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Öl auf Papier, 2008, 10,5cm x14,8 cm
Skadi Engeln
Acryl auf Nessel, 80 cm x 100 cm, 2005
Heiter und Konzentriert
Die Malerin Skadi Engeln überrascht mit bemerkenswert sensibler Landschaftsmalerei. Von Richard Rabensaat.
Gewittrige Himmel die bleischwer über einer kleegrünen Landschaft
hängen. Der Horizont, in unbestimmter Ferne verschwimmend.
Formen, Farbschlieren, die sich wie dünne Seidentücher übereinander
lagern und schließlich zu einem vielschichtigen Klang fi nden.
Farbräume spannen sich auf in den Bildern von Skadi Engeln. Sie
haben ihre Herkunft in der Erinnerung an konkrete Landschaften,
reichen aber weit darüber hinaus. Die Farbfelder langen in eine
imaginäre Tiefe, die stets unbevölkert ist. Personen tauchen in den
Bildern der Künstlerin nur sehr selten auf. Das beherrschende Thema
ist der Raum, wie er sich in freien Farbklängen immer wieder aufs
Neue strukturiert. Gelegentlich lösen sich die Formen völlig auf.
Zuvor angedeutete Perspektiven verschwinden in einem Feld aus
Flecken. Dabei sind Bilder, wie die Impressionen der Künstlerin vom
Jacobsweg, auf dem sie gewandert ist, nie bloße Wiedergabe des
Gesehenen und Erlebten. Nicht die Schilderung des Angeschauten,
sondern die Eindrücke die sich darüber hinaus im künstlerischen Blick
und Gefühl verdichtet haben, sind das Thema der Malerin.
Obwohl die Räume alle Narration verweigern, wirken sie dennoch von
warmen Leben durchfl utet. Dieser Eindruck resultiert wesentlich aus
Sensibilität, mit der die Künstlerin Farbklänge komponiert. Die entste-
henden Schichtungen vermeiden harte Kontraste, mildern Gegensätze
zumeist mit verschwimmenden Konturen und nebeligen Umrissen ab.
Helle Stichmuster legen sich über dunkle Untergründe, verschmelzen
aber nicht mit diesen, sondern lagern in einer schwebenden Balance
darüber. Ihr Farbgefühl und die unerhörte Geschicklichkeit im Umgang
mit auseinander liegenden Farbspektren erlaubenes der Malerin
Bögen zu spannen, die den Betrachter fesseln. Die Bilder vermitteln
dabei eine heiter wirkende, kontemplative Ruhe. Finden sich Lebe-
wesen auf den Bildern, so sind es zumeist Tiere, Giraffen, Kühe. Sie
wirken gelassen, schauen dem Betrachter gleichgültig entgegen,
wandern gemächlich durchs Bild. Die Bildwelten von Skadi Engeln
scheinen ein Gegengewicht zu der hektischen Großstadt zu bilden,
in der die Künstlerin lebt und arbeitet. Das Treiben in modernen
Metropolen, häufi g als ‚Leben aus dem Gleichgewicht’ beschrieben,
nervös, gereizt und rastlos, spiegelt sich in den ‚Landschaften mit
Wasser und Wolken’ nicht wieder. Weit entfernt sind die Bilder von
der nicht selten sinnfreien Geschäftigkeit moderner Zeitplanung und
handybestimmter Unrast städtischen Lebens.
Wenn sich – sehr selten – dann doch ein Splitter der unabweisbaren
Realität ins künstlerische Schaffen drängt, erhält dieser eine poetisch
anmutende Form. Zu der Bilderserie ‚Zwischenraum’ schildert Skadi
Engeln die Begegnung mit einem Elternpaar, das zu ihr kam und die
Tochter durch die Hand des Sohnes verloren hatte. Es sei ihr vorge-
kommen, als berge der Vater einen Eisblock in sich, scharf kantig,
sperrig und von schneidender Kälte. Diesen ihr bildhaft vor Augen
stehenden Eisblock malte sie auf dem Wasser schwebend in Form
eines Schiffes, als Symbol des auf dem Fließenden Getragenen, des
Lebens und des Übergangs im Tod’ (Engeln). Die Bilderserie erinnert
an die griechische Hades Mythologie, den Fluss Styx, der die Welt
der Lebenden und die der Toten trennt. Es zeigt sich die Verknüpfung
gegenwärtiger Tragödien mit altgriechischer Mythologie. So konkret
wird eine Thematik bei Skadi Engeln allerdings selten. Meist bewegen
sich ihre Bilder nahe an der Grenze zur völligen Abstraktion, in deren
Tradition die Malerin steht.
Acryl auf Nessel, 50 cm x 60 cm, 2005
Seit sich die Malerei aus dem Korsett gegenständlicher Abbildung
befreit hat, sind Künstler in der Abstraktion viele Wege gegangen.
