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Nr. 61 / 17. Mai 2010 Spendenkonto: 60-1433-9 www.solidarmed.ch Editorial 2 Brennpunk Lesotho - Jeder Vierte verliert gegen HIV 3 1:4 Fussball-Kampagne gegen HIV/Aids 5 Interview mit Adrian Schläpfer, Schweizer Botschafter in Tanzania 6 Auszug aus dem Jahresbericht 2009 8 Verschiedenes 8 Prävention in Lesotho: Mit Fussball gegen HIV .

SolidarMed aktuell Nr. 61 / Mai 2010

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1:4 - Jeder Vierte verliert gegen HIV.

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Nr. 61 / 17. Mai 2010

Spendenkonto: 60-1433-9 www.solidarmed.ch

Editorial 2

Brennpunk Lesotho - Jeder Vierte verliert gegen HIV 3

1:4 Fussball-Kampagne gegen HIV/Aids 5

Interview mit Adrian Schläpfer, Schweizer Botschafter in Tanzania 6

Auszug aus dem Jahresbericht 2009 8

Verschiedenes 8

Prävention in Lesotho:

Mit Fussball gegen HIV.

2 SolidarMed aktuell

Lesotho spielt mit.

Nicht oft zieht ein positives Ereignis die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf das südliche Afrika. Die erste Fuss-ballweltmeisterschaft auf afrikanischem Boden stellt diese Regel für vier Wochen auf den Kopf. Alle Welt schaut auf eine Region, in der humanitäre Katastrophen zu alltäglich sind, um in den Medien Erwähnung zu finden. Diese Chan-ce nimmt SolidarMed wahr, um neben der Fussballfreude Themen anzusprechen, die weniger erfreulich sind.

Im allgemeinen Medienrummel, der während der WM herrscht, darf auf keinen Fall untergehen, dass im südlichen Afrika ein stiller Tsunami jedes Jahr das Leben von ca. 1,4 Millionen Menschen fordert und Millionen von Waisen-kindern hinterlässt: HIV/Aids. Wie Fussball hilft, dieser Epidemie etwas entgegenzustellen, zeigen wir in dieser Ausgabe von «SolidarMed aktuell». So rücken wir unsere Themen ein wenig in den Scheinwerfer, der im Zuge der Fussballweltmeisterschaft in unsere Projektregion strahlt.

«1:4 – Jeder Vierte verliert gegen HIV» Die SolidarMed-Kampagne ist der Grund, warum sich in diesen Wochen die Teams von 14 Gesundheitszentren im ländlichen Lesotho mit dem Fussballfieber anstecken. Wir veranstalten in Lesotho, in der geografischen Mitte der WM-Stadien, ein Fussballturnier mit klar weniger Glamour als das der FIFA, an Einsatz und Begeisterung der Spieler wird es allerdings nicht mangeln. Die gezielte Verbreitung des Fussballfiebers soll helfen, dass sich die jungen Männer nicht zusätzlich mit HIV anstecken. Warum das so ist und weshalb Fussball eine gute Gelegenheit bietet, eine sonst nur schwer zu erreichende Risikogruppe direkt anzuspre-chen, erfahren sie auf den kommenden Seiten.

Herzlichen Dank für Ihr Interesse. Wir bleiben am Ball – gemeinsam mit Ihnen!

Joel Meir, Geschäftsleiter SolidarMed

Impressum «SolidarMed aktuell» 61/2010SolidarMed, Obergrundstrasse 97, Postfach, CH-6000 Luzern 4, Telefon +41 41 310 66 60, Fax +41 41 310 66 62, www.solidarmed.ch

Text: Benjamin Gross Gestaltung: Silvia Bucher Umschlagsbild: Moçambique, Maurice Haas Druck: Brunner AG, Druck und Medien, Kriens Auflage: 11 000 Exemplare

«SolidarMed aktuell» erscheint viermal jährlich – die nächste Ausgabe im August 2010. Diese Ausgabe mit einem Auszug aus dem Jahresbericht 2009 (Seite 8). Das Abonnement kostet jährlich CHF 5.— und wird einmalig von Ihrer Spende abgezogen. Für Mitglieder ist es im Jahresbeitrag enthalten.

