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3/2012 3,90 EUR ISSN 1614-2837 www.regjo-leipzighalle.de 30. AUSGABE REGJO Das Magazin für Wirtschaft und Kultur aus Mitteldeutschland MEHR RAUM

REGJO 03/2012

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REGJO 03/2012

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Page 1: REGJO 03/2012

3/2012 3,90 EURISSN 1614-2837

www.regjo-leipzighalle.de

30. AUSGABEREGJODas Magazin für Wirtschaft und Kultur aus Mitteldeutschland

MEHR RAUM

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IHR ZUHAUSE IN LEIPZIG

Mitten in der historischen Altstadt von Leipzig

liegt das 4-Sterne Seaside Park Hotel. Hinter

der denkmalgeschützten Fassade finden Sie

288 Zimmer im Art-Deko-Stil, einen Well-

nessbereich, Tagungs- und Banketträume, das

„Nikolai Bistro“ und den „Steaktrain“, das etwas

andere Steakrestaurant.

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Erleben Sie kulinarische Höhepunkte in stilvollem Ambiente

Genießen Sie täglich von 18 bis 24 Uhr unsere Steaks aus

US Rumpsteak oder vom Holstein Rind gegrillt auf einem

300 °C heißen Lavagrill und ergänzen Sie dazu diverse Saucen

und frische Beilagen. Unsere Tatars vom Rind, Lachs oder Thun-

fisch sind ein ganz besonderes Geschmackserlebnis.

Richard-Wagner-Str. 7 · 04109 Leipzig · Tel.: 03 41/98 52-0 · Fax: -750

»Mehr Raum für mehr Werte«

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

ab 30 ist alles anders? In eigener Sache dürfen wir Sie auf das allerherzlichste mit der 30. REGJO-Hauptausgabe überraschen. Auf 150 Seiten portraitieren wir bild- und wortreich die faszinierende und stets noch mit einem Pioniergeist umgebene Region Mitteldeutschland. Von einem innovativen Radiosender aus Sachsen-Anhalt und der Berührung der slawischen Seele, dem Netzwerk auf hoher See bis zur Anleitung zur Bürgerbeteiligung berichten wir in der Rubrik „Innovation & Tradition“. Unser Titelthema lädt ein zu einem Stadt- und Höfe-Spaziergang in architektonischer Schönheit und Genialität und unternimmt einen Ausflug in die neue Freiheit auf und an den Seen der Region. Hier liegt die Zukunft zum Greifen nah, für Bewohner und Touristen. Der Verbund der Seen wird definitiv eine eigene Seenplatte im mitteldeutschen Raum bilden.

Kunst am Bau mit 1 Prozent? Wir zeigen, wie Kostüme um den bebauten Raum gelegt werden und warum das Völkerschlachtdenkmal schon damals das Denk-Mal war, das es heute ist. Den roten Faden spinnen wir im Kulturteil weiter und verbinden die Kunst mit der Architektur. Was haben Richard Wagner und Sebastian Speckmann gemeinsam? Beide sind Teil der Kultur in Vergangenheit und Gegenwart und finden Raum und Platz im 40-seitigen Kulturteil.

Wir wünschen Ihnen echten Lesespaß; charmant, erklärend, wissend und mit einem Zwinkern. Denn Naivität ist die Kunst, noch berührt zu werden.

Herzlichst,Ihr Claus-Peter Paulus

Ein Unternehmen der LBBW-Gruppe

Erste deutsche Dampflokomotive „Saxonia“

Konstrukteur: Prof. Johann Andreas Schubert

Deutschland, Wernesgrün (Vogtland), 1838

Antrieb. Made in Germany.Mit der regional verwurzelten Sachsen Bank.

eines erfahrenen, flexiblen Finanzdienstleisters und die besondere

Kundennähe einer eigenständig agierenden Regionalbank. Weitere

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Die Dampflokomotive steht für Antriebskraft und Fortschritt. So

wie die Sachsen Bank mit ihrem leistungsstarken und zukunftswei-

senden Produkt- und Dienstleistungsangebot. Als ein Unternehmen

der LBBW-Gruppe bietet sie Ihnen die umfassende Kompetenz

1440500-449 LBBW Imagekampagne Sachsenbank, Anzeige „Saxonia“ mit Störer, Format: 235 x 303 mm + 5 mm Beschnitt, Titel: Regio für WiRaum Leipzig_ET: 16.03.2011_OF 14.03.10, ak

Für Sie vor Ort in Mitteldeutschland:

in Chemnitz, Dresden, Erfurt, Halle,

Leipzig und Magdeburg.

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REGJO INHALT 3

Buchbar unter Stichwort „Regjo Sorglospaket“ nach Verfügbarkeit im Zeitraum 16.-28.12.2012

Leipzig „Sorglospaket“ zur Advents- und Weihnachtszeit

· Zwei Übernachtungen für zwei Personen im Art-Deco-Doppelzimmer· inkl. Seaside Frühstücksbuffet· ein winterlicher Welcomedrink· ein Abendessen im Restaurant Weihnachtliches 3-Gang Menü, inkl. einem Getränk zum Essen· Kostenfreie Nutzung des Wellnessbereiches· Stadtrundfahrt mit dem Oldtimerbus· Eintrittskarten zum Besuch des Asisi Panometer Leipzig · Hin- und Rückfahrkarte mit den öffent- lichen Verkehrsmitteln zum Panometer

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Johannapark – Fotograf: Andreas Schmidt

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Energie & Umwelt

Einsparpotenzial und steigende Preise

KältespeicherWie aus Kälte Wärme wird

Kultur

TitelthemaWir haben uns unter dem Aspekt Bau-Kunst

in Mitteldeutschland umgesehen.

Wagners Sachsen200. Geburtstag von Richard Wagner

Tanztheater JenaTheater in Bewegung

Direktor Andreas Schulz im Interview

über den Sponsor‘s Club des Gewandhauses

Neue Austellung „Dämmerung“im Klinger Forum Leipzig

Georg BrückmannRealität der Absurdität

Kultur-TalenteWir stellen Künstler aus der Region vor

Designers' Open 2012Innovative Konzepte und Produkte

Bücherbox Mitteldeutschland

Werkleitz 2012European Media Artist

Kulturkalender Herbst 2012Eine Auswahl sehenswerter Veranstaltungen

Wussten Sie ...?

Impressum

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Veränderte Strukturen in der Bevölkerung und der Wirtschaft fordern die Stadt- und Re-gionalentwicklung heraus. Auch die Immobilienbranche muss die Raumentwicklung der Zukunft mit bedenken..

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Editorial

4 Köpfe – 4 Meinungen

Innovation & Tradition IHK zu LeipzigIm Interesse der Wirtschaft

dimensio informatics Wir stellen das Start-up-Unternehmen vor,

das sich Geschwindigkeit auf die Flagge

geschrieben hat.

Interview„Die Kultur der Beteiligung lernen“

Jahresringe Halle (Saale)Unternehmenserfolg mit 50plus

Regionale Wirtschaft

Lila KuhKunsthofpassage in Dresden

HutmacherinIn Paris auf den Hut gekommen

Sachsen Sail 2012Im Segelboot nach Riga

International SpiritMeets Slavic Soul

KinderbuchGabriel and the Cheeky Monkeys

Titel: Immobilien & Architektur

Interview mit Prof. U. HausmannStädteplanung ohne Dogma

Stadt, Land, FrustBauen & Wohnen Mitteldeutschland

Internationale BauausstellungDas Unmögliche möglich machen

Lebendige ErdeLehm als Baustoff

Halle (Saale) City-PortraitFeinste Veränderungen spüren

RKW ArchitektenKontinuierlich erfolgreich

LWB LeipzigWohnungsgesellschaft als Luftverbesserer

Flughafen Leipzig/Halle (Saale)Einsteigen und Durchstarten

Michael Fischer-ArtKunst im Großformat

VölkerschlachtdenkmalVon der Idee zur Entstehung

SeensuchtMitteldeutschland

Zwenkauer SeeEin Platz zum Anlanden

Immobilien GeiseltalseeGrund für Ferienhäuser und gewerbliche

Immobilien

Zeit für PläneTeilfreigabe Geiseltalsee

Baggerbiss Lindenauer HafenVisionen werden Wirklichkeit

Landkreis Leipziger LandDie Wasserwirtschaftsregion

Leipziger NeuseenlandWassertourismus um 22 Seen

BelantisInterview mit Nikolas Job

Wir haben uns unter dem Aspekt Bau-Kunst in Mitteldeutschland umgesehen. Das Kroch-hochhaus, das architektonisch an den Torre dell’ Orologio in Venedig erinnert, und andere Gebäude in Jena, Magdeburg, Dessau und Erfurt sind uns aufgefallen.

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Mark AretzChristian Carius Carmen Niebergal Dr. Ulrich Koenitz

Christian Carius, Thüringer Minister für Bau, Landesentwicklung und Verkehr:

„Seit vielen Jahren lebe und wohne ich in der Kreisstadt Sömmerda, im Herzen Thü-ringens. Mit der Familie. Dabei spielt das Miteinander der Generationen eine tra-gende Rolle. Aber auch der Freundeskreis und die Nachbarschaft sorgen für Heimat-verbundenheit und Lebensqualität. Der Bummel durch die schöne Altstadt mit ihrer historischen Stadtbefestigungsanlage faszi-niert immer wieder unsere Besucher. Und zum geselligen Beisammensein im Zentrum der Stadt laden gemütliche Kneipen und Restaurants ein. Sömmerda ist mir ans Herz gewachsen. Ich komme immer wieder gern nach Hause.“

Carmen Niebergal, Landesgeschäftsführerin des Bundesverbands für Wirtschaftsförde-rung und Außenwirtschaft Sachsen-Anhalt:

„Wir wohnen in einer schönen, mit alten Bäumen bestandenen Straße im Magdebur-ger Stadtteil Sudenburg. Eine Fabrikanten-

villa aus der Gründerzeit teilen sich heute fünf Mietparteien. Was uns an der Lage begeistert hat: im Grünen zu wohnen und zugleich mitten in der Stadt – ins Zentrum sind es nur wenige Minuten. Sudenburg ist noch ein bisschen wie ein Dorf. Beim Ein-kaufen hält man einen Schwatz mit der Fleischersfrau. Da ich als Selbständige zu Hause arbeite, genieße ich die großen hel-len Räume des alten Hauses und besonders den Garten, den wir gemeinsam bepflanzen und hegen und der mir Kraft gibt für neue Ideen.“

Dr. Ulrich Koenitz, Bauingenieur in Dresden:

„Wohnen bedeutet in der heutigen Zeit mehr als nur ein Dach über dem Kopf. Wir wohnen in einer Mietwohnung in ruhiger Lage, relativ zentrumsnah. Die gesellschaft-liche Infrastruktur, Kulturangebote, Kon-summöglichkeiten und die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel sind für uns neben der Heimatverbundenheit wichtige Aspekte, weswegen wir in dieser schönen Stadt leben. Die aufgelockerte und abwechs-

lungsreich gestaltete Bebauung mit vielen begrünten Bereichen sowie die Nähe zu Freunden und Verwandten sind für uns wesentliche Argumente für das gewählte Stadtgebiet. Bei der Wohnungswahl achte-ten wir besonders auf einen ausgewogenen Grundriss, eine geräumige Küche, Balkon und Bezahlbarkeit.“

Mark Aretz, Architekt in Leipzig:

„Ich wohne in einer Altbauwohnung, im Jugendstil, im Mehrfamilienhaus, in der Innenstadt. Dies ist sicher kein Zufall. Hie-rin konzentriert sich als Essenz im Kleinen viel von der Identität Leipzigs im Ganzen und das, was die Qualitäten dieser Stadt ausmacht: Dichte und Urbanität, Selbstver-ständnis als Bürgerstadt, historisches Be-wusstsein, hohe Ansprüche an die Qualität der Gestaltung der gebauten Umwelt, die Bewahrung des kulturellen Erbes als eine Brücke, die Werte, Lebensgefühl und Stil vergangener Epochen nicht nur museal, sondern im Alltag materiell erfahrbar leben-dig hält.“

4 Köpfe – 4 MeinungenDie individuelle Wohnqualität wird von den unterschiedlichsten Faktoren bestimmt. So spielen zum Beispiel die Identität der Wohnenden, ihre sozialen Bezüge zum Umfeld, Aspekte der Architektur sowie der Stadtteilstruktur eine wichtige Rolle. REGJO fragt nach: Wie wohnen Sie und warum haben Sie sich dafür entschieden?

Bildnachweis: Thüringer Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Verkehr, Carmen Niebergall, Dr. Ulrich Koenitz, fmp foto-media-print

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KARTEN & INFO: 0341.14 14 14 www.mdr-klassik.de | www.mdr-ticketshop.de

Kristjan JärviDer neue Chefdirigent des MDR SINFONIEORCHESTERS

6 INNOVATION & TRADITION REGJO

Spektrum aus den Bereichen Erneuerbare Energien und Rohstoffe, Clean Tech, Mate-rialwissenschaften, Chemie, Pharma, Medi-zintechnik und Software bot Abwechslung und motivierte nicht nur die Investoren, sich im Nachfeld der Pitches auf der begleitenden Unternehmermesse mit den Startups zu ver-tiefenden Gesprächen zu finden.

Dr. Ulf Marten Schmieder, Geschäfts-führer der Univations GmbH Institut für Wissenschafts- und Technologietransfer, die das INVESTFORUM veranstaltet, zieht eine positive Bilanz. Von den 82 Unternehmen, die sich seit Bestehen des INVESTFORUM präsentierten, konnten 27 eine Finanzie-rung abschließen. Wichtige Zielsetzung, das betont Dr. Schmieder, ist die Entwicklung eines gesunden Mittelstandes in der Region.

Prof. Dr. Birgitta Wolff, Ministerin für Wissenschaft und Wirtschaft des Lan-des Sachsen-Anhalt und Schirmherrin des INVESTFORUMS, unterstrich ebenfalls die Notwendigkeit der Förderung junger wis-sensintensiver Unternehmen, „denn dies lässt hochwertige Arbeitsplätze entstehen, sorgt für steigende Einkommen und Wohlstand und sichert langfristig die Wettbewerbsfähig-keit unseres Landes.“ Das 4. INVESTFORUM – eine gelungene Veranstaltung zu einem guten Konzept.

Der Takeoff gestaltet sich für junge Unter-nehmen oftmals schwierig. Die Umsetzung innovativer Ideen, auch wenn sie tragfähig sind, benötigt nachhaltige, manchmal alter-native Finanzierungskonzepte und dafür passende Investoren.

Entsprechende Partner zu finden ist allerdings keine leichte Aufgabe. In Sach-sen-Anhalt bietet das INVESTFORUM hier-für optimale Möglichkeiten. Am 12. und 13. September vernetzten sich auf der diesjährig in Magdeburg stattfindenden größten Mat-chingveranstaltung für Beteiligungskapital Mitteldeutschlands zum 4. Mal junge Unter-nehmen mit potentiellen Investoren.

Marco Tullner, Staatssekretär des Minis-teriums für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes Sachsen- Anhalt, eröffnete das Forum mit der Abendveranstaltung, auf der in Vorträgen und Podiumsdiskussionen Internationalisierung, Wagniskapital und die Bedeutung von Investitionen in Sachsen-Anhalt thematisiert wurden.

Die aus 65 Bewerbern ausgewählten 18 Gründerteams stellten im Verlauf des nächs-ten Tages ihre Ideen im Rahmen 10-minü-tiger, gut moderierter Pitches potentiellen Investoren wie zum Beispiel Venture Capi-tal Gebern, Business Angels, Banken oder Vertretern von Family Offices vor. Das breite

Ziel der Tagung am 28. November in Leipzig ist es, eine regionale Netzwerks- und Weiterbil-dungsplattform zum Thema Unternehmens-vitalität und Betriebliches Gesundheitsma-nagement zu etablieren, um Unternehmen regionale, umfassende und praxistaugliche Informationen und Lösungsangebote zu ver-mitteln.

Der Vitalitäts-Check-up eines Unter-nehmens umfasst mehr als Gesundheits-fragen und Arbeitsplatzbegehung. Die neue DIN zum Betrieblichen Gesundheitsma-nagement und die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie (GDA) 2013 stellen Herausforderungen für Unternehmen dar und zeigen Wege zu mehr Unternehmens-vitalität auf.

Zu leisten sind diese Anforderun-gen jedoch von den Unternehmen selbst, um Themen wie leistungsverträglichere Arbeitsorganisation, Umgang mit psy-chischen Belastungen, die Gestaltung des demografischen Wandels oder die Attraktivität als Arbeitgeber in Zeiten des Fachkräftemangels wettbewerbswirksam handhaben zu können. Das Metabalance Institut für Ganzheitliches Gesundheitsma-nagement und Prävention versteht sich als Dienstleister rund um das Thema Unter-nehmensvitalität.

Das 4. INVESTFORUM – Eine positive Bilanz

Unternehmens-vitalität

Auf der größten Matchingveranstaltung für Beteiligungskapital in Mitteldeutschland vernetzen sich einmal jährlich Startups mit potentiellen Investoren

Fachtagung des Metabalance Institutes – Vitalitätsindex auf dem Prüfstand

Weitere Informationen finden Sie unter: www.investforum.de

Weitere Informationen finden Sie unter:www.unternehmensvitalität.de

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Große Aufgaben in großer Zeit

Leipzig war zu dieser Zeit vor allem durch seine Verlage und die grafische Industrie bekannt. Auch im Maschinen- und Anlagenbau – eng verknüpft mit der polygrafischen Industrie – war Leipzig füh-rend. Einen weiteren Schwerpunkt bildeten die Textilfabriken, ins-besondere die großen Kammgarnspinnereien.

Auf die Kammern kamen große Aufgaben zu. Zum einen musste mit der Reichseinigung von 1871 die volle Freiheit des Waren- und Kapitalverkehrs hergestellt, Maße, Münzen und Gewichte angeglichen werden. Eine gemeinsame deutsche Handels-politik verlangte auch die Entwicklung einer entsprechenden Infra-struktur, die bisher häufig durch die Kleinstaaterei im Reich verhin-dert wurde. Auch die Anfänge der staatlichen Sozialpolitik mussten mit den Interessen der Unternehmen in Einklang gebracht werden.

Die Leipziger Kammer hatte sich zudem noch um die Messe-angelegenheiten zu kümmern, eine Sache von überregionaler Bedeutung. Und sie engagierte sich sehr früh für das höhere Bil-dungswesen. Mit ihrer Hilfe konnte 1898 die Handelshochschule in Leipzig gegründet werden − die erste deutsche private Hochschule für Betriebswirtschaftslehre.

„Die Gründer wären stolz!“

Heute vertritt die IHK zu Leipzig die Interessen von insgesamt mehr als 67.000 kammerzugehörigen Unternehmen und Gewerbetreibenden im IHK-Bezirk Leipzig, zu dem die Stadt Leipzig, der Landkreis Nordsa-chsen und der Landkreis Leipzig gehören. Sie ist erster Ansprechpart-ner für Firmen – von der Gründung über Expansion und Krisenbewäl-tigung bis hin zur Nachfolgeregelung. Die IHK arbeitet als Interessenvertretung in Wirtschaftsfragen eng mit Politik und Verwal-tung auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene zusammen.

Ihr Präsident Wolfgang Topf bemerkte zum Jubiläum: „Die Gründungsväter der damaligen Handels- und Gewerbekammer um ihren 1. Vorsitzenden Heinrich Poppe wären stolz auf die heutige IHK. Denn zum einen hat das damals den Kammern zugrunde lie-gende Prinzip der unternehmerischen Selbstverwaltung nach wie vor seine Gültigkeit und wir können auch heute noch unabhängig unsere unternehmerischen Interessen mit Kompetenz und Sach-verstand vertreten. Des Weiteren engagieren sich viele Unterneh-merinnen und Unternehmer der Region ehrenamtlich in der Voll-versammlung sowie Ausschüssen der IHK.“

Das Jubiläum wird unter anderem von einer Wanderausstellung mit insgesamt 12 Schautafeln begleitet, die noch bis Ende des Jahres an verschiedenen Orten in der Region Leipzig zu sehen sein wird.

Am 2. August 1862 wurde die Handels- und Gewerbekammer zu Leipzig begründet. Der Namensbestandteil „Industrie“ kam erst im 20. Jahrhundert hinzu. Ursprünglich agierten die Kammern als staatliche Hilfsbehörden, doch sie koppelten sich im Laufe der Jahre ab und wurden zu wichtigen Bindegliedern zwischen Staat und Wirtschaft, in denen die Eigeninteressen der Kammermitglieder gegenüber dem Staat immer mehr an Bedeutung gewannen. Als 1862 die Gründung der sächsischen Kammern vollzogen wurde, war das Königreich Sachsen bereits eine international bedeutende Wirtschaftsmacht. Insgesamt 29 Mitglieder hatte die Kammer – auf-geteilt in zwei Abteilungen: die Handelskammer für „Handel und Fabriken“ und die Gewerbekammer für die „nicht in diese Katego-rie gehörenden Gewerbe“. Zum Vorsitzenden wurde der Stadtver-ordnete Heinrich Poppe gewählt, ein Kaufmann, Textilindustrieller und Inhaber eines Wechsel- und Kommissionsgeschäftes.

150 Jahre im Interesse der WirtschaftDie Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Leipzig begeht ihr 150. Gründungsjubiläum. Seitdem ist sie erste Ansprechpartnerin für Firmen – von der Gründung über Expansion bis zur Nachfolgeregelung.

Text: Bastian Salier Repros: IHK zu Leipzig

Weitere Informationen rund um das IHK-Jubiläum unter: www.leipzig.ihk.de/150

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Heinrich Poppe, 1. Vorsitzender der Handels- und Gewerbekammer

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Kirchen und Denkmälern in Vorbereitung. In den nächsten Monaten soll das Informa-tionsangebot schrittweise erweitert wer-den. „Wir haben monatlich über 110.000 verschiedene Leser. Die monatlich ausge-lieferten Seiten gehen weit über eine Mil-lion“, sagt Seitenbetreiber Alexander Land-graf, der sich auch um die Finanzierung des Angebots über Online-Werbung kümmert. „Wir werden hallelife® als Pro-Halle-Platt-form etablieren, die für alle offen ist und sich an einer breiten Leserschaft orientiert“ so Landgraf weiter. Hallenser sollen sich mit ihrer Stadt identifizieren und Auswär-tige einen guten Eindruck bekommen. So gibt es unter der Rubrik „Mein Halle (Saale).“ ein Wörterbuch mit typisch halle-schen Begriffe wie Bemme (Schnitte), boo-fen (schlafen) oder Quanden (Füße). Das 781-seitige Nachrichtenarchiv reicht bis in den Juni 2001 zurück. hallelife® ist der der Nachfolger vom halleforum und weiterhin auch unter der seit 2001 bestehenden Adresse erreichbar. Hallelife setzt auf popu-läre soziale Netzwerke wie z. B. facebook oder twitter.

Halle an der Saale ist gemessen an seiner Größe eine sehr vielseitige, geschichts-trächtige und lebendige Stadt. Das zu zei-gen, bietet das Internet viele Möglichkeiten und es kann ein Korrektiv sein zu der im Osten Deutschlands monopolisierten Zei-tungslandschaft. hallelife® ist eine der umfangreichsten Plattformen, die genau da ansetzt und sich für ein positives Halle-Image einsetzen will. Aus Halle für Halle lautet die Devise. In einem modernen Design und mit tagesaktuellen Informatio-nen setzt hallelife® vor allem auf Nach-richten in Text und Bild, vom Geschehen in Halle und im Umland angefangen von Poli-tik und Wirtschaft über Kultur und Sport bis hin zu Polizeimeldungen und Verbrau-chertipps. Zahlreiche Bilder besonderer Ereignisse werden als „Fotostrecken“ ser-viert. Nutzer können außerdem in Halle-Panoramen spazieren gehen und sich in der Community mit ihren Meinungen zu Wort melden. Hinter den Kulissen von hallelife® wird am inhaltlichen und tech-nischen Ausbau weiter gefeilt. So sind Informationen zu Sehenswürdigkeiten,

hallelife® – eine Stadt auf einen KlickAus Halle für Halle lautet die Devise. Eine Internetplattform setzt sich für ein positives Stadtimage ein.

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E N G L I S C HS T Ä D T I S C H

Der Mortimer English Club hat es sich zum Ziel gesetzt, Kindern und Erwachsenen ohne Leistungsdruck Englisch beizubrin-gen. Die Schüler sollen sich auf spielerische Art und Weise in der Sprache ausprobieren und so möglichst viele positive Erfahrun-gen machen. Dies führt laut Mortimer zu schnellerem Lernerfolg.

Des Weiteren bilden sogenannte Franchise-Master neue Lehrer im Morti-mer-Konzept aus. Diese übernehmen das Mortimer-Konzept, haben aber ihre eigene Sprachschule und sind damit selbstän-dige Unternehmer. Das Mortimer-Konzept bezieht dabei auch Nachhilfe- und Busi-nessangebote mit ein.

Ein Beispiel ist Axel Kinne, seit 2002 Inhaber einer Mortimer Sprachschule und seit 2007 Franchise-Master für die neuen Bundesländer, Teile Niedersachsens und Hessens. Zu den neuen Dozenten, die er bei sich in Bad Lauterberg ausgebildet hat, gehört Peggy Hommel. Das Mortimer-Kon-zept scheint aufzugehen: „Die Resonanz ist groß!”, freut sich Hommel, die nun Kurse im Raum Magdeburg anbietet.

Spielend lernenDer Mortimer English Club bringt Kindern und Erwachsenen das Englische näher.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.mortimer-mitte.de

Weitere Informationen finden Sie unter: www.hallelife.de

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REGJO INNOVATION & TRADITION 1110 INNOVATION & TRADITION REGJO

schließich 1994 wieder hervorgeholt zu werden. Nach der Weiterentwicklung der Software im Rahmen von Uniseminaren kam es 2001 auf der Messe Cebit schließlich zu Industriekontakten, die in der darauf fol-genden Kommunikation auch von der Nachfrageseite her klar machten, dass ein Bedarf an einer intelligenten Datenbank-lösung bestand. 2005 wurde der erste Pro-totyp entwickelt. Nach der erfolgreichen Teilnahme an verschiedenen Innovations-Wettbewerben kam das Team um Prof. Dr. Benn schließlich unter die ersten sechs Wettbewerber bei FutureSAX, einem bran-chenübergreifenden Buisness-Plan-Wettbe-werb. Der Erfolg gab den Startschuss für die Firmengründung im Juli 2010. Mit ca. 12 Mitarbeitern, die bereits an der Universität eng mit dem Projekt vertraut waren, wurde der ursprüngliche Prototyp neu entwickelt, um das Produkt homogener, stringenter und somit anwenderfreundlicher zu ge-stalten. Bereits im September des gleichen Jahres beteiligte sich der Technologiegrün-derfonds Sachsen (www.tgsf.de) mit Start-kapital und Know-How, um so das jungen

Unternehmen bei der schwierigen Start-phase zu unterstützen.

Erweiterung des Produktportfolios: das Schreibtool „scrivo“ und das Sicherheit-stool „securido“

Ausgehend von dem Kernprodukt, dem Datenbankindex „dimensio“, der Daten-banken strukturiert und das Abrufen bezie-hungsweise das Lesen optimiert, kann „scrivo“ als Tool zu Eingabeoptimierung mit dem Index kombiniert werden. Die erhöhte Schreibleistung ergibt sich aus einem gepuf-ferten, blockweisen Einfügen von Daten unter Zuhilfenahme einer intelligenten Ver-teilungskomponente der Daten auf die ein-zelnen Puffer.

Zunächst als Nebenprodukt entstan-den, ist „securido“ mittlerweile jedoch fester Bestandteil des Softwareangebots. Daten-banken gehören zu dem Bereich eines Unternehmens, der besonders geschützt werden muss. Gleichzeitig soll jedoch der reibungslose Rückgriff der Mitarbeiter auf die Unternehmensdaten gewährleistet wer-

den. Durch die komplette Trennung des externen, unsicheren (public cloud) und des internen, sicheren Netzwerkes (private cloud) im Hardwarebereich können unbe-fugte Zugriffe wirksam verhindert werden.

Die Partner-Philosophie

In Abstimmung mit Datenbankanbietern entwickelt dimensio informatics spezielle Performance-Apps für Kunden, deren Basis die soeben vorgestellten Produkte von dimensio informatics sind. Trotz der bisher kurzen Geschäftstätigkeit von dimensio informatics macht die starke Nachfrage deutlich, dass es einen großen Bedarf an verwaltungsoptimierenden Prozessen gibt. Die Zeiten, in denen es primär um die Beschaffung von Informationen ging, sind vorbei. Jetzt geht es darum, die Verwaltung dieser Daten zu verbessern, um sie so effek-tiv wie möglich nutzen zu können.

Geschwindigkeit durch Effektivitätdimensio informatics ist ein junges Unternehmen das Softwarelösungen entwickelt und vertreibt, die die Auswertung und Pflege von Datenbanksystemen von 24 Stunden bis in den Sekundenbereich hinein beschleunigen können.

Text: Esther Niebel Fotos: Joscha Steffens

Gewissheit haben, dass wir nicht an seine Firmendaten gehen. Genauso wie sich der Datenbankanbieter sicher sein kann, dass wir im Datenbanksystem keine Interventionen vornehmen. Unser Augenmerk liegt auf der Verknüpfung, auf dem Datenbankverkehr und dessen Optimierung.“ Dafür werden Applikationen eingesetzt, die zunächst die Datenbanken auf Probleme hin untersuchen. Wo gibt es Kompatibilitätsprobleme, die letztlich zu Zeitverzögerungen und damit zu Geschwindigkeitsverlust führen. „dimensio“ ist letzt-lich ein zwischengeschalteter Datenbankindex, der sämtliche vor-handenen Daten wie eine Art Inhaltsverzeichnis strukturiert und somit für die Weiterverarbeitung optimal aufbereitet. Dieser Index erneuert sich schließlich selbst und wächst mit den Dantenbanken mit, um eine erneute Stagnation im Datenfluss langfristig zu ver-hindern.

Von der Geschäftsidee zum Spin-Off

Die Idee zu einer Softwarelösung, die Datenbanken in Indexinter-valle aufbereitet, um so den Rückgriff auf Daten zu vereinfachen, kam Pof. Dr. Benn bereits vor 22 Jahren. Das statische System von Datenbanken sollte mit Erkenntnissen der Künstlichen-Intelligenz-Forschung kombiniert werden. Ein sich selbst weiterentwickelndes, adaptives System sollte dabei die Aufbereitung und Strukturierung der Daten übernehmen und somit das handling für den Nutzer erleichtern. Die ersten Versuche diese Idee umzusetzen scheiterten und so verschwand das Projekt zunächst in der Schublade, um

Im Prinzip sind es spezielle, oft passgenau an den Kundenbedürfnis-sen orientierte, Softwarelösungen und Lösungspakete, die dimensio informatics anbietet. Mitfirmengründer Prof. Benn ist sich aber sehr wohl darüber im klaren, dass er mit dem Stichwort „Softwarelö-sung“ heutzutage erst mal niemanden mehr begeistern kann. „Soft-warelösungen“ gibt es für alles und jeden und wenn man sich selbst nicht gerade zu der Computer-Nerd-Gattung zählt, wird das Inte-resse nicht gerade geweckt.

dimensio informatics „the spirit of speed“

Aus dieser Erkenntnis heraus hat Prof. Dr. Benn das Pferd kurzer-hand von hinten aufgesattelt und statt das Produkt und seine für den Anwender sehr technischen Details in den Vordergrund zu stel-len, sich in der Kommunikation auf die für den Kunden relevanten Resultate fokussiert. Dieser Ansatz weist dimensio informatics als Dienstleister aus, die ihren Kunden Probleme abnehmen wollen, ohne sie dazu zu zwingen in die Untiefen der Informatik zumindest gedanklich selbst mit einzusteigen. Dimensio informatics versteht sich als Schnittstelle zwischen Endverbrauchern, die sowohl den Mittelstand wie auch Großunternehmen umfassen, und bestehen-den Datenbanksystemen. Die einzelnen Verknüpfungen, die Verar-beitung und die Auswertung von Unternehmensdaten soll durch Prozessoptimierung verbessert und damit auch beschleunigt wer-den. Oberstes Gebot bei dieser Schnittstellentätigkeit sei, so Prof. Dr. Benn, Diskretion und Zurückhaltung. „Der Endkunde muss die

Weitere Informationen finden Sie unter:www.dimensio-informatics.de, www.tgfs.de, www.cfh.de

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UNTERNEHMENSIND AUCH ZUM SPASS DA.

Haben Sie Freude daran, Papierkram zu erledigen? Nein?

Wir schon. Und zwar für Sie: mit der ganzen Palette an Steuerberatung,

Wirtschaftsprüfung, Unternehmensberatung und Rechtsberatung. So haben Sie einen

freien Kopf, um mit Herzblut an Ihrem Unternehmen zu arbeiten. Hört sich gut an?

Dann schauen Sie doch gleich mal, wo Sie uns in Ihrer Nähe finden und machen Sie

einen Termin mit uns aus.

Connex erinnert Sie gerne daran:

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liche Durchsetzbarkeit z.B. eines Kraftwerk-Neubaus, die Akzep-tanz nicht ersetzt. Investoren können also nicht wie früher davon ausgehen: Gebaut wird, weil genehmigt. Das ist eine durchaus neue Qualität, der sich Unternehmen wie Behörden stellen müssen.

Seit der Hamburger Philharmonie oder Stuttgart 21 hören und lesen wir oft von milliardenschweren Investitionen, die Bürgerkritik auf sich ziehen. Aber wie gestaltet sich die Ist-Situation auf lokaler Ebene?Müller: Das kann ich aus eigener Tätigkeit sehr gut konkret bele-gen. Die Leipziger Verkehrsbetriebe wussten sehr wohl, dass die ab 2013 geplante Umgestaltung der Karl-Liebknecht-Straße, einer Hauptgeschäftsstraße in Leipzig, auf Mitgestaltungsinteresse der unmittelbaren Anlieger und Händler stößt und bei unterlassener oder nicht systematisch geführter Kommunikation scheitern kann. Insofern war es idealtypisch, dass IdeenQuartier von Beginn an für die Organisation einer aktiven Beteiligungsplattform einbezogen wurde. Voraussetzung für den siebenmonatigen dichten Beteili-gungsprozess im „Interessenforum“ war dabei ganz besonders, dass

sowohl LVB als auch die Stadt Leipzig hohes Interesse an einer ehr-lichen Partizipation hatten. Und das bisherige Ergebnis, ein von zahlreichen sinnvollen Hinweisen der Bürgerschaft und Interessen-gruppen optimierter und vom Leipziger Stadtrat bewilligter Gestal-tungsplan, bestätigt diese Herangehensweise und schafft „Verste-hen“ und breite Akzeptanz für das Vorhaben. Wittig: Ich möchte mit diesem Beispiel betonen, dass es oft eine Frage der Haltung und Wertschätzung ist. Sobald interessierte Bür-ger merken, dass Unternehmen unehrlich oder unaufrichtig infor-mieren, sinkt das Vertrauen und der Prozess beginnt zu holpern. Ein Beteiligungs- und Kommunikationsprozess ist eine Beziehung: Diese muss gepflegt und mit Respekt und Verantwortung geführt werden. Neben Projekten des öffentlichen Verkehrs oder der Stadt-entwicklung wird dies zukünftig ganz besonders für Unternehmen

Die Umsetzung von bedeutenden Investitionsprojekten wird mehr und mehr zu einer Herausforderung für alle Beteiligten. So stehen Infrastrukturvorhaben der Energie-, Verkehrs- und Immobilien-wirtschaft zunehmend in der öffentlichen Kritik. Mit Blick auf den gewaltigen Netzausbau im Zuge der Energiewende ist das erst der Anfang. Insofern wird die Kommunikation mit den Beteiligten vor Ort zu einer elementaren Aufgabe für Unternehmen und öffent-liche Verwaltung. Professionelle und ernst gemeinte Bürgerbeteili-gung als Teil der Unternehmenskommunikation kann dabei zur akzeptierten Realisierung und zum Erhalt der Investitionsfähigkeit von Projekten führen.

Herr Wittig, Sie kennen lokale und regionale Investitionen aus Ihren verschiedenen Aufgaben. Hat sich hier wirklich der Erklärungsbe-darf erhöht und die Problematik der Akzeptanz zugespitzt?Jarno Wittig: In meiner Einschätzung schon. Neben der faktischen Zunahme von Konfliktpunkten ist parallel auch der mediale Nie-derschlag dazu angestiegen und der Umgang der Massenmedien mit solchen Themen hat sich gleichfalls professionalisiert. Man kann bestimmte wiederkehrende Strickmuster und Recherche-stränge beobachten.Jörg Müller: Das stimmt. Doch die Zuspitzung zu quantifizieren, ist schwer und auch wenig untersucht. Vielmehr merken wir – jeder Einzelne in seinem Lebensumfeld –, dass sich die kritische Distanz zu Neuem verstärkt hat. Wenn der Mensch heute von einer Baumaßnahme unmittelbar betroffen oder nur tangiert ist, so muss sein Vertrauen für die Sache stärker als je zuvor gewonnen werden.

In der Tat kann schon die Umgestaltung einer Grünanlage von Eingaben und Protesten begleitet werden. Woran liegt das?Wittig: Ich bezeichne das als Fragmentierung der Gesellschaft: Menschen individualisieren sich mehr als früher, schließen sich eher innerhalb ihrer Milieus in Interessengruppen zusammen als in großen Bewegungen, und Protest ist nicht mehr pauschal, sondern konkret. Und wir konstatieren, dass Legalität, also die grundsätz-

Die Kultur der Beteiligung lernenDie Kommunikations-Experten Jörg Müller und Jarno Wittig erklären, warum engagierte Betroffene keine Wutbürger sind und wie ein professioneller Beteiligungsprozess allen nützen kann.

Text: Katharina Hölker Bilder: ddp images/dapd

REGJO INNOVATION & TRADITION 1514 INNOVATION & TRADITION REGJO

der Energiewirtschaft eine Herkulesaufgabe sein. Allein hier müssen in den kommen-den Jahren 3.800 Kilometer Stromtrassen, vornehmlich Überlandleitungen, gebaut und 4.000 bereits bestehende Trassen auf-gerüstet werden. Der Informations- und Erklärungsbedarf ist entsprechend enorm,

doch viele Unternehmen müssen die Kultur der Bürgerbeteiligung erst noch lernen. Ganz abgesehen davon, dass diese Prozesse von Branchenvertretern mit einem mittle-ren einstelligen Prozentsatz der Investiti-onssumme für Beteiligungskommunikation bewertet werden.

Sie haben es bis jetzt beide vermieden, das Wort „Wutbürger“ zu verwenden, das in derartigen Kontexten sehr oft fällt. Warum?Müller: Weil es an der Wahrheit vorbei-geht. Es gibt sicher eine ganz kleine Zahl von „Profiprotestlern“, also Menschen, die durchs Land touren und ihre „Dienste“ anbieten. Doch in Bürgerinitiativen sind fast ausschließlich Menschen, die ein eigenes persönliches Interesse haben. Das hat nichts mit Wut zu tun, sondern mit konkreter Betroffenheit, und wenn man so will, auch mit Verantwortungsübernahme, was doch Verwaltung und Politik seit Jahren von den Bürgerinnen und Bürgern fordern.Wittig: Ich denke auch, dass die mediale Begriffsschöpfung am Kern vorbeigeht. Bei-

spielsweise habe ich mich neulich mit einem Aktivisten ausgetauscht, der gegen eine 380-KV-Freileitung vorgeht und erst beim Wort „Wutbürger“ wütend wurde. Der Mann will ganz einfach ernst genom-men werden und will, dass Versprechen an ihn und andere – beispielsweise auf die Zusendung eines Protokolls – eingehalten werden. Das hat also nichts mit Wut, son-dern mit Verlässlichkeit zu tun: Versprechen sind zu halten.

Vielen Dank für das Gespräch!

Jörg MüllerJörg Müller entwickelt Projekte dort, wo Kul-tur, Kommunikation und Organisation ge-fragt sind – zwischen Leipzig, Dresden, Ber-lin und Stuttgart. Mit der Leipziger Messe für junge Kunst legte der studierte Kultur-manager 1999 den

Grundstein für seine erste Agentur, spezialisiert auf partizipative Kommunikation sowie Tagun-gen und Messen für Ministerien und NGOs. 2007 gründete er IdeenQuartier – CSR und Kommuni-kation GmbH, ein Büro für Projektentwicklung im Bereich Kommunikation, Kulturmanagement und Corporate Social Responsibility. Jörg Müller ist Mitglied im United Nations Global Compact.

»Die kritische Distanz zu Neuem hat sich verstärkt.« Jörg Müller

»Versprechen sind zu halten.« Jarno Wittig

Jarno Wittig M. A.studierte nach Be-rufseinstieg bei der Deutschen Postbank AG Erwachsenenpä-dagogik sowie Kom-munikations- und Me-dienwissenschaften an der Universität Leipzig. Als Pressesprecher und Leiter Unterneh-menskommunikation

verantwortete er über fünf Jahre die Kommunika-tions- und Marketingaktivitäten der KWL – Kom-munale Wasserwerke Leipzig GmbH. Er besuchte Management-Seminare in Leipzig und St. Gallen und arbeitete als Lehrbeauftragter für Public Re-lations an der Universität Leipzig. Zuletzt war er Geschäftsführer der Kommunikations- und Poli-tik-Agentur wbpr in Potsdam.

Im IdeenQuartier verantworten Jörg Müller und Jarno Wittig zusammen mit der Politikwissen-schaftlerin Gudula Kienemund Kommunikations-projekte im Kontext von Bürgerbeteiligung und teilen ihr Know-how als Referenten auf Work-shops und Tagungen.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.ideenquartier.org

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Ältere Menschen haben es in Deutschland immer noch schwer auf dem Arbeitsmarkt. Mittlerweile haben aber viele Unternehmer erkannt, wie wertvoll das Potenzial der Generation ab 50 ist. Große fachliche und soziale Kompetenz erwirbt man eben häufig erst mit einer langen Berufs- und Lebenserfahrung.

Das hat auch der junge Unternehmer Martin Menz für seine Firma erkannt. Der 27-Jährige ist Geschäftsführer des Internethan-dels Relaxdays GmbH, der von seinen älteren Mitarbeitern profi-tiert. „Die älteren Mitarbeiter bringen ihre Erfahrungen ein, wäh-rend die jüngeren vielleicht fitter im Umgang mit dem Medium Internet sind“, sagt Martin Menz. „Diese unterschiedlichen Erfah-rungshorizonte gilt es zu nutzen und zusammenzuführen.“

Mut fassen und Wagnisse eingehen

Beim Recruiting seiner Mitarbeiter arbeitet der Jungunternehmer seit Jahren sehr eng mit dem Beschäftigungspakt Jahresringe zusammen. „Zu Beginn ging es uns vor allem darum, Arbeitgeber für die Zielgruppe 50plus zu sensibilisieren“, erklärt Sylvia Tempel, Geschäftsführerin des Jobcenters Halle (Saale). „Hauptaufgabe unserer Arbeit ist, die älteren langzeitarbeitslosen Frauen und Män-ner wieder in den Arbeitsmarkt zu bringen.“ Zahlreiche regionale Unternehmen, Verbände, Vereine sowie kommunale Institutionen unterstützen diese wichtige Arbeit. „Entscheidend aber ist“, betont Sylvia Tempel, „dass die Zielgruppe der ab 50-jährigen Langzeitar-beitslosen wieder Mut fasst, sich auf Neues einlässt, Wagnisse ein-geht und sich qualifiziert.“ An dieser Stelle sei in den vergangenen Jahren unheimlich viel geschehen: „Anhand von vielen positiven

Erfolgsgeschichten können wir zeigen, dass wir mit unserer Arbeit sehr viel bewegen konnten und können.“

Mit Leidenschaft am Werk

Da ist zum Beispiel Klaus Grohmann, der bei relaxdays.de unter anderem für die Produktbeschreibungen zuständig ist. Mit seinen 60 Jahren hat er große Erfahrungen im technischen Bereich und kann Zusammenhänge oft viel besser darstellen als ein jüngerer Mitarbeiter, sagt sein Chef Martin Menz. Der IT-Experte war 16 Jahre lang arbeitslos, bevor er 2008 bei der Relaxdays GmbH wie-der Arbeit fand. Für beide Seiten ein großer Gewinn. Ebenso sind im Backoffice erfahrene Mitarbeiter häufig die entscheidende Stütze. Sie wissen, mit welchen Strukturen welche Aufgaben am besten erledigt werden können und welche Fehler man wie ver-meidet. Obwohl Martin Menz selbst ein junger Unternehmer ist, der engagiert anpackt, weiß er aus Erfahrung, dass Ehrgeiz und Motivation eher die Stärken der Älteren sind.

„Die Zusammenarbeit mit Jahresringe hat für uns nur gute Seiten“, lobt Martin Menz auch die herausragende Betreuung durch kompetente und engagierte Mitarbeiter von Jahresringe. Vor allem eines sei ihm nämlich wichtig: „Mit Leidenschaft am Werk zu sein und Hürden abzubauen, wo es nur geht!“

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.jahresringe-halle.de

Mit der Generation 50plus zum UnternehmenserfolgDer Beschäftigungspakt Jahresringe bringt ältere Langzeitarbeitslose auf den ersten Arbeitsmarkt zurück.

Text: Bastian Salier Fotografie: Relaxdays GmbH Halle (Saale)

Onlinehändler Martin Menz setzt für sein Unternehmen auf eine gute Zusammenarbeit zwischen jüngeren und älteren Mitarbeitern.

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„Walk of life“ hieß der Hit, mit dem Radio SAW als erster Privatsen-der Sachsen-Anhalts den Äther enterte. Am 8. September 1992 erklang Punkt 7 Uhr die Begrüßung: „Dienstag, 8. September 1992. Hier ist Radio SAW – die Sachsen-Anhalt Welle.“ So unprätentiös startete die Geschichte vom Sender SAW, der zunächst in einer ehe-maligen Tapetenfabrik in Magdeburg seine Heimat fand. Auch viele Hörer wurden beim Sender sofort heimisch. Wie ein Lesebrief beweist, leben die nicht nur in Sachsen-Anhalt.

Moderner Heimatsender

So gratuliert Uta aus Braunschweig ihrem Heimatsender fast schon mit Insider-Wissen: „Ich habe vor 20 Jahren in Sachsen Anhalt für SAW Promotion gemacht. ‚SAW, der neue Radiosender von Anhaltinern für Anhaltiner’ war der Slogan. Das war eine tolle Zeit. Wenn man bedenkt, wie ihr angefangen habt. Super. Ich habe in den letzten 20 Jahren an jedem Wohnort mein SAW gehört. Inzwischen wohnen wir in Braunschweig und sind sesshaft geworden. Meine Tochter kann seit 4 Jahren die Hotlinenummern auswendig (sie ist jetzt 6). Mein Sohn (ist jetzt 3) lernt es auch gerade. Irgendwie bin ich euch immer treu geblieben. Macht weiter so und auf die nächsten 20!“

Meistgehörter Sender

Das hat sich SAW besonders dadurch erarbeitet, dass seine Reporter immer dicht dran an den Menschen und ihren Wünschen wie Sor-gen waren. Zum Beispiel wurde schon vier Wochen nach Sender-start das Ladensstudio Halle gegründet. Stendal, Dessau und Hal-

berstadt folgten wenige Monate später. So erspielte sich SAW rasch den Status, der meistgehörte Sender Sachsen-Anhalts zu sein. Im Jahr 1995 errichtete Radio SAW eines der modernsten Funkhäuser in Europa und seitdem schon ist der Sound volldigital. Das Geheim-nis des Erfolgs sei eben kein Geheimnis, so Geschäftsführer und Programmdirektor Mario A. Liese. Jeder könne es hören: „Wir spie-len nicht nur die Superhits, sondern holen auch die Superstars ins Sendegebiet. Von AC/DC bis Genesis, von Simply Red bis Elton John. Radio SAW ist in der Musikwelt zu einem Begriff geworden.“ Auch über die Region hinaus braucht SAW den Vergleich nicht zu scheuen: Mit 294.000 Hörern in der Durchschnittsstunde ist Radio SAW der reichweitenstärkste private Hörfunksender im Osten – Berlin inklusive. Damit gehört er zu den Top 5 der privaten Radio-sender in ganz Deutschland.

Vor Ort

Rund 400 Veranstaltungen sind es im Jahr, mit denen der Sender auch direkt vor Ort für seine Hörer da ist. Dort können sie ihre Moderatoren im persönlichen Gespräch kennenlernen und Radio zum Anfassen erleben. Auch Entdeckungen können gemacht wer-den. Denn dass SAW nicht nur Abspielstation von Bekanntem ist, zeigt etwa die Band Niemann: Radio SAW war von den Jungs aus Sangerhausen sofort überzeugt, unterstützte sie und machte sie und ihren Song „Im Osten“ über Nacht berühmt.

Weitere Informationen unter: www.radiosaw.de

On Air, vor Ort„... singing oldies, goldies / Be-Bop-A-Lula“: Mit den Dire Straights ging Radio SAW vor 20 Jahren an den Start.

Text: Conny Hoffmann Fotografie: Radio SAW

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Um die Internationalisierung Ihres Unter-nehmens erfolgreich umzusetzen, ist – neben der Implementierung – vor allem auch die Vorarbeit wesentlich: Nachdem eine Marktstudie bereits angefertigt, der Markt sondiert und für erfolgsträchtig befunden wurde – denn das ist überhaupt die Voraussetzung für jeden Eintritt in den Markt –, folgt der Aufbau des Vertriebs. Zunächst sollten Prospekte und eine Home-page in der Landessprache entwickelt wer-den. Nehmen Sie an lokalen Messen teil und bauen Sie so Ihr Netzwerk vor Ort aus. Neben diesen Marketingmaßnahmen ist es wichtig, die richtige Struktur des Vertriebs vor Ort zu wählen. Dies kann mit Hilfe einer eigenen Tochtergesellschaft im Aus-land oder durch die Hilfe Dritter – also vor-nehmlich durch lokale Distributoren, weni-ger durch Handelsvertreter – geschehen. Der „Königsweg“ ist der eigene Vertrieb vor Ort.

Vor- und Nachteile des eigenen Vertriebs

Die Gründung einer eigenen Rechtsperson bedingt oft einen großen administrativen Aufwand, zumal das Gesellschaftsrecht in Mittel- und Osteuropa dezidierte Regeln zum Führen von Tochtergesellschaften vor-sieht. Ein weiterer Umstand sind die häufig relativ hohen Kosten und Risiken, die man im Zuge der Gründung einer Tochtergesell-schaft eingeht. Insbesondere geht es hier darum, Personal einzustellen, das die Ver-triebs- und Administrationstätigkeit im betreffenden Land abwickelt. Aber in der Folge benötigt man oft auch noch einen Kundendienst, insbesondere bei der Ver-

breitung von technischen Produkten oder Investitionsgütern, die allesamt ein flächen-deckendes Netzwerk für Vertrieb und Ser-vice benötigen. Der Beginn einer Auslands-tätigkeit mit Hilfe einer Tochtergesellschaft hat jedoch auch viele Vorteile wie z.B. die Selbstständigkeit und das eigene Ermessen, wie man Marketing und Vertrieb struktu-rieren möchte. Zudem sendet man Kunden und Öffentlichkeit so auch ein deutliches Zeichen, dass man mit viel Verbindlichkeit und Nachhaltigkeit in das Land investiert.

Die Rolle des „Kümmerers“ vor Ort

Häufig machen westeuropäische Unterneh-men den Fehler, Managementkonzepte, die im Heimatland oder in benachbarten und ähnlichen Märkten gut funktioniert haben, in dem „exotischen“, weit entfernten Ver-triebsland genauso einsetzen zu wollen. So planen sie z. B., den bereits bestehenden klassischen Regionalvertrieb durch ein Key Account Management zu ändern, ohne dass diese Änderung von den Vertriebsleuten verstanden und diese vor Ort „gecoacht“ werden. Daraus resultieren Unstimmig-keiten, Frustration, unnötige Absorption von Managementressourcen und insbeson-dere Zeitverlust auf beiden Seiten. Ein Manager mit Fachwissen, einem „Händ-chen“ für das betreffende Land und der Bereitschaft, für eine bestimmte Zeit dort-hin zu gehen, kann in einem solchen Fall vor Ort vieles bewirken. Diese Person, die häufig den Schlüssel zum nachhaltigen Erfolg Ihrer Tochtergesellschaft im Ausland darstellt, kümmert sich um den reibungs-losen Ablauf, um die Leute vor Ort und ins-

Erfolg im AuslandImmer mehr deutsche Unternehmen erweitern ihren internationalen Wirkungskreis. Unsere Serie „Erfolg im Ausland“ soll deshalb wesentliche Aspekte der Internationalisierung beleuchten und wertvolle Tipps geben. Autor ist der renommierte Unternehmens- und Personalberater Sergey Frank. Mit seiner International Management Consulting in Leipzig und zuvor als Direktor International für die Kienbaum Executive Consultants GmbH hat er in über 15 Jahren viele internationale Projekte erfolgreich realisiert. Seine regelmäßigen Publikationen in verschiedenen Sprachen weisen Frank als Kenner der globalen Märkte aus.

