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92 // BIS – Das Magazin der Bibliotheken in Sachsen [2O17] Nr. 2 D er ehemalige Musiklehrer und Chorsänger Michael Krauße lebt auch nach seiner Pen- sionierung seine Leidenschaft für die Musik. In der Stadtbibliothek Bautzen hat er als Ehrenamtler gemeinsam mit den Mitarbeitern die Veranstaltungsreihe „Offenes Singen“ entwickelt. Mit wachsendem Erfolg. Wie sind Sie zu Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit in der Stadtbibliothek Bautzen gekommen? MK: Seit drei Jahren nutze ich die Musikbibliothek und leihe aus dem umfangreichen Bestand von 7.000 Notenbänden und 14.000 CDs regelmäßig aus. Dadurch entwickelte sich ein enger Kontakt zur Musikabteilung, und es kam zur Planung ge - meinsamer Veranstaltungen, unter anderem die musikalische Gestaltung einer Ausstellungseröff- nung. Gemeinsam mit der Musikbibliothekarin Gabriele Ankele und der Bibliotheksleitung ent- wickelte sich die Idee des „Offenen Singens“. Wer ist die Zielgruppe dafür? MK: Hauptgedanke war, den interessierten Benut- zern der Altersgruppe 60+ ein neues Format zu bieten. Die Bibliothek mit ihrem Veranstaltungs- angebot soll ein Treffpunkt für alle Bürger sein, eine kulturelle und soziale Mitte unserer Stadt, wo verschiedene Generationen und Kulturen zusam- menkommen, sich austauschen und entspannen können. Im August letzten Jahres bin ich dann dafür ins Ehrenamt berufen worden. Wie genau wird das „Offene Singen“ inhaltlich gestaltet? MK: Die Veranstaltungen „Offenes Singen“ finden vier Mal im Jahr statt und stehen immer unter einem Motto, zu dem wir ungefähr 30 Lieder aus- wählen, die als Textsammlung, also ohne Noten, geschrieben und den Teilnehmern zu Verfügung gestellt werden. Die Themen orientieren sich bei- spielsweise an den Jahreszeiten. Im Advent singen wir natürlich Weihnachtslieder. Für den September planen wir eine Veranstaltung mit beliebten Ton- filmschlagern. Musikalische Vorkenntnisse spielen eine unterge- Singen macht glücklich Michael Krauße aus Bautzen beschreibt im Interview, dass ein Ehrenamt vor allem Spaß machen sollte ordnete Rolle, da die Titelauswahl, Bekanntes und Neues, und die Aufbereitung von uns in der Vorbe- reitung gründlich durchdacht wird. Ich begleite die Sänger ja am E-Piano oder mit der Gitarre. Zudem leihen auch unsere Sänger die in der Bibliothek vorhandenen umfangreichen Liedbestände aus. Angeregt werden sie durch die kleine Ausstellung von Liedmaterial – passend zum Motto des Tages – im Probenraum. Wie hat sich die Veranstaltung entwickelt? MK: Unsere erste Veranstaltung im Juni 2016 besuchten 12 Sänger, im Advent fanden sich über 40 eifrig Mitwirkende im Alter von drei bis über 80 Jahren ein – freudige Atmosphäre … Mittlerweile können wir feststellen, dass ein „Stamm“ von 15 Choristen mit etwa 20 wechselnden „Neuen“ teil- nehmen, aber schon immer nach dem Einsingen „Dona nobis pacem“ eine emotionale Gemein- schaft entsteht, die jede geleistete Vorarbeit recht- fertigt … Auch die Sänger beteiligen sich an der Vorbereitung – durch Lied- oder Themenvorschlä- ge. Haben Sie noch weitere Aufgaben in der Bibliothek? MK: Parallel zum „Offenen Singen“ leite ich seit April einen Anfänger-Kurs Gitarre mit dem Ziel, auf möglichst einfache Weise Liedbegleitung zu vermitteln. Wir sind uns einig, dass dies mit dem hohen Anspruch klassische Gitarre zu erlernen, nicht in Konkurrenz steht – das ist Aufgabe der Musikschule und kann von mir nicht geleistet wer- den. Als Einführung in den Kurs wird vermittelt, wie man die Gitarre stimmt, die richtige Haltung und wie man effektiv übt. Wir gehen so vor, dass das Akkordrepertoire und die Akkordreihen geübt werden. Die Grifftabellen und Songbeispiele erar- beite ich im entsprechenden Schwierigkeitsgrad selber. Dieser Kurs findet wöchentlich statt und wird von zwei Kita-Mitarbeiterinnen und zwei Schülerinnen besucht und zeigt dank des Fleißes der Damen gute Erfolge, so dass ich die Absicht habe, die Gitarrengruppe in das Adventssingen ein- zubeziehen. Da der Kurs das erstrebte Leistungsziel am Jahresende erreicht, beginne ich mit einer

