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Nr. 56 / 20. Februar 2009 Spendenkonto 60-1433-9 www.solidarmed.ch Editorial 2 Brennpunkt Zimbabwe 3 Hilfe konkret 7 Vermischtes 8 220 Betten für 200 000 Menschen Zimbabwe: Ein Gesundheitssystem am Boden

SolidarMed aktuell Nr. 56 / Februar 2009

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Zimbabwe: Ein Staat am Boden und zur Cholera-Epidemie noch die Hungersnot

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Page 1: SolidarMed aktuell Nr. 56 / Februar 2009

Nr. 56 / 20. Februar 2009 Spendenkonto 60-1433-9 www.solidarmed.ch

Editorial 2

Brennpunkt Zimbabwe 3

Hilfe konkret 7

Vermischtes 8

220 Betten für 200 000 Menschen

Zimbabwe: Ein Gesundheitssystem am Boden

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SolidarMed-Einsatzländer 2009

Silveira-SpitalMusiso-Spital

Zimbabwe

Moçambique

Lesotho

Tanzania

Zambia

Harare

Ein Mädchen nach erfolgreicher Behandlung auf einem der raren Betten des Silveira-Spitals.

Bild: Urs Allenspach, SolidarMed

2 SolidarMed aktuell

SolidarMed HIV/Aids-Programmenützen allen

Im Vorfeld der internationalen HIV/Aids-Konferenz in Mexico City im August 2008 veröffentlichte das British Medical Journal einen Artikel von Roger England, der die provokative Frage stellte, warum es eine UN-Organisa-tion für Aids (UNAids) gebe, aber keine für Pneumonie oder Diabetes – beides Krankheiten, an denen mehr Leu-te sterben als an Aids. Der Artikel gipfelte in der Aussage: «The global HIV industry is too big and out of control». Die Kritik: An Stelle von HIV/Aids-Programmen sollte das Geld für die Stärkung der nationalen Gesundheits - sys teme eingesetzt werden und damit allen dienen.

Tatsache ist, dass für keine andere Krankheit im süd-lichen Afrika so viele Mittel zur Verfügung stehen wie für den Kampf gegen HIV/Aids. Tatsache ist leider auch, dass trotz all der verfügbaren Mittel zwei Drittel der HIV-Infizierten, die eine Behandlung nötig hätten, diese noch immer nicht erhalten. Dass es dank der Gelder zu einer generellen Stärkung der nationalen Gesundheitssysteme gekommen wäre, muss bezweifelt werden. Da es in den meisten Ländern an qualifiziertem Personal mangelt, kön­nen HIV/Aids-Programme das Gesundheitswesen sogar schwächen, weil diese Programme oft bessere Saläre be-zahlen können als die staatlichen Dienste und das Perso-nal entsprechend abwandert.

Im HIV/Aids-Programm SMART von SolidarMed ist es von entscheidender Bedeutung, dass alle Aktivitäten von Anfang an nur innerhalb bereits bestehender Gesund-heitsstrukturen angeboten werden und dass diese Struk-turen durch eben dieses Programm auch gestärkt werden. Nur so ist eine Verbesserung der Gesundheitsversorgung langfristig sinnvoll und möglich, für Aids-Kranke wie auch für alle übrigen Patient/innen. So trifft die Kritik von Roger England jedenfalls nicht auf die Programme von SolidarMed zu.

Dr. med. Markus Frei, Fachkommissionsmitglied HIV/Aids

Editorial

Impressum «SolidarMed aktuell» 56/09SolidarMed, Obergrundstrasse 97, Postfach, CH-6000 Luzern 4, Telefon +41 41 310 66 60, Fax +41 41 310 66 62, www.solidarmed.ch

Redaktion: Benjamin Gross Visuelle Gestaltung: Silvia Bucher Umschlagbild: Urs Allenspach, Zimbabwe Druck: Brunner AG, Druck und Medien, Kriens Auflage: 13 500 Exemplare

«SolidarMed aktuell» erscheint viermal jährlich – die nächste Ausgabe im Mai 2009. Das Abonnement ist in den Mit glie der beiträgen eingeschlossen. Um den günstigen Posttarif für abonnierte Zeitungen zu erhalten, gelten jährlich fünf Franken Ihrer Spenden als Abobeitrag.

Mitgliedschaft: Franken 20.— für Einzelmitglieder; Franken 50.— für Vereine und Institutionen. Spenden und Mitgliederbeiträge überweisen Sie bitte mit entsprechender Mitteilung an: SolidarMed, 6000 Luzern 4; Postkonto 60-1433-9; Herzlichen Dank!

