufQualitätfokussierteIndustriekonzerne.DieDivisi-on3ACompositesdesIndustrieunternehmensSchwei-terbeispielsweisestelltausBalsaholzKomponentenfürRotorblätterher.ZwarbefindensichdieSolar-unddieWindenergiebracheimMomentineinerschwierigenPhase,dochlangfristigsinddiePrognosengut.«Prinzi-piellgiltesbeiSmallundMidCaps,nichtaufkurzfris-tigeTrendszuspekulieren,sonderneinenlängerfris-tigenHorizontvondreibisfünfJahrenzuverfolgen»,betontLenz. DiemeistendieserKMUsindnichtnurimeu-ropäischenRaumtätig,sondernprofitierenauchvondenWachstumsratenderSchwellenländer.VorallemausChinabestehteineriesigeNachfragenachSchwei-zerQualitätsgütern.Interrollbeispielsweisehatsogarein regionales Kompetenzzentrum inAsien. Zu denvielen erfolgreichen Produkten zählenQuergurtsor-ter,einFördersystemfürWaren,diebeiderPostSinga-purundweiterenVerteilzentrensowiebeiFliesslage-ranwendungeninKorea,JapanundChinaeingesetztwerden.InderFlughafenlogistikwiederumsindesdieTrommelmotoren der Firma, die in Check-in-Schal-terninSingapur,ThailandundChinaVerwendungfin-den.IndenEmergingMarketsebenfallsgutaufgestelltistdiePharmagruppeAcino.Sieentwickelt,fertigtundvertreibtinternationalbewährtePharmazeutikainin-novativenDarreichungsformen. Nebstall denVorteilen gibt esauch Nachteile:IhreGeschäftesindgrösserenRisikenausgesetztundsomitschwankenauchihreAktienwertestärker.«AbernichtalleindasSchwankungsrisikozählt»,warntPossa,«entscheidendsindderInhaltunddieQualität.»Auchhieristesratsam,nichtnurineinigewenigeGesell-schafteninvestiertzusein,sondernmiteinembreitenPortfolioeinehoheDiversifikationzuerlangen.Denndie Gefahr, dass ein einzelnes Projekt nicht den ge-wünschtenErfolgbringt,istgross.DastitelspezifischeRisikoistgemässLenzsomithoch.ZudemwirdauchderWettbewerbsdruckzunehmen,wodurcheinigeUn-ternehmenaufderStreckebleibenwerden.EinBereich,denesmitVorsichtzugeniessengilt,istbeispielsweiseBiotech.DenndasRisikoisthoch,dasssicheinPräparatimVerlaufderEntwicklungalswirkungslosentpuppt.
Fonds generieren MehrwertZusammenfassendistentscheidend,dassAnlegereinesehrsorgfältigeSelek-tionvornehmenundeinegewisseRisikofähigkeitso-wiedienötigeGeduldfürInvestitioneninKMU-Aktienmitbringen. «Man muss Durststrecken durchstehenkönnen»,warntLenz.FürdieUnternehmensprechennichtalleindiespezifischenErfolgsgeschichten,son-dernvorallemdiesichaufhellendenKonjunkturaus-sichten.WichtigeFrühindikatorendafürsindderifoIndexundderISMManufacturingIndex.
NegativzubewertenistdagegendieTatsache,dassdieUnternehmendienächstenJahrekeinenRü-ckenwindvonsinkendenZinsenbekommenwerden.DieAuswahlerfordertnichtnurZeit,sondernauchgenaue Unternehmens- und Produktkenntnis.An-leger können statt der EinzeltitelauswahlauchaufSmall-undMid-Cap-Fondssetzen.DennindiesemBereichkannaktivesManagementeinenMehrwertgenerieren.DerSchrodersSmallundMidCapFondsbeispielsweiseerzielteindenvergangenendreiJah-reneinjährlichesPlusvonknapp9Prozent.Mehrals8,5 Prozent gewannenauch der Reichmuth PilatusundderSaraSelect. DieKleinenerbringenweltweithoheInnovati-onsleistungenundüberzeugenmitaussergewöhnli-chenProjekten,überdurchschnittlichenAktienper-formances sowie gesunden Bilanzen. Einen BlicksindsiesomitinjedemFallwert.
ZEHNDER ist neben dem stabilen heizungsgeschäft auch im Bereich der hauslüftungen tätig, die
in minergie-häusern verwendet werden. in diesem stetig wachsenden markt ist das Unterneh-
men gut positioniert.
BURKHALTER ist ein spezialist im Bereich verkehrstechnik für strasse und schiene. Das Unter-
nehmen ist bei der installation der Bahntechnik am Gotthard-Tunnel involviert. 30 milliarden
Franken kostet der Bau des 57 Kilometer langen Tunnels, 1,7 milliarden werden alleine für die
Bahntechnik ausgegeben.
56 invest
44
Tells Geschoss
eslächeltderSee,erladetzumBade.»WunderschönkannunserLandsein,daserkannteFriedrichSchillerinWil-helmTellschonfrüh.OballerSchön-heit geraten viele noch heute ins
Schwärmen und hören das nahe Donner-grollen nicht. Dabei ist die westliche Weltdaran,den«AmericanDream»zubegraben.Erstmals dürfte es Kindern wirtschaftlichschlechtergehenalsihrenEltern.Sättigungist erreicht, Schuldenberge angehäuft, dieBedingungen fürnachrückendeGeneratio-nenhabensichteilsbiszurtotalenAussichts-losigkeitverschlechtert.Daslädtein,sichauf-zulehnenodereineneueHeimatinderFernezusuchen.Impulse,InnovationundWachs-tumsindnotwendig,umdenJungenPerspek-tivenzubieten.DasselbefordernInvestoren. Statt trüber Nabelschau schweift derBlickindieFerne:nachBrasilien,China,In-dienoderauchnäher,indieTürkei.Dortstre-benKohortenvonjungenMenschennachei-nembesserenLeben,ihrEinsatzsindBildungundharteArbeit.AusMillionenvonArmenentstehterstmalseineneueMittelklassemitausgebildeten Arbeitskräften, steigendemverfügbarem Einkommen und zunehmen-derKonsumlust.Siewollensichetwasleisten.UnddaswiederumgefälltdenInvestoren. «HiersinddiestarkenWurzelndeinerKraft;dortinderfremdenWeltstehstdual-lein.»Wilhelm Tell zum Zweiten. Ein Zitat,dasinderglobalisiertenWeltkaummehrBe-standhat.FürmancheUnternehmenistdieVerlagerungderProduktionunddieExpan-sionihrerAbsatzmärkteinferneLändergarüberlebensnotwendig.EhrgeizigeArbeitneh-
merundUnternehmerwitternihreChancein den Schwellenländern. Dort gibt es ihnnoch,den«AmericanDream».Asien,dieneu-enUSAfürTop-Absolventen.AuchfürInves-toren? Noch liegtvieles imArgen: So ist dieArmut keineswegs beseitigt, Umweltver-schmutzungundKorruptiongrassierenwei-terhin.Unddaswiederumistnichtnachhal-tig.AufsozialerEbenewirddieVerbesserungdesGesundheits-undVorsorgesystemssowieder Arbeitsbedingungen zum dringlichenThema,aufökologischerEbenedieRessour-ceneffizienz.MitdemBildungsniveauwächstauchderWunschnachpolitischerPartizipa-tion und einer besseren Organisation vonWirtschaftundStaat. KlugeInvestorenbeurteilenUnterneh-men und Wirtschaftsregionen nach Nach-haltigkeitskriterien.DieVoraussetzungenfüreinenachhaltigeEntwicklung,dienebstwirt-schaftlichenFaktorenauchsozialeundöko-logische Kriterien berücksichtigt sowie dieGovernanceverbessert,sindvielerortsbereitsgegeben.AttraktivsindLändermitausgegli-chenemStaatshaushalt.MitRegierungen,diein ihreBürger investieren, InnovationundÖko-Effizienz fördern sowie UnternehmeneinenfruchtbarenBodenbieten.Länder,diedazu ein positives BevölkerungswachstumundRohstoffreichtumaufweisen,sindtop.SiesindsichereSchuldner,ihreWährungendürf-tenzulegen,dortangesiedelteUnternehmenprosperieren. «DasAltestürzt,esändertsichdieZeit.»SchillerswahreWorte.Wirhübenmüssenunssputen,ummitdenendrübenmitzuhalten.
Dr. mirjam staub-Bisang ist Gründungspartnerin sowie verwaltungsratsdelegierte der independent capital
management aG. Die rechtsanwältin und Buchautorin hält zudem einen mBa-abschluss der inseaD.
mirjam staub-bisang
57investPUNKTmagazin heimat
kolumne
angstVor demfremdenText BarBara Kalhammer
Bei der Wahl der Feriendestination sind Schweizer entdeckungsfreudig. Anders sieht es aus bei Aktien anlagen, hier ist Heimat Trumpf. Die Nachteile dieser Strategie sind jedoch gewichtig.
