27
©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA) Stand 02/05 Seite 1 von 27 Skript „Anatomie Abdomen für Rettungsassistentinnen/en“ ©Andreas Fangmann 2007 GLIEDERUNG 1 Einleitung ................................................................................................................................ 1 2 Blutgefäße des Abdomens ....................................................................................................... 1 3 Die Organe des Abdomens ...................................................................................................... 3 3.1 Grobe Gliederung des Abdomens .................................................................................... 3 3.2 Die Bauchdecke................................................................................................................ 4 3.3 Der Mund ......................................................................................................................... 5 3.4 Pharynx und Ösophagus (Rachen und Speiseröhre) ........................................................ 6 3.5 Magen ............................................................................................................................... 7 3.6 Duodenum (Zwölffingerdarm) ....................................................................................... 10 3.7 Jejunum (Leerdarm) und Ileum (Krummdarm) ............................................................. 11 3.8 Dickdarm ........................................................................................................................ 13 3.9 Leber (Hepar) ................................................................................................................. 15 3.10 Gallenblase (Vesica fellae) mit Gallengang ................................................................. 18 3.11 Bauchspeicheldrüse (Pankreas) .................................................................................... 19 3.12 Milz (Splen, Lien) ........................................................................................................ 21 4. Abschließendes..................................................................................................................... 23 1 Einleitung Die Anatomie ist eines der ganz zentralen Grundlagenfächer der Medizin. Ohne ihr Wissen kann kein Verständnis für die physiologischen und pathologischen Mechanismen des menschlichen Körpers reifen. Das Erlernen dieser Grundlagen ist tatsächlich eine Frage des Fleißes; ihr werdet nicht umhin kommen, euch hinzusetzen und das eine oder das andere auswendig zu lernen, auch wenn dies bisweilen langweilig erscheinen mag. Aber Kopf hoch: wenn ihr dieses Skript mit Verstand durchgearbeitet habt, seid ihr für den rettungsdienstlichen Alltag gut gerüstet. Die Anatomie beginnt mit der Beschreibung dessen, was mit dem bloßen Auge sichtbar erscheint, der makroskopischen Anatomie, und führt bis in die Tiefen dessen, was ohne Hilfsmittel für das menschliche Auge verborgen bleibt, der mikroskopischen Anatomie. Ich versuche in den einzelnen Kapiteln die Organsysteme sowohl von ihrer makroskopischen als auch von der mikroskopischen Seite zu beleuchten, um euch ein Gesamtüberblick zu vermitteln. Hierbei lege ich nicht Wert auf Vollständigkeit (wir wollen ja kein Medizinstudium betreiben), dringe aber hier und da doch etwas weiter in die Materie hinein, wenn es mir für das funktionelle Verständnis von Wichtigkeit zu sein scheint. Um das Lernen zu vereinfachen, habe ich zu jedem Kapitel eine Lernzusammenfassung mit den wichtigsten Fakten erstellt. Nun viel Spaß mit der Anatomie des menschlichen Abdomens. 2 Blutgefäße des Abdomens Das Wissen um den Blutfluss und die Blutversorgung ist ein guter Einstieg, die Anatomie des Abdomens kennen zu lernen. Die arterielle Versorgung erfolgt über die Aorta descendens,

Skript „Anatomie Abdomen für Rettungsassistenten/innen“ · ©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA) Stand 02/05 Seite 2 von 27 pars abdominalis, auf Deutsch durch die Bauchschlagader,

  • Upload
    vutuong

  • View
    228

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Skript „Anatomie Abdomen für Rettungsassistenten/innen“ · ©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA) Stand 02/05 Seite 2 von 27 pars abdominalis, auf Deutsch durch die Bauchschlagader,

©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA)

Stand 02/05 Seite 1 von 27

Skript „Anatomie Abdomen für

Rettungsassistentinnen/en“ ©Andreas Fangmann 2007

GLIEDERUNG

1 Einleitung ................................................................................................................................ 1

2 Blutgefäße des Abdomens ....................................................................................................... 1

3 Die Organe des Abdomens ...................................................................................................... 3

3.1 Grobe Gliederung des Abdomens .................................................................................... 3

3.2 Die Bauchdecke ................................................................................................................ 4

3.3 Der Mund ......................................................................................................................... 5

3.4 Pharynx und Ösophagus (Rachen und Speiseröhre) ........................................................ 6

3.5 Magen ............................................................................................................................... 7

3.6 Duodenum (Zwölffingerdarm) ....................................................................................... 10

3.7 Jejunum (Leerdarm) und Ileum (Krummdarm) ............................................................. 11

3.8 Dickdarm ........................................................................................................................ 13

3.9 Leber (Hepar) ................................................................................................................. 15

3.10 Gallenblase (Vesica fellae) mit Gallengang ................................................................. 18

3.11 Bauchspeicheldrüse (Pankreas) .................................................................................... 19

3.12 Milz (Splen, Lien) ........................................................................................................ 21

4. Abschließendes ..................................................................................................................... 23

1 Einleitung Die Anatomie ist eines der ganz zentralen Grundlagenfächer der Medizin. Ohne ihr Wissen

kann kein Verständnis für die physiologischen und pathologischen Mechanismen des

menschlichen Körpers reifen. Das Erlernen dieser Grundlagen ist tatsächlich eine Frage des

Fleißes; ihr werdet nicht umhin kommen, euch hinzusetzen und das eine oder das andere

auswendig zu lernen, auch wenn dies bisweilen langweilig erscheinen mag. Aber Kopf hoch:

wenn ihr dieses Skript mit Verstand durchgearbeitet habt, seid ihr für den rettungsdienstlichen

Alltag gut gerüstet.

Die Anatomie beginnt mit der Beschreibung dessen, was mit dem bloßen Auge sichtbar

erscheint, der makroskopischen Anatomie, und führt bis in die Tiefen dessen, was ohne

Hilfsmittel für das menschliche Auge verborgen bleibt, der mikroskopischen Anatomie. Ich

versuche in den einzelnen Kapiteln die Organsysteme sowohl von ihrer makroskopischen als

auch von der mikroskopischen Seite zu beleuchten, um euch ein Gesamtüberblick zu

vermitteln. Hierbei lege ich nicht Wert auf Vollständigkeit (wir wollen ja kein

Medizinstudium betreiben), dringe aber hier und da doch etwas weiter in die Materie hinein,

wenn es mir für das funktionelle Verständnis von Wichtigkeit zu sein scheint.

Um das Lernen zu vereinfachen, habe ich zu jedem Kapitel eine Lernzusammenfassung mit

den wichtigsten Fakten erstellt. Nun viel Spaß mit der Anatomie des menschlichen

Abdomens.

2 Blutgefäße des Abdomens

Das Wissen um den Blutfluss und die Blutversorgung ist ein guter Einstieg, die Anatomie des

Abdomens kennen zu lernen. Die arterielle Versorgung erfolgt über die Aorta descendens,

Page 2: Skript „Anatomie Abdomen für Rettungsassistenten/innen“ · ©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA) Stand 02/05 Seite 2 von 27 pars abdominalis, auf Deutsch durch die Bauchschlagader,

©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA)

Stand 02/05 Seite 2 von 27

pars abdominalis, auf Deutsch durch die Bauchschlagader, die sich in Höhe des 4.

Lendenwirbels (projiziert sich ca. auf den Bauchnabel) in die A. iliaca communis sinistra et

dextra Y-förmig aufteilt. Von ihr gehen paarige und unpaarige Arterien ab, die man am besten

im Verlauf von kranial nach kaudal abarbeitet.

Die unpaarigen Abgänge sind der Truncus coeliacus (sprich: zöliakus), die A. mesenterica

superior und die A. mesenterica inferior. Alle Gefäße gehen nach ventral von der Aorta ab.

Truncus coeliacus: Abgang direkt unterhalb des Hiatus aortae (Durchtritt der Aorta durch das

Zwerchfell). Teilt sich in die A. hepatica communis, A. gastrica sinistra und A. lienalis. Die

A. hepatica communis teilt sich dann in die A. gastroduodenalis (versorgt Dünndarm, Magen

und großes Netz (A. gastroomentalis)) und die A. hepatica propria, die die Leber und die

Gallenblase versorgt. Die A. gastrica sinistra versorgt den Magen an der Seite der kleinen

Kurvatur (s. Magen). Die A. lienalis versorgt neben der Milz große Teile des Pankreas (s.

dort).

Arteria mesenterica superior: Entspringt direkt unterhalb des Truncus coeliacus. Verläuft

oberhalb der Aorta nach kaudal. Ihre Abgänge sind u.a. die A. pancreaticoduodenalis, die A.

colica media und A. colica dextra, die A. ileocolica (Bereich der Ileozäkalklappe) sowie

zahlreiche Aa. jejuneles und Aa. ileales.

Arteria mesenterica inferior: Abgang unterhalb der Nierenarterienabgänge. Teilt sich in die A.

colica sinistra, Aa. sigmoideae und A. rectus superior. Es gibt eine Verbindung von der A.

colica sinistra zur A. colica media aus der A. mesenterica superior (Riolan-Anastomose),

Die paarigen Abgänge aus der Bauchaorta von kranial nach kaudal lauten wie folgt:

A. phrenica inferior (=A. suprarenalis superior), A. suprarenalis media, A. renalis (mit

Abgang der A. suprarenalis inferior), die A. testicularis bzw. A. ovarica und diverse Aa.

lumbales.

Der venöse Abfluss der unpaaren Bauchorgane erfolgt über das Pfortadersystem zur Leber.

Dieses wird insbesondere durch die V. lienalis, V. mesenterica inferior und V. mesenterica

superior gespeist.

Die paarigen Bauchorgane drainieren ihr Blut in die V. cava inferior. Dies sind insbesondere

die Venen aus den Nebennieren, aus den Nieren, den Ovarien bzw. den Hoden (münden links

in die V. renalis sinistra) und den zahlreichen Vv. lumbales.

Auch für den Rettungsdienst ist das Wissen um Verbindungen zwischen Pfortader und

normalem venösen Abfluss, den porto-cavalen Anastomosen, von großer Bedeutung. Diese

treten bei Passagestörungen in der Leber (Leberzirrhose) in den Vordergrund. Es gibt

insgesamt 4 Kurzschlüsse, die ich kurz nennen möchte:

1. Magen- und Ösophagealvenen (Ösophagusvarizen)

2. Verbindungen im Bereich des Rektums (V. rectalis superior und V. rectalis media)

3. Verbindungen über die Bauchvenen (Medusenhaupt)

4. Verbindungen im Lumbalbereich (nicht von Bedeutung).

Lernhinweise:

Unpaare Abgänge der Bauchaorta: Truncus coeliacus mit A. hepatica communis, A. gastrica

sinister und A. lienalis. Paarige Abgänge: Aa. suprarenales, Aa. renales, Aa. testiculares bzw.

ovaricae, div. Aa. lumbales.

