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Selektive katalytische Reduktion vonStickstoffmonoxid mit Kohlenwasserstoffen
an eisenmodifizierten Zeolithen
Dissertation
zur Erlangung des Gradeseines Doktors der Naturwissenschaften
der Fakultät für Chemiean der Ruhr-Universität Bochum
vorgelegt von
Diplom-ChemikerFrank Heinrich
aus Delmenhorst
Bochum 2002
Dissertation eingereicht am 13. Juni 2002
Disputation am 17. Juli 2002
Prüfungskommission:
Prof. Dr. W. Sander Vorsitzender
Prof. Dr. W. Grünert Referent
Prof. Dr. M. Muhler Korreferent
Prof. Dr. M. Havenith-Newen Dritte Prüferin
Die vorliegende Arbeit entstand in der Zeit von Juli 1998 bis Juli 2002 am Lehrstuhl fürTechnische Chemie der Ruhr-Universität Bochum.
Danksagung
Mein besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. W. Grünert für die interessanteThemenstellung und die Möglichkeit zur Durchführung dieser Arbeit sowie seine steteDiskussionsbereitschaft. Das mir entgegengebrachte Vertrauen und der von ihmgewährte große wissenschaftliche Freiraum bei der Durchführung und Gestaltung derArbeit haben zur erfolgreichen Bewältigung der Problemstellung entscheidendbeigetragen.
Herrn Prof. Dr. M. Muhler danke ich für die freundliche Übernahme des Korreferats.
Einen wesentlichen Beitrag zum erfolgreichen Gelingen der vorliegenden Arbeit leisteteFrau Dr. E. Löffler, bei der ich mich für ihre Hinweise, Anregungen und großeDiskussionsbereitschaft rund um die Themen Zeolithe und DRIFT-Spektroskopiebedanken möchte.
Für die Messung der unzähligen IR-Spektren und Röntgendiffraktogramme sowie ihrersteten Hilfsbereitschaft danke ich Frau A. Gomann. Ebenso danke ich FrauS. Wiedemeyer für die TPR- und BET-Untersuchungen.
Von den Mitarbeiter des Lehrstuhls für Mineralogie möchte ich Frau K. Keppler für dieICP-AES-Analysen und Herrn Dr. T. Reinecke für die XRD-Untersuchungen danken.
Bei Herrn Dr. M. Menzel von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung(BAM) in Berlin bedanke ich mich für die Anfertigung und Analyse der Mössbauer-Spektren.
Für die Hilfe beim Aufbau und der Instandhaltung meiner Anlage möchte ich michnamentlich bei Herrn Dipl.-Ing. H. Otto sowie den Mitarbeitern der Werkstätten derFakultät für Chemie bedanken.
Allen weiteren Angehörigen des Lehrstuhls für Technische Chemie danke ich für diestete Hilfsbereitschaft und wertvollen Diskussionen sowie für das gute Arbeitsklima.
Zusammenfassung
Zusammenfassung
Für die Reinigung stickoxidhaltiger Abgase stellt die Anwendung der selektiven
katalytischen Reduktion mit Kohlenwasserstoffen ein vielversprechendes Verfahren dar.
Die bisher für diese Methode entwickelten Katalysatoren weisen jedoch verschiedene
Nachteile auf, wie z. B. eine ungenügende Aktivität und Langzeitstabilität gegenüber
Wasser und SO2, sowie einen relativ schmalen Temperaturbereich in dem das
Reduktionsmittel selektiv wirkt. Eine verstärkte Forschungstätigkeit setzte 1996 ein, als
Feng und Hall über die bemerkenswerte, aber leider nicht reproduzierbare, hohe
katalytischen Aktivität und Stabilität von überausgetauschten Fe-ZSM-5 berichteten.
Wenige Jahre später gelang es durch die von der Arbeitsgruppe Sachtler et al.
vorgeschlagene Sublimationsmethode Fe-ZSM-5-Katalysatoren mit einem nFe/nAl = 1
zu präparieren, die zwar eine geringere Aktivität aber eine ähnliche hohe Stabilität
gegenüber Wasser aufwiesen wie die von Feng und Hall hergestellten Proben.
Das Ziel der Arbeit bestand in der Identifikation der aktiven Spezies und der
Präparation möglichst aktiver und stabiler Katalysatoren auf Basis eisenmodifizierter
Zeolithe. Neben der Bestimmung der katalytischen Aktivität unter den verschiedensten
Reaktionsbedingungen, waren die Charakterisierung der aktiven Eisenspezies und
Untersuchungen zum Reaktionsablauf Gegenstand der vorliegenden Arbeit.
Die selektive katalytische Reduktion von NO mit Kohlenwasserstoffen wurde an
eisenmodifizierten Zeolithen in einem Strömungsrohrreaktor studiert. Der Produktstrom
wurde mittels gaschromatographischer und massenspektrometrischer Analyse
untersucht. Die Probenherstellung erfolgte auf Basis der Zeolithtypen MFI, MOR und
BEA nach konventionellen Methoden (wässriger Ionenaustausch,
Festkörperionenaustausch), durch Sublimation von FeCl3 in die H-Form des Zeolithen
sowie nach einem eigenen, neu entwickeltem Verfahren (mechano-chemischer
Austausch). Eine ausführliche Charakterisierung der Katalysatoren wurde mittels
verschiedener Methoden (ICP-AES, BET, XRD, DRIFTS, H2-TPR und Mössbauer-
Spektroskopie) und unter Einbeziehung von EXAFS-Ergebnisse aus der Dissertation
von C. Schmidt durchgeführt. Die Charakterisierung lieferte Informationen zum
Einfluss von Präparation und Reaktionsbedingungen auf die Zeolithe und die gebildeten
Zusammenfassung
Eisenspezies. Darüber hinaus wurden mit einer in situ-DRIFTS-Studie sowohl die
Veränderungen am Katalysator als auch die Bildung von adsorbierten Spezies unter
stationären und transienten Bedingungen beobachtet. Die gewonnenen Erkenntnisse
flossen in die zielgerichtete Modifikation der Präparationsmethoden ein, um das
Katalysatorsystem zu optimieren.
Die Katalysatoren, die mit Zeolithen des Strukturtyps MFI präpariert wurden, wiesen
eine deutlich höhere Aktivität auf als Proben, die auf den Matrizes MOR oder BEA
basierten. Dabei wurden die höchsten NO-Umsätze bei der Verwendung von i-Butan als
Reduktionsmittel erzielt. Dagegen erlauben Propan und Propen nur eine niedrige bis
mittelmäßige Umsetzung des NO, während Methan für die SCR an diesen
Katalysatoren inaktiv ist.
Durch die Entwicklung der neuen Präparationsmethode des mechano-chemischen
Austausches konnte gezeigt werden, dass Katalysatoren mit einem sehr niedrigen
Eisengehalt (nFe/nAl = 0,1) eine katalytische Aktivität aufweisen können, die die der
aktivsten, überausgetauschten Fe-ZSM-5-Proben (nFe/nAl ~ 1) übersteigt. Der geringe
Eisengehalt wirkt sich aber negativ auf die Stabilität des Katalysators bei der SCR unter
hydrothermalen Bedingungen aus. Aufgrund des fehlenden Eisens auf den Gitterplätzen
des Zeolithen unterliegt dieser Katalysator einer starken, irreversiblen Desaktivierung
durch Dealuminierung bei hydrothermalen Reaktionsbedingungen. Daneben konnte für
alle Proben bei niedrigen Temperaturen eine reversible Desaktivierung durch die
Bildung von stickstoffhaltigen, organischen Ablagerungen beobachtet werden. Mit einer
oxidativen Behandlung konnte dieser Koks entfernt werden, wodurch die ursprüngliche
Aktivität der Katalysatoren wiederhergestellt wurde.
Durch die Charakterisierung des in der Zeolithmatrix eingelagerten Eisens konnte eine
breite, aber stark unterschiedliche Speziesverteilung nachgewiesen werden. Die mittels
Sublimation präparierten Fe-ZSM-5-Katalysatoren stellen mehrphasige Systeme dar.
Sie enthalten sowohl intrazeolithisches, dreiwertiges Eisen, das teils monomer, teils
��������� �������� �� � ����� ���2O3. Für die Katalysatoren der neuen Methode
(mechano-chemischer Austausch) wurden durch EXAFS isolierte Eisenspezies
gefunden, die keine Eisennachbarn besitzen. Die aktiven Zentren sind möglicherweise
Zusammenfassung
isolierte, evtl. oligomere Eisenspezies mit Minderheitscharakter. Diese experimentellen
Ergebnisse begründen Zweifel an der entscheidenden Rolle des in der Literatur als
aktive Spezies für die SCR-HC von NO an Fe-ZSM-5 postulierten binuklearen
Eisenclusters. Daneben konnte die essentielle Bedeutung der zeolithischen
Hydroxylgruppen für die katalytische Aktivität durch die Defunktionalisierung der
Brönsted-aziden OH-Gruppen nachgewiesen werden.
Durch die Simulation der SCR in einer in situ-DRIFTS-Zelle konnten über den
gesamten Temperaturbereich der Reaktion die Veränderungen am Katalysator und die
Bildung von stickstoffhaltigen, organischen Ablagerungen unter stationären und
transienten Bedingungen beobachtet werden. Unter oxidativen Bedingungen kommt es
zum Freiwerden der OH-Gruppen des Katalysators durch Migration bzw.
Konglomeration des Eisens. In dieser Studie konnten den beobachteten Ablagerungen
charakteristische funktionelle Gruppen zugeordnet werden. Diese Adsorbate sind
verantwortlich für die reversible Desaktivierung, wobei aber nicht ausgeschlossen
werden kann, dass sie auch entscheidend am Reaktionsmechanismus beteiligt sind.
Daneben ist es, vermutlich wegen des Minderheitscharakters der aktiven Zentren, nicht
gelungen Intermediate zu beobachten bzw. die Bildung der Adsorbate direkt mit der
Aktivität der Katalysatoren zu korrelieren.
Aus den Ergebnissen der Arbeit konnte geschlussfolgert werden, dass die
Voraussetzungen für einen aktiven Katalysator u. a. in dem bifunktionellem
Zusammenwirken von bestimmten, dispersen Eisenspezies und den Brönsted-aziden
OH-Gruppen des Zeolithen liegen. Durch die Anwendung des mechano-chemischen
Austausches gelang die Präparation von aktiven Fe-ZSM-5-Katalysatoren mit
homogenen, isolierten Eisenspezies. Die Forderungen an den Zeolith beinhalten zwei
sich widersprechende Eigenschaften. Für eine hohe Aktivität müssen genügend
Brönsted-azide OH-Gruppen zur Verfügung stehen, die gleichzeitig aber eine verstärkte
irreversible Desaktivierung des Katalysators unter hydrothermalen
Reaktionsbedingungen bedingen. Dieser Zielkonflikt ist nach bisherigem Kenntnisstand
nur durch einen Kompromiss bei der Anzahl der Protonen auf den Gitterplätzen zu
lösen.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung und Aufgabenstellung .......................................................... 1
2. Stand des Wissens ................................................................................... 4
2.1 Der Zeolith ............................................................................................................ 4
2.1.1 Die Definition und die strukturellen Merkmale........................................... 4
2.1.2 Die Synthese, Eigenschaften und Modifikationen....................................... 7
2.1.3 Die Anwendungen unter Nutzung der spezifischen Eigenschaften ........... 10
2.2 Die SCR an zeolithischen Katalysatoren ............................................................. 12
2.2.1 Ein Überblick über die Verfahren zur Abgaskatalyse ............................... 12
2.2.2 Zur Präparation und Aktivität des Fe-ZSM-5 in der
SCR von NOx mit Kohlenwasserstoffen ................................................... 16
2.2.3 Zur Struktur der Eisenspezies in Fe-ZSM-5 .............................................. 22
2.2.4 Zum Mechanismus der SCR von NO mit
Kohlenwasserstoffen an Fe-ZSM-5........................................................... 25
2.3 Die Grundlagen zur physiko-chemischen Charakterisierung ............................. 27
2.3.1 Die Infrarot-Spektroskopie ........................................................................ 27
2.3.2 Die Röntgenpulverdiffraktometrie ............................................................. 32
2.3.3 Die Temperaturprogrammierte Reduktion................................................. 33
2.3.4 Die Mössbauer-Spektroskopie ................................................................... 36
2.3.5 Die Röntgenabsorptionsspektroskopie....................................................... 38
3. Experimentelles ..................................................................................... 40
3.1 Die Anlage zur Messung der katalytischen Aktivität .......................................... 40
3.1.1 Der Aufbau der Messapparatur .................................................................. 40
3.1.2 Die Gasversorgung..................................................................................... 40
3.1.3 Die Verrohrung und der Reaktor ............................................................... 41
3.1.4 Die Analytik............................................................................................... 42
3.1.5 Die Anlagensteuerung................................................................................ 43
3.2 Die Versuchsdurchführung .................................................................................. 43
3.2.1 Die Messbedingungen................................................................................ 43
3.2.2 Das Messprozedere .................................................................................... 44
3.2.3 Die Auswertung ......................................................................................... 45
Inhaltsverzeichnis
3.3 Die Katalysatorpräparation ....................................................................................... 47
3.3.1 Die Modifizierung von Zeolithen .............................................................. 47
3.3.2 Der HCl-Austausch .................................................................................... 47
3.3.3 Der wässrige Austausch ............................................................................. 47
3.3.4 Der Festkörperionenaustausch ................................................................... 48
3.3.5 Der Austausch mittels Sublimation............................................................ 48
3.3.6 Der mechano-chemische Austausch .......................................................... 49
3.3.7 Die Defunktionalisierung der Brönsted-Azidität ....................................... 50
3.3.8 Die Kalzination .......................................................................................... 50
3.4 Die Katalysatorcharakterisierung......................................................................... 51
3.4.1 Die DRIFT-Spektroskopie ......................................................................... 51
3.4.2 Die Elementanalyse.................................................................................... 52
3.4.3 Die Sorptionsmessungen............................................................................ 53
3.4.4 Die Röntgenpulverdiffraktometrie ............................................................. 53
3.4.5 Die Temperaturprogrammierte Reduktion................................................. 53
3.4.6 Die Mössbauer-Spektroskopie ................................................................... 54
3.4.7 Die Röntgenabsorptionsspektroskopie....................................................... 54
3.4.8 Die Probenübersicht ................................................................................... 55
4. Ergebnisse .............................................................................................. 56
4.1 Die Untersuchungen zur katalytischen Aktivität ................................................. 56
4.1.1 Die Voruntersuchungen ............................................................................. 56
4.1.2 Die Variation der Präparationsmethoden................................................... 57
4.1.3 Das Problem der Reproduzierbarkeit bei der Probenherstellung............... 61
4.1.4 Der Vergleich der Reduktionsmittel .......................................................... 63
4.1.5 Der Einfluss der Zeolithstruktur ................................................................ 65
4.1.6 Die Katalyse im feuchten Medium ............................................................ 67
4.1.7 Der Einfluss der zeolithischen Brönsted-Azidität...................................... 70
4.1.8 Die Variation der Reaktionsbedingungen .................................................. 72
4.2 Die Charakterisierung .......................................................................................... 75
4.2.1 Die allgemeine Charakterisierung.............................................................. 75
4.2.1.1 Die chemische Zusammensetzung................................................. 75
4.2.1.2 Die Sorptionsmessungen ............................................................... 76
4.2.1.3 Die Röntgenpulverdiffraktometrie ................................................ 77
Inhaltsverzeichnis
4.2.1.4 Die DRIFT-Spektren im Gitterschwingungsbereich ..................... 79
4.2.2 Die DRIFT-Spektroskopie ......................................................................... 80
4.2.2.1 Die Untersuchung der Hydroxylgruppen
in Zeolithen der H-Form................................................................ 80
4.2.2.2 Die Untersuchung der Hydroxylgruppen in Fe-Zeolithen............. 83
4.2.2.3 Die Defunktionalisierung der Brönsted-Azidität........................... 89
4.2.2.4 Die Veränderungen der zeolithischen Hydroxylgruppen
durch SCR unter hydrothermalen Bedingungen............................ 90
4.2.3 Die Temperaturprogrammierte Reduktion................................................. 92
4.2.4 Die Mössbauer-Spektroskopie ................................................................... 95
4.2.5 Die Röntgenabsorptionsspektroskopie....................................................... 98
4.3 Die in situ-DRIFTS-Untersuchungen ................................................................ 101
4.3.1 Die Realisation......................................................................................... 101
4.3.2 Die Katalyse in der DRIFTS-Zelle .......................................................... 104
4.3.3 Der stationäre Zustand ............................................................................. 105
4.3.4 Die transienten Experimente.................................................................... 115
5. Diskussion ............................................................................................ 120
5.1 Der Einfluss der Präparationsmethoden auf die katalytischen Eigenschaften ... 120
5.2 Die Variation der Reaktionsbedingungen .......................................................... 126
5.3 Der Einfluss der zeolithischen Hydroxylgruppen auf
die katalytischen Eigenschaften ......................................................................... 130
5.4 Die Untersuchungen zum Reaktionsablauf durch die
in situ-DRIFTS-Studien .................................................................................... 132
6. Schlussfolgerungen und Ausblick...................................................... 138
7. Literaturverzeichnis ........................................................................... 142
Anhang ..................................................................................................... 148
A Mössbauer-Parameter
B Symbolverzeichnis
1 Einleitung und Aufgabenstellung
1
1 Einleitung und Aufgabenstellung
Im Zuge der ständig fortschreitenden Industrialisierung und Mobilisierung der heutigen
Welt, stellen Stickoxide ein nicht unerhebliches Problem dar [1]. Diese Umweltgifte
entstehen als Nebenprodukte bei Hochtemperatur-Verbrennungsprozessen, insbesondere
in Verbrennungsmotoren, die unter hohem Druck und Temperatur arbeiten, oder können
z. B. bei der Salpetersäureherstellung frei werden. Sie gelten als Verursacher des sauren
Regens und der Ozonbildung in Bodennähe und haben gravierende Auswirkungen auf
die Natur und Umwelt, wie z. B. das Waldsterben oder die Verwitterung von
Kulturgütern. Dies hat den Gesetzgeber dazu veranlasst, Grenzwerte für Stickoxide zu
erlassen. Überall dort, wo die Entstehung von Stickoxiden von vornherein nicht
vermieden werden kann, ist es notwendig im Rahmen von sogenannten „end-of-pipe“ -
Technologien die Abgase von diesen Schadstoffen zu befreien. Hier eröffnet sich eine
für die heterogene Katalyse typische Anwendung, die zur Zersetzung bzw. zur
Reduktion der Stickoxide führt. Dabei kommen, je nach Art der Schadstoffe, die
unterschiedlichsten Katalysatorsysteme und Reduktionsmittel zum Einsatz.
Für mobile Quellen, wie z. B. PKW, wird der geregelte Drei-Wege-Katalysator bei
Ottomotoren zur Reinigung der Abgase verwendet [2]. Dieser Katalysator basiert auf
seltenen und teuren Edelmetallen, wie z. B. auf Aluminiumoxid geträgertem Platin,
Palladium und Rhodium, die auf einem Monolithen aufgebracht werden. Um eine
einwandfreie Funktion zu gewährleisten muss ein stöchiometrisches Luft-
���� ������� ��� � = 1) eingestellt sein. Dies schließt den Einsatz dieser
Katalysatoren in Verbindung mit Diesel- oder Magermixmotoren, die ein
sauerstoffreicheres Abgas emittieren, aus.
Ein bereits kommerziell eingesetztes Verfahren für stationäre Quellen [3] stellt die
Anwendung der selektiven katalytischen Reduktion (engl.: selective catalytic reduction,
Abk. SCR) mit Ammoniak als Reduktionsmittel an Vanadiumoxid/Titandioxid dar. Hier
ist die Entstickung auch sauerstoffreicher Abgase möglich, da bei der SCR das
Reduktionsmittel selektiv die Stickoxide reduziert, ohne durch den im Überschuss
vorhandenen Sauerstoff direkt verbrannt zu werden [4]. Doch stellen der hohe Preis, die
Korrosivität und Toxizität des Ammoniaks erhebliche Kostenfaktoren dar.
1 Einleitung und Aufgabenstellung
2
Ein Ziel in der Umweltkatalyse ist die Entwicklung eines Katalysatorsystems, das bei
hoher Aktivität die Nachteile der zuvor beschriebenen Verfahren vermeidet. Als ein
wünschenswerter Ansatz galt die Verwendung von Kohlenwasserstoffen als
Reduktionsmittel anstelle von Ammoniak. Allerdings wurden erst 1990 mit den
Arbeiten von Iwamoto [5] und Held et al. [6] erfolgversprechende Katalysatoren
gefunden, die diesen Weg eröffnen. Für die SCR von Stickstoffmonoxid mit höheren
Kohlenwasserstoffen wurden mit kupferausgetauschten ZSM-5-Zeolithen hohe
Aktivitäten erhalten. Infolgedessen setzte eine rege Forschungstätigkeit ein, die Systeme
basierend auf den verschiedensten Übergangsmetallen und Zeolithmatrizes auf ihre
Aktivität untersuchte. Dabei zeigte sich, dass diese Katalysatoren nur über einen
schmalen Temperaturbereich verfügen, in dem hohe Aktivitäten erzielt werden. Ferner
verhinderte eine mangelnde Langzeitstabilität, verursacht durch die Empfindlichkeit der
zeolithischen Katalysatoren gegenüber Schwefeldioxid und den hydrothermalen
Bedingungen des Abgases, den technischen Einsatz. Wenige Jahre später war mit dem
überausgetauschten Fe-ZSM-5 ein Katalysator gefunden, der in Verbindung mit i-Butan
oder Ammoniak als Reduktionsmittel auch in Anwesenheit von Wasser oder
Schwefeldioxid eine hohe Aktivität für die SCR von Stickoxiden zeigt. Von Feng und
Hall [7] wurde 1996 eine Präparationsmethode vorgestellt, die zu den bislang aktivsten
Katalysatoren führte. Doch ließen sich diese Ergebnisse nicht reproduzieren. Mit der
von Chen und Sachtler [8] eingeführten Methode der Sublimation von Eisenchlorid
konnten Katalysatoren mit niedrigerer, aber gut reproduzierbarer Aktivität hergestellt
werden. Es zeigte sich jedoch, dass trotz einheitlichem katalytischen Verhaltens der
mitunter verschieden präparierten Proben und detaillierter Charakterisierung, die
Struktur der aktiven Spezies und der Reaktionsmechanismus kontrovers diskutiert
wurde.
Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die vorliegende Dissertation mit der SCR von
Stickstoffmonoxid mit Kohlenwasserstoffen an Katalysatoren auf Basis eisen-
modifizierter Zeolithe. Das Ziel der Arbeit war die Identifikation der für die SCR
aktiven Spezies. Auf dieser Basis sollten möglichst aktive und stabile Katalysatoren mit
hoher Reproduzierbarkeit präpariert werden. Das ineinandergreifende Konzept der
vorliegenden Arbeit geht aus Abb. 1.1 hervor. Die neu präparierten Proben wurden auf
ihre katalytische Aktivität unter Berücksichtigung des Katalysatorgiftes Wasser, dem
1 Einleitung und Aufgabenstellung
3
Einsatz verschiedener Kohlenwasserstoffe und Reaktionsbedingungen geprüft. Dem
schloss sich eine detaillierte Charakterisierung mittels verschiedener Methoden (ICP-
AES, BET, XRD, DRIFTS, H2-TPR und Mössbauer-Spektroskopie) an. Ergebnisse aus
Röntgenabsorptionsuntersuchungen wurden ergänzend von C. Schmidt [9] über-
nommen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse über die gebildeten Eisenspezies sollten
in die zielgerichtete Modifikation der Präparationsmethoden mit der Absicht eingehen
die Aktivität und Stabilität des Katalysatorsystems zu optimieren. Um Hinweise auf den
Mechanismus und die dabei beteiligten Intermediate zu erhalten, wurde die
Charakterisierung und das Katalysatorscreening in Form von in situ-DRIFTS-
Untersuchungen zusammengeführt.
Abb. 1.1 Konzept der Arbeit
Präparation derFe-Zeolithe
Vorbehandlung
Zeolithe vom StrukturtypMFI, MOR, BEA
Festkörper-ionenaustausch
Austausch mittelsSublimation
wässrigerIonenaustausch
mechano-chemischerAustausch
Charakterisierung
H -TPR, DRIFTSXRD, XAFS [9]
Mössbauer-Spektroskopie
2
Katalysator-screening
AktivitätDesaktivierungsverhalten
2 Stand des Wissens
4
2 Stand des Wissens
2.1 Der Zeolith
2.1.1 Die Definition und die strukturellen Merkmale
Die in der vorliegenden Arbeit verwendeten Katalysatoren basieren auf modifizierten
Zeolithen. Einen guten Überblick über diese vielfältige Stoffklasse bieten das Buch
„Introduction to Zeolite Science and Practice“ [10] sowie die einleitenden Artikel von
Puppe et al. [11, 12].
Der Begriff „Zeolith“ (von griech.: zeo = sieden; lithos = Stein) für eine bestimmte
Gruppe mikroporöser, kristalliner Feststoffe wurde 1756 von dem schwedischen
Mineralogen A.F. Cronstedt geprägt. Er beobachtete das typische Verhalten des
Minerals Stilbit beim Erhitzen Wasserdampf ohne Änderung der Kristallstruktur
abzugeben [13].
Nach der klassischen Definition von D.W. Breck [14] versteht man unter Zeolithen
kristalline, hydratisierte Alumosilikate, die sowohl natürlichen Ursprunges als auch
synthetisch hergestellt sein können. Die Beschreibung der Elementarzelle erfolgt nach
der allgemeinen Formel:
Mx/n · [(AlO2)x(SiO2)y] · n H2O, (2.1)
mit Mx/n als austauschbarem Kation zur Ladungskompensation mit der Wertigkeit n und
n H2O für die Anzahl der adsorbierten Wassermoleküle. Das Alumosilikatgerüst ist
durch ein nSi/nAl-Verhältnis (y/x) von größer oder gleich eins gekennzeichnet.
Die elementaren Struktureinheiten sind TO4-Tetraeder (T = Si, Al), deren Verknüpfung
über Sauerstoffatome zu den sekundären Baueinheiten (SBU) führen. Aus diesen SBU
bauen sich während der Synthese größere Strukturen auf, deren Gerüst über Hohlräume,
Kanäle und Poren verfügt. Zur Ladungskompensation des AlO4--Tetraeders befinden
sich an den Gitterplätzen Kationen. Dies können Ammonium-, Alkali- bzw. Erdalkali-
Kationen aber auch Protonen sein. Je nach der bevorzugten SBU und dem weiteren
2 Stand des Wissens
5
Strukturprinzip lassen sich die Zeolithe in strukturelle Klassen wie z. B. Faujasit oder
Pentasil einteilen. Der dabei mögliche Bereich für das nSi/nAl-Verhältnis ist vom
Strukturtyp abhängig. Ferner spiegelt sich die Vielfalt dieser Stoffklasse in dem
Vorhandensein unterschiedlichster Morphologien, wie z. B. Faser-, Lamellen- oder
Gerüststruktur wieder. Einen umfangreichen Überblick bietet dazu der von der
Strukturkommission der Internationalen Zeolithvereinigung herausgegebene „Atlas of
Zeolite Framework Types“ [15]. Dort werden die Zeolithe ausführlich beschrieben und
entsprechend ihrer Topologie einem Code aus drei Buchstaben zugeordnet.
Die in dieser Arbeit überwiegend hergestellten und untersuchten Katalysatoren basieren
auf dem Zeolithen ZSM-5. Sein Kürzel „MFI“ (Mobil Five) ist vom Namen der Firma
(Mobil Oil Corp.) abgeleitet, bei der R.J. Argauer und G.R. Landolt [16] 1972 die
Synthese zum ersten Mal gelang. Es handelt sich um einen siliziumreichen,
synthetischen Zeolithen aus der Familie der Pentasile. Die Elementarzelle des Zeolith
ZSM-5 wird durch die Summenformel Nan[AlnSi96-nO192] · 16 H2O (n < 27)
beschrieben. Er kristallisiert in einem orthorhombischen Gitter, das charakterisiert ist
durch ein dreidimensionales 10-Ring-System mit geradlinigen Kanälen (5,3 x 5,6 Å,
[010]), die rechtwinklig von zick-zack Kanälen (5,1 x 5,5 Å, [100]) gekreuzt werden.
Daneben wurden zu Vergleichszwecken die Zeolithe Beta und Mordenit verwendet. Bei
dem Zeolith Beta (BEA) handelt es sich um einen weitporigen, siliziumreichen
Zeolithen der Formel Nan[AlnSi64-nO128] mit n < 7. Das tetragonale Kristallgitter ist
extrem gestört und verfügt idealisiert über zwei verschiedene 12-Ring-Poren der Radien
5,5 x 5,5 Å [001] bei geraden Kanälen und 7,6 x 6,4 Å [100] bei gewundenen Kanälen,
die sich durchdringen. Die Störungen sind eine Folge lokaler Defekte, bei denen die
tertiären Baueinheiten (TBU) in c-Richtung um 90° gedreht zu den benachbarten TBU
der gleichen Schicht angeordnet sind. Daraus resultieren T-Atome, die nicht korrekt in
das Gerüst integriert sind und so potentielle Lewis-azide Zentren darstellen [17, 18].
Der Zeolith Mordenit (MOR), der z. B. bei einem nSi/nAl-Verhältnis von 8 eine
Elementarzelle mit der chemischen Zusammensetzung Na8[Al8Si40O96] · 24 H2O hat, ist
aluminiumreicher als der ZSM-5 aber ebenso wie dieser aus fünfgliedrigen Ringen
aufgebaut. Das orthorhombische Kristallgitter ist charakterisiert durch 12-Ring-Poren
der Dimension 6,5 x 7,0 Å [001] und 8-Ring-Poren der Größe 2,6 x 5,7 Å [010]. Den
12-Ring-Kanälen benachbart sind 8-Ring-Ring-Kanäle, die jedoch für Moleküle kaum
2 Stand des Wissens
6
zugänglich sind. In Folge dessen handelt es sich hierbei effektiv um ein
eindimensionales Kanalsystem. Eine weitere Besonderheit stellt die Bildung
sogenannter Taschen in den Wänden der 12-Ring-Kanäle dar, deren Zugang ebenfalls
begrenzt ist.
Abb. 2.1 Kristallgitter vom Typ „MFI“ [10]
Abb. 2.2 Kristallgitter vom Typ einesidealisierten „BEA“ [10]
Abb. 2.3 Kristallgitter vom Typ„MOR“ [10]
2 Stand des Wissens
7
2.1.2 Die Synthese, Eigenschaften und Modifikationen
Zur Synthese von Zeolithen setzt man wässrig-alkalische Lösungen von
reaktionsfähigen Silizium- und Aluminiumverbindungen ein. Dabei kann man drei
Verfahren unterscheiden. Die Umsetzung von Mineralien und Gläsern, die Gelsynthese
und die Synthese in Gegenwart von organischen Kationen. Während die erste Methode
kaum Anwendung findet, stellt die dritte eine Variante der Gelsynthese dar.
Typischerweise werden Synthesen im Autoklaven in einem Temperaturbereich von 323
bis 473 K durchgeführt. Das Reaktionsgemisch besteht aus einer Siliziumquelle, z. B.
SiO2 in einer kolloidalen Lösung, hydratisierten Aluminiumoxiden oder –salzen als
Aluminiumquelle und einem Mineralisierungsreagenz. Daraus bildet sich ein
Alumosilicat-Gel, in dessen amorphem Zustand Umlagerungen stattfinden. Nach dem
Reifeprozess, in dem das Gel sehr empfindlich gegenüber Bewegungen ist, findet die
eigentliche Kristallisation statt. Einen entscheidenden Einfluss auf den sich bildenden
Zeolith-Typ haben die molare Zusammensetzung des Gels, die Reaktionsbedingungen
und die Durchführung der Synthese. Daneben spielen u. a. die Reinheit der Edukte, die
Reihenfolge des Mischens sowie das Altern des Ansatzes eine ebenso große Rolle wie
die Wahl der Temperatur und Rührgeschwindigkeit sowie der Kristallisationszeit. Eine
große Bedeutung erlangte die Synthese in Gegenwart von organischen Kationen für
einige neuere Zeolithstrukturen mit höherem nSi/nAl. Durch die Anwesenheit des
Templates als Strukturbildner, in der Regel ein Alkylammonium-Kation, soll eine
zielgerichtete Kristallisation gewährleistet werden. Ein Nachteil dieser Methode besteht
in dem hohen Preis des Templates, das nach Abschluss der Synthese durch Kalzination
zerstört und so aus dem Gerüst entfernt wird. Man ist daher bemüht Synthesen
möglichst ohne Templat durchzuführen. Die ersten Synthesen des ZSM-5 waren
templathaltig, wurden inzwischen aber durch templatfreie Verfahren ersetzt. Eine
zusammenfassende Darstellung zur Synthese von Zeolithen ist im „Verified Synthesis
of Zeolitic Materials“ [19] gegeben.
Bei den Zeolithen handelt es sich um metastabile Systeme, deren Eigenschaften stark
vom nSi/nAl -Verhältnis beeinflusst werden. Die direkte Vergleichbarkeit zweier Zeolithe
gleichen nSi/nAl aber unterschiedlicher Topologie ist schwer möglich, da der Einfluss
der Struktur zu groß ist. Es können prinzipiell folgende Abhängigkeiten festgestellt
werden. Aluminiumreiche Zeolithe, wie z. B. Zeolith A oder X (nSi/nAl ≈ 1), zeichnen
2 Stand des Wissens
8
sich durch einen hohen Kationengehalt, einer großen Anzahl azider Zentren und
Hydrophilie aus. Dagegen haben siliziumreiche Zeolithe, wie z. B. Zeolith ZSM-5
(nSi/nAl ≈ 10 - 100), eine höhere thermische Stabilität (bis zu 1200 K) und sind deutlich
resistenter gegenüber Säuren. Der geringere Aluminiumgehalt führt zu einer größeren
Hydrophobizität, während die Stärke der aziden Zentren aufgrund ihrer geringeren
Anzahl zunimmt. Eine Eigenschaft, die allen Zeolithen gemeinsam ist, sind deren
Kanäle und Hohlräume, die über Poren charakteristischer Größe für bestimmte
Adsorbate zugänglich sind.
Zeolithe fungieren als Festkörpersäuren und verfügen sowohl über Brönsted- als auch
Lewis-azide Zentren. Die verschiedenen Hydroxylgruppen des Zeolithen wirken als
Protonendonatoren unterschiedlicher Stärke. Die größte Säurestärke resultiert aus
Protonen, die sich auf den Gitterplätzen zum Ladungsausgleich des AlO4--Tetraeders
befinden. Diese Si(OH)Al-Gruppe wird auch als Brücken-OH-Gruppe bezeichnet. Eine
deutlich geringere Azidität weisen terminale Silanolgruppen (SiOH-Gruppe) auf. Sie
befinden sich an den Abbruchstellen des Gerüstes, z. B. an der äußeren
Kristalloberfläche, oder in Form von wechselwirkenden inneren Silanolgruppen an
Defektstellen. Daneben weisen OH-Gruppen an Extragitteraluminium (AlOH-Gruppe)
geringe Azidität auf. Sie treten bei unsauber synthetisierten Zeolithen oder nach
Dealuminierungsprozessen auf. Die Lewis-sauren Zentren bilden sich an
Metallkationen, deren Koordinationssphäre nicht komplett besetzt ist. Die guten
Adsorptions- und Säureeigenschaften können sich auch nachteilig auswirken. So neigen
zeolithische Katalysatoren bei den unterschiedlichsten chemischen Umsetzungen zur
Verkokung. Im allgemeinen werden unter Koks alle nicht desorbierbaren Ablagerungen
organischen Ursprungs verstanden, die unter Umständen die Aktivität des Katalysators
beeinträchtigen.
Eine der herausragenden Eigenschaften der Zeolithe sind ihre Vielfältigkeit, die unter
anderem durch die umfangreichen Möglichkeiten zur Modifikation gegeben sind. Damit
ist eine Anpassung an die unterschiedlichsten Anwendungen möglich. So können z. B.
stark saure Zentren erzeugt und aktive Komponenten auf Gitter- oder Gerüstplätzen
eingebracht oder durch die Einlagerung in den Hohlräumen des Zeolithen hochdispers
verteilt werden. Befinden sich nach der Synthese Ammoniumkationen auf den
2 Stand des Wissens
9
Gitterplätzen, so können diese durch einfache Kalzination in synthetischer Luft zu
Ammoniak zersetzt werden. Auf den Gitterplätzen bleiben dann Protonen zurück. Die
Kationen auf den Gitterplätzen sind leicht beweglich, so dass der Zeolith durch
Ionentausch an diesen Stellen relativ einfach funktionalisiert werden kann. Für den
wässrigen Ionentausch (engl.: liquid ion exchange, Abk. LIE) wird der Zeolith in einer
verdünnten, wässrigen Salzlösung gerührt. Dieser Vorgang wird mehrfach wiederholt,
um einen möglichst hohen Eintauschgrad der ein- oder auch mehrwertigen Kationen zu
erhalten. Bei dem Festkörpereintausch (engl.: solid state ion exchange, Abk. SSIE) wird
die Ammonium- oder saure H-Form des Zeolithen mit einem entsprechendem Salz, das
im Überschuss eingesetzt wird, in Abwesenheit von Wasser intensiv verrieben. Danach
schließt sich eine Kalzination an, der in Abhängigkeit von der Präparationsvorschrift
das Waschen und Trocknen des Zeolithen folgt. Während dieser sogenannten
Aktivierung kommt es je nach Bedingungen zur Wanderung, Fixierung, Oxidation oder
Reduktion der eingebrachten Komponente. Mit der Wahl des einzutauschenden Kations
ist es möglich die Porenweite des Zeolithen zu verändern. So führt das zweifach positiv
geladene Ca2+-Kation durch die nur zur Hälfe besetzten Gitterplätzen zu einer
Aufweitung der Poren im Vergleich zum einfach geladenen Na-Kation.
Auch nach der Synthese kann man mit einer Dealuminierung Einfluss auf das nSi/nAl–
Verhältnis nehmen. Damit ändern sich ebenfalls die Säureeigenschaften des Zeolithen.
Bei der Verwendung von Mineralsäuren wird das Aluminium aus dem Gerüst gelöst
und Defektstellen mit Hydroxylnester erzeugt. Diese Methode wird nur bei
siliziumreichen Zeolithen (z. B. Mordenit oder ZSM-5) durchgeführt, da sie hohe
Anforderungen an die Stabilität stellt. Aluminiumreiche Zeolithe (z. B. A oder Y) sind
für diese Methode ungeeignet, da die Defekte zum Gerüstkollaps führen können. Eine
schonendere Dealuminierung kann mit Wasserdampf, auch Steaming genannt, erreicht
werden. Bei dieser hydrothermalen Behandlung wird Aluminium herausgelöst, das dann
als Extragitter-Aluminium in den Hohlräumen des Zeolithen verbleibt. In die
Fehlstellen wandern dann Siliziumatome ein, die aus Bereichen stammen, in denen die
Struktur zusammengebrochen ist und sich Mesoporen gebildet haben. Dieses Verfahren
wird u.a. für die Herstellung des ultrastabilen HY-Zeolithen (USY) verwendet. Bei der
Verwendung von Siliziumtetrachlorid kommt es zur isomorphen Substitution des
Aluminiums, wobei die Kristallinität erhalten bleibt. Das Ausheilen eines defektreichen
2 Stand des Wissens
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Zeolithen ist so durch den gezielten Einbau von Silizium möglich. Eingeschränkt wird
dieses Verfahren durch die mangelnde Zugänglichkeit des SiCl4 bei Zeolithen mit
kleiner Porengröße. Der Einbau unterschiedlicher Atome (B, Ga, Ti oder Fe) an Stelle
von Aluminium oder Silizium in das Gerüst auf T-Positionen ist so oder z. B. durch die
Zugabe entsprechender Kationenquellen bei der Synthese möglich. Aufgrund der evtl.
auftretenden Verzerrungen in der Zeolithstruktur ist die Menge der einzutauschenden
Atome begrenzt. Durch die isomorphe Substitution werden die räumliche Ausdehnung,
die chemischen Eigenschaften und die elektronische Umgebung verändert und die
daraus resultierenden neuen Eigenschaften lassen sich nicht vollständig vorhersagen.
Bei der Anwendung aller hier vorgestellten Modifikationen muss immer berücksichtigt
werden, dass Zeolithe metastabile Systeme sind, die durch eine ungünstige Wahl der
Reaktionsbedingungen (Temperatur, hydrothermale Bedingungen, Säuren etc.) in ihrer
Stabilität beeinträchtigt oder gar zerstört werden können.
2.1.3 Die Anwendungen unter Nutzung der spezifischen Eigenschaften
Die vielfältigen Eigenschaften spiegeln sich in der großen Bandbreite der
wissenschaftlichen und kommerziellen Anwendungen wieder. Exemplarisch sind hier
einige wichtige Anwendungen für Zeolithe aufgezählt.
Die leichte Beweglichkeit der Kationen auf den Gitterplätzen macht man sich für den
Einsatz als Ionentauscher zu nutze. Ein bedeutender Anteil der produzierten Zeolithe
(Typ A) werden dementsprechend als Enthärter eingesetzt und ersetzen das
Natriumpolyphosphat in Waschmitteln. Aufgrund der großen inneren Oberfläche eignen
sich Zeolithe hervorragend als Adsorbentien für flüssige oder gasförmige Stoffe. In
dieser Eigenschaft kommen sie in Isolierverglasungen, als Trocknungsmittel für
Lösungsmittel oder zur Gasreinigung zum Einsatz. Der Molsieb-Effekt wird für diverse
Verfahren zur Trennung ausgenutzt. Mit dem Gasphasen-Parex-Verfahren von Leuna
werden n-Paraffine durch reversible Adsorption an Zeolithen isoliert. So können nur die
geradlinigen n-Paraffine an einem Zeolith A mit der Porenweite 5 Å adsorbiert werden.
Die i-Paraffine sind aufgrund ihrer Verzweigung zu groß. Bei der Universal Oil
Products Comp. (UOP) wird unter gleichem Namen die Abtrennung von hochreinem
para-Xylol aus Xylol-Gemischen und Ethylbenzol in flüssiger Phase an einem
zeolithischen Festbettadsorbens betrieben. Darüber hinaus betreibt die UOP unter der
2 Stand des Wissens
11
Bezeichnung Molex-Verfahren die kontinuierliche Abtrennung von hochreinen n-
Paraffinen aus Kohlenwasserstoffgemischen zur Gewinnung von Kraftstoffen mit hoher
Oktanzahl.
Für die Katalyse werden die Zeolithe u. a. wegen ihrer Bifunktionalität interessant. Zum
einen können sie als Träger für eine feinverteilte, aktive Komponente dienen und zum
anderen selber als aktiver Katalysator an der Reaktion teil haben. Für viele
Anwendungen muss man davon ausgehen, dass eine Kombination aller Eigenschaften
von Relevanz ist. Am häufigsten finden Zeolithe ihre großtechnische Anwendung in der
sauren, heterogenen Katalyse. So wurde in den sechziger Jahren [20] das thermische
Cracken zunächst durch ein Verfahren an amorphen Alumosilikathen abgelöst, das
wiederum dem modernem FCC-Verfahren (Fluid-Catalytic-Cracking) am ultrastabilen
Zeolith Y (USY) weichen musste. Durch den Einsatz des weitporigen, sauren Zeolithen
können unverzweigte Kohlenwasserstoffe in besserer Qualität und Ausbeute in
kurzkettige Kohlenwasserstoffe (C1 – C6) gecrackt werden. Mit der Synthese des
ZSM-5 wurden eine Vielzahl neuer Verfahren entwickelt, die die sauren Eigenschaften
des Zeolithen ZSM-5 für die heterogene Katalyse nutzen. Als Beispiele seien hier die
Isomerisierung von ortho- zu para-Xylol und das Mobil-Badger-Verfahren zur
Alkylierung von Benzol mit Ethylen zu Ethylbenzol [21] genannt. Ein weiteres
Verfahren auf Basis des ZSM-5 stellt der MTG-Prozeß (Methanol to Gasoline) dar [22].
Dieser von Mobil als Alternative zum Fischer-Tropsch-Verfahren entwickelte Prozess
führt durch Dehydratisierung von Methanol zu einem Kohlenwasserstoff-Gemisch,
dessen größter Anteil im Siedebereich von Fahrbenzin liegt (Methanol-Benzinierung).
Zur Herstellung von Feinchemikalien und Zwischenprodukten werden saure Zeolithe
als Heterogenkatalysatoren eingesetzt. So ist es z. B. möglich am H-Beta oder H-ZSM-5
eine Acylierung aromatischer Verbindungen (Friedel-Crafts-Acylierung oder Fries-
Umlagerung) durchzuführen [23]. Durch die Verwendung des Zeolithen kann auf AlCl3
als katalysierende Lewissäure verzichtet werden um so eine Verminderung der
Korrosionsprobleme und die Vermeidung der Salzfracht zu erreichen. Ein weiterer
Vorteil stellt die Ausnutzung der Formselektivität des Zeolithen dar. Csicsery [24]
unterscheidet zwischen der Edukt-, Übergangs- und Produktselektivität. Da sich der
größte Teil der aktiven Zentren im Inneren des Zeolithen befindet, müssen die an der
2 Stand des Wissens
12
Reaktion beteiligten Komponenten einen der Porengröße angemessenen kinetischen
Durchmesser aufweisen, so dass die Edukte in die Hohlräume des Zeolithen hinein und
die Produkte wieder heraus diffundieren können. Ebenso ist es nötig, dass genügend
Raum für den zwischenzeitlich gebildeten Übergangszustand vorhanden ist. Aus diesem
Zusammenhang ergibt sich die Möglichkeit einer formselektiven Reaktionsführung, die
z. B. die Bildung eines kommerziell gewünschten para-Isomer gegenüber dem
thermodynamisch günstigerem, aber räumlich anspruchsvolleren ortho-Isomer
bevorzugt.
Redox-Reaktionen lassen sich ebenfalls durch Zeolithe, die mit Übergangsmetallen als
aktive Komponente dotiert wurden, katalysieren. An mit Platin modifizierten Zeolithen
ist die Hydrierung von Benzol möglich; Zeolithe mit Titan im Gitter setzen Phenol mit
Wasserstoffperoxid zu Hydrochinon um. Die Aromatisierung von Ethan zu Benzol
gelingt am ZSM-5, in dessen Kanälen Zn2+-Ionen eingebracht wurden. Eine weitere
Anwendung stellt die in dieser Arbeit untersuchte selektive katalytische Reduktion von
Stickoxiden dar, auf die im folgenden Kapitel ausführlich eingegangen wird.