DerSommerstehtvorderTürundmitihmdieSuchenachdempassendenUrlaubsdomizil.Fürvie-leSchweizeristklar:EsgehtnachDeutschland.Fast4,8MillionenÜbernachtungenwurden2011imgro-ssenKantonverzeichnet,wiedieZahlendesStatisti-schen Bundesamtes Deutschland zeigen. EbenfallsweitobenaufderBeliebtheitsskalastehenÖsterreich,FrankreichundItalien. EinvölliganderesBildzeigtsich,wennesumsInvestieren geht. Hier greifen Schweizer nach denAktien des Heimatmarktes. Dieses Phänomen, dasals Home Bias bezeichnetwird, hat sich durch dieFinanzkrise verschärft. So erreichte der SchweizerAnteilbeiAktienanlagen imJahr2010 fastachtzigProzent.DiesgehtauseinerStudiedesInstitutsfürBankingundFinancezumThema«AktienbesitzinderSchweiz»hervor.SechzigProzentderAktienbesit-zergabenan,dasssieausschliesslichSchweizerWertehalten. «Es besteht also ein klarer Home Bias, dasheissteineobjektivfinanztechnischkaumbegründ-bareVorliebefüreinheimischeAnlagen»,haltendieAutorenfest.GesunkenistdurchdieSchuldenkrisehingegendasVertrauengegenübereinigenEU-Staa-ten.DerAnteilEuropasfielaufelfProzent.SechsPro-zentdesAktienbestandssindamerikanischeWerteunddreiProzententfallenaufdierestlicheWelt. Mit dieser Strategie verzichtenAnleger nichtnuraufmöglicheRenditechancen,sondernnehmenaucheinhöheresRisikoinKauf.DenndieKursbewe-gungenvonAktieneinesnationalenMarkteshängenteilweise eng miteinander. Zudem vernachlässigenInvestoreneinebreiteDiversifikationübermehrereWerte.NureinZehntelallerAktionärestreutgemäss
derStudiedasRisikoaufmehralszehnAktientitel.EingewichtigerFehler,dennwürdezumindestin15verschiedeneTitelinvestiertwerden,würdesichdasGesamtrisikodesAktienportfoliosbisumdieHälf-te verringern. Eine breitere Diversifikation könn-tedurcheineStreuungderRisikenüberverschiede-neRegionenerzieltwerden.DabeiwerdendieAnlegerabervonder«AmbiguityAversion»gehemmt.Dasbe-deutet,siesindmitdenUmständenimunbekanntenAuslandnichtvertrautundschätzendasRisikofürei-neInvestitionalszuhochein.InfolgedieserUnsicher-heitsvermeidungwerdenbekannteWertebevorzugt. Dabeiwären die Renditechancen deutlich hö-her,wenndemPortfolioauchausländischeWertebei-gemischtwürden.BesonderseindrücklichzeigtsichdiesbeimVergleichderPerformanceausländischerWerte.SeitAnfangJahrverlorderSMIrund3Prozent(StandEndeMai),währendbeispielsweisedervietna-mesischeAktienmarkt22Prozentundderägyptischesogarmehrals27Prozentzulegten.Auchwenigerexo-tischeMärktehabenähnlichgut(Dänemarkmitplus3Prozent)oderbesser(derNasdaqmitplus8Prozent)abgeschnitten.SchweizerkönntenihreRenditenalsodeutlichsteigern,wennsiewiebeiReisenauchbeidenInvestmentsdenSchrittinsAuslandwagenwürden.
58 invest
Invest
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MARKT ETF NAME KOSTEN ETF ANTEIL VERMÖGEN
Schweiz UBS ETF on SLI 0.35% 40% 40 000 140
Europa ComStage-ETF on Euro Stoxx 50 0.15% 30% 30 000 45
USA CS ETF on S&P 500 0.20% 20% 20 000 40
EmMa iShares MSCI Emerging Markets 0.75% 10% 10 000 75
Total 0.30% 100 000 300
Quelle: eigene / 10x10
das globaleaktiendorfPrivatanleger fokussieren sich oft auf die Heimmärkte. Dabei kann weltweit kostengünstig in Aktien angelegt werden.
Die Globalisierung hat auch vor der Anlagewelt nicht Halt gemacht und
erlaubt es Investoren, weltweit in die verschiedensten Aktienmärkte zu
investieren. Was für institutionelle Anleger mit Pensions ka ssengeldern
schon seit langem möglich ist, ist auch Privatanlegern nicht vorbehal-
ten. Da die Gebühren kräftig an der Rendite zehren, ist der Kostenfak-
tor zentral. Hier bieten sich Exchange Traded Funds (ETF) an: Diese bör-
sengehandelten Indexfonds sind kostengünstig und können – genau
wie Aktien – jederzeit über die Schweizer Börse ge- und verkauft wer-
den. Da diese Produkte in eine Fondshülle verpackt sind, weisen sie
kaum Gegenparteirisiken auf. Konkret könnte ein weltweites Aktien-
engagement wie folgt aussehen: Für den Schweizer Anteil ist der Swiss
Leader Index eine gute Wahl. Dieser bildet rund vierzig Prozent der
Gesamtmarktkapitalisierung ab und hat im Vergleich zum bekannten
SMI den Vorteil, dass die einzelnen Titel auf maximal neun Prozent be-
grenzt sind. Für den europäischen Aktienmarkt kann der Euro Stoxx 50
herbeigezogen werden. Dies ist das wohl wichtigste Barometer für alle
Euro-Aktienländer. Der beste Massstab für den amerikanischen Aktien-
markt stellt der breite S&P 500 dar. Damit auch die jungen, aufstreben-
den Nationen im Portfolio berücksichtigt werden, bietet sich der MS-
CI Emerging Markets an. An der Schweizer Börse sind auf diese Indizes
verschiedene ETF zugelassen. Angenommen, ein Anleger will 100 000
Franken in diese vier Märkte investieren, so muss er dazu lediglich vier
Transaktionen tätigen. Die tiefen Verwaltungskosten zahlen sich aus:
Ein solch passiv verwaltetes Aktienportfolio kostet lediglich 0,30 Pro-
zentpunkte pro Jahr. Ein gewisser Risikoschutz respektive Diversifi-
kation wird erreicht, da sich die Indizes aus jeweils vielen Einzeltiteln
zusammensetzen. Natürlich dürfen die Bankgebühren wie Transak-
tionskosten und Depotgebühren nicht ausser Acht gelassen werden.
Auch hier kann sich ein Vergleich lohnen – und ein Wechsel zu einer
kostengünstigeren Adresse sowieso. RB
PUNKTmagazin emOtiOnen
währungs-VerlusteabsichernDer starke Franken schmälert die Gewinne von Investitionen im Ausland. Mit strukturierten Produkten und ETF können sich Anleger gegen die Wechselkursrisiken absichern.
Nicht nur die Aktienmärkte waren in den vergangenen Jahren enormen
Schwankungen unterworfen, dasselbe galt für Währungen. Eine Gefahr,
die von Anlegern häufig unterschätzt wird. Besonders eindrücklich zeigt
sich die Problematik bei Investitionen in Gold. Obwohl sich der Kurs des
Edelmetalls in den vergangenen zwei Jahren um rund 31 Prozent erhöhte,
erzielten Anleger mit einem Produkt in Franken lediglich ein Plus von
knapp 11 Prozent. Dies, weil das Edelmetall in Dollar gehandelt wird.
Da der Franken in diesem Zeitraum gegenüber dem Dollar zugelegt hat,
schmälerten sich die Goldgewinne. Diese Problematik tritt nicht nur bei
Rohstoffinvestments auf, sie ist auch bei US-Indizes und Schwellenländer-
Anlagen ein Thema. Abhilfe findet sich in der Welt der strukturierten Pro-
dukte, wo Absicherungen gegen Wechselkursrisiken eine lange Tradition
haben. Die Zertifikate tragen den Zusatzvermerk «Quanto» im Namen.
Auch im Bereich der Exchange Traded Funds (ETF) sind solche währungs-
gesicherten Produkte, auch «hedged» genannt, zu finden. In erster Linie
werden sie auf Rohstoffe angeboten. Doch auch im Bereich der Aktien-
und Obligationen-ETF wächst das Angebot laufend. Berücksichtigt wer-
den sollte, dass eine Währungsabsicherung stets mit höheren Kosten ver-
bunden ist. Diese sind von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich. Bei einer
Investition in Gold beispielsweise hätte sich ein solches Produkt durchaus
bezahlt gemacht. Der Gold-ETF von Julius Bär etwa hätte mit Währungs-
absicherung deutlich besser abgeschnitten und ein Plus von 26 Prozent
erzielt. Doch nicht immer lohnt es sich, die Investition abzusichern. Denn
gewinnt nun beispielsweise der Dollar gegenüber dem Franken, wäre sie
vergebens, da die Investition ja an Wert zulegt. Ob sich die höheren Absi-
cherungskosten wirklich bezahlt machen, müssen Anleger darum selber
bestimmen. BK
auslaufmodellfressaktienFür Fressaktionäre zählt nicht primär die Rendite, sondern was es an der Generalversammlung zu essen gibt.
Es gibt Firmen, die ihre Aktionäre reichhaltig
mit Naturalien beschenken. Im Fachjargon
nennt man solche Wertpapiere Fressaktien.