Pfortadersystem drainiert Blut der unpaaren Bauchorgane. Portokavale Anastomosen s.o.

Page 3: Skript „Anatomie Abdomen für Rettungsassistenten/innen“ · ©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA) Stand 02/05 Seite 2 von 27 pars abdominalis, auf Deutsch durch die Bauchschlagader,

©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA)

Stand 02/05 Seite 3 von 27

3 Die Organe des Abdomens

3.1 Grobe Gliederung des Abdomens

Im eigentlichen Sinn umfasst das Abdomen alle Organe, die innerhalb des Bauchraums vom

Peritoneum (Bauchfell) umschlossen sind, die also intraperitoneal bzw. zumindest sekundär

retroperitoneal liegen. Ich möchte hier aber den gesamten Verdauungstrakt besprechen, also

„ab os ad anus“, vom Mund bis zum After, somit den Weg beschreiten, den die Nahrung

zurückzulegen hat, bis nur noch die nicht verwertbaren Bestandteile zusammen mit vielen

Bakterientrümmern per anal wieder ausgeschieden werden. Dieser Weg soll als Leitfaden

dienen, um eine geeignete Reihenfolge der Organbeschreibung zu gewährleisten. Der Weg

der Speisen verläuft kurz skizziert wie folgt:

Tab. 1: Nahrungsweg

Zur rettungsdienstlichen Definition des Begriffes Abdomen gehört ferner seine Gefäßstruktur

und die nervale Innervation, wobei letzteres nur am Rande besprochen werden soll, da es

nicht im Focus des Rettungsdienstes steht. Lediglich das „murale Nervensystem“, also die zu

großen Teilen eigenständige Koordination des Magen-Darm-Traktes und dessen vegetative

Beeinflussung soll kurz Erwähnung finden, da dieses System auch notfallmäßig

medikamentös beeinflusst werden kann. Schlussendlich werde ich auch verschiedene

physiologische Aspekte einzelner Organsysteme beleuchten, um die anatomischen Strukturen

in einen ganzheitlichen Kontext einzubetten.

Lernhinweis:

Speiseweg: Mund (Os), Speiseröhre (Ösophagus), Magen (Gaster), Dünndarm (Duodenum),

Leerdarm (Jejunum), Krummdarm (Ileum), Dickdarm (Colon) mit den Abschnitten:

aufsteigender Teil incl. Blinddarm und Wurmfortsatzs (Colon ascendens incl.

Coecum=Caecum und Apendix vermiformis), querverlaufender Teil (C. transversum),

absteigender Teil (C. descendens), sigmoidaler Teil (C. sigmoideum), Mastdarm (Rektum)

mit dem Anus.

Mund

(Os)

Magen

(Gaster)

Zwölffingerdarm

(Duodenum)

Leerdarm

(Jejunum)

Leber

(Hepar)

Bauchspeicheldrüse

(Pankreas)

Krummdarm

(Ileum)

Dickdarm

(Colon)

Anus

Speiseröhre

(Ösophagus)

Page 4: Skript „Anatomie Abdomen für Rettungsassistenten/innen“ · ©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA) Stand 02/05 Seite 2 von 27 pars abdominalis, auf Deutsch durch die Bauchschlagader,

©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA)

Stand 02/05 Seite 4 von 27

3.2 Die Bauchdecke

Der Aufbau der Bauchdecke ist durchaus auch für den Rettungsdienst von Interesse, man

bedenke z.B. inkarzerierte Leistenbrüche, Perforationsverletzungen oder anatomische

Gefäßstrukturen (Medusenhaupt bei Leberzirrhose). Dennoch möchte ich gerade hier nicht

allzu sehr ins Detail gehen, da die tatsächlichen anatomischen Gegebenheiten ziemlich

kompliziert sind.

Die Bauchwand besteht insbesondere aus drei überlappenden Muskelschichten, wobei die

einzelnen Muskeln jeweils bindegewebig umhüllt sind. Diese Hüllen wiederum bilden

Sehnen, die die Bauchwandstruktur weiter stabilisieren und den geraden Bauchmuskel (M.

rectus abdominis, in Fachkreisen auch „Six-pack-Muskel“ genannt) in Form einer

Bindegewebsscheide umschließen. Von innen nach außen gehend befinden sich folgende

Strukturen:

1. Äußeres Bauchfell (Peritoneum parietalis)

2. Bauchfaszie (Fascia transversalis)

3. M. transversus abdominis (horizontal verlaufende Muskelfasern)

4. M. obliquus internus abdominis (quer verlaufende Muskelfasern)

5. M. obliquus externus abdominis (ebenfalls quer, allerdings gekreuzt zu 4.)

6. Subkutanes Fett

7. Haut

Wer will, kann Ursprung und Ansatz der einzelnen Muskeln auswendig lernen, ist aber für

den Rettungsdienst völlig überflüssig und findet aus diesem Grund hier keine Erwähnung.

Abbildung 1 verdeutlicht die oben geschilderten Verhältnisse. Insbesondere die Verflechtung

der platten Bauchmuskeln (3-5) mit dem längsverlaufenden Bauchmuskel, der Rippen und

Becken miteinander verbindet, ist hier ersichtlich. Durch die entgegengesetzt verlaufenden

Muskeln entsteht eine Art Zuggurtung, die der Bauchwand eine große Stabilität gibt. Bei

Stichverletzungen kann der Stichkanal aufgrund der bedingten Verschieblichkeit der

Schichten ggf. nicht reproduziert werden, was schon öfters zu gravierenden Fehldeutung in

bezug auf die Stichtiefe geführt hat, da der Stichkanal nicht weit genug sondiert werden

konnte.

Abb. 1: Querschnitt durch die Rumpfwand in Höhe LWK 2 (aus Benninghoff 1961)

Page 5: Skript „Anatomie Abdomen für Rettungsassistenten/innen“ · ©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA) Stand 02/05 Seite 2 von 27 pars abdominalis, auf Deutsch durch die Bauchschlagader,

©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA)

Stand 02/05 Seite 5 von 27

Die Muskelhülle des Abdomens ist löchrig. Diese prädisponierten Stellen können bei großem

intraabdominellen Druck (Adipositas, chronische Verstopfung) in Verbindung mit einer

Bindegewebsschwächung zur Insuffizienz der Bauchwand führen. Im Extremfall kann Darm

durch diese Bruchpforte nach außen dringen, was in der Medizin als Hernie, bzw. im

allgemeinen Sprachgebrauch als (Leisten-)Bruch bezeichnet wird. Einige dieser

prädisponierten Stellen sind:

- Innerer (indirekter Leistenbruch) bzw. äußerer (direkter L.) Leistenring

- Durchtrittstelle der Beingefäße (Lacuna vasorum) Schenkelhernie

- Bauchnabel (Nabelbruch)

- Vordere Bauchwand (z.B. Linea alba)

- ZwerchfellZwerchfellhernie

- …

Die entsprechende Problematik wird im Pathologieblock aufgezeigt.

Wer dieses Kapitel noch intensiver bearbeiten möchte, der sollte sich in entsprechenden Literaturen z.B. den

Themen: Leistenkanal, Bauchwand von innen, Schwachstellen der Bauchwand mit entsprechender

Hernienpathologie und Nervenversorgung widmen.

Lernhinweis:

Aufbau der Bauchwand von innen nach außen: 1. Peritoneum parietale (äußeres Bauchfell), 2.

Fascia transversalis (Bauchfaszie), 3. M. transversus, 4. M. obliquus internus abdominis, 5.

M. obliquus externus abdominis, 6. Subcutis (Unterhautfellgewebe), 7. Cutis (Haut). Ventral

liegt der M. rectus abdominis (Six-pack-Muskel)

3.3 Der Mund

Dieses Thema möchte ich wirklich kurz halten. Der Mund (lat.: Os) dient der Zerkleinerung,

Verflüssigung und Vorverdauung der Nahrung incl. des Nahrungstransportes sowie der

Geschmacksfindung.

Die Zerkleinerung gelingt mit Hilfe der 32 Zähne (bzw. 20 Milchzähne), aufgeteilt in 8

Schneidezähne (Incisivi), 4 Eckzähne (Canini), 8 vordere Backenzähne (Prämolare) und 12

Backenzähne (Molaren). In der Klinik hat sich ein Nummernsystem durchgesetzt, was der

genauen Bezeichnung eines jeden Zahnes dient. Die erste Ziffer bezeichnet die Lage (1 für

oben rechts, 2 für oben links, 3 für unten links, 4 für unten rechts), die zweite den genauen

Zahn, wobei hier von innen nach außen gezählt wird. Der rechte obere Eckzahn erhält somit

die Bezeichnung 1-3.

Abb. 2: Gebissschema

Page 6: Skript „Anatomie Abdomen für Rettungsassistenten/innen“ · ©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA) Stand 02/05 Seite 2 von 27 pars abdominalis, auf Deutsch durch die Bauchschlagader,

©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA)

Stand 02/05 Seite 6 von 27

Die Verflüssigung der Nahrung zu einem Nahrungsbrei gelingt mit Hilfe des Sekrets der drei

Speicheldrüsen (Ohrspeicheldrüse (Glandula parotidea), Zungengrundspeicheldrüse (Gld.

sublingualis) und Unterkieferspeicheldrüse (Gld. submandibularis)). Die Parotis sorgt mit der

Produktion von α-Amylase (alt: Ptyalin) schon hier für die Vorverdauung im Sinne einer

Spaltung von Kohlenhydraten.

Der Transport wird durch die Zunge, einem großen Muskel, bewerkstelligt, die den

Nahrungsbrei nach pharyngeal (rachenwärts) transportiert.

Der Geschmackssinn wird über die chemische Innervation verschiedener Geschmacksrezep-

toren auf der Zunge und im Rachenbereich aktiviert.

Für den Interessierten: Morphologie der einzelnen Geschmacksknospen (Papillae vallatae,Pp. foliatae, Pp.

filiforme, Pp. fungiforme), nervale Innervation, Muskeln des Mundbodens; zudem spannende Physiologie!

Lernhinweis:

Mit großer Wahrscheinlichkeit nicht prüfungsrelevant.

3.4 Pharynx und Ösophagus (Rachen und Speiseröhre)

Der Pharynx ist ein membranös-muskulärer Schlauch, der die Nase mit der Trachea bzw. den

Mund mit dem Ösophagus verbindet. Der obere Bereich ist der Epipharynx (pars nasalis, rein

Luft leitend), dann folgt nach kaudal der Mesopharynx (pars oralis, leitet sowohl Luft als auch

Speisen) und zum Schluss der Hypopharynx (Pars laryngea, rein Speise leitend). Seine

Hauptaufgabe liegt in der Koordination des Schluckaktes. Hierbei wird zum einen die

Epiglottis abgeklappt, um den Eingang der Trachea zu verschließen, und zum anderen die

Uvula (Zäpfchen) nach oben gezogen, um den Eingang zur Nase (Choanen) abzudichten.