Sergey Frank

Weitere Informationen unter: www.sergey-frank.com

besondere deren Schulung sowie um die Nachhaltigkeit der Prozesse.

Vertrieb und Beratung durch Dritte – ein wichtiges Feld

In Anbetracht der finanziellen Risiken einer Ausgründung überrascht es nicht, dass viele Unternehmen den ersten Schritt ins Aus-land häufig zunächst über den Vertrieb durch Dritte wie etwa Distributoren organi-sieren. Es kommt hier sehr stark auf die richtige Auswahl Ihres lokalen Geschäfts-partners an. In der Regel entstehen Kon-takte entweder über das eigene Netzwerk, über Fachmessen oder über die Handels-kammer. Ganz unabhängig davon, ob Sie eine Tochtergesellschaft gründen oder auf lokale Handelspartner zurückgreifen, wer-den Sie bei Ihrem Markteintritt immer Dritte um Rat fragen müssen. Die Leistun-gen reichen im Allgemeinen von Rechtsan-wälten über Steuerberater und Wirtschafts-prüfer bis hin zu Personalberatern, Politikberatern, Marktforschungsunterneh-men, Strategieberatern und zahlreichen anderen Beratungsgesellschaften.

Darüber hinaus ist eines immer wichtig zu verstehen: Im Ausland kommt meist alles sehr viel anders als geplant. Haben Sie Geduld und seien Sie flexibel! Oft scheitert die Zusam-menarbeit mit lokalen Partnern an Mentali-tätsunterschieden. Wenn Sie all diese Fak-toren berücksichtigen, haben Sie den Weg geebnet, erfolgreich im Ausland zu agieren.

Teil 3: Vertrieb international – Der Weg zum Kunden im Ausland

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Mit einem umfangreichen Kongresspro-gramm bildet die euregia, Fachmesse und Kongress für Kommunal- und Regionalent-wicklung in Europa, vom 22. bis 24. Okto-ber 2012 im Congress Center Leipzig zum achten Mal die ideale Plattform für den europaweiten Wissenstransfer.

Kommunen, Regionen und transnati-onale Netzwerke diskutieren Lösungsan-sätze zu den Herausforderungen der Zukunft. Im Mittelpunkt der euregia ste-hen die drei Schwerpunktthemen: ‚Klima und Energie: Anpassungsstrategien in der Umsetzung’, ‚Europa: Grenzüberschrei-tend innovativ und gestaltend’ sowie als integriertes europäisches Fachforum im Rahmen der euregia das Thema: ‚newmo-bility: Konzepte für die Mobilität von mor-gen’.

„Mit Unterstützung zahlreicher Part-ner haben wir ein Kongressprogramm auf-gestellt, das einen einzigartigen Überblick über aktuelle Projekte, Netzwerke, Initiati-ven und Best-Practice-Lösungen gibt“, ver-spricht Ulrike Lange, Projektdirektorin der euregia.

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Bis zum Beginn des vorigen Jahrhunderts war der Beruf des Nachtwächters für die Menschen in der Stadt sehr wichtig. Der Mann mit Laterne, Hellebarde und Horn ging nachts durch die Straßen und Gas-sen, um für Ruhe und Ordnung zu sorgen, Feinde und Diebe abzuwehren, die Uhrzeit anzusagen und zu melden, wenn ein Feuer ausbrach.

Heute ist der Nachtwächter vor allem eine touristische Attraktion. In Leipzig bei-spielsweise führt er bei seinen nächtlichen Rundgängen Besucher zu den Sehenswür-digkeiten der Altstadt und erzählt – im his-torischen Gewand – spannende und kuri-ose Geschichten von damals. Insgesamt treten zur Zeit in Leipzig drei ausgebildete Stadtführer als Nachtwächter ihren späten Dienst an. Unter dem Namen „Rundgang mit Nachtwächter Bremme“ lassen sie sich beim „Treffpunkt Leipzig“ auch für indi-viduelle Führungen ganz nach Wunsch buchen. Und als besondere Attraktion lockt der „Nachtwächter Bremme Schmaus“ mit einer Einkehr in eine traditionelle Leipziger Gaststube.

„Hört Ihr Leut ...“Rundgang durch Leipzig mit dem Nachtwächter.

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Paletten zu Sitzmöbeln: werk4 wertet Reste zu exquisiten Wohndesigns auf – und unterstützt junge Straffällige.

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Manche Jubiläen gehen leise vorüber: 2011 feierte die Europalette ihren 50. Geburts-tag. Ihre böse Schwester, die Einwegpa-lette, kommt nun bei werk4 groß raus. Das junge Unternehmen hat sich die Reststoff-veredlung auf die Fahnen geschrieben und verwandelt Paletten in Bänke, Schubla-densysteme und Pflanzgefäße.

Upcycling nennt sich das Konzept, dass hinter dem 2011 gegründeten Zwei-Mann-Unternehmen steckt. Es kombiniert das Verwenden von Abfall mit exquisiter Verarbeitung – und einer sozialen Idee. Jugendliche, die Gefängnisstrafen verbüßt haben, können bei werk4 einen ganzen Produktionszyklus durchlaufen und von der Ideenfindung neuer Produkte über die Fertigung bis zum Vertrieb kennenlernen. Das fördert die Integration in den ers-ten Arbeitsmarkt, bietet aber auch einen Schonraum zur Bewältigung individueller Problemlagen.

Eine gleich doppelt gute Idee – und es ist erstaunlich, welche Haptik Palet-tenholz nach Politur und Firnis als edles Möbelstück hat. TP

20 REGIONALE WIRTSCHAFT REGJO REGJO REGIONALE WIRTSCHAFT 21

Was hat die Lila Soße in der New York Times zu suchen? Und warum interessieren sich die Journalisten der Travel-Guide-Abtei-lung der New York Times ausgerechnet für das Geschäft Weinkult? Beide befinden sich in der Kunsthofpassage in der Dresdener Neu-stadt, die nicht nur für Amerikaner mittlerweile Kult ist.

Die Lila Soße ist ein legeres Lokal, das für junge, deutsche Küche steht. Dahinter steckt der Hamburger Boris Kögel, der vor zweieinhalb Jahren über Umwege von München und Berlin nach Dresden kam. Grundlage seines kulinarischen Angebotes sind tradi-tionelle deutsche Tellerhelden wie Rindfleisch, Kopfsalat oder Forelle. Zischender Wasabi, feuriges Chili oder fröhliche Limetten modernisieren die klassische deutsche Küche. Den ungewöhn-lichen Namen wählte Kögel, weil der genauso bemerkenswert ist wie der Kunsthof, der zwischen Alaunstraße und Görlitzer Straße liegt. „Die Wahrscheinlichkeit, eine lila Soße zu kosten, ist weitaus geringer als die, einer lila Kuh über den Weg zu laufen“, scherzt der gelernte Koch und Hotelmanager. Damit hat er nur zum Teil Recht. Denn die Mischung aus spanischem Stier und einer Kuh, die vor dem Eingang des Kunsthofes steht, ist zumindest nicht lilafarben, dafür aber altrosa. Ein Markenzeichen seit 1997, seitdem die großen Hinterhöfe nach und nach von gleichgesinnten Künstlern, Lebens-künstlern und Handwerkern kunstvoll gestaltet worden sind. Ein denkmalgeschütztes Haus sollte damals saniert werden. Es stellte sich zwangsläufig die Frage, was mit dem Hinterhof geschieht. Etwas Besonderes musste her, etwas Einmaliges. Wer nun hier ein-kehrt, gerät in ein Labyrinth von mehreren Höfen, die Namen wie

Die lila Kuh in Dresdens NeustadtDie Kunsthofpassage wird dank der New York Times bei Amerikanern immer beliebter.

Text: Peter Krischunas Fotografie: Peter Krischunas

Metamorphosen, Tiere, Elemente oder Licht tragen, Kunst, wohin das Auge blickt. Kögels Lokal mit Freisitz liegt im Hof der Fabelwe-sen.

Bereits in den Jahren zuvor haben Journalisten einige der ins-gesamt fünfzehn Boutiquen, Kunsthandlungen und Lokale im Tra-vel Guide der New York Times verewigt. Massenbedarf wird in der Passage nicht abgedeckt. Dafür ist vom japanischen Papier bis zum feinsten sächsischen Wein so ziemlich alles zu haben, was schmack-haft, nicht alltäglich oder hipp ist. Ateliers und Boutiquen reihen sich mit Bildern, Trödel, Kitsch und Kleinkunst nebeneinander. Buchlesungen sind an der Tagesordnung.

Seit dem Artikel über Kögel und dessen Restaurant kehren immer mehr Amerikaner hier ein. „Bei uns lernen sie abseits von Semperoper und Frauenkirche das richtige Leben der Stadt ken-nen“, meint der 34-Jährige selbstsicher. Das mögen aber nicht nur Amerikaner, sondern auch Italiener, Franzosen und Tschechen. „Von denen kaufen auch einige bei mir ein“, sagt Jens Dusil, dessen Vinothek Weinkult ebenfalls im Reiseführer der New York Times erwähnt wird. „Wir sind alle irgendwie Lebenskünstler“, meint der Dresdener. Es gibt nämlich auch Monate, die schlecht laufen. „Dann ist Durchhaltevermögen gefragt“, so Dusil. Deshalb wechseln die Inhaber der Geschäfte auch ab und an.

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.lilasosse.dewww.weinkult-dresden.de

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Text: Peter Krischunas Fotografie: Peter Krischunas

»In Paris bin ich auf den Hut gekommen«Die Kostüm- und Bühnenbildnerin Jacqueline Peevski liebt die Goldenen Zwanziger.

Außergewöhnliche Hüte passen zur Dresd-ner Neustadt wie die Altbaufassaden, hinter denen sanierte, unbezahlbare Lofts stecken, mit dem kleinen Unterschied, dass die kunstvollen Kopfbedeckungen von Jacque-line Peevski erschwinglich sind. Die Kostüm- und Bühnenbildnerin betreibt seit 15 Jahren das Atelier „Japée Hutkunst“ in der Bautzner Straße. Zu ihrer Kundschaft gehören junge Mädchen, alte Damen, Stu-denten, Professoren, Rechtsanwälte und viele, viele Touristen. „Mein Geschäft steht auch in Reiseführern wie Baedeker und Marco Polo“, sagt die Hutmacherin.

Als Autodidaktin eröff nete Peevski ihr eigenes Geschäft

„In Paris bin ich auf den Hut gekommen.“ 1993 erhielt Jacqueline Peevski ein Thea-terstipendium in Straßburg und Paris. In den beiden französischen Städten sah sie tagtäglich auf den Straßen, in Cafés und im Theater Menschen mit tollen Kopfbeklei-dungen. „Da hat es mich gepackt“, erinnert sich die 51-Jährige, die daraufhin als Auto-didaktin anfing, neben ihrer Arbeit eigene Hüte zu kreieren. 1997 eröffnete sie ihr eigenes Geschäft. Außergewöhnlich, aber

auch praktisch müssen die kunstvollen Kopfbedeckungen für Peevski sein. Im Sommer sollen sie vor der Sonne und im Winter vor Kälte schützen. Und schön müs-sen sie sein. Vor allem schön. Handwerk und Kunst gehören für die Hutkünstlerin zusammen. „Es ist eine spannende Ent-wicklung, wenn ich für einen Kunden einen Hut herstelle“, so die Dresdnerin. Aus Filz und Stroh etwas meisterlich zu schnei-dern – für sie gibt es nichts Spannenderes. Sie sieht die Physiognomie eines Menschen und schon sprudeln aus ihr die Ideen für Form und Farbe der Kopfbedeckung. Natür-lich spielt auch der Anlass eine Rolle, zu dem der Hut getragen werden soll: Handelt es sich um eine Hochzeit, ist der Hut für den Alltag oder für den Besuch der Galopprenn-bahn gedacht?

Ihre Hutkollektionen stellte sie bereits in namhaften Galerien aus

„Ohne Hut ist ein Mensch nicht angezo-gen. So sehe ich die Welt“, meint Jacque-line Peevski. Auch ältere Damen sehen das so. Vor allem die, die bereits vor dem Zwei-ten Weltkrieg mit Hüten aufgewachsen sind. Heute entdecken sie die schöne, alte

Welt wieder. Und das ist keine Frage des Geldes. „Ein oder zwei Mal den Frisörbe-such sparen und schon kann man sich einen Hut leisten.“ Wer einen Hut trägt, der braucht schließlich auch keine tolle Frisur. Ein praktischer Aspekt, der in den Goldenen 20er Jahren, und die liebt Peev-ski über alles, gang und gäbe war. Studiert hat die Kostüm- und Bühnenbildnerin an der Dresdner Hochschule für Bildende Künste. Zahlreiche Theaterausstattungen in Dresden, Leipzig, Potsdam, Heidelberg und Bautzen gehörten in den Jahren danach zu ihrer Arbeit, bevor sie Hutma-cherin wurde.

„Ich habe die Menschen schon immer von Kopf bis Fuß betrachtet“ sagt Peevski, die bereits verschiedene Hutkollektionen in namhaften Galerien ausstellte. Dazu gehö-ren unter anderem das Kunstgewerbemu-seum der staatlichen Kunstsammlung Dres-den, Schloss Proschwitz bei Meißen, die Designermesse Bochum, das Sindelfinger Kabinett und die Deutschen Werkstätten Hellerau.

Weitere Informationen fi nden Sie unter: www.hutkunst-japee.de

Die prächtigen Hüte von Jacqueline Peevski sind weit über Dresdens Stadtgrenzen hinaus bekannt. Die Kostüm- und Bühnenbildnerin betreibt seit 15 Jahren das Atelier „Japée Hutkunst“ in der Bautzner Straße.

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Mitteldeutschland hat mit dem Rugby Club Leipzig einen weiteren Bundesligisten: Der RCL hat nach dem sportlichen Aufstieg aus der Regionalliga Nordost in die 2. Bundes-liga dank einer Strukturreform sogar den Sprung in die höchste deutsche Spielklasse geschafft.

Für die Spieler von Trainer Falk Müller eine große Herausforderung, wie bereits die ersten Saisonspiele zeigten: „In der Vor-runde der Bundesliga Ost ist unser Erfah-rungsschatz deutlich gewachsen.“ Gewin-nen konnte man in den vier Spielen der Vorrunde zwar nicht – die gewonnenen Eindrücke will das Team aber nutzen, um in den kommenden Wochen bei den Spielen gegen gleichwertige Gegner im so genann-ten DRV-Pokal wieder Siege zu erspielen.

Der RCL hat sich ambitionierte Ziele gesteckt und ist dabei, die Randsportart Rugby in Leipzig und Mitteldeutschland populärer zu machen. Neben dem Engage-ment mit den Mannschaften in den ver-schiedenen Ligen und bei Turnieren sollen in Zukunft auch größere Events nach Leip-zig geholt werden.

Rugby Club Leipzig e.V. hat den Sprung in die Bundesliga geschafft.

Erste KlasseEuropa fördert seine Bürger

Beim Thema EU-Förderung stehen oft große Infrastrukturvorhaben und Unternehmens-ansiedlungen im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung. Dabei hält die Europäische Union ebenfalls zahlreiche Förderangebote für Projekte in den Bereichen Bildung, Kul-tur und bürgerschaftliches Engagement bereit. Diese standen im Mittelpunkt der Tagung „Bildung – Bürger – Kultur“, die am 27. September in Magdeburg stattfand. „Mit der Veranstaltung wollten wir dazu beitra-gen, diese Fördermöglichkeiten im Land noch bekannter zu machen und die Teil-nahme von Kommunen und Bürgern an europäischen Kooperationsprojekten weiter zu erhöhen“, erklärt Claudia Zott, Leiterin der EU-Service-Agentur.

Auf der Konferenz informierten natio-nale Experten die rund 100 Teilnehmer in Vorträgen rund um die Förderprogramme LEONARDO DA VINCI, GRUNDTVIG, Eur-opa für Bürgerinnen und Bürger (EFBB) und KULTUR. In anschließenden Workshops wurden erfolgreiche Projekte aus Sachsen-Anhalt präsentiert. So stellte Karen Stone, Generalintendantin des Theaters Magdeburg

Eine Tagung der EU Service-Agentur Sachsen-Anhalt informierte über europäische Aktionspro-gramme für Bildung, Kultur und bürgerschaftliches Engagement.

Weitere Informationen erhalten Sie im Internet unter: www.eu-serviceagentur.de

das Projekt „Wagner 200 – Der fliegende Holländer“ vor, mit dem ihr Haus gemein-sam mit Opernhäusern aus Italien und Fran-kreich das Werk des Opernkomponisten dem jungen Publikum näher bringt.

Einen weiteren Schwerpunkt der Kon-ferenz bildete die Information zur neuen EU-Förderperiode ab 2014. „Derzeit wird vor allem über die geringeren Mittel aus den EU-Strukturförderfonds diskutiert. Gleichzeitig wird aber die Bedeutung der direkten För-dermittelvergabe im Rahmen der EU-Akti-onsprogramme steigen. Wir unterstützen öffentliche Einrichtungen dabei, sich jetzt schon auf die neue Förderlandschaft vorzu-bereiten“, erklärt dazu Claudia Zott. Die EU Service-Agentur im Haus der Investitions-bank Sachsen-Anhalt berät und informiert zu Förderprogrammen zu den Themen Bil-dung, Regionalentwicklung, Umwelt, Kul-tur, und bürgerschaftliches Engagement. Das Angebot richtet sich insbesondere an Städte, Gemeinden, Landkreise sowie öffentliche Träger und regionale Akteure, die ihre Pro-jektideen in einem internationalen Kontext bearbeiten und diskutieren möchten.

E U - F Ö R D E R U N G A U F S T I E G

KP

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24 REGIONALE WIRTSCHAFT REGJO REGJO REGIONALE WIRTSCHAFT 25

Die Entdeckung der Langsamkeit

Können wir das überhaupt noch – reisen? Mit unserer modernen Mobilität erreichen wir heute jedes Ziel. Unerreichbare Orte gibt es kaum mehr, und doch: Reisen rührt an alte Sehnsüchte. Erst recht, wenn die Reise archetypisch auf einem Segelschiff stattfindet und Meer, Wind und Segel die einzige Umgebung bilden, keine Möwe mehr zu hören ist und Mobilfunk und Internetbrowser aussetzen. Reisen fordert uns auf, uns auf das Fremde und auf die Art und Weise, wie andere Menschen denken, leben und arbeiten, einzustel-len. Gelingt es uns, ihre Praxis als Bereicherung für das eigene Tun wahrzunehmen? Nicht zuletzt erfordert Reisen eines: Zuhören. Im besten Fall entsteht daraus ein Erkenntnisgewinn. Die Sachsen Sail, veranstaltet vom Sachsen Sail Club Leipzig e.V., bietet ihren Teilneh-

Wenn Unternehmer übers Meer reisen: Die Sachsen Sail steuerte 2012 Riga im Baltikum an. Leinen los für einen Selbstversuch auf hoher See.

Text: Giorgos Kalaitzis Fotografie: Giorgos Kalaitzis, Claudia Koslowski

mern jährlich eine Segelreise zu besonderen Zielen: in diesem Jahr in die Stadt Riga. Das Schiff trug den Namen Thalassa – griechisch „Meer“ – und hat eine sagenhaft anmutende Vergangenheit. Es sank, lag viele Jahre am Meeresgrund, bevor es als Segelschiff wieder die Meere bereiste.

Unternehmer segeln

Segeln ist wohl eine der teuersten Arten, eine Zeit lang unbequem zu leben – und dennoch gilt die Überquerung des Meeres per Schiff als Mutprobe und versprüht den Nimbus von Freiheit und Abenteu-erlust. Die Unannehmlichkeiten erscheinen klein gegenüber dem

Erfahrungsgewinn an Bord. Wenn Unter-nehmer gemeinsam reisen, treffen unter-schiedlichste Typen aufeinander. Der Blick schweift den Horizont entlang in die Weite. „Auf der Sachsen Sail kann ich Unternehmer auf zweierlei Weise kennenlernen“, erklärt Jens Uwe Zäumer, ein Neuling der Tour: „Als Charakter und Mensch und viel genauer in fachlichen Präferenzen. Ich kann völlig neue Blickwinkel erfahren auf Themen. Dieser Prozess des Kennenlernens benötigt aller-dings Zeit, deswegen ist die Sachsen Sail als Reiseformat das Richtige.“

Die Sachsen Sail ist eine langjährige Ins-titution. Sie fungiert als eine Brücke in neue Märkte, jedoch geschieht dies persönlich, individuell und im Kleinformat für bis zu 50 Teilnehmer. Die Mischung an Deck ist ein repräsentativer Querschnitt der Wirtschaft-region Sachsen und Mitteldeutschlands. Die Sachsen Sail macht die Region über die Landesgrenzen hinaus bekannt: Unter den Seglern mischen sich auch die Generationen. Das schafft Spannung, Neugier und Aus-tausch. Die Sachsen Sailer segeln gemein-sam zu jährlich wechselnden Zielorten: Aus Geschäftleuten werden Partner und am Ende sogar Freunde.

Das Konzept der Unternehmerreise auf hoher See gründete, so der Vielsegler und Vorstand des Vereins Hartmut Bunsen, auf dem Bedürfnis, „Verantwortung für die Region“ zu übernehmen. Es bestand Nach-holbedarf, Netzwerke für Unternehmer in den neuen Bundesländern einzurichten: „So entstand die Idee, sich auf einem Schiff zu treffen. Die Idee ist in drei Punkten erklärt: A: Austausch und Kontakte herstellen, B: am jeweiligen Zielort neue Verbindungen zu Unternehmern knüpfen und C: über-regionale und internationale Projekte und Geschäfte anbahnen.“

Das könnten Unternehmer auch auf anderen Wegen – wie Messen und Business-Meetings – erreichen. Hans-Jürgen Zetzsche, der Präsident des Sachsen Sail Club Leipzig e.V., ist sich jedoch sicher: „Offensichtlich vermögen Flair und Abenteuer einer See-reise, Kontakte und Freundschaften zu schaf-fen, die mit den uns allen bekannten Mitteln nicht erzielt werden können.“

Die Mischung der Teilnehmer ist erfri-schend, zumal dann, wenn alle gemeinsam miteinander dem Schiffskapitän assistieren und Kommandos entgegen nehmen.

An Bord der Thalassa in Richtung Riga: Für die Einhaltung des Kurses ist das Zupacken durch die Teilnehmer unerläßlich und eine willkommene Abwechslung.

Die Thalassa am Beginn der Reise in Rostock Warnemünde. Sie ist mit 50 Metern Länge und 8 Metern Breite die größte segeltüchtige Barketine der Niederlande.

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REGJO REGIONALE WIRTSCHAFT 2726 REGIONALE WIRTSCHAFT REGJO

Unternehmerbilder

Hand aufs Herz: zu welchem Unternehmertyp würden Sie ihre Che-fin, ihren Chef zählen? Businessman, Mountain Climber, Playful Child, Idealist, Globalist oder Survivor? Jeder dieser Typen erzeugt ein ganz eigenes Bild. Welcher Aspekt ist der wichtigste? „Ein Unterneh-mer braucht Ausdauer, Geduld, langen Atem, bis es ein Feedback gibt und er Erfolg hat. Eine Voraussetzung dafür ist sicher auch eine gute Ausbildung“, sagt Kai Uwe Döhler, der in einem neuen Geschäftsfeld des Arbeitstourismus tätig ist.

Für den Erfolg eines Unternehmens werden viele Eigenschaf-ten gebraucht: Verantwortungsbewusstsein, Teamgeist, Risikofreude, Selbstkenntnis, Ideenreichtum und Gelassenheit. Martin Walker, langjähriger Geschäftsführer eines Unternehmens für Lichtwerbung, verrät noch Überraschendes dazu: „Als Unternehmer ist es wichtig, unbekümmert zu sein und gut einschlafen zu können.“

Unternehmer sind keine Alleskönner, ganz im Gegenteil. Viele sind ausgewiesene Experten auf ihrem hoch spezialisierten Fachge-biet. Jungunternehmer Danny Wehnert hatte den Wunsch „etwas ganz eigenes hinzustellen“. Nach Studien der Elektrotechnik, Wirt-schaftswissenschaften und Theologie wollte er in der Region bleiben und gründete sein Unternehmen vor Ort. Ein Unternehmer sollte „die Kompetenzen, die er am besten beherrscht, umsetzen und die eigenen Stärken und Schwächen genau erkennen. Mut, an sich selber zu glauben, spielt sicher eine große Rolle und außerdem sollte er in der Lage sein zu erkennen, wo er Partner braucht.“

Klaus Frank, der mit seinem Unternehmen jahrelang in der Logistikbranche aktiv ist, räumt mit dem Klischee des kühlen, rati-onalen Managers auf: „Unternehmer brauchen die richtige Nase für ihr Geschäft und die Firmenpolitik“. Dazu gehören „die richtigen Entscheidungen, einen offenen Blick für den Markt. Unternehmer“, sagt er im Gespräch während des Wirtschaftsempfangs in Riga, „ent-scheiden dabei jedoch auch aus dem Bauch heraus – es gibt keine Unternehmer, die alles richtig machen.“

Wirtschaftstag in Riga am 7.9.2012: v. l. n. r.: Torsten Bonew (Bürgermeister f. Finanzen der Stadt Leip-zig), Dr. Matthias Reuschel (Präsident Gemeinsam für Leipzig), Jänis Prüsis (Head of Investment, Riga City Development Department), Maren Diale-Schellschmidt (Deutsche-Baltische Handelskammer, Ge-schäftsführender Vorstand), Hartmut Bunsen (Präsident Unternehmerverband Sachsen e. V.), Dr. Tho-mas Hoffmann (Hauptgeschäftsführer der IHK Leipzig) und Martin Buhl-Wagner (Geschäftsführung Leipziger Messe GmbH)

Riga und Leipzig

Nach fünf Tagen auf der Ostsee mit Wind bis Stärke sieben läuft die Thalassa in Riga ein. In der 700.000-Einwohnermetropole laden die IHK, die Stadtverwaltung Leip-zig und die Stadt Riga alle Unternehmer zu einem Wirtschaftstag ein. Leipzig und Riga – ein ungleiches Städtepärchen, das dennoch gemeinsame Bezüge hat. Richard Wagner etwa kam mit 24 Jahren als Kapellmeister im Jahre 1837 in die Stadt Riga und wirkte dort am städtischen Deutschen Theater. Leip-zig verweist auch, ebenso wie Riga, auf die besondere Lage zwischen Ost und West im Herzen Europas.

Die Rahmenbedingungen für Riga und Leipzig klaffen stark auseinander. Riga ist die von der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 stark gebeutelte Stadt, die ihr Wachstum zukünftig in drei strategischen Zukunftsbran-chen generieren möchte: Bio-, Chemie- und pharmazeutische Industrie, IT und Electroni-cal Engineering. Die englische Sprache prägt die Rundgänge durch die Jugendstilstadt. Riga versteht sich als internationales Parkett zwischen Westeuropa, Russland und Skandi-navien. Die deutsch-baltische Handelskam-mer weist auf die Chancen für Unternehmer hin, die den Markteintritt jetzt wagen. Riga steht am Beginn einer neuen Wachstums-phase, verfügt über eine gute geopolitische Lage und ist sehr aufgeschlossen gegenüber deutschen Geschäftspartnern.

Die Stadt Leipzig hingegen präsentiert sich als solide gewachsene und traditionsrei-che Wirtschaftsregion mit all ihren Highlights aus Kultur, Wissenschaft, Stadtentwicklung und Wirtschaft. Für die Region Leipzig benennt die IHK fünf potente Zukunftsbran-chen, die eine wirtschaftliche Vernetzung weiter vorantreiben: Automobilindustrie, Energie- und Umwelttechnologie, Gesund-heitswirtschaft, Medien- und Kreativwirt-schaft und die wachsende Logistikbranche.

Die Chancen für Unternehmer aus Sachsen und Mitteldeutschland, gewinn-bringende Geschäftsbeziehungen mit Part-nern aus dem Baltikum einzugehen, ste-hen gut. Die unterschiedlichen Profile und wirtschaftlichen Potenzen beider Regionen tragen dazu bei. Der langjährige Erfahrungs-schatz hiesiger Unternehmer kann hier in neue Geschäftsmodelle einfließen und man kann gemeinsam entwickelte Geschäftsfelder vom Anker lassen und Produktentwicklun-gen perspektivisch anstoßen.

Neue Horizonte

Das Erleben des Meeres ist eine Routinen verlangsamende Abwechslung. Der Vernet-zungsansatz der Sachsen Sail schafft, getragen von den Persönlichkeiten, auf dem begrenz-ten Raum des Schiffs eine Annäherung an andere Regionen und Märkte. Die Unterneh-mer brauchen zweierlei, um Verbindungen herzustellen: die festen Strukturen der Ver-

bände und der Stadtverwaltung – und die freien und assoziativen Formen während des Segelns, Entdeckens und Austauschens.

Lebens- und Arbeitszeit ist für jeden von uns ein besonders wertvolles Gut. Unterneh-mer kaufen sich auf der Sachsen Sail etwas davon. Sie erwerben Zeit, um Strategien neu oder stärker in die Zukunft zu denken, Zeit, um in Gesprächen mit anderen eine Selbstbe-stimmung vorzunehmen. Das ist nachhaltig.

Zukünftig, sagt Dieter Kaiser, der mit persönlichem Risiko die Geschäftstelle eines Logistikkonzerns leitet, „könnte die Außen-wirkung der Sachsen Sail noch stärker sein durch größere Schnittmengen zu den Ober-zentren der Region.“ 2012 aus dem Baltikum kommend, steuert die Sachsen Sail 2013 gen Westen nach Schottland, ins Mutterland des Unternehmertums.

Es entsteht etwas Einzigartiges, wenn ein Schiff sich weit vom Festland entfernt hat. Diese Situation beflügelt die Mitsegler, über den Horizont hinaus zu sehen und sich an neue Visionen heranzuwagen. Um diesen Effekt zu verstehen, lohnt es sich, an den Kosmopoliten Kurt Tucholsky zu erinnern: „Wer die Enge seiner Heimat begreifen will, der reise. Wer die Enge seiner Zeit ermessen will, studiere Geschichte.“ Leinen los und Ahoi.

Weitere Informationen finden Sie unter:www.sachsensail.de

Bild links: Die 800 Quadratmeter Segelfläche der Thalassa entwickeln eine Dominanz, des man sich nicht entziehen kann.

Bild rechts: Immer wieder unterstützen kleine Gruppen der Sachsen Sailer in wechselnder Zu-sammensetzung den Kapitän und die Crew, um am Wind zu bleiben.

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REGJO REGIONALE WIRTSCHAFT 2928 REGIONALE WIRTSCHAFT REGJO

International Spirit Meeting the Slavic Soul

International Spirit Meeting the Slavic Soul – unter diesem Motto stand die Neueröffnung der Büroräume von Sergey Frank Internatio-nal am 21. und 22. September. Neben der weltweiten Rekrutierung und der Erarbeitung von Vertriebsstrategien für das Ausland ist die Schulung und Bildung internationaler Kompetenzen eine der Aufga-ben, der sich der ehemalige Partner von Kienbaum Executive Consul-tants mit seinem 2010 gegründeten Unternehmen verschrieben hat.

International Spirit in Lipsk

Die eigene Multikulturalität steht dabei im Vordergrund und ist zugleich Unternehmensgeist. Ob komplexe Verhandlungsstrategien oder scheinbar beiläufige Kommunikation – der Autor vieler erfolg-reicher Beiträge und mehrerer Bücher, zuletzt „Weltspitze - Erfolgs-Knowhow für internationale Geschäfte“, weiß wie man internatio-nal erfolgreich und nachhaltig agiert. Doch der wahre Erfolg liegt immer im Menschen selbst – und in Sergey Frank liegt die slawi-sche Seele. Diese wollte er bei seinem Firmenjubiläum in den Vor-dergrund stellen.

Internationale Gäste feierten mit dem renommierten Management Consultant Sergey Frank seinen Umzug in die neuen Leip-ziger Büroräume – nicht nur daselbst.

Text: Dr. Zita Ágota Pataki Fotografie: Ronny Anders

Seinen internationalen Gästen wollte Sergey Frank seine Wahlheimat, deren Name auf das slawische Wort Lipsk rekurriert, nicht vorenthalten: Die Diplom-Ingenieure und Architekten Wolf-gang Kunz (ehemaliger Leiter des Stadtplanungsamtes der Stadt Leipzig) und Norbert Hippler (RKW Rhode Kellermann Wawrowsky Architektur + Städtebau) führten mit ihrer Fachkom-petenz durch die Leipziger Innenstadt. Dabei erfuhren auch die einheimischen Gäste Neues über Bauplätze, Baulücken, Mittel und Möglichkeiten der Stadt- und Bauplanung sowie über Neu-Gestaltung im Öffentlichen Raum und bekamen einen Einblick in die oft nicht einfache Aufgabe, Eigentümerinteressen und -vorha-ben mit städtebaulichen und denkmalpflegerischen Ansprüchen zu verbinden.

Oriental Spirit Meets International Guests

Der feierliche Teil der Veranstaltung wurde nicht in den Büroräu-men von Sergey Frank International, sondern im historischen Stadtbad gefeiert – eine Würdigung der dem Verfall preisgegebenen

Weitere Informationen finden Sie unter:Sergey Frank International www.sergey-frank.comDANNEMANN El noble cigarro www.DANNEMANN.com

Räume, der durch Leipziger Bürgerengage-ment aufgehalten wird. Das orientalisie-rende Interieur bot dabei noblen Cigarren eine würdige Kulisse.

Die international agierende Firma DANNEMANN richtete eine Lounge ein, in der die Gäste nicht nur mit den Raffi-nessen der fertigen Produktpalette des traditionsreichen Unternehmens vertraut wurden, sondern auch eine Ahnung von der Manufakturierung, der händischen Verarbeitung des Tabaks erfuhren: unter Anleitung der brasilianischen Cigarren-rollerin Rosemary Oliveira konnten Cigar-ren selbst gerollt werden. So wurde das Raucherlebnis durch ein intensives hap-tisches gesteigert – ein Mehrwert des Genusses.

Slavic Soul Goes International

Höhepunkt des Abends war neben einer Füh-rung durch das Stadtbad die Lesung des rus-sischen, in Kiew lebenden Schriftstellers Andrej Kurkov. Für welches Land das slawische Herz schlägt, ist für Kurkov klar: für beide. Erfahrbar wird dies in der Beschreibung der fiktiven Per-sonen wie dem russischen und dem ukrai-nischen Präsidenten in „Die letzte Liebe des Präsidenten“. Mittels märchenhaft-absurder Kulissen, in denen sich die Protagonisten bewegen und die gleichermaßen politische Landschaften, aber auch Seelenlandschaften sind, kreiert der Autor die Grundlage zum Ver-ständnis für das Verhalten der Personen und schafft Flächen, entlang derer er die politische und seelische Autopsie vornimmt.

Slavic Soul Inspires International Spirit

Politische Dimensionen bei Geschäften in Osteuropa, Russland, China und Lateina-merika – das ist ein Feld, auf dem sich Ser-gey Frank auskennt, doch er weiß es noch besser: bei Geschäften zählt immer auch das menschliche Gegenüber – wer die Seele des anderen versteht, dem kann auch der Erfolg beschieden sein.

Impressionen aus dem Leipziger Stadtbad: li. Sergey Frank und der Laudator des Abends, Bob Montague; re. Andrej Kurkov liest aus „Die letzte Liebe des Präsidenten“

Impressionen der Dannemann-Lounge: Nicht nur Genießer lernten die Welt des DANNEMANN-Tabaks kennen. Die Gäste gaben mit Hilfe der Torcedora Rosemary Oliveira ihrer Zigarre eine eigene Prägung, indem sie das Deckblatt selbst rollten sowie Mundstück und Kopf modellierten.

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»Als Kind hätte ich so ein Buch auch gern gehabt«In eigener Sache: Der Magazinverlag Mitteldeutschland schenkt sich zur 30. REGJO-Ausgabe ein zweisprachiges Kinderbuch.

„Gabriel und die frechen Affen – Gabriel and the cheeky monkeys“ heißt das zweisprachige Kinderbuch, das der Magazinverlag Mittel-deutschland GmbH pünktlich zur 30. REGJO-Ausgabe veröffentli-cht. Ein Kinderbuch aus dem Verlag einer vorrangig der Wirtschaft gewidmeten Zeitschrift? „Ich fand das Thema reizvoll“, erklärt REGJO-Macher Claus Peter Paulus. „Es hat mich auch gereizt, weil es mal etwas ganz anderes ist als das, was wir sonst machen. Nach zig 1.000 gedruckten Seiten, die sich alle Daten und Zahlen, Analy-sen und Statistiken widmeten, war es schön, mal so etwas Sinn-liches wie das Abenteuer eines kleinen Jungen zu verlegen.“

Die sechs Abenteuer auf Deutsch und Englisch entstammen der Feder von James Parsons, dem Direktor des Leipziger ICC-Sprachinstituts. Und der Gabriel im Buch ist echt, er ist nämlich Parsons Sohn. „Gabriel ist seit unserem ersten Besuch im Gondwa-naland von den Affen begeistert und wollte immer neue Geschich-ten hören. Ich habe immer neue erfunden, aber dann wollte Gabriel, dass ich eine bestimmte Geschichte wiederhole. Aber die hatte ich vergessen.“ Also schrieb er die lustigen Storys vom sti-bitzten Mittagessen und rechnenden Äffchen auf, und weil in Kin-derbücher Bilder gehören, fragte er bei der Illustratorin Anja Tittel an. Auf die Dresdnerin war er über ein Portal für Unternehmen aufmerksam geworden. Sie fand das Manuskript gut. „Schon wäh-rend des Lesens hatte ich die ersten Bildideen im Kopf und fing sogleich mit den Zeichnungen an“, erzählt sie. Für das zweispra-chige Buch für Kinder ab vier Jahren wurden zunächst Gelder per

Text: Tobias Prüwer Illustration: Anja Tittel

Crowdfunding eingeworben; über 2.600 Euro kamen so zusam-men. Das ist mehr als ursprünglich geplant und weil das Buch ein soziales Projekt ist, bekommen hundert Kitas und Schulen ein Frei-exemplar. Dann konnte der REGJO-Verlag als Partner gefunden werden. Die Finanzierungsmethode Crowdfunding hält Paulus gerade im kulturellen Sektor für eine gute Ergänzung. „Hier kann man testen, ob man vom Publikum, vom Markt überhaupt ange-nommen wird. Das funktioniert wie ein Barometer.“ Das Buch mit seiner regionalen Vernetzung und dem Thema Zoo Leipzig habe einfach zum Verlag gepasst. Auch Anja Tittel ist stolz auf das regio-nale Projekt. „Solche Zusammenarbeit bedeutet mir viel. Dadurch entstehen gemeinsame Strukturen und Kooperationen. Diese stär-ken meiner Meinung nach die heimische Wirtschaft und ermögli-chen ein effektives Arbeiten.“

Und das Wichtigste ist auch erfüllt: Gabriel mag das Buch. „Er findet es lustig“, freut sich James Parsons, „und bekommt die Geschichten gern vorgelesen.“ Auch Claus Peter Paulus mag das Buch, obwohl er aus dem passenden Alter dafür schon länger heraus sei, wie er lachend meint. „Als Kind hätte ich so ein Buch auch gern gehabt – unsere Englisch-Fibel war nicht gerade lustig.“

Erworben werden kann „Gabriel und die frechen Aff en – Gabriel and the cheeky monkeys“ im ICC Sprachinstitut und beim REGJO-Verlag. Weitere Erwerbsmöglichkeiten unter www.facebook.com/gabrielunddiefrechenaff en

30 REGIONALE WIRTSCHAFT REGJO

Man könnte die Geschichte des Magazins REGJO auch als bloße Erfolgsstory kreden-zen. Wäre legitim – aber auch nicht frei von Langeweile. Langweilen ist journalistische Todsünde. Claus-Peter Paulus weiß das und wenn er anlässlich der 30. REGJO-Ausgabe ein kleines Resümee für angemessen hält, changiert das Gespräch immer wieder zwi-schen Stolz, Begeisterung und kühler Reflektion.

Ähnlich den Polen, die REGJO definie-ren – als Magazin der Verlagsdienstleistung und des freien Journalismus. Als Printme-dium, das PR-Service mit redaktioneller Unabhängigkeit verbindet.

Zukunftskonzept Osten

2004 nahm das seinen Anfang. Als ein Ostableger des niedersächsischen REGJO entwickelt sich das Heft unter Paulus´ Ägide dabei sehr schnell zum eigenständigen Label. Aus Göttingen zum Studium des Buchhandel- und Verlagswesens nach Leip-zig gekommen und zuvor in der alten Hei-

Text: Steff en Georgi Fotografi e: REGJO

Ein Gespräch mit Herausgeber Claus-Peter Paulus anlässlich der 30. Ausgabe des Magazins REGJO über Unabhängigkeit, sich verschiebende Gewichtungen und ostdeutsche Direktheit.

Zwischen Dienstleistung und Journalismus

mat schon maßgeblich an der Etablierung des REGJO beteiligt, vermengten sich bei Paulus Know-how mit der Lust auf etwas Neues. Paulus: „Da war die Frage, wie und worüber definiert sich eine Identität des Ostens, speziell dieser mitteldeutschen Region, als Zukunftskonzept? Und wie bereitet man das publizistisch auf?“

Unvoreingenommenheit dürfte einer der Gründe dafür sein, die Paulus für sein Vorhaben schnell Unterstützung finden ließ: „Die Menschen hier erschienen mir immer zugänglicher als im Westen. Die Kommunikation ist entspannter, gleichzei-tig auch direkter.“ Darüber hinaus über-zeugte das REGJO-Konzept: „Bildstrecken und Texte, Form und Inhalt prägnant in Beziehung gesetzt. Was National Geogra-phic mit der Natur schafft, machen wir mit Wirtschaft und Kultur.“

Alleinstellungsmerkmale und Balanceakte

Kultur nun rangierte in der REGJO-Priori-tätenliste anfänglich noch an letzter Stelle.

Nach Wirtschaft, Forschung, Politik. Das sollte sich bald ändern und REGJO sich zum „Magazin für Wirtschaft und Kultur“ wan-deln. Diese Verschiebung der inhaltlichen Gewichtung installierte dabei nicht nur ein markantes REGJO-Alleinstellungsmerkmal, sondern ist vielleicht auch wegweisend ob der Selbstverständlichkeit, wie hier die ein-schlägige Wahrnehmung von Kultur „als das, was kostet“ umbewertet wird hin zu Kultur als Investition in die Zukunft.

Paulus sagt: „Wir denken Wirtschaft und Kultur eben nicht als Gegensätze. Und auch das macht den Vorwurf, wir seien das ‚Printorgan für ambitionierte PR-Heinis‘ ziemlich absurd.“ Kultur kostet – Journalis-mus auch. Unabhängigkeit ist immer ein Balanceakt. Dem wird REGJO auch in Zukunft treu bleiben.

Mehr Informationen fi nden Sie unter:www.regjo-leipzighalle.de

REGJO ARBEIT UND LEBEN 31

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REGJO IMMOBILIEN UND ARCHITEKTUR 33

Eine Endeckungsreise

Spiel mit Wind – Norddeutschland (2012)

Michael Fischer - Art

Immobilien & Architektur in Mitteldeutschland:

Die EnergieCity Leipzig GmbH errichtet eine Erlebniswelt und

eine Marketingplattform für Energie- und Umwelttechnik und

für nachhaltiges, energieeffizientes Bauen und Sanieren.

Es entsteht ein Ausstellungs- und Demonstrationszentrum

sowie eine Bildungsstätte und ein Eventtreffpunkt unter dem

Oberbegriff „Fit für den Klimawandel“. Das Projekt wird sowohl

real als auch virtuell aufgebaut und strahlt überregional aus.

Der Vorstand der Berliner GASAG, Andreas Prohl sagte beim

Ostdeutschen Energieforum in Leipzig: „Wir müssen die Bürger

auf dem langen Weg bis 2050 mitnehmen, die Bürger kennen die

Konsequenzen der Energiewende noch nicht. Wir müssen sie

ihnen kommunizieren.“ Die Kommunikation der Energiewende

sollte durch das EnergieEvent Center, den Leuchtturm für Ener-

gieeffizienz – Erneuerbare Energien – Nachhaltiges Sanieren in

Leipzig am Hauptbahnhof durch die EnergieCity Leipzig erfolgen.

Kontaktdaten:

EnergieCity Leipzig GmbHGeorgiring 1-304103 Leipzig

Geschäftsführer:Prof. Dr. Hans-Jochen Schneider und André Jaschke Telefon: 03 41 / 35 59 16 27Fax: 03 41 / 35 59 16 29 E-Mail: [email protected]: www.energiecity-leipzig.de

REGJO ENERGIE & UMWELT 71

Die EnergieCity Leipzig bedankt sich bei Ihren Kooperationspartnern:

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REGJO IMMOBILIEN UND ARCHITEKTUR 3534 IMMOBILIEN UND ARCHITEKTUR REGJO

Städteplanung ohne DogmaDie Immobilienwirtschaft steht gerade im Osten Deutschlands vor großen Herausforderungen, die vor 20 Jahren so noch nicht abzusehen waren: Einerseits hat sie mit prosperierenden Leuchttürmen zu tun, andererseits mit Regionen, die über-durchschnittlich von Abwanderung und Überalterung betroffen sind. Welche Entwicklungschancen bieten sich und welche Instrumente sind nötig? Ulrike Hausmann, Professorin für Immobilienmanagement an der Hochschule Anhalt, im Gespräch mit dem REGJO-Magazin.

Interview: Bastian Salier Fotografie: Swen Reichhold

In den vergangenen 20 Jahren hat sich in den ostdeutschen Län-dern viel getan im Immobilien- und Bausektor. Dementsprechend sind auch große Mengen an Fördermitteln aus den verschiedensten Töpfen geflossen. Wie viel davon war wirklich sinnvoll und notwen-dig – hat sich diese Förderpraxis bewährt?Der Einsatz von Förderprogrammen durch Bund, Länder und Kom-munen ist vom Grundsatz her richtig und hat sich bewährt. Ob die Schwerpunkte in ihrer finanziellen Ausstattung und Ausprägung immer richtig gesetzt waren und sind, ist grundsätzlich nicht so ein-deutig zu beantworten. In den 90er Jahren wurden Fördermittel gerne einfach auch mal „spekulativ“ mitgenommen, ohne dass sich das eigentliche Interesse des Investors deutlich darin widerspie-gelte. Es galt damals Immobilien zu sichern, Fördermittel zu sichern – und erst im zweiten Schritt wurde darüber nachgedacht, was eigentlich genau passieren soll. Und dann ist teilweise nichts geschehen, was für die Kommunen oft zur Belastung wurde. Aber das sind inzwischen Ausnahmen. Vom Grundsatz her sind Förder-programme auch in Zukunft unbedingt erforderlich. Sie sind ein wichtiges Steuerinstrument, und nur so können bestimmte Anreize geschaffen werden. Was häufig beklagt wird, ist allerdings das umständliche Prozedere der Antragstellung. Das schreckt mitunter insbesondere private Investoren von einer Antragstellung ab.

In den 90er Jahren wurden viele Bauvorhaben zu groß bemessen, weil kommunale oder auch private Investoren beispielsweise den demografischen Faktor oder die zukünftige Abwanderung nicht be-rücksichtigt haben. Worauf muss heute vor allem geachtet werden?Der demografische Faktor wird so häufig ins Feld geführt, dass damit inzwischen auch unbegründete Ängste erzeugt werden. Für den privaten Bauherren steht vor allem das Nutzungskonzept sowie die nachhaltige Rendite im Vordergrund. Wenn es auch noch mit

der Förderung klappt, dann ist das eine gute Sache. Ich würde einem privaten Bauherren empfehlen, sich die Region und die Kommune genau anzusehen: Es wird Regionen geben, die prospe-rieren, und es wird auch solche Regionen geben, die in Zukunft stärker verlieren. Das sind vor allem ländliche Regionen und bestimmte Klein- und Mittelstädte.

Wäre es für die ländlichen Regionen ratsam, mit den prosperie-renden Städten zusammenzuarbeiten und wie könnte so eine Zu-sammenarbeit funktionieren?Die Kommunen versuchen natürlich schon, sich in der eigenen Region Beistand zu holen. Es werden schon sehr viele gemeinsame Entwicklungskonzepte mit konkreten Schwerpunktsetzungen aus-gearbeitet. Beide Seiten können voneinander profitieren: Beispiels-weise, indem die Kommunen im Speckgürtel den überfüllten Groß-städten helfen, Bauland zur Verfügung zu stellen. Oft können auch nur durch gemeinsame Planungen gezielt Fördermittel in Anspruch genommen werden, für eine gemeinsame Infrastruktur, für den Wohnungsbau.

Eine besondere Schwierigkeit liegt anscheinend in der Erhaltung der Infrastruktur in Regionen, in denen die Abwanderung sehr groß ist: Vor allem die soziale, medizinische und sonstige Daseinsvorsor-ge steht dort oft auf der Kippe. Ist das für die private Immobilien-wirtschaft kein lohnendes Feld?Das ist durchaus ein interessantes Feld, es gibt sehr viele gute Bei-spiele. Und zwar dann, wenn die Zusammenarbeit zwischen der kommunalen Politik und der privaten Bauwirtschaft stimmt. Dann kann es sein, dass private Wohnungsbauträger sich auch beispiels-weise um das Feld „Betreutes Wohnen“ kümmern, was ja nicht ori-ginär ihre Aufgabe ist. Aber viele haben erkannt, dass es sich lohnt,

wenn das gesamte Umfeld in die Planungen mit einbezogen wird, wenn Einkaufsmöglichkeiten geschaffen werden, die medizinische Versorgung erhalten bleibt. Nur durch eine entsprechende Daseins-vorsorge lassen sich die Mieter in sonst strukturschwachen Gegenden halten.

Die Menschen gehen natürlich vor allem in Städte, wo Leben zu verzeichnen ist. Meine Studenten sind alle der Meinung, sie müssten in Leipzig wohnen. Warum? Sie sagen: Hier herrscht ein städtisches Leben – in kultureller und sozialer Hinsicht. Und es gibt einen gewissen aufstrebenden Arbeitsmarkt, zumindest für diese Klientel.

Bürgerbeteiligung und auch Bürgerproteste haben in den vergan-genen Jahren sehr stark zugenommen, wenn es um Baumaßnah-men geht. „Stuttgart 21“ ist nur das bekannteste Beispiel. In Mit-teldeutschland stehen verschiedene geplante Energietrassen im Blickpunkt der Kritik. Auch innerstädtischer Umbau ist häufig ein Anlass zur Sorge bei den Bürgern. Ist diese „Einmischung“ eher hin-derlich für die Entwicklung der Regionen und Städte?Nein, sie ist ein wichtiges Element unserer Demokratie, auf das wir nicht verzichten sollten. Die Bürgerinitiativen haben sich in der Gesellschaft etabliert. Und ich meine auch, dass die Bürger ein Mit-spracherecht an den Dingen haben, die sie später nutzen sollen und wollen. Wir werden dieses Mitspracherecht der Öffentlichkeit nicht zurückdrehen. Planer und Bauträger sind gut beraten, wenn sie sich beizeiten an die Öffentlichkeit wenden und sich geeignete Gesprächspartner heraussuchen, von denen die Projekte dann auch kritisch begleitet werden können.

Die Immobilien- und Bauwirtschaft ist hierzulande sehr kleinteilig. Viel Geld für Forschung und Entwicklung ist nicht vorhanden. Al-lerdings werden Bauherren und Mieter offenbar immer anspruchs-voller, was die ökologische Bilanz angeht. Ist die Immobilienwirt-schaft in den neuen Ländern darauf genügend vorbereitet?Auf dem Mietmarkt sind wir inzwischen ja so weit, dass Mieter vor der Unterschrift unter den Mietvertrag nach einer Aufschlüsselung der Betriebskosten der letzten zehn Jahre fragen.