Wer eine Aktie von Lindt & Sprüngli kauft,
muss zwar tief in die Tasche greifen (der Stück-
preis beträgt 33 750 Franken), wird dafür nebst
einer Dividende von 500 Franken zusätzlich
mit einem vier Kilo schweren Schokoladen-
Koffer beschenkt. Auch die Fleischwarenfa-
brik Bell zeigt sich spendierfreudig. Bereits
die Dividendenrendite beträgt etwas über
drei Prozent, dazu erhält der GV-Besucher ei-
ne Salami im Wert rund 15 Franken und einen
«Znacht» vor Ort. Wer nicht nur essen, son-
dern sich richtig unterhalten möchte, sollte
ein Zertifikat der Basellandschaftlichen Kan-
tonalbank kaufen. Kostenpunkt: 1250 Fran-
ken. Dafür winkt an der GV ein Showact, bei-
spielsweise mit Anna Rossinelli, die Schweizer
Vertreterin des Euro vision Song Contests
2011. Anschliessend wurde zum Nachtessen in
der St. Jakobs halle geladen. Dieses Jahr haben
sich so viele Aktionäre angemeldet, dass die
Versammlung an zwei Abenden durchgeführt
werden musste. Doch Fressaktionäre sind
vom Aussterben bedroht: Einerseits spricht
die jüngere Generation nicht darauf an, ande-
rerseits hat der Spardruck zugenommen. Bei
der UBS wurde der Apéro riche schon lange
gestrichen. Gerade mal ein Sandwich für den
Heimweg erhalten deren Aktionäre. RB
240
220
200
180
160
140
120
100
PERFORMANCE DER GOLD ETF HEDGED UND UNHEDGED IM VERGLEICH
01.2009 – 04.2012 Gold eTF (chF) GolD eTF (chF) hedged in %
Quelle: Telekurs, stand: 6.6.2012
60 invest
FAKTEN ZUM RIND
Ø Lebensdauer 3 Jahre
Ø Fleichgewinn 200 kg
Investition / 1 kg Fleisch
6,5 kg Getreide/Soja
36 kg Raufutter
15 450 l Wasser
FAKTEN ZUR KUH
Ø Lebensdauer 9 Jahre
Ø Milchgewinn / Tag 18 l
Tagesrationen
Futter 100 kg
Trinkwasser 50 - 100 l
Rülpser/Fürze (Gas) 300 l
MILCH-ERZEUGNISSE
12 l Milch 1 kg Käse
25 l Milch 1 kg Butter
10 l Milch 1 l Rahm
1 l Milch 1 l Joghurt
1 l Milch 400 g Quark
Quellen: kaesehof.at,
energiedetektive.ch
Jährlich garantierte Renditen von bis zu 14 Prozent und ein gutes Gewissen dazu. Was Finanzmärkte derzeit nicht bieten können, schaf-fen Anlagen in Kühe.
SieheissenLotti,Alma,ElsaoderBerta,haltendasGrasderAlpenkurzundschenkenunsnahrhafteMilchodersaftigesFleisch.DieKehrseitederMedaille:Siefurzenundrülp-senziemlichvielundproduzierensomitUn-mengenvonMethangas.AuchwennMethan,andersalsTreibhausgaseausfossilenBrenn-stoffen,vonPflanzenstammtundsomitdemnatürlichenKreislaufentstammt,bedeutetesfürdieUmwelteineMehrbelastung.MethanseifüreinenFünfteldesvomMenschenver-ursachten Treibhausgaseffektesverantwort-lich,sagenKlimaexperten. Und in diese Methanschleudern sollmanGeldinvestieren?AufdenerstenBlickerscheintdasparadox,schliesslichlockenwe-der Kapitalgewinne, DividendenzahlungeninFormvonBargeldnochGeneralversamm-lungen.DochwassindschonSchinkengipfeliundKartoffelsalatimVergleichzuQualitäts-fleischundAlpkäse?DenngenaudassinddieRenditen,diemanbeieinemKuh-Investmenterhält.Realergehtsnicht. ZumBeispielkuhleasing.ch.DasProjektentstand 2002,als die FamilieWyler einenAbnehmer für seine turmhohen Käsebergesuchte.AlssichdieSuchezunehmendalszeit-undressourcenintensiverwies,entwickeltendieWylersamFamilientischeineAlternati-
ve:dasKuhleasing.DasKonzeptdahinteristbestechendeinfach:FüreinVoll-Leasingbe-zahlt der Käseliebhaber einen Alpsommerlang380Franken,amEndederSaisonerhälterAlpkäsezumSonderpreisvon17FrankenproKilo.«ImLadenbuttertmandafürschnellmal25bis35Frankenhin»,erklärtIrisWitt-wer.DieRendite–dieMindestabnahmemen-gebeträgtübrigensdreissigKilogramm–istalsoverheissungsvoll,hängtjedochvonderbezogenenMengeab.Dazukommt,dassmanseinLeasingobjektjederzeitimEinsatzbesu-chendarf. Einen Schritt weiter geht Guido Leu-tenegger mit «Natur konkret»,wo man miteinerInvestitionssummevon2500Frankenwährend zehn Jahren Bio-QualitätsfleischimWertvonjährlich350Frankenerhält.Derkühle Rechner stellt schnell fest, dass einejährlicheRenditevon14Prozentwinkt.Leu-teneggerproduziertnaturnahesFleischvonschottischenHochlandrindern,dieaufver-schiedenenAlpeninderSonnenstubeTessinzuhause sind. Im Sommerweiden sie rundsiebenMonateaufderAlp,wosiesichvomFutter der alpinenWeiden und vonQuell-wasserernähren.WermiteinersolchgrossenLieferung überfordert ist, sollte das FleischimTiefkühlerlagern,woesohneQualitäts-einbussenbiszuzwölfMonatehaltbarist. DieBauernzeigenauf,wieeineGeld-anlage sein muss: nicht komplex, sonderneinfach,sowietransparentundrentabel.Da-zukommt,dassInvestorennebstderRenditeinNaturalienaucheinesozialeRenditeerhal-ten:DieTeilhabeaneinernachhaltigenundfairenLandwirtschaft.
kühefurzende, abersichere renditen
61investPUNKTmagazin heimat
Mein Eigenheim
✂
Paradies
Bausatz
1
4 6
10
11 12
8 9
7
5
32
Spar-kasse
Hypothek
Vorderseite
Seit
e 1
Da
ch
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g
Ver
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da
-Ha
g
Veranda
Geranium
Rasenmäher
Seit
e 2
Rückseite
Turb
o
schaffe, schaffe,häusle baueNachgefragt rino Borini Illustration FaBian WiDmer
Die Hypothekarzinsen sind so tief wie noch nie. Der Traum vom eigenen Heim wird somit für viele bezahlbar. Doch bei der Immobilienfinanzierung ist eine langfristige Perspektive angebracht, denn die Zinsen werden garantiert wieder steigen.
PUNKTMAGAZIN Die Wohneigentumsquote der Schweiz beträgt rund vierzig Prozent. Im internationalen Vergleich ist das sehr niedrig. Was ist der Grund für diese tiefe Quote?MAURICE PEDERGNANA_ Das Mietrecht in der Schweiz ist sehr gut ent-wickelt, auch dank Wohnbaugenossenschaften. Viele Mieterinnen und Mie-ter leben sehr lange in Verhältnissen und Quartieren, die ihnen vertraut sind und wo sie sich wohl fühlen – und wo sie vom Vermieter fair behan-delt werden. Da drängt sich in einer Hochzinsphase eine persönliche Ver-schuldung nicht auf. Zudem bleibt einem als Mieter die Flexibilität erhal-ten. Mal kann man mit Kindern in eine grössere Wohnung ziehen, später – vielleicht im selben Gebäude – wieder in eine kleinere.
Hauseigentümer dagegen sind nicht flexibel, beispielsweise bei einem Arbeitsplatzwechsel. Das stimmt. Wohneigentum schränkt das flexible Handeln stark ein. Viele Studien zeigen denn auch, dass die Ar-beitslosigkeit in Staaten mit hohem Wohneigentumsanteil höher ist. Man bleibt am Wohneigentum kleben, statt sich an möglichen neuen Arbeits-orten zu orientieren.
Vor 1990 war die Quote noch tiefer, danach ist sie besonders stark gestiegen. Was waren die Ursachen für diesen starken Anstieg? Die Babyboomer-Generation, zu der ich mich selbst auch zähle, ist erwach-sen geworden. Sie ist weitaus besser qualifiziert, was sich in höheren Ein-kommen niederschlägt, und verfügt nicht selten über mehr als nur ein Erwerbseinkommen pro Haushalt. Aufgrund von stabilen Sozialversiche-rungswerken müssen sie kaum mehr für die Eltern sorgen, so dass ein er-heblicher Teil des Einkommens schon in relativ jungen Jahren für die ei-gene Zukunftsvorsorge investiert werden kann. Hinzu kommt, dass diese Generation als erste in der Schweizer Geschichte hohe Beträge erbt – oder von den Eltern vielleicht einen Erbvorschuss erhält. Das führt dazu, dass diese Leute über hohe Investitionsopportunitäten verfügen. Und unter die-sen ist das selbst bewohnte Wohneigentum wohl zu Recht einer der wich-tigsten Pfeiler.
«Sowohl das Mietrech t
wie auch das Thema
Wohneigentum bedürfen
im Grossen und Ganzen
keiner Änderung.»
62 invest
Invest
hen und höhere Renditen erzielen. Darin liegt der Sprengstoff.
In den Kantonen Baselland, Zug, Genf und Obwalden wird Wohneigentum mittels Bausparen seit längerem gefördert. Was bringt das der Volkswirtschaft? Das ist eine fiskalpolitische Sache, ohne volkswirtschaftliche Auswirkungen auf die Schweiz. Vor 25 Jahren musste ich mich schon im Rahmen eines Hoch-schul-Forschungsprojekts mit der 2. Säule ausei-nandersetzen. Da wurde der Teufel an die Wand gemalt. Das private Sparen würde nicht mehr stattfinden, wenn es eine berufliche Vorsorge gä-be. Das sei der erste Schritt in den Sozialismus. Da habe ich schon damals nicht geglaubt. Und das Schweizer Volk ist auch nicht so dumm, sim-plen Initiativtexten heute blind zu vertrauen.
Sollte der Staat Wohneigentum fördern? In der Schweiz sollte man vorsichtig damit sein, tief verankerte Institutionen gross verändern zu wollen. Sowohl das Mietrecht wie auch das Thema Wohneigentum bedürfen im Grossen und Ganzen keiner Änderung. Jede weitere Re-gulierung würde wohl zu mehr Verlierern als Gewinnern führen.
Gibt es wirklich überhaupt nichts zu tun? Der Staat hat im März vom Stimmvolk das Mandat erhalten, die Zweitwohnungsflut, die vor allem in Ferienregionen ein Problem ist, zu stoppen. Das soll nun umgesetzt werden, und nichts anders.