Mitgliedschaft: CHF 50.— für Einzelmitglieder; CHF 80.— für Familien und Institutionen.

Spenden und Mitgliederbeiträge überweisen Sie bitte mit entsprechendem Vermerk an: Schweiz: Postkonto 60-1433-9, lautend auf: SolidarMed, CH-6000 Luzern 4 Ausland: IBAN: CH0909000000600014339, BIC: POFICHBEXXX, Geldinstitut: Swiss Post, Postfinance, Nordring 8, 3030 Bern, Konto 60-1433-9, lautend auf: SolidarMed, CH-6000 Luzern 4

Herzlichen Dank!

SolidarMed ist ZEWO-zertifiziert und steht für einen effizienten und gewissenhaften Einsatz Ihrer Spende. Spenden an ZEWO-zertifizierte Organisationen können in den meisten Kantonen der Schweiz von den Steuern abgezogen werden. Bitte informieren Sie sich direkt in Ihrer Gemeinde.

Tanzania

Zimbabwe

Dareda-Spital

Mbulu

Dar es SalaamDodoma

Silveira-Spital

Musiso-Spital

Lugala-Spital

Ifakara

Harare

Lesotho

Südafrika

MaseruSeboche-Spital

Roma-Spital

Paray-Spital

Chainama College

Kafue-Spital

Livingstone-Spital

Lusaka

ZambiaMpanshya-Spital

Maputo

Moçambique

ChiúreAncuabe

Masvingo

Editorial

Das bergige Lesotho befindet sich während der Fussball-Weltmeisterschaft mitten im Zentrum des

Geschehens und steht trotzdem im Abseits. Jeder Vierte ist HIV-positiv.

www.1zu4.ch

SolidarMed aktuell 3

Bild: SolidarMed

Tanzania

Zimbabwe

Dareda-Spital

Mbulu

Dar es SalaamDodoma

Silveira-Spital

Musiso-Spital

Lugala-Spital

Ifakara

Harare

Lesotho

Südafrika

MaseruSeboche-Spital

Roma-Spital

Paray-Spital

Chainama College

Kafue-Spital

Livingstone-Spital

Lusaka

ZambiaMpanshya-Spital

Maputo

Moçambique

ChiúreAncuabe

Masvingo

Mit Fussball gegen HIV. Fussballfieber. Ein Fieber, gegen das auch die Gesundheitsprojekte von SolidarMed macht-los sind. Der Fussballboom im Zuge der WM hat mittlerweile auch die Menschen jenseits der südafrikanischen Grenzen erfasst. Das sportliche Grossereignis kündigt sich durch Schlaflosigkeit und Bauchschmerzen an, verursacht durch hoch ansteckende Vorfreude. Auch in Lesotho, dem kleinen Königreich inmitten der grossen Fussballtempel Südafrikas. SolidarMed und Fussball gemeinsam als Team gegen HIV/Aids.

Brennpunkt

Dass in den abgeschiedenen Bergen Lesothos das Fuss-ballfieber besonders heftig bei jungen Männern grassiert, hat eine zusätzliche Ursache. Diese spielen nämlich in den kommenden Wochen selber um einen Titel und hoffen, dass sich ihre Mannschaft für die Finalspiele am 4. Juli 2010 qualifiziert. Organisiert und durchgeführt wird das Fuss-ballturnier von SolidarMed im Rahmen der Kampagne «1:4 – Jeder Vierte verliert gegen HIV».

Ein Spieler der 14 Fussballteams aus Thaba Tseka und Butha Buthe ist Sehloho Tau. Der 19-jährige Stürmer träumt als leidenschaftlicher Sportler selbstverständlich von einer Karriere als Profi. Falls das nicht klappt, wäre er

gerne Lehrer. Seit sein Vater starb, ist es für seine Mutter jedoch eine schier unlösbare Aufgabe, neben seinen auch noch die Schulgebühren für die beiden Brüder und die zwei Schwestern zu bezahlen. Sehloho trägt deshalb als Hirten-junge einen Teil dazu bei, die Familie über die Runden zu bringen. Seine eigene Ausbildung muss noch warten.