Die Baubranche selbst steht unter einem enormen Finanzie-rungsdruck. Es ist eine Frage, ob und wie wir diese ökologische Bauweise kostenmäßig in den Griff bekommen. Natürlich ist diese Art des Bauens sinnvoll, weil sie auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist.

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REGJO IMMOBILIEN UND ARCHITEKTUR 37

Prof. Dr. Ulrike Hausmann- Studium der Betriebswirtschaft in Leipzig- Wissenschaftliche Assistentin/Oberassistentin

an der Technischen Hochschule Leipzig Bereich Bauproduktion, 1981–1992

- Promotion an der Technischen Hochschule Leipzig, 1986

- Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Wirt-schaftswissenschaftlichen Fakultät der Uni-versität Leipzig am Lehrstuhl Bauproduktion 1992–1993 sowie am Stiftungslehrstuhl Grund-stücks- und Wohnungswirtschaft 1994–1997

- Berufung an die Hochschule Anhalt im Studien-gang Immobilienwirtschaft, Fachbereich Wirt-schaft für Immobilienmanagement seit 1997

Aber solange sie deutlich teurer als die her-kömmliche Bauweise ist, sehe ich Pro-bleme. Das ist im Augenblick noch eher etwas für den privaten Bauherren von Einzeleigentum, der das entsprechende Geld dafür ausgeben möchte. An dieser Stelle soll aber auch ganz deutlich auf die umfänglichen Leistungen der unternehme-rischen Wohnungswirtschaft als Beitrag zur Energieeffizienz in den letzten Jahren auf-merksam gemacht werden. In diesem Bereich ist aber auch die Förderpraxis sehr hilfreich.Eine Chance hat ökologisches Bauen vor allem dann, wenn sich die höheren Kosten, z. B. durch die Energieeffizienz, wieder amortisieren. Allerdings gibt es das Pro-blem, dass sich das nicht immer so genau nachweisen lässt, weil es kaum Langzeiter-fahrungen gibt.

Entscheidend ist, dass sich die Bau- und Immobilienwirtschaft in den nächsten Jahren auch auf weitere politische Schritte in dieser Richtung einstellen muss. Wir haben ja in Deutschland den Hang, solche Dinge sehr gerne politisch zu forcieren und vielleicht auch an manchen Stellen zu über-treiben.

Was sind heutzutage eigentlich Toplagen für die private Immobilienwirtschaft?Das ist sehr schwierig zu beantworten. Warum: Weil es von den Bedürfnissen der Nachfrager abhängt. Natürlich sind inner-städtische Lagen, möglichst mit Anschluss an grüne Parks, immer gefragt. Da wird es auch in Zukunft keinen Rückgang geben. Aber es gibt auch eine große Nachfrage im so genannten Speckgürtel. Wenn eine Kommune dann noch punkten kann mit Flussläufen, wie in Leipzig etwa, und einer Seenlandschaft im Süden und Norden, ist das für Interessenten äußerst attraktiv.

Es hängt auch von der Bausubstanz ab: Der eine liebt den Gründerzeitbau, der andere eher den Neubau. Am Beispiel Leip-zig stellt sich über lange Zeiträume heraus, dass die guten Wohnlagen mit wenigen Ausnahmen immer dieselben geblieben sind. Da gibt es eine gewisse historische Kontinuität, die auch ein bestimmtes Image zur Folge hat.

Für Leipzig scheint es also Hoffnung zu geben. Aber für welche Städte wird die Zu-kunft eher schwierig?Wirklich prosperierende Städte mit ange-bundenen Regionen gibt es in den neuen

Bundesländern leider sehr wenige: Weimar, Erfurt, Jena, Leipzig, Dresden, Magdeburg haben hier sicherlich gute Chancen. Abhän-gig ist das Ganze vor allem auch vom Arbeitsmarkt. Landschaftliche Vorteile sind kaum von so großer Bedeutung. Die Men-schen ziehen auch aus sehr schönen Gegenden weg, wenn es dort keine Arbeit gibt – blicken Sie nach Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Es gibt durch-aus einige Mittelstädte in Thüringen, Sach-sen und Sachsen-Anhalt, die abseits der großen Autobahn-Trassen liegen, die akut gefährdet sind.

Ist Rückbau dann die richtige Lösung?Selbstverständlich wird ein gewisser Stadt-umbau auch unter dem demografischen Aspekt stattfinden müssen. Dabei ist in der Stadtentwicklungsplanung auch der Rück-bau eine sinnvolle Angelegenheit, die man betreiben soll und muss, wenn man in der Immobilienwirtschaft keine größeren Ver-luste erleiden will. Es ist wichtig, in einer Stadt auch Konzepte dafür zu entwickeln. Es muss nicht immer nur der Plattenbau an den Rändern sein, der abgerissen wird. Wir können auch versuchen, einzelne Quartiere innerhalb der Stadt herausnehmen, um Licht und Luft hereinzulassen. Das muss man sich von der Bausubstanz her genau ansehen und von Fall zu Fall entscheiden. Es gibt ja beispielsweise auch Gründerzeit-viertel, die zusehends verfallen und deren bauliche und historische Substanz nur einen sehr geringen Wert aufweist. Mit Dogmatismus kommen wir hier nicht wei-ter.

Hat die Platte eine Zukunft?So geschmäht und stigmatisiert sie auch ist: Ja, unbedingt! Wenn wir uns die soziale Entwicklung im Osten Deutschlands anse-hen, birgt der Plattenbau die größten Chan-cen, um in Zukunft überhaupt preiswerten Wohnraum anzubieten. Denn die Sanie-rung von Plattenbauten ist um einiges kostengünstiger als die Sanierung von Alt-bauten.

An der A4 in Thüringen z.B. gibt es zurzeit einen großen Zuwachs an Firmen aus der Logistikbranche. Kann das ein dauerhafter Erfolg werden oder ist das nur eine momen-tane Entwicklung?Man kann nicht sagen, wohin diese Reise gehen wird. Natürlich ist die zentrale Lage innerhalb Deutschlands ein gewisser Stand-

ortvorteil. Wie sehr sich das in Zukunft aus-wirken wird, muss man abwarten.

Auch Halle und Leipzig im Verbund sind hier ein starker Kandidat. Hier siedeln sich ebenfalls Unternehmen an, die sehr stark mit logistischen Fragen beschäftigt sind. Nicht nur Speditionen selbst, sondern beispielsweise auch Automobilunterneh-men, die mit ihren Just-in-time-Konzepten sehr stark auf funktionierende Infrastruk-turen angewiesen sind. Standorte wie Dres-den müssen aufgrund ihrer Lage weitaus größere Anstrengungen vornehmen.

Vielen Dank für das Gespräch!

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Stadt Leipzig WirtschaftsförderungAnsprechpartner Herr Dr. Michael SchimanskyMartin-Luther-Ring 4-6, 04109 LeipzigTel.: 0341 / 1235810, Fax: 0341 / [email protected]

LandeshauptstädteSitz der WirtschaftsfördererAutobahn

Diese Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständig-keit. Wenn Sie den REGJO-Lesern Ihre Kommune oder Institution auf der REGJO-Karte der mitteldeutschen Wirtschaftsförderer präsentieren möchten, nennen wir Ihnen gern die Konditionen für die kostenpflichtigen Einträge. Unsere Kontaktdaten finden Sie im Impressum dieser Ausgabe oder unter www.regjo-leipzig.de.

Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsge-sellschaft Anhalt-Bitterfeld mbHAnsprechpartner Herr Armin SchenkAndresenstraße 1 a06766 Bitterfeld-Wolfen, OT WolfenTel.: 03494 / 638366, Fax: 03494 / [email protected] in Zerbst

Stadtverwaltung BautzenWirtschaftsförderungsamt Amtsleiter Herr Alexander ScharfenbergFleischmarkt 1, 02625 BautzenTel.: 03591 / 534-592, Fax: 03591 / [email protected]

Regionalmanagement Region Leipzig-WestsachsenRegionalmanagerin Frau Anja TerpitzHaus der Wirtschaft im Landkreis LeipzigSchulstraße 67, 04668 GrimmaTel.: 03437 / 760807, Fax: 03437 / 760801anja.terpitz@region-leipzig-westsachsen.dewww.regio-westsachsen.de

Stadt MagdeburgWirtschaft, Tourismus und regionale ZusammenarbeitBeigeordneter Herr Rainer NitscheJulius-Bremer-Straße 10, 39090 MagdeburgTel.: 0391 / 5402543, Fax: 0391 / [email protected]

Landkreis LeipzigKreisentwicklungsamtAmtsleiterin Frau Gesine SommerStauffenbergstraße 4, 04552 BornaTel.: 03433 / 2411050, Fax: 03437 / [email protected]

Metropolregion MitteldeutschlandSchillerstraße 5, 04109 LeipzigTel.: 0341 / 600-1620, Fax: 0341 / 600-1613metropolregion@leipzig.dewww.region-mitteldeutschland.com

Stadtverwaltung MarkkleebergWirtschaftsförderungAnsprechpartner Frau Kerstin KaiserRathausplatz 1, 04416 MarkkleebergTelefon: 0341 / 3533235, Telefax: 0341 / [email protected]

Stadt Halle (Saale) WirtschaftsförderungAnsprechpartner Herr Dr. Heinz Friedrich FrankeMarktplatz 1, 06108 Halle (Saale)Tel.: 0345 / 2214760, Fax.: 0345 / [email protected]

IMG Investitions- und MarketinggesellschaftSachsen-Anhalt mbHAm Alten Theater 6, 039104 MagdeburgTel.: 0391 / 568990, Fax: 0391 / 5689950welcome@img-sachsen-anhalt.dewww.investieren-in-sachsen-anhalt.de

Wirtschaftförderungsgesellschaft Jena mbHGeschäftsführer Herr Wilfried Röpke Markt 16, 07743 JenaTel.: 03641 / 8730032, Fax: 03641 / [email protected]

Wirtschaftsförderer in Mitteldeutschland

Stadt Plauen WirtschaftsförderungWirtschaftsförderung und StadtmarketingAnsprechpartner Herr Eckhard SorgerUnterer Graben 1, 08523 PlauenTel.: 03741 / 2911800, Fax: 03741 / [email protected]

REGJO MITTELDEUTSCHLAND EXPO REAL 2011 39

Stadt Schönebeck (Elbe)Amt für Wirtschaftsförderung und TourismusAnsprechpartner Herr EllertMarkt 1, 39218 Schönebeck (Elbe)Tel.: 03928 / [email protected]

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Toma Babovic/Thringer Tourismus gmbH (TTg),unten: Ingo Bracke/Bachhaus eisenach ggmbH

oben links: weimar gmbH, Mitte links: Congress Centrum Suhl/TTg,unten: Barbara Neumann/TTg, oben rechts: Wolfgang Benkert/TTg

Page 23: REGJO 03/2012

oben: Michael Bader/IMg Sachsen-Anhalt,unten: Schco International Kg

oben links: Hermes Fulfilment gmbH,Mitte links: U.D./Tourismus Marketing gesellschaft Sachsen (TMgS),

unten links: IMg Sachsen-Anhalt, oben rechts: SWM Magdeburg, unten rechts: Andreas Bartsch

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Stadt, Land, FrustLeuchtturmpolitik und Flächenmaßnahmen: Die Entwicklung der Städte und Regionen Mitteldeutschlands wird durch verän-derte Strukturen herausgefordert. Dies tangiert nicht nur die Politik, sondern auch die Immobilienbranche. Beide müssen sich den Fragen stellen, ob Städte derzeit Motoren sind und wie sich die Raumentwicklung in Zukunft gestaltet.

Text: Tobias Prüwer und Franziska Reif Fotografie: EUROGLAS, ©emicristea, Flexmedia, stocker1970 - Fotolia.com, Thüringer Tourismus GmbH (TTG)

„Stadtluft macht frei“ hieß das seligmachende Versprechen im Mit-telalter. Städte gelten als Brutstätte der Moderne. Auch angesichts des sozialen Wandels in der postindustriellen Gesellschaft halten Kommunen und Ministerien am Primat Stadt bei der Regionalent-wicklung fest. Ende September fand mit der Jahrestagung der Deut-schen Akademie für Städtebau und Landesplanung (DASL) eine Veranstaltung in Leipzig statt, die sich diesem Thema widmete. Unter dem Titel „Neue Polarisierungen von Stadt und Land“ disku-tierten Fachleuten der Ahnung folgend, dass die Siedlungsstruktur Deutschlands vor grundsätzlichen Veränderungen mit weit reichen-den Auswirkungen auf die Gesellschaft steht. Erörtert wurden Fra-gen wie „Brauchen wir eine veränderte Lesart und Haltung zum Verhältnis von Stadt und Land und damit auch zur künftigen Auf-gabenverteilung zwischen ‚Kern’- und ‚Rest’- Räumen?“ Ein Dis-kussions-Panel zu Mitteldeutschland hieß „Stadt ist Region – über räumliche Vernetzung, Kooperation und neue Aktionsräume“. Inwieweit also sind Städte Motoren der mitteldeutschen Raument-wicklung, wie gestaltet sich der Status quo und welche Zukunfts-szenarien werden erwartet?

Motoren der Entwicklung: Stadt oder Land?

„In Sachsen-Anhalt ist mit einem Bevölkerungsrückgang von 370.000 Bürgern bis 2025 zu rechnen“, beginnt der Direktor des Verbands der Wohnungswirtschaft Sachsen-Anhalt, Jost Riecke, seine Antwort auf die Frage nach den urbanen Motoren. „Schon

jetzt ist erkennbar, dass Magdeburg und Halle gegenüber den sons-tigen Städten und Gemeinden den geringsten Bevölkerungsverlust haben werden. Damit ist weitestgehend vorgegeben, dass die gro-ßen Städte die Motoren der weiteren Entwicklung sein werden, wobei natürlich nicht auszuschließen ist, dass besondere Standorte in ländlichen Räumen sich gegen den allgemeinen Trend besser entwickeln.“ Die Rolle der Wohnungsunternehmen hält er dabei für wichtig, schon „weil sie einen immobilen Wohnungsbestand haben und deshalb Antworten haben wollen auf die Frage, welcher Personenkreis wo, wie, mit welchem Einkommen und welchen Wünschen in den nächsten Jahren noch Mieter- beziehungsweise Nachfrager von Wohnraum sein wird.“ Da die regionalen Woh-nungsteilmärkte unterschiedlich ausfielen, könne man Entwicklun-gen seiner Meinung nach nur mit örtlichen Demografiekonzepten steuern. Gemeinsames Handeln sei hier notwendig: „Es hat keinen Sinn, eine einseitige Lösung bei Schulen und Kindergärten und der Feuerwehr zu finden, dabei aber die Gesundheits-, Abwasser-, Trinkwasser- oder Wohnungsversorgung außer Acht zu lassen.“

Trotz Bevölkerungsrückgang gibt es Riecke zufolge Standorte, „an denen auch Wohnungsneubau – allerdings vornehmlich im oberen Preissegment – stattfinden wird und auch soll. Dabei ist das Thema Bauen am Wasser, wie mit dem Magdeburger Elbbahnhof, auch für die Entwicklung einer Stadt ein richtiger Schritt.“ Ent-scheidend bei der Immobilienentwicklung ist es, die Lage zu beach-ten. Denn dieser ordnen sich die weiteren individuellen Ansprüche an eine Immobilie unter. Dabei kann sich hinter dem kleinen Wört-

chen „Lage“ vieles verbergen, weiß Mat-thias Kredt, Vorsitzender des Leipziger Gut-achterausschusses: „Die Ziele, die mit einem Grundstück verfolgt werden, spielen frei-lich mit der Lage zusammen. Beim Wohnen bedeutet das, dass die Ansprüche sich unterscheiden, je nach dem, ob es um indi-viduelles Eigentum geht, um Mehrfamilien-häuser oder um Eigentumswohnungen. Immer eine Rolle spielt die Infrastruktur. Schließlich gibt es noch die individuelle Komponente: Mancher will ruhig und grün wohnen, andere bevorzugen ein bestimm-tes Milieu.“

Während potentielle Immobilieneig-ner ihre Vorstellungen gemäß geplanter Nutzung formulieren, agiert auch die Immobilienwirtschaft selbst am Markt mit Zielen und Wünschen. Ein nicht unerhebli-cher Teil des Marktes befindet sich in den Städten. Tendenz steigend – das stellt Kom-munen und Länder vor Herausforderun-gen. Inge Klaan, Staatssekretärin im Thü-ringer Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Verkehr, spricht in dem Zusammenhang von Ankerstädten.

Damit meint sie auch in Bezug auf das länd-lich geprägte Thüringen vor allem die Mit-telzentren, Orte also, die neben der Grund-versorgung weitere Bedürfnisse abdecken können, weil sie über Fachärzte, Kaufhäu-ser, weiterführende Schulen und kulturelle Angebote verfügen.

Herausforderung Bevölkerungsverlust

Der Bevölkerungsverlust vollzieht sich also regional sehr unterschiedlich. So wird Sach-sen einer Prognose zufolge bis 2025 etwa ein Zehntel an Einwohnern verlieren, davon in weiten Teilen zwischen 7,5 und 17,5 Prozent. Lediglich in Leipzig und Dres-den wird ein leichter Zuwachs erwartet. Wie eingangs erwähnt, trifft das in Sachsen-Anhalt auf Halle und Magdeburg zu. Des-halb müssen zentralörtliche Gliederungs-systeme und Versorgungsstrukturen stärker ausdifferenziert sein, was Inge Klaan zufolge nicht heißt, Stadt und Land gegen-einander auszuspielen. Vielmehr bedingen sie sich gegenseitig: „Je leistungsfähiger die Ankerstädte sind, desto stabiler wird auch

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das Umland sein, und zwar in Hinblick auf die demographische Entwicklung, aber auch bei Wirtschaft und Kultur.“ Anderer-seits hängt die Standortsicherheit der Städte auch von der Stabilität des Versorgungs-raums Umland ab.

Die Konsequenzen, die aus dem demo-graphischen Wandel für die Bereiche Bauen, Wohnen, Vermieten erwachsen, sind beachtlich. Die Wohnungs-, Immobi-lien- und Gutachterverbände begreifen den notwendigen Umbau der Städte als „perma-nenten Anpassungs- und Begleitprozess an strukturellen Wandel“ und forderten im Februar auf dem mitteldeutschen Immobili-enkongress „die Städtebauförderung als Instrument des Stadtumbaus wieder auf ein bedarfsgerechtes Niveau zu heben und vor allem planungssicher weiterzuführen“. Die Verbände erwarten also mehr Geld aus der öffentlichen Hand. Die tatsächlichen Ein-flussmöglichkeiten der Politik sind aller-dings begrenzt, da sie nicht die Fäden zu allen Faktoren in der Hand hat. So nennt Klaan die Städte Suhl und Nordhausen, die trotz nahezu identischer räumlicher Aus-

Weiter Himmel, herrliche Aussicht. Wo viel Platz ist, sind womöglich die Grundstückspreise nied-rig, dafür könnte es dort aber auch an Infrastruk-tur fehlen.

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gangsbedingungen eine unterschiedliche Entwicklung genommen haben: Obwohl die gleichen Förderinstrumente zum Ein-satz kamen, kann Nordhausen inzwischen als demografisch stabil betrachtet werden, während Suhl starke Bevölkerungsverluste hinnehmen musste – ein anhaltender Trend.

Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt

Laut Immobilienpreisspiegel des Immobili-enverbands Mitte-Ost (IVD) sind die Preise in allen Segmenten (Baugrundstück, Neu-bau, fertige Immobilie, Mieten) gestiegen, vor allem in Großstädten und attraktiven Mittelzentren wie Bautzen. Der derzeitige Preisanstieg deutet nicht nur auf Verände-rungen in der Immobilienlandschaft hin, er zieht auch Investoren-Aufmerksamkeit auf sich. Zwei Faktoren begünstigen die Markt-belebung: Die Inflation macht die Anlage in Sachwerte interessant und aufgrund niedri-ger Zinsen werden Kredite lukrativer. Der dadurch erhöhte Verkauf von Baugrund-stücken führt zu Preissteigerungen, was auch in den sehr guten Lagen kleinerer Städte wie Plauen, Wernigerode und Wit-tenberg deutlich wird. Für einen Quadrat-meter Baugrundstück in Leipziger Spitzen-lage muss man 320 Euro hinlegen, in Dresden 280 Euro, im Umland sind die Preise deutlich zweistellig. Im Bereich Neu-bau investieren zunehmend Selbstnutzer, in Leipzig liegt ihr Anteil bei über 50 Pro-zent. Auch hier muss räumlich differenziert werden: Während eine sehr gut ausgestat-tete Neubauwohnung in Leipzig 2.800 Euro pro Quadratmeter kosten kann, bildet das andere sächsische Extrem Torgau mit 750 Euro. Auch die Mietpreise verteuern sich: Spitzenpreise liegen in Magdeburg und Leipzig bei 11,5 Euro pro Quadratmeter. Insgesamt ist die Preisentwicklung aller-dings immer noch vergleichsweise niedrig. In Halle liegen die Höchstpreise bei 9,50, in Dresden bei 9, in Chemnitz bei 7,50 Euro und in Salzwedel lediglich bei 5,50 Euro.Es gibt also noch Wohnraum für den klei-nen Geldbeutel. In diesem Sinne verkün-dete der Dresdner Wohnungsgenossen-schaften e. V. in Antwort auf eine Pressemeldung über Geringverdiener belas-tende Mieten, dass durchschnittlich hohe Steigerungen von 11 Prozent auf ihre Woh-nungen nicht zuträfen. Allerdings würden erschwingliche Flächen in Dresden immer seltener. Auch der Verband der Wohnungs-

Stadtluft macht frei: Manchmal kann es aber direkt eng werden zwischen all den Neubauten. Durch Inflation und günstige Kredite wird der Markt derzeit belebt.

Eine Frage des Milieus: Der eine will die Kneipenmeile in der Nähe, der andere einen Park.

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C h e m n i t z | D e s s a u - R o ß l a u | D r e s d e n | E r f u r t | G e r a | H a l l e | J e n a | L e i p z i g | M a g d e b u r g | W e i m a r | Z w i c k a u

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und Immobilienwirtschaft e. V. verwehrt sich gegen die Feststel-lung, der sächsische Wohnungsmarkt halte kaum Wohnungen für sozial Schwache vor: Das Hannoveraner Eduard-Pestell-Institut hatte genau dies jüngst bemängelt.

Gutachter Kredt räumt ein, dass die kommunalen Einfluss-möglichkeiten auf die Preise eher gering sind. „Die Wohnungsge-nossenschaften müssen auch wirtschaftlich arbeiten und bestimmte Quadratmeterpreise sind nicht mehr wirtschaftlich.“ Maximal könne die Stadt Überzeugungsarbeit dahingehend leisten, eine Sanierung in abgespeckter Form durchzuführen, um die Umlage auf die Miete gering zu halten.

Metropolen präsentieren sich

Die Kommunen arbeiten auf verschiedene Weise und auf unter-schiedlichen Ebenen zusammen. So stellen sich auf der Messe für Gewerbsimmobilien Expo Real neben Bautzen, Jena, Erfurt und Weimar die Städte Halle und Leipzig als Metropolverband vor – seit Jahren. An ihrem Gemeinschaftsstand mit 22 Ausstellern wollen die Städte mit Faktoren wie Familienfreundlichkeit punkten. Ein anderer Schwerpunkt ist der Wissenschaftsstandort, den beide Städte mit Universitäten, Hochschulen und zahlreichen Instituten belegen. „Der Weinberg-Campus ist der zweitgrößte deutsche Wis-senschaftspark“, erklärt Heinz Friedrich Franke, Leiter der Wirt-schaftsförderung Halle. Zur Verfügung stehende Labore, Büro- und Technikräume bringen Wissenschaft und Wirtschaft zusammen. Auch den 2011 erschlossenen Star Park A14 mit Autobahnnähe zählt Franke auf. Hier residiert ein Werk von ITS Solar Innotech; der norwegische Photovoltaik-Recycler zog den Standort vor 25 Konkurrenten vor. Das Thema Wohnen am Wasser wird auch bedient. „Wir kennen das in Leipzig und Halle schon seit Jahrhun-derten“, lacht Franke.

Als Impulsgeber für Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt wurde die Metropolregion Mitteldeutschland ausgerufen. Die län-derübergreifende Kooperation besteht seit 2010 aus elf Städten und erörtert in fünf Arbeitsgruppen die Aufgabenfelder Wirtschaft und Wissenschaft, Kultur und Tourismus, Verkehr und Mobilität, Fami-lienfreundlichkeit und überregionale Kooperation. In kleineren Räumen haben sich Initiativen wie das Städtenetz Demografie

Hettstedt-Eisleben-Sangerhausen zusammengeschlossen. Auch das Städtedreieck Am Saalebogen Rudolstadt-Saalfeld-Bad Blanken-burg stimmt sich bei der Stadt- und Regionalentwicklung ab, kooperiert etwa bei der Brachflächenentwicklung und fördert die touristische Entwicklung unter einer Dachmarke.

Der Gangs aufs Land

Eher skeptisch sieht Andreas Willisch die Fokussierung auf die Städte. Der Soziologe vom Thünen-Institut für Regionalentwicklung meint, dass die ländlichen Räume bei den Planern zu kurz kämen. Die Inge-nieursperspektive habe die Leuchttürme im Blick. Das beruhe auf einer Fehlwahrnehmung. „Der Fokus auf die Motoren, die die Prob-leme des demografischen Wandels richten sollen, ist falsch. Viele kleinere Städte sehen sich nicht als Teil ländlicher Räume, sondern als urban. Die Probleme werden als Dorf-Probleme abgekanzelt.“ Dabei haben gerade kleinere und mittlere Städte mit dem Umbruchs-folgen zu kämpfen. „Sie sind häufig ihres Selbstverständnisses beraubt“, so Willisch. Migration, Überalterung und Erwerbslosigkeit bauen hier viel massiveren Druck auf. „Als die Industrie als Basis wegbrach, haben diese Akteure nicht erkannt, dass eine Rückbesin-nung vielleicht die bessere Antwort auf die Krise wäre.“

So genannte Raumpioniere sind dabei, dörfliche Strukturen zu vitalisieren – als Akteure der Regionalentwicklung werden sie sel-ten wahrgenommen. Sie machen nicht nur die Häuser wieder hübsch, sondern bringen laut Willisch auch eigene Ansprüche mit. Sie hätten eine bürgerliche Kultur mit Bildungsfokus und Kunstaf-finität im Gepäck. Das Zusammenleben verlaufe gerade zu Beginn nicht immer reibungslos, etwa wenn diese Pioniere mit anderen Zugezogenen ins Gehege kommen, die als Pendler ein ruhiges Schlafdorf vorfinden möchten. Als so ein Projekt ist das Ökodorf Sieben Linden in der Altmark zu nennen. Das 1997 initiierte Gemeinschaftsprojekt zielt auf in eigenen Worten „ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltige Lebensstile“, achtet beim Bauen etwa auf möglichst geschlossene Energie- und Materialkreisläufe und regional verfügbare Rohstoffe. Auf dem einer hierfür gegrün-deten Genossenschaft gehörenden Gelände leben Menschen aller Altersgruppen.

Willisch warnt vor einer „Kannibalisierung der Region“, wenn allein auf die Städte gesetzt wird. „Ich kenne kein ausgestorbenes Dorf, aber viele Städte“, fasst er überspitzt zusammen. Stadt und Land hätten die gleichen Probleme. Darüber müsse man gemein-sam intensiv reden. Wohl auch daher wurde der Soziologe zur DASL-Tagung nach Leipzig eingeladen.

Idyllisches Gewinkel, Farbgebung Geschmackssache: Wohnbedürfnisse fallen individuell aus.

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Das Unmögliche möglich machenThüringen wagt es. Ein ganzes Land wird zur Internationalen Bauausstellung (IBA) und will damit in der über 100-jährigen Geschichte dieses Städtebau-Instruments flächendeckende Impulse mit „nachhaltiger Strahlkraft“ setzen.

Text: Bastian Salier Fotografie: Tobias Adam, Tobias Haag

„Horizonte erweitern“. Mit diesem Anspruch wirbt der Freistaat Thüringen im aktuellen Imagefilm. Idyllische Landschaften, als Weltnatur- und Weltkulturerbe prämierte Kleinode, aber auch pul-sierende Metropolen zeugen von der Lebensqualität, die Thüringen bietet. „Es ist gerade die Vielfalt der Kulturlandschaften, die den Freistaat so attraktiv macht, die aber durch den demografischen, sozio-kulturellen, energetischen und finanziellen Wandel tiefgrei-fenden Veränderungen ausgesetzt ist“, sagt Prof. Dr. Marion Eich-Born, Staatssekretärin a.D. und Geschäftsführerin der IBA Thürin-gen GmbH, im Gespräch mit dem REGJO-Magazin.

Schon die Bevölkerungsentwicklung stellt Thüringen vor He-rausforderungen. 1989 lebten hier noch über 2,7 Millionen Men-schen, heute sind es nur noch 2,2 Millionen. In 18 Jahren werden nurmehr 1,8 Millionen Einwohner prognostiziert. Zudem wird dann jeder dritte Thüringer im Rentenalter sein. Mit dem demogra-fischen Wandel verbunden sind auch Fragen der Daseinsvorsorge, der Auslastung und Funktionsfähigkeit der technischen und sozia-len Infrastrukturen. Schon heute gibt es in Städten und Gemeinden Leerstände und Brachflächen. „Aber immer dort, wo der Struktur-wandel Spuren hinterließ, haben internationale Bauausstellungen geholfen, neue, lebenswerte Kulturlandschaften zu schaffen“, so Eich-Born.

„Wandel wird Kulturlandschaft“

Internationale Bauausstellungen sind „Ausnahmezustände auf Zeit“. Meist erwachen ausgewählte Landschaftsräume oder Stadt-viertel unter dem Label „IBA“ innerhalb von zwölf Jahren zu

neuem Leben. Als 1899 mit der Mathildenhöhe in Darmstadt die erste Internationale Bauausstellung eröffnete, wurde sie zum Mei-lenstein des Jugendstils in Deutschland. Bis heute sind Internatio-nale Bauausstellungen ein auf hohe Qualität ausgerichtetes Instru-ment der Städte- und Landschaftsplanung. Das soll in Thüringen genauso sein, auch wenn sich hier von Anfang an ein Novum herauskristallisiert. „IBA Thüringen – ein ganzes Land ist IBA!“, so heißt es in der Machbarkeitsstudie des Thüringer Ministeriums für Bau, Landesentwicklung und Verkehr. Das ist ein Alleinstellungs-merkmal, wobei man vor dem Hintergrund der Finanzlage daraus keine falschen Schlüsse ziehen darf. „Dieser Satz versteht sich im Sinne des potenziellen Handlungsraums für Projekte“, erklärt die Geschäftsführerin. „Die tatsächlichen Interventionsräume müssen über eine sorgfältige, vorgeschaltete Analyse erst identifiziert wer-den.“

Neben der geografischen Größe des möglichen Handlungs-raums ist mit dem Titel der IBA Thüringen „Wandel wird Kultur-landschaft“ auch das inhaltliche Spannungsfeld bei der Vielfalt von Kulturlandschaften sehr breit gefächert. Aus diesem Grunde ist die IBA Thüringen dezentral organisiert, mit übers Land verteilten Werkstätten. Die gewollte Dezentralität erfordert als Gegenpol eine zentrale IBA-Geschäftsstelle, die mit ihrem Umfeld ebenso wie das Gebäude selbst für das inhaltliche Programm der IBA Thüringen steht. Die Wahl des momentanen Standorts ist folglich kein Zufalls-treffer. Vielmehr zog die Geschäftsstelle in das Gebäude der Max-Zöllner-Stiftung. Dieses Weimarer Altstadtviertel wird – durch den Bund gefördert – in den kommenden Jahren energieeffizient, nach-haltig und behindertengerecht saniert. Dabei soll die Nutzung

erneuerbarer Energien von besonderer Bedeutung sein und dies wiederum ist auch ein Themenbereich, dem sich die IBA Thü-ringen in den nächsten zwölf Jahren wid-men wird. „Allerdings ist die Geschäftsstelle in Weimar nur ein vorläufiger Standort“, so Marion Eich-Born. Dem Anspruch einer IBA in ganz Thüringen werde man durch vier dezentrale Werkstätten im Land Rech-nung tragen.

Den Wissenstransfer fördern

Die Werkstätten sollen an die Hochschul-standorte Thüringens andocken, um von dem dortigen Know-how profitieren zu können. Dabei entscheidend sei, so Marion Eich-Born, den Wissenstransfer zwischen den Hochschulen und den Thüringer Fir-men, die im Baugewerbe angesiedelt sind, zu verstärken: „Das Problem ist, dass 95 Prozent der Thüringer Firmen weniger als 50 Beschäftigte haben, die Finanzausstat-tung ist dadurch bei fast allen so gering, dass eigene Forschungsabteilungen nicht bezahlbar sind. Selbst die Anbindung an zentrale Forschungsprojekte und -einrich-tungen stellt oft ein großes organisato-risches Problem dar.“ Die in den IBA-Werk-stätten tätigen Mitarbeiter werden die IBA-Projekte in der Konzeptphase unter-stützen, um die Projektqualität zu sichern. In Weimar ist die erste Werkstatt bereits bezogen, demnächst kommt eine zweite in Nordhausen dazu.

Das Unmögliche denken

Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist für jede IBA unabdingbar. Bereits die Machbar-keitsstudie zur IBA Thüringen entstand als

Gemeinschaftswerk von Ministerium, Bau-haus-Universität Weimar, zentralen Thürin-ger Akteuren aus Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft sowie mittels eines inter-disziplinär besetzten Expertenworkshops. „Dieses Prinzip werden wir konsequent ver-folgen“, sagt Eich-Born und stimmt damit Karl Ganser, dem einstigen Geschäftsführer der IBA Emscher Park im Ruhrgebiet, zu. Er resümierte: „IBA ist das, was eigentlich nicht geht.“ Die Thüringer wollen noch weiter gehen: „Zunächst suchen wir den Dialog mit regionalen Verantwortungsträ-gern, die uns ihre Region mit ihren Bega-bungen und Defiziten, ihrer Vernetzung vorstellen sollen.“ Wenn das ganze Land zum Handlungsraum wird, müssen alle Regionen eine Chance der IBA-Beteiligung bis 2023 bekommen. Es wird Wettbewerbe geben. Noch in diesem Herbst kommen die ersten Projektaufrufe. Zudem fließen die Erfahrungen anderer Internationaler Bau-ausstellungen und Regionalen in den Pro-zess ein. „Die IBA Thüringen will nicht auf Leuchttürme setzen, sondern den ‚weichen’ Standortfaktor Lebensqualität eher noch weiter ausdifferenzieren“, bekräftigt Marion Eich-Born und weist auf die Laufzeit der IBA hin: „Nichts geht von jetzt auf gleich. Die Machbarkeitsstudie sieht eine mehrjäh-rige Konzeptphase (bis 2015) im IBA-Pro-zess vor.“ In diesem Zeitraum werden Synergieeffekte mit bestimmten Großereig-nissen, wie den Landesgartenschauen in Schmalkalden 2015 und Apolda 2017, dem Lutherjahr 2017 sowie der Bundesgarten-schau 2021 in Erfurt genutzt. Im Jahr 2019 reihen sich gleich mehrere Jubiläen anei-nander, in deren Zusammenhang die IBA Thüringen eine Rolle spielen wird: 100 Jahre Bauhaus, 100 Jahre Weimarer Verfas-

sung und 30 Jahre Wiedervereinigung. Ihren Höhepunkt findet die IBA Thüringen dann im Jahr 2023, dem Jahr des 100. Geburtstags der ersten großen Bauhaus-Ausstellung. Die Projekte sollen unterei-nander verbunden mit einer IBA-Route durch den Freistaat führen: Eine Ausstel-lung mit innovativen und bemerkens-werten Objekten, die über Thüringen hinaus Strahlkraft entwickeln.

Die Erwartungen an die IBA Thürin-gen sind hoch. Aus baukulturellem Blick-winkel erscheinen zwölf Jahre lediglich als Momentaufnahme. Für die daran Beteili-gten ist es ein ganzer Lebensabschnitt, in dem Neues entsteht. Die IBA Thüringen ist eine einmalige Chance. Sie kann ein Re-Design eines ganzen Landes bewirken und nachhaltige Anreize zur Diskussion schaf-fen. Es geht hier um die Herausstellung gestalteter Zukunft.

Weitere Informationen finden Sie unter:www.iba-thueringen.de

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Das green:house auf dem Campus der Bauhaus Universität Weimar.

Experimentierfeld green:houseNeues Denken und Grenzen überschreitendes Handeln – das sollen Internationale Bauausstellungen bewirken. Inspirierende Wirkungsräume können dies nur befördern und schon deshalb ist der Arbeitsort der ersten IBA-Werkstatt in Weimar ein wahrer Glücksfall.

Text: Bastian Salier Fotografie: Katja Fischer, Tobias Haag

Markant sticht der Experimentalbau green:house auf dem Campus der Bauhaus Universität Weimar hervor. Der Standort allein setzt Maßstäbe. Schließlich gingen vom Weimarer Bauhaus einst die wichtigsten Impulse für den Wohnungs- und Städtebau in Deutsch-land aus. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die Bebau-ung jenes bislang ungenutzten Campus-Areals, zu dem das green:house gehört. Das dreistöckige Gebäude ist Teil eines so genannten Pavillonkonzeptes mit insgesamt 13 Solitärhäusern. Architekturprofessor Walter Stamm-Teske entwickelte den Experi-mentalbau im Zuge der Bauhaus-EXPO-09-Initiative mit dem Anspruch, neue Wege zu beschreiten, die zukunftsfähige Alterna-tiven für das Bauen im 21. Jahrhundert darstellen.

Holzspäne als Konkurrenz

Gemeinsam mit über 20 Industriepartnern, Firmen und Fachpla-nern nimmt das green:house seit Herbst 2010 Gestalt an. Hier wurde nicht einfach ein Haus gebaut, hier kamen Forschungsergeb-nisse prototypisch zum Einsatz. So kann der neuartige Baustoff „Holzbeton“, aus Holzhäckseln und Bindemittel-Zement hergestellt, durchaus eine Zukunftsalternative innerhalb des Fertigteilbaus werden. Seine bauphysikalischen Eigenschaften können jedenfalls mit Massivbaukonstruktionen konkurrieren. Sämtliche Öffnungen des Gebäudes wurden als Dreifachverglasung ausgeführt. Ein kon-trolliertes Be- und Entlüftungssystem inklusive des für Solarmodule geeigneten Flachdaches ermöglichen den Passivhaus- bzw. Nulle-nergiehaus-Standard.

Das Experimentierfeld für neue Produkte, Bauteildetails, Stan-dards und Kombinationen von üblicherweise im Bauprozess streng

getrennten Gewerken war im green:house groß. Manche Details und Lösungen erschließen sich erst auf den zweiten Blick. Andere fallen sofort auf. Die Stromversorgung wird zum Beispiel den fle-xiblen Nutzungsmöglichkeiten der einzelnen Räume und Arbeits-plätze gerecht. Stromverteilende Bauteile wurden konzentriert angelegt. Lediglich die zentralen Raumschichten dienen über Steck-dosengesimse im Deckenbereich als Verteiler und ein an der Decke entlang verlegtes Leitungssystem führt zu den einzelnen Stromver-brauchern.

Lehre auf der Baustelle

Mit dem green:house glückte auch ein Musterbeispiel des Wissen-stransfers: zwischen den einzelnen beteiligten Hochschulpartnern der Bauhaus Universität Weimar und der Bauwirtschaft. Sämtliche Bauabschnitte wurden von Lehrveranstaltungen begleitet und ins-gesamt haben mehr als 50 Bachelor- und Masterstudierende der Fakultät Architektur an der Planung und Umsetzung mitgewirkt.

Auch nach der Fertigstellung verpflichtet der Name green:house. Inzwischen mit dem Thüringer Umweltpreis 2011 ausgezeichnet, durchläuft das Gebäude seit einem Jahr den Pra-xistest. Über 50 Arbeitsplätze für Studierende und Mitarbeiter der Fakultät Architektur sind hier in vier Ateliers angesiedelt. Das Büro der Professur Entwerfen und Wohnungsbau liegt im zweiten Ober-geschoss und damit Tür an Tür mit der ersten Werkstatt der Inter-nationalen Bauausstellung Thüringen. Die räumliche Nähe dürfte den Innovationstransfer zwischen Hochschule, IBA und den künfti-gen Projektpartnern beschleunigen. Erklärtes Ziel der IBA Thürin-gen ist es, einen „Ausnahmezustand auf Zeit“ zu etablieren. Die Werkstatt im green:house wird ihren Teil dazu leisten. So stellt auch Katja Fischer, Mitarbeiterin der IBA-Werkstatt in Weimar, fest: „Hier zu arbeiten, ist schon etwas ganz Besonderes.“ Prof. Dr. Marion Eich-Born

»Schwächen beseitigen, Stärken hervorheben«Interview mit Professor Marion Eich-Born, Geschäftsführerin der Internationalen Bauausstellung Thüringen GmbH

Interview: Bastian Salier Fotografie: Bastian Salier

Internationale Bauausstellungen sind seit mehr als 100 Jahren fester Bestandteil der Stadtentwicklung in Deutschland. Was ist an der IBA Thüringen anders?Dass ein gesamtes Bundesland in die Pla-nung einbezogen wird. Aber keineswegs wahllos, sondern möglichst so, dass die Schwächen einzelner Regionen beseitigt, jedoch die Stärken hervorgehoben werden können. Bildlich gesprochen, müssen wir die richtigen Akupunkturpunkte finden und diese so stimulieren, dass die Lebense-nergien vor Ort wieder kräftig fließen kön-nen. Thüringen ist eines der am wenigsten dicht besiedelten Bundesländer. Dieser ländlichen Gliederung müssen und wollen wir Rechnung tragen. Wir sind sehr gespannt darauf, welche Projekte an uns herangetragen werden. Je besser sie struk-turiert und zielgenauer sie formuliert sind, desto größer die Erfolgschancen. Denn qua-litätsvolles, innovatives Bauen und Planen muss gut durchdacht und vorbereitet sein.

Die demografische Entwicklung malt ein düsteres Bild: Die neuen Bundesländer blu-ten weiter aus. Was kann die IBA Thüringen dagegen tun?Sie reagiert darauf. Auch wenn es sicherlich in einigen Regionen nicht gelingen wird, den demografischen Wandel zu stoppen oder gar umzukehren, kann aber doch für die verbliebenen Menschen der Lebens-standard erhöht werden. Etwa indem man die Teilnahme am kulturellen und wirt-schaftlichen Leben stärker ermöglicht, aber auch die Zugänge etwa zu medizinischer Versorgung verbessert.

Vor allem die Städtekette an der Autobahn-trasse A 4 ist gegenüber dem ländlichen

Raum grundsätzlich im Vorteil. Hier wirkt sich der demografische Faktor weniger stark aus und die Wirtschaft wächst. Steht zu befürchten, dass die IBA diese Leucht-türme bevorzugt?Nein. Unser Ziel ist es, das Land Thüringen als eine Gesamtheit zu begreifen, anderer-seits aber auf die räumlichen Besonder-heiten einzugehen. Besonders wichtig sind uns dabei die Probleme der Schrumpfungs-regionen: Wie lassen sich exemplarisch innovative Lösungen für die Sicherung der Daseinsvorsorge realisieren, z.B. in den Feldern Energie, Wasser/Abwasser, Tele-kommunikation, ÖPNV, Gesundheitsdienst, Altenpflege usw. Wir können noch nicht sagen, wie sich die Projekte genau vertei-len, aber spätestens, wenn die IBA-Route 2025 alle Projekte miteinander verbindet, soll sich keine Gegend benachteiligt fühlen.

Die Projektphase ist bis 2019 angelegt, der Export bis 2023. Man kann eigentlich nur hoffen, dass für eine so großräumige Pro-jektarbeit und umfangreiche Bautätigkeit überhaupt genügend Zeit bleibt. Die Ziele müssen realistisch bleiben. Aber insgesamt ist es viel entscheidender, dass wir eine gewisse Nachhaltigkeit erreichen. Nicht nur beim Bauen oder bei der Anwendung neuer Technologien und Entwicklungen selbst, sondern auch bei der Vernetzung der Akteure. Dies ist ja unsere wichtigste Auf-gabe. Die IBA selbst kann Impulse geben, auch eigene Projekte anschieben, aber nichts selber bauen, sondern nur für den entspre-chenden Wissens- und finanziellen Transfer sorgen. Ein umfassender Strukturwandel erfordert ausreichende Finanzmittel, die jedoch mit dem Auslaufen der Solidarpakt-mittel, den sich erheblich verringernden EU-

Mitteln, den demografisch bedingten Ein-nahmeverlusten im bundesstaatlichen Finanzausgleich nicht zur Verfügung stehen. Insofern ist es auch erforderlich, im Rahmen einer Internationalen Bauausstellung grund-sätzliche Überlegungen über neue, modell-hafte Finanzierungsstrategien in Verbindung mit modellhaften bis experimentellen Lösungen für Zukunftsfragen des Planens und Bauens anzustellen. Insofern sehen wir uns vor allem als eine Schnittstelle zwischen den Hochschulen im Freistaat, der Wirtschaft und der Politik mit ihren entsprechenden Förderungen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Neuartiger Baustoff im Praxistest: Holzbeton.

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Lebendige ErdeLehmbauprofi Wolfram Walther setzt auf den ältesten Baustoff der Menschheit

Lehm ist derzeit auf Baustellen gefragt wie noch nie. Wolfram Walther vermischt ihn mit bloßen Händen. Das Schmatzen des Baustoffes ist deutlich zu hören. Danach schmiert er die Masse in kleinen Mengen zwischen die Fachwerkbalken des einhundert Jahre alten Pfarrhauses in Frankenhain. Der Lehmbauer setzt seit vielen Jahren auf das älteste Baumaterial und ist bundesweit ein gefragter Mann. Privat zieht er sich nach Beucha zurück, ein Dorf 30 Kilometer südlich von Leipzig, und versucht, im Einklang mit der Natur zu leben. Damit geht er für hiesige Verhältnisse unge-wöhnliche Wege. „Sich dem hektischen Alltag in der Baubranche zu entziehen, ist eine Gratwanderung“, meint der 42-Jährige. Oft muss zwischen den parallel laufenden Baustellen enorm viel koor-diniert werden: Zunehmend mehr Häuslebauer und Architekten entdecken den Baustoff Lehm, weil dieser nicht nur für ein gesun-des Raumklima sorgt, sondern mit seinen vielfältigen Gestaltungs-möglichkeiten auch hohen ästhetischen Anforderungen genügt.

Im Einklang

„Lebendige Erde“ steht auf dem Werbeschild seines Hofes am Beu-chaer Mühlteich. Natürlich wurden hier alle Sanierungsarbeiten mit Lehm durchgeführt. „In Deutschland wurde der Baustoff jahr-hundertelang beim Bau von Fachwerkhäusern verwendet“, so Wal-ther. Das baubiologisch sanierte Auszugshaus, das gen Süden zeigt, nutzt Ehefrau Isa Pfefferle-Walther für ihre Praxis „IM EINKLANG“ für Entspannung, Klang und Heilungsbegleitung. Die übrigen Räume des Fachwerkhauses dienen Gästen als Feriendomizil. „Somit haben sie die Möglichkeit, das hervorragende Raumklima der Lehmbauten zu spüren“, erklärt Wolfram Walther. Ganzheitlich leben – darauf legte er schon großen Wert, als er noch in Leipzig als Maurer Altbauten auf Vordermann brachte. Die neuen, syntheti-schen Baustoffe, die er dort verwenden musste, gingen ihm gegen den Strich. „Die Häuser werden heute einfach nur dicht gemacht“, so der Lehmbauprofi. Darunter leidet das Raumklima, die Schim-melbildung wird gefördert. Wände aus Lehm dagegen sorgen für eine konstante und gesunde Luftfeuchtigkeit in Innenräumen. Das schont die Schleimhäute und reduziert das Risiko für Erkältungs-krankheiten. „Oft entscheiden sich Menschen erst für das Bauen mit Lehm, wenn sie bereits Beschwerden oder Allergien haben“, so Walther. Lehm besitzt die Fähigkeit, Rauch, Ausdünstungen und Schadstoffe zu absorbieren und kommt ohne künstliche Zusatz-stoffe aus. Heute gibt es bereits fertige Lehmsteine und Lehmputz im Handel zu kaufen. „Natürlich ist der Ausbau oder Neubau mit Lehm etwas aufwendiger und damit auch teurer“, gibt Walther zu. Das liege daran, dass die Baustoffe (noch) nicht in solch großen Mengen wie herkömmliche Baustoffe hergestellt werden. Die regu-

lierende Eigenschaft von Lehm hält die relative Raumluftfeuchtig-keitskonstante bei durchschnittlich fünfzig Prozent und wird stär-ker, je dicker die Lehmschicht ist: „Putzstärken von fünf Millimetern bringen bereits einen positiven Effekt“. Selbst kleine Lehmflächen verbessern schon das Raumklima. Um einen optimalen Effekt zu erzielen, sollten alle Wände, im besten Fall auch die Decke, mit Lehm verputzt werden.

Seit 1997 beschäftigt sich der Fachmann mit Lehm. In den ers-ten Jahren kamen seine Auftraggeber fast ausschließlich aus den alten Bundesländern. Heute hat er viele Kunden aus Sachsen, unter anderem auch die Kirchgemeinde in Frankenhain, deren Pfarrhaus er zurzeit saniert. Zumeist handelt es sich um Menschen, die bewusst mit ihrem Leben umgehen und damit auf der gleichen Wellenlänge wie er liegen. „Das macht die Zusammenarbeit ange-nehmer“, sagt der Familienvater, der dieses Lebensgefühl auch an seine drei Kinder weitergibt.

Ausbildung mit Lehm erhöht Chancen auf dem Arbeitsmarkt

Seit 2007 beteiligt sich das Berufsschulzentrum Leipziger Land (BSZ) am Europäischen Lehmbauprojekt. Initiator im BSZ ist Diet-mar Schäfer. Laut dem Berufsschuler ist das Thema Lehm ein Zusatzangebot an der Schule in der dualen Ausbildung, aber nicht im Lehrplan enthalten. „Damit erhöhen sich aber die Chancen der Schüler auf dem Arbeitsmarkt“, so Schäfer. Die Bildungseinrich-tung in Böhlen ist eine von zwei staatlichen Schulen in Deutsch-land, die das Zertifikat dieses Projekts an ihre Auszubildenden ertei-len dürfen. Die zweite Einrichtung ist die Knobelsdorff-Schule in Berlin. Im Jahr 2007 steckte das Konzept noch in den Kinderschu-hen. Damals wurde das Handbuch zum Lehm-Projekt erarbeitet. Schwerpunkt bis heute ist die Evaluierung der Ergebnisse dieses Handbuches. Innerhalb der Partnerschaft soll das Projekt Lehmbau die transnationale europäische Mobilität von Lernenden ermögli-chen. Beteiligt waren seit 2007 etwa 50 Lehrlinge aus dem BSZ Leipziger Land. Zurzeit bildet Schäfer in der dualen Ausbildung Lehrlinge in drei Klassen auf der Grundlage des Handbuches aus. Dazu gehören Maler- und Bautechniker-Azubis, Ziel aller ist das europäische Zertifikat. Die Lehrlinge waren natürlich in Europa unterwegs. Kürzlich nahm der Berufsschullehrer in Senec (Slowa-kei) an einem Treffen aller europäischen Partner des Lehmbaupro-jekts teil. Es ging um die Zukunft des Projekts – die sei nun gesi-chert.

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.lehmbau-walther.de

Text: Peter Krischunas Fotografie: Peter Krischunas

Wolfram Walther verputzt das alte Pfarrhaus mit Lehm. Der Baustoff wurde in Deutschland jahrhundertelang vor allem bei Fachwerkhäusern angewendet.

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Selbst feinste Veränderungen spürenDie hallesche City befindet sich nach 2 Jahrzehnten Wiederaufbau an einer neuen Entwicklungsschwelle.

