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Schöpfung „modern“? Von der Produkt-orientierten zur Prozess-orientierten Schöpfungsvorstellung

Schöpfung „modern“? - ph-freiburg.de · Das erste Kapitel der Genesis beginnt wörtlich so "Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Aber die Erde war ... „Warum ist überhaupt

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Schöpfung „modern“?

Von der Produkt-orientierten zur Prozess-orientierten Schöpfungsvorstellung

Wie Fundamentalisten reden…

>> wenn man die Bibel Wort für Wort versteht und welche …

>> Gottesbilder sich daraus entwickeln

>> Über-Väter, Kaiser und Könige, geballte männliche Allmacht

Die Ursache aller Ursachen war Gott, Er, der Schöpfer alles dessen, was Dasein hat. Gott wollte aber die Wunderwerke Seiner Allmacht beginnen, wann und wie es Sein freier Wille war. Den Anfang und Verlauf dieser Schöpfung erzählt Moses im ersten Kapitel der Genesis; und da der Herr mir hierüber seine Erleuchtung mitgeteilt hat, so werde ich hier das Nötige sagen, um die Werke und Geschehnisse der Menschwerdung des Wortes und der Erlösung von ihrem Ursprunge an zu erkennen.

Das erste Kapitel der Genesis beginnt wörtlich so "Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Aber die Erde war wüst und leer. Finsternis war über dem Abgrund, und der Geist Gottes schwebte über den Gewässern. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. Und Gott sah das Licht, dass es gut war und schied das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht; und es ward Abend und Morgen, der erste Tag" (Gn 1,1-5); usw.

Das Ende der Welt?

Schöpfung ist kein „Machen…“

• Keine Herstellung eines „Produktes“• Kein Zauber-Wort• Keine Architekten- oder Baumeister-Vorstellung• Kein Nachdenken über den „Anfang“ Gottes: Gott ist „gesetzt“• Kein Nachdenken über die „Zeit davor“, keine „Schöpfung aus dem

Nichts“, keine „Materia prima“ o.ä. >> Sondern ein gestaltender Prozess von der Unordnung zur Ordnung. Dies hat einen ANFANG, und diesen Prozess WOLLTE GOTT und er geht von ihm aus.

• Die vielen Schöpfungs-Verben in Gen 1 u. 2 zeigen gerade, dass sich Gottes „Machen“ nicht festlegen lässt. Es werden alle damals denkbaren Schöpfungs-Möglichkeiten gebracht >> es geht nicht um „Erklärungen“.

Keine philosophischen Erklärungs-Strukturen oder –Modelle möglich….• Keine „Gottesbeweise“: Kein Rückschluss vom Universum auf Gott• Gott ist kein Erklärungsgrund für das Universum: Kein Rückschluss von

Gott auf das Universum• Gott ist weder „letzter“ noch „erster“ Grund oder „Erstbeweger“ o.ä.• Wir „brauchen“ Gott nicht zur Welterklärung. Das wäre eine

Verwechslung mit erklärenden Denkstrukturen.• Die eigentliche Frage ist: „Warum ist überhaupt etwas und nichts

Nichts?!“ (Leibniz).• PLATOs Auskunft: Die GÜTE des Weltenbildners sei der Grund, warum

es nicht nur „nichts gibt“. Der Urgrund wollte nicht selbstgenügsam in sich selbst verharren. Er ist neidlos gut „agathos“ und „pronoia“ (griech.). Er wollte aus sich heraustreten.

PLATO

Platos Auskunft ist als ANGEBOT zu verstehen, kein Beweis. Der Kosmos und damit WIR können uns als liebevolle Gabe, als Geschenk betrachten, in der sich der Urgrund (nicht beweisbar!) selber manifestiert (theol. „offenbart“) und je nach Religion in unterschiedlicher Intensität „schenkt“, „spricht“, kundtut ….

Beziehung statt Produktorientierung …. Analogie KUNST: Künstler identifiziert sich mit seinem Kunstwerk („Pygmalion“),

es ist wie sein Leben und sein Lebens-Inhalt. Sein „Lebenswerk“. Sich ausdrücken. Schöpfung als „Medium“ Gottes…

Analogie KUNST: Moderne Kunst als offener Mal-Prozess: Das Bild wird zur Doku eines Malprozesses und ist nicht von Beginn an fertig konzipiert o.ä….

Beispiel Walter Stöhrer, gest. 2000:

Beziehung als „Gabe“ und „Geschenk“

Gott ist Gabe an Welt und Mensch und schenkt sich nach christlichem Verständnis selber. Er transzendiert seine Jenseitigkeit auf Welt und Mensch hin. Er legt sich selber in das Geschenk hinein. Beispiel Ehering, rote Rosen …

Eucharistie, Brechen des Brotes, Austeilen von Brot u. Wein: Gott gibt sich hin als Nahrung für seine Schöpfung.

