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UNSERE KNUSPRIGE WATTKRUSTE. DER SAUERTEIG-KLASSIKER. Bäcker mit Laib und Seele. www.kallebaecker.de DITHMARSCHEN KULINARISCH Sonnabend, 3. September 2011 Seite 19 stellen. Gekochte Kartoffeln und Selleriewürfel durch die Kartoffelpresse drücken und mit Milch und Butter ein schau- miges Kartoffelpüree herstel- len. Mit Salz und Muskat ab- schmecken. Soße passieren und mit den restlichen gehackten Kräutern, Pfeffer und Salz aus der Mühle abschmecken. Even- tuell mit etwas ausgerührter Weizenstärke binden. Anrich- ten: Auf einem vorgewärmten Teller das Püree platzieren, das in dünne Scheiben geschnittene Fleisch darauf legen. Mit Soße nappieren (überziehen) und mit frischen Kräutern garnieren. V Tipp: Dazu passt hervorra- gend glasiertes Wurzelgemüse. Guten Appetit! ter anbraten – herausnehmen. Danach Fleischabgänge und Knochen im Bräter anbraten. Gemüse und die Hälfte der Kräuter hinzufügen und mit Lammfond ablöschen. Prise Salz dazu und ca. zwei Stunden köcheln. Die Lammkeulenteile im angeheizten Räucherofen für 20 Minuten bei 120 Grad in den Backofen schieben. V Herausnehmen und warm- Rezept vom Küchenmeister Zutaten (für 4 Personen): V 1 Lammkeule 1,5 bis 1,8 kg vom Schlachter zerlegt 160 g gewürfeltes Gemüse (Sellerie, Möhre, Zwiebel) 20 g Öl 1 Knoblauchzehe 1 kleines Kräuterbund 1/2 Liter Lammfond Pfeffer und Salz aus der Mühle V 500 mehlig kochende Kartoffeln 1/4 Liter Milch 30 g Butter 100 g Sellerie Muskatnuss V 100 g Räucherspäne 1 Zweig Rosmarin Räucherofen aus dem Angelgeschäft V Lammkeulenteile im Brä- Mild geräucherte Lammkeule mit Kräutersoße auf Kartoffel-Sellerie-Püree Anzeige oder einem rosa gebratenem Lammrücken und -haxe aus dem Römertopf mit Schmorso- ße, Ofengemüsen und Röstkar- toffeln fortsetzen. Wen es nach Klassikern ge- lüstet etwa nach einem Schnitzel Wiener Art oder ei- ner gebratenen Scholle mit Speckbutter –, der wird eben- falls nicht enttäuscht. Das Ge- heimnis der ehrlichen Landkü- che von Frank Prüß ist ganz einfach: frische Kräuter aus dem eigenen Kräutergarten ma- chen den Zauber und den Ge- schmack aus. Auch im Winter verzichtet der 40-Jährige da- rauf nicht, dann schon eher auf Knoblauch, denn er möchte deutsche Küche präsentieren. „Bei uns sind so viele Kräuter wie Dill, Minze oder Schnitt- lauch zu Hause. Ohne frische Kräuter zu kochen, wäre ein- fach langweilig.“ Vollbremsung für die feine Landküche Zum Dückerstieg in Neuendorf-Sachsenbande: Frank Prüß setzt auf frische und regionale Küche mit Pfiff Von Stefan Schmid Neuendorf-Sachsenbande Mit dem Auto ist man schnel- ler vorbei, als einem lieb sein kann. Im Landgasthaus Zum Dückerstieg findet nämlich auf dem Teller eine leckere Fusion statt – Regionale Kü- che trifft auf Sternekoch-Qua- lität. Jeder Feinschmecker tritt daher vor der Kurve hef- tigst auf die Bremse. Das Landgasthaus schmiegt sich förmlich an die scharfe Kurve mitten in der Wilster- marsch. Die tiefste Landstelle Deutschlands ist ganz nahe, doch die interessiert nicht. Da- für die verlockenden Düfte aus der Küche, die viel näher ist. Seit Jahrzehnten wird im Dück- erstieg traditionell gekocht, doch die vierte Generation des Familienbetriebs will mehr, hat den Quantensprung in die an- spruchsvolle und gehobene Gastronomie längst vollzogen. „Ich war schon mit 13 Jahren in der Küche“, erinnert sich Frank Prüß (40) gerne zurück. Damals führte seine Mutter Magrit die Regie an diesem hei- ligen Ort. „Ihr Schweinebraten war einfach genial“, sagt der ge- lernte Koch, der nach der Lehre in die weite Welt der Spitzen- küche auszog. So kochte er in Top-Häusern, unter anderem im Vier Jahreszeiten und im Louis C. Jakob in Hamburg. Ir- gendwann reizte ihn das Aus- land, ging er für ein Jahr nach London. „Ich habe 520 Mark im Monat bekommen und 15 Stun- den am Tag gearbeitet.