2.2 Die selektive katalytische Reduktion von Stickoxiden an
zeolithischen Katalysatoren
2.2.1 Ein Überblick über die Verfahren zur Abgaskatalyse
Eine optimale Lösung zur Abgasreinigung wäre durch die direkte Zersetzung des
thermodynamisch metastabilen NO-Moleküls in dessen Elemente Stickstoff und
Sauerstoff gegeben [4, 25]. Der Vorteil dieses Verfahrens besteht darin, dass keine
zusätzlichen Reaktanden, wie z. B. Kohlenwasserstoffe, Ammoniak oder
Kohlenmonoxid, benötigt werden, die ihrerseits zur Produktion von Schadstoffen
beitragen können. Die ersten verwendeten zeolithischen Katalysatoren basierten auf
Cu-ZSM-5 [26, 27] welche auch unter heutigen Gesichtspunkten zu den besten
Systemen gehören. Die Zersetzung von Stickoxiden konnte sich aber als Methode nicht
durchsetzen, da im oxidierenden Medium eine noch zu geringe Aktivität erzielt wird
und die Katalysatoren eine hohe Vergiftungsanfälligkeit insbesondere gegenüber SO2
aufweisen.
2 Stand des Wissens
13
Ein anderer Weg wird mit der nicht-selektiven katalytischen Reduktion (NSCR)
beschritten. Hierbei wird dem Abgas ein großer Überschuss Wasserstoff,
Kohlenmonoxid oder Kohlenwasserstoffe hinzugefügt, welche zum einen den
Sauerstoff binden und zum anderen als Reduktionsmittel für die Stickoxide wirken.
Dieses Prinzip zur Abgasreinigung wird hauptsächlich für stationäre Schadstoffquellen
mit geringen Abgasmengen in hoher Konzentration verwendet. Aufgrund fehlender
Innovationen ist mit einer Ablösung dieses Verfahrens durch die selektive katalytische
Reduktion (SCR) zu rechnen [28].
Bei der SCR muss das Reduktionsmittel selektiv mit dem Stickoxid in Gegenwart von
Sauerstoff reagieren [29]. Für stationäre Schadstoffquellen wird die SCR mit
Ammoniak (SCR-NH3) bereits seit längerem kommerziell genutzt [3, 30]. Für dieses
Verfahren werden hauptsächlich Katalysatoren auf Basis von V2O5 auf TiO2, oft auch
mit WO3-Zusätzen, eingesetzt. Daneben kommen zeolithische Katalysatoren für
Hochtemperatur- und oxidische Katalysatoren für Tieftemperaturanwendungen zum
Einsatz. Bei der Anwendung des Verfahrens besteht ein Problem in der Vermeidung des
unvollständigen Umsatzes von Ammoniak während der Abgasreinigung (Ammoniak-
Slip). Enthält das Abgas Schwefeldioxid und wird dieses zu SO3 oxidiert, so können
sich Ablagerungen aus Ammoniumsulfat bilden, die durch das Verstopfen der Poren
den Katalysator desaktivieren. Eine weitere Einschränkung besteht in dem für die
mobile Anwendung wenig geeigneten Ammoniak. Um das Mitführen eines
Ammoniakbehälters bei mobilen Quellen zu vermeiden, wird besonders in Deutschland
intensiv daran geforscht das Ammoniak durch Harnstoff zu ersetzen. Ebenfalls noch im
Forschungsstadium befindet sich die Entwicklung von kupferhaltigen
Zeolithkatalysatoren [31 - 34] und Fe-ZSM-5 [35 - 40], mit denen außerordentlich hohe
Aktivitäten für die SCR von NO mit Ammoniak erzielt werden.
Eine intensive Forschungstätigkeit setzte deshalb ab 1990 ein, als Iwamoto [5] und Held
et al. [6] unabhängig voneinander berichteten, dass mit Kohlenwasserstoffen (außer
Methan) in Gegenwart von Sauerstoff Stickoxide selektiv über kupferausgetauschten
ZSM-5 reduziert werden (SCR-HC). Daraufhin wurde eine Vielzahl neuer
Katalysatorsysteme entwickelt, die in oxidische, zeolithische und Metall-Träger-
Katalysatoren einzuteilen sind. Für die zeolithischen Katalysatoren wird hauptsächlich
2 Stand des Wissens
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der siliziumreiche Strukturtyp MFI verwendet, der sich aufgrund seiner relativ hohen
thermischen Belastbarkeit empfiehlt. Daneben kommen auch die Typen MOR, BEA
und FER als Matrizes zum Einsatz, welche ebenfalls zu den siliziumreichen Zeolithen
gehören. In diese Zeolithe werden, mit dem Ziel die Aktivität und Stabilität zu steigern,
die unterschiedlichsten Übergangsmetalle, wie z. B. Cu, Co, Fe, Ga oder Pt eingebracht
[41 - 54]. Als Reduktionsmittel kommen überwiegend niedere Paraffine und Olefine,
aber vereinzelt auch höhere Kohlenwasserstoffe oder Alkohole [55 - 57] zum Einsatz.
Die damit erzielten Aktivitäten unterscheiden sich teilweise deutlich und können vom
Reaktionsmechanismus sowie dem sterischen Anspruch des Kohlenwasserstoffes und
damit von der Formselektivität des Katalysators abhängig sein [57]. Von Iwamoto et al.
[58] werden für die SCR von NO über Cu-ZSM-5 die Reduktionsmittel in „selektive“
und „nicht-selektive“ Kohlenwasserstoffe eingeteilt. Die „nicht-selektiven“
Kohlenwasserstoffe, zu denen Methan und Ethen gezählt werden, sind nicht in der Lage
bei Anwesenheit von Sauerstoff das NO selektiv zu reduzieren [4]. Mittlerweile sind
andere Katalysatorsysteme, wie z. B. Ce-und Ag-ZSM-5, Pd-H-ZSM-5 oder CeO2 auf
H-ZSM-5, bekannt, die das „nicht-selektive“ Methan aktivieren und die SCR von NO
katalysieren [43, 46, 53, 59]. Der Begriff der Selektivität kann auch auf den
Reaktionsmechanismus angewendet werden. So führt die Verwendung „nicht-
selektiver“ Reduktionsmittel je nach Katalysatorsystem zur Totaloxidation des
Kohlenwasserstoffes und zur Bildung von NO2 an Stelle von Stickstoff.
Aufgrund der Beobachtung zahlreicher und unterschiedlicher Reaktionsintermediate
[60], wie z. B. Isocyanat, organische Nitro- bzw. Nitrit-Verbindungen und aliphatische
Nitrile, hat sich bisher keine einheitliche Vorstellung für einen Reaktionsmechanismus
ergeben. Nach den zahlreichen und auch widersprüchlichen Vorschlägen zum
Mechanismus herrscht mittlerweile die Meinung vor, dass je nach eingesetztem
Katalysator, Reaktionstemperatur, Konzentration der Edukte und Anwesenheit von
Wasser oder SO2 mehrere Reaktionswege existieren und möglicherweise auch parallel
ablaufen. Prinzipiell kann zwischen drei Mechanismen unterschieden werden [61]. Ein
Mechanismus basiert auf der Zersetzung des NO in freiwerdenden Stickstoff und
adsorbierten Sauerstoff. Der Kohlenwasserstoff reagiert mit dem adsorbierten
Sauerstoff zu Kohlendioxid und Wasser. Ein weiterer Mechanismus beinhaltet in einem
ersten Schritt die Oxidation von NO zu NO2 durch Sauerstoff oder ein Metalloxid. Das
2 Stand des Wissens
15
NO2 reagiert als starkes Oxidationsmittel in einem zweiten Schritt mit dem
Kohlenwasserstoff zu Stickstoff, Kohlenoxiden und Wasser. Der dritte Mechanismus
geht von einer partiellen Oxidation des Kohlenwasserstoffes durch Sauerstoff bzw.
Stickoxide zu einem organischen Intermediat, z. B. ein Cyanid oder Nitrat aus. Dieses
Intermediat reagiert mit dem Stickoxid zu Stickstoff, Kohlenoxiden und Wasser [62].
Die Probleme des SCR-Prinzips ergeben sich aus dem charakteristischen
Reaktionsverhalten der Katalysatoren und lassen sich wie folgt zusammenfassen. Die
Katalysatoren verfügen über ein relativ schmalen Temperaturbereich, in dem das
Reduktionsmittel selektiv wirkt. Bei hohen Temperaturen herrscht die Totaloxidation
des Kohlenwasserstoffes vor, der damit nicht mehr für die Reduktion von NO zur
Verfügung steht. Mit fallender Reaktionstemperatur geht die Totaloxidation zugunsten
der SCR zurück, bis bei niedrigen Temperaturen beide Reaktionen zum Erliegen
kommen. Ein bereits angesprochenes Problem stellt die Selektivität dar. Bei diversen
Katalysatorsystemen kommt es zur unerwünschten Bildung von NO2 oder N2O wie
z. B. bei Pt-ZSM-5. Besorgniserregend sind darüber hinaus Berichte über die Bildung
von HCN über Cu-ZSM-5 bei der SCR von NO mit Ethen oder Propen bei
Temperaturen unterhalb des Selektivitätsintervall bei 650 K [4, 63].
Eine kommerzielle Anwendung der SCR-HC wurde bisher vor allem aufgrund der
Anfälligkeit des Katalysators gegenüber den Katalysatorgiften Wasser und
Schwefeldioxid, die neben Stickoxiden und Kohlendioxid zwangsläufig bei
Verbrennungsprozessen auftreten, nicht etabliert [43, 50]. Obwohl für eine Reihe von
Katalysatorsystemen auch in Anwesenheit dieser Gifte befriedigende Aktivitäten
gefunden wurden, kommt es bei der Verwendung von realen Gasen zu einer
ungenügenden Stabilität der Entstickungsaktivität. Eine der Ursachen ist die reversible
Blockierung der aziden Zentren durch Adsorption von Wassermolekülen und einer
damit verringerten Anzahl an freien Adsorptionsplätzen für die Stickoxide und / oder
dem Kohlenwasserstoff [64]. Eine irreversible Schädigung des Zeolithgerüstes wird
durch Dealumininierung und Amorphisierung unter den hydrothermalen Bedingungen
verursacht. Ein weiterer Grund liegt in den Veränderungen der Metall-Spezies z. B.
durch Segregation von kristallinen Metalloxid-Partikeln [65].
2 Stand des Wissens
16
2.2.2 Zur Präparation und Aktivität des Fe-ZSM-5 in der SCR von
NOx mit Kohlenwasserstoffen
In der Literatur werden verschiedene Verfahren zur Beladung der Zeolithe mit Eisen
beschrieben. Erste Versuche wurden mit dem konventionellen, wässrigen
Ionenaustausch auf Basis von Zeolithen, wie z. B. ZSM-5, durchgeführt [41]. Dieser
Zeolithtyp verfügt aufgrund seiner hydrophoben Eigenschaften über eine relativ hohe
Stabilität gegenüber hydrothermalen Bedingungen. Segawa et al. [66] präparierten
Fe-ZSM-5 mit einem Austauschgrad von über 60 % mittels wässrigen Ionenaustausch
mit Eisen(II)sulfat. Unter Verwendung von Propen als Reduktionsmittel (1000 ppm)
wurde NO (500 ppm) in Anwesenheit von Sauerstoff (5 %) bei niedrigen Temperaturen
(500 – 600 K) zu ca. 40 % umgesetzt. Die Raumgeschwindigkeit betrug nur 12.000 h-1.
Durch eine Erhöhung der Konzentration von NO auf bis zu 2000 ppm wurden höhere
NO-Umsätze (bis ca. 75 %) bei jedoch halbierter Belastung (6000 h-1) erzielt. Bei einer
Zugabe von bis zu 10 % Wasser blieb die Aktivität in Bezug auf die Umsetzung von
NO erhalten, während die Oxidation des Propens gehemmt wurde.
Eine bemerkenswerte Veröffentlichung von Feng und Hall [7] führte zu einer
verstärkten Forschungstätigkeit zur SCR mit Kohlenwasserstoffen. Sie berichteten über
die außerordentlich hohe Aktivität und Stabilität eines Fe-ZSM-5 für die SCR von NO
mit i-Butan. Es wurde beschrieben, dass dieser Katalysator in einem Reaktionsgemisch,
das je 2000 ppm NO und i-Butan sowie 3 % Sauerstoff enthielt, bis zu 95 – 100 % des
NO zu Stickstoff umsetzte. Dieser Umsatz wurde bei einer relativ hohen
Raumgeschwindigkeit von 42.000 h-1 in einem weiten Temperaturbereich von 723 –
823 K erzielt. Darüber hinaus fügte man dem Eduktgas 20 % Wasser und 150 ppm
Schwefeldioxid bei einer Temperatur von 773 K zu. Bei einem Langzeittest über 2500 h
behielt der Katalysator unter diesen erschwerten Bedingungen seine Aktivität bei. Die
Präparation erfolgte durch einen Ionenaustausch bei Raumtemperatur unter anaeroben
Bedingungen mit einer gesättigten Eisen(II)oxalat-Lösung. Damit erhielt man einen
Fe-ZSM-5, dessen Eisen, bei einem hohen Gehalt von nFe/nAl ~ 0,9, hauptsächlich als
Fe(II) vorlag. Die hohe Stabilität wurde damit begründet, dass der Katalysator über sehr
wenige Brönsted-azide OH-Gruppen verfügt und somit keine Angriffspunkte für eine
Dealuminierung bietet [67]. Leider war es den Autoren und weiteren Arbeitsgruppen
nicht möglich die Ergebnisse zu reproduzieren [68]. Die Gründe dazu wurden in der
2 Stand des Wissens
17
Verwendung eines anderen Ausgangszeolithen und in der Schwierigkeit der
Einbringung des oxidationsempfindlichen Fe(II) in eine Zeolithmatrix gesehen.
Marturano et al. [69] führen hingegen die geringere Aktivität darauf zurück, dass es
überaus schwierig ist, überausgetauschte Fe-ZSM-5 durch einen wässrigen
Ionenaustausch zu erhalten. Das Eisenoxalat, das durch das Blockieren der Zeolithporen
den Austausch von Na+-Gegenionen verhindert, wird größtenteils durch das Waschen
mit Wasser entfernt, so dass das verbliebene Eisen leicht während der Kalzination
oxidiert werden kann. Bei beiden Prozessen, dem Waschen und Kalzinieren, werden
Brönsted-azide OH-Gruppen frei, die während der Katalyse eine irreversible
Desaktivierung durch Dealuminierung ermöglichen. Joyner und Stockenhuber [70]
nutzten einen wässrigen Ionentausch bei Raumtemperatur mittels Eisen(III)nitrat zur
Präparation von Fe-ZSM-5. Der so erhaltene Katalysator enthielt 0,7 Gew.-% Eisen und
erreichte je nach Kalzinationsbedingungen (He und / oder Sauerstoff) einen NO-Umsatz
von 14 – 27 % bei einer Raumgeschwindigkeit von 30.000 h-1. Das Eduktgas war
zusammengesetzt aus 2000 ppm NO, 1000 ppm Propen und 2 % Sauerstoff [71].
Die Arbeitsgruppe Sachtler hat vergeblich versucht die Ergebnisse von Feng und Hall
[7] zu reproduzieren. Die mittels wässrigen Ionenaustausch, unter Verwendung von
Eisen(II)sulfat bzw. Eisen(II)oxalat, präparierten Katalysatoren wiesen mit einem
nFe/nAl ~ 0,5 einen niedrigen Eisengehalt und mit einem NO-Umsatz von unter 60 %
eine deutlich geringere Aktivität auf. Infolge dessen wurde eine neue
Präparationsmethode entwickelt, bei der Eisen(III)chlorid durch Sublimation im
Stickstoffstrom in die getrocknete H-Form des Ausgangszeolithen eingebracht wird [8].
Die Autoren gehen davon aus, dass das Eisen(III)chlorid mit den Protonen auf den
Gitterplätzen des Zeolithen reagiert und ersetzt diese durch [FeCl2]+. Das Chlor wird
durch Waschen entfernt. Unabhängig vom nSi/nAl-Verhältnis des Ausgangszeolithen
wurden Katalysatoren erhalten, die über einen hohen Eisengehalt verfügten
(nFe/nAl ~ 1). Bei Anwendung der Reaktionsbedingungen von Feng und Hall [7] konnten
NO-Umsätze von bis zu 77 % bei 623 K erzielt werden. Als problematisch stellte sich
die Bildung von CO heraus, das bei 623 K zu gleichen Teilen mit CO2 aus der
Oxidation des i-Butans hervorgeht. Die Zugabe von 10 % Wasser führte zu einer
leichten Erhöhung des NO-Umsatzes bei niedrigen Temperaturen. Die Autoren
vertreten die Meinung, dass das Wasser möglicherweise die Bildung von organischen
2 Stand des Wissens
18
Ablagerungen behindert. Für die höheren Temperaturen konnte kein Einfluss auf den
NO-Umsatz festgestellt werden. Nach einer Betriebszeit von 100 h hatte der Katalysator
ca. 5 % seiner anfänglichen Aktivität verloren. Die Verringerung der katalytischen
Aktivität wurde nicht auf eine hydrothermale Schädigung des Zeolithen zurückgeführt,
sondern auf die Bildung organischer Ablagerungen. Nach dem die Adsorbate durch eine
oxidative Behandlung entfernt wurden, erreichte der Katalysator seine ursprüngliche
Aktivität. Somit wurden mit dieser neuen Präparationsmethode die hohen Vorgaben an
Aktivität und Stabilität des Katalysators von Feng und Hall [67] nicht erreicht.
Im Gegensatz zu Chen et al. beobachteten Lee und Rhee [72] eine nachlassende
Aktivität von Fe-ZSM-5 unter den hydrothermalen Bedingungen einer SCR mit 10 %
Wasser für Fe-ZSM-5-Katalysatoren, die mittels Sublimationsmethode präpariert
wurden. Die Autoren vermuteten als Ursache eine Dealuminierung und / oder
Veränderung der Eisenspezies. Deshalb wurde eine zweite Sublimation von
Eisen(III)chlorid durchgeführt um die Anzahl der verbliebenen Protonen auf den
Gitterplätzen zu verringern und die Stabilität der Eisenspezies zu erhöhen. Dadurch
verbessert sich die Beständigkeit des Katalysators während sich gleichzeitig die
Aktivität für die SCR geringfügig verringert.
Von Chen et al. [73, 74] wurden ausführliche Untersuchungen zum Einfluss
verschiedener Kohlenwasserstoffe auf die SCR von NO durchgeführt. Für die
katalytischen Tests wurde ein mittels Sublimation von Eisen(III)chlorid präparierter
Fe-ZSM-5 verwendet. Das Reaktionsgasgemisch enthielt, bezogen auf den darin
enthaltenen Kohlenstoff, 0,8 % Reduktionsmittel. Der Fe-ZSM-5 war für alle getesteten
Kohlenwasserstoffe, i-Butan, n-Butan, Propan und Propen, aktiv. Für die SCR mit
n- und i-Butan wurden nahezu identische NO-Umsätze (77 % bei 598 bzw. 623 K)
erreicht. Größere Unterschiede ergeben sich bei dem Vergleich der
C3-Kohlenwasserstoffe, die für die SCR von NO zu geringeren Umsätzen führen als die
C4-Kohlenwasserstoffe. Während für Propan bei ca. 573 K ein NO-Umsatz von etwa
60 % erreicht wird, erhält man mit Propen mit ca. 40 % Umsatz bei 648 K eine deutlich
niedrigere Aktivität. Methan hat sich für das hier betrachtete Katalysatorsystem als
ungeeignet herausgestellt. Die unterschiedliche Reaktivität der Kohlenwasserstoffe wird
von den Autoren auf die Stabilität von intermediär gebildeten Carbenium-Ionen
2 Stand des Wissens
19
zurückgeführt. Die Aktivität des Katalysators bleibt bei der Verwendung der C3- und
C4-Kohlenwasserstoffe auch in Gegenwart von Wasser erhalten. Einen größeren
Einfluss hat die Konzentration des Sauerstoffs im Reaktionsgasgemisch. Wie zu
erwarten war, ist die Anwesenheit des Sauerstoffs für die selektive katalytische
Reduktion essentiell. Dementsprechend findet in Abwesenheit von Sauerstoff kaum
eine Umsetzung von NO statt. Mit steigendem Sauerstoffgehalt steigt auch der
NO-Umsatz und durchläuft bei ca. 2 % Sauerstoff ein Maximum. Von Lobree et al. [75]
wurde die Präparationsmethode der Arbeitsgruppe Sachtler modifiziert angewendet.
Unter leicht geänderten Reaktionsbedingungen (je 2000 ppm NO und Propan und 2 %
Sauerstoff, GHSV = 15.000 h-1) konnte für den Fe-ZSM-5 ein NO-Umsatz von ca. 30 %
bei etwa 650 K beobachtet werden, der damit eine mehr als 50 % niedrigere Aktivität
aufweist als der von Chen et al. präparierte Katalysator.
In einer weiteren Veröffentlichung berichten Chen et al. [76] über die Anwendung der
Sublimationsmethode zur Einbringung von Eisen in Zeolithe unterschiedlichen
Strukturtyps, wie z. B. MFI, BEA, FER, MOR und FAU. Auch bei Verwendung dieser
Matrizes konnten hohe Eisenbeladungen von nFe/nAl = 0,7 – 1 erzielt werden. Die
katalytische Aktivität wurde unter den bereits bekannten Reaktionsbedingungen von je
2000 ppm NO und i-Butan sowie 3 % Sauerstoff bei einer Raumgeschwindigkeit von
42.000 h-1 getestet. Die höchste Aktivität besitzt der Fe-ZSM-5 (77 % bei 623 K).
Ähnlich hohe NO-Umsätze (67 % bei 673 K) wurden mit Fe-BEA erzielt. Für die
Proben, die auf den Strukturen MOR, FER und FAU basieren, wurden mit NO-
Umsätzen von 15 – 24 % bei 623 – 773 K deutlich geringere Aktivitäten beobachtet.
Das Hinzufügen von 10 % Wasser zum Reaktionsgasgemisch ändert die katalytische
Aktivität nur unwesentlich. Die teilweise drastischen Unterschiede in der Aktivität
zwischen den einzelnen Proben wurden von den Autoren zum einen auf die
Porengeometrie der Zeolithe zurückgeführt. Daneben ist die geringe Aktivität des Fe-Y
auf dessen Unvermögen zurückgeführt worden aus NO und Sauerstoff NOy-Komplexe
an den Eisenspezies auszubilden. Die Proben Fe-MOR und Fe-FER sind, so die
Autoren, zwar in der Lage das NO zu NO2 zu oxidieren und entsprechende NOy-
Komplexe zu bilden, doch wird ihre Aktivität durch den mangelnden Zugang des
Reduktionsmittels zu den aktiven Zentren beschränkt. Darüber hinaus wurde über
Experimente mit kombinierten Katalysatoren berichtet, die zu Synergieeffekten führen.
2 Stand des Wissens
20
So wird bei einer Mischung aus Fe-ZSM-5 und Fe-FER die Aktivität bei niedrigen
Temperaturen signifikant verbessert, da die aktiven Zentren im Fe-FER durch die engen
Poren vor der Bildung von Ablagerungen des i-Butans geschützt sind.
Die katalytische Aktivität von Fe-ZSM-5 konnte durch die Zugabe von Promotoren wie
Ce oder La gesteigert werden [77]. Auch diese Katalysatoren wurden durch die Zugabe
von Wasser nicht desaktiviert. Allerdings führte die Bildung von Koks bei
Temperaturen unterhalb von 623 K zu einer Verringerung der NO- und i-Butan-
Umsätze. Durch eine oxidative Behandlung konnte der Katalysator jedoch regeneriert
werden.
Ein weiteres Verfahren zur Einbringung von Eisen in Zeolithe stellt der
Festkörperionenaustausch dar. Durch das Vermahlen des Zeolithen mit FeCl2 in einer
Kugelmühle erhielten Liu et al. [63] Fe-ZSM-5-Katalysatoren für die SCR von NO mit
i-Butan. Bei einer Eduktgaszusammensetzung von je 1000 ppm NO und i-Butan sowie
3 % Sauerstoff wurde der Katalysator mit einer Raumgeschwindigkeit von 30.000 h-1
auf seine Aktivität getestet. Der maximale NO-Umsatz von ca. 70 % wurde bei 588 K
erreicht. Die Umsetzung des Reduktionsmittels erfolgte bei hohen Temperaturen nahezu
vollständig und geht ab 623 K deutlich zurück. Die Aktivität des Katalysators wird
durch die Zugabe von Wasser (0,7 %) nicht beeinträchtigt. Darüber hinaus haben die
Autoren bei niedrigen Temperaturen die Produktion von Cyanwasserstoff beobachtet
und als Intermediat zur Bildung des Stickstoffs identifiziert.
Neben der SCR von NO mit Kohlenwasserstoffen gelingt auch die Reduktion von N2O
an Fe-ZSM-5-Katalysatoren. Für diese beiden Systeme werden aber verschiedene
Reaktionsmechanismen und aktiven Zentren vermutet, so dass nur ein kleiner, separater
Überblick über die Literatur zur Reduktion von N2O an Fe-ZSM-5 gegeben wird. Die
simultane Umsetzung von NO und N2O gelang Kögel et al. [78, 79] an Fe-ZSM-5-
Katalysatoren, die mittels Festkörperionenaustausch hergestellt wurden. Der
Ausgangszeolith wurde mit Eisen(II)chlorid in einer Kugelmühle für 1 h verrieben und
nach dem Kalzinieren in synthetischer Luft (6 h) mit Wasser gewaschen. Aus dieser
Standardpräparation resultiert ein Katalysator mit einem nFe/nAl von 0,75. Für das
Katalysatorscreening wurde ein Gasgemisch aus 1000 ppm N2O, 800 ppm NO, 4 %
2 Stand des Wissens
21
Sauerstoff und 1000 ppm Propan bei einer Raumgeschwindigkeit von 30.000 h-1
verwendet. Die dabei erzielten N2O Umsätze sind mit denen vergleichbar, die
Pophal et al. mit einem durch wässrigen Ionentausch präparierten Fe-ZSM-5 erhalten
hat. Der NO-Umsatz erreichte sein Maximum von 40 % bei 573 K. Eine Variation des
Kohlenwasserstoffes hatte kaum einen Einfluss auf die N2O-Umsätze. Für NO ergaben
sich aber größere Unterschiede. So sinkt der Umsatz bei Verwendung von Propen auf
ca. 30 % bei 623 K. Wird Methan als Reduktionsmittel genutzt, so wird das NO
praktisch nicht mehr reduziert. Während die Oxidation der C3-Kohlenwasserstoffe im
Temperaturbereich von 623 – 773 K fast vollständig ist, fällt die Umsetzung des
Methans von anfangs 100 % bei 773 K nahezu linear auf Null bei 523 K. Die Aktivität
des Katalysators unter Zugabe von Wasser (2 bzw. 7 %) wurde bei unveränderten
Konzentrationen, aber einer auf 7500 h-1 verringerten Raumgeschwindigkeit getestet.
Der Einfluss des Wassers auf die Reduktion von N2O ist gering, wogegen sich für
Propan bei Temperaturen unterhalb von 623 K niedrigere Umsätze ergeben. Die
Autoren haben gezeigt, dass mit einem Festkörperaustausch unter aeroben und somit
vereinfachten Bedingungen im großen Maßstab Katalysatoren hergestellt werden
können, die eine Aktivität aufweisen, die bis dahin nur von Proben erzielt wurde, die
unter anaeroben Bedingungen präpariert wurden.
Durch eine wässrige Fe(II)sulfat-Lösung unter Schutzgasatmosphäre stellten Pophal
et al. [80] bei Raumtemperatur Fe-ZSM-5 mit verschiedenen Eintauschgraden von 28 –
82 % her. Interessanterweise konnte mit diesen Katalysatoren gezeigt werden, dass der
Fe-ZSM-5 neben NO auch N2O reduziert. Die Eduktgaszusammensetzung bestand aus
500 ppm N2O, 1000 ppm Propen und 5 % Sauerstoff bei einer Raumgeschwindigkeit
von 50.000 h-1. Mit steigendem Eintauschgrad und Temperatur stieg auch der N2O-
Umsatz. Ab 673 K wurden nahezu 100 % des N2O zu Stickstoff umgesetzt.
Aus der Literatur war bereits bekannt, dass Fe-ZSM-5 Katalysatoren neben der
Reduktion von NO auch die Zersetzung von N2O katalysieren [79]. Dementsprechend
setzte die Arbeitsgruppe Sachtler ihre mittels Sublimationsmethode präparierten
Katalysatoren für die Zersetzungsreaktion von N2O ein [81, 82]. Für ein
Reaktionsgasgemisch mit 500 – 2500 ppm N2O, 2 – 20 % Sauerstoff und einer
Raumgeschwindigkeit von 42.000 h-1 konnten El-Malki et al. berichten, dass dieser
2 Stand des Wissens
22
Katalysator bei Temperaturen von über 723 K bis zu 100 % des N2O umsetzt. Durch die
Zugabe von Wasser (10 %) bleibt der Katalysator zwar aktiv, doch sinkt der N2O-
Umsatz auf 50 – 60 %. Bemerkenswert ist ferner, dass der Umsatz bei bestimmten
Wasserdampfpartialdrücken oszilliert. Die Autoren vermuten, dass dieses Verhalten
durch Veränderungen in der Gasphasenzusammensetzung und der Adsorption des
Wassers, das die aktiven Zentren beeinflusst, verursacht wird.
Das Desaktivierungsverhalten von Fe-ZSM-5 für die SCR von N2O mit Propan in
Gegenwart von Schwefeldioxid wurde von Centi et al. [83] untersucht. In den
Experimenten kamen Katalysatoren zum Einsatz, die mittels wässrigen Ionentausch,
Imprägnierung und Sublimation präpariert wurden. Bei den katalytischen Tests, die
unterhalb von 753 K durchgeführt wurden, zeigten alle Proben je nach Präparation eine
z. T. deutlich Desaktivierung. Eine Erklärung für dieses Verhalten wird nicht gegeben.
2.2.3 Zur Struktur der Eisenspezies in Fe-ZSM-5
Die Struktur, in der das Eisen in dem Zeolithen vorliegt, und die Bestimmung der
aktiven Spezies wird in der Literatur kontrovers diskutiert. Im Folgenden ist ein nach
den Präparationsmethoden gegliederter Überblick über die verschiedenen
vorgeschlagenen Modelle gegeben.
Der strukturelle Vorschlag von Feng und Hall für den mit einer wässrigen,
eisenoxalathaltigen Lösung ausgetauschten Fe-ZSM-5 beinhaltet eine [Fe-O-Fe]2+-
Spezies [84]. Dabei gehen die Autoren von einer Distanz von 4,2 – 6.5 Å zwischen den
T-Positionen des Zeolithen aus, die durch das sauerstoff-verbrückte bivalente Kation
überbrückt werden kann. Dem widersprechen Joyner und Stockenhuber [70, 71], da für
ihren mittels wässrigen, eisennitrathaltigen Lösung ausgetauschten Katalysator bei
EXAFS-Untersuchungen ein sehr kurzer Fe-Fe-Abstand von 2,5 Å gefunden wurde.
Ihrerseits wird eine Eisen-Sauerstoff-Nanoclusterstruktur vorgeschlagen, die
vergleichbar ist mit dem aus der Biologie bekanntem Ferredoxin II, wie z. B. dem
Fe4S4 eines Nichthäm-Eisenproteins. Darin kann das Eisen leicht zwischen den
Oxidationsstufen +2 und +3 wechseln und ist bis zu hohen Temperaturen (1250 K)
stabil gegen die Reduktion zum metallischen Eisen.
2 Stand des Wissens
23
Die Charakterisierung der Eisenspezies in den mittels Festköperionenaustausch
präparierten Proben wird von Kögel et al. [79] nur kurz auf Basis von
Röntgendiffraktogrammen diskutiert. Aus der Reflexlage und -intensität ist zu
entnehmen, dass mit steigendem Eisengehalt die Menge an gebildetem Eisenoxid
zunimmt und dass es sich dabei um die Modifikation Hämatit handelt.
Besonders detaillierte Untersuchungen wurden an Fe-ZSM-5 vorgenommen, die durch
die Sublimationsmethode präpariert wurden. Die von mehreren Arbeitsgruppen
reproduzierten Proben wiesen einen vergleichbaren Eisengehalt und ähnliche
katalytische Aktivität auf. Damit war die Voraussetzung gegeben die in der Literatur
dargelegten Ergebnisse zur Charakterisierung zu vergleichen.
Durch ESR-Untersuchungen haben Lee und Rhee [72] verzerrte tetraedrische
Eisenspezies als hochreaktive Spezies nachgewiesen. Diese wandeln sich durch die
hydrothermalen Bedingungen der SCR-Reaktion teilweise in weniger aktive
oktaedrische Eisenspezies oder Eisenagglomerate um. Mit einer ausgiebigen H2-TPR-
Studie untersuchten Lobree et al. Fe-ZSM-5-Proben nach unterschiedlichen
Vorbehandlungen bei 773 K für 2 h mit Helium, Sauerstoff (10 %) bzw. CO (4,2 %).
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die Oxidationsstufe des Eisens eine
Funktion des nFe/nAl-Verhältnisses ist [85]. Für nFe/nAl �������������� ���� ���� �����
Fe3+ in Form von [Fe(OH)2]+ vor, während bei höheren Verhältnissen eine Mischung
aus Fe3+ und Fe2+ vorhanden ist.
Bereits in der ersten Veröffentlichung zur Sublimationsmethode schlugen Chen und
Sachtler einen hydroxoverbrückten binuklearen Eisencluster der Form [(HO)Fe-O-
Fe(OH)]2+ als aktive Spezies vor [8, 86]. Weiterführende Studien der Arbeitsgruppe
Sachtler beinhalten die Ergebnisse aus der umfangreichen Charakterisierung mittels
TPR, TPD, ESR und XAFS [87]. Demnach enthalten die Fe-MFI-Katalysatoren eine
Vielzahl von nebeneinander existierenden Eisenspezies, wie z. B. kleine Eisen(III)oxid-
Partikel, elektronenarme Eisenoxid-Nanocluster, isolierte Eisenionen und
möglicherweise hydroxoverbrückte binukleare Eisencluster. Die relative Verteilung
dieser Eisenspezies ist abhängig von der Probenpräparation. Weder die kleinen
Eisenoxid-Partikel noch die Eisenoxid-Nanocluster sind in der Lage das NO oder NO2
2 Stand des Wissens
24
fester zu adsorbieren. Es wird vermutet, dass der binukleare Eisencluster das aktive
Zentrum für die Oxidation des NO zu NO2 sowie für die Bildung der NOy-Gruppen ist.
Eine besonders hohe Anzahl dieser binuklearen Eisencluster in mittels Sublimation
präparierten Fe-ZSM-5 soll für dessen hohe Aktivität und Selektivität für die SCR von
NO mit Kohlenwasserstoffen verantwortlich sein.
Diese Position wird weitgehend von den Arbeitsgruppen Koningsberger und Prins
unterstützt. Battiston et al. [88, 89] leiten aus ihren EXAFS-Untersuchungen an diesem
Katalysatorsystem die Existenz eines stabilen binuklearen Eisenhydroxokomplexes ab,
der auch nach der Kalzination in reduzierender bzw. oxidierender Atmosphäre keine
strukturellen Veränderungen aufweist. Die Oxidationsstufe des binuklearen Komplexes
liegt im kalzinierten Zustand bei +3 und wird durch eine Behandlung mit CO erniedrigt.
Marturano et al. [90] berichteten über zwei Fe-ZSM-5-Proben, die mittels IR, XRD,
NMR und EXAFS untersucht wurden. Die beiden Katalysatoren basierten auf zwei
verschiedenen Ausgangszeolithen, die sich im Hersteller und dem nSi/nAl-Verhältnis
unterschieden. Für eine dieser Materialien (nFe/nAl = 1) wurden die Ergebnisse aus den
EXAFS-Untersuchungen dahingehend interpretiert, dass ein hydroxoverbrückter
binuklearer Eisencluster vorliegt, dessen Struktur dem Monooxygenase Enzym ähnelt.
Aus den NMR- und IR-Ergebnissen ergab sich, dass der Komplex ein oder zwei
negative Ladungen des Zeolithgerüstes kompensiert. Die übrigen Gitterplätze
verbleiben den Brönsted-aziden OH-Gruppen. Im zweiten Fe-ZSM-5 (nFe/nAl = 0,8)
dominierten nach dem Waschen und Kalzinieren Hämatit-Partikel. Daneben wurde auch
die Existenz des binuklearen Clusters vermutet. In weiteren Veröffentlichungen
berichten Marturano et al. über die Bildung des binuklearen Clusters [91, 92]. Die
Sublimation von FeCl3 in den H-ZSM-5 führt zum Eintausch von [FeCl2]+-Ionen auf die
Gitterplätze des Zeolithen. Das anschließende Waschen und Kalzinieren stellt den
entscheidenden Schritt zur Bildung kleiner Eisencluster dar. Die isolierten Ionen
verlassen während der Hydrolyse die Gitterplätze und aggregieren zu Hydroxid-Cluster,
deren Größe durch den Porendurchmesser des Zeolithen bestimmt wird. Eine
Kalzination in Sauerstoff führt zur Dehydratisierung und Stabilisierung auf den
Gitterplätzen. Ein Teil der Eisenspezies aggregiert nicht und verbleibt als isolierte
Spezies.
2 Stand des Wissens
25
2.2.4 Zum Mechanismus der SCR von NO mit Kohlenwasserstoffen an
Fe-ZSM-5-Katalysatoren
Die Untersuchungen des Mechanismus basieren u. a. auf der Identifikation von
Reaktionsprodukten, Intermediaten und Adsorbate mittels Adsorptions- und in situ-IR-
Studien [8, 73, 85, 93] sowie Isotopenversuche mit 18O [94] und 15N [95].
Cant und Liu [96] führten Untersuchungen zum Reaktionsmechanismus der SCR an
Zeolithen durch, die mittels Festkörperionenaustausch mit 3d-Übergangsmetallen
modifiziert wurden. Die Autoren kommen allgemein zu dem Schluss, dass in einem
ersten Schritt das NO zu NO2 oxidiert wird und damit ein Zentrum entsteht, das vom
Reduktionsmittel Wasserstoff abspalten kann [53, 97]. Daraufhin erfolgt die Bildung
von Nitroso- und Nitroverbindungen, die nach einer Serie von Umlagerungen und
Abbauprozessen ein reduziertes Stickstoff-Zentrum generieren. Zur Bildung von
Stickstoff wird dann ein weiteres NO2-Molekül benötigt. Bei Verwendung von i-Butan
an Fe-ZSM-5 ist die Oxidation des NO nicht durch eine langsame Reaktion begrenzt,
sondern die aktiven Zentren werden durch adsorbierte Spezies blockiert. Darüber hinaus
kann durch die Oxidation der Kohlenwasserstoffe das gebildete NO2 wieder in NO
zurückgeführt werden. Cant und Liu sehen Cyanwasserstoff als charakteristisches
Reaktionsprodukt, das sich aus Isobutyronitril bildet. Dieser Zusammenhang wird durch
die anfangs auftretenden Nitroso-Spezies gestützt. Eine Reaktion zwischen dem
adsorbierten Cyanid und dem NO2 stellt die Hauptquelle für den während der SCR
gebildeten Stickstoff dar. Durch eine in situ-Infrarot-Studie konnten Lobree et al. [75]
zeigen, dass bei der Reduktion von NO durch Propan an Fe-ZSM-5 adsorbierte
NO2/NO3-Spezies im Gegensatz zu adsorbiertem NO aktive Intermediate darstellen. Die
NO2/NO3-Spezies können sowohl durch die Reaktion von NO mit adsorbiertem
Sauerstoff, als auch durch die Adsorption von in der Gasphase gebildetem NO2
entstehen. Die Reaktion von Propan aus der Gasphase mit adsorbierten NO2/NO3-
Spezies resultieren in der Bildung stickstoffhaltiger Ablagerungen. Es wird ferner von
den Autoren vorgeschlagen, dass die aus den Ablagerungen stammenden Cyanid- oder
Isocyanatspezies als Intermediat fungieren und deren Oxidation durch NO2 oder O2 in
der Bildung von Stickstoff und Kohlendioxid münden. Eine umfangreiche,
mechanistische IR-Studie zum Einfluss von Wasser wurde von Hadjiivanov et al. an
dem gleichen System durchgeführt [98, 99]. Dabei wurden die an der Oberfläche des
2 Stand des Wissens
26
Fe-ZSM-5 befindlichen Nitrate als einzig stabile Spezies bei Temperaturen von bis zu
573 K beobachtet. Sie entstehen aus der Ko-Adsorption von NO und O2 am Katalysator,
sind außerordentlich unempfindlich gegenüber Wasser und können leicht mit Propan
wechselwirken. Daraus resultieren „C-H-N-O“-Ablagerungen, deren Bildung vom
Wasser nicht behindert wird. Die Ablagerungen sind relativ reaktionsträge, da sie bei
Raumtemperatur nicht mit NO oder einer Mischung aus NO und O2 wechselwirken und
erst bei höheren Temperaturen zu Isocyanat zersetzt werden. Das Isocyanat reagiert
leicht mit einer Mischung aus NO und O2 wobei sich der Stickstoff bildet.
Die detaillierte Untersuchung des Mechanismus der SCR an mittels Sublimation
präparierten Fe-ZSM-5 der Arbeitsgruppe Sachtler führte zu einer Reihe von
Publikationen [73, 74, 94, 95]. Unter Anwendung zahlreicher Charakterisierungs-
methoden, wie z. B. TPR, TPD und IR, wurden folgende Ergebnisse erarbeitet, die sich
über weite Bereiche mit den bereits beschriebenen Vorschlägen zum Mechanismus
decken. Über einem frischen Katalysator stellt sich ein Gleichgewicht aus der Mischung
von NO und O2 sowie NO2 ein, das durch die Bildung von Ablagerungen gestört wird.
Durch die Wechselwirkung von NO und O2 aus der Gasphase mit dem
hydroxoverbrückten binuklearen Eisencluster bilden sich Nitro- und Nitratgruppen an
den Eisenionen auf den Gitterplätzen des Zeolithen. Dieser Vorgang ist entscheidend für
die SCR von NO mit Kohlenwasserstoffen. Durch Wechselwirkungen mit dem
Reduktionsmittel bilden sich Ablagerungen, die C, H, O und N enthalten und durch die
Reaktion mit NO2 zu Stickstoff führen. Daneben blockieren die Ablagerungen auch die
aktiven Zentren, die das NO zu NO2 oxidieren. Darüber hinaus wird von dem
binuklearen Eisenkomplex die Oxidation des Kohlenwasserstoffes initiiert. Da für
diesen Prozess nicht genügend Sauerstoff zur Verfügung gestellt werden kann, kommt
es zu dem niedrigen CO/CO2-Verhältnis während der SCR an diesem System.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass nach bisherigen Untersuchungen
zum Mechanismus der selektiven katalytischen Reduktion von NO wahrscheinlich
neben der Aktivierung des Reduktionsmittels eine intermediäre Oxidation von NO zu
NO2 ein entscheidender Schritt im Reaktionsverlauf ist. Der Katalysator hat dabei die
Doppelfunktion der Aktivierung sowohl des NO als auch des Kohlenwasserstoffes unter
2 Stand des Wissens
27
Beteiligung von Brönsted-aziden OH-Gruppen, wobei die Rolle der aziden OH-
Gruppen umstritten ist. Die Aktivkomponente ändert wahrscheinlich den Redoxzustand.
2.3 Die Grundlagen zur physiko-chemischen Charakterisierung
2.3.1 Die Infrarot-Spektroskopie
Die Infrarot-Spektroskopie stellt eine Charakterisierungstechnik dar, die insbesondere
zur Untersuchung von Zeolithen von größter Bedeutung ist [100, 101]. Diese Methode
kam im Rahmen der vorliegenden Arbeit hauptsächlich zur Anwendung. Sie liefert
Informationen sowohl über die Oberflächeneigenschaften, das Zeolith-Gerüst, dessen
funktionellen Gruppen als auch über adsorbierte oder chemisorbierte Spezies. Diese
Methode ist eine Schwingungsspektroskopie. Die Bedingung für eine Anregung ist,
dass mit der Schwingung eine periodische Änderung des Dipolmoments des Moleküls
verbunden ist. Durch Strahlung im infraroten Bereich werden Molekülschwingungen in
Form von Valenz- oder Deformationsschwingungen (Änderung der Bindungslängen
und –winkel) sowie bei freien Molekülen auch Rotation und Translation angeregt. Die
heutzutage eingesetzten Geräte nutzen fast ausschließlich die Fourier-Transform-
Technik (FT-IR). Es handelt sich dabei um eine Interferenzmethode, bei der das
gesamte Spektrum über ein Interferogramm erfasst wird. Die Vorteile liegen in der
hohen Empfindlichkeit, Schnelligkeit und Wellenzahlpräzision. Durch die Verwendung
der FT-Spektrometer können gegenüber den dispersiven Geräten einige Vorzüge, wie
z.B. den Multiplex-, Jacquinot- und Connes-Vorteil, genutzt werden [100]. Durch die
Wahl hochempfindlicher Detektoren (MCT-Detektor) ist eine weitere Steigerung der
Qualität möglich geworden.
Bei der herkömmlichen Messtechnik, der Transmissionsmessung, absorbieren dünne
freitragende Presslinge, die in den Strahlengang gebracht werden, einen Teil der IR-
Strahlung. Es gilt für die Transmission T = I / I0 bzw. für die Absorption A = ln (I0 / I).
Über das Lambert-Beersche-Gesetz lässt sich dann ein linearer Zusammenhang
zwischen der Absorption A und der Konzentration ci bei einer Schichtdicke d mit
A = εi ⋅ ci ⋅ d (2.2)
2 Stand des Wissens
28
herstellen, wodurch eine quantitative Auswertung möglich ist. Dabei muss der
dekadische Extinktionskoeffizient i experimentell bestimmt werden, da er für die
wenigsten Medien bekannt ist. Damit wird die Möglichkeit der quantitativen
Auswertung einschränkt.
Daneben hat sich für die qualitative Charakterisierung von feinkristallinen Feststoffen,
wie z. B. Zeolithen, oder Festkörpern mit rauen Oberflächen die Anwendung einer
speziellen Reflexionsgeometrie bewährt. Trifft ein Strahl auf eine ebene Phasengrenze
oder sind die zu vermessenden Partikel sehr groß, so kommt es zur regulären Reflexion,
bei der der Einfallswinkel gleich dem Ausfallswinkel ist. Im Gegensatz dazu wird bei
der DRIFTS (engl.: diffuse reflectance infrared fourier transform spectroscopy) die
diffuse Reflexion genutzt. Bei Kristallpulvern sind die Teilchen deutlich kleiner, aber
immer noch größer als die Wellenlänge der Strahlung. Somit ist es möglich, dass die
Strahlung in die Probe eindringt und dort in allen Raumrichtungen wiederholt reflektiert
und absorbiert wird. Die diffus reflektierte Strahlung, die die Probe wieder verlässt,
wird durch das typische Absorptions- und Streuverhalten der Probe bestimmt und mit
Hilfe eines elliptischen Spiegels gesammelt und auf dem Detektor fokussiert. Ein
Modell der mathematischen Beschreibung stellt die Kubelka-Munk-Theorie dar [102],
die ursprünglich aus der Farbenlehre stammt:
S
K
R
RRF =
−=
∞
∞∞ 2
)1()(
2
, mit 0R
RR =∞ . (2.3)
Dieses Modell gibt die Reflektivität ∞R einer verdünnten Probe als Verhältnis des
Einstrahlspektrums der Probe R und des Standards R0 wieder und führt zu dem
Quotienten aus Absorptionskoeffizient K und Streukoeffizienten S. Eine wichtige
Randbedingung ist die „unendliche“ Schichtdicke ∞→d , die besagt, dass eine
Mindestschichtdicke gegeben sein muss, bei der das Reflexionsvermögen nicht durch
den Probenuntergrund beeinträchtigt wird. Die Gefahr der Missdeutung der Spektren ist
gegeben, wenn die Randbedingungen der Kubelka-Munk-Funktion, wie z. B.