Glücklicherweise müssen wir uns um die Koordination dieser Bewegungen keine Gedanken

machen, dies klappt über den N. vagus (10. Hirnnerv) und dem N. glossopharyngeus (9. HN)

ganz automatisch. Müssten wir uns jedes Mal wieder darauf konzentrieren, wir wären

wahrscheinlich alle schon längst erstickt.

Der Übergang zum Ösophagus befindet sich in Höhe des Ringknorpels (Cartilago cricoidea)

und beginnt mit dem oberen Ösophagusspinkter. Die Speiseröhre ist ein platter, muskulärer

Schlauch, der zum einen als Ventil zwischen Verdauungstrakt und Pharynx, und zum anderen

der Fortleitung des Speisebreis in Richtung Magen dient. Dies gelingt durch koordinierte

peristaltische Bewegungen, die es ermöglichen, auch kopfüber Nahrung und sogar

Flüssigkeiten zu transportieren. Die Speiseröhre liegt vor der Wirbelsäule (Columna

vertebrae) und verläuft dorsal (hinter) der Trachea und direkt hinter dem linken Herzvorhof

entlang. Sie wird kranial des Herzens vom Aortenbogen und unterhalb des Herzens von der

Aorta descendens gekreuzt. Im weiteren Verlauf durchstößt sie das Zwerchfell, um dann nach

einigen Zentimetern nach dem unteren Ösophagusspinkter im Magen zu münden. Der vom

Zwerchfell aus kraniale Teil ist der thorakale Anteil, der von dort betrachtet kaudale Teil ist

der abdominelle Teil des Ösophagus. Das erste Drittel der Speiseröhre besteht aus willkürlich

beeinflussbarer, also quergestreifter Muskulatur, das untere Drittel besteht aus

unwillkürlichen, glatten Muskelfasern. Das mittlere Drittel besteht sowohl aus glatter, als

auch aus quergestreifter Muskulatur.

Page 7: Skript „Anatomie Abdomen für Rettungsassistenten/innen“ · ©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA) Stand 02/05 Seite 2 von 27 pars abdominalis, auf Deutsch durch die Bauchschlagader,

©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA)

Stand 02/05 Seite 7 von 27

Klinisch sind drei anatomische Engstellen der Speiseröhre von Interesse. Die obere Enge ist

direkt am Anfang im Bereich des Ringknorpels durch Impression des Kehlkopfes, die mittlere

Enge ist bedingt durch den kreuzenden Aortenbogen und die untere Enge ist durch den

Zwerchfelldurchtritt begründet.

Die Nähe des Ösophagus zum Herzen wird in der Klinik genutzt, um das Herz genauer und

aus nächster Nähe zu betrachten. So wird bei der Sonographie des Herzens ein Schallkopf in

der Speiseröhre platziert, um von hier aus z.B. die Wanddicke, den Klappenapparat, die

Blutflussrichtung und die Förderleistung des Herzens zu beurteilen. Dies wird als

transösophageales Echo (TEE) bezeichnet. Bei der seitlichen Thorax-Röntgenaufnahme wird

mit Hilfe eines röntgenfähigen Barium-Breischlucks der Ösophagus dargestellt, um so die

Kontur des linken Herzens besser zeigen zu können.

Die Blutversorgung möchte ich in diesem Rahmen nicht genauer darstellen, wohl aber den

Hinweis geben, dass der Blutabfluss über die Vena azygos zur Vena cava superior erfolgt und

es Verbindungen gibt zum Venengeflecht des Magens, welches das Blut zur Leber drainiert.

Man spricht hier von porto-cavalen Anastomosen, die bei einem Hochdruck im portalen

System (s.u.) genutzt werden und zum pathologischen Bild der Ösophagusvarizen mit Gefahr

der Blutung führen können.

(nicht prüfungsrelevant: Mikroskopisch zeigt sich der Ösophagus als ein Teil des gesamten Darmrohrs mit seiner

charakteristischen Schichtung. Im Querschnitt zeigt sich ein typisches schlauchartiges Gebilde. Vom Lumen her

betrachtet zeigt sich folgende Schichtung:

1. Tunica mucosae mit

I) mehrreihigem, unverhornten Mukosaepithel (Lamina epithelialis mucosae)

II) Lamina propria mucosae (Bindegewebe, Drüsen, Gefäße, Lymphe, Nerven)

III) Lamina muscularis mucosae (dünne Schicht glatter Muskulatur)

2. Tela submucosa (wie 1.II), nur stärker ausgeprägt;) mit Nervenplexus (Meißner-

Plexus)

3. Tunica muscularis

I) Stratum circulare (innerer Ringmuskel)

II) Stratum longitudinale (äußerer Längsmuskel)

dazwischen der Plexus myentericus (Auerbach-Plexus), ein Nervengeflecht

4. Tunica adventitia (Bindegewebe zur Abgrenzung und Verschieblichkeit)

oder Tela subserosa und Tunica serosa bei intraperitonealer Lage.)

Lernhinweis:

Pharynx: Einteilung in Epipharynx (Luft), Mesopharynx (Luft + Speise), Hypopharynx

(Speise). Muskuläres, röhrenförmiges Gebilde.

Ösophagus: Verbindung von Pharynx und Magen; muskulärer Schlauch, oberes Drittel

quergestreifte Muskulatur, unteres Drittel glatte M., mittleres Drittel gemischt; 3 Engen: obere

Enge (Kehlkopfimpression), mittlere Enge (Aortenbogen), untere Enge (Durchtritt durch

Zwerchfell); Aufgabe: gerichteter Nahrungstransport, Ventilfunktion

3.5 Magen

Der Magen (Venter oder Gaster) ist ein dehnbares, muskuläres Hohlorgan von 25 – 30 cm

Länge, hat ein Fassungvermögen von 1200 bis 1600 ml, hat die Form eines Füllhorns, liegt im

medialen linken Oberbauch und reicht bis zum Epigastrium. Seine Aufgabe ist der Transport

und die Verdauung der Nahrung sowie der Schutz vor Mikroorganismen. Er ist in folgende

Bereiche gegliedert:

- Kardia (Mageneingang (Ostium cardiacum))

Page 8: Skript „Anatomie Abdomen für Rettungsassistenten/innen“ · ©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA) Stand 02/05 Seite 2 von 27 pars abdominalis, auf Deutsch durch die Bauchschlagader,

©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA)

Stand 02/05 Seite 8 von 27

- Fundus

- Corpus

- Antrum

- Pylorus (Magenausgang mit Übergang zum Zwölffingerdarm (Duodenum))

Aufgrund seiner bogenförmigen Gestalt hat der Magen eine konkave und eine konvexe Seite.

Die konkave wird als kleine Kurvatur und die konvexe als große Kurvatur bezeichnet.

Befestigt und fixiert ist er in bald alle Richtungen durch entsprechende Bänder (Ligamenti):

mit dem Zwerchfell (Ligamentum gastrophrenicum), mit der Leber (Lig. hepatogastricum),

mit der Milz (Lig. gastrolienale) und mit dem querverlaufenden Dickdarm (Lig.

gastrocolicum). An der kleinen Kurvatur ist das kleine Netz (Omentum minus) angeheftet,

dessen Bestandteil u.a. das Lig. hepatogastricum ist. An der großen Kurvatur ist das große

Netz (Omentum majus) befestigt, welches die gesamten Darmeingeweide schützend bedeckt.

Hinter dem Magen und dem kleinen Netz liegt eine Art Hohlraum, die Bursa omentalis, an

dessen hinteren Begrenzung das Pankreas (Bauchspeicheldrüse) liegt.

Die arterielle Versorgung des Magens ist ausgesprochen gut. Er wird von verschiedenen

Seiten über unterschiedliche Arterien versorgt, welche sich gegenseitig über intramurale

Shunts ersetzen können. Die Gefäßversorgung erfasst die A. gastrica sinistra (aus Truncus

coeliacus) und die A. gastrica dextra (aus A. hepatica propria) entlang der kleinen Kurvatur,

die A. gastroomentalis dextra (aus der A. gastroduodenale) und die A. gastroomentalis

sinistra (aus A. lienalis) sowie die Aa. gastricae breves (ebenfalls aus der A. lienalis).

Näheres zum abdominellen Gefäßstatus s. u. Der venöse Blutabfluss verläuft entlang der

Arterien und mündet im portalen Kreislauf (s.u.). Über die porto-cavalen Anastomosen haben

wir oben schon gesprochen.

Nerval wird der Magen sowohl sympathisch (aus dem Ganglion coeliacum, hemmend) als

auch parasympathisch (über die die Trunci vagales des N. vagus, stimulierend) innerviert.

Page 9: Skript „Anatomie Abdomen für Rettungsassistenten/innen“ · ©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA) Stand 02/05 Seite 2 von 27 pars abdominalis, auf Deutsch durch die Bauchschlagader,

©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA)

Stand 02/05 Seite 9 von 27

Mikroskopisch ist der Magen ein höchst interessantes Körperorgan. Im Bezug auf den

gesamten Gastrointestinaltrakt hat es zwei besonders erwähnenswerte Merkmale. Zum einen

hat der Magen drei Muskelschichten, im Gegensatz zum übrigen Magen-Darm-Trakt (Fibrae

obliquae, Stratum circulare, Stratum longitudinale), zum anderen ist die Mukosa mit seinen

Grübchen (Foveolae) und Drüsen von großem anatomischen und physiologischen Interesse.

Die wichtigsten epithelialen Zellen sind in der Tab. 2 mit Lokalisation und Aufgaben gelistet.

Tab. 2: Zelltypen des Magens

Das Pepsinogen der Hauptzellen ist eine inaktive Vorstufe und wird im Magen mit Hilfe der

Salzsäure zum wirksamen Pepsin umgebaut. Dieses Enzym ist ein Protease und somit in der

Lage, große Eiweißmoleküle zu spalten und diese zu verdauen.

Die Produktion von Salzsäure (HCl) durch die Belegzellen ist aus physiologischer und auch

pharmakologischer Sicht sehr interessant, da hier medikamentös die Säureproduktion

unterbunden werden kann mit Hilfe von sogenannten Protonenpumpenhemmern (PPI) wie

Pantozol, Omeprazol oder Esomeprazol. Die Belegzelle wird durch verschiedene Mediatoren

(Parasympathischer Reiz des N. vagus (Acetylcholin), Gastrin und Histamin) zur Sekretion

von Salzsäure angeregt. Dies geschieht wie in Abb. 4 gezeigt.