Singen macht glücklich

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Page 1: Singen macht glücklich

92 // BIS – Das Magazin der Bibliotheken in Sachsen [2O17] Nr. 2

Der ehemalige Musiklehrer und ChorsängerMichael Krauße lebt auch nach seiner Pen-sionierung seine Leidenschaft für die

Musik. In der Stadtbibliothek Bautzen hat er alsEhrenamtler gemeinsam mit den Mitarbeitern dieVeranstaltungsreihe „Offenes Singen“ entwickelt.Mit wachsendem Erfolg.

Wie sind Sie zu Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit inder Stadtbibliothek Bautzen gekommen?MK: Seit drei Jahren nutze ich die Musikbibliothekund leihe aus dem umfangreichen Bestand von7.000 Notenbänden und 14.000 CDs regelmäßigaus. Dadurch entwickelte sich ein enger Kontaktzur Musikabteilung, und es kam zur Planung ge -meinsamer Veranstaltungen, unter anderem diemusikalische Gestaltung einer Ausstellungs eröff-nung. Gemeinsam mit der MusikbibliothekarinGabriele Ankele und der Biblio theks leitung ent-wickelte sich die Idee des „Offenen Singens“.

Wer ist die Zielgruppe dafür?MK: Hauptgedanke war, den interessierten Benut-zern der Altersgruppe 60+ ein neues Format zubieten. Die Bibliothek mit ihrem Veranstaltungs-angebot soll ein Treffpunkt für alle Bürger sein,eine kulturelle und soziale Mitte unserer Stadt, woverschiedene Generationen und Kulturen zusam-menkommen, sich austauschen und entspannenkönnen. Im August letzten Jahres bin ich danndafür ins Ehrenamt berufen worden.

Wie genau wird das „Offene Singen“ inhaltlichgestaltet?MK: Die Veranstaltungen „Offenes Singen“ findenvier Mal im Jahr statt und stehen immer untereinem Motto, zu dem wir ungefähr 30 Lieder aus-wählen, die als Textsammlung, also ohne Noten,geschrieben und den Teilnehmern zu Verfügunggestellt werden. Die Themen orientieren sich bei-spielsweise an den Jahreszeiten. Im Advent singenwir natürlich Weihnachtslieder. Für den Septemberplanen wir eine Veranstaltung mit beliebten Ton-filmschlagern.Musikalische Vorkenntnisse spielen eine unterge-

Singen macht glücklichMichael Krauße aus Bautzen beschreibt im Interview, dass ein Ehrenamt vor allem Spaß machen sollte

ordnete Rolle, da die Titelauswahl, Bekanntes undNeues, und die Aufbereitung von uns in der Vorbe-reitung gründlich durchdacht wird. Ich begleite dieSänger ja am E-Piano oder mit der Gitarre. Zudemleihen auch unsere Sänger die in der Bibliothekvorhandenen umfangreichen Liedbestände aus.Angeregt werden sie durch die kleine Ausstellungvon Liedmaterial – passend zum Motto desTages – im Probenraum.

Wie hat sich die Veranstaltung entwickelt?MK: Unsere erste Veranstaltung im Juni 2016besuchten 12 Sänger, im Advent fanden sich über40 eifrig Mitwirkende im Alter von drei bis über 80Jahren ein – freudige Atmosphäre … Mittlerweilekönnen wir feststellen, dass ein „Stamm“ von 15Choristen mit etwa 20 wechselnden „Neuen“ teil-nehmen, aber schon immer nach dem Einsingen„Dona nobis pacem“ eine emotionale Gemein-schaft entsteht, die jede geleistete Vorarbeit recht-fertigt … Auch die Sänger beteiligen sich an derVorbereitung – durch Lied- oder Themenvorschlä-ge.