SolidarMed ist ZEWO-zertifiziert und steht für einen effizienten und gewissenhaften Einsatz Ihrer Spende. Spenden an ZEWO-zertifizierte Organisationen können in den meisten Kantonen der Schweiz von den Steuern abgezogen werden. Bitte informieren Sie sich direkt in Ihrer Gemeinde.

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SolidarMed-Einsatzländer 2009

Silveira-SpitalMusiso-Spital

Zimbabwe

Moçambique

Lesotho

Tanzania

Zambia

Harare

Operationen bei Kerzenlicht sind in Zimbabwe keine Seltenheit. Manchmal bringen sogar Blitze willkommenes Licht ins Dunkel der vielen Stromausfälle. Vielen staatlichen Spitälern fehlt es an Personal und Medikamenten. So wird das Angebot der von SolidarMed unterstützten Spitäler in Musiso und Silveira immer zentraler für die Menschen im südlichen Zimbabwe.

Die 350 Kilometer lange Autofahrt von der Hauptstadt Ha-rare nach Musiso im Süden führt über weite Strecken durch einst fruchtbares Farmland. Heute versuchen Kleinbauern ohne geeignetes Saatgut und Dünger aus der kargen Erde eine Ernte zu erwirtschaften. Fast symbolisch steht die kar-ge Landschaft für das Gesundheitssystem Zimbabwes.

220 Betten für 200 000 MenschenMit seinen 220 Betten und 3 Ärzten ist das von SolidarMed unterstützte Spital in Musiso medizinische Anlaufstelle für rund 200 000 Menschen. Daneben gibt es lediglich die 20 Aussenkliniken für die ganz abgelegenen Gebiete mit je-weils zwei Krankenschwestern.

80 Kilometer zu Fuss ins SpitalGanz Zimbabwe leidet unter dem Quasi-Zusammen-bruch des Gesundheitswesens: Durch den Streik des Ge-

sundheitspersonals haben die öffentlichen Spitäler ihren Dienst praktisch eingestellt. Von den Menschen der Re-gion verlangt die Situation viel ab. Ihre Wege ins nächste funktionierende Spital sind wesentlich länger geworden. SolidarMed -Vorstandsmitglied Urs Allenspach war wäh-rend zwei Monaten als Arzt im Musiso-Spital im Einsatz. Er erzählt von einer Frau, die drei Tage mit ihrem kran-ken Kleinkind ins Spital unterwegs war und dabei rund 80 Kilometer zu Fuss zurücklegen musste. Die Spitäler der Hauptstadt nahmen bis im Dezember 2008 Hochschwan-gere nur auf, wenn sie Handschuhe, Nadel und Faden, eine Skalpellklinge und eine Nabelschnurklemme, Kerzen und Zündhölzer, Bettwäsche und eine Dosis Tuberkulose-Imp-fung für ihr Neugeborenes mitbrachten. Unterdessen sind diese Geburtsabteilungen geschlossen.

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Brennpunkt

Zimbabwes Gesundheitssystemist praktisch am Boden

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Was SolidarMed in Zimbabwe bewirkt:

In Zimbabwe brach das Gesundheitswesen in den letz-ten Monaten grösstenteils zusammen. Für die Menschen der Region ist das Engagement von SolidarMed wich-tiger denn je. Damit die beiden Spitäler in Musiso und Silveira den schwierigen Umständen zum Trotz weiter-hin für die Menschen offen bleiben, hilft SolidarMed durch:- Nahrungsmittelhilfe für das Spitalpersonal- Lohnaufzahlung für zwei lokale Ärzte- Ausbildung von qualifiziertem Gesundheitspersonal- Entsendung von drei Ärzten aus der Schweiz- Unterhalt und Renovation der Wasserversorgung am

Silveira-Spital- Neubau eines Ambulatoriums im Silveira-Spital- Renovation und Unterhalt der Gebäude- Beschaffung von dringend benötigten Medikamenten und von Verbrauchsmaterial

Dr. med. Urs Allenspach bei bei einer Behandlung im spärlichen Licht des Musiso-Spitals in Zimbabwe.