Prof. Dr. Maurice Pedergnana ist Wirt-schaftsprofessor am Institut für Finanz-dienstleistungenZugundDozentfürAssetManagementanderHochschuleLuzernso-wieChefökonomderZugerbergFinanzAG.
wieder etwas zurückbilden, langfristig eine wert-erhaltende Investition. In Zeiten drohender Infla-tion sogar ein interessanter Vermögenswert. Oder soll das Geld über zehn Jahre der Eidgenossen-schaft zu einem Zins 0,5 Prozent, vor Abzug der Verrechnungssteuer, anvertraut oder praktisch zinslos auf dem Bankkonto liegengelassen wer-den? Darin erkenne ich in inflationären Zeiten wirklich nur ein Verlustpotenzial.
Ein potenzieller Wohneigentumskäufer steckt dennoch im Dilemma: Tiefe Zinsen und teure Immobilien. Lieber jetzt bei tie-fen Zinsen einsteigen oder später bei höhe-ren Zinsen günstiger einkaufen? Es ist stets schwierig, den besten Moment zu erwischen. His-torisch betrachtet sind wir in einer einzigartigen Tiefzinsphase. Wenn ich mich jetzt mit einer Fest-hypothek verschulde, bin ich gegen Zinserhöhun-gen abgesichert. Wenn ich mit dem übrigen Ein-kommen auch noch Amortisationen leiste, ist das viel wichtiger als alles andere. Das Warten, bis eine Immobilie wieder zehn Prozent tiefer zu er-werben ist, kann lange dauern.
Sind im heutigen Immobilienmarkt Anzei-chen einer Überhitzung ersichtlich? Die Überhitzungserscheinungen sind offensichtlich. Vor meinem Büro in Zug wird zurzeit gerade ein Turm gebaut: Jedes Stockwerk mit etwas mehr als 500 Quadratmetern Wohnfläche und Seesicht ist zu 15 Millionen Franken und mehr verkauft wor-den – vor dem Spatenstich. Aber auch am Zürich-see, in der Westschweiz, teils in den Alpen wie in Verbier oder St. Moritz, liegen «heisse» Zonen vor. Von dort aus breitet sich das Preisgefüge immer stärker in die Peripherie aus. Schlimmer noch als bei Wohneigentum, das in höheren Preisklassen ohnehin vielfach nur mit zwanzig bis vierzig Pro-zent Eigenkapital erworben werden kann, ist die Spekulation mit Renditeliegenschaften. Da mi-schen dann auch noch Pensionskassen und Versi-cherungen mit, die Renditeversprechen eingegan-gen sind, die sie nicht einhalten können, und vor allem auf praktisch zinslosen Wertpapieren sitzen.
Banken verlangen rund zwanzig Prozent Eigenkapital bei einem Neuengagement. Für junge Menschen oder finanzschwächere Fa-milien ist das eine unüberwindbare Hürde. Ist das nicht sozialer Sprengstoff? Wichtig ist die Förderung von günstigem Wohneigentum in den zentralörtlichen Räumen. Dazu gehört, dass eben nicht immer alles stets renoviert und ener-getisch auf den neuesten Standard gebracht wird. Das Propagieren von Energieeffizienz in Kom-bination mit Altbauten führt häufig dazu, dass günstiger Wohnraum wegfällt. Den Besitzern der Liegenschaften ist das egal, sie können die Mie-ten durch Renovationen überproportional erhö-
Werden künftige Hypothekarnehmer von den aktuell tiefen Zinsen nicht regelrecht dazu verführt, Wohneigentum zu erwerben? Seit dem 1. Juli 2012 sollten Immobilienkäufer mindestens zehn Prozent Eigenkapital, das nicht aus der Pensionsvorsorge stammt, nachweisen können. Toleriert die Bank weniger, muss sie das Risiko durch zusätzliches Eigenkapital selber hin-terlegen. Zudem besteht innerhalb von zwanzig Jahren eine Amortisationspflicht auf zwei Drittel des Belehnungswerts. Das halte ich für eine gute Lösung, denn zudem wird trotz den aktuell sehr tiefen Zinssätzen jeweils geprüft, ob die Zins- und Amortisationszahlungen auch noch bei einem höheren Zinssatz, beispielsweise von 4,5 oder 5,0 Prozent, geleistet werden könnten.
Kreditnehmer sichern sich mit Festhypothe-ken mit einer mittleren bis längeren Lauf-zeit gegen steigende Zinsen ab. Wird das Kreditausfallrisiko so nicht einfach in die Zukunft verschoben? Nein, keinesfalls. Wer jetzt eine 15-jährige Festhypothek abschliesst, ge-hört zu den Allerklügsten. Das erleichtert auch die Haushaltsplanung mit festen Amortisations-beiträgen – zum Beispiel als Differenz zu den er-wähnten 4,5 Prozent: Eine Hypothek von 600 000 Franken, verzinst zu 2 Prozent, führt zu monatli-chen Belastungen von rund 1000 Franken. So kön-nen weitere 1250 Franken für die Amortisation aufgewendet werden. Zu fixieren sind die 2250 Franken: Mit jeder Amortisation sinkt die Zinsbe-lastung und der Amortisationsbetrag nimmt zu.
Sehen Sie mittel- bis längerfristig steigende Hypothekarzinsen? Und falls ja, steigt damit auch die Gefahr von Kreditausfällen? Die Hy-pothekarzinsen sind derart tief, sie werden sicher nicht mehr weiter sinken können. Aber bei stei-genden Zinsen rechne ich – selbst bei einem Hypo-thekarzinsniveau von vier Prozent – nicht mit au-ssergewöhnlichen Kreditausfällen. Ein Zins niveau in dieser Grössenordnung ist stets auch von einer starken Konjunktur und einem nominellen Lohn-wachstum begleitet, und die Inflation wird die Hypothekarschuld reduzieren. Die Hauseigentü-mer werden zu den Gewinnern der nächsten In-flationsentwicklung zählen. Es ist eine Mär von Geldtheoretikern, dass eine Inflations rate per se sozial ungerecht sei.
Wohneigentum kann im finanziellen Alb-traum enden. Einerseits droht die Gefahr steigender Zinsen, anderseits ist Wohneigen-tum für viele Haushalte ein Klumpenrisiko im Sinne einer mangelnden Vermögensallo-kation. Wenn Sie sich die Zahlen, die ich bei ei-nem Kredit von 600 000 Franken berechnet habe, vor Augen führen, dann sehe ich den Albtraum nicht. Immobilien sind, selbst wenn die Preise sich
63investPUNKTmagazin heimat
schweizer film
einschatten-gewachs schweizer filme können im heimmarkt nur selten überzeugen. wie in Vielen europäischen ländern ist das filmschaffen in der schweiz auf staatliche unterstützung angewiesen. eine filmindustrie im stil Von hollywood gibt es nicht. wo liegt der teufel begraben?
Lebensart
Text valerio BonaDei
Bild FaBian WiDmer
65lebensartPUNKTmagazin heimat
kurzvormeinerAbreiseausCannestrafichmichmitdemetabliertendeutschenProdu-zentenChristophHahnheiser,dessenklei-ner aber feiner Feelgood-Movie «Russen-disko»inDeutschlandrespektable650000Eintritteverzeichnenkonnte.VondeutschenFilmverleihernerfuhrichamAbendzuvor
aber,derStreifenseitrotzallemeinfinanziellerFlop:MitdemgrossenMarketing-BudgetseibeidieserBest-sellerverfilmung–überzweiMillionenverkaufteRo-manexemplare–mehrzuerwartengewesen. Ichwarmirnichtsicher,obhierBranchendünkeloderprofessionellesWissensprach. DasssowohlBranchenleutewieauchdasHeimpublikumdeneigenen«Heimat-film»–zuRechtoderUnrecht–belächeln,istsowohlinDeutschlandwieauchinderSchweizderFall.GarMissmutwurde imkürzlicherschienenenBeitrag«EinLandvonSchissfilmern»im«Magazin»desTa-ges-Anzeigerslaut.DasFazit:DerSchwei-zerFilmbiederesichvorlauterAngst,dasPublikumzuüberfordern,vielzusehranundscheiteregeradedeswegen.
Bedeutender Heimmarkt Ein derarti-gesLamentierenwäreinFrankreichkaumdenkbar. Französische Filme weisen imKinohoheMarktanteileaufunddieFilme-macherwerdenaufeinPodestgestellt.InderBrancheherrschtWohlwollen,Neidistkaumspürbar.DieMe-dienderGrandeNationlassensichnichtüberangeb-licheFehltrittevonSubventionsempfängernaus.UnddasWichtigste:FranzösischeFilmesindauchimAus-land erfolgreich und angesehen. Fairerweise mussmananmerken,dassderVergleichmitFrankreichet-washinkt,schliesslichistdieSchweizerFilmszeneeini-gesunbedeutender.DochesgibtauchkleinereLändermitgrosseninternationalenundnationalenErfolgen:DänemarkbeispielsweisemitdenDogma-Streifenund
seinemSuperstarMadsMikkelsen,derunteranderemgrössereAuftritteininternationalenFilmenaufweisenkann.HierfühltsichdiemisstrauischeSchweizerKauf-mannsseelebestätigt.DochgeradefürdenweltweitenErfolgwäreeinguterHeimmarktsowichtig. 1998 wurde erstmals eine Untersuchung zurvolkswirtschaftlichenBedeutungderSchweizerFilm-branchedurchgeführt.SiekamzumSchluss,dassdie1300 Unternehmen und 4700 Vollzeit-Beschäftigteneinen Umsatz von 1,3 Milliarden Franken und eineBruttowertschöpfungvon530MillionenFrankener-
wirtschafteten. Die Stu-die brachte ausserdemzutage, dass die öffentli-che Hand (Bund, Kanto-ne und Gemeinden) indiesen Bereich 30 Milli-onenFrankenFördergel-derinvestierte.Gleichzei-tig flossen 75 MillionenFranken als Mehrwert-,Billett-, Unternehmens-undEinkommenssteuernandenStaatzurück–dasZweieinhalbfachealso.
