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Das neue Pestalozzi-Quartier Informationen der steg Hamburg mbH für das Sanierungsgebiet St. Pauli Wohlwillstraße Nummer 40/März 2008 QUARTIERSNACHRICHTEN

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Das neue

Pestalozzi-Quartie

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Informationen der steg Hamburg mbHfür das Sanierungsgebiet St. Pauli Wohlwillstraße

Nummer 40/März 2008QU

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UMFRAGE

ICH UND MEIN VIERTEL:St. Pauli: Ein Stadtteil, fünf Fragen und hundert verschiedene Antworten.In jeder Ausgabe befragt die QN drei Menschen über ihr Viertel …

Daniel Wellschmiedt, Viertelverste-

her, bald leider schon 37, seit zehn

Jahren auf St. Pauli

Warum hat es Sie gerade hierher

verschlagen?

Ich dachte, auf St. Pauli findet manschnell eine Wohnung. Nach 3 Mo-naten hatte ich immer noch keine.Dann traf ich Erna Scheel. Ich habewohl gesagt: „Hier ist´s schön.Hier möcht ich wohnen !“ Sie ent-gegnete: „Nun, wer hindert Sie dar-an ?“ Und seitdem wohne ich hier.

Was nervt Sie hier am meisten und

warum?

Am meisten nervt mich das Geme-cker. Wir wissen doch alle um dieProbleme. Mittlerweile wird auchmehr gemacht als geredet.

Was gibt’s nur auf St. Pauli?

Die Ansammlung so vieler be-kloppter Leute (darf man das soschreiben?) an einem Ort.

Ihr schönster Ort im Viertel?

Der Paulinenplatz.

Wie endet der Slogan: „St. Pauli, das

ist...

... schwer zu beschreiben. Genauwie der Beruf eines Texters !!“

Stefan Wirth (46), Dipl.-Ing. Architekt,

seit 1994 in St. Pauli, seit 1998 ei-

genes Büro in der Bernstorffstraße

Warum hat es Sie gerade hierher

verschlagen?

St. Pauli ist der lebendigste Stadt-teil in der Hansestadt. Die Urbani-tät, der Mix der Menschen und dieNähe zu Elbe und Hafen sind fürmich einmalig. St. Pauli ist das Torzur Welt, hier ist der metropolsteOrt der Hansestadt – … und derLiebe wegen!

Was nervt Sie hier am meisten und

warum?

Es gibt zu wenig schöne und guteOrte für Kinder. Die so schlechtgepflegten öffentlichen Grünanla-gen.

Was gibt’s nur auf St. Pauli?

24 Stunden städtisches Leben mitganz viel Persönlichkeit.

Ihr schönster Ort im Viertel?

Der plätschernde Brunnen amBrunnenhof in nächtlicher Ruhe.

Wie endet der Slogan: „St. Pauli, das

ist ...

... die Wiege der (großen) Frei-heit!“

Mirja Willer, 31 Jahre, seit sieben

Jahren Inhaberin eines Blumenla-

dens

Warum hat es Sie gerade hierher

verschlagen?

Eine schöne Wohnung in derNähe meiner Freunde.

Was nervt Sie hier am meisten und

warum?

Um den 1. des Monats Erledigun-gen bei der Post zu haben.

Was gibt’s nur auf St. Pauli?

Vielseitigkeit und Dorfgefühle.

Ihr schönster Ort im Viertel?

Unser Hinterhof im Sonnen-schein.

Wie endet der Slogan: „St. Pauli, das

ist ...

... mein Zuhause!“

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INHALTE

IMPRESSUM

INHALT:

Originale: Günter Zint zum Todvon Willi Bartels Seite 16 - 18

Pestalozzi:Das neue Quartier Seite 4 - 6

Wohlwillstraße:Die Rettung Seite 8 - 9

Titelfoto: Lageplan des Gewinners des städtebaulichen RealisierungswettbewerbesPestalozzi-Quartier Renner Hainke Wirth Architekten.

UNTER UNS:Liebe Leserin, lieber Leser,

Informationsbroschüre für das

Sanierungsgebiet Wohlwillstraße.

© Herausgegeben von der

steg Hamburg mbH,

Schulterblatt 26-36,

20357 Hamburg,

Telefon 43 13 93-0, Fax 43 13 93 10,

Internet www.steg-hamburg.de

Redaktion: Dr. Rüdiger Dohrendorf

Telefon 43 13 93 33

e-mail ruediger.dohrendorf@steg-

hamburg.de

Fotos: Rüdiger Dohrendorf, Ralf

Starke, Günter Zint

Druck: Druckerei in St. Pauli

mit der 39. Ausgabe der Quartiersnachrichten St. Pauli im Novemberhatten wir Sie zur öffentlichen Informationsveranstaltung eingela-den, um Sie über die Zukunft des Geländes der Pestalozzi-Schule zuinformieren. Dass wir dies in der großen Schulaula gemacht haben,war eine gute Entscheidung. Denn die St. Paulianer und wohl aucheinige, die es werden wollen, kamen in Scharen. Knapp über 100Interessierte wollten sich schlau machen, was dort geschehen wirdund vor allem auch, wo oder wie man an eine Wohnung auf demGelände heran kommen kann.In dieser Ausgabe der Quartiersnachrichten werden wir die wichtigs-ten Informationen zum zukünftigen Pestalozzi-Quartier zusammen-fassen und Ihnen berichten. Dabei handelt es sich nicht nur um dieInformationen von der Veranstaltung im November, sondern auch umdas, was sich in der Zwischenzeit getan hat. Und das ist eine ganzeMenge. So bietet die Finanzbehörde seit Ende Februar die einzelnenBaufelder bereits im Rahmen der Wohnungsbauoffensive des Hambur-ger Senats per Gebotsverfahren an. Zum Zuge kommen sollen dabeiverschiedene Wohnungsunternehmen. Mehr – wie angekündigt – indiesen QN.

Während für das Pestalozzi-Quartier noch geplant wird, ist dieEntwicklung rund 750 Meter weiter südöstlich schon wesentlichweiter vorangeschritten. Die Gebäude auf dem ehemaligen Bavaria-Brauereigelände sind fast alle fertig gestellt. Willi Bartels hat dasGelände 2001 von der Stadt Hamburg gekauft, um hier neben einemweiteren eigenen Hotel auch ein neues Wohn- und Arbeitsquartier zuschaffen. Die Fertigstellung des Hotels hat er noch erleben dürfen.Kurze Zeit später ist er bekanntermaßen im Alter von 92 Jahrengestorben. Dieses nehmen wir zum Anlass in unserer Rubrik „Origi-nale auf St. Pauli“ einen Nachruf auf Willi Bartels von Günter Zint,dem St. Pauli-Fotografen schlechthin und Gründer des St. PauliMuseums, zu veröffentlichen.

Dazu gesellen sich in dieser ersten Ausgabe der Quartiersnachrichtenin 2008 noch Berichte über Baumaßnahmen in der Wohlwillstraße,Gilbertstraße, Am Brunnenhof und Brunnenhofstraße sowie überzwei neue Unternehmen in St. Paulis Mitte und andere gewerblicheund künstlerische Themen.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre.

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Es war am 21. November. Diesteg und das Fachamt für Stadt-und Landschaftsplanung hatteneingeladen – und die Interessier-ten strömten zahlreich in die Aulader ehemaligen Pestalozzi-Schule.Thema war das Ergebnis des städ-tebaulichen Realisierungswettbe-

werbes für das Pestalozzi-Quar-tier, der im Sommer des letztenJahres stattgefunden hatte. Rund100 Interessierte erschienen, eini-ge von ihnen kamen aus derNachbarschaft, um zu sehen, wasdie Neubauplanungen für ihreWohnsituation bedeuten. Offen-sichtlich kamen aber auch viele,um festzustellen, ob und wie siedie Möglichkeit haben, eine Woh-nung im Pestalozzi-Quartier zu er-halten.

Zu Beginn der Veranstaltungerläuterte der Leiter des Facham-tes, Michael Mathe, warum derEntwurf des ArchitekturbürosRenner Hainke Wirth den erstenPreis des städtebaulichen Wettbe-werbs gewann. Gründe gab es ei-nige: So orientiert sich der Sieger-entwurf am stärksten am Auslo-bungstext des Wettbewerbs.Zudem bleiben alle Bestandshäu-ser erhalten und die gewerbliche

Nutzung wird im Wesentlichen aufdie Südseite des Geländes be-schränkt. Vom Baumbestand bleibteiniges erhalten. Des Weiterenwurde nach Ansicht des Preisge-richtes die städtebauliche Dichtemit rund 80 Wohneinheiten gutübersetzt, und auch die vier direktzugeordneten Quartiersgaragenüberzeugten das Preisgericht.