Haben Sie noch weitere Aufgaben in der Bibliothek?MK: Parallel zum „Offenen Singen“ leite ich seitApril einen Anfänger-Kurs Gitarre mit dem Ziel,auf möglichst einfache Weise Liedbegleitung zuvermitteln. Wir sind uns einig, dass dies mit demhohen Anspruch klassische Gitarre zu erlernen,nicht in Konkurrenz steht – das ist Aufgabe derMusikschule und kann von mir nicht geleistet wer-den. Als Einführung in den Kurs wird vermittelt,wie man die Gitarre stimmt, die richtige Haltungund wie man effektiv übt. Wir gehen so vor, dassdas Akkordrepertoire und die Akkordreihen geübtwerden. Die Grifftabellen und Songbeispiele erar-beite ich im entsprechenden Schwierigkeitsgradselber. Dieser Kurs findet wöchentlich statt undwird von zwei Kita-Mitarbeiterinnen und zweiSchüle rinnen besucht und zeigt dank des Fleißesder Damen gute Erfolge, so dass ich die Absichthabe, die Gitarrengruppe in das Adventssingen ein-zubeziehen. Da der Kurs das erstrebte Leistungszielam Jahresende erreicht, beginne ich mit einer

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STADTBIBLIOTHEK BAUTZEN

Schloßstraße 10/1202625 BautzenTel. 03591 534-850E-Mail: [email protected]

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neuen Anfänger gruppe nach den Herbstferien; esgibt schon mehrere Interessenten …

Welche Anerkennung erhalten Sie für Ihr Engagement?MK: Für meine ehrenamtliche Tätigkeit im Aufga-benbereich Öffentlichkeitsarbeit/Musik erhalteich eine Aufwandsentschädigung in Form einerVerpflegungspauschale, die die Fahrtkosten mitabdeckt. Meine Tätigkeit im Ehrenamt erfordertviel Zeit, Disziplin und Kreativität: pro Woche vierStunden für den Gitarrenkurs und in den Wochenmit Chorsingen acht Stunden. Meine Leistungbeinhaltet Liedauswahl, Texte schreiben, musika-lisch arrangieren, Begleitungen üben bis hin zurGeneralprobe mit Frau Ankele. Wir singenvor allem altes Volksliedgut, so dass dieUrheberrechte gewahrt bleiben.

Was ist Ihr Motiv für ein Ehrenamt?MK: Ich habe immer Chöre und Instrumen-talgruppen geleitet, mit Schülern Projekteerarbeitet, so dass es mir ein Bedürfnis ist,weiterhin musikalisch wirksam und nütz-lich zu sein, ohne aber als Pensionär in eineLeistungsverpflichtung als Leiter einessemiprofessionellen Ensembles zu geraten.Andererseits kann man mit meinem Einsatzkeinen Profi mit Gehalt versehen. Das sindganz andere künstlerische Ansprüche undkönnten nicht finanziert werden. Mein per-sönlicher Gewinn findet sich vor allemdarin, die Freude der Mitwirkenden zu füh-len, Kontakte zu knüpfen, stets in Übungzu bleiben, Reaktionsschnelligkeit und dasGedächtnis zu trainieren und neues Lied-gut – auch sorbisches – kennenzulernen.

Welchen Eindruck haben Sie, wie dasgemeinsame Singen auf die Teilnehmerwirkt?MK: Singen macht glücklich, bringt Men-schen zusammen, mindert Stress, stärktKonzentration, Gedächtnis und Denken.Singen in der Gemeinschaft gibt positiveEnergie, verbessert das Allgemeinbefindenund bereitet gute Laune. Musik ist meinLeben. Bei uns darf jeder mitsingen, unab-hängig von Alter und Herkunft und ohneLeistungsdruck. Die Freude am gemein -samen Musizieren überwiegt. Niemandfühlt sich beim Singen allein oder einsam.Musik und Emotionen hängen untrennbarzusammen. Eine wunderbare magische Atmos -phäre entsteht dann, wenn die Chorgemeinschaftspürt, wie gut sie klingt. Mit schönen Klängen imOhr und einem zufriedenen Gefühl im Herzenkehren die Menschen zurück in ihren Alltag undwirken dort weiter.

Das Interview führte Rico Stehfest.

Ehrenamtler Michael

Krauße lebt für die

Musik.

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museen im Google-Zeitalter

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