Förderung prägt Bran-chenstruktur Woranliegt es aber, dass helve-
tischeFilmeanderKinokassetrotzKulturförderungkaumfunktionierenundobendreinalsbiederwahrge-nommenwerden?DieBrancheistsichunisonoeinig:InderSchweizfehltesangutenKonzeptenrespektiveanderEntwicklungvonumsetzbarenGeschichten.Ei-nerseitsliegtdiesamMangelangutenAutoren,ander-seitsamnichtvorhandenenfinanziellenSchnauffürdenEntwicklungsprozess.DenndieEntstehungeinesFilmsistoftmühsam,nervenaufreibend,riskantundteuer.NichtalleFilmemacherkönneninsechsWocheneinDrehbuchschreiben,sowieesTilSchweiger
Der Sch weizer Film
biedert sich vor lauter
Angst , das Publikum zu
überfordern, viel zu sehr
an und sch eitert gerade
deswegen.
66 lebensart
Lebensart
WelcheFilmeletztlichproduziertwerden,wirdinderSchweizwieauchimEU-Raumbürokratischent-schieden. Beim Bundesamt für Kultur (BAK) – demgewichtigsten Filmförderer –, bei der Zürcher Film-stiftung und dem Schweizer Fernsehen reichen Pro-duzentenihreStoffeeinundwartengebanntaufdenMehrheits-Kommissionsentscheid.Dieserquartalswei-segefällteEntschlussbedeutetfürProduzentenoftmalsLebenoderTod. IndiesenGremiensitzenBranchenvertreterallerVertriebsstufen:Autoren,Produzenten,Regisseure,Ver-leiher,Marketing-undKommunikationsspezialisten.DasZielbestehtdarin,dasKapitalinnerhalbderBran-chemöglichstgerechtzuverteilen.
Filmförderung als Verteilungskampf Zirkasech-zigProzentdesGesamtbudgetssämtlicherSchweizerFilmestammenausderöffentlichenHand.OhneFör-derunggäbeesdenSchweizerFilmnicht.GenaudiesenUmstandsehenvieleBranchenvertreteralsProblem.
«Keinohrhasen» angeblich gelungen sein soll. UndselbstwennfürdieDrehbuchentwicklunggenügendKapitalzurVerfügungstünde,GeldalleinegarantiertkeinegrosseFilmkunst. Fünf Millionen Franken kostet ein grösseresFilmprojektinderSchweiz.ZumVergleich:IndenUSAverfügtselbsteinLow-Budget-MovieübermehrMittel.DarüberhinauswirdindenVereinigtenStaatenledig-licheinesvontausendeingereichtenDrehbüchernrea-lisiert.NurjedeszehnteangerisseneProjekterreichtdieEntwicklungsphase.InEuropaistesjedesvierte.AuchimMarketingsinddieAmerikanerumMeilenvoraus:SiegebendieHälftederGesamtkostenfürdieBewer-bungdesFilmsaus.InEuropasindesmageredreibissechsProzentdesBudgets.FürdiesesGeldlassensichnur wenige Inserate und Plakate schalten. KinosälefülltmanmiteinemsolchenVorgehennicht.IndenUSAhingegenverdientdieFilmbrancheselbstdannGeld,wennunterdemStrichnurjederzehnteStreifenGewinnabwirft.
Der Werbefilmer Philippe Weibel
verfügt über eine eigenschaft, die
dem schweizer Film oft fehlt: mut.
Damit sein Film «Trapped» auch
international gezeigt werden kann,
hat er ihn auf englisch gedreht.
Das bescheidene Budget von 90 000
Franken wurde grösstenteils über
crowdfunding finanziert.
67lebensartPUNKTmagazin heimat
:
zurich/new york/ paris/cannes/ zurich/new yorkDie Schweizerin Maria Dolores Lopez über ihr Filmstudium an der «NYFA», das Filmschaffen, das harte Alltagspflaster von New York und die Selbstvermarktung an Filmfestivals.
PUNKTmagaziN Frau Lopez, Sie sind Schweizerin, dre-
hen Ihre Filme aber in den USA. Finden Sie hier keine
Unterstützung?
Maria Dolores lopez_ ich muss gestehen, dass ich bei
den Schweizer Filminstitutionen fast nie um Hilfe gebe-
ten habe. mit Swiss Films dealte ich letztes Jahr über mo-
nate, und so wie ich das verstehe, fehlt es ein bisschen
an Organisation und geld.
Sie sind 2006 in die USA gezogen, um an der New York
Film Academy (NYFA) zu studieren. Gibt es in Europa
keine guten Filmschulen? Doch natürlich, es gibt so-
gar mehrere. Für mich galt dennoch von anfang an der
grundsatz, an dem schon Frank, Liza und madonna fest-
hielten: «if i Can make it There, i’m gonna make it any-
where.» Der New Yorker alltag ist die beste und verrück-
teste aller Filmschulen.
Wie sah Ihr Alltag aus? ganz pragmatisch: Die NYFa ist
eine sehr praktische, «hands-on camera»-orientierte
Filmschule, die viel Eigenstudium abverlangt. ich galt als
«exzentrisch bockiger Streber».
Bei Filmen denkt man zuerst an Hollywood. War ein
Umzug nach Los Angeles nie ein Thema? Nein. Für mich
ist das Leben in Los angeles unpraktisch. Die menschen
in La sind oberflächlich freundlich, zudem hat es weni-
ger Kultur und kein praktisches öffentliches Verkehrs-
mittelsystem. ich bin total East Coast und ohne Velo nur
halb mädchen.
Schweizer Filmemacher beschweren sich oft über feh-
lende finanzielle Mittel. Wie finanzieren Sie Ihre Film-
projekte? Finanziert wurden die Filme von den Lopez-
Piccinnos und den besten Freunden der Welt. Die New
York Film academy half mit Equipment.
Ihr Kurzfilm «Wildrice Without A Rat» erzählt aus in-
dividuellen Blickwinkeln vom Umgang mit Ernährung.
Warum dieses Thema? Das ist genetisch bedingt, ich
esse gerne. Früher wog ich achtzig Kilo, dabei bin ich
gerade mal 1,61 meter gross. Wenn etwas gut schmeckt,
kenne ich keine gnade.
Der Fim wurde am letztjährigen Filmfestival in Cannes
gezeigt, ebenso am European Independent Film Festival
in Paris und am Manhattan Film Festival. Wie waren die
Reaktionen? ab und zu positiv, aber viele waren offen-
sichtlich verwirrt und überfordert. auch die Storyline wur-
de nicht immer ganz verstanden. Die Standardreaktio n
war Schweigen, gefolgt von noch mehr Schweigen. Nach
langer zeit folgte die Bemerkung «sehr professionell für
das geringe Budget. man sieht, da versteht jemand das
Handwerk. aber ich verstehe die geschichte nicht ganz,
wieso hat ...?»
Steht bei Festivals wirklich der Film im Vordergrund oder
geht es primär darum, Kontakte für kommende Projekte
zu knüpfen? Letzteres sowie Verkaufsunterstützung für
den produzierten Film zu finden. Wobei, eigentlich dürfte
ich noch gar nicht mitreden. Sich in Cannes zwischen
50 000 Filmemachern zu behaupten, ist für mich höchst
wertvoll.
Spüren Sie die Finanz- und Wirtschaftskrise in Ihrem
Business? Entschuldigen Sie, aber welcher normale
mensch, in welcher Berufsgattung auch immer, spürt die
Finanz krise nicht?
Vermissen Sie manchmal die Schweiz? Natürlich. Heim-
weh kann man nicht kontrollieren, es befällt einem un-
angekündigt. Oftmals zwar nur sehr kurz, dafür umso
intensiver.
Wie sieht Ihre nahe Zukunft aus? meinen aktuellen Kurz-
film «Bubblier Than Champagne, more Than a Kiss, as
Unobtainable as Cloud 9.» an möglichst vielen Festivals zu
platzieren. Und natürlich will ich mein aktuelles Projekt
«i Can't afford To Love New York» weiter vorantreiben.
Fingers crossed!
Nachgefragt rino Borini
68 lebensart
gestorben.DochdieweitblickendeMissiondesum-strittenenChefsderSektionFilmschlugfehl.NicolasBideauwurdeimJahre2010wegbefördert.
Promotion statt Hard Selling AuchBideausPlänezurFörderungderExportfähigkeitdesheimischenFilms schlugen fehl. Eidgenössische Produktionenwerden imAusland äusserst selten gezeigt – wennüberhaupt,dannanFestivals.DiesistderstarkenFör-derungseitensderstaatlichfinanziertenPromotions-agentur Swiss Films zu verdanken. Ihr Ziel ist es,SchweizerFilmeinausländischenKinosundanin-ternationalenFestivalspräsenterzumachen. Findet ein Schweizer Film beispielsweise ei-nenKinoverleiher,beteiligtsichSwissFilmsmitetwadreissigbisfünfzigProzentrespektivemitmaximal25 000 Euro an denVorkosten. Festivals haben ei-nenwichtigenPrestigeeffektundsorgendafür,dassdieFilmeiminternationalenMarktbeachtetwerden.DochinwieweitsichdieserPromotionseffektmone-tarisieren lässt, istungewiss.Sicher ist,dassFilme-macheranFestivalsoftdieAnerkennungfinden,wel-cheihneninderHeimatnichtvergönntist. EinedirekteVerkaufsunterstützungalsExport-hilfegibteshierzulandenicht.EineVorbildfunktionnimmtNeuseelandein.DieNewZealandFilmstrittaktivimMarktauf,verfügtübereinVerkaufsmandatderProduktionenundfördertsomitdenneuseelän-dischenFilmimAusland.SwissFilmshingegenist–etwasböseformuliert–rundumFestivalsnurmitBroschürenvertreten.