Text: Claus-Peter Paulus Fotografie: Stadt Halle (Saale)

Das ist sie – mit 134 Hektar Fläche und somit etwa 30 Prozent grö-ßer als die Leipziger Innenstadt, mit den aufstrebenden Wahrzei-chen der fünf Türme auf dem Marktplatz ausgestattet und vom Krieg nahezu unzerstört: die hallesche City. Dennoch ist sie vom Lauf der Zeit nicht unberührt geblieben. Über den historischen Marktplatz, der das Zentrum der mehr als 1200 Jahre alten Stadt bildet, hat der ehemalige Intendant der halleschen Kulturinsel und Tatortkommissar Peter Sodann vor 20 Jahren einmal treffend gesagt: „Und wenn die Wiedervereinigung nicht gekommen wäre, dann hätten wir im Jahr 2000 rings um den Marktplatz herum in Zelten wohnen müssen …“. Der Grund sind Jahrzehnte städtebau-lichen Stillstands, mangelnde Sanierung und die Stadtstrukturen störende Fehlentwicklungen, die die wertvolle historische und bau-liche Substanz im Herzen der Großstadt massiv angegriffen haben. Die hallesche Innenstadt war über Jahrzehnte „dem schleichenden Tod auf Raten“ ausgesetzt und Neubaublocks bahnten sich nach flä-chenhaften Abrissen schon teilweise von ihrer Peripherie den Weg heran bis an das Herz der Stadt, den Marktplatz. Aber dann kam tatsächlich die Wiedervereinigung und auch die Innenstadt sprang im wahrsten Sinne des Wortes „dem Tod von der Schippe“.

Seitdem halten sich zwei sich diametral gegenüberstehende Meinungsbilder über Halles Innenstadt die Waage. Das erste ist das Alt-Image des an allen Enden und Ecken bröselnden Oberzentrums der Chemieregion Halle, an dem man sich zu DDR-Zeiten lieber sehr schnell auf Straßen und Schienen vorbeibewegte, weil die Luft infolge industrieller Emissionen und des braunkohlebelasteten Hausbrandes verpestet war, auf der Saale die weißen Schaumkro-nen der Chemieabwässer wie Eisberge ihren Weg zogen und der allgemeine Verfall allerorten förmlich zu greifen war. Dieser Anblick hat sich manchem Betrachter vor und kurz nach der Wende wohl unvergesslich eingeprägt. Das andere Meinungsbild wird bestimmt durch die, die in den letzten 20 Jahren den Veränderungsprozess tagtäglich wahrgenommen haben oder die freien Blickes in die Stadt gekommen sind und sie in ihrer heutigen Verfasstheit sehen.

Die Reihen der Fans sind hier fest geschlossen, denn ob als Student der Martin-Luther-Universität, Besucher eines Kongresses, Tourist auf dem Weg zur Himmelsscheibe oder als Bürger, man erkennt die Stadt nicht wieder, die noch vor 20 Jahren so am Boden lag. Die Sanierung der Stadt ist weit vorangeschritten, das historische Stadt-bild gerettet, an „Der Saale hellem Strande …“ ist Baden wieder möglich und die Stadt ist mit 15,9 Prozent Flächenanteil die grünste Großstadt Deutschlands. Wer hätte das vor 20 Jahren gedacht?

Flair und einzigartige Lebensqualität

Das ist aber nicht nur eine Sache der Optik oder Wahrnehmung, auch realwirtschaftlich hat sich die Situation in den letzten Jahren deutlich verbessert. Etwa ein Drittel des innerstädtischen Einzel-handels werden flächenmäßig in der City abgewickelt, es haben sich wichtige Servicezonen herausgebildet, die ihr eigenes Flair für die Besucher entfalten und, wie z.B. in der Kleinen Ulrichstraße, in unbekümmerter Form eine Lebensqualität vermitteln, die mit dem Wort „einzigartig“ durchaus treffend charakterisiert werden kann. Genau an diesen Stellen kann man dann die Entdeckungsreise fort-setzen und größere, kleinere oder gar feinste Veränderungen in der City aufspüren. In ihrem nordöstlichen Teil herrscht von jeher die jüngste Burg an den Ufern der Saale, die Moritzburg, über das har-monische Zusammenspiel zwischen Stadtgebiet und Saale- und Auenlandschaft. Die Gerlinger Sammlung im hochmodernen Aus-stellungsraum des altehrwürdigen Westflügels der Moritzburg befindet sich vis-à-vis des neuen „weisen und weißen Hauses“ der Stadt Halle, dem Hauptgebäude der Deutschen Akademie der Wis-senschaften Leopoldina.

Den südlichen Kontrapunkt an der Grenze zur Innenstadt bil-den die Franckeschen Stiftungen, die vor mehr als 300 Jahren gegründet und als erster Ort der europäischen Aufklärung des Pie-tismus mit über 150 Millionen Euro wieder in den Zustand versetzt wurden, den sie verdienen – gewissermaßen so etwas wie eine

hallesche Parallele zur Dresdner Frauenkir-che. In einer Baulücke dort wurde gerade der Rohbau der Bundeskulturstiftung fer-tiggestellt, die in Halle seit 10 Jahren ihren Sitz hat.

In der nordwestlichen City begegnen sich der geisteswissenschaftliche Campus der Martin-Luther-Universität und die Kul-turinsel des Neuen Theaters, vermittelt durch den wohl schönsten Universitätsplatz Deutschlands, der durch die verglasten Scheiben des neuen Hörsaalgebäudes kom-plett gespiegelt wird. Und im östlichen Bereich der City wird das Bauloch der Bebauung weichen, für die sich nun lang-sam Lösungen abzeichnen.

Designkaufhaus und Gourmetangebot

Aber es sind eben nicht nur die großen, unübersehbaren Projekte, sondern auch manch kleine, aber sehr feine Veränderung, die Einzug in die City hält und zu ihrer Auf-wertung beiträgt. Im November dieses Jah-res wird in der Großen Ulrichstraße das jetzt schon äußerlich in voller Schönheit wieder erstrahlende Intecta als Design-Kaufhaus seine Pforten eröffnen. Eine davon, die mit der Überschrift „Feinst“, ist jedoch bereits eröffnet. Die Familie Drahok-oupil aus Schkeuditz, die die dortigen Schil-lerstuben betreibt, hat sich entschlossen, in der Saalestadt mit einem Gourmetangebot auch die Sinne verwöhnter Hallenser anzu-

sprechen. Im Umfeld befindet sich nicht nur in der Kleinen Ulrichstraße ein charmanter Mix an inhabergeführten Geschäften, die allesamt von ihren Eigentümern mit Liebe hergerichtet wurden und betrieben wer-den. Auch gegenüber hat ein altes Hand-werk einen neuen Platz gefunden und erzeugt mit Wissen und viel Liebe feinstes Backwerk. „Kornliebchen“ heißt der Laden, in dem traditionelle Backkunst und Liebe zum Produkt geradezu zelebriert werden. Dies ist ein schönes Beispiel für die Ent-wicklung des inhabergeführten Einzelhan-dels in der City von Halle, der mit schönen Läden, interessanten Angeboten und Ser-vice gegenüber seinen Kunden aufwartet. Ein Flyer „Kaufrausch nach Plan“ gibt seit jüngstem Auskunft über diese Form des Einzelhandels, der weit mehr als bloß als Lokalkolorit in der heutigen Zeit als Quali-tätsmerkmal der Innenstadt zu überzeugen weiß.

Regionale Qualität

Solche Entdeckungen kann man in der Innenstadt in letzter Zeit vermehrt machen, wie die Restaurants Immergrün gegenüber des Händelhauses unweit des halleschen Marktplatzes und Mahns Chateau am Fuße der Blauen Türme der Marktkirche und mit Blick auf den Hallmarkt beweisen. Zu so viel regionaler Qualität passt dann auch ein Gerry-Weber-Laden gar nicht schlecht, der

vor wenigen Monaten in der Hauptein-kaufslage der Stadt, der Leipziger Straße, eröffnet hat – vielleicht auch als ein Vorbote für das ehemalige Woolworth-Haus, was nun durch einen Investor erworben, abge-rissen und neu errichtet wird und dazu bei-tragen kann, die „feinen Seiten“ der halle-schen City weiter zu polieren.

Die Spuren unserer kleinen Entde-ckungsreise auf dem Wege der Verände-rungen haben uns von großen Standorten auch hin zu Dingen geführt, die einer klei-nen, aber eben auch feinen Veränderung gleichkommen, jedoch in der Summe eines deutlich machen. Nämlich, dass in dieser teilweise noch immer so verkannten Stadt Halle mit der City ein kräftiges Herz schlägt, dessen einzelne Bereiche Chancen für Ver-änderungen und Entwicklungsmöglich-keiten bieten. Dies gilt für Projektentwick-ler, Investoren und all die, die in einer noch unfertigen Situation und in manchmal noch bestehenden Vorurteilen Potenzial sehen, für Veränderung zu sorgen: die hallesche City sehen, entdecken und verän-dern.

Lassen Sie sich auf feine Art durch Ihre Phantasie und Ihren Realitätssinn gleich-sam von einem Ort verführen, den näher zu betrachten sich stets lohnen wird.

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REGJO IMMOBILIEN UND ARCHITEKTUR 5756 IMMOBILIEN UND ARCHITEKTUR REGJO

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Vom Leipziger Specks Hof zum Danziger Bernsteinstadion: RKW Rhode Kellermann Wawrowsky Architektur + Städtebau verbindet seit 20 Jahren auch in der Leipziger Dependance zeitgenössische Architekturtheorie mit lebensweltlicher Praxis.

Text: Tobias Prüwer Fotos: RKW

Danzig, 14. Juni 2012. Als die spanische Nationalmannschaft das glücklose Team Irlands in der EM-Vorrunde mit 4:0 bezwang, geschah das vor einer außergewöhnlichen Kulisse. Millionen Men-schen schauten via Fernseher in ein Stadionrund mit atemberau-bendem Design. Die transparente Polycarbonat-Hülle erinnert in ihrer Bernsteinfärbung an das Gold der Ostseeküste, die abgeschlif-fene Form an das Spiel der Gezeiten. Mit dem Stadion hat nicht nur Danzig ein sportliches, weltweit bekanntes Aushängeschild erhal-ten, sondern auch seine Erbauer: RKW Rhode Kellermann Wawrowsky Architektur + Städtebau.

Lob und Preise

Am Beispiel des spanischen Europameisters lässt sich ablesen, dass Beständigkeit ein wesentliches Merkmal für Erfolg ist. Kontinuität ist auch ein Schlüsselbegriff, auf den RKW setzen. Seit zehn Jahren engagiert sich das Unternehmen in Osteuropa und die Danziger Arena bildet das bisherige Filetstück. „Wie man ein Stadion baut?“, lacht Wojtek Grabianowski: „Wenn ich das nur wüsste!“ Kein Bau sei wie der andere, erklärt der verantwortliche Architekt, so ein

Bauwerk sei aber noch einmal besonders. „Das schwierigste war natürlich, zunächst den Wettbewerb zu gewinnen. Dann mussten wir die polnische Bauordnung und die UEFA-Normen zusammen-bringen, was Geduld und Fingerspitzengefühl erforderte.“

„Die positiven Reaktionen auf das Stadion-Design aus aller Welt haben uns schon stolz gemacht“, ergänzt RKW-Mitgründer und Gesellschafter Friedel Kellermann. Das in Düsseldorf beheimatete Unternehmen ist 1971 aus der Architektengemeinschaft Rhode, Kel-lermann, Wawrowsky hervorgegangen. Vor 20 Jahren begann es, auch im Osten Deutschlands Architekturprojekte zu realisieren. Darauf angesprochen, mit welchen Gefühlen er auf die Entwicklung der Leipziger Dependance zurückschaut, hat Kellermann eine klare Antwort: „Wenn man Specks Hof gebaut hat und die Leopoldina, um nur zwei von vielen erstaunlichen Objekten zu nennen, dann muss ich sagen: Wir sind zufrieden.“ Er nennt die Entscheidung absolut richtig, damals in die Messestadt an der Pleiße gegangen zu sein. Lobend hebt er das Zentrenkonzept Leipzigs hervor. „Nicht jede Stadt hat das erkannt.“ Die oft offene Eigentümerfrage allerdings habe die unerwünschte Entwicklung mit sich gebracht, dass Einkaufzentren und Wohnraum vor den Toren der Stadt entstanden sind.

Es war die allgemeine Aufbruchstimmung der damaligen Zeit, die RKW bewog, sich nach Mitteldeutschland zu orientieren. Da der spätere Stadien-Entwerfer Grabianow-ski den Auftrag für den Leipziger Specks Hof, ein innerstädtisches Passagengebäude in 1A-Lage, errang, schuf man in der Stadt zunächst ein Baubüro. „Ich komme aus Polen und daher hatten die RKW-Partner mich für das Projekt ausgewählt, weil ich eine ähnliche Mentalität mitbringe“, sagt Grabianowski. Das sei auch gut gewesen, weil damals verschiedenes Denken über den Städtebau aufeinandergetroffen sei. Dass die Revitalisierung des historischen Messehofes mit dem Special MIPIM Jury Award ausgezeichnet wurde, machte den Einstieg in der Stadt perfekt. Kontinuierlich wurde das Baubüro zur Dependance erwei-tert. Kellermann hebt die interessante

Orientiert am integrativen Stadtbild: Die Förderschule Adolph-Diesterweg in Leipzig. Gut geleitet: Gelungenes Farbkonzept in der Adolph-Diesterweg-Schule.

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Kontinuierlich erfolgreich

Stadtstruktur hervor, die das Bleiben erleichtert habe: „Leipzig spricht uns als Architekten immer wieder an. Diese Leben-digkeit der gewachsenen Innenstadt mit der Universität, dem Handel und Tourismus fin-det man selten.“ Mit dem Bau von Karstadt und Breuninger an zentralen Orten der Innenstadt habe man zudem aktiv mitge-stalten können. Als sein persönliches Lieb-lingsobjekt nennt er den Anger 1 in Erfurt. Das zweiteilige Projekt aus Renaturierung und Neubau hinter einer Jugendstilfassade, direkt in der Einkaufsmeile der Thüringer Hauptstadt gelegen, sei eine besondere Herausforderung gewesen.

Norbert Hippler, assoziierter Partner und RKW-Geschäftsführer in Leipzig, hat einen anderen Favoriten: die 2012 abge-schlossene Revitalisierung der Leopoldina in Halle. Mit dem neuen Hauptsitz für die

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Nationale Akademie der Wissenschaft hat RKW ein beispielgebendes Projekt realisiert, bei dem die verschiedenen Baustile am ursprünglich klassizistischen Gebäude gut erkennbar nebeneinander erhalten und sichtbar blieben. Neben dem behutsamen Bauen im Bestand entwirft und errichtet RKW selbstverständlich auch Neubauten.

Möbelhaus und Kanupark

So sieht Leipzig-Chef Norbert Hippler in der Gestaltung und Belebung von Innenstäd-ten, im Neudenken von Lebens- und Arbeitswelten den reizvollsten Aspekt sei-ner Arbeit. „Das gilt vom Wohnhaus ange-fangen bis zu raumgreifenden Großpro-jekten“, konstatiert Hippler. Das breite Tätigkeitsfeld beim Neubau lässt sich gut an vergangenen Projekten ablesen. Mit dem

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Weitere Informationen fi nden Sie unter:www.rkw-as.de

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Kanupark Markkleeberg entstand im Süden von Leipzig eine der modernsten künstlichen Wildwasseranlagen Europas. Die Trai-nings- und Wettkampfstätte fügt sich in die rekultivierte Landschaft ein, in der heute Seen Braunkohletagebaue ersetzen. Ein Neubau mit Bestand in der Nachbarschaft stellt das Möbelhaus Porta dar, für dessen Filiale auf der Leipziger Alten Messe RKW den Fassaden-wettbewerb gewann. Hier bestand die Herausforderung darin, den Entwurf in Einklang mit dem denkmalgeschützten Umfeld zu brin-gen. An der Dresdner Centrum-Galerie, im Herzen der Stadt zwi-schen Hauptbahnhof und barocker Altstadt gelegen, hat RKW die Fassade analog zu einem Barcode gestaltet. Diese Natursteinstruk-tur verleiht dem Baukörper eine ganz eigene Optik, die dennoch mit der futuristischen Wabenfassade des alten Centrum-Waren-hauses korrespondiert.

Auch zukünftig zuversichtlich

Das Gesamtkonzept wie Nutzer-Bedürfnisse und Umfeld bestim-men bei RKW den optimalen Lösungsansatz. „Was nutzt ein Gebäude, das schön aussieht, aber nicht funktioniert?“, bringt es Norbert Hippler auf den Punkt. Die Rolle des Architekten sieht er als die eines Moderators zwischen Stadt, Denkmalschutz und Bau-herrn. Die Orientierung liegt auf dem integrativen Stadtbild, wie das 2011 umgesetzte Projekt Adolf-Diesterweg-Förderschule in Leipzig zeigt. Nach Sanierung und zusätzlicher Baulückenschlie-ßung mit Sporthalle läuft hier wieder der Schulbetrieb. Das alterna-tive Konzept der Konsumgenossenschaft Leipzig wurde im Stadtteil Gohlis auch baulich ausgedrückt. Auf einer Flurbrache zeigt sich der Neubau mit klarer Formensprache und Struktur im Gründer-zeitquartier, während die helle Holzfassade das Farbkonzept im Inneren aufnimmt.

Und wie sieht sich RKW für die nächsten Jahrzehnte aufge-stellt? Der demografische Wandel, so Hippler, führt zu Strukturver-änderungen in den Quartieren und auch in der Art der Gebäude-nutzung. Darauf muss man architektonische Antworten finden. Auch hier hält er Kontinuität, das ausdauernde Nachdenken über die Lösungen, für angemessen. Friedel Kellermann zeigt sich gelas-sen zuversichtlich: „Das Büro wird dann hoffentlich mindestens

genauso erfolgreich sein wie heute.“ Derzeit ist RKW dabei, Aufträge in Russland und Algerien zu akquirieren. Und das nächste Meilensteinpro-jekt ist schon in Sicht: Das Klausurgebäude in der legen-dären Landesschule Pforta – Nietzsche und Fichte lernten hier – wird 2013 von RKW saniert.

Klare Formensprache und Struktur im Gründerzeitquartier: Konsumfi liale in Leipzig-Gohlis.

Licht auch im Detail: Eingangsbe-reich des Konsum.

der historischen Stadtstruktur zu gliedern und die Erschließungswege in das Netz der Stadt einzubinden.“ Ein ganzes Viertel wird mit neuen Sichtachsen und einladenden Blickwinkeln durchzogen. Die historische Aluminiumfassade von Harry Müller ist nun wieder an ursprünglicher Stelle in der bekannten Geometrie zu sehen. Das neue städtebauliche Ensemble mit seinen Passa-gen, Höfen und Deckenhöhen von bis zu 28 Metern verbindet sich mit dem Leipziger Stadtraum. Dominiert an der Fassade das Silber der „Blechbüchse“, so verstärkt der Einsatz vornehmlich dunkler Oberflächen in den vier Höfen überraschend die Wir-kung des Lichts als Inszenierungsmittel für Markenräume und Innenarchitektur. Mit der Eröffnung wird eine Initialzündung für mehr Wachstum und für die Aufwertung der City Leipzig als Einkaufsstadt gelegt. Sehen, Schauen, Stauen und Überraschtsein – diese Interaktionen gelten für die neuen Höfe am Brühl wie für die Stadt Leipzig.

Die Innenstädte wandeln sich und erleben eine wahre Renaissance als Handelsplätze. Sie sind zu den Aufsteigern des Struktur-wandels avanciert. Dieser Trend hilft auch der Stadt Leipzig neues Wachstum zu gene-rieren. Wenn dafür historisch aufgeladene Flächen neu bebaut werden, verschieben sich Gewichte und Konstellationen im Stadtraum. Die Höfe am Brühl sind längst Stadtgespräch. Das Immobilienprojekt der mfi AG aus Essen wurde am Montag, 25. September 2012 von Oberbürgermeis-ter Burkhard Jung und Matthias Böning, dem Vorstandsvorsitzenden der mfi AG, eröffnet. Der Bauherr war sich der Bedeu-tung des Ortes bewusst und integrierte im Gebäude ein kunsthistorisches Konzept. An neun Treppenaufgängen können die Leipziger und ihre Gäste auf Schautafeln die Geschichte des Areals in Wort und Bild entdecken. Dem beauftragten Berliner Büro Grüntuch Ernst Architekten war es wichtig, „das Neubauvolumen passend zum Maßstab

Vielfältig wie die Stadt LeipzigDie Höfe am Brühl öffnen in der Leipziger Innenstadt ihre Türen. Das unverwechsel-bare Raumkonzept beschert der Halbmillionenmetropole weitere Anziehungskraft.

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Vorreiter bei der Nutzung der Titandioxid-Eigenschaften ist Japan. Dort haben inzwi-schen viele mit der Verbindung versehene Fenster oder Glasfassaden einen gerin-geren Reinigungsaufwand. Das neue Modell des Hochgeschwindigkeitszuges Shinkansen fährt bereits zwischen Tokio und Osaka mit titandioxid-beschichteten Fenstern.

Über die photokatalytische Wirksam-keit beim Abbau von Schadstoffen wie Stickoxiden wird in der Forschung seit etwa zehn Jahren wieder verstärkt diskutiert, obwohl der Stoff selbst bereits 1908 in Nor-wegen entdeckt und Ende der 1960er Jahre auch seine so hervorstechende Eigenschaft bekannt wurde: Titandioxid kann mit Hilfe von Lichtenergie organische Verbindungen (als Verursacher von unangenehmen Gerü-chen oder Verschmutzungen) und Biofilme (Algen, Pilze, Bakterien) zu unschädlichen Verbindungen abbauen.

Leipziger Ansatz wird zwei Jahre gestestet

Und es kann eben Luftschadstoffe wie etwa Stickoxide abbauen. Erste Testreihen

mit entsprechenden Zusatzstoffen in Fahrbahnbelägen laufen bereits in ver-schiedenen europäischen Ländern. Neu ist der Leipziger Ansatz, nun auch Häu-serwände für diese Technologie zu nut-zen. So entstand vor gut zwei Jahren bei Gesprächen zwischen der LWB und der MFPA die Idee, eine Hausfassade mit pho-tokatalytischem Putz zu versehen und mit einem Versuch dessen Wirksamkeit beim Stickoxidabbau zu testen. Zusammen mit weiteren Partnern der Universität Leipzig und außeruniversitären Forschungsein-richtungen wurde deshalb ein Jahr lang das Stickoxid-Vorkommen an der Karl-Liebknecht-Straße 77 ohne den neuen Putz gemessen. Seit dem Spätsommer werden die gleichen Versuchsreihen nun mit dem photokatalytischen Putz durch-geführt.

Positive Labortests erlauben Optimismus

Kommunale Wohnungsgesellschaft, Wis-senschaftler und die Saint-Gobain Weber GmbH Düsseldorf als Hersteller des Putzes sind optimistisch, dass die Messungen posi-

Text: Steffen Reichert Fotografie: Steffen Reichert, LWB

Weniger Stickoxide durch photokatalytischen Putz – die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH (LWB) und Leipziger Forscher suchen gemeinsam neue Wege.

Wohnungsgesellschaft als Luftverbesserer

Die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH (LWB) hat zusammen mit der Gesellschaft für Materialforschung und Prüfan-stalt für das Bauwesen Leipzig mbH (MFPA) und weiteren Partnern im Spätsommer ein deutschlandweit beachtetes Pilotprojekt an einem ihrer Häuser gestartet. Bestimmte Stoffe im Außenputz des Gebäudes könnten für eine bessere Reinigung der Umgebungsluft sorgen. Wohnungsgesellschaft und Forscher sind optimistisch, dass von Leipzig aus völlig neue Perspektiven für die Luftreinhaltung ausgehen könnten.

Auf den ersten Blick ist die Karl-Liebknecht-Straße 77 im Leipziger Süden ein unscheinbares Reihenhaus. Vom Eigentümer LWB außen frisch verputzt, innen saniert – wie so viele Häuser in der sächsischen Metropole. Erst auf den zweiten Blick fällt eine Apparatur auf, die in etwa sechs Meter Höhe beginnt, vertikal nach oben führt und kurz unter dem Dach endet. Links und rechts der Konstruktion ragen jeweils zwei Querstreben heraus. Dieses Metall-gerippe ist Teil eines Pilotprojekts, das neue Dimensionen der Luft-reinhaltung in dicht befahrenen Straßen eröffnen könnte. Denn in ihm steckt jede Menge Elektronik, mit der der Anteil von Stick-oxiden in unmittelbarer Nähe zum Gebäude gemessen wird. An dessen Vorderseite wurde ein photokatalytischer Fassadenputz angebracht, von dem sich die Wissenschaftler erhoffen, dass er Stickoxide signifikant verringern und damit zur besseren Luftrein-haltung in dicht befahrenen Straßen beitragen kann.

LWB offen für Innovationen

Für die LWB ist die Schaffung und Erhaltung eines lebenswerten und gesunden Wohnumfelds und -komforts durch saubere Luft ein Standortvorteil. „Wir sind immer offen für Innovationen, die die Lebensqualität unserer Mieter und aller Bürger der Stadt verbes-sern“, erklärt LWB-Geschäftsführerin Dr. Gabriele Haase. Dabei suche und festige das Wohnungsunternehmen die Zusammenarbeit mit Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Sollte, wie von allen Projektbeteiligten erwartet, die Versuchsreihe an dem 1963 erbauten Mehrfamilienhaus in der Leipziger Südvor-stadt erfolgreich verlaufen, wird das kommunale Unternehmen diese Technologie in weiteren Projekten aufgreifen: „Im Zuge der

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tive Ergebnisse bringen werden. „Unsere bisherigen Wirksamkeitstests unter Labor-bedingungen und als Feldversuch im Klein-maßstab haben einen sehr effizienten Abbau von Stickoxid erbracht“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Frank Dehn, Geschäftsführer der MFPA und gleichzeitig Stiftungsprofessor für Multifunktionale Konstruktionswerk-stoffe an der Universität Leipzig. „Wir sind froh, unsere sehr positiven Ergebnisse nun mit maßgeblicher Unterstützung der LWB unter realen Bedingungen überprüfen zu können.“

Auch der Putz-Hersteller Saint-Gobain Weber rechnet mit einem positiven Verlauf der Messungen. „Wir haben den Nachweis hoher photokatalytischer Aktivität unter Laborbedingungen“, so Dr. Wolfram Maier von Saint-Gobain Weber. Der Oberputz habe in Versuchen 2,3 mg Stickoxid pro Stunde je Quadratmeter abgebaut. Beim Pilotprojekt an dem Leipziger Wohnhaus handelt es sich um einen mineralischen, dekorativen Dünnschichtputz, der wie her-kömmlicher Putz verarbeitet wird. Dabei wird auf den Einsatz von Nano-Technologie verzichtet.

verstärkten Sanierungen in unseren Beständen wollen wir den photokatalytischen Fassadenputz zunächst im Kreuzstraßenviertel anwenden, das derzeit energetisch saniert wird“, so die für die Wohnungswirtschaft zuständige LWB-Geschäftsführerin.

Wunderstoff Titandioxid

Dem Putz beigegeben ist Titandioxid (TiO2), ein Weißpigment, das unter anderem als Farbstoff eingesetzt wird und gleich mehrere nützliche Eigenschaften in sich trägt: Die ungiftige Substanz wirkt schmutzauflösend und neutralisiert Giftstoffe in Luft und Wasser.

Das Wohnhaus der LWB in der Karl-Liebknecht-Straße 77

Mit der Apparatur messen die Wissenschaftler den Stickoxidgehalt in unmittelbarer Nähe der Hauswand, die mit photokatalytischem Putz versehen wurde.

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Aus Stickoxiden werden unschädliche Nitrate

An der Karl-Liebknecht-Straße 77 wird bis Mitte 2013 die Wirksamkeit bzw. Effektivi-tät von photokatalytisch-aktiven Baustoff-oberflächen unter klimatischen und geome-trischen Realbedingungen getestet. Dabei geht es um Temperatur, Feuchtigkeit, Wind-richtung und -intensität, Strahlungsintensi-tät, Verdünnungseffekte und andere Para-meter. An der freibewitterten Fassade lassen sich so Abbautendenzen und -raten von Stickoxiden testen bzw. erfassen. Den Wis-senschaftlern geht es nicht zuletzt auch um die Auswirkungen auf die mechanischen, physikalischen und chemisch-mineralo-gischen Eigenschaften der Baustoffoberflä-chen. Es wird erwartet, dass die Farbe des Putzes länger ihre ursprüngliche Strahlkraft behält.

Die photokatalytisch-aktiven Metall-oxide (im konkreten Fall Titandioxid der Anatas-Modifikation) wandeln im Fassa-denputz von Saint-Gobain Weber Sticko-xide aus der Luft oxidativ chemisch um und überführen diese in festes Nitrat. Dieses wird dann durch den Niederschlag von der Fassade abgewaschen und über die Kanali-sation abgeführt.

Solche Lösungsansätze sind mehr denn je gefragt, denn die Belastung der Luft mit Schadstoffen aus Industrie, privaten

Haushalten und vor allem dem Verkehr nimmt trotz verschärfter nationaler und internationaler Vorschriften und Gesetze zu. Zwei der Ursachen sind die Zunahme des Anteils an Pkw mit Dieselmotor, die mehr Stickstoffdioxid emittieren als Autos mit Benzinmotoren, und höhere Fahrlei-stungen. 75 Prozent der Stickoxid-Bela-stung in Städten gehen allein auf den Stra-ßenverkehr zurück.

Ergänzung zu besserer Dieseltechnik und Umweltzonen

In zu hoher Konzentration wirken sich Stick-oxide negativ auf die Gesundheit aus. Prof. Dr. Hartmut Herrmann vom Projektpartner Leibniz-Institut für Troposphärenforschung Leipzig: „Stickoxide verursachen Entzün-dungen in den Atemwegen und verstärken die Reizwirkung von Allergenen. Nimmt die Stickstoffdioxid-Belastung der Außenluft zu, leiden mehr Menschen an Atemwegserkran-kungen und es treten mehr Herzrhythmuss-törungen auf. Längerfristig häufen sich Infektionskrankheiten der Atemwege, und die Lungenfunktion wird schlechter.“ Der Experte verweist zudem darauf, dass Stick-oxide auch Vorläufersubstanzen der photo-chemischen Ozonbildung und der Entste-hung von Feinstaubmasse sind.

Deshalb werden sowohl Vermeidungs- als auch Verringerungskonzepte verfolgt

Wissenschaftler und Hersteller im Gespräch mit Journalisten.

Projektpartner:

Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH (LWB)Gesellschaft für Materialforschung und Prüfanstalt für das Bauwesen Leipzig mbH (MFPA)Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (IfT) LeipzigInstitut für Mineralogie, Kristallographie und Materialwissenschaft der Universität LeipzigInstitut für Technische Chemie der Universität LeipzigSaint-Gobain Weber GmbH Düsseldorf

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Fotografi e und Rock seit Elvimit Werken aus dem Museum Folkwang, Essen

bzw. gesucht. Vermeidung geschieht zum Beispiel durch verbesserte technische Aus-rüstung von Fahrzeugen für einen gerin-geren Stickoxidausstoß und durch die Ein-richtung von Umweltzonen. Für eine Verringerung der Luftbelastung in urbanen Räumen könnte das Leipziger Projekt einen weiteren Weg aufzeigen.

Neuartiges Dämmsystem viel effi zienter

Die Fassade des Hauses in der Karl-Lieb-knecht-Straße sorgt nicht nur wegen des innovativen Putzes für Aufsehen: Gleich-zeitig wurde ein für die Leipziger Region völlig neues Dämmsystem aufgebracht: Das Vakuum-Dämmsystem Weber.therm LockPlate ist gut ein Drittel effizienter als bisherige Vakuum-Isolationssysteme. Wärmebrücken kann mittels einer paten-tierten Verlegetechnik wirkungsvoll ent-gegengewirkt werden. Ein weiterer Vor-teil, der vor allem optischer Natur ist: Weber.therm LockPlate ist nur etwa halb so dick wie bisherige Systeme. Besonders für die Bewohner ist dies von Vorteil, denn bei einer geringeren Fassadentiefe haben sie eine bessere Sicht aus ihren Fenstern.

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Aufstrebender Wirtschaftsstandort mit vielen FacettenIdeale Standortbedingungen für potentielle Investoren — der Landkreis Mansfeld-Südharz bietet die ganze Bandbreite an Standortfaktoren für sämtliche Branchen.

Text: Landkreis Mansfeld-Südharz Fotografi e: Landkreis Mansfeld-Südharz

Der Landkreis Mansfeld-Südharz befindet sich im Südwesten des Bundeslandes Sachsen-Anhalt – im Herzen Deutschlands. Auf-grund seiner geografischen Lage ist der Landkreis Mansfeld-Süd-harz sowohl in die Harzregion als auch in die Region Halle invol-viert. Mansfeld-Südharz ist ein interessanter Wirtschaftsstandort für Industrie und Gewerbe. Zahlreiche Unternehmen aus verschie-denen Branchen zeigen, dass in dieser Region ideale Standortbedin-gungen herrschen: Die ausgezeichnete Lage und infrastrukturelle Anbindung an die BAB 38 und das sich im Bau befindliche Auto-bahndreieck Sangerhausen der BAB 71/BAB 38 sind ein Zeichen dafür. Mit dem Eisenbahnknotenpunkt Sangerhausen werden die Strecken Magdeburg–Erfurt sowie Halle–Kassel verbunden. In All-stedt befindet sich ein Sonderlandeplatz, der ca. 8.000 Flugbewe-gungen im Jahr vorweisen kann. Nach einer ca. einstündigen Fahrt erreicht man den internationalen Flughafen Leipzig/Halle, wo sich das größte in Europa befindliche Luftfrachtdrehkreuz des Tochter-unternehmens der Deutschen Post DHL befindet.

Eff ektive Anbindung für alle Branchen

Eine effektive Verkehrsanbindung schafft optimale Voraussetzungen für eine erfolgreiche Entwicklung mittelständischer Unternehmen. Die historisch gewachsene industrielle Infrastruktur mit einer brei-ten Palette von Industrie und Dienstleistungsunternehmen sorgt für ein Umfeld, in dem sich jedes Unternehmen sofort wohlfühlen kann. Ein großes Potenzial an hervorragend qualifizierten, erfah-renen Fachkräften bietet optimale Voraussetzungen für einen Start in anspruchsvolle wirtschaftliche Aktivitäten. Hauptwirtschafts-zweige sind heute die Metallverarbeitung (Fahrräder, Zulieferungen für PKW-Produktionen, Maschinen- und Apparatebau), Elektro-technik (Starkstromanlagen), Nahrungs- und Genussmittel (Gebäcke, Pilze, Spirituosen, Säfte), Baustoffe, Land- und Forstwirt-schaft und Tourismus. Die Region bietet in einer abwechslungs-

reichen, landschaftlich reizvollen Umgebung eine Vielzahl von Anziehungspunkten und geschichtlichen Sehenswürdigkeiten.

Neu geschaffene Gewerbeparks und sanierte industrielle Alt-standorte mit einem Branchenmix der verschiedensten wirtschaftli-chen Aktivitäten bieten noch ausreichend freie Flächen. Der Indus-triepark Mitteldeutschland in Sangerhausen verfügt beispielsweise über freie Gewerbe- und Industrieflächen von insgesamt 260 Hek-tar direkt am Autobahnkreuz BAB 38/BAB 71.

Netzwerk Standortmarketing

Die Branchenvielfalt der Unternehmen im Landkreis Mansfeld-Südharz reicht von klassischen Industriebetrieben wie dem Mifa-Fahrradwerk Sangerhausen oder der Mansfelder Kupfer und Mes-sing GmbH (MKM) in Hettstedt bis hin zum Backwarengroßbetrieb Klemme AG in der Lutherstadt Eisleben. Der Landkreis bietet Inve-storen, Existenzgründern und bestehenden Unternehmen ein Netz-werk professioneller Wirtschaftsförderer. Die Partnerschaft von Wirtschaft und Politik, schnelle Kontaktmöglichkeiten und einfache Verwaltungswege sorgen dafür, dass sich Firmen in unserem Land-kreis wohlfühlen. Die kommunale Standortmarketing Mansfeld-Südharz GmbH unterstützt sie dabei.

Für Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft bie-ten sich die im Umfeld etablierten Universitäten in Halle, Leipzig, Erfurt oder Magdeburg an. Der Landkreis Mansfeld-Südharz liegt zentral im Forschungsdreieck Magdeburg, Halle/Leipzig, Erfurt. Die Region Halle/Leipzig zählt zu den forschungsintensivsten Regionen der gesamten Europäischen Union. Weitere Wissenschaftsstandorte wie Merseburg, Köthen und Wernigerode befinden sich in unmit-telbarer Nähe.

Weitere Informationen fi nden Sie im Internet unter: www.mansfeldsuedharz.de

66 IMMOBILIEN UND ARCHITEKTUR REGJO

Produktionshalle der Mansfelder Kupfer und Messing GmbH (MKM) in Hettstedt – einer der größten Arbeitgeber im Landkreis

REGJO IMMOBILIEN UND ARCHITEKTUR 67

Eine „famose“ Software verwaltet Immobilien intelligentAufeinander abgestimmtes Immobilien- und Facility-Management erfordert zunehmend prozessorientierte und fl exibleIT-Lösungen mit einem ganzheitlichen Ansatz. Namhafte Kunden vertrauen deshalb seit 15 Jahren auf die Leipziger Keßler Real Estate Solutions GmbH.

Text: Bastian Salier Fotografie: Schmitz Werke

Die gesetzlichen und funktionalen Anforde-rungen an Immobilien und deren Verwal-tung, sei es im privaten, öffentlichen und industriellen Bereich, steigen stetig. Wo es früher einzelne Objektverantwortliche gab, die alle Schlüssel in der Hand hielten und als persönliche Ansprechpartner zur Verfü-gung standen, sind viele technische und administrative Abläufe heute weitaus kom-plexer organisiert. Gebäude und Anlagen haben einen Standard erreicht, der zur Gewährleistung eines rechtskonformen und wirtschaftlichen Betriebs zwingend ganzheitliche Lösungen erfordert. Bereits seit 1997 steht die Leipziger Keßler Real Estate Solution GmbH genau dafür. „Wir geben unseren Kunden maßgeschneiderte Lösungen für ein optimales Management aller infrastrukturellen, technischen und kaufmännischen Prozesse“, sagt André Keßler, Firmengründer und Geschäftsfüh-rer.

Module für die weitere Entwicklung

Was dies im Einzelnen bedeutet und welche Vorteile es bringt, nicht nur alleinstehende Softwarelösungen zu nutzen, sondern auf ein vernetztes Datenmanagement und eine kompetente Beratung zu setzen, weiß Nor-bert Gerling, Technischer Leiter der Schmitz- Werke GmbH + Co. KG in Ems-detten im Münsterland. Das mittelständi-

sche Familienunternehmen aus der Tex-tilbranche mit seinen 800 Mitarbeitern und neun Tochtergesellschaften im Ausland hat sich 2001 für die CAFM-Softwarelösung FAMOS (Facility Management Operating System) von Keßler entschieden. „Den größten Nutzen des Einsatzes in unserem Haus sehen wir darin, dass durch den modularen Aufbau der Software kontinu-ierlich weitere Unternehmensprozesse in das Gesamtsystem integriert werden kön-nen.“ Bereits jetzt unterstützt und optimiert das System einen Großteil der technischen Abläufe der Schmitz-Werke.

„Made in Leipzig“ auch international erfolgreich

Die Grundlagen der Keßler Real Estate Solu-tions GmbH wurden schon 1990 in einem Ingenieurbüro gelegt, das zahlreiche Auf-träge für Großunternehmen wie Quelle, die Neue Messe Leipzig und den Flughafen Leip-zig-Halle betreute. „Bereits zu dieser Zeit haben wir erkannt, dass es im Facility und Corporate Real Estate Management langfris-tig nicht ohne innovatives technisches Know-how gehen wird“, so André Keßler.

Heute hält das Unternehmen effiziente und ganzheitliche Lösungen für die Pla-nung, Verwaltung und Bewirtschaftung von Gebäuden, Anlagen und Einrichtungen bereit. Neben der Entwicklung und Imple-mentierung von Software für das kaufmän-

nische, technische und infrastrukturelle Management werden weitere Leistungen wie individuelle Beratung in den Bereichen Prozessorganisation, Facility Management und rechnergestütztes Gebäudemanage-ment (CAFM) angeboten. Kunden können hier ihre Bestandsdaten erfassen, struktu-rieren und bewerten lassen. Dieses ganzheitliche Leistungsangebot ist auf dem Facility-Management-Markt heute einzigartig und wird von Partnern aus Industrie, Forschung und Lehre, Handel und Finanzen sowie Bund, Ländern und Gemeinden gleichermaßen genutzt. Darun-ter befinden sich so namhafte Kunden wie das Bundesumweltministerium, die Allianz Deutschland AG, die Lufthansa AG, die Stadt Leipzig, aber auch klein- und mittel-ständische Unternehmen wie die KHW Konzmann GmbH oder die FM4U GmbH.

Die CAFM-Software FAMOS stellt inzwischen auch auf dem internationalen Markt eine konkurrenzfähige Größe dar. Vor allem in Österreich und der Schweiz sei Keß-ler aktiv, so der Geschäftsführer. Mittelfristig möchte er die Internationalisierung voran-treiben und weitere Märkte für Lösungen „Made in Leipzig“ erschließen.

Weitere Informationen unter:www.kesslersolutions.dewww.schmitz-werke.com

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REGJO IMMOBILIEN UND ARCHITEKTUR 6968 IMMOBILIEN UND ARCHITEKTUR REGJO

des Airports. Seit Jahren steigt der Luft-frachtumsatz und die Zahl der am Flugha-fen angesiedelten Unternehmen kontinu-ierlich. Aktuell sind am Standort 134 Firmen, Dienstleister und Behörden mit mehr als 5.700 Beschäftigten vertreten. Im Jahr 2011 wurden am Flughafen Leipzig/Halle rund 760.300 Tonnen Luftfracht abge-fertigt, 14,7 Prozent mehr als 2010.

Auch der Blick in die Zukunft verheißt ein weiteres Wachstum am Standort. Von Januar bis Ende August wurden bereits über 560.000 Tonnen Luftfracht am Flug-hafen Leipzig/Halle umgeschlagen. Das sind – im Gegensatz zum bundesweiten Negativ-Trend – 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Beste Wachstumsaussichten also für Logi-stik- und Gewerbeimmobilienunternehmen am Leipzig/Halle Airport.

Kontakt: Peter BergmannLeiter Non-Aviation / Real EstateFlughafen Leipzig / Halle GmbHTel.: + 49 (0) 341 224 -1421E-Mail: [email protected]: www.leipzig-halle-airport.de

Text: Kai Bieler Fotos: Dietz AG, Flughafen Leipzig/Halle GmbH

Als Logistik- und Gewerbeimmobilienstandort bietet der Flughafen Leipzig/Halle einzigartige Wachstumspotenziale für Investoren und Projektentwickler. Der zweitgrößte deutsche Luftfracht-Airport präsentiert sein Portfolio auf der EXPO REAL.

Einsteigen und durchstarten

Im Mai dieses Jahres verkündete die Dietz AG die Übernahme eines 60 Hektar großen Grundstückes am Frachtbereich Süd des Flugha-fens Leipzig/Halle. Bis 2014 will der Immobilienentwickler dort für 40 Millionen Euro ein modernes Luftfrachtzentrum mit direktem Vorfeldzugang bauen. In einem zweiten Bauabschnitt soll dessen Fläche dann von 23.000 auf 38.000 Quadratmeter erweitert wer-den. Das Engagement des Unternehmens ist kein Einzelfall. 2011 erreichte der Leipziger Logistikimmobilienmarkt mit einem Flä-chenumsatz von 320.000 Quadratmetern einen historischen Rekordwert. Entscheidenden Anteil daran hatte die Nachfrage nach Flächen am und rund um den Airport, wo sich mit Amazon, DB Schenker, Kühne + Nagel und Future Electronics bereits eine Reihe global agierender Logistikunternehmen angesiedelt haben.

Aktuelle Studien bestätigen: Der Flughafen Leipzig/Halle gehört zu den Top-Logistikstandorten in Deutschland und Europa.

„Der Standort bietet als europäisches DHL-Drehkreuz und zweit-größter Luftfrachtumschlagplatz Deutschlands Kunden aus der Immobilien- und Luftfrachtbranche einzigartige Rahmenbedin-gungen sowie langfristige Planungs- und Investitionssicherheit“, erklärt Peter Bergmann, Leiter des Bereiches Non-Aviation/Real Estate des Flughafens Leipzig/Halle, der für die Flächenvermark-tung am Airport verantwortlich ist. Zu den Vorzügen des Airports gehörten die zentrale Lage in Europa und die Nähe zu den Wachs-tumsmärkten der neuen EU-Mitgliedsstaaten, die 24-Stunden-Betriebserlaubnis für Frachtflüge sowie die leistungsfähige Infra-

struktur am Airport. „Diese garantiert durch die direkte Anbindung an das europäische Autobahnnetz und das Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn eine exzellente Erreichbarkeit für Kunden, Mitar-beiter und Partner“, so Peter Bergmann weiter.

Zu einer ähnlich positiven Einschätzung kommt ein aktuelles Standortgutachten der Fraunhofer Arbeitsgruppe für Supply Chain Services (SCS), das die Potenziale der Logistikregion Leipzig/Halle im Vergleich zu zwölf anderen Logistikstandorten in Deutschland und Europa untersucht. Sowohl die hier vorhandene Kombination von logistikrelevanten Standortfaktoren als auch die bereits vor Ort exi-stierenden Logistikansiedlungen sind im innerdeutschen Vergleich überdurchschnittlich gut ausgeprägt. Im Ergebnis gehöre der Stand-ort Leipzig-Halle rund um den Airport zu den Top-Logistik-Regionen in Deutschland und biete sehr günstige Voraussetzungen als Europa-Gateway und zentraler Standort für Distribution und Importe.

Entsprechend präsentiert der Flughafen Leipzig/Halle auf der diesjährigen EXPO REAL ein vielfältiges Angebot für die unterschied-lichsten Nutzergruppen. Insgesamt gehören rund 100 Hektar freie Flä-chen sowie über 32.000 Quadratmeter vermietbare Gewerberaumflä-chen zum Portfolio des Airports. Zu dessen Highlights gehört der Frachtbereich Süd, wo im Umfeld der Ansiedlungen von DHL, Luft-hansa Cargo, Ruslan Salis, AeroLogic und des World Cargo Centers besonders luftverkehrsaffine Unternehmen optimale Bedingungen vorfinden. Das Areal verfügt als leistungsfähiges Verteilzentrum für internationale Waren- und Güterströme – neben einem direkten Vor-feldzugang – über einen eigenen Gleisanschluss und Anbindungen an eine vierspurige Bundesstraße sowie an das Autobahnnetz. Dank fle-

xibler Größen und Zuschnitte der Grund-stücke können die individuellen Anforderun-gen von Nutzern berücksichtigt werden.

Der Airport präsentiert auf der EXPO REAL vielfältige Flächen und Gewerbeimmobilien.

Zu den repräsentativsten Grundstücken am Flughafen Leipzig/Halle gehört das 25.000 Quadratmeter große und voll erschlossene Areal des „Zentralbereichs“ in unmittel-barerer Nähe zum Zentralterminal inklusive Airport-Bahnhof. „Dank der exponierten Lage und der direkten Anbindung an die Verkehrsträger Straße, Schiene und Luft ist der Zentralbereich der ideale Bürostandort für Unternehmen aller Art – vom Start-Up bis zum Back Office, von der regionalen Niederlassung bis zum internationalen Ver-waltungssitz“, so die Einschätzung von Peter Bergmann. Neben diesem Potenzial-standort stehen am Airport bereits heute 12.000 Quadratmeter Büroflächen zur Ver-fügung. So ist das Bürogebäude Süd für die besonderen Bedürfnisse von Unternehmen aus luftfahrtaffinen Branchen wie Spedi-tions- und Transportunternehmen konzi-

piert und gebaut worden. Investoren, Pro-jektentwickler und Nutzer können bei der Realisierung ihres Investments auf die Ser-viceleistungen des Airport-Immobilienma-nagements zurückgreifen. Diese reichen von der Grundstücks-erschließung über die Erarbeitung individueller Flächenangebote bis zur Entwicklung von Nutzungskonzep-ten unter Berücksichtigung aktueller Mark-tentwicklungen.

Die Wachstumsprognosen für Unterneh-men am Airport sind exzellent.

Auch über diese Dienstleistungsangebote will der Airport auf der weltgrößten Gewer-beimmobilienmesse informieren: „Der Flughafen Leipzig/Halle präsentiert auf der EXPO REAL nicht nur moderne Gewerbei-mmobilien und attraktive Flächen für die unterschiedlichsten Nutzungsanforde-rungen. Wir bieten Unternehmen die ein-malige Chance, jetzt an der anhaltend posi-tiven Entwicklung eines prosperierenden Wirtschafts- und Logistikstandortes im Her-zen Europas teilzuhaben“, bekräftigt Peter Bergmann mit Blick auf die Entwicklung

Standort mit ZukunftBis 2014 soll ein neues Luftfrachtzentrum am Flughafen Leipzig/Halle entstehen (Bild links). Bereits heute gehört der Airport als europäisches DHL-Drehkreuz und Heimatfl ughafen mehrerer Luftfracht-Airlines zu den wichtigsten Logistkstandorten in Deutschland und Europa.

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REGJO IMMOBILIEN UND ARCHITEKTUR 71REGJO IMMOBILIEN UND ARCHITEKTUR 71

Wenn im Mittelstand jahrelange Entwicklungsarbeit in innova-tive Produkte mündet, so ist eine stolze Inszenierung durchaus angemessen. Die Wintergartenmanufaktur Wipro aus Sachsen-Anhalt setzte bei der Präsentation ihrer neuen Produktreihe ganz auf Theatralik.

Ein einfaches schwarzes Tuch verhüllte zunächst den Star des Abends, als mit „Eye of the Tiger“ von Survivor der Höhe-punkt des Partnerevents in einem Restaurant direkt am Bitter-felder Yachthafen eingeläutet wurde. Wallender Nebel und Lichteffekte steigerten die Spannung, bis Vertriebsleiter Dirk Braune endlich das Geheimnis lüftete und mit „Eleganza“, das weltweit erste Wintergartensystem mit Passivhausstandard ent-hüllte.

Bereits bei der Buffeteröffnung stimmte der Geschäftsfüh-rer Axel Frömert die mehr als sechzig aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz angereisten Gäste auf eine Welt-neuheit ein und dankte in erster Linie seinem Team und den

REGJO IMMOBILIEN UND ARCHITEKTUR 71

Partnern für die teils jahrelange und vertrauensvolle Zusam-menarbeit.

Emotionaler Höhepunkt der Dramaturgie war ein gegen 22 Uhr farbenfroh entzündetes Feuerwerk, das Urlaubsstimmung aufkommen ließ. Zahlreiche Gäste überzeugten sich am Folgetag bei einer Werksführung von der hohen handwerklichen Kompe-tenz der Brehnaer Manufaktur.

Die Serie „Eleganza“ weist erstmals einen zertifizierten Uf -Wert auf. Dass dieser Koeffizient mit 0,87 W/m2K den Passiv-hausstandard erreicht, unterstreicht aufs Neue, wie aus dem Know how des Mittelstands technologische Highlights hervorgehen. Die Produktserie „Eleganza“ ist damit auch für Bauherren von Niedri-genergie- und Passivhäusern auf der Tagesordnung.

Die ersten Bestellungen für das neue System, die nach Ende des Events eingingen, zeigen, dass der integrative Ansatz Entwick-lung, Fertigung und Transport aus einer Hand zu organisieren, zu Erfolgen führt.

0,87 W/m2KEine Weltneuheit der Wipro System GmbH & Co. KG aus Mitteldeutschland setzt im Wohnungsbau weltweit mit einem beein-druckenden Wärmequotienten im Wintergartenbau neue Maßstäbe.

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Kunst im Großformat

REGJO IMMOBILIEN UND ARCHITEKTUR 73

„Fischer-Art-Kunst darf in Freiberg bleiben“ lautete das mediale Aufatmen Ende Septem-ber. Das Sächsische Immobilien- und Bau-management (SIB) verzichtet darauf, ein Kunstwerk von Michael Fischer-Art zu zen-sieren. Was war geschehen? Der Leipziger, dessen großflächige und äußerst farbenfrohe Werke mehr als 70 Fassaden rund um den Globus zieren, war beauftragt worden, die Bibliothek der Freiberger Bergakademie zu bemalen. Das tat der Künstler, der seinen ein-fach strukturierten Comicstil halb-ironisch „Marktwirtschaftlichen Realismus“ nennt,

Michael Fischer-Art macht graue Wände lebendig.