«Mohlanapeng Football Club»Sehloho war einer der ersten, der sich auf einen Aufruf seines Gesundheitszentrums hin gemeldet hat. Dieses suchte Spie-ler für eine Fussballmannschaft. In den Sport steckt der junge Mann seine ganze Freude und Leidenschaft. So verwun-dert es nicht weiter, dass er nur drei Monate später einen

Teboho spielt für die «Khohlo-Nt‘so Eleven Stars» am von SolidarMed organisierten Turnier. Für den Finaltag konnte sich sein Team leider nicht qualifizieren. Es gelang jedoch, ihn und seine Freunde während der Qualifikation auf die Gefahr durch HIV/Aids aufmerksam zu machen.

4 SolidarMed aktuell

Sehloho Tau ist HIV-negativ. Als Spieler beim SolidarMed-Fussballturnier erfuhr er mehr über das tödliche Virus, weshalb er sich testen liess. Der Stürmer freut sich, für den «Mohlanapeng Football Club» noch viele Tore schiessen zu können.

Bild: SolidarMed

Brennpunkt

Stammplatz im neu gegründeten «Mohlanapeng Football Club» inne hat. Unterdessen sind hunderte von Trainings­stunden absolviert und die Qualifikation für das grosse Turnier ist Geschichte. Acht Teams haben sich für den Fi-naltag am 4. Juli 2010 qualifiziert. Dann wird in den Ber-gen Thaba Tsekas um den Turniersieg gespielt.

Fussball und lebensrettendes Wissen13 weitere Gesundheitszentren in den Distrikten Thaba Tseka und Butha Buthe gründeten ebenfalls Fussballteams. Gemeinsam mit SolidarMed verfolgen sie ein wichtiges Ziel ausserhalb des Sports: Mittels Fussball können junge Männer erreicht werden, die mit dem Gesundheitssystem ansonsten nur selten oder zu spät in Kontakt kommen.Ein Fussballanlass ist ein regelrechtes Volksfest. Mit der Hilfe von traditionellen Initiationsschulen oder Tanzgrup-pen erwischt SolidarMed die Ballkünstler auch auf ihrem kulturellen «Fuss». Durch das Turnier erreicht SolidarMed knapp 200 junge Männer mit Themen wie Gesundheit und Infektionsvermeidung.

Über HIV/Aids sprechenSehloho Tau selber erzählt, er habe seine Scheu etwas ver-

loren, über diese Themen zu sprechen. Für ihn ist dies ein ungewohntes, aber positives Erlebnis. Das Selbstverständ-nis, das er als basothischer Mann vermittelt bekam, war das des dominanten und starken Mannes. Zum Arzt zu ge-hen bedeutet Schwäche und Hilflosigkeit einzugestehen. Es ist nicht einfach, diese kulturelle Mauer zu überwinden und mit den jungen Erwachsenen über HIV/Aids und den Schutz davor zu sprechen. Es hilft, gleichaltrige «Peer-Educators» auszubilden und diese auf ihre Altersgenossen zugehen zu lassen. Die Vermittlung der Inhalte erfolgt so nicht durch Frontalunterricht oder peinliche Diskussion-en, sondern im echten Gespräch oder mittels Musik, Tanz und Theater.

Auf Gleichaltrige hört man am bestenIn beiden Distrikten fördert und unterstützt SolidarMed die Arbeit der Teams, die die medizinische Grundversorgung in abgelegenen Gebieten sichern. Diese setzen sich aus ver-schiedenen Fachkräften zusammen. In den Partnerspitälern in Thaba Tseka und Butha Buthe wurden zudem gut inte-grierte und angesehene junge Menschen zu Peer-Educators ausgebildet. Ihnen bietet das Fussballturnier die Möglich-keit, viele Gleichaltrige auf einmal zu treffen und zu beraten.