Vermeidung regulärer Reflexion, geringe Bandenintensität, eine nicht absorbierende
Matrix, nicht eingehalten werden. Daneben gestaltet sich die quantitative Analyse als
überaus schwierig, da das Verhältnis K / S u. a. von der Partikelgröße und –verteilung
2 Stand des Wissens
29
sowie der Probendichte und -dicke abhängt. Diese Parameter sind nur mit erheblichen
präparativen Aufwand in zufriedenstellendem Maße zu reproduzieren. Somit ist auf
Basis der DRIFTS nur eine halb-quantitative Auswertung unter Berücksichtigung von
Messreihen möglich. Eine Normierung der Spektren gelingt für Zeolithe durch die
Verwendung der Oberschwingungen des Gitters, im Wellenzahlenbereich von 2200 –
1700 cm-1, als innerer Standard [103]. Mit Anwendung der Kubelka-Munk-Funktion
werden für verdünnte Systeme gute Ergebnisse erzielt, doch mit zunehmenden
Probengehalt steigt die Absorption und die Auswertung wird unmöglich. Da im
Rahmen dieser Arbeit überwiegend unverdünnte Zeolith-Proben vermessen wurden,
kam zur Analyse der Spektren die von Olinger und Griffiths [104] eingeführte
„Scheinbare Absorption“ ∞− Rlog zum Einsatz. Durch empirische Untersuchungen
konnte gezeigt werden, dass ein linearer Zusammenhang zwischen der Bandenintensität
und der Konzentration über einen großen Konzentrationsbereich besteht, wodurch sich
die umgerechneten Spektren wie herkömmliche Absorptionsspektren verwenden und
bearbeiten lassen. Zu den Vorteilen der DRIFTS gehört die gegenüber der
Transmissionsspektroskopie um ein Vielfaches (Faktor 20 bis 30) höhere
Empfindlichkeit und das bessere Signal-Rausch-Verhältnis, was insbesondere für stark
reflektierende Proben, wie die Zeolithe, gilt. Dies liegt in der Tatsache begründet, dass
die Messstrahlen zahlreiche Partikel berühren. Die hohe Empfindlichkeit kann sich auch
nachteilig auswirken. So kommt es im Bereich der Wellenzahlen von < 1.300 cm-1 zu
einer nahezu vollständigen Absorption, die durch die Gerüst-Schwingungen des
Zeolithen verursacht wird. Hier lassen sich durch Verdünnung der Proben
Informationen gewinnen. Auch bei der praktischen Durchführung bietet die DRIFTS
Vorteile. So ist die Probenpräparation relativ einfach, da keine Presslinge mittels z. B.
KBr hergestellt werden müssen, sondern nur das Probenpulver verwendet wird. Damit
wird die Gefahr einer Strukturveränderung wie z. B. ein Festkörperionenaustausch
vermindert. Durch die Verwendung der unveränderten Probe (Pulver oder
Korngrößenfraktion) bleiben außerdem die Strömungseigenschaften und das
Diffusionsverhalten der Katalysatorschüttung erhalten und sollten mit den Bedingungen
im Strömungsrohrreaktor vergleichbar sein. Dies prädestiniert die DRIFTS für den
Einsatz in der in situ-Charakterisierung. Durch entsprechende Anpassungen in der
Versuchsdurchführung und im Design der Zelle [105] sind spektroskopische
2 Stand des Wissens
30
Untersuchungen unter reaktionsnahen Bedingungen möglich und wurden im Rahmen
dieser Arbeit ebenfalls durchgeführt.
Das infrarote Spektrum der elektromagnetischen Wellen kann in drei Bereiche eingeteilt
werden. Das nahe Infrarot (NIR), welches im Wellenzahlbereich von 12500 – 4000 cm-1
liegt, beinhaltet die Ober- und Kombinationsschwingungen. Dem schließt sich der
Bereich des mittleren Infrarot (MIR: 4000 – 400 cm-1) an, dem besondere Beachtung
gewidmet wird, da in dessen Bereich die für Zeolithe typischen Banden der
Hydroxylgruppen, des Gitters und der Adsorbate (Valenz- und Deformations-
schwingungen) liegen. Abschließend folgt das ferne Infrarot (FIR: 400 – 10 cm-1), das
für die Betrachtung der Zeolithe eine untergeordnete Bedeutung hat.
Der für die Charakterisierung besonders relevante Wellenzahlbereich des MIR lässt sich
dabei folgendermaßen unterteilen [10, 103]: Die Banden des Zeolith-Gerüst treten im
Wesentlichen bei Wellenzahlen < 1300 cm-1 auf. Es wird zwischen den
strukturunabhängigen internen Tetraederschwingungen, auch TO4-Schwingungen
genannt, und den externen Tetraederschwingungen unterschieden. Letztere beinhalten
die Tetraederverknüpfungen und sind typisch für bestimmte Strukturelemente. Die
Halbwertsbreite der Banden ist ein Indiz für die Kristallinität.
Ein weiteres typisches Merkmal der Zeolithe sind die Hydroxylgruppen. Ihre Banden
im MIR resultieren aus den Valenzschwingungen und treten im Bereich von 3900 –
3200 cm-1 auf. Die dazugehörigen Kombinationsschwingungen (Summe aus Valenz-
und Deformationsschwingungen) und Oberschwingungen liegen im NIR bei 4700 –
4300 cm-1 bzw. 7400 – 6800 cm-1 und sind nur mit DRIFTS in ausreichender
Empfindlichkeit nachweisbar. Die Anwendung der DRIFTS zur Charakterisierung von
zeolithischen Hydroxylgruppen begann in den 80er Jahren durch Kazansky et al. [106].
Die auftretenden OH-Spezies sind sehr vielfältig und werden in einer Übersicht
(Tab. 2.1) mit ihrer Struktur und einer Zuordnung der Bandenlagen zusammengefasst.
2 Stand des Wissens
31
Tab. 2.1 Ausgewählte Bandenlagen der OH-Valenzschwingungen
Bandenlage[cm-1]
Zuordnung Struktur
3780 Terminale AlOH-Gruppen am Nichtgerüstaluminium a)
3745 – 3740 SiOH-Gruppen an der äußeren Kristalloberfläche b)
3738 - 3725 SiOH-Gruppen in den inneren Kanälen, Komponente der„inneren“ SiOH-Gruppen
c) <f>
3680 – 3665 AlOH-Gruppen am Nichtgerüstaluminium (Alex)
3617 – 3600 Si(OH)Al-Gruppen (Brücken-OH-Gruppen) d)
3550 H-Brücken gebundene benachbarte SiOH-Gruppen(„innere“ Silanolgruppen)
c) <b>
3250 Si(OH)Al, deren Proton mit benachbarten Sauerstoffatomendes Gerüsts wechselwirkt
e)
Neben den bisher diskutierten Banden können spezifische Banden adsorbierter
Moleküle auftreten. Sie lassen Rückschlüsse auf die Adsorptionszentren im Zeolithen
sowie den Wechselwirkungen Adsorbens und Adsorbat zu.
Eine wichtige Aufgabe kommt der IR-Spektroskopie bei der Beurteilung der
strukturellen Integrität zu. Aus der komplexen Analyse der Bandenlagen im OH- und
Gitterschwingungsbereich und ihrer Intensitäten lassen sich Aussagen über Kristallinität
und Dealuminierungsphänome machen. Spezielle OH-Gruppen können schon im
Anfangsstadium der Dealuminierung beobachtet werden (vgl. Tab. 2.1) und werden
deshalb häufig als Charakteristikum herangezogen. Von Coudurier et al. [107] wurde
dazu folgendes Verfahren vorgeschlagen, bei dem über eine empirische Interpretation
von Gitterspektren eine Abschätzung zur Kristallinität gemacht werden kann. Dieses
Verfahren weist hierzu eine höhere Empfindlichkeit auf als die
Röntgenpulverdiffraktometrie. Die Gitterspektren werden durch eine 1:500 Verdünnung
der Probe mit KBr erhalten. Der betrachtete Wellenzahlenbereich < 1500 cm-1
beinhaltet bei 1205 cm-1 und 1094 cm-1 die asymmetrische sowie bei 798 cm-1
Al O HSi
OH<b>
O
H<f>
SiSi O H Si
OAl
a) b) c) d) e)
OAl
O
OOH
2 Stand des Wissens
32
symmetrische Valenzschwingungen. Strukturempfindliche Doppelringschwingungen
führen zu Banden bei 550 cm-1. Die strukturunempfindlichen Deformations-
schwingungen treten bei 455 cm-1 auf. Die Auswertung des Verhältnisses der
Bandenhöhen bei 550 cm-1 und 455 cm-1 ergeben einen Quotienten, der im Vergleich
mit anderen Proben Aussagen über die Kristallinität zulässt und z. B. für MFI-
Strukturen einen typischen Wert von ca. 0,72 aufweist. Der so erhaltene Quotient ist
zwar mit einem Fehler von 10 % behaftet, kann aber zu Vergleichszwecken
herangezogen werden.
Ein bedeutendes Hilfsmittel stellt der Einsatz von Sondenmolekülen zur
oberflächenspezifischen Untersuchung dar. Hiermit lassen sich Informationen zum
Festkörper gewinnen, die der IR-Spektroskopie nicht direkt zugänglich sind. So gelingt
die Unterscheidung von Lewis- und Brönsted aziden Zentren durch die Adsorption von
Pyridin, während zur Abschätzung der Säurestärke azider Zentren Benzol eingesetzt
wird. Die Verschiebung der OH-Bande gilt dann als Maß für die Azidität. Durch die
Adsorption von CO oder NO können Redox-Zustände ermittelt werden. So kommt es zu
einer Schwächung der C-O-Bindung durch Donation von Elektronendichte ins π*-
Orbital, was eine Bandenverschiebung der CO-Valenzschwingung zur Folge hat.
Adsorptionszentren lassen sich durch NO unterscheiden, dessen Valenzschwingung je
nach Zentrum verschieden ist.
2.3.2 Die Röntgenpulverdiffraktometrie
Bei der Röntgendiffraktometrie (engl.: X-ray diffraction, Abk. XRD) handelt sich um
die am weitesten verbreitete Methode zur Kristallstrukturanalyse [108, 109, 110], bei
der kohärente monochromatische Röntgenstrahlung (zumeist Cu Kα) an geordneten
Zentren, wie den Elektronen der Gitteratome, gestreut wird. Die Wellenlänge der
Röntgenstrahlen liegt mit ca. 10-10 m in der gleichen Größenordnung wie die
Atomabstände in den Kristallgittern. Trifft kohärente monochromatische
Röntgenstrahlung (Primärstrahl) in einem ganz bestimmten Einfallswinkel (Glanz-
oder Braggwinkel) auf eine Netzebenenschar, so wird ein Teil der Strahlung so gebeugt,
dass der abgelenkte Strahl (Sekundärstrahl) den gleichen Winkel mit der
Netzebenenschar einschließt wie der Primärstrahl. Dabei gilt für Netzebenen des
Abstandes d die Braggsche Reflexionsbedingung:
2 Stand des Wissens
33
θλ sin2dn = , (2.4)
mit n als natürliche Zahl, der Wellenlänge λ und dem Beugungswinkel θ.
Diese Bedingung ist erfüllt, wenn die an den verschiedenen Netzebenen des Kristalls
reflektierten Strahlen in Phase schwingen (konstruktive Interferenz). Dies ist gegeben,
wenn der Wellenlängenunterschied ∆ ein ganzzahliges Vielfaches der
Röntgenwellenlänge beträgt. Verfügt die Probe über eine gute Fernordnung, so ergibt
sich ein spezifisches Beugungsmuster mit klaren, schmalen Reflexen. Mit Hilfe dieses
Diffraktogramms ist die Aufklärung der Struktur und eine Beurteilung der Kristallinität
möglich. Daneben lassen sich verschiedene (Fremd-)Phasen und Verunreinigungen
anhand charakteristischer Beugungslinien und ihrer Intensitäten identifizieren.
Zeolithe als kristalline Festkörper mit einer regelmäßigen Struktur eignen sich meistens
nur zur Untersuchung als Pulver. Für eine vollständige Röntgenstrukturanalyse werden
ausreichend große Einkristalle benötigt, die insbesondere bei technischen Zeolithen
nicht vorhanden sind. Selbst bei Pulveraufnahmen kommt es oft zu Verbreiterungen der
Reflexe, wenn die Kristallitgröße unterhalb von etwa 100 nm liegt. In diesem Fall ist
die Reflexbedingung nicht ideal erfüllt, und es kommt zu destruktiven Interferenzen.
Schwierigkeiten bei der Auswertung aufgrund von Änderungen in den Intensitäten der
Reflexe ergeben sich durch die Substitution von Kationen. Ferner ergeben sich
Probleme bei der hier verwendeten Reflexionsgeometrie. Aufgrund von Probenhöhen-
und Texturfehler, die durch unterschiedliche Präparation bei wiederholten Messungen
auftreten können, ist die Reproduktion identischer Intensitätsverhältnisse der
Beugungslinien eingeschränkt.
2.3.3 Die Temperaturprogrammierte Reduktion
Hierbei handelt es sich um eine thermoanalytische Methode, bei der die Erkenntnisse
anhand einer Reaktion des Katalysators mit einem Trägergas bei steigender Temperatur
durch kontinuierliche Analyse der Gasphase gewonnen werden [109 - 111]. Die
Temperaturprogrammierte Reduktion (TPR) stellt eine einfache und kostengünstige
Methode dar, die häufig zur Charakterisierung von Festkörpern, wie z. B. Katalysatoren
2 Stand des Wissens
34
für die heterogene Katalyse und deren Vorstufen (Präkursor), eingesetzt wird. Eine
reduzierbare Probe wird in einem Festbettreaktor platziert und von einem reduzierenden
Gasgemisch, z. B. ca. 5 % Wasserstoff verdünnt in Helium oder Argon, durchströmt.
Dabei wird die Temperatur linear erhöht. Das im Zuge der Reduktion gebildete Wasser
wird mit einer Kühlfalle aus dem Gasstrom entfernt. Der Verbrauch des Wasserstoffs
wird während des Experimentes kontinuierlich mit einem Wärmeleitfähigkeitsdetektor
(WLD) bestimmt und gleichzeitig mit der in der Probe gemessenen Temperatur
aufgezeichnet.
Abb. 2.4 Typische Messanordnung zur Temperaturprogrammierten Reduktion [110]
Bei dem dabei ablaufenden Prozess verringert sich ab einer bestimmten Temperatur T
mit steigendem Grad der Reduktion α die Anzahl n der reduzierbaren Spezies. Deren
erste Ableitung nach der Zeit beschreibt die Reduktionsrate und durchläuft mit
steigender Temperatur T und abnehmender Anzahl reduzierbarer Spezies n ein
Maximum. Dabei hat die Reduktionsrate einen eindeutigen Bezug zur Geschwindigkeit
des Wasserstoffverbrauches als Funktion der Zeit t. Um zu akkuraten Messwerten und
somit zu optimierten Reduktionsprofilen zu gelangen, ist es nötig die Messbedingungen
korrekt zu dimensionieren. Um einen möglichst geringen Konzentrationsgradienten zu
erhalten, muss der Reaktor unter differentiellen Bedingungen betrieben werden. Die
zugeführte Menge an Reduktionsmittel soll zu einer größtmöglichen Reduktionsrate
führen aber nicht bis zu dessen Totalumsatz gehen. Ferner muss gewährleistet sein, dass
die Differenz der Konzentrationen des Reduktionsmittels zwischen dem Ein- und dem
Ausgang des Reaktor ausreichend gut detektierbar sind. Die Randbedingungen, die für
2 Stand des Wissens
35
die Messungen optimiert sein müssen, sind gegeben durch die Heizrate β, die Menge n0
der zu reduzierenden Spezies und die Durchflussrate F des Reduktionsmittel mit der
Konzentration c0. Für die typischer Weise zur Anwendung kommenden Heizraten
zwischen 0,1 und 0,3 K/s haben Monti und Baiker [112] mit der folgenden Formel den
K-Faktor eingeführt, der zur Erfüllung der oben genannten Forderungen zwischen 55
und 140 s liegen muss.
0
0
cF
nK
⋅= (2.5)
Dieser Ausdruck wurde von Malet und Caballero [113] um die Heizrate β erweitert. Der
so ermittelte P-Faktor sollte für Reduktionen, die in mehreren Schritten ablaufen,
möglichst klein sein (P ≤ 20 K).
0
0
cF
nP
⋅⋅
=β
(2.6)
Das so erhaltene Reduktionsprofil stellt den Wasserstoffverbrauch als Funktion der
Temperatur bzw. der Zeit dar und kann quantitativ ausgewertet werden. Dabei werden
drei charakteristische Größen betrachtet. Die Anzahl von Signalen und deren
Temperatur repräsentieren die Art und Anzahl der in der Probe enthaltenen Spezies.
Weiterhin ist es möglich zu ermitteln, ob die Reduktion in einem oder mehreren
Schritten verläuft. Der Wasserstoffverbrauch ergibt sich aus der Fläche unter der Kurve
und wird als verbrauchtes Mol Wasserstoff pro Mol Metallatome (H2/M) angegeben.
Dabei wird die totale Reduktion gemäß MOn + nH2 → M + nH2O angestrebt. Aus der
Zusammensetzung der Probe und dem Wasserstoffverbrauch wird der
Oxidationszustand bestimmt. Ist das Verhältnis kleiner als es sich aus der Berechnung
der eingewogenen Probenmenge ergibt, so enthält das System einen nicht reduzierbaren
Anteil. Daneben können Wechselwirkungen zwischen den Komponenten eines
Katalysators und der Einfluss von Vorbehandlungen sowie von Additiven oder
Promotoren untersucht werden. Mit einem Vergleich von Referenzproben, z. B. reine
Phasen bzw. Oxide, mit dem Katalysatorsystemen geben Veränderungen in der Lage
und Form der Signale entsprechende Hinweise.
2 Stand des Wissens
36
Liegt ein geeignetes Modell vor, so können kinetische Parameter bestimmt werden. Die
Berechnung der Aktivierungsenergie der Reduktion ist dann möglich, wenn die Probe
über gleichwertige Partikel verfügt, die in einem einzelnen, klar definierten Prozess
reduziert werden. Ist dies nicht der Fall, so stellt das Reduktionsprofil eine Kombination
verschiedener Reaktionen dar.
Ein Nachteil der TPR leitet sich aus der Tatsache ab, dass nur die Gasphase analysiert
wird. So sind die Veränderungen am Festkörper nicht zu verfolgen. Daher ist der
Einsatz ergänzender Methoden zur Oberflächencharakterisierung unerlässlich.
2.3.4 Die Mössbauer-Spektroskopie
Hierbei handelt es sich um Gammastrahlen-Resonanzspektroskopie, die sowohl in
Absorption (MAS) als auch in Emission (MES) durchgeführt werden kann und auf dem
Mössbauer-Effekt beruht [109, 114, 115]. Dieser Effekt beschreibt die rückstossfreie
Kernresonanzabsorption von γ-Strahlen an Radionukliden. Unter Anwendung des
Impulssatzes der Mechanik gilt, dass ein Atomkern, der einen γ-Quant emittiert, einen
Rückstoss erfährt. Ein Teil der Energie E0 = hν des γ-Überganges wird als kinetische
Energie vom emittierenden Kern aufgenommen.
Nach dem Erhaltungssatz der Mechanik gilt für den Impuls des γ-Quants
c
hp
ν⋅= , (2.7)
der durch eine Geschwindigkeitsänderung
m
p=∆ν (2.8)
kompensiert wird. Daraus folgt, dass für die Rückstossenergie R gilt:
2
20
2 cm
ER
⋅= (2.9)
2 Stand des Wissens
37
Die Energie des γ-Quants beträgt dann nur noch E = E0 – R. Bei der Absorption wird
hingegen ein Impuls auf den Atomkern übertragen, wobei das zu absorbierende γ-Quant
die Energie E = E0 + R besitzen muss. Die Linienbreiten von Übergängen im Atomkern
sind recht schmal, so dass die Emissions- und Absorptionsspektren nicht überlappen
und somit keine Resonanz auftritt. Ist der emittierende Kern in einem Kristallgitter
eingebaut, so ist in die Formel für die Rückstossenergie statt der Kernmasse m die viel
größere Masse des gesamten Kristalls einzusetzen. Damit wird die kinetische Energie
vernachlässigbar klein und man kann von näherungsweise rückstossfreier Emission
sprechen.
Durch die chemische Umgebung der Atomkerne in einer zu messenden Probe kommt es
zu einer Verschiebung der Absorptionslinie, so dass die Resonanzbedingungen
aufgrund der schmalbandigen Strahlungsquelle nicht mehr gegeben sind. Um nun
trotzdem zu einer Auflösung der Hyperfeinstruktur zu kommen, ist es nötig die
Verschiebung zu kompensieren. Dies gelingt unter Anwendung des Doppler-Effektes
durch eine Relativbewegung der Quelle zum Absorber.
Aus der Relativgeschwindigkeit v ergibt sich dann eine Frequenzverschiebung von
c
v⋅=∆ νν . (2.10)
Bereits eine Geschwindigkeit von wenigen cm/s reicht dazu aus.
Ein Problem stellt die mit dem Doppler-Effekt einhergehende Linienverbreiterung dar,
die mit steigender Temperatur zunimmt. Schmalere Spektrallinien und somit bessere
Spektren werden erhalten, wenn die Messungen bei niedriger Temperatur (z. B. 78 K
statt Raumtemperatur) durchgeführt werden. Ein weiteres Problem stellt die z. T. lange
Messzeit dar, die durchaus mehrere Wochen betragen kann. Die für die Messung
benötigte Gammastrahlung entsteht durch eine (Elektronen-)Einfangreaktion. So wird
z. B. zur Messung von eisenhaltigen Proben ein 57Co-Präparat verwendet, das durch die
Aufnahme von Elektronen zu 57Fe zerfällt. Die dabei freiwerdenden γ-Quanten verfügen
über eine Energie von 14,4 keV. Die Frequenz der emittierten Strahlung beträgt
2 Stand des Wissens
38
ν = 1018 s-1. Ihre Halbwertsbreite von 106 s-1 ist im Vergleich zur Frequenz der
emittierten Strahlung verschwindend gering und damit schwer zu messen.
Die aus den Mössbauer-Spektren gewonnenen Informationen sind die Gesamtintensität
des rückstossfreien Anteils, die elektrostatischen Effekte der Isomer-Verschiebung (IS)
und Quadrupol-Aufspaltung (QS) sowie der magnetischen Hyperfeinfeld-Aufspaltung
(HF). Die Isomer-Verschiebung basiert auf der Wechselwirkung zwischen der
Elektronendichte im Kern und der Kernladung. Sie wird beeinflusst durch Änderungen
im kovalenten bzw. ionischen Charakter und den Abständen von Bindungen. Einer
Wechselwirkung zwischen Kernquadrupolmoment und Inhomogenitäten des
elektrischen Feldes liegt die Quadrupol-Aufspaltung zugrunde, welche durch die
Asymmetrie der Ladungsverteilung in der Elektronenhülle und der Koordinationssphäre
beeinflusst wird. Die QS wird u. a. zur Teilchengrößenbestimmung verwendet. Der
Hyperfeinfeld-Aufspaltung liegt einer Wechselwirkung zwischen Elektronen- und
Kernspin bzw. einer magnetischen Dipolwechselwirkung zugrunde. Besonders starke
Effekte treten auf, wenn kollektive magnetische Eigenschaften, wie z. B.
Ferromagnetismus, beobachtet werden. Damit lassen sich Informationen über die
magnetischen Eigenschaften der Probe gewinnen. Mit der Mössbauer-Spektroskopie ist
eine Analyse der Phasen möglich. Ferner werden Informationen zur Struktur, zu den
Oxidationsstufen, dem magnetischen Verhalten und zur Partikelgröße geliefert.
2.3.5 Die Röntgenabsorptionsspektroskopie
Bei dieser Methode erhält man durch die Anregung der Rumpfelektronen mit
Röntgenstrahlung ein Spektrum, das detaillierte Informationen zur Struktur liefert. Die
in dieser Arbeit verwendeten Katalysatoren wurden zur Strukturaufklärung im Rahmen
der Dissertation von C. Schmidt [9] röntgenabsorptionsspektroskopisch mittels XAFS
(engl.: X-ray absorption fine structure) untersucht. Da einige der Ergebnisse präsentiert
werden, von mir selbst aber keine entsprechenden Messungen durchgeführt wurden,
sollen die Methoden nur kurz erläutert werden [109, 110, 114].
XAFS stellt eine Variante der Röntgenabsorption dar, die auf der Ausnutzung des
Photoeffektes beruht. Ein Elektron verlässt ein Atom nur, wenn die Energie E = hν der
anregenden Röntgenstrahlung größer als die Bindungsenergie EB ist. Die kinetische
2 Stand des Wissens
39
Energie des herausgeschlagenen Elektrons beträgt dann E = hν - EB. Ein entsprechendes
Röntgenabsorptionsspektrum eines isolierten Atoms enthielte nur eine Reihe von
Kanten, die die Bindungsenergien aller Elektronen in dem Atom repräsentieren und
keine weiteren Informationen zur Feinstruktur böte. Diese tritt auf, wenn sich Nachbarn
in der Nähe des absorbierenden Atoms befinden und es zu Wechselwirkungen mit den
gebildeten Photoelektronen kommt, die sowohl über Teilchen- als auch Wellencharakter
verfügen. Elektronen niedriger kinetischer Energie (< 50 eV) wechselwirken mit den
Valenzelektronen der Nachbarn und führen zu z. T. komplexen Spektren in der Nähe
der Kante (Mehrfachstreuung). Dieser Bereich des Spektrums wird als XANES (engl.:
X-ray absorption near edge structure) bezeichnet. Die EXAFS (engl.: extended X-ray
absorption fine structure) resultiert aus den Interferenzen, die sich durch die Streuung
der Elektronen mit hoher kinetischer Energie an den Nachbaratomen ergibt
(Einfachstreuung vorherrschend). Aufgrund der hohen kinetischen Energie kommt es
nur zu geringfügigen Wechselwirkungen mit den Valenzelektronen. Die Auswertung
erfolgt über verschiedene mathematische Modelle (z. B. nichtlineare Regression oder
Fourier-Transformations-Methoden) zur Anpassung von Funktionen an das Spektrum.
Das Resultat ist ein Interferenz-Spektrum, in dem sich sinusförmige Beiträge der
vorhandenen Nachbarn überlagern und Auskunft über den Abstand, die Anzahl und die
Art der Nachbarn des absorbierenden Atoms gibt. Ein wichtiger Vorteil der Methode
ist, dass eine Fernordnung nicht benötigt wird. Eingeschränkt wird der Nutzen der
EXAFS durch die Mittelung über alle vorhandenen Koordinationen in der Probe.
3 Experimentelles
40
3. Experimentelles
3.1 Die Anlage zur Messung der katalytischen Aktivität
3.1.1 Der Aufbau der Messapparatur
Zum Katalysatorscreening wurde die Anlage „ZeoCat“ neu aufgebaut, deren Bauteile
hauptsächlich aus Edelstahl bestehen. Die Messapparatur gliedert sich in die
Teilbereiche Gasversorgung, Röhrenofen mit Reaktor und Analytik. Die Zusammen-
setzung der Gasströme wurde mit einem Gaschromatographen (GC) und einem
Quadrupolmassenspektrometer (QMS) analysiert. Mittels Personalcomputer (PC)
erfolgte die Anlagensteuerung und Datenerfassung.
Abb. 3.1 Fließbild der mikrokatalytischen Testapparatur
3.1.2 Die Gasversorgung
Bei der untersuchten Reaktion handelt es sich um eine Gasphasenreaktion. Die dazu
benötigten Edukte wurden in Form von zertifizierten Prüfgasgemischen aus Gasflaschen
über Druckminderer entnommen und mit Massendurchflussreglern (engl.: mass flow
Gaschromatograph(Molsiebsäule (5A) / WLD)
Quadrupol-Massenspektrometer
Split Abgas
Abgas
Trägergas(Helium)
Abgas
Probenschleife
Abgas
Ver
dam
pfer
Helium
Röh
reno
fen
mit
Rea
ktor
Bla
senz
ähle
r
HO 2
LFC1
P
P2
P1
Hel
ium
MFC1PP
NO
/He
MFC3PP
Res
erve
MFC5PP
TIC2
TIC1
TIC3
TIC4
V1
O/H
e2
MFC2PP V2
V3
CH
/He
410
MFC4PP V4
V5
V6 V7
V8
V9
V10
Abgas
3 Experimentelles
41
controller, Abk. MFC) dosiert. Der Durchflussbereich der MFC ist zuvor mit einem an
der Anlage befindlichen Blasenzähler (Glasbürette, 50 ml) und den entsprechenden
Gasen kalibriert worden. Durch Kugelhähne (V 1 bis 5) konnte der Zustrom eines jeden
Gases in die Anlage abgesperrt werden. Darüber hinaus war es möglich dem
Reaktionsgas Wasser zuzugeben. Ein Vorratsgefäß, in dem durch Abkochen entgastes
Wasser mit Helium unter Druck gesetzt wurde, versorgte den Flüssigkeits-MFC
„Liquiflow“ (LFC1). Das so dosierte Wasser wurde einem Verdampfer zugeführt, der
aus einem mit Edelstahlringen gefüllten ½“ Edelstahlrohr bestand. Dessen Beheizung
erfolgte mit einer Heizschnur, die mit einem Thermoelement Typ K (TIC1) und einem
separaten PID-Regler gesteuert wurde. Aus dem so auf 493 K erhitzten Verdampfer
nahm das Eduktgas den Wasserdampf auf. Mit einem Vierwegeventil (V6) konnte der
Verdampfer umgangen werden.
3.1.3 Die Verrohrung und der Reaktor
Das Eduktgas wurde durch innen beschichtetes 1/8“ Edelstahlrohr (silica fused) geleitet.
Deren Beheizung auf etwa 338 K sollte eine eventuelle Adsorption von Edukten
mindern und das Kondensieren von Wasser vermeiden. Die dazu nötigen Heizschnüre
wurden mit dem Thermoelement Typ K (TIC2) und einem PID-Regler gesteuert. Für
das Katalysatorscreening kam ein mikrokatalytischer Festbettreaktor zum Einsatz.
Dieser bestand aus einem katalytisch inaktivem Quarzglasrohr mit einem
Außendurchmesser von ca. 15 mm. Mit einer 1/8“ zu 6 mm Verschraubung wurde der
Übergang zwischen Metallrohr und Quarzglas realisiert. Der Reaktor wurde wie in
Abb. 3.2 dargestellt gepackt: Am unteren Ende des Reaktors befanden sich Einstiche,
auf denen eine Lage aus Quarzwolle die Unterlage für die Festbettschüttung bildete.
Das Festbett war dabei so aufgebaut, dass die Katalysatorschüttung sich sandwichartig
zwischen zwei etwa 3 mm hohen Lagen aus Quarzbruch befand. Das Füllen des
Reaktors erfolgte dabei so, dass der Katalysator sich in der isothermen Zone des
Röhrenofens befand. Um einen zu hohen Druckverlust zu vermeiden, wurde der
Katalysator in der Korngrößenfraktion 250 bis 355 µm eingesetzt. Zwecks besserer
Abtrennbarkeit des Katalysators kam der Quarzbruch in Korngrößen von 500 bis
710 µm zum Einsatz. Eine Glaskapillare, die von oben in die Mitte des Reaktors
platziert und mit einer „Quickfit“-Verschraubung abgedichtet wurde, enthielt ein axial
verschiebbares Thermoelement Typ K (TIC3). Damit konnte die Reaktionstemperatur
3 Experimentelles
42
der Katalysatorschüttung bestimmt werden. Der
Reaktor wurde über einen elektrischen
Röhrenofen beheizt, dessen Regelung über ein
weiteres Thermoelement Typ K (TIC4) und dem
vom PC gesteuerten PID-Regler erfolgte. Mit
einem Vierwegeventil (V7) war eine Bypass-
Schaltung des Reaktors realisiert. Das Eduktgas
konnte so entweder durch den Reaktor oder an
ihm vorbei geleitet und entsprechend analysiert
werden.
Abb. 3.2 Quarzreaktor mit Festbett
3.1.4 Die Analytik
Nach dem Reaktor strömte das Produktgas zum Auskondensieren von Wasser über eine
mit Eiswasser temperierte Kühlfalle. Ein dann folgender Split führte einen Teil des
Gasstromes zur Regulierung des Reaktorvordruckes über ein Feindosierventil (V10)
und Manometer (P1) ins Abgas und den anderen Teil zur Analytik. Ein mit einem
Wärmeleitfähigkeitsdetektor (WLD) ausgestatteter Gaschromatograph diente zur
Quantifizierung des während der Reaktion gebildeten Stickstoffs. Die Probenaufgabe
erfolgte mit einem 6-Wege-Ventil (V8) und einer Probenschleife mit 5 ml
Probenvolumen. Der Druck der Probenschleife ließ sich mit einem Feindosierventil
(V9) und Manometer (P2) einstellen. Die Auftrennung des Produktgases erfolgte unter
isothermen Bedingungen mit einer 3 m langen, gepackten 1/8“ Molsiebsäule (5A), die
sich im auf 333 K thermostatisierten Ofen des GC befand. Das Trägergas Helium wurde
aus der zentralen Gasversorgung (ZGV) entnommen. Zur Aufzeichnung des
Gaschromatogramms wurde das Steuerungsprogramm „LabView“ genutzt. Zur Analyse
des Stickstoffmonoxids und des Reduktionsmittels (Kohlenwasserstoff) wurde das
QMS verwendet. Durch eine beheizte Kapillare und das entmischungsfrei arbeitende
Gaseinlassventil gelangte das Gas in den Rezipienten und wurde mit Hilfe eines
TIC3
Edukte
Produkte
Quickfit-Verschraubung
Quarzbruch
QuarzbruchKatalysator
Quarzwolle
Glaskapillare mitThermoelement
3 Experimentelles
43
Channeltrons analysiert. Zur Gerätesteuerung und Aufzeichnung der Massenspektren
wurde ein Personalcomputer mit dem Programm „Quadstar 422“ der Fa. Balzers
genutzt.
3.1.5 Die Anlagensteuerung
Die Steuerung der Anlage erfolgte über einen PC mit dem Programm „LabView“ der
Fa. National Instruments. Die Software kommunizierte mittels AD- und DA-
Wandlerkarten mit den Massendurchflußreglern (MFC 1 bis 5) und dem PID-
Temperaturregler des Röhrenofens. Die Festlegung der Regelbereiche wurde per
Kalibration bestimmt. Ferner wurden mit dem Programm „LabView“ Messwerte und
Betriebszustände (Thermoelemente, MFC und GC) aufgezeichnet. Im beschränkten
Umfang war eine Automatisierung von Arbeitsschritten möglich. Darüber hinaus war
eine Sicherheitsabschaltung eingerichtet, die bei Überschreitung vorher festgelegter
Grenzwerte, z. B. für die Ofentemperatur, aktiv wurde.
3.2 Die Versuchsdurchführung
3.2.1 Die Messbedingungen
Der Katalysator wurde durch Verpressen, Mörsern und unter Verwendung von
Prüfsieben in die Korngrößenfraktion 250 bis 355 µm gebracht. Daraus ergab sich eine
Schüttdichte von etwa 600 bis 700 mg/cm3. Um die Belastung und die Kontaktzeit des
Eduktgases mit dem Katalysator zu beschreiben, wurde die Raumgeschwindigkeit
GHSV genutzt. Sie ist als Quotient des Volumenstroms und des Katalysatorvolumens
definiert.
Kat
eini
V
VGHSV
�= (3.1)
Bei den katalytischen Experimenten wurden im allgemeinen Raumgeschwindigkeiten
von 30.000 h-1 realisiert. Somit ergab sich aus den oben gegebenen Randbedingungen,
dass ungefähr 0,44 cm3 Katalysator, gleichbedeutend mit einer Einwaage von ca.
300 mg, bei einem Gasvolumenstrom von insgesamt 220 mlSTP/min eingesetzt wurden.
Das Eduktgasgemisch war standardmäßig zusammengesetzt aus 1000 ppm
3 Experimentelles
44
Stickstoffmonoxid, 1000 ppm Reduktionsmittel und 2 % Sauerstoff. Als
Verdünnungsgas diente Helium. Das eingesetzte Reduktionsmittel war in erster Linie
i-Butan. Es wurden aber auch Propan, Propen und Methan verwendet. Davon
abweichend wurden Messungen mit je 2000 ppm Stickstoffmonoxid und i-Butan sowie
3 % Sauerstoff in Helium mit einer Belastung von 42.000 h-1 und einen
Gasvolumenstrom von 308 mlSTP/min durchgeführt. Um die hydrothermale Stabilität zu
testen, enthielt das Eduktgas bei einigen Messungen 10 % Wasser. Die Katalysatoren
wurden bei Umgebungsdruck von hohen zu niedrigen Temperaturen in einem Bereich
von 823 bis 523 K auf ihre Aktivität getestet.
3.2.2 Das Messprozedere
Zu Beginn eines jeden Experimentes wurde der gepackte Reaktor in den Röhrenofen
eingebaut und Helium mit einem Gasvolumenstrom von 220 mlSTP/min durch die
Anlage geleitet. Die Aufgabenstellung stellte hohe Anforderungen an die Dichtigkeit
der Anlage. Daher erfolgte eine regelmäßige Prüfung auf Leckagen, um auszuschließen,
dass Stickstoff aus der Umgebung in die Anlage gelangt. Zur Entfernung des
adsorbierten Wassers und somit zur Schonung des Katalysators erfolgte das Aufheizen
in zwei Stufen. Zuerst wurde der Katalysator mit einer Heizrate von 2 K/min auf 423 K
aufgeheizt und für 15 min gehalten. Anschließend wurde mit einer Heizrate von
5 K/min der Katalysator auf 823 K gebracht und für eine Stunde bei dieser Temperatur
gehalten. Dieser Aufheizvorgang kam auch bei der Kalzination des Katalysators mit
synthetischer Luft zur Anwendung. In diesem Fall musste die Anlage vor Beginn der
Messungen wieder mit Helium gespült werden. Mit Hilfe des Feindosierventils (V10)
am Split wurde der Reaktorvordruck auf 0,1 bar eingestellt und am Manometer (P1)
kontrolliert. Mit dem Gaseinlassventil erfolgte dann die Einstellung des Arbeitsdruck
von etwa 3 · 10-7 mbar am Rezipienten des QMS. Das nun aufgenommene
Massenspektrum diente zur Bestimmung des Untergrundes. Die Messung wurde in der
Betriebsart „multiple ion detection“ mit 25 Messzyklen durchgeführt. Durch die
Aufnahme eines Gaschromatogramms konnte sichergestellt werden, dass kein Stickstoff
aus der Umgebung in die Apparatur drang. Dazu wurde das 6-Wege-Ventil (V8) von
der Position „Spülen“ auf „Injektion“ umgestellt. Damit gelangte der Inhalt der
Probenschleife auf die Säule und das Programm „LabView“ konnte zur Aufzeichnung
gestartet werden. Nach zwei Minuten wurde das Ventil wieder in die ursprüngliche
3 Experimentelles
45
Position zurückgebracht. Die Retentionszeiten der zu detektierenden Komponenten
betrug etwa 2:40 min für Sauerstoff und 4 min für Stickstoff. Somit war eine Messung
nach etwa 5 min beendet. Dann wurde das Eduktgasgemisch an den MFCs eingestellt
und mittels Vierwegeventil (V7) am Reaktor vorbei direkt zur Analytik geleitet. Mit
dem kontinuierlich messenden QMS wurden die Intensitäten der verwendeten Massen
verfolgt. Sobald diese zeitlich konstant waren, erfolgte die Speicherung der Daten am
QMS und die Messungen am GC konnte gestartet werden. Nach Beendigung der
Analysen wurde das Eduktgas durch den Reaktor geleitet und die Gasphasenreaktion
konnte ablaufen. Nachdem der Katalysator unter stationären Bedingungen arbeitete, was
sich wiederum an den zeitlich konstanten Intensitäten der verwendeten Massen zeigte,
erfolgte die Messung des Produktgases. Anschließend wurde die Reaktionstemperatur
verändert und die Messungen nach bereits beschriebener Weise fortgeführt.
3.2.3 Die Auswertung
Mit Hilfe des QMS wurden die Konzentrationen des Stickstoffmonoxids und der
Kohlenwasserstoffe bestimmt. In der Betriebsart „multiple ion detection“ der
Steuerungssoftware „Quadstar 422“ wurden die Massen m/e: 30 (NO+) für
Stickstoffmonoxid, und m/e: 57 (C4H9+), m/e: 43 (C3H7
+), m/e: 41 (C3H5+) sowie
m/e: 15 (CH3+) für die Reduktionsmittel i-Butan, Propan, Propen und Methan
aufgezeichnet. Jede Messung bestand aus 25 Messzyklen, deren gemittelter Wert in die
Auswertung einging. Da die Intensitäten Ii des Ionenstroms der zur Auswertung
verwendeten Massen nicht Null waren, musste neben dem Edukt- und
Produktgasgemisch auch der Untergrund massenspektrometrisch bestimmt werden. Aus
diesen drei Messungen ergab sich nach Gl. (3.2) die Konzentration der einzelnen
Komponenten.
einiUntergrund
ieini
Untergrundi
ausiaus
i cII
IIc ⋅
−−= (3.2)
Eine Bestimmung des während der Reaktion gebildeten Stickstoffes war
massenspektrometrisch nicht möglich, da sowohl Stickstoff als auch das aus der
Oxidation der Kohlenwasserstoffe stammende Kohlenmonoxid auf der Masse
m/e: 28 (N2+) bzw. (CO+) fragmentierten. Somit musste die Volumenkonzentration des
3 Experimentelles
46
Stickstoffs gaschromatographisch bestimmt werden. Zur Kalibration des GC wurde eine
Kalibrationskurve erstellt. Die Integration der Peakflächen erfolgte mit Hilfe des
Programms „Origin“ am PC. Die Konzentration des Stickstoffs im Produktgasgemisch
wurde nach folgender Gl. (3.3) aus der Peakfläche 2NA unter Berücksichtigung der
Normbedingungen für Druck und Temperatur sowie der Steigung der
Kalibarationskurve 2NF bestimmt. Eine Volumenänderung während der Reaktion
konnte vernachlässigt werden, da die Edukte nur in starker Verdünnung zum Einsatz
kamen.
2
2
2
273
10013,1 5
N
Tag
TagN
N F
T
K
Pa
pA
c
⋅⋅
⋅= (3.3)
Die Definition des Umsatzes für den Fließbetrieb ist durch die folgende Gl. (3.4)
gegeben. Anhand dieser Formel wurden die Umsätze Xi für Stickstoffmonoxid und der
Kohlenwasserstoffe unter Verwendung der Konzentrationen ci berechnet. Dies war
möglich, da der Druck, die Temperatur und der Volumenstrom V� während der
Reaktion als konstant gelten können.
eineini
ieinein
ieini
ieini
i Vc
VcVc
n
nnX �
��
�
�� −=−= (3.4)
Aufgrund der zur Verfügung stehenden Analytik konnte keine vollständige Bilanz B für
Stickstoff oder Kohlenstoff erstellt werden. Im QMS sind die Massen m/e: 28 (N2+,
CO+) und m/e: 44 (N2O+, CO2
+) doppelt belegt, wodurch eine direkte Bestimmung
dieser Komponenten nicht möglich war. Es konnte nur kontrolliert werden, ob die
mittels QMS bestimmte umgesetzte Menge Stickstoffmonoxid im Produktgas der
gebildeten und mit dem GC bestimmten Menge Stickstoff entsprach. Dies geschah unter
Berücksichtigung des stöchimetrischen Faktors νi durch folgende einfache Beziehung.
oduktNO
EduktNO
iodukt
N
cc
cB Pr
Pr
2
−⋅
=ν
(3.5)
3 Experimentelles
47
3.3 Die Katalysatorpräparation
3.3.1 Die Modifizierung von Zeolithen
Als Ausgangsmaterial kamen in dieser Arbeit industriell hergestellte Zeolithe der
Strukturtypen MFI, BEA und MOR zum Einsatz. Bei der Auswahl wurden verschiedene
nSi/nAl-Verhältnisse, Strukturen und Hersteller berücksichtigt, um eine ausreichende
Basis für eine variierbare Präparation zu haben. Hauptsächlich wurden Katalysatoren
auf der Basis von Zeolith ZSM-5 (MFI) präpariert. Unter Anwendung der unten
beschriebenen Modifikationen wurde der Ausgangszeolith mit Eisen dotiert. Die hier
beschriebenen Methoden kamen unabhängig vom Strukturtyp zum Einsatz. Eine
detaillierte Aufstellung der verwendeten Proben ist unter Kap. 3.4.8 aufgeführt.
3.3.2 Der HCl-Austausch
Einige der Ausgangszeolithe lagen in der Ammonium- oder Natrium-Form vor. Für die
Dotierung mit Eisen war es daher notwendig für einige Modifikationsverfahren den
Zeolith in die H-Form zu überführen. Dazu wurde der Zeolith (10 g) in einem
Verhältnis von 1:100 in eine wässrige 0,1 m HCl-Lösung (1000 ml) gegeben und über
Nacht bei Raumtemperatur gerührt. Anschließend wurde der Zeolith abfiltriert, mit
destilliertem Wasser gewaschen und dann an Luft getrocknet. Diese Methode kam zur
Anwendung, da sie in einem Schritt durchzuführen ist und keine Kalzination erfordert.
3.3.3 Der wässrige Austausch
Bei dieser klassischen Methode des Ionentausches (engl.: liquid ion exchange,
Abk. LIE) konnte der Zeolith sowohl in der H- als auch in der Na-Form eingesetzt
werden. Durch eine Schutzgasatmosphäre aus Stickstoff oder Argon im Aufbau sollte
die Oxidation des Eisens vermieden werden. In einem Feststoff-Flüssigkeitsverhältnis
von 1:100 fand in einer wässrigen 0,01 m FeSO4-Lösung der Austausch unter ständigem
Rühren bei Raumtemperatur über Nacht statt. Um einen möglichst vollständigen
Eintausch zu erreichen, wurde der Zeolith dann abfiltriert und der Vorgang zwei weitere
Male wiederholt. Nach dem abschließenden Waschen und Trocknen waren die so
erhaltenen Katalysatoren von blasser orange-gelber Farbe.
3 Experimentelles
48
In einer Variation des Ionentausches (WI) in der wässrigen Lösung wurde ein H-ZSM-5
für 30 min in einer 0,1 m FeCl3-Lösung gerührt. Danach wurde der beige-weiße Zeolith
mit destilliertem Wasser gewaschen und an Luft getrocknet.