LUMEN Protonenpumpe

Cl- H+

BELEGZELLE

Cl- HCO3- CO2

Hamburger Shift BLUT

Abb. 4: Säureproduktion der Belegzelle

Das zweite Produkt der Belegzellen, der Intrinsic-Faktor, ist in der Lage, Vitamin B12 zu

binden und ermöglicht so dessen Aufnahme im Ileum. Kommt es aufgrund von chronischen

Magenentzündungen zu einer verringerten Produktion, so kann Vitamin B12 nicht resorbiert

Zelltyp Lokalisation Aufgabe

Hauptzellen Fundus / Korpus Pepsinogenproduktion

Belegzellen Fundus / Korpus Produktion von Salzsäure

und Intrinsic factor

Nebenzellen Kardia / Pylorus Schleimproduktion

G-Zellen Antrum Gastrinproduktion

Cl- K+ K+ H+

HCO3-

H2CO3

H2O

Page 10: Skript „Anatomie Abdomen für Rettungsassistenten/innen“ · ©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA) Stand 02/05 Seite 2 von 27 pars abdominalis, auf Deutsch durch die Bauchschlagader,

©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA)

Stand 02/05 Seite 10 von 27

werden. Der hieraus resultierende Vitamin B12-Mangel wiederum führt zu einer besonderen

Art der Blutarmut, der „perniziösen Anämie“.

Die Nebenzellen produzieren einen Schleim, der die Oberfläche des Magens vor der

aggressiven Salzsäure schützt (der Mageninhalt hat einen pH von 1 – 2 !).

Die Magensaftsekretion wird über verschiedene Stimuli angeregt. Hier werden grundlegend mechanische,

chemische, nervale und hormonelle Reize unterschieden. Allein durch den sensorischen Nahrungskontakt

(riechen, sehen, schmecken) kommt es zu einem Vagusreiz, der die Gastrinproduktion steigert,

enterochromafinähnliche (ECL) Zellen zur Ausschüttung von Histamin bewegt und direkt die Belegzelle zur

Sekretion stimuliert. Die Dehnung des Magens ist ein weiterer Sekretionsreiz (mechanisch), ebenso wie die pH-

Erhöhung durch den Nahrungsbrei bzw. dessen Inhalte wie Koffein, Alkohol, Eiweiß, Gewürze u.a. (chemisch).

Letztlich wird auch hormonell die Sekretion reguliert. Gastrin, Kortikoide, Histamin, Insulin u.a. Hormone

bewirken eine Stimulation, hemmend hingegen wirkt Sekretin, GIP, VIP, Pankreozymin, Glukagon u.a.

Insgesamt produziert der Magen pro Tag sage und schreibe 1500 bis 3000 ml Magensekret.

Lernhinweis:

Dehnbares, muskuläres Hohlorgan; Lage: Linker Oberbauch bis ins Epigastrium (BWK 10-

LWK3/4); durch verschiedene Bänder (Ligamenti) fixiert; Einteilung: Kardia, Fundus,

Korpus, Antrum, Pylorus; Zelltypen: Belegzellen (HCl- und Intrinsic-Faktor-Produktion),

Hauptzellen (Pepsinogenproduktion), Nebenzellen (Schleimproduktion)

3.6 Duodenum (Zwölffingerdarm)

Das Duodenum ist der erste von drei Teilen des Dünndarms und hat seinen Namen

bekommen, weil er eine Länge von 12 nebeneinander liegenden Fingern hat, was in etwa 20 –

30 cm entspricht. Er verläuft Hufeisen förmig und gliedert sich in vier Abschnitte, die durch

Lage und Verlauf benannt sind. Es fängt an mit dem Pars superior. Dies ist (nomen est

omen) der obere Teil des Duodenums, zu dem auch eine dem Magenausgang (Pylorus)

folgende postpylorische Aussackung, dem Bulbus duodeni (anatomisch auch Ampulla

duodeni genannt) gehört. Dieser Teil liegt, wie auch der Magen, im Peritoneum, also

intraperitoneal. Im weiteren Verlauf knickt das Duodenum nach unten ab (Flexura duodeni

superior) und bildet den Pars descendens, welcher mit der Bauchhinterwand verwachsen ist

und somit, ebenso wie die folgenden Zwölffingerdarmabschnitte, sekundär retroperitoneal

liegt. Im mittleren Teil des absteigenden Astes münden der Gallengang (Ductus choledochus)

und der Pankreasgang (Ductus pancreaticus) i.d.R. in einen gemeinsamen Ausgang, der

VATER-Papille (Papilla duodeni major). Gelegentlich hat der Pankreasgang aber auch eine

separate Papille, die man dann als Papilla duodeni minor bezeichnet. Im weiteren Verlauf

kommt es nach einer weiteren Kurve (Flexura duodeni inferior) zu einer horizontalen Lage,

dem Pars horizontale, um dann über die Aorta abdominalis nach kranial zu ziehen (Pars

ascendens). Die nun folgende scharfe Biegung ist die Flexura duodenojejunale und ist der

Übergang zum Jejunum (Leerdarm). Diese Flexur ist an einem Muskel aufgehängt (M.

suspensorium duodeni), welcher in der klinischen Chirurgie als Treitz-Band bezeichnet wird

(s. Abb. 5). In diesem beschriebenen sog. „duodenalen C“ liegt das Pankreas mit seinem

Kopf eingebettet. Hier befinden wir uns ungefähr in Höhe LWK 2.

Das Duodenum wird von verschiedenen Gefäßen mit Blut versorgt, ausgehend von der A.

hepatica communis über die A. gastroduodenalis und über die A. mesenterica superior durch

die A. pancreaticoduodenalis (s. u.). Der venöse Abfluss drainiert sich über gleichnamige

Venen ins Portalsystem. Die vegetative Innervation erfolgt sympathisch über das Ganglion

coeliacum und parasympathisch über Äste des N. vagus.

Page 11: Skript „Anatomie Abdomen für Rettungsassistenten/innen“ · ©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA) Stand 02/05 Seite 2 von 27 pars abdominalis, auf Deutsch durch die Bauchschlagader,

©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA)

Stand 02/05 Seite 11 von 27

Makros- und mikroskopisch ist das Duodenum besonders durch seine Faltenstruktur und

speziellen Drüsen gekennzeichnet. Die Faltenstruktur dient der Oberflächenvergrößerung,

was hier zur Perfektion geführt wird. Durch die einzelnen Strukturen wird die normale

Oberfläche auf das 600fache vergrößert.

STRUKTUR OBERFLÄCHE IN CM2 FAKTOR

Normale Oberfläche 3.300 1

Kerkringfalten 10.000 3

Zotten 100.000 30

Mikrovilli 200.000.000 600

Tab. 3: Oberflächenvergrößerung des Dünndarms

Mikroskopisch definiert sich das Duodenum neben seinem Oberflächenrelief besonders durch

die BRUNNER-Drüsen der Submucosa, die einen durch HCO3- alkalischen Schleim

produzieren.

Die Aufgabe des Duodenums ist die Alkalisierung des sauren Nahrungsbreis (Chymus),

dessen Verdauung mittels spezieller Verdauungsenzyme, die Resorption der verwertbaren

Nahrungsbestandteile und der Weitertransport der bis hierhin unverdaulichen Bestandteile.

Zudem werden in der Duodenalwand verschiedenste Hormone produziert, die Einfluss auf die

Verdauungstätigkeit nehmen.

3.7 Jejunum (Leerdarm) und Ileum (Krummdarm)

Nach dem Duodenum folgen das Jejunum und dann das Ileum. Beide zusammen messen ca.

3(-5) m, wobei 2/5 auf das Jejunum und 3/5 auf das Ileum entfallen, wobei der Übergang vom

einen zum anderen nicht klar abgegrenzt werden kann. Grob orientierend kann die Aussage

getroffen werden, dass sich das Jejunum im linken Oberbauch und das Ileum im rechten

Unterbauch befindet. Diese Betrachtung soll hier ausreichen, obwohl das Dünndarmgekröse

sicherlich etwas wilder im Peritoneum verbreitet ist. Die letzten beiden Anteile des

Dünndarms liegen intraperitoneal und sind über eine Wurzel (Radix mesenterii) am dorsalen

Abb. 5: Duodenum mit Pankreas

1. Pars superior (incl. Bulbus)

2. Flexura duodeni superior

3. Pars descendens

4. Plica longitudinalis (hervorge-

rufen durch D. choledochus)

5. Flexura duodeni inferior

6. Pars horizontalis

7. Pars ascendens

8. Flexura duodenojejunalis

(Treitz-Band hier nicht gezeigt)

Weiterhin zu sehen: Ductus

choledochus und D. pancreaticus

und die Einmündung über die

VATER-Papille ins Duodenum

(hier auch Pap. duod. minor)

Page 12: Skript „Anatomie Abdomen für Rettungsassistenten/innen“ · ©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA) Stand 02/05 Seite 2 von 27 pars abdominalis, auf Deutsch durch die Bauchschlagader,

©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA)

Stand 02/05 Seite 12 von 27

Peritoneum befestigt, die von links oben (Höhe L2) nach rechts unten in die Fossa iliaca

dextra zieht und die Gefäßversorgung des Dünndarms gewährleistet.

Die Ileozökalklappe (Bauhin-Klappe) bildet den Übergang vom Ileum zum Dickdarm und

ermöglicht einen gerichteten Transport des Darminhaltes ohne dass Dickdarmbakterien in den

Dünndarm gelangen können und hier zu einer Fehlbesiedlung führen.

Eine anatomische Besonderheit, die 2 % der Bevölkerung haben, ist das sog. Meckel-

Divertikel. Hierbei handelt es sich um eine Ausstülpung des Dünndarms ca. 50 bis 100 cm

proximal der Ileazökalklappe, was auf eine inkomplette Zurückbildung des embryonalen

Ductus omphaloentericus zurückzuführen ist. Eine Entzündung dieses Divertikels ähnelt den

Symptomen einer Appendizitis, mit der es oft verwechselt wird.

Die arterielle Versorgung erfolgt über die Arteria mesenterica superior, die den Dünndarm

über eine arkadenförmige Gefäßanordnung versorgt, was eine große Beweglichkeit erlaubt.

Es bestehen Anastomosen zur A. mesenterica inferior (Riolan-Arkade) und zum Truncus

coeliacus (Über A. gastroduodenalis) (RD-relevant: Mesenterialinfarkte!). Der venöse

Abfluss verläuft parallel zu den Arterien ins Portalvenensystem. Der Lymphabfluss mündet

in die Cisterna chyli, einem Auffangbehälter der gesamten Lymphflüssigkeit des Bauchraums

und der unteren Extremitäten, von wo aus die Lymphe über den Ductus thoracicus zum

linken Venenwinkel ins venöse System drainiert wird.