Unvorstellbare Bedrohung durch

HIV/Aids in Lesotho

In Afrika südlich der Sahara ist HIV/Aids mitt-

lerweile so stark verbreitet, dass zwei Drittel

aller HIV-positiv getesteten Menschen in die-

ser Region leben. Insgesamt erhielten bisher

über 22 Millionen die tödliche Diag nose. Im

Jahr 2007 verfügte Lesotho mit 23,2 Prozent

über die dritthöchste HIV-Rate weltweit. Für

die Menschen ist die Ansteckung mit HIV auch

heute noch eine Tragödie, denn ohne Behand-

lung führt das Virus innerhalb von fünf bis acht

Jahren zum Tod.

Die Lebenserwartung sank in den vergangenen

Jahren markant. Bei der Geburt beträgt sie in-

zwischen noch 40 Jahre für Männer und 44

Jahre für Frauen (WHO Statistik 2006), wäh-

rend sie 10 Jahre zuvor noch über 60 Jahre

betrug. Unzählige Kinder haben wegen Aids

einen oder beide Elternteile verloren.

SolidarMed aktuell 5

SolidarMed gegen HIV/Aids im ländlichen Afrika

SolidarMed unterstützt seit 2005 neben der HIV-

Prävention die Behandlung von Aids-Patient/innen

in vier Projektländern mit dem Programm SMART

(«SolidarMed Antiretroviral Treatment»). Ziel des Pro-

gramms ist es, die Aids-Therapie ART in die allgemeine

Gesundheitsversorgung einzuführen.

Leben dank TherapieDie Strategie von SMART zielt deshalb auf die Stär-

kung der Gesundheitseinrichtungen ab, damit diese in

der Lage sind, die betroffenen Menschen in ihrer Re-

gion zu behandeln. Positive Auswirkungen hat dies auf

die Gesellschaft im sozialen und wirtschaftlichen Be-

reich. Denn dank ART (antiretrovirale Therapie) sind die

Patienten wieder fähig, ihre Familien ausreichend zu

versorgen, ihre berufliche Tätigkeit fortzu führen oder

andere gesellschaftliche Funktionen wahrzunehmen.

Im Jahr 2009 wurden dank SolidarMed 70 556 Men-

schen getestet und beraten. Insgesamt erhielten 7 063

Patient/innen eine Behandlung. 3 374 davon leben in

Lesotho.

Lesotho: Bergspitäler im FokusIn Lesotho wurde SMART in den Distrikten Tha-

ba Tseka, Butha Buthe und Maseru eingeführt,

wo SolidarMed über langjährige Partnerschaften

mit den Spitälern Paray, Seboche und Roma ver-

fügt. Seit 2008, dem Beginn der zweiten Phase des

Projekts, konzentriert SolidarMed seinen Mittelein-

satz auf die beiden Distrikte Thaba Tseka und Butha

Buthe.

Mehr Infos zu HIV/Aids und SMART sowie den Jahres-

bericht 2009 finden Sie auf: www.solidarmed.ch

Die Peer-Educators werden an grösseren Veranstaltungen von Krankenschwestern und HIV/Aids-Beratern begleitet. SolidarMed finanziert den Transport, die Unterbringung im Dorf sowie die Materialien, die zum Einsatz kommen. Vor dem Turnier besucht dieses Team sämtliche Mannschaften. Dank diesem Zugang zu den Spielern konnte SolidarMed zu Beginn der Fussball-Kampagne Details über die Ge-sundheit der einzelnen Spieler erfahren. So ist es möglich, neben den Treffen in der Gruppe auch individuell mit ein-zelnen Spielern zu sprechen und auf ihre gesundheitlichen Probleme einzugehen.