“ Lang, lang ist das her – doch der tägliche körperliche Einsatz und der Wille, seinen Gast mit einem Klasse-Essen zu verwöh- nen, sind geblieben. „Ich versu- che, jeden Tag mein Bestes zu geben.“ Die Qualität fängt bei Frank Prüß bei der Frische seiner Pro- dukte an, die überwiegend aus der Region stammen: die Krab- ben kommen aus Friedrichs- koog, sein Gemüse kauft er in Schmedeswurth, der Ziegenkä- se stammt aus Hohenlockstedt und das Brot wird selbst geba- cken. Auch sein Fleisch kommt aus der Region, einmal in der Woche fährt er in aller Herr- gottsfrühe alleine zum Groß- markt nach Hamburg. Kochen ist kein Beruf, son- dern eine Berufung. Und Frank Prüß in seinem Element, wenn er abends mit seinen jungen Kö- chen in der kleinsten seiner Kü- chen steht: Hier wird jeden Tag à la Carte gekocht. Man könnte auch sagen: mit Herzblut und Leidenschaft. Und vor allem mit Einfallsreichtum, was der saisonal wechselnden Karte an- zumerken ist: Knusperhonigzie- genkäse mit Apfel und Pinien- kernen oder gebratene Garne- len auf Zuckerschotenpüree mit Minzmarinade als Vorspei- sen sprechen die Sinne des Feinschmeckers sofort an. Beim Hauptgang kann man den kuli- narischen Streifzug entweder mit einem glacierten Schollenfi- let auf eingelegten Dill- Schmorgurken mit weißer Port- weinsoße und Kartoffelpüree Regionale, bodenständige Kü- che mit Ehrlichkeit und Pfiff – auf diese Formel könnte man den Anspruch von Frank Prüß bringen. Nicht immer fallen ihm auf Anhieb neue Rezeptvaria- tionen ein. „Manchmal setzt er sich abends kaputt vor den Fernseher und wenn ich ins Bett gehe, sagt er zu mir: ‘Ich schreibe noch mal schnell was auf’“, erzählt Inga Prüß amü- siert. Die Frau des Küchenmeis- ter ist Gastronomiebetriebswir- tin und gestandene Hotelfach- frau. Sie ist voll in den Betrieb integriert, kümmert sich um das Management des Unterneh- mens und ums Hotel. Auch die Eltern von Frank Prüß helfen mit – und Tochter Sophie und Sohn Ole wachsen ganz dicht am gastronomischen Geschehen auf. Auch ein Re- zept der Familie für den eigenen Erfolg. „Der Betrieb funktio- niert durch die Familie und den Zusammenhalt“, so Frank Prüß. Entspannung gibt es für den Koch außer beim Joggen bei der Suche nach neuen Ideen. Prüß schmökert gern in den Büchern großer Kollegen, holt sich Anre- gungen und weiß ganz genau, welche neumodische Erschei- nung er seinen Gästen nicht zu- muten will: zum Beispiel Mole- kularküche. Darauf wolle er auch in Zukunft verzichten, be- tont er. Statt sich beim Kochen auf die Erkenntnisse aus wis- senschaftlichen Untersuchun- gen von biochemischen Prozes- sen zu verlassen, vertraut der Chef des Dückerstiegs auch weiterhin seinem gut entwickel- ten Instinkt als engagierter Kü- chenmeister, der es auch zu ei- nem Stern bringen könnte. Doch der 40-Jährige winkt dan- kend ab. „Ich möchte beim Ko- chen den Spaß behalten.“ Ohne frische Kräuter aus dem eigenen Kräutergarten läuft es bei Frank Prüß nicht: Der 40-Jährige hat vor der Übernahme des Familienbetriebs in diversen Spitzenhäusern unter anderem in Hamburg gekocht. Fotos: Schmid Besser anhalten: Das Landgasthaus und Hotel Zum Dücker- stieg liegt in einer Kurve in der Wilstermarsch.