Mikroskopisch erkennt man das Jejunum an seinen auffallend schlanken und hoch

aufragenden Kerckringschen Falten sowie an vereinzelten Lymphfollikeln in der Submucosa.

Das Ileum kennzeichnet Falten geringerer Große sowie Zusammenschlüsse von

Lymphfollikeln, die als Peyer-Plaques bekannt sind und auch als „Darmtonsillen“ bezeichnet

werden.

Die Funktion des Dünndarms ist der Nahrungstransport und die Resorption von Wasser,

E´lyten und Nahrungsbestandteilen sowie die Produktion von Verdauungsenzymen und

Hormonen (Sekretin, Cholezystokinin, Somatostatin etc.).

Abb. 5: Dünndarmresorption, un-

terteilt nach Duodenum, Jejunum

und Ileum (z.T. hier auch Colon

ascendens). (aus: Berchtold,

Chirurgie, Urban & Fischer, 4.

Aufl., S. 556) Duodenum

Jejunum

Ileum

Colon

Page 13: Skript „Anatomie Abdomen für Rettungsassistenten/innen“ · ©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA) Stand 02/05 Seite 2 von 27 pars abdominalis, auf Deutsch durch die Bauchschlagader,

©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA)

Stand 02/05 Seite 13 von 27

Lernhinweis:

Dünndarm besteht aus Duodenum (25-30 cm), Jejunum und Ileum (zusammen ca. 3(-5) m,

davon Jejunum 2/5 und Ileum 3/5); Beginn am Pylorus und Ende an der Ileozökalklappe;

Übergang von Duodenum zum Jejunum am Treitz-Band, von Jejunum zum Ileum nicht genau

festzulegen; Aufhängung an Radix mesenterii. Funktion: Transport, Resorption, Sekretion

von Enzymen und Hormonen.

Duodenum: C-förmiger Verlauf um Pankreaskopf herum; Pars superior intraperitoneal, Pars

descendens, Pars horziontalis und Pars ascendens sekundär retroperitoneal; Einmündung des

Gallen- und Pankreasgang im Pars descendens an der VATER-Papille;

Jejunum/Ileum: Besonderheit des Meckel-Divertikels bei 2 % der Bevölkerung. Im Ileum

wird Vit. B12 und Gallensäure rückresorbiert.

3.8 Dickdarm

Der Dickdarm beginnt an der Bauhin-Klappe und besteht unterhalb dieser Klappe aus dem

Blinddarm (Caecum, 6-8 cm), dem Wurmfortsatz (Appendix vermiformis, 5-8 cm), oberhalb

aus dem Colon (Grimmdarm, 1,3 m), der sich wiederum aufteilt in Colon ascendens, C.

transversum, C. descendens und Colon sigmoideum. Das Ende bildet der 20 cm lange

Mastdarm (Rektum) mit einem Kotauffangbehälter (Ampulle) und dem Analkanal.

Der DICKDARM besteht aus:

Blinddarm (Caecum)

Wurmfortsatz (Appendix vermiformis)

Colon (C. ascendens, C. transversum, C. descendens, C. sigmoideum)

Mastdarm (Rektum) mit Analkanal

Der Wurmfortsatz (Appendix vermiformis) ist wohl das bekannteste Gebilde des Magen-

Darm-Traktes. Er hängt am Caecum und endet blind. Sein Nutzen ist mehr als fraglich,

obwohl man ihm aufgrund seiner vielen Lymphfollikeln (Peyer-Plaques) eine

immunologische Bedeutung beimessen muss. Sein Anfang projiziert sich auf den Mc-Burney-

Punkt, der zwischen der Spina iliaca anterior superior (vorderer oberer Darmbeinstachel) und

dem Bauchnabel (Umbilicus) liegt. Das Ende kann an unterschiedlichen Stellen liegen, z.B.

herabhängen in Richtung kleines Becken (Lanz-Punkt, Drittel-Punkt der beiden Spinae iliacae

ant. sup. rechts), hinterm Caecum (Psoas-Zeichen), nach oben umgeschlagen oder nach links

gelagert.

Nach dem Blinddarm (Zökum. intraperitoneal) folgt dann oberhalb der Ileozökalklappe

(HINWEIS: es gibt keine einheitliche Aussprache: die einen sagen Zäkum, die anderen

Zökum; nehmt, was euch besser gefällt) das Colon ascendens, das mit dem dorsalen

Peritoneum verwachsen ist und somit sekundär retroperitoneal liegt. In unterer Leberrandhöhe

(entspricht unterer Nierenpol bis Nierenhilus) befindet sich die Flexura coli dextra und es

folgt der querverlaufende Teil des Dickdarms (Colon transversum). Dieser verläuft etwas

durchhängend meist auf Höhe des Duodenums bzw. Pankreas bis zur Flexura coli sinistra und

befindet sich intraperitoneal. Aufgehängt ist der querverlaufende Teil an einer

Epithelduplikatur des Peritoneums, dem Mesocolon. Das absteigende Colon descendens ist

wiederum mit dem Peritoneum verwachsen, also wieder sekundär retroperitoneal bis zum

Sigmoid, dem S-förmigen Teil in der linken unteren Bauchecke (Fossa iliaca sinistra). Das

Page 14: Skript „Anatomie Abdomen für Rettungsassistenten/innen“ · ©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA) Stand 02/05 Seite 2 von 27 pars abdominalis, auf Deutsch durch die Bauchschlagader,

©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA)

Stand 02/05 Seite 14 von 27

Colon sigmoideum hängt wiederum frei am Mesothel (intraperitoneal). Der Mastdarm

(Rektum) verlässt nun den Intraperitonealraum und verläuft extraperitoneal bis zum Anus.

Vorher bildet er einen Kotauffangbehälter, die Ampulle, in der der Kot „gesammelt“ wird.

Die Darmentleerung ist eine Reaktion auf die Dehnung der Ampulle. Dies führt zur

Kontraktion der Rektummuskulatur und zur Erschlaffung des M. sphinkter anus internus.

Wird nun der willkürliche M. sphinkter anus externus bewusst relaxiert, kommt es zu

Defäkation, dem kontrollierten Stuhlabgang.

Abb. 6: Colon mit Zökum und Appendix vermiformis Abb. 7: Dickdarm mit typischen Strukturen

Der Dickdarm weist im Gegensatz zum Dünndarm einige Besonderheiten auf. Auffallend

(besonders auch in der klinischen Kolon-Kontrastaufnahme) sind die durch die

Kolonkontraktion bedingten halbmondförmigen Querschnürungen (Plicae semilunares)

und die daraus resultierenden Ausbuchtungen (Haustren). Zudem ist der äußere Längsmuskel

in drei einzelne, längsverlaufende Muskelstränge aufgesplittet, den Taeniae (an der T.

omentalis ist das große Netz (Omentum majus) befestigt, an der T. mesocolica das

Mesocolon, der dritte Muskelstrang ist frei (T. libera). Eine weitere Besonderheit sind kleine

Fettbürzel, die Appendices epiploicae an der äußeren Kolonserosa.

Die arterielle Versorgung erfolgt bis ca. zur linken Kolonflexur durch die Verästelung der A.

mesenterica superior (A. ileocaecalis, A. appendicularis, A. colica dextra, A. colica media).

Der restliche Teil (ab Colon descendens) wird über die A. mesenterica inferior versorgt. Sollte

diese Arterie durch einen Embolus verstopft sein, so ist i.d.R. die Versorgung über eine

Anastomose mit der A. mesenterica superior (Riolan-Anastomose) sichergestellt. Auch die

gesamte arterielle Dickdarmversorgung verläuft arkadenförmig, um ein Höchstmaß an

Flexibilität zu gewährleisten. Der venöse Abfluss erfolgt über gleichnamige Venen ins

Portalvenensystem zur Leber.

Der Darm wird bis kurz vor der linken Flexur vom N. vagus innerviert (Cannon-Böhm-

Punkt). Nur der distale Bereich des Colons wird von parasympathischen Fasern des

Sakralbereiches (Nn. splanchnici pelvini) versorgt. Selbstverständlich haben hier auch

sympathische Fasern Einfluss auf die Darmregulation (sie kommen über den N. hypogastricus

zum Plexus hypogastricus inferior). Grundsätzlich kann für die gesamte gastrointestinale

Haustren

Page 15: Skript „Anatomie Abdomen für Rettungsassistenten/innen“ · ©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA) Stand 02/05 Seite 2 von 27 pars abdominalis, auf Deutsch durch die Bauchschlagader,

©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA)

Stand 02/05 Seite 15 von 27

Innervation festgehalten werden, dass der Parasympathikus den Darm aktiviert und der

Sympathikus hemmt.

Die Hauptaufgabe des Dickdarms besteht darin, dem Darminhalt Wasser und Elektrolyte zu

entziehen. Zudem ist hier die Darmbewegung wesentlich träger als im Dünndarm, so dass hier

Darmbakterien einen geeigneten Lebensraum finden. Sie helfen uns sowohl bei der

Verdauung als auch bei der Versorgung mit Substraten (z.B. bekommen wir von den

Darmbakterien Vitamin K, wichtig für die Blutgerinnung. Neugeborene haben noch keine

Darmflora und bekommen deshalb prophylaktisch Vitamin K oral substituiert (Konakion)).

Lernhinweis:

Dickdarm besteht aus: 1. Appendix vermiformis (ip=intraperitoneal), 2. Zökum,(ip od. sr), 3.

Colon ascendens (sr=sekundär retroperitoneal), (3a. Flexura coli dextra), 4. Colon

transversum (ip), (4a. Flexura coli sinstra), 5. Colon descendens (sr), 6. Colon sigmoideum

(ip), 7. Rektum (extraperitoneal) mit Ampulle und Canalis analis

Anatomische Besonderheiten: 3 Taeniae coli (separate Längsmuskulatur), Haustren und

halbmondförmige Einschnürungen (Plica semilunaris), Fettbürzel (Appendices epiploicae)

Blutversorgung: A. mesenterica superior et inferior mit Riolan-Anastomose

Cannon-Böhm-Punkt: Übergang von N. vagus zu Nn. splanchnici pelvini

Funktion: Wasser- und Elektrolytretention, Transport, Defäkation (Rektum)

3.9 Leber (Hepar)

Die Leber ist wohl eines der interessantesten und leistungsstärksten Organe des menschlichen

Organismus, sie ist sozusagen „der Inbegriff des Metabolismus“. Auch aus anatomischer

Sicht gesehen ist die Leber recht imposant komplex. Ich will versuchen, hier die wesentlichen

Merkmale heraus zu arbeiten.

Die Leber wiegt zwischen 1500 und 2000 g und liegt geschützt durch die Rippen im rechten

Oberbauch. Nur der linke Leberlappen liegt ungeschützt und ragt über das Epigastrium bis hin

zum linken Oberbauch.