3.3.4 Der Festkörperionenaustausch
Für den Festkörpereintausch (engl.: solid state ion exchange, Abk. SSIE) wurde der
Zeolith in der H-Form mit dem zweifachen Überschuss der für ein resultierendes
nFe/nAl-Verhältnisses von eins nötigen Menge Eisen(III)chlorid-hexahydrat in einem
Achatmörser gut vermischt und intensiv verrieben. Die Berechnung der Mengen
erfolgte aufgrund des vom Hersteller angegebenen nSi/nAl-Verhältnisses und der
allgemeinen Formel für den Zeolithen. Die gut verriebene gelbe Mischung wurde dann
in einem Ofen bei 573 K für eine Stunde im Stickstoffstrom kalziniert. In einer
Variation erfolgte die Kalzination unter Vakuum. Nach dem Abkühlen wurde der
Katalysator gewaschen und getrocknet und wies dann eine orange-braune Farbe auf.
3.3.5 Der Austausch mittels Sublimation
Die in dieser Arbeit am häufigsten verwendete Methode (Abk. N2S) kam in Anlehnung
an eine Vorschrift aus der Arbeitsgruppe Sachtler [8] zum Einsatz. Für die
Durchführung wurde die abgebildete und den Erfordernissen angepasste Apparatur
(Abb. 3.3) entwickelt. Die Apparatur I bestand aus zwei über einen Schliff
ineinandergesteckte Quarzrohren. In das innere Rohre wurden bis zu 5 g des Zeolithen
in der H-Form auf der Fritte platziert und mit Quarzwolle fixiert. Die wieder
zusammengesteckte Apparatur kam dann zum Trocknen der Probe in einen Röhrenofen
der Kalzinationsapparatur. In einem Strom synthetischer Luft und mit einer Heizrate
von 2 K/min wurde zunächst auf 423 K aufgeheizt und diese Temperatur für 15 min
gehalten. Anschließend wurde mit einer Heizrate von 5 K/min das Sublimationsrohr auf
823 K gebracht und für eine Stunde bei dieser Temperatur gehalten. Nach dem
Abkühlen konnte die Apparatur mit geschlossenen Hähnen in eine Glove-Box
transferiert werden. Dort wurde unter Ausschluss von Luft und Feuchtigkeit das
Anhydrid des Eisen(III)chlorids im Gewichtsverhältnis von ca. 1:2 im Überschuss in
das äußere Quarzrohr eingeführt. Die wieder zusammengesetzte Sublimationsapparatur
kam dann erneut in den Röhrenofen, wo sie mit einer Heizrate von 5 K/min auf 573 K
3 Experimentelles
49
im Stickstoffstrom erhitzt wurde. Etwa 15 min nach Erreichen der Sublimations-
temperatur (573 K) war die Reaktion des Zeolithen mit dem durchströmten
Eisen(III)chlorids abgeschlossen und nicht abreagiertes Chlorid kondensierte am kalten
Ausgang der Apparatur. Nach dem Abkühlen wurde der frische Katalysator (ca. 5 g)
ausgiebig mit destilliertem Wasser (ca. 2 l, in Variation: 10 l) gewaschen bis das mit
Silbernitratlösung getestete Waschwasser chlorfrei war. Abschließend wurde der
Katalysator getrocknet und war von gelber Farbe. In einer Variation dieser Methode
(VAC) erfolgte das Trocknen und Sublimieren mit vergleichbaren Bedingungen in der
Apparatur II unter Vakuum (Abb. 3.4).
Abb. 3.3 Sublimationsrohr I Abb. 3.4 Sublimationsrohr II
3.3.6 Der mechano-chemische Austausch
Mit dieser Methode (Abk. MR), die noch nicht aus der Literatur bekannt war, konnten
Katalysatoren mit einem geringen Eisengehalt präpariert werden. Der Zeolith in der H-
Form wurde bei 393 K im Trockenschrank getrocknet und unmittelbar danach in einem
Gewichtsverhältnis von 2:1 mit Eisen(III)chlorid-hexahydrat in einem Achatmörser
intensiv für ca. 15 min verrieben. Anschließend wurde das Gemisch in ein Becherglas
überführt und das überschüssige Eisen(III)chlorid mit destilliertem Wasser
herausgewaschen. Um die Kontaktzeit zwischen dem Zeolithen und der wässrigen
Phase möglichst kurz zu halten, wurde der Überstand bereits nach 5 bis 10 min
dekantiert, obwohl die Sedimentation noch unvollständig war. Der Waschvorgang von
2 g Katalysator erfolgte mit insgesamt 500 ml destilliertem Wasser. Der dann an Luft
getrocknete Katalysator wies eine blass-beige Farbe auf.
3 Experimentelles
50
3.3.7 Die Defunktionalisierung der Brönsted-Azidität
Um den Einfluss der OH-Gruppen auf die katalytische Aktivität bei mit Eisen dotierten
Zeolithen zu untersuchen, sollten dessen Protonen zurückgetauscht werden. Der
Fe-ZSM-5 (2 g) wurde in einer 0,1 m wässrigen NaNO3-Lösung (200 ml) über Nacht
gerührt und anschließend mit destilliertem Wasser gewaschen und dann getrocknet. Die
Farbe des Katalysators hatte sich leicht aufgehellt. Dieser konventionelle Austausch
über die wässrige Phase hat den Nachteil, dass dabei Eisen verloren geht oder
Veränderungen in dessen Struktur auftreten können. Eine Alternative wurde in dem
ebenfalls in der Literatur noch nicht beschriebenen Verfahren gefunden, beim dem der
Katalysator (500 mg) mit KBr (1 g) intensiv in einem Achatmörser verrieben wurde.
Um eine größere Veränderung des Katalysators durch das Verpressen und Sieben zu
vermeiden, kam das so erhaltene Pulver direkt in das katalytische Experiment.
3.3.8 Die Kalzination
Die nach den oben beschrieben Verfahren modifizierten Zeolithe wurden vor dem
Einsatz in der Katalyse in Helium oder synthetischer Luft kalziniert. Dies geschah zum
einen in einer Kalzinationsapparatur. Dazu wurden die Proben in ein Keramikschiffchen
gefüllt und dieses dann in einen waagerecht angebrachten Röhrenofen mit Quarzrohr
gestellt. Das Quarzrohr konnte mit einem Schliff an die Gasversorgung der
Kalzinationsapparatur angeschlossen werden. Die Regelung des Ofens erfolgte über
einen PID-Regler und einem dazugehörigen Thermoelement Typ K. Eine weitere
Möglichkeit bestand in der in situ Kalzination. Hierzu wurde der Reaktor mit dem
Katalysator wie in Unterabschnitt 3.1.4 beschrieben gepackt. Die Kalzination erfolgte
dann direkt vor dem katalytischen Experiment unter Verwendung der Anlage „ZeoCat“.
In beiden Fällen wurden die gleichen Kalzinationsbedingungen eingestellt. Die
Katalysatoren wurden mit einer Heizrate von 2 K/min zunächst auf 423 K aufgeheizt
und diese Temperatur für 15 min gehalten. Anschließend wurde mit einer Heizrate von
5 K/min der Katalysator auf 823 K gebracht und für eine Stunde bei dieser Temperatur
gehalten. Darüber hinaus wurden Experimente mit Heizraten von 0,5 K/min bzw.
10 K/min in synthetischer Luft durchgeführt. Zur Kalzination standen Helium,
Stickstoff und synthetische Luft aus der ZGV zur Verfügung. Für Sauerstoff und
Gasmischungen wurden Gasflaschen genutzt. In Folge der Kalzination veränderten sich
die Farben der Katalysatoren von gelb zu orange-braun oder rot.
3 Experimentelles
51
3.4 Die Katalysatorcharakterisierung
3.4.1 Die DRIFT-Spektroskopie
Die Infrarotspektren entstanden am eigenen Lehrstuhl unter Verwendung eines Nicolet
Protegé 460 FTIR Spektrometer. Dieses Gerät war mit einem durch flüssigen Stickstoff
gekühlten MCT-Detektor und einer DRIFT-Einrichtung in „Praying Mantis“-
Anordnung (Typ DRA-2, Harrick) ausgestattet (Abb. 3.5). Die Messzelle, eine Küvette
von Typ HVC-DR2, verfügte über ein Thermoelement, Heizpatrone und eine Kuppel
aus Edelstahl mit ZnS-Fenster. Um störende Absorptionen von IR-aktivem
Kohlendioxid und Wasser aus der Umgebungsluft zu minimieren, wurde das Gerät mit
getrockneter synthetischer Luft gespült. Zur Eliminierung der Untergrundabsorptionen
durch die optischen Teile des Spektrometers sowie die der DRIFTS-Anordnung wurde
KBr als Standard R0 (vgl. Gl. 2.3) vermessen. Zur Aufnahme von Spektren im OH-
Schwingungsbereich wurden unverdünnte Proben eingesetzt. Für Messungen des
Gitterschwingungsbereiches mit Wellenzahlen kleiner 1500 cm-1 mussten die Proben
1:500 mit KBr verdünnt werden. Um das am Zeolithen adsorbierte Wasser zu entfernen,
wurden die Proben im Argonstrom mit einer Heizrate von 5 K/min auf 823 K
aufgeheizt. Diese Temperatur wurde dann für eine Stunde konstant gehalten.
Anschließend kühlte die Probe auf 423 K ab. Mit dieser Temperatur wurde
sichergestellt, dass die Messung ohne störende Readsorption von Wasser am Zeolithen
oder Reaktionsprodukten auf den Fenstern durchgeführt werden konnte. Bei den
Messungen, durchgeführt mit einer Auflösung von 4 cm-1, wurde bei Einzelspektren
über 500 bzw. 1000 Messzyklen gemittelt. Zur Darstellung der Spektren kam die
„scheinbare Absorption“ nach Olinger und Griffiths [104] zur Anwendung. Dazu wurde
das Einstrahlspektrum der gemessenen Probe durch das Standardspektrum von KBr
dividiert und anschließend negativ logarithmiert.
Im Rahmen dieser Arbeit wurden in situ-DRIFTS-Untersuchungen durchgeführt. Dazu
wurde die DRIFTS-Zelle, unter Beibehaltung der Standardreaktionsbedingungen,
anstelle des Festbettreaktors der katalytischen Messapparatur verwendet. Gemäß der
geringeren Probenmenge von ca. 70 mg musste der Volumenstrom auf 51,5 bzw. 72,1
mlSTP/min angepasst werden, was einer Raumgeschwindigkeit von 30.000 bzw.
42.000 h-1 entsprach. Die Zusammensetzung des Eduktgases, das Temperaturprogramm
und die quantitative Analyse wurden wie bereits in Abschnitt 3.2 beschrieben realisiert.
3 Experimentelles
52
Die Heizpatrone und das Thermoelement sind im unteren Teil der kommerziellen
Küvette angebracht. Um die Qualität der Adsorbatspektren durch eine höhere Reflexion
und die daraus resultierende höhere Energie im Wellenzahlenbereich von unter
2100 cm-1 zu verbessern sind einige Proben 1:2 mit Diamantpulver verdünnt worden.
Die dazugehörigen Hintergrundspektren wurden aus einem 1:2 Gemisch von KBr zu
Diamantpulver aufgenommen. Der unter stationären Bedingungen arbeitende
Katalysator wurde mit Einzelspektren charakterisiert. Die Aufnahme von
Serienmessungen ermöglichte darüber hinaus die Beobachtung von Veränderungen
unter transienten Bedingungen. Bei der Aufnahme von Serienmessungen wurden im
Gegensatz zu Einzelmessungen nur 100 Scans pro Spektrum aufgenommen, um so eine
genügend hohe zeitliche Auflösung zu erhalten. Unter den gewählten Bedingungen
betrug sie ca. 1 min. Differenzspektren wurden aus der Subtraktion der unter Inertgas
gemessenen von den unter Eduktgas gemessenen Spektren erhalten.
Abb. 3.5 Darstellung der DRIFTS-Einrichtung (li.) und der Messzelle (re.) [116]
3.4.2 Die Elementanalyse
Diese Analysen wurden als Servicemessungen am Lehrstuhl für Mineralogie der RUB
durchgeführt. Zur Bestimmung des Gehaltes an Eisen, Silizium und Aluminium wurden
die Proben durch einen Lithium-Borat-Aufschluss in wässrige Lösung gebracht. Die
Analyse erfolgte dann mittels Atomemissionsspektroskopie mit induktiv gekoppeltem
3 Experimentelles
53
Plasma (ICP-AES) an einem Unicam PU 7000. Dabei wurden folgende Wellenlängen
genutzt: 251,611 nm für Silizium, 259,940 nm für Eisen und 396,152 nm für
Aluminium. Alternativ dazu kam zur Bestimmung mittels Atomabsoptions-
spektroskopie (AAS) ein Varian AA 300 zum Einsatz.
3.4.3 Die Sorptionsmessungen
Die spezifischen Oberflächen der Katalysatoren wurden in einer Autosorb-1 MP
Apparatur der Fa. Quantachrome am eigenen Lehrstuhl bestimmt. Vor den Messungen
wurden die Proben für zwei Stunden bei 300 °C ausgeheizt. Da mikroporöse
Materialien vermessen wurden, war es nötig das Adsorbat Stickstoff bei kleinen
Drücken (p/p0 = 40/780 Torr) zu verwenden. Die Auswertung erfolgte nach dem
Mehrpunkt-Differenzverfahren (sieben Punkte) und beruht auf der BET-
Standardmethode [117, 118].
3.4.4 Die Röntgenpulverdiffraktometrie
Zur Phasenanalyse wurden Röntgenpulverdiffraktogramme der fein gemörserten Proben
als Flachpräparate am eigenen Lehrstuhl angefertigt. Das dazu verwendete Siemens-
Diffraktometer D500 verfügte über eine Bragg-Brentano-Geometrie mit
Sekundärmonochromator. Als Detektor kam ein Zählrohr zum Einsatz. Daneben wurde
ein Philips „X-Pert MPD“ mit Theta-Theta-Goniometer und ortsauflösenden Detektor
genutzt. Diese Messungen wurden am Lehrstuhl für Mineralogie der RUB durchgeführt.
An beiden Geräten wurde CuKα-Strahlung aus einer Kupfer-Röntgenröhre verwendet.
3.4.5 Die Temperaturprogrammierte Reduktion
Die H2-TPR-Messungen wurden am eigenen Lehrstuhl in einer Apparatur mit einem
Strömungsrohr aus Quarz durchgeführt. Darin wurden etwa 300 mg der zu messenden
Probe eingewogen und mit einer Heizrate von 10 K/min von Raumtemperatur bis auf
1073 K aufgeheizt. Diese Temperatur wurde für 10 min gehalten. Als reduzierendes
Gasgemisch wurde 4,2 % H2 in Argon mit einem Volumenstrom von 84,1 mlSTP/min
eingesetzt. Die Analyse erfolgte mit einem intern linearisierten Wärme-
leitfähigkeitsdetektor (WLD) „Hydros“ der Fa. Fisher-Rosemount für
Durchflussmessungen [112].
3 Experimentelles
54
3.4.6 Die Mössbauer-Spektroskopie
Die Mössbauer-Spektren wurden als Serviceleistung an der Bundesanstalt für
Materialforschung und –prüfung (BAM) in Berlin angefertigt. Dort kam ein 4096-Kanal
Mössbauerspektrometer der Fa. Wissenschaftliche Elektronik GmbH, Starnberg, zum
Einsatz, das mit einem Proportionalzählrohr (U = 1950 V) ausgestattet war. Das
Probenmaterial (ca. 300 mg) wurde gemörsert und fest zusammengepresst in ein
versiegeltes, zylindrisches Probendöschen aus Plexiglas (d = 19 mm) an einem
einfachen 57Co-in-Chrom-Präparat (Aktivität von ca. 1 GBq) bei Raumtemperatur und
78 K vermessen. Die Messdauer betrug zwischen sechs und acht Tagen je Probe.
3.4.7 Die Röntgenabsorptionsspektroskopie
Zur Oberflächenanalyse wurden XAFS-Spektren am Hasylab Synchrotron Labor (E4
Station) gemessen. Die Auswertung erfolgte mit der Software „WinXas 2.0“ von T.
Ressler und „FEFF7“ der Universität Washington. Die hierzu präsentierten Ergebnisse
stammen aus der Dissertation von Frau Dr. Schmidt [9].
3 Experimentelles
55
3.4.8 Die Probenübersicht
Tab. 3.1 Zusammenstellung der präparierten Katalysatoren
Bezeichnung Zeolith Hersteller c) Präparation Eisenquelle Fe-Gehalt
[Gew.-%]
Fe-ZSM-5(BK2, N2S) a)
H-MFI CWK Sublimationin N2
FeCl3,Anhydrid
~ 5,1
Fe-ZSM-5(BK2, MR)
H-MFI CWK mechano-chem.Austausch
FeCl3 · 6 H20 0,5
Fe-ZSM-5(BK2, WI)
H-MFI CWK wässriger Austausch d)
0,1 m FeCl3-Lsg
0,6
Fe-ZSM-5(BK2, SSIE)
H-MFI CWK Festkörper-ionentausch
FeCl3 · 6 H20 5,1
Fe-ZSM-5(BK2, SSIE, n. gew.)
H-MFI CWK Festkörper-ionentausch
FeCl3 · 6 H20 9,0
Fe-ZSM-5(BK2, VAC)
H-MFI CWK Sublimationim Vakuum
FeCl3,Anhydrid
3,7
Fe-ZSM-5(BK, VAC) b)
H-MFI CWK Sublimationim Vakuum
FeCl3,Anhydrid
n. b.
Fe-ZSM-5(BK2, LIE)
Na-MFI
CWK wässriger Austausch e)
0,01 mFeSO4-Lsg
2,5
Fe-ZSM-5(TC99, N2S)
H-MFI TC Sublimationin N2
FeCl3,Anhydrid
4,9
Fe-ZSM-5(TC98, N2S)
H-MFI TC Sublimationin N2
FeCl3,Anhydrid
2,5
Fe-MOR(N2S)
H-MOR
CWK Sublimationin N2
FeCl3,Anhydrid
6,8
Fe-BEA(N2S)
H-BEA
SC Sublimationin N2
FeCl3,Anhydrid
1,7
���2O3
auf H-ZSM-5H-MFI CWK mechanische
Mischung���2O3 5
Alle Proben wurden, soweit nicht anders angegeben, nach der Präparation gewaschen und in
Helium bzw. synthetischer Luft mit einer Heizrate von 5 K/min kalziniert.
a) Diese Probe wurde verschiedenen Vorbehandlungen unterzogen:
Variation der Heizraten von 10, 5 u. 0,5 K/min bzw.
Intensives Waschen mit 10 l Wasser auf 2 g Probe
b) Verwendung des Zeolithen H-ZSM-5 aus „erster“ Charge vom Chemiewerk Bad Köstritz
c) CWK = Chemiewerk Bad Köstritz; SC = Süd-Chemie; TC = Tricat Bitterfeld
d) Ionentausch mit 0,1 m FeCl3-Lösung, 30 min
e) Konventioneller wässriger Ionentausch mit 0,01 m FeSO4-Lösung
4 Ergebnisse
56
4 Ergebnisse
4.1 Die Untersuchungen zur katalytischen Aktivität
4.1.1 Die Voruntersuchungen
Ausgehend vom Modell eines idealen, eindimensionalen und isothermen
Strömungsrohrreaktor, wurde die Anlage entwickelt. Sie soll die Reproduktion der
Messergebnisse bei eindeutiger Zuordnung von eingestellten Betriebsbedingungen
ermöglichen. Dies setzt u. a. voraus, dass der im Reaktor auftretende axiale und radiale
Temperaturgradient sowie der Druckverlust und die axiale Dispersion vernachlässigbar
sind. Auch die Konzentrationsverteilung muss über den Reaktorquerschnitt konstant
sein. Schon bei der Konzeption der Anlage wurde auf kurze Wege zur raschen Zufuhr
der Edukte und zum zügigen Ableiten des Produktstromes zur Analytik geachtet. Die
Verwendung beheizter und silica-beschichteter Rohre reduziert das Auftreten von Ad-
und Desorptionsphänomenen. Das Edukt gelangt durch eine Quarzbruchschüttung, die
als Diffusor fungiert, zum Katalysator in der Korngrößenfraktion 250 – 355 µm. Da im
allgemeinen sowohl chemische Reaktionen als auch Transportvorgänge von der
Temperatur abhängig sind, muss die Isothermie im Reaktor gewährleistet sein. Dies ist
bei einem möglichst kleinen radialen und axialen Temperaturgradienten gegeben. Dies
wird positiv durch die Verwendung eines geringen Reaktorquerschnittes und die schon
durch die Art der Reaktion gegebene Verdünnung des Reaktionsgemischen mit einem
Inertgas (ca. 97 % He) beeinflusst. Das axiale Temperaturprofil wurde in erster Linie
durch den verwendeten Röhrenofen bestimmt. Die zu den Enden hin offenen
Röhrenöfen haben ein ausgeprägtes axiales Temperaturprofil mit einer relativ schmalen
isothermen Zone. In Abb. 4.1 ist das axiale Temperaturprofil für den verwendeten
Reaktor ohne Reaktion aufgezeigt. Im oberen Drittel des Ofens zeigt sich ein Bereich
mit einem axialen Temperaturgradienten von ca. 3 K. In Höhe dieses als isotherm
angesehen Bereiches wurde der Katalysator positioniert. Durch das Verschließen des
Ofens mit Glaswolle konnte die Wärmeabfuhr verringert und der isotherme Bereich des
Ofens vergrößert werden. Das exakte Einstellen der Temperatur wurde durch ein in der
Katalysatorschüttung befindliches Thermolelement sichergestellt. Der radiale
Temperaturgradient des Ofens kann somit vernachlässigt werden.
4 Ergebnisse
57
Ofeneingang 2 4 6 8 10 Ofenausgang500
520
540
560
580
600
620
640
660
680
700T
empe
ratu
r [K
]
axiale Position [cm]
Abb. 4.1 Axiales Temperaturprofil desvertikal angebrachten Röhrenofens(ohne Reaktion) bei 673 K
Es ist prinzipiell möglich, dass die bei dem Bau der Anlage eingesetzten Materialen
oder Teile der Apparatur die Reaktion katalysieren. Eine Prüfung der Anlage erfolgte
durch einen mit Quarzwolle und -bruch gefüllten Reaktor, der unter Standardreaktions-
bedingungen vermessen wurde. Aus dieser Blindreaktion geht hervor, dass die
Apparatur für die untersuchte Reaktion inert ist. Die Beschreibung der Aktivität der
Katalysatoren beschränkt sich im Folgenden auf den Umsatz von Stickstoffmonoxid
und i-Butan. Durch die zur Verfügung stehende Analytik war die vollständige
Detektierung der Nebenprodukte nicht möglich (Kap. 3.2.3).
4.1.2 Die Variation der Präparationsmethoden
Nach den zuvor beschriebenen Vorversuchen galt es durch die Variation der
Präparationsmethoden die Zeolithe mit unterschiedlichen bzw. aktiveren Spezies des
Eisens zu dotieren. Dies ist aufgrund der schwach gebundenen Kationen (H+, Na+ oder
NH4+) auf den Gitterplätzen relativ einfach zu erreichen. Vorrangiges Ziel war dabei die
Herstellung überausgetauschter Fe-ZSM-5. Sie zeichnen sich durch ein nFe/nAl-
Verhältnis von eins aus und versprechen hohe Aktivität [8, 67, 72]. Doch diese hohe
Aktivität wird nur in einem relativ schmalen Temperaturfenster erreicht. Ein weiterer
Nachteil bisheriger Katalysatoren liegt in der Bildung einer Vielzahl verschiedener
Spezies, was die Identifizierung der aktiven Zentren und deren gezielte Präparation
erschwert. Der Vergleich der Eigenschaften der durch verschiedene Methoden
präparierten Katalysatoren geschieht in diesem Kapitel, sofern nicht anders beschrieben,
unter den Standardreaktionsbedingungen mit i-Butan als Reduktionsmittel. Als
Ausgangszeolith wurde der ZSM-5 (BK2) verwendet. Die angegebenen Eisengehalte
wurden mit der ICP-AES Elementanalyse bestimmt (Kap. 4.2.1). Die Vielzahl der dabei
4 Ergebnisse
58
verwendeten Methoden ergab sich aus der Aufgabe eine aktive Form des Eisens zu
finden bzw. dessen Anteil zu erhöhen. Eine Übersicht der präparierten Proben findet
sich in Tab. 1 des Kap. 3.4.8.
Die Messung der Umsätze erfolgte nach der Einstellung des stationären Zustandes.
Dabei konnte für nahezu alle Proben ein typisches Verhalten beobachtet werden. Bei
hohen Temperaturen stellte sich der stationäre Zustand in sehr kurzer Zeit (ca. 15 min)
ein. Bei Verringerung der Reaktionstemperatur unterhalb des Aktivitätsmaximums
(ca. 600 - 673 K) verlängerte sich der Zeitraum auf ca. 30 – 45 min, was auf eine
Desaktivierung durch Ablagerungen hinweist.
Durch die Verwendung des Ionenaustausches aus der wässrigen Phase mit Eisensulfat
(LIE) resultierte die Probe Fe-ZSM-5 (BK2, LIE), die nur über einen Eisengehalt von
ca. 2,5 Gew.-% verfügte und somit das angestrebte nFe/nAl-Verhältnis von eins nicht
erreichte. Diese Probe zeigte mit einem NO-Umsatz von 23 % bei 623 K eine sehr
geringe Aktivität (Abb. 4.2). Auch die maximale Umsetzung des Reduktionsmittels
erfolgte nur zu 62 % bei 823 K (Abb. 4.3).
Eine deutliche Steigerung sowohl des Eisengehaltes als auch der Aktivität wurde durch
den Festkörperionenaustausch (SSIE) erreicht. Der so erhaltene Katalysator Fe-ZSM-5
(BK2, SSIE) erreichte mit etwa 5 Gew.-% Eisen das gewünschte nFe/nAl-Verhältnis von
eins. An dieser Stelle soll nochmals darauf hingewiesen werden, dass bei dieser
Präparation FeCl3 · 6 H2O im Überschuss eingesetzt wurde und deshalb die Bildung von
FexOy gerade nach einer Kalzination in synthetischer Luft naheliegend ist. Der
maximale NO-Umsatz von 59 % bei 573 K wurde mit einer niedrigeren Temperatur
erzielt (Abb. 4.2). Die Umsetzung des i-Butans erfolgte in dem Temperaturbereich von
823 bis 623 K mit 96 bis 91 % nahezu vollständig. Zu den niedrigeren Temperaturen
(623 K) fällt der Umsatz dann nahezu linear auf 11 % (Abb. 4.3).
Frühe Experimente mit der Sublimation von Eisenchlorid unter Vakuum (VAC) führten
zu dem weniger hoch ausgetauschten Katalysator Fe-ZSM-5 (BK2, VAC) mit
3,7 Gew.-% Eisen, der ein vergleichbares katalytisches Verhalten sowohl für die
Umsetzung von NO (56 % bei 623 K) als auch für i-Butan zeigte (Abb. 4.2 u. 4.3).
4 Ergebnisse
59
500 550 600 650 700 750 800 8500
10
20
30
40
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60
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100U
msa
tz N
O [%
]
Temperatur [K]
500 550 600 650 700 750 800 8500
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Um
satz
i-B
utan
[%]
Temperatur [K]
Abb. 4.2 Vergleich verschiedenerPräparationsmethoden, NO-Umsatz:* Fe-ZSM-5 (BK2, LIE), � ������� (BK2, SSIE), �������� ��!�"��#$%&
Abb. 4.3 Vergleich verschiedenerPräparationsmethoden, i-Butan Umsatz:* Fe-ZSM-5 (BK2, LIE), � ������� (BK2, SSIE), �������� ��!�"��#$%&
Das gewünschte Ziel wurde erst mit der Modifikation der Präparation in Anlehnung an
die von der Arbeitsgruppe Sachtler [8] entwickelte Sublimationsmethode (N2S)
erreicht. Hierbei wird Stickstoff als Trägergas bei der Sublimation von Eisenchlorid
verwendet. Die daraus resultierenden Katalysatoren Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) weisen das
angestrebte nFe/nAl-Verhältnis von eins auf (ca. 5 Gew.-% Eisen) und erzielten darüber
hinaus mit 73 % NO-Umsatz bei 603 K eine deutlich höhere Aktivität (Abb. 4.4). Bei
der Umsetzung des i-Butans (Abb. 4.5) verhielten sich auch diese Katalysatoren wie die
zuvor beschriebenen Proben Fe-ZSM-5 (BK2, SSIE) und Fe-ZSM-5 (BK2, VAC).
Nachdem der Katalysator zunächst von hohen zu niedrigen Temperaturen auf seine
katalytischen Eigenschaften vermessenen war, wurde erneut die Temperatur der
höchsten Aktivität (603 K) eingestellt. Dabei wurde mit einem NO-Umsatz von
ca. 60 % die ursprüngliche Aktivität nicht erreicht. Erst eine Kalzination in
synthetischer Luft bei 823 K für 1 h stellte die volle Aktivität des Katalysators wieder
her.
Verschiedene Variationen in der Vorbehandlung des Katalysators, wie z. B. extrem
langes Waschen mit Wasser (Abb. 4.4 und 4.5) oder eine Kalzination mit besonders
kleinen bzw. großen Heizraten, führten zu keinem anderen katalytischen Verhalten.
4 Ergebnisse
60
500 550 600 650 700 750 800 8500
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Temperatur [K]
Abb. 4.4 Vergleich verschiedenerPräparationsmethoden, NO-Umsatz: Fe-ZSM-5 (BK2, N2S), * Fe-ZSM-5(BK2, N2S) int. gew., � ������� (BK2, MR), �������� ��!�"�'(&
Abb. 4.5 Vergleich verschiedenerPräparationsmethoden, i-Butan Umsatz:�������� � �!�"��)"�&�� *��������
(BK2, N2S) int. gew., � ������� (BK2, MR), Fe-ZSM-5 (BK2, WI)
Eine Abkehr von der bisherigen Vorstellung, dass nur mit hochausgetauschten
Fe-ZSM-5 gute Aktivitäten zu erzielen sind, stellt die Methode des mechano-
chemischen Eintausches (MR) dar. Diese Präparation, die im Rahmen der vorliegenden
Arbeit zum ersten Mal zur Anwendung kam, basiert auf dem Festkörperionenaustausch,
bei dem der mit dem Eisensalz verriebene Zeolith vor der Kalzination gewaschen wird.
Diese Methode wurde mit der Intention entwickelt über eine niedrige Beladung zu einer
besonders feinen Verteilung des Eisens zu gelangen und gegebenenfalls zielgerichtet
eine bzw. wenige verschiedene Eisenspezies zu erzeugen. Ferner galt es die Bildung
größerer Aggregate zu vermeiden, die in Folge der Kalzination zu niedrig aktiven
Eisenspezies wie z. B. Eisenoxid führen. Daneben bestand die Vorstellung, dass die
Vereinzelung der Eisenspezies durch das Fehlen „störender“ Nachbarn die Effizienz
steigert. Diese Überlegung wurde von der Tatsache abgeleitet, dass eine niedrigere
Konzentration von OH-Gruppen bei Zeolithen aufgrund geringerer Wechselwirkungen
zu einer höheren Azidiät führen kann. Somit sollte zum einen ein Katalysator mit hoher
katalytische Aktivität präpariert werden, und zum anderen sollte die Identifizierung
einer aktiven Spezies erleichtert werden. Die nach der Methode MR präparierten Proben
Fe-ZSM-5 (BK2, MR) weisen einen außerordentlich geringen Eisengehalt von nur
0,5 Gew.-% auf. Diese Probe, die nur ein Zehntel des üblichen Eisens enthielt, erreichte
mit 81 % einen sehr hohen NO-Umsatz bei 673 K (Abb. 4.4). Bemerkenswert ist ferner,
dass der neu präparierte Katalysator über den gesamten Temperaturbereich eine hohe
4 Ergebnisse
61
Aktivität besitzt und somit im Vergleich zu dem Standardkatalysator Fe-ZSM-5
(BK2, N2S) über ein nicht so schmales Temperaturfenster mit hoher Aktivität verfügt.
Darüber hinaus zeigt der Fe-ZSM-5 (BK2, MR) das typische Verhalten, dass bei hohen
Temperaturen das Reduktionsmittel weitgehend umgesetzt wird und dass zu niedrigen
Temperaturen (673 K) die Umsätze stark fallen (Abb. 4.5). Nach diesem Fortschritt
wurde nun versucht mit der Methode der feuchten Imprägnierung (WI), bei der
praktisch nur der zweite Schritt der Präparation des MR durchgeführt wurde, ebenfalls
aktive Katalysatoren zu erzeugen, die nur über einen geringen Eisengehalt verfügten.
Darüber hinaus sollte durch die Methode der feuchten Imprägnierung (WI) gezeigt
werden, dass das intensive Verreiben beim mechano-chemischen Austausch den
entscheidenden Schritt bei der Präparation darstellt. Doch die Probe Fe-ZSM-5
(BK2, WI) mit 0,6 Gew.-% Eisen zeigte nur einen NO-Umsatz von 35 % bei 673 K
(Abb.4.4). Auch die Umsetzung des i-Butans kam nicht über 37 % hinaus (Abb. 4.5).
Anzumerken ist noch, dass beide Proben den maximalen Umsatz bei 673 K erreichten,
d. h. bei ca. 50 bis 70 K höheren Temperaturen als die anderen Proben.
Für alle Katalysatoren, die in der Vorbehandlung nur mit Helium kalziniert wurden,
zeigten im Vergleich zu den in synthetischer Luft kalzinierten Proben bei der
katalytischen Aktivität nur marginale Unterschiede. Für die Messungen musste der
stationäre Zustand der Reaktion abgewartet werden. Dies dauerte zu Beginn der
Messreihe bis zu einer Stunde, da abgewartet werden musste, bis der Reaktor mit dem
Eduktgas gespült und das am Katalysator adsorbierte Wasser entfernt war. Dadurch
erfuhren die in Helium kalzinierten Proben offensichtlich eine in situ-Kalzination durch
das oxidativ wirkende Edukt, welches zwei bzw. drei Prozent Sauerstoff enthielt.
4.1.3 Das Problem der Reproduzierbarkeit bei der Probenherstellung
Wie bereits aus der Literatur bekannt [68], kann die Reproduktion der Präparation ein
Problem darstellen. Auch im Rahmen dieser Arbeit wurden Proben nach gleicher
Vorschrift hergestellt, die im Laufe des Katalysatorscreenings unterschiedliche
Eigenschaften aufwiesen. Das System des Fe-ZSM-5 reagiert auf geringe Variation der
Präparationsmethode außerordentlich sensibel, so dass sich offensichtlich eine andere
Verteilung der Spezies bilden kann. Ferner hat auch der eingesetzte Zeolith einen nicht
4 Ergebnisse
62
unerheblichen Einfluss auf das Ergebnis. Eine detaillierte Dokumentation und
umfassende Charakterisierung sind daher unerlässlich.
Für diese Arbeit kamen hauptsächlich Zeolithe der Fa. Chemiewerk Bad Köstritz zum
Einsatz. Von dieser Firma wurden zwei Na-ZSM-5 gleicher Art aber aus
unterschiedlichen Chargen verwandt (BK und BK2). Die Katalysatoren Fe-ZSM-5
(BK, VAC) und Fe-ZSM-5 (BK2, VAC), die aus diesen beiden Ausgangszeolithen nach
der Methode der Vakuumsublimation (VAC) präpariert wurden, zeigten merkliche
Unterschiede im katalytischen Verhalten (Abb. 4.6). Die Probe basierend auf dem
Zeolith BK erreichte einen Umsatz von maximal 42 % bei 573 K, während die Probe
basierend auf dem BK2 bis zu 56 % NO bei 623 K umsetzte. Die Umsetzung des
i-Butans erfolgte bei hohen Temperaturen (T > 600 K) nahezu vollständig und ging mit
fallender Temperatur deutlich zurück. Die Unterschiede zwischen beiden
Ausgangsmaterialien konnten IR-spektroskopisch nachgewiesen werden und sind in
Kap. 4.2.2.1 dargelegt.
500 550 600 650 700 750 800 8500
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Temperatur [K]
Abb. 4.6 Vergleich zweier aus unter-schiedlichen Zeolith-Chargen prä-parierter Katalysatoren, NO- undi-Butan-Umsatz (ungefüllte Symbole):� ������� � �!���#$%&�� � �������
(BK2, VAC)
Abb. 4.7 Vergleich zweier Katalysator-Chargen, NO- und i-Butan-Umsatz(ungefüllte Symbole): � ������� (BK2, N2S) Standardkatalysator,
Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) Fehlcharge
Auch unter Verwendung der gleichen Zeolithe und Präparationsmethoden wurden
Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) mit unterschiedlichen Eigenschaften erhalten (Abb. 4.7). Bei der
Anwendung der Sublimationsmethode im Stickstoffstrom setzte der Standardkatalysator
bis zu 73 % NO bei 603 K um, während die Fehlcharge nur einen NO-Umsatz von 63 %
bei 623 K erzielte. Auch hier waren kaum Unterschiede in der Umsetzung des
4 Ergebnisse
63
Reduktionsmittels zu verzeichnen. Durch EXAFS-Messungen konnten Unterschiede in
den gebildeten Eisenspezies nachgewiesen werden. Vergleiche hierzu Kap. 4.2.5.
Dies zeigt, dass kleine, häufig unbeachtete Details, die katalytischen Eigenschaften
merklich verändern können.
4.1.4 Der Vergleich der Reduktionsmittel
In diesem Kapitel sollen die Experimente mit unterschiedlichen Reduktionsmitteln
beschrieben werden. Die verwendeten Katalysatoren sind nach den Methoden der
Sublimation Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) und mechano-chemischen Eintausches Fe-ZSM-5
(BK2, MR) präpariert worden. Aus der Literatur ist bereits bekannt, dass mit höheren
Kohlenwasserstoffen (KW) wie z. B. i-Butan und besonders mit Ammoniak hohe
Aktivitäten zu erreichen sind [35, 36]. Darüber hinaus war nun von Interesse inwieweit
auch niedere Kohlenwasserstoffe wie Methan, Propen und Propan für die SCR von NO
geeignete Reduktionsmittel sind. Für verschiedene andere Systeme war auch dies
bereits in der Literatur beschrieben worden [73]. Daneben interessierte insbesondere die
Anwendung dieser Kohlenwasserstoffe in Verbindung mit der neu entwickelten
Präparationsmethode des mechano-chemischen Eintausches (MR).
Bei der Verwendung von Methan als Reduktionsmittel zeigt sich ein einheitliches Bild
(Abb. 4.8). Sowohl mit dem Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) als auch mit dem Fe-ZSM-5
(BK2, MR) wurden nur sehr geringe NO-Umsätze von 21 % bei 573 K erzielt. In beiden
Fällen wird der Umsatz nicht in der entsprechenden Ausbeute an Stickstoff
wiedergefunden, was die Bildung von NO2 nahe legt. Kleine Unterschiede zeigen sich
nur in der Oxidation des Methans. Während für den Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) die
Umsetzung des Kohlenwasserstoffes bei hohen Temperaturen mit 96 % fast vollständig
und zu niedrigen Temperaturen fast gar nicht mehr erfolgt, wurde beim Fe-ZSM-5
(BK2, MR) nur maximal 60 % des Methans umgesetzt, dessen Oxidation zu niedrigen
Temperaturen bis auf 5 % abfällt.
4 Ergebnisse
64
500 550 600 650 700 750 800 8500
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[%]
Temperatur [K]
Abb. 4.8 Variation des Reduktions-mittels, Methan; NO- und Methan-Umsatz (ungefüllte Symbole):
Fe-ZSM-5 (BK2, N2S), Fe-ZSM-5(BK2, MR)
Abb. 4.9 Variation des Reduktions-mittels, Propen; NO- und Propen-Umsatz (ungefüllte Symbole):
Fe-ZSM-5 (BK2, N2S), Fe-ZSM-5(BK2, MR)
Für Propen zeigt sich ein differenzierteres Bild (Abb. 4.9). Hier erhält man in
Verbindung mit dem Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) immerhin einen NO-Umsatz von 47 % bei
623 K. Dagegen wird mit einem Fe-ZSM-5 (BK2, MR) nur ein Umsatz von 33 %
erzielt. Die Umsetzung des Reduktionsmittels erfolgt beim Fe-ZSM-5 (BK2, N2S)
ähnlich wie bei der Verwendung von i-Butan als Reduktionsmittel und ist besonders bei
hohen Temperaturen fast vollständig. Auffällig für diese Proben war eine grau-schwarze
Verfärbung, die eine Verkokung durch das Propen anzeigt. Die anfangs hohe
Umsetzung des Propens durch den Fe-ZSM-5 (BK2, MR) sinkt mit fallender
Temperatur schneller ab.
Wird Propan als Reduktionsmittel eingesetzt, so erhält man flache Umsatzkurven für
NO (Abb. 4.10). Der maximale Umsatz beträgt 27 % bei 573 K für den Fe-ZSM-5
(BK2, N2S) und 35 % bei 623 K für den Fe-ZSM-5 (BK2, MR). Bemerkenswert ist,
dass der Fe-ZSM-5 (BK2, MR) einen Propan-Umsatz von maximal 77 % bei 823 K und
danach bis auf unter 10 % fallend aufweist. Damit erzielt er einen höheren NO-Umsatz
bei einen niedrigeren Propan-Umsatz im Vergleich zum Fe-ZSM-5 (BK2, N2S). Dieser
setzt bei hohen Temperaturen ( > 673 K) über 90 % des Propans um. Auch der folgende
Abfall der Propan-Umsetzung erfolgt deutlich langsamer.
4 Ergebnisse
65
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tz [%
]
Temperatur [K]
Abb. 4.10 Variation des Reduktions-mittels, Propan; NO- und Propan-Umsatz (ungefüllte Symbole):
Fe-ZSM-5 (BK2, N2S), Fe-ZSM-5 (BK2, MR)
Somit läuft die SCR-Reaktion mit Methan, Propen und Propan als Reduktionsmittel im
Vergleich zu i-Butan deutlich schlechter ab. Dies gilt unabhängig von der
Präparationsmethode (Sublimation oder mechano-chemischer Eintausch).
4.1.5 Der Einfluss der Zeolithstruktur
In diesem Kapitel soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit die Zeolithstruktur
einen Einfluss auf die Aktivität hat. Durch die verschiedenen Strukturen bieten sich
Möglichkeiten zur Bildung unterschiedlicher Eisenspezies. Zu diesem Zweck kamen
Zeolithe mit MFI, MOR und BEA Struktur zur Anwendung. Die einzelnen strukturellen
Besonderheiten der hier miteinander verglichenen Zeolithtypen sind in Kapitel 2.1
ausführlich beschrieben. Eine eingehende Charakterisierung ist in dem anschließenden
Kapitel 4.2 gegeben. Ausgehend von diesen Zeolithen wurden die Katalysatoren nach
der Sublimationsmethode präpariert. Die Aktivität wurde unter Standardbedingungen
mit i-Butan als Reduktionsmittel ausgetestet. Die Auswahl der untersuchten Proben
erfolgte dabei nach folgenden Kriterien. Zur Präparation der Fe-ZSM-5 standen drei
verschiedene Zeolithe mit MFI-Struktur zur Verfügung. Zwei der Zeolithe (BK2 und
TC99) unterscheiden sich nur durch den Hersteller. Beide haben ein nSi/nAl-Verhältnis
von 14 und weisen ansonsten keine Besonderheiten auf. Die dritte Probe (TC98)
hingegen weist ein deutlich höheres nSi/nAl-Verhältnis von 40 auf. Somit verfügt dieser
Zeolith über weniger Si(OH)Al-Gruppen. Darüber hinaus weicht dieser Zeolith
aufgrund einer variierten Synthese des Herstellers auch in strukturellen Eigenschaften
(u. a. defektreiche Struktur) von den beiden anderen MFI ab. Interessant war daher in
diesem Zusammenhang, ob dies Auswirkungen auf die präparierten Eisenspezies und
damit evtl. auch auf die Aktivität haben würde. Der Zeolith Beta (BEA) weist ein
nSi/nAl-Verhältnis von 90 auf. Er ist damit der siliziumreichste Zeolith, der in dieser
4 Ergebnisse
66
Arbeit eingesetzt wurde. Daneben weist er als Zeolith-Typ BEA eine gestörte Struktur
auf, die ihm eine ausgeprägte Lewis-Azidität verleiht [17, 18]. Zu nennen sind hier die
wechselwirkenden SiOH-Gruppen (Kap. 4.2.2.5). Die vierte Variation stellt ein Zeolith
vom Typ Mordenit (MOR) dar. Mit einem nSi/nAl-Verhältnis von 8 ist er der
aluminiumreichste verwendete Zeolith und verfügt über einen sehr hohen Anteil von
Si(OH)Al-Gruppen. Einen weiteren Einfluss auf die Bildung bestimmter Eisenspezies
könnte auch das Vorhandensein von 12- und 8-Ring-Poren sowie typischer Hohlräume
(sogenannte „Taschen“) haben.
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i-B
utan
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Abb. 4.11 Vergleich von Katalysatorenauf Basis verschiedener ZSM-5Matrizes, NO-Umsatz: � ������� (TC98, N2S), � ������� (TC99, N2S), �������� ��!�"��)"�&
Abb. 4.12 Vergleich von Katalysatorenauf Basis verschiedener ZSM-5Matrizes, Umsatz i-Butan: �������� (TC98, N2S), � ������� � �+%���N2S), �������� ��!�"��)"�&
Für die Katalysatoren auf Basis verschiedener ZSM-5 Matrizes wurden die folgenden
Aktivitäten erhalten (Abb. 4.11 und 4.12). Der Standardkatalysator Fe-ZSM-5
(BK2, N2S) erreicht bei 603 K einen maximalen NO-Umsatz von 73 %. Das i-Butan
wird bei hohen Temperaturen (> 673 K) mit 97 % nahezu vollständig umgesetzt. Wird
der vergleichbare Zeolith (TC99) eines anderen Herstellers zur Präparation verwendet,
so erhält man einen Fe-ZSM-5 (TC99, N2S) mit ca. 4,9 Gew.-% Eisen. Der maximale
NO-Umsatz von 65 % wird bei 573 K mit einer um 30 K niedrigeren Temperatur
erreicht. Bemerkenswert ist ferner, dass das Reduktionsmittel bis zu relativ niedrigen
Temperaturen (623 K) komplett umbesetzt wird. Ein davon stark differierendes Bild
zeigt der Fe-ZSM-5 (TC98, N2S). Im Unterschied zu den zuvor genannten Fe-ZSM-5-
Proben hat er mit ca. 2,5 Gew.-% nur einen halb so großen Eisengehalt. Damit erzielt er
4 Ergebnisse
67
mit 19 % nur einen sehr geringen NO-Umsatz bei 623 K. Auch der maximale Umsatz
des i-Butans ist mit 89 % gering und sinkt mit fallender Temperatur stark ab.
Die Katalysatoren Fe-BEA (N2S) und Fe-MOR (N2S) zeigen ein ähnliches
katalytisches Verhalten. Beide erreichen einen maximalen Umsatz von 34 % bei 623
bzw. 673 K. Dies ist ein erstaunliches Ergebnis, da die Eisengehalte stark differieren. So
enthält der Fe-BEA mit ca. 1,7 Gew.-% deutlich weniger Eisen als der Fe-MOR, der
über 6,8 Gew.-% enthält. Ferner unterscheiden sich beide Katalysatoren auch im
Umsatz des Reduktionsmittels. Während Fe-MOR bei hohen Temperaturen (> 723 K)
einen sehr hohen Umsatz von 98 % zeigt, so fällt der bereits bei 823 K geringere
Umsatz des i-Butans bei Fe-BEA von 92 % rasch mit fallender Temperatur.