Text: Petra Rauch

denn auch. Doch prangten zum Entsetzen des SIB auch die Losungen „Mehr Geld für Bildung“ und „Neubau der Uni-Bibliothek jetzt!?“ am Gebäude. Man sah die politische Neutralität verletzt und verlangte zunächst die Entfernung der betreffenden Stellen. Fischer-Art beharrte auf seiner Freiheit als Künstler und schließlich gab das SIB bei.Bekannt geworden ist der Absolvent der Leipziger Hochschule für Grafik und Buch-kunst durch seine Arbeiten im öffentlichen Raum. 1998 gestaltete er das neue Hörsaalge-bäude der TU Dresden mit einem 2.400 Qua-

dratmeter großen Wandgemälde, Fischer-Art-Häuser stehen in Sebnitz und Leipzig, eine Kita in Stuttgart zeigt seine Handschrift.

Fischer-Art pflegte gute Kontakte zu Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Show-business. Das Cicero-Titelbild zeigte im August 2005 sein Porträt des damaligen Bundeskanz-lers Gerhard Schröder. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und der ehemalige Präsident Michail Gorbatschow standen ihm Modell. Aktuelle Werke, darunter so genannte „Staats-bankrott-Zertifikate“, sind in seiner Leipziger Galerie am Brühl zu besichtigen.

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errichten. Als Architekt legte Clemens Thieme an Schmitz´ Entwurf schließlich selbst Hand an, um den „energetischen Ver-lauf des massigen Gebäudes mit dem Erdbo-den zu gewährleisten.“

Die Grundsteinlegung am 18. Oktober 1898

Der mehrmals überarbeitete Entwurf wurde 1898 auf der Großen Berliner Kunstaustel-lung der Öffentlichkeit präsentiert und vom Kaiser mit einer Goldmedaille ausgezeich-net. Nachdem die Stadt Leipzig bereits zwei Jahre zuvor mit der zur Verfügungstellung eines 42.000 qm großen Geländes das Bau-vorhaben unterstützt hatte, stand nun der Realisierung nichts mehr im Wege. Nach-dem zunächst ein 30 Meter hoher Berg auf-geschüttet worden war, um das Völker-schlachtdenkmal deutlich aus seiner Umgebung heraus zu heben, erfolgte 1898 die Grundsteinlegung. Finanziert wurde das Großprojekt durch die Stadt Leipzig, private Geldspenden und durch eine eigens dafür gegründeten Lotterie. Die tatsächlichen Bau-kosten betrugen letztendlich 6 Millionen

statt der ursprünglich veranschlagten 800.000 Reichsmark. Die Verschalungen des Völkerschlachtdenkmals bestehen aus Beu-chaer Granitporphyr, wohingegen der nicht sichtbare Kern des Bauwerks zu 90 Prozent aus Beton gegossen wurde. Mit einer Höhe von 91 Metern sollte das Völkerschlacht-denkmal die 1886 eingeweihte Freiheitssta-tue um einen Meter überragen. In der 15-jährigen Bauzeit kamen noch weitere architektonische Veränderungen hinzu.

So wurden zum Beispiel auf Anregung von Franz Metzner 1908 die 12 Wächterfi-guren, die in ihrer Ausführung eine starke Parallele zu Hugo Lederers Hamburger Bis-marckstatue (1901-06) aufweisen, an der Außenseite der Kuppel in den Denkmalsent-wurf eingearbeitet. 1912 wurden die ursprünglich offenen vier großen Eingangs-bögen geschlossen, um den in der Ruhme-shalle als störend empfundenen Luftzug zu unterbinden. Die Kuppel wurde im Innen-raum nicht wie ursprünglich geplant ausge-malt, sondern mit einem Relief aus 324 in Formen gegossenen Reitern verziert. Von Anfang an Bestandteil des Planungsentwurfs

waren hingegen die von dem Bildhauer Behrens geschaffenen Barbarossaköpfe und das große Schlachtenrelief im Außenbereich des Denkmals. Allerdings wurde statt dem ursprünglich im Inneren geplanten Museum letzlich eine Krypta gebaut. Die Pfeiler der Krypta bestehen nicht wie üblich aus Basis, Schaft und Kapitell, sondern werden aus monolithischen Schicksalsmasken gebildet, die die enge Synthese von Architektur und Skulptur an diesem Gebäude deutlich machen. Franz Metzner schuf die kolossalen Tugendfiguren für die Krypta. Die Tugenden Tapferkeit, Opferbereitschaft, Glaubens-stärke und Volkskraft sind als Sitzstatuen allegorisch dargestellt.

Nach der Schlußsteinlegung am 12. März 1912 erfolgte am 18. Oktober 1913 in Anwesenheit Kaiser Wilhelms II. die offizielle Einweihung.

Das Völkerschlachtdenkmal – vom Schlachtfeld zur Entstehung„... über einen Ort, der einst über eine romantische Idee entstand, über eine Bürgerinitiative zum pathetischen Völkerschlacht-denkmal erwuchs und heute als Wahrzeichen ein unverwechselbares Stück Leipzig ist.“ (Dr. Volker Rodekamp, Leiter Stadt-gesch. Museum Leipzig)

Text: Esther Niebel Fotos: Joscha Steffens, Stadtgeschichtliches Museum Leipzig

isches Mahnmal der Völkerverständigung setzen wollte. Die wei-tere politische Entwicklung, die schwierige Lage Deutschlands nach den Befreiungskriegen und die Situation nach den Wiener Kon-gressen, verhinderte jedoch zunächst die Realisierung eines Völker-schlachtdenkmals. Erst Ende der 1880er Jahre, als sich der bürgerli-che Unmut über die politischen Zustände der wilhelminischen Ära zuspitze, formierte sich das Bedürfnis nach einem einigenden nati-onalen Bewusstsein, das schließlich zur umsetzenden Kraft für die Errichtung des Völkerschlachtdenkmals wurde. Zur Verwirklichung dieses Ziels gründete der Architekt und Freimaurer Clemens Thieme am 26. April 1894 den Deutschen Patriotenbund „... zur Errichtung eines Völkerschlachtdenkmals in Leipzig.“ Das Völkerschlachtdenk-mal sollte, so der Patriotenbund, an keinen bestehenden europä-ischen Baustil erinnern. Unter Rückgriff auf außereuropäische, vorantike Architektur sollte ein eigener germanisch-völkischer Stil entwickelt werden. Der architektonische Ansatz Schinkels hatte sich damit, von der Anerkennung zumindest einer gemeinsamen europäischen Basis zugunsten einer völligen Entkopplung des Deutschtums, radikalisiert.

Den eigenen germanischen Stil sah Clemens Thieme in dem von einer Jury zum 1. Platz gekürten Entwurf „Walküre“ von Wil-helm Kreis jedoch nicht verwirklicht. Schließlich wurde Bruno Schmitz, Urheber des Kyffhäuserdenkmals und damals bekanntes-ter Denkmalsarchitekt, mit der Ausarbeitung eines eigenen Ent-wurfs betraut. Grundidee des Entwurfs war es, einen kuppelförmig abschließenden Zentralbau auf einem breitgezogenen Sockel zu

Am Leipziger Völkerschlachtdenkmal scheiden sich die Geister. Dem einen ist es großartige, erhabene Architektur und ein Mahnmal für den europäischen Völkerfrieden, dem anderen ein protziges, monu-mental-übersteigertes, völkisches Mausoleum, das nach wie vor nati-onalistische Herzen höher schlagen lässt. Im Oktober 2013 jährt sich die Leipziger Völkerschlacht zum 200. Mal, das Völkerschlachtdenk-mal wird 100 Jahre alt. Das kommende Jubiläumsjahr ist Grund genug, sich näher mit diesem Leipziger Wahrzeichen zu beschäftigen und dem weit verbreiteten emotionalen Zugang einige baugeschicht-liche und allgemeine historische Hintergründe hinzuzufügen.

Eine fast 100-jährige Planungs- und Baugeschichte

Bereits wenige Monate nach der Völkerschlacht versuchte der deut-sche Schriftsteller Ernst Moritz Arndt mit Hilfe von Flugschriften den Bau eines Denkmals für „dieses epochale Ereignis“ anzuregen. Die zahlreichen Entwürfe, die auf den Aufruf hin eingingen, lassen sich in zwei unterschiedliche ideologische und architektonische Ansätze gliedern. Dem einen Ansatz war es angelegen, das spezi-fisch Deutsche zu betonen. Zu dieser Kategorie lässt sich der Ent-wurf einer gotischen Denkmalskirche von K. F. Schinkel zählen. Mit der gotischen Architektur, die damals national interpretiert wurde, sollte der deutsche Sieg betont werden. Der andere Ansatz, dem der Entwurf von Leo von Klenz zugeordnet werden kann, ver-flolgte die Vorstellung eines klassizistischen Tempels, der in seiner Anlehnung an die gemeinsame europäische Antike ein paneuropä-

Fotos von links nach rechts: Völkerschlachtdenkmal, Barbarossakopf von Ch. Behrens; Schlusssteinlegung; Bauphase; Krypta, Schicksalsmaske und Wächterfiguren von F. MEtzner; Völkerschlachtdenkmal 2012

Weitere Informationen zum Völkerschlachtdenk-mal finden Sie unter: www.voelkerschlachtdenkmal.de oder unter www.stadtgeschichtliches-museum-leipzig.de.

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Text: Sarah Vannini Fotos: Graphtwerk

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1, 2 & 3:Beispiel einer 3-D-Galerie, Galerie Sylke Schumann4:Beispiel einer 3-D-Galerie, Galerie Queen Anne, Leipzig

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Ein Platz zum Anlanden!Wann waren Sie das letzte Mal am Zwenkauer See? Schon länger nicht mehr? Dann wären sie erstaunt, wie dynamisch die Ent-wicklungen am zukünftig größten See rund um Leipzig vorangehen. Grund genug, um mal wieder einen Blick auf den Stand der Dinge zu werfen.

Während an Cospudener, Markkleeberger, und Hainer See bereits fleißig gebadet, gesegelt und gepaddelt werden kann, wartet der Zwenkauer See noch auf seinen endgültigen Wasserstand. Dazu feh-len ihm noch rund 10 m, um genau zu sein sogar noch 16 Zentimeter mehr. Dank Grundwasser, Flutungsleitung und bald auch Zuleitung aus der Weißen Elster, wird er seinen Endpegelstand 2014 erreicht haben. Bis dahin schläft er aber nicht etwa einen Dornröschen Schlaf. Ganz im Gegenteil. Sowohl auf dem Wasser, insbesondere aber rund um das Wasser, wurde er, um bei den Gebrüdern Grimm zu bleiben, längst wachgeküsst und setzt schon heute Zeichen.

Text: Benedikt Kahlstadt Fotos/Bildquelle: Sächsisches Seebad Zwenkau GmbH & Co. KG, Fotografie: Michael Bader

Dank Grundwasser, Flutungsleitung und bald auch Zuleitung aus der Weißen Elster, wird er seinen Endpegelstand 2014 erreicht haben.

Seit vier Jahren sticht die Santa Barbara, das größte Fahrgastschiff des Leipziger Neuseenlandes, mit regelmäßigen Rund- und Charter-fahrten in den See und ist der ideale Ort, um sich einen Eindruck von den Entwicklungen am See zu verschaffen. Ganz gleich, ob dabei die erstaunliche Vielfalt der Avifauna, die beeindruckenden Wasser-bauwerke oder die modernen und ansprechenden Gebäude am Kap Zwenkau im Mittelpunkt des persönlichen Interesses stehen.

Einen Vorgeschmack was zukünftig sonst noch auf dem See möglich sein wird gab im Mai das Hafenfest am Kap Zwenkau. Direkt vor dem neu entstandenen Hafen sorgten Dutzende von Paddlern, Seglern und Sport-bootkapitänen für einen Blick in die nahe Zukunft. Premiere im Leipziger Neuseen-land feierten dabei auch die Starts und Lan-dungen von Wasserflugzeugen und Flug-booten. Wassersport auf dem Zwenkauer

Seit 2008 sticht die MS Santa Barbara in den Zwenkauer See und hat mittlerweile weit über 50.000 Fahrgästen einen Einblick in Geschichte und Zukunft des Sees gegeben.

Am Westufer des Sees errichtet die LMBV (Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbauverwaltungs-gesellschaft) zur Zeit ein Einlaufbauwerk, welches Bestandteil des Hochwasserschutzes entlang der Weißen Elster ist. Im Hochwasserfall können so rund 15 Mio. m“ in den Zwenkauer See geleitet werden.

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die ersten Familien schon am Kap Zwenkau zu Hause. So können sie hautnah mitverfol-gen, wie die neuen Geschäftsadressen direkt am Hafen entstehen. Auch für das nächste Jahr stehen schon zahlreiche Bauherren in den Startlöchern um ihre Bauvorhaben vom Einfamilienhaus über Ferienwohnungen, Geschäftshäuser bis hin zur Bootswerft zu realisieren, selbstverständlich ganz im Zei-chen des, für das Kap Zwenkau typischen, städtebaulichen und architektonischen Gesamtbildes.

Während die Vermarktung der nur noch wenigen verfügbaren Grundstücke rund um den Yachthafen auf Hochtouren läuft, sind die ersten Familien schon am Kap Zwenkau zu Hause.

See – in diesem Jahr noch eine Besonder-heit aber schon bald tägliches Vergnügen für alle Anwohner Unternehmer und Gäste am Zwenkauer See.

Premiere im Leipziger Neuseenland feierten dabei auch die Starts und Landungen von Wasserflugzeugen und Flugbooten.

Die Grundlagen dafür wurden bereits geschaffen. Ende 2011 wurde der Großteil der Erschließung am Kap Zwenkau, der Adresse am Südufer des Sees, fertig gestellt damit private und gewerbliche Bauherren mit ihren Bauvorhaben loslegen konnten. Während die Vermarktung der nur noch wenigen verfügbaren Grundstücke rund um den Yachthafen auf Hochtouren läuft, sind

Auch die Standortentwickler der Sächsisches Seebad Zwenkau GmbH und Co. KG werden im nächsten Jahr fleißig bauen, unter und über der Erde. An der Westmole des Hafens errichtet der Projektentwickler ab Mai ein Ferienwohnensemble mit 16 Ferienwoh-nungen die selbstverständlich über Seeblick und eigenen Bootsanleger verfügen. Auch auf der östlichen Hafenmole werden 2013 die Bagger rollen. Dort entsteht die Infrastruktur des technischen Hafens mit Krananlage, Boo-tswaschplatz, Landliegeplätzen und Hafen-vorfeld. Das ist auch nötig, schließlich sind schon mehr als drei Viertel der Liegeplätze an den Stegen im Hafen reserviert. Umso besser, dass im Südosten des Kap Zwenkau gleich parallel die Erschließung der neuen Quar-tiere Harthblick, Hangquartier am See und Dünenquartier startet und die Grundstücke dort über eigene Bootstege und Zugang zum See verfügen werden.

Das ist auch nötig, schließlich sind schon rund drei Viertel der Liegeplätze an den Ste-gen im Hafen reserviert.

Vor dem Bauen steht aber bekanntermaßen das Planen und auch da ist bei den Akteu-ren am Zwenkauer See einiges in Bewegung. Seerundweg, Harthkanal, Sport-Freizeit und Erholung am Nordufer, Hafenmeisterei, Strandwache …

Was genau geplant ist und ob auch Sie mit Ihrer Vorstellung von einem Wohn- oder Geschäftshaus, Hotel oder Freizeitanlage am Zwenkauer See anlanden können, das erfahren Sie bei den Ansprechpartnern vor Ort oder unter www.zwenkauer-see.com.

Zum diesjährigen Hafenfest gab es eine Premiere. Zum ersten Mal starteten und landeten amphibische Fluggeräte auf einem der Seen des Leipziger Neuseenlands – dem Zwenkauer See, darunter auch eine Sikorski S-38.

Am Südufer des Sees entsteht zur Zeit das Kap Zwenkau mit modernen Wohn- und Geschäftshäusern.

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Strand und mehr

Wohnen am Wasser kann als der Immobilien-Trend der letzten Jahre betrachtet werden. Während andere auf Beton schauen, wenn sie ihren Balkon betreten, macht sich am Wasser das Gefühl von Freiheit breit, das mancher nur aus dem Urlaub kennt: die Weite des Wasserspiegels und eine stetige kleine Brise, die um die Nase weht. Die landschaftlichen Veränderungen in Mitteldeutsch-land in den vergangenen 20 Jahren haben attraktive Ufer auch in Gegenden geschaffen, über die man früher die Nase rümpfte: Dort war es beim besten Willen nicht vorstellbar, Geld in Immobilien anzulegen. Der mit fast 19 Quadratkilometern größte künstliche See Deutschlands, der Geiseltalsee, gehört zu diesen Ecken, die nunmehr fast wie aus dem Ei gepellt daherkommen, vor 1993 dagegen noch einer Mondlandschaft glichen. Vielfältige Freizeitan-gebote, Naturschutzgebiete und grüne Grundstücke waren da noch graue Theorie. Inzwischen gibt es um den See herum statt Abraum-halden Wald- und Erholungsflächen, die sich auf 800 Hektar belau-fen, und im Norden des Sees wird auf 30 Hektar Wein angebaut.

Dies lässt sich bei Ausflügen erkunden und genießen, möglich ist es aber auch, den Lebensmittelpunkt gänzlich oder zumindest für bestimmte Zeiten im Jahr an den Geiseltalsee zu verlegen, indem man sich dort ein Ferienhaus baut. Für den Bau von Ferien-häusern gibt es ausgewiesene Baugebiete, nämlich im Bereich der Marina Mücheln am oberen Ende des Geiseltalsees. Dieser Hafen ist

An den Ufern des Geiseltalsees sind noch Grundstücke für Ferienhäuser zu haben. Mit der Teilfreigabe des Sees wächst auch das Interesse an gewerblichen Investitionen.

Text: Katja Schmal Fotografie: Robert Karge

Weitere Informationen finden Sie unter:www.geiseltalsee.dewww.get-geiseltal.de

bereits seit mehreren Jahren fertig. Im Bereich der Marina Brauns-bedra – Braunsbedra liegt im unteren Geiseltal – kann man dagegen erst 2014 beginnen, Ferienhäuser zu bauen. Außerhalb dieser Gebiete wird man keine Baugenehmigungen erhalten. „Das ist auch so gewollt“, sagt Roland Karge von der Geiseltaler Entwick-lungs- und Touristikgesellschaft GET. „Es soll ja nicht wild am See gebaut werden.“ Bei der Planung der Grundstücke steht außerdem im Vordergrund, dass der See überall öffentlich zugänglich gehalten wird, also weder Privatgrundstücke noch -wege dem Publikums-verkehr entgegenstehen: Der See ist schließlich für alle da und das soll auch so bleiben.

In den Bereichen der Marinas gibt es ausgewiesene Flächen für Ferienhäuser

Im Bereich der Marina Mücheln ist der erste Teilabschnitt an Grundstücken bereits fast vollständig verkauft, weitere Grund-stücke warten auf Käufer, benötigen aber noch eine Erschließung in Form von Gas, Wasser und Strom. Alle weiteren sich daran anschließenden Schritte werden recht schnell gehen: „Es gibt eine Verpflichtung, innerhalb von zweieinhalb Jahren nach Erwerb des Grundstücks mit dem Bau fertig zu sein“, so Karge. Damit sollen Spekulationen bereits im Vorfeld ausgeschlossen werden. Die

Besitzer der Ferienhäuser sind übrigens nicht an die Ferien- oder Urlaubszeit gebunden. Zwar sind die Siedlungen als Ferienhaussiedlungen konzipiert, die Hausbesitzer haben aber ein Ganzjahres-wohnrecht. Das hat nicht nur den Hinter-grund, dass jeder selbst festlegen kann, wie er Ferien definiert, sondern hängt auch mit noch laufenden Fördermittelzah-lungen zusammen. In Zukunft wird also ebenfalls die Möglichkeit bestehen, den Erstwohnsitz an den Geiseltalsee zu verle-gen. Eine Zweitadresse tut es bis dahin aber sicher auch.

Neben Wohnhäusern gibt es auch Grundstücke und Gebäude, die für die gewerbliche Nutzung gedacht sind. Diese Ansiedlungen können derzeit noch kei-nen so großen Zulauf verzeichnen wie die für die Privathäuser, weil lange offen war, wann die Nutzung des Sees freigegeben wird und auf welche Bereiche sich die Freigabe erstreckt. Seit die Teilfreigabe im

August erfolgt ist, kann aber ein gestie-genes Interesse an Liegeplätzen im Bereich der Marina Mücheln verzeichnet werden. Derzeit liegen dort 60 Boote. Geplant sind neben etwa 100 Ferien- und Bootshäusern cirka 150 Land- und 200 Landliegeplätze. Auch der Ausbau bereits vorhandener touristischer Einrichtungen und gastronomische Pläne können nun endlich angegangen werden. Ein kleine-res Problem gibt es in dem Zusammen-hang auch schon: Im Bereich des Müchel-ner Hafens, direkt am Wasser, sucht man händeringend nach einem Investor für eine gehobene Gastronomie, berichtet Karge.

Händeringend gesucht: Investor für gehobene Gastronomie

Sowohl die Stadt Mücheln als auch die Stadt Braunsbedra haben weitere Pläne zur Erschließung des Geländes, die mit der Fer-

tigstellung des Hafens Braunsbedra 2013/14 nicht erschöpft sind. Hochinteressant ist auch die Halbinsel Stöbnitz, die zu Mücheln gehört und genau in der Mitte zwischen beiden Seehälften liegt, etwa für Gastrono-mie oder Hotellerie. Außerdem ist mit der Teilfreigabe sicher nicht das letzte Wort über den Geiseltalsee gesprochen, weitere Freigaben werden folgen und die Möglich-keiten baulicher Investitionen – seien sie privater oder gewerblicher Natur – erwei-tern.

Viel Ufer, viel Wasser, viel Natur: Platz für Baugrundstücke, Liegeplätze und Erholung

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Zeit für PläneMit der Teilfreigabe des Geiseltalsees im August 2012 ist es möglich geworden, langgehegte Pläne umzusetzen. Vor allem können nun aber auch neue, zukunftsweisende Pläne geschmiedet werden.

Text: Katja Schmal Fotografie: Thomas Schrinner

Mit wie viel Ungeduld das Ereignis erwartet wurde, zeigt das Geunke und Geraune der Medien in den Monaten davor: Immer wieder wurde spekuliert, dass der Geiseltalsee nun endlich freigegeben wird, so dass nicht mehr nur sein Seeufer ein Freizeitziel bietet, sondern auch das Wasser selbst zum Baden, Bootfahren und Wassersport genutzt werden kann. Die erlösende Nachricht ist erst während des Sommers gekommen: Seit dem 11. August ist ein Teil des Sees beplansch- und befahrbar. Dies war freilich für diese Saison recht spät. „Ausschlaggebend dafür, dass man mit der Teilfreigabe so lange gewartet hat, war auf jeden Fall Vorsicht“, sagt Margit Rietz vom Landkreis Saalekreis, dem Landkreis, in dem der Geiseltalsee liegt. Das Unglück von Nachterstedt, bei dem im Sommer 2009 ein etwa 350 Meter breiter Streifen Lands in den Concordiasee im Norden Sachsen-Anhalts stürzte, drei Menschen verschüttet und einige Häuser unbe-wohnbar wurden, habe in Erinnerung gerufen, dass es besser ist, sich in Hinblick auf Freigaben in Geduld zu üben, um eine Wiederholung dieser Katastrophe möglichst ausschließen zu können.

Politprominenz und Gäste feiern die Teilfreigabe bei schönstem Sommerwetter

Auch wenn die Sommersaison am Geiseltalsee fast vorbei ist, steigt am 1. September die große Feier dieser frohen Kunde unter Beisein von Politprominenz: Die Wirtschaftsministerin von Sachsen-Anhalt, Birgitta Wolf, ist gekommen, die Landräte von Saalekreis und Bur-

genlandkreis, Frank Bannert und Harri Reiche, lassen sich dieses Ereignis ebenso wenig entgehen wie die Oberbürgermeisterin von Halle, die Bürgermeister der Anrainerstädte Querfurt, Bad Lauch-städt, Braunsbedra und Mücheln und eine Vertreterin der LMBV (Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbaudings), und auch Abgeord-nete aus Landtag und Bundestag haben neben hunderten weiteren Besuchern den Weg hierher gefunden, um die Teilfreigabe zu fei-ern. Zunächst dürfen die geladenen Gäste ein Segelschiff besteigen und eine Runde über das Viertel des Sees drehen, auf dem dies nun erlaubt ist.

Nachdem das Steigerlied den Festakt eröffnet hat, sorgt das Bergmannsblasorchester Geiseltaler Musikanten für Stimmung und Schlagersternchen Franziska aus Mücheln gibt ihren aktuellen Hit. Landrat Bannert spendiert Getränke, darunter Sekt vom Weinberg Steiger, deren Reben am Seeufer in nur 70 Metern Höhe unter der Sonne wachsen – unter der echten und über der vom See reflektier-ten. In den sich anschließenden Festreden wird immer wieder deutlich, mit welch hartnäckiger Beharrlichkeit man am Land-schaftswandel gearbeitet hat, ohne dabei die Identität als Bergbau-region gänzlich zu verlieren.

Dem Kapitel Bergbau folgt ein neues Kapitel

Der Bergbau in der Region hat eine lange Tradition, schon 1698 wurde die hiesige Braunkohle urkundlich erwähnt. Die Phase der

intensiven Förderung hat Ende des 19. Jahrhunderts begonnen. Die Braunkohle-vorkommen haben für die Ansiedlung der chemischen Industrie 1917 in Leuna und 1936 in Schkopau gesorgt. Seit 1993 findet kein Kohleabbau mehr statt, die 1,6 Milliar-den Tonnen Braunkohle, die sich im Geisel-tal befanden, sind erschöpft. Die zwischen 50 und 100 Meter dicken Flöze haben ein riesiges Loch hinterlassen. Es wird seit 2003 geflutet, 2007 ist die Landschaft fast voll-ständig rekultiviert. Noch einmal fünf Jahre sollen vergehen, bevor es mit dem Wasser-tourismus richtig losgehen werden kann.

Grüne Landschaft

Nachdem das Kapitel Braunkohle vor-bei ist, folgt also nun ein anderes, dem man mit Optimismus entgegen sieht: Bei schöns-tem Sommerwetter wird deutlich, wie grün das Gelände um den Geiseltal ist, wie sich die Natur per Vegetation die Landschaft erobert. Dies gibt auch einen Vorgeschmack auf das Potenzial, das dem Projekt Geisel-

talsee innewohnt. Es ist vor allem ein tou-ristisches Potenzial, das nun, mit der erfolg-ten Teilfreigabe, über das entsprechende Marketing beherzt angegangen werden kann.

Der Traum von der vollständigen Freigabe

Grit Uhlig von der LMBV etwa freut sich ebenso wie die anderen Festredner darüber, dass der See nun zum Teil genutzt werden kann und betont, dass man mit Hochdruck daran arbeite, weitere Freigaben und even-tuell sogar eine vollständige Freigabe zu erreichen. Hier ist sie wieder, die gebotene Vorsicht, die zur Geduld mahnt. Dennoch erlauben sich die Redner Ausflüge in die Zukunft, unterbreiten Visionen, die nur umgesetzt werden können, wenn mehr See freigegeben ist. So wünscht sich etwa der Braunsbedraer Bürgermeister Steffen Schmitz, dass der dortige Hafen bald fertig-gebaut werden kann, inklusive der damit verbundenen Infrastruktur, und die Bad Lauchstädter Bürgermeisterin Ilse Niewia-

doma hat vor allem die wirtschaftlichen Möglichkeiten und die Arbeitsplätze im Sinn, die der Tourismus verspricht.

Passend zum Anlass tauft Müchelns Bürgermeister Andreas Marggraf noch das erste Boot, die Segeljacht „Brisa del Mar“ von Familie Schütze aus Naumburg. Die Schützes sind schon auf der Müritz und im Stettiner Haff gesegelt und freuen sich nun, dem Sport sozusagen vor der Haustür nach-gehen zu können. Auch Margit Rietz hofft auf weitere Freigaben vor allem in Hinblick auf Braunsbedra und den dortigen Hafen. „Es ist wichtig, die Entwicklung jetzt weiter zu forcieren.“ Teil dieser Entwicklung seien der weitere Ausbau der Freizeit- und Well-nessangebote, ein Fahrgastschiff, das in der nächsten Saison über den See fährt, oder die Belebung des Campingplatzes auf der Halbinsel Stöbnitz.

Die extra angereiste Politprominenz segelt auf dem sozusagen noch jungfräu-lichen See.

Bergmannstradition: Ohne den 100 Jahre währenden Abbau der Braunkohle gäbe es heute weder die Industrie in Leuna und Schkopau noch den Geiseltalsee.

Nachdem ein vermeintliches Krokodil im See das Sommerloch beherrscht hat, erlaubt sich Landrat Bannert den Scherz, dem Braunsbedraer Bürgermeister Steffen Schmitz ein Reptil zu schenken.

Weitere Informationen finden Sie unter:www.geiseltalsee.dewww.get-geiseltal.de

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Visionen werden WirklichkeitDer Anschluss Leipzigs an die Weltmeere ist noch nicht vollzogen. Mit dem ersten Baggerbiss zur Verbindung zwischen Lindenauer Hafen und Karl-Heine-Kanal ist aber ein wichtiger Schritt für die touristische Wassernutzung der Stadt und darüber hinaus getan.

Wenn sich Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung, Halles Ober-bürgermeisterin Dagmar Szabados und ihr Nachfolger Bernd Wie-gand, der sächsische Innenminister Markus Ulbig und Leipzigs Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal nach einer Paddeltour zum gemeinsamen Baggerbiss am Lindenauer Hafen treffen, müssen Vorgänge von regional übergreifender Bedeutung im Gange sein. Tatsächlich: Als sich am 12. September 2012, 12 Uhr, am Lin-denauer Hafen in Leipzig ein Menschenauflauf um einen Bagger bildete, ging es um den nächsten Schritt auf dem Weg zur Fertig-stellung einer alten Idee.

Mit über 800 Jahren ist diese Idee älter, als man bislang wusste: Wie die Leipziger Verwaltung in den Archiven herausgefunden hat, war schon Otto der Reiche von dem Gedanken begeistert, die Stadt Leipzig mit einer Anbindung an die Saale zu versehen. Otto der Reiche war in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts Markgraf zu Meißen und derjenige, der Leipzig 1165 das Stadtrecht verlieh. Laut Überlieferung war der nächste, der öffentlich davon sprach, dass Leipzig ans überregionale Wassernetz angebunden sein sollte, der sächsische Kurfürst Johann Georg III. Das war erst Anfang des 18. Jahrhunderts. Auch die Kurfürsten Friedrich August I. (1670–1733) und Friedrich August III. (1763–1827) träumten von einer Verbin-dung zur Saale oder gar zur Unstrut.

Carl Heine begann den Kanal

Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts ging man dazu über, Visionen nicht nur zu formulieren, sondern auch auf ihre Machbarkeit hin

zu untersuchen. So wurden einige Pläne geprüft, mit denen Leipzig endlich Anschluss an das Netz von Binnenwasserstraßen hätte fin-den können: Leipzig sollte bei Strehla an die Elbe angebunden wer-den, an die Oberelbe und dort auch an den damals geplanten Elbe-Spree-Kanal, an Dessau-Wallwitzhafen und an die Elbe bei Aken. All diese Bauüberlegungen erwiesen sich allerdings als nicht durch-führbar, weil viel zu teuer. Lediglich die Idee, Leipzig bei Kreypau, heute ein Ortsteil der Stadt Leuna, an die Saale anzubinden, schien umsetzbar. Dieser Gedanke stammte vom Wasserbauinspektor Georgi, Carl Heine nahm ihn auf und entwickelte ihn weiter. Was die Kurfürsten und Markgraf Otto mit dem für Stadtväter und -mütter sicher sympathischen Beinamen nicht schafften, ging der Leipziger Industriepionier ab 1856 an, gut 2,5 Kilometer Kanal ent-standen unter seiner Federführung und aus seinen privaten Mit-teln. Dennoch konnte das Gewässer, das später seinen Namen tra-gen sollte, nicht fertig gestellt werden.

Entwicklung des damaligen Dorfs Plagwitz

Es war Heine ein Anliegen, den Westen der Stadt zu entwickeln und das damalige Dorf Plagwitz mit Industrie und Wohnvierteln aufzu-werten. In diesem Zusammenhang ist auch das von ihm vorangetrie-bene und finanzierte Kanalprojekt zu sehen, weil es eine notwendige Verkehrsanbindung darstellte. Außerdem konnten die ausgehobenen Sande und Kiese auch dafür verwendet werden, Teile von Plagwitz und des Waldstraßenviertels trockenzulegen. Auf den trockenen Grundstücken wiederum konnte gesiedelt werden.

1893 wurde der Kanalbau eingestellt, weil die finanzi-ellen Mittel zur Neige gegangen waren, Heine selbst war bereits 1888 ver-storben. Auch als 1933 begonnen wurde, den Saale-Elster-Kanal zu bauen, wurde das Projekt nicht vollendet – die Arbeitskräfte wurden als-bald in der Rüstungsindustrie gebraucht. Der Bau des Lin-denauer Hafens, der als solcher nie genutzt worden ist, begann 1937 und wurde 1943 eingestellt.

Das Hafenbecken hat eine Länge von einem Kilometer, seine Breite schwankt zwischen 80 und 100 Metern. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Idee des Kanals zwar immer wieder auf-gegriffen, jedoch nie tatsächlich in Angriff genommen. Nach der Wende fanden sich verschiedene Akteure aus der Bürgerschaft wie der städtischen Ver-waltung, die diese Idee nicht fallenlie-ßen, Pläne für eine Gewässerverbindung zwischen Karl-Heine-Kanal und Lin-denauer Hafen wurden erneut ab 1998 geschmiedet.

Tourismus statt Güterfrachtverkehr

Es wurde begutachtet, ob die Nachfrage nach dem Güterfrachtverkehr einen weiteren Ausbau von Saale-Elster-Kanal und Lin-denauer Hafen rechtfertigen würde. Im Ergebnis stellte sich eine Nutzung für den Güterfrachtverkehr als nicht wirtschaftlich heraus, statt dessen konzentrierte man sich auf eine städtebauliche und touristische Nut-zung. Mit dem zwischen 2005 und 2007 erarbeiteten wassertouristischen Nutzungs-konzept Leipziger Neuseenland wurde das tourismuswirtschaftliche Potenzial heraus-gestellt, das die Verbindung von Karl-Heine-

Kanal und Lindenauer Hafen und die Anbindung an den Saale-Elster-Kanal und Saale in sich bergen. In Auswertung von Gutachter-verfahren in der Zeit 2008/09 kristallisierte sich heraus, dass sich um den Lindenauer Hafen ein Stadtquartier mit Wohn- und Gewerbegebieten entwi-ckeln lässt und der nördliche Teil des Hafens zur notwendi-gen, technisch und touristisch geprägten Marina Leipzig-Linde-

nau umgebaut werden kann.Somit werden Visionen langsam Wirk-

lichkeit. Die erste Bootsfahrt von der Innenstadt über den Karl-Heine-Kanal zum Lindenauer Hafen oder von dort zu den Seen im Süden wird 2015 möglich sein, dann sollen an der neuen Strecke die letz-ten Pflanzarbeiten abgeschlossen sein. Bis zur Anbindung an den Saale-Elster-Kanal und zur geschlossenen Gewässerregion Leipzig/Halle mit der Möglichkeit, bis an die Nordsee zu paddeln, wird es hoffentlich nicht noch einmal so lange dauern wie von den Bauanfängen des Karl-Heine-Kanals bis heute.

Text: Angela Zábojník, Franziska Reif Fotografie: Amt für Stadtgrün und Gewässer

86 IMMOBILIEN UND ARCHITEKTUR REGJO

Politprominenz aus Sachsen und Sachsen-

Anhalt paddelt durch den Lindenauer Hafen

Leipzigs OBM Jung beim symbolischen Baggerbiss: Der nächste Schritt auf dem Weg zum Anschluss an die Weltmeere wird begonnen.

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REGJO IMMOBILIEN UND ARCHITEKTUR 8988 IMMOBILIEN UND ARCHITEKTUR REGJO

Raum für individuelle BauvorhabenFast 15 Jahre lang gab es in Leipzig kaum Wohnungsneubau. Nach Jahren mit steigenden Einwohnerzahlen und neuen Wirtschaftsansiedlungen soll sich dies nun ändern. Dazu wird derzeit die innenstadtnahe Brachfläche „Lindenauer Hafen“ erschlossen.

Eigentlich sollte der Hafen den Endpunkt des 1932 begonnenen Leipzig-Saale-Kanals bilden, durch den Leipzig über Saale und Elbe eine Wasserverbindung mit der Nord- und Ostsee erhalten hätte. In den Jahren 1938 bis 1943 wurden deshalb im Lindenauer Hafen die östliche Kaimauer und drei große Getreidespeicher errichtet. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg konnte weder der Hafen noch der Durchstich zum nahen Karl-Heine-Kanal vollendet werden.

Nun sieht die Stadt Leipzig vor, im Norden des Hafenbeckens einen technischen Hafen mit 200 Bootsliegeplätzen anzulegen – die künftige MARINA Leipzig-Lindenau. Die historischen Speicherge-bäude sollen dieser Marina eine unverwechselbare Prägung geben.

Entlang der zukünftigen Verbindung zum Karl-Heine-Kanal ist ein Stadtquartier geplant, das in seinen Bau- und Raumstrukturen an den Stadtteil Lindenau angebunden wird. In den nächsten zwei Jahren will die Stadt Leipzig dort attraktive Promenaden und Plätze

sowie abwechslungsreiche Wege und Aussichtspunkte schaffen. Durch private Investoren sollen sowohl attraktive Eigentumswoh-nungen und Selbstnutzerprojekte als auch Mietwohnungen und Gewerberäume in unterschiedlichen Preissegmenten entstehen. Für die Erschließung des Gebiets sowie die Anbindung des Hafens an das Leipziger Gewässernetz hat der Leipziger Stadtrat Mitte 2012 knapp 14 Millionen Euro bestätigt.Bis zum Jahr 2016 soll so ein vitales, multifunktionales Quartier wachsen, in dem Arbeiten, Wohnen und Freizeit ein harmonisches Nebeneinander finden. Eine Vielzahl von lokalen bis hin zu internationalen Investoren der Wohnungswirtschaft hat für dieses Konzept bereits starkes Interesse bekundet.

Derzeit sucht die Stadt Leipzig gezielt nach Investoren, Pro-jektentwicklern, Selbstnutzern und Baugemeinschaften mit inno-vativen Ideen und Visionen. Dabei werden die Grundstücke grund-

Text: Andreas Stötzner Fotografie: LESG

sätzlich in offenen, freien Auswahlverfahren deutschlandweit ausgeschrieben. Selbstnut-zer als organisierte Baugruppen oder Bau-gemeinschaften sollen im Rahmen einer beschränkten Ausschreibung berücksichtigt werden.

Der Bebauungsplan gliedert den Kern-bereich des Hafengeländes in drei verschie-dene Nutzungsarten: Die Flächen im unmit-telbaren Anschluss an die Speicher im Norden sind als Gewerbegebiet ausgewie-sen. Daran grenzt ein Mischgebiet an. Die Flächen südlich der Erschließungsstraße sind vollständig für ein allgemeines Wohn-gebiet vorgesehen. Diese Abgrenzung soll die Einhaltung aller emissionsschutzrechtli-chen Anforderungen an die gewerblichen Nutzer in den Speichergebäuden ermögli-chen.

Platz für individuelles Wohnen

Das Bebauungskonzept sieht eine Abfolge von sieben rechteckigen Baufeldern entlang der Wasserkante vor. Drei Felder mit fünf-geschossigen Blockstrukturen bilden das städtebauliche Grundgerüst. Hier werden Gewerbenutzungen in den Erdgeschosszo-nen, zum Beispiel Gastronomie und Dienst-leister des täglichen Bedarfs, das Quartier beleben und aufwerten. Auf zwei Baufel-dern sollen freistehende drei- bis fünfge-schossige Mehrparteienhäuser, sogenannte „Stadtvillen“ oder offen bebaute Blöcke entstehen.

Als dritter Bautyp sind auf zwei weite-ren Baufeldern drei- bis fünfgeschossige Leipziger Stadthäuser in variablen städte-

Das Westufer des Lindenauer Hafens bleibt naturnah und wird stärker noch als heute Teil der umgeben-den Landschaft. Die dichte Vegetation entlang der Hänge nach Lindenau und das Wasser geben dem neuen Viertel einen natürlichen Rahmen. Zudem wird die Zugänglichkeit zu diesem Gebiet verbessert.

Der Lindenauer Hafen liegt ca. 4,5 km westlich des Stadtzentrums. Er verbindet das gründerzeitliche Leipzig mit dem Stadtteil Grünau, der sein heutiges Gesicht wesentlich in der DDR-Zeit erhielt. Ursprünglich war der Hafen als Teil des Karl-Heine-Kanals und des Leipzig-Saale-Kanals geplant, doch der letztere wurde nie fertig gestellt.

Der Karl-Heine-Kanal ist heute eine wichtige Grnachse und Wasserverbindung in Leipzig. Entlang seines Laufs fhren attraktive Rad- und Fuwege ins Zentrum. Der Lindenauer Hafen wird mit der neuen Gewsser-verbindung sein stdtischer Endpunkt.

Die Promenaden entlang des Hafenbeckens und der zukünftigen Kanalverbindung werden vollständig vom Fahrverkehr freigehalten. Der Lindenauer Hafen soll so zu einem attraktiven städtischen Raum für die dort lebenden Menschen und für Freizeitnutzungen werden.

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Perfekte Event-Location: Der KanuparkDeutschlands einzigartige Attraktion für Wildwassersport befindet sich im Leipziger Neuseenland: der Kanupark Markkleeberg. Die Anlage ist technisch vergleichbar mit den Olympiastrecken in Sydney, Athen, Peking und London. Neben den Leistungs-sportlern besuchen jährlich über 20.000 Freizeitsportler den Kanupark.

Text: Anett Commichau Fotografie: Kanupark/Matthias Wuttig

Mit seinem außergewöhnlichen Angebot und der ganz besonderen Atmosphäre ist der Kanupark Markkleeberg die ideale Loca-tion für Firmen-Events. Ob für Kunden, Mitarbeiter oder Geschäftspartner – die Stunden am Markkleeberger See werden unvergesslich: Auf Spaß und Action beim Wildwasser-Rafting folgen Erfahrungsaus-tausch und Entspannung im Restaurant der KANU Wildwasser-Terrasse.

Der Kanupark Markkleeberg wurde 2007 als modernste Wildwasseranlage Europas eröffnet und bereichert seitdem die aufstre-bende Tourismusregion südlich von Leipzig mit verschiedenen Wildwasserangeboten. Wildwasser-Rafting ist ein aufregendes Gruppenerlebnis, weckt Begeisterung, motiviert nachhaltig und stärkt den Team-geist. Der Kanupark kann zu attraktiven Konditionen auch exklusiv angemietet

Die Wildwasseranlage liegt direkt am Markkleeberger See. Das Wasser wird über Pumpen in die Wasserkanäle befördert. Die Wettkampfstrecke ist 270 m lang, die Trainingsstrecke 130 m. Zwischen beiden steht das Funktionsgebäude des Kanuparks mit den Umkleide- und Sanitäranlagen, Büro-, Lager- und Technik-räumen sowie dem Restaurant KANU Wildwasser-Terrasse.

Alle in einem Boot: Beim Wildwasser-Rafting wird der Teamgeist gestärkt.

Firmen-Event mal anders: Für Unternehmen gibt es exklusive Angebote.

Vorläufer der Hafen-Pläne: Gartenbau und OlympiaVor den jetzigen Bebauungsplänen stand das Areal des Lindenauer Hafens bereits zweimal im Blickfeld der Öffentlichkeit: Das erste Mal in den Jahren 1998/99, als sich Leipzig für die Interna-tionale Gartenbauausstellung bewarb. Der innenstadtnahe Hafen bot dafür ein ideales Gelände. Einige der damaligen Planungen wurden auch ohne die Ausstellung umgesetzt, vor allem im Stadtteil Grünau.Konkreter wurden die Pläne um die Belebung des Hafengeländes mit der Olympia-Bewerbung für 2012. Der Lindenauer Hafen war als Stand-ort für das olympische Dorf vorgesehen. Im Rahmen eines städtebau-lichen Wettbewerbs entwickelten 50 Architekturbüros Entwürfe für neues, urbanes Wohnen am Wasser. Auch wenn Olympia 2012 nicht in Leipzig stattfand – der Impuls für die Entwicklung des Lindenauer Hafens ist geblieben.

baulichen Ensembles vorgesehen. Im Sinne einer architektonisch und gestalterisch einheitlichen Bebauung sollen diese blockweise als Bauträgermodell aus einer Hand realisiert werden.

Stadthausprojekte im Randbereich

Zum sogenannten Hangkantenpark sind weitere kleinere Baufelder geplant. Parallel zur Hangkante stehen Bauherren oder kleineren Baugruppen Einzelgrundstücke für individuelle Stadthausprojekte zur Verfügung. Die entstehenden Häuser sollen dabei nicht mehr als drei Geschosse haben. Auch am südlichen Ende des ersten Ver-marktungsabschnitts ist ein Teilbereich für individuelle Baugemein-schaften vorgesehen.

Grundlage der Grundstücksvergabe werden baufeldbezogene Realisierungswettbewerbe sein. Die Ausschreibung der Grundstücke wird in drei Abschnitten erfolgen. Dabei ist vorgesehen, die Grund-stücke nicht im Block, sondern in einzelnen Losen auszuschreiben.

Die sich daraus ergebende Mischung aus unterschiedlichen Bauher-ren und Interessengruppen – Investoren, Projektentwickler, Lokale Wohnungsunternehmen, Selbstnutzer und Architekten – soll ein hohes Maß an städtebaulicher und architektonischer Vielfalt ermög-lichen. Zudem wurden für jedes Baufeld Steckbriefe erarbeitet, die detailliert Anforderungen und Kriterien im Rahmen der Grund-stücksausschreibung benennen. Hierzu zählen unter anderem die Bauweise und die Nutzung der künftigen Gebäude.

Nachhaltige Wärme- und Energieversorgung

Um das neu entstehende Viertel optimal mit Wärme und Energie zu versorgen, hat sich als die ökologisch, energetisch und wirtschaft-lich beste Lösung die Versorgung mit Fernwärme herausgestellt.

Darüber hinaus sollen auch im Rahmen der einzelnen Bebau-ungskonzepte Chancen genutzt werden, die den Ressourceneinsatz und den Energieverbrauch verringern. Vorrangiges Ziel des Projekt-trägers LESG (Gesellschaft der Stadt Leipzig zur Erschließung, Ent-wicklung und Sanierung von Baugebieten mbH) ist es, mit allen vorhandenen Möglichkeiten ein ökologisch nachhaltiges Stadt-quartier zu entwickeln.

Die Ausschreibung erster Grundstücke ist für Ende 2012 geplant. Die Realisierungswettbewerbe sollen im ersten Quartal 2013 ausgewertet, erste Kaufverträge ab dem zweiten Quartal 2013 abgeschlossen werden. Allerdings müssen Käufer eine Realisie-rungsverpflichtung unterschreiben. Damit will die Stadt Leipzig sicherstellen, dass das Gesamtareal innerhalb eines überschaubaren Zeitrahmens bebaut wird.

Ansprechpartner für Interessenten ist die Treuhänderische Sanie-rungsträgerin LESG (Gesellschaft der Stadt Leipzig zur Erschlie-ßung, Entwicklung und Sanierung von Baugebieten mbH)Weitere Informationen finden Sie unter:www.lesg.de, www.leipzig.de/Lindenauer Hafen

werden. Business-Pakete sind zu jeder Zeit – auch außerhalb der Saison und der öffent-lichen Raftingzeiten – buchbar und können weitere Rafting-Specials beinhalten.

Kontakt für Anfragen: +49 (0)34297 141299und [email protected] Informationen:www.kanupark-markkleeberg.com

Gemeinsam die Fluten bezwingen: Der Kanupark bietet Action und Spaß zugleich.

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Die Wasserwirtschaftsmetropol-region MitteldeutschlandsWie Wirtschaft und Wasser unter hoheitlicher Steuerung erfolgreich zusammenfließen wollen – oder: ein kleines wirtschaftspolitisches Essay

Text: Anette Ehlers

Das mitteldeutsche Kohlerevier, Tagebauauf- und -abbruch, Zent-rum der Regionen um den Ballungsraum Leipzig/Halle, liegt im Her-zen Deutschlands, begrenzt durch Dresden im Südwesten, Erfurt im Südosten und Magdeburg im Norden. Die hier entstehende neue Metropolregion Mitteldeutschland ist hervorgegangen aus der Met-ropolregion Sachsendreieck der sächsischen Mitglieder, die zusam-men die stärkste Wirtschaftskraft Ostdeutschlands hatten und haben. Dresden und Leipzig gehören mittlerweile, auch am tatsächlich erreichten Inlandsprodukt gemessen, zu den 20 wichtigsten Städten in Deutschland. Das errechnete Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Sachsendreieck liegt mit geschätzten 19.000 Euro ein wenig über dem der Sachsen gesamt. Die weiteren Mitglieder, die Thürin-ger mit Weimar, Jena und Gera, die Sachsen-Anhaltiner mit Dessau-Roßlau und Halle und schließlich die Sachsen mit Chemnitz und Zwickau bringen es zusammen auf cirka 2,4 Millionen Einwohner auf 2.000 Quadratkilometern. Wären alle Landkreise, Städte und wohlmöglich Bundesländer dabei, würde die stattliche Mitglieder-Einwohnerzahl von rund 7 Millionen Menschen erreicht. Der Bei-trag der Metropolregion zum gesamtdeutschen BIP liegt bei etwa 61 Milliarden Euro.

Auf den 2.000 km² in Vorwendezeiten geschundenem Land sind aus dem Bergbau und den chemieverseuchten Silberseen rund 150 km² Seenlandschaft entstanden.

Das als „Leipziger Neuseenland“ getaufte geflutete Gebiet umrahmt in konzentrischen Kreisen den Ballungsraum Leipzig/

Halle. Flussläufe ziehen sich durch Auelandschaften als ergänzendes Angebot zu den Auen der Elbe in den beiden barocken sächsischen und sachsen-anhaltinischen Landeshauptstädten. Aus einer vom Bergbau geprägten Region und aus Städten und Gemeinden, die von der kohleveredelnden Industrie lebten, entsteht eine neue reiz-volle Wasser- und urbane Landschaft mit einer hohen Aufenthalts-qualität. Einzigartige, blau schimmernde Seen sind und werden mit den natürlichen, von wertvollen Auen begleiteten Fließgewässern zu einem Netz von Wasserwegen verbunden. Oder sie bilden einzeln in der Landschaft präsente, unverwechselbare Orte. Diese attrakti-ven Räume bergen in Abwechslung mit den lebendigen Siedlungs-bereichen und den Kulturstädten vielfältige Potenziale in sich, die es sensibel und zukunftsorientiert weiter zu entwickeln gilt. Unbe-streitbar sind die in die Neugestaltung der Landschaft zum Wohlfüh-len und Leben geflossenen Gelder ein Rahmen für eine Ansiedlung, bringen jedoch – mit Ausnahme des Tourismus – alleine keine wirt-schaftliche, unternehmerische, durchgehende Quantität gepaart mit der innovationserforderlichen Qualität.

Neben der Ansiedlungspolitik gilt es, die Möglichkeiten der Unterstützung der vorhandenen Unternehmen zu beantworten. Nicht zu verleugnen sind die nach dem abrupten Wandel 1990 ent-standenen extremen Verschiebungen in den Bereichen Bildung, Ausbildung, Qualifikation, Arbeitsqualität und -möglichkeiten sowie in der unternehmerischen Entwicklung, dazu im Rahmen der Glo-balisierung. Dies führte – vor allem in der ländlichen Region – zum einen zum Aderlass an jungen Kreativen und dynamischen sowie gut ausgebildeten Menschen. Die „Middle Agers“ fehlen heute in

Vermögensbildung und Arbeitskraft und vor allem als Arbeitsplatz-anbieter nicht nur an die neue Generation.

Zum anderen war der Werdegang der meisten hier gebliebenen Unternehmer nach der deutschen Einheit ein Neuanfang mit staat-lich sehr hoch subventionierter – unbestritten teils notwendiger – Begleitung. Damit einher geht allerdings die Kehrseite der Medaille in der Reglementierung der unternehmerischen Kreativität durch den Anspruch der Fördermittelkompatibilität. Wagniskapital und damit verbunden unternehmerischer Mut werden mitreglementiert und trotz hoher Innovationskraft und Ideenreichtums wird nicht expandiert, sondern Erreichtes gehalten und geschützt. Dies führt dazu, dass die Unternehmen lieber bewahren, was sie erreicht haben, als die Gefahr des Verlustes des neuen Ungewissen einzuge-hen.