Bild: SolidarMed

Brennpunkt

Allenspach betont die Wichtigkeit von ausländischer Unter-stützung im krisengeplagten Zimbabwe: «Die Regierungs-spitäler haben keinen Sponsor im Rücken und sind entspre-chend schlecht mit Medikamenten und Verbrauchsmaterial versorgt.» Damit stellen die beiden von SolidarMed unter-stützten privaten Spitäler in Musiso und Silveira Oasen im Gesundheitswesen Zimbabwes dar. Für die Menschen der Region ist es unglaublich wichtig, dass die beiden Spitäler ihre Dienste weiterhin anbieten können. Dank der Hilfe aus der Schweiz können die Spitäler trotz ausbleibenden staat-lichen Geldern nach wie vor einen guten Service bieten. Über die offiziellen Versorgungskanäle des zimbabwischen Gesundheitsministeriums kann im Moment nur etwa ein Prozent der benötigten Medikamente geliefert werden. Die restlichen 99 Prozent werden von SolidarMed besorgt.

Wertvoller MaisDas groteske Ausmass der Inflation in Zimbabwe stellt die Angestellten der Spitäler vor grosse Probleme. Für sie lohnt sich der Weg in die nahe gelegene Stadt nicht mehr, um den vom Staat ausbezahlten Lohn zu beziehen. Die kurze Reise dorthin kostet mehr Geld, als sie auf der Bank erwartet. Christian Seelhofer ist seit bald zwei Jahren in Silveira als Arzt im Einsatz. Dort befindet sich das zweite von SolidarMed unterstützte Spital der Region. Er berich-tet, dass die Spitalangestellten die Arbeit für zwei Tage niederlegen möchten. Dies sei nicht als Streik gedacht – das Personal möchte lediglich zwei Tage Zeit haben um Nahrung für sich und ihre Familien zu beschaffen. «Im Moment ernähren sich die Spitalangestellten einzig von etwas Gemüse aus dem eigenen Garten und dem wenigen, das ich ihnen beschaffen kann», beschreibt Seelhofer die Situation. Weil der staatliche Lohn keinen Wert mehr hat, stellt SolidarMed allen Angestellten von beiden Spitälern monatlich 25 Kilogramm Mais zur Verfügung, damit we-nigstens der ärgste Hunger gestillt und die notwendige Ar-beit fortgesetzt werden kann.

Operieren bei Blitz- und KerzenlichtUrs Allenspach spricht in Bezug auf die Situation in Zim-babwe von einer Kette der Hilflosigkeit. Was noch funk-tioniert, wird durch Stromengpässe beeinträchtigt. «Bei Stromausfall kommt es vor, dass wir in Musiso mit Ta-schenlampen oder bei Kerzenlicht operieren. Die Labor-arbeiten erledigen wir nach Mitternacht und die Leute werden mitten in der Nacht zu Ultraschall- oder Röntgen-untersuchungen aufgeboten – denn dann gibt es für zwei Stunden Strom».

Ähnliches berichtet Christian Seelhofer vom Spital in Sil-veira. «Am Silvestermorgen brach ein heftiges Gewitter über unsere Region. Wir standen im Operations saal, wo wir versuchten, einige Brüche gerade zu biegen und zu schienen. Die Blitze gaben uns durch die grossen Fenster das Licht.» Der Strom war schon seit einigen Tagen aus-gefallen.

4 SolidarMed aktuell

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Die Irrfahrt einer Hochschwangeren

Den Spitälern in Zimbabwe fehlt es an vielem, nicht zuletzt an Benzin. Manchmal führt dieses wichtige Detail zu schier unglaublichen Geschichten. Das zeigt das Beispiel je ner Frau, die in das Spital in Chipinge eintritt, um zum zweiten Mal mittels Kaiserschnitt entbunden zu werden.

Brennpunkt

Zimbabwische Frauen in der Nähe des Spitals, wo sie auf die Geburt ihrer Kinder warten. Kommen die Frauen schon frühzeitig ins Geburtswartehaus des Spitals, werden sie über HIV/Aids aufgeklärt

und getestet. So kann eine allfällige Übertragung des Virus auf das Kind bei der Geburt verhindert werden. Bei Geburtskomplikationen ist ein Arzt schnell zur Stelle.

BIld: Urs Allenspach, SolidarMed

Das Spital in ihrer Heimat Chipinge verfügt über keinen Arzt, weshalb sie nach Chiredzi überwiesen wurde. Für den Transport fehlte dem Spital jedoch der Treibstoff. Mit einsetzenden Wehen und einem Ungeborenen in Steisslage musste sie die über 200 Kilometer im Bus zu-rücklegen. Das Geld für die Fahrkarte organisierte ihr die Familie mittels Notverkauf von Hausrat.