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Abb. 4.13 Vergleich von Katalysatorenauf Basis verschiedener Zeolith-strukturen, NO- und i-Butan (ungefüllteSymbole) Umsatz: � ���!�$� �)"�&�
Fe-MOR (N2S)
Aus den Ergebnissen geht hervor, dass durch die Verwendung von Zeolithen mit derart
unterschiedlichen Eigenschaften eine Reihe von Parametern gleichzeitig geändert
wurden, die eine große Auswirkung auf die katalytischen Eigenschaften haben. Die
Unterschiede in der Aktivität lassen sich daher nur unter Berücksichtigung der
Charakterisierung diskutieren.
4.1.6 Die Katalyse im feuchten Medium
Bei Verbrennungsprozessen von Kohlenwasserstoffen entsteht zwangsläufig Wasser,
gegen das die Katalysatoren stabil sein müssen. Dies ist insbesondere bei Katalysatoren
wichtig, die auf Zeolithen basieren, da bei ihnen bei Anwesenheit von Wasser und
hoher Temperaturen die Zerstörung des Kristallgitters durch den Ausbau von
Aluminium einsetzt. Dieser Prozess, der bereits beim Cu-ZSM-5 beobachtet wurde und
dessen kommerzielle Verwendung verhinderte [119], tritt bei dem Katalysatorsystem
4 Ergebnisse
68
Fe-ZSM-5 in einem deutlich geringerem Maße auf [8]. Mit folgenden Versuchen wurde
die Empfindlichkeit der Katalysatoren gegenüber Feuchtigkeit in der Reaktion getestet.
Dazu wurde dem Eduktgas 10 % Wasser zugemischt. Die jeweils neu eingebauten
Katalysatoren wurden dann einmal von hohen zu niedrigen und einmal von niedrigen zu
hohen Reaktionstemperaturen vermessen. Diese Verfahrensweise sollte eine
eingehendere Untersuchung ermöglichen, da bereits im Vorfeld der Versuche ein
destruktiver Effekt erwartet wurde.
500 550 600 650 700 750 800 8500
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Temperatur [K]
Abb. 4.14 Einfluss von Wasser in derSCR mit Fe-ZSM-5 (BK2, N2S), NO-Umsatz: � ",���-�.",�������/�02O,
823 – 523 K, 10 % H2O, � .",� -523 K, trockenes Edukt
Abb. 4.15 Einfluss von Wasser in derSCR mit Fe-ZSM-5 (BK2, N2S), i-Butan-Umsatz: � ",���-�.",�������/H2O, �.",�-� ",�������/�02O, �.",– 523 K, trockenes Edukt
Auf den Standardkatalysator Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) wirkt sich die Zugabe des Wassers
in erster Linie auf das Maximum der Aktivitätskurve aus (Abb. 4.14). Unabhängig von
der Anfangstemperatur der Reaktion, erreicht der NO-Umsatz bei 623 K mit 45 bzw.
49 % den höchsten Wert. Es wird auch ein etwas geringerer Umsatz bei hohen
Temperaturen (823 und 773 K) erreicht, wenn die Messung bei 823 K gestartet wurde.
Ansonsten sind die Umsatzkurven recht ähnlich. Keine signifikanten Veränderungen in
der Aktivität bezüglich der Umsetzung des i-Butans zeigen sich im Vergleich zu dem
schon beschriebenen Verhalten im trockenen Medium (Abb. 4.15). Einen deutlich
stärkeren Einfluss auf die katalytische Aktivität hat das Wasser auf den Fe-ZSM-5
(BK2, MR). Beginnt man die Messung bei niedrigen Temperaturen, so gleicht sich der
etwas niedrigere Umsatz bei 523 K mit steigender Temperatur dem Umsatz mit
trockenen Edukt an (Abb. 4.16). Bei 623 K erreicht der Katalysator mit feuchten Edukt
einen maximalen NO-Umsatz von 52 %. Mit steigender Temperatur fällt der Umsatz
4 Ergebnisse
69
wieder. Die Umsetzung von i-Butan wird bei tiefen Temperaturen durch die
Anwesenheit von Wasser verringert und gleicht sich ab 623 K der Umsatzkurve für das
trockene Edukt an. Wird die Reaktion bei hohen Temperaturen begonnen, so bleibt der
NO-Umsatz des Katalysators immer, z. T. recht deutlich, unter dem entsprechendem
Umsatz im trockenem Medium. Dabei wird ein maximaler Umsatz von 43 % bei 673 K
nicht überschritten. Einen ebenso großen Einfluss des Wassers wird für die Umsetzung
des i-Butans beobachtet, die bereits bei höheren Temperaturen ab 773 K deutlich zurück
geht.
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Abb. 4.16 Einfluss von Wasser in derSCR mit Fe-ZSM-5 (BK2, MR), NO-Umsatz: � ",���-�.",�������/�02O,
823 – 523 K, 10 % H2O, � .",� -523 K, trockenes Edukt
Abb. 4.17 Einfluss von Wasser in derSCR mit Fe-ZSM-5 (BK2, MR),i-Butan-Umsatz: � ",� �� -� .",� ��10 % H2O, �.",�-� ",�������/�02O,
823 – 523 K, trockenes Edukt
Im Anschluss an die Experimente im feuchten Medium wurden dieselben Katalysatoren
mit trockenem Edukt vermessen. Mit einem NO-Umsatz von 63 % bei 603 K für den
Fe-ZSM-5 (BK2, MR) und 65 % bei 673 K für den Fe-ZSM-5 (BK2, MR) erreichten
beide Proben nicht mehr die Aktivität, die sie normalerweise bei einer SCR-Reaktion
ohne Wasser erzielen müssten.
Schlussfolgernd kann aus diesen Experimenten festgehalten werden, dass auch die im
Rahmen dieser Arbeit präparierten Katalysatoren noch eine hohe Empfindlichkeit
gegenüber Wasser in der Katalyse haben. Die Folgen dieser Behandlung sind IR-
spektroskopisch untersucht worden und in Kap. 4.2.2.4 dargestellt.
4 Ergebnisse
70
4.1.7 Der Einfluss der zeolithischen Brönsted-Azidität
Die besprochenen Katalysatoren sind durch ihre dreifache Funktionalität
gekennzeichnet. Neben der Metallfunktion, gegeben durch die verschiedensten
Eisenspezies, stellt der Zeolith zwei weitere Funktionen zur Verfügung. Zum einen
fungiert er mit seinem dreidimensionalen Kristallgitter als Träger der Eisenspezies und
zum anderen stellt er mit den OH-Gruppen eine Säure-Funktion zur Verfügung. Durch
die folgenden Experimente soll untersucht werden, welche Rolle das Vorhandensein
Brönsted-azider Zentren (Si(OH)Al-Gruppen) in Verbindung mit dem Eisen als aktive
Komponente für die SCR-Reaktion haben.
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Abb. 4.18 Zum Einfluss der zeo-lithischen OH-Gruppen, NO-Umsatz: 1Na-ZSM-5 (BK2), H-ZSM-5 (BK2),� ������� � �+%�.��)"�&�� � ���2O3
auf H-ZSM-5 (BK2), � ������� (BK2, N2S)
Abb. 4.19 Einfluss der De-funktionalisierung mit NaNO3, NO-Umsatz: Fe-ZSM-5 (BK2, MR), �����Rücktausch, ����23�4�� ��
Schon bei der Betrachtung der Abb. 4.18 wird deutlich, dass die katalytische Aktivität
mit der Anzahl der Si(OH)Al-Gruppen und der Funktionalität des Eisens steigt. Der
Na-ZSM-5 (BK2), der weder über das eine noch das andere verfügt, ist praktisch
inaktiv. Eine geringe Steigerung erfährt der nur über Si(OH)Al-Gruppen verfügende
H-ZSM-5 (BK2). Auch der Fe-ZSM-5 (TC98, N2S) ist nur wenig aktiver. Doch muss
hier berücksichtigt werden, dass dieser Katalysator auch nur 2,5 Gew.-% Eisen enthält
und auf einem Zeolithen mit dem nSi/nAl-Verhältnis von 40 beruht. Die physikalische
Mischung aus α-Fe2O3 und H-ZSM-5 (BK2) enthält offenbar die nötigen
Komponenten: OH-Gruppen und Eisen. Doch auch hiermit lässt sich nur ein mäßiger
NO-Umsatz von 35 % bei 673 K erzielen. Erst mit dem Katalysator Fe-ZSM-5
(BK2, N2S), der durch die Sublimationsmethode erhalten wurde und auf einem
4 Ergebnisse
71
H-ZSM-5 (BK2) mit dem nSi/nAl-Verhältnis von 14 beruht, lassen sich die hohen
Umsätze erreichen. Aus dieser Betrachtungsweise ergibt sich das Problem der
mangelnden Vergleichbarkeit der Proben, da sie u. a. einen unterschiedlichen
Eisengehalt und nSi/nAl-Verhältnis besitzen. Ein Ausweg aus dieser Lage sollte eine
Defunktionalisierung der OH-Gruppen des Katalysators bringen, dessen Aktivität mit
seinem unveränderten Pendant verglichen wird. Ein erster Versuch wurde mit einen
konventionellen Rücktausch der Protonen mit NaNO3 (LIE) unternommen. Das
Ergebnis ist in Abb. 4.19 dargestellt. Doch ergaben sich nach der Behandlung nur
geringe Unterschiede in der katalytischen Aktivität.
Danach wurde ein weiterer Versuch zur Defunktionalisierung der Brönsted-Azidität
unternommen. Dabei wurde der Festkörperionenaustausch (SSIE) in einer neuen Form
angewandt. Durch das Verreiben mit KBr und anschießende Kalzinieren bei 823 K in
synthetischer Luft sollten die Protonen gegen das Kalium getauscht werden. Bei der
Kalzination verlässt HBr das System. Diese Methode hat mehrere Vorteile. Der
Austausch findet ohne eine wässrige Phase statt, bei der evtl. auch Eisen hätte getauscht
oder umgelagert werden können. Ferner konnte durch verschiedene Blindreaktionen, die
als „Sandwich“-Experimente ausgeführt waren, nachgewiesen werden, dass das
verwendete KBr für die Reaktion nicht aktiv ist (Abb. 4.20). Der Katalysator und das
KBr waren dabei durch eine Schicht Quarzbruch räumlich voneinander getrennt.
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Abb. 4.20 „Sandwich“-Experimente zurAktivität von KBr in der SCR, NO-Umsatz: � ������� � �!�"�� �2&�
Fe-ZSM-5 (BK2, MR) mit dahinterplatziertem KBr, � ������� (BK2, MR) inmitten einer KBr-Schüttung
Abb. 4.21 Einfluss der De-funktionalisierung mit KBr, NO-Umsatz: � ������� � �!�"�� �2&�
Fe-ZSM-5 (BK2, MR) mit KBr, Fe-ZSM-5 (BK2, N2S), � �������
(BK2, N2S) mit KBr
4 Ergebnisse
72
In Abb. 4.21 ist deutlich zu erkennen, dass die defunktionalisierten Katalysatoren
komplett ihre hohe katalytische Aktivität verloren haben. Dies gilt sowohl für den
Standardkatalysator Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) mit ca. 5 Gew.-% Eisen als auch für den
neuen Typ Fe-ZSM-5 (BK2, MR). Dieser verfügt nur über 0,5 Gew.-% Eisen, und seine
Konzentration an Brücken-OH-Gruppen hat sich durch die Präparation des Eisens im
Vergleich zu dem Ausgangszeolithen H-ZSM-5 (BK2) nur unwesentlich verringert.
Weitere Erkenntnisse hierzu wurden durch die Charakterisierung mittels DRIFTS und
H2-TPR gesammelt, die in anschließenden Kapiteln 4.2.2.3 und 4.2.3 behandelt werden.
4.1.8 Die Variation der Reaktionsbedingungen
In diesem Kapitel soll die katalytische Aktivität zweier Katalysatoren bei
unterschiedlichen Reaktionsbedingungen dargestellt werden. In der Literatur werden die
verschiedensten Zusammensetzungen des Eduktgases und Katalysatorbelastungen
(GHSV) zum Katalysatorscreening gewählt, so dass ein Vergleich mit den eigenen
Proben erschwert ist. Um nachzuweisen, dass die in dieser Arbeit verwendeten
Katalysatoren dem Stand der Technik entsprechen, wurden die Reaktionsbedingungen
einer Referenz (Arbeitsgruppe Sachtler) für die aktivsten, eigenen Proben adaptiert.
Im Gegensatz zu den eigenen Standardbedingungen (je 1000 ppm NO und i-Butan, 2 %
Sauerstoff in Helium; GHSV = 30.000 h-1) testet die Arbeitsgruppe Sachtler mit
höheren Konzentrationen (je 2000 ppm NO und i-Butan, 3 % Sauerstoff in Helium) bei
einer höheren Raumgeschwindigkeit (GHSV = 42.000 h-1). Wie zu erwarten, bleibt das
typische Profil der Umsatzkurven auch durch die veränderten Reaktionsbedingungen
(Abb. 4.22 und 4.23) erhalten. Für den Standardkatalysator Fe-ZSM-5 (BK2, N2S)
bleibt auch der NO-Umsatz unverändert bei 73 %. Bei höheren Temperaturen wird ein
etwas höherer Umsatz erzielt, so dass das Temperaturfenster der hohen Aktivität nicht
mehr ganz so schmal ausfällt. Doch verschiebt sich das Umsatzmaximum bei
Einstellung der „Sachtler“-Bedingungen um 20 K zu höheren Temperaturen. Bei der
Umsetzung des i-Butans sind keine signifikanten Unterschiede zu erkennen. Einen
deutlicheren Einfluss haben die neuen Reaktionsbedingungen auf den Fe-ZSM-5
(BK2, MR). Während dieser den Standardkatalysator bei den herkömmlichen
Reaktionsbedingungen mit einem NO-Umsatz von 81 % bei 673 K übersteigt, so sinkt
4 Ergebnisse
73
der Umsatz bei höherer Konzentration bzw. Belastung umso mehr. Auch hier kommt es
zu einer Verschiebung der Temperatur bei der der maximale NO-Umsatz von 56 %
erreicht wird. Der Umsatz des Reduktionsmittels bleibt mit 97 % unverändert hoch,
sinkt zu niedrigen Temperaturen aber schneller ab.
500 550 600 650 700 750 800 8500
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Um
satz
NO
[%]
Temperatur [K]
500 550 600 650 700 750 800 8500
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Um
satz
i-B
utan
[%]
Temperatur [K]
Abb. 4.20 Variation der Reaktionsbe-dingungen (GHSV und Konz. derEdukte), NO-Umsatz: � ������� (BK2, N2S) Standard-Bed.,
Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) „Sachtler“-Bed., � ������� � �!�"� MR)Standard-Bed., Fe-ZSM-5 (BK2, MR)„Sachtler“-Bed.
Abb. 4.21 Variation der Reaktionsbe-dingungen (GHSV und Konz. derEdukte), Umsatz i-Butan: � ������� (BK2, N2S) Standard-Bed.,
Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) „Sachtler“-Bed., � ������� � �!�"�� �2&Standard-Bed., Fe-ZSM-5 (BK2, MR)„Sachtler“-Bed.
Des weiteren sollte der neu entwickelte Katalysator Fe-ZSM-5 (BK2, MR) bei
verschiedenen Raumgeschwindigkeiten untersucht werden, um damit eine Abschätzung
des katalytischen Potentials zu ermöglichen. Bei unveränderten Konzentrationen der
Edukte wurden durch Veränderung der Katalysatoreinwaage bzw. des Volumenstromes
Raumgeschwindigkeiten von 10.000 h-1, 30.000 h-1 und 100.000 h-1 realisiert. Die in
Abb. 4.24 und 4.25 dargestellten Ergebnisse zeigen, dass die NO-Umsätze bei einer
GHSV von 10.000 h-1 und 30.000 h-1 mit 90 % bzw. 81 % recht nahe beieinander liegen.
Bei der höheren Belastung verschiebt sich die Temperatur, bei der der maximale
Umsatz erreicht wird um 50 K auf 673 K. Der Umsatz des Reduktionsmittels i-Butan
bei einer GHSV von 10.000 h-1 ist leicht erhöht. Bei der extrem hohen
Raumgeschwindigkeit von 100.000 h-1 kommt es zu einer wesentlich drastischeren
Verringerung des Umsatzes. Bei 723 K werden nur noch 32 % des Stickstoffmonoxids
und bei hohen Temperaturen maximal 55 % des Reduktionsmittels umgesetzt. Am Ende
des Experimentes konnten schwarze Ablagerungen beobachtet werden, die auf
4 Ergebnisse
74
Koksbildung zurückzuführen sind und durch eine mögliche Blockierung der aktiven
Zentren die katalytische Aktivität herabsetzen.
500 550 600 650 700 750 800 8500
10
20
30
40
50
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70
80
90
100
Um
satz
NO
[%]
Temperatur [K]
500 550 600 650 700 750 800 8500
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Um
satz
i-B
utan
[%]
Temperatur [K]
Abb. 4.24 Variation der Raum-geschwindigkeit, NO-Umsatz:Fe-ZSM-5 (BK2, MR), � ��5���� �-1,
30.000 h-1, ����5�����-1
Abb. 4.25 Variation der Raum-geschwindigkeit, Umsatz i-Butan:Fe-ZSM-5 (BK2, MR), � ��5���� �-1,
30.000 h-1, ����5�����-1
Eine genauere Beurteilung, inwieweit eine kinetische bzw. stofftransportlimitierte
Reaktion vorliegt, kann anhand der vorliegenden Daten nicht beantwortet werden. Dazu
wären weitere mechanistische und kinetische Untersuchungen nötig, die den Rahmen
dieser Arbeit übersteigen.
4 Ergebnisse
75
4.2 Die Charakterisierung
4.2.1 Die allgemeine Charakterisierung
4.2.1.1 Die chemische Zusammensetzung
Nach der Präparation ist per ICP-AES der Eisengehalt der Proben bestimmt worden.
Damit können Aussagen zu dem Austauschgrad bzw. der Beladung des Katalysators
gemacht werden. Für die überausgetauschten Fe-ZSM-5 sind die in der Literatur
beschriebenen Eintauschgrade von nFe/nAl ~ 1 erreicht worden. Darüber hinaus musste
der Eisengehalt der Proben bestimmt werden, für die noch keine Literaturdaten
aufgrund der neuen Präparationsmethode (MR), neuer Zeolithtypen bzw. differierender
nSi/nAl-Verhältnisse vorlagen.
Tab. 4.1 Ergebnisse der ICP-AES-Messungen
Bezeichnung nSi/nAl Fe [Gew.-%] nFe/nAl
Fe-ZSM-5 (BK2, N2S);
diverse Proben
14 ca. 5,1 (4,4 – 5,8) ~ 0,9
Fe-ZSM-5 (BK2, MR) 14 0,5 0,1
Fe-ZSM-5 (BK2, WI) 14 0,6 0,1
Fe-ZSM-5 (BK2, SSIE) 14 5,1 0,9
Fe-ZSM-5 (BK2, SSIE, n. gew.) 14 9,0 1,6
Fe-ZSM-5 (BK2, VAC) 14 3,7 0,6
Fe-ZSM-5 (BK2, LIE) 14 2,5 0,4
Fe-ZSM-5 (TC99, N2S) 14 4,9 0,8
Fe-ZSM-5 (TC98, N2S) 40 2,5 1,1
Fe-MOR (N2S) 8 6,8 0,5
Fe-BEA (N2S) 90 1,7 1,7
* Fe-ZSM-5 (BK2, N2S);
intensiv gewaschen
14 ca. 4,9 0,8
* Der Wert für diese Probe wurde aus dem Kantenhub der XAFS-Messung bestimmt.
4 Ergebnisse
76
4.2.1.2 Die Sorptionsmessungen
Durch die Bestimmung der spezifischen Oberflächen mittels der BET-Standardmethode
sollte ermittelt werden, inwieweit sich durch die Präparation der Katalysatoren die
Zugänglichkeit der Hohlräume verändert.
Tab. 4.2 BET-Oberflächen ausgewählter Proben
Bezeichnung spez. Oberfläche
[m2/g]
Veränderung im Vergl. zum
Ausgangszeolith [%]
H-ZSM-5 (BK2) 426 -
Fe-ZSM-5 (BK2, MR) 403 - 5
Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) 314 - 26
Fe-ZSM-5 (BK2, SSIE, n. gew.) 211 - 50
H-ZSM-5 (TC98) 244 -
Fe-ZSM-5 (TC98, N2S) 225 < - 10
H-MOR 480 -
Fe-MOR (N2S) 382 - 20
Aus der Tab. 4.2 geht hervor, dass sich die Oberflächen nach der Präparation im
Vergleich zu den Ausgangszeolithen teilweise deutlich erniedrigen. Für Fe-ZSM-5
verändert sich die spezifische Oberfläche mit dem Eisengehalt. Die Oberfläche des
Fe-ZSM-5 (BK2, MR) verringert sich nur um 5 %, was bei dem geringen Eisengehalt
auch zu erwarten war. Die Anwendung der Sublimationsmethode führt je nach
Zeolithmatrix zu einer Verringerung der spezifischen Oberfläche von etwa 10 bis 26 %.
Besonders hoch ist der Verlust der Oberfläche (ca. 50 %) beim Fe-ZSM-5 (BK2, SSIE,
n. gew.), was sich durch die besonders hohe Eisenbeladung von ca. 9 Gew.-% erklärt.
Bei dieser Probe muss daher davon ausgegangen werden, dass eine Beeinträchtigung
bei der Zugänglichkeit der Hohlräume des Zeolithen gegeben ist.
4 Ergebnisse
77
4.2.1.3 Die Röntgenpulverdiffraktometrie
Mit Hilfe der XRD sollen Hinweise zur Struktur des Zeolithen und Informationen zu
den im Laufe der Katalysatorpräparation neu entstandenen Eisenphasen gewonnen
werden.
In Abb. 4.26 sind die Diffraktogramme ausgewählter Katalysatoren und deren
Ausgangszeolithe dargestellt. Alle Proben basieren auf dem Zeolith ZSM-5 und zeigen
das typische Beugungsmuster des Strukturtyps MFI. Für dieses Kristallgitter
charakteristisch ist die folgende Auswahl, ihrem Intensitätsverhältnis entsprechend
geordnet, auftretender Reflexe: 2 Θ [°] = 23,10 (100); 23,26 (78,4); 23,91 (53,7); 7,92
(52,3); 24,38 (40,3); 23,68 (36,7) und 8,87 (35,0). Bei dem H-ZSM-5 (TC98) deutet der
erhöhte Untergrund in dessen Diffraktogramm auf amorphe Anteile hin. Ein generell
beschädigtes Kristallgitter ist daraus aber nicht abzuleiten. Als Referenz ist der
Abbildung das Diffraktogramm eines H-ZSM-5 (BK2) in einer physikalischen
Mischung mit α-Fe2O3 (5 Gew.-% Eisen) beigefügt. Die Hauptreflexe von α-Fe2O3
(2 Θ = 33,2 und 35,6 °) und γ-Fe2O3 (2 Θ = 35,7 °) sind zu Vergleichszwecken mit
vertikalen Linien gekennzeichnet. In den Diffraktogrammen der Proben Fe-ZSM-5
(TC98, N2S), Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) und Fe-ZSM-5 (BK2, MR) lassen sich weder
diese noch andere, den Eisenoxiden zuzuordnende, Reflexe nachweisen. Ein hiervon
abweichendes Verhalten zeigt der Fe-ZSM-5 (BK2, SSIE). Bei dieser Probe treten die
Reflexe von α-Fe2O3 und evtl. γ-Fe2O3 auf. Aufgrund möglicher Probenhöhen- und
Texturfehler ist die Reproduktion identischer Intensitätsverhältnisse der Beugungslinien
eingeschränkt. Trotz dieser Einschränkung ist die Änderung bestimmter
Intensitätsverhältnisse der Reflexe beim Fe-ZSM-5 (BK2, SSIE) überdeutlich. So sind
die Reflexe 2 Θ = 8 ° und 8,9 ° im Verhältnis zum Reflex bei 2 Θ = 24 ° deutlich
abgeschwächt. Diese veränderten Intensitätsverhältnisse bei Reflexen der MFI-Struktur
deuten darauf hin, dass in dem Kristallgerüst ein starker Streuer eingebettet ist. Hierfür
bieten sich in diesem Fall die Hohlräume des Zeolithen zur Einlagerung des Eisens an.
4 Ergebnisse
78
10 20 30 40 50
Fe-ZSM-5 (TC98, N2S)
2 θ
coun
ts
Fe-ZSM-5 (BK2, N2S)
Fe-ZSM-5 (BK2, SSIE)
H-ZSM-5 (BK2)
2θ = 35,7 °α- und γ-Fe
2O
3
2θ = 33,2 °α-Fe
2O
3
H-ZSM-5 (BK2) und α-Fe2O
3
Fe-ZSM-5 (BK2, MR)
H-ZSM-5 (TC98)
Abb. 4.26 Röntgenpulverdiffraktogramme der Ausgangszeolithe H-ZSM-5 und derdaraus präparierten Fe-ZSM-5-Proben
4 Ergebnisse
79
4.2.1.4 Die DRIFT-Spektren im Gitterschwingungsbereich
Eine Beurteilung der Kristallinität von Zeolithen wird durch die Auswertung von
Gitterspektren ermöglicht. Dieses von Coudurier et al. [107] vorgeschlagene Verfahren
weist hierzu eine höhere Empfindlichkeit auf als die Röntgenpulverdiffraktometrie. Die
Auswertung der Verhältnisse der Bandenhöhen bei 550 cm-1 und 455 cm-1 ergeben
einen Quotienten, der im Vergleich mit anderen Proben Aussagen über die Kristallinität
zulässt und für MFI-Strukturen einen typischen Wert von ca. 0,72 aufweist (Abb. 4.27).
Bei den betrachteten Proben Na-ZSM-5 (BK2), H-ZSM-5 (BK2) und einen für 48
Stunden in synthetischer Luft bei 873 K kalzinierten H-ZSM-5 (BK2) liegt dieser Wert
zwischen 0,7 und 0,78. Der Standardkatalysator Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) weist einen
Quotient von 0,73 auf. Damit gibt es zwischen diesen Proben im Rahmen der
empirischen Methode, die mit einem Fehler von ca. 10 % behaftet ist, keine Unter-
schiede (Tab. 4.3). Ein signifikant niedrigerer Wert von 0,45 wurde für den Fe-ZSM-5
(TC98, N2S) erhalten. Dies ist ein Hinweis auf eine defektreiche Struktur der Probe.
Tab. 4.3 Auswertung der Gitterspektren
Bezeichnung Bandenhöhe
bei 550 cm-1
Bandenhöhe
bei 450 cm-1
Quotient
Na-ZSM-5 (BK2) 0,074 0,096 0,77
H-ZSM-5 (BK2) 0,102 0,131 0,78
H-ZSM-5 (BK2), kalz. bei T = 873 K 0,064 0,092 0,7
Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) 0,112 0,154 0,73
Fe-ZSM-5 (TC98, N2S) 0,064 0,142 0,45
Bei dem Vergleich der Gitterspektren von Fe-ZSM-5 und H-ZSM-5 ist eine neue Bande
bei 910 cm-1 zu beobachten. Mit zunehmendem Eisengehalt nimmt die Intensität dieser
Bande von H-ZSM-5 (BK2) über Fe-ZSM-5 (TC98, N2S) mit ca. 2,5 Gew.-% Eisen bis
zum Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) mit ca. 5 Gew.-% Eisen deutlich zu. Die Bande, die im
struktursensitiven Bereich des Spektrums auftritt, ist ein Hinweis auf eine mögliche
Wechselwirkung des kationischen Eisens mit dem Zeolithen. Über vergleichbare
Beobachtungen wurde von Chen et al. [120] berichtet. Die Ausbildung einer Bande bei
907 cm-1 wird auf den am Zeolithsauerstoff befindlichen binuklearen Eisencluster
4 Ergebnisse
80
zurückgeführt, der die Gitterschwingungen des Zeolithe stört. Eine Reduktion von Fe3+
zu Fe2+ lässt die Bande verschwinden (Abb. 4.27).
Abb. 4.27 DRIFTS-Gitterspektrum (1:500 KBr): (a) Na-ZSM-5 (BK2), (b) H-ZSM-5(BK2), (c) H-ZSM-5 (BK2) kalz. bei T = 873 K, (d) Fe-ZSM-5 (TC98, N2S),(e) Fe-ZSM-5 (BK2, N2S)
4.2.2 Die DRIFT-Spektroskopie
4.2.2.1 Die Untersuchung der Hydroxylgruppen in Zeolithen
der H-Form
Wie bereits in Kapitel 2.1 erläutert, können Zeolithe durch einfachen Ionentausch der
Kationen auf den Gitterplätzen funktionalisiert werden. Für die Anwendung der
unterschiedlichen Präparationsmethoden müssen die Ausgangszeolithe durch einen
Ionentausch in die H-Form überführt werden. Konventionell wird dies über die
Kalzination der zuvor durch mehrfachen wässrigen Ionenaustausch mit z. B.
Ammoniumnitrat hergestellten NH4+-Form des Zeolithen erreicht. Um die
zeitaufwendige Präparation und Kalzination, die eine Belastung für das Gerüst des
Zeolithen darstellt, zu vermeiden wurde statt dessen der Ionentausch mit verdünnter
Salzsäure (0,1 m) vorgenommen. Außerdem konnten Hunger et al. [121] zeigen, dass
nur mit HCl ein kompletter Austausch der Na+-Ionen möglich ist. Ein weiterer Vorteil
besteht darin, dass durch die Salzsäurebehandlung gleichzeitig Verunreinigungen aus
- lo
g R
Wellenzahlen (cm-1) 500 1000 1500
1094
1205
910798
550
455
a
b
cd
e
4 Ergebnisse
81
dem Zeolithmaterial entfernt werden. In Abb. 4.28 sind die Spektren des Na-ZSM-5
(BK2) im Lieferzustand und nach dem Ionentausch als H-ZSM-5 (BK2) dargestellt. Die
durch den Ionentausch auftretenden Veränderungen beschränken sich auf den OH-
Schwingungsbereich. Die Na-Form des Zeolithen weist in diesem Bereich nur die
Banden der SiOH-Gruppen auf. Bei 3740 cm-1 liegt die Bande der SiOH-Gruppen an
der äußeren Kristalloberfläche. Im Kombinationsschwingungsbereich tritt nur eine
Bande bei 4550 cm-1 auf. Zusätzlich treten bei der H-Form Banden bei 3606 cm-1 und
3250 cm-1 auf. Durch den Eintausch der Protonen auf den Gitterplätzen entstehen
Si(OH)Al-Gruppen, die diesen Banden zuzuordnen sind und als Brücken-OH-Gruppen
oder auch Brönsted-azide OH-Gruppen bezeichnet werden. Deren
Kombinationsschwingungen liegt bei der Wellenzahl 4656 cm-1. Im Oberschwingungs-
bereich der Gitterschwingungen unterscheiden sich die beiden Spektren nicht, was
darauf schließen lässt, dass durch die Säurebehandlung das Gerüst nicht angegriffen
wurde.
Abb. 4.28 Einfluss von Ionentausch und Kalzination auf die OH-Gruppen, DRIFT-Spektren in Ar gemessen: (a) Na-ZSM-5 (BK2), (b) H-ZSM-5 (BK2), (c) H-ZSM-5(BK2) 48 h in synth. Luft bei 873 K kalziniert
Zeolithe sind als metastabile Systeme z. T. überaus empfindlich gegenüber thermischer
Belastung. Ein besonders wichtiger Effekt ist die Dealuminierung, die unter
hydrothermalen Bedingungen stattfindet. Bei diesem Prozess kommt es zum Ausbau
log
R
Wellenzahlen (cm-1)
3740
3606
3250
2000 3000 4000 5000
3657
4550
4638
a
b
c
4656
4 Ergebnisse
82
des Aluminium aus dem Zeolithgerüst. Aus diesem Grund war es unerlässlich zu
prüfen, ob eine Kalzination das Zeolithgerüst verändert. Zu diesem Zweck wurde der
H-ZSM-5 (BK2) bei 873 K für 48 Stunden unter synthetischer Luft kalziniert. Der
Vergleich in Abb. 4.28 des kalzinierten mit den unkalzinierten H-ZSM-5 (BK2) zeigt
schon deutliche Änderungen. So tritt im Spektrum des kalzinierten Zeolithen bei
3657 cm-1 eine neue Bande auf. Sie wird durch AlOH-Gruppen am
Nichtgerüstaluminium verursacht. Als weitere Veränderungen fallen die verringerten
Intensitäten der Banden bei 3606 cm-1 und 3250 cm-1 sowie der zugehörigen
Kombinationsschwingungen bei 4638 cm-1 auf. Alle diese Veränderungen weisen auf
einen beginnenden Ausbau des Aluminiums aus dem Zeolithgitter hin, durch den sich
die Anzahl der Brücken-OH verringert. Da die Oberschwingungen des Gerüstes sich
durch die Kalzination noch nicht verändert haben, scheint das Zeolithgitter noch
weitgehend intakt zu sein.
Aus den katalytischen Tests ist bekannt, dass die Aktivität der Katalysatoren von der
verwendeten Zeolithmatrix abhängt. Diese Abhängigkeit ist auch bei der Verwendung
von Zeolithen des gleichen Typs, z. B. MFI mit gleichem nSi/nAl-Verhältnis jedoch aus
verschiedenen Chargen, gegeben. Daher sollen nun mittels DRIFTS die Unterschiede
der drei in dieser Arbeit verwendeten H-ZSM-5-Augangsmaterialien untersucht werden.
Die Spektren im OH-Schwingungsbereich sind in Abb. 4.29 dargestellt. Die beiden
Zeolithe BK und BK2 stammen vom selben Hersteller (Fa. Chemiewerk Bad Köstritz)
und wurden nach den gleichen Vorgaben (nSi/nAl = 14) synthetisiert. Trotzdem
unterscheiden sie sich im DRIFT-Spektrum. Der Zeolith aus der ersten Charge (BK)
weist im Verhältnis zur Probe aus der zweiten Charge (BK2) weniger SiOH-Gruppen
auf, was sich in den kaum vorhandenen Banden bei 3740 cm-1 (Grundschwingungen)
und 4554 cm-1 (Kombinationsschwingungen) äußert. Darüber hinaus zeigen sich keine
weiteren Auffälligkeiten. Der dritte MFI (TC98) wurde von der Fa. Tricat zur
Verfügung gestellt. Dieser Zeolith verfügt über ein höheres nSi/nAl –Verhältnis von 40.
Dies drückt sich in der relativ schwachen Bande für die Si(OH)Al-Gruppe bei
3606 cm-1 und deren Kombinationsschwingung bei 4656 cm-1 aus. Dagegen sind die
Banden für die wechselwirkenden SiOH-Gruppen (3725 cm-1 und 3550 cm-1) besonders
stark ausgeprägt. Dies weist auf eine defektreiche Struktur hin. Zusätzlich ist eine
Bande bei 3740 cm-1 und deren Kombinationsschwingung bei 4554 cm-1 zu beobachten.
4 Ergebnisse
83
Beide Banden können terminalen SiOH-Gruppen zugeordnet werden, die sich an der
äußeren Oberfläche oder in amorphen Verunreinigungen befinden.
Abb. 4.29 Vergleich verschiedener Ausgangszeolithe, DRIFT-Spektren in Argemessen: (a) H-ZSM-5 (BK), (b) H-ZSM-5 (BK2), (c) H-ZSM-5 (TC98)
4.2.2.2 Die Untersuchung der Hydroxylgruppen in Fe-Zeolithen
Zunächst soll die Veränderung der OH-Gruppen durch das Einbringen des
Eisen(III)chlorids durch Sublimation in den Zeolithen untersucht werden. Danach
werden die OH-Spektren der unterschiedlichen Fe-Zeolithe verglichen.
Die Präparation der Katalysatoren erfolgt mit dem Ziel das Eisen mittels z. B.
Sublimation von Eisen(III)chlorid als aktive Komponente in möglichst hoher Beladung
auf die Gitterplätze des Zeolithen einzubringen. Danach schließt sich das Waschen und
Kalzinieren (Inertgas oder synthetische Luft) des Katalysators an. Der Ionentausch und
die anschließende Behandlung hat einen unmittelbaren Einfluss auf die Konzentration
der OH-Gruppen, der mit DRIFTS dokumentiert werden kann (Abb. 4.30).
Der Präkursor, der direkt nach der Präparation erhalten wird, ist weder gewaschen noch
kalziniert. Das Fehlen der Bande bei 3606 cm-1 und der zugehörigen
Kombinationsschwingung bei 4656 cm-1 zeigt an, dass alle Brücken-OH-Gruppen
2000 3000 4000 5000
log
R
Wellenzahlen (cm-1)
4554
4656
3740
3725 3606
3550
3740
a
b
c
4 Ergebnisse
84
belegt sind. Diese Messung ist nur ein einziges Mal durchgeführt worden, da von dieser
Probe nicht vollständig abreagiertes Eisenchlorid freigesetzt wurde, dessen korrosive
Eigenschaft eine Gefahr für die DRIFTS-Zelle bedeutet. Das Spektrum war daher von
schlechter Qualität und wird nicht gezeigt. Standardmäßig wurden die Katalysatoren mit
Wasser gewaschen, wodurch schwach gebundene Spezies entfernt wurden. So tritt nach
dem Waschen und der Kalzination bei 823 K in Inertgas (Helium oder Argon) erneut
die Bande bei 3606 cm-1 auf. Auffällig ist, dass sich die Bandenintensität der OH-
Gruppen (3740 und 3606 cm-1) durch eine Kalzination bei 823 K in synthetischer Luft
noch weiter steigern lässt. Begleitet wird dieser Prozess durch das Auftreten der
entsprechenden Kombinationsschwingungen. Freiwerdende OH-Gruppen wurden für
verschiedene Proben, wie z. B. Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) oder Fe-ZSM-5 (TC98, N2S),
nachgewiesen (Abb. 4.30) und bestätigen die Beobachtungen von Marturano et al. [90].
Abb. 4.30 Einfluss der unterschiedlichen Kalzinationsbedingungen auf die DRIFT-Spektren: (a) Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) gew. und in He kalziniert, (b) Fe-ZSM-5(BK2, N2S) gew. und in synth. Luft kalziniert, (c) Fe-ZSM-5 (TC98, N2S) gew. und inHe kalziniert, (d) Fe-ZSM-5 (TC98, N2S) gew. und in synth. Luft kalziniert,Kalzinationstemperatur: 823 K
Im Folgenden werden für die im Rahmen dieser Arbeit verwendeten Katalysatoren die
DRIFT-Spektren diskutiert, die die Veränderungen der OH-Gruppen in Abhängigkeit
von den unterschiedlichen Präparationsmethoden unter Berücksichtigung der
2000 3000 4000 5000
- lo
g R
Wellenzahlen (cm-1)
a
b
c
d
3606
3740
4 Ergebnisse
85
spezifischen Eigenschaften der Ausgangszeolithe zeigen. Alle hier dargestellten
Spektren basieren auf Fe-Zeolithe, die nach der Präparation gewaschen und im Rahmen
der spektroskopischen Messung bei 423 K zuvor mit Argon kalziniert bzw. getrocknet
(T = 773 K) wurden. Dem Einfluss des Eduktes auf den Katalysator während der
Reaktion ist das gesonderte Kapitel 4.3 zur in situ-DRIFTS-Studie gewidmet.
Für alle hier betrachteten OH-Spektren konnten nur Banden identifiziert werden, die
typischerweise den Zeolithen zugeordnet werden. Es wurden keine neuen Banden
beobachtet, die in Folge der Präparation der Fe-Zeolithe entstanden und einer
eisenhaltigen Spezies (z. B. Fe-OH) zuzuordnen sind. Keine signifikanten Unterschiede
zeigen sich im Obertonbereich der Gitterschwingungen zwischen den Fe-Zeolithen und
den entsprechenden Ausgangszeolithen. Demnach hat die Präparation der Katalysatoren
keine größeren Auswirkungen auf die Stabilität des Zeolithgerüstes. In Abb. 4.31 sind
die Spektren der Fe-ZSM-5 (BK2, LIE) und Fe-ZSM-5 (BK2, SSIE) zu sehen. Bei
beiden Katalysatoren ist die Intensität der Bande bei 3606 cm-1 (Si(OH)Al-Gruppe)
verringert, wobei dieser Effekt beim höher ausgetauschten Fe-ZSM-5 (BK2, SSIE)
(5 zu 2,5 Gew.-% Eisen) stärker ausfällt. Gleichzeitig verringert sich die breite Bande
bei 3250 cm-1, die den wechselwirkenden Brücken-OH-Gruppen zugeordnet ist.
Abb. 4.31 Vergleich der Präparationsmethoden, DRIFT-Spektren in Ar gemessen:(a) H-ZSM-5 (BK2), (b) Fe-ZSM-5 (BK2, LIE), (c) Fe-ZSM-5 (BK2, SSIE),Kalzination in Ar bei 823 K
2000 3000 4000 5000
- lo
g R
Wellenzahlen (cm-1)
a
b
c
36063740
4656
4 Ergebnisse
86
Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt auf Proben, die mittels der Sublimationsmethode
unter Variation des Zeolithtypen präpariert wurden. Die Fe-ZSM-5-Proben in Abb. 4.32
basieren auf den Zeolithen TC98 und BK2, die bereits in Kapitel 4.2.2.1 vergleichend
beschrieben wurden. Durch den Ionentausch kommt es bei beiden Katalysatoren zu
einer Verringerung der Banden bei 3606 cm-1 und 3250 cm-1. Trotzdem behält beim
Fe-ZSM-5 (N2S, BK2) die Bande bei 3606 cm-1 eine höhere Intensität als die Bande bei
3740 cm-1. Aufgrund des höheren nSi/nAl-Verhältnisses des Fe-ZSM-5 (N2S, TC98) ist
das Verhältnis dieser beiden Banden genau umgekehrt. Auch sind bei dieser Probe
keine Kombinationsschwingungen mehr zu beobachten. Darüber hinaus ist beim
Fe-ZSM-5 (TC98, N2S) durch das Verschwinden der Banden bei 3725 cm-1 und
3550 cm-1 eine Wechselwirkung des eingebrachten Eisens mit Silanolnestern zu
beobachten. Dies lässt vermuten, dass sich das Eisen an Defekten im Zeolithgerüstes
platziert.
Abb. 4.32 Einfluss der Präparation mittels Sublimation bei zwei verschiedenen MFI-Strukturen, DRIFT-Spektren in Ar gemessen: (a) H-ZSM-5 (BK2), (b) Fe-ZSM-5(BK2, N2S), (c) H-ZSM-5 (TC98), (d) Fe-ZSM-5 (TC98, N2S), Kalzination in Ar bei823 K
Neben dem Strukturtyp MFI kamen Zeolithe des Typs BEA und MOR zur Präparation
von Katalysatoren zum Einsatz. Die zugehörigen Spektren sind in Abb. 4.33 dargestellt.
Der H-BEA war mit einem nSi/nAl-Verhältnis von 90 der siliziumreichste hier
2000 3000 4000 5000
- lo
g R
Wellenzahlen (cm-1)
b
a
c
d
3740
3606
4656
4550
4 Ergebnisse
87
verwendete Zeolith. Er zeichnet sich durch eine außerordentlich hohe Konzentration
von SiOH-Gruppen aus, die in einer intensiven Bande bei 3735 cm-1 und einer
ausgeprägten, breiten Bande bei 3550 cm-1 resultieren. Außerdem wird eine intensive
Bande bei 4554 cm-1 im Kombinationsschwingungsbereich beobachtet. Die Bande bei
3735 cm-1 entstand in Folge einer Überlagerung der Banden bei 3740 und 3725 cm-1,
die den Silanol-Gruppen bzw. den wechselwirkenden SiOH-Gruppen zugeordnet sind.
Die Bande für die Brücken-OH-Gruppen (3606 cm-1) findet sich nur andeutungsweise
und verschwindet auch nach der Präparation des Fe-BEA (N2S) nicht. Stattdessen
kommt es zu einer intensiven Wechselwirkung mit den wechselwirkenden SiOH-
Gruppen, was insbesondere an der stark verminderten Bande bei 3550 cm-1 zu erkennen
ist. Der Vergleich der Spektren von H-BEA und Fe-BEA (N2S) zeigt eine Zunahme der
Bandenintensität für die SiOH-Gruppen (3735 cm-1) und der zugehörigen
Kombinationsschwingungen bei 4554 cm-1. Eine mögliche Erklärung kann unter
Berücksichtigung der Tab. 2.1 gegeben werden. Kommt es durch die Einbringung des
Eisens in den Zeolithen zu einer Wechselwirkung mit den „inneren“ Silanolgruppen
(Struktur c) <b> in Tab. 2.1) so verringert sich die Intensität der Bande bei 3550 cm-1.
Aufgrund der nun verminderten Wechselwirkung der „inneren“ Silanolgruppen
untereinander tritt die Bande bei 3740 cm-1 der zweiten Komponente der „inneren“
Silanolgruppen (Struktur c) <f>) nun stärker hervor. Ausgeschlossen werden kann eine
Zuordnung von Fe-OH-Gruppen, da andere Kombinationsschwingungen zu erwarten
wären. Dieser Sachverhalt ist aber noch nicht abschließend geklärt.
Konträr zu den beschriebenen Eigenschaften des H-BEA verhält sich der H-MOR. Mit
einem nSi/nAl-Verhältnis von 8 stellt er den aluminiumreichsten Zeolithen dar, der über
eine sehr hohe Konzentration an Si(OH)Al-Gruppen verfügt. Dementsprechend verfügt
er über eine sehr intensive Bande bei 3606 cm-1, unter der die Banden der Silanol-
Gruppen nur noch als Schulter zu erkennen sind. Bestätigt wird dieser Zusammenhang
durch die Bandenintensität im Kombinationsschwingungsbereich. Der daraus
präparierte Fe-MOR verhält sich ähnlich wie die zuvor betrachteten Fe-ZSM-5. Durch
die Wechselwirkungen des Eisens verringert sich die Bande bei 3606 cm-1 und die
zugehörige Bande im Kombinationssschwingungsbereich (4656 cm-1) verschwindet
nahezu vollständig.
4 Ergebnisse
88
Abb. 4.33 Variation des Strukturtyps, DRIFT-Spektren in Ar gemessen: (a) H-MOR,(b) Fe-MOR (N2S), (c) H-BEA, (d) Fe-BEA (N2S), Kalzination in Ar bei 823 K
Abb. 4.34 Katalysatoren mit geringem Eisengehalt, DRIFT-Spektren in Ar gemessen:(a) H-ZSM-5 (BK2), (b) Fe-ZSM-5 (BK2, MR), (c) Fe-ZSM-5 (BK2, WI), Kalzinationin Ar bei 823 K
2000 3000 4000 5000
log
R
Wellenzahlen (cm-1)
a
b
c
3740
3606
4656
3250
2000 3000 4000 5000
- lo
g R
Wellenzahlen (cm-1)
4554
4656
3735
3550
3606c
d
a
b3740
4 Ergebnisse
89
Im Verlauf der Arbeit verlagerte sich das Interesse von den hochausgetauschten Proben
zu den mit wenig Eisen beladenen Katalysatoren. Sie sind auf Basis des
Standardzeolithen H-ZSM-5 (BK2) hergestellt. Aufgrund der geringen Beladung
unterscheiden sich die IR-Spektren dieser Katalysatoren nur unwesentlich von dem des
Ausgangszeolithen. Man findet die Banden bei 3740 cm-1 für die Silanol-Gruppen und
die Bande bei 3606 cm-1 und die zugehörige Bande bei 3250 cm-1 für die Brönsted-
aziden OH-Gruppen in den für H-ZSM-5 (BK2) typischen Intensitätsverhältnissen
inklusive der Banden 4656 cm-1 (Si(OH)Al-Gruppen) und 4554 cm-1 (SiOH-Gruppen)
im Kombinationsschwingungsbereich (Abb. 4.34).