Die Leber ist in einen rechten und einen linken Leberlappen (Lobus hepatis dexter et sinister)

gegliedert, die ventral durch ein Band, dem Ligamentum falciforme, getrennt sind. Nach

kaudal entwickelt sich dieses Band zum Ligamentum teres hepatis, welches das

geschrumpelte Ergebnis der ehemaligen V. umbilicalis ist (hier floss in der Embryonalzeit das

Blut von der Nabelschnur zur Leber bzw. zum Herzen). Neben diesen beiden Hauptlappen

gibt es auf der Rückseite der Leber noch zwei kleinere Lappen, die zwischen dem linken und

rechten Lappen liegen. Nach kranial zeigt sich der Lobus caudatus, nach kaudal der Lobus

quadratus. Hier ist die Trennung zwischen diesen beiden Lappen und dem linken Lappen

durch das bereits oben genannte Ligamentum teres hepatis gegeben. Rechts des unteren

Lobus quadratus befindet sich die Gallenblase (Vesica fellae), dadrüber, also rechts von dem

Lobus caudatus, liegt die untere große Hohlvene (Vena cava inferior).

Im oberen Bereich ist die Leber fest verwachsen mit dem Zwerchfell. Diese Fläche der Leber

bezeichnet man als Area nuda. Der Peritonealumschlag hier ist das Ligamentum coronarium.

Im Bereich der Lebereintrittspforte (Leberhilus) sitzt das Ligamentum hepatoduodenale, in

dem die Leberarterie, als auch die Pfortader und der Gallengang (Ductus choledochus)

verlaufen.

Page 16: Skript „Anatomie Abdomen für Rettungsassistenten/innen“ · ©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA) Stand 02/05 Seite 2 von 27 pars abdominalis, auf Deutsch durch die Bauchschlagader,

©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA)

Stand 02/05 Seite 16 von 27

Abb. 8: Leber von ventral

1: Apex 2: Lig. falciforme 3: Rippe 4: Lobus hepatis sinister 5: M. intercostalis 6: Milz 7: Pankreas 8: Lig. teres

hepatis 9: Duodenum 10: Konfluenz von Ductus choledochus und D. pancreaticus 11: Ductus pankreaticus 12:

Gallenblase (Vesica fellae) 13: Ductus choledochus 14: Ductus cysticus 15: Lobus hepatis dexter 16: Ductus

hepaticus sinsiter 17: Diaphragma (Zwerchfell) 18: rechtes Herz

Abb. 9: Leber von dorsal

Dorsal der Leber liegt die rechte Niere und die Nebenniere, die im Nierenparenchym einen

Eindruck hinterlässt (Impressio renalis). Klinisch befindet sich zwischen Leber und rechter

Niere der Recessus hepatorenalis (Morison´s pouch). Im Falle intraabdomineller Flüssigkeit

Lobus hep. sinister

Lig. teres hepatis

Lobus quadratus

Lobus caudatus

Area nuda

Lig. coronarius

Impressio renalis

Page 17: Skript „Anatomie Abdomen für Rettungsassistenten/innen“ · ©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA) Stand 02/05 Seite 2 von 27 pars abdominalis, auf Deutsch durch die Bauchschlagader,

©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA)

Stand 02/05 Seite 17 von 27

(z.B. bei Aszites oder Blutung in den Bauchraum) sammelt sich hier zuerst bei liegendem

Patienten die Flüssigkeit und ist sonographisch nachweisbar.

Besonders was die Blutversorgung betrifft, ist die Leber ein Unikat. Neben der Arteria

hepatis propria gibt es einen weiteren Blutzustrom, der aus der Vena portae. In ihr sammelt

sich das Blut aller unpaaren Bauchorgane (Milz, Magen, Dünn- und Dickdarm, Pankreas,

Gallenblase) und sie versorgt die Leber hauptsächlich. Ja, auch bei einer Embolie der A.

hepatica propria würde bei einer gesunden Leber und normaler V. portae die alleinige

Versorgung über die Portalvene genügend Sauerstoff und Nährstoffe bereitstellen. Die A.

hepatis propria entwickelt sich aus der A. hepatica communis des Truncus coeliacus und teilt

sich in einen Ramus dexter für den rechten, und einen Ramus sinister für den linken

Leberlappen.

Die Portalvenen verlaufen auch intrahepatisch parallel, zusammen mit den Gallengängen

(Ductus interlobularis). Der venöse Abfluss erfolgt letztlich über drei Lebervenen (aus Lobus

sinister, dexter und caudatus), die man in einem standardisierten Lebersonoschnitt

(subcostaler Schrägschnitt) als Venenstern darstellen kann, in die V. cava inferior.

Das Peritoneum viscerale der Leber und der Galle haben sensible Fasern vom N. phrenicus

(Ramus phrenicoabdominali). Bei Gallebeschwerden kann es zu Symptomen in der rechten

Schulter kommen (s. Head-Zonen). Bedenke, das der N. phrenicus, der ja hauptsächlich das

Zwerchfell motorisch innerviert, aus der Halswirbelsäule (C4) entspringt. Ihre funktionelle

Innervation ist parasympathischer und sympathischer Natur (N. vagus und Plexus coeliacus).

Hiermit sind wird bereits in der mikroskopischen Anatomie der Leber. Strukturell ist die

Drüse in kleine Läppchen gegliedert, deren Mittelpunkt eine zentrale Vene ist (s. Abb. 10/11).

Zwischen solchen Läppchen befinden sich bindegewebige Periportalfelder (Glisson-

Dreiecke). In jedem periportalem Feld befindet sich je ein Arterienast (A. interlobularis), eine

Portalvene (V. interlobularis) und ein Gallengang (Ductus interlobularis). Das Blut aus

Arterie und Portalvene ergießt sich in Hohlräume um die zur Zentralvene hin angeordneten

Leberzellen (Hepatozyten), den sogenannten Sinusoiden. Die von den Hepatozyten

produzierte Galle wird entgegengesetzt in besonderen Kanälen zu den Periportalfeldern

geleitet, um hier über die Ducti interlobulares zur Gallenblase / zum Darm geleitet zu werden.

Die Sinusoide sind von den Gallekanälchen hermetisch abgeriegelt, so dass es hier zu keiner

Vermischung kommen kann.

Abb. 10 u. 11: Leberläppchen

1: Portalvene 2: Arterie 3: Gallengang 4: Zentralvene 2 3 1 4

5: Lebersinusoid 6: Kupfersternzelle an Leberbälkchen

7: Gallenkanälchen (Canaliculus biliferi)

Leberläppchen Hepatozyten

Page 18: Skript „Anatomie Abdomen für Rettungsassistenten/innen“ · ©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA) Stand 02/05 Seite 2 von 27 pars abdominalis, auf Deutsch durch die Bauchschlagader,

©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA)

Stand 02/05 Seite 18 von 27

Die Aufgaben der Leber sind die Speicherung, Produktion und der Abbau von Substanzen.

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Leistungen der Leber:

PRODUKTION:

- Galle

- Cholesterin

- Plasmaproteine (Albumin, α- und β-Globuline, sonstige Akut-Phase-Proteine)

- Gerinnungsfaktoren (z.B. Fibrinogen, Prothrombin, u.a. Vit.K-abhängige GF)

- Glucose aus Proteinen (Gluconeogenese)

SPEICHERUNG

- Glucose in Form von Glycogen

- Eiweiß

- Vitamine (B12 und A)

- Eisen und Kupfer

- Folsäure

ENTGIFTUNG/ABBAU

- Blutabbau (bes. Bilirubin durch Glukoronyltransferase)

- körpereigene Substanzen, z.B. Ammoniak (zu Harnstoff)

- zugeführte Substanzen / Toxine (z.B. Medikamente)

(hauptsächlich sind die Enzyme der Cytochrome P450 dafür verantwortlich)

Lernhinweis:

Größte Drüse, 1500 bis 200 g, Lage: rechter Oberbauch bis linkes Epigastrium, z.T. mit

Zwerchfell verwachsen; Lappeneinteilung: rechter und linker Leberlappen, + Lobus quadratus

und Lobus caudatus; diverse Bandstrukturen (z.B. Ligamentum falciforme od. Lig. teres

hepatis). Leberhilus als Ein-/Austrittspforte für Leberarterie (A. hepatica propria), Vena

portae und Gallengang (Ductus hepaticus).

Mikroskopische Einteilung in Läppchenstruktur mit periportalen Feldern (hier Portalvene,

Arterie und Gallengang) und Zentralvene als Blutabfluss.

Diverse Funktionen: Produkion (Albumin, Akut-Phase-Proteine, Gerinnungsfaktoren,

Glucose, Fett), Speicherung (Glucogen, Fett, Vitamine (A / B12), Eiweiß, Eisen), Entsorgung

(Blut, Ammoniak, zugeführte Substanzen über Cytochrom P 450-System)

3.10 Gallenblase (Vesica fellae) mit Gallengang

Die Gallenblase liegt im rechten Oberbauch direkt unterhalb der Leber, stößt unterhalb der 9.

rechten Rippe an die Bauchdecke, ist Speicherort der Galle in Zeiten, wo Galle nicht

gebraucht wird und liegt im Nebenfluss des Gallenganges. Die beiden Gallengänge der Leber

(Ductus hepaticus dexter et sinister) vereinen sich zum Ductus hepaticus communis (meist

noch intrahepatisch), der nach Einmündung des Ductus cysticus (von der Gallenblase) zum

Ductus choledochus wird. Dieser hat einen supra- und einen infraduodenalen Teil. In den

meisten Fällen verbindet sich dieser dann mit dem Ductus pancreaticus und mündet dann in

der VATER-Papille des Dünndarms. Hier befindet sich ein Muskel (M. sphinkter oddi), der im

nüchternen Zustand geschlossen ist. So kommt es zum Rückstau der Galle und zur Füllung

der Gallenblase. Hier wird die Galle eingedickt und bei der nächsten Nahrungsaufnahme in

Verbindung mit der Relaxation des M. sphinkter oddi wieder abgegeben. Dies geschieht

durch Kontraktion der Gallenblase, was insbesondere über das Hormon Cholezystokinin

induziert wird.

Page 19: Skript „Anatomie Abdomen für Rettungsassistenten/innen“ · ©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA) Stand 02/05 Seite 2 von 27 pars abdominalis, auf Deutsch durch die Bauchschlagader,

©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA)

Stand 02/05 Seite 19 von 27

Die Blutversorgung erfolgt über die A. cystica, die i.d.R. aus der A. hepatica dextra

entspringt. Es gibt hier allerdings viele Varietäten, die es bei einer Cholecystektomie zu

beachten gilt. Der venöse Abstrom erfolgt über gleichnamige Vene in die Portalvene. Die

Schmerzleitung z.B. bei Steinleiden über den N. phrenicus mit ggf. Ausstrahlung in die rechte

Schulter wurde im Leberkapitel bereits angesprochen.