Sonnabend, 3. September 20 11 ITHMARSCHEN KULINARISCH ... · London. ãIch habe 520 Mark im Monat bekommen und 15 Stun-den am Tag gearbeitet.Ò Lang, lang ist das her Ð doch der

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Page 1: Sonnabend, 3. September 20 11 ITHMARSCHEN KULINARISCH ... · London. ãIch habe 520 Mark im Monat bekommen und 15 Stun-den am Tag gearbeitet.Ò Lang, lang ist das her Ð doch der

UNSERE KNUSPRIGE WATTKRUSTE.DER SAUERTEIG-KLASSIKER.Bäcker mit Laib und Seele.

www.kallebaecker.de

DITHMARSCHEN KULINARISCHSonnabend, 3. September 2011 Seite 19

stellen. Gekochte Kartoffelnund Selleriewürfel durch dieKartoffelpresse drücken undmit Milch und Butter ein schau-miges Kartoffelpüree herstel-len. Mit Salz und Muskat ab-schmecken. Soße passieren undmit den restlichen gehacktenKräutern, Pfeffer und Salz ausder Mühle abschmecken. Even-tuell mit etwas ausgerührterWeizenstärke binden. Anrich-ten: Auf einem vorgewärmtenTeller das Püree platzieren, dasin dünne Scheiben geschnitteneFleisch darauf legen. Mit Soßenappieren (überziehen) und mitfrischen Kräutern garnieren.

V Tipp: Dazu passt hervorra-gend glasiertes Wurzelgemüse.

Guten Appetit!

ter anbraten – herausnehmen.Danach Fleischabgänge undKnochen im Bräter anbraten.Gemüse und die Hälfte derKräuter hinzufügen und mitLammfond ablöschen. PriseSalz dazu und ca. zwei Stundenköcheln. Die Lammkeulenteileim angeheizten Räucherofenfür 20 Minuten bei 120 Grad inden Backofen schieben.

V Herausnehmen und warm-

Rezept vom KüchenmeisterZutaten (für 4 Personen):V 1 Lammkeule 1,5 bis 1,8 kgvom Schlachter zerlegt160 g gewürfeltes Gemüse(Sellerie, Möhre, Zwiebel)20 g Öl1 Knoblauchzehe1 kleines Kräuterbund1/2 Liter LammfondPfeffer und Salzaus der MühleV 500 mehlig kochendeKartoffeln1/4 Liter Milch30 g Butter100 g SellerieMuskatnussV 100 g Räucherspäne1 Zweig RosmarinRäucherofen aus demAngelgeschäftV Lammkeulenteile im Brä-

Mild geräucherte Lammkeule mitKräutersoße auf Kartoffel-Sellerie-Püree

Anzeige

oder einem rosa gebratenemLammrücken und -haxe ausdem Römertopf mit Schmorso-ße, Ofengemüsen und Röstkar-toffeln fortsetzen.

Wen es nach Klassikern ge-lüstet – etwa nach einemSchnitzel Wiener Art oder ei-ner gebratenen Scholle mitSpeckbutter –, der wird eben-falls nicht enttäuscht. Das Ge-heimnis der ehrlichen Landkü-che von Frank Prüß ist ganzeinfach: frische Kräuter ausdem eigenen Kräutergarten ma-chen den Zauber und den Ge-schmack aus. Auch im Winterverzichtet der 40-Jährige da-rauf nicht, dann schon eher aufKnoblauch, denn er möchtedeutsche Küche präsentieren.„Bei uns sind so viele Kräuterwie Dill, Minze oder Schnitt-lauch zu Hause. Ohne frischeKräuter zu kochen, wäre ein-fach langweilig.“

Vollbremsung für die feine LandkücheZum Dückerstieg in Neuendorf-Sachsenbande: Frank Prüß setzt auf frische und regionale Küche mit Pfiff

Von Stefan Schmid

Neuendorf-Sachsenbande –Mit dem Auto ist man schnel-ler vorbei, als einem lieb seinkann. Im Landgasthaus ZumDückerstieg findet nämlichauf dem Teller eine leckereFusion statt – Regionale Kü-che trifft auf Sternekoch-Qua-lität. Jeder Feinschmeckertritt daher vor der Kurve hef-tigst auf die Bremse.

Das Landgasthaus schmiegtsich förmlich an die scharfeKurve mitten in der Wilster-marsch. Die tiefste LandstelleDeutschlands ist ganz nahe,doch die interessiert nicht. Da-für die verlockenden Düfte ausder Küche, die viel näher ist.Seit Jahrzehnten wird im Dück-erstieg traditionell gekocht,doch die vierte Generation desFamilienbetriebs will mehr, hatden Quantensprung in die an-spruchsvolle und gehobeneGastronomie längst vollzogen.