Die Fahrt war nicht nur teuer, sondern auch sehr anstren-gend. Busse fahren nur etwa alle vier bis sechs Stun-den und Fahrpläne haben keine Bedeutung. Nach der langen Reise erfuhr die Schwangere, dass sie auch in Chiredzi nicht operiert werden konnte. Hier wa-ren die Narkosemedikamente ausgegangen. Immerhin wurde sie mit dem spitaleigenen Auto über 27 Kilometer nach Hippo Valley in eine Privatklinik verlegt. Unter-

dessen war sie in vollen Wehen, und die Zeit für den Kaiserschnitt drängte. Die Frau wurde jedoch gar nicht erst in der Privatklinik aufgenommen. Ihr fehlte wegen dem Bus ticket das nötige Geld. So ging die Reise weiter. Immerhin reichte ihr Geld noch für den Transport mit einem Privatauto nach Musiso in das von SolidarMed unterstützte Spital. Die Patientin nahm nun die letzten 77 Kilometer ihrer Irrfahrt unter die Räder. Glücklicher-weise konnte SolidarMed-Arzt Urs Allenspach kurz nach Bestätigung der Diagnose gleich die Entbindung mittels Kaiser schnitt durchführen. Mutter und Kind blieben ein paar Tage im Spital um sich zu erholen. Wer für ihre Heimreise nach Chipinge aufkam, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. Aber immerhin: Die Geburt fand in einem Spital statt, Mutter und Kind sind wohlauf.

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Know-how-Transfer zur Weiterentwicklung der HIV/Aids-Programme

Prof. Christoph Aebi besuchte das SolidarMed-Projekt in Zimbabwe im Rahmen der Partnerschaft mit der Klinik und Poliklinik für Infektiologie des Inselspitals Bern. Die Infektiologie hilft SolidarMed bei der Aus-arbeitung fachspezifischer Richtlinien, die in die Programmgestaltung einfliessen. Dadurch wird das Wissen des Fachpersonals im Feld gesteigert. Im Ge-genzug verschafft SolidarMed dem Inselspital Zu gang und Einblick in die in Lesotho, Tanzania und Zimbabwe praktizierte HIV/Aids-Medizin.

Brennpunkt

ab der 28. Woche der Schwangerschaft bis zum Ende der Stillzeit – kann dieses Risiko bis auf ein bis zwei Prozent gesenkt werden. In Zimbabwe wird das zu wenig konse-quent genutzt. Durch die Verbesserung der vorgeburtlichen Versorgung können HIV­positive Mütter identifiziert und während der Schwangerschaft in diese Therapie aufgenom-men werden. In diesem Bereich will sich SolidarMed künf-tig besonders engagieren.

Verfügt Zimbabwe über die notwendigen diagnostischen Mittel und Medikamente zur HIV/Aids-Behandlung von Kindern?

Aebi: Ja, daran fehlt es nicht. Mir ist übrigens aufgefallen, wie gut das Pflegepersonal Bescheid weiss über die anti-retrovirale Therapie. Aber medikamentöse HIV/Aids-Be-handlung von unterernährten Kindern macht wenig Sinn, solange sie an Hunger leiden. Der Immundefekt im Falle von HIV ist jenem der Unterernährung sehr ähnlich. HIV/Aids-Therapie und Ernährung gehören zusammen.

Wie schätzen sie die Wirksamkeit des Programms von SolidarMed an diesen Spitälern ein?

Aebi: Ohne die Massnahmen von SolidarMed im Bereich Personal würden die Spitäler nicht mehr funktionieren. SolidarMed beschäftigt dort Schweizer Ärzte und bezahlt den zimbabwischen Ärzten den grössten Teil ihres Lohnes. Nur dank diesen Interventionen gibt es überhaupt eine me-dizinische Versorgung an diesen Spitälern. Dank der von SolidarMed unterstützten Weiterbildungen und der Pfle-geschulen ist das Personal bestens qualifiziert. Damit hat SolidarMed auch wesentlich zu einer Entstigmatisierung von HIV/Aids beigetragen. Auch baulich und im Labor hat SolidarMed wesentliche Verbesserungen ermöglicht. Noch viel Potenzial sehe ich im Bereich der Mutter-Kind-Über-tragung von HIV, wo noch das nötige Geld fehlt.