Abb. 12: Gallensteinlokalisationen

Lernhinweis:

Lage: rechter Oberbauch, größtenteils hinter/unter der Leber, Spitze ragt unter der 9. Rippe

hervor; Gallengänge: Ductus hepaticus sinister et dexter, D. hepaticus communis, D. cysticus,

D. choledochus. Einmündung des D. pancreaticus; manchmal Schmerzausstrahlung in die

rechte Schulter (über N. phrenicus); Funktion: Speicherung der Galle

3.11 Bauchspeicheldrüse (Pankreas)

Das Pankreas wurde bereits beim Duodenum erwähnt, denn im duodenalen C liegt der Kopf

(Caput) der Bauchspeicheldrüse. Dieser geht in den Corpus über und endet mit dem

Pankreasschwanz (Cauda) in der Nähe des Milzhilus (Ein-/Austrittspforte der Gefäße). Es

handelt sich um eine sowohl endokrine als auch exokrine Drüse, die die dorsale Begrenzung

der Bursa omentalis bildet, ca. 13 – 18 cm lang und 70 – 90 g schwer ist. Die Hinterfläche ist

fest mit der Bauchwand verwachsen, die ventrale Fläche ist mit Peritoneum überzogen, die

Drüse liegt also sekundär retroperitoneal.

(Interessant ist auch die Lagebeziehung zu den Gefäßen (A. mesenterica superior, inferior,

Truncus coeliacus mit seinen Ästen, besonders der Milzarterie, die oberhalb des Pankreas

verläuft; Portalvenen, besonders die Milzvene, die dorsal verläuft).

Um operativ an das Pankreas heran zu kommen, muss der Operateur schon etwas Geschick an

den Tag legen, denn es ist vom Magen überdeckt und durch das Omentum majus vor dem

direkten Zugang geschützt.

Die arterielle Versorgung erfolgt über verschiedene Wege, zum einen als der A. splenica, aber

auch aus der A. gastroomentalis und der A. mesenterica superior. Die venöse Drainage geht

über die V. splenica bzw. V. mesenterica superior ins Portalsystem. Die Nervenversorgung

erfolgt über den Plexus coeliacus.

Page 20: Skript „Anatomie Abdomen für Rettungsassistenten/innen“ · ©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA) Stand 02/05 Seite 2 von 27 pars abdominalis, auf Deutsch durch die Bauchschlagader,

©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA)

Stand 02/05 Seite 20 von 27

Abb. 13: Lage des Pankreas

Die Bauchspeicheldrüse ist eine Drüse, die sowohl endokrin als auch exokrin produziert. Das

auch rettungsdienstlich wichtigste Hormon, was hier in den B-Zellen der Langerhans-Inseln

synthetisiert wird, ist das Insulin. Weitere Hormone sind das Glukagon als Gegenspieler des

Insulin (A-Zellen), Somatostatin (D-Zellen) und pankreatisches Polypeptid (PP-Zellen).

Exokrin werden Verdauungsenzyme über ein Kanalsystem dem Ductus pancreaticus und

schließlich dem Duodenum zugeführt. Daneben wird von Epithelzellen der Gänge Bicarbonat

und Wasser sezerniert. Es können vier Verdauungsenzyme unterschieden werden:

PROTEASEN: Sie werden in inaktiver Form sezerniert und erst im Darm durch

Enterokinasen aktiviert. Hierzu gehören z.B. Trypsin, Chymotrypsin, Elastase,

Carboxypeptidase.

AMYLASE: Spaltet Zucker

LIPASE: Spaltet Fette

NUKLEASE: Spaltet Nukleinsäure

Abb. 14:

Pankreasgewebe

a: Azinus der exokrinen

Drüse

b: zentroazinäre Zelle

c: Langerhans-Insel

d: Kapillare in der

Langerhans-Insel

Page 21: Skript „Anatomie Abdomen für Rettungsassistenten/innen“ · ©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA) Stand 02/05 Seite 2 von 27 pars abdominalis, auf Deutsch durch die Bauchschlagader,

©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA)

Stand 02/05 Seite 21 von 27

Lernhinweise:

Daten: ca. 13-18 cm lang, 70-90 g schwer, sekundär retroperitoneal,

Aufteilung in Kopf (im duodenalen C), Corpus und Schwanz (Nähe Milzhilus). Enge

Lagebeziehung zu diversen Gefäßen.

Endokrine Funktion: In den Langerhans-Inseln; Glucagon (A-Zellen), Insulin (B-Zellen),

Somatostatin (D-Zellen), pankreatisches Polypeptid (PP-Zellen).

Exokrine Funktion: Proteasen (Eiweißverdauung, z.B. Trypsin, Elastase), Amylase

(Zuckerabbau), Lipase (Fettabbau), Nuklease (Nukleinsäureabbau)

3.12 Milz (Splen, Lien)

Die Milz ist ein sekundär lymphatisches Organ, hat die Maße 4711 (4cm dick, 7 cm breit und

11 cm lang), wiegt zwischen 150 und 200 g und befindet sich intraperitoneal im linken

Oberbauch (Regio hypochondriaca sinister, s. Abb. 8 Nr. 6), teils vom Magen bedeckt und im

gesunden Zustand unter dem Rippenbogen verborgen nicht tastbar. Sie ist mit Bändern zur

einen Seite mit dem Magen (Lig. gastrosplenicum), und zur anderen Seite mit der

rückwärtigen Bauchwand (Lig. splenorenale) verbunden. An der den Baucheingeweiden

zugewandten Seite (Facies visceralis) befindet sich der Gefäßein- bzw. –austritt, der

Milzhilus, in enger Nachbarschaft zum Pankreasschwanz.

Arteriell wird die Milz über die A. splenica (auch A. lienalis genannt) aus dem Truncus

coeliacus versorgt, der Blutabfluss erfolgt über die gleichnamige Vene, die über das

Portalvenensystem zur Leber drainiert. Die vegetative Innervation erfolgt über den Plexus

splenicus.

Die Milz besitzt eine bindegewebige, von Peritoneum überzogene Kapsel, von der aus

bindegewebige (teils muskuläre) Septen (Trabekel) ins Organinnere ziehen. Das Gewebe

besteht aus einem teils engen, teils weiten Netz (Retikulum). Im engmaschigen Teil befinden

sich lymphatische Zellen, die makroskopisch als weiße Flecken sichtbar sind und deshalb als

weiße Pulpa bezeichnet werden. Um Zentralarterien herum befinden sich T-Lymphozyten,

weiter davon entfernt B-Lymphozyten (Lymphfollikel). Das restliche weitmaschige Gewebe

ist mit Blut gefüllt und zeigt sich makroskopisch als rote Pulpa. Das Blut fließt entweder in

weiten kapillarähnlichen Strukturen (Sinus) oder direkt durch die netzartigen Strukturen.

Über ein Venensystem wird das Blut dann aus der Milz herausgefördert.

(Der Blutfluss der Milz ist schön zum Auswendiglernen, hier aber nicht näher erläutert).

Entsprechend der mikroskopischen Einteilung hat die Milz drei große Aufgabengebiete.

1. Blutreinigung

- Abbau alter Erythrozyten

- Abbau pathologischer Zellen

- „Pitting“-Funktion (Befreiung roter Blutzellen von Einschlusskörperchen)

2. Immunologische Aufgabe

- direkter Antigenabbau durch Makrophagen

- Opsonierung der Antigene und Aktivierung der humoralen Abwehr (bes. IgM)

3. Speicherung

- Blutspeicher

Page 22: Skript „Anatomie Abdomen für Rettungsassistenten/innen“ · ©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA) Stand 02/05 Seite 2 von 27 pars abdominalis, auf Deutsch durch die Bauchschlagader,

©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA)

Stand 02/05 Seite 22 von 27

Abb. 15 und 16: Mikroskopische Milz (aus Junqueira, Carneiro, Histologie, 3. Auflage, Springer-Verlag, Seite

367)

Lernhinweis:

Größe und Lage: „4711“, 150-200 g, intraperitoneal, hinter linkem Rippenbogen; mit Magen

und rückwärtiger Bauchwand durch Band verbunden.

Bindegewebige Kapsel mit nach Innen ziehenden Trabekeln. Insgesamt retikuläres

Bindegewebe. Aufteilung in weiße Pulpa (B-, T-Lymphozyten um und an Zentralarterien)

und rote Pulpa (Blutspeicher; „Blutsäuberung“). Blutversorung über A. splenica (A. lienalis),

Abfluss über V. lienalis (V. splenica). Aufgaben: Blutreinigung, Speicherung,

immunologische Aufgaben.

Page 23: Skript „Anatomie Abdomen für Rettungsassistenten/innen“ · ©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA) Stand 02/05 Seite 2 von 27 pars abdominalis, auf Deutsch durch die Bauchschlagader,

©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA)

Stand 02/05 Seite 23 von 27

4. Abschließendes

In diesem Skript sind einige wichtige Organe nicht weiter genannt, da sie in anderen

Vorlesungen vorgestellt werden. Hierzu zählen ins besondere der Urogenitaltrakt mit den

Nieren, den Uretheren und der Blase, sowie die männlichen und besonders die weiblichen

Geschlechtsorgane, hier vorrangig die Ovarien, Tuben und der Uterus. Gerade diese

Organsysteme sind für den rettungsdienstlichen Alltag von Bedeutung, da sie

differentialdiagnostisch beim Notfallbild des „Akuten Abdomens“ eine große Rolle spielen.

Post Scriptum möchte ich noch kurz auf Organlage und das Prinzip der serösen Häute

eingehen, welches ich auch in anderen Vorlesungen anspreche (z.B. Thema Atmung, Thema

Herz). Auch im Bauchraum findet sich eine seröse Haut, das Peritoneum, welches im Stande

ist, eine seröse Flüssigkeit zu produzieren. Bekleidet dieses Peritoneum die inneren

Bauchorgane, so sprechen wir vom Peritoneum visceralis, überzieht es die Bauchwand, vom

Peritoneum parietalis. Durch das produzierte Sekret ist ein reibungsfreies Gleiten der

Baucheingeweide möglich, was bei der ständigen Peristaltik unerlässlich ist. Sind die Organe

vollständig von Peritoneum überzogen, so liegen sie intraperitoneal, sind sie nur

oberflächlich von Peritoneum überzogen (z.B. Pankreas), liegen sie sekundär

retroperitoneal. Haben die Organe keinen Kontakt mit dem Peritoneum (z.B. Nieren), sind

sie extraperitoneal, im Falle der Nieren retroperitoneal.