„Ich war schon mit 13 Jahrenin der Küche“, erinnert sichFrank Prüß (40) gerne zurück.Damals führte seine MutterMagrit die Regie an diesem hei-ligen Ort. „Ihr Schweinebratenwar einfach genial“, sagt der ge-lernte Koch, der nach der Lehrein die weite Welt der Spitzen-küche auszog. So kochte er inTop-Häusern, unter anderemim Vier Jahreszeiten und imLouis C. Jakob in Hamburg. Ir-gendwann reizte ihn das Aus-

land, ging er für ein Jahr nachLondon. „Ich habe 520 Mark imMonat bekommen und 15 Stun-den am Tag gearbeitet.“

Lang, lang ist das her – dochder tägliche körperliche Einsatzund der Wille, seinen Gast miteinem Klasse-Essen zu verwöh-nen, sind geblieben. „Ich versu-che, jeden Tag mein Bestes zugeben.“

Die Qualität fängt bei FrankPrüß bei der Frische seiner Pro-dukte an, die überwiegend ausder Region stammen: die Krab-ben kommen aus Friedrichs-koog, sein Gemüse kauft er inSchmedeswurth, der Ziegenkä-se stammt aus Hohenlockstedtund das Brot wird selbst geba-cken. Auch sein Fleisch kommtaus der Region, einmal in derWoche fährt er in aller Herr-gottsfrühe alleine zum Groß-markt nach Hamburg.

Kochen ist kein Beruf, son-dern eine Berufung. Und FrankPrüß in seinem Element, wenner abends mit seinen jungen Kö-chen in der kleinsten seiner Kü-chen steht: Hier wird jeden Tagà la Carte gekocht. Man könnteauch sagen: mit Herzblut undLeidenschaft. Und vor allemmit Einfallsreichtum, was dersaisonal wechselnden Karte an-zumerken ist: Knusperhonigzie-genkäse mit Apfel und Pinien-kernen oder gebratene Garne-len auf Zuckerschotenpüreemit Minzmarinade als Vorspei-sen sprechen die Sinne desFeinschmeckers sofort an. Beim

Hauptgang kann man den kuli-narischen Streifzug entwedermit einem glacierten Schollenfi-let auf eingelegten Dill-Schmorgurken mit weißer Port-weinsoße und Kartoffelpüree

Regionale, bodenständige Kü-che mit Ehrlichkeit und Pfiff –auf diese Formel könnte manden Anspruch von Frank Prüßbringen. Nicht immer fallen ihmauf Anhieb neue Rezeptvaria-tionen ein. „Manchmal setzt ersich abends kaputt vor denFernseher und wenn ich insBett gehe, sagt er zu mir: ‘Ichschreibe noch mal schnell wasauf’“, erzählt Inga Prüß amü-siert. Die Frau des Küchenmeis-ter ist Gastronomiebetriebswir-tin und gestandene Hotelfach-frau. Sie ist voll in den Betriebintegriert, kümmert sich umdas Management des Unterneh-mens und ums Hotel.

Auch die Eltern von FrankPrüß helfen mit – und TochterSophie und Sohn Ole wachsenganz dicht am gastronomischenGeschehen auf. Auch ein Re-zept der Familie für den eigenenErfolg. „Der Betrieb funktio-

niert durch die Familie und denZusammenhalt“, so Frank Prüß.

Entspannung gibt es für denKoch außer beim Joggen bei derSuche nach neuen Ideen. Prüßschmökert gern in den Bücherngroßer Kollegen, holt sich Anre-gungen und weiß ganz genau,welche neumodische Erschei-nung er seinen Gästen nicht zu-muten will: zum Beispiel Mole-kularküche. Darauf wolle erauch in Zukunft verzichten, be-tont er. Statt sich beim Kochenauf die Erkenntnisse aus wis-senschaftlichen Untersuchun-gen von biochemischen Prozes-sen zu verlassen, vertraut derChef des Dückerstiegs auchweiterhin seinem gut entwickel-ten Instinkt als engagierter Kü-chenmeister, der es auch zu ei-nem Stern bringen könnte.Doch der 40-Jährige winkt dan-kend ab. „Ich möchte beim Ko-chen den Spaß behalten.“

Ohne frische Kräuter aus dem eigenen Kräutergarten läuft es bei Frank Prüß nicht: Der 40-Jährige hat vor der Übernahme desFamilienbetriebs in diversen Spitzenhäusern unter anderem in Hamburg gekocht. Fotos: Schmid

Besser anhalten: Das Landgasthaus und Hotel Zum Dücker-stieg liegt in einer Kurve in der Wilstermarsch.