Nach oben alles offenSehloho Tau selber fand bei einem solchen Gespräch zu seiner Freude heraus, dass er kerngesund ist. Das soll auch so bleiben, damit er noch viele Tore für den «Mohlanapeng Football Club» schiessen kann. Vielleicht auch bald einmal für einen etwas bekannteren Verein. Die Berge Lesothos sind sehr nahe am Himmel. Solange man gesund bleibt, ist nach oben alles offen. Auch im Fussball. ▪

Die Kampagne.Während in den grossen Städten Südafrikas die besten Fussballer der Welt um Siege spielen, kämpfen grosse Teile der Bevölkerung im südlichen Afrika um ihr Überleben.

Gerade junge Männer sind für die HIV-Prävention und -Behandlung nur schwer zu erreichen. Fussball hilft hier als Vermittler.

Die HIV-Rate in Lesotho, dem Königreich inmitten der WM-Austragungsorte, beträgt 25 Prozent. «1:4» soll diese traurige Tatsache in der Schweiz bekannter machen.

Gewinnen und sich engagierenSolidarMed organisiert ein authentisches Fussballturnier und «überträgt» dieses aus Lesotho via Internet in die Schweiz. Mit einem spielerischen Element. Die Webseite www.1zu4.ch zeigt die Teams und mit wenigen Mausklicks kann auf eine der Mannschaften als Turniersieger getippt werden. Der Hauptpreis: Ein Treffen mit Natispieler und SolidarMed-Botschafter Stephan Lichtsteiner in Rom.

Rufen Sie Ihre Freunde per E-Mail, auf Facebook und in der realen Welt dazu auf, bei www.1zu4.ch mitzumachen und ein Zeichen zu setzen.

www.1zu4.ch

6 SolidarMed aktuell

Viele Hundert Menschen in Malinyi, im kaum erschlos-senen Süden des Landes, erwarteten Adrian Schläpfer als Ehrengast bei ihrem Fussballturnier. Das Turnier fand zwar jenseits jeglicher medialer Berichterstattung statt, dennoch war es an Emotionen kaum zu überbieten. Adrian Schläpfer nutzte die Gelegenheit, das Lugala-Spital im Nachbardorf zu besuchen. Dieses Spital ist die einzige Gesundheitsein-richtung weit und breit und wird von SolidarMed seit eini-

Tanzania: «Ein gutes Entwicklungsprojekt macht sich überflüssig.» Interview mit Adrian Schläpfer , Schweizer Botschafter in Tanzania

Während seinen Einsätzen für die Weltbank, das Entwicklungsprogramm der UNO und als Abteilungsleiter bei der DEZA bereiste Adrian Schläpfer weite Teile der Welt. Nun ist er als Botschafter in Tanzania die offizielle Ver-tretung der Schweizer Regierung. Ein Amt, das sich auch vom Schreibtisch aus ausführen liesse. Mit dem vierfa-chen Familienvater verfügt die Schweiz jedoch über einen sehr volksnahen Vertreter, der gerne den Puls des Lebens vor Ort spürt. So begleitete der Botschafter SolidarMed auch auf einer Reise in eines der abgelegensten Gebiete Tanzanias.

gen Jahren unterstützt, damit es die Gesundheit der Men-schen in der Region sichern kann.

Die Erfahrung zeigt, dass junge Männer bei der Präven-tionsarbeit zu HIV/Aids nur schwierig zu erreichen sind. Ein Massenanlass wie das Fussballturnier in Malinyi wird deshalb von SolidarMed für Präventionsarbeit zum Thema HIV/Aids genutzt. Adrian Schläpfer erzählte uns im Ge-spräch von den Begegnungen mit Menschen, welche Art von Hilfsprojekten wirklich helfen und er zeigte sich von der Arbeit von SolidarMed vollends überzeugt.

«SolidarMed aktuell»: Herr Schläpfer, was bedeutet Fussball für die Menschen in Tanzania? «Adrian Schläpfer»: Sehr viel! Tanzania ist zwar im inter-nationalen Fussballzirkus ein «Nobody», aber das Spiel mit dem Ball ist auch hierzulande äusserst populär. Das von SolidarMed organisierte und von einer grossen Fangemein-de mit überbordenden Emotionen begleitete Spiel in Ma-linyi hat mir dies einmal mehr deutlich vor Augen geführt. Und wenn man in der Hauptstadt die Zeitungen liest, hat man bisweilen das Gefühl, dass die Welt nur aus Fussball besteht. Sepp Blatter ist der wohl bekannteste Schweizer in Tansania...