Das Unternehmertum ist aus allen diesen Gründen noch ver-gleichsweise zurückhaltend, was sich konkret an wenigen Patentan-meldungen festmacht – auch mangels des durch die Nachkriegsge-neration angesammelten Eigenkapitals. Folge dessen ist die immer noch hohe Arbeitslosigkeit mit zu wenig Kaufkraft. In der Region wurden zwar von den „Leuchttürmen“ Milliardensummen in zwei-stelliger Höhe investiert, aber die Hauptsitze sind nicht verlagert worden, was sich in den für Oberzentren nur überschaubaren Gewerbesteuern ausdrückt. Die Kapitalbasis der mit Hauptsitz ansäs-sigen und privaten Unternehmen bleibt damit zusammen gering. Zugleich kann der Wirtschaftsförderer nicht mehr in dem Umfang unterstützen wie gehabt. Durch die Herabstufung in der Struktur-förderung der Europäischen Union verliert die Region gerade den

Status des Ziel-1-Gebiets, besitzt also aktuell um 75 Prozent des Bruttonationaleinkommens des Gemeinschaftsdurchschnittes der EU.

Grund genug für die Stadt Leipzig und die beiden Landkreise Leipzig und Nordsachsen, fortan in einer gemeinsamen Wirtschafts-förderungsgesellschaft – neben der territorialen Vermarktungsein-bindung –, ein wirtschaftsförderndes Instrumentarium der übergrei-fenden Metropolregion mit den Unternehmen der Wirtschafts- initiative für Mitteldeutschland zu schaffen. Diese kann die Struk-turprobleme alleine nicht lösen, aber gezielt und gebündelt, mit fachlich herausragenden, mit Erfahrung und Kontakten ausgestatte-ten Persönlichkeiten über die Grenzen der Region und Deutschlands hinaus einen Rahmen schaffen, der die nachhaltige qualitative Eigenentwicklung schafft und mit entsprechenden Ansiedlungen paart. Zu hoffen ist nur, dass in dem zurzeit bestehenden Gemisch aus politischen und regionalen Interessen, Steuerungsgruppen, Arbeitskreisen und sich anbietenden Versorgungsposten die gemein-same Arbeit zielführend geleistet werden kann. Die Grundlagen sind mit der notwendigen Infrastruktur von Asphalt- und Wasserstraße, von Rollfeld und gewandelter Landschaft mit den gemeinsamen Ins-trumentarien geschaffen!

Weitere Informationen finden Sie unter:www.charta-leipziger-neuseenland.de www.investoren-neuseenland.de

Nicht nur der Strukturwandel, sondern auch das einkommensschwache und nicht gekorene Unternehmertum lassen die Region noch schwächeln.

Die Seenlandschaft und der zukünftige Gewässerverbund gehören zu den Bindegliedern der Region für Freizeit und Tourismus und sind zugleich Soft Skill zur Ansiedlung neuer Unternehmen.

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Wasser marsch, Sport frei„Land in Bewegung“: Im Leipziger Neuseenland wird Sport am, auf und im Wasser groß geschrieben.

Text: Christina Hauser Fotografie: Tourismusverein Leipziger Neuseenland e.V., Christian Hüller, Stephan Flad

Für Aktivurlaub mit exotischen Trendsportarten muss niemand in die Ferne schweifen oder gar einen Flieger besteigen. Im sogenann-ten Leipziger Neuseenland ist das Angebot an Freizeitaktivitäten wie Wildwasserrafting, Wakeboarden, Kitesurfen, Stand-up-Padde-ling, Beachsoccer, Wasser- oder Rollerski fast schon eine Selbstver-ständlichkeit. Freilich kann man auch ganz traditionell Golf oder Tennis spielen, Segeln oder Rad fahren oder tauchend Fische beo-bachten. Für die Erkundung der Uferwege von Seen und Flüssen empfiehlt es sich, auch mal vom Rad abzusteigen und zur Abwechs-lung bei einer geführten Tour auf ein Quad oder ein Segway umzu-satteln.

Ein Wasserwegenetz mit acht verschiedenen Kursen von 200 Kilometern Gesamtlänge

Wie der Name schon verrät, hat das Neuseenland eine Vielzahl von Seen zu bieten. Im Anschluss an die Förderung der Braunkohle bis

zu Anfand der Neunziger wurde die Landschaft rekultiviert und renaturiert, so dass insgesamt 22 neue Seen entstehen, die zusam-men auf eine Wasserfläche von beinahe 70 Quadratkilometern kommen. Somit ergibt sich ein Wasserwegenetz, das die Seen und die Fließgewässer der Stadt Leipzig verbindet und sich auf acht ver-schiedenen Kursen mit einer Gesamtlänge von 200 Kilometern rudernd, paddelnd oder entlang der Uferwege erkunden lässt. Die verschiedenen Kurse führen etwa durch die Industriearchitektur Leipzigs, durch den Auenwald nach Halle oder nach Süden Rich-tung Cospudener See. Die Erkundungswilligen haben die Wahl, ob sie die Touren zu Fuß, per Rad oder per Boot absolvieren; Karten leiten über die Strecken und Infobroschüren erklären, was rechts und links des Weges zu sehen ist.

Diese Vielfalt der Fortbewegungsmöglichkeiten wird in den verschiedenen, im Kalender der Region längst etablierten Veranstal-tungen im Neuseenland deutlich: etwa die Neuseenland-Classics, das größte Radsportevent im Osten mit Strecken in verschiedenen

Schwierigkeitsstufen, oder die Sieben-Seen-Wanderung, die im Frühjahr 2012 knapp 5.000 Teilnehmer anzog. Im Angebot waren 18 Strecken, die Maikäfertour war mit vier Kilometern die kürzeste, die Strecke Neu-seenland XXL mit 100 Kilometern mehr die längste. Schon 13 Mal hat das Drachenboot-festival für Spektakel am Cospudener See gesorgt. Geführte Touren machen es auch jenseits dessen möglich, das Fahrgefühl in solch einem Boot zu erfahren. Diese Touren starten im Kanupark Markkleeberg im gleichnamigen See. Der See mit seiner Wild-wasseranlage ist auch Schauplatz internatio-naler Kanuwettkämpfe. Wer da ist, sollte unbedingt am Südhang nach dort grasenden Bisons Ausschau halten.

Entspannung im Grünen geht natürlich auch ohne Sport

Freilich kommen auch die nicht zu kurz, die sich in ihrer Freizeit keinen Aktivurlaub wünschen oder die sich wenigstens im Urlaub mal nicht mit anderen messen wol-len. Das Neuseenland erlaubt es nämlich ebenfalls, einen Gang zurückzuschalten und die Seele baumeln zu lassen. Die feinen Sandstrände laden dazu ein, gemütlich in der Sonne zu liegen, in stillen Buchten kann man sogar der Einsamkeit frönen. Deshalb ist das Neuseenland auch ein geeig-netes Ziel für Familien, in Form von Was-serspielplätzen oder Naturlehrpfaden ist die Zerstreuung für die Kinder an die Land-

schaft angepasst. Natürlich bietet sich auch ein Besuch des Leipziger Zoos oder des Frei-zeitparks Belantis zwischen Cospudener und Zwenkauer See an.

Trotz der nunmehr schönen Land-schaft will niemand die Geschichte der Region verleugnen und damit verschwei-gen, weshalb sie das Gesicht hat, mit dem sie sich präsentiert. Der Bergbau-Technik-Park am Störmthaler See erlaubt einen Blick auf die technische Seite der regionalen Bergbaugeschichte und im Kraftwerk Lip-pendorf wird erklärt, wie die Energie der Braunkohle nutzbar gemacht wird.

Vielfältige Möglichkeiten aktiv zu sein, aber auch einfach die Seele baumeln zu lassen: Das Leipziger Neuseenland bietet Naturerlebnis am, auf und im kühlen Nass. Ganz nebenbei lässt sich so die gewandelte Landschaft um die 22 Seen des Gebiets genießen.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.leipzigerneuseenland.de

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Text: Felix Maier Fotos: Bertram Kober/PUNCTUM (gr.), Dieter Grundmann (kl.)

BELANTIS-Chef Nikolaus Job fordert die Konzentration auf die große Chance, das Leipziger Neuseenland zu einer touris-tischen Destination mit nationaler Ausstrahlungskraft zu entwickeln und damit Arbeitsplätze und Wirtschaftskraft zu schaffen.

Quo vadis, Leipziger Neuseenland?

In einem Aufsehen erregenden Interview in der „Leipziger Volks-zeitung“ erläuterte Nikolaus Job die aktuelle Problematik. Aus Sicht des Freizeitpark-Chefs bedarf es dringend eines scharfen Profils für das „Seen-Kleeblatt“ aus Cospudener, Zwenkauer, Markkleeberger und Störmthaler See, um mit einer gemeinsamen Leitidee eines bundesweit relevanten Urlaubsziels finanzkräftige Großinvesto-

ren zu begeistern. Die Mischung aus Ferien, Freizeit, Fun und der unmittelbaren Anbindung an die attraktive Großstadt Leipzig sei ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal, so Job.

Unterstützung erhält der BELANTIS-Chef unter anderem vom Prä-sidenten der Industrie- und Handelskammer zu Leipzig (IHK). „Das Leipziger Neuseenland ist das Pfund, mit dem wir wuchern können und um das uns andere Regionen beneiden“, sagt Wolfgang Topf. Der IHK-Präsident betont: „Tourismus ist Wirtschaftsfaktor und Multiprodukt – eine hohe Attraktivität an Freizeiteinrichtungen und touristischen Highlights stellt einen wichtigen Standortfaktor dar. Deshalb sollten wir uns zur touristischen Entwicklung des Leipziger Neuseenlandes bekennen – ohne Wenn und Aber.“

Im nachfolgenden Interview gibt Nikolaus Job weitere Antworten auf die Frage „Quo vadis, Leipziger Neuseenland?“.

Herr Job, man könnte meinen, im Leipziger Neuseenland sei doch bereits sehr viel passiert. Warum sehen Sie trotzdem die Gefahr, dass hier eine große Chance vertan wird?„Sicher wurde in den letzten Jahren eine Menge erreicht – es wur-den Grundlagen geschaffen. Aber darauf dürfen wir uns nicht aus-ruhen, jetzt geht es darum, auf einem guten Fundament sozusagen das Gebäude zu errichten, wenn es um die langfristige strategische Entwicklung zu einer wettbewerbsfähigen nationalen Urlaubsdesti-nation geht. Es braucht also mehr als Radwege um die Seen herum, denn ansonsten können wir die Zukunftschance Tourismus verges-

sen. Nur mit einer zukunftsweisenden Leit-idee und dem gemeinsamem Willen können wir unsere Potenziale nutzen.“

Wie könnte das aussehen?„Wir haben die Riesenchance, eine attrak-tive, vielfältige Tourismusregion mit den Metropolangeboten der Stadt Leipzig zu kombinieren. Die Mischung aus Wassersport, Strand, Vergnügung, Erholung, der unmit-telbaren Nähe zur Großstadt Leipzig und der Autobahnanbindung ist ein Alleinstellungs-merkmal, mit dem wir bundesweit punkten können. Kurzurlaube oder Wochenend-Trips liegen insbesondere bei Familien stark im Trend. Dafür müssen wir familiengerechte Leuchtturmprojekte und maßgeschneiderte Angebote schaffen, die die Übernachtungs-zahlen in Größenordnungen erhöhen. Das gelingt freilich nur über private Investoren, die von den großen Potenzialen des Leipziger Neuseenlandes überzeugt sind.“

Kritiker sehen die Naherholung in Gefahr …„Touristische Relevanz und Naherholung schließen sich nicht aus. Im Gegenteil, sie bedingen sich, die Naherholung ist per se vor-

handen. Zudem geht es nicht darum, hässli-che Bettenburgen à la Costa Brava zu bauen, sondern um thematisierte Ferienhausdörfer, attraktive Hotelclubanlagen und vor allem wei-tere, auch ganzjährig zu betreibende Freizeit-angebote. Wir stehen vor der Wahl: Wollen wir ein monothematisches Naherholungsgebiet ohne Alleinstellungsmerkmale? Oder wollen wir ein attraktives Urlaubsziel mit nationaler Ausstrahlung realisieren, das Arbeitsplätze schafft und neue Wirtschaftskraft für die Region bringt und damit den uns folgenden Generationen eine Perspektive eröffnet?“

Wie lautet Ihre Vision?„Die Vision kann nur heißen, das Leipziger Neuseenland zu einer Urlaubsregion zu ent-wickeln, die national an der Spitze liegt und in einem Atemzug mit der Mecklenburgi-schen Seenplatte genannt wird. Wenn wir unsere Chancen gemeinsam nutzen, sind eine Million Touristen pro Jahr machbar und im Wettbewerb der touristischen Regionen Deutschlands zählen wir zu den Siegern.“

Herr Job, wir danken Ihnen für das Ge-spräch.

Ein kleiner Ausschnitt einer großen Vision: Schon jetzt zeigt das Bild mit dem Freizeitpark BELANTIS, dem Cospudener See und der unmit-telbaren Anbindung an die attraktive Großstadt Leipzig die herausragenden Potenziale des Leip-ziger Neuseenlandes.

Macher und Motor: BELANTIS-Chef Nikolaus Job forciert die Ausrichtung des Leipziger Neuseenlandes zur touristischen Destination mit nationaler Ausstrahlungskraft.

Als einer der zehn größten von bundes-weit insgesamt 75 Freizeitparks zählt BELANTIS zu den Top-Ausfl ugszielen für Familien: Mehr als eine halbe Million Gäste zieht es jedes Jahr in den Frei-zeitpark im Süden von Leipzig direkt an der Autobahn A 38. Damit ist BELANTIS die Nummer eins in den neuen Bun-desländern. Mehr als 60 Attraktionen in acht Themenwelten, die sich um zwei malerische Seen gruppieren, garantieren Familien und Freunden einen span-nenden Tag voller Spaß und Fantasie.

Noch bis zum 7. Oktober feiert der Freizeitpark BELANTIS zusammen mit seinen Gästen das traditionelle Okto-berfest – u. a. mit dem großen „Wies'n Fünfkampf“ in der Themenwelt „Land der Grafen“. Vom 10. bis 28. Oktober ist Ostdeutschlands größter Freizeit-park zum „BELANTIS Herbstzauber“ in der goldenen Jahreszeit zu erleben. Zum Finale der Jubiläums-Saison bietet BELANTIS ein besonderes Highlight: das HalloweenSpektakel vom 29. Okto-ber bis 4. November. Der Freizeitpark verwandelt sich in eine gespenstische Kulisse und alle Attraktionen haben bis 20 Uhr geöff net.

HURACAN, Herbst und Halloween

Weitere Informationen finden Sie unter:www.belantis.dewww.facebook.com/freizeitparkbelantis

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REGJO ENERGIE & UMWELT 9998 ENERGIE & UMWELT REGJO

N A C H H A LT I G B A U E N U N D S A N I E R E N

Die Fenster von Ein- und Mehrfamilienhäu-sern sind auch heute noch viel zu oft die Schwachstelle in der Energiebilanz entspre-chender Gebäude – die möglichen Einspar-potenziale durch den Austausch aller Fens-ter, die bis ca. 1995 eingebaut worden sind, sind gigantisch. Nur zwei Prozent der 257 Millionen Fenstereinheiten in Deutschland gelten dank dreifachem Wärmedämmglas und UW-Werten von weniger als 1,1 wirk-lich als zeitgemäß. Allerdings sind 75 Prozent aller Gebäude bereits vor 1978 erbaut wor-den. Und 54 Prozent verfügen nicht einmal über zweifach verglaste Fenster. Würden diese ausgetauscht, könnten pro Jahr 17,6 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden.

Die Fenster-Technologie hat in den vergangenen Jahren einen großen Sprung gemacht. Dies zeigt auch die Entwicklung bei der SÖBA Fenster und Türen GmbH. Das Unternehmen aus Bad Schmiedeberg pro-duziert Energie-Effizienz-Fenster, die ohne wärmeleitende Stahl-Teile auskommen und einen sehr guten UW-Wert von 0,75 aufwei-sen. Dabei setzt SÖBA bei der Marke SÖBA

Mit EinsparpotenzialModerne Fenster ersetzen die Wärmebrücke Stahl durch Scheibenverklebung und verbessern die Energie-Bilanz von Gebäuden erheblich. Ein Hersteller aus Sachsen-Anhalt etabliert sich als Technologie-Pionier.

Weitere Infos unter: www.soeba.de

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N A C H H A LT I G K E I T

Ende des Jahres wird in Düsseldorf unter der Schirmherrschaft Wolfgang Schäubles der Deutsche Nachhaltigkeitspreis verlie-hen. Neben der Auszeichnung nachhal-tiger Unternehmen haben erstmalig die Großstädte Augsburg, Freiburg und Leipzig die Chance, „Deutschlands nachhaltigste Großstadt“ zu werden. Für Leipzigs Ober-bürgermeister Burkhard Jung ist bereits die Nominierung Motivation, „ökologi-sche, ökonomische und soziale Aspekte zu einem strategischen Ziel zu vereinen.“

Doch Leipzig zählt nicht nur in die Großstadt-Kategorie „Top 3“ in Deutsch-land: Vielmehr ist die Stadt auch bei „Lebensqualität & Stadtstruktur“ aus-sichtsreich im Rennen. Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis ist eine Auszeichnung der Initiative Stiftung Deutscher Nach-haltigkeitspreis e.V. in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung, dem Rat für Nachhaltige Entwicklung, kommunalen Spitzenverbänden, Wirtschaftsvertretern, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Forschungseinrichtungen. MJ

Doppelte ChanceDie Stadt Leipzig ist in zwei Kategorien für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis nominiert.

Weitere Infos unter: www.nachhaltigkeitspreis.de

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Karl Kolmsee ist kein typischer Unterneh-mer, kein Betriebswirt oder Kaufmann. Aber der gelernte Landwirt und Diplom-Agraringenieur mit Doktortitel in Phi-losophie hat eine ausgezeichnete Vision Realität werden lassen: Er konzipierte Kleinst-Wasserkraftwerke, die in den ent-legensten Gebieten von Australien bis Chile, von Norwegen bis Afrika für saubere Stromversorgung sorgen. In diesen Regio-nen ersetzen viele Kraftwerke von Smart Hydro Power – das Unternehmen hat sei-nen Sitz am Starnberger See – in Zukunft dreckige Dieselgeneratoren. Damit adres-siert Kolmsee speziell den Markt für öko-logische, dezentrale Energieversorgung, insbesondere in stark wachsenden Ent-wicklungsländern.

Die Anlagen zeichnen sich besonders durch ihren robusten Aufbau, die War-tungsarmut und die einfache Installation aus. Dabei ist der Betrieb ohne bauliche Eingriffe in die sensiblen Öko-Systeme von Flüssen möglich. Die Turbinen erzeugen eine Leistung von bis zu 5 kW und dienen

Mit EntwicklungspotenzialLandwirt, Ingenieur und promovierter Philosoph aus Bayern gewinnt mit kleinen Wasserkraft-werken für Entwicklungsländer den Clean Tech Media Award 2012 in der Kategorie Energie.

Weitere Infos unter: www.cleantech-award.de

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E N E R G I E W E N D E

Die erneuerbaren Energien werden zu Unrecht für den Anstieg der EEG-Umlage verantwortlich gemacht. „Damit die Strompreise gemäßigter steigen, müssten die stromintensiven Industrien wieder EEG-Umlage und Netzentgelte zahlen“, findet Energieexperte Martin Maslaton.

Derzeit werde die Umlage fälschli-cherweise mit den Kosten der Energie-wende gleichgesetzt. Die zunehmende Ein-speisung von Wind- und Solarstrom sorgt für die niedrigsten Börsenstrompreise Europas. Maslaton: „Die EEG-Umlage macht nur einen Anteil am Strompreis von 16 Prozent aus.“ Ohne die Ausnahmerege-lungen bei EEG-Umlage und Netzentgelten läge die EEG-Umlage nach Einschätzung Maslatons 20 Cent niedriger.

Derzeit zahlen die Strom-Verbraucher eine EEG-Umlage von 3,59 Cent je Kilo-wattstunde. Im Oktober legen die Über-tragungsnetzbetreiber den Aufschlag für das kommende Jahr fest. Es wird erwartet, dass die Umlage dann auf 5 Cent je Kilo-wattstunde steigen wird. MJ

Steigende PreiseEEG-Umlage ist nicht alleiniger Grund für Preisanstieg.

zur Stromversorgung von Wohngebäuden, Werkstätten oder Krankenstationen.

Die Technologie ist derartig überzeu-gend, dass Smart Hydro Power kürzlich in Berlin den „Clean Tech Media Award“ in der heiß begehrten Kategorie Energie gewann – und damit immerhin eine Daim-ler-Idee und eine Lösung von Greenpeace Energy ausstach. Dabei honorierten Boris Schucht, Mitglied der Geschäftsführung des ostdeutschen Übertragungsnetzbetrei-bers 50Hertz Transmission, und die Medie-nunternehmerin Sabine Christiansen in ihrer Laudatio insbesondere die einzigar-tige Verbindung von Nachhaltigkeit und Entwicklungshilfe, die Smart Hydro Power mit seiner innovativen Idee ermögliche.

Ziel von Kolmsee und Smart Hydro Power ist es, mit seinen acht Mitarbeitern noch in diesem Jahr 120 Turbinen zu ver-kaufen, künftig sollen es dann 10 bis 15 pro Monat sein. Das Entwicklungspotenzial dieser sauberen Technologie aus Deutsch-land wird also nicht nur beim Clean Tech Media Award 2012 sichtbar.

EcoSafe u.a. auf Scheibenverklebungen, wie sie aus der Automobilindustrie bekannt sind, und macht die Wärmebrücke Stahl überflüs-sig.

Die guten Werte sprechen sich bei den Kunden im Markt herum: Ende September nahm der Fenster-Hersteller seine um rund 1.000 Quadratmeter erweiterte Fertigung in Betrieb und verdoppelte seine Produkti-onskapazität. „Pro Schicht können wir nun 250 Fenster der neuesten Generation her-stellen“, berichtet Geschäftsführer Roland Czerwonatis, der in die 1. Ausbaustufe der Erweiterung rund 1,7 Millionen Euro inves-tierte.

Für Hausbesitzer gilt: Wer einmal einen klaren Durchblick zum energetischen Zustand seiner Fenster bekommen möchte, kann auch den kostenlosen Energie-Check der Klimaschutz- und Beratungskampagne „Haus sanieren – profitieren“ der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) durchführen lassen. In 20 Minuten erhält der Hauseigen-tümer einen groben Überblick, wie fit sein Haus für die Energiewende ist.

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Für die Operationssäle, die Intensivstationen und die IT-Anlage des Klinikums Chemnitz ist eine konstant (niedrige) Umgebungstem-peratur enorm bedeutsam. „Kälte ist in der Medizin ein kostbares Gut“, sagt Jürgen Klingelhöfer, Medizinischer Geschäftsführer der Klinikum Chemnitz gGmbH. Da das Klinikum eine neue, zentrale Notaufnahme in Betrieb genommen hat, sei der Bedarf an Kälte deutlich gestiegen, so Klingelhöfer. Eine neue, innovative, aber ebenfalls umweltfreundliche Lösung musste her.

Die Lösung: KWKK

Die Lösung hatte der Energieversorger Eins Energie in Sachsen: Eins erzeugt Fernkälte aus der Fernwärme des Heizkraftwerkes Chem-nitz mittels Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung (KWKK). Über Fern-wärmerohre gelangt heißes Wasser in die Kälteanlage. Hier nutzt die Absorptionskältemaschine die Energie der Fernwärme, um Wasser auf 6 Grad Celsius abzukühlen. Das gekühlte Wasser fließt über ein gut isoliertes Rohrnetz zu den Lüftungsanlagen, wo es die Kälte abgibt und die Wärme aus den Räumen aufnimmt. Das auf-gewärmte Wasser (12 Grad Celsius) wird zurück in die Kälteanlage transportiert, wieder abgekühlt und der Kreislauf beginnt von vorn.

Kältespeicher als Notreserve

Neben dem Ausbau der Kälteanlage am Klinikum wurde auch ein 16 Meter hoher Kältespeicher mit einem Durchmesser von 10 Metern als Herzstück des Kältesystems errichtet und dadurch die Leistung der Kälteerzeugungsanlage auf 2.000 Kilowatt gesteigert.

Ist der Bedarf im Klinikum besonders hoch, wird Kälte zusätzlich aus dem Kältespeicher entnommen. Das Wasser im Kältespeicher hat im unteren Bereich eine Temperatur zwischen 6 (unten) und 12 Grad Celsius. Das oben einfließende, warme Wasser kühlt sich langsam nach unten hin ab und kann gekühlt wieder entnommen werden.

Im Kältesystem an der Georgstraße ist das System Kältespei-cher seit 2007 erfolgreich im Einsatz. Bereits seit dem Jahr 1973 wird die Chemnitzer Innenstadt mit Kaltwasser versorgt. Das Chem-nitzer Fernkältenetz ist knapp fünf Kilometer lang. Die Lösung mit KWKK und Kältespeicher gibt pro Jahr etwa 600 Tonnen Kohlendi-oxid weniger an die Umwelt ab.

2,3 Millionen investiert

Gemeinsam mit dem Klinikum Chemnitz und der TU Chemnitz hat der Energieversorger die Erweiterung der Kälteversorgung im Kran-kenhaus konzipiert. Das Klinikum setzt bereits seit 1998 auf Kälte, die aus umweltfreundlicher Kraft-Wärme-Kopplung stammt. Die KWKK-Technologie in Verbindung mit dem Kältespeicher vermin-dert den Kohlendioxid-Ausstoß in Chemnitz jährlich um mehr als 4000 Tonnen. Eins hat 2,3 Millionen Euro in die Weiterentwicklung und den Bau der Kälteversorgung investiert und kümmert sich nun um den sicheren Betrieb der Anlage.

REGJO ENERGIE & UMWELT 101

Wie aus Wärme Kälte wirdDie Versorgung mit Kälte ist im medizinischen Bereich ein kostbares Gut. In Chemnitz gewinnt ein Krankenhaus die Kälte mithilfe umweltfreundlicher Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung. Ein Kältespeicher sorgt für kontinuierliche Verfügbarkeit.

Text: Martin Jendrischik Fotografie: Eins Energie in Sachsen GmbH & Co. KG

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.eins-energie.dewww.klinikumchemnitz.de

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Sachsen-Anhalt

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0,30,9

2,7

Preisentwicklung der Wohnungsmieten inkl. Nebenkosten in den vergangenen 6 Jahren

Quelle: Ämter für Statistik der jeweiligen Länder

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Page 54: REGJO 03/2012

6. enviaM-ENERGIEKONVENT„15 MONATE ENERGIEWENDE – WIE WEITER?“

Vor über einem Jahr wurde in Deutschland die Energiewende eingeleitet.

Seitdem hat sich viel verändert – oder doch nicht?

Prominente Teilnehmer diskutieren beim 6. enviaM-Energiekonvent den derzeitigen

Stand beim Umbau der Energieversorgung in der Bundesrepublik. Unsere Gäste sind

unter anderem Prof. Dr. Klaus Töpfer (Umweltminister a. D. und Vorsitzender der

Ethikkommission für eine sichere Energieversorgung), Wolfgang Neldner (ehemaliger

Geschäftsführer der 50Hertz Transmission GmbH), Manfred Erlacher (Leiter des

BMW-Werkes Leipzig).

Wir laden Sie herzlich ein, mit unserem Vorstandsvorsitzenden Carl-Ernst Giesting und

unseren Gästen am 8. Oktober in Leipzig zu diskutieren. Gern senden wir Ihnen Ihre

persönliche Einladung zu. Sprechen Sie uns an – telefonisch unter 0371 482-2973 oder

per E-Mail unter [email protected]. Wir freuen uns auf Sie!

Kultur

„Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau“ heißt es im Gründungsmani-fest des Bauhauses Weimar aus dem Jahre 1919. Allgemeinhin wird Architektur jedoch eher irgendwo zwischen Kunst, Design und Ingenieursleistung eingeord-net. Auf den folgenden Seiten zeigen wir Ihnen Gebäude aus Mitteldeutschland, bei denen der künstlerische Anteil an der Architektur besonders hoch ist oder die uns aus anderen Gründen aufgefallen sind.

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REGJO KULTUR 107106 KULTUR REGJO

Bau − KunstArchitektur kann sehr unterschiedliche historische, gesellschaft-liche und künstlerische Aufgaben erfüllen. Im städtischen Kon-text bedingt sie sowohl den öffentlichen wie auch den privaten Raum und wird somit Schnittstelle zwischen privater, gesell-schaftlicher und politischer Sphäre.

Bau 15 in Jena – das älteste Hochhaus Deutschlands

Hinter der etwas nüchternen Bezeichnung Bau 15, steckt ein nicht zu verachtender Superlativ: Das älteste Hochhaus Deutschlands. Bau 15 leitet sich von dem Baujahr 1915 ab. So heißt ein 1936 ebenfalls in Jena errichtetes Hochhaus konsequenter Weise Bau 36. In der Rangliste der ältesten deutschen Hochhäuser erreicht dieser Bau mit seinen 66 Metern allerdings lediglich Platz 21. Der Bau 15 klettert mit 11 Etagen auf eine Höhe von 42 Metern. Der Architekt Friedrich Pützner, der als Professor für Stadtplanung ab 1902 einen Lehrstuhl in Darmstadt inne hatte, setzte mit diesem Gebäude ein Zeichen. Er orientierte sich mit dem versetzt-rechteckigen Bau, der sich stufenförmig nach oben hin verjüngt, an amerikanischen Vor-bildern. So war zum Beispiel das 1890/91 in St. Louis, Missouri, entstandene Wainwright Building ein Vorbild für die moderne

Text: Esther Niebel

Hochhausarchitektur, da es nicht nur streng geometrisch aufgebaut war, sondern auch weitgehend auf Ornamente verzichtete. „form follows function“ waren die Schlagworte, die damals von der Archi-tekturschule von Chicago über den großen Teich schwappten.

Die Firma Carl Zeiss, die als kleiner Familienbetrieb gegründet worden war, wuchs vor allem durch die Kriegsproduktion ab 1914 zu einem großen Konzern mit erheblichem Platzbedarf an. Daher ließ die Carl Zeiss AG zur Vergrößerung ihres Produktionsstandor-tes in der Jenaer Innenstadt den Bau 15 als Fabrik bauen. So wurde das Bauen in die Höhe damals einer Standortverlagerung vorgezo-gen. Heute allerdings sind in dem Gebäude, das während des Zwei-ten Weltkrieges schwer beschädigt wurde, Wohnungen und Büros untergebracht.

Bau 15, Jena, Foto: Andreas Praefcke, wikipedia.org

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„Omnia Vincit Labor“ – Das Krochhochhaus in Leipzig

Das Krochhochhaus erreicht immerhin Platz 10 auf der Liste der ältesten Hochhäuser Deutschlands. Auf dieser historischen Rang-liste befinden sich generell viele ostdeutsche Städte auf den vorde-ren Plätzen, neben Leipzig natürlich Jena, Chemnitz, Gera oder Dresden. Vergleicht man diese historische Gliederung mit einer aktuellen Rangliste deutscher Hochhäuser, so fallen zwei Dinge auf: Heute zählt zum einen hauptsächlich die Höhe, die den Rang letzt-lich festlegt, und nicht das Baujahr. Zum anderen fällt auf, dass auch nach über 20 Jahren Wiedervereinigung die ostdeutschen Städte relativ weit abgeschlagen sind. Das Leipziger City Hochhaus schafft es nach vorrangig Frankfurter Gebäuden der Superlative gerade mal auf Platz 18. Der nachfolgende Jenatower landet nur auf Platz 26. Das Schöne daran ist natürlich, dass man es sich im Osten der Republik noch leisten kann, auf dem Boden zu bleiben, da hier das Luxusgut Platz scheinbar noch zur Verfügung steht.

„Omnia Vincit Labor – Arbeit überwindet alles“ – unter diesem Motto schallt es vom Krochhochhaus über Leipzig und es kommt die Gewissheit auf, dass die Stadt dieses Versprechen auch wieder einlöst. Die Zahlen sprechen für sich und man kann schon fast von einem Boom sprechen, der sich langsam ausbreitet. Ganz anders stellte sich natürlich die Situation 1928 dar, als das Hochhaus als Firmensitz des Bankhauses Kroch eröffnete. Der Glockenturm, der mit seinen 3,3 Meter großen Glockenmännern zu seiner Zeit als das größte Glockenschlagwerk der Welt galt, gibt nicht nur dem Bank-haus ein Gesicht. Vielmehr kann man ihn als eines der Wahrzei-chen des Augustusplatzes bezeichnen, das im Gegensatz zu manch anderem Gebäude des Platzes das Glück hatte, erhalten zu bleiben. Dem Architekten des Turmes, German Bestelmeyer, wurde, statt der in den Bauplänen vorgesehen 43 Meter, zunächst von behördli-cher Seite lediglich eine Bauhöhe von 39,5 Metern genehmigt. Um die Harmonie seiner Entwürfe nicht zu stören und sich dennoch den Vorgaben zu beugen, ersetzte er die fehlenden vier Etagen mit Attrappen. Vermutlich überzeugte das Gebäude am Ende doch in seiner vollen Länge, denn schließlich durfte er das Krochhochhaus nach seinen Vorstellungen fertig stellen.

Man kann sie mögen oder nicht – gedacht hat sich der Künstler und Architekt Frie-densreich Hundertwasser jedoch ziemlich viel bei einem seiner letzen Bauprojekte, das er auf Grund seines Todes im Jahr 2000 nicht mehr bei seiner Realisierung begleiten konnte. Nicht ohne Wiederstände wurde der Bau der grünen Zitadelle im Herzen der Stadt Magdeburg durchgesetzt. Die archi-tektonische Umgebung des Hundertwasser-Projektes, das vom Plattenbau über klassi-zistische, gotische und romanische Bauten fast einen Querschnitt deutscher Architek-turgeschichte widerspiegelt, sei, so die Kriti-ker, nicht geeignet für ein derart „kunter-buntes Gebäude“. Letztlich setzten sich die Befürworter doch durch und die Grüne Zitadelle wurde von 2003 bis zur Einwei-hung am 3. Oktober 2005 erbaut. Vielleicht ist es kein Zufall, dass Hundertwasser, der die Grüne Zitadelle als seinen „größten und schönsten Bau“ bezeichnet, sein letztes

Lebenswerk an einem Ort wie Magdeburg realisiert hat. Für den gebürtigen Österrei-cher musste Magdeburg fast schon eine Art terra incognita dargestellt haben, die sich seinen idealistischen Ideen als optimaler Umsetzungsort darbot. „Natur, Kunst, Schöpfung sind eine Einheit. Wir haben sie nur auseinandergebracht. (…) Nur die Natur kann uns Schöpfung, kann uns Krea-tivität lehren. Unser wahres Analphabeten-tum ist die Unfähigkeit, schöpferisch tätig zu sein“, so Hundertwasser.

Ursprünglich sollte Hundertwasser DDR-Plattenbauten, die an der Stelle der heutigen grünen Zitadelle standen, nach seinem Lebens- und Architekturkonzept umgestalten. Schließlich kam jedoch alles anders: Die Plattenbauten wurden abgeris-sen und es entstand Baufläche für diesen neuartigen Wohnblock, der sich zum Ziel setzte, Wohnen und Leben unter einem Dach zu vereinigen. Hundertwasser wollte

der existierenden „rationellen Architektur mit tödlichem sterilen Eifer“ etwas „Roman-tik“ entgegensetzen, so der Architekt und Künstler.

Seine Hauptprinzipien waren Fenster-recht und Baumpflicht. Die Baumpflicht sieht vor, dass Bäume Bewohner der grü-nen Zitadelle wie andere Mieter auch sind. Die Bäume, die auf dem Dach und an der Fassade wachsen, finden wiederum in einem menschlichen Mieter des Hauses eine Art Paten, der sich um sie kümmert. Das Fensterrecht hingegen sollte sämtlichen Mietern des Wohnkomplexes erlauben, dass sie ihre Fenster und deren Umgebung, soweit sie mit Arm und Pinsel gelangen konnten, bemalen dürfen. Allerdings wurde dieses Recht noch nie von Mietern in Anspruch genommen, da hierfür keine Genehmigungen erteilt wurden. Von Amts wegen scheint man Boys’ Credo, dass jeder ein Künstler sei, nicht zu teilen.

Kroch-Hochhaus, Leipzig 2011, Foto: Appaloosa, wikipedia.org

REGJO KULTUR 109108 KULTUR REGJO

Die Grüne Zitadelle, Magdeburg; Foto: Karl-Heinz Gottschalk (goka), pixelio.de

Hundertwassers letztes Projekt – Die Grüne Zitadelle in Magdeburg

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REGJO KULTUR 111

Nicht nur Bauhaus – Das Mausoleum zu Dessau

Im Gegensatz zum Bauhaus Dessau, das zu den sogenannten zwan-zig kulturellen Leuchttürmen in Ostdeutschland zählt und nach der Wende komplett restauriert wurde, reichen die Gelder für das Mau-soleum zu Dessau lediglich, um den größten Schäden entgegenzu-wirken. Aber auch architektonisch und symbolisch könnten die Unterschiede nicht größer sein. Das Bauhaus, das ungefähr zur sel-ben Zeit wie der Bau 15 in Jena geplant wurde, folgte wie dieser funktionalen Prinzipien, die letztlich auch die ornamentlose Ästhe-tik der Gebäude vorgaben.

Das Mausoleum zu Dessau hingegen ist mit seinen 43 Metern Höhe mit dem Krochhochhaus in Leipzig auf Augenhöhe und somit selbst eine Art Grabhochhaus. Leopold III. Friedrich Franz, dem die Stadt auch das Dessau-Wörlitzer Gartenreich und zahlrei-che klassizistische Bauten zu verdanken hat, ließ das Mausoleum von 1894 bis 1898 vom Berliner Architekten Franz Heinrich Schwechten als Familiengruft der Askanier (Herzöge von Sach-

sen-Anhalt) errichten. Der Grundriss der quadratischen Halle umfasst eine Länge von 46 und eine Breite von 38 Metern, der Durchmesser der Kuppel misst im Innenraum 14 Meter. Das Mau-soleum ist heute Dessaus letzter erhaltener Kuppelbau. Architek-tonisch ist der oberirdische Teil des Gebäudes mit seinem dem dorischen Stil nachempfundenen Kuppelbau und den Säulen, der Hochrenaissance nachempfunden. Die Gruft der Herzöge hinge-gen ahmt eine romanische Krypta nach, was den Gesamtbau architektonisch bricht.

Starb im 19. Jahrhundert ein Herzog des Landes, so läuteten zwei Wochen lang, jeweils von 12 bis 13 Uhr, die Glocken der Stadt bis sie als Höhepunkt der verordneten Staatstrauer in der Gruft bei-gesetzt wurde. Seit 1958 sind die zuvor mehrfach aufgebrochenen Prunksarkophage jedoch leer. In einer Nacht und Nebelaktion wur-den die Gebeine der sachsen-anhaltinischen Herzöge aus dem Mau-soleum auf den Ziebigker Friedhof in Dessau gebracht.

Die Metropolis Thuringiae wurde 742 von Papst Bonifatius zum Bistumssitz erklärt, im 13. Jahrhundert erlangte Erfurt reichs-stadtähnliche Autonomie. 1293 wird der foro piscium iuxta hospitale – Fischmarkt erstmalig urkundlich erwähnt. Der Fisch-markt entwickelte sich damals zum Mittel-punkt gesellschaftlichen Lebens und Han-dels. Zu dieser Zeit führte eine Handelsstraße durch Erfurt, die die Stadt wirtschaftlich und kulturell aufblühen ließ. Haupthandelsware war das Blaufärbemittel Waid (deutscher Indigo), der vor allem in Thüringen angebaut wurde. Aber natürlich wurden auf dem Markt auch Fisch und andere Nahrungsmittel gehandelt. 1379

erhielt Erfurt als erste Stadt der heutigen Bundesrepublik das Universitätsprivileg, deren bekanntester Student später Martin Luther wurde. 1275 wurde an der West-seite des Fischmarktes ein erstes Rathaus errichtet, das 1875 an selber Stelle im neu-gotischen Stil wieder errichtet und in den 1930er Jahren erheblich erweitert wurde. Prunkvolle Patrizierhäuser aus der Renais-sance legen Zeugnis von Erfurts Reichtum in der Frühneuzeit ab und verleihen dem Platz einen eigenen Charakter. So zum Bei-spiel das 1562 von dem Weinhändler Jakob Naffzer errichtete Haus „Zum Roten Och-sen“, in dem heute eine Kunstgalerie untergebracht ist. Ein weiteres Wahrzei-

chen des Platzes ist der Römer (auch Roland genannt). Bei dem Römer handelt es sich um die Statue eines bewaffneten Kriegers aus dem Jahre 1591, die gegen-über dem Rathaus auf einer Säule errichtet wurde. Mit dem Krieger sollte vor allem der geistlichen Obrigkeit signalisiert wer-den, dass die Bürger der Stadt jederzeit bereit seien, ihre reichsstädtische Freiheit, notfalls auch mit Waffengewalt.

Mausoleum, Dessau, Foto: Sulamith Sallmann, Berlin Fischmarkt, Erfurt, Foto: Ingrid Kranz, pixelio.de

110 KULTUR REGJO

Erfurt liegt am Meer – Der Erfurter Fischmarkt

REGJO KULTUR 111

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REGJO KULTUR 113

von Leipzig ...

Ein authentischer Wagnerort in Sachsen ist Leipzig, erblickte Richard hier doch 1813 das Licht der Welt. Das einstige Geburts-haus am Brühl ist 1886 abgerissen worden, heute erinnert eine Folieninstallation in der Glasfensterfront eines jüngst erbauten Geschäftshauses wieder an diesen Ort. Wagner verbrachte einen Teil seiner Kindheit in Dresden, doch führte ihn sein Lebensweg wieder nach Leipzig zurück. In der Alten Nikolaischule erinnert man an einen eher schlechten Schüler, der ohne Abschluss auszog, um Musiker zu werden. Neben dem Studium an der Leipziger Uni-versität übte er sich im Komponieren bei Thomaskantor Christian Theodor Weinlig sowie bei Gewandhausmusikern und feierte mit seinen ersten Sonaten kleine Erfolge, ohne jedoch die Anerken-nung zu erlangen, die er sich erhofft hatte. Seine erste Oper „Die Feen“ nahm das Leipziger Theater nicht an.

nach Dresden ...

Wagners Oper „Rienzi“ öffnete ihm die Tür zur Hofoper in Dresden, wo er seinen lang ersehnten Erfolg feierte und 1843 zum Hofkapell-meister ernannt wurde. In der Frauenkirche brillierte Wagner als Leiter der Dresdener Liedertafel mit seinem Oratorium „Das Liebes-mahl der Apostel“, aufgeführt im Rahmen des Allgemeinen Dresd-ner Männergesangsfestes. Im Dresdner Milieu setzte er seine Ideen für den „Tannhäuser“ um, der 1845, zwei Jahre nach dem „Flie-genden Holländer“, uraufgeführt wurde. Hier begannen auch die

Arbeiten zum „Lohengrin“, der 1850 in Weimar zur Uraufführung gelangte. Die Mairevolution beendete schließlich Wagners Karriere am königlichen Hof. Der Meister nahm endgültig Abschied von Sachsen, um in der Schweiz und später in Bayreuth zu dem zu wer-den, als der er von der Welt heute verehrt wird.

Wagner hören und sehen ...

2013 bieten sich zahlreiche Veranstaltungen und Möglichkeiten, um Wagners Sachsen zu entdecken, zu erleben und natürlich zu hören. Die Leipziger Oper beginnt das Wagnerjahr 2013 im Januar mit den „Meistersingern von Nürnberg“. Im Anschluss daran wird ab Februar „Parsifal“, im März „Rienzi“ und im Mai „Das Rhein-gold“ gegeben. Ebenfalls Premiere feiert das nicht ins Repertoire aufgenommene Frühwerk „Die Feen“ in Koproduktion mit den Bayreuther Festspielen. Für Kinder wird es eine eigene Inszenie-rung des „Rings“ geben. Mario Schröder choreographiert für das Leipziger Ballett den „Liebestraum“. Das Wagnerfestival vom 16.–26. Mai wird den fulminanten Höhepunkt des Jahres bilden, bei dem an mehreren Spielstätten unter anderem auch konzertante Aufführungen stattfinden werden. Der Wagner-Verband organisiert ein Benefizkonzert für krebskranke Kinder im Gewandhaus und ist Veranstalter des Internationalen Wagner-Kongresses vom 18.–22. Mai. Die Landesbühne Sachsen in Radebeul inszeniert noch in die-sem Jahr – ab 8. Dezember – das „Liebesverbot“ und die Dresdener Oper startet unter der Leitung von Christian Thielemann im Januar mit „Lohengrin“ und bringt ab Juni den „Fliegenden Holländer“, im

Text: Dr. Zita Ágota Pataki

112 KULTUR REGJO

Wagners SachsenDer Freistaat begeht den 200. Geburtstag seines Sprösslings, der ein Drittel seiner Lebenszeit hier verbrachte und hier entscheidende Impulse für sein Werk erhielt – an zahlreichen, zum Teil unbekannten Originalschauplätzen.

Oktober den „Tannhäuser“ und im Novem-ber „Tristan und Isolde“ auf den Spielplan.Auch museal wird Wagner inszeniert. In der Nikolaischule in Leipzig eröffnet am 21. Mai 2013 dauerhaft eine kleine Wagner-Ausstellung. Die Kuratoren des Museums der bildenden Künste Leipzig fokussieren in einer temporären Schau den Pathos bzw. die Arbeit an selbigem bei Richard Wagner, Max Klinger und Karl May. Das Stadtge-schichtliche Museum Leipzig versucht die Kluft zwischen Wagnerlust und Wagnerlast zu überwinden. Mit der Schau „Musikin-strumente für Richard Wagner“ blickt das Museum für Musikinstrumente der Univer-sität Leipzig tief in den Bayreuther Orche-stergraben und nimmt besonders die seiner-zeit neu aufgekommenen Ventilinstrumente in den Blick.

In Dresden erkundet das Stadtge-schichtliche Museum in einer Ausstellung authentische Orte Wagners und beschäftigt sich mit seiner Rezeption in Deutschland. In Graupa rüstet man sich nicht nur im Lohen-grin-Haus zum Jubiliäum. Die bislang ein-zige museale Wagner-Stätte am Ort – hier logierte Wagner einst, um auszuspannen, und hier reifte in ihm auf Wanderungen im Liebethaler Grund die Idee zum „Lohen-grin“ – bekommt Verstärkung: Im ehema-ligen Jagdhaus wird Graupa 2013 mit einer neuen Wagner-Ausstellung aufwarten. Kurator Michael Hurshel präsentiert hier eine Dauerausstellung, die thematisch und

inhaltlich das Schaffen Wagners in Sachsen ausleuchtet und seine hiesige Lebensphase als Grundgerüst für sein Lebenswerk wer-tet. Es werden Quellen und Beispiele aus Dichtung, Komposition, Theater- und Büh-nenaufführung und Orchester miteinander verzahnt, um Wagners Schaffen als Gesamt-kunstwerk verstehen zu können. Chemnitz bereitet sich mit der Wiederaufnahme des „Tannhäuser“ und von „Tristan und Isolde“ sowie mit einer Premiere des „Parsifal“ ebenfalls auf seine Zuhörerschaft vor und auch Zwickau und Bad Elster reihen sich in den Ring der Veranstaltungen zu Wagners Ehren ein.

... und selbst entdecken

Wer in aller Stille auf Wagners Spuren wan-deln möchte, dem sei in jedem Fall ein Rundweg um das Jagdschloss Graupa und eine Wanderung zum 1911/12 modellierten und 1928 in Bronze gegossenen Richard-Wagner- Denkmal im Liebethaler Grund empfohlen. Neben Graupa wird man ech-ten Wagnerianern auf einem Ausflug nach Müglenz zu den Ahnen Richard Wagners begegnen oder in Ermlitz, dem Schloss des Jugendfreundes Guido Theodor Apel, in dem Wagner gern gastierte. Zum leiblichen Wohl, begleitend zum Musikgenuss, wer-den zahlreiche Gaststuben in Sachsen bei-tragen, in denen 2013 Menüs zu Ehren des Komponisten angeboten werden.

Weitere Informationen finden Sie bei:TMG Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen mbH www.sachsen-tourismus.deDresden Tourismus GmbH www.dresden.travelLTM Leipziger Tourismus und Marketing GmbH www.leipzig.travelRichard-Wagner-Verband Leipzig www.wagner-verband-leipzig.de

Das imposante Wagner-Denkmal im Liebethaler Grund

Die Semperoper in Dresden Das Schloss in Ermlitz Das Lohengrin-Haus in Graupa Das Jagdschloss in Graupa Die Pfarrkirche von Müglenz

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Jena tanzt„Theater in Bewegung“: Im November 2012 findet in Jena erneut das Festival für zeitgenössisches Tanztheater statt.

Text: Petra Rauch Fotografie: Theater in Bewegung

„Körper lügen nicht“ – Mit diesem Satz des französischen Regisseurs und Theatertheore-tikers Antonin Artaud leitet das Festival sein Programm ein. Körper in Bewegung lügen noch viel weniger, weshalb Tanz künstleri-sche Wahrheit ist. Und diese soll auf dem Tanzfestival zelebriert werden.

Bewegung nach drei Pausenjahren

Seit 1999 findet das Festival „Theater in Bewegung“ alle zwei Jahre in Jena statt. Es ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem The-aterhaus Jena und dem städtischen Kultur- und Marketingunternehmen JenaKultur. Aufgrund von Baumaßnahmen im Theater-haus musste die Pause dieses Mal allerdings ausnahmsweise auf drei Jahre ausgedehnt werden, weshalb nach 2009 erst in diesem Herbst die nächste, siebte Festival-Ausgabe lockt. Dann darf man sich in Jena bereits 2013 wieder auf das Tanzspektakel freuen.

Immer am Puls der Zeit ...

Das dem Festival zugrunde liegende Konzept will Tanz am Puls der Zeit präsentieren. Aktu-elle, brisante Themen sollen aufgegriffen und im zeitgenössischen tänzerischen Format prä-

REGJO KULTUR 115

sentiert werden. So werden biennal Eigen-produktionen in Auftrag gegeben und natio-nale wie internationale Gastspiele nach Jena eingeladen. Beim Festival 2009 standen ins-gesamt fünf Tanzproduktionen, ein Tanzfilm sowie ein Theaterhaus-Koproduktionsstück auf dem Spielplan. Bekannte Namen der ver-gangenen Ausgaben waren Susanne Linke, Ismael Ivo, Joachim Schlömer oder Helena Waldmann, aber auch jüngere Choreograp-hen wie Samir Akika oder Jochen Roller kamen auf die Bühne des Theaterhauses.

... auch 2012

An diese Tradition wird 2012 angeknüpft. Renommierte und noch junge Choreografen und Tänzer werden zusammenkommen. Das konkrete Programm wird erst Ende September und damit nach REGJO-Redaktionsschluss offiziell bekannt gegeben. Die Veranstalter versprechen aber eine Horizonterweiterung „über die nationale Wahrnehmungsgrenze hinaus“, gleichzeitig soll das Festival eng an Jena gebunden werden. Neue Wege geht das Festival bei der Tanzpädagogik: „Im Rahmen des Projekts DANZCHURAL bringen wir Jenaer Schüler mit französischen Tänzern zusammen. Gemeinsam mit der Jenaplan-

schule, der Stadt Aubervilliers, dem fran-zösischen Büro der Staatskanzlei und dem Kulturagenten-Programm der Kulturstiftung des Bundes laden wir die französische Tanz-kompagnie Ensemble A. nach Jena ein. Die Ergebnisse der gemeinsamen Work-Shop-Arbeit werden schließlich im Volksbad auf-geführt.“

Kein Stillstand – Das körperbetonte The-aterspiel wird also auch in der Neuauflage nicht beim Erreichten stehen bleiben, son-dern nach Weiterentwicklung streben. Ver-schiedene Bildsprachen werden besondere Erfahrungsräume öffnen, wie es sie nur das Medium Tanz, eben der Körper in Bewegung, vermag. Wie hielt doch Antonin Artaud fest: „Wenn es in unserem Leben an echter Magie mangelt, dann weil wir uns entschlossen haben alles, was wir tun, zu überwachen.“ Es gilt aber, sich „von ihrer Kraft antreiben zu lassen.“

„Theater in Bewegung“ 15.–24.11.2012, Theaterhaus Jena

Weitere Informationen finden Sie unter:www.theaterhaus-jena.de

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Das Leipziger Notenrad, eines der beiden Folgeprojekte der Leipziger Notenspur, nimmt Fahrt auf. OBM Burkhard Jung gab inzwischen bekannt, dass Mittel für die Pla-nung im Haushalt 2013 eingestellt werden. Ziel ist es, die „musikalische“ Radroute bis zum Stadtjubiläum 2015 fertigzustellen. Die Verbindung von Kultur und Stadt – ihrer Architektur und Landschaft, ihrer Geschichte und ihren Bürgern – ist ein Markenzeichen des Notenspur-Projektes und wird zum 1000jährigen Stadtjubiläum gefeiert.

