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Rechtsrock als Gegenstand des Musikunterrichts (Einige Begriffe sind mit Links versehen!)

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Rechtsrock

als Gegenstand des Musikunterrichts

(Einige Begriffe sind mit Links versehen!)

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Ziele:

• Sensibilisierung ohne Diskriminierung

• S. sollten erkennen, dass es keine rechtsradikale Musik, sondern nur rechtsradikale Texte gibt.

• S. verstehen, inwieweit Rechtsextremismus eine Form von Subkultur ist.

• S. lernen, dass die Funktionalität der Musik der anderer Subkulturen vergleichbar ist.

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Achtung:

• L. muss kritische Distanz wahren und eindeutig Stellung beziehen!

• L. sollte sich im Klaren sein, welche Musik, welche Texte indiziert sind, welche Symbole und Gesten unter den Aspekt der Verfassungsfeindlichkeit fallen und Schüler dezidiert darauf hinweisen.

• L. kann die Gesinnung nicht immer ablesen; d.h. bei Vorträgen zum Thema auf „Nummer sicher“ gehen und sich Text, Begleitmaterial und Musik vorher ansehen.

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Grundlegende Fragen:

• Ist es nicht gefährlich, sich im Unterricht detailliert mit dem Phänomen Skinhead-Musik auseinanderzusetzen?

• Gibt man dadurch nicht Neonazis und Rassisten unfreiwillig eine Bühne, macht man dadurch nicht Menschen verachtende Texte hoffähig?

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Skinhead-Musik als Gegenstand interkulturellen Lernens (nach F. Tippe)

• Erweiterung des „Empathie-Begriffes“:– nicht: Verständnis und Respekt dem Fremden

gegenüber– sondern: Erkennen und Definieren des Eigenen;

Ziel: interkulturelles Lernen als Definition dessen, was das Eigene vom Fremden trennt (eigener Standpunkt!)

• S. soll lernen, mit dem Fremden umzugehen, ohne es einfach zu ignorieren oder zu akzeptieren.

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Geschichte der Skinhead-Musik – ein Überblick:

• entsteht Ende der 60er in England• Gegenbewegung zur mittelständischen Hippie-Bewegung• Doc-Martens-Stiefel, gekürzte Jeans und Hosenträger

waren ursprünglich Ausdruck der Zugehörigkeit zur Arbeiterklasse

• asiatische Einwanderer und Schwule waren Ziel ihres Hasses

• Interessant: jamaikanische „rude boys“ waren ihre Vorbilder (kurz geschorene Haare und sie hörten: Ska und Reggae)

• Es gibt zu dieser Zeit sogar schwarze Skinheads.

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Geschichte der Skinhead-Musik – ein Überblick:

• frühe 70er: Skinheads spielen kaum noch eine Rolle

• Erst ab 1977 (mit Aufkommen der Punk-Bewegung) erstarken auch die Skins wieder.

• hören Bands wie „Sham69“, „Angelic Upstarts“, „Cockney Rejects“, die Grundlage für spätere „Oi!Music“ sind

• Zunächst ist die Oi-Music-Zuhörerschaft eine bunte Mischung aus Punks, Hooligans, Skins und anderen – wichtig: Hass auf das Establishment.

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• Shame 69Angelic Upstarts

• Cockney Rejects

Shame 69Shame 69 Angelic UpstartsAngelic Upstarts

Cockney Rejects

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Geschichte der Skinhead-Musik – ein Überblick:

• Erst Anfang der 80er kommt es zu einer breiteren Politisierung der Skin-Bewegung; initiiert durch Ian Stuart Donaldson, Frontman der Band „Screwdriver“.

• Mit Hilfe der rechtsradikalen Partei „National Front“ entsteht die Bewegung „Rock Against Communism“ und später das Label „White-Noise Records“.

• Ab 1986 veröffentlicht er das Neonazi-Musik-Magazin “White Noise“.

• 1987: Gründung der „Blood&Honour“-Bewegung

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Geschichte der Skinhead-Musik – ein Überblick:

• Nachdem Donaldson bei einem Autounfall (1993) stirbt, übernimmt die Gruppe „Combat 18“ die Führung der „B&H“-Bewegung und gründet das Label „ISD-Records“.

• 1995: „Barbecue in Rostock“• Rechte Parteien wie „British National Party“,

„National Front“ oder „British Movement“ nutzen rechtsradikale Musik für ihre Zwecke und unterstützen viele Bands auch finanziell.