4.2.2.3 Die Defunktionalisierung der Brönsted-Azidität
Um den Einfluss der zeolithischen OH-Gruppen auf die katalytische Aktivität beurteilen
zu können, musste eine Methode gefunden werden diese Funktion zu deaktivieren. Dies
sollte zunächst mit Hilfe des wässrigen Ionentausches realisiert werden. Durch einen
Ionenaustausch mit wässriger NaNO3–Lösung (LIE) sollten die Protonen durch Natrium
ersetzt werden. Zur Kontrolle wurden die in Abb. 4.35 dargestellten Spektren
aufgenommen. Aus den Spektren wird deutlich, dass sich im Vergleich zu dem
unbehandelten Katalysator die Intensität der Bande bei 3606 cm-1 bei der behandelten
Probe nur um etwa die Hälfte verringert hat (vgl. Abb. 4.35 (c) und (d)). Auch die
entsprechenden OH-Kombinationsschwingungen lassen sich weiter beobachten. Somit
sind bei diesem Katalysator die Brücken-OH teilweise noch vorhanden und können an
der Katalyse teilnehmen.
Da es mit dem LIE von NaNO3 nicht gelang die Protonen vollständig zu ersetzen,
wurde mit einem Festkörperionenaustausch (SSIE) von KBr ein weiterer Versuch
unternommen die OH-Gruppen des Katalysators zu vergiften. Wie aus Abb. 4.35 zu
ersehen ist, verschwinden bei beiden gemeinsam mit KBr kalzinierten Fe-ZSM-5 die
Bande der Brücken-OH (3606 cm-1) nahezu vollständig. Der erfolgreiche Austausch der
Protonen wird durch das Fehlen der Banden im Kombinationsschwingungsbereich
bestätigt. Für die gemeinsam mit KBr kalzinierten Proben (vgl. Abb. 4.35 (b) und (e))
entsteht eine sehr breite Bande bei 3100 cm-1, deren Ursache zum gegenwärtigen
Zeitpunkt nicht geklärt ist.
4 Ergebnisse
90
Abb. 4.35 Defunktionalisierung der Brönsted-Azidität, DRIFT-Spektren in Argemessen: (a) Fe-ZSM-5 (BK2, N2S), (b) Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) nach SSIE mit KBr,(c) Fe-ZSM-5 (BK2, MR), (d) Fe-ZSM-5 (BK2, MR) nach LIE mit NaNO3,(e) Fe-ZSM-5 (BK2, MR) nach SSIE mit KBr, Kalzination in Ar bei 823 K
4.2.2.4 Die Veränderungen der zeolithischen Hydroxylgruppen durch
SCR unter hydrothermalen Bedingungen
Wird dem Eduktgas Wasser hinzugefügt, so führt dies während der Reaktion zu
hydrothermalen Bedingungen im Reaktor, die eine Dealuminierung des Zeolithgerüstes
verursachen können. Die Katalysatoren, deren Aktivität unter diesen Bedingungen
getestet wurden, sind anschließend mit DRIFTS vermessen worden. Damit gelingt es
die Art und den Umfang der dadurch verursachten Veränderungen zu ermitteln. Aus den
vorliegenden Spektren (Abb. 4.36) geht hervor, dass es bei beiden Katalysatoren zur
Dealuminierung gekommen ist. Durch den Ausbau des Aluminiums reduziert sich die
Bande der Si(OH)Al-Gruppe bei 3606 cm-1 signifikant. Die zugehörige, breite Bande
bei 3250 cm-1, die den wechselwirkenden Si(OH)Al-Gruppen zugeordnet ist, verringert
sich ebenso. Die Bande der entsprechenden Kombinationsschwingung bei 4640 cm-1 ist
beim Fe-ZSM-5 (BK2, MR) deutlich vermindert. Beim Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) kommt
es darüber hinaus zu einer Verminderung der Bande der Silanol-Gruppen (3740 cm-1)
und der zugehörigen Kombinationsschwingung bei 4554 cm-1. Neu hinzugekommen
bzw. verstärkt ist hingegen in beiden Fällen eine Bande bei 3655 cm-1. Sie wird durch
AlOH-Gruppen am Nichtgerüstaluminium verursacht. Die Veränderungen durch die
3000 4000 5000
log
R
Wellenzahlen (cm-1)
a
b
c
d
e
3740 3606
4656
3100
3100
4 Ergebnisse
91
hydrothermale Behandlung während der Katalyse sind beim Fe-ZSM-5 (BK2, MR), der
nur wenig Eisen (0,5 Gew.-%) enthält, deutlich stärker ausgeprägt, als beim Fe-ZSM-5
(BK2, N2S), der über 5 Gew.-% Eisen verfügt. Die drastischeren Auswirkungen beim
Fe-ZSM-5 (BK2, MR) lassen sich auch an der zusätzlichen Bande bei 3774 cm-1
ablesen, die terminalen AlOH-Gruppen am Nichtgerüstaluminium zugeordnet ist. Somit
kann man feststellen, dass der Grad der Dealuminierung beim Fe-ZSM-5 (BK2, MR)
weiter fortgeschritten ist. Der Vergleich des Obertonbereiches der Gitterschwingungen
zeigt keine merklichen Unterschiede zwischen den frischen Katalysatoren und den
Proben, die den hydrothermalen Bedingungen der Katalyse ausgesetzt waren. Eine
weitgehende Zerstörung bzw. ein Kollaps des Zeolithgerüstes durch den Ausbau von
Aluminium ist demnach noch nicht eingetreten. Bei den Spektren des Fe-ZSM-5
(BK2, MR) könnte man folgern, dass mehr SiOH-Gruppen entstanden sind, doch ist
dies nur auf den sich ändernden Untergrund zurückzuführen, weil es dort zu einer
starken Bandenüberlagerung kommt. Zur Erklärung besser geeignet ist der
Kombinationsschwingungsbereich (4554 cm-1), an dem zu erkennen ist, dass keine
Änderung in der Intensität der SiOH-Gruppen zu beobachten ist. Die neue breite Bande
bei 3000 cm-1 ist bereits früher in diesem Zusammenhang beobachtet aber nicht weiter
erklärt worden [103].
Abb. 4.36 Veränderungen der zeolithischen Hydroxylgruppen durch SCR unterhydrothermalen Bedingungen, DRIFT-Spektren in Ar gemessen: (a) Fe-ZSM-5(BK2, MR), (b) Fe-ZSM-5 (BK2, MR) nach Katalyse mit Wasser, (c) Fe-ZSM-5(BK2, N2S) in synth. Luft kalz., (d) Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) nach Katalyse mit Wasser
2000 3000 4000 5000
- lo
g R
Wellenzahlen (cm-1)
37403655 3606
4554
4656
46403774
a
b
c
d
3000
4 Ergebnisse
92
4.2.3 Die Temperaturprogrammierte Reduktion
Die hier verwendeten Proben enthielten mit Eisen reduzierbare Spezies, welche durch
die Anwendung der H2-TPR zu charakterisieren waren. Das Ziel der Untersuchungen
bestand in der Herausarbeitung der Unterschiede bestimmter Katalysatoren in Bezug auf
die Anzahl, Art und Verteilung der während der Präparation gebildeten Eisenspezies.
In der Abb. 4.37 sind die TPR-Profile ausgewählter, in synthetischer Luft kalzinierter,
Katalysatoren dargestellt. Für Katalysatoren mit niedrigem Eisengehalt, wie z. B.
Fe-ZSM-5 (BK2, LIE) bzw. Fe-ZSM-5 (TC98, N2S) mit ca. 2,5 Gew.-% Eisen, konnte
aus apparatetechnischen Gründen das Monti-Baiker-Kriterium nicht eingehalten
werden, so dass die entsprechenden TPR-Profile ein relativ schlechtes Signal-Rausch-
Verhältnis aufweisen. Für Katalysatoren mit noch niedrigerem Eisengehalt, Fe-ZSM-5
(BK2, MR) und Fe-ZSM-5 (BK2, WI,) sind keine TPR-Profile in auswertbarer Qualität
vorhanden. Eine weitere Einschränkung stellt die z. T. bei Beendigung der Messung
noch nicht abgeschlossene Reduktion dar. Der Wasserstoffverbrauch ist zur besseren
Vergleichbarkeit auf den Eisengehalt der einzelnen Proben bezogen und gegen die
Temperatur aufgetragen. Die Integration der Kurve führt zum H/Fe-Verhältnis, welches
den Reduktionsgrad beschreibt. Bei einer vollständigen Reduktion bis zum Metall sollte
dieser Wert für Eisen drei betragen. Neben diesem Verhältnis fließt die Anzahl und
Temperatur der Signale sowie deren Anteil am Gesamtsignal in die Auswertung mit ein.
Prinzipiell können die hier gezeigten Profile in zwei Temperaturbereiche eingeteilt
werden. Bis auf wenige Ausnahmen verfügen alle Katalysatoren über ein
Tieftemperatursignal (Fe3+ zu Fe2+) bei ca. 635 – 680 K und ein Hochtemperatursignal
(Fe2+ zu Fe0) bei über 900 K. Verschiedene Proben zeigen auch im mittleren
Temperaturbereich (720 – 850 K) diverse Signale. Die Tieftemperatursignale, die in
Verbindung mit einem niedrigem H/Fe-Verhältnis auftreten, repräsentieren Eisen, das
sich auf Gitterplätzen des Zeolithen befindet. Ferner werden die Signale bei niedriger
Temperatur (< 750 K) dispersen Phasen zugeordnet. Hingegen deuten Signale bei
höheren Temperaturen (> 750 K) und ein hohes H/Fe-Verhältnis auf eine
durchschnittlich hohe Clusterung hin.
4 Ergebnisse
93
400 600 800 1000 isotherm
γ-Fe2O
3 auf H-ZSM-5 (BK2)
H/Fe = 2,5(5 Gew.-% Fe)
Ver
brau
ch H
2 / M
ol F
e
Temperatur [K]
Fe-ZSM-5 (TC98, N2S); H/Fe = 2,5
Fe-ZSM-5 (BK2, N2S); H/Fe = 2,80,5 K/min in SL kalz.
Fe-ZSM-5 (BK2, N2S); H/Fe = 2,55 K/min in SL kalz.
Fe-ZSM-5 (BK2, N2S); H/Fe = 2,510 K/min in SL kalz.
400 600 800 1000 isotherm
α-Fe2O
3
auf H-ZSM-5 (BK2)H/Fe = 3(5 Gew.-% Fe)
Ver
brau
ch H
2 / M
ol F
e
Temperatur [K]
Fe-ZSM-5 (BK2, LIE); H/Fe = 1,8
Fe-ZSM-5 (BK2, N2S); H/Fe = 1,1intensiv gewaschen
Fe-ZSM-5 (BK2, SSIE); H/Fe = 2,8
Fe-ZSM-5 (BK2, N2S)H/Fe = 2,6durch SSIE mit KBrdefunktionalisiert
Abb. 4.37 H2-TPR-Profile, Fe-ZSM-5 mittels diverser Methoden präpariert sowie �Fe2O3 und γ-Fe2O3 auf H-ZSM-5 (BK2)
Zu Referenzzwecken sind die TPR-Profile von α- und γ-Fe2O3 in einer mechanischen
Mischung mit H-ZSM-5 (BK2) aufgenommen worden. Die Mischung mit dem α-Fe2O3
zeigt ein zur Literatur vergleichbares Profil mit zwei Signalen bei 650 K und 830 K. Die
Modifikation γ-Fe2O3 weist ebenso zwei Signale auf, die mit 35 K bzw. 115 K zu
höheren Temperaturen verschoben sind. Das H/Fe-Verhältnis erreicht hier wider
Erwarten nicht den Wert von drei. Die Ursachen für dieses Verhalten sind nicht klar,
4 Ergebnisse
94
doch wären Unterschiede in der Partikelgröße oder Morphologie ebenso denkbare
Gründe wie apparative Ungenauigkeiten. Bei der Beurteilung der hier vorgestellten
TPR-Profile von zeolithischen Material müssen noch zwei weitere Effekte
berücksichtigt werden. So sollte durch die Matrix des Zeolithen die maximale
Clustergröße limitiert sein und zu Signalen bei niedrigerer Temperatur führen. Dem
entgegen wirkt der verzögerte Abtransport des Wassers, was wiederum die Signale zu
höheren Temperatur verschiebt.
Der Fe-ZSM-5 (BK2, SSIE) zeigt ein einfaches aus zwei Signalen bestehendes TPR-
Profil, das dem des α-Fe2O3 gleicht. Das hohe H/Fe-Verhältnis von 2,8 und der
erheblich größere Anteil des Hochtemperatursignals bei 845 K am gesamten
Wasserstoffverbrauch deutet auf eine hohe Clusterung des Eisens hin.
Die TPR-Profile der Fe-ZSM-5 Katalysatoren, die mittels Sublimation (N2S) präpariert
wurden, sind sich ähnlich. Das Verhältnis der Tief- und Hochtemperatursignale
(disperse und geclusterte Phase) ist in etwa ausgeglichen und sie haben alle ein hohes
H/Fe-Verhältnis (2,5 bis 2,8). Die Profile der mit unterschiedlichen Heizraten 0,5 K/min
bzw. 10 K/min kalzinierten Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) sind sich am ähnlichsten und zeigen
nur zwei Signale (ca. 660 K und ca. 910 K). Damit sollte der Einfluss der Kalzination
der Proben auf das TPR-Profil eher klein sein. Somit kann nur die Methode der
Eisenbeladung oder das Waschen der Katalysatoren der Grund für die deutlich
komplizierteren Profile der mit mittleren Heizraten (5 K/min) kalzinierten Proben
Fe-ZSM-5(BK2, N2S) und Fe-ZSM-5 (TC98, N2S) gelten, die aus verschiedenen
Chargen stammen. Hier finden sich im mittleren Temperaturbereich (ca. 800 und ca.
840 K) weitere, relativ flache Signale, was auf mehrphasige Proben schließen lässt. Eine
Ausnahme zu den bisher betrachteten Proben stellt ein intensiv gewaschener Fe-ZSM-5
(BK2, N2S) dar. Bei einem außerordentlich niedrigem H/Fe-Verhältnis von 1,1 zeigt er
nur ein Signal bei 660 K. Somit liegt hier ein Katalysator mit hoher Dispersität vor, der
allenfalls über sehr geringe Mengen geclusterter Phase verfügt.
Der Fe-ZSM-5 (BK2, LIE) ist in seinem TPR-Profil dem intensiv gewaschenem
Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) relativ ähnlich. Er verfügt über ein niedriges H/Fe-Verhältnis
(1,8) und zeigt keine Signale im Hochtemperaturbereich. Bei 650 K tritt ein Signal auf,
4 Ergebnisse
95
das über eine Schulter bei ca. 535 K verfügt und die disperse Phase repräsentiert. Damit
ist in dieser Probe die geclusterte Phase ebenfalls zurückgedrängt.
Zur Aufklärung des Einflusses der zeolithischen OH-Gruppen in der Katalyse wurden
verschiedene Experimente zur Defunktionalisierung unternommen. U. a. sollten durch
Festkörperionenaustausch mit KBr die Protonen des Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) beseitigt
werden. Um die Auswirkungen dieser Behandlung zu testen wurde ein TPR-Profil
aufgenommen. Während das H/Fe-Verhältnis mit 2,6 nahezu unverändert geblieben ist,
unterscheidet sich das Profil der defunktionalisierten doch deutlich von der
unbehandelten Probe. Anstelle eines komplizierten Profils, das die Anwesenheit von
Clustern und disperser Phase andeutet, zeigt das Profil der mit KBr behandelten Probe
ein dominantes Signal bei 900 K, dem eine Schulter bei ca. 740 K vorausgeht. Demnach
enthält der Katalysator nach der Defunktionalisierung mit KBr fast ausschließlich
größere Aggregate.
4.2.4 Die Mössbauer-Spektroskopie
In diesem Kapitel werden die Spektren von fünf ausgewählten, durch Sublimation
präparierten, Fe-ZSM-5 gezeigt. Zur Vorbehandlung sind alle Katalysatoren gewaschen
und kalziniert worden. Die untersuchten Proben unterscheiden sich dabei in dem
verwendeten Zeolithen (BK2 bzw. TC98), den Kalzinationsbedingungen (Helium oder
synthetische Luft mit Heizraten von 10, 5 oder 0,5 K/min) und der Waschintensität. Die
Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) sind darüber hinaus nach dem Einsatz in der Katalyse
vermessen worden. Die Messungen sind sowohl bei Raumtemperatur als auch bei 78 K
zur Erhöhung der Auflösung durchgeführt worden. Alle Proben zeigen eine hohe
Heterogenität der Fe-Spezies auf, was sich in den komplexen Spektren und der Vielzahl
der zur Beschreibung der Signale erforderlichen Multipletts (Dubletts und Sextetts)
äußert. Die Spektren sind in Abb. 4.38 dargestellt und die zugehörigen Parameter nebst
Zuordnung [122] in der Tab. 4.4 bzw. im Anhang zusammengefasst.
Für Fe-ZSM-5 (BK2, N2S), nur in Helium kalziniert, werden zwei Dubletts gefunden,
die einen Anteil von ca. 32 % haben. Dem D1 ist paramagnetisches Fe(III) zugeordnet,
während das D2 eine Fe(II)-Phase (4,4 %) repräsentiert. Zusätzlich werden drei
Eisenoxidphasen gefunden. Das Sextett S1 kann α-Fe2O3–Partikeln mit einer
4 Ergebnisse
96
Teilchengröße von > 15 nm zugeordnet werden. Superparamagnetisches Verhalten
zeigen die Fe2O3-Phasen der Sextetts S2 und S3 aufgrund einer Größe von < 15 nm.
Alle weiteren Fe-ZSM-5 auf Basis des H-ZSM-5 (BK2) zeigen unabhängig von der
Vorbehandlung ähnliche Spektren. Sie verfügen jeweils über drei Dubletts, zwei für
oktaedrische Fe(III)-Phasen und eine für eine oktaedrische Fe(II)-Phase, und mindestens
drei Sextetts, die die höher aggregierten, magnetisch wechselwirkenden Phasen des
Eisenoxids beschreiben. Die Unterschiede zeigen sich im Detail und werden im
Folgenden aufgezeigt.
Bei Fe-ZSM-5 kalziniert mit 0,5 K/min entfällt ungefähr 35 % des Gesamtsignals auf
die Dubletts, die die disperse Phase repräsentieren, wovon ca. 9 % Fe(II) zuzuordnen
sind. Der größere Anteil des Gesamtsignals entfällt auf die geclusterten Phasen. Dabei
können den zwei Sextetts S1 und S2 große α-Fe2O3-Partikel (> 15 nm oder ~ 15 nm)
zugeordnet werden. Das Sextett S3 verfügt über Parameter, die zwischen denen für α-
und γ-Fe2O3-Phasen liegen. Das zugehörige Hyperfeinfeld ist deutlich kleiner und weist
auf eine Teilchengröße von unter 15 nm hin. Sehr kleine Partikel des γ-Fe2O3
(superparamagnetisch), die aufgrund des verminderten Hyperfeinfeldes eine
Teilchengröße von < 15 nm aufweisen sollten, führen zu dem Sextett S4. Bei
Raumtemperatur erhält man vergleichbare Signale, die über eine kleinere
Hyperfeinfeldaufspaltung und Intensität verfügen.
Durch die höhere Heizrate (10 K/min) wird ein Fe-ZSM-5 mit einem erhöhten Anteil
(44 %) an disperser Phase erhalten. Der Anteil des Fe(II) ist mit 11 % leicht erhöht. Die
aggregierten Phasen werden durch drei Sextetts repräsentiert, deren Parameter dem
γ-Fe2O3 zuzuordnen sind. Das verminderte Hyperfeinfeld und die steigende Linienbreite
lässt auf Partikel mit unterschiedlicher Teilchengröße schließen. Es sind dem S1
ferromagnetische Partikel (>15 nm), dem S2 (ca. 15 nm) Partikel in der Größe von
Weiss’schen Bezirken und dem S3 (<15 nm) superparamagnetische Teilchen
zuzuordnen. Für den intensiv gewaschene Fe-ZSM-5 findet man einen Anteil von
ca. 42 % für die Dubletts, wovon 6,4 % dem Fe(II) zugerechnet werden. Daneben
enthält dieser Katalysator mindestens vier verschiedene Eisenoxidphasen. Im Gegensatz
zu den bisher besprochenen Proben finden sich hier keine Partikel, die größer als 15 nm
sind. Das Sextett S1 steht für die α-Fe2O3-Teilchen mit einer Größe von ca. 15 nm. Die
4 Ergebnisse
97
drei weiteren Sextetts (S2 – S4) entsprechen nicht näher spezifizierten Fe2O3-Phasen,
die z. T. deutlich kleiner als 15 nm sind. Diese Teilchengrößenverteilung führt zu der
großen Linienbreite des Spektrums.
Größere Unterschiede finden sich bei der Probe, die auf dem defektreichen Zeolithen
TC98 basiert. Dieser Fe-ZSM-5 (TC98, N2S) weist eine deutlich höhere Dispersion des
Eisens auf. Man findet einen Anteil von ca. 63 % für die Dubletts. Die Dubletts D1 und
D2 stehen für zwei oktaedrische Fe(III)-Phasen. Eine Fe(II)-Phase konnte nicht
nachgewiesen werden. Darüber hinaus enthält die Probe mindestens drei
Eisenoxidphasen. Die Sextetts werden vom S2 geprägt, das sehr breite Linien aufweist.
Dem Sextett S1 sind α-Fe2O3-Partikel (> 15 nm) zugeordnet. Die Parameter der Sextetts
S2 und S3 entsprechen Eisen(III)oxid, das aber nicht explizit dem α- oder γ-Fe2O3
zugeordnet werden kann. Die Teilchengröße beträgt ca. 15 nm bzw. < 15 nm.
Tab. 4.4 Mössbauer-Parameter zu den Spektren aus Abb. 4.38: Fe-ZSM-5 (BK2, N2S)5 K/min in He kalz., Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) int. gew., Fe-ZSM-5 (BK2, N2S)0,5 K/min in SL kalz., Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) 10 K/min in SL kalz., Fe-ZSM-5(TC98, N2S)
Multiplett Bezeichnung Signalfläche [%]
(BK2, N2S) (BK2, N2S) (BK2, N2S) (BK2, N2S) (TC98, N2S)Fe-SZM-5
5 K/min He 0,5 K/min 10 K/min int. gew.D1 Fe(III) oktaedrisch 27,8 12,69 18,96 30,27 32,44D2 Fe(III) oktaedrisch 13,21 13,91 5,56 30,89
D2 Fe(II) oktaedrisch 4,4 11,01
D3 Fe(II) oktaedrisch 8,94 6,35
S1 α-Fe2O3 > 15 nm 21,5 4,67 4,12
S1 Fe2O3 ~ 15 nm 3,27
S1 ähnlich α-Fe2O3
S1 γ-Fe2O3 > 15 nm 14,93
S2 Fe2O3 < 15 nm 42,3 10,91
S2 α-Fe2O3 ~ 15 nm 11,23
S2 γ-Fe2O3 ~ 15 nm 24,63
S2 Fe2O3 ~ 15 nm 22,64
S3 γ-Fe2O3 < 15 nm 16,56
S3 Fe2O3 << 15 nm 13,58
S3 Fe2O3 < 15 nm 4,0 19,08 9,91
S4 Fe2O3 Rest << 15 nm 30,06
S4 γ-Fe2O3 < 15 nm 30,18
Eine Übersicht der Mössbauer-Parameter (IS, QS und HF) findet sich im Anhang.
4 Ergebnisse
98
-15 -10 -5 0 5 10 15
Fe-ZSM-5(BK2, N2S), int. gew.
A
bsor
ptio
n [%
]
Acceleration [mm/s]
-15 -10 -5 0 5 10 15
Fe-ZSM-5 (BK2, N2S), 0,5 K/min in SL kalz.
Abs
orpt
ion
[%]
Acceleration [mm/s]
-15 -10 -5 0 5 10 15
Fe-ZSM-5(BK2,N2S); 10 K/min in SL kalz.
Abs
orpt
ion
[%]
Acceleration [mm/s]
-15 -10 -5 0 5 10 15
Fe-ZSM-5(TC98, N2S)
Abs
orpt
ion
[%]
Acceleration [mm/s]
-10 -5 0 5 10
Fe-ZSM-5 (BK2, N2S), 5 K/min He kalz.
Abs
orpt
ion
[%]
Acceleration [mm/s]
Abb. 4.38 Mössbauer-Spektren ausgewählter Proben bei 78 K aufgenommen:Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) 5 K/min in He kalz., Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) int. gew.,Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) 0,5 K/min in synth. Luft kalz., Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) 10 K/minin synth. Luft kalz., Fe-ZSM-5 (TC98, N2S)
4.2.5 Die Röntgenabsorptionsspektroskopie
In diesem Kapitel werden Ergebnisse zur röntgenabsorptionsspektroskopischen
Untersuchung aus der Dissertation von C. Schmidt [9] zusammenfassend dargestellt.
Sie dienen zur Ergänzung der u. a. aus den Mössbauer-Spektren und der H2-TPR
gewonnenen Erkenntnisse.
4 Ergebnisse
99
Die im Rahmen dieser Arbeit präparierten Proben, gewaschen und kalziniert, wurden zu
Referenzzwecken mit den reinen Oxiden α- und γ-Fe2O3 verglichen. Dabei konnte aus
den Spektren der XANES Eisen in der Oxidationsstufe +3 als vorherrschende Spezies
für die Fe-ZSM-5 identifiziert werden. Eine besonders große Ähnlichkeit zum α-Fe2O3
weist der Fe-ZSM-5 (BK2, SSIE, n. gew.) auf. Diese Bestimmung fällt für die
Fe-ZSM-5, die per Sublimation präpariert wurden, nicht so klar aus. Hier finden sich
Anzeichen für eine mögliche Koexistenz der Nahordnungsstruktur von α- und γ-Fe2O3.
Darüber hinaus weisen charakteristische Merkmale in der Form der Spektren aus
XANES und EXAFS auf Eisenoxidcluster für verschiedene Proben hin, insbesondere
für jene, die in synthetischer Luft kalziniert oder bereits in der Katalyse genutzt wurden.
Für den Fe-ZSM-5 (BK2, SSIE) wurde im EXAFS hoch disperse Eisenspezies
identifiziert, die neben kleinen Clustern und großen Aggregaten des α-Fe2O3 existieren.
Die Katalysatoren, die durch Sublimation präpariert wurden, zeigen als
Mehrphasensystem deutlich andere Spektren als der Fe-ZSM-5 (BK2, SSIE) bzw.
α- und γ-Fe2O3. Direkt nach der Präparation werden intrazeolithische Eisenspezies
detektiert, die von Chlor koordiniert sind. Durch Waschen wird das Chlor nur
unzureichend entfernt. Mit Ausnahme des Fe-BEA (N2S) werden in diesem Zustand
keine weiteren Eisennachbarn gefunden. Das Eisen liegt bei den mittels Sublimation
präparierten Proben auch noch nach dem Waschen anteilig als tetraedrisch koordinierte
Spezies der Oxidationsstufe +2 vor. Nach einer Kalzination bilden sich durch
Konglomeration größere Partikel, während das Chlor vollständig entfernt ist. Neben den
oxidischen Spezies (γ-Fe2O3) bildet sich mindestens eine weitere intrazeolithische
Phase, die bei den Katalysatoren auf Basis des ZSM-5 höchstwahrscheinlich von
oligomerer Natur ist. Im Detail ergeben sich für die einzelnen Proben folgende
Charakterisierungen. Die Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) zeichnen sich durch kürzere Fe-O-
Abstände der Eisencluster sowie einer Koordinationszahl zwischen vier und sechs aus,
was durch verschiedene, nebeneinander existierende Koordinationen bedingt sein kann.
Dies lässt den Schluss zu, dass das Eisen in diesen Proben auch tetraedrisch koordiniert
ist. Die Koordinationszahl für Fe-Fe-Bindungen liegt unterhalb von eins, was darauf
hinweist, dass ein Teil des Eisens keine Eisennachbarn hat. Neben den bereits
bekannten Fe-Fe Abständen von 2,97 Å wird ergänzend ein Sauerstoffnachbarn in 2,5 Å
4 Ergebnisse
100
und ein weiterer Eisenabstand von 3,5 Å gefunden, wogegen ein Fe-Fe-Abstand von
2,5 Å fehlt. Daher kann die Existenz der in der Literatur [89, 91] beschriebenen
binuklearen Cluster, mit einem typischen Fe-Fe-Abstand von 3,05 Å, in den hier
vorliegenden Proben weder bestätigt noch widerlegt werden. Vielmehr kann man von
oligomeren Oxidclustern variierender Kernigkeit ausgehen, die die Nahordnung von
α- und γ-Fe2O3 aufweisen. Die Charakterisierung einer Fehlcharge des Fe-ZSM-5
(BK2, N2S), der nicht die erwartete Aktivität zeigte, ergab einen im Vergleich zu dem
Standardkatalysator Fe-ZSM-5 (BK2, N2S), einen höheren Oxidanteil (Kap. 4.1.3).
Durch Variation des Zeolithen wird ein Katalysator Fe-ZSM-5 (TC98, N2S) erhalten,
der über eine überwiegend tetraedrisch koordinierte disperse Phase und über Cluster
verfügt. Doch liegt hier der Anteil der fein verteilten Phase höher als bei den Proben
Fe-ZSM-5 (BK2, N2S). Die beiden Proben Fe-MOR (N2S) und Fe-BEA (N2S) stellen
zwei Grenzfälle dar. Für den Fe-MOR wurde das Verhältnis der
Eisenkoordinationszahlen und die typischen Fernordnungsstrukturen für
hochkristallines α-Fe2O3 gefunden. Die Probe des Fe-BEA hingegen zeigt die typischen
Eisenabstände die identisch zu denen des γ-Fe2O3 sind, was durch die entsprechenden
Sauerstoffabstände und Koordinationszahlen bestätigt wird.
Aufgrund des niedrigen Eisengehaltes wurden für den Fe-ZSM-5 (BK2, MR) Spektren
mit einem schlechtem Signal-Rausch-Verhältnis erhalten, was die Aussagekraft der
Daten aber nicht kritisch herabgesetzt. Der Fe-ZSM-5 (BK2, MR) enthält Eisen in
isolierten tetraedrischen Positionen, deren nächste Nachbarn vier Sauerstoffatome (1,87
und 2,05 Å) sind, denen wiederum Silizium- bzw. Aluminiumatome folgen.
Für den Fe-ZSM-5 (BK2, LIE) werden monodisperse, intrazeolithische Spezies ohne
weiteren Eisenabstand gefunden. Doch ist das Eisen in diesem Fall oktaedrisch
koordiniert. Ein Teil des Eisens liegt in der Oxidationsstufe +2 vor, das nach der
Katalyse zum Fe(III) oxidiert wird.
4 Ergebnisse
101
4.3 Die in situ-DRIFTS-Untersuchungen
4.3.1 Die Realisation
Mit der Anwendung der Infrarotspektroskopie für in-situ Untersuchungen sollten neben
den Veränderungen des Katalysators auch die Bildung von adsorbierten Spezies über
den gesamten Bereich der Reaktionstemperaturen untersucht werden. Parallel dazu
sollte die Reaktion mittels massenspektrometrischer Analyse der Gasphase kontrolliert
werden, wodurch die Beobachtung bei den unterschiedlichsten Aktivitätszuständen die
Korrelation von spektroskopischen Parametern mit katalytischen Eigenschaften
ermöglichen würde. Die gesammelten Erkenntnisse sollen dazu dienen, Aussagen zu
den aktiven Zentren, dem Reaktionsmechanismus und damit der Struktur-Eigenschafts-
Beziehung zu machen.
Abb. 4.39 Messanordnung für die in situ-DRIFTS-Untersuchungen
Es sind bereits vielfältige Adsorptions- und in situ-Untersuchungen zur SCR an den
verschiedensten Systemen durchgeführt worden [75, 90, 123 - 128]. Die Vergleich-
barkeit und Übertragbarkeit dieser Untersuchungen auf das hier verwendete System der
eisendotierten Zeolithe ist aufgrund der in der Literatur beschriebenen
Messbedingungen eingeschränkt. So wurden z. B. freitragende Presslinge für
Transmissionsmessungen an Stelle einer herkömmlichen Katalysatorschüttung (wie in
der DRIFTS-Zelle möglich) verwendet. Einige Publikationen [8, 73] beschränken sich
auf Messungen bei niedrigen Temperaturen, bei denen die Katalysatoren nur eine
geringe Aktivität besitzen. Darüber hinaus ist bisher keine on-line Analyse der
4 Ergebnisse
102
Reaktionsprodukte vorgenommen worden, was sicherlich auf das Problem der geringen
Probenmenge bei Transmissionsmessungen und der damit verbundenen schwierigen
Detektion der Reaktionsprodukte zurückzuführen ist.
Bei der Realisation war die Forderung nach einer möglichst genauen Übertragung der
Reaktionsbedingungen der Katalyse auf die DRIFTS-Zelle zu erfüllen. Dadurch sollte
sichergestellt werden, dass die in der in situ-DRIFTS-Zelle erhaltenen Spektren den
Zustand des Katalysators unter Reaktionsbedingungen wiederspiegeln. Der Einsatz
einer speziellen, kommerziellen Hochtemperatur-DRIFTS-Zelle (Fa. Harrick), erlaubte
dass der Katalysator, sowohl als Pulver als auch in einer Korngrößenfraktion von 250
bis 355 µm eingesetzt, vom Reaktionsgasgemisch durchströmt wurde. Durch die
Bauweise der Zelle konnten nominelle Reaktionstemperaturen von 523 bis 873 K und
Raumgeschwindigkeiten von bis zu 42.000 h-1 realisiert werden. Durch die
anschließende Analytik mit QMS und GC ist die Kontrolle des Reaktionsverlaufs
möglich. Mit dieser Messanordnung wurden in situ-DRIFTS-Untersuchungen unter
stationären Bedingungen sowie Aufnahmen zeitaufgelöster Spektren bei gleichzeitiger
Bestimmung der Umsätze durchgeführt.
Aus der Literatur ist bekannt, dass die für diese Reaktion relevanten Adsorbate Banden
unterhalb von 2000 cm-1 aufweisen. Dieser Wellenzahlenbereich ist für unverdünnte
Zeolithproben nur schwer zugänglich. Zeolithe zeigen in diesem Bereich
Gitterschwingungen, die eine hohe Absorption und zusätzlich reguläre Reflexion
verursachen. Dies führt dazu, dass die zur Detektion verbleibende Energie (der diffus
reflektierte Anteil) in diesem Wellenzahlenbereich niedrig ist, was zu einer sehr
geringen Empfindlichkeit führt. Zur Lösung dieses Problems wurden die Proben mit
Diamantpulver verdünnt. Dieses Verdünnungsmittel hat gegenüber KBr den Vorteil,
dass es sich im Kontakt mit dem Katalysator und bei der Reaktion inert verhält. Durch
die Verdünnung der Probe verringert sich die Absorption und der Anteil der diffus
reflektierten Strahlung wird größer. Dieser Zusammenhang ist in Abb. 4.40
verdeutlicht, wobei diese Spektren zum besseren Verständnis im Reflexionsmodus
dargestellt sind. So sinkt bei der unverdünnten Probe die diffuse Reflexion bei
Wellenzahlen < 1700 cm-1 bis nahe Null. Für das Spektrum der verdünnten Probe steht
trotz der verringerten Konzentration der Probe über den gesamten Wellenzahlenbereich
4 Ergebnisse
103
von 5000 – 700 cm-1 genügend Energie zur Detektion zur Verfügung. Die untere
Grenzwellenzahl ergibt sich aus der Durchlässigkeit des verwendeten Fenstermaterials
(ZnS).
Abb. 4.40 Vergleich zwischen den Spektren für Fe-ZSM-5 (BK2, N2S): oben: 1:2 mitDiamantpulver verdünnte Probe; unten: unverdünnte Probe, Messtemperatur: 523 K
Abb. 4.41 Vergleich zwischen den Spektren für Fe-ZSM-5 (BK2, N2S): jeweilsDifferenzspektrum (gestrichelt), Probe mit Adsorbat, Ausgangsprobe; Messtemperatur:523 K
2000 4000
Ref
lexi
on
Wellenzahlen (cm-1)
- lo
g R
Wellenzahlen (cm-1)
2000 1500 1000
verdünnt
unverdünnt1695 1580
16851577
4 Ergebnisse
104
In Abb. 4.41 sind die Adsorbatspektren für die verdünnte und unverdünnte Probe bei
Wellenzahlen < 2000 cm-1 gegenübergestellt. Für die unverdünnten Proben ist die
Absorption im Bereich von 1400 – 1300 cm-1 so hoch, dass keine diffus reflektierte
Strahlung mehr detektierbar ist. Die Folge ist, dass bei der Berechnung der
Differenzspektren dieser Bereich nicht definiert und somit auch nicht auswertbar ist. Ein
deutlich besseres Ergebnis lässt sich bei Verwendung der verdünnten Proben erzielen,
mit denen eine Auswertung des Wellenzahlenbereiches von unter 2000 cm-1 gelingt.
Durch die unterschiedlichen Streueigenschaften der Probe verschieben sich die
Bandenlagen (Abb. 4.41). Aufgrund der dadurch besser aufgelösten Spektren ist der
Vergleich mit Literaturdaten [8, 73, 85] möglich, bei denen die Spektren in
Transmission aufgenommen wurden.
4.3.2 Die Katalyse in der DRIFTS-Zelle
Vor der in situ-DRIFTS-Studie musste nachgewiesen werden, dass die SCR-Reaktion in
der DRIFTS-Zelle in vergleichbarer Weise ablief wie im Quarzreaktor. Zuvor wurde
durch Blindversuche sichergestellt, dass weder die Zelle noch das zusätzlich zur
Verdünnung verwendete Diamantpulver für die Reaktion aktiv sind. In Abb. 4.42
werden die NO-Umsätze eines Fe-ZSM-5, wie sie im Festbettreaktor und in der
DRIFTS-Zelle erhalten wurden, dargestellt. Die Werte für die DRIFTS-Zelle sind zum
einen gegen die nominale und zum anderen gegen eine korrigierte Temperatur
aufgetragen. Die Korrektur ergab sich aufgrund von Temperaturmessungen auf der
Oberfläche des leeren Probenträgers. Durch die ungünstige Positionierung der
Heizpatrone und des Thermoelementes unterhalb der Küvette ergibt sich eine auf der
Kelvin-Skala um ca. 7 % niedrigere Temperatur am Probenträger bzw. an der zu
messenden Oberfläche der Probe. Ähnliche Ergebnisse sind bereits in der Literatur
beschrieben [105, 129]. Die dort ermittelten Kalibrierfunktionen hängen vom
eingesetzten Modell der DRIFTS-Einrichtung sowie den verwendeten Volumenströmen
ab. Diese Einschränkung der kommerziellen Einrichtung ließ sich im Verlauf der
Messungen nicht umgehen. Die Temperaturangaben der folgenden Darstellungen
beziehen sich jedoch auf die nominell eingestellten, unkorrigierten Werte.
Für den im Festbettreaktor vermessenden Katalysator finden wir typischerweise ein
relativ schmales Aktivitätsmaximum von etwa 74 % bei 603 K. Dazu ist in guter
4 Ergebnisse
105
Näherung die korrigierte Umsatzkurve des in der DRIFTS-Zelle vermessenen
Katalysators über fast den gesamten Temperaturbereich vergleichbar. Im Bereich des
Aktivitätsmaximum sind die Unterschiede aber stärker ausgeprägt.
500 600 700 800 9000
25
50
75
100U
msa
tz (
NO
) [%
]
Temperatur [K]
Abb. 4.42 Vergleich der NO-Umsätze für Fe-ZSM-5 (BK2, N2S): im Microflow-Reaktor (�) und der DRIFTS-Zelle (�; korrigierte Temperatur - �)
Aufgrund der nicht optimalen Wärmeübertragung von den Wänden des Probenträgers
auf die Probe ist keine gute Isothermie gewährleistet. Somit ergibt sich ein
Temperaturgradient in der Probe, der sich auch in einer ungleichmäßigen Verfärbung
der kalzinierten Probe äußert. Da die Katalysatoren das Aktivitätsmaximum nur in
einem schmalen Temperaturbereich um 600 K zeigen und sich nur ein Teil der Probe
bei der optimalen Temperatur befindet, sind die Aktivitätsunterschiede im Bereich der
höchsten Umsätze am größten. Die registrierte Aktivität stellt somit nur den integralen
Umsatz der ungleichmäßig beheizten Probe dar. Für weitere Proben wurden
vergleichbare Ergebnisse erhalten. Bei Katalysatoren mit geringerer Aktivität fallen die
Unterschiede naturgemäß kleiner aus. Trotz dieser Einschränkungen kann davon
ausgegangen werden, dass das katalytische Verhalten des Fe-ZSM-5 durch die
Messungen in der DRIFTS-Zelle simuliert wird.
4.3.3 Der stationäre Zustand
Die bisher berichteten katalytischen Daten wurden unter stationären Bedingungen
erhalten. Entsprechend beziehen sich die im Folgenden dargestellten Ergebnisse auf
4 Ergebnisse
106
stationäre Bedingungen. Für den Standardkatalysator Fe-ZSM-5 (BK2, N2S), dessen
Aktivität in Abb. 4.42 dargestellt ist, wurden die in Abb. 4.43 gezeigten
Differenzspektren erhalten. Um eine möglichst genaue Bestimmung der katalytischen
Aktivität durchführen zu können, wurden die Proben für diese Messungen unverdünnt
eingesetzt. Deshalb sind die Spektren nur bis zu der Wellenzahl von 1500 cm-1
dargestellt, da darunter die in Kap. 4.3.1 diskutierten Probleme auftreten. Die Spektren
sind in Form von Differenzspektren gezeigt, in denen positive Banden sich aufbauende
Spezies repräsentieren, während sich in negativen Banden verschwindende bzw. mit
Adsorbaten wechselwirkende Spezies wiederspiegeln.
Aus der Abb. 4.43 ist zu entnehmen, dass die Unterschiede in den Spektren bei hohen
Temperaturen gering sind. Sie nehmen zu niedrigeren Temperaturen zu, wobei
besonders im Bereich der höchsten katalytischen Aktivität bei 603 K und darunter die
größten Veränderungen auftreten.
Abb. 4.43 Differenzspektren für Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) in Abhängigkeit von derReaktionstemperatur: (a) 873 K, (b) 773 K, (c) 723 K, (d) 673 K, (e) 573 K, (f) 523 K,stationär, unverdünnte Probe, Referenz ist der in synth. Luft kalzinierte Katalysator,aufgenommen bei der jeweils angegebenen Temperatur
Die Spektren lassen sich in mehrere Bereiche einteilen. Sowohl positive als auch
negative Banden treten im OH-Schwingungsbereich von 3750 cm-1 bis 3500 cm-1 auf.
Ausgeprägte positive Banden sind im breiten Bereich zwischen 3500 cm-1 und
e
2000 3000 4000 5000
Wellenzahlen (cm-1)
- lo
g R
4646
3605
3745
2255 1695
1580
1880
CO2 (g)
29663146
i-Butan (g)
a
b
c
d
f
4 Ergebnisse
107
3000 cm-1 und unterhalb von 1800 cm-1 zu finden. Der Bereich unterhalb von 1800 cm-1
ist geprägt von sich überlagernden Banden und wird Ablagerungen mit polymeren
Charakter zugeschrieben [73, 95]. Eine detaillierte Zuordnung ist aufgrund der
Komplexität des Bandengebildes nur schwer möglich.
Im Bereich von 3700 cm-1 bis 3550 cm-1 treten die charakteristischen Banden der
zeolithischen OH-Gruppen auf. Zu beobachten ist, dass die Bande der Silanol-Gruppen
(3745 cm-1) bereits bei hohen Temperaturen (873 – 773 K) verschwindet und sich
Banden der Brönsted-aziden OH-Gruppen mit geringer Intensität aufbauen. Dieser
Effekt lässt sich später anhand von weiterführenden Untersuchungen erklären. Bei
niedrigen Temperaturen (573 und 523 K) treten in den Differenzspektrum negative
Banden für die Brönsted-aziden OH-Gruppen bei 3605 cm-1 und für die zugehörigen
Kombinationsschwingungen bei 4646 cm-1 auf. Dies lässt den Schluss zu, dass die OH-
Gruppen mit sich bildenden Adsorbaten wechselwirken.
Mit den Wellenzahlen 3200 cm-1 bis 2800 cm-1 schließt sich ein Bereich an, in dem die
CH- und NH-Valenzschwingungen der Adsorbate zu beobachten sind. Diese Banden
sind bei 873 K noch nicht vorhanden, bauen sich aber mit fallender Temperatur auf.
Zwei breite Banden bei ca. 3000 cm-1 und 2500 cm-1 sowie eine Schulter bei 2100 cm-1
charakterisieren in dem weiten Bereich von 3400 cm-1 bis 2000 cm-1 die insbesondere
bei tieferen Temperaturen auftretenden starken Wasserstoff-Brücken-Bindungen
(sogenannte ABC-Struktur [130]). Dieses Triplet entsteht durch die Wechselwirkungen
der OH-Gruppen des Katalysators mit dem Kohlenwasserstoff. Den breiten Banden
überlagert sind die Banden ungesättigter Kohlenwasserstoffe (3146 cm-1) [73, 74, 95]
und sowie des gasförmigen i-Butans (2966 cm-1). Bei hohen Temperaturen (873 –
773 K) ist der Katalysator ist noch weitgehend unselektiv und das durch die
Totaloxidation des Kohlenwasserstoffes entstandene gasförmige Kohlendioxid wird in
Form einer Doppelbande bei 2360 cm-1 bzw. 2340 cm-1 beobachtet. Bei niedrigeren
Wellenzahlen finden sich bei ca. 2250 cm-1 und 1880 cm-1 typische Adsorbatbanden,
die dem Nitril und Mononitrosyl zugeordnet werden [73, 74, 75, 85, 95, 98]. Dem
Bereich zwischen 1700 cm-1 und 1300 cm-1 werden u. a. organische Nitrate und
Doppelbindungsschwingungen bei 1680 cm-1 sowie Nitro-Gruppen bei 1625 cm-1 und
Nitrate bei 1570 cm-1 am Eisen zugeordnet [73, 74, 95]. Die Bande bei 1695 cm-1 ist
4 Ergebnisse
108
charakteristisch für eine Doppelbindungsschwingung, doch kann nicht entschieden
werden zwischen welchen Elementen (C, N, O) sie auftreten.