In der nachfolgenden Diskussi-on gab es viel Lob für den Entwurf,aber auch einige kritische Anmer-kungen. So wurde zum Beispielder Abstand der geplanten neuenGebäude zu den unter Denkmal-schutz stehenden so genanntenMennoniten-Häusern an der Gro-ßen Freiheit als zu gering bewertet.

Die vom Bezirksamt und derBezirkspolitik angedachte Mi-schung aus je zur Hälfte Eigen-tums- und Mietwohnungen sowiedie Schaffung von bezahlbaremWohnraum für Familien, Senioren

und Wohngemeinschaf-ten in Kombination mitwohnverträglichem Ge-werbe an der Simon-von-Utrecht-Straße wur-de ebenso begrüßt wiedie Äußerung von HerrnMathe, dass auch selbstverwaltete Wohnprojek-te oder Baugemeinschaf-ten auf dem Gelände ge-wünscht sind. Die Preis-gestaltung eines Teils

PESTALOZZI I

Großes Interesse amneuen Pestalozzi-QuartierDie Informations-veranstaltung zum städte-baulichen Realisierungs-wettbewerb zur zukünftigenNutzung der Pestalozzi-Schule war sehr gut besucht.Viele würden lieber heute alsmorgen dort einziehen.Obwohl die Vermarktung dereinzelnen Baufelder in diesenTagen startet, kann aller-frühestens Ende 2009 mitden Neubauten begonnenwerden.

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PESTALOZZI II

der Mietwohnungen soll anfangsbei 7,50 Euro netto-kalt liegen.Eine Anhebung der Mieten sollfrühestens nach fünf Jahren mög-lich sein, jedoch - festgeschriebenauf weitere zehn Jahre - maximalum drei Prozent. In diesem Zu-sammenhang wurde angeregt, denmietpreisgünstigen Wohnraumüber den neu zu erstellenden Be-bauungsplan mit abzusichern.

Bereits auf den Sitzungen desSanierungsbeirates wurde die Zu-kunft der Turnhalle im ehemaligenHauptgebäude der Schule themati-siert. Vor allem der FC St. Pauli hatsich für den Erhalt ausgesprochen.Und so soll es denn nach Mög-lichkeit auch kommen. Allerdingsmuss ein Betreiberkonzept gefun-den werden, das den Erhalt auchwirtschaftlich sicherstellt.

Mit Nachdruck wurde auf derVeranstaltung auch der Wunschgeäußert, dass bei der Erschlie-ßung des Geländes auf eine barri-erefreie Zuwegung geachtet wer-den soll. Stufenlose Wege undRampen sollten in ausreichendemMaße vorhanden sein.

Die im Wettbewerbsentwurfenthaltene Kindertagesstätte istübrigens durch zusätzliche Woh-nungen ersetzt worden, da in derUmgebung bereits zahlreiche Ki-tas bestehen und diese auch nochfreie Kapazitäten haben.

Seit der Veranstaltung wird mitHochdruck an der weiteren Pla-nung des Pestalozzi-Quartiers ge-arbeitet. Auf Basis des vorliegen-den Siegerentwurfs erstellte dasArchitekturbüro Renner HainkeWirth im Auftrag und in enger Ab-

stimmung mit dem Fachamt fürStadt- und Landschaftsplanungvon Dezember bis Februar einenFunktionsplan. Auf dessenGrundlage soll im Anschluss derneue Bebauungsplan für den Bau-block, der von den Straßen Si-mon-von-Utrecht-Straße, KleinerFreiheit, Paul-Roosen-Straße undGroßer Freiheit eingegrenzt ist,aufgestellt werden. In diesem Zu-sammenhang wird übrigensderzeit geprüft, ob die Simon-von-Utrecht-Straße leicht nach Südenverschwenkt werden kann, um aufder Nordseite mehr Platz für Fuß-und Radwege zu schaffen.

Da das Pestalozzi-Quartier indie so genannte Wohnungsbauof-fensive II des Senats der Freienund Hansestadt Hamburg aufge-nommen wurde – der Vertrag zwi-schen der Stadt und den Woh-nungsverbänden wurde nach ein-stimmiger Zustimmung der Ham-burger Bürgerschaft Anfang Febru-

ar unterzeichnet – hofft das Fach-amt für Stadt- und Landschaftspla-nung bereits Anfang 2009 dieVorweg-Genehmigungsreife zu er-reichen. Dann könnten Bauanträ-ge eingereicht und vom Bezirks-amt bearbeitet werden. Da die Ver-marktung der einzelnen Baufelderdurch die Finanzbehörde bereitsEnde Februar per Gebotsverfahrenbegonnen hat, kann es durchausrealistisch sein, dass im Frühjahr2009 tatsächlich die ersten Bauan-träge gestellt werden. Dies wie-derum könnte zur Folge haben,dass Ende 2009 mit den erstenNeubauten begonnen wird undAnfang 2011 die ersten Neubau-wohnungen bezogen werden. Si-cher ist das aber nicht. Denndavor stehen noch viele Wennsund Abers. Die Nachfrage nachden Wohnungen ist auf jeden Fallda – wie die Infoveranstaltung imNovember gezeigt hat.

Ralf Starke

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PESTALOZZI III

„Mit dem Ergebnissind wir sehr zufrieden!“Zur aktuellen Planung undBebauung des Pestalozzi-Quartiers hat die steg einGespräch mit dem Leiter deszuständigen Fachamtes fürStadt- und Landschafts-planung, Michael Mathe,geführt.

steg: Bei dem Wettbewerb zur zu-künftigen Nutzung des Pestalozzi-Schulgeländes handelt es sich umden ersten Wettbewerb, den das Be-zirksamt und die Bezirksversamm-lung Hamburg-Mitte durchgeführthaben. Wie zufrieden sind Sie mitdem Ergebnis?

Michael Mathe: Wir sind sehrzufrieden! Auf Basis der Ergebnis-se des städtebaulichen Realisie-rungswettbewerbs wird derzeitein Funktionsplan entwickelt, derwiederum die Grundlage des gera-de eingeleiteten Bebauungsplan-verfahrens bildet.

steg: Der Zeitplan für die Ent-wicklung des Pestalozzi-Quartiersist sehr eng. Wie realistisch ist dasZiel, dass Anfang 2009 die erstenBauanträge gestellt werden können?

Michael Mathe: Es ist in derTat ein ehrgeiziges Zeitziel. Dochmomentan spricht nichts dagegen,dass wir es nicht einhalten soll-ten. Den ersten Spatenstich wol-len wir auf jeden Fall noch Ende2009 feiern.

steg: Aber auch die inhaltlicheAusrichtung der Pestalozzi-Planun-gen ist ambitioniert.

Michael Mathe: Unsere städte-bauliche und sanierungspolitischeZielsetzung ist klar. Wir wolleneinerseits attraktive und gleichzei-tig bezahlbare Miet- und Eigen-tumswohnungen für unterschied-liche Haushalte bauen. Anderer-seits sollen aber auch kleinteiligwohnverträgliche Gewerbeflächenentstehen. So können wir uns für

den südlichen Bereich parallel zurSimon-von-Utrecht-Straße sehr gutGewerbeeinheiten für die so ge-nannte Kreativwirtschaft vorstel-len. Aber auch in den zu erhalten-den Altbauten sind Lösungen fürMischnutzungen, zum BeispielLofts, sehr gut vorstellbar.

steg: Wer wird denn die Möglich-keit erhalten, das Pestalozzi-Quar-tier zu bauen? An wen werden dieBaufelder verkauft?