ProduzentenerhaltenvorabeinevonderProfitabi-lität unabhängige Gebühr. Sie verdienen also auchdann,wennderFilmfloppt.Andenzumeistsehrho-henVor-undVeröffentlichungskosten(Kopien,Promo-tion)beteiligtsichderStaatmitrundfünfzigProzent.OhnedieseZuschüssewäreneidgenössischeProdukti-onengegenüberdengrossenKassenschlagernkomplettchancenlos.ZusätzlichsinddieFilmemacherauchamErfolgan der Kinokasse beteiligt.Abhängigvon denKinobesuchernerhaltensieGeldfürihrnächstesPro-jekt.VondenEintrittenprofitiereninsbesondereAuto-ren,VerleiherundKinobetreiber,dieproBesuchereinbiszweiFrankenerhalten.
Günstlingswirtschaft ausgemerzt Neuerdingsbe-stehtdieFachkommissiondesBundesamtesfürKulturaus44ständigwechselndenExperten,dievomBundes-raternanntwerden.DamitdürfteauchderoftgehörteVorwurf derGünstlingswirtschaft entkräftetwerden.Dieserwaraufgekommen,nachdembishereinkleine-resGremiumvonständigenMitgliedernüberdieFör-dermittelentschiedenhatte.EbensoumstrittenwarendiePrinzipienderFördergeldverteilung:SollenwenigeFilmemitetwasgrösseremFinanzierungsbedarfgeför-dertwerdenodermehrereFilmemittiefemKapitalbe-darf?DerfrühereChefdesBAK,NicolasBideau,dachtegross–undfieltief.Erverfolgtedas«Lokomotivenkon-zept».DabeisolltenzweibisdreigrosseKassenschlagerdenAnteilderSchweizerProduktionenimHeimmarktheben,ohnedasVielfaltsparadigmazuverletzen.Dasbislang herrschende Giesskannenprinzip war damit
69lebensartPUNKTmagazin heimat
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Top-20 der in der Schweiz erfolgreichsten CH-Filme
FILMTITEL PROD.-JAHR REGISSEUR/REGISSEURIN KINOBESUCHE*
DIE SCHWEIZERMACHER 1978 Lyssy Rolf 940 508
ACHTUNG, FERTIG, CHARLIE! 2003 Eschmann Mike 560 514
DIE HERBSTZEITLOSEN 2006 Oberli Bettina 559 051
MEIN NAME IST EUGEN 2005 Steiner Michael 542 195
LES PETITES FUGUES 1979 Yersin Yves 424 687
GROUNDING 2005 Steiner Michael, Fueter Tobias 370 984
EIN SCHWEIZER NAMENS NÖTZLI 1988 Ehmck Gustav 350 681
ERNSTFALL IN HAVANNA 2002 Boss Sabine 313 617
HÖHENFEUER 1985 Murer Fredy-Melchior 253 944
VITUS 2006 Murer Fredy-Melchior 243 399
LA DENTELLIÈRE 1977 Goretta Claude 239 525
ASHANTI 1978 Fleischer Richard 220 559
HANDYMAN 2006 Ebe Jürg 196 037
DER VERDINGBUB 2011 Imboden Markus 188 891
KASSETTENLIEBE 1981 Lyssy Rolf 186 075
GIULIAS VERSCHWINDEN 2009 Schaub Christoph 183 506
DAS GEFRORENE HERZ 1980 Koller Xavier (Shalbert Joseph K.) 180 922
BROT UND STEINE 1979 Rissi Mark M. 160 779
DAS BOOT IST VOLL 1981 Imhoof Markus 159 429
KOMIKER 2000 Imboden Markus 157 838
* Kumulierte anzahl Kinobesucher von 1976 bis 2011, Quelle: BFs / Film- und Kinostatistik, stand: 03.2012
auf hoher seezuhauseText Wilma BÖGel
Der Schweizer Kapitän Christian Pfenninger ist seit 27 Jahren auf den Meeren dieser Welt unterwegs. Zeit für Heimweh bleibt ihm auf hoher See so gut wie keine. Falls es ihn doch überkommt, helfen moderne Kommunikationsmittel.
Werhat`serfunden?DieSchweizernatürlich!Diesereinpräg-sameWerbesloganpasstnichtnurzudenbeliebtenKräuterbon-bons,ergiltauchfüreineüberalleGrenzengeltendeSehnsucht:dasHeimweh.Bereitsim17.JahrhundertsprachderSchweizerMedizi-nerJohannesHoferzumerstenMalvonder«Nostalgia»,wieersienannte.SeinausZürichstammenderKollegeJohannScheuzerstellte1716dieTheseauf,dassesbesondersdieEidgenossenseien,dieun-terHeimwehlitten.«EsliegtanderBeschaffenheitderhiesigenLuft.DennreistenBergleutebeispielsweiseindieNiederlande,sobestehedieGefahr,dassdiegröbere,stärkereMeeresluftsieinhöchstgefähr-lichesFieberstürze»,soderArzt.Sokames,dassdasHeimwehauchalsSchweizerkrankheitbetiteltwird.
Respekt vor den Eigenheiten AufderSeaCloudIIistvonHeim-weh nichts zu spüren. Kapitän Christian Pfenninger steht breitgrinsendaufderBrückeundmanövriertsein117MeterlangesSe-gelschiffsicherdurchdieDardanellen.DerausGenfstammendeSeemannkenntdie65KilometerlangeMeerenge,diedasÄgäischeMeermitdemMarmarameerverbindet,gut.DennochverlangtdieDurchfahrtinjederSekundehöchsteKonzentration.«Diedramati-schenEreignisseumdieCostaConcordiaAnfangdesJahreshabenunseinmalmehrgezeigt,dasseinÜbermassanSelbstsicherheitinsUnglückführenkann»,erklärtderKapitän.«IchbinnunseitsiebenJahrenaufdiesemSchiffundkenneesinzwischenganzgut.Den-nochversucheichstets,mirdenRespektvordemMeerundseinenEigenheitenzubewahren.» DreiMonateamStücksindPfenningerundseineCrewjeweilsunterwegs.KontaktzuFamilieundFreundenhaltensieperSkype,EmailundHandy.Angst,dieNähezuseinenLiebstenzuverlieren,hatderSchweizerKapitännicht:«Jemandemnahezusein,hängtfürmichnichtnurvonderphysischenEntfernungab.UndnachdreiMonatenaufSeebinichdreiMonatezuHauseundhabevielZeit,eineBeziehungzupflegen.»
70 lebensart
Meer erleben Umdiesbezüglichkeinebö-senÜberraschungenzuerleben,werdenInte-ressiertebereitsvorderAusbildungüberdielangen Trennungsphasen informiert. «Wirbieten interessierten Schülern die SeefahrtzumSchnuppernan»,sagtDr.MaxJohns,Lei-terKommunikationdesVerbandsDeutscherReeder (VDR). «Ebenso tauschen sich Neu-anfängerinInternetforenundanInforma-tionstagen indenSeefahrtschulen intensivdarüberaus.»Auch beiVorstellungsgesprä-chensinddielangenAbwesenheiteneinThe-ma,dadenVerantwortlichenklarist,dassmo-derneKommunikationsmittelanBordzwardenKontaktmitFreundenundVerwandtensicherstellen,aberkeinErsatzfüreingeregel-tesFamilienlebensind. FürLandrattenklingendreiMonateaufSeenacheinerEwigkeit.DochZeit,umFami-lieundFreundezuvermissen,gibtesaufho-
herSeekaum.«DerKapitänvonheuteisteinMultitalent», sagt Dr. Max Johns. «Das be-ginntdamit,dienotwendigenPapiererecht-zeitiganalleHafenbehördenundAgentenzuschicken.»Weiters isterverantwortlichda-für,dassanBordausreichendProviantundBrennstoffvorhandensind.AuchWerkzeuge,Ersatzteile und and alle weiteren eventuellnotwendigenDingefalleninseinenAufga-benbereich. Die grösste und umfassendsteAufgabe des Kapitäns aber ist es, seinemTeamVorbild,Befehlsgeberundmanchmalauch Entertainer zu sein. «Um den Sprungzum Kapitän zu schaffen, muss ein Kandi-datnebenderBegeisterungfürTechnikundUmweltinsbesonderedieEignungzurMen-schenführungmitbringen.Dazugehört,dassmanaucheinmultikulturellesTeamleitenkann»,sagtderKommunikationsverantwort-lichedesVDRundfügtan:«LetztendlichisteswieanLand:NichtjederMitarbeitereignetsichalsGeschäftsführer.»
Lernen auf See DaKapitänChristianPfen-ninger24StundenamTagaufAbrufist,be-findet sich seine Kabine direkt hinter derBrücke.Soisterjederzeitverfügbar,fallsdieOffiziere ihn brauchen. DassTeamführungder anspruchsvollste Teil seiner Arbeit ist,
bestätigtauchPfenninger:«Ichfahrenunseit27JahrenzurSeeundlernedochjedenTag wieder etwas dazu. Für andere Men-schenVerantwortungzutragenisteinegro-sseAufgabeundnichts,wasduaufderSee-fahrtschulelernst.» Dort sind estechnische und prakti-scheAspekte,dieimZentrumstehen.Diesbeginnt mit der dreijährigen Lehre zumSchiffsmechaniker,diebeidenmeistenSee-leutenamAnfang der Karriere steht. DasGrosderAusbildungverbringtmandabeiaufhoherSee.NachErhaltdesFacharbei-terbriefes folgteinStudiumaneinerSee-fahrtschule,danachdassogenannte«Aus-fahrendesPatents».«NachAusbildungundStudium folgen weltweit vorgeschriebeneJahrederFahrtzeit, indenenmandieOf-fiziersrängeerklimmenkann»,erklärtDr.MaxJohns.«AmEndekanndieErnennung
zumLeiterderMaschinenanlageodergarzumKapitänstehen.Dies liegt jedoch imErmessenderReederei,dieaufGrundlagederFähigkeitenundEignungenentschei-det,diemanindenJahrenaufSeebewiesenhat.»