Sich (ver-)schenken, ohne sich zu erschöpfen, eine nie versiegende Quelle … Gott ist viel größer und viel mehr als seine Schöpfung, darum geht er nicht in ihr

auf, auch wenn er sich an sie hingibt …

Er gibt alles, was die Schöpfung aufnehmen kann, ohne sich in ihr zu verlieren …

Im Gegenüber: Beziehung auf Augenhöhe

Gott schafft sich mit der Schöpfung ein echtes „Gegenüber“: Gratia supponit Naturam, non destruit.

Er bringt sie in der Beziehung zu sich auch immer mehr zu sich selber; je intensiver er die Beziehung aufbaut, um so mehr ist die Schöpfung eigenständiger, „freier“, obwohl er sie hält und unterhält.

Da er sich selber in die Schöpfung „hinein verweltlicht“, wird sie nicht von ihm überfremdet, sondern er entwickelt mit ihr / in ihr >> ihr eigenes System und steht ihr gleichzeitig gegenüber.

So arbeitet die Schöpfung mit IHM zusammen und erst recht die Menschen als Stellvertreter Gottes auf Erden. Was sie an sich selber und an / mit der Schöpfung tun, tun sie parallel an und mit Gott.

Fehler, Katastrophen und Brüche lassen sich nicht vermeiden. Die Menschen UND Gott leiden an ihnen.

Mensch als „Bild Gottes“

Drückt Familien – Zugehörigkeit aus und echte Partizipation

Stiftet Familienbande

Stiftet verdichtete Personalität

Macht uns zu Gottes Kindern, d.h. reduziert die Lohn – Leistungs-Kategorie

Begründet die Vater- Beziehung bzw. die Eltern – Beziehung

Reduziert die Vorteils / Nutzen – Beziehung

Reduziert die Instrumentalisierung

Hilft uns, Gott in uns und im Gegenüber besser zu finden.

Kosmos und Mensch Mensch muss sich zuerst als Hervorbringung des Kosmos begreifen lernen und

annehmen. [ Hinter dem Kosmos und in dem Kosmos und jenseits des Kosmos steht Gott! >> Für Gott-suchende und Gott-gläubige Menschen ]

Mensch steht als Ausschnitt – Wesen (nicht als fertiges „Produkt“) mitten in der andauernden Evolution des Kosmos und ist ein Teil dieser Evolution.

Mensch muss sich als ständig Bewegter begreifen lernen. Seit Beginn des Zeitpfeiles vor ca. 14 Milliarden Jahren gibt es keinen Stillstand, auch nicht für ihn.

Mensch steht als Ausschnitt – Wesen mitten in der Evolution der Bio – Sphäre Erde unseres Planetensystems.

Er muss sich davon verabschieden, „Krone der Schöpfung“ zu sein (was die Bibel auch so nirgends sagt…). Er muss sich definitiv von der Anthropozentrik verabschieden und erkennen / spüren, dass überall Gott am Werk ist.

Trotz seiner Nähe in der Schöpfung bleibt dieser Gott ein GEHEIMNIS.

Kosmos contra Gott?? Wir sind Hervorbringungen

der kosmischen Evolution- ABER Beziehungs –

Geschöpfe des Urgrundes, der keine „Abhängigkeit“ will…

Kein „A“ wie Anfang ….

Kein „Aleph“ (hebr.), kein „Alpha“ für uns Menschen erkennbar, sondern immer nur

Das „Bet“ (hebr.), „Beta“, wir sind Wesen des zweiten Buchstabens. Der erste Buchstabe ist Gott! „Ich bin das Alpha und das Omega“ (Offb 21,6; 22,13).

Der offene Buchstabe ….

Der hebr. Buchstabe „B“ , Bet, griech. Beta, ist nach links in semitischer Schreibrichtung offen: Das steht für den Prozess, der sich von Anfang an in Freiheit entfalten soll. Der Schöpfungs-Prozess wird weiter geschrieben ….

Befreiung von Erklärungs – Zwängen:Beziehung suchen!

Erst wenn wir uns als „Entwicklungs-Wesen“ im Kosmos und in der Evolution wahr nehmen und annehmen, und uns verstehen als „Zeit-Reisende“

>> und erst, wenn wir Gott von allen Arten eines „Erklärungs-Modelles“ befreien und ihn nicht festlegen als einen, den „wir (zur Welt-Erklärung oder als Konstrukt) brauchen“,

>> erst dann wird uns die geschenkte Beziehung zwischen DEM, der alles umgreift und UNS deutlich, und geht uns seine NÄHE in der Schöpfung und bei uns auf und können wir ahnen, dass ER /SIE alles treibt und antreibt …

Wesen, nicht Wissen

• Die Bibel erzählt vom WESEN des Menschen, seiner WÜRDE, seiner BERUFUNG, wie er in der Welt leben soll, wie er glücklich werden kann, wo er Grenzen respektieren muss … >>> Wer bist du, Mensch?

• Diese Wesens-Aussagen gelten über die Jahrtausende hinweg, müssen aber je nach Epoche, in der man lebt, gedeutet werden, ausgelegt werden, diskutiert werden … denn >>>

• >>> Sprache und Weltbild der Bibel sind Zeit – gebunden!