Interview: Thomas Gass, SolidarMed

HIV-Aids-Therapie und Ernährung gehören zusammen Die anhaltende politische und wirtschaftliche Krise in Zimbabwe wird allmählich zur hu-manitären Katastrophe. Dr. Christoph Aebi, Professor an der Universitätsklinik für Kinder-heilkunde des Inselspitals in Bern, besuchte im Oktober 2008 das Aids-Therapie-Projekt SMART von SolidarMed in den beiden Spitälern in Musiso und Silveira. Für «SolidarMed aktuell» beurteilt er die Situation vor Ort.

Aktuell: In Zimbabwe bahnt sich eine humanitäre Ka-tastrophe an. Die Wasser- und Stromversorgung funk-tioniert nicht mehr, die Cholera ist ausgebrochen, und fünf Millionen Menschen sind von Hunger bedroht. Welche Auswirkungen hat das auf die Gesundheit der Kinder?

Christoph Aebi: Mangelernährung ist allgegenwärtig. Die Kinder essen lediglich einmal am Tag Maisbrei. Es fehlt ih-nen an Eiweissen, Vitaminen und Spurenelementen. Auch die Mütter sind unterernährt. Ihre Milch gibt den Kindern nicht, was sie brauchen. Viele Kinder haben Durchfall, aber das Spital hat keine vorgefertigten Rehydrierungs-Lösungen, sondern muss diese selbst herstellen.

In Zimbabwe infizieren sich jährlich 17 000 Säuglinge während der Geburt oder während der Stillzeit mit HIV/Aids. Weshalb?

Aebi: Für mich ist die Kernfrage, wie überhaupt verhin-dert werden kann, dass sich HIV/Aids auf die nächste Ge-neration überträgt. Das Risiko, dass sich das Baby einer HIV-positiven Mutter ansteckt, beträgt bis zu 40 Prozent. Durch antiretrovirale Behandlung der Mutter – spätestens

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Diese Frauen können dank den Leistungen des SMART-Programms unter anderem auch von

der verbesserten Infrastruktur und dem gut ausgebildeten Personal profitieren

Bild: Urs Allenspach, SolidarMed

Die HIV/Aids-Programme von SolidarMed nützen auch anderen Patient/innen

Jeden Tag stecken sich weltweit 7 000 Men schen mit dem HI-Virus an, die Aus breitung von HIV/Aids ist insbeson dere im südlichen Afrika bedrohlich. Zur Bekämpfung der Immun sch wä che krankheit wird viel unternommen. Indirekt profi tie ren aber auch Nicht- Infizierte von den Aids-Therapie-Programmen, die SolidarMed seit 2005 an acht Stand-orten in Tanzania, Moçam bique, Lesotho und Zimbabwe durchführt.

Hilfe konkret

Aids ist eine der grössten Bedrohungen für die Menschen im südlichen Afrika. Seit 2005 beteiligt sich SolidarMed mit dem Projekt SMART (SolidarMed antiretrovirale Aids-Therapie) an acht Standorten am Aufbau eines Aids-Therapie-Programms. Es wird viel investiert im Kampf gegen HIV/Aids. Ist dieser Aufwand gerechtfertigt, wenn im südlichen Afrika 158 von 1 000 Kindern vor ihrem fünf-ten Lebensjahr an Durchfall, Malaria, HIV/Aids, Lungen-entzündung oder Masern – oft in Kombination mit akuter Unterernährung – sterben? Auch die Müttersterblichkeit in Afrika ist seit 1990 unverändert hoch: 900 von 100 000 Frauen sterben während Schwangerschaft oder Geburt. Heute profitieren auch alle diese Menschen von den SolidarMed-Projekten.

Bessere Qualität in der Mutter- und Kind-KlinikUm die Übertragung des HI-Virus von der Mutter auf das Kind zu verhindern, unterstützt SolidarMed mit SMART beispielsweise die Mutter-Kind-Klinik in Seboche in Le-sotho. Damit schwangere Frauen möglichst früh über HIV informiert und getestet werden, unternehmen die Gesund-heitseinrichtungen zusätzliche Anstrengungen.

Bessere Diagnostik dank aufgerüstetem Labor: Durch das HIV/Aids-Programm SMART wurden erhebliche Mit-tel in die Laborgeräte und die Weiterbildung des Personals investiert.

Mehr Platz dank neuer Gebäude: Projekte wie SMART machen es möglich, endlich mehr Platz für Patient/innen und das Personal im ambulanten Bereich zu schaffen.

Motiviertes und qualifiziertes Personal: Die Erfolge von ART (antiretrovirale Aids-Therapie) steigerten die Motiva-tion des Pflegepersonals: Heute können sie Aids­Patient/innen wirklich helfen.