Hatten Sie den Eindruck, HIV-Prävention hatte neben dem Fussballturnier überhaupt Platz? Passt das zusam-men? Ob Fussball oder andere Massenveranstaltungen: dies sind gerade im von den Medien vernachlässigten ländlichen Raum Tansanias grundsätzlich ausgezeichnete Vehikel, um die Menschen für eine Sache zu mobilisieren. Mein Besuch im abgelegenen Ulanga-Distrikt hat mir dies bestä-

Mit Transparenten wurde der Ehrengast Adrian Schläpfer am Welt-Aids-Tag beim Fussballturnier im abgelegenen Malinyi begrüsst. SolidarMed nutzte das Volksfest, um mit Tanz, Theater und Musik auf die tödliche Infektionskrankheit aufmerksam zu machen.Bilder: SolidarMed

Interview

SolidarMed aktuell 7

Sehen Sie die Rede von Adrian Schläpfer bei seinem Besuch in Malinyi auf www.solidarmed.ch.

Adrian Schläpfer wurde 1948 geboren und wuchs in Zürich auf. Er lebt und arbeitet heute als Schweizer Botschafter in Dar es Salaam, Tanzania.

tigt. Noch mehr als das Fussballspiel hat jedoch der Tanz-, Trommel- und Theaterwettbewerb die HIV-Thematik am eindrücklichsten ins Bewusstsein der Zuschauer gebracht.

Wie sieht ein gutes Projekt in der Entwicklungszusam-menarbeit aus?In der Theorie tönt es einfach: Ein gutes Entwicklungs-projekt ist jenes, das eine bestehende Dynamik aufgreift, dieser zur optimalen Wirksamkeit und Nachhaltigkeit ver-hilft und sich nachher als Projekt selbst überflüssig machen kann. In der Praxis sieht es natürlich oft etwas komplexer aus. Gerade im Bereich der sozialen Entwicklung, wo Ren-tabilitätsüberlegungen bestenfalls im Zeitraum von Gene-rationen gemacht werden können, dauert es oft Jahrzehnte, bis ein Projekt als solches nicht mehr nötig ist.

Was bedeutet das Engagement von SolidarMed für die Menschen im Ulanga-Distrikt?Die Menschen in Ulanga leben unter schwierigen Bedin-gungen. Wenn man über die holprige Piste in Richtung Ma-linyi fährt, fragt man sich, was sich wohl in dieser gottver-lassenen Gegend in den letzten 100 Jahren zum Besseren entwickelt hat. Im Gegensatz zu anderen, besser erschlos-senen Regionen Tansanias sind hier die internationalen Entwicklungshilfeorganisationen kaum vertreten. Das En-

gagement von SolidarMed füllt eine Lücke und verheisst diesen Menschen ein kleines Stück Fortschritt bei der Er-füllung ihrer Grundbedürfnisse.

Was bleibt Ihnen in besonders guter Erinnerung von Ihrem Spitalbesuch? Der Besuch im Spital von Lugala hat bei mir einen unver-gesslichen Eindruck vom Schicksal der benachteiligten Menschen dieser Gegend, aber auch vom bewunderns-werten Engagement der Spitalequipe hinterlassen. Allen voran der Spitaldirektor und SolidarMed-Mitarbeiter Dr. Peter Hellmold. Mit beschränkten Mitteln und unter ein-fachsten spitaltechnischen Bedingungen werden hier hoch professionelle medizinische Dienstleistungen angeboten, die von der Bevölkerung im riesigen Einzugsgebiet of-fensichtlich geschätzt und genutzt werden. Und was mich besonders beeindruckt hat: SolidarMed hat eine klare Vor-stellung von der nötigen Dauer der Unterstützung und ein klares Konzept der schrittweisen Übergabe an die tansa-nischen Partner.