Michael Mathe: Fast alle Woh-nungen werden im Rahmen derWohnungsbauoffensive II des Se-nats angeboten. Die Vermarktungdurch die Finanzbehörde/Immobi-lienmanagement sieht vor, dassdie eine Hälfte als Mietwohnun-gen von Mitgliedern des VNW(Verband norddeutscher Woh-nungsunternehmen e. V.) gebautwird. In dem Verband sind rund310 Wohnungsgenossenschaftenund -gesellschaften in Hamburg,Mecklenburg-Vorpommern undSchleswig-Holstein vertreten. Dieandere Hälfte der Wohnungen sollvon Mitgliedern des Bundesver-bands freier Immobilien- undWohnungsunternehmen e. V.(BfW) als Eigentumswohnungengebaut werden.

steg: Die Vergabe der einzelnenBaufelder durch die Finanzbehördewird nach unserer Kenntnis bereitsvorbereitet. Noch im Mai soll eineEntscheidung über die künftige Zu-ordnung getroffen werden. Die zahl-reichen Nachfragen im Stadtteilbürozeigen, dass viele St. Paulianer inter-essiert sind, ins Pestalozzi-Quartierzu ziehen. Welche Möglichkeiten ha-ben denn zum Beispiel die jungen

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PESTALOZZI IV/MELDUNG

Seit vielen Jahren gibt es denerklärten Willen im Bereich desSchmuckplatzes ein Urinal aufzu-stellen, um gerade in den stark fre-quentierten Eckbereichen, wieGroße Freiheit/ Schmuckstraßeoder Talstraße/Schmuckstraße,Eckenpinklern das Wasser abzu-graben und für mehr Sauberkeitund weniger Geruchsbelästigungzu sorgen. Seit Januar 2008 ist esnun vollbracht, zwar nicht – wieim Erneuerungskonzept vorgese-hen und vom Sanierungsbeirat ur-sprünglich gewünscht – an derEcke Talstraße/Schmuckstraße,sondern knapp außerhalb des Sa-nierungsgebiets an der Reeper-bahn zum Eingang HamburgerBerg. Die Anwohner des Hambur-

Neues PissoirEingang Hamburger Berg

ger Bergs werden die Lösungsicherlich begrüßen in der Hoff-nung, dass die Zahl der „Wild-

pinkler“ auf der Partymeile ab-nimmt.

Ingrid Schneider \

Familien, die heute schon im Stadt-teil wohnen und eine familiengerech-te Wohnung suchen?

Michael Mathe: Zunächst wirdes eine Anhandgabe der Flächengeben. Sobald die Entscheidungüber die konkrete Zuordnung ge-fallen ist, sollten sich die Interes-sierten mit den Wohnungsgenos-senschaften, -gesellschaften und -unternehmen in Verbindung set-

zen. Dies betrifft auchdie Wohnprojekte.

steg: In wie weit istsichergestellt, dass dieWohnungen für Bewoh-ner des Stadtteils auchbezahlbar sind? Siesprachen auf der öf-fentlichen Veranstal-tung von Anfangsmie-ten von rund acht Euronetto-kalt und dass für

eine Bindungszeit von bis zu 15 Jah-ren nur geringe Mietsteigerungenmöglich sein sollen.

Michael Mathe: Im Novemberletzten Jahres habe ich dies so fürden so genannten VNW-Anteilausgeführt. Grundsätzlich stehendie jeweiligen Anfangsmieten inAbhängigkeit zum Kaufpreis jeQuadratmeter Wohnfläche.

steg: Und welche Möglichkeitenhaben Baugemeinschaften, im Pesta-lozzi-Quartier ihr neues Zuhause zufinden?

Michael Mathe: Baugemein-schaften werden über den Ver-band norddeutscher Wohnungs-unternehmen berücksichtigt. Essoll auf jeden Fall Flächen und da-mit konkrete Angebote für Wohn-projekte geben.

steg: Eine Frage zum Abschluss:Könnten Sie sich vorstellen, selbst indas Pestalozzi-Quartier zu ziehen?

Michael Mathe: Das Quartierund der Standort haben für micheine sehr attraktive Zukunftspers-pektive. Ich selbst bleibe aber(noch) dort, wo ich wohne …

steg:Vielen Dank für das Interview.

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DIE RETTUNG I

Vier Millionen Euro sind keinPappenstiel. Und längere Zeit sahes auch so aus, dass an dieser er-klecklichen Summe die Rettungder historischen Häuser Wohlwill-straße 19 bis 23 zu scheitern droh-te. Denn das rund 135 Jahre alte

Gemäuer steht leider auf einerTorflinse. Deshalb müssen nunzunächst etwa 205 Titanpfähle inden Untergrund getrieben wer-den, um überhaupt wieder eineverlässliche Standfestigkeit zu er-reichen. Jedenfalls verschwiegsteg-Geschäftsführer Hans Rösner

all diese Schwierigkeitenkeineswegs und dass aus diesenGründen auch über eine Neubau-Option nachgedacht wurde. „Na-türlich ist es höchst erfreulich,dass wir jetzt mit den Spendengel-dern von rund 460.000 Euro dasEnsemble doch erhalten können!“

Tatsächlich wäre ohne dieseSpitzenfinanzierung der HermannReemtsma Stiftung, der ReedereiAhrenkiel, der Stiftung Denkmal-pflege Hamburg, des Bezirksamtesund der BezirksversammlungHamburg-Mitte eine Rettung äu-ßerst schwierig, wenn nicht un-möglich geworden. Auch darfnicht vergessen werden, dass derLöwenanteil der nötigen vier Mil-lionen Euro aus der Stadtentwick-lungsbehörde, der Wohnungsbau-

kreditanstalt und von der stegkommen. Staatsrat Gerhard Fuchsfreute sich denn auch, dass durchdie gemeinsame Aktion von Be-hörden, Bezirk, steg und privatenGeldgebern die Instandsetzungund Modernisierung möglich wur-de. „Der historische Wert der

Die Wohlwillstraßebehält ihr GesichtEine längere Geschichte hatein gutes Ende genommen:Das Altbauensemble Wohl-willstraße 19 bis 23 im Her-zen des Sanierungsgebietesbleibt erhalten. Zur Feier desBaubeginns im Januar kamenStaatsrat Gerhard Fuchs ausder Stadtentwicklungs-behörde, BezirksamtsleiterMarkus Schreiber und weite-re Gäste.

Wohlwillstraße mit diesen Häu-sern aus den Jahren um 1873 liegtauf der Hand. Deshalb ist die In-vestition an dieser Stelle auch ge-rechtfertigt. Es gibt gewisse Dingein dieser Stadt, die wir uns ein-fach leisten sollten!“ resümierteder Staatsrat unter dem Beifall derGäste.

Auch Bezirksamtsleiter MarkusSchreiber, der nach eigenem Be-kunden in direkter Nachbarschaftder historischen Häuser aufge-wachsen ist, war voll des Lobes.„Es wäre wirklich schade gewe-sen, wenn hier abgerissen wordenwäre. Das sind unwiederbringli-che schöne Altbauten. Es hat in St.Pauli in der Vergangenheit schongenug Bausünden gegeben. Gut,dass das hier nicht fortgesetztworden ist!“ Politiker der in derBezirksversammlung vertretenenParteien äußerten unisono Genug-tuung über den guten Ausgang derumfangreichen Diskussionen umdie Wohlwillstraße 19 bis 23. Abernicht nur die Politiker setzten sichfrühzeitig für eine Spitzenfinan-zierung zum Erhalt des Gebäudesein. Vor allem zahlreiche Anwoh-ner und der Sanierungsbeirat for-derten, dass die Einmaligkeit die-ser historischen Gebäude gewür-digt werden muss und keine ande-re Lösung als der Erhalt zu akzep-tieren sei.

Trotz der hohen Kosten wer-den die Mieten bei günstigen 4,05Euro je Quadratmeter liegen. DieHäuser haben insgesamt 20 Woh-nungen mit Größen um die 60 bis70 Quadratmeter, in die größten-teils die ehemaligen Mieter wiedereinziehen. Außerdem entstehenim Dach vier zusätzliche Wohnun-gen. „Die Häuser bekommen ne-ben neuen Bädern und Küchenauch Balkone“, so steg-ArchitektinKarin Dürr, „im Sommer 2009 sol-len die Bauarbeiten bereits abge-schlossen sein – wenn alles glattgeht!“

Rüdiger Dohrendorf \

steg-Geschäftsführer Hans Rösner, Staatsrat Gerhard Fuchs und Bezirksamtsleiter MarkusSchreiber (von links) in der Wohlwillstraße 19-23.

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DIE RETTUNG II

Der Winter spielt bislang mit.Kein starker Frost, kein Schnee –zumindest nicht bis zum Redakti-onsschluss dieser Ausgabe MitteFebruar. So konnte am ersten Ar-beitstag des Jahres 2008, am 2. Ja-nuar also, mit den vorbereitendenArbeiten zur öffentlich geförder-ten Modernisierung und Instand-setzung des Gebäudes Wohlwill-straße 19-23 begonnen werden.Am Anfang standen die Einrich-tung der Baustelle mit Bauzaun

und Baucontainern, das Aufstellendes Gerüstes sowie Abbrucharbei-ten im Inneren des Gebäudes.