5 Glossar

abdomen (lat.) = der Bauch

acinus (lat.) = die Beere

aden (gr.) = die Drüse

Adipositas = die Fettsucht (lat. adeps = das Fett)

albus, a, um (lat.) = weiß

anterior, ius = vorn gelegen; der/die/das vordere

antrum (lat.) = die Höhle

Anus (lat.) = der After

Aorta descendens = absteigende Schlagader

appendix (lat.) = Anhängsel

aszites = die Bauchwassersucht

brevis (lat.) = kurz

bulbus (lat.) = die Zwiebel

bursa (lat.) = der (Schleim-)Beutel

Caninus (lat.) = der Eckzahn

caput (lat.) = der Kopf

cartilago (lat.) = der Knorpel

cavum (lat.) = die Höhle

choana (lat.) = der Trichter, die hintere Nasenöffnung

chole-kystis (gr.) = die Gallenblase

Cholezystokinin = Sekretion der Gallenblase / Pankreas steigerndes Enzym des Dünndarms

chondros (gr.) = der Knorpel

chylus (?) = die Darmlymphe

chymos (gr.) = der Guss (Chymus = Speisebrei im Magen)

Page 24: Skript „Anatomie Abdomen für Rettungsassistenten/innen“ · ©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA) Stand 02/05 Seite 2 von 27 pars abdominalis, auf Deutsch durch die Bauchschlagader,

©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA)

Stand 02/05 Seite 24 von 27

coeliacus = Bauchhöhle (gr. koilia = die Bauchhöhle)

colon (lat.) = der Dickdarm

columna (lat.) = die Säule

communis (lat.) = gemeinsam

cor (lat.) = das Herz

corona (lat.) = der Kranz

costa (lat.) = die Rippe

cricoidea = ringförmig (?)

cutis (lat) = die Haut

dens (lat.) = der Zahn

derma, dermatos (gr.) = die Haut

desecendens (lat.) = absteigend

dexter, a, um (lat.) = rechts

distal = körperfern gelegen (disto = entfernt)

dorsal = rückenwärts, zum Rücken hin gelegen, rückseitig

ductus (lat.) = der Gang

duodenum (lat.) = der Zwölffingerdarm

enkephal (gr.) = im Kopf, das Gehirn (gr. en- = in, kephale = der Kopf)

enteron (gr.) = der Darm, das Gedärm

Epithel = äußere od. innere Schicht (gr. von epi- = auf, darauf, thelein = üppig wachsen

erythros (gr.) = rot

externus, a, um = außen gelegen; der/die/das äußere X

facies (lat.) = das Gesicht, die Fläche, die Ansicht

falciforme (lat.) = sichelförmig

fibra (lat.) = die Faser

filiforme (lat.) = fadenförmig (lat. von filium = Faden)

flexura (lat.) = die Biegung

foliata (lat.) = blattförmig (lat. von folium = Blatt)

folliculus (lat.) = die Hülse, das Säckchen

fossa (lat.) = der Graben

frontal = stirnwärts; von Seite zur Seite

fundus (lat.) = der Grund, der Boden

fungiforme (lat.) = pilzförmig lat. von fungus = der Pilz)

gaster (gr.) = der Magen

glandula (lat.) = die Drüse

glossa (gr.) = die Zunge

Glucagon = Endoenzym des Pankreas

Hepar (lat.) = die Leber

Hiatus (lat.) = Schlitz, Spalt

hilus (lat.) = die Einbuchtung, die Vertiefung

horizontal = senkrecht zur Körperlängsachse = transversal

ile, ilis (Pl. ilia, ilium, lat.) = der Unterleib, die Weichen (zwischen Rippenbogen uund

Darmbeinkamm)

ileum (lat.) = der Krummdarm

ilia, ilium (lat.) = die Weichen

Incisivus (lat.) = der Schneidezahn

incisura (lat.) = der Einschnitt

inferior, ius = unten gelegen; der/die/das untere X

Inkarzeration = Einklemmung eines Eingeweidebruches (in- = in, hinein od. un-, nicht; lat.

carcer = der Kerker)

intermedius, a, um = in der Mitte dazwischen gelegen

Page 25: Skript „Anatomie Abdomen für Rettungsassistenten/innen“ · ©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA) Stand 02/05 Seite 2 von 27 pars abdominalis, auf Deutsch durch die Bauchschlagader,

©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA)

Stand 02/05 Seite 25 von 27

internus, a, um = innen gelegen; der/die/das innere X

intestinum (lat.) = der Darm, das Gedärm

intramural (lat.) = in der Wand eines Organs (lat. murus = Mauer)

jejunum (lat.) = der Leerdarm

kardia (gr.) = das Herz

kaudal (lat.) = steißwärts (lat. cauda = der Schwanz)

kephal (gr.) = der Kopf

kranial (lat.) = kopfwärts (lat. cranium = der Schädel)

lacuna (lat.) = die Lücke, die Vertiefung

lamina (lat.) = die Platte, die Gewebeschicht

lapar (gr.) = die Weichen

larynx (gr.) = der Kehlkopf

lateral = zur Seite hin gelegen (lat. latus = die Seite)

leukos (gr.) = weiß

lien (lat.) = die Milz

ligamentum (lat.) = das Band

lingua (lat.) = die Zunge

Lipase = Fett verdauendes Enzym des Pankreas

lividus (lat.) = blau

lobus (lat.) = der Lappen (lobulus = das Läppchen)

longitudinal = längs, der Länge nach

lumbus (lat.) = die Lende

mandibula = Unterkiefer

medial = zur Mitte hin gelegen (lat. medium = die Mitte)

medianus, a, um = genau in der Mitte liegend

medius, a, um = der/die/das mittlere X

Mesenterium = Aufhängerapparat für den Darm (gr. meso- = mittel-, mitten, zwischen, gr.

enteron = der Darm)

mesophel (gr.) = mittig üppig wachsend (gr. meso- = mittig, thelein = üppig wachsend)

mola (lat.) = der Mühlstein

mucosa (lat.) = schleimbildende Schicht (lat. von mucus = der Schleim)

musculus (lat.) = der Muskel

myelos (gr.) = das Mark

mys, myos (gr.) = der Muskel

nasus (lat.) = die Nase

nephros (gr.) = die Niere

nervus (lat.) = der Nerv

neuron (gr.) = der Nerv

Nuklease = Nukleinsäure verdauendes Enzym des Pankreas

obliquus, a, um = schräg

odus, odontus (gr.) = der Zahn

oesophagus (lat.) = die Speiseröhre

okzipital = zum Hinterkopf hin gelegen (lat. occiput = der Hinterkopf)

omentum (lat.) = das Netz

oophoron (gr.) = der Eierstock

orchis (gr.) = der Hoden

os, oris (lat.) = der Mund

ostium (lat.) = die Mündung

ovarium (lat.) = der Eierstock

palmar (is), e = zur Handfläche hin/gehörig

pancreas (lat.) = die Bauchspeicheldrüse

Page 26: Skript „Anatomie Abdomen für Rettungsassistenten/innen“ · ©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA) Stand 02/05 Seite 2 von 27 pars abdominalis, auf Deutsch durch die Bauchschlagader,

©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA)

Stand 02/05 Seite 26 von 27

papilla (lat.) = die Warze

parietal (is), e = zur Wand hin gelegen

parotis = die Ohrspeicheldrüse

pars (lat.) = das Teil

pathos (gr.) = die Krankheit, das Leiden

pelvis (lat.) = das Becken

peritoneum (lat.) = Bauchfell (peri- = um…herum, tonus = die Spannung das (um den

Bauch) herumgespannte)

pharynx (gr.) = der Rachen

phlebs (gr.) = die Vene

phren (gr.) = der Geist, das Gemüt; das Zwerchfell

plantar(is), e = zur Fußsohle hin/gehörig

plexus (lat.) = das Geflecht

plica (lat.) = die Falte

porta (lat.) = die Tür, das Tor, die Pforte

posterior, ius = hinten gelegen; der/die/das hintere

processus (lat.) = Vorsprung (pro- = vor, für; cedere = gehen)

profundus, a, um = in der Tiefe gelegen

proktos (gr.) = der After

proprius (lat.) = eigen, allein gehörig

Protease = Protein verdauendes Enzym des Pankreas

proximal = körpernah gelegen (proximus = der nächste)

Ptyalin = alte Bezeichnung für α-Amylase (s. dort)

pulpa (lat.) = das Mark

pylorus (lat.) = der Magenausgang

radix (lat.) = die Wurzel

ramus (lat.) = der Zweig, der Ast

recessus (lat.) = die Ausbuchtung, die Nische

rectus, a, um = gerade

ren (lat.) = die Niere

reticulum (lat.) = das Netz

rhis, rhinos (gr.) = die Nase

sagittal = von vorne nach hinten (lat. sagitta = Pfeil)

semilunar (lat.) = halbmondförmig (lat. von semi- = halb; luna = Mond)

sigmoideum = sigmaförmig

sinister, a, um (lat.) = links

sinus (lat.) = die Bucht, der Hohlraum

sphincter (lat.) = der Schließmuskel

spina (lat.) = die Wirbelsäule, der Dorn

splanchnon (gr.) = die Eingeweide

splen (gr.) = die Milz

spondylos (gr.) = der Wirbel

stoma (gr.) = der Mund

subcutan (lat.) = unter der Haut liegend

superficialis, e = oberflächlich gelegen

superior, ius = oben gelegen; der/die/das obere X

taenia (lat.) = das Band, der Streifen

TEE = Abk. für transösophageale Echokardiographie

teres (lat.) = stielrund (wie ein Bleistift)

testis (lat.) = der Hoden

topos (gr.) = der Ort

Page 27: Skript „Anatomie Abdomen für Rettungsassistenten/innen“ · ©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA) Stand 02/05 Seite 2 von 27 pars abdominalis, auf Deutsch durch die Bauchschlagader,

©A. Fangmann Skript: Anatomie Abdomen (RA)

Stand 02/05 Seite 27 von 27

trabecel (lat.) = der Balken (trabecula = das Bälkchen)

trachea (lat.) = die Luftröhre

transversal = quer

Truncus (lat.) = der Stamm

Trypsin = Protease des Pankreas

umbilicus (lat.) = der Nabel

uncinatus (lat.) = hakenförmig (von lat. uncus = der Haken)

uvula (lat.) = das Zäpfchen (von lat. uva = die Traube)

vena (lat.) = die Vene

venter (lat.) = der Bauch

ventral = bauchwärts, zum Bauch hin gelegen, vorderseitig

vermiformis (lat.) = wurmförmig (lat. von vermis = der Wurm)

vertebra (lat.) = der Wirbel

vesica fellae (lat.) = die Gallenblase

viscera, viscerum (lat.) = die Eingeweide

viszeral (is), e = zu den Eingeweiden hin gelegen

volar(is), e = zur Handfläche hin/gehörig

Zyanose (gr.) = Blaufärbung (von gr. kyanos = blau)

α-Amylase = Enzym zur Kohlenhydratverdauung