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Rechtliche Fragestellungen im Hilfsmittelbereich Dr. Oliver Esch 22. September 2010, Düsseldorf Hilfsmittelforum von BVMed und BAG Selbsthilfe

Rechtliche Fragestellungen im Hilfsmittelbereich

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Page 1: Rechtliche Fragestellungen im Hilfsmittelbereich

Rechtliche Fragestellungen im HilfsmittelbereichDr. Oliver Esch

22. September 2010, Düsseldorf Hilfsmittelforum von BVMed und BAG Selbsthilfe

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Überblick

• Rechtslage nach SGB V

• Entwicklung der Rechtsprechung bei Ausschreibungen

• Regelungsbefugnis der Krankenkasse

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Rechtslage SGB V (nach GKV-OrgWG und AMNOG)

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Anwendbarkeit EU-Vergaberecht

• Geltung (EU-) Vergaberecht in § 69 SGB V grundsätzlich vorgesehen

• Rechtsweg: Vergabekammer → OLG (nach GKV-OrgWG zuvor: LSG)

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Versorgungsberechtigung nur bei Vorliegen eines Versorgungsvertrages § 126 SGB V

• zwingendes Erfordernis eines Versorgungsvertrages (§ 126 SGB V)

• Möglichkeiten:

– § 127 Abs. 1 SGB V

– § 127 Abs. 2 SGB V

– [§ 127 Abs. 3 SGB V]

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§ 127 SGB V

• "Kann"-Bestimmung bzgl. Ausschreibungen (Abs. 1)

• Kriterien für für Ausschreibungen mangels Zweckmäßigkeit nicht geeignete Bereiche vorgesehen (Abs. 1a)

• Bei Nichtdurchführung einer Ausschreibung: Einzelverträge ohne Ausschreibung möglich (Abs. 2)

• Beitrittsrecht zu Einzelverträgen (Abs. 2a)

• ggf. Einzelvereinbarung (Abs. 3)

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LSG NRW, Beschluss v. 14.04.2010*

• Systematik des § 127 SGB V vergaberechtskonform

• EU-rechtliche Grundprinzipien gewahrt

• keine generelle Ausschreibungspflicht

• gesetzliche geregeltes Beitrittsrecht gewährt keine Sonderstellung im Wettbewerb

*L 21 KR 69/09 SFB; MAKO ./. Knappschaft u.a.

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Bestehende § 127 Abs. 2 - Verträge

• wirksam

• kein Nichtigkeitsrisiko nach § 13 VgV a.F. (§ 101b GWB)

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Wege zum Vertrag

• Ausschreibungsvertrag (exklusiv), § 127 Abs. 1

• "Verhandlungs- / Beitrittsvertrag" (nicht exklusiv), § 127 Abs. 2 und 2a

• Einzelvereinbarung, § 127 Abs. 3 (Ausnahme)

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Schlussfolgerungen

• Grundsatz:– Versorgung nur durch Vertragspartner (Vertragsprinzip)

– Rahmenverträge (Einzelverträge nach § 127 Abs. 3 Ausnahme)

• Auswahl der Vertragspartner:– durch Ausschreibung

– durch Direktvertragsschlüsse (mit Beitrittsrecht)

– Wahlrecht der Kasse

– keine (Regel-) Versorgung über Einzelverträge (§ 127 Abs. 3)

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Entwicklung der Rechtsprechung bzgl. Ausschreibungen im HM-Bereich

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Rechtsprechung der Vergabekammern und Vergabesenate

• seit Beschluss des LSG NRW vom 14.04.2010: keine Sachentscheidung mehr zu Ausschreibungspflichten nach § 127 SGB V

• Kassen gehen überwiegend gem. § 127 Abs. 2 SGB V vor

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Aktuelle Situation / Ausblick

• aktuell insbesondere 2 große Vergabeverfahren im HM-Bereich nach § 127 Abs. 1 SGB V

– BARMER GEK (Inko-Versorgung)

– KKH-Allianz (Inko-Versorgung)

• im Falle von Nachprüfungsverfahren keine (tragenden) Feststellungen zur Ausschreibungspflicht nach § 127 Abs. 2, 2a SGB V zu erwarten

• Vergabekammern des Bundes hatten in 2009 noch Ausschreibungspflicht i.R.v. § 127 Abs. 2 SGB V bejaht

• Auffassung des zuständigen OLG Düsseldorf offen

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Regelungsbefugnis Krankenkasse / sozialgerichtliche Rechtsprechung

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Zustandekommen eines Beitrittsvertrages

• Voraussetzungen:

– Bestehen eines (beitrittsfähigen) Vertrages

– Beitritt zu konkretem Vertrag

– keine Versorgungsberechtigung kraft eigenen Vertrages

• Rechtliche Ausgestaltung:

– eigenständiger Vertragsschluss

– wirksam mit Annahme des Beitritts (Angebot) durch Kasse

vgl. eingehend LSG Baden-Württemberg, Beschluss v. 15.03.2011, L 11 KR 4724/10 ER-B

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Erfüllen aller gesetzlichen und vertraglichen Anforderungen

• Beitrittsvertrag kommt wirksam zustande erst wenn

– gesetzliche (Eignungs-) Voraussetzungen gem. § 126 Abs. 1 SGB V und

– die vertraglichen Anforderungen erfüllt sind

– (vgl. SG Dresden, Beschl. v. 01.06.2010, S 15 KR 119/10 ER)

• kann ggf. rechtlich abweichend beurteilt werden

• Unterscheidung zw. Eignung / Vertragsausführung

• im Einzelfall ggf. problematisch

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Erfüllen aller vertraglichen Bedingungen

• Grundsatz § 127 Abs. 2a SGB V: "zu den gleichen Bedingungen"

• d.h. vollständige Erfüllung aller vertraglichen Bedingungen

• einschließlich z.B. Abdeckung Produktgruppen und Vertragsgebiet

• grds. zulässig im Hinblick auf Art. 12 Abs. 1GG, sofern

– Einschränkung der Berufsausübung durch vernünftige Gründe des Allgemeinwohls (hier: Wirtschaftlichkeit und Qualität der Leistungserbringung in der GKV) gerechtfertigt

– vgl. BSG, Urt. v. 22.07.2004 (B3 KR 12/04 R, unter Hinweis auf BVerfG, Beschl. v. 16.07.2004, 1 BvR 1127/01)

• Frage, welche Anforderungen / Bedingungen konkret zulässig sind, ist bislang offen (Bsp. Verbandsverträge)

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Schlussfolgerungen

• weitere sozialgerichtliche Rechtsprechung zu erwarten

• Beteiligung an Verhandlungsverfahren nach § 127 Abs. 2 SGB V sinnvoll

• Ansonsten: Gefahr willkürlicher Vorgabe von Vertragskonditionen

• Anforderungen an Bekanntmachung und Information nach § 127 Abs. 2 SGB V noch zu entwickeln

• Umfassendes Informationsrecht über den Inhalt von bestehenden Hilfsmittelverträgen

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Schlussfolgerungen

• Beitrittsmöglichkeit muss jederzeit bestehen (kein „Zeitfenster“ im Sinne einer Bewerbungsfrist)

• Voraussetzungen des Vertrages sind zu erfüllen

• ggf. Anspruch auf abweichende Vertragsgestaltung (Einzelfallprüfung)

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Ausblick

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Dr. Oliver EschRechtsanwalt / PartnerOsborne ClarkeInnere Kanalstraße 15D-50823 KölnT +49 (0) 221 5108 4090M +49 (0) 221 5108 [email protected]