Nach diesen vorbereitenden Ar-beiten wurde im Februar mit denso genannten Sicherungsmaßnah-men begonnen. Hierbei wurdenunter anderem Zuganker vonTraufseite zu Traufseite – also vonvorne nach hinten – gespannt. Die-se Arbeiten waren als Ersatz fürdie fehlende Verzahnung vonInnen- und Außenwänden not-wendig, um die Standsicherheitdes Gebäudes zu gewährleisten,wenn im Anschluss mit den Nach-gründungsarbeiten begonnenwird. Diese wiederum müssendurchgeführt werden, da der vor-handene Baugrund nicht tragfähiggenug ist, um das Gebäude auf den

bestehenden Fundamenten zu hal-ten. Was ja schließlich auch einerder Gründe für die erheblichenProbleme gewesen ist, weshalb solange um den Erhalt des Gebäudesgezittert bzw. gekämpft werdenmusste. Um die Standsicherheitalso langfristig zu gewährleisten,werden in den kommenden Wo-chen über 205 Titanpfähle in dieErde eingebracht; das Gebäudealso quasi auf ein Pfahlträgerge-rüst gestellt! Dazu muss zunächstdie Kellerdecke ausgebaut werden,um Platz für die Maschine zuschaffen, die die Pfähle rund zehnbis 15 Meter tief unter die Fuß-wegoberfläche bohren wird. Daman nicht einfach die Kellerdeckeausbauen kann, ohne das Gebäu-de zu gefährden, wurde im Rah-men der Sicherungsmaßnahmenvorher eine Stahlgurtung über derKellerdecke angebracht, die diesequasi eine Zeitlang in gewissemSinne ersetzen wird.

Alle diese Baumaßnahmensind zusätzliche Arbeiten, die beinormalen Modernisierungs- undInstandsetzungsmaßnahmen,über die wir ansonsten in denQuartiersnachrichten berichten,nicht anfallen. Also erst, wenndiese zusätzlichen Arbeiten abge-schlossen sind, beginnen die ge-wöhnlichen Modernisierungs-und Instandsetzungsarbeiten.Nicht überraschend ist daher, dassdie Sanierung dieses Hauses län-ger dauern wird als die anderenüber die wir an dieser Stelle in derRegel berichten, zum Beispiel dieTalstraße 70.

Aber wie eingangs gesagt, derWinter spielt bislang mit und soist die steg guten Mutes, dass imSommer 2009 die Bauarbeiten ab-geschlossen werden können. Bisdahin werden wir Sie in den Quar-tiersnachrichten auf dem Laufen-den halten und über die jeweilsaktuellen Stände berichten.

Ralf Starke \

In der Tiefe gibt’sdie SicherheitAm 2. Januar war Baubeginn:Die Bauarbeiten zur Moder-nisierung und Instand-setzung des GebäudesWohlwillstraße 19-23 habenangefangen.

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QUARTIERSLÄDEN

Die Kiezschnitte heißt SandraBrandt und ist Friseurin. Vor fünfJahren hat sie ihren Meister ge-macht und vor knapp vier Mona-ten ihren ersten eigenen Laden er-öffnet. In der Seilerstraße 46.Kiezschnitte heißt er.

Zum Hamburger Kiez ist Sand-ra Brandt vor acht Jahren gekom-men. Aus Ostwestfalen-Lippe. Ei-gentlich wollte sie nach München– aber nicht alleine. Ihre Freundinwollte die Provinz auch verlassen,allerdings nicht in Richtung Sü-den, sondern nach Norden. Ham-burg hieß das gemeinsame Ziel.Die Freundin hat´s gerade einmalzehn Monate ausgehalten. SandraBrandt aber fühlt sich wohl – vor

allem St. Pauli hat es ihr angetan.Bis vor kurzem wohnte sie auchhier. In der Paul-Roosen-Straße.Wegen der zu hohen Miete ist sienun nach Eimsbüttel gezogen. In

Unternehmen kommen, Unternehmen gehen. Damit Unternehmen zwar kommen, aber nicht soschnell wieder gehen, lesen Sie hier bereits die fünfte Folge unserer Reihe „Neue Betriebe undLäden im Quartier“. Dieses Mal haben wir uns nicht zwei branchenähnliche Unternehmen ausge-sucht, sondern zwei Betriebe in relativer Nachbarschaft zueinander – in der Seilerstraße.

Kiezschnitte:„St. Pauli hat micheinfach angefixt!“

der Paul-Roosen-Straße hat sieauch einige Jahre gearbeitet. „Klarwar es für mich daher auch, eineneigenen Laden hier im Viertel zusuchen“, betont sie. Als ihre Vor-gängerin, die hier viele Jahre einenFriseursalon betrieben hatte, ih-ren Laden verkaufen wollte, griffsie schnell zu. Bereut hat sie esnicht: „Die Nachbarschaft warsofort sehr neugierig. Es gibt hierreichlich WGs. Daher wohnenhier auch viele junge Leute, die zumir kommen.“

Hinter dem Salon hat sie nocheinen Gewerberaum, den siegerne untervermieten möchte. 20Quadratmeter ist er groß und bie-tet sich zum Beispiel als Atelieran. Nähere Infos gibt’s direkt beider Kiezschnitte. Und einen neu-en Haarschnitt gibt’s hier auch.Ein Besuch lohnt sich.

KiezschnitteSeilerstraße 46Fon 73 05 49 00www.kiezschnitte.demo bis fr 10 bis 18sa 11 bis 16 \

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Reno Machule ist in Hamburggeboren. Bis auf ein paar Jahre inder Jugend hat er auch stets inHamburg gelebt. Und dabei ist St.

Pauli sein Stadtteil. Er wohntnicht nur hier, er verdient in die-sem Viertel auch schon viele Jahresein Geld. Seit kurzem jedochnicht mehr ausschließlich alsGastronom, sondern vor allemmit Schmuck. Den macht er zwarschon seit rund 20 Jahren,bislang jedoch privat. Seit Augustletzten Jahres betreibt er seineHandfertigkeit aber professionell.Da eröffnete er seinen Laden inder Seilerstraße 38a.

Die ersten Schmiedekursemachte er schon Mitte der 80erJahre bei der Goldschmiedein-nung und später auch zur Gieß-technik. Auch derzeit ist er vielunterwegs, bildet sich fort.

„Momentan arbeite ich haupt-sächlich mit Silber. Viele Toten-köpfe und Sterne sind das Ergeb-nis. Ich würde das als anspruchs-vollen Indie-Schmuck bezeich-

nen. Aber ich arbeite natürlichauch mit Gold und Diamanten“,so berichtet Machule, der nichtnur seine eigenen Kreationen fer-

tigt, sondernauch Reparatu-ren durchführt.

Da RenoMachule bis Ja-nuar 2008nicht alleine inseinem Ladensaß, der bishe-rige Kollegesich aber auf-grund der wei-ten Fahrtwegenun für einen

Wie Sie den obigen Artikelnentnehmen können, sind hierzwei Unternehmen auf der Suchenach geeigneten Mietern für eineGewerbefläche bzw. einen Werk-stattarbeitsplatz. Angebote wiediese erhält das steg Stadtteilbürohäufig direkt über die Eigentümerselbst oder wir ermitteln leer ste-hende Flächen inklusive An-sprechpartner auf unseren regel-mäßigen Rundgängen durchs Sa-nierungsgebiet. Gewerberaumsu-

Custom Ringz:Indie-Schmuck vom„Hamburger Jung“

steg hilft bei derSuche nachGewerberaum

chende können auf der anderenSeite bei uns im Stadtteilbüro dieAngebote einsehen bzw. sich ineine Liste eintragen, damit wir Sieinformieren können, sobald einepassende Fläche frei wird. WennSie unser Angebot nutzen möch-ten, sowohl als Mieter als auch alsVermieter, dann nehmen Sie mituns Kontakt auf [email protected] odergleich persönlich im Stadtteilbüro,Paul-Roosen-Straße 13. \

kleinen eigenen Laden in Bremenentschieden hat, sucht er einenneuen Mitstreiter. Das heißt, ermöchte den Arbeitsplatz vermie-ten. Infos hierzu und zur angebo-tenen Schmuckkollektion gibt’sbei Reno Machule in der Seiler-straße 38a. Custom Ringz heißtder Laden. Dort gibt’s Schmuck –handgemacht auf St. Pauli.