Die Spannbreitereicht von den nervösen post-war Scratchings eines
Wols über die Hard-Edge Malerei von Barnett Newmann bis hin zu
Mark Rothkos Meditationsbildern. Rothko entfernte sich nach einer
zunächst gegenständlich begonnenen Malerei von der Darstellung
des konkret Fassbaren und wandte sich schwingendenFarbklängen
und Feldern zu, dies häufi g in dunklen Tönen. Spätestens nach dem
zweiten Weltkrieg schien die gegenständliche Malerei, die schon
durch die Fotografi e einen schweren Schlag erhalten hatte, am
Ende zu sein. Die westliche Postmoderne wandte sich ausdrücklich
von der Gegenständlichkeit ab. Es galt der östlichen Figuration zu
zeigen, dass vor dem eisernen Vorhang ein ungebundener Geist
weht. Figurative Darstellung stand sogleich unter Ideologieverdacht.
Zudem hatten Künstler wie De Kooning oder Rauschenberg mit dem
abstrakten Expressionismus erstmals in Amerika eine Ton angebende
Stilrichtung artikuliert, die sich gegenüber dem alten Europa vollmun-
dig behaupten konnte.
Die einige Jahrzehnte hoch gehaltene Doktrin der Gegenstand-
losigkeit ist mittlerweile wieder zerbröselt. Kommerziell überragende
Erfolge feierte in den vergangenen Jahren eine surreal anmutende,
symbolgeladene Neofi gurative, die gelegentlich mit dezidiert ostigem
Charme daher kam. Hierbei, wie überhaupt in der Kunstgeschichte,
blieb die Landschaftsmalerei ein randständiger Bereich. Ausnahmen
wie William Turner, Claude Monet oder Karl Hagemeister bestätigen
dies. Schon bei Turner und Monet jedoch ist eine Aufl ösung des Ge-
genständlichen und eine deutliche Hinwendung zur reinen Farbfl äche
erkennbar. Von hier zieht sich eine ideelle Linie zu den hoch differen-
zierten Farbschichtungen Skadi Engelns.
Skadi Engelns Position besticht durch Klarheit und Eindeutigkeit.
Ihre Bilder wirken wie offene Räume, die aus sich heraus atmen
und keiner trend- oder zeitgeschichtlichen Rechtfertigung bedürfen.
Aus ihnen spricht das genaue Wissen der Malerin um den eige nen
künstlerischen Standpunkt. Sie schweben zwischen der freien
Abstraktion und einer gegenständlichen Andeutung. Ähnlich wie bei
dem Amerikaner Mark Rothko lösen sich die Formen auf, werden
zu einem organischen Ganzen und ziehen den Betrachter dann in
meditativem Sog in das Bild. Anders als bei Rothko, der sich 1970
das Leben nahm, klingt bei Skadi Engeln aber auch in Bildern, die als
Regenlandschaften gedeutete werden können, eine Heiterkeit und
Leichtigkeit mit. Ihre Spannung bezieht die Malerei Engelns nicht aus
einem drohenden Unheil, das die Grundierung jedenfalls der späten
Bilder Rothkos zu bilden scheint, sondern aus einer lyrisch-poetischen
Deutung von Welt und Landschaft. Trotz ihrer Gegenstandslosigkeit
erreicht die Malerei so eineTiefe und Konzentriertheit, die es der
Malerin erlaubt, selbstbewusst ihren ganz eigenen Weg der Abstrak-
tion fortzusetzen.