Im September hatte Oberbürgermei-ster Burkhardt Jung auf Vorschlag des ADFC Leipzig zu einer Radpartie eingela-den, um einen Teil der musikalischen Stad-terkundungsroute Leipziger Notenrad per Fahrrad zu erkunden. Mehr als einhundert Leipzigerinnen und Leipziger überzeugten sich bei schönstem Spätsommerwetter und musikalischer Umrahmung von den Vorzü-gen des Projektes. „Die ungewöhnliche Ver-bindung von Musik und naturnaher Erho-lung schafft eine eigene Erlebniswelt“.

Planungen beginnen 2013

Notenrad

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Lieber Töne statt große Worte sprechen lassen: Mit dieser Einladung begrüßt der künstlerische Leiter des Wittenber-ger Renaissance-Musikfestivals Thomas Höhne die Gäste. Zum siebten Mal ziehen spätmittelalterliche und Renaissance-Har-monien in die verschiedenen historischen Gebäuden der Lutherstadt zwischen Rat-haus und Schlosskirche ein. Es sind gerade diese authentischen Aufführungsorte, die das Festival so besonders machen. Denn im Kernland der Reformation liegen die Wirkungsstätten berühmter Kirchenmu-siker so dicht beieinander wie sonst nir-gends.

Passend zum Themenjahr Reforma-tion und Musik steht „Der Lutherchoral von J. Walter bis J. S. Bach“ im Zentrum des Festivals. Die Annahme der Lutheri-schen Reformation bewirkte in den Städ-ten und Herrschaftsbereichen der Fürsten einen tiefgreifenden Wandel. Struktu-ren und Institutionen waren von starken Umformungen betroffen – insbesondere soziale Einrichtungen wie Kirche und

Alte Töne, erhabene KlängeZum Wittenberger Renaissance-Musikfestival spielen hochkarätige Ensembles auf.

21.–31. Oktober, WittenbergWeitere Informationen finden Sie unter www.wittenberger-renaissancemusik.de

Weitere Informationen unter:www.notenspur-leipzig.de

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Schule. Daher entwickelte sich der Choral zum Vermittlungsmedium und Träger der neuen Glaubensinhalte. So engagierte sich Luther selbst in der musikalischen Arbeit und schrieb Choräle wie „Ein feste Burg ist unser Gott“.

Das Festivalspektrum umfasst Kon-zerte, Workshops, Meisterkurse und eine Ausstellung zu alten Noten und Instru-menten. Natürlich liegt der öffentliche Fokus auf den musikalischen Darbietun-gen. Die Eröffnung gestaltet das renom-mierte Vokal- und Instrumentalensemble L’Arpeggiata mit einem barocken Feuer-werk. Die Jugendmusiziergruppe Michael Praetorius wird ebenso zu erleben sein wie das weibliche Blockflöten-Quartett Flau-tando Köln. Und gleich drei Spitzenensem-bles trumpfen zum Festival-Höhepunkt, dem Renaissancetanzball „Kurfürst Fried-rich der Weise lädt zum Ball“ auf. Wer ein-mal in eine Renaissance-Haut aus Samt und Seide schlüpfen möchte, der kann sich ein authentisches Kostüm ausleihen – um ganz bei der Musik zu sein.

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Heimatkunde und radikalkreative Karambolagen„eLBe – Über(n)FlussGesellschaft“ heißt eine von der Kulturstiftung des Bundes geförderte Koproduktion der Landesbühnen Sachsen mit der Bonner Company Bodytalk – ein Projekt, das Heimatkunde der sehr speziellen Art versucht.

Text: Steffen Georgi Fotografie: Bodytalk

Wandern als Theater, Heimat als Kunstprojekt: Sechs Performer mit sechs Stühlen brechen auf zu sieben Wandertagen. Kulisse: das Elb-tal von Torgau über Riesa bis Radebeul. Und natürlich die Elbe selbst: „Im mäandernden Flusslauf spiegeln sich die Lebensläufe der Leute hier. Das Interesse an diesen Lebensläufen war Ausgangs-punkt für dieses Projekt“, sagt einer der Initiatoren des selbigen. Rolf Baumgart heißt der und ist gemeinsam mit der japanischen Choreografin und Tänze-rin Yoshiko Waki Grün-der des Performance-Ensembles Bodytalk. Die Company mit Bonner Heimatbasis agiert deutschlandweit und bringt jetzt gemeinsam mit den Landesbühnen Sachsen ein Theaterpro-jekt auf die Bühne und in die Landschaft, das sich als Trilogie bis ins Jahr 2014 erstrecken wird.

Den ersten Teil bil-det eine September-Elb-tal-Exkursion. „Wandern mit Andern“ ist die über-schrieben und die Idee dahinter bestechend einfach: mit Publikum gemeinsam ein Stück Weges gehen und auch performativ interagierend „Lebensläufe und Relikte dieser Lebensläufe“ einsammeln. „Relikte“ ist dabei wörtlich zu nehmen. Das Publikum ist aufgefordert, persönliche Gegen-stände, wie lapidar oder absurd auch immer, zu den Wanderungen mitzubringen und den Künstlern zu überlassen. Was sich dabei ansammelt, an Geschichten wie Objekten, wird in Folgeinszenie-rungen integriert, die Artefakte, ideelle und materielle, werden zu Impulsgebern für Neuschöpfungen.

Konfrontationskunst Tanztheater

Wer Bodytalk kennt, ahnt, was das in der Umsetzung bedeuten mag. Die Programmatik des Ensembles, manifest in der Frage „Was passiert, wenn Kunst, wenn Tanz und Realität zusammenstoßen?“, verursacht nicht selten radikalkreative Karambolagen. Inszenierun-gen wie „Zig Leiber/Oi Division“ (ausgezeichnet mit dem Leipziger

REGJO KULTUR 117

Bewegungskunstpreis 2011) oder „Forever young“ zeigen ein-drücklich Theater und Tanz als Konfrontations-Kunst. Auch in „eLBe – Über(n)FlussGesellschaft“ wird das immanent sein. Schließ-lich, so Baumgart, kann auch „der Fluss von der Lebensader damm-bruchschnell zur Bedrohung werden.“

Reliktedämme und Geschichtenflut

Besser also, man stellt sich dem. Spielerisch. Geht ins, gar übers Was-ser. Sitzt darin auf Stüh-len, tanzt mit diesen hin-durch. Und sammelt Material. Für Dämme aus Relikten, umbrandet von einer Flut von Geschichten.

Im dritten Projekt-Teil im Frühsommer 2014 sollen die zum fina-len Bühnenleben im Radebeuler Landesthea-ter erweckt werden. „Wurzeln aus Stahl“ soll die Inszenierung heißen. Der Weg dorthin wird

nicht zuletzt ein latentes Work-in-Progress diversester Aufführun-gen und Performances sein. Markierungen einer künstlerischen Wanderung. Spannend genug für Theaterbesuche in Radebeul.

Infos

Off-Europa ist eine Veranstaltung des Büros für Off-Theater in Kooperation mit dem Lofft Leipzig und dem Societätstheater Dresden, unterstützt von den Kulturämtern der Städte Leipzig und Dresden, der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen und dem Goethe Ins-titut.

Fonds Doppelpass„Fond Doppelpass“ fördert die Fusion für Projekte zwischen sub-ventionierten Theatern und freien Gruppen finanziell. Beiden soll der nötige Freiraum eröffnet werden, „um ihre Strukturen und Arbeitswei-sen künstlerisch produktiv zu verbinden.“

Weitere Informationen finden Sie unter:www.bodytalkonline.dewww.kulturstiftung-des-bundes.deProgramm Landesbühnen Sachsen/Radebeul: www.dresden-theater.de

116 KULTUR REGJO

Sichtweisen erweitern, Perspektiven vertiefenOff-Europa widmete sich immer schon gern der Peripherie des Kontinents. Jetzt rückt mit „Türkei urban“ sogar ein Land in den Fokus, das nach herkömmlicher Meinung nicht mal zu Europa gehört.

Text: Steffen Georgi Fotografie: Jennifer Zumbusch

Gerade dort, wo etwa Politik bevorzugt sta-tisch funktioniert, ist Kunst beweglich, neu-gierig, aufgeschlossen: „Istanbul ist zweifel-los eine der schönsten Städte Europas“, heißt es da ganz selbstverständlich auf der Webseite des Büros für Off-Theater. Unter dessen Ägide wurde auch dieses Jahr wie-der das Festivalprogramm geschmiedet. Und das wie gehabt von Knut Geißler, seit Anbeginn Kurator und Initiator des Off-Europa und als solcher angetrieben von der Lust auf Theater jenseits des deutschen Tel-lerrandes, von der Neugier auf andere Sichtweisen und Perspektiven.

Was gerade dieses Festival dabei immer wieder bewies: Europa ist mehr, als die Litanei einschlägiger Politik- und Wirt-schaftsinteressen gemeinhin suggeriert. Denn falls es so etwas wie eine „europäi-sche Identität“ tatsächlich geben sollte, definiert diese sich eben nicht über Ökono-mie, sondern Kultur, nicht über Verein-heitlichung, sondern Vielfalt.

Zwischen Aufbruch und Tradition

Geißler bringt das prägnant auf den Punkt: „Es gibt kein homogenes Europa.“ Und genau deshalb gehöre zu diesem auch die Türkei. Vornehmlich aus Istanbul nun rek-rutiert sich, was zum Festival eingeladen wurde. Die Stadt am Bosporus ist eine des ständigen Wandels und rasanten Wachs-tums. Und nicht nur eine der schönsten, sondern mit 16 Millionen Einwohnern auch die größte Metropole Europas. Was das an Problemen und Konflikten mit sich bringt, spiegelt sich in den zu sehenden Theaterproduktionen. Sechs davon kom-men aus der Türkei, weitere Arbeiten lie-fern türkischstämmige Künstler aus Ams-terdam, Hamburg oder Berlin. Erkundet wird das Spannungsfeld zwischen Auf-

bruchswillen und Verortungsbedürfnis, Emanzipation und Tradition. Türkisch-europäische Identität wird als das nicht sel-tene gegenseitige Wahrnehmen in kulturel-len Missverständnissen reflektiert. Darüber wird auch die Stellung der Frau in einer Um- und Aufbruchsgesellschaft befragt, die bei aller Modernisierung zugleich verstärkt Rückversicherung in der Religion sucht.

Ein politisches Festival also? Geißler: „Mich interessiert zuerst der Blick auf die Menschen, die Kunst, das Theater – wenn darüber die Politik hinzukommt, ist es okay.“ Ein Statement, das vor allem eines erwarten lässt: Spannendes Theater – Sicht-weisen erweiternd, Perspektiven vertie-fend.

Weitere Informationen und das Programm finden Sie unter: www.bfot.de

Szenenfotos aus den Festivalbeiträgen von TEZAT (Foto unten) und Dans etmek ya da (Foto oben)

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REGJO KULTUR 119118 KULTUR REGJO

Was ewig währt wird endlich gutSechzehn Leipziger Bürger gründeten 1743 den Konzertverein „Großes Concert“. Durch den Umzug in das Messehaus der Tuchhändler bekam der Verein den Namen, unter dem er heute auf der ganzen Welt bekannt ist: Gewandhausorchester.2005 gründet das Gewandhaus seinen Sponsor’s Club. Das Regjo Magazin stellt Gewandhausdirektor Prof. Andreas Schulz Fragen zum Thema Kultursponsoring und die sich daraus ergebenden Änderungen für das Gewandhaus und sein Programm.

Text/Interview: Esther Niebel Fotografie: Gewandhaus / Jungnickel, Gert Mothes

Vom Paten zum Sponsor

Ganz am Anfang der bewegten Geschichte des Gewandhauses und des Gewandhausorchesters stehen sechzehn musikinteressierte Leipziger Bürger und Adlige. In einer Stadt, in der der bereits 1212 gegründete Thomanerchor beheimatet ist und in der der gerade zu Gründungszeit des Gewandhausorchesters als Thomaskantor wir-kende Bach lebte, muss es wohl fast schon in der Luft gelegen haben, sich für Musik und ihre Realisierung zu engagieren. Dass den sechzehn Gründervätern des Gewandhausorchsters anfänglich genau sechzehn Konzertmusiker gegenüberstanden ist kein Zufall. Die Gleichzahl ist sowohl Spiegel der interpersonellen Beziehung zwischen Mäzen und Musiker als auch der finanziellen Bindung. Je ein Bürger bezahlte einen Musiker. Im Gegenzug mischten die Mäzenen in der Programmgestaltung mit und nahmen regen Anteil an der Spiel- und Aufführungspraxis des kleinen Orchesters.

262 Jahre nachdem diese Leipziger Bürger das Gewandhaus und das Gewandhausorchster begründet haben, iniziiert das Kon-zerthaus seinerseits 2005 den Sponsor’s Club. In Erinnerung seiner eigenen Gründung greift das Gewandhaus einige Ideen und Prinzi-pien von damals auf, um seine historische Kontinuität zu wahren und vor allem um an die enge gegenseitige Bindung und gewollte Einflussnahme anzuknüpfen.

Der Sponsor’s Club des Gewandhauses gliedert sich in drei Seg-mente: die Classic-Mitgliedschaft mit einem Jahresbeitrag von ab 5.000 Euro und einer maximalen Mitgliederzahl von 30, die Premium-Mit-gliedschaft mit einer Beitragssumme von ab 50.000 Euro, deren sech-zehn Mitglieder für die sechzehn Initiatoren des Gewandhauses stehen und einer Global-Mitgliedschaft, die höchstens drei Mitglieder zulässt und eine Mindestfördersumme von 350.000 Euro vorsieht.

Was im Sport schon lange Gang und Gäbe ist, greift in der Kultur immer mehr um sich: Finanzierung durch Sponsoring: Können sie sich vorstellen, dass ihr Haus eines Tages „Porsche Gewandhaus heißt?“

Andreas Schulz: Diese Frage möchte ich verneinen. Zwischen Kultur- und Sportsponsoring gibt es enorme Unter-schiede sowohl hinsichtlich der angespro-chenen Zielgruppen als auch was die Sum-men und Leistungen, die eingebracht werden, angeht. Gerade im Bereich Kultur, die schließlich staatlich erwünscht ist, wäre

es nicht richtig, wenn sich Sponsoren derart in den Vordergrund spielen würden, dass die Kultureinrichtung unter dem Namen des Sponsors agiert. Eine andere Sache ist es da schon einzelne Säle eines Hauses nach Sponsoren zu benennen. Auf diese Weise würden sich die Förderer auf sensiblerer Weise einem Hause nähern und sich der Kultur gegenüber unterordnen.

Deutschland liegt ja das Prinzip der Perso-nalität, Solidarität und Subsidiarität zu Grunde. Das Gewandhaus wirbt jährlich eine Summe von 2 Mio. Euro an Drittmitteln

über den Sponsor’s Club ein. Eine Summe, die im Kulturbereich Seinesgleichen sucht: Werden dem Gewandhaus, das ja ein städ-tischer Eigenbetrieb ist, nun Gelder gestri-chen, um sie in andere kulturellen Projekten einfließen zu lassen?

Andreas Schulz: Die städtischen Zuschüsse sind unabhängig von den vom Gewandhaus generierten Einnahmen. Ich denke, dass es der absolut falsche Schritt wäre, sich auf-grund privatwirtschaftlichen Engagements von städtischer Seite vom kulturellen Auf-trag zurückzuziehen. Unsere Sponsoren

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Classic-Partner

BEV – Ihr Immobilien-Partner GmbH • Bosch Sicherheitssysteme GmbH • BRAUNE & TAUCHE Steuerberater Partnerschaft • E. Breuninger GmbH & Co.

CLIMATECH Firmengruppe • CMS Hasche Sigle Rechtsanwälte Steuerberater • DE VACTO Führungs- und Veränderungsakademie • Dr. med. Peter Dietel

Dow Olefinverbund GmbH • Fischer Analysen Instrumente GmbH • Gabert Industriebeteiligungen GmbH • Hitschfeld, Büro für strategische Beratung GmbH

immoplus – Gebäude-Service GmbH • Konsumgenossenschaft Leipzig eG • KPMG • Krostitzer Brauerei • Leipziger Stadtbau AG • Leipziger Verlags-

anstalt GmbH • Margon Brunnen GmbH • Martens & Prahl Versicherungskontor GmbH • Messedruck Leipzig GmbH • Dr. Arend Oetker • Ostrei Dienst-

leistungen und Umwelttechnik GmbH • PricewaterhouseCoopers AG • Reinwald Entsorgungs GmbH • Siemens AG • S&P Ingenieure + Architekten

Premium-Partner

Global-Partner

Christian Fanghänel

Leiter Marketing

Prof. Andreas Schulz

Gewandhausdirektor

Kontakt: Prof. Andreas Schulz | Telefon 0341.1270-331 | [email protected]

Christian Fanghänel | Telefon 0341.1270-440 | [email protected]

Wahre Freude und ernsthaftes Engagement für klassische Musik haben in Leip-zig Tradition. Im Gewandhaus Sponsor´s Club wird diese Tradition mit 34 Part-nern gelebt. Prof. Andreas Schulz und Christian Fanghänel sorgen für die Ent-wicklung und Qualität dieses erlesenen Kreises.

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engagieren sich vor allem, um dem Gewand-haus ein Mehr an Leistungen zu ermögli-chen. Top-Dirigenten und Top-Solisten wie den Pianist Lang Lang könnte sich das Haus ohne das Engagement unserer Förderer nicht leisten. Ein weiteres Beispiel sind die Freiluftkonzerte im Leipziger Rosental. Die Konzertreihe, bei der das Publikum mit Picknickkorb im Park saß, musste aus Geld-mangel 2011 eingestellt werden. Dank dem Engagement der Porsche AG, die wir 2011 nach intensiven Gesprächen als Global-Part-ner gewinnen konnten, wird es ab 2014 wieder Freiluftkonzerte geben. Letztlich haben auf diese Weise alle etwas davon: wir als Gewandhaus können mehr, außerge-wöhnlicheres und qualitativ hochwertigere Programmpunkte bieten, der Konzertbesu-cher, der diese Veranstaltungen in Anspruch nehmen kann und natürlich der Sponsor selbst. Dieser kann sich nicht nur vorder-gründig mit seinem Engagement schmü-cken indem er zum Beispiel in sämtlichen unserer Publikationen mit seinem Logo abgedruckt wird, unsere Monatsvorschau hat immerhin eine Auflagenstärke von 30.000. Übrigens steckt hinter diesem Schmücken in der Regel eine tatsächliche, oft sehr persönliche Anteilnahme, die über die Jahre der Zusammenarbeit durch das gegenseitige Kennenlernen und Verstehen wächst. Unsere Sponsoren haben überdies

die Möglichkeit an Generalproben teilzu-nehmen oder das Orchester auch auf Tour-neen exklusiv zu begleiten. Zu Konzerten im Ausland haben unsere Global-Partner dann die Möglichkeit ihrerseits wieder ihre Geschäftspartner vor Ort einzuladen. So werden Kontakte auf sehr angenehme und wie gesagt auch sehr persönliche Art gepflegt und intensiviert.

Das Gewandhaus steht für ein Orchester und für ein Haus. Man kann schon sagen, dass das Gewandhaus Merkmale einer Marke besitzt. Woran machen sie diese Merkmale fest und wie nutzen sie diese?

Andreas Schulz: Tatsächlich wurde das Gewandhaus vor 2 Jahren zur Marke des Jahrhunderts gewählt. Bei der Verleihung der Auszeichnung fand ich mich als Leiter einer Kulturinstitution allein auf weiter Flur unter Vorständen von großen Wirtschafts-unternehmen wieder. Durch die Preisverlei-hung ist noch einmal ganz deutlich gewor-den, dass es dem Gewandhaus, und damit meine ich in diesem Fall das Orchester und das Gebäude an sich, besonders gut gelingt, sich nach außen hin zu positionieren und zu identifizieren, was schließlich die Qualität einer Marke ausmacht. Unser Publikum weiß, was es bekommt, wenn es ein Ticket oder eine CD vom Gewandhaus kauft. Diese

klare Definition hilft uns natürlich auch bei der Kommunikation mit unseren Sponso-ren. Jeder weiß, wer sein gegenüber ist und was er von ihm erwarten kann.

Ende November findet wieder die Audio-Invasion statt. Können sie anhand dieser Veranstaltung die Zusammenarbeit von Gewandhaus und Sponsoren schildern?

Andreas Schulz: Die Porsche AG ist auch bei dieser Veranstaltung Hauptsponsor und wird auf der Barlachebene des Gewandhau-ses eine Lounge haben, in die der Sponsor Mitarbeiter und Kunden einladen kann. Im Anschluss an das Große Concert, das natür-lich das Gewandhaus ausrichtet, wird es elektronische Musik geben. Am Eingang hatten wir bei der Veranstaltung im letzten Jahr eine Sounddusche eingerichtet, bei der das Publikum mit dem Motorengeräusch eines Porschemotors beschallt wurde. Wir waren etwas skeptisch, wie das Publikum regieren würde. Aber schon weil dieses Erlebnis überraschend und originell war, haben wir ein sehr gutes Feedback bekom-men. Oft sind es die Kleinigkeiten, die eine solche Veranstaltung schließlich ausma-chen.

Weitere Informationen finden Sie unter:www.gewandhaus.de

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Ausstellung3. Oktober 2012 – 17. März 2013

Di – Fr 9 – 18 UhrSa/So 10 – 18 Uhr

Eintritt freiGrimmaische Straße 6, 04109 Leipzig, www.hdg.de

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124 KULTUR REGJO REGJO KULTUR 125

beiten sofort den Kitsch-Verdacht. Auf ganz andere Weise, nämlich indem er mensch-liche Behausung und Schutzbedürfnis über-mächtiger Naturgewalt gegenüberstellt und damit den Menschen und seinen Willen, die Natur zu kontrollieren, an die Begrenztheit seiner Macht gemahnt, knüpft er an die romantische Naturauffassung an. Seine dra-stische, scharfkantige Ästhetik und auch seine Fokussierung auf das vom Kunstmarkt her gesehen sperrige Medium des Linol-schnitts weisen ihn jedoch als hiesigen zeit-genössischen Künstler aus.

Fast schwarz-weiß, bei näherem Hinse-hen jedoch in zarten Blau- oder Magenta-Abstufungen, präsentieren sich die Fotos der Berliner Künstlerin Kloss. In ihren Arbeiten widmet sie sich Naturphäno-menen, die lange Zeit vom Menschen unbe-rührt blieben. Auf ihren Aufnahmen vom eisigen Jungfrauenjoch entdeckt man jedoch einen kleinen Karabinerhaken, der trotz seiner Unscheinbarkeit die erhabene Ästhetik des Gletschers, und wenn man sich überlegt was alles zivilisatorisch an diesem Haken hängt, sogar den Gletscher an sich, bedroht.

Unter dem Aspekt der Dämmerung als Übergang zwischen Tag und Nacht kommt man schließlich angesichts der reduzierten Farbigkeit der gezeigten Arbeiten auf physi-kalisch-optische Phänomene und befindet sich somit sofort inmitten einer sehr aktu-ellen kunstgeschichtlichen Debatte: Wo hört Kunst auf und wo fängt Wissenschaft an? Und sind wir als Kunstrezipienten noch in der Lage uns auf die von einem Kunstwerk ausgelösten Emotionen einzulassen, wenn wir uns der sich dahinter liegenden wissen-schaftlichen Ursachen bewusst sind? „Stäb-chen ... sind die Fotorezeptoren in der Netz-haut des Auges, die dem Sehen bei geringer Helligkeit ... Nachtsehen oder Dämmerungs-sehen, dienen. (...) Stäbchen erlauben mono-chromatisches Sehen (Schwarz-Weiß-Sehen).“ Durch diese Betrachtung wird den Linol-schnitten zusätzlich eine Tageszeit zugeord-net, die den ohnehin schon bedrohlichen Bil-dinhalt noch steigert. „Die Streuung von Lichtstrahlen verursacht die Ausprägung typischer Dämmerungsfarben. Es kommt zu Phänomenen wie der Blauen Stunde.“ Blaue Stunde lautet auch der Titel Stefanie Kloss‘ Fotoserie der Schweizer Alpen. Schönheit

liegt jedoch sowohl physikalisch als auch ästhetisch im Auge des Betrachters, egal wer oder was Urheber der Schönheit ist.

Der hinterste Raum der Ausstellung ist der Videoarbeit „Break“ von Christoph Brecht gewidmet. Nach vielen Jahren des technischen Fortschritts lautet bei ihm die Formel nicht mehr „Der Mönch am Meer“ wie bei C. D. Friedrich sondern immerhin der Eisbrecher auf dem Meer. Die Aussage jedoch bleibt die gleiche: Der Mensch streift mit seinem kurzen Leben lediglich die Natur, „die ihre vorgeschriebne Reise voll-endet (...) mit Donnergang.“

Text: Esther Niebel

weiterentwickeln. Schnell stand die Idee eines Salons im Raum, der durch verschiedene kulturelle Veranstaltungen Leipziger Bürger zum Genuss und zum Austausch zusammenbringen würde. Regel-mäßige Austellungen, denen das Erdgeschoss mit 260 qm vorbehal-ten ist, spielen dabei eine Schlüsselrolle. Auch in den Ausstellungen soll sich der Brückenschlag zwischen der Architektur des Hauses, dem romantisch angelegten Garten und zeitgenössischer lokaler, nationaler und auch internationaler Kunst widerspiegeln. Nach zwei erfolgreichen Ausstellungen beschreibt Jörg Zochert die Situation so: „Langfristig begeistern können wir unsere Besucher sowieso nur wenn die Ausstellungen, die wir zeigen, jenseits eines roten Fadens liegen. Das heißt natürlich nicht, dass wir auf einen Zusammenhang oder Stringenz bezüglich dieses Hauses verzichten. Der Ausstel-lungsbesucher soll vielmehr jedes Mal von neuem gespannt sein und nicht durch bereits Erwartetes enttäuscht werden.“

Dämmerung: Die Ausstellung

Fast schon ein bisschen pathetisch mutet der Titel der aktuellen Aus-stellung an. Dämmerung, ja der Bezug zur Romantik entsteht, diese Assoziation funktioniert. Als nächstes stellt sich allerdings die Frage, wie sich moderne Künstler zu diesem aufgeladenen Begriff in Bezie-hung setzen lassen. Wir sind gespannt und betreten die Ausstellung.

Der erste Ausstellungsraum ist Fotoarbeiten von Stefanie Kloss in Kombination mit Linolschnitten des Leipziger Künstlers Sebastian Speckmann vorbehalten. Reduziert, lediglich mit Schwarz-Weiß-Kontrasten spielend, entkräftet Speckmann mit seinen Papierar-

Ein Erbe zu erhalten beinhaltet zweierlei. Auf der einen Seite bekommt man etwas, auf der anderen Seite muss man sich auch um etwas bemühen. In Bezug auf die Klinger Villa, die Firmensitz der Bauträgergesellschaft KSW und zugleich Sitz des Klinger Forums e.V. ist, bedeute dies, so Jörg Zochert vom Klinger Forum: „Nachdem man etwas bekommen hat, möchte man auch wieder etwas zurück-geben. Man möchte eine Spur hinterlassen, die sich von Generation zu Generation weiterträgt, ohne dabei zu verknöchern. Insofern ist es für uns unerlässlich verschiedene Meinungen zuzulassen, um durch den offenen Dialog dieses vielschichtige Erbe würdig weiter-zuführen.“ Das Leben und Wirken Max Klingers in Leipzig sei an vielen Orten dieser Stadt zu spüren und nachzuvollziehen. Seine ganz persönliche Beziehung zu Klinger entwickelte Zochert durch den Besuch der Erweiterten Oberschule Max Klinger. Einmal im Bewusstsein, begegnete ihm dieser Name auch an anderen Ecken Leipzigs, wie z.B. am Klingerhain oder an der Klingerbrücke. Die früh angestoßene Beschäftigung mit dieser herausragenden Künst-lerpersönlichkeit kumulierte im Kauf der Klinger Villa, deren Sanie-rung und schließlich der Nutzung als Firmen- und Vereinssitz sowie der Öffnung der Villa gegenüber Besuchern.

Salon und Ausstellungsraum: Die Klinger Villa

Zunächst galt es eine Strategie zu entwickeln, wie genau die Einbin-dung der Öffentlichkeit und die Bewahrung des Andenkens an Max Klinger aussehen könnten. Die Villa sollte schließlich nicht als Hei-matmuseum konserviert werden, sondern sich als Ort des Dialogs

Seite 123: Stephanie Kloss, o.T. (Eldorado II.), Farbfotografie, 2007, copyright VG Bildkunst Bonn, 2012; Seite 124/125: von links nach rechts: Ausstel-lungsansicht Dämmerung, Klinger Forum, Leipzig; Christoph Brech, Break, Videostill, 2004 courtesy Galerie Feldbuschwiesner, Berlin; Klinger Villa, Sitz des Klinger Forums, Außentreppe

DÄMMERUNGChristoph Brech, München (Video), Ste-fanie Kloss, Berlin (Fotografie), Sebastian Speckmann, Leipzig (Linolschnitt)16.09. – 09.12.2012Klinger Villa, Karl-Heine-Str. 2, 04229 LeipzigFr 14 –18 Uhr, Sa u. So 10–18 Uhrwww.klingerforum-leipzig.de

Der Übergang zwischen Tag und Nacht „Dämmerung“ heißt die aktuelle Ausstellung des Klinger-Forums, die am 15. September eröffnet wurde. Linolschnitte von Sebas-tian Speckmann, Fotografien von Stephanie Kloss und ein Video von Christoph Brech widmen sich diesem fließendem Umbruch.

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126 KULTUR REGJO

Pop!Stars wie Andy Warhol oder Elvis Presley stehen für den kulturellen und gesellschaftlichen Umbruch der 50er und 60er Jahre. Die Inszenierung der eigenen Person in der Kunst- und Musikszene zeigen die beiden neuen Ausstellungen des Museums der bildenden Künste Leipzig.

Text: Carolin Modes Grafik: Roy Lichtenstein, CRAK, 1964, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen; © VG-Bildkunst Bonn 2012

Interview: Tobias Prüwer Fotografie: xxx

„Leben mit Pop!“ und „A Star Is Born“ heißen die beiden Ausstel-lungen, die sich dem Aufbruch des kulturellen und in der Folge auch gesellschaftlichen Selbstverständnisses der Nachkriegszeit wid-men. Pop und Rock haben das Lebensgefühl einer ganzen Genera-tion bestimmt.

„Leben mit Pop!“ vermittelt anhand von Druckgrafiken der 1960er Jahre aus der Sammlung Heinz Beck einen Einblick in diese Zeit des künstlerischen Umbruchs um 1960. Die Ausstellung ist nach drei Nationen gegliedert – USA, Großbritannien und Deutschland. Da die Pop Art in erster Linie als ein amerikanisches Phänomen wahrgenommen wurde, beginnt die Ausstellung hier, obwohl der Begriff zuerst in England aufkam. Viele Pop-Künstler der Kern-gruppe in New York wie Claes Oldenburg, Roy Lichtenstein, Andy Warhol, James Rosenquist, Tom Wesselmann und Robert Indiana waren gelernte Gebrauchsgrafiker oder Reklametafelmaler, die die Wirkungsmechanismen der Werbebilder und die Ökonomie der Aufmerksamkeit kannten. Vor allem Ed Ruscha und Mel Ramos prägten einen eigenen Westküstenstil der Pop Art und bildeten in Los Angeles neben New York das zweite Zentrum der amerikani-schen Pop Art.

Pop – Populär. Musik und bildende Kunst waren Teil des kulturellen sowie gesellschaftlichen Umbruchs und trugen wesentlich zur Durchsetzung der Pop-Kultur bei.

In London schlossen sich Künstler, Architekten, Designer, Fotografen und Kritiker von 1952 bis 1955 zur Independent Group zusammen und diskutierten die Auswirkungen der vor allem aus den USA kom-menden Massenmedien. Auch erwogen sie den Einfluss von neuem Design, Technik, Moden, Musik oder Werbung auf das Leben in der Großstadt und setzten diese Themen in Ausstellungen um. Aus die-sen Debatten heraus formulierten sie Ansprüche an eine neue Kultur und Kunst und schufen damit Grundlagen der späteren Pop Art. Ende der 1950er Jahre kam mit Peter Blake, Richard Smith oder Joe Tilson eine neue Generation englischer Künstler hinzu, die im Umgang mit den neuen Impulsen aus den USA eigene Wege einschlugen.

Weitere Informationen finden Sie unter:www.mdbk.de

Stars wie der Pop-Künstler Roy Lichtenstein prägten und begeis-

terten eine ganze Generation.

Leben mit Pop! Kunst der 60er Jahre von Andy Warhol bis Gerhard Richter 30. September 2012 bis 13. Januar 2013

A Star Is Born Fotografi e und Rock seit Elvis 30. September 2012 bis 13. Januar 2013

Kopf runter, die Greifvögel kommen: In den Herbstferien wird’s im Vogelgesangpark des Zoo Magdeburg wieder gefiedert bunt. Die Eventfalknerei des bekannten Falkners Tho-mas Wamser aus Walsrode ist erneut im Tiergarten zu Gast und lässt die majestä-tischen Raubtiere über die Besucher hinweg gleiten. Wamser ist ausgebildeter Falkner und mit seinen Tieren bei vielen Shows und auch bei Fernsehproduktionen vertreten, wenn mal wieder ein Vogel benötigt wird.Bei den beiden täglichen Vorführungen gibt es viel über das Leben und die Jagdweisen der Vögel zu erfahren. Dazwischen steht der Falkner für Fragen und Gespräche bereit, informiert über die Ausbildung sowie das Training und lässt die Besucher auf Tuchfüh-lung an seine wendigen Tiere – Falke, Wüs-tenbussard und Weißkopfseeadler – heran-kommen. Und mit etwas Glück ist man jener Auserwählte, der sich als Hobby-Falkner selbst den Lederhandschuh überstreifen darf.

Der Zoo Magdeburg lässt in der Flug-schau des Falkners Thomas Wamser wieder die Greifen kreisen.

Greifen-Kreisen

Termine: Greifvogel-Flugschau im Vogelgesangpark, 30.10.–4.11., Zoo Magdeburg

T I E R I S C H

TP

Eigentlich schreiben wir die Angaben ja bei Zweispaltern nicht oben hin, sondern brin-gen unten das Autorenkürzel und den Bild-nachweis direkt ans Bild. Bei einem Inter-view sieht es aber vielleicht komisch aus, wenn da nur unten TP steht, oder?

Was macht Thomas Hoepker als Foto-grafen besonders?Ihm gelingt es sehr eindrucksvoll, verschie-dene Lebensaspekte des Lebens in der DDR und Ostdeutschland widerzuspiegeln. Sie zeigen den Alltag zwar deutlich, aber sind auch eine sehr liebevolle und kritische Ana-lyse des Lebens dort. Man merkt, dass er als Stern-Fotograf selbst in der DDR gelebt und sich mit dem Alltag auseinandergesetzt hat, Menschliches und Menschen verbindet.

Den großen Zeigefi nger fi ndet man nicht?Nein, im Gegenteil. Er überlässt es dem Betrachter, Feinheiten zu entdecken und selbst Schlüsse zu ziehen. Hoepker verbin-det oft Privates mit einer höher geordneten Ebene. Die Menschen sind auf der einen

„Zeitsprung. Fotografi en von Thomas Hoepker“, Zeitgeschichtliches Forum Leipzig, 3.10.2012–17.3.2013

A N S I C H T S S A C H E

„Dem Betrachter bleibt es selbst überlassen, Schlüsse zu ziehen“Die Ausstellung „Zeitsprung“ zeigt Fotoarbeiten Thomas Hoepkers, die die DDR-Geschichte dokumentieren. Ein Gespräch mit Judith Koppetsch, als wissenschaft-liche Mitarbeiterin am Haus der Geschichte Bonn verantwortlich für die nun auch in Leipzig gastierende Ausstellung.

Seite eingebunden in Parteien oder Organi-sationen, aber man sieht eben auch den normalen Alltag, wo das ausgeblendet wird.

Wonach wählten Sie die 60 Bilder aus?Wir haben besonders aussagekräftige Bilder ausgesucht. Uns war zudem wichtig, eine Zeitspanne abzudecken, diese beginnt Ende der 1950er und reicht bis 1991. Inhaltlich haben wir einen Rundumschlag versucht, also das Leben von der Kindheit bis zum Alter und die damit verbundenen Stationen abzubilden. Aber auch den Alltag, also Menschen in Kaffeerunden oder den Solda-ten, der sein Kind spazieren fährt.

Welches Motiv beeindruckt Sie besonders?Beeindruckend ist ein Motiv Anfang der 60er Jahre, nach dem Mauerbau. Kinder spielen in der Nähe der Mauer, man sieht den Stacheldraht, und sie werfen einen Fußball in der Luft. Hier das unbeküm-merte Spiel der Kinder und dort die Realität der Mauer, diese Gleichzeitigkeit im Foto finde ich spannend.

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Die Realität der Absurdität oder die Absurdität der RealitätSeine ganz individuelle Weltsicht, Bezugspunkte, Erfahrungen und Themen bildet Georg Brückmann in seiner Zeitung und Ausstellung „Panhorama“ ab. Dort versammelt er Geschichten und Fotografien von fiktiven Städten und Ländern, Menschen und Ereignissen.

Text: Carolin Modes Grafik: Georg Brückmann

Das intensive Lesen der kompletten Ausgabe einer bekannten Wochenzeitung, von Anfang bis Ende unter Beachtung jedes Details, machte Georg Brückmann aufmerksam. Die einzelnen Elemente der Zeitung verdichteten sich immer mehr zu einem vollständigen Bild. Artikel, Werbeanzeigen und Zeitungsfotos ergänzten oder wider-sprachen sich gegenseitig und erzeugten so interessante Kompositio-nen. Die einzelnen Artikel, die Fotos oder die Werbungen formten dabei schließlich ein Ganzes – eine Art Abbildung der Gesellschaft.

Der Fotograf beschloss, sich zum Abschluss seines Meisterschü-lerstudiums bei Prof. Tina Bara an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig mittels des Mediums Zeitung sein eigenes Abbild zu schaffen. Das Ergebnis ist ein zeitungsähnliches Druckpro-dukt, die „Panhorama“, sowie eine gleichnamige Ausstellung mit rund 45 Fotografien, die in der „Zeitung“ ebenfalls als Bilder auftau-chen. Georg Brückmann, der von 2001 bis 2003 Kommunikations-design mit dem Schwerpunkt Fotografie an der Universität GHS Essen und von 2003 bis 2009 Fotografie an der Hochschule für Gra-fik und Buchkunst studierte, schoss nicht nur die Fotos, er erfand auch Nachrichten, Anzeigen und Grafiken. Zwischen den Texten der Zeitschrift und ihren ergänzenden Fotos sowie den Anzeigen entste-hen unterschiedliche, aber konsistente Zusammenhalte, die sich entgegen dem Eindruck der Kontextverschiebung innerhalb der Ausstellungsbilder aber wiederholen und widerspiegeln. „Ich fand es spannend, diese Verknüpfungen, Entsprechungen, aber auch Gegensätze gezielt, wenn auch fiktiv, zu erzeugen und als Ergebnis dann ein eigenes „Meinungs-Medium“ herauszubringen, das als metaphorisches Abbild der Gesellschaft funktioniert“, fasst Brück-mann sein Vorhaben zusammen.

„Beim Erdichten von Unfassbarem, wie auch Absurdem, zeigt sich, dass die Realität nicht sehr weit von der Fiktion entfernt ist. Viel-leicht geht das auch dem Leser so, das wäre zumindest ein Anfang von Veränderung.“

Die genannten Autoren und Fotografen sowie die beschriebenen Ereignisse, Interviewpartner oder vereinzelt ganze Länder sind ebenfalls in der Mehrheit fiktiv. Der Leser begegnet neuen Sportar-ten wie Ruinenklettern oder Tiergattungen wie dem Kuschel-schwein. Hinter diesen Phantasmen versteckt sich meist jedoch eine durch humoristische Leichtigkeit getarnte, aber sehr ernst gemeinte Thematik: „Gerüchten zufolge wird vielerorts mittlerweile schon der Abbruch subventioniert, um dem Kletterspaß ein Ende zu bereiten. Die Angst scheint groß, dass dieses Zeitgeistphänomen die Rückeroberungsbewegung des urbanen, sprich öffentlichen Rau-mes befeuern könnte“, heißt es im Artikel über den Ruinenklette-rer namens Flex. Der Künstler kommuniziert mit dem Leser und Betrachter ganz persönlich über Ansichten und Dinge, die ihm wichtig sind, ihn geprägt haben, ihn beschäftigen.

Die Ausstellung wird im Anschluss an seine Meisterschüler-prüfung vom 26. Oktober bis 25. November in der Galerie Queen Anne auf der Leipziger Baumwollspinnerei zu sehen sein. „Die Gesamtheit der Ausstellung behandelt Gesellschaft, Leben, Kultur, Liebe und Macht aus meiner ganz individuellen und subjektiven Sicht“, so Georg Brückmann.

„Ich fand es spannend diese Verknüpfungen, Entsprechungen, aber auch Gegensätze gezielt, wenn auch fiktiv, zu erzeugen und als

Ergebnis dann ein eigenes „Meinungs-Medium“ herauszubringen, das als meta-phorisches Abbild der Gesellschaft funktio-niert“

Inhaltlich hat Brückmann die Gliederung der „Panhorama“ wie eine Lebensspanne angelegt. Auf der ersten Seite findet sich beispielsweise der Artikel „Eine Partei wird geboren“, welcher von der Gründung der Spioniere-Partei berichtet. Ein anderes Bei-spiel folgt im mittleren Teil der „Panho-rama“, in dem Brückmann ironisch die Absurditäten der realen politischen Debat-ten kommentiert und sein Ministerium fol-genden Gesetzesentwurf vorschlagen lässt: „Nach einem Entwurf des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) soll es künftig deutlich gestei-gerte finanzielle Vergünstigungen und Zusatzbezüge für junge Familien geben. Familienministerin Niederkunft gab in der gestrigen Parlamentsdebatte über Kinder- und Elterngeld zu bedenken, dass auch die Wirtschaft ein langfristiges Interesse daran haben müsse, sich an der Elternunterstüt-zung zu beteiligen. Niederkunft betonte außerdem die Wichtigkeit einer rückwir-

kenden Vergütung bis einschließlich 1997. Der Leistungsanspruch solle dabei für alle Elternteile gelten und je nach Alter und Anzahl der Kinder gestaffelt werden. Die Fiskalbelastung der Wirtschaft müsse aller-dings über Umwege stattfinden, um sich nicht unmittelbar konjunkturbremsend auszuwirken. Ein probates Mittel hierfür sieht Niederkunft in einer ebenfalls rück-wirkenden Steuerbelastung deutscher Unternehmen, die mit der Umweltsteuer zu koppeln sei und je nach Ambientalverhal-ten gestundet oder reduziert werden könne, verbunden mit der Einführung einer Rei-chensteuer.“

Auf den hinteren Seiten findet der Leser ernste Gedanken zu Erinnerung und Verlust, die im Interview mit Frau Gesell-schaft erörtert werden. Sogar die Rede für die Kommission am Tag seiner Meisterschü-lerprüfung hat Georg Brückmann in seine

Weitere Informationen finden Sie unter:www.queen-anne.de

„Panhorama“ Georg BrückmannAusstellung: 26. Oktober–25. November 2012. Vernissage: Fr, 26.10.2012 18 Uhr

Zeitung aufgenommen. Sie macht noch einmal deutlich, wie viel er mit diesem sehr persönlichen Werk von sich und seiner Weltsicht zeigt: „Das Konvolut aller verfass-ten Beiträge in Bild und Text formt das Pan-orama eines Lebens, einer Zeit, von Lebens-zeit. So wie in der Bezeichnung „Panorama“ das Alles-Sehen liegt, so liegt in dem Pano-rama das Alles-zu-Sehende, zumindest für den Betrachter.“

Georg Brückmann, Erika, Fotografie, 2012

Georg Brückmann, Forschungsstation, Fotografie, 2012

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REGJO KULTUR 131130 KULTUR REGJO

Weitere Informationen zu Ulrike Theusner finden Sie unter www.ulrike-theusner.de.

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U L R I K E T H E U S N E R , C H O O S E O N E , 2 0 1 2A . S T I L L E R , M O V I N G W O R D S H E A D L I N E S 2 0 1 1

Hortus conclususIn diesem Garten spielen nicht Maria mit dem Kind oder Nachbars Kinder.

Spielfiguren, Monster, Tänzerinnen, Clowns und mystische Wesen tummeln sich auf den äußerst dynamischen Zeichnungen und in der Malerei von Ulrike Theusner. Ihre Handschrift ist markant und unverkennbar.

Der Zyklus NITROCIRCUS von 2012 besteht aus mehrfarbigen Pastellzeichnun-gen auf bläulichem Papier. Doch sind die Farben noch so bunt, herrscht stets eine morbide, infernale Stimmung. Die Gesich-ter sind zu Fratzen verzogen, aus den Augen leuchtet der Wahnsinn und selbst Kinder-spielzeugfiguren wirken bedrohlich.

Das Ende der Welt oder eine letzte Zir-kusshow wird wie in einem psychedeli-schen Traum gefeiert. Und Ulrike Theusner stellt uns all ihre Teilnehmer vom Domp-teur und seinen Löwen bis zum Pausen-clown auf einzelnen Blättern vor.

Ulrike Theusner, geboren 1982 in Frankfurt/Oder. 2002-08 Studium der Freien Kunst an der Bauhaus Universität Weimar bei Prof. Liz Bachhuber, Peter Heckwolf und Prof. Norbert Hinterberger. Lebt und arbeitet in Weimar. CM

VersatzstückeHerrlich unaufgeregte, dafür aber bitter-böse Bilder scheuen keine Zurückhaltung.

„Ratte im Froschpelz“ oder „Kakteen im Sturm“ heißen Arbeiten von Dominik Meyer und zeigen eben jene. Prometheus bietet auf gleichnamigen Werk ein Tablett mit Kaffee und Kuchen an und grinst aus grotesken Gesichtszügen. Auf der Leinwand „in charge“ ist ein grimmiger Mann zu sehen mit zwei Holzbeinen, zwei Hakenarmen und zwei Augenklappen. Die Bilder machen rich-tig Spaß und laden ein, sich heimlich mit dem Maler zu verbünden und sich gemein-sam an seinem herrlich bösen Humor zu erfreuen. Meist tobt sich Meyer dabei kon-zentriert auf kleinen bis mittleren Formate und mit leuchtenden Farben aus. Nichts und niemand ist vor ihm sicher. Noch dazu ist Meyer eine sehr guter Zeichner, was er in zahlreichen Grafiken unter Beweis stellt.

Dominik Meyer, geboren 1979 in Köln, 2002-08 Studium an der Hochschule für Bil-dende Künste in Dresden bei Prof. Peter Bömmels, 06-08 Stipendiat der Studienstif-tung des deutschen Volkes, 08-10 Meister-schüler bei Prof. Ralf Kerbach in Dresden, seit 2010 lebt und arbeitet in Leipzig.

Weitere Informationen zu Dominik Meyer finden Sie unter www.dominikmeyer.com

D O M I N I K M E y E R , O H N E T I T E L , 2 0 1 2

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Anke Stiller arbeitet als Foto-, Performance- und Videokünstlerin. In ihren fotografischen und grafischen Werkgruppen untersucht sie ebenso wie in ihren performativen Videoar-beiten massenmediale Phänomene im Span-nungsverhältnis von Differenz und Wieder-holung, Fülle und Leere. Sie benutzt und zitiert Werbesprüche, Songtexte, Schlagzei-len, um sie in neue Kontexte oder stringente Vergleichsreihen zu setzen. Ziel ist dabei die Visualisierung der utopischen und ideologi-schen Dimensionen der Erzeugnisse der Mediengesellschaft und die Frage nach der Verortung des Individuums in dieser Gesell-schaft. Die Wandinstallation „MOVING WORDS HEADLINES 2011“ besteht aus 307 Laserdrucken. Stiller abonnierte für 12 Monate die Bild-Zeitung, um ihre Schlagzei-len täglich im Originalformat und in der Ori-ginaltypographie nachzubauen.

Anke Stiller, geboren 1980 in Rudol-stadt, 01-06 Studium der Freien Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar. Seit 2006 Lehraufträge und künstlerische Mitarbeite-rin ebenda.

Alles nur ShowMassenmediale Phänomene im Spiel von Differenz und Wiederholung.

Weitere Informationen zu Anke Stiller finden Sie im Internet unter www.packofpatches.com..

Weitere Informationen zu Henri Deparade finden Sie unter www. henri.deparade-art.de.

Weitere Informationen zu Oliver Czarnetta finden Sie im Internet unter www.queen-anne.de.

H E N R I D E PA R A D E , M A R S yA S I I . , 2 0 1 2O L I V E R C Z A R N E T TA , S P E K T R U M x I , 2 0 1 2

Mythen„... andererseits lagern sich in Mitten dieser entstehenden Bilder Treibgüter der Kultur ab.“

TagebuchAn jedem einzelnen Tag grüßt das Murmel-tier auf eine andere Weise.

Der Mensch als Gefangener nicht nur seines Schicksals, sondern als verwoben in seiner eigenen Geschichte und seinen Mythen. Als Träger seines kulturellen Erbes und seiner Ins-tinkte ist er determiniert, wohingegen er als im Hier und Heute Lebender die Freiheit hat, seine eigenen Lebensentscheidungen zu tref-fen. Henri Deparade versucht diese Vielschich-tigkeit, die Zerrissenheit des Menschen, in sei-nen Bildern malerisch darzustellen. Seine Figuren überlagern sich nicht nur als Aus-druck ihrer Bewegtheit, sondern ebenso als Andeutung auf ihre ständige Verwandlung und ihre multiplen Möglichkeiten der Exis-tenz. Raum und Personen überlagern sich so, dass Existenz und mögliche Existenz letztlich auf das selbe hinauslaufen, als Teil eines Pro-zesses von Werden und Vergehen.

Henri Deparde, 1972–77 Studium Male-rei/Grafik an der Burg Giebichenstein Kunst-hochschule Halle, 1983–85 Meisterschülerstu-dium bei Prof. Willi Sitte an der Akademie der Künste, seit 1992 Professur an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden, seit 1995 freischaffend in Dresden tätig.

„Die menschliche Persönlichkeit scheint mir wie eine Zwiebel in Schichten aufgebaut, vom ewig Teilbaren zum ewig Ausgedehnten, in beide Richtungen ohne definiertes Ende. Das ‚Ich‘ als vermeintlich statischer Kern entpuppt sich als Illusion, als weiterer Mikrokosmos in einem weiteren Makrokosmos.“

Harzschicht für Harzschicht gießt Oliver Czarnetta seine Köpfe aus. Die Latexabfor-mung eines Gesichtes wird in das Harz einge-bracht, um nach der Trocknung wieder ent-fernt zu werden. Was schließlich von dem Antlitz bleibt, ist die Erinnerung, die sich in Form von kleinen Bläschen, die sich zwischen den Harzschichten gebildet haben, manifes-tiert. Was außerdem in den Kopf hineinge-legt, eingeschrieben oder gezeichnet wird, entscheidet Czarnetta intuitiv und tagesform-abhängig jeden Tag neu.