Custom RingzSeilerstraße 38aFon 20 22 60 [email protected] bis fr 11 bis 19 \

QUARTIERSLÄDEN

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SANIERUNG LÄUFT

In der Ausgabe vom Juni 2007unserer Quartiersnachrichten ha-ben wir Sie ausführlich über diemit öffentlichen Geldern durchge-führten Modernisierungsmaßnah-men des Altonaer Spar- und Bau-vereins in der Straße Am Brun-nenhof informiert. Mittlerweile istdie Sanierung in den Gebäudendes 1. Bauabschnitts, Am Brun-nenhof 40-44, und des 2. Bauab-schnitts, Am Brunnenhof 30-34 /Gilbertstraße 26, bis auf Kleinig-keiten abgeschlossen und sämtli-che Mieter, die während der Bau-maßnahmen in Ersatzwohnungenuntergebracht wurden, sind inihre modernisierten Wohnungenzurück gekehrt.

Und es geht zügig weiter.Zurzeit werden die Häuser des 3.

Bauabschnitts, Brunnenhofstraße1-3 / Otzenstraße 20, knapp au-ßerhalb des Sanierungsgebiets ge-legen, modernisiert, die an derVorder- und der Rückfassade eineWärmedämmung erhalten. Auchhier wurden mehrere Mieter fürdie Zeit der Baumaßnahme umge-setzt, insbesondere Mieter ausdem vierten Obergeschoss, da im

Dachboden starker Schwammbe-fall festgestellt wurde.

Veränderte Fassadengestaltungdurch aufgestellte Balkone

Die nicht als denkmalwürdigeingestuften Gebäude erhaltenstraßenseitig Balkone, die nachder Sanierung der Wohnungen imJuni aufgestellt werden. André Zie-genhirt, Architekt des beauftragenArchitektenbüros Huke-Schubert

GbR erläutert: „Südbalkone an-zubringen war der einhelligeWunsch der Mieter, obwohl diesnatürlich die Fassade erheblichverändern wird. Lediglich dasEckgebäude Brunnenhofstraße 3erhält aus bautechnischen Grün-den rückwärtige und somit zumLeidwesen der Mieter nach Nor-den ausgerichtete Balkone“. AufWunsch des Bezirksamtes Ham-burg-Mitte musste der AltonaerSpar- und Bauverein noch einigeVeränderungen am eingereichtenEntwurf über die Fassadengestal-tung vornehmen. In Abstimmungmit dem Denkmalschutzamt blei-ben jetzt verschiedene Zierele-mente der ursprünglichen Fassadeerhalten.

Im 4. und letzten Bauabschnitt,dem Gebäude Am Brunnenhof 17/ Gilbertstraße 43, wurde im Feb-ruar mit der Sanierung begonnen.

Auch hier erhalten die Vorder- undRückfassade Wärmedämmver-bundsysteme. Zusätzliche Balko-ne sind nicht geplant, da bereitshofseitig vorhanden.

Solarthermieanlage spart Heiß-wasserkosten

Die neue Fassadengestaltungorientiert sich an der ursprüngli-chen 30er Jahre Fassade, einerKombination aus Putzfläche undKlinker, durch die sich die dreiBaukörper voneinander abzeich-nen. „Bei den bestehenden Klin-kersteinen handelt es sich nichtmehr um den Originalstein, son-

dern um Nachkriegsstein, daes wahrscheinlich Kriegs-schäden am Gebäude gab“,erklärt André Ziegenhirt.„Wir werden daher die Fas-sade mit echten Keramik-klinkern wieder komplettaufbauen“. Als Besonderheiterhält das Gebäude zusätz-lich eine Solarthermieanlagezur Heißwasseraufberei-

tung, da im Keller ausreichendfreie Fläche für die Aufstellungvon Wassertanks vorhanden ist.„Ich schätze, dass die Solarther-mieanlage im Jahresdurchschnitteine Auslastung von 60 % er-reicht“, so André Ziegenhirt. GuteNachrichten also für die Mieter, dadies zu einer weiteren Reduzie-rung ihrer Energiekosten führenwird.

Spätestens im Sommer sollenalle Baumaßnahmen abgeschlos-sen sein.

Ingrid Schneider \

Sanierung Am Brunnen-hof kommt zügig voranNeue Informationen zu denModernisierungsmaßnahmendes Altonaer Spar- und Bau-vereins.

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GEWERBE

Im September hatte die steg ge-meinsam mit dem Fachamt fürStadt- und Landschaftsplanungdes Bezirksamts Hamburg-MitteUnternehmer und Grundeigentü-mer im Sanierungsgebiet Wohl-willstraße zur Veranstaltung„Neue Initiative für das Gewerbein der Mitte St. Paulis“ eingeladen.Viele kamen, um gemeinsam Pro-blembereiche aufzuzeigen sowiePotenziale, Ideen und Wünschezur Verbesserung des Gewerbe-standortes St. Paulis zu erörternund weiter zu entwickeln.

Die gut besuchte Veranstaltungim Betty-Heine-Saal der Orts-dienststelle St. Pauli ergab, dassdie Mehrheit der anwesenden Ei-gentümer und Gewerbetreibendenihre jetzige Situation als gut anse-hen und auch besser als vor fünfJahren. Lediglich drei Teilnehmerbeurteilten ihre Situation alsschlecht und noch dazu schlechterals vor fünf Jahren. Als die dreigrößten Standortnachteile wur-den die Müllsituation, steigendeMieten und mangelnde Parkmög-lichkeiten genannt. Als größtes

Potenzial wurde die Einzigartig-keit des Stadtteils angesehen; er istlebendig, multikulturell, tolerant,nachbarschaftlich, es gibt eine Ge-werbevielfalt, Kombination ausLeben und Arbeiten im Viertel.

In diesem Rahmen wurde auchdie Tendenz festgestellt, dass inden letzten Jahren vermehrt kleineLebensmittelhändler – hier vor al-lem türkische Gemüseläden – auf-gegeben und das Sanierungsgebietverlassen haben. Dahingegen lässtsich ein verstärkter Zustrom vonKünstlern und Kreativen ins Quar-tier ausmachen, Brachmanns Gale-ron - Hein-Hoyer-Straße 60, LaBohème - Hein-Hoyer-Straße 40,Galerie Piet Körner - Clemens-Schultz-Straße 50, Vicious Gallery- Kleine Freiheit 44, allerhand -Paul-Roosen-Straße 12 und halbacht in der Hein-Hoyer-Straße 16sowie „Stile der Stadt“ in den frü-heren Räumen der WeinhandlungReimers sind nur einige Beispielefür diese Entwicklung.

Vor diesem Hintergrund ist indiesem Spätsommer oder Herbstauch „St. Paulis Kunst- und Krea-

tiv-Nacht“ geplant. Ne-ben den Galerien sollenkreative und künstleri-sche Läden mit einbezo-gen werden, um gemein-sam für die KreativmeileSt. Pauli zu werben. Diesteg wird in Kürze mitden vorbereitenden Pla-nungen beginnen.Wenn Sie als Unterneh-mer oder Künstler dabeisein wollen, melden Siesich bei der steg imStadtteilbüro in derPaul-Roosen-Straße 13,per Telefon unter 317 3566 oder per Mail [email protected].

Daneben sind in diesem Jahrnoch weitere Aktionen geplant. Sozum Beispiel eine von Frau Goetzund ihren fleißigen Liesschen ge-plante Schnitzeljagd. Und natür-lich auch wieder der Laternenum-zug „St. Pauli leuchtet“, der im No-vember knapp über 1.000 kleineund große Laterneläufer auf dieStraße lockte.

Die besten Informationen überalle Aktivitäten und noch mehr In-teressantes für Unternehmerin-nen und Unternehmer gibt esübrigens in dem alle zwei Monateerscheinenden Newsletter dersteg „Pauline, Hein, Clemens &Co“, der im Übrigen auch Unter-nehmen im Sanierungsgebiet einePlattform bietet, ihren Betrieb vor-zustellen. Darüber hinaus bietetdie steg im Stadtteilbüro weiterhinGewerbetreibenden ihre Unter-stützung bei der Suche nach freienGewerbeflächen im Sanierungsge-biet an.

Es gibt also eine ganze Reihevon Angeboten. Sowohl für denEinzelnen als auch um gemein-sam etwas für den Gewerbestand-ort in der Mitte St. Paulis zu tun.Melden Sie sich gerne bei uns.

Ralf Starke \

Aktionen im Viertel

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Der Weg vom Wein zur KunstNeue Nutzungenin der Clemens-Schultz-Stra-ße 85-87

NEU

Seit längerer Zeit standen dieFlächen der ehemaligen Wein-handlung Reimers in der Cle-mens-Schultz-Straße 85-87 leer.Die seit fünf Generationen im Fa-milienbetrieb betriebene Wein-handel F. Reimers GmbH musste2004 beim Amtsgericht Insolvenzbeantragen, da sich laut Aussagedes Geschäftsführers im Laufe derZeit die Zahl der belieferten Gast-stätten durch Geschäftsaufgabenhalbiert hatte. Ende 2006 verkauf-te Familie Reimers schließlichihre Grundstücke in der Clemens-Schultz-Straße, und Anwohnerwie benachbarte Gewerbetreiben-de fragten sich, was nun aus den600 Quadratmeter großen Gewer-beflächen, insbesondere aus dergroßen Lagerhalle, wird.