Eine Zufallskarriere DassChristianPfen-ningerheuteKapitänaufderSeaCloudist,warübrigensnicht sogeplant. «Als Teen-agerwarmeinklaresZieldiePositiondesNavigationsoffiziers. Doch wenn du Er-fahrung sammelst und in der Hierarchieaufsteigst, dann kommt irgendwann derZeitpunkt,andemdernächsteSchrittdieErnennungzumKapitänist»,erklärtersei-nenWerdegang.UndsoträgtKapitänPfen-ningerheutestolzdievierStreifen,diesei-nemRangvorbehaltensind. Undwieeingangsbeschrieben,lassenseineArbeitsbedingungendemHeimwehimGrundekeineChance.«Ichliebees,neuePlätzezuentdecken.GrundsätzlichbleibeichnichtgernebesonderslangeaneinemOrt;ichmusseinfachumherziehen»,sagtPfenningerabschliessend. Undbeweistsomit,dassertatsächlichsoetwaswiediediametraleGegenthesezurSchweizerkrankheitverkörpert.
71lebensartPUNKTmagazin heimat
s’anniund dämaniText Bojan Peric
Der Bund hat eine Liste der lebendigen Traditionen in der Schweiz veröffentlicht. Dort findet sich eine Unmenge Bräuche, aber nur zwei Personen. Zwei, die man nicht unbedingt erwarten würde.
ErhetesZündhölzliazündtunddasheteFlam-megäh.UndwasfüreineFlammeerdaentzündethat.Eine,dieauchvieleJahrenachdemtragischenUnfall-toddesBernerChansonniersManiMatterbrennt.Sostark,dasseresaufdieListederschützenswertenTra-ditionendesBundesamtsfürKultur(BAK)geschaffthat,undmitihmdieBernerMundartmusikimAll-gemeinen. AnnaGöldi,diezweiteaufderListe,hatzwarkein «Zündhölzli azündt», wäre aber um ein Haarselbsteinesgeworden–zumindestwenndasGlarnerGerichtsienichtzumToddurchdasSchwert,sonderntraditionsbewusstzumScheiterhaufenverurteilthät-te.DieGeschichtederDienstmagd,dievom«Tockter»JohannJakobTschudiderHexereibezichtigtwurdeund–alseinederletztenFrauenaufeuropäischemBoden–imJahr1782ihrenvermeintlichenMachen-schaftenmitdemTeufelzumOpferfiel,wurdenichtzuletztvonderSchriftstellerinEvelinHaslerinsge-meinschaftliche Bewusstsein und zugleich in denSchulkanongepflanzt.
Der schiesswütige LampionEineListederSchweizerTraditionenaufzustellen,scheintaufdenerstenBlicknichtmehralseineweiterekunstvolleArtderSteuer-geldvernichtungzusein.Tatsacheistaber,dassgeradeinZeitenunsichererMärkte,bröckelnderpolitischerInstitutionenundeinerüberbordendenAnzahlvonLebens(un)sinnangebotensozialeVerankerungnichtverkehrtseinkann.NationaleIdentität,diesichauchinRitualenundTraditionenoffenbart,hilft, inderglobalenKakophoniezuunsselbstzufinden.Undso-gardieselbsternanntenKosmopoliten,dieNational-
stolz angewidert mit Nationalsozialismusgleichsetzen,definierensichdadurch,dasssiesichmitderIdentitätebennichtidentifizie-ren–mankommtnichtdarumherum.Wieorientierungsloswirhinsichtlichunsererna-tionalenWerte sind, zeigt schon die eigen-artigeTatsache,dasseinzerdrückterLampi-onmitSchweizerkreuzeshinkriegt,unsvomPlakatherablächelndzusuggerieren,dasswirArmeewaffen zu Hause lagern sollten. Dasverstehe,werwill. DochwarumgeradedieGöldiundderMatter?WenngleichdieMagdundderDok-torjur im Grunde nicht unterschiedlicherseinkönnten,verbindetsiederSpiegel,densieunsgekonntvorsGesichthalten.DieHin-richtungderGöldi,die1782inGlarusstatt-fand, offenbart Rückständigkeit und Wun-derglaubenineinerZeit,alsdieAufklärunggeradeFusszufassenschien,unddieTexteMattersbringenunszumLachen–meistüberunsereeigenenUnzulänglichkeiten.
…ein einig Volk von – Kritikern!DieSchweiz,ein Land derAmbivalenzen, der Unsicher-
72 lebensart
Lebensart
land der erfinder– damals wie heuteSchweizer Erfindungen verfügen über eine lange Tradition und sind weltweit omnipräsent. Das bezieht sich sowohl auf Alltags-gegenstände wie hochspezialisierte Industriebestandteile.
In der Schweiz scheint das Klima dem Erfindergeist besonders zuträglich zu
sein. Zahlreiche Produkte, die heute weltweit den Alltag von Millionen Men-
schen prägen, wurden hierzulande ausgedacht. So zum Beispiel – und we-
nig überraschend – die Schokoladentafel. Aber auch die erste Käserei und
das erste Mineralwasser entstanden in der Schweiz. 1780 entwickelte Ja-
kob Schweppe in Genf ein Verfahren, mit dem sich Wasser mit Kohlensäure
versetzen liess. Andere Entdeckungen wie der Sparschäler, die Knoblauch-
presse, Senf aus der Tube, Bouillonwürfel oder Cellophan revolutionierten
den Küchenalltag. Einige Erfindungen, so verschiedene Uhrenmodelle
von Swatch, fanden sogar Einzug ins weltberühmte Musem of Modern Art
(MoMA) in New York. Auch die Alufolie wurde von einem Schweizer entwi-
ckelt, und zwar vom Ingenieur Robert Victor Neher, der das Auswalzen des
Weichmetalls vor über hundert Jahren zum Patent anmeldete. Nehers ers-
ter Kunde war übrigens die Berner Firma Tobler, die ihre 1908 erfundene To-
blerone Schokolade in Alufolie verpacken liess. Ebenfalls aus der Schweiz
kommen WC-Ente, PC-Maus, LCD-Bildschirm und die elektrische Zahnbürs-
te. Bei vielen Erfindungen spielte das Prinzip Zufall eine grosse Rolle. So
fand der Ingenieur Georges de Mestral nach einem Spaziergang festgehef-
tete Kletten an seiner Kleidung und am Fell seines Hundes. Er versuchte,
die Häkchen-Methode von Mutter Natur nachzuahmen, was ihm nach rund
zehn Jahren gelang – der Klettverschluss war entstanden. Joseph Rosenast
imitierte die Natur nicht, er kämpfte gegen ihre Hinterlassenschaften. Er
war es leid, ständig in Hundekot zu treten und bereitete dieser Erscheinung
mit den Robidog-Säcken ein Ende. Doch nicht nur Alltagsgegenstände sind
den Schweizern zu verdanken. Auch der Vorläufer des Sonnenkollektors
wurde hierzulande erfunden. Der Naturforscher Horace-Bénédict de Saus-
sure nahm einen Holzkasten mit schwarzem Boden und Glasabdeckung,
welcher das Wasser auf 87 Grad Celsius erhitzte. Auch heute kennt der Erfin-
dungsreichtum der Schweiz kaum Grenzen: Bei den Patenten pro Kopf sind
wir Weltmeister. BK
heit,derdauerndenSuchenachsichselbst.WirziehendieUngewissheitfixenSchematavor, verschmähen Ideologien und erstarr-teIdeale.Dasmachtunszwarflexibel,aberauchruhelosunddepressiv.«Warumsytdirsotruurig?»,könntensichganzeGeneratio-nen,diePsychologenkassenklingenliessenundlassen,alsLeitspruchaufdieFahnensch-reiben.EmotionaleVerarmungineinemderreichstenLänderderWelt. Dem aufmerksamen Leser fällt auf,dassWilhelmTellaufderListedesBAKir-gendwozwischenWildheuen,Woldmannd-liunddemAuffahrtsumrittinBeromünsterverloren ging.Weshalb? Ist es unser laten-terPazifismus,derunsvordemapfelschie-ssendenArmbrust-Rambozurückschreckenlässt?OderisteseinstillerWiderstandgegenFriedrichSchiller,derdenMythoszuPapierbrachte – und bekanntermassen Deutscherwar?VielleichtstehteininSteingemeissel-terGründungsmythosaberauchimWider-spruchzurkontinuierlichenNeuerfindungunseresSelbst.DaskönntemanbeiGelegen-heitmalhinterfragen.
73lebensartPUNKTmagazin heimat
patriotismus nach notenLandeshymnen sind der Stolz einer Nation. Kurioses und Peinliches zum Nationallied.