Oliver Czarnetta, geboren 1966 in Düren, 1993–2004 Studium der Kunstgeschichte und Philosophie, anschließende Promotion über neogotische Steinskulpturen am Aachener Dom, lebt seit 2009 freischaffend in Aachen, seit 2011 in Aachen und Leipzig. EN EN EN

Was ist es eigentlich, was einen Wald, dieses deutsche Kulturgut, am treffendsten charak-terisiert? Ist es eine Farbe? Ein Geruch? Eine Form? Bestimmte Tier- und Pflanzenarten? Ein Gefühl? Sara Möbius nähert sich in ihren großformatigen Zeichnungen dem Thema mit Kohle. Ihr Wald besteht aus Kontrasten, aus Luft und Materie, aus organischer Subs-tanz. Diese entsteht und wächst, um schließ-lich an der gleichen Stelle zu verrotten. Die-ser Prozess wird dem Betrachter so plastisch vor Augen geführt, dass er die dazugehöri-gen Gerüche, die begleitenden Geräusche, schließlich selbst imaginiert. Der Wald, ver-schont von jedem zivilisatorischen Eingriff, wird zum intakten Biotop. Die Natur als Tröster der Menschheit. Der Mythos Wald lebt in Sara Möbius‘ Zeichnungen weiter, reduziert und ein bisschen unheimlich, so dass wir uns noch stärker angezogen fühlen.

Sara Möbius, geboren 1985 in Halle, 2006–2012 Studium der Malerei und Grafik an der Burg Giebichenstein Kunsthoch-schule Halle bei Prof. Rug, seit 2012 lebt und arbeitet in Halle.

„Im Mittelpunkt steht die Konfrontation mit etwas sofort Assoziationsträchtigem.“

Was bleibt

Weitere Informationen über Sara Möbius finden Sie im Internet unter www.sara-moebius.de.

S A R A M Ö B I U S , A R C H E ( A U S S C H N I T T ) , 2 0 1 1

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Auch 100-jähriges Design kann mit brandneuen Entwicklungen mithalten. Dies beweist Petromax, einer

der ältesten Hersteller von Gasdrucklampen aus Magdeburg. Petromax steht für nahezu unkaputtbares und nachhaltiges Design und wird mit sei-nen imposanten Gasdrucklampen den Ausstellungsbereich Market mit einer Licht-Installation in Szene setzen.

REGJO KULTUR 133

Innovative Konzepte und ProdukteBei den Designers’ Open in Leipzig präsentiert die Kreativwirtschaft zum achten Mal neue Konzepte zur Nachhaltigkeit und Mobilität sowie neue Produkte aus Mode, Interior- und Produkt-Design.

Text: Ulrich Breuer Fotografie: Designers Open

Vom 25. bis zum 28. Oktober 2012 treffen sich wieder tausende Designfans mit dem Who´s who aus Kreativbranche, Architektur und Wirtschaft zum größten Designfestival Mitteldeutschlands. Auf dem Programm der Ausstellung, der kuratierten Sonderausstellung sowie der begleitenden Fachkonferenz stehen neben neuesten Trends und Entwicklungen Themen wie Nachhaltigkeit und Zukunftstechnologie. Mit innovativen Konzepten und Ausstel-lungsstücken verwandeln die Designers´ Open Leipzig im Oktober wieder in eine hochkarätige Designmetropole.

Von der konkreten Produktgestaltung bis hin zur Entwicklung neuer Konzepte für die mobile Gesellschaft

Gestalten, Formgeben, Entwerfen: Design bildet ein weites Gebiet ab und ist

durch die Funktionsorientierung mit der Produkt- und Innovati-onsentwicklung eng verzahnt. Diesen verschiedenen Dimensio-

nen von Design – von der konkre-ten Produktgestaltung bis hin zur Ent-

wicklung neuer Konzepte für die mobile Gesellschaft oder alternativer Energiekon-zepte – tragen die Designers´ Open auch 2012 wieder voll Rechnung: Im Rahmen

Weitere Informationen unter: www.designersopen.de bzw. www.designersopen.de/konferenz

Das innovative Elektrofahrzeug TILT mit Neigelenkung, aus umwelt-freundlichen Materialien gefertigt.

Das Pedal von MOTOBicycles ist auf das absolut Wesentliche reduziert –

funktionales Design pur!

132 KULTUR REGJO

Designers’ Open, Festival für Design Leipzig25.10.: DO / Conference „smart technology – new design“ / 9–18 Uhr26.10.–28.10.: Messebetrieb / Fr u. Sa 11–20, So 11–19 UhrTagesticket: 10,-€ / 8,-€ ermäßigtDO / Conference (150 Plätze): 220 € / 80 € ermäßigtSportwissenschaftliche Fakultät der Universität Leipzig / Campusge-lände, Jahnallee 59, 04109 Leipzig

einer hochkarätigen Fachkonferenz, einer Ringvorlesung und der kuratierten Sonderausstellung mit zugehörigem Messebereich wer-den für die Fachwelt Themen beleuchtet, die die Zukunft der Bran-che bestimmen: Wie lassen sich Produkte nachhaltig gestalten und natürliche Ressourcen nutzbar machen? Wie viel Mobilität braucht der Mensch? Dies sind Fragen, die unter dem Leitmotiv »smart technology – new design« diskutiert werden. Antworten liefern u.a. vorgestellte Projekte wie das „Bionic Learning Network“ zur Mensch-Maschine-Interaktion oder das Null-Energiehaus „Algen-haus Hamburg“, die national und international schon für Aufsehen sorgen. Weitere Projekte sind auf dem B2B-Messebereich DO/Industry ausgestellt, wo Dienstleister und Projektentwickler im Anschluss an die Konferenz direkte Kontakte zu Wirtschaftsunter-nehmen und Multiplikatoren knüpfen können. Genauso innovativ, aber konkreter auf Produkt und Endverbraucher bezogen, stellen „DO/Market“, „DO/Market-Fashion“ und „DO/Spots“ dem breiten Publikum neuentwickelte Produkte zum Anfassen vor. So wird Leipzig in den größten Umschlagplatz für aktuelles Design verwan-delt. Exponate aus Mode, Interior- und Produkt-Design werden wieder tausende Besucher zu den Designers’ Open locken.

Erstmals wird auch parallel der Sächsische Staatspreis für Design verliehen, der den hohen Stellenwert der Veranstaltung unterstreicht.

G U L A G

Das DOK Leipzig ist das älteste Dokumen-tarfilmfestival weltweit. Vom 29. Oktober bis 4. November präsentiert es in seinem 55. Jahr die besten neuen Produktionen aus aller Welt. Die Animations- und Doku-mentarfilme kämpfen dabei in fünf Wett-bewerben um die begehrten Goldenen Tauben.

In diesem Jahr liegt ein Schwerpunkt auf neuen Dokumentarfilmen aus Lateina-merika. Filmemacher zwischen Argentinien und Mexiko eröffnen faszinierende Ein-blicke in Alltag, Kultur und politische Ent-wicklungen dieser Länder. Gerade in Lateinamerika diente das Genre des Doku-mentarfilms oft als Mittel zur Aufklärung und zum Widerstand gegen Imperialisten und Diktatoren. Die Regisseure von damals sind heute wichtige Bezugsgrößen für eine neue Generation junger lateinamerika-nischer Dokumentarfilmer. Ihnen widmet das DOK Leipzig in diesem Jahr ein Sonder-programm bestehend aus acht Programm-punkten mit zehn Dokumentar- und drei kurzen Animationsfilmen. Die jungen Regisseure aus Argentinien, Chile, Ecuador,

55. Internationales Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm, 29. 10.–4. 11.2012Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.dok-leipzig.de

F I L M F E S T I VA L

In 350 Filmen um die WeltMit dem Schwerpunktthema Lateinamerika werden auf dem DOK Leipzig Dokumentar- und Animationsfilme das Publikum wieder in andere Welten entführen.

Erstmalig sind in Deutschland Überreste des sowjetischen Gulag-Systems zu sehen, in dem etwa 20 Millionen Menschen Zwangs-arbeit leisten mussten.

Seit Ende der 1980er hat die Men-schenrechtsorganisation „Memorial“ diese gesammelt. Neben den Artefakten ergänzen zeitgenössische Stimmen und Biografien ehemaliger Häftlinge den Ausstellungs-Kontext. So wird der karge und harte Häft-lingsalltag beispielsweise durch eine verro-stete Axt und Gitterfenster dokumentiert, durch zerschlissene Schuhe, Häftlingszeich-nungen und Schlittenreste.

Der Ausstellungsfokus liegt auf dem Zeitraum von 1929 bis 1956 und skizziert die historische Entwicklung. Begleitet wird die Präsentation der Wanderausstellung von einer umfassenden Veranstaltungsreihe mit Vorträgen, Zeitzeugengesprächen, Film-vorführungen und einem Konzert. Bei freiem Eintritt bekommen alle Interessier-ten so die Möglichkeit, Einblick in ein schreckliches Kapitel des 20. Jahrhunderts zu nehmen.

„Gulag. Spuren und Zeugnisse 1929–1956“, bis21. Oktober, Schiller-Museum Weimar

ZwangsarbeitDie Wanderausstellung „Memorial“ dokumen-tiert in Weimar die Schrecken des Gulags.

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Guatemala. Kolumbien, Kuba, Mexiko, Nicaragua, Peru und Uruguay erzählen ihre Geschichten oft sehr persönlich und fil-misch sehr individuell umgesetzt. Geschichtliche, politische oder gesellschaft-liche Themen werden meist mit dem eige-nen Umfeld in Beziehung gesetzt. So ist die Familie oft der Ausgangspunkt für die Untersuchung eines größeren Sujets, sie öffnet den Blick auf die Folgen von Flucht, Verfolgung und Diktatur. Auch die Verbin-dungen zwischen der DEFA und Lateina-merika werden in den Fokus gerückt. Wie kaum eine andere Region beschäftigte Lateinamerika die Dokumentarfilmregis-seure der DEFA.

Die Retrospektive würdigt das deutsch-russische Filmstudio Meschrabpom, welches die internationale Filmgeschichte in den 1920er und 30er Jahren prägte. Darüber hinaus laufen Film-Schätze aus 100 Jahren polnischer Puppenanimation und die Regis-seure Barbara Hammer (USA), Peter Nestler (Schweden) und Mariola Brillowska (Deutschland) werden in Hommagen geehrt.

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REGJO KULTUR 135

Kalauernder KolumnenkrösusText: Tobias Prüwer Cover: Matthes & Seitz

André Kudernatsch schlägt erneut nassforsch zu: Er mag viele seiner Spitznamen und Verballhornungen nicht leiden, sagt Blitz!-Kolum-nist Kudernatsch – nur, um selbst kräftig auszuteilen. Mir nichts, dir nichts erklärt er Gera zur Thüringer Unterwelt und geißelt Entlau-bungsaktionen in Erfurts innerstädtischen Fußgängerzonen. Immer-hin ist von der Großschnauze aus der Kleinstaaterei so lobend zu erfahren, warum die Domstadt viel attraktiver ist als Leipzig. Forsch fasst er den Weimeraner an die feuchte Nase und plaudert mit Dieter Althaus, der sich an seine Zeit als Christine Lieberknecht zurück-sehnt, aus dem Nähkästchen.

Mit ausgeprägtem Sprachgespür und herrlichem, zwischen derb und zart changierendem Wortwitz schmeißt Kudernatsch seine Kolumnen aufs Papier. Zu gewollt und erzwungen wirken seine humoristischen Häppchen nur selten. Fotos mit ironischen Schwarz-Weiß-Motiven sind illustres Beiwerk, etwa, wenn Herr Natsch Über-bleibsel eines Zaunkönigs in Form einer Latte präsentiert.

Dieser Zug hält nicht in WeimarAndré Kudernatsch

Salier Verlag, Hildburghausen 2012

135 SeitenPreis 12,90 €

Weitere Informationen: www.salier-verlag.de

134 KULTUR REGJO

Leidenschaft KochenText: Petra Rauch Cover: Matthaes Verlag

Es ist bereits das zweite Kochbuch, das Peter Maria Schnurr heraus-gibt. Der Chef de Cuisine im Leipziger Restaurant Falco stellt mit „Cuisine Passion Légère“ rund 150 seiner kulinarischen Kreationen vor. Die Gerichte sieben saisonaler Speisekarten aus dem Gourmet-Tempel werden im Buch präsentiert. So wird Haute Cuisine nach-vollzieh- und mit etwas Geschick auch nachkochbar. Doch auch einfach als appetitanregendes Coffee-Table-Book erfüllt das Buch des Zwei-Sterne-Kochs seinen Zweck.

Ob Wildhase in Wacholderöl pochiert auf Kakao-Pilz-Erde, Baba in Zitrus-Dashi-Bouillon getränkt oder geschmorter Rhabar-ber an Honigsand und Blue Gin: Schon für den Betrachter der groß-artig fotografisch inszenierten Speisen (Fotos: Ralf Müller) sind sie ein wahrer Augenschmaus. Und die Lust, sich selbst an die ausge-klügelten Rezepte zu wagen, entfachen sie erst recht.

Cuisine Passion LégèrePeter Maria SchnurrMatthaes Verlag, Stuttgart 2011648 SeitenPreis 139,00 €

Weitere Informationen: www.matthaes.de

B O X

Nachhaltiger als TulpenzwiebelnText: Tobias Prüwer Cover: Küthe Verlag

Logik ist nicht jedermanns Sache – leider. Gerade in der Geschäfts-welt kann ein wenig Vernunft nicht schaden. Ein kurzweiliger, nicht trivialer Einblick ist jetzt in Comicform zu haben. Und wer mit der Logik schon am Ende ist, kann in der Reihe von Info-Comics auch zu Ökonomie, Keynes oder Kapitalismus in Form von aufklärenden Bildgeschichten greifen.

Umfangreich werden Entstehungsgeschichte und widerstrei-tende Theorien des jeweiligen Fachgebiets ausgebreitet. »Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen – und lies diese Comics«, könnte man mit Kant deklamieren. Immerhin wusste er, dass Begriffe ohne Anschauung leer bleiben. Und anschaulicher als am Ende des »Kapitalismus«-Titels einen Amsterdamer Bürger mit einer Tulpe winken zu lassen, kann man irrationale Geschäftsprak-tiken nicht illustrieren. Im Jahr 1637 platzte die Blase im niederlän-dischen Tulpenrausch: Nach exorbitanten Preisen waren die Blu-menzwiebeln plötzlich nichts mehr wert. Da ist der Mehrwert der Info-Comics dauerhafter.

LOGIK Ein SachcomicD. Cryan, S. Shatil, B. MayblinInfocomics, September 2010

176 SeitenPreis 10,00 €

Weitere Informationen: www.infocomics.de

erhältlich im Buchhandel und unter:

Tel. 0341-7114116

[email protected]

Manch Amüsantes und viel Nachdenkliches bieten Luthers »Tischreden«, in denen sich der berühmte Reformator in zwangloser Art und Weise und mit der ihm eigenen Klarheit zu Gott und der Welt äußert.

Ideal auch als Geschenk!

Martin Luther (Herausgegeben von Thomas Maess)

Plaudereien an Luthers TafelKöstliches und Nachdenkliches

120 Seiten | 13,5 x 19 cmHardcoverEUR 14,80 [D] ISBN 978-3-374-02804-7

Plaudereien an Luthers Tafel

Vater und Sohn

Es ist der Lebensroman seines Vaters, den Sergej Lochthofen aufge-schrieben hat. Doch das Buch will und kann mehr: „Schwarzes Eis“ beschreibt das 20. Jahrhundert, dessen Utopien ebenso stimulie-rend wie zerstörerisch wirkten. Das Leben von Lorenz Lochthofen war einerseits symptomatisch für die Zeit und geprägt von diesen Utopien, andererseits aber erstaunlich und dramatisch wie kaum ein anderes: 1907 bei Dortmund geboren, ging Lochthofen 1930 als engagierter Kommunist in die Sowjetunion, arbeitete und studierte dort, bis er sieben Jahre später Opfer der Stalinistischen Säube-rungen wurde. Workuta wurde für ihn – wie für hunderttausend andere – zum eiskalten Gefängnis.

Doch das Fanal seiner Utopie leuchtete ihm weiterhin: Nach seiner Entlassung 1947 lebte er noch zehn Jahre als Ingenieur in Workuta. Zwei Söhne kamen dort auf die Welt. Der eine – Sergej – gehört heute zu den herrausragendsten Journalisten des Landes, mit einer ebenfalls romanverdächtigen eigenen Lebensgeschichte. Er hat seinem Vater nicht nur ein literarisches Denkmal gesetzt, sondern die Dramatik der Zeitläufte untersucht, in der dieser zeitle-bens mit unerschütterlichem Optimismus wie in einem Strudel gefangen blieb. Schließlich gelang ihm, was absolut einmalig für einen ehemaligen Gulag-Häftling ist: Er wird vollständig rehabili-tiert, kehrt in die DDR zurück, steigt zum Wirtschaftsmächtigen auf, wird sogar ins Politbüro berufen.

Sergej Lochthofen ging später vielfach nach Russland zurück, studierte Kunst auf der Krim und Journalistik in Leipzig. 19 Jahre lang war er Chefredakteur der „Thüringer Allgemeinen“. Ein emp-fehlenswertes Zeitdokument, wortgewaltig, voller Dramatik und intensiver Bilder – nichts für Zwischendurch.

Text: Bastian Salier Cover: Rowohlt Verlag

Schwarzes EisSergej LochthofenRowohlt Verlag, Hamburg 2012400 SeitenPreis 19,95 €

Weitere Informationen: www.rowohlt.de

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REGJO KULTUR 137

Ein Pate für die Künstler-WohnungRechtsanwalt und Steuerberater Thomas Rößler ist Leipziger Kulturpate der Künstlerresidenz Blumen

Text: Petra Rauch Fotografie: Künstlerresidenz Blumen

Text: Petra Rauch

Text: Petra Rauch

„Das Programm wurde mir von einem Bekannten empfohlen. Da dachte ich, das schaust du dir doch einmal an.“ Beschei-den berichtet Thomas Rößler, wie er zum Teilnehmer am Projekt Leipziger Kulturpa-ten wurde. „Und dann habe ich mir das eben angeschaut.“ Bei der Kulturpaten-Initiative unterstützen engagierte Unter-nehmen kulturelle Einrichtungen und Projekte. In den ehrenamtlichen Paten-schaften helfen sie der Kultur mit Coa-ching, Beratung, Anleitung beim Klären fachlicher Fragen, der Entwicklung von Strukturen und Konzeptionen, bei Planun-gen und in der Presse- und Öffentlichkeits-arbeit. 26 solcher Förderer sind auf solche Weise im Jahr 2012 aktiv.

Know-how für die Kultur

Rößler setzt sein Know-how für die Künst-lerresidenz Blumen ein, die ihm von der Kulturpaten-Initiative vermittelt wurde. Dieser Ort künstlerischer Produktion för-dert seinerseits die Arbeit junger und bis-her wenig etablierter bildender Künstler mit seinem Artists-in-Residence-Pro-

gramm. Drei bis fünf Monate können internationale Künstler die zur Verfügung stehende Atelierwohnung nutzen, um dort schöpferisch zu wirken. Damit verbunden sind Ausstellungen und Werkpräsentatio-nen beziehungsweise -gespräche. So kön-nen Künstler und Publikum in ein beson-deres Verhältnis treten. Der Name der Atelierwohnung resultiert aus dem ehema-ligen Nutzungszweck der Räumlichkeit im Zentrum der Stadt: Sie war einst ein Blu-menladen.

Kunst im Ex-Blumenladen

„Ich kannte die Residenz vom Vorbeige-hen“, so Rößler. „Man hat ja neben der Arbeit immer wenig Zeit.“ Nun ist der kun-stinteressierte Leipziger froh, dass die Patenschaft ihn hineingeführt hat. „Er hat uns bei einer Vernissage besucht“, erzählt Andrea Büttner vom Verein Residenz Blu-men. „Wir treffen uns regelmäßig, und überlegen, wie uns geholfen werden kann.“ Das betrifft in erster Linie den Bereich der Finanzen. Rößler hat dem Ver-ein auch einen Notar vermittelt. „Dieser

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter:www.residence-blumen.de

hat uns sogar noch Geld gespendet“, freut sich die Kulturschaffende.

Unternehmen und Kultur

Büttner fährt fort: „Wir haben schon viel gelernt von Herrn Rößler. So kommen auf den ersten Blick unterschiedliche Welten zusammen.“ Doch natürlich würden die unternehmerisch Tätigen ein Interesse für Kunst und Kultur mitbringen, sonst wür-den sie sich gar nicht dafür gewinnen las-sen, ihre freie Zeit ehrenamtlich für Kul-tur-Projekte einzusetzen. Und Rößler findet es spannend, einmal in einen klei-nen Kulturbetrieb hineinschauen zu kön-nen. Diese Chance habe man ja auch nicht alle Tage, die Kulturpatenschaft biete eine solche. „Es ist hochinteressant zu sehen, wie ein Galerieort und wie Kunstproduk-tion funktioniert“, schätzt der Kulturpate für die Künstlerwohnung diese Möglich-keit. So habe er genauso etwas Neues gelernt.

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H.I.N. – heroisch, ideal, naiv – steht für die poetische Verfassung eines der bedeutends-ten Dichter deutscher Sprache, Friedrich Hölderlin. Der Filmemacher Harald Berg-mann hat zwischen 1992 und 2003 vier Filme gedreht, die sich mit Leben und Werk Hölderlins auseinandersetzen und nun als Gesamtedition der internationalen Öffent-lichkeit zugänglich gemacht werden. „Scar-danelli“, „Hölderlin Comics“, „Lyrische Suite“ und der Dokumentarfilm „Passion Hölderlin“ erzählen kein Leben im Sinne einer Historienverfilmung, sondern nähern sich aus verschiedenen multimedialen Per-spektiven der Person und ihrem Werk. Inter-views, Montagen, Collagen, Nachspielsze-nen, Lesungen und Musik kommen bei der Installation ebenso zum Einsatz wie ani-mierte Schreibprozesse, gezeichnete Land-schaften und eine szenische Kunstwelt. Am 20.Oktober erfolgt die Eröffnung der Aus-stellung in der Moritzburg Halle (Saale), in der erstmals eine Edition der vier Hölderlin-Filme gezeigt wird, in die auch das Material Eingang findet, das dem Schnitt und den Endfassungen zum Opfer fiel.

Wenn András Schiff im Dezember in die Robert-Schumann-Stadt Zwickau kommt, dann wird er selbstverständlich auch auf das Werk des großen Romantikers zurückgrei-fen. Der in Budapest geborene Pianist hat an der dortigen Franz-Liszt-Akademie und in London studiert. Seine Klavierabende gestal-tet er insbesondere mit zyklischen Auffüh-rungen der Werke von Bach, Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert, Chopin, Bartók und eben Schumann. Mit seinem 1999 gegrün-deten eigenen Kammerorchester, der Capella Andrea Barca, arbeitet er als Dirigent und Solist eng zusammen.

Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten hat in Halle das Wilhelm-Friedemann-Bach-Haus wieder seine Pforten geöffnet. Die Stiftung Händel-Haus wird die bereits 2010 für kurze Zeit präsentierte Daueraus-stellung im nur 300 Meter vom Händel-Haus entfernten Wilhelm-Friedemann-Bach-Haus betreiben.

Im Obergeschoss wird in einer chro-nologischen Zeitreise ein Überblick über die reiche hallesche Musikgeschichte vom Mittelalter bis in die jüngste Vergangenheit vermittelt. In acht Räumen ist neben Wis-senswertem zum Leben und Schaffen von

Multimediale Perspektiven in der Mo-ritzburg in Halle (Saale)

Mit András Schiff spielt ein ungarischer Pianist von Weltrang in Zwickau auf – mit Werken von Schumann und Beethoven.

Die Stiftung Händel-Haus hat eine Ausstellung zur halleschen Musikgeschichte im Komponistenhaus eingerichtet.

Moritzburg

Piano-Virtuose

Musikalische Zeitreise

Weitere Information: www.stiftung-moritzburg.de

6.12., Konzert- und Ballhaus „Neue Welt“, Zwickau

Ausstellung Musikstadt Halle, Wilhelm- Friedemann-Bach-Haus, www.haendelhaus.de

PA S S I O N H Ö L D E R L I N

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Der Künstler erhielt zahlreiche Aus-zeichnungen, ist Träger des Robert-Schu-mann-Preises der Stadt Zwickau des Jahres 2011 und wurde im Januar 2012 mit der goldenen Mozart-Medaille der Internatio-nalen Stiftung Mozarteum geehrt. Im Zwickauer Konzert- und Ballhaus „Neue Welt“ wird er Schumann und Ludwig van Beethoven zum Besten geben. Das Konzert ist Bestandteil seiner Welttournee mit nur drei deutschen Stationen.

Komponisten wie Samuel Scheidt, Robert Franz und natürlich Georg Friedrich Hän-del auch über die gesellschaftshistorischen Hintergründe ihrer jeweiligen Zeit zu erfahren. An Hörstationen sind Musik-stücke der Komponisten zu hören, die im Zentrum des jeweiligen Ausstellungs-raumes stehen. Ein kombiniertes Eintritt-sticket für den Besuch des Händel-Hauses und des Wilhelm-Friedemann-Bach-Hauses ist vorgesehen.

136 KULTUR REGJO

Page 71: REGJO 03/2012

REGJO KULTUR 139138 KULTUR REGJO

Die Themen sind vielfältig: Urbanität und Landschaft, Religion und Wissenschaft, Tra-dition und Moderne, Realität und Virtualität, Migration, Klimawandel, Netzpolitik oder die Vereinnahmung revolutionärer Ikonen.

Die Videoinstallationen, Objektkunst, internetbasierten Arbeiten, Fotografien, ein interaktiver Automat und Filme verhan-deln Themen wie Urbanität und Landschaft, Religion und Wissenschaft, Tradition und Moderne, Realität und Virtualität, Migration, Klimawandel, Netzpolitik oder die Verein-nahmung revolutionärer Ikonen.

So arbeitet das Video-Tryptichon „Time Topographies“ der mexikanischen Künst-lerin Amanda Gutiérrez, geboren 1978 in Mexiko, audiovisuell mit Erinnerungsorten dreier Migranten in Liverpool. Die interak-tive Infographik internetis.tv der Mexikane-rin Laura Balboa, geboren 1979 in Mexiko, hingegen ironisiert den Zusammenhang zwischen dem vom Versinken im Meer bedrohten pazifischen Inselstaat Tuvalu und der Internetökonomie der von Tuvalu ver-gebenen Lizenzen für die Top-Level-Domain

„.tv“. In „Sonntag im Park“ fasst Jan-Peter E. R. Sonntags seine Impressionen aus dem Alameda Park in Mexiko-Stadt zusammen, in dem das berühmte Revolutionsgemälde von Diego Rivera ausgestellt wird, und kompo-niert aus ihnen mit überdehnten Resonanzen im digitalen Raum das „Echo einer geronne-nen Revolution“. Sonntags Werk erlebt wie der Großteil der anderen Arbeiten auf dem Werkleitz-Festival 2012 seine Premiere.

Für das Eröffnungswochenende vom 5. bis 7. Oktober hat das Festival zudem inter-nationale Kuratoren und Experten führender Institutionen im Bereich Medienkunst wie Omar Kholeif, Fact Liverpool, oder Kristoffer Gansing, Transmediale Berlin, eingeladen, die in einem öffentlichen Gespräch die Arbeiten der verschiedenen Künstler vorstellen und analysieren.

move forward ist ein Projekt des Werk-leitz-Zentrums in Kooperation mit EMAN. Das Werkleitz-Zentrum für Medienkunst ist ein gemeinnütziger Verein in Halle mit dem Ziel der Förderung und Realisierung von

Medienkunstprojekten sowie deren Präsenta-tion und Distribution. In Kooperation mit der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle betreibt der Verein beispielsweise „Video-rama“ – einen Präsentationsort für Video-kunst und mediale oder performative Instal-lationen. Mittels zahlreicher Stipendien- und Förderprogramme fördert der Verein darüber hinaus Künstler aus dem Bereich Medien-kunst und realisiert in Kooperation mit regi-onalen sowie nationalen und internationalen Partnern Ausstellungen, Konferenzen und Projekte wie das Werkleitz-Festival.

Viva México!13 internationale Medienkünstler präsentieren im Rahmen des Werkleitz-Festivals für Medienkunst unter dem Titel „move for-ward“ aktuelle Arbeiten. Der thematische Schwerpunkt liegt dieses Jahr auf Mexiko.

Text: Carolin Modes Fotografie: Jan-Peter E.R. Sonntag, Amanda Gutiérrez, Michal Šeba, Werk-leitz, Falk Wenzel

Es ist das zweite Mal, dass das somit noch recht junge Festival für Medienkunst in Halle stattfindet. move forward zeigt auf einem 500 Meter langen Ausstellungsparcours am Steintor verschiedenste Arbei-ten aus dem Bereich der Medienkunst. Zusätzlich rundet ein vielfälti-ges Programm mit mexikanischem Film, Musik, Performances sowie Präsentationen und Talks das engagierte Festival ab.

Die Heterogenität der heutigen Medienkunst wird in den unter-schiedlichen Formaten wie auch in den verhandelten Themen der künstlerischen Positionen des Werkleitz-Festivals deutlich. Die Sti-pendiaten und ausstellenden Künstler Maria Vedder, Jan-Peter E.R. Sonntag, Laura Balboa, Rubén Gutiérrez, Amanda Gutiérrez, Kathrin Kur, Rebecca Lennon, Rosa Menkman, Dina Ron�evi�, Tobias Rosen-berger, Marissa Viani Serrano Ocampo, Nika Oblak & Primož Novak und Florian Tuercke stammen u.a. aus Kroatien, Deutschland, Slo-wenien, Großbritannien, den Niederlanden und Mexiko. Von der internationalen Jury des von Werkleitz initiierten European Media Art Networks (EMAN) wurden neun von ihnen für das Stipendium „European Media Artist in Residence Exchange in Mexiko“ ausge-wählt, vier weitere Künstler für das Mexiko-Stipendien-Programm der letzten 3 Jahre. Das Stipendium beinhaltet einen zweimonatigen Aufenthalt bei einer der Partnerinstitutionen in Europa und Mexiko und die Ausstellung der entstandenen Werke im Rahmen des Festivals.

.move forwardnew mexican and european media artWerkleitz-Festival für Medienkunst5. bis 21. OktoberHalle (Saale)

Weitere Informationen finden Sie unter:www.werkleitz.de/moveforward

Fotos - Linke Seite von unten nach oben: Dei Arbeiten von Teilnehmern des Werkleitz-Festivals: Amanda Gutiérrez, Time Topographies. Liverpool. Jan-Peter E.R. Sonntag, SONNTAG IM PARK. Florian Tuercke, 4:33 for Mariachi; Rechte Seite: Das Festival „.move forward“ am Steintor in Halle und sein Team: Peter Zorn, Anita Müller, Sophia Gräfe, Juliane Victor, Daniel Herrmann (v.l.n.r.)

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REGJO KALENDER 141

21. Oktober„13. Dresden-Marathon“Die Strecke führt durch die historische Altstadt, den Großen Garten und entlang der Elbwiesen.Dresden, Zentrumwww.dresden-marathon.de

29. Oktober bis 04. November„Halloween Spektakel“Erlebe BELANTIS in einer einzigartig gespenstischen Atmosphäre, denn zum Saisonfinale wird‘s gruselig.Leipzig, Belantiswww.belantis.de

03. November„43. Fockeberglauf“Der Start des absoluten Kultlaufes der Läufer- und Triathlonszene ist am Fuße des 153m hohen ehema-ligen Schuttberges „Fockeberg“.Leipzig, Fockebergwww.ltm-leipzig.de

14. bis 16. Dezember„Ice Age Live“Zum ersten Mal verbindet eine Produktion Film, Eis-kunstlauf, Luftakrobatik und Puppendesign.Erfurt, Messehalle www.stage-entertaintment.de

27. November bis 23. Dezember„Hallescher Weihnachtsmarkt“Mit echten finnischen Rentieren, dem finnischen Dorf Artic Village und verschiedensten Adventshöhepunkten lockt der hallesche Weihnachtsmarkt in die Innenstadt.Halle, Marktplatzwww.leipzig.de

26. bis 29. Oktober „SAx-IMMOBILIA & EIGENHEIM 2012“ Die Messe bietet eine breite Informationsplattform, die zahlreiche Bau-, Miet- und Kaufwillige erreicht.Dresden, Messe Dresdenwww.messeinfo.de

09. bis 11. November„SaaleMesse 2012“Die vorrangig an Endverbraucher gerichtete Verkaufs- und Erlebnissmesse bietet ein breitgefächertes Spek-trum aus allen Bereichen des Lebens.Halle, Messewww.saalemesse.de

13. bis 14. November„Bauhaus.SOLAR“Im Fokus steht der ästhetische Einfluss energiebe-zogener Elemente auf Architektur und Stadtplanung.Erfurt, Messewww.bauhaus-solar.de

27. bis 28 November„Wind.Energie“Hier diskutieren Vertreter aus Politik, Industrie und Wirt- schaft Potenziale und Chancen der Energiewende.Erfurt, Messewww.mitteldeutscher-windbranchentag.de

28. November„Wettbewerbsfaktor Unternehmensvitalität“Die Metabalance veranstaltet die erste regionale Fachtagung im Fokus der Wechselwirkung zwischen Unternehmensvitalität und Unternehmenserfolg.Leipzig, Marriott Hotelwww.unternehmensvitalität.de

05. bis 07. Oktober„modell-hobby-spiel“Hier erfahren Sie alles über neue Produkte und neue Trends und erleben phantasievolle Attraktionen.Leipzig, Leipziger Messewww.modell-hobby-spiel.de

08. bis 11. Oktober „SEMICON Europa 2012“Bei der größten int. Messe für Halbleitertechnik werden die Schlüsselfaktoren für Entwicklung und Wachstum von Technologien und Innovationen vorgestellt.Dresden, Messe Dresden, Börse Dresdenwww.semiconeuropa.org

12. bis 14. Oktober„SUHL 2012“8. Handwerker- und Immobilienmesse mit den Schwerpunkten Bauen, Wohnen, Energie.Suhl, Congress Centrumwww.messe-suhl.de

22. bis 24.Oktober „euregia“Zum 8. Mal findet die Fachmesse für Kommunal- und Regionalentwicklung mit Kongressprogramm statt.Leipzig, Congress Center www.euregia-leipzig.de

24. Oktober„Firmen-Kontaktmesse“Studenten können sich über zukünftige Arbeitgeber und deren Angebote informieren und erste Kontakt-gespräche führen.Magdeburg, Otto-von-Guericke-Universitätwww.messen.de

Freizeit & SportMessen, Kongresse & Tagungen

Bildnachweis: Freist, Sker; Alexander Busch; Jörg Metzner

06. Oktober „Anatevka“ PremiereEs ist die spannende Mischung aus Tradition und Neu-anfang, Existenzkampf und Lebenslust, jiddischem Humor und anrührender Tragik.Görlitz, Theaterwww.g-h-t.de

07. Oktober„Männer und andere Irrtümer“ Eine Komödie von Michèle Bernier und Marie Pascale Osterrieth über das Ende einer Ehe.Plauen, Kleine Bühnewww.theater-plauen-zwickau.de

11. bis 21. Oktober„22. Leipziger Lachmesse“Zum 22. Male findet Deutschlands größtes int. Kabarett- und Kleinkunstfestival, die Leipziger Lachmesse, statt.Leipzig, Eröffnung im „academixer“-Kellerwww.lachmesse.de

27. Oktober„Bella Figura“ PremiereDie Uraufführung des Ballets ist nicht nur einer der vielfältigsten Musiktheater, sondern hat auch eine große Affinität zum Tanz.Dresden, Semperoperwww.semperoper.de

27. Oktober„Opernball Leipzig 2012“Erleben Sie zum 18. Mal eine rauschende Ballnacht im festlich geschmückten Opernhaus.Leipzig, Opernhauswww. oper-leipzig.de

03. November„Kommen und Gehen“Ballettabend von Torsten Händler. Schritt für Schritt ent- wickeln sich Geschichten, Beiläufiges wird dramatisch, Zufälliges ist weniger zufällig als angenommen.Zwickau, Gewandhauswww.zwickau.de

23. November„Aloha HE! auf hoher See“ PremiereEine Weihnachts-Dinner-Show mit Geräusche-Komiker Fabian Kachev und Seelöwe Roger mit Dompteur.Leipzig, Stadtbadwww.aloha-he.com

24. November„Kleider machen Leute“ PremiereDie Komödie von Alexander Zemlinsky hat die Doppel- bödigkeit des Keller‘schen Spiels um Schein und Sein. Görlitz, Theaterwww.g-h-t.de

01. Dezember„Benefizkonzert - Leipzig hilft Kindern“Ein Benefizkonzert: Unter Leitung von Riccardo Chailly und mit Arcadi Volodos am Klavier erklingen Werke von Peter Tschaikowski und Otto Respighi. Leipzig, Gewandhaus - Großer Saalwww.gewandhaus.de

20. Dezember„Adventskonzert“Unter Leitung von Prof. Jürgen Puschbeck gibt der Kam- merchor der Hochchule für Musik ein Adventskonzert.Weimar, kath. Kirche Herz-Jesuwww.hfm-weimar.de

Musik, Theater & Tanz Stift

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140 KALENDER REGJO

Page 73: REGJO 03/2012

Creative City

Leipzig ist das bessere Berlin, sagen die Medien. Großstadt – das muss nicht heißen: jeden Morgen Stau auf der Stadtautobahn oder eine Stunde U-Bahn bis zum Arbeitsplatz, sagen wir. Großstadt – das heißt: eine Stadt, in der Ideen groß werden können. Ideen zu wirtschaftlichen Erfolgen. Eine Stadt mit kurzen Wegen, vielen Möglichkeiten und einem besonders lebenswerten Umfeld. Egal ob Schriftsteller oder Journalist, Verlagsmit-arbeiter oder Grafi ker, Maler, Architekt, Designer, Filmschaffender oder Musiker – Sie sind nicht allein: Etwa 30.000 Leipziger arbeiten heute in der Kultur- und Kreativwirtschaft und machen die Branche damit zu einer der lebendigsten in der Stadt. Wir haben nicht nur Raum zum Leben und Arbeiten, wir haben auch die richtige Atmosphäre

dazu. Dass am Ende zum Beispiel der Preis der Leipziger Buchmesse steht oder wie für Neo Rauch eine Einzelausstellung im New Yorker Metropolitan Museum of Art, das können wir natürlich nicht versprechen. Aber dass Leipzig und seine einzig-artige Lebensqualität Sie inspirieren werden, das können wir versprechen. Denn das ist Leipziger Freiheit.können. Ideen zu wirtschaftlichen Erfolgen. Eine

Stadt mit kurzen Wegen, vielen Möglichkeiten und

Egal ob Schriftsteller oder Journalist, Verlagsmit-oder Grafi ker, Maler, Architekt, Designer,

oder Musiker – Sie sind nicht allein: Etwa 30.000 Leipziger arbeiten heute in der Kultur- und Kreativwirtschaft und machen die Branche damit zu einer der lebendigsten in der Stadt. Wir haben nicht nur Raum zum Leben und Arbeiten, wir haben auch die richtige Atmosphäre

Freiheit.

Sie haben Lust auf Leipzig bekommen? Wir haben das Angebot: bunte Spinnerei, hohe Kultur, kleine Kunstbühnen, spannende Architektur, quirlige City.

Leistungen: 2 Ü/F in einem 4-Sterne City-Hotel,„Leipzig kompakt“-Sightseeing Tour (2,5 h)ab 129,00 I p. P. im DZ · EZ-Zuschlag ab 35,00 F

Gültigkeit: ganzjährig, vorbehaltlich der VerfügbarkeitAnmeldeschluss: vier Wochen vor Anreise

weitere Informationen: www.leipzig.travel

Notenspur-Förderverein e. V. | c/o Universität Leipzig, ISB Grimmaische Str. 12 | 04109 Leipzig

[email protected] | www.notenspur-leipzig.de Tel.: 0341 / 97-33741

Erleben Sie hautnah die Atmosphäre schöpferischer Orte!

800 Jahre Musikgeschichte mit weltberühmten Komponisten

weltweit größte Dichte von authentischen Stätten des musikalischen Welterbes

Wege- und Audioleitsystem führt zu 23 Stationen mit sieben Museen

Das musikalische Band durch Leipzig – Schritt für Schritt Musik

Das musikalische Band

D S N Werner Tübkes Monumentalgemälde – 14 Meter hoch und 123 Meter im Umfang

Panorama Museum, Am Schlachtberg 9, 06567 Bad Frankenhausen, Tel: 034671/6190, www.panorama-museum.de, April bis Oktober 10 - 18 Uhr, ab November 10 - 17 Uhr (Di bis So)

Ein Bilddom der Superlative.

© VG Bild-Kunst Bonn, 2012

10. und 11. November„Wir drehen am Rad“Am Wochenende der Graphik: die Technik der Kaltnadelradierung kennenlernen und an Kör-nigs Presse drucken. Dresden (www.koernig-reich.org)

Bildnachweis: Koernigreich, Diasec; Forum Gestaltung; Stefan Passig

bis 21. Oktober„Gulag. Spuren und Zeugnisse 1929–1956“Die Wanderausstellung präsentiert erstmals in Deutschland Relikte und Dokumente zur Geschichte der sowjetischen Straf- und Zwangsarbeitslager. Weimar, Klassik-Stiftung Weimarwww.ausstellung-gulag.org.

bis 28. Oktober„Schloss Friedenstein − Gotha erzählt“Objekte der Sammlung des Schlosses und Fundstücke stehen hier in einem märchenhaften Zusammenhang.Gotha, Schloss Friedensteinwww.stiftung-friedenstein.de

26. bis 28. Oktober „Designers´Open“Zu 8. Mal werden die neuesten Trends aus Mode-, Pro- dukt- und Industriedesign präsentiert.Leipzig, Campusgelände Universität Leipzigwww.designersopen.de

bis 27. Oktober„Phantasmagorien“Eine Ausstellung anlässlich des 110. Geburtstages in Zusammenarbeit mit der Woldemar-Winkler-Stiftung.Dresden, Galerie Mittewww.galerie-mitte.de

29. Oktober bis 04. November „DOK Leipzig “Unter dem Motto ‚The HeArt of Documentary‘ startet das 55. Festival für Dokumentar- und Animationsfilm.Leipzig, diverse Veranstaltungsortewww.dok-leipzig.de

05. Oktober bis 4. November„MIKADO. Zerstreutes aus der Zeichenwelt“Thomas Rugs Zeichnungen entziehen sich ihrer Fest- legung, wie etwas, das man nur im Augenwinkel sah. Strich und Punktierung verbinden sich zu Bildräumen. Halle (Saale), Neuwerk 11www.kunststiftung-sachsen-anhalt.de

bis 07. Oktober„Gudrun Kemsa: Urban Stage“Ein besonderes Highlight bietet die Finissage am 7. Oktober um 16.30 Uhr im Kunstmuseum.Ahlen, Kunstmuseumwww.kunstmuseum-ahlen.de

07. Oktober bis 20. Januar 2013„Leben mit Pop“Die Ausstellung präsentiert die unterschiedlichsten Entwicklungen in der Grafiken der 60er Jahre.Leipzig, Museum der bildenden Künste www.mdbk.de

17. Oktober bis 27.Januar 2013 „Gangster, Gauner und Ganoven“Die Ausstellung mit Tatortfotos belegt die Bedeutung der Fotografie bei der Dokumentation von Straftaten.Leipzig, Stadtgeschichtliches Museum Leipzigwww.stadtgeschichtliches-museum-leipzig.de

19. Oktober„Landschaftsbilder“ 19.30 Uhr beginnt die Finissage der Ausstellung begleitet von einem Konzert und einer Lesung.Pirna, Galerie am Planwww.galerie-am-plan.de

Bildende Kunst

bis 23. November„bartnig132“Werke von Horst Bartnig, einer der bedeu-tendsten Vertreter konkreter Kunst in Deutsch-land. Magdeburg (www.forum-gestaltung.de)

ab 24. November „Kunsthand-werk aus Mitteldeutschland“Sonderausstellung bis 10. Februar 2013, Kunsthandwerkermarkt am 8./9. Dezember 2012. Merseburg, Schloss (www.saalekreis.de)

10. November„Schlösser und Städte“Die Austellung wird 14 Uhr eröffnet und zeigt bis 2013 das Gothaer Land in alten Fotografien im Museum für Regionalgeschichte und Volkskunde. Gotha, Museum für Volkskundewww.stiftung-friedenstein.de

bis 11. November„Ernst Barlach, Käthe Kollwitz und Otto Pankok“Die Ausstellung zeigt, wie unterschiedlich die geisti-gen Positionen der drei Künstler sind.Halle (Saale), Kunstverein Talstrasse e.V.www.kunstverein-talstrasse.de

bis 25. November„Alexej von Jawlensky“Mit seinem Stil durch Formen und der Farbigkeit bil-dete er bedeutende Grundlagen für die Kunst unserer Zeit. Jena, Kunstsammlungwww.museen.jena.de

bis 09. Dezember„Otto der Große und das Römische Reich“Eine tausendjährige Geschichte des Kaisertums in Europa anhand von prachtvollen Kostbarkeiten.Magdeburg, Kulturhistorisches Museumwww.khm-magdeburg.de

bis 09. Dezember„Traugott Leberecht Pochmann“ Eine Sonderausstellung zum 250. Geburtstag des Dresdner Malers Traugott Leberecht Pochmann.Dresden, Staatliche Kunstsammlungen Dresden www.skd.museum.de

REGJO KALENDER 143

Page 74: REGJO 03/2012

enjoy. sensational. cuisine.

Wussten Sie, ...Über ein hohes Gebäude, erweiterte Mieterrechte in einer Wohnoase und engli-sche Gartenkunst …

… dass Leipzig das höchste Rathaus Deutschlands besitzt?„MORS CERTA - HORA INCERTA“ – „Der Tod ist sicher, die Stunde ungewiss“ ist an der Uhr des Neuen Rathauses in Leipzig zu lesen. Imposante Worte für ein ebenso imposantes Bauwerk. 114,7 Meter Höhe misst der Turm des nach Plänen von Hugo Licht im Historismus gebauten und 1905 der Öffentlichkeit übergebe-nen Gebäudes. Lichts Entwurf gewann den damaligen landesweit ausgeschriebenen Wettbewerb und somit entstand das höchste Rathausgebäude Deutschlands. Mit 10.000 m² Nutzfläche zählt es sogar zu den größten Rathausbauten weltweit. Eine Vielzahl plastischer Details an der Fassade thematisiert Bezüge zur Stadt, und auch das Innere des Rathauses beinhaltet zahlreiche, nicht nur architektonische Besonderheiten. So ist beispielsweise immer noch ein Paternosteraufzug in Betrieb, dessen Nutzung allerdings nur dem Personal gestattet ist.

… dass die „Grüne Zitadelle von Magdeburg“ Hundert-wassers letztes fertig konzipiertes Bauwerk war?Zahlreiche Bäume wurzeln auf dem Dach des Mietshauses, einen Springbrunnen gibt es im Hof, goldene Kugeln ragen in den Him-mel. 2005 wurde die „Grüne Zitadelle“ fertiggestellt. Hundertwasser, 1928 in Wien geboren, erlebte es nicht mehr – er starb 2000. Davor prognostizierte er jedoch: „Das wird mein schönster und bester Bau.“ Mit integrierter Landschaft in das Gebäude glaubte er, der Natur „geraubte Fläche“ zurückzugeben. Der Künstler lebte so ext-ravagant wie es seine Arbeiten waren. Er verbrachte Jahre auf sei-nem Boot „Regentag“, sorgte mit den sogenannten „Nacktreden“ für Skandale und propagierte das „Fensterrecht“. Dieses gestattet einem Mieter, dass, wenn er sich aus dem Fenster lehnt, er alles was er mit Arm und Pinsel erreicht, individuell gestalten darf. In der „Grünen Zitadelle“ machte aber bisher noch niemand davon Gebrauch.

… dass sich in Gotha einer der ältesten Englischen Gärten auf dem europäischen Festland befindet?Angeregt durch Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg ent-stand ab 1769 südlich von Schloss Friedenstein in Gotha einer der ersten Englischen Gärten außerhalb der britischen Insel. Dafür enga-gierte man einen Gartenkünstler aus England. Nordamerikanische Gehölze wurden verwendet, Stieleichen gepflanzt, ein dorischer Tempel zu Ehren Merkurs errichtet. Obwohl Englische Gärten meist in direktem Bezug zur umgebenden Landschaft stehen, war die Anlage in Gotha ursprünglich von einer Mauer umgeben, die erst im 19. Jh. beseitigt wurde. Die Begräbnisinsel im Großen Parkteich ist eine Besonderheit des Englischen Gartens in Gotha. Bis 1848 wur-den hier Mitglieder des Hauses Sachsen-Gotha-Altenburg bestattet. Eigens zur Schaffung eines melancholischen Charakters pflanzte man dort Trauerweiden, Hängebirken, Tannen und Zypressen.

Bildnachweis: Rathaus: Andreas Schmidt / Grüne Zitadelle: Mea Maim Touristik Knobbe-Berlt & Berlt GbR. /

Englischer Garten Gotha: Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten

Impressum:

8. Jahrgang, Ausgabe 30.ISSN 1614-2837Hauptredaktionsschluss: 24. September 2012Anzeigenschluss: 26. September 2012Erscheinungstermin: 5. Oktober 2012

Herausgeber: REGJO – Das MagazinMagazinverlag Mitteldeutschland GmbHMoschelesstraße 7, Steche-Haus, 04109 LeipzigTelefon: (03 41) 975 60 39, Telefax: (03 41) 974 72 58REGJO ist eine eingetragene Marke (39867052) der REGJO – Magazin Verlag Mitteldeutschland GmbHwww.regjo-leipzighalle.de, [email protected]

Redaktionsleitung: Franziska Reif, Tobias Prüwer

Ressortleitung: Bastian Salier (Regionale Wirt-schaft), Tobias Prüwer & Franziska Reif (Titelthema), Carolin Modes & Esther Niebel (Kultur), Martin Jendrischik (Energie/Umwelt)

Autoren: Tobias Prüwer (TP), Dörthe Gromes (DG), Ja-net Schönfeld, Kai Bieler, Daniel Tieg, Katharina Hölker, Carolin Modes (CM), Esther Niebel (EN), Franziska Reif, Martin Jendrischik (MJ), Bastian Salier (IER), Peter Kri-schunas, Sergey Frank, Anett Commichau (AC), Katja Schmal, Prof. Anette Ehlers, Dr. Zita Ágota Pataki, Be-nedikt Kahlstadt, Claus-Peter Paulus, Giorgos Kalaitzis, Andreas Stötzner, Dr. Elke Leinhoß, Steffen Georgi

Übersetzungen: Inter.Connect Sprachen (Leipzig, Eisenach), Sarah Sump

Art Direction & Layout: Christine Friedrich-Leye

Lektorat: Franziska Reif

Fotografie: Norman Rembarz, Sebastian Willnow, Christian Hüller, Peggy Urbanczyk, Martin Claassen, Wolfgang Zeyen, Jost, Marco Warmuth, Joscha Steffens, Rony Anders

Titelfoto: Bernd Nörig

Layout- und Verlagsassistenz: Franziska Krüger

Geschäftsleitung und Herausgeber: Claus-Peter Paulus (V.i.S.d.P.)

Leitung Marketing: Giorgos Kalaitzis

Distribution/Marketing: Daniel Tieg

Verlagspraktikantin: Nicole Linares Ramon

Erscheinungsweise: Quartalsweise

Druck: LÖHNERT-DRUCKHandelsstraße 12, 04420 Markranstädt

Geprüfte Auflagen und Verbreitung: Der Verlag unterliegt mit der Auflage und Verbreitung des REGJO Magazins (das Wirtschafts- und Kultur-magazin für Mitteldeutschland) der Kontrolle zur Feststellung von Werbeträgern.

REGJO – Das Magazin für Mit-teldeutschland ist Gewinner des Silber-Award im Wettbewerb um den BCP (Best of Corporate Publishing) 2010 in der Kategorie B2B Medien/Entertainment/Kultur. Weitere In-fos zum Award und den diesjährigen Preisträgern erhalten Sie unter: www.bcp-award.de

Partner des Verlages:

Medienpartnerschaften:

Page 75: REGJO 03/2012

In Leipzig entstehen große Gefühle.

Weil klassische Töne auf modernen Sound treffen.

Als Global Partner des Gewandhausorchesters Leipzig

freut sich Porsche auf die Gewandhaus-Saison 2012/13.

Kraftstoffverbrauch (in l/100 km) innerorts 16,1–14,8 · außerorts 8,5–8,0 · kombiniert 10,9–10,7; CO2-Emissionen 256–251 g/km

www.porsche.de

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