Flächen für Kunstschaffende undKinderkunstprojekte

Die steg nahm Kontakt mitdem neuen Eigentümer auf undwar angenehm überrascht, als die-ser erklärte: „Die Flächen im Erd-

geschoss sollen nicht kommerzi-ell vermarktet werden, sondernich möchte sie Künstlern fürWerkstätten, Performances undAusstellungen zu günstigen Kon-ditionen zur Verfügung stellenund auch Kinderkunstprojektesollen hier stattfinden“. Für dieRealisierung seiner Idee fehlteihm lediglich ein Koordinator. Par-allel zur Suche nach diesem „Ma-nager“ ließ der Eigentümer dieFlächen erst einmal in vermietba-ren Zustand versetzen.

Café Mimosa eröffnet in Nr. 87

In die Ladenfläche des Gebäu-des Nr. 87 zog im Dezember dasCafé Mimosa ein, ein kleiner Fa-milienbetrieb mit selbstgebacke-nem Kuchen, der zuvor in Eigen-arbeit die Räumlichkeiten liebe-voll wieder hergerichtet hatte. „DieArbeit hat sich gelohnt“, sagenMutter und Tochter Tempel über-einstimmend. „Nachdem wir dieabgehängte Decke entfernt hatten,kam der alte Stuck wieder zumVorschein und der macht erst sorichtig die Kaffeehausatmosphäreaus“.

Videopanel 2008 als Auftakt-veranstaltung

Für die künstlerische Nutzunghat der Eigentümer mittlerweileauch zwei Koordinatoren gefun-den. Es sind Filomeno Fusco undDirck Möllmann, die unter demTitel „Stile der Stadt“ bereits vorzwei Jahren im Forum, GroßeBergstraße mit ihrem internatio-nalen Videokunstforum zu sehenwaren. Offiziell eingeweiht wur-den die neuen Flächen von „Stileder Stadt“ am 25. Januar mit demVideopanel 2008. Besucher undFachjury konnten eine Wochelang Videos und Kurzfilme von elfnationalen und internationalenKünstlern bewerten. Bei der Finis-sage am 1. Februar wurde der Jury-preis für den Film „Transcript“von Jenny Perlin vergeben sowieder Lieblingsfilm des Publikums,Amy Siegels „Berlin Remake“, prä-miert. Beide Künstlerinnen lebenin New York. „Die Resonanz wargroßartig“, so Dirck Möllmann,„selbst in der Woche haben sichpro Abend etwa 30-60 Leute dieAusstellung angesehen. Zur Finis-sage kamen zwar etwas wenigerBesucher als zur Eröffnung, abermit insgesamt rund 1500 Besu-chern in einer Woche ist das füruns ein schöner Erfolg.“

Projektraum für Kunstausstellun-gen

Spätestens im April soll nachden Plänen der beiden Koordina-toren ein Projektraum in den wun-derbaren Laden- und Lagerflächendes Gebäudes Nr. 85-86 mit wech-selnden Ausstellungen zeitgenös-sischer Kunst aus den BereichenMalerei, Skulptur, Fotografie, In-stallation, Performance und Videoeröffnen. Der vordere Raum zurStraße hin und die rückwärtigeHalle, in der sich früher die Wein-

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NEU/MELDUNG

54 Wohnungen galt es mit öf-fentlichen Mitteln zu modernisie-ren und instand zu setzen. Im Ok-tober 2006 wurde begonnen. FürApril 2008 ist nun die Fertigstel-lung angekündigt. Für alle Woh-nungsmieter, die während der Bau-maßnahme in Ersatzwohnungenumgezogen waren, bedeutet dies,dass sie somit im Frühling wiederin ihre alten Wohnungen zurück-ziehen können; sowohl in die hof-seitigen Terrassenhäuser als auchin das Vorderhaus.

In den nächsten Quartiers-nachrichten werden wir ausführ-lich über den Abschluss der Bauar-beiten berichten.

Ralf Starke \

Im April ist alles fertigDie Sanierung der GebäudeSimon-von-Utrecht-Straße 17-19 ist nahezu abgeschlossen.Die Mieter können baldzurück.

kisten stapelten, sollen Hambur-ger Künstlern nicht nur ein Fo-rum bieten, sondern auch die Mög-lichkeit geben, internationale Ver-knüpfungen herzustellen. „Dieeingeladenen Künstler und Künst-lerinnen“, so Koodinator Fusco,„können die Nebenräume der Hal-le temporär für die Produktion ih-rer Arbeiten und Werke nutzen.Darüber hinaus werden im Be-

gleitprogramm Künst-lergespräche, Lesungen,Videoabende und Auf-führungen angeboten.Die ausgestellte Kunstkann man auch kaufen,

aber wir wollen keinen eigenenGaleriebetrieb einrichten.“ Undnoch etwas ist besonders an die-

sem Vorhaben: Neben hiesigen,nationalen und internationalenKünstlern werden auch die An-wohner mit einbezogen. Kunst-projekte mit Kindern sind ebensogeplant wie die Übertragung der

Fußball EM 2008.Der Eintritt für Aus-stellungen mitselbst organisiertenVeranstaltungen istfrei. Bei kostenin-tensiven Fremdver-anstaltungen wirdein Eintrittsgeld zurDeckung der Unkos-ten erhoben. „DieAnwohner“, soDirck Möllmann,„erhalten eine Ermä-ßigung“. Weitere In-

formationen gibt es unterwww.stile-der-stadt.de.

Ingrid Schneider \

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Seit 1962 arbeite ich als Repor-ter auf St.Pauli. Bis Anfang der80er Jahre schrieb ich einige sehrkritische Artikel über den „Groß-kapitalist“ und „Bordellkasernen-bauer“ Wilhelm Bartels.

Ein kritischer Bericht über dasEros-Center in meinem 1982 er-schienenen Buch „Die weiße Tau-

be flog für immer davon“ brachtemir eine unerwartete Freund-schaft ein. Gisela Bartels, die Ehe-frau von Willi Bartels, hatte dasBuch gelesen und bestellte einigeExemplare davon bei mir. Sie hattein den 30er und 40er Jahren als„Schönheitstänzerin“ im TRICH-

TER und im „Konzerthaus Horn-hardt“ gearbeitet und kannte dasLos der Schwerstarbeiterinnen imVergnügungsgewerbe auf demKiez. Als ich 1984 Räume für eineAusstellung des geplantenST.PAULI ARCHIV suchte, fragteich natürlich auch bei der Grund-stücksverwaltung Bartels nach.Aus dem Mitarbeiterkreis vonHerrn Bartels erfuhr ich seine Re-aktion: „Der Zint kriegt von mirnichts, der ist Kommunist“. SeineFrau Gisela widersprach ihm mitder Bemerkung „Der Zint ist Idea-list“. Kurz darauf lud mich WilliBartels zu einem Kaffee in das Ho-tel Interrast ein. Dem Kaffee folg-

ten ein paar Bier und ein Schlüs-selbund mit über 50 Schlüsseln.„Hier hast Du die Schlüssel zur un-teren Etage des „EROS-CENTER“.Ich kann die Etage im Moment nichtvermieten, 3 Monate bevor ich diewieder brauche, sag ich Dir Be-scheid“. Als ich nach einem Miet-

vertrag fragte, guckte er mich ver-ständnislos an: „Sie sind wohlnicht von St.Pauli, hier gilt dasWort“. Das war die Geburtsstundeder GRENZGÄNGER GALERIEaus der kurz darauf das ST.PAULIARCHIV wurde.

Die GRENZGÄNGER GALE-RIE stellte ich Mitte der 80er Jahreden Leuten aus der Hafenstraßezur Verfügung, damit einmal dasBILD Berichterstattungsmonopoldurchbrochen wurde. Daraufhinbekam ich einen wütenden Anrufvon Willi Bartels „Sie können dieseChaoten doch nicht in meinen Räu-men wüten lassen!“ Ich bat ihn umein klärendes Gespräch in derGrenzgänger Galerie. Er kam miteinem Flugblatt in der Hand:„Hier schauen sie mal, die habensogar ein Flugblatt gegen mich ge-macht!“ Ich überfolg das Flugblattund fand die Worte: „Wir werdendie Blutsauger und Bordellbetreibervom Kiez vertreiben“ Ich fragte ihn,ob er ein Blutsauger sei, was erverneinte. „Aber mir gehören diebeiden größten Bordelle“, warf erein. Nach meiner Frage, ob es eineChance gibt, das älteste Gewerbeder Welt so schnell zu vertreiben,war er einigermaßen beruhigt.