Farbe hilft, wo Trikots fehlen. Der Schweizer Botschafter begrüsst die Spieler vor dem Finalspiel. Im Anschluss an das Turnier besuchte Adrian Schläpfer das von SolidarMed unterstützte Lugala-Spital, das für 100 000 Menschen die medizinische Grundversorgung sichert.

Bild: SolidarMed

8 SolidarMed aktuell

Jahresbericht 2009

Der soeben erschienene Jahresbericht 2009 zeigt auf, was SolidarMed im vergangenen Jahr bewirken konnte und gibt einen detaillierten Einblick in die Finanzen. An 13 ländlichen Standorten wurden die Prävention und die Ge-sundheitsversorgung für über 2 Millionen Menschen unter-stützt. Zusätzlich zu den 36 Projekten in Lesotho, Moçam-bique, Tanzania und Zimbabwe kam 2009 in Zambia ein neues Programm hinzu.

Das hat SolidarMed 2009 zusammen mit seinen lokalen Partnern bewirkt:- 10 abgelegene Spitäler und 46 Gesundheitszentren wur den

unterstützt. In 7 Spitälern arbeitete ein Arzt von SolidarMed um die medizinische Qualität zu verbessern, interne Weiter-bildungen und Supervisionen durchzuführen sowie Projekte zu begleiten.

­ 221 Ärzte und Pflegefachkräfte wurden aus­ oder weiterge-bildet.

- Die Partnerspitäler konnten 217 000 Patient/innen be-handeln.

- 11 700 sichere Geburten sorgten für mehr Gesundheit von Kindern und Müttern.

- SolidarMed ermöglichte durch das Programm SMART, dass 7 063 Aids-Patienten unter Behandlung sind und 70 500 Menschen beraten und getestet wurden.

- SolidarMed unterstützte 438 lokale Gesund heits be ra ter/in-nen, 800 000 Kondome wurden verteilt, 46 neue Brunnen liefern Wasser.

Für das Jahr 2009 weist SolidarMed ein positives Jah-resergebnis von 3 688 Franken aus. Der Betriebsaufwand beträgt 6,5 Mio. Franken.

StellenwechselTanzania: Im Mai kehrt Patrick Ruckli, Kinderarzt und Verantwortlicher für SMART-Dareda, mit seiner Familie in die Schweiz zurück. Zimbabwe: Ebenfalls im Mai beendet Frank Griess seine Arbeit als Länderkoordinator und SMART-Verantwortlicher. Christiane Fritz übernimmt seine Aufgaben. Neu am Musiso-Spital arbeitet ab Mai Markus Sinsel. Er kommt für Andreas Widmer. Lesotho: Niklaus Labhardt reist ebenfalls mit seiner Familie aus und wird Projektleiter von SMART. Allen ein herzliches Dankeschön für ihr Engagement!

Agenda Samstag, 29. Mai 2010: SolidarMed-Generalversammlung und Sonntag, 30. Mai 2010: Vortrag und anschliessende Po-diums diskussion zum Thema HIV und Fussball im südlichen Afrika. Wer siegt gegen HIV? Beide Anlässe finden in Luzern statt: Bäckereifachschule Richemont, Seeburgstrasse 51, Luzern. Weitere Infos: www.solidarmed.ch (News&Events) Sonntag, 4. Juli 2010: SolidarMed-Fussballturnier «1:4» in Thaba Tseka, Lesotho. Mehr Infos: www.1zu4.ch.

Auszug aus dem Jahresbericht 2009

Den vollständigen Jahresbericht 2009 finden Sie auf unserer Website: www.solidarmed.ch

Zusammensetzung der Einnahmen (Herkunft der Mittel) und Ausgaben (Verwendung der Mittel) im Jahr 2009

Herkunft der Mittel

Verwendung der Mittel

Beiträge LED 22.2 %Beiträge DEZA

23.8 %

Beiträge Medicor 5.1 %

Privat- und Grossspenden

48.9 %

Mittelbeschaffung3.8 %

Sensibilisierung3.5 %

Verwaltung5.7 %

Projekte87 %