Öl auf Papier, 10,5 cm x 14,8 cm, 2008
Eitempera und Stifte auf Papier, 42 cm x 59,4 cm, 2009
Eitempera und Stifte auf Papier, 42 cm x 59,4 cm, 2009
Eitempera und Stifte auf Papier, 42 cm x 59,4 cm, 2009
Eitempera und Stifte auf Papier, 42 cm x 59,4 cm, 2009
Eitempera und Stifte auf Papier, 42 cm x 59,4 cm, 2009
Öl auf Papier, 29,7 cm x 42 cm , 2009
Öl auf Papier, 29,7 cm x 42 cm , 2009
Eitempera und Stifte auf Papier, 42 cm x 59,4 cm, 2009
Öl auf Papier, 10,5 cm x 14,8 cm, 2008
Öl auf Papier, 10,5 cm x 14,8 cm, 2008
Öl auf Papier, 10,5 cm x 14,8 cm, 2008
Eitempera und Stifte auf Papier, 42 cm x 59,4 cm, 2009
Eitempera und Stifte auf Papier, 42 cm x 59,4 cm, 2009
Eitempera und Stifte auf Papier, 42 cm x 59,4 cm, 2009
Eitempera und Stifte auf Papier, 42 cm x 59,4 cm, 2009
Öl auf Papier, 10,5 cm x14,8 cm, 2008
Acryl auf Nessel, 100 cm x 140 cm, 2006
Acryl und Stifte auf Nessel, 100 cm x 140 cm, 2009
Acryl und Stifte auf Nessel, 80 cm x 100 cm, 2008
Acryl und Stifte auf Nessel, 80 cm x 100 cm, 2007
Acryl und Stifte auf Nessel, 80 cm x 100 cm, 2007
Öl auf Papier, 10,5 cm x 14,8 cm, 2008
Öl auf Papier, 10,5 cm x 14,8 cm, 2008
Acryl auf Nessel, 50 cm x 60 cm, 2007
Acryl auf Nessel, 50 cm x 60 cm, 2007
Acryl, Grafi t auf Papier, 29,4 cm x 42 cm, 2008
Acryl, Grafi t auf Papier, 29,4 cm x 42 cm, 2008
Acryl und Stifte auf Papier, 42 cm x 59,4 cm, 2008
Acryl und Stifte auf Papier, 42 cm x 59,4 cm, 2008
Acryl und Stifte auf Papier, 29,7 cm x 42 cm, 2008
Acryl und Stifte auf Papier, 42 cm x 59,4 cm, 2008
Öl und Stifte auf Papier, 10,5 cm x 14,8, 2007
Öl und Stifte auf Papier, 10,5 cm x 14,8, 2007
Acryl, Kohle, Collage auf Papier, 59,4 cm x 42 cm, 2008
Acryl, Kohle, Collage auf Papier, 59,4 cm x 42 cm, 2008
Acryl, Kohle, Collage auf Papier, 59,4 cm x 42 cm, 2008
Acryl, Kohle, Collage auf Papier, 59,4 cm x 42 cm, 2008
1966 geb. in Aachen
1985 Abitur in Essen
1987/88 Schülerin bei Hermann Baldenbach, Essener Maler
1990-95 Studium an der FH Ottersberg
1995-97 freischaffend als Malerin und Bildhauerin in Bochum und Essen
seit 1998 freischaffend als Malerin und Bildhauerin in Berlin
2004 Mitbegründerin der Galerie Ephemer, Berlin-Wuppertal Mitbegründerin der Gruppe Q/Künstler im Prenzlauer Berg
seit 2008 Mitglied im BBK-Berlin
EINZELAUSSTELLUNGEN
1995 Plastische Arbeiten aus Draht und Papier, Galerie Bahnhof Ottersberg
1997 Autorengalerie, München „Abbilder“, Atelier 13b, Einzelausstellung, Bochum Kulturforum Essen
2001 Tanz-Center Rose, Bonn
2002 borgwardt design präsentiert, Berlin
2004 D2 Düsseldorf 4, Düsseldorf „Wasserbilder“, Wasserkontor, Berlin „Landschaft und Körper“, Art Veritti, Berlin
2005 Thyssenkrupp, Krefeld „Land und Bäuche“, Troy, Berlin-Mitte „Flugversuche“, Artchair, Berlin, Prenzlauer Berg
2006/07 „neue Landschaften“, Costabel, Berlin
2007 White & Case 2, Berlin
2006-08 „Landschaften“, Tausendschön, Berlin
2008 „Frühe und aktuelle Arbeiten“, Galerie Sondermann, Essen
GRUPPENAUSSTELLUNGEN
1995-98 „Ausstellungs- und Ankaufsaktion der städt. Museen Essen“, Essen
2000/01 „Fliegen“, forum für junge kunst berlin
2003/ 04 Galerie Bilderwelten, Berlin-Prenzlauer Berg
2004 Formart, 12. Internationale Kunstausstellung, Kunstverein Glinde e.V. „Köpfe und Portraits“, Galerie Nering + Stern, Berlin „da rüber, hinaus..., Bilder über den Tod“, Galerie Ephemer, Berlin
2004-08 Kunstauktion 2004 zugunsten der „Überleben, Stiftung für Folteropfer“
2005 „Gesichter“, “Zitate”, „13“, Gruppe Q, Berlin “objekts of comfort”, Across the bridge + Werketage, Berlin „What´s cooking?“, Across the bridge + Werketage, Galerie Galou, N.Y. – Brooklyn
2006 „Quintessenz“ Gruppe Q, Berlin
2007 „Weissenseher“, Gruppe Q, Berlin Kunst/Gärten, Bad Freienwalde (Skulptur)
Historische Gewölbegalerie, Berlin Spandau
Herausgeberin: Skadi Engeln, Layout: borgwardt design, Aufl age: 500 Stk, Stand: Mai 2009 © Alle Rechte an den Abbildungen: Skadi Engeln
Atelier Skadi Engeln
Große Seestr. 17
13086 Berlin-Weißensee
Telefon: 030/960 668 54
eMail: [email protected]
www.skadi.de