Nachdem ich ihm dann nochsagte, dass er wohl der einzigeGroßgrundbesitzer ist, dem mannoch persönlich vor Ort die Mei-nung sagen kann, ohne vorhermehrere Briefe an eine Verwaltungin Frankfurt oder Berlin schreibenzu müssen, war er wieder bessererLaune. Er schaute sich die Ausstel-lung interessiert an und äußerteden Wunsch, die Leute mal zutreffen. Ich lud ein paar meiner

Günter Zint, selbst ein Origi-nal auf St. Pauli und bekanntwie ein bunter Hund, schriebden sehr persönlichen Nach-ruf auf Willi Bartels, der am 5.November 2007 gestorben ist.Bartels wurde 92.

Willi und Gisela Bartels:Zwei Leben für St.Pauli

SERIE ORIGINALE AUF ST. PAULI

Willi Bartels mit Ernst Bader (links) und Harry beim Hafenbasar in der St. Pauli Hafenstraße.

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Freunde aus der Hafenstraße insHotel Hafen Hamburg ein und wirunterhielten uns 2 Stunden langmit Willi Bartels in der Tower-Bar.Bei meinem nächsten Treffen mitWilli Bartels meinte er: „Das wa-ren aber nette junge Leute. Wenn ich15 Jahre jünger wäre, könnte ich mirvorstellen, die Häuser zu kaufen,aber in meinem Alter kann ich mirdas nicht mehr antun.“ Er wardamals schon über 70 Jahre alt.

Das ST.PAULI MUSEUM konn-te ich 1991 nur durch die finanzi-elle Unterstützung von zwei Per-sonen eröffnen: Dem Komponistund Schlagertexter Ernst Bader,der in den Kriegsjahren in Loka-len von Willi Bartels als Alleinun-terhalter am Klavier arbeitete undspäter viel Geld mit den Liedernvon Freddy Quinn, Charles Azna-vour und anderen Stars verdiente.Ernst und Willi Bartels investier-ten in das Museum und fehltenauf keiner unserer Veranstaltun-

gen. Zwischen den beiden liefüber die Jahre ein „Running Gag“.Immer, wenn sie sich trafen, fragteErnst Bader: „Hallo Willi, brauchstDu Geld?“ “Na klar!“ war die Ant-wort und ein Hunderter wechseltedie Hosentaschen. Später stecktemir Willi mit der Bemerkung „fürsMuseum“ den Hunderter zu.Immer wenn ichdachte, nun geht dasMuseum den Bachrunter, kam eineSpende von ErnstBader oder WilliBartels. Als unserVereinskonto beider Reeperbahn-Fili-ale der COMMERZ-BANK (im Volks-mund Bartelskasse– da dort fast alleMietkonten liefen)einmal über 30.000DM in den Miesenwar, dachte ich

schon ans Aufgeben. Da bekamich plötzlich einen Kontoauszug,auf dem wir wieder im Plus wa-ren. Besorgt fragte ich beim Filial-leiter nach, ob das eine Fehlbu-chung ist. Seine Antwort: Ich habHerrn Bartels unter Umgehungdes Bankgeheimnisses von EurenProblemen erzählt. Da hat er das

SERIE ORIGINALE AUF ST. PAULI1948: Willi Bartels rechtsneben Hans Albers.

Willi Bartels auf der Geburtagsfeier von Erwin Ross am 24. Oktober 2007.

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SERIE ORIGINALE AUF ST. PAULI

Konto glatt gemacht. Ich war überdiesem Bruch des Bankgeheimnis-ses nicht böse.

In den 80er Jahren saß WilliBartels schon sehr früh morgensim INTERRAST Hotel, da er einFrühaufsteher war. Wenn es 9 Uhrwar, ging er nach nebenan zur„Bartelskasse“, um einen dickenPacken Kontoauszüge abzuholen.Dann fuhr er in seinem weißenMercedes zum Hotel Hafen Ham-burg und setzte sich mit seinerProkuristin an den Stammtisch inder Bar gleich neben der Rezepti-on. Ich hatte mehrfach das Vergnü-gen, diesen Besprechungen beizu-wohnen. Seine Kommentare undAnmerkungen waren kabarettreif.„Sind die Fensterputzer verrückt ge-worden, für den Preis bekomm ichdoch schon neue Fenster“, oder:

„Das Gerüst muss wohl aus Gold ge-wesen sein“ und „ … für den Preishätte ich das lieber selbst gemacht“.Diese Bemerkungen waren aberkeineswegs flapsig gemeint. Willihatte jeden Stundenlohn im Kopfund konnte auf einen Blick fest-stellen, wenn da was nicht kor-rekt abgerechnet war.

Ein weiteres Erlebnis zeigt,wie großzügig der „sparsame“ Wil-li auch sein konnte. Ein Freundvon mir ist Arzt auf St.Pauli. Eineseiner Patientinnen war plötzlichauf einen Rollstuhl angewiesen,wohnte aber in einem Bartelshaus

im 3. Stock. Ich vermittelte einTreffen und Willi sorgte umge-hend für eine ebenerdige Woh-nung. Einer anderen Frau, die ihmunter Tränen gestand, dass sie dieMiete nicht mehr schafft, wurde

auch geholfen. Siewohnt noch heutein einer Bartels-wohnung. Ich wareinmal mit ihmauf der GroßenFreiheit unter-wegs, als er mit ei-nem Pächter ein„ernstes Wort“ we-gen ausstehenderMieten führenmusste. „Wie vielkannst du dennmonatlich zahlen,

damit hier die Lichter nicht ausge-hen?“ war seine pragmatische Fra-ge. Man einigte sichauf eine reduzierteMiete. Als das SALAM-BO 1983 abbrannte,war Rene Durand amEnde, da es kaum mög-lich ist, ein Lokal aufder Großen Freiheit zuversichern. Willi halfunbürokratisch und 3Monate später wurdemit seiner Hilfe dasSALAMBO wieder er-öffnet.

Das EhepaarBartels in den1960er Jahren.

Willi Bartels mit dem damaligen Bürgermeister HenningVoscherau.

WilliBartels

anseinemStamm-

tisch.

Zur Jahreswende 2000 tanzteWilli noch mit seiner Gisela imgerade eröffneten großen Ballsaalhoch über dem Hotel Hafen Ham-burg in das neue Jahrtausend.Kurz darauf starb Gisela Bartels.Willi war untröstlich und er ver-brachte viel Zeit an Giselas Grab.Seine Freunde fürchteten schon,dass Willi nun auch aufgebenwill. An der Seite seiner neuen Le-bensgefährtin Josefine rappelte ersich doch wieder auf und ver-brachte noch 7 ereignisreiche Jah-re, die mit der Eröffnung des Ho-tel Empire Riverside auf dem Ge-lände des Brauquartiers, wenigeTage vor seinem Tod, ihren Höhe-punkt fanden.

Am 24. Oktober, eine Wochevor seinem plötzlichen Tod, feier-ten Willi und Josefine mit unsden 81. Geburtstag von ErwinRoss im ST.PAULI MUSEUM. Indieser Woche wollten wir unsnoch einmal treffen, um Muse-umsangelegenheiten zu bespre-chen. Daraus wurde nun leidernichts mehr.

Sein gemütliches „Setzt dichher min Jung“, mit dem er mich re-gelmäßig an seinem Stammtischempfing, werde ich sehr vermis-sen.

Danke Willi, danke Gisela.Wir werden Euch vermissen, abernicht vergessen, so lange wir le-ben.