Verbesserung des Managments: Die Bestandeskontrolle und das Bestellwesen sind genauso professionalisiert wor-den wie die Verwaltung der Patientendaten.

Die bisherigen Erfahrungen mit SMART sind positiv. Trotzdem überprüft SolidarMed gegenwärtig die Wirkung des Aids­spezifischen Programms auf die allgemeine Ge-sundheitsversorgung. Tatsächlich werden HIV-positive Patient/innen gegenwärtig etwas bevorzugt behandelt. Sie profitieren von gut ausgestatteten Aids­Programmen und erhalten Gesundheitsleistungen kostenlos, für die andere Gebühren zahlen müssen. SolidarMed wird das Projekt SMART künftig noch gezielter in ein Programm zur Stär-kung der allgemeinen Basisversorgung einbetten, damit auch Menschen, die nicht von Aids betroffen sind, von den Investitionen ins Gesundheitswesen profitieren.

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Zambia ist neues Projektland bei SolidarMedNeu engagiert sich SolidarMed auch in Zambia und weitet somit das Wirkungsfeld im geographischen Kerngebiet der Organisation aus. Das Programm in Zambia bewirkt, dass die Anzahl der ausgebildeten und praktizierenden «Medical Licentiates» (ärztliches Fachpersonal) verdop-pelt wird. Diese kommen in den ländlichen Gebieten zum Einsatz. Das Programm von SolidarMed und dem Liech-tensteinischen Entwicklungsdienst (LED) stärkt die Aus-bildungsspitäler und erhöht allgemein die medizinische Kompetenz in Zambia. So entschärft SolidarMed den Per-sonalnotstand im Land.

«Schaffhauser-Preis» geht an SolidarMed-Arzt Christian SeelhoferDas Kuratorium des «Schaffhauser-Preis für Entwick-lungszusammenarbeit» ehrt SolidarMed-Arzt Christian Seel hofer. Dank seinem Einsatz verbessert sich die medizi-nische Grundversorgung der Menschen im südlichen Zim-babwe. Die Preissumme von 25 000 Franken will Seel hofer für die Spitalentwicklung durch SolidarMed verwenden. Mit dem Preisgeld wird die Wasserversorgung des Spi-tals in Silveira saniert. SolidarMed gratuliert herzlich und dankt Christian Seelhofer für die grossartige Arbeit in den letzten 6 Jahren.

Stellenwechsel Moçambique: Annette Runge war bis 31.01.2009 als HIV-Projektleiterin in Ancuabe tätig. Ihre Nachfolgerin Alexandra Piprek ist im Januar zusammen mit ihrem Mann Hans-Jürgen nach Moçambique ausgereist. Tanzania: Ethel Grabher reist im März nach Tanzania und wird per Ende Mai die Stelle von Doris Magdalinski in Mbulu übernehmen. Schweiz: Barbara Zimmermann hat SolidarMed leider auf Ende 2008 verlassen. Für die Öffent-lichkeitsarbeit und auch für Ihre Anliegen ist neu Benjamin Gross zuständig. Er freut sich auf Ihre Kontaktaufnahme via E-Mail: [email protected] oder Telefon: 041 310 66 60.

SolidarMed dankt allen herzlich für das grosse Engagement im Sinne einer menschenwürdigeren Gesund-heitsversorgung in Afrika!

Agenda Samstag, 16. Mai 2009, 13.00-20.00 Uhr in Luzern: SolidarMed-Generalversammlung Sonntag, 17. Mai 2009, 10.00 Uhr in Luzern: SolidarMed Zusatzveranstaltung mit Fachvorträgen unter anderem über die 83-jährige Geschichte von SolidarMed und über die aktuelle Situation in Zimbabwe 25. April 2009: Welt-Malaria-Tag: Wei-tere Informationen zur Veranstaltung der Swiss Malaria Group folgen in Kürze: www.solidarmed.ch

Vermischtes

Moçambique

Lesotho

Tanzania

Zambia

Zimbabwe

Lusaka

SolidarMed am Medicus Mundi SymposiumThomas Gass von SolidarMed referierte am Medicus Mundi Symposium zum Thema «30 Jahre nach Alma Ata: Die Zukunft von Community Health» über die Erfah-rungen von SolidarMed in der Projektarbeit. Daraus geht hervor, dass die Bekämpfung einzelner Krankheiten nicht zum Erfolg führt, solange die Strategien nicht im lokalen Gesundheitssystem verankert sind. Mehr dazu finden Sie unter: www.solidarmed.ch

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