Es ist besonders bemerkenswert, dass im Temperaturbereich der höchsten katalytischen
Aktivität (ca. 600 K) sowohl Adsorbate als auch freie OH-Gruppen am Zeolithe bzw.
Katalysator nebeneinander existieren. Zu niedrigen Temperaturen (523 K) fällt der NO-
Umsatz deutlich und die Banden der Adsorbate werden intensiver. Insbesondere die
Bande bei 1695 cm-1 hat deutlich an Intensität zugenommen. Die Banden der OH-
Gruppen werden nicht mehr beobachtet. Die Banden der Wasserstoff-Brücken-
Bindungen, die schon bei höheren Temperaturen vorhanden waren, treten nun deutlicher
hervor. Ihr starkes Anwachsen im Zuge des Verschwindens der freien Brönsted-aziden
Zentren und der Al-OH Gruppen (3660 cm-1) ist auf deren Wechselwirkung mit den
Adsorbaten zurückzuführen.
Untersuchungen an Katalysatoren, die auf vergleichbaren Zeolithen (MFI, nSi/nAl = 14)
bzw. der Präparationsmethode Festkörperionenaustausch (SSIE) basieren, führten zu
ähnlichen Spektren, die daher nicht gezeigt werden.
Abb. 4.44 Differenzspektren für H-ZSM-5 (BK2) in Abhängigkeit von derReaktionstemperatur: (a) 873 K, (b) 773 K, (c) 723 K, (d) 673 K, (e) 573 K, stationär,unverdünnte Probe, Referenz ist der in Helium kalzinierte Katalysator, aufgenommenbei der jeweils angegebenen Temperatur
2000 3000 4000 5000Wellenzahlen
- lo
g R
abc
d
e
4656
3740
3606
2250
17051585
4 Ergebnisse
109
In Abb. 4.44 sind die Differenzspektren des Ausgangszeolithen H-ZSM-5 (BK2)
dargestellt, der unter den gleichen Bedingungen vermessen wurde wie der zuvor
diskutierte Standardkatalysator.
Derartige Untersuchungen wurden in der Literatur bisher nicht beschrieben, sind aber
unerlässlich um sowohl die spezielle Funktion der Eisenspezies bei der
Wechselwirkung der Edukte und Produkte mit dem Katalysator als auch beim Aufbau
der Adsorbate analysieren zu können.
Während der Fe-ZSM-5 (BK2, N2S), präpariert nach der Sublimationsmethode, etwa
5 Gew.-% Eisen enthält und bis zu 74 % NO umsetzt, ist der reine H-ZSM-5 mit einem
maximalen NO-Umsatz von 14 % nahezu inaktiv. Vergleicht man die Adsorbatspektren
dieser beiden Systeme, so stellt man fest, dass sie sich vor allem bei hohen
Temperaturen unterscheiden. Während der Fe-ZSM-5 in diesem Temperaturbereich nur
geringe Adsorbatbanden aufweist, so findet man bei H-ZSM-5 (BK2) schon
Wechselwirkungen des Eduktes mit den OH-Gruppen und die Ausbildung von
Adsorbatbanden. Wird die Reaktionstemperatur erniedrigt, so gleichen sich die
Spektren immer mehr an, bis bei den Temperaturen, bei welchen in situ-
Untersuchungen häufig durchgeführt werden, kaum noch Unterschiede zu beobachten
sind. Die Bandenlagen sind in beiden Fällen vergleichbar.
Neben Zeolithen des Typs MFI wurden auch Katalysatoren auf der Basis von Mordenit
(MOR) und Beta (BEA) in der in situ-Apparatur vermessen. Auch in diesen Fällen sind
die zu beobachtenden Adsorbatbanden mit denen der bisher besprochenen Proben
vergleichbar. Daneben lassen sich aber noch folgende Unterschiede erkennen. Der in
Abb. 4.45 dargestellte Fe-BEA (N2S) setzt mit einem relativ niedrigen Eisengehalt von
1,7 Gew.-% ca. 34 % NO um und zeigt über den gesamten Temperaturbereich nur
negative Banden im OH-Valenzschwingungsbereich. Die zugehörigen
Kombinationsschwingungen sind ungewöhnlich stark ausgeprägt. Diese Beobachtung
wird plausibel, wenn man beachtet, dass die diffus reflektierte Strahlung im OH-
Valenzschwingungsbereich aufgrund der hohen Absorption für den Fe-BEA (N2S) sehr
gering war. Damit ergibt sich im Differenzspektrum ein schlechtes Signal-Rausch-
Verhältnis und die Banden können nicht mit ihrer wahren Intensität beobachtet werden.
4 Ergebnisse
110
Die Kombinationsschwingungen haben eine etwa 30 mal geringere Intensität als die
Valenzschwingungen, so dass dort diese Probleme nicht auftreten. Auffällig ist ferner,
dass sich die Intensitätsverhältnisse der Adsorbatbanden unterscheiden. Insbesondere
die Bande bei 2250 cm-1 ist ungewöhnlich stark ausgeprägt, wogegen die Bande bei
1880 cm-1 kaum erkennbar ist.
Abb. 4.45 Differenzspektren für Fe-BEA (N2S) in Abhängigkeit von derReaktionstemperatur: (a) 773 K, (b) 723 K, (c) 673 K, (d) 623 K, (e) 573 K, stationär,unverdünnte Probe, Referenz ist der in Helium kalzinierte Katalysator, aufgenommenbei der jeweils angegebenen Temperatur
Deutlich größere Unterschiede zu den bisher diskutierten Proben finden sich in den
Differenzspektren von Fe-MOR (N2S), die in Abb. 4.46 dargestellt sind. Sie sind
teilweise darauf zurückzuführen, dass diese Spektren auf den Zustand nach der
Kalzination in Helium referenziert sind. Der Fe-MOR weist mit 6,8 Gew.-% einen
hohen Eisengehalt auf und erreicht einen NO-Umsatz von ca. 34 %. Im Bereich von
3800 – 3500 cm-1 werden für alle untersuchten Temperaturen nur starke, positive
Banden beobachtet. Das stellt einen deutlichen Hinweis auf die frei werdenden OH-
Gruppen in Folge der oxidativen Behandlung durch das Edukt dar. Vergleichbare
Beobachtungen an kalzinierten Fe-ZSM-5-Proben wurden von Marturano et al. [90]
berichtet. Darüber hinaus ist zu erkennen, dass die Kombinationsschwingungen mit
fallender Temperatur weiter ansteigen, was darauf hinweist, dass sich kaum
2000 3000 4000 5000Wellenzahlen (cm-1)
log
R
4544b
c
d
e
3728 3606
3148
2250
a
4 Ergebnisse
111
Ablagerungen bilden. Die breiten Banden im Bereich von 3400 – 2000 cm-1 verlaufen
hingegen deutlich flacher. Die Bande des Nitrils (2250 cm-1) findet sich nur
andeutungsweise und bei 1880 cm-1 (Mononitrosyl) ist keine Bande zu erkennen.
Abb. 4.46 Differenzspektren für Fe-MOR (N2S) in Abhängigkeit von derReaktionstemperatur: (a) 873 K, (b) 773 K, (c) 723 K, (d) 673 K, (e) 573 K, stationär,unverdünnte Probe, Referenz ist der in Helium kalzinierte Katalysator, aufgenommenbei der jeweils angegebenen Temperatur
Weitere Untersuchungen widmeten sich der Frage, inwieweit die katalytische Aktivität
mit schwingungsspektroskopischen Parametern (Bandenlage, Intensität) der
Adsorbatspektren korreliert werden kann. Aussagen über die während der Reaktion
entstehenden Adsorbate liefert der Wellenzahlenbereich von 2500 – 1500 cm-1 und soll
daher im Folgenden genauer analysiert werden. Dazu sind in Tab. 4.5 einige
Literaturdaten zusammengestellt.
2000 3000 4000 5000
- lo
g R
Wellenzahlen (cm-1)
abcde
4643
3597
2250
4 Ergebnisse
112
Tab. 4.5 Zusammenstellung der Literaturdaten von Adsorbatbanden in der SCR vonNO mit Kohlenwasserstoffen an zeolithischen Katalysatoren
Zeolith Art der Untersuchung IR Banden [cm-1] ZuordnungNa-H-MOR[131]
Transmission, Reaktion940 ppm NO, 288 ppmC3H6, 6,6 % O2 bei573 K
972 ppm NO2, 288 ppmC3H6
1350-145013941450160016301550-16501682172618621903222222732435
C-HNO3
-
CH2
NO3-
NO2, NO3-
C=C-ONO>C=ONOads, N2O3
NO +, NOgas
CN, C≡CNCONO3
- (Oberton)H-MOR[132]
Transmission, Reaktion1000 ppm NO2, 1000ppm C3H6 bei 623 K
1745-177622382289
C=ONO+
C≡NFe-ZSM-5[75]
Transmission,NO-Adsorption
1917, 18061767, 1856, 1876
2133
Fe2+ (NO)2
Fe2+ (NO) inunterschiedlicher UmgebungNO+ (z.B. Z-NO+)
Fe-ZSM-5[85]
Transmission,NO und NO2-Desorptionin He, O2,TPD eines Gemischesaus 5.000 ppm NO,5.000 ppm C3H8 und 1 %O2)
16161602, 1577
1549163514652254
21901743
Fen+ (NO2)mono- oder bidentat NO3
Fe-ONONO2(adsorbiert)-CH2, CH3 (Gas)NCO (Isocyanat am Al)NO2
�
N2O4
Fe-ZSM-5[98]
Transmission,NO-Adsorption, Ko-Adsorption vonNO + O2,Reaktion mit C3H8 bis473 K
157516201710, 17441920, 181418801295, 1555, 18822133219522152256
breite Banden 1332,1431, 1548, 1624
bidentat-NitratBrücken-NitratN2O4
Fe2+ (NO)2
Fe2+ (NO)N2O3
NO+
[NO+][N2O4]Isocyanat (NCO-)Isocyanat (am Träger) oderCyanid
C-H-N-O-Deposit
4 Ergebnisse
113
Zeolith Art der Untersuchung IR Banden [cm-1] ZuordnungFe-ZSM-5[73, 74, 95]
zeitaufgelöste Trans-missionsspektren bei473 KNO + O2, Desorption inHe bzw. in C3H8/i-C4H10(0,2 %) + O2 (3%) + HeReaktion vonNO (0,5 %) + O2 (3 %)+ C3H8 /n-C4H10 /i-C4H10 (0,2 %) + HeReaktion mit NO2
13571379, 15431380, 1542143515421570162516781878213122382255
22832314
3154
3196
drei intensive breiteBanden1300 - 1700
CarbonatNO2 in (CH3)2CHNO2NO2 in (CH3)3C-NO2CarbonatN=O in (CH3)3C-NONitratNitroC=O, C=N, N=OFe-MononitrosylNO2
+ oder Z-NO+
C≡N in einem PolymerC≡N von konjugiertenNitrilenC≡NC≡N von gesättigtenaliphatischen Nitrilen
CH in ungesättigten HC
NH
N-haltiges organischesDeposit
In Abb. 4.47 und Abb. 4.48 sind die Spektren eines H-ZSM-5 (BK2) und dreier
ausgewählter Fe-ZSM-5 dargestellt, die entsprechend ihrer katalytischen Aktivität
angeordnet sind (A mit Xmax = 14 %; B mit Xmax = 19 %; C mit Xmax = 77 %
und D mit Xmax = 81 %). Die Proben unterscheiden sich ferner in der
Präparationsmethode, im Eisengehalt und dem Ausgangszeolith. Aus der
Charakterisierung in Kap. 4.2 ist bereits bekannt, dass sich diese Proben in den
Strukturen der Eisenspezies unterscheiden. Allen Proben gemeinsam ist der Aufbau der
Banden um 1580 cm-1 mit sinkender Reaktionstemperatur. Am H-ZSM-5 (BK2) bilden
sich die Banden in diesem Bereich bereits bei hohen Temperaturen aus. Mit fallender
Temperatur entsteht bei allen Katalysatoren eine Bande bei 1695 cm-1, die in ihrer
Intensität die Bande bei 1580 cm-1 fast immer übertrifft, außer beim Fe-ZSM-5
(TC98, N2S) bei 573 K. Unterschiede zeigen sich aber bei der Betrachtung der Bande
bei 1880 cm-1 (Mononitrosyl). Sie tritt in Abhängigkeit vom Eisengehalt auf. Der
H-ZSM-5 (BK2) und der Fe-ZSM-5 (BK2, MR), die kein bzw. nur 0,5 Gew.-% Eisen
enthalten, bilden diese Bande praktisch gar nicht aus. Beim Fe-ZSM-5 (TC98, N2S) mit
ca. 2,5 Gew.-% Eisen ist sie bei höheren Temperaturen bereits zu erkennen. Der
Eisengehalt des Fe-ZSM-5 (BK2, N2S ) ist mit 5 Gew.-% am höchsten. In diesem Fall
4 Ergebnisse
114
ist die Bande bei 1880 cm-1 bei hohen Temperaturen (873 K) nicht zu sehen, sie bildet
sich aber mit fallender Temperatur aus, erreicht bei 723 K ihr Maximum und
verschwindet danach wieder vollständig. Die Bande bei 2250 cm-1, die dem Nitril
zugeordnet wird, tritt bei allen Proben auf. Jedoch unterscheiden sich die Intensitäten
auch hier entsprechend dem Eisengehalt. Beim H-ZSM-5 (BK2) und dem Fe-ZSM-5
(BK2, MR) tritt diese Bande in etwa gleich stark auf, ist aber deutlich schwächer als bei
den beiden anderen Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) und Fe-ZSM-5 (TC98, N2S) mit höherem
Eisengehalt. Prinzipiell nimmt die Intensität der Bande mit fallender Temperatur zu.
Besonders ausgeprägt ist dieses Verhalten beim Fe-ZSM-5 (BK2, N2S).
Abb. 4.47 Adsorbatspektren in Abhängigkeit von der Reaktionstemperatur: A: H-ZSM-5 (BK2), (a) 873 K, (b) 773 K, (c) 723 K, (d) 673 K, (e) 573 K, B: Fe-ZSM-5 (TC98,N2S), (a) 773 K, (b) 723 K, (c) 673 K, (d) 573 K, stationär, unverdünnte Proben
b
b
2000 2500Wellenzahlen (cm-1)
log
R
A: H-ZSM-5 (BK2)
2000 2500Wellenzahlen (cm-1)
log
RB: Fe-ZSM-5 (TC98, N2S)
a
c
d
e
a
c
d
2250
1695
1580
2250 1695
1580
1880
4 Ergebnisse
115
Abb. 4.48 Adsorbatspektren in Abhängigkeit von der Reaktionstemperatur: C: Fe-ZSM-5 (BK2, N2S), (a) 873 K, (b) 773 K, (c) 723 K, (d) 673 K, (e) 573 K, D: Fe-ZSM-5(BK2, MR), (a) 873 K, (b) 773 K, (c) 723 K, (d) 673 K, (e) 573 K, stationär,unverdünnte Proben
4.3.4 Die transienten Experimente
Durch die Aufnahme zeitaufgelöster Spektren ist es möglich den Verlauf der Reaktion
darzustellen. Alle Veränderungen, die vom Beginn der Messung bis zum stationären
Endzustand auftreten, können als Serienmessung aufgezeichnet werden. Aus den so
gewonnenen zeitabhängigen Daten werden ebenfalls Differenzspektren berechnet, aus
denen direkt die Veränderungen auf dem Katalysator abzulesen sind. Im Rahmen dieser
Arbeit wurden derartige Messungen durchgeführt, um das Verhalten der OH-Gruppen
bei oxidativer Behandlung (synthetischer Luft oder Edukt) zu studieren und damit die
im vorangegangenen Kapitel beschriebenen Veränderungen im Bereich der OH-
Schwingungen für den Fe-MOR (N2S) zu verstehen. Außerdem sollte die Bildung von
Adsorbat- und Intermediatbanden verfolgt werden. Diese Messungen ermöglichen
gleichzeitig einen direkten Vergleich mit den Ergebnissen der Transmissionsmessungen
der Arbeitsgruppe Sachtler [73, 74, 95]. Eine weitere interessante Anwendung stellt die
transiente Aufzeichnung des Regenerierungsvorganges durch Kalzination dar. In
b
2000 2500Wellenzahlen (cm-1)
- lo
g R
C: Fe-ZSM-5 (BK2, N2S)
log
R
Wellenzahlen (cm-1)
D: Fe-ZSM-5 (BK2, MR)
2000 2500
a
c
d
e
a
b
c
d
e
2250
1880
16951580
2250
1695
4 Ergebnisse
116
Kap. 4.1.2 wurde bereits beschrieben, dass der Katalysator durch eine oxidative
Behandlung seine katalytische Aktivität wiedererlangt.
Zunächst soll diese Methode zur Anwendung kommen, um zu zeigen, wie sich die
Intensitäten der OH-Banden verändern, wenn ein gewaschener und in Inertgas (Helium)
kalzinierter Katalysator bei 873 K dem Eduktgasstrom ausgesetzt wird. Wie bereits aus
dem vorigen Kapitel bekannt, ist bei dieser hohen Temperatur mit keiner nennenswerten
Bildung von Adsorbaten zu rechnen. Exemplarisch soll nun anhand eines Fe-ZSM-5
(TC99, N2S) dieses Verhalten beschrieben werden. Vergleichbare Ergebnisse wurden
auch mit Katalysatoren erhalten, die auf anderen Zeolithen (BK2) und
Präparationsmethoden (Festkörperionenaustausch, SSIE) basieren. Sie wurden bereits in
Kap. 4.2.2.2 gezeigt. In Abb. 4.49 ist deutlich zu erkennen, wie durch den Einfluss des
Eduktes sich die Banden der OH-Gruppen (3606 cm-1) aufbauen. Parallel dazu zeigen
die positiven Banden bei 4646 cm-1 die zugehörigen Kombinationsschwingungen an. In
Kap. 4.2.2.2 wird der Unterschied beim Freiwerden der OH-Gruppen nach der
Kalzination in Helium bzw. synthetischer Luft gezeigt (Abb. 4.30). Dieses Ergebnis
stimmt gut mit Literaturdaten von Marturano et al. [90] überein.
Abb. 4.49 Einfluss des oxidativen Eduktgases auf die OH-Gruppen: zeitabhängigeDRIFT-Spektren für Fe-ZSM-5 (TC99, N2S), unverdünnte Probe, aufgenommen bei873 K im Eduktgasstrom
10
20
30
40
3000 4000 5000
- lo
g R
Wellenzahlen (cm-1)
Zeit [min]
3606
4656
4 Ergebnisse
117
Darüber hinaus soll gezeigt werden, wie sich die Adsorbatbanden aufbauen. Zu diesem
Zweck wurden transiente Messungen mit verdünnten Proben aufgenommen. Um die
Bildung einer ausreichenden Menge Adsorbate und um die Vergleichbarkeit mit
Literaturdaten [8, 73] zu gewährleisten, wurde bei einer konstanten Temperatur von
523 K gemessen. Die Messung (Abb. 4.50) wurde an einem Fe-ZSM-5 (BK2, N2S)
durchgeführt und zeigt den mit zunehmender Kontaktzeit kontinuierlichen Aufbau der
bereits in Kapitel 4.3.3 beschriebenen Adsorbatbanden. Bemerkenswert ist darüber
hinaus das zeitliche Verhalten der Bande bei 1880 cm-1. Der Verlauf der Intensität
dieser Bande ist in dem Inset der Abb. 4.50 dargestellt.
Abb. 4.50 Zeitabhängige DRIFT-Spektren für Fe-ZSM-5 (BK2, N2S), aufgenommenbei 523 K im Eduktgasstrom, Inset: zeitliche Abhängigkeit der Intensität der Bande bei1880 cm-1, verdünnte Probe
Aus der transienten Messung wurden einzelne Spektren zu verschiedenen
Reaktionszeiten ausgewählt und separat in Abb. 4.51 dargestellt. Neben den schon
bekannten Veränderungen, wie z. B. negative OH-Banden und die Ausbildung der
Wasserstoff-Brücken-Bindungen, des gasförmigen Kohlendioxids sowie i-Butans, sind
im Wellenzahlenbereich unterhalb von 2000 cm-1 die Adsorbatbanden deutlich getrennt.
Zu erkennen sind die charakteristischen Banden bei ca. 1690 cm-1, 1580 cm-1 und
1450 cm-1. Während diese Banden noch relativ eindeutig den Doppel-
bindungsschwingungen und Nitraten am Eisen zugeordnet werden können, ist die
5
10
15
20
2000
Zeit [min]
5 10 15Zeit
I max
- lo
g R
Wellenzahlen (cm-1)
16901580
14482250
1880
4 Ergebnisse
118
Zuordnung der scheinbaren Banden (Artefakte) bei 1200 cm-1, 1040 cm-1 und 885 cm-1
aus den oben beschriebenen methodischen Schwierigkeiten nicht möglich.
Abb. 4.51 Ausgewählte DRIFT-Spektren für Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) in Abhängigkeitvon der Reaktionszeit bei 523 K; verdünnte Probe, Spektren aus Abb. 4.50 entnommen
Nach der ausführlichen Beschäftigung mit der Bildung von Adsorbaten, soll nun der
Frage nachgegangen werden, in wie weit es möglich ist diese wieder zu entfernen. Aus
der Diskussion der katalytischen Daten ist bereits bekannt, dass der Katalysator durch
die Bildung der Adsorbate bei niedrigen Temperaturen deutlich an Aktivität verliert.
Diese konnte auch durch die erneute Erhöhung der Reaktionstemperatur nicht wieder
erreicht werden. Nur eine oxidative Behandlung bei hoher Temperatur brachte die
Aktivität zurück. Dieses Verhalten war Gegenstand des folgenden Experimentes. Der
Katalysator Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) wurde bei 523 K im Eduktgasstrom mit Adsorbaten
belegt. Anschließend wurde Helium durch die Probe geleitet und die Temperatur mit
einer Heizrate von 10 K/min auf 873 K erhöht. Bei dieser Temperatur wurde auf ein
Gemisch aus 20 % Sauerstoff in Helium umgeschaltet. Die entsprechenden
Differenzspektren des Katalysators sind in Abb. 4.52 dargestellt. Es zeigt sich, dass die
alleinige Erhöhung der Temperatur im Heliumstrom zunächst zu einer Desorption der
stickstoffhaltigen, organischen Ablagerungen (< 1700 cm-1) führt. Die OH-Gruppen
1000 2000 3000 4000
Dauer:
26 min12 min4 min2 min
log
R
Wellenzahlen (cm-1)
2250
1880
1690
1580
1448
2968
3610
3740
4 Ergebnisse
119
werden nicht frei und es existieren immer noch ausgeprägte CH- und NH-
Valenzschwingungen der Adsorbate (3200 – 2800 cm-1). Eine schlagartige Veränderung
tritt nach der Durchleitung von 20 % Sauerstoff in Helium auf. Die Adsorbatbanden
werden nahezu sofort abgebaut und positive OH-Banden zeigen das Freiwerden der
Brönsted-aziden OH-Gruppen (3606 cm-1) an. Die Bande bei 3745 cm-1, die bei 523 K
auftritt und mit steigender Temperatur verschwindet, stellt ein Artefakt dar. Zur
Berechnung der Differenzspektren wurde ein Referenzspektrum bei 873 K verwendet.
Mit zunehmender Temperaturdifferenz zwischen dem Referenzspektrum und dem unter
Eduktgasstrom gemessenen Spektrum kommt es zu einer Bandenverschiebung und führt
so zu der Ausbildung der Bande. Auf die Bandenlage der Adsorbate hat dies keinen
Einfluss, da das Referenzspektrum zur Bildung der Differenzspektren von dem frischen
Katalysator stammt, der über keine Adsorbate verfügt.
Abb. 4.52 Zeitabhängige DRIFT-Spektren zur oxidativen Entfernung der Adsorbate fürFe-ZSM-5 (BK2, N2S), unverdünnte Probe
523 K,Edukt
523 K,Helium
873 K,synth. Luft
2000 3000
- lo
g R
Wellenzahlen (cm-1)
36063740
2250 1695
5 Diskussion
120
5 Diskussion
5.1 Der Einfluss der Präparationsmethoden auf die katalytischen
Eigenschaften
Der Fe-ZSM-5 hat sich als vielversprechendes Katalysatorsystem für die SCR von NO
mit Kohlenwasserstoffen herausgestellt. In der Literatur sind eine Vielzahl von
Methoden beschrieben, die ein möglichst effizientes Einbringen des Eisens als aktive
Komponente zum Ziel haben [7, 8, 70]. Die bereits bekannten Methoden, wässriger
Ionenaustausch (LIE), Festkörperionenaustausch (SSIE) sowie Sublimation (N2S)
wurden im Rahmen der Arbeit adaptiert und z. T. modifiziert. Darüber hinaus wurde
mit dem mechano-chemischen Austausch eine neue Präparationsmethode (MR)
entwickelt, die neben einem sehr aktiven Katalysator auch einen großen Beitrag zur
Beurteilung der Eisenspezies geleistet hat. Die aufwendige und vielfältige
Charakterisierung ist nötig, um die Varianten der Präparation und den Einfluss der
unterschiedlichen Präparationsbedingungen auf die entstandenen Spezies zu
untersuchen und zu beschreiben. Die dabei herauszuarbeitenden Unterschiede zwischen
den einzelnen Proben sollen zur Ermittlung der Gründe für die unterschiedlichen
Aktivitäten und Stabilitäten der Katalysatoren dienen.
Die umfangreiche Untersuchung dieser Proben zeigt viele Übereinstimmungen
zwischen den Ergebnissen verschiedener Charakterisierungsmethoden. So wird durch
EXAFS, TPR und Mössbauer-Spektroskopie nachgewiesen, dass in den mittels
Sublimation präparierten Katalysatoren sowohl geclusterte Phasen als auch
feinverteiltes Eisen gebildet werden. Darüber hinaus finden EXAFS und Mössbauer-
Spektroskopie übereinstimmend ���2O3 für einige Proben, wie z. B. Fe-ZSM-5
(BK2, N2S). Daneben gibt es aber auch widersprüchliche Aussagen. Die Auswertung
der TPR-Profile und der Mössbauer-Spektren ergibt einen höheren Anteil an
geclusterten Eisen als bei EXAFS oder XRD. EXAFS zeigt kaum die Bildung größerer
Aggregate an. Eine Ausnahme bilden nur die reinen Oxide und der Fe-ZSM-5
(BK2, SSIE). Bei der Mössbauer-Spektroskopie werden z. B. beim Fe-ZSM-5
(BK2, N2S), der mit 0,5 K/min in synthetischer Luft kalziniert wurde, mehr als 65 %
des Eisens in Form von größeren Partikeln detektiert. Die Ursachen für diese
5 Diskussion
121
Widersprüche sind noch nicht eindeutig geklärt. Möglicherweise wird aufgrund von
ungleichen rückstossfreien Absorptionsanteilen bei der Mössbauer-Spektroskopie der
Gehalt an dispersem Eisen zu gering gewichtet. Trotzdem können die Daten beider
Methoden durch Ergebnisse jeweils anderer Techniken unterstützt werden. Partikel in
der Größe von mehreren Nanometer, wie sie durch die Mössbauer-Spektroskopie
beobachtet werden, sollten mit der Röntgendiffraktometrie sichtbar sein. Doch werden
derartigen Reflexe nur für den Fe-ZSM-5 (BK2, SSIE) registriert (Abb. 4.26). Das
Auftreten von Reflexen des Eisenoxids wurde auch von Kögel et al. [79] für mittels
Festkörperionenaustausch präparierten Proben beobachtet. Für die Interpretation der
Mössbauer-Spektren sprechen hingegen die hohen H/Fe-Verhältnisse aus der TPR, die
eine hohe Clusterung des Eisens anzeigen. Eine Ausnahme stellt hier der intensiv
gewaschene Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) dar, der ein sehr niedriges H/Fe-Verhältnis von 1,1
aufweist, aber aus Sicht der Mössbauer-Spektren trotzdem einen hohen Anteil großer
Aggregate enthält. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass im Rahmen der
Charakterisierung eine breite, aber stark unterschiedliche Speziesverteilung gefunden
wurde. Das Eisen kann sowohl monoatomar als auch in Kristalliten vorliegen. Durch
die Mössbauer-Spektroskopie werden dabei nur größere Partikel gefunden, während bei
EXAFS verstärkt kleine Partikel beobachtet werden. Aufgrund dieser Widersprüche
kann die TPR als die am objektivsten bewertende Methode gelten.
Die bisher angewandten Präparationsmethoden hatten das Ziel, eine möglichst hohe
Beladung des Zeolithen mit Eisen zu erreichen (nFe/nAl • 1), um so die Aktivität zu
steigern. Dieses Ziel wurde mit der Sublimationsmethode der Arbeitsgruppe Sachtler
erreicht [8]. Daraus resultieren Katalysatoren, die einfach und von mehreren
Arbeitsgruppen reproduzierbar präpariert werden konnten [72, 75, 88, 90]. Wie sich aus
der Charakterisierung und dem Screening dieser Proben herausstellte, weisen die
Katalysatoren trotzdem eine Vielzahl von verschiedenen Eisenspezies und eine weite
Streuung der Aktivität auf. Diese Zusammenhänge werden im Folgenden betrachtet.
Der nach dieser Methode präparierte Standardkatalysator Fe-ZSM-5 (BK2, N2S)
zeichnet sich durch die Heterogenität seiner Eisenspezies aus. Dies ergibt sich aus dem
komplizierten TPR-Profil, das über mehrere sich überlagernde Signale verfügt
(H/Fe = 2,5). Das Verhältnis aus geclusteter und disperser Phase ist nach dieser
Charakterisierungsmethode etwa ausgeglichen. Ähnliche TPR-Profile finden sich bei
5 Diskussion
122
Lobree et al. [85] und bei Lee und Rhee [72]. Aus den Mössbauer-Spektren ist ebenfalls
abzulesen, dass diese Probe heterogen ist. Doch wird hier ein größerer Anteil von über
60 % für die geclusterte Phase beobachtet. Ferner finden sich hier Anzeichen für die
�6� ��7� ��� �� ���� ���2O3-Phasen. Dies und die Existenz von geclusterten und
dispersen Phasen wird von den EXAFS-Spektren bestätigt [9]. Aus dem
Röntgenpulverdiffraktogramm können für diesen und alle weiteren, nach der
Sublimationsmethode auf Basis eines ZSM-5 präparierten Katalysatoren, keine
zusätzlichen Informationen gewonnen werden, da nur die Reflexe der MFI-Struktur zu
beobachten sind. Es treten keine Reflexe der Eisenoxide auf.
Bemerkenswert ist die Betrachtung einer Fehlcharge des Katalysators Fe-ZSM-5
(BK2, N2S), der unter vergleichbaren Bedingungen präpariert wurde wie der
Standardkatalysator, aber eine niedrigere Aktivität (63 % statt 73 % NO-Umsatz)
erreicht. Die Untersuchung mittels EXAFS ergab, dass diese Charge einen höheren
Oxidanteil aufweist als der Standard-Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) [9]. Dies stellt ein
deutlichen Hinweis dar, dass die vermehrte Bildung von Eisenoxid der Reaktion eher
abträglich ist. In einer Variation der Kalzinationsbedingungen wurde der Katalysator
Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) mit einer hohen (10 K/min) und sehr niedrigen (0,5 K/min)
Heizrate in synthetischer Luft kalziniert. Beide Proben zeigen im Vergleich zum
Standardkatalysator Fe-ZSM-5 (BK2, N2S), der mit 5 K/min in synthetischer Luft
kalziniert wurde, ein deutlich einfacheres TPR-Profil mit nur zwei Signalen (Abb. 4.37).
Das H/Fe-Verhältnis ist mit 2,5 bzw. 2,8 vergleichbar hoch. Für beide Katalysatoren
werden sowohl disperse als auch geclusterte Phasen identifiziert. Kleinere Unterschiede
ergeben sich aus den Mössbauer-Spektren (Tab. 4.4). Während sich für den mit
10 K/min kalzinierten Katalysator ein erhöhter Anteil an disperser Phase ergibt und nur
���2O3-Phasen beobachtet werden, so enthält die mit 0,5 K/min kalzinierte Probe
-����� ���2O3-Phasen. Für beide Proben wird eine Teilchengrößenverteilung der
Eisenspezies beobachtet. Trotz dieser Unterschiede bleiben die Aktivitäten gleich.
Intensives Waschen des Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) hat einen größeren Einfluss auf die
Eisenspezies als zunächst erwartet. Das TPR-Profil in Abb. 4.37 unterscheidet sich
signifikant von den bisher diskutierten Proben, da es bei dem außerordentlich niedrigen
H/Fe-Verhältnis von 1,1 nur ein Signal bei niedriger Temperatur zeigt und somit auf
5 Diskussion
123
eine disperse Phase hinweist. In der Literatur finden sich bei Chen at al. [8]
vergleichbare Profile. Durch die Mössbauer-Spektren wird ein geringfügig erhöhter
Anteil an disperser Phase bestätigt (Tab. 4.4). Daneben ist aus den Messdaten des
Mössbauer-Spektrums abzulesen, dass in dieser Probe nur Teilchen auftreten, die
kleiner als 15 nm sind. Die oben beschriebenen Variationen in den
Kalzinationsbedingungen und der Waschintensität haben nur die genannten
Auswirkungen auf die gebildeten Eisenspezies. In der katalytischen Aktivität ergeben
sich wiederum nur marginale Unterschiede.
Der Fe-ZSM-5 (TC98, N2S) zeigt ein zu dem Standardkatalysator Fe-ZSM-5
(BK2, N2S) ähnliches, kompliziertes TPR-Profil (Abb. 4.37) mit dem ebenso hohen
H/Fe-Verhältnis von 2,8. Er verfügt sowohl über eine geclusterte als auch über disperse
Eisenphase im ausgeglichenem Verhältnis. Aus den Mössbauer-Spektren (Abb. 4.38)
und EXAFS [9] geht einheitlich hervor, dass die Eisenspezies in dieser Probe eine
höhere Dispersion aufweist als der Standardkatalysator. Somit muss nFe/nAl > 1 nicht
zwangsläufig zu einer höheren Clusterung führen. Die Ursache für diesen Umstand ist
möglicherweise die Besetzung der Silanolnester des defektreichen Ausgangszeolithen
H-ZSM-5 (TC98). Dieser Umstand kann durch das Verschwinden der zugehörigen
Banden bei 3725 und 3550 cm-1 im DRIFT-Spektrum nachgewiesen werden
(Abb. 4.32). Das in diesen Silanolnestern feinverteilte Eisen führt zu kleineren Clustern.
Dies kann auch der Grund für das hohe H/Fe-Verhältnis sein, das sich aus dem TPR-
Profil ergibt, wenn diese kleinen Cluster vollständig reduzierbar sind. Die Defekte des
Ausgangszeolithen sind im XRD nur durch einen erhöhten Untergrund zu erkennen
(Abb. 26). Eine genauere Charakterisierung der Defekte gelingt durch den Vergleich der
DRIFT-Spektren im OH-Schwingungsbereich. Im Gitterspektrum haben sich aber keine
Anzeichen ergeben, dass das Gerüst des Zeolithen signifikant beschädigt ist. Aufgrund
seines hohen nSi/nAl-Verhältnisses von 40 verfügt dieser Katalysator nur über sehr
wenig Brönsted-azide OH-Gruppen, worauf sich die geringe Aktivität
(X(NO)max = 19 %) möglicherweise zurückführen lässt. Hier lassen sich Parallelen zu
Proben ziehen, bei denen das Eisen isomorph substituiert wurde [133 - 136]. Jedoch
werden keine OH-Gruppen gefunden, die für einen direkten Einbau des Eisens in das
Zeolithgerüst sprechen.
5 Diskussion
124
Die nun folgenden zwei Proben sind auf Basis der Strukturtypen BEA und MOR mittels
der Sublimationsmethode präpariert worden. Im Vergleich zu den bisher diskutierten
Proben stellen sie Grenzfälle bezüglich der Verteilung der Eisenspezies dar und weisen
eine niedrige Aktivität auf. Durch sein hohes nSi/nAl-Verhältnis verfügt der H-BEA
kaum über Brönsted-Azidität, dafür strukturbedingt über einen sehr hohen Anteil von
SiOH-Gruppen (Abb. 4.33). Aus diesem Grund enthält der Fe-BEA (N2S) nur
1,7 Gew.-% Eisen bei dem hohen nFe/nAl-Verhältnis von 1,9. Aus EXAFS ergibt sich,
�� � �� � �� ��� ����� ��� ����� ��� ���2O3 vorliegt [9]. Der Fe-MOR (N2S) verfügt
dagegen bei nSi/nAl = 8 über eine sehr hohe Anzahl Brönsted-azide OH-Gruppen
(Abb. 4.33). Somit kann der Ausgangszeolith H-MOR mit viel Eisen (6,8 Gew.-%)
beladen werden. Aus den EXAFS-Spektren ist bekannt, dass das eingebrachte Eisen
hauptsächlich als hochkristallines ���2O3 vorliegt [9]. Darin liegt eventuell der Grund
für die geringe Aktivität, die in der Größenordnung der mechanischen Mischung aus
H-ZSM-5 (BK2) mit ���2O3 liegt. Somit reiht sich auch diese Probe in die Gruppe der
weniger aktiven Katalysatoren ein, die überdurchschnittlich viel ���2O3 enthalten, wie
z. B. die Fehlcharge des Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) oder der Fe-ZSM-5 (BK2, SSIE).
Durch die Anwendung des Festkörperionenaustausches werden ebenfalls Katalysatoren
mit einem nFe/nAl-Verhältnis von ca. 1 erhalten. Aus dem TPR-Profil des Fe-ZSM-5
(BK2, SSIE) geht hervor, dass eine hohe Clusterung des Eisens vorliegt (Abb. 4.37).
Die Lage der Signale bei relativ hohen Temperaturen kann durch das verzögerte
Herausdiffundieren des Wassers aus dem Inneren des Zeolithe erklärt werden, das durch
den hohen Anteil geclusterter Phase verursacht wird. Das TPR-Profil dieses
����8 ��� � ���� �� � ����������� ������� ������ �� � 0����� � �!�"&� ���� ���2O3
sind sich sehr ähnlich (Abb. 4.37). Darüber hinaus kann die Bildung großer Aggregate
durch EXAFS bestätigt und ferner dem ���2O3 zugeordnet werden [9]. Entsprechende
2����6����������� ���2O3����5� ���2O3) zuzuordnen sind, werden im XRD beobachtet
(Abb. 4.26). Die signifikante Änderung des Verhältnisses der Reflexintensitäten bei
2� �9�.�:7;5�.���<�����"� �9�"=�<�:�4�äftigt die intrazeolithische Lage des Eisens. Bei
gleichem Eisengehalt (ca. 5 Gew.-%) wie in der Mischung aus H-ZSM-5 (BK2) mit
-Fe2O3 findet man für den Fe-ZSM-5 (BK2, SSIE) eine geringere Intensität für die
Bande der Brönsted-aziden OH-Gruppen, was auf einen Eintausch des Eisens
zurückzuführen ist (Abb. 4.31). Trotz des hohen Anteils an ���2O3 und der relativ
5 Diskussion
125
geringen Azidität liegt die Aktivität des Fe-ZSM-5 (BK2, SSIE) deutlich über der des
0����� � �!�"&� ��� ���2O3, aber auch deutlich niedriger als bei dem Fe-ZSM-5
(BK2, N2S), der über weniger Eisenoxid verfügt.
Mit dem durch konventionellen, wässrigen Ionenaustausch präparierten Fe-ZSM-5
(BK2, LIE) wurde eine Probe erhalten, die mit ca. 2,5 Gew.-% relativ wenig Eisen
enthält. Dementsprechend hoch ist auch die Konzentration der Si(OH)Al-Gruppen
(Abb. 4.31). Die hier gebildeten Eisenspezies unterschieden sich deutlich von den
bisher diskutierten. Aus dem TPR-Profil in Abb. 4.37 ergibt sich, dass das Eisen
hauptsächlich dispers vorliegt. Hier zeigt der Fe-ZSM-5 (BK2, LIE) große Ähnlichkeit
mit dem intensiv gewaschenen Fe-ZSM-5 (BK2, N2S). Diese Aussage wird durch das
Ergebnis der EXAFS-Untersuchung bestätigt, bei der monodisperses, intrazeolithisches
Eisen beobachtet wird [9]. Trotzdem wird unter diesen Voraussetzungen, anders als
beim Fe-ZSM-5 (BK2, MR), für Fe-ZSM-5 (BK2, LIE) nur eine sehr niedrige Aktivität
erreicht.
Die Präparation mittels mechano-chemischen Austausches hat deutlich gezeigt, dass der
hohe Eisengehalt kein alleiniges Kriterium für einen aktiven Katalysator sein kann. Der
Fe-ZSM-5 (BK2, MR) ist durch eine unkomplizierte Präparation leicht herzustellen und
erreicht eine ungewöhnlich hohe Aktivität, insbesondere unter Berücksichtigung des
sehr geringen Eisengehaltes. Daneben zeichnet er sich durch ein weniger schmales
Temperaturfenster aus, in dem hohe Aktivitäten erzielt werden. Somit muss das
Bestreben bei der Modifikation von Präparationsmethoden nicht das Erreichen hoher
Eisenbeladungen sein, sondern die gezielte Bildung bestimmter Eisenspezies. Auch die
Vereinzelung des Eisens durch einen niedrigen Eisengehalt führt nicht immer zu einem
aktiven Katalysator, wie z. B. bei Fe-ZSM-5 (BK2, WI) oder Fe-ZSM-5 (BK2, LIE).
Aufgrund des niedrigen Eisengehaltes sind verschiedene Charakterisierungsmethoden
nicht anwendbar (TPR, Mössbauer-Spektroskopie). Auch aus den Röntgen-
diffraktogrammen lassen sich keine neuen Erkenntnisse gewinnen, da wie zu erwarten
nur die Reflexe der MFI-Struktur zu beobachten sind. Doch durch Untersuchungen mit
XAFS wurden wertvolle Ergebnisse erhalten [9]. Das in dem Fe-ZSM-5 (BK2, MR)
enthaltene Eisen liegt hochdispers als vereinzelte Spezies vor. Wie bereits zuvor
gezeigt, weisen auch Proben mit einem hohen Anteil disperser Phase, wie z. B. der
5 Diskussion
126
Fe-ZSM-5 (BK2, LIE) eine niedrigere Aktivität auf. Auch durch das Steigern des
dispersen Anteils, wie z. B. beim intensiv gewaschene Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) ließ sich
keine Steigerung der katalytischen Aktivität erreichen. Für das Erzielen einer hohen
Aktivität sind offensichtlich spezielle Fe-Spezies, wahrscheinlich monoatomarer Natur,
erforderlich, deren Struktur bisher nicht geklärt ist.
Somit kann abschließend festgestellt werden, dass die Aktivität eines mit Eisen
dotierten Zeolithen, insbesondere ZSM-5, von mehreren Aspekten wie z. B. geeigneten
Redox-Zentren und Brönsted-azide Säurezentren abhängt. Zu dem Einfluss der Azidität
finden sich weitere Ausführungen in Kapitel 5.3. Die hier zusammengetragenen
Ergebnisse können den in der Literatur als aktive Spezies favorisierten binuklearen
Eisencluster nicht bestätigen [87, 89, 92]. Man muss vielmehr davon ausgehen, dass das
im Rahmen der Präparation erfolgte Waschen und Kalzinieren zu einer Vielzahl von
Eisenspezies in einer weiten Teilchengrößenverteilung führt. Der neu entwickelte
Fe-ZSM-5 (BK2, MR) hat gezeigt, dass isolierte Eisenspezies ebenso wie andere
niedrigaggregierte Spezies als aktive Zentren wirken können. Das Vorhandensein von
����4�� �������� ���2O3 ist der Aktivität der Katalysatoren aber eher abträglich.
5.2 Die Variation der Reaktionsbedingungen
Durch die Anwendung der aus der Literatur bekannten Reaktionsbedingungen [8]
konnte nachgewiesen werden, dass die im Rahmen dieser Arbeit präparierten
Katalysatoren Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) dem Stand der Technik entsprechen (Kap. 4.1.8).
Diese Feststellung ist für die Vergleichbarkeit der eigenen Proben und ihrer
Charakterisierung mit den Literaturdaten von großer Wichtigkeit, da sich nur so die
Ergebnisse und Schlussfolgerungen verallgemeinern lassen. Die Unterschiede der
katalytischen Aktivität, die sich durch die Verwendung der Reaktionsbedingungen der
Arbeitsgruppe Sachtler ergeben, sind für den Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) gering. Der
maximale Umsatz wird in [8] bei einer ca. 30 K höheren Temperatur erreicht, was
sicherlich auf die größere Belastung (42.000 h-1 statt 30.000 h-1) zurückzuführen ist
(Abb. 4.22 und 4.23). Das weniger schmale Temperaturfenster, in der die hohe Aktivität
erzielt wird, kann auf die erhöhte Konzentration von NO und i-Butan (je 2000 ppm statt
je 1000 ppm) zurückgeführt werden. Ein davon abweichendes Verhalten zeigt der
Fe-ZSM-5 (BK2, MR), der unter den Reaktionsbedingungen der Arbeitsgruppe Sachtler
5 Diskussion
127
deutlich weniger NO umsetzt als bei den in der Arbeit verwendeten
Standardreaktionsbedingungen (Abb. 4.22 und 4.23). Während die Unterschiede bei der
Umsetzung von NO und i-Butan bei hohen Temperaturen gering sind, vergrößern sie
sich im Temperaturbereich unterhalb von 723 K deutlich. Wahrscheinlich führt die
mangelnde Aktivierung des Reduktionsmittels zu einem geringeren NO-Umsatz, da das
Reduktionsmittel für die Reduktion des NO nicht ausreichend zur Verfügung steht. Die
besonders hohen NO-Umsätze im Temperaturbereich von ca. 600 K (im Vergleich zur
������� ����� �� ������ ���2O3 / H-ZSM-5, siehe Abb. 4.18) sind sicher auf eine
Einwirkung des Eisens bei der Aktivierung des Kohlenwasserstoffes zurückzuführen.
Da der Fe-ZSM-5 (BK2, MR) über besonders wenig Eisen verfügt, ist es daher denkbar,
dass die zu geringe Anzahl an aktiven Eisenspezies für die gestiegene
Eduktkonzentration und Raumgeschwindigkeit nicht ausreichen. Einen ähnlichen
Hinweis liefert die Variation der Raumgeschwindigkeit bei konstanter Konzentration
der Edukte.
Raumgeschwindigkeiten unter 42.000 h-1 sind für die SCR von NO mit
Kohlenwasserstoffen üblich, da die verwendeten Katalysatoren in der Regel keine
höhere Aktivität aufweisen. Nur in Verbindung mit deutlich aktiveren Systemen wie
z. B. Fe-ZSM-5 mit Ammoniak als Reduktionsmittel [35, 36] oder bei technischen
Anlagen werden höhere Raumgeschwindigkeiten verwendet [28]. Wird die
Katalysatorbelastung unter Beibehaltung der Konzentrationen der Standard-
reaktionsbedingungen auf ein Drittel (10.000 h-1 statt 30.000 h-1) gesenkt (Abb. 4.24
und 4.25), so führt dies zu einem kleinen Zugewinn bei der Umsetzung von NO und
i-Butan am Fe-ZSM-5 (BK2, MR). Zur Beurteilung des Potentials des aktivsten hier
präparierten Katalysators Fe-ZSM-5 (BK2, MR) wurde die Belastung drastisch um
233 % von 30.000 h-1 auf 100.000 h-1 erhöht. Dabei bricht der Umsatz des NO und des
i-Butans ein (Abb. 4.24 und 4.25). Dies stellt einen Hinweis auf eine kinetische
Limitierung dar. So ist es denkbar, dass die Anzahl der zur Verfügung stehenden
aktiven Spezies bei einem Eisengehalt von nur 0,5 % zu gering ist, denn die absolut
umgesetzte Menge NO sollte in etwa gleich geblieben sein. Zur eindeutigen Klärung
wären zusätzliche Experimente nötig. Ein möglicher Ansatz wäre auch der Versuch,
durch eine Variation der Vorschrift für den mechano-chemischen Eintausch die
5 Diskussion
128
eingebrachte Menge Eisen unter Beibehaltung der besonderen Eigenschaften der
entstehenden Spezies zu erhöhen.