Günter Zint \

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GELD FÜR ST. PAULI

Das war neuer Rekord! Rundeintausend große und kleine La-ternenläufer wurden am 16. No-vember gezählt, als engagierte Un-ternehmer aus dem Sanierungsge-biet mit Unterstützung des Verfü-gungsfonds nun schon zum vier-ten Mal zum Laternenumzug „St.Pauli leuchtet“ einluden und mitSuppe, Würstchen, Schmalzbro-ten, Lebkuchen und Punsch die St.Paulianer am Ende verwöhnten.Mit einem solchen Andrang hattekeiner gerechnet und so waren dieKochtöpfe im Handumdrehen ge-leert und nicht einmal für die Frei-

willige Feuerwehr Altona und dieBeamten des Polizeikommissari-ats 16, die die Veranstaltung be-gleiteten, blieb etwas übrig. Auchdie Mägen der Musiker des Spiel-mannszugs Music & Show Ad-ventures blieben leer. „Das mussanders werden“, so das einhelligeFazit der Veranstalter, „nächstesJahr brauchen wir mehr Essen,mehr helfende Hände und einenzusätzlichen Spielmannszug, da-mit bei der großen Anzahl an La-terneläufern überall die Musik gutzu hören ist.“ An dieser Stelle alsogleich der Aufruf an die Gewerbe-treibenden, sich noch zahlreicheram nächsten Laternenumzug zubeteiligen, der wieder im Novem-ber als „krönender Abschluss“ der

Laternensaison stattfinden wird.Für das vergangene Jahr gilt derDank der Blumenbinderei Saint-paulia, Café Absurd, Café Miller,Edeka Markt Holst, FeinkostSchnalke, Mini Grill, RestaurantNil, Wilde Erdbeere, Friedenskir-che Altona, Polizeikommissariat16, der Freiwilligen Feuerwehr Al-tona, Copy Office und der SPD St.Pauli, die mit ihren Spenden und

Anfang eines jeden Jahres, soschreibt es die Geschäftsordnungdes Arbeitskreises Verfügungs-fonds vor, werden die acht Mitglie-der vom Sanierungsbeirat aus des-sen Reihen neu gewählt. Auf derSanierungsbeiratssitzung am 8. Ja-nuar 2008 wurden nun im Amt be-stätigt, beziehungsweise neu hin-zu gewählt: Elisabeth Füngers,Marlies-Ina Schnalke, ReginaHinz, Walter Becker, ChristineSchollmeier, Otto Carlberg, Jens-Thomas Kleinikauf und JudithSwizynski. Unseren Dank nocheinmal an alle, die im Vorjahr eh-renamtlich ihre Zeit für diesesGremium zur Verfügung gestellthaben. Aufgabe des ArbeitskreisesVerfügungsfonds ist es, über dieBewilligung der Anträge an denVerfügungsfonds zu entscheiden.Im vergangenen Jahr tagten dieMitglieder acht Mal und stimmtenüber insgesamt 24 Anträge ab, von

denen 21 angenommen wurden.Gefördert wurden dabei vier Ange-bote für Kinder und Jugendliche,eine Nachbarschaftsinitiative,neun Projekte von Einrichtungenauf St. Pauli, vier kulturelle Veran-staltungen sowie drei Straßenfes-te. Auch in diesem Jahr stellt dasBezirksamt Hamburg-Mitte wiederMittel in Höhe von 20.000 Eurofür den Stadtteilfonds zur Verfü-gung, um kleinere Projekte undMaßnahmen zu unterstützen, diedie Stadtteilkultur beleben, Begeg-nungen ermöglichen, Beschäfti-gung fördern, nachbarschaftlicheKontakte stärken, Selbsthilfe undEigenverantwortung fördern. An-tragsformulare für den Verfü-gungsfonds und freundliche Bera-tung erhalten Sie im Stadtteilbüroder steg in der Paul-Roosen-Straße13.

Ingrid Schneider \

Verfügungsfondswieder in Höhevon 20.000 Euro

Gewerbe und Verfügungsfondsließen St. Pauli leuchten

ihrem Einsatz diesen tollen Later-nenumzug mit auf die Beine ge-stellt haben. Wenn Sie als Unter-nehmerin oder Unternehmer imnächsten Jahr dabei sein wollen,melden Sie sich einfach per Mailunter [email protected] unter 317 35 66 bei der stegim Stadtteilbüro St. Pauli.

Ingrid Schneider \

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DAS LETZTE

ADRESSENsteg

Stadterneuerungs- und Stadtent-wicklungsgesellschaft HamburgmbH, Schulterblatt 26-36,20357 Hamburg,Telefon 4313 930, Fax 4313 9313,Internet www.steg-hamburg.de

StadtteilbüroPaul-Roosen-Straße 13,22767 Hamburg,Telefon 317 35 66,Fax 317 96 491,Gebietsbetreuung: Ingrid Schneider,Ralf StarkeE-Mail [email protected]

Bezirksamt Hamburg-MitteFachamt Stadt- undLandschaftsplanung

Klosterwall 8Städtebauliche Sanierung:Frau Schmitt, Tel. 42854 - 4409Sanierungsrechtliche Genehmi-gungen:Herr Marquardt, Tel. 42854 - 4747

Fachamt BauprüfungKlosterwall 6, Frau Müller, Tel.42854 - 4646, Sprechzeiten: Mo.,Mi., Fr. 9 - 11 Uhr, Do. 13 - 15 Uhr.

Fachamt Grundsicherung u. SozialesKlosterwall 2, Sprechzeiten:Mo. 8 - 16 Uhr, Di. 8 - 12 Uhr.Wohnungsabteilung: Frau Gott-schling, Tel. 42854 - 4550,Wohngeld: Herr Großer,Tel. 42854 - 4604.

Fachamt Verbraucherschutz,Gewerbe, Umwelt

Klosterwall 2Wohnraumschutz:Tel. 42854 - 4619.Wohnungspflege:Tel. 42854 - 4589.

Ortsdienststelle St. PauliSimon-von-Utrecht-Straße 4a,Kundenzentrum: ServicezeitenMo. 8 - 16 Uhr, Di. 7 - 12 Uhr,Do. 8 - 18 Uhr, Fr. 8 - 12 Uhr.Tel. 42854 - 7999.Jobcenter St. Pauli: Mo., Di., Do.,Fr. 8 - 12 Uhr, Do. für Berufstätige16 - 18 Uhr. Terminvereinbarungunter Telefon 2485 - 1999.

Behörde für Stadtentwicklung undUmwelt BSU

Amt für Wohnen, Stadterneuerungund Bodenordnung, Wexstraße 7Modernisierung:Frau Garbers, Tel. 42840-8436.

FinanzbehördeImmobilienmanagementDammtorstr. 7Frau Nippert: Tel. 42823 - 4042.

Auf in die nächste Runde unse-res kleinen Rätsels über St. Paulivon damals und heute. Kutschenwie auf dem Foto gibt es auf St.Pauli heute nicht mehr zu sehen,nur den Antrieb – das Pferd – dür-fen wir einmal im Jahr zum gro-ßen Laternenumzug „St. Paulileuchtet“ noch erleben. Die Zeitenändern sich halt. Das Foto istschließlich auch schon vor rund75 Jahren entstanden, was mankaum vermuten mag, da es an denGebäuden kaum Veränderungen

gibt. Nur die Zwei- und Vierbeinerwerden vermutlich nicht mehr un-ter uns weilen. Und den Ladengibt es auch nicht mehr. Dort istinzwischen ein … Aber nein, Siesollen doch erraten, um welcheStraße es sich handelt. So schwerdürfte es dieses Mal nicht sein,wenn Sie die Gebäude am linkenBildrand mit beachten. Und nochein Tipp: Über die Straße berich-ten wir in dieser Ausgabe derQuartiersnachrichten noch an an-derer Stelle. Die Auflösung gibt es– wie immer – in der nächstenAusgabe im Juni.

Vielen Dank dieses Mal wiederan das St. Pauli Archiv, das uns dasFoto zur Verfügung gestellt hat. Beider Gelegenheit möchten wir auchgerne auf die nächsten Rundgängedes Archivs durch St. Pauli hinwei-sen. Es ist allerdings noch ein biss-chen hin, da im Winter eine Pauseeingelegt wird. Los geht es wiederam Sonntag, den 13. April, um 15.00Uhr mit dem Rundgang „... undabends in die Flora“ - Aktuelles undHistorisches zwischen Wasserturm,Schlachthof und Flora. Treffpunkt

ist am Aus-gang Schan-zenstraßedes S-Bahn-hofs Stern-schanze.Eine Wochespäter, amSonntag,den 20.April geht esum 11.00Uhr unterdem Titel„Nur nochMesse,Mode und

Moneten????“ ums Wohnen und Ar-beiten im Karolinenviertel. Treff-punkt zu diesem Rundgang ist ander Alten Rinderschlachthalle, Neu-er Kamp 30, gegenüber der U-Bahn-Station Feldstraße.

Mehr Infos gibt es direkt beim St.Pauli-Archiv in der Wohlwillstraße28 oder unter Telefon 319 47 72 undim Internet unter www.st-pauli-archiv.de. Telefonisch ist das Archivvon Dienstag bis Freitag zwischen10 und 13 Uhr zu erreichen. Die re-guläre Öffnungszeit ist montags von17 bis 19 Uhr.

Ralf Starke \

Serie St. Paulianno dazumal