Viel haben die Griechen nicht mehr,
dafür eine der längsten Hymnen der
Welt: Sie besteht aus 24 Strophen
eines ursprünglich 158 Strophen
langen Gedichts. Effizienter sind die
Japaner, ihnen reichen gerade ein-
mal vier Zeilen. Dafür haben die Ös-
terreicher ein wirklich bedeutendes
Problem gelöst: Die jahrzehntelan-
ge Diskussion über die Feminisie-
rung der Landeshymne ist seit Ende
2011 zu Ende. Man hat sich darauf
geeinigt, die Textpassage, in der die
«grossen Söhne» besungen wer-
den, mit dem Zusatz «Töchter» zu
erweitern. Wenig zimperlich mit ih-
ren Landesgenossen sind die Behör-
den in den Philippinen. Wer die Na-
tionalhymne nicht vernünftig oder
mit genügend Inbrunst singt, muss
mit einer Geldbusse von bis zu 2200
Franken oder zwei Jahren Gefäng-
nis rechnen. Überall gilt: Aufgepasst
bei Sportanlässen, wo Verwechs-
lungsgefahr droht. So wurde letzt-
hin an einem Turnier in Kuwait die
kasachische Siegerin nicht mit ihrer
Landeshymne geehrt, sondern mit
der bitterbösen Parodie aus dem
Kinofilm Borat. RB
olympiade der zukunftDie Schweiz versucht es erneut. Nachdem die Kandidatur von Sion 2006 bei der Vergabe der Olympischen Winterspiele unterlegen war, soll es für das Jahr 2022 in St. Moritz und Davos klappen.
Die erste Hürde einer allfälligen Kandidatur für die Olympischen Spiele 2022
haben die beiden Berggemeinden St. Moritz und Davos vor kurzem genom-
men. Das Schweizer Sportparlament, das oberste Organ von Swiss Olympic,
sprach sich einstimmig für die Kandidatur «gr2022» aus. Bis Ende August
wird geprüft, ob und wie die Winterspiele in Graubünden durchgeführt wer-
den könnten. Die Stossrichtung ist jetzt schon klar. Die Organisatoren wol-
len die nachhaltigsten Olympischen Spiele auf die Beine stellen, die es je
gab. «Nachhaltigkeit» und «Innovation» lauten die Schlagworte. Damit dies
gelingen kann, wären die gastgebenden Gemeinden gleichzeitig die Austra-
gungsorte. Zwar müsste noch viel gebaut werden, doch nach dem grossen
Fest sollen keine baulichen Ruinen zurückbleiben, wie dies beispielsweise
in Turin 2006 der Fall war. Bleiben soll nur, was auch später genutzt werden
kann. Konkret sähe das so aus: Die zusätzliche Halle, die für das Eishockey-
turnier nötig wäre, würde (mitsamt Busterminal) in Davos gebaut, kurz da-
rauf verschwände sie jedoch wieder. Die Trainingshalle hingegen, die ne-
ben dem bisherigen Stadion des HC Davos gebaut würde, bliebe auch nach
dem Turnier bestehen. Auch die öffentlichen Verkehrsmittel würden nur
dort ausgebaut, wo die Bewohner auch nach den Spielen davon profitieren
könnten. Im Falle eines Zuschlags könnte sich der Kanton Graubünden über
einen wirtschaftlichen Aufschwung freuen, denn die meisten Aufträge sol-
len von lokalen Unternehmen ausgeführt werden. Die Kandidatur käme ei-
nem kleinen Konjunkturprogramm gleich. Einer ersten Schätzung zufolge
beliefen sich die Investitionen auf 36 Millionen Franken, welche zu je einem
Drittel vom Bund, dem Kanton zusammen mit den beiden Gemeinden und
der Schweizer Wirtschaft getragen werden sollen. Doch bis wir die Olympi-
oniken in der Schweiz anfeuern können, ist es noch ein weiter Weg. Nach
einer Volksabstimmung im nächsten März im Kanton Graubünden folgt bei
Annahme die Behandlung durch den Bundsrat und die Eidgenössichen Räte.
Erst dann, voraussichtlich im September 2013, würde die offizielle Kandida-
tur beim Internationalen Olympischen Komitee eingereicht. SJ
74 lebensart
Heimat to go
heimat ist für jeden etwas anderes.«AnywhereILayMyHead,I’mGonnaCall My Home», singt zum BeispielTomWaits.FürandereistHeimatda,wo man im Pyjama frühstückt. Da,
womanmitdenStimmenvertrautist,wosiedieselbe Sprache sprechen. Da,wo dieWeltnochinOrdnungist.Heimatbezeichnetei-nenZustand,indemEntfremdungaufgeho-benistundFreiheitherrscht.Indemesmög-lichist,inÜbereinstimmungmitsichselbstzuleben,umgebenvonSelbstverständlichkei-ten.HeimatistsomiteinwichtigerFixpunktimmenschlichenUniversum.Dochstehtdie-se Bedeutungvon Heimat nicht imWider-spruchzueinerHaltung,diederMenschimZeitaltervonGlobalisierungundweltweiterVernetzungeinnimmt?Irgendwieschon.WirlebenzwarzwischendurchaneinemOrt,sindvorübergehendlokal,lebenaberzugleichimgrossenGanzen,also global. Und das, ohneuns dabei permanent heimatlos zu fühlen.Heimatscheintalsonichtzwingendanun-sereHeimatgemeindegebundenzusein.Wermöchteschondaleben,woeraufgewachsenist?Ichnicht. Auchwennmannichtsogenauweiss,wonundieserOrt,dieHeimat,liegt,hatmaneinevageAhnungdavon,woHerkunftundAnkunft aufeinandertreffen könnten. Viel-leicht ist Heimat gar eine Art Utopie, einOrt,denmansichherbeisehntundwomög-lichniefindet?LöstmansichvonderVor-stellung,dassHeimateinphysischerOrtseinmuss,erkenntman,dasssiedurchausauchauseinzelnenElementenzusammengesetztsein kann: einGeruch oder Klang, einGe-
schmack,einbestimmtesLichtodereinGe-fühl.UmunserrastlosesInnereszuberuhi-gen,reichtesmanchmalsogarschon,wennesplötzlichwiederriechtwiefrüherZuhau-se.DerMenschbrauchteinpaarfesteBezugs-punkte,umsichinderWeltzubeheimaten.DochdieseBezugspunktesindwederortsge-bundennochspezifisch.DieeinzigeGemein-samkeitist,dasswirallewelchebrauchen. Somit ist klar, dass auch Marken dieFunktionvonHeimatübernehmenkönnen.BesondersinZeitenvonglobalenwirtschaft-lichenProblemenundrastlosertechnologi-scherEntwicklungvermittelnsieunsSicher-heit,weilsieunsvertrautsindundwirunsaufsieverlassenkönnen.WennderAuftritteinerMarkekonsistentist,eineErlebnisweltschafftundbei jedemKontaktdasselbeGe-fühlauslöst,vermitteltsieeinGefühlderZu-gehörigkeit.IhrWiedererkennungswertlöstWohlbefindenausundbietetOrientierung.UnserentwurzeltesHinundHerquerüberdenGlobusmachtunsdeshalbempfänglichfürMarkenwieStarbucks,dieihrenKonsu-mentenmitdem«3rdPlace»-KonzepteinenOrtbieten,derüberdaseigentlicheAngebothinausgeht.DieMarkeistnichtnurdaraufausgerichtet, Leute zum Kaffeetrinken ein-zuladen,sondernauchzumVerweilen,Aus-ruhen,PlaudernodersogarArbeiten.UndsobietetauchStarbuckseinStückHeimatersatz.Man kann es mögen oder nicht, aber mitihrerkonstantenErlebnisweltbietetunsdieMarkeVertrautheit.EinStückHeimat,egal,wowirunsgeradebefinden.MitdemBran-dingisteswiemitdemrichtigenLeben:Ver-trautesstiftetIdentifikation.
rené allemann ist Gründer und ceo des Beratungsunternehmens Branders, das sich auf markenberatung
spezialisiert hat. er ist zudem herausgeber des online-magazins thebrander.com.
René Allemann
75lebensartPUNKTmagazin heimat
kolumne
Ein schönes Kapital der SchweizerUhrmacherei nahm in den Siebzigerjah-renimValléedeJouxseinenAnfang.Derin Genf geborene Uhrengestalter GéraldGentahatteineinerschlaflosenNachteineschonfastrevolutionäreIdeeundskizziertediezurdamaligenZeitavantgardistischan-mutende Royal Oak. Auslöser war eineKindheitserinnerung: Als kleiner JungebeobachteteGentaaufdemPontdelaMa-chine inGenfeinenTaucher,der sichei-nenTaucherhelmmitachtBolzenundei-nerGummidichtungüberdenKopfstülpte.Warum nicht ein extraflaches mechani-sches Uhrwerk in ein 39 Millimeter gro-ssesGehäuseausStahleinbauen,daseinemTaucherhelmgleicht?AudemarsPiguetzö-gertekeineSekundeundlancierte1972mitderRoyalOakdieersteLuxus-SportuhrderWelt.NochvierzigJahrespäterpolarisiertdieRoyalOakmitihrenEckenundKanten.SieistzweifelsohneeinederDesignikonenderUhrmacherei.Manliebtsieodermanliebt sie eben nicht. Frankreichs FilmstarAlainDelonliebtsie.Nichtnurprivat,son-dernauchimBeruf:DieRoyalOaktrugerinzahlreichenFilmen.
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81lebensartPUNKTmagazin heimat
IMPRESSUMVORSCHAUNo 39 / 2012September/OktoberAusgabe: Glaube
Verlagfinancialmedia aG, Pfingstweidstrasse 6, ch-8005 Zürich,
[email protected], financialmedia.ch
Verleger rino Borini, Patrick m. Widmer
Auflage 12 500 exemplare, 40 000 leser/ausgabe (lpa)
ISSN-Nr. 1661-8068
Erscheinung 2012 n˚35 januar / Februar, n˚36 märz / april, n˚37 mai / juni,
n˚38 juli / august, n˚39 september / oktober, n 4̊0 november / Dezember
Haftungsausschluss Die Wiedergabe von artikeln und Bildern, auch aus-
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