Bei Verwendung verschiedener Kohlenwasserstoffe als Reduktionsmittel zeigte sich ein
von Methan über Propan und Propen zu i-Butan steigender NO-Umsatz (Abb. 4.8 bis
4.10). Dieses Verhalten bestätigt die Beobachtungen von Chen et al. [73] und ist
qualitativ unabhängig vom Katalysator Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) oder Fe-ZSM-5
(BK2, MR). Unterschiede zeigen sich nur in der prinzipiell geringeren Umsetzung des
Reduktionsmittels durch Fe-ZSM-5 (BK2, MR) bei den niederen Kohlenwasserstoffen
(C1 bis C3). Es werden auch geringe Differenzen beim NO-Umsatz beobachtet, der aber
bei beiden Katalysatoren auf ähnlichem Niveau liegt. Der Eisengehalt und die Brönsted-
Azidität der Proben haben demnach primär keinen entscheidenden Einfluss auf das
Verhalten gegenüber unterschiedlichen Reduktionsmitteln. Der Grund für dieses
Verhalten muss somit in den Eigenschaften des Reduktionsmittels selber liegen. Zum
einen ist die steigende Molekülgröße zu berücksichtigen, die ein höheres
Reduktionspotential durch zusätzlichen Kohlenstoff erwarten lässt. Eine weitere
Erklärung kann in einer Begrenzung durch die mangelnde Aktivierung des
Reduktionsmittels am Katalysator gesehen werden. Dies kann durch die
unterschiedlichen C-H-Bindungsstärken oder, wie von Chen at al. [73, 74]
vorgeschlagen, auf die unterschiedliche Stabilität der intermediär gebildeten
Carbenium-Ionen zurückgeführt werden. Diese Erklärung ist bei Verwendung des
Methans als Reduktionsmittel denkbar, da der Methanumsatz sehr schnell mit der
Temperatur fällt (Abb. 4.8). Eine Folge ist der niedrige Umsatz des NO und die Bildung
von NO2, da offensichtlich das Methan nicht zur Reduktion zur Verfügung steht. Die
Umsetzung von Propan und Propen erfolgt dagegen deutlich besser (Abb. 4.9 und 4.10).
Auch wird in diesem Fall das NO zu Stickstoff reduziert. Der höhere NO-Umsatz und
die starke Verkokung, die für Propen beobachtet wird, legt die Vermutung nahe, dass
hier durch die vorhandene Doppelbindung eine bessere Aktivierung erfolgt als beim
Propan. Der beim Propen gebildete Koks kann aber auch der Reaktion hinderlich sein.
Es gibt mit Cu-ZSM-5 und Co-ZSM-5 vergleichbare Systeme, die unter ähnlichen
Bedingungen hohe NO-Umsätze mit Propan oder Propen erzielen [137]. Auch mit
Methan lassen sich mit geeigneten Systemen wie z. B. In-ZSM-5, Co-ZSM-5 oder CeO2
gefällt auf H-ZSM-5 [42, 43, 46, 53, 138] hohe NO-Umsätze realisieren. Die
5 Diskussion
129
Verwendung von i-Butan scheint für das hier betrachtete System der Fe-ZSM-5 ein
guter Kompromiss sein, obwohl die Beschränkung auf einen Kohlenwasserstoff ein
Nachteil darstellt. Es wird bei mittleren Temperaturen (~ 600 K) ausreichend gut
aktiviert, so dass es für die Reduktion zur Verfügung steht (Abb. 4.4 und 4.5). Bei
höheren Temperaturen tendiert das i-Butan, wie alle anderen Kohlenwasserstoffe auch,
zur Totaloxidation, was sich in den geringen NO-Umsätzen bemerkbar macht. Bei
niedrigen Temperaturen (unter 573 K) scheint die ausreichende Aktivierung von der
erhöhten Verkokung überlagert zu werden, so dass sowohl der Umsatz des
Reduktionsmittels als auch der des NO drastisch sinkt. Abhilfe für dieses System schafft
hier nur der Wechsel des Reduktionsmittels, wie z. B. zu Ammoniak, mit dem eine
außerordentlich hohe Aktivität erzielt wird [36].
Die Experimente mit 10 % Wasser im Eduktgasgemisch haben zwei Effekte aufgezeigt,
die in beiden Fällen zu einer Verringerung der Aktivität geführt haben (Abb. 4.14 und
4.15). Eine reversible Inhibierung der Reaktion durch Wasser kann daraus abgeleitet
werden, dass die Katalysatoren Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) und Fe-ZSM-5 (BK2, MR) nach
dem Einsatz im feuchten Eduktgasgemisch bei erneuter Testung in Abwesenheit von
Wasser wieder höhere Umsätze erreichen. So ist es denkbar, dass durch
Wechselwirkungen des Wassers mit den OH-Gruppen des Zeolithen oder den
Eisenspezies die aktiven Zentren des Katalysators reversibel blockiert werden. Die
Aktivität der wiederholt vermessenen Proben liegen aber unterhalb der nur unter
trockenen Bedingungen eingesetzten Katalysatoren. Somit müssen die Katalysatoren
durch die Reaktion im feuchten Medium auch eine irreversible Veränderung erfahren
haben. Damit stehen diese Ergebnisse im Widerspruch zu den Aussagen von Chen et al.
[8, 73], die keine irreversible Desaktivierung durch Wasser bei ihren Katalysatoren
beobachtet haben, aber in Einklang mit Lee und Rhee [72]. Durch die IR-
spektroskopische Untersuchung konnte gezeigt werden (Abb. 4.36), dass unter den
hydrothermalen Bedingungen eine Dealuminierung eintritt, bei der die Bildung von
Extragitteraluminium mit einer Verringerung der Brönsted-Azidität einher geht.
Zeolithe sind im allgemeinen unter hydrothermalen Bedingungen besonders für eine
Dealuminierung anfällig, wenn die negative Gerüstladung durch Protonen kompensiert
wird. Dies ist besonders beim Fe-ZSM-5 (BK2, MR) gegeben, der nur über 0,5 Gew.-%
Eisen verfügt, so dass es keine Schutzfunktion für das Gerüstaluminium darstellt.
5 Diskussion
130
Dementsprechend anfällig ist dieser Katalysator für Wasser in der Katalyse. Dies konnte
auch durch die unterschiedliche Wahl der Starttemperaturen gezeigt werden
(Abb. 4.15). Wird die Reaktion bei niedrigen Temperaturen (523 K) begonnen, so ist
der Einfluss des Wassers auf die katalytische Aktivität des noch stabilen Katalysator zu
Beginn der Reaktion gering und nimmt erst mit steigender Temperatur stark zu. Bei
Temperaturen oberhalb von 623 K verringert sich die Aktivität durch die nun
beginnende Dealuminierung deutlich. Wird die Reaktion hingegen bei hohen
Temperaturen gestartet, so beginnt unmittelbar die Dealuminierung und der Katalysator
verliert sofort einen Teil seiner Aktivität. Dieser Zusammenhang ist bei Fe-ZSM-5
(BK2, N2S) kaum zu beobachten (Abb. 4.14). Bei diesem Katalysator verringert sich in
erster Linie die Aktivität im Bereich von 600 K, was hauptsächlich auf die reversible
Inhibierung durch das Wasser zurückzuführen ist. Aufgrund des höheren Eisengehaltes
(ca. 5 Gew.-%) schützt das Eisen auf den Gitterplätzen das Gerüst des Zeolithen vor
einer schnellen Dealuminierung.
5.3 Der Einfluss der zeolithischen Hydroxylgruppen auf die
katalytischen Eigenschaften
Die bisherigen Betrachtungen beschränkten sich in erster Linie auf die Eisenphase als
aktive Spezies. Daneben stellt sich aber die Frage inwieweit die Brönsted-Azidität der
Zeolithe an der katalytischen Aktivität beteiligt ist. Eine simple mechanische Mischung
�� � 0����� � ���� ���2O3 weist bereits eine Grundaktivität auf, die die des reinen
Zeolithen (Na- oder H-Form) übersteigt (Abb. 4.16). Daneben zeigen die meisten
Fe-ZSM-5 im Temperaturbereich unter 673 K eine zusätzliche, z. T. hohe Aktivität.
Eine Ausnahme stellt der Fe-ZSM-5 (TC98, N2S) dar, der selbst die Grundaktivität
nicht erreicht und das Reduktionsmittel i-Butan im Vergleich zu den aktivsten
Fe-ZSM-5-Proben in einem geringeren Maße umsetzt (Abb. 4.12). Die Gründe für das
Verhalten des Fe-ZSM-5 (TC98, N2S) können zum einen darin liegen, dass sich die
benötigte Eisenspezies in der defektreichen Matrix des Ausgangszeolithen nicht
gebildet hat. Dies lässt sich u. a. auch daraus ableiten, dass es bei dieser Probe zu einer
Wechselwirkung der Eisenspezies mit den SiOH-Gruppen (Silanolnestern) kommt, was
für die hier betrachteten Fe-ZSM-5-Zeolithe einmalig ist. Ein weiterer Grund für die
geringere Aktivität des Fe-ZSM-5 (TC98, N2S) kann in dessen deutlich geringeren
Brönsted-Azidität liegen.
5 Diskussion
131
Dieser Zusammenhang wurde durch Versuche zur Defunktionalisierung der Brönsted-
aziden OH-Gruppen an den aktiven Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) bzw. Fe-ZSM-5 (BK2, MR)
untersucht. Die dabei angewandten konventionellen Methoden (wässriger
Ionenaustausch) bergen die Gefahr, dass neben den OH-Gruppen auch die Eisenspezies
verändert werden. Aus IR-spektroskopischen Untersuchungen geht hervor, dass die
Defunktionalisierung durch einen wässrigen Austausch mit NaNO3 nicht zu dem
gewünschten Ziel geführt hat, da nicht alle Protonen gegen Natrium ausgetauscht
wurden (Abb. 4.35). Dementsprechend änderte sich der Umsatz nur leicht (Abb. 4.19).
Die Verwendung des für die Reaktion inerten KBr ist bisher nur als Verdünnungsmittel
für IR-spektroskopische Untersuchungen, wie z. B. die Aufnahme von Gitterspektren,
bekannt. Es gibt jedoch Hinweise, dass es durch den Eintausch des Alkali-Kations zur
Defunktionalisierung der OH-Gruppen kommt. Diese Beobachtung wurde in der
vorliegenden Arbeit genutzt und ist in diesem Zusammenhang ohne Beispiel in der
Literatur. Der Einsatz des KBr führte zur vollständigen Defunktionalisierung der
Brönsted-aziden Zentren mittels Festkörperionenaustausch, was eindeutig durch die IR-
spektroskopische Untersuchung gezeigt werden konnte (Abb. 4.35). Durch die
Aufnahme eines TPR-Profils konnte ferner gezeigt werden, dass das weiterhin im
Katalysator vollständig vorhandene Eisen reduzierbar und damit auch für
Gasphasenreaktionen zugänglich ist (Abb. 4.37). Selbst das H/Fe-Verhältnis war mit
dem des unbehandelten Katalysators vergleichbar. Dieses TPR-Experiment hat aber
auch gezeigt, dass durch die KBr-Behandlung eine Veränderung des Eisens eingetreten
ist, da die Tieftemperatursignale nicht mehr auftreten. Die Speziesverteilung sollte sich
damit von den dispersen zu den geclusterten Phasen verschoben haben. Das Auftreten
des Tieftemperaturpeaks in der unbehandelten Probe könnte auch durch
Wechselwirkungen des Eisens mit zeolithischen OH-Gruppen verursacht werden, was
eine leichtere Reduktion ermöglicht. Durch die Defunktionalisierung der OH-Gruppen
mit dem K+-Ionen könnte dieser Effekt aufgehoben werden, so dass das Signal im TPR-
Profil zu höheren Temperaturen verschoben wird. Abgesehen von dieser Einschränkung
ist das Ergebnis eindeutig. Die mit K+-Ionen defunktionalisierten Proben verloren
jegliche Aktivität. Selbst die Grundaktivität des H-ZSM-5 oder die der Mischung mit �
Fe2O3 ist nicht mehr vorhanden. Dass Katalysatoren mit geclusterter Phase sehr wohl
eine hohe Aktivität erreichen können, wurde mit dem Fe-ZSM-5 (BK2, SSIE) gezeigt,
5 Diskussion
132
der ein zu der defunktionalisierten Probe Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) ähnliches TPR-Profil
zeigt (Abb. 4.37). Somit müssen die Si(OH)Al-Gruppen dieses Systems in dem
Reaktionsschema eine essentielle Funktion ausüben.
Dass auch die SiOH-Gruppen einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Präparation
eines aktiven Katalysators haben, zeigte die Verwendung von H-ZSM-5 aus
verschiedenen Chargen. Der Einsatz des H-ZSM-5 (BK), der über nahezu keine SiOH-
Gruppen verfügt, führte zu einem Katalysator mit geringerer Aktivität (Abb. 4.6).
Hingegen wurden aus dem H-ZSM-5 (BK2), der sowohl Si(OH)- als auch Si(OH)Al-
Gruppen aufweist, die bekannten höher aktiven Katalysatoren präpariert.
Aus diesen Erkenntnissen lässt sich schlussfolgern, dass Zeolithe nicht nur simple
Träger der aktiven Spezies sind. Die Zeolithe nehmen durch ihre vielfältigen
funktionalen Eigenschaften sowohl in der Präparation des Eisens als auch in der
Reaktion einen entscheidenden Einfluss. Dies erfordert eine genaue Dokumentation und
Charakterisierung nicht nur des Katalysators, sondern auch des Ausgangszeolithen.
5.4 Die Untersuchungen zum Reaktionsablauf durch in situ-DRIFTS-
Studien
Es wurde im Rahmen dieser Arbeit gezeigt, dass durch den verwendeten
Versuchsaufbau die Reaktion in der in situ-DRIFTS-Zelle simuliert werden konnte, was
eine Übertragung der Ergebnisse auf die Verhältnisse im Festbettreaktor erlaubt. Aus
den Ergebnissen der in situ-Untersuchungen ist eine Beurteilung der Beziehung
zwischen den Katalysatoren bzw. Zeolithen und der während der Katalyse gebildeten
Adsorbaten möglich.
Für alle Proben wurden vergleichbare Adsorbatbanden gefunden. Sie sind im
Wesentlichen unabhängig vom dem verwendeten Zeolith bzw. der
Präparationsmethode. Unterschiede ergeben sich im Detail und sind von der
Reaktionstemperatur und dem Eisengehalt abhängig. Die Bildung von Adsorbaten ist
prinzipiell nicht nur an OH-Gruppen, sondern auch an anderen funktionellen Gruppen
des Katalysators möglich, wie z. B. den Eisenspezies, nur ist dies mit der IR-
Spektroskopie nicht immer zu unterscheiden.
5 Diskussion
133
Um den Einfluss der Eisenspezies auf die gebildeten Adsorbatbanden beurteilen zu
können, wurde neben dem Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) auch dessen Ausgangszeolith
H-ZSM-5 (BK2) untersucht. Beim Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) bilden sich die
Adsorbatbanden bei hohen Temperaturen nur mit geringer Intensität aus (Abb. 4.43).
Wird bei ca. 600 K die Reaktionstemperatur mit dem höchsten NO-Umsatz erreicht, so
findet ein verstärkter Aufbau der Adsorbatbanden statt. Ab dieser Temperatur verringert
sich die Aktivität des Katalysators für die Abreaktion eventueller Intermediate und
Adsorbate, was zu einer erhöhten Ablagerung von Adsorbaten führt. In der Bildung
dieser nicht desorbierbaren bzw. nicht abreagierenden Adsorbate (Koks) liegt
möglicherweise der Grund für die rasche Abnahme der Aktivität bei niedrigen
Temperaturen. Dies kann das relativ schmale Temperaturfenster erklären in dem mit
Fe-ZSM-5-Katalysatoren eine hohe Aktivität erreicht wird. Bei H-ZSM-5 (BK2)
hingegen kommt es auch bei hohen Temperaturen zu einer ausgeprägten Bildung von
Adsorbatbanden (Abb. 4.44). Dies legt den Schluss nahe, dass die höhere
Oxidationsaktivität des Fe-ZSM-5 (BK2, N2S), vermutlich durch die Eisenspezies
gegeben, der Ausbildung von Adsorbaten bei hohen Temperaturen entgegen wirkt.
Ferner muss man davon ausgehen, dass die beobachteten Adsorbate nur mittelbar mit
der Aktivität des Katalysators in Verbindung gebracht werden können, da sie sowohl
beim aktiven Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) als auch beim undotierten H-ZSM-5 (BK2)
auftreten. Dieser Vergleich ist in der Literatur bisher noch nicht durchgeführt worden.
Die Beobachtungen aus den stationären Messungen können durch die transienten
Experimenten bestätigt werden. Darüber hinaus liefert die zeitaufgelöste Aufnahme von
Spektren weitere Informationen (Abb. 4.40 und 4.51). So gelingt es mit dieser Methode
eine Bande bei 1880 cm-1 auch bei niedrigen Temperaturen zu beobachten, da diese nur
für wenige Minuten auftritt. Diese Bande, die dem Mononitrosyl am Eisen zugeordnet
werden kann, ist insofern von Bedeutung, als dass diese Spezies offensichtlich ein
Vorläufer für die Nitrate und Nitrite am Eisen ist, die die Banden bei 1625 und
1570 cm-1 verursachen. Vergleichbare Banden werden von Sachtler et al. [74] und
Hadjiivanov et al. [98] beobachtet und diskutiert.
Interessanterweise wird z. B. bei den aktivsten Katalysatoren, Fe-ZSM-5 (BK2, N2S)
und Fe-ZSM-5 (BK2, MR) ein gewisser Grad an Verkokung toleriert, da trotz sich
5 Diskussion
134
aufbauender Adsorbate im Temperaturbereich von 823 – 600 K weiterhin die Aktivität
steigt. Offensichtlich reagiert bei diesen Katalysatoren ein Teil der Adsorbate mit den
Edukten aus der Gasphase, so dass genügend aktive Spezies frei bleiben um die
Aktivität des Katalysators zu erhalten. Dies stimmt mit den Vorstellungen in der
Literatur über den Reaktionsablauf überein [74].
Bei der Betrachtung der Adsorbatspektren für Fe-BEA (N2S) und Fe-MOR (N2S) fällt
das in bestimmten Wellenzahlenbereichen schlechte Signal-Rausch-Verhältnis auf
(Abb. 4.45 und 4.46). Im OH-Schwingungsbereich sowie im Wellenzahlenbereich
unterhalb von 2000 cm-1 ist die Absorption so hoch, dass durch einen niedrigen diffus
reflektierten Anteil der Strahlung nur eine geringe Empfindlichkeit gegeben ist.
Erkennbar ist dieser Zusammenhang z. B. auch an den Spektren des Fe-BEA (N2S), bei
denen das Verhältnis der OH-Banden (3750 – 3600 cm-1) zu den entsprechenden
Kombinationsschwingungen (4646 cm-1) viel zu klein ist. Grund dieser Diskrepanz ist,
dass im Bereich der Kombinationsschwingungen die Absorption nicht so hoch ist, so
dass die Empfindlichkeit durch den höheren Anteil diffus reflektierter Strahlung
deutlich besser ist. Ebenso verhält es sich im Bereich der Adsorbatbanden im
Wellenzahlenbereich < 2000 cm-1. Aus diesem Grund sind auch die
Intensitätsverhältnisse der Banden nicht korrekt.
Ein Vergleich von vier ausgewählten Katalysatoren zeigt, dass eine Korrelation von
Aktivität und Adsorbatspektren (2500 – 1500 cm-1) nicht möglich ist (Abb. 4.47 und
4.48). Es finden sich nur graduelle Unterschiede in den Bandenintensitäten bei 2250,
1880 und im Wellenzahlenbereich < 1700 cm-1. Die Adsorbatbanden sind zwar
abhängig vom Eisengehalt, korrelieren aber nicht mit der Aktivität der Katalysators.
Ebenso wenig spielen die Art und Anzahl der OH-Gruppen, wie z. B. bei Fe-ZSM-5
(TC98, N2S) und Fe-ZSM-5 (BK2, N2S), oder die Verteilung der Eisenspezies durch
die Verwendung unterschiedlicher Präparationsmethoden, wie z. B. Fe-ZSM-5
(BK2, N2S) sowie Fe-ZSM-5 (BK2, MR), eine entscheidende Rolle bei der Bildung
der Adsorbate. Für alle Proben gilt, dass sich bestimmte, bevorzugte Adsorbate am
Eisen als Eisennitrate (1625 – 1570 cm-1) bzw. organische Nitrate auch schon bei hohen
Temperaturen bilden, bei denen die Stickstoff-Bildung gering ist. Somit sollten diese
Adsorbate nicht im direkten Zusammenhang mit einem für die SCR-Reaktion
5 Diskussion
135
entscheidenden Reaktionsschritt stehen. Die Doppelbindungsschwingungen
(ca. 1680 cm-1) treten hingegen erst bei niedrigeren Temperaturen auf. Die Spektren der
Proben H-ZSM-5 (BK2) und Fe-ZSM-5 (BK2, MR) sind sich am ähnlichsten. Der
Eisengehalt ist bei letzteren so niedrig, dass sich strukturell nur sehr geringe
Unterschiede ergeben. Ihre katalytische Aktivität jedoch liegt am weitesten auseinander.
Der Fe-ZSM-5 (TC98, N2S) und der Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) zeigen ebenfalls ähnliche
Spektren, doch auch hier differiert die Aktivität. Die beiden aktivsten Katalysatoren, der
Fe-ZSM-5 (BK2, MR) und der Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) haben wenig gemeinsam. Weder
die Bandenlage im IR noch der Eisengehalt sind hier gleich. Somit muss daraus
gefolgert werden, dass durch die in situ-Untersuchung überwiegend Adsorbate
charakterisiert wurden, die den Katalysator mehr oder weniger in seiner Aktivität
hemmen. Es ist aber durchaus denkbar, dass die Adsorbate auch am Reaktionsablauf
beteiligt sind. Eine Identifizierung der Intermediate kann auch dadurch erschwert sein,
dass die aktiven Zentren eine Minderheitsspezies sind und somit nur eine geringe
Anzahl der Intermediate vorhanden ist. Die Banden der Intermediate würden in diesem
Fall evtl. von den Adsorbatbanden stark überlagert (spectator-bands).
Bei der Betrachtung der Banden für die OH-Gruppen des Katalysators sind zwei sich
überlagernde Prozesse zu berücksichtigen. Zum einen die Wechselwirkung des
Zeolithen und dessen funktionellen Gruppen mit dem Eisen und zum anderen die
Wechselwirkungen des Katalysators mit dem Edukt bzw. den Adsorbaten während der
Reaktion. Gerade für höhere Temperaturen können diese zwei Prozesse je nach
Katalysator nicht immer klar voneinander getrennt werden. So werden für den
Fe-BEA (N2S) und den H-ZSM-5 (BK2) über den gesamten Temperaturbereich
negative Banden für die OH-Gruppen in den Differenzspektren beobachtet, was auf eine
starke Wechselwirkung mit dem Edukt auch bei hohen Temperaturen hinweist. Bei dem
Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) hingegen sind bei hohen Temperaturen negative Banden für die
SiOH-Gruppen und positive Banden für die Brönsted-aziden OH-Gruppen zu
beobachten. Erst zu niedrigen Temperaturen kommt es hier zu der Bildung negativer
Banden, die eine Wechselwirkung der OH-Gruppen mit dem Edukt anzeigen. Ein dazu
konträres Verhalten zeigt der Fe-MOR (N2S). Hier werden nur positive Banden der
Brönsted-aziden OH-Gruppen in den Differenzspektren beobachtet. An den
zugehörigen Kombinationsschwingungen ist zu erkennen, dass ihre Bandenintensität im
5 Diskussion
136
Verlauf des Experimentes sogar weiter steigt. Diese Tatsache zeigt, dass sich wenig
Ablagerungen bilden. Für verschiedene Fe-ZSM-5 wurde bei transienten in situ-
DRIFTS-Untersuchungen beobachtet, dass es durch die Kalzination zum Freiwerden
von Si(OH)Al-Gruppen kommt. Dabei steigt die Intensität der Banden für die Brönsted-
aziden OH-Gruppen nicht nur bei der Kalzination (873 K) in synthetischer Luft,
sondern auch im Eduktgasstrom, welches mit bis zu 3 % Sauerstoff ebenfalls ein
oxidierendes Medium ist. Bei einer Kalzination in Inertgas (Helium) tritt dieser Effekt
deutlich schwächer auf. Unterstützt wird diese Aussage durch die Ergebnisse aus den
Röntgenabsorptionsspektren, die für die kalzinierten Katalysatoren eine höhere
Konglomeration der Eisenspezies zeigen als für die unkalzinierten Proben.
Unter Berücksichtigung der ex situ-DRIFT-Spektren können in Bezug auf die Brönsted-
aziden OH-Gruppen folgende Schlussfolgerungen gezogen werden. Bei der Präparation
mittels Sublimation von FeCl3, welches im Überschuss eingesetzt wird, werden alle
OH-Gruppen belegt, die zugehörige Bande bei 3606 cm-1 verschwindet. Das Waschen
des frisch präparierten Katalysators entfernt überschüssiges Eisenchlorid und schwach
gebundene Eisenspezies, wodurch ein Teil der Gitterplätze wieder frei wird und die
entsprechende Bande im Spektrum wieder erscheint. Die Migration und
Konglomeration während der anschließenden Kalzination führt zu einer weiteren,
schwächeren Bildung von OH-Banden (Abb. 4.30 und 4.49). Dieses Ergebnis bestätigt
die Beobachtungen von Marturano et al. [90]. Durch den Einsatz in der Katalyse kommt
es dann insbesondere bei niedrigeren Temperaturen zu Wechselwirkungen des Eduktes
mit den OH-Gruppen, deren Bandenintensität sich verringert.
Während der Reaktion zeigen die Spektren des Katalysators eine mit fallender
Reaktionstemperatur fortschreitende Belegung mit Adsorbaten. Gleichzeitig verringert
sich die katalytische Aktivität. Dieses Verhalten kann sowohl auf die Adsorbate als
auch auf die niedrigere Reaktionstemperatur zurückgeführt werden. Doch eine erneute
Erhöhung der Reaktionstemperatur lässt den Katalysator die ursprüngliche Aktivität
nicht wieder erreichen, was auf eine Desaktivierung durch die Adsorbate hinweist (Kap.
4.12), die ebenso von Chen et al. berichtet wurde [8]. Durch die transienten
Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass eine alleinige Erhöhung der
Reaktionstemperatur auch in Inertgasatmosphäre (Helium) nicht ausreicht, um die
5 Diskussion
137
Adsorbate zu entfernen (Abb. 4.52). Dies deutet darauf hin, dass die Adsorbate relativ
fest gebunden und nur durch radikalere Methoden wieder zu entfernen sind und könnte
somit ein Grund für die fortbestehende Desaktivierung bei niedrigen Temperaturen sein.
Aus der transienten Messung ist dann deutlich zu erkennen, wie durch die Behandlung
des belegten Katalysators mit synthetischer Luft sich die Banden der OH-Gruppen
regenerieren und die der Adsorbate abgebaut werden. Am Ende der oxidativen
Behandlung wird der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt. Eine Regenerierung des
Katalysators im Eduktstrom, selbst bei höherer Temperatur, würde aufgrund des
geringen Sauerstoffgehaltes (max. 3 %) relativ lange dauern. Die oxidative Behandlung
eines mit nicht desorbierenden Adsorbaten (Koks) belegten und somit deaktivierten
Katalysators hat gezeigt, dass damit eine Möglichkeit der Reaktivierung gegeben ist.
Der Katalysator wird nicht irreversibel durch die Katalyse geschädigt und erreicht nach
der Behandlung wieder die ursprüngliche Aktivität.
6 Schlussfolgerungen und Ausblick
138
6. Schlussfolgerungen und Ausblick
In der vorliegenden Arbeit wurde die selektive katalytische Reduktion von NO mit
Kohlenwasserstoffen an eisenmodifizierten Zeolithen untersucht. Dieses System zeigt
vielversprechende katalytische Eigenschaften, da es in Anwesenheit von Wasser oder
SO2 wenig desaktiviert. Aus den vielfältigen und teilweise auch widersprüchlichen
Literaturdaten war bereits bekannt, dass sowohl die eingesetzte Zeolithmatrix als auch
die verwendete Methode der Eisendotierung einen entscheidenden Einfluss auf die
Aktivität des Katalysators haben. Somit war neben der Optimierung des
Katalysatorsystem die strukturelle Untersuchung der Zeolithmatrix und der darin
enthaltenen Eisenspezies Ziel der durchgeführten Arbeiten. Mit Hilfe einer in situ-
DRIFTS-Studie sollten die Veränderungen des Katalysators und die sich bildenden
Adsorbate untersucht werden, um Aussagen über den Reaktionsverlauf zu gewinnen.
Die Sublimation von FeCl3 in die zeolithische Matrix, eine von Sachtler u. a. sehr
erfolgreich verwendete Präparationsmethode zur Herstellung von Katalysatoren mit
hohem Eisengehalt, konnte adaptiert werden. Die so hergestellten Proben bildeten die
Grundlage für umfangreiche Untersuchungen. Durch die Entwicklung einer neuen
Präparationsmethode ist es gelungen einen Katalysator mit außerordentlich geringem
Eisengehalt herzustellen. Diese Methode wurde mit der Absicht entwickelt durch eine
niedrige Beladung zielgerichtet wenige, verschiedene Eisenspezies in einer besonders
feinen Verteilung zu erzeugen. Die Bildung größerer Aggregate, wie z. B.
niedrigaktives Eisenoxid, das beim Festkörperionenaustausch entsteht, sollte damit
vermieden werden. Der so präparierte Katalysator übersteigt die besten bekannten
überausgetauschten Fe-ZSM-5 in ihrer Aktivität. Damit konnte gezeigt werden, dass die
Aktivität eines Katalysators nicht zwangsläufig mit einer höheren Beladung von
Eisenspezies steigt. Außerdem wurden zum Vergleich Proben herangezogen, die mittels
Festkörperionenaustausch und wässrigem Ionenaustausch hergestellt wurden. Die so
hergestellten Proben wiesen eine geringere Aktivität auf als die Proben der beiden zuvor
genannten Verfahren.
Bei der Verwendung verschiedener Kohlenwasserstoffe hat sich gezeigt, dass mit
i-Butan als Reduktionsmittel die höchsten NO-Umsätze erzielt werden können.
6 Schlussfolgerungen und Ausblick
139
Während Propan und Propen in der SCR von NO nur niedrige bis mittelmäßige
Umsetzungen erlauben, ist Methan für dieses Katalysatorsystem inaktiv.
Die Anwesenheit von Wasser im Eduktgas führt zu einer Verminderung der NO-
Umsetzung. Es konnte gezeigt werden, dass dabei zwischen einer reversiblen und einer
irreversiblen Desaktivierung unterschieden werden muss. Die reversible Desaktivierung
wird in der Konkurrenz des Wasser mit dem Edukt um die Adsorptionsplätze der
aktiven Zentren gesehen. Die irreversible Desaktivierung wird auf die Dealuminierung
des zeolithischen Katalysators unter den hydrothermalen Bedingungen zurückgeführt.
Ein erhöhter Eisengehalt, insbesondere Metallkationen auf den Gitterplätzen, kann den
Dealuminierungsprozess hemmen.
Ein kompletter Austausch der Protonen gegen z. B. Eisenkationen mit dem Ziel die
Stabilität des Katalysators unter hydrothermalen Bedingungen zu erhöhen kann unter
den Gesichtspunkten der zu erzielenden Aktivität keine Lösung sein. Mit Experimenten,
bei denen die Brönsted-aziden OH-Gruppen des Katalysators mit K+-Ionen
defunktionalisiert wurden, konnte die Beteiligung der Brönsted-aziden Zentren an der
SCR-Reaktion nachgewiesen werden. Die so defunktionalisierten Katalysatoren
verloren vollständig ihre Aktivität für die SCR-Reaktion.
Die Verwendung verschiedener Strukturtypen hat gezeigt, dass Katalysatoren, die auf
Zeolithen des Strukturtyps MFI mit niedrigem nSi/nAl basierten, die besten katalytischen
Eigenschaften aufweisen. Die Matrizes MOR und BEA führten zu Proben mit deutlich
geringerer Aktivität.
Systematische Untersuchungen, die mittels verschiedener Methoden (XRD, TPR, und
Mössbauer-Spektroskopie) durchgeführt und mit EXAFS-Ergebnissen einer gleichzeitig
durchgeführten Promotionsarbeit ergänzt wurden, erlaubten die Charakterisierung der in
der Zeolithmatrix eingelagerten Eisenspezies. Es konnte eine breite, aber stark
unterschiedliche Speziesverteilung nachgewiesen werden. Die mittels Sublimation
präparierten Fe-ZSM-5-Katalysatoren stellen mehrphasige Systeme dar. Sie beinhalten
neben intrazeolithischem dreiwertigem Eisen, das teils monomer, teils oligomer
�������� ���2O3-Cluster. Ausnahmen stellen die Proben Fe-MOR und Fe-BEA dar,
6 Schlussfolgerungen und Ausblick
140
sowie ein über Festkörperionenaustausch präparierter Fe-ZSM-5. In diesen Fällen
konnte die Bildung zum Teil größerer �� :7;5� ���2O3 Aggregate nachgewiesen
werden. Aus den niedrigen Aktivitäten der Proben wurde der Schluss gezogen, dass die
Bildung von Eisenoxid der SCR-Reaktion eher abträglich ist. Für das neu entwickelte
System sind isolierte Eisenspezies gefunden worden, die keine Eisennachbarn besitzen.
Es hat sich aber herausgestellt, dass die Abwesenheit bzw. Zurückdrängung geclusterter
Phasen, wie z. B. in einem über wässrigen Ionenaustausch hergestelltem Fe-ZSM-5
bzw. dem intensiv gewaschenem Fe-ZSM-5, keine Garantie für eine höhere Aktivität
gibt. Daraus wurde geschlussfolgert, dass bestimmte, noch nicht näher charakterisierte,
Anteile der dispersen Phase an besonderen Stellen des Zeolithen lokalisiert sein müssen
um als aktive Spezies zu fungieren. Diese experimentellen Ergebnisse stellen die
maßgebliche Rolle des in der Literatur als aktive Spezies für die SCR-HC von NO an
Fe-ZSM-5 postulierten binuklearen Eisenclusters in Frage.
Im Rahmen dieser Arbeit ist es gelungen in einer in situ-DRIFTS-Zelle die katalytische
Reaktion zu simulieren. Über den gesamten Bereich der Reaktionstemperaturen konnten
sowohl die Veränderungen am Katalysator als auch die Bildung von adsorbierten
Spezies unter stationären und transienten Bedingungen beobachtet werden. Eine
nachgeschaltete massenspektrometrische und gaschromatographische Analyse erlaubte
die Kontrolle der Reaktion, und es konnte so gezeigt werden, dass sich der Katalysator
während der in situ-Untersuchung in Aktivitätszuständen befindet. Durch entsprechende
Vorbehandlungen konnte beobachtet werden, dass die OH-Gruppen des Katalysators
durch Kalzination im oxidierenden Medium frei werden. Die Vermutung, dass dies auf
eine Migration bzw. Konglomeration des Eisens zurückzuführen ist, wird durch
entsprechende Ergebnisse aus den EXAFS-Untersuchungen gestützt. Darüber hinaus
konnte gezeigt werden, dass die zeolithischen OH-Gruppen mit den Adsorbaten
wechselwirken. In dieser Studie konnten den beobachteten Ablagerungen
charakteristische funktionelle Gruppen zugeordnet werden. Es konnte ferner gezeigt
werden, dass die stickstoffhaltigen, organischen Adsorbate für eine reversible
Desaktivierung des Katalysators bei niedrigen Temperaturen verantwortlich sind.
Darüber hinaus ist es jedoch nicht gelungen die beobachteten Adsorbate direkt mit der
Aktivität der Katalysatoren zu korrelieren oder Intermediate nachzuweisen. Nach den
6 Schlussfolgerungen und Ausblick
141
bisherigen Untersuchungen ist es ist aber nicht auszuschließen, dass die gebildeten
Ablagerungen entscheidend an dem Reaktionsmechanismus beteiligt sind.
Für die Zukunft bleibt die Aufgabe die Aktivität und Stabilität des Katalysatorsystem
weiter zu erhöhen. Möglicherweise kann dieses Ziel über eine Modifikation der neu
entwickelten Präparationsmethode, wie z. B. ein wiederholter mechano-chemischer
Eintausch um die Eisenbeladung zu erhöhen, erreicht werden. Daneben sollten die im
Rahmen dieser Arbeit ausgiebig charakterisierten Proben auf ihre katalytischen
Eigenschaften in Gegenwart des Katalysatorgiftes SO2 getestet werden. Ein weiteres
Betätigungsfeld ergibt sich aus der Fortführung der Defunktionalisierungsversuche
mittels KBr. Isotopenversuche bieten sich zur Untersuchung des Reaktionsverlaufes in
Verbindung mit einer in situ-DRIFTS-Studie an. Weiterführende Untersuchungen
sollten sich mit eingehendere Studien zur genauen Bestimmung der aktiven Spezies in
der dispersen Phase beschäftigen.
Eine Aussicht auf eine baldige technische Anwendung für das prinzipiell reizvolle
Verfahren der SCR von NO mit Kohlenwasserstoffen besteht insbesondere für
zeolithische Katalysatoren nicht. Die geschilderten Nachteile, nicht ausreichende
Aktivität und Stabilität, wiegen zu schwer.
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Anhang
148
Anhang
A Übersicht über die Mössbauer-Parameter
Tab. A.1: Mössbauer-Parameter für ausgewählte Fe-ZSM-5-Proben für T = 78 K
Multiplett Bezeichnung Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) 0,5 K/min
IS [mm/s] QS [mm/s] HF [T]
D1 Fe(III) oktaedrisch 0,48 0,83D2 Fe(III) oktaedrisch 0,48 1,32D3 Fe(II) oktaedrisch 1,38 3,30
S1 α-Fe2O3 > 15 nm 0,48 0,38 54,5
S2 α-Fe2O3 ~ 15 nm 0,48 -0,11 51,1
S3 Fe2O3 < 15 nm 0,50 -0,08 49,4
S4 γ-Fe2O3 < 15 nm 0,41 -0,02 43,4
Multiplett Bezeichnung Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) 10 K/min
IS [mm/s] QS [mm/s] HF [T]
D1 Fe(III) oktaedrisch 0,38 1,06
D2 Fe(III) oktaedrisch 0,44 1,52
D2 Fe(II) oktaedrisch 1,58 2,95
S1 γ-Fe2O3 > 15 nm 0,46 0,06 53,5
S2 γ-Fe2O3 ~ 15 nm 0,42 0,01 52,0
S3 γ-Fe2O3 < 15 nm 0,42 -0,10 49,8
Multiplett Bezeichnung Fe-ZSM-5 (TC98, N2S)IS [mm/s] QS [mm/s] HF [T]
D1 Fe(III) oktaedrisch 0,45 1,21D2 Fe(III) oktaedrisch 0,46 0,71S1 α-Fe2O3 > 15 nm 0,46 0,46 54,6
S3 Fe2O3 ~ 15 nm 0,49 -0,13 50,5
S3 Fe2O3 < 15 nm 0,30 -0,21 42,2
Multiplett Bezeichnung Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) int. gew.IS [mm/s] QS [mm/s] HF [T]
D1 Fe(III) oktaedrisch 0,47 1,12D2 Fe(III) oktaedrisch 0,48 0,69D3 Fe(II) oktaedrisch 1,37 3,36S1 Fe2O3 ~ 15 nm 0,49 -0,04 51,6
S2 Fe2O3 < 15 nm 0,49 -0,07 50,1
S3 Fe2O3 << 15 nm 0,48 -0,06 48,0
S4 Fe2O3 Rest << 15 nm 0,45 -0,003 44,1
Anhang
149
Tab. A.2: Mössbauer-Parameter für ausgewählte Fe-ZSM-5-Proben bei T = 78 K,alternative Auswertung
Multiplett Bezeichnung Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) 0,5 K/min
IS [mm/s] QS [mm/s] HF [T]
D1 Fe(III) oktaedrisch 0,48 0,83D2 Fe(III) oktaedrisch 0,48 1,32D3 Fe(II) oktaedrisch 1,38 3,30
S1 α-Fe2O3 > 15 nm 0,48 0,38 54,5
S2 α-Fe2O3 ~ 15 nm 0,48 -0,11 51,1
S3 Fe2O3 < 15 nm 0,50 -0,08 49,4
S4 γ-Fe2O3 << 15 nm 0,41 -0,02 43,3
Multiplett Bezeichnung Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) 10 K/min
IS [mm/s] QS [mm/s] HF [T]
D1 Fe(III) oktaedrisch 0,38 1,06
D2 Fe(III) oktaedrisch 0,44 1,52
D3 Fe(II) oktaedrisch 1,58 2,95
S1 γ-Fe2O3 > 15 nm 0,46 0,06 53,5
S2 γ-Fe2O3 ~ 15 nm 0,42 0,01 52,0
S3 γ-Fe2O3 < 15 nm 0,42 -0,10 49,8
Multiplett Bezeichnung Fe-ZSM-5 (TC98, N2S)IS [mm/s] QS [mm/s] HF [T]
D1 Fe(III) oktaedrisch 0,46 0,71D2 Fe(III) oktaedrisch 0,45 1,21S1 α-Fe2O3 > 15 nm 0,46 0,46 54,6
S3 Fe2O3 < 15 nm 0,49 -0,13 50,5
S4 Fe2O3 << 15 nm 0,30 -0,21 42,2
Multiplett Bezeichnung Fe-ZSM-5 (BK2, N2S) int. gew.IS [mm/s] QS [mm/s] HF [T]
D1 Fe(III) oktaedrisch 0,48 0,69D2 Fe(III) oktaedrisch 0,47 1,12D3 Fe(II) oktaedrisch 1,37 3,36S2 Fe2O3 ~ 15 nm 0,47 -0,04 51,6
S3 Fe2O3 < 15 nm 0,49 -0,07 50,1
S3 Fe2O3 << 15 nm 0,48 -0,06 48,0
S4 Fe2O3 Rest << 15 nm 0,45 -0,003 44,1
Anhang
150
Akronyme und Abkürzungen
AAS Atomabsorptionsspektroskopie
BEA Strukturtyp des Zeolithen Beta
BET Brunauer, Emmett u. Teller (Sorptionsmessung)
BK Zeolith ZSM-5, erste Charge, Fa. Chemiewerk Köstritz
BK2 Zeolith ZSM-5, zweite Charge, Fa. Chemiewerk Köstritz
CWK Fa. Chemiewerk Köstritz
DRIFTS Diffuse Reflectance Infrared Fourier Transform Spectroscopy
ESR Elektronenspinresonanz
EXAFS Extended X-Ray Absorption Fine Structure
FAU Strukturtyp des Zeolithen Y
FCC Fluid Catalytic Cracking
FER Strukturtyp des Zeolithen Ferrierit
FIR Fernes Infrarot
GC Gaschromatograph, Gaschromatogramm
GHSV Gas Hourly Space Velocity
HF Hyperfeinfeld-Aufspaltung
ICP-AES Inductive Coupled Plasma Atomic Emission Spectroscopy
IS Isomer-Verschiebung
LFC Liqui Flow Controller
LIE Liquid Ion Exchange
MCT Mercury Cadmium Tellurium
MFC Mass Flow Controller
MFI Strukturtyp des Zeolithen ZSM-5
MIR Mittleres Infrarot
MOR Strukturtyp des Zeolithen Mordenit
MR Mechano-chemischer Austausch
MTG Methanol to Gasoline
N2S Sublimation im Stickstoffstrom
NIR Nahes Infrarot
NMR Nuclear Magnetic Resonanz
NSCR Non-Selective Catalytic Reduction
SC Fa. Süd-Chemie
Anhang
151
SCR-HC Selective Catalytic Reduction with Hydrocarbon
SCR-NH3 Selective Catalytic Reduction with Ammonia
SSIE Solid State Ion Exchange
TC Fa. Tricat
TIC Temperature-Indicator-Controller
TPD Temperaturprogrammierte Desorption
TPR Temperaturprogrammierte Reduktion
VAC Sublimation unter Vakuum
WLD Wärmeleitfähigkeitsdetektor
QMS Quadrupolmassenspektrometer
QS Quadrupol-Aufspaltung
XANES X-Ray Absorption Near Edge Structure
XRD X-Ray Diffraction
ZGV Zentrale Gasversorgung
Symbole
A Absorption
B Bilanzwert
Heizrate
c Konzentration
d Schichtdicke
d Netzebenenabstand
E Energie
Extinktionskoeffizient
F Peakfläche
Beugungswinkel
I Intensität des Ionenstroms
K Absorptionskoeffizient
Wellenlänge
m Masse
n Zahl der Atome
n� Molenstrom
p Druck
Anhang
152
p Impuls
R Reflektivität (DRIFTS)
R Rückstossenergie (Mössbauer-Spektroskopie)
S Streukoeffizient
T Temperatur
t Zeit
V Volumen
V� Volumenstrom
X Umsatz
Lebenslauf
Name H e i n r i c h
Vornamen Frank Stefan
Geburtsdatum 24. April 1970
Geburtsort Delmenhorst
Schulausbildung
1976 – 1980 Grundschule Varrel
1980 – 1982 Orientierungsstufe Moordeich
1982 – 1989 Gymnasium an der Willmsstraße Delmenhorst
Grundwehrdienst
10/1989 – 9/1990 Bundesmarine, Wilhelmshaven
Studium
WS 1990/91 Immatrikulation im Studiengang Diplom-Chemie
der Carl v. Ossietzky Universität Oldenburg
4. Oktober 1994 Vordiplom
8/1997 – 2/1998 Diplomarbeit am Fachbereich Chemie, Technische Chemie 2
der Carl v. Ossietzky Universität Oldenburg mit dem Thema
„Acylierung aromatischer Verbindungen an zeolithischen Katalysatoren
im Rieselbettreaktor“ unter Anleitung von Prof. Dr. F. Rößner
Promotion Beginn der Doktorarbeit am Lehrstuhl für Technische Chemie
7/1998 der Ruhr-Universität Bochum mit dem Thema „Selektive Katalytische
Reduktion von Stickstoffmonoxid mit Kohlenwasserstoffen an
eisenmodifizierten Zeolithen“ unter Anleitung von Prof. Dr. W. Grünert