• Nächste Seite: Startseite von „Blood & Honour“• (www.bloodandhonour.com)

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Skinhead-Kultur in Deutschland:

• erst Ende der 70er in Deutschland• Vorreiter: „Böhse Onkelz“ und „Kraft durch

Froide“• Jürgen Schwab: „Ein nationales Netzwerk ist zu

schaffen, das tief in den vorpolitischen und kulturellen Raum hinein reicht. Nationalismus muss jungen Leuten als ein spannendes Erlebnis oder gar Abenteuer verkauft werden. Hierzu ist langfristig eine möglichst große Bandbreite an Medien abzudecken (Zeitschrift, Buch, Tonträger, Film, Video, Internet usw.).“ (Zit. Nach Tippe, S. 372)

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Ein Rechtsrock-Lied und seine „Bedeutungsdimensionen“

Böhse Onkelz: Skinhead

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Entstehung:

• 1981: Demotape• später auf dem Bootleg „Hausmannskost“

erschienen• 1983: Bootleg „Mülla Milch“• Anfang 1983 wenden sich die Onkelz

offiziell der Skinhead-Bewegung zu. Der Song „Skinhead“ wird später in „Stolz“ umbenannt.

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Einer von vielen mit rasiertem Kopf, Du steckst nicht zurück, denn Du hast keine Angst! Shermans, Braces, Jeans und Boots, die Deutschlandfahne, denn darauf bist Du stolz! Man lacht über Dich, weil Du Arbeiter bist, Doch darauf bin ich stolz, ich hör' nicht auf den Mist!

Refrain: Du bist Skinhead - du bist stolz! Du bist Skinhead - schrei's heraus! Du bist Skinhead - du bist stolz! Du bist Skinhead - schrei's heraus!

Du hörst Onkelz, wenn Du zu Hause bist, Du bist einer von ihnen, denn Du bist nicht allein! Du bist tätowiert auf Deiner Brust, denn Du weisst, welcher Kult für Dich am besten ist! Die Leute schau'n auf Dich mit Hass in den Augen, Sie schimpfen Dir nach und erzählen Lügen über Dich!

Refrain: Song anhören(Quelle Text: Transkription des Songs)

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Begriffe:

(Ben) Sherman

Braces

Boots (&Braces)

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Stefan Weidener zu den frühen Texten:

„Die Texte waren eine Dummheit, aber damals eine Reaktion auf unsere Straßenerfahrung. Wir sind damals fast täglich mit türkischen Jugendgangs in Schlägereien verwickelt worden.“

Wie glaubhaft?! (Anti-NPD-Ansage)

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Skinhead-Kultur in Deutschland:

• Ableger von „Blood&Honour“ finden sich auch bald in Deutschland.

• ebenso Ableger der „Hammerskins“ (USA)• Rechtsradikale Bands wie „Störkraft“, „Landser“• Am 14. September 2000 wird die deutsche

„Blood&Honour“-Gruppierung durch Innenminister Schily verboten.

• Erschreckend: zunehmend entdecken Mädchen und Frauen die rechte Bewegung für sich – sie sind nicht weniger gewaltbereit als ihre männlichen „Kollegen“.

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Gegenstrategien – Reaktionen?

• problematisch und unglaubwürdig

• witzig aber glaubhaft

• gekonnt und glaubhaft

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Fazit:

• Grundlegende Kenntnis von Geschichte, Musik, Symbolik der rechtsradikalen Subkultur ist unabdingbar.

• Analyse von Texten und deren Querverweisen sollte im Vordergrund stehen – oft sind rechte Tendenzen erst auf den zweiten Blick zu erkennen.

• Extremistische Einstellungen, die über Musik transportiert werden, gibt es nicht nur „rechts“ – genauso auch „links“.

• Sensibilisierung der Schüler dahingehend, dass die Grenze zwischen gesundem Nationalstolz und nationalistischen, rassistischen Tendenzen fließend ist.

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Literatur:

• Jürgen Terhag: Die rechtsextreme Jugendmusikszene – Eine musikpädagogische Gradwanderung zwischen Aufklärung und Affirmation. In Terhag/Ansohn: Musikunterricht heute. Bd. 5. S. 354 – 365. (Oldershausen, 2004.)

• Florian Tippe: Unpolitische Hools, intelligente Neonazi, schwarze Skinheads und religiöse Rassisten – Skinhead-Musik als Gegenstand interkulturellen Lernens? In: Ebd. S. 368 – 374.

• Nathalie Siebert: Mädchen und Frauen in rechtsextremer Subkultur und Musikszene – Zusammenfassung einer Studie von R. Feldmann und K. Döhring. In: Ebd. S. 375 – 386.

• Archiv der Jugendkulturen (Hrsg.): Reaktionäre Rebellen – Rechtsextreme Musik in Deutschland. Berlin, 2001.

• Glaser / Pfeiffer: Erlebniswelt Rechtsextremismus. Bonn, 2007.• Büsser, Martin: Wie klingt die neue Mitte? Rechte und reaktionäre Tendenzen

in der Popmusik. Mainz, 2005.• Dornbusch / Raabe (Hg.): RechtsRock. Bestandsaufnahme und

Gegenstrategien. Münster, 2002.• Fischer / Reichert: Rechtsradikale Musik als Gegenstand des

Musikunterrichts. In: Ebd. S. 387 – 402.• Anne Niessen: Rechtsrock im Musikunterricht? In